Clausewitz
5/2013 September | Oktober
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Das Magazin für Militärgeschichte
Clausewitz
Leichte 105-mmHaubitze der USArmy
Militärtechnik im Detail
1940: Hitlers „verschenkter Sieg“
Dünkirchen Sechstagekrieg 1967: Israel kämpft um seine Existenz
George S. Patton Genial, erfolgreich, umstritten
Die Adelsburg als Wehrbau Verteidigungsanlagen des Mittelalters
MILITÄR & TECHNIK:
Transportmaschinen von Bundeswehr und NVA Transall C-160 Antonow An-26
e b e i Aus L ail t e D zum Das neue Heft ist da. Jetzt am Kiosk!
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Editorial Liebe Leserin, lieber Leser, mit der französischen Hafenstadt Dünkirchen (Dunkerque) verbinden vor allem viele Briten das „Wunder“ des Jahres 1940 – die nicht für möglich gehaltene Evakuierung des militärisch geschlagenen Britischen Expeditionskorps aus Frankreich. In diesem Zusammenhang wird noch heute besonders eine Frage kontrovers diskutiert: Warum bekräftigte Hitler während des Vormarsches in Nordfrankreich den Befehl des Heeresgruppenchefs von Rundstedt, die nach Dünkirchen vorstoßenden Panzerverbände zu stoppen? Mehr als 350.0000 alliierte Soldaten wären den Verbänden der Wehrmacht im Falle des weiteren Vordringens der Deutschen beinahe schutzlos ausgeliefert gewesen. Über den folgenreichen „Halt-Befehl“ vom 24. Mai 1940 wurden in den vergangenen 73 Jahren verschiedene Thesen aufgestellt. Hitler selbst waren die verlustreichen Kämpfe in Frankreich durch seine Teilnahme an der ersten Flandernschlacht des Krieges von 1914–1918 noch in Erinnerung. Damals hatten sich die Engländer und Franzosen für die Deutschen als hartnäckiger Gegner erwiesen, den man nicht niederringen konnte. Hatte Hitler zu viel Respekt vor den Ende Mai 1940 noch nicht vollständig besiegten Alliierten? Warum griff der deutsche Diktator in die operative Kriegführung ein? In unserer Titelgeschichte „Das Wunder von Dünkirchen“ erfahren Sie ab Seite 10 alles Wissenswerte zum überraschenden Verlauf der Kämpfe in Nordfrankreich und zur dramatischen Evakuierungsaktion der Alliierten. Selbstverständlich beschäftigen wir uns auch mit der Frage nach den Motiven für Hitlers „Halt-Befehl“, der nach Meinung vieler Militärexperten erhebliche Auswirkungen auf den weiteren Kriegsverlauf hatte. Eine erkenntnisreiche Lektüre wünscht Ihnen
Dr. Tammo Luther Verantwortlicher Redakteur
Clausewitz 5/2013
NEUE SERIE Krieger, Söldner & Soldaten 4. Folge
Vorstoß ins Hinterland Revolutionäre Idee: Deutsche Sturmbataillone schlagen im Stoßtruppverfahren eine Bresche in feindliche Verteidigungsanlagen ls der Bewegungskrieg an der Westfront erstarrt, kommt die deutsche Führung 1915 zu dem Schluss, dass der taktische Einsatz der Infanterie grundlegend verändert werden muss. Sturmbataillone werden als gemischte Formationen unter Einbeziehung von Granat- und Minenwerfern, leichten Maschinengewehren und Flammenwerfern aufgestellt. Beispielgebend ist das Sturmbataillon „Rohr“, welches aus dem Niederschlesischen Pionier-Bataillon Nr. 5 hervorgegangen ist. Nun bildet man in fast allen deutschen Armeen je ein eigenes Sturmbataillon, deren Mannschaften ausschließlich aus Freiwilligen bestehen. Vor jedem Einsatz sollen die Sturmabteilungen die gegnerischen Stellungen gründlich auskundschaften und dann mit der Grabeninfanterie des Abschnitts den Angriff durchführen. Beim Vorstoß gehen die Sturmsoldaten in kleinen, gut aufeinander eingespielten Trupps vor, die Stoßkraft des gesamten Bataillons soll nach Möglichkeit nicht verbraucht werden. Der Sturmsoldat trägt einen mit Tarnfarben versehenen Stahlhelm sowie spezielle Hosen, die an Knien und Gesäß mit Leder verstärkt sind. 1916 werden Sturmsoldaten erstmals bei Verdun eingesetzt. Ihr Auftrag lautet vor allem, weit ins feindliche Hinterland vorzustoßen und dort Verwirrung zu stiften.
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Gut ausgerüstet: Dieser Sturmsoldat trägt einen Stahlhelm mit Tarnmuster, zusätzliche Stielhandgranaten und einen Karabiner ohne aufgepflanztes Bajonett. Illustration: Johnny Shumate
Insgesamt werden 17 Sturmbataillone und zwei selbstständige Kompanien aufgestellt. Bei den laufenden Einsätzen der Sturmabteilungen geht es aber auch um die Einbringung von Gefangenen, um die Stärke der gegenüberliegenden Truppen festzustellen. Öfters kommt es vor, dass Sturmsoldaten in gegnerischen Unterständen Alkoholbestände vorfinden, die es bei den deutschen Truppen schon lange nicht mehr gibt. Häufig vermindert sich die Disziplin nach den Funden von Champagner und Whisky. Die Unternehmungen der Deutschen verlaufen meistens erfolgreich, aber nach und nach verstehen es Briten und Franzosen, sich der neuen Angriffstaktik anzupassen.
FAKTEN Zeit: 1916–1918 Uniform: Feldbluse M. 1915 (in der Regel), graue Hosen, Gebirgsschuhe und Wickelgamaschen Hauptwaffe: 7,9-mm-Karabiner 98 und Bajonett 84/98 Ausrüstung: geschwärztes Koppel, Handgranatenbeutel, Gasmaske in Behälter und Schaufel mit langem Stiel Wichtige Schlachten: Verdun, Somme Sturmbataillone im Film: Der blaue Max (1966)
Inhalt Titelthema
Titelgeschichte
Das „Wunder von Dünkirchen“
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Die Kämpfe in Nordfrankreich 1940.
Mit dem Rücken zum Meer
Nordfrankreich 1940
Das „Wunder von Dünkirchen“ 24. Mai 1940: Die Wehrmacht ist unerwartet schnell bis zur Kanalküste vorgestoßen. Als den bei Du? nkirchen eingekesselten Alliierten die Vernichtung droht, trifft Hitler mit seinem „Halt-Befehl“ eine folgenschwere Entscheidung. Von Tammo Luther
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Die alliierte Evakuierungsaktion.
Der „Motor als Waffe“
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Deutsche und alliierte Panzer in Frankreich 1940. UNTER BESCHUSS: Hunderttausende von britischen und französischen Soldaten harren entlang der Kanalküste bei Dünkirchen aus und hoffen auf ihre baldige Evakuierung. Dabei sind sie immer wieder Störfeuer Foto: ullstein bild ausgesetzt.
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Martialisch: Als „Glorreicher Rückzug“ untertitelte Propagandazeichnung aus der Publikation „Die Wehrmacht“, herausgegeben vom OKW, Abb.: Archiv CLAUSEWITZ Berlin 1940.
Magazin Neues zur Militärgeschichte, Ausstellungen und Bücher.
Militärtechnik im Detail .....................
6
„Arbeitspferd“
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Amerikanische M2A1 105-Millimeter-Haubitze. Militär und Technik
Burgen des Mittelalters
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Die Adelsburg als Wehrbau.
Zeitgenössische Berichte von den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs. Titelbild: Fotomontage: Britische und französische Soldaten am Strand von Dünkirchen im Juni 1940.
4
„Plattenseeoffensive“ 1945
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Hitlers Fehlschlag am Balaton.
Der Zeitzeuge
Feldpost eines Badischen Leibgrenadiers
Schlachten der Weltgeschichte
Militär und Technik .....................
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Zwei „ungleiche Schwestern“ .......................................................................52 Die Transportmaschinen Transall C-160 und Antonow An-26.
NEUE SERIE
Militär und Technik
Militärtechnik im Detail
Amerikanische M2A1 105-Millimeter-Haubitze
Die Adelsburg als Wehrbau
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s existieren Sonderformen, die eher „Militärbauten” sind als Adelsburgen, zum Beispiel Kreuzfahrer-, Trutz- und Belagerungsburgen. Die Adelsburgen selbst sind Wohnsitze von Familien, deren Herrschaftsbasis Grundbesitz und Lehen bilden. Die Burg ist Zentrum ihrer Politik und Verwaltung, sie „besetzt” das Umland optisch und zeigt, wer herrscht. Die Burgenkunde des 19. Jahrhunderts sieht Burgen als oft umkämpfte Wehrbauten, die ihr Umland militärisch „beherrschen”. Im Zentrum heute stehen vielmehr die symbolische Funktion der Bauten sowie ihre Bedeutung im jeweiligen geographisch-historischen Umfeld.
Burgen im Frühmittelalter (8. bis 11. Jahrhundert) Schon vor den Adelsburgen gibt es Burgen: Für das 8. bis 10. Jahrhundert sind über 1.000 Großburgen (1–5 ha und mehr) in Deutschland bezeugt. Sie entstehen aufgrund von Thronstreitigkeiten, Adelsaufständen, Fehden und Invasionen (Normannen, Sachsen, Slawen, Ungarn). Spätestens ab der Karolingerzeit steht das Recht, Burgen und Befestigungen zu bauen oder zu genehmigen dem König zu. Karl der Kahle befiehlt 864 für sein Westfrankenreich, illegal erbaute Burgen abzureißen. Letztlich haben die Könige aber kaum Mittel, den Adel zu kontrollieren. Das Burgbaurecht übertragen Könige an Herzöge und Markgrafen.
POPULÄRE DARSTELLUNG: Ein Ritter in voller Rüstung mit einer „Ritterburg“ im Hintergrund. Zeichnung: Andrea Modesti
Im 8. bis 11. Jahrhundert erbaute Burgen nennt man oft fälschlich „Wallburg” oder „Ringwall”, weil verfallene Ringmauern wie Wälle wirken. Zwar gibt es Befestigungen aus geschichteter Erde, doch häufig sind Umwallungen im Frühmittelalter durch Holzpfosten und Steinkonstruktionen stabilisiert. Vermittelt durch die Franken und ihre Kenntnis antiker Bauten setzt sich die Technik des Mörtelmauerwerks durch. Zum Schutz der Tore haben diese teils überlappende Mauerenden, oft mit Holzaufbauten. Häufig in karolingischer (800–911) und ottonischer Zeit (919–1024) sind Zangentore mit viertelkreisförmig nach innen abbiegenden Mauern. Flankierende Wehrplattformen kommen ab dem 10. Jahrhundert vereinzelt vor. Innenbebauungen bestehen aus eingeschossigen Holzbauten, Pfosten- und Grubenhäusern – neben Wohn- und Speicherbauten auch Handwerks- und Handelsbauten. Großburgen sind Wehr-, Schutz- und Verwaltungsbauten, Handels- und Wirtschaftszentren, Produktions- und auch Münzstätten, Orte der Rechtsprechung, Versammlung und kirchlichen Organisation. Mancherorts findet man in der Nähe auf HöVOLLER KLISCHEES: Dieses Schulbild (19. Jahrhundert) einer „Ritterburg im XIII. Jahrhundert“ vereinigt spätmittelalterliche (15. Jhd.) und romantische (19. Jhd.) Elemente. Abb.: Lehmann’s kulturhistorische Bilder
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in die Lage, die Haubitze defensiv in Hinterhangstellung oder geschützt durch andere natürliche Deckungen zu positionieren und von dort die Geschosse mit einer steilen Schussbahn auf Ziele in acht bis elf Kilometern, wenn erforderlich auch auf nicht einsehbare Hinterhangstellungen, abzufeuern. Um die 10.200 M2A1 wurden produziert. Nach dem Krieg wurde die M2A1 dann als M101A1 bekannt und wurde sowohl während des Korea- als auch des Vietnamkrieges eingesetzt. Inzwischen schied dieses Arbeitspferd als Feldartilleriegeschütz bei der U.S. Army aus, obwohl es in anderen Ländern weiterhin im Einsatz steht.
ie M2A1 105-Millimeter-Haubitze war das leichte Standardfeldgeschütz amerikanischer Artillerieeinheiten sowohl auf dem europäischen als auch auf dem pazifischen Kriegsschauplatz. Bei 1941 beginnender Produktion war die M2A1-Haubitze ein gewaltiger Schritt nach vorn im Vergleich zur 75Millimeter-Haubitze, die im Ersten Weltkrieg eingesetzt wurde. Die M2A1 war mobiler, vielseitiger und zuverlässiger als die 75-Millimeter-Haubitze. Sie war doppelt so leistungsfähig, verschoss knapp 15 Kilogramm schwere Geschosse mit einer Reichweite von circa 11.100 Metern. Ein schwerer Lkw konnte die 2.260 Kilogramm schwere M2A1 beinahe überall hin bewegen. Auch war der mögliche steile Schusswinkel ein bedeutender Vorteil der Haubitze. Er versetzte Einheiten
hen erbauter Großburgen einen Herrenhof (lat. curtis) im Tal. Entgegen früherer Ansicht sind wenige frühmittelalterliche Burgen Refugien, die nur bei Gefahr aufgesucht werden. Die meisten sind dauerhaft besiedelt und auf Initiative oder mit Genehmigung der Könige entstanden, insbesondere im Grenzgebiet zu den feindlichen Sachsen. Gegen Ende des Frühmittelalters nutzen Dynastenfamilien vielfach ihnen anvertraute Burgen für eigene Zwecke. Im 8. Jahrhundert entstehen einzelne mittelgroße Bauten und bald darauf erste kleine Höhenburgen, die mit Ringmauer und Wohnturm schon Eigenschaften hochmittelalterlicher Adelsburgen zeigen.
Turmburg und Motte (9. bis 11. Jahrhundert) Noch im 10./11. Jahrhundert wohnen die meisten Adeligen auf Herrenhöfen. Umgeben von Palisaden stehen dort eingeschossige, ein- bis zweiräumige Holz- oder Steinhäuser mit ebenerdigen Eingängen. Schwäche der königlichen Zentralgewalt, Unsicherheit im Reich und wachsender Repräsentationswille führen dazu, dass um 900 Dynasten verstärkt Wohnsitze auf Höhen bauen. Aus der Wende vom 9. zum 10. Jahrhundert stammen älteste erforschte adelige Höhenburgen. Um 1000 existieren viele Adelsburgen als repräsentativ-wehrhafte Wohnsitze. Anfangs sind Höhenburgen quasi auf Höhen versetzte Herrenhöfe, wie Burg Salbüel/CH, deren hölzerne Gebäude dem späten 10. bis 12. Jahrhundert entstammen: Eine Palisade umgibt oval ein Hallenhaus,
Spreizholm Linker und rechter Holm wurden in Feuerstellung auseinander gezogen und im Boden verankert. Dabei dienten die beiden Endsporne dazu, die Rückstoßkräfte aufzufangen, indem sie diese in den Boden ableiteten. In Transportstellung wurden die Holme dann wieder zusammengeführt.
Höhenrichtrad Hiermit konnte das Rohr von minus zehn (wenn man beispielsweise von erhöhter Position nach unten schießen musste) bis zu plus 65 Grad Rohrerhöhung gerichtet werden.
Manuell bedienter Schubkurbelverschluss Der Verschluss erlaubte aufgrund seiner nur hüfthohen Position schnelles Nachladen.
Abzugvorrichtung Durch Ziehen an diesem Seil wurde der Schuss ausgelöst.
Ebenso wurde die M2A1 in Panzerdivisionen auf Selbstfahrlafetten verwendet. Im Bild sieht man die Selbstfahrlafette M7 mit 105-Millimeter-Haubitze auf Sizilien. Diese basierte auf dem Chassis des M4 Sherman-Panzers. Die Briten tauften dieses Gefährt „Priest“(Priester) aufgrund der kanzelähnlichen Drehringlafette für das Maschinengewehr an der Foto: National Archives rechten vorderen Fahrzeugseite.
DIE KONKURRENTEN:
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Doppelschild Gedacht, um Soldaten zu schützen, wenn die Haubitze als Nahunterstützungswaffe eingesetzt wurde.
Zieloptik Optisches Festbrennweitensystem mit vierfacher Vergrößerung, 10 Grad Sichtfeld, mechanischem Zählwerk zur Unterstützung des Richtschützen.
Seitenrichtrad Mit diesem ließ sich das Rohr links oder rechts maximal 46 Grad schwenken.
Die Bedienung des Geschützes bestand aus acht Mann; dazu gehörten der Lade- und Richtschütze sowie der Geschützführer und der für die Munition verantwortliche Kanonier. Die 105Millimeter-Haubitze verschoss eine große Munitionsvielfalt wie etwa hochexplosive, panzerbrechende oder Brandmunition. Die maximale Feuergeschwindigkeit betrug zehn Schuss pro Minute und bei Dauerfeuer drei Schuss je Minute.
Illustration: Jim Laurier
18./19. Jahrhundert: Der Begriff „Ritterburg“ entstammt dem verklärten Mittelalterbild der Romantik. Die heutige Burgenforschung sagt „Adelsburg“ und meint damit einen wehrhaften, repräsentativen Adelswohnsitz des 11. bis 15. Jahrhunderts. Von Michael Losse
Geschützrohr 105 Millimeter Durchmesser; es lagerte auf einem hydropneumatischen Rückstoßmechanismus, der ähnlich einem Stoßdämpfer funktionierte.
„Arbeitspferd“
Burgen des Mittelalters
Zugöse Mit dieser wurde die Haubitze an Zugfahrzeuge zum Transport angehängt.
122 Millimeter M1938 (M-30) Reichweite: ca. 11.800 Meter; entwickelt 1938. Die M1938 diente der Roten Armee als Standarddivisionsartillerie bis 1960. Geschütz QF 25-Pfünder Reichweite: ca. 12.250 Meter; wohl das beste Artilleriegeschütz des Zweiten Weltkriegs. Es verfügte über eine Feuergeschwindigkeit von sechs bis acht Schuss pro Minute und diente in der Britischen Armee bis in die 1960er. Haubitze 105/14 Modell 18 Reichweite ca. 8.150 Meter; entwickelt aus einem WKI-Design. Es existierten sowohl bespannte als auch Kraftzugvarianten. Nach Italiens Kapitulation im September 1943 wurden einige Stücke erbeutet und von den Deutschen weiterverwendet.
Foto: National Archives
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Typ 11 100 Millimeter Reichweite: ca. 10.750 Meter; auf einem französischen Entwurf basierend war diese leichte Feldhaubitze effektiv, aber lediglich 1.100 wurden seit 1931 gebaut, so dass nie genügend Geschütze im Bestand waren, alle japanischen Divisionen mit ihm auszustatten. Leichte Feldhaubitze 18 Reichweite: ca. 12.300 Meter; entwickelt von Rheinmetall (1928/29) war sie eigentlich eine verlängerte Version eines Entwurfs von 1916. Die mit der 10,5-Zentimeter Leichten Feldhaubitze 18M eingeführte Mündungsbremse erhöhte die Reichweite deutlich.
In dieser Serie bereits erschienen: Kampfpanzer Sherman M4 (2/2013) Flugzeugträger Independent-Klasse (3/2013) Deutsches Schnellboot Typ S-100 (3/2013) Maschinengewehr (MG)42 (4/2013) Demnächst: „Swordfish“ Torpedobomber (6/2013)
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CLAUSEWITZ dankt dem „World War II magazine“ sowie der Weider History Group für die Zurverfügungstellung der Grafiken. Mehr Informationen unter www.HistoryNet.com.
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Schlachten der Weltgeschichte | Sechstagekrieg
Militär und Technik
WELTWEIT: C-160 der Luftwaffe verrichten überall ihren Dienst. Hier im Landeanflug auf die Heimatbasis des Einsatzgeschwaders Mazar-e Sharif im Norden Afghanistans. Foto:ISAF Public Affairs
ÜBUNGSFLUG: Eine Maschine vom Typ Antonow AN-26 in der Nähe von Dresden. Foto: picture-alliance/ZB
Transportmaschinen Transall C-160 und Antonow AN-26
Zwei „ungleiche Schwestern“ Die Transall, die heute immer noch fliegen, sind verändert gegenüber jenen, die bis Ende 1971 die Werkshallen verließen. Die einst nur für die Startphase vorgesehenen zwei zusätzlichen Strahltriebwerke am äußeren Drittel der Tragflächen haben sich schon in der Erprobungsphase nicht bewährt. Heute hängen an deren Befestigungen die Behälter für die Hitze-Täuschkörper der für den Einsatz in Krisenregionen mit Selbstschutzausrüstung (ESS) nachgerüsteten Transall. Im Jahr 1986 beginnen die strukturellen Lebensdauer-Verlängerungsmaßnahmen, kurz LEDA I bis LEDA III genannt. Diese führen zu einer Erweiterung der bis dahin nur auf rund 6.000 Flugstunden ausgelegten Rumpf- und Tragflächenstruktur der Transall auf eine Lebensdauer von 15.000 Flugstunden. PUNIB (Periodische Untersuchung bislang nicht inspizierter Bereiche), auch LEDA III genannt, dient der Erkennung und Reparatur korrosionsgeschädigter Teile. Die 1992 begonnene und im Jahr 2000 beendete
1980er-Jahre: Bei Hilfseinsätzen in Afrika treffen die Transall C-160 der Luftwaffe und die AN-26 der NVA-Luftstreitkräfte aufeinander. Von 1990 bis 1994 fliegen sie dann Seite an Seite in der „Armee der Einheit“. Von Hans-Werner Ahrens und Mathias Brandt
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ls man ab 1957 insgesamt 187 Transportflugzeuge des Typs ND 2501D „Noratlas“ in die noch junge Luftwaffe der Bundeswehr einführt, ist bereits klar, dass diese den schnell steigenden Anforderungen im militärischen Lufttransport nicht lange gerecht würden. So beginnen noch im selben Jahr erste Projektstudien für ein deutsch-französisches
Gemeinschaftsprojekt – die Transall C-160. Beteiligt sind die Firmen „Weser Flugzeugbau“ – später VFW in Lemwerder –, Hamburger Flugzeugbau (HFB) in Finkenwerder, Prof. Dipl. Ing. W. Blume in Duisburg-Ruhrort, Nord-Aviation in Châtillon und Süd-Aviation in Hurel-Dubois.
Aus der deutsch-französischen „Transporter-Allianz“ leitet sich der Name „Transall“ ab. Die Kurzbezeichnung C-160 setzt sich aus einem „C“ für „Cargo“ und die „160“ aus den 160 m² der beiden Tragflächen zusammen. Nach Überwindung etlicher Hürden startet der erste Prototyp am 25. Februar 1963 in Melun-Villaroche zu seinem Erstflug.
Produktion der Transall
DATEN
Transall C-160
Rolle: Ursprungsland: Hersteller: Erstflug: Indienststellung: Serienproduktion:
(Taktisches) Transportflugzeug Deutschland (D), Frankreich (F) „Transporter-Allianz“ (D/F) 25. Februar 1963 (Melun-Villaroche) 26. April 1968 (Übergabe in Ahlhorn) 1. Serie: 1967–1972 (D/F) 2. Serie: 1981–1988 (F/Indonesien) Hauptbetreiber: Deutschland und Frankreich, Türkei (TUR), Südafrika Gebaute Stückzahlen: 1. Serie: (C-160 D/F): 90 D, 50 F, 20 TUR 2. Serie (C-160 NG): 35 (Frankreich, Indonesien)
BESTAUNT: Transall-Versuchsmuster V 3 auf dem Fliegerhorst Ahlhorn im Jahr 1968. Erfahrungen aus dem Truppenversuch flossen in die Fertigung der Serienmaschinen ein. Foto: Archiv LTG 62
Ab März 1967 werden insgesamt 204 Transall gebaut, dabei die erste Serie von 1967 bis 1971. Der Hersteller legt von 1981 bis 1989 eine zweite Serie (C-160NG) auf, aber nur für Frankreich und Indonesien. Auch die aufgrund fehlender Austauschteile durch die französische Luftwaffe eingeführten Kunststoffpropeller kommen in den deutschen Transall nicht zum Einbau. Mit der Produktion der Transall wird die Grundlage für eine eigene deutsche, auch zivile Luftfahrtindustrie (heute Airbus) geschaffen. Die Transall rollen aus den vier Endmontagewerken in Lemwerder, Finkenwerder, Bourges und Toulouse, die dann außer in Deutschland und Frankreich auch in der Türkei sowie (zeitweilig) auch in Südafrika, Indonesien und Gabun ihren Dienst verrichten.
DATEN
Antonow AN-26
Rolle: Ursprungsland: Hersteller: Erstflug: Indienststellung: Serienproduktion: Hauptbetreiber: Gebaute Stückzahlen:
Modernisierung des Cockpits, unter anderem durch Einbau einer modernen Navigationsanlage mit „Flight Management System“ und Satellitennavigation (GPS), eines neuen Autopiloten sowie der Austausch der gesamten Kabelbäume macht die Transallflotte fit für das neue Jahrtausend.
Übergabe an die Bundeswehr Drei Jahrzehnte zuvor: Am 26. April 1968 wird auf dem Fliegerhorst Ahlhorn, der damaligen Heimat des Lufttransportgeschwaders (LTG) 62, durch den Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Johannes Steinhoff, das jeweils erste Serienflugzeug der Transall C-160 an die beiden Luftwaffen übergeben. Zu diesem Zeitpunkt sitzt das zukünftige Führungs- und Lehrpersonal im südfranzösischen Mont de Marsan bereits auf der Schulbank. Noch im gleichen Jahr werden die ersten Flugzeuge an das LTG 63 in Hohn zur Aufnahme der Ausbildung und des weltweiten Einsatzes ausgeliefert. 1969 landet in Wunstorf die erste Transall für die
Der dritte arabisch- israelische Krieg Sommer 1967: Für Israel steht die Existenz auf dem Spiel. Der kleine Staat ist auf drei Seiten von Feinden bedrängt und steht mit dem Rücken zum Meer. Mit einem gewagten Präventivschlag versucht das Land die drohende Niederlage abzuwenden… Von Frederick Feulner
Israel Truppenstärke Soldaten: 264.000 Panzer: 800 Flugzeuge: 400
BEWÄHRT: Die robuste Konstruktion wird noch bei den russischen Luftstreitkräften eingesetzt. Foto: Igor Dvurekov
Verluste Tote: 776 Verwundete: 4.517 Panzer: 122 (Sinai), 112 (Westjordanland), 160 (Golanhöhen) Flugzeuge: 46 (circa 20%), davon 12 im Luftkampf
(NATO-Bezeichnung „Curl“)
Taktischer Kampfzonentransporter Sowjetunion O.K. Antonow 25. Mai 1969 ab 1980 in die NVA-LSK 1969 bis 1986 Russland, Ukraine, Vietnam, Usbekistan 1.403
Hauptgegner Israels
(ohne Saudi-Arabien, Irak und Libanon)
Truppenstärke Soldaten: 240.000 (Ägypten), 105.000 (Syrien), 58.000 (Jordanien) Panzer: 1.180 (Ägypten), 550 (Syrien), 200 (Jordanien) Flugzeuge: 450 (Ägypten), 120 (Syrien), 30 (Jordanien) Verluste Die angegebenen Verlustzahlen der arabischen Staaten weichen stark voneinander ab, liegen aber weit über denen der Israelis. Ägypten allein hat 10 bis 15.000 Tote zu beklagen und verlor 700 Panzer. Die Toten der Syrer (2.500) und Jordanier (6.000) belegen ebenfalls einen extrem hohen Blutzoll dieser Länder.
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Sechs „Tage des Feuers“
Flugzeugführerschule „S“. Diese übernimmt fortan die Umschulung und Ausbildung der Besatzungen aller drei Transall-Geschwader. Das am 1. April 1968 in Köln-Wahn aufgestellte und 1971 nach Münster verlegte Lufttransportkommando führt bis zu seiner Auflösung im Jahr 2010 die bis 1972 komplett mit Transall aufgefüllten Lufttransportgeschwader 61 und 63, die FFS „S und das 1986 neu aufgestellte LTG 62, Wunstorf „aus einer Hand“. Ab Ende 2010 übernimmt das von Deutschland, Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Luxemburg in Eindhoven aufgestellte EATC (European Air Transport Command) die Planung und Führung von Lufttransporteinsätzen und MEDEVAC. Mit der Einführung der Transall ist man in der Lage, neue, weiter entfernte Ziele in bis dahin ungewohnten Höhen und teilweise über schlechtem Wetter anzufliegen, län-
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Spurensuche
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IN STELLUNG: Jordanische Truppen verschanzen sich an der Grenze zu Israel. Jordanien gehört zusammen mit Ägypten und Syrien zu den Hauptgegnern Israels während des Sechstagekriegs. Foto: picture-alliance/dpa
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Feldherren
Maginot-Linie in Frankreich 1920: Nach Ende des Ersten Weltkriegs gibt die französische Regierung Pläne für den Bau eines großangelegten Verteidigungssystems entlang der Grenze zum Deutschen Reich in Auftrag. Ziel ist es, einen erneuten deutschen Einmarsch zu verhindern. Von Jörg Fuhrmeister
Bollwerk gegen Deutschland
George S. Patton
Feldherr mit zweifelhaften Ansichten
1941–1945: Ohne Frage ist General Patton eine der facettenreichsten Persönlichkeiten des Zweiten Weltkrieges. Bis heute ist er ein Mythos, der sich nicht allein auf seine Leistungen als Kommandeur gründet, sondern vielmehr auf seine Sympathie für den deutschen Gegner. Von Michael Solka
EINGENOMMEN: Werkgruppe Hochwald, Bunker 16 für drei 7,5-cm-Kanonen, Foto Foto: Autor vom August 1940.
G
eorge S. Patton entstammt einer Patrizierfamilie englischer und schottischirischer Herkunft. Sein Vater war mit John S. Mosby befreundet, einem bekannten Kavallerieoffizier und berüchtigtem Guerillaführer der Konföderierten. Der junge Patton will unbedingt Soldat werden und besucht 1903/04 das virginische Militärinstitut. Anschließend wechselt er nach West Point. Dort zeichnet sich Patton als einer der besten Fechter aus. Am 11. Juni 1909 wird er zum Leutnant der Kavallerie ernannt und dient beim 15. Kavallerieregiment in Fort Sheridan, Illinois. Patton ehelicht 1910 Beatrice Banning Ayer, die Tochter eines Textilindustriellen, und leistet ein Jahr später seinen Dienst in Fort Myer, Virginia, ab. Aufgrund seiner guten sportlichen Leistungen darf Patton 1912 an
UNBESCHÄDIGT: Viele Bunkeranlagen der Maginot-Linie fallen 1940 kampflos Foto: Autor in deutsche Hand.
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ls Elsass-Lothringen nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 an das neu gegründete Deutsche Reich fällt, beginnt Frankreich seine neuen Landesgrenzen unter dem Festungsbaumeister Séré de Rivières gegen mögliche Angriffe des östlichen Nachbarn zu schützen. Im Jahr 1919, nach Beendigung des Ersten Weltkriegs, rückt die französische Grenze zu Deutschland wieder nach Osten, jetzt liegen die errichteten Befestigungsanlagen zu weit weg von der Grenze. Vor allem das Ungleichgewicht in der Einwohnerzahl Frankreichs zu Deutschlands (etwa 42 zu 68 Millionen) erfordert aus Sicht der Franzosen eine neue Befestigung als „Schild und Schwert“ der „Grande Nation“ gegen einen Angriff von Massenheeren. Bereits im Jahr 1920 beginnen Experten mit der Ausarbeitung von Plänen. 1926 wird eine Kommission zur Verteidigung der Grenzen gegründet. Dort werden die technischen Details, Gliederungen und Kosten festgelegt.
Pläne zum Ausbau
SEHENSWERT: Das Festungswerk Fermont (A2) der Maginot-Linie kann besichtigt werden.
Im Januar 1929 – nach mehrfacher Überarbeitung – wird schließlich ein Konzept vorgelegt, nach dem lediglich zwei Festungsge-
Foto: picture-alliance/Bildagentur-online/TIPS-Images
biete ausgebaut werden sollen: - Metz (von Longuyon bis St. Avold) - Lauter (von der Saar bis zum Rhein) Zudem soll anschließend das Rheinufer von Lauterburg bis Basel befestigt werden. Auch in den Alpen werden Befestigungsanlagen gebaut. Selbst auf der Mittelmeerinsel Korsika werden Bauwerke der Maginot-Linie errichtet. Der Ausbau in Frankreich endet zunächst an der Grenze zu Belgien, da man der Meinung war, dass der Verbündete im Norden selbst über eine moderne Landesbefestigung verfügt. Erst später kommen kompakte Kampfbunker, mit Pak und MG’s ausgestattet, als „verlängerte“ Maginot-Linie in Nordfrankreich hinzu.
Verschiedene Bauperioden Die Errichtung des nach dem französischen Kriegsminister André Maginot (1877–1932) benannten Verteidigungsgürtels lässt sich grob in drei Bauperioden einteilen: 1. Von 1925 bis 1929 werden Versuchs- und Erprobungsanlagen erbaut. 2. Die sogenannte CORF-Bauperiode von 1930–1935 umfasst den Bau der großen Artillerie- und Infanteriewerke, der Kasematten für die Zwischenräume, Unter-
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DATEN
S.66 67
Der „Banditenkiller“ 1915 wird Patton mit Kompanie A des 8. Kavallerieregiments zum Patrouillendienst an der mexikanischen Grenze versetzt. Als im März 1916 mexikanische Aufständische die Grenzstadt Columbus im Bundesstaat New Mexico überfallen, wobei mehrere Amerikaner ums Leben kommen, nimmt Patton als Adjutant von John J. Pershing an der Strafexpedition gegen Pancho Villa teil.
PATTON UND PANZER: Während des Ersten Weltkriegs beginnt Patton sich für die neue Panzerwaffe zu interessieren. Das Foto zeigt ihn als Ausbilder in der TankkorpsSchule der US-Armee in Langres im Juli 1918. Foto: picture alliance/akg
George S. Patton
1885 Geburt in San Gabriel, Kalifornien (11. November) 1904 Kadett in West Point 1909 Leutnant der Kavallerie 1910 Heirat von Beatrice Banning Ayer 1916 Motorisierter Angriff auf die Anhänger Pancho Villas 1917 Ernennung zum Captain 1918 Beförderung zum Oberstleutnant 1941 Ernennung zum Generalmajor 1943 Befehlshaber der 7. US-Armee 1944 Kommandeur der 3. US-Armee 1945 Beförderung zum General 1945 Militärgouverneur von Bayern 1945 Tod in Heidelberg (21. Dezember)
Foto: picture alliance/akg
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Im April erhält er die Erlaubnis, mit Trupp C des 13. Kavallerieregiments Jagd auf den Rebellenführer Villa zu machen. Seine erste Kampferfahrung macht er am 14. Mai 1916. Mit drei Dodge-Brother-Wagen überraschen Patton und zehn Soldaten mehrere von Villas Männern, der Anführer von Villas Leibgarde, Julio Cárdenas, und zwei weitere Mexikaner kommen ums Leben. Wenig später wird Patton von der Presse als „Banditenkiller“ gefeiert. Die Strafexpedition wird aber
Clausewitz 5/2013
S.72 73
Museen & Militärakademien
Schlachten der Weltgeschichte
Sechstagekrieg 1967
DEN FEIND IM AUGE: George Patton mit Feldstecher im Schützengraben. Nach der Landung der alliierten Truppen in Nordafrika („Operation Torch“) im November 1942 beobachtet „Old Blood and Guts“ die Stellungen des Gegners.
den Olympischen Spielen in Stockholm teilnehmen. Er wird Fünfter im Modernen Fünfkampf. Dabei löst er eine Kontroverse wegen seiner Schießkünste aus: Patton schießt mit einer großkalibrigen Pistole und behauptete, einige seiner Treffer wären doppelt zu zählen, da er zweimal genau den gleichen Punkt getroffen habe.
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Militärtechnik und Militärtheorie .........................................................78 Die umfangreichen Bestände der Wehrtechnischen Studiensammlung (WTS) in Koblenz.
Israels Kampf gegen Ägypten, Syrien und Jordanien. Buchvorstellung
Kampfpanzer „Tiger“ ........................................................................................................64
Ein Bild erzählt Geschichte
Die Analyse einer Legende.
Callots Galgenbaum ..........................................................................................................80 Eindringliche Illustration zum Dreißigjährigen Krieg.
Spurensuche
Bollwerk gegen Deutschland
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Vorschau/Impressum ...........................................................................................................................82
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Titelfotos: picture-alliance/akg-images; H. Ringlstetter; Hist. Dep. of US Milit. Accd.; WEIDER History GROUP; picture-alliance/dpa; picture-alliance/akg-images; picture-alliance, R. Harding World Imagery; TS24; Archiv LTG 62
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Was brachte die Maginot-Linie wirklich? Feldherren
George S. Patton
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Leben und Wirken des amerikanischen Panzergenerals.
5 Clausewitz 5/2013
Magazin Zu besichtigen: U-995, ebenso wie das nun aufgespürte U-Boot-Wrack ein Boot der Klasse VII C, liegt heute bei Laboe als Museumsschiff. Foto: picture-alliance/Arco Images GmbH
Wrack von U-580 entdeckt 1941 gesunkenes U-Boot vor der Küste Litauens aufgespürt
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nde des Jahres 1941 kollidierte ein deutsches U-Boot vor dem Hafen von Memel (Lit.: Klaipeda) mit einem Zielschiff. Zwölf Besatzungsmitglieder kamen damals ums Leben. Kürzlich entdeckten Taucher das bislang verschollene Wrack. Das Unglück ereignete sich im November 1941: Oberleutnant zur See Hans-Günther Kuhlmann war mit U-580 auf Übungsfahrt in der Ostsee unterwegs. Aufgabe der
Besatzung war es, einen Angriff auf das Zielschiff „Angelburg“ zu simulieren, einen ehemaligen Frachter, der als Hilfsschiff der U-Boot-Flotte der Kriegsmarine eingesetzt wurde. Unweit der Hafenstadt Memel kollidierte U-580 mit dem Zielschiff. Zwölf Besatzungsmitglieder kamen dabei ums Leben, 32 konnten sich retten, darunter auch Kuhlmann. Mehr als 70 Jahre nach der Katastro-
phe haben Taucher vor dem litauischen Klaipeda den etwa 67 Meter langen Schiffskörper von U-580 in einer Tiefe von fast 40 Metern entdeckt. Bei U-580 handelt es sich um ein Unterseeboot der in großen Stückzahlen gebauten Klasse VII C. Ein erhalten gebliebenes Exemplar, U-995, steht als Museumsschiff nahe des Marine-Ehrenmals Laboe bei Kiel und kann besichtigt werden.
Sensationsfund im Ärmelkanal Bomber vom Typ Dornier Do 17 geborgen
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in deutsches Kampfflugzeug aus dem Zweiten Weltkrieg ist nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen im Juni 2013 in einer großen Bergungsaktion von Mitarbeitern einer Spezialfirma aus dem Ärmelkanal geborgen worden. Die Aktion war rund drei Jahre geplant worden und kostet nach Angaben des britischen Senders BBC insgesamt etwa 700.000 Euro. Bei der Maschine vom Typ Dornier Do 17 handelt es sich vermutlich um die einzige ihres Typs, die noch existiert. Das Flugzeug der Luftwaffe war vor
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mehr als 70 Jahren vor der Küste Wrack befinde sich in einem nationaler und internationaler von Kent abgeschossen worden guten Zustand. „Die Entdeckung Bedeutung“, so Dye. Es sei ein und lag seither in rund 15 Me- und Bergung der Dornier ist von einzigartiges Erinnerungsstück. tern Tiefe auf dem Grund des Ärmelkanals in der Straße von Dover. Es war bereits im Jahr 2008 von Tauchern entdeckt worden. Nach Abschluss der Konservierungsmaßnahmen und der anschließenden RestaurierungsKompliziert: Experten einer Spezialfirma arbeiten soll die Maschine künfbergen mithilfe eines tig im Royal Air Force Museum Wasserkrans und einer in London zu sehen sein (s. a. eigens entwickelten FLUGZEUG CLASSIC 9/2013). Konstruktion das Wrack Der Generaldirektor des Muder Do 17. seums, Peter Dye, sagte, das Foto: picture-alliance/empics
ENGLISCHSPRACHIGES
Schlacht auf dem Lechfeld
Commando-Comics aus England
Umfassende Darstellung zu den Ereignissen des Jahres 955
Seit über 50 Jahren Action und Abenteuer
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er Sieg Ottos I. über die ins Reich einfallenden Magyaren war epochemachend. Den Ablauf und die militärischen Hintergründe dieser Entscheidungsschlacht interpretiert der Amerikaner Charles Bowlus in seinem Buch in einigen Punkten neu. In insgesamt sieben Kapiteln erfährt der Leser Wissenswertes unter anderem über die ungarische Kriegführung (z.B. über die Kunst des Bogenschießens) und die Militärreformen Heinrichs I. (Verteidigung durch gestaffelte Wehranlagen). Die militärhistorische Analyse zeigt die Schwächen der nomadischen Strategie und Taktik auf: logistische Probleme aufgrund der vielen mitgeführten Pferde sowie das Versagen des Bogenkampfes bei schlechtem Wetter. Bowlus verortet die Schlacht vom 10. August allerdings nicht auf dem Lechfeld selbst sondern nahe des Rauhen Forstes. Der durchschlagende Erfolg ergab sich dann aber erst in den darauffolgenden Tagen – ottonische Verbände aus den tief gestaffelten Verteidigungsanlagen attackierten die fliehenden Ungarn immer wieder und rieben deren Streit-
Interessante Rundumschau: Hintergründe, Verlauf und Auswirkung der Schlacht sind in dem aktuellen Werk detailliert beschrieben und beinhalten einige neue Thesen.
macht völlig auf. Die anhaltenden Regenfälle machten den Reflexbogen der Reiterkrieger wirkungslos und über die Ufer tretende Flüsse behinderten den Rückzug zusätzlich. Wer mehr über die interessanten Thesen zu einer der wichtigsten militärischen Auseinandersetzungen in der deutschen Geschichte erfahren möchte, dem sei das Buch von Charles Bowlus empfohlen. Charles R. Bowlus: Die Schlacht auf dem Lechfeld. Ostfildern 2012. 280 Seiten, 8 Karten. 26,99 EUR.
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Foto: picture-alliance/akg-images
Zentimeter maß das Kaliber der „Dicken Bertha“ (auch: „Dicke Berta“). Dabei handelte es sich um 42-cm-Mörser, die vom Rüstungskonzern Krupp entwickelt und gebaut wurden. Die Geschütztypen des Ersten Weltkriegs wurden aus Tarnungsgründen als „Kurze Marine-Kanone“ bezeichnet, obwohl sie für den Einsatz an Land zur Bekämpfung von Festungsanlagen vorgesehen waren.
n England sind die Hefte aus dem DC Thomson Verlag eine Institution. Jede Woche erscheint ein neues Abenteuer im Taschenbuchformat – und das seit 1961. Inzwischen sind es fast 5.000. Jede Geschichte ist in der Regel in sich abgeschlossen und besteht aus 68 Seiten mit atmosphärischen Schwarz-WeißZeichnungen und einem farbigen Cover. Die Handlung und die Charaktere sind zwar fiktiv, doch der historische Hintergrund, die Uniformen, Geräte und Waffen sind solide recherchiert. Der Zweite Weltkrieg dominiert als Thema, doch grundsätzlich werden alle Epochen behandelt: Von römischen Legionären über die Schlachtfelder der Napoleonischen Kriege und Vietnam bis hin zum Golfkrieg. Ein großer Pool an Autoren sorgt für Abwechslung und dafür, dass nach Tausenden von Heften immer noch überraschende und neue Abenteuer in die Hände der Leser geraten. Das „Personal“ einer jeden Geschichte könnte unterschiedlicher nicht sein: Es gibt die Tapferen und die Ängstlichen, die Mitfühlenden und die Grausamen – im Zentrum steht aber immer ein Charakter, der als moralisches Vorbild taugt. In den WeltkriegsGeschichten wird natürlich meist der Blickwinkel der alliierten Soldaten eingenommen. Doch es gibt auch Hefte mit Deutschen, Italienern oder Japanern als Hauptakteure. Es geht um Verrat, Betrug, Rache und Heldentum. Schauplätze sind die Tiefen des Ozeans, die grüne
Hölle des burmesischen Dschungels, die heißen Wüsten Afrikas oder der Himmel während der Luftschlacht um England – überall, wo einst gekämpft wurde. Heute
Abb.: D. C. Thompson & Co. Ltd
Foto: Jan Thorbecke Verlag
BUCHEMPFEHLUNG
Langlebig: 2017 wird Nummer 5.000 veröffentlicht werden. Seit 2007 gibt es auch Neuauflagen alter Hefte.
bekommen die Hefte natürlich Konkurrenz von DVDs und Computerspielen. Die hohen Druckauflagen der 1960er- und 1970er-Jahre gehören der Vergangenheit an. Aber Commando hat überlebt und dies wohl nicht zuletzt wegen der anhaltend guten und einfach zu lesenden Geschichten. Eine spannende Lektüre – oder wie die Engländer sagen: „A cracking good read!“ Commando-Comics sind weltweit als Abo zu beziehen. Außerdem gibt es eine digitale Variante als Download. Mehr Informationen auf der hervorragenden Internetseite www.commandocomics.com
Die Redaktion und der Verlag sind stets auf der Suche nach kompetenten Autoren und Bildgebern zu militärhistorischen Themen. Sind Sie Kenner der Nationalen Volksarmee? Könnten Sie sich vorstellen, zu diesem Themenspektrum etwas zu veröffentlichen? Dann freuen wir uns über eine unverbindliche Kontaktaufnahme! Bitte schreiben Sie an
[email protected] unter dem Betreff »NVA«.
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Clausewitz
Magazin
„Königreich Pfalz“ Sonderausstellung des Historischen Museums der Pfalz
ZEITSCHICHTEN
Mit der Ausstellung „Königreich Pfalz“ erzählt das Historische Museum der Pfalz vom 3. März bis 27. Oktober 2013 auf 900 Quadratmetern Ausstellungsfläche Geschichte(n) aus der Pfalz: von Kämpfern für die Freiheit, visionären Wissenschaftlern und Entdeckern, Sportlern von Weltrang, königstreuen Bürgerinnen und Bürgern, armen Schustern und reichen Weinbaronen. Mehr als 300 Objekte aus pfälzischen und bayerischen Museen gewähren einen einzigartigen Überblick über die Geschichte der Pfalz, als sie bayerisch war. Kontakt: Historisches Museum der Pfalz Domplatz 4, 67346 Speyer Info-Telefon: 06232/1325-0 www.museum.speyer.de
Damals: Nach der Niederlage des „Großdeutschen Reiches“ 1945 wird Österreich vorläufig in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Wien befindet sich als Viersektorenstadt in der sowjetischen Zone. Rotarmisten ziehen nach dem sowjetischen Sieg am Südostflügel der Wiener Hofburg vorbei. Das Eingangsportal zeugt noch von den Luftangriffen und Kämpfen 1944/45. 8
Berühmt: Ludwig I. von Bayern. Das Repräsentationsgemälde zeigt Ludwig I. im Jahr seiner Krönung 1825 im Krönungsornat und mit den Kroninsignien Krone, Zepter und Schwert. Foto: Historisches Museum der Pfalz/Peter HaagKirchner
Die Fotocollage des russischen Fotografen Sergey Larenkov stellt eindrucksvoll visualisiert einen Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart her. www.sergey-larenkov.livejournal.com
Heute: Insgesamt hat die Wiener Hofburg den Krieg substantiell gut überstanden. Der Gebäudekomplex ist im Laufe von Jahrhunderten gewachsen und ein architektonisches Zeugnis habsburgischer Geschichte. Heute ist die Hofburg Amtssitz des Bundespräsidenten und beherbergt auch die Nationalbibliothek und mehrere Museen.
www.sergey-larenkov.livejournal.com
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is zum 27. Oktober 2013 ist im Historischen Museum der Pfalz in Speyer die Ausstellung „Königreich Pfalz“ zu sehen. Nach Napoleons Niedergang wurden Grenzen und Staaten Europas durch den Wiener Kongress des Jahres 1815 neu definiert und die Region der heutigen Pfalz fiel an Bayern. Damit regierten zwischen 1816 und 1918 die bayerischen Könige auch über die linksrheinische Pfalz. Maximilian I. Joseph, der erste dieser Herrscher, stammte aus der Zweibrücker Linie des Adelsgeschlechts der Wittelsbacher, die nachfolgenden Könige und Regenten des bayerischen Königsreichs waren ausnahmslos seine Nachkommen. Unter und mit den Wittelsbacher Königen formte sich das Land zu dem, was es heute ist.
Wir bedanken uns bei den vielen Teilnehmern am Gewinnspiel in CLAUSEWITZ 3/2013. Hier die Gewinner der Hauptund Sonderpreise: 1. Preis: Junkers Chronograph Ervin Havic, Berlin 2.-5. Preis: Buchpaket: Große Feldherren; 50 Schlachten der Weltgeschichte, Der Krieg, Kampfpanzer Tiger Nicole Winkler, Brettin Wolf-Teja von Rabenau, Koblenz Jörg Reuter, Sankt Augustin Uwe Knoll, Berlin 6.-8. Preis: Buchpaket: Kampfpanzer Tiger; Flieger-Asse und Kanonenfutter; Clausewitz Spezial Stalingrad Evelyne Marchsteiner, Wien Andreas Wischer, Potsdam Horst Pötschke, Leipzig 9.-10. Preis: Flieger-Asse und Kanonenfutter; Clausewitz Spezial Stalingrad Dr. Gerd Zimmer, Salzburg Ingrid Lubetzky, Köln
BUCHTIPP
Hitlers Tor zum Atlantik Die deutschen Marinestützpunkte in Frankreich 1940–1945
Die Überreste der „Varusschlacht“ Neue Erkenntnisse zum Umgang der Germanen mit der Kriegsbeute
S
ie ging als Schlacht im Teutoburger Wald in die Geschichte ein, die sogenannte Varusschlacht, in der im Jahre 9 n. Chr. ein römisches Heer einem Bündnis germanischer Stämme unterlag. Seit nunmehr 25 Jahren wird in Kalkriese nördlich von Osnabrück ein ausgedehntes Kampfareal archäologisch erforscht, das sehr wahrscheinlich als Ort dieser militärischen Auseinandersetzung identifiziert werden kann. Erstmals bietet sich hier die Chance, eine antike Feldschlacht mit modernen Methoden zu untersuchen und damit Grundlagen für die neue archäologische Forschungsrichtung der Schlachtfeld- bzw. Konfliktarchäologie zu erarbeiten. Die Universität Osnabrück und die „Varusschlacht im Osnabrücker Land GmbH“ legen nun erstmals eine Gesamtbewertung des Kalkrieser Fundmaterials unter diesen Gesichtspunkten vor. Aufschlussreich ist vor allem die sehr unterschiedliche Verteilung der verschiedenen Arten römischer Militaria. So lässt die Konzentration von Bruchstücken römischer Wurflanzen verstärkte Angriffe der Römer mit Fernwaffen gegen den östlichen Abschnitt der germanischen Wallanlage ver-
Die Universität Osnabrück legt erstmals eine Gesamtbewertung des Kalkrieser Fundmaterials zur Varusschlacht vor. Foto: Pressestelle Universität Osnabrück
muten. Fragmente von Schienen- und Kettenpanzern kennzeichnen Plätze, an denen Gefallene nach den Kämpfen ihrer Ausrüstung beraubt wurden. Diese und weitere neue Forschungsansätze werden von den Archäologen Achim Rost und Susanne Wilbers-Rost in der Publikation „Kalkriese 6. Die Verteilung der Kleinfunde auf dem Oberesch in Kalkriese – Kartierung und Interpretation der römischen Militaria unter Einbeziehung der Befunde, (= Römisch Germanische Forschungen Band 70), Darmstadt/Mainz 2012“ der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 4/2013 Juli | August
Clausewitz
Herzlichen Glückwunsch!
Briefe an die Redaktion
€ 5,50
A: € 6,30 CH: sFr 11,00 BeNeLux: € 6,50 SK, I: € 7,45 S: SKR 75 N: NOK 79 FIN: € 8,10
Das Magazin für Militärgesc hichte
Clausewitz Das modernste Kampfflugzeug seiner Zeit
Foto: Ch. Links Verlag
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achdem die Deutsche Wehrmacht im Mai/ Juni1940 Frankreich militärisch besiegt hatte, erhielt die deutsche Kriegsmarine den lang ersehnten Zugang zum Atlantik. In Brest, Lorient, St. Nazaire, La Pallice und Bordeaux baute sie die bestehenden Häfen zu Stützpunkten aus. 45.000 Arbeiter der Organisation Todt ließen dort gewaltige Bunkeranlagen entstehen, in denen bis zu 20 U-Boote gleichzeitig gewartet und repariert werden konnten. Der Marinehistoriker Lars Hellwinkel schildert die Geschichte dieser Stützpunkte von ihrer Entstehung 1940 bis zu ihrem Untergang 1944/45 und auch ihre Nachnutzung. Dabei thematisiert er zugleich das ambivalente Verhältnis der französischen Bevölkerung zu den deutschen Besatzern. 224 Seiten, 153 Abb. s/w, 9 Karten, Ch. Links Verlag, Berlin 2012 Preis: 34,90 EUR
Clausewitz 5/2013
Zu „Deutschlands einziger ,Tiger’“ in CLAUSEWITZ 4/2013: Deutschlands einziger Tiger – das ist so nicht richtig! Es gibt sehr wahrscheinlich noch einen Zweiten – allerdings nicht auf, sondern in der Erde. Beim Rückzug (oder Flucht) vor den Alliierten hatte sich 1945 in Memmelsdorf bei Bamberg eine deutsche Einheit „aufgelöst“. Alles an Ausrüstung was nicht gebraucht wurde, oder für das kein Treibstoff mehr vorhanden war, blieb stehen. Die Dorfbewohner befürchteten natürlich Repressalien der vorrückenden Alliierten und ließen die Geräte verschwinden: Der eine nahm den Kübelwagen, der nächste Lkw und FlaK usw. Nur der „Tiger“ bereitete ernsthafte Sorgen. In einer gemeinschaftlichen „Blitzaktion“ vergruben die Bewohner das Teil. Im Laufe der Zeit gerieten die Ereignisse immer mehr in Vergessenheit, so dass man schließlich sogar ein landwirtschaftliches Gebäude auf diesem „Grab“ errichtete. Jahrzehnte später stand eines dieser Fahrzeuge zum Verkauf. Der
Messerschmitt Me 262
Käufer kam aus größerer Entfernung angereist und blieb daher über Nacht in diesem Ort. Abends kam er mit dem Verkäufer und anderen älteren Leuten aus dem Dorf ins Gespräch und erfuhr obige Geschichte. Den Mann, von dem ich diese Geschichte gehört habe, halte ich persönlich für sehr glaubhaft, zumal er bei seiner Tätigkeit – dem Restaurieren von Oldtimern aller Art – des Öfteren mit ungewöhnlichen Geschichten konfrontiert wird. Allerdings war er sich nicht mehr sicher, ob es sich in Memmelsdorf selber oder in einer der angrenzenden kleinen Ortschaften ereignete (...). Klaus Welzhofer, per E-Mail
Radetzky. Darin ist auf Seite 77 zu lesen, dass Radetzky am 2. März 1831 fast 65-jährig von Kaiser Franz Joseph I. zum Generalkommandanten ernannt wird. Kaiser Franz Joseph I. ist 1830 erst geboren und war von 1848 bis 1916 Kaiser von Österreich. Michael Stöter, per E-Mail
Zu „Feldmarschall Radetzky – Österreichs erfolgreicher Heerführer“ in CLAUSEWITZ 4/2013: In der Ausgabe 4/2013 ist ein Artikel über den öserreichischen Heerführer
Anm. d. Red.: Der Leser hat Recht: Es muss Kaiser Franz I. und nicht Kaiser Franz Joseph I. heißen. Ersterer war Kaiser von Österreich bis 1835. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.
Charkow 1943
Letzter Ostfronterfolg der Wehrmacht
Radetzky Österreichs legendärer Heerführer
„Völkerschlacht“ 1813
Triumph über Napoleon
Generalfeldmarschall Blücher: Energischster Gegner Napoleons
MILITÄR & TECHNIK:
„Obersalzberg“
Bergepanzer 2 der Bundeswehr
Wohin Hitler vor der Realität floh
Starke „Alleskönner“: Pionier- und Bergepanzer
T-55T der NVA
Schreiben Sie an:
[email protected] oder CLAUSEWITZ, Postfach 40 02 09, 80702 München Leserbriefe spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe aus Gründen der Darstellung eines möglichst umfassenden Meinungsspektrums sinnwahrend zu kürzen.
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Titelgeschichte
Nordfrankreich 1940
Das „Wunder von 24. Mai 1940: Die Wehrmacht ist unerwartet schnell bis zur Kanalküste vorgestoßen. Als den bei Du? nkirchen eingekesselten Alliierten die Vernichtung droht, trifft Hitler mit seinem „Halt-Befehl“ eine folgenschwere Entscheidung. Von Tammo Luther
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Dünkirchen“
UNTER BESCHUSS: Hunderttausende von britischen und französischen Soldaten harren entlang der Kanalküste bei Dünkirchen aus und hoffen auf ihre baldige Evakuierung. Dabei sind sie immer wieder Störfeuer Foto: ullstein bild ausgesetzt.
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Titelgeschichte | Dünkirchen 1940
ERFOLGREICHER VORSTOß: Zurückgelassenes Kriegsgerät der Alliierten im belgischen Küstenort De Panne. Auf ihrem Rückzug vor der unablässig nachstoßenden Wehrmacht müssen die Briten und Franzosen nahezu ihr gesamtes Kriegsgerät zurücklassen. Foto: ullstein bild – Heinrich Hoffmann
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Durchbruch zur Kanalküste
FAKTEN
Deutsches Reich
Strategische und taktische Zielsetzungen Einschließung des in und um Dünkirchen zusammengezogenen Britischen Expeditionskorps und der französischen 1. Armee; Einnahme der Hafenstadt an der Kanalküste, um die Evakuierung der Alliierten nach England zu verhindern. Befehlshaber Generaloberst Gerd von Rundstedt (Oberbefehlshaber HGr. A) Generaloberst Fedor von Bock (Oberbefehlshaber HGr. B)
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Titelgeschichte | Dünkirchen 1940
FAKTEN
Alliierte
Strategische und taktische Zielsetzungen Abwehr des deutschen Vorstoßes auf Dünkirchen und Verteidigung der Hafenstadt bis zum Abschluss der Evakuierung der britischen und französischen Soldaten über die Straße von Dover/Calais nach England. Befehlshaber Field Marshal Lord John Gort (Befehlshaber British Expeditionary Force; später Generalmajor Harold Alexander) General Maxime Weygand (Oberkommandierender der alliierten Streitkräfte in Frankreich) Admiral Jean-Marie Abrial (Stadtkommandant von Dünkirchen) Vice Admiral Bertram Ramsay (Hafenkommandant von Dover; Verantwortlicher für die Operation „Dynamo“)
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Flucht nach England
DRAMATISCHE SZENEN: Die an der französischen Kanalküste bei Dünkirchen zusammengedrängten Alliierten versuchen, den Widerstand so lange wir möglich aufrechtzuerhalten und über den Kanal nach England zu Foto: ullstein bild – The Granger Collection entkommen.
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Titelgeschichte | Dünkirchen 1940
GUT MOTORISIERT: Deutsche Panzer stoßen binnen weniger Tage weit ins Innere Frankreichs hinein und erreichen bereits am 20. Mai die Kanalküste. Die Panzerwaffe ist ein wichtiger Garant für den aus deutscher Sicht erfolgreichen Ausgang des „Westfeldzuges“. Foto: picture-alliance/Mary Evans Picture Library/Robert Hunt Collection
U
rsprünglich wollte Hitler im Westen bereits Ende 1939 eine großangelegte Offensive starten, um nach Polen auch Frankreich in einem militärischen Feldzug niederzuwerfen und die britische Regierung zum Friedensschluss zu bewegen. Doch der Angriffstermin muss schließlich aus verschiedenen Gründen wiederholt verschoben werden, sodass die deutsche Offensive im Westen („Fall Gelb“) erst am 10. Mai 1940 – nach einem monatelangen „Sitzkrieg“ ohne größere Kampfhandlungen – beginnen kann. „Fall Gelb“ basiert auf einem von Generalleutnant Erich von Manstein entworfenen Operationsplan und sieht einen Angriff der Heeresgruppe (HGr.) B unter Generaloberst Fedor von Bock auf die neutralen Staaten Belgien und Niederlande und einen Vorstoß der HGr. A unter Generaloberst Gerd von Rundstedt durch die Ardennen auf die französische Kanalküste vor. Die weiter südlich gegenüber der im wesentlichen bis 1936 er-
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richteten und stark befestigten Maginot-Linie stehende HGr. C soll vor allem Feindkräfte binden. Ziel ist es, die nördlich der Somme stehenden britischen und französischen Truppen vom übrigen Frankreich abzuschneiden („Sichelschnittplan“).
Abschnürung des Gegners Das strategische Ziel der Offensive wird in der Aufmarschanweisung für „Fall Gelb“, die in Form eines Befehls des Oberkommandos des Heeres überliefert ist, wie folgt beschrieben: „Der Angriff ,Gelb’ bezweckt, durch rasche Besetzung Hollands das niederländische Hoheitsgebiet dem Zugriff Englands zu entziehen, durch Angriff über belgisches und luxemburgisches Gebiet möglichst starke Teile des französisch-englischen Heeres zu schlagen und damit die Vernichtung der militärischen Machtmittel des Feindes anzubahnen.“ Tatsächlich gelingt es den Panzerverbänden der HGr. A, mittels eines überraschenden
HOFFEN AUF RETTUNG: Scheinbar endlose Schlangen von Soldaten bilden sich an den Küstenabschnitten um Dünkirchen. Hunderttausende warten auf die rettenden Schiffe aus England. Foto: picture-alliance/Mary Evans Picture Library/Robert Hunt Collection
Vorstoßes nördlich der Maginot-Linie durch Luxemburg und die Ardennen sowie des erfolgreichen Durchbruchs in der Schlacht von Sedan (13. bis 15. Mai), den Gegner in schwere Bedrängnis zu bringen. Die Heeresgruppen-Verbände überqueren hier mit dem XIX. Armeekorps (1., 2. und 10. Pz.Div.) unter General der Panzertruppe Heinz Guderian die Maas mit der Absicht, von einem sicheren Maasübergang aus tief nach Nordwesten in Richtung Kanalküste anzugreifen. Ihr Ziel ist es, in den Rücken der gemäß dem alliierten „Dyle-Plan“ nach Belgien vorgerückten britisch-französischen Truppen vorzustoßen. Die Schlacht bildete den wichtigsten Baustein des deutschen Plans zur Einkreisung und Abschnürung der alliierten Armeen in Belgien und im Nordosten Frankreichs. Mitte Mai treiben die Deutschen die Einschnürung der alliierten Verbände voran. Auch die nördlich operierende HGr. B erzielt mit der Einnahme wichtiger strategischer Punkte entlang des Albert-Kanals und der Maas sowie mit dem Durchbruch durch die Dyle-Stellung große militärische Erfolge. Bereits wenige Tage nach Beginn der Großoffensive im Westen hat die Wehrmacht – unterstützt durch mehrere waghalsige Luftlandeunternehmen – die „Festung Holland“ erstürmt und die Niederlande unter ihrem Oberbefehlshaber General Henri Winkelman am 15. Mai zur Kapitulation gezwungen. Auch Belgien ist militärisch hoffnungslos unterlegen und steht trotz örtlich erbitterten Kampfes schnell am Rand einer Niederlage.
Überraschende Wucht des Angriffs
MIT ERHOBENEN HÄNDEN: Britische Soldaten des Expeditionskorps ergeben sich. Foto: picture-alliance/Mary Evans Picture Library/ Robert Hunt Collection
Nicht nur die Alliierten, sondern auch die Generale der Wehrmacht selbst sind von der Wucht und Schnelligkeit des deutschen Angriffs, der sich stark auf die Luftwaffe und motorisierte Verbände stützt, überrascht. Während im Ersten Weltkrieg im Jahr 1916 an der Somme in einem Stellungskrieg um jeden Meter Boden gerungen wurde und diese grausame Schlacht Hunderttausende von Opfern auf beiden Seiten forderte, erreichen die Spitzen der 2. Panzerdivision des XIX. Armeekorps (A.K.) unter General der
BIOGRAPHIE
Panzertruppe Heinz Guderian nur zehn Tage nach Beginn des Feldzuges, am 20. Mai 1940, die Atlantikküste bei Noyelles unweit Abbéville.
Vormarsch der Panzertruppe Allerdings können die Alliierten mit einem Gegenangriff bei Arras verhindern, dass die wichtigen Kanalhäfen Calais und Dünkirchen vorzeitig von der Wehrmacht erobert werden. Dennoch verschlechtert sich die Lage der Verbündeten auch unter dem neuen Oberbefehlshaber General Maxime Weygand, der auf den glücklosen Maurice Gamelin folgt, zusehends. Denn die britische Expeditionsarmee unter Lord Gort sowie starke französische Kräfte stehen entlang der
Kanalküste bei Dünkirchen. Für sie besteht die Gefahr, dem massiven Druck der HGr. B im Norden und der HGr. A im Süden nicht standhalten zu können. Die Ausschaltung beziehungsweise Vernichtung von Hunderttausenden alliierter Soldaten droht. Am 22. Mai starten die Panzer Guderians, die bereits während des Feldzuges gegen Polen durch schnelle Vorstöße wichtige Erfolge erzielten, den Angriff in Richtung Calais und stehen am 24. Mai weniger als 20 Kilometer vor Dünkirchen.
Hermann Recknagel – „Eroberer von Dünkirchen“
Im Jahr 1892 geboren, tritt Recknagel 1913 als Offiziersanwärter in das Infanterie-Regiment „von Wittich“ (3. Kurhessisches) Nr. 83 ein. Am 6. August 1914 zum Leutnant befördert, kämpft er anschließend mit seinem Regiment an der Westfront, später dann auch im Osten. Nach seiner mit dem Kriegsende bedingten Entlassung tritt Recknagel in das Freikorps Maercker ein. 1920 übernimmt man ihn in die Reichswehr, in der er 1921 Adjutant im 12. Infanterie-Regiment wird. Als Chef der 14. Kompanie bringt er es am 1. Oktober 1926 zum Hauptmann. Bei gleichzeitiger Beförderung zum Major ernennt man ihn am 1. Oktober 1934 zum Kommandeur des II. Bataillons des Infanterie-Regiments 54 in Glogau. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wird Recknagel schließlich Kommandeur des Regi-
ments, das er zunächst während des Polenfeldzuges befehligt. Recknagel, mittlerweile Oberst, führt sein Regiment ab Mai 1940 im Westfeldzug. Für die Eroberung der Stadt Dünkirchen durch die Soldaten seines Infanterie-Regiments 54 erhält er am 5. August 1940 das „Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes“. Recknagel kämpft anschließend im Rahmen des „Unternehmens Barbarossa“ seit 1941 an der Ostfront, unter anderem seit 1942 als Kommandeur der 111. I.D. und 1944 als Kommandierender General des XXXXII. A.K. Er stirbt Anfang 1945 bei Kämpfen in Polen. HOCHDEKORIERT: Hermann Recknagel erhält als Kommandeur des Infanterie-Regiments 54 für die Eroberung der Stadt Dünkirchen das „Ritterkreuz“. Foto: ullstein bild – Heinrich Hoffmann
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Titelgeschichte | Dünkirchen 1940 Doch ein Befehl von höchster Stelle auf deutscher Seite sorgt dafür, dass die in erhebliche Bedrängnis geratenen Franzosen, Engländer und am Kampf bei Dünkirchen beteiligten Belgier Zeit zum Durchatmen erhalten. Denn am 24. Mai 1940 trifft Hitler eine Entscheidung, die den weiteren Verlauf des Kampfes im Westen und vielleicht sogar des Zweiten Weltkrieges maßgeblich beeinflussen sollte.
Hitler greift ein Während Guderian und das Oberkommando des Heeres unter Generaloberst Walther von Brauchitsch und seinem Stabschef General der Artillerie Franz Halder sich eindeutig für eine Fortsetzung des Vorstoßes auf Dünkirchen aussprechen, entscheidet Hitler anders: Er folgt der Einschätzung Rundstedts, der sich für ein Anhalten der schnellen Truppe an der erreichten Kanallinie nordwestlich von Arras ausspricht, um den von der HGr. B gedrängten Feind als eine Art „Amboss“ aufzufangen. Diese Vorgehensweise würde es dem Oberkommando der HGr. A zudem ermöglichen, die Verbände neu zu ordnen und die nachrückenden Infanterieeinheiten zu den weit vorgerückten Panzerspitzen aufschließen zu lassen. Darüber hinaus hat der Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Hermann Göring, noch am 23. Mai in einem Ferngespräch mit Hitler gewohnt großspurig angekündigt, die deutsche Luftwaffe werde die in Nordfrankreich
TRÜMMERLANDSCHAFT: Zwei Messerschmitt Bf 110 der Luftwaffe über dem zerstörten Zentrum von Dünkirchen. Foto: ullstein bild
versammelte britisch-französische Armee zerschlagen. Der „Führer“ gibt schließlich am 24. Mai 1940 um 12:45 Uhr den folgenreichen Befehl, den Vormarsch auf Dünkirchen anzuhalten und die Linie Lens – Béthune – Aire – St. Omer – Gravelines nicht zu überschreiten. Was Hitlers Motiv für den sogenannten „Halt-Befehl“ vom 24. Mai betrifft, hat die
ANGETRETEN: Morgenappell einer deutschen Einheit an der Wegekreuzung Lille/Dünkirchen. Im Hintergrund ist ein Flak-Beobachtungsstand zu erkennen. Foto: picture-alliance/Judaica-Sammlung Richter
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Historikerzunft auch fast sieben Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkrieges noch keine eindeutige Erklärung gefunden.
Folgenreicher „Halt-Befehl“ Fürchteten Hitler und der Oberbefehlshaber der HGr. A Generaloberst von Rundstedt, dessen Verbände die Hauptlast des Angriffs trugen, eine Abschnürung der vorausgeeilten Panzerspitzen durch eine koordinierte Aktion des Gegners? Sahen sie die Gefahr, sich in einer Vernichtungsschlacht im sumpfigen Flachland von Flandern zu verzetteln, bevor die französische Hauptstreitmacht im
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Titelgeschichte | Dünkirchen 1940 VOLLTREFFER: Ein durch deutsche Sturzkampfbomber zerstörtes Schiff am Strand bei Dünkirchen. Obwohl die Luftwaffe zahlreiche Seefahrzeuge der Alliierten vernichten kann, erreichen viele Hundert Schiffe ihr Ziel an Englands Südküste. Foto: picture-alliance/akg-images
Süden des Landes vollständig niedergerungen war? Wollte Hitler sich eine mögliche Verständigung mit Großbritannien durch eine Vernichtung des britischen Expeditionskorps nicht verbauen bzw. die eingeschlossene Expeditionsarmee als Unterpfand für Friedensverhandlungen einsetzen? Der Militärexperte Karl-Heinz Frieser spricht in die-
ausgelöst durch eine weder an Hitler noch an das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) übermittelte, vom Oberkommando des Heeres (OKH) vorgenommene Änderung im Unterstellungsverhältnis der eingesetzten Panzerverbände – wird schließlich mit einer Anordnung des „Führers“ beendet.
„Die Flotte brachte auf nahezu tausend Fahrzeugen aller Art über 335.000 Mann, Franzosen und Engländer, die sie dem Rachen des Todes und der Schande entrissen, herüber in ihr Heimatland...“ Winston Churchill in seinen Erinnerungen über die Rettungsaktion von Dünkirchen.
sem Zusammenhang von einer „Rebellion der Generäle im Oberkommando des Heeres gegen Hitler“. Seiner Ansicht nach ging es darum, wer bei operativen Entscheidungen das Sagen habe: der Generalstab oder Hitler. Der Diktator demonstrierte seinen hochrangigen Offizieren mit seiner Entscheidung seine Macht und griff – was sich auf deutscher Seite im weiteren Kriegsverlauf vielfach verhängnisvoll auswirken sollte – in die operative Kriegführung ein. Vieles spricht jedoch auch dafür, dass Hitler die Panzerkräfte für die eigentliche „Schlacht um Frankreich“ schonen wollte. Eine im Zusammenhang mit dem „HaltBefehl“ aufkeimende „Vertrauenskrise“ –
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Ein Tagebucheintrag des Chefs des Wehrmachtführungsstabes im OKW, Generalmajor Alfred Jodl, mit Datum vom 24. Mai 1940 belegt dies anschaulich.
DOKUMENT
Darin heißt es unter anderem: „Führer fliegt mit mir und Schmundt [Oberst Rudolf Schmundt, Chefadjutant des Heeres beim ,Führer und Obersten Befehlshaber der Wehrmacht’] zur HGr. A nach Charleville. Ist sehr erfreut über die Maßnahme der HGr., die sich ganz mit seinen Gedanken decken. Er erfährt zu seiner Überraschung, dass OKH, ohne dem Führer und dem OKW Kenntnis zu geben, die 4. Armee und eine Reihe rückwärts folgender Divisionen der HGr. B unterstellt. Führer ist sehr unwillig und hält diese Regelung nicht nur militärisch, sondern auch psychologisch für falsch.“ Allen Vermutungen und Querelen zum Trotz: Fest steht, dass der „Halt-Befehl“ den Briten und den Franzosen Ende Mai 1940 wertvolle Zeit gibt, um einen wirksamen Verteidigungsring um Dünkirchen zu errichten und groß angelegte Maßnahmen zur Einschiffung ihrer Truppen zu ergreifen. Und tatsächlich bestätigt die Aufklärung der
KTB-Eintrag (Auszug) HGr. A
„Um 11:30 Uhr trifft der Führer ein und lässt sich durch den O.B. [Oberbefehlshaber] der Heeresgruppe über die Lage unterrichten. Der Auffassung, dass ostwärts Arras von der Infanterie angegriffen werden müsse, die schnellen Truppen dagegen an der erreichten Linie – Lens – Bethune – Aire – St. Omer – Gravelines angehalten werden können, um den von Heeresgruppe B
vom 24. Mai 1940
gedrängten Feind ,aufzufangen’ stimmt er voll und ganz zu. Er unterstreicht sie durch die Betonung, dass es überhaupt notwendig sei, die Panzerkräfte für die kommenden Operationen zu schonen, und dass eine weitere Einengung des Einschließungsraumes nur eine höchst unerwünschte Einschränkung der Tätigkeit der Luftwaffe zur Folge haben würde.“
Streit zwischen den Alliierten Luftwaffe, dass sich feindliche Kriegsschiffe im Hafen von Dünkirchen befinden, sodass die deutsche Seite von einer Einschiffungsaktion ausgehen muss.
Der Vormarsch geht weiter Daraufhin erteilt Hitler am 26. Mai den Befehl zum weiteren Vorgehen, um – so von Brauchitsch nach einer Unterredung beim „Führer“ – „den Abtransport des Feindes“ zu stoppen. Der Kampf um die Stadt Dünkirchen dauert vom 27. Mai bis zum 4. Juni an. Während der durch den „Halt-Befehl“ bedingten „Atempause“ errichteten die Alliierten ein tief gestaffeltes Verteidigungssystem, das das Vordringen der deutschen Verbände erheblich erschweren sollte. Churchill befiehlt dem neu ernannten Oberbefehlshaber des Britischen Expeditionskorps, Generalmajor Harold Alexander, den Verteidigungsring um Dünkirchen solange wie möglich zu halten, um die angelaufene Evakuierungsaktion „Dynamo“ fortführen zu können. Gemeinsam mit dem französischen Stadtkommandanten von Dünkirchen, Admiral JeanMarie Abrial, versuchen Alexander und seine Soldaten – trotz aufkeimender ernsthafter Meinungsverschiedenheiten zwischen der französischen und britischen Militärführung über Dauer und Umfang der Evakuierung –, dem Druck standzuhalten und die Einschiffung voranzutreiben. Als erschwerend für die Angreifer erweist sich, dass der Endkampf um den Kessel von Dünkirchen auf deutscher Seite offensichtlich unzureichend koordiniert ist und die Panzerverbände für die anstehenden Kämpfe im Süden Frankreichs abgezogen werden.
Dennoch gelingt es der deutschen Artillerie von den mittlerweile eroberten Kleinstädten Gravelines und Nieuwpoort aus, die Hafeneinfahrt von Dünkirchen und die Schiffsrouten der alliierten Evakuierungsaktion mit Störfeuer zu belegen. Der Einschließungsring zieht sich immer stärker zu. Dies führt dazu, dass sich Briten und Franzosen auf einen mittlerweile nur
KARTE
noch wenige Kilometer breiten Streifen entlang des Kanals zurückziehen müssen. Die letzte Phase des Kampfes um Dünkirchen hat begonnen.
Die Schlinge zieht sich zu Zu diesem Zeitpunkt, am 2. Juni 1940, gibt das OKW bekannt: „In hartem Kampf wurde der von den Engländern auch gestern zäh
Kampf um Dünkirchen Mai/Juni 1940
ABGESCHNITTEN: Die britisch-französischen Truppen werden am Küstenabschnitt um Dünkirchen eingekesselt. Ihnen bleibt nur die Flucht über den Seeweg.
GESCHLAGEN: Der französische Oberbefehlshaber, General Maxime Weygand, muss sich dem Druck des Gegners beugen. Foto: picture-alliance/ akg-images
Gestaltung: KGS Kartographie und Grafik Schlaich
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Titelgeschichte | Dünkirchen 1940
Sie können auf Hunderten von Seefahrzeugen unterschiedlichster Art zwischen dem 26. Mai und dem 4. Juni 1940 immerhin fast 340.000 Mann, davon etwa ein Drittel Franzosen, über den Kanal auf die Britischen Inseln retten und ihr angeschlagenes Heer im Anschluss wieder aufbauen. Görings vollmundige Ankündigung als Oberbefehlshaber der Luftwaffe, „den Gegner im flandrischen Kessel mit seiner Luftwaffe zu vernichten“, bleiben hingegen leere Worte.
Großbritannien kämpft weiter
DICHT GEDRÄNGT: Britische Soldaten während der Operation „Dynamo“, der Evakuierung der Alliierten. Foto: picture-alliance/akg-images
verteidigte Küstenstreifen beiderseits Dünkirchen von Osten her weiter eingedrückt. (...) Die Gefangenen- und Beutezahlen stiegen auch gestern erheblich. Allein bei einer Armee wurden 200 Geschütze aller Kaliber erbeutet.“
Erfolgreiche Evakuierung Bis zur Einnahme der Stadt durch Soldaten des Infanterie-Regiments 54 (18. Infanteriedivision) vergehen noch weitere zwei Tage.
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Heeresgeneralstabschef Halder notiert am 4. Juni 1940 in sein Kriegstagebuch: „Stadt und Küste in unserer Hand. Engländer/ Franzosen sind weg.“ Während die Evakuierung des Britischen Expeditionskorps und französischer Einheiten in der NS-Propaganda als „Glorreicher Rückzug“ und „Englands Flucht vom Kontinent“ verspottet wird, feiern vor allem die Briten das Ergebnis der Operation „Dynamo“ als „Wunder von Dünkirchen“.
Zwar kann die Wehrmacht rund zwei Wochen später den „Blitzkrieg“ gegen Frankreich siegreich beenden, doch insbesondere England erweist sich unter seinem unnachgiebigen Premierminister Winston Churchill als kampfbereiter und ernstzunehmender Gegner für das „Dritte Reich“. Hitlers Annahme, Großbritannien sei nach der Niederlage Frankreichs zu einem „Kompromissfrieden“ mit Deutschland bereit, bewahrheitet sich nicht. Winston Churchill ist nicht bereit, einzulenken und die 1939/40 „erkämpfte“ deutsche Weltmachtstellung so ohne weiteres hinzunehmen. Auf deutscher Seite wer-
Literaturtipps Hans-Adolf Jacobsen: Dünkirchen. Ein Beitrag zur Geschichte des Westfeldzuges 1940, Neckargemünd 1958. Hans Umbreit: Der Kampf um die Vormachtstellung in Westeuropa, in: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. 2, hrsg. v. MGFA, Stuttgart 1979, S. 235–327.
Geplante Landungsoperation
VOR ORT: Großadmiral Erich Raeder (im Ledermantel) macht sich in Dünkirchen ein Bild vom Ausmaß der Zerstörungen. Foto: picture-alliance/Judaica-Sammlung Richter
AUSGEBRANNT: Eine zerstörte alliierte Fahrzeugkolonne in einer von der Wehrmacht eroberten Ortschaft im Nordwesten Frankreichs. Foto: picture-alliance/Süddeutsche Zeitung Photo
den daher die bereits in das Jahr 1939 zurückreichenden Planungen für eine Invasion Englands wiederaufgenommen und nach dem Waffenstillstand mit Frankreich Ende Juni 1940 intensiviert. Schnell stellt sich heraus: Konkrete Pläne für eine über den Sieg im Westen hinausreichende Kriegführung existieren nicht.
demnach völlig offen. Vorbereitungen für die Durchführung zu einem möglichst frühen Zeitpunkt sind einzuleiten“, heißt es in einer Geheimen Kommandosache des OKW vom 2. Juli 1940 „Betr.: Kriegführung gegen England“. Zwei Wochen später erteilt Hitler die „Weisung Nr. 16 über die Vorbereitungen ei-
„Stadt und Küste in unserer Hand. Franzosen/Engländer sind weg.“ Eintrag im Kriegstagebuch des Chefs des Generalstabs des Heeres, General Franz Halder, vom 4. Juni 1940.
Am 27. Juni legt die Luftwaffenführung Hitler eine Studie über eine mögliche Luftlandeoperation in Südengland vor, die der „Führer“ jedoch verwirft. Noch immer hofft er auf eine politische Lösung des Konfliktes mit England.
„Operation Seelöwe“ Als sich immer stärker abzuzeichnen beginnt, dass eine friedliche Lösung unwahrscheinlich ist, lässt Hitler konkretere Pläne zu einer möglichen Landung auf den Britischen Inseln ausarbeiten. „Unter bestimmten Voraussetzungen, deren wichtigste ist, die Luftüberlegenheit zu erringen, kann eine Landung in England in Frage kommen. Der Zeitpunkt bleibt
Clausewitz 5/2013
ner Landungsoperation gegen England“. Darin heißt es unter anderem: „Da England, trotz seiner militärisch aussichtslosen Lage, noch keine Anzeichen einer Verständigungsbereitschaft zu erkennen gibt, habe ich mich entschlossen, eine Landungsoperation gegen England vorzubereiten und, wenn nötig, durchzuführen. Zweck dieser Operation ist es, das englische Mutterland als Basis für die Fortführung des Krieges gegen Deutschland auszuschalten und, wenn es erforderlich sein sollte, in vollem Umfang zu besetzen.“ Dass Hitler keine große Begeisterung für eine Landung in England (Tarnname: „Operation Seelöwe“) entwickelt, wird aus der Formulierung deutlich, eine Landungsope-
ration nur „wenn nötig“ durchzuführen. Auch Großadmiral Erich Raeder als Oberbefehlshaber der Kriegsmarine verweist immer wieder auf die mit einer möglichen Landung verbundenen Schwierigkeiten.
Invasionspläne auf Eis gelegt Als Hitler am 19. Juli 1940 in seiner Reichstagsrede in Berlin ein „Friedensangebot“ an London – einen „Appell an die Vernunft in England“ – richtet und die britische Regierung darauf nicht eingeht, erteilt Hitler Anfang August 1940 die „Weisung Nr. 17 für die Führung des Luft- und Seekrieges gegen England“. Darin befiehlt er der deutschen Fliegertruppe, „mit allen zur Verfügung stehenden Kräften die englische Luftwaffe möglichst bald niederzukämpfen“. Doch diese von allen führenden Militärs formulierte Grundvoraussetzung für die Durchführung einer Landungsoperation lässt sich im Herbst des Jahres 1940 nicht erfüllen. Eine deutsche Luftüberlegenheit über dem Ärmelkanal ist illusorisch. Während der bereits stattfindenden „Luftschlacht über England“ muss sich die Luftwaffe der Royal Air Force geschlagen geben. Hitler entscheidet sich schließlich dafür, bis zur „weiteren Klärung der Gesamtlage“ abzuwarten. Diese lässt eine Invasion Englands – auch infolge des „Wunders von Dünkirchen“ – schließlich nicht mehr zu. Dr. Tammo Luther, Jg. 1972, Verantwortlicher Redakteur von CLAUSEWITZ, freier Autor und Lektor in Schwerin mit Schwerpunkt „Deutsche Militärgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts“.
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Titelgeschichte | Dünkirchen 1940
ZUVERSICHTLICH: Britische Soldaten warten auf einem aus Fahrzeugen provisorisch errichteten Pier am Strand von Dünkirchen auf ihre Einschiffung. Foto: Ullstein bild – TopFoto
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Evakuierung der Alliierten nach England
Mit dem Rücken zum Meer Ende Mai 1940: Fast 400.000 britische und französische Soldaten harren bei Dünkirchen an der Kanalküste aus und hoffen inständig auf ihre Evakuierung. Unterdessen zieht sich der deutsche Einschließungsring seit dem 27. Mai immer enger zu. Von Tammo Luther
Z
ur gleichen Zeit auf der anderen Seite des Kanals: Der aus dem Ruhestand reaktivierte Bertram Ramsay, nun Hafenkommandant von Dover, leitet die Aktion, die das Gros der British Expeditionary Force (BEF) nach England holen und vor dem Zugriff der Deutschen retten soll. Zur Evakuierung im Rahmen der Operation „Dynamo“ werden alle verfügbaren Seefahrzeuge – vom Kriegsschiff über den Fischkutter bis zum Rettungsboot – eingesetzt. Insgesamt etwa 850 Schiffe, Boote, Fähren und andere Wasserfahrzeuge schickt Ramsay nach Frankreich, um Briten und auch Franzosen vor dem Tod, der Verwundung oder der Kriegsgefangenschaft zu bewahren. Die Ausgangslage für die auf engem Raum um die Hafenstadt Dünkirchen zusammengedrängten alliierten Soldaten ist alles andere als günstig: Denn als am 27. Mai heftige deutsche Luftangriffe auf den Hafen und die Stadt einsetzen, werden mehrere alliierte Schiffe versenkt. Schließlich müssen die auf ihre Evakuierung wartenden britisch-französischen Truppen das schwer getroffene Hafengebiet räumen.
qualmenden Trümmerlandschaft des Hafens von Dünkirchen und der tief hängenden Wolken für die deutsche Luftwaffe erheblich beeinträchtigt. Hinzu kommt, dass sich die Flieger der Royal Air Force (RAF) als unbequemer Gegner für Görings Luftwaffe erweisen, die die groß angelegte Evakuierungsaktion der Alliierten nicht wirksam unterbinden kann. Insgesamt fallen nun nur wenige Bomben auf das Hafengebiet von Dünkirchen, dessen Ostmole sich offensichtlich doch als An- und Ablegestelle für Kriegsschiffe eignet. Schätzungsweise fast 18.000 Soldaten können dadurch bis zum Abend des 28. Mai 1940 über die Straße von Calais in Richtung Britische Inseln transportiert werden, davon fast 12.000 Soldaten vom Hafen Dünkirchen aus. In den folgenden Tagen bis zum 1. Juni 1940 gelingt es den Briten, die Zahl der Evakuierungen weiter zu steigern. Da das an-
haltend schlechte Wetter keine größeren Luftangriffe zulässt, kommen die deutschen Heeresverbände gegen die trotz ihrer bedrängten Lage gut organisierten Verteidiger nur langsam voran. Zwar gelingt den Angreifern die Gefangennahme von mehreren Zehntausend vorwiegend französischen Soldaten, doch allein am 31. Mai sind es fast 70.000 Briten und Franzosen, die sich dem deutschen Zugriff über den Seeweg entziehen können.
Verluste der Royal Navy Diese Erfolge müssen jedoch mit zum Teil hohen Verlusten erkauft werden: Als die Royal Navy allein am 1. Juni vier Zerstörer und mehrere weitere Schiffe verliert, gibt Vice Admiral Bertram Ramsay den Befehl, Dünkirchen nur noch im Schutz der nächtlichen Dunkelheit anzulaufen. Dennoch: Drei Tage später, am 4. Juni meldet der britische Radiosender BBC:
Riskante Evakuierungsaktion Auf britischer Seite sieht man nun keine Möglichkeit mehr, über die schwer beschädigten Hafenkais die Soldaten an Bord der Schiffe zu holen. Man entscheidet sich daher für eine Einschiffung über den Strandabschnitt zwischen Dünkirchen und dem Badeort De Panne im äußersten Westen Belgiens. Fehlende Landebrücken und Verladeeinrichtungen erschweren die Rettungsaktion erheblich, sodass bis in die Abendstunden des 27. Mai weniger als zehntausend Mann an Bord geholt werden können. Am 28. Mai sind die Sichtverhältnisse aufgrund der
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ZURÜCKGELASSEN: Fahrzeuge der alliierten Truppen am Strand von Dünkirchen nach dem Ende der Kämpfe Anfang Juni 1940. Foto: picture-alliance/Mary Evans/Robert Hunt Collection
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Titelgeschichte | Dünkirchen 1940
ZUSAMMENGEDRÄNGT: Im Rücken der Feind, vor ihnen das Meer, harrten die Eingekesselten ihrer Rettung. Foto: picture-alliance/Mary Evans/Robert Hunt Collection
„Generalmajor Harold Alexander [neuer Oberbefehlshaber der BEF] vergewisserte sich heute morgen persönlich beim Strand von Dünkirchen von einem Motorboot aus, dass niemand am Strand zurückgelassen wurde, bevor er das letzte Schiff nach Großbritannien bestieg.“
Misstöne zwischen den Alliierten Zu diesem Zeitpunkt befinden sich mittlerweile mehr als 300.000 Alliierte in Sicherheit. Der Erfolg der Rettungsaktion wird jedoch belastet durch Misstöne zwischen Briten und Franzosen: So sollen britische Soldaten ihren französischen Waffenbrüdern den Zugang zu den an der Operation „Dynamo“ beteiligten Schiffen verweigert haben. Dieses heiklen Themas nimmt sich in den 1960er-Jahren auch der französisch-italienische Film „Dünkirchen, 2. Juni 1940“ (Originaltitel: Week-end à Zuydcoote) an,
in dem Jean-Paul Belmondo die Hauptrolle spielt. Der Film handelt von Ereignissen während der Schlacht um Dünkirchen Anfang Juni 1940. Auf ihrem Rückzug vor den Deutschen sammeln sich versprengte britische und französische Truppen rund um die Stadt Dünkirchen. Während die Briten von den
Text eines an die britischen Soldaten gerichteten deutschen Flugblatts (Übersetzung), abgeworfen über Dünkirchen 1940
umliegenden Strandabschnitten aus nach England eingeschifft werden, wird den französischen Soldaten der Zugang zu den Evakuierungsschiffen verwehrt.
Doch trotz dieser und ähnlicher Vorkommnisse werden immerhin insgesamt weit mehr als 100.000 französische Soldaten evakuiert, von denen sich viele im weiteren Verlauf des Krieges den neu formierten Freien Französischen Streitkräften unter ihrem Oberbefehlshaber Charles de Gaulle anschließen . Wenngleich die britischen Streitkräfte im Mai/Juni 1940 enorme Verluste an Kriegsmaterial hinnehmen müssen und nahezu ihre gesamten verbliebenen schweren Waffen
Foto: ullstein bild/United Archives/90061
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an der französischen Kanalküste zurücklassen müssen, gelingt ihnen die in diesem Umfang nicht für möglich gehaltene Rettung des Großteils ihres Expeditionskorps.
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Moralischer Sieg der Alliierten
VERFILMT: Szene aus dem Film „Dünkirchen, 2. Juni 1940“ mit Jean-Paul Belmondo als Sergeant Julien Maillat.
GESCHAFFT: Britische und französische Soldaten auf einem Schiff, das sie in Sicherheit gebracht hat. Foto: ullstein bild
Literaturtipp Winston S. Churchill: Reden in Zeiten des Kriegs, a. d. Engl. v. Walther Weibel, Hamburg 2002.
Die Evakuierung dieser Soldaten wird in der britischen Öffentlichkeit als moralischer Sieg gefeiert und sollte in der Folgezeit die Reorganisation der scheinbar geschlagenen britischen Armee ermöglichen. Darüber hinaus wirkt sich das „Wunder von Dünkirchen“ entscheidend auf den Durchhaltewillen Englands im Kampf gegen das nationalsozialistische Deutschland aus. Am 4. Juni 1940, dem letzten Tag der Operation „Dynamo“, hält Premierminister Winston Churchill vor dem Unterhaus seine in England noch heute populäre Rede („We shall fight on the beaches“), die – so bekannte anschließend ein Labourabgeordneter – „soviel wert gewesen“ sei „wie tausend Kanonen und die Reden von tausend Jahren.“ Darin bekräftigt Churchill in beschwörenden Worten, dass Großbritannien den Kampf gegen „Hitler-Deutschland“ unter keinen Umständen aufgeben werde. Mit dieser Aussage sollte er trotz der alliierten Niederlage in Frankreich recht behalten.
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Titelgeschichte | Dünkirchen 1940
Deutsche und alliierte Panzer in Frankreich 1940
Der „Motor als Waffe“
Mai 1940: Als die deutschen Truppen die Grenzen zu Frankreich überschreiten, stehen dort den 4.200 alliierten Panzern nur 2.500 deutsche Kampfwagen gegenüber. Doch vor allem den deutschen Panzerverbänden gelingt der schnelle Vorstoß bis zur Kanalküste. Von Thomas Anderson
V
on den rund 2.500 deutschen Panzern sind sogar mehr als ein Drittel schwach bewaffnet. So trägt der Panzerkampfwagen (PzKpfw) I zwei MG, der PzKpfw II eine 2-cm-Kampfwagenkanone (KwK) und ein MG. Diese sind zur Bekämpfung der deutlich schwerer gepanzerten französischen Kampfwagen nicht oder nur bedingt geeignet. Der PzKpfw III, der die Hauptlast der Kämpfe tragen soll, ist mit einer 3,7-cm-Ka-
none auch eher schwach bestückt. Die Panzerung der deutschen Panzer ist 1939 konzeptionsbedingt lediglich gegen SmK-Beschuss (Spitzgeschoss mit Kern, panzerbrechende Infanteriemunition mit Hartkern, Kaliber 7,92 x 57 mm) sicher, nur der Hauptkampfpanzer, der PzKpfw III, zeigt 30 mm Frontalschutz. Eine der Erfahrungen des im Oktober 1939 von der Wehrmacht beendeten Polenfeldzuges war, dass ein Mindestmaß an Beschuss-
Alliierte und deutsche Panzer (Auswahl)
GUT GERÜSTET: Der 1938 eingeführte Infantry Tank, Mk II, besser bekannt als Mathilda II, ist mit einem größeren Turm und vier Mann Besatzung ausgerüstet. Seine Panzerung von maximal 80 mm macht ihn sicher gegen alle deutschen Panzerkanonen. Das 2-pdr-Geschütz (40 mm) ist eine durchaus schlagkräftige Waffe, kann jedoch keine ExFoto: Slg. Anderson plosivgeschosse verfeuern.
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GERINGER KAMPFWERT: Die britischen Streitkräfte nutzen bis ins Jahr 1942 hinein noch Einsatzgrundsätze, die durch die Lage überholt sind. Zur direkten Unterstützung der Infanterie wird noch 1934 der Infantry Tank, Mk I entwickelt. Dieser 2-Mann-Panzer ist mit maximal 60 mm sehr stark gepanzert, seine aus einem MG bestehende Ausrüstung jedoch unzureichend. Foto: Slg. Anderson
MIT SCHWÄCHEN: Der Somua S-35 zeigt einen hohen Panzerschutz bei guter Bewaffnung. Im Jahr 1940 gibt es keinen deutschen Panzer, der ihm auf mittlere Entfernungen gewachsen ist. Trotzdem ist der Panzer aufgrund seiner Konzeption wenig fortschrittlich. Besonders der EinmannTurm schränkt den Gefechtswert beträchtFoto: Sammlung Anderson lich ein.
Ernsthafte Gefahr für deutsche Panzer
festigkeit gegeben sein muss. Doch in bewaffneten Konflikten beginnt eine verhängnisvolle Spirale. Jede neue Waffe (oder jede Kampfwertsteigerung) wird eine Gegenmaßnahme hervorrufen. Die mit Verbesserungen oder Nachrüstungen verbundene Zunahme des Gewichts kann die Grenzen der Belastbarkeit eines Panzerfahrzeugs überschreiten.
PZ.KPFW. III AUSF. F 2 MG im Turm
3,7 cm KwK, stellt sich als zu schwach heraus
Drei-Mann-Turm, ideale Aufgabenverteilung Leistungsfähiges Laufwerk bringt hohe Beweglichkeit
Funkausstattung in jedem deutschen Panzer
Bug-MG für Funker zur Verteidigung
Frontpanzerung von 30 mm ist nicht ausreichend
Foto: Sammlung Anderson
AUSGESCHALTET: Hier rauscht ein PzKpfw III an einem abgeschossenen Cruiser Tank Mk IV vorbei. Der deutsche Panzer ist als Gesamtsystem deutlich überlegen, seine Besatzung von fünf Mann und die Funkanlage machen eine sehr effektive Führung möglich, sowohl operativ als auch im Panzer selbst. Spätere Versionen sollen eine 5-cm-KwK erhalten. Foto: Anderson
Sehr hohe Geschwindigkeit dank Maybach Variorex-Getriebe
Technische Fortschritte Nichtsdestotrotz: Vor Beginn des FrankreichFeldzuges beginnen Bestrebungen, die Frontpanzerung vor allem des PzKpfw II durch Zusatzplatten von 14,5 auf 34,5 mm zu verstärken. Die aktuelle Variante des PzKpfw IV, die Ausf D, zeigt statt des ursprünglichen 14,5-mm-Frontpanzers eine verstärkte organische Panzerung von 30 mm, weitere Verbesserungen befinden sich in der Planung. Die vorhandenen Kampfpanzer tschechischer Herkunft sind mit ihrem frontalen Panzerschutz von 25 mm ebenfalls nur gegen Beschuss aus 2-cm-Waffen sicher – immer abhängig von der Schussentfernung. Frankreich wie auch Großbritannien hatten nach dem Ersten Weltkrieg ihre Rüstung weiter vorantreiben können. Zwar verfügen die Franzosen 1940 noch über viele veraltete
„LEICHTGEWICHT“: Der Vickers Light Tank, hier ein Mk VI, wurde ursprünglich als Aufklärungsfahrzeug entwickelt. Werden diese leicht gepanzerten und schwach bewaffneten Fahrzeuge in der Rolle eines Kampfpanzers eingesetzt, so enden diese Einsätze zumeist mit großen Verlusten. Auch dieser Vickers Light Tank wurde vom Gegner ausgeschaltet. Foto: Sammlung Anderson
Clausewitz 5/2013
Panzer aus der Zeit des „Großen Krieges“. Der technische Fortschritt führt in den 1930er-Jahren jedoch zu mehreren Neukonstruktionen, von denen die Deutschen zum Teil überrascht werden. Die leichten Aufklärungspanzer vom Typ AMR sind ihrem taktischen Auftrag gemäß nur schwach bewaffnet und gepanzert. Stärker ins Gewicht fallen die mehr als 1.700 leichten Panzer Renault R-35 und Hotchkiss H-39, deren Wanne und Turm in Stahlgussbauweise hergestellt werden. Die Fahrzeuge zeigen rundum eine starke Panzerung von bis zu 45 mm. Ihre 37-mm-Bewaffnung hingegen ist nicht sehr wirkungsvoll. Beide Panzer sind nur wenig beweglich. Ihr taktischer Auftrag ist die direkte Unterstützung der Infanterie, was dem Einsatz und der Aufgabe der Panzer im Ersten Weltkrieg entspricht.
GELÄNDETAUGLICH: Ein PzKpfw 38 (t) neben einem PzKpfw II (links). Diese beiden leichten Panzer sollen den durchschlagenden Erfolg von Rommels 7. Panzerdivision 1940 ermöglichen. Besonders der aus tschechischer Produktion stammende 38 (t) zeigt ein überragendes Laufwerk. Die Konstruktion ist wesentlich robuster als die der Foto: NARA meisten anderen Panzer.
Die 300 Somua S-35 stellen hingegen eine ernsthafte Gefahr für die deutschen Panzer dar: Ähnlich gepanzert wie die R-35 und H-39, haben sie rundum einen hohen Panzerschutz, der für die Panzer des Gegners auf nahe bis mittlere Entfernungen nur schwer zu bekämpfen ist.
Fehlende Funkausstattung Der Char B1 bis, von dem knapp 300 Fahrzeuge zur Verfügung stehen, ist noch schwerer gepanzert. Er führt wie der S-35 eine wirkungsvolle 47-mm-Kanone im Turm und zusätzlich ein 7,5-cm-Geschütz in der Wannenfront. Das macht den B1 vielseitig einsetzbar. B1 und S-35 sind von ausreichender Beweglichkeit. Ihr tatsächlicher Kampfwert wird durch die bei den meisten französischen
AUSDAUERND: Der PzKpfw 38 (t) war für einen leichten Panzer ausreichend bewaffnet. Das Fahrwerk stellte sich als sehr belastbar und ausdauernd heraus. Aufgrund der genieteten Bauweise und des spröden Stahls war die Panzerung eher schwach. Das Fahrwerk sollte bis Kriegsende als Basis für verschiedene Selbstfahrlafetten dieFoto: Sammlung Anderson nen.
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Titelgeschichte | Dünkirchen 1940
OPERATIV EINSETZBAR: Der Cruiser Tank Mk I CS verfügt über ein langsam laufendes Fahrwerk (Höchstgeschwindigkeit um 25 km/h), die Variante Mk I ist zudem mit 15 mm sehr schwach gepanzert. Das Suffix „CS“ steht für „close support“ und beschreibt die 95-mm-Haubitze, die zur direkten Feuerunterstützung der mit 40-mm-Kanonen ausgerüsteten Mehrzahl der britischen Panzer eingebaut wird. Der Wagen verfügt vorne über zwei kleine Drehtürme mit je einem MG. Foto: Anderson
Panzern fehlende Funkausstattung (zum Vergleich – jeder deutsche Panzer verfügt über ein Funkgerät) und die antiquierten Weltkriegs-Einsatzgrundsätze beschränkt. Auch die Tatsache, dass der Turm nur Platz für einen Mann bietet, sollte sich negativ auswirken: Der Kommandant muss den Panzer taktisch führen und die Kanone allein bedienen.
Erfolgreiche Panzerwaffe Obwohl S-35 und B1 hinsichtlich ihrer technischen Eckdaten den deutschen Panzern überlegen sind, können sie den massiert angreifenden deutschen Panzern nicht standhalten. Englands Panzerwaffe fährt zweigleisig. Die sogenannten Cruiser Tanks vom Typ A13
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(und in geringerem Maße auch die A9 und A10) sind schnelle Fahrzeuge mit schwacher Panzerung, die aufgrund ihrer hohen Beweglichkeit zu raschen Geländegewinnen fähig sind. Die langsam laufenden Infantry Tanks hingegen verlassen sich auf ihre äußerst starke Panzerung. Der A12, besser bekannt als „Mathilda“, zeigt mit einer Panzerung von bis zu 80 mm wahre „Nehmerqualitäten“. Die britischen Panzer sind wahlweise mit einer 40-mm-Kanone zur Bekämpfung gepanzerter Ziele, oder einer 95-mm-Haubitze zur Feuerunterstützung ausgestattet. Dabei handelt es sich um eine eher ungeschickte Aufgabenverteilung. Immerhin: Anders als die französischen Panzer können die englischen Fahrzeuge aufgrund ihrer technischen Auslegung stetig weiterentwickelt werden. Der Feldzug gegen Frankreich verläuft für die deutsche Panzerwaffe erfolgreich. Die 29. Infanteriedivision bemängelt allerdings Defizite in der Ausrüstung und merkt in ihrem Erfahrungsbericht an: „Das Fehlen von Sturmgeschützen auf Selbstfahrlafette machte sich bei Angriff und Verteidigung bemerkbar...“ Die wenigen während des Frankreichfeldzuges verfügbaren Sturmgeschütze wer-
den ständig an Brennpunkten eingesetzt, noch ist ihre Zahl zu gering (30 im Frankreichfeldzug).
Erfahrungsbericht der 1. Pz.Div. Auch die 1. Pz.Div. lässt nach dem beendeten Feldzug einen Erfahrungsbericht zur Qualität der feindlichen Panzer erstellen: „Im Kampf Panzer gegen Panzer zeigte sich die Überlegenheit der feindlichen Panzerung, der gegenüber unsere panzerbrechende 3,7-cm-Kanone ebenso versagte wie die 2-cm-KwK. Die Feindpanzer unterlagen jedoch schließlich im Kampf unserem Masseneinsatz auch einzeln unterlegener Abwehrmittel. Gegen schwere Feindpanzer waren auch die 7,5-cm-Kanonen einzeln wirkungslos. Der geringe Angriffsgeist der Franzosen und die Verzettelung im Ansatz der Feindpanzer glichen diesen Mangel unsererseits völlig aus. Die 8,8-cm-FlaK hat sich zur Abwehr von Feindpanzern hervorragend bewährt (...). Bei dem Kampf Panzer gegen Panzer waren die hierzu eingesetzten eigenen Panzer dem Feind nach kurzem Feuergefecht stets überlegen. Dies ist auf folgende Gründe zurückzuführen: 1. Unsere Waffen haben eine sehr hohe Treffsicherheit, auch auf mittlere Entfernungen.
Technische Daten
Gewicht Motorleistung Leistungsgewicht Besatzung Bodenfreiheit Bodendruck Höchstgeschwindigkeit Max. Panzerung Front Hauptbewaffnung
PzKpfw II Ausf. A 8,9 t Otto 140 PS 16 PS/t 3 0,35 m 0,73 kg/cm² 39,5 km/h 35 mm 2 cm
PzKpfw III Ausf. E 19,5 t Otto 265 PS 13,6 PS/t 5 0,38 m 0,92 kg/cm² 67,1 km/h 30 mm 3,7 cm L/45
PzKpfw IV Ausf. D 20 t Otto 265 PS 13,2 PS/t 5 0,40 m 0,83 kg/cm² 42 km/h 30 mm 7,5 cm L/24
PzKpfw 38 (t) 9,7 t Otto 125 PS 12,8 PS/t 4 0,40 m 0,57 kg/cm² 42 km/h 25 mm 3,7 cm L/48.7
Max. Durchschlag 500 m Max. Durchschlag 1000 m
20-25 mm 0
64 mm mit PzGr 40 31 mm mit PzGr 40
38 mm 35 mm
64 mm 33 mm
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Renault R-35 Somua S-35 9,8 t 20 t Otto 82 PS Otto 190 PS 8,4 PS/t 9,5 PS/t 2 3 0,32 m 0,42 m 0,86 kg/cm² 0,85 kg/cm² 19 km/h 37 km/h 32 mm, Turm 45 mm 35 mm, Turm 55 mm 37 mm L/21 47 mm L/32 19 mm 0
33 mm 26 mm
PzKp Aus PzKpf Aus PzKpf Ausf
PzKpf
(t Renau
„Glu? c ksgriff“ tschechische Panzer CHAR B1 bis Kommandant ist überfordert, da allein im Turm
47-mm-Kanone im Turm zur Panzerbekämpfung
Turm in Gussbauweise, 45 bis 55 mm Panzerung
Foto: Sammlung Anderson
75-mm-Kanone im Bug zur Feuerunterstützung
Starker 60 mm Frontpanzer
Mobilität ausreichend dank breiter Ketten
2. Unsere Waffen haben eine sehr hohe Feuergeschwindigkeit. 3. Der Einsatz der PzKpfw III und IV hatte selbst bei Feindpanzern, die nicht durchschlagen wurden, durch die dauernden Treffer solche moralische Wirkung, dass die Feindbesatzungen erschüttert meistens die weiße Flagge hissten. 4. Die Führung und die Kampfmoral der eigenen Besatzungen war der der Feindpanzer-Besatzungen weit überlegen. 5. Die Geschwindigkeit und Wendigkeit der eigenen Panzer war größer als die der feindlichen. Nachteilig wirkte sich die zu schwache Panzerung unserer Kampfwagen und die zu geringe Durchschlagskraft der 3,7- und 7,5-cmGranate aus. Abhilfe: Einführung einer 5-cmWaffe mit Sondermunition für Panzer III und einer Sondermunition für Panzer IV (...). Die feindlichen Panzerabwehr-Waffen erwiesen sich als äußerst wirkungsvoll. Die 2,5-cm-PaK durchschlug auf Entfernungen unter 300 m alle deutschen Panzer, ebenso die seltener auftretende 4,7-cm-PaK, die je-
Char B1 bis 32 t Otto 300 PS 9,4 PS/t pfw II 4 sf. A 0,45 m fw III 0,85 kg/cm² sf. E 28 km/h fw IV 60 mm, Turm 55 mm f. D 75 mm L/17 Wanne fw 38 47mm L/32 Turm dto., 7,5 cm unbek. t) ult R- dto., 7,5 cm unbek.
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Seite und Heck 55 mm stark gepanzert, sehr gutes Schutzniveau
doch schon auf weitere Entfernungen panzerbrechend wirkte...“ Rommels 7. Panzerdivision war, wie auch die 6. und 8., mit tschechischem Gerät ausgerüstet. Da der Ausstoß an diesen Panzern nicht ausreichte, führt die Division 1940 neben 91 PzKpfw 38 (t) als Hauptkampfpanzer noch 34 PzKpfw I, 68 PzKpfw II und zudem 24 PzKw IV.
Bewährter Panzer aus Tschechien Zum Erfolg des PzKpfw 38 (t) merkt die Division in einem Erfahrungsbericht vom 14. Juli 1940 an: „Der deutsche Panzerwagen verfügt über gute Bewaffnung und gute Optik. Er scheint in dieser Beziehung sowohl dem französischen wie dem englischen Panzerwagen überlegen zu sein. Die Division hat auch den Eindruck, dass der deutsche Wagen schneller als der französische oder englische ist. Vielleicht wird aber dieser Schluss nur daraus gezogen, dass die Panzerangriffe bei der Division nur mit höchstmöglicher Geschwindigkeit gefahren wurden (...).“
Cruiser Mk II A 14,5 t Otto 150 PS 10,3 PS/t 5 0,44 m 0,94 kg/cm² 28,7 km/h 30 mm 40 mm L/52
Cruiser Mk III 14,2 t Otto 340 PS 24 PS/t 4 0,44 m 0,94 kg/cm² 48,3 km/h 14 mm dto.
Infantry Tank Mk II 26 t 2 x 94 PS 7,2 PS/t 4 0,48 m 1,12 kg/cm² 24,1 km/h 78 mm dto.
57 mm 40 mm
dto. dto.
dto. dto.
Diese Panzer aus tschechischer Produktion sind ein „Glücksgriff“ für die Deutschen. Und auch für Rommel, dessen betont schneidiger Angriffsstil nicht nur den Gegner wiederholt zur Verzweiflung treibt, sondern ihm auch harschen Tadel von den beteiligten Infanterieverbänden einbringt, die seinem Tempo nicht folgen können. Die 9. Pz.Div. fasst in ihrem Bericht zum Frankreich-Feldzug am 27. Juli 1940 zusammen: „Die feindlichen Panzer haben sich wegen ihrer geringen Geschwindigkeiten, schlechten Richtmitteln und der damit verbundenen mangelnden Treffgenauigkeit nicht als überlegen gezeigt.“ Diese Einschätzung seitens des Siegers ist sicherlich nachvollziehbar, jedoch kennen die verantwortlichen Militärs die Realitäten. Die deutsche Panzerwaffe ist 1940 noch weit von den von ihnen gestellten Forderungen hinsichtlich der Stückzahlen und der Qualität der Ausrüstung entfernt. Die Leistungsdaten der alliierten schweren Panzer, aber auch der Panzerabwehrkanonen erweisen sich im Kampf mit den deutschen Panzern in einzelnen Bereichen als besser. Es zeigt sich aber auch, dass der menschliche Faktor nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Kampfgeist und Ausbildung und vor allem die Qualität der Führung auf allen Ebenen erweisen sich auf deutscher Seite als klar überlegen. Auch die zielführende Organisation der Panzertruppe und aller beteiligten Teileinheiten ist beim deutschen Vorstoß durch Frankreich bis nach Dünkirchen der des Gegners eindeutig überlegen. Thomas Anderson, Thomas Anderson, Jg. 1958, ist als freier Autor tätig und arbeitet für verschiedene Zeitschriften und Verlage im In- und Ausland. Außerdem unterstützt er namhafte Modellbau-Hersteller als Fachberater.
GETROFFEN: Der R-35 ist ein leichter, jedoch gut gepanzerter Kampfwagen. Dieser R-35 erhielt einen Treffer am Turm. Im Hintergrund steht ein R-40, erkennbar am modifizierten Foto: Anderson Laufwerk und der längeren 37-mm-Kanone.
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Militär und Technik
POPULÄRE DARSTELLUNG: Ein Ritter in voller Rüstung mit einer „Ritterburg“ im Hintergrund. Zeichnung: Andrea Modesti
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Burgen des Mittelalters
Die Adelsburg als Wehrbau
18./19. Jahrhundert: Der Begriff „Ritterburg“ entstammt dem verklärten Mittelalterbild der Romantik. Die heutige Burgenforschung sagt „Adelsburg“ und meint damit einen wehrhaften, repräsentativen Adelswohnsitz des 11. bis 15. Jahrhunderts. Von Michael Losse
E
s existieren Sonderformen, die eher „Militärbauten” sind als Adelsburgen, zum Beispiel Kreuzfahrer-, Trutz- und Belagerungsburgen. Die Adelsburgen selbst sind Wohnsitze von Familien, deren Herrschaftsbasis Grundbesitz und Lehen bilden. Die Burg ist Zentrum ihrer Politik und Verwaltung, sie „besetzt” das Umland optisch und zeigt, wer herrscht. Die Burgenkunde des 19. Jahrhunderts sieht Burgen als oft umkämpfte Wehrbauten, die ihr Umland militärisch „beherrschen”. Im Zentrum heute stehen vielmehr die symbolische Funktion der Bauten sowie ihre Bedeutung im jeweiligen geographisch-historischen Umfeld.
Burgen im Frühmittelalter (8. bis 11. Jahrhundert) Schon vor den Adelsburgen gibt es Burgen: Für das 8. bis 10. Jahrhundert sind über 1.000 Großburgen (ein bis fünf Hektar und mehr) in Deutschland bezeugt. Sie entstehen aufgrund von Thronstreitigkeiten, Adelsaufständen, Fehden und Invasionen (Normannen, Sachsen, Slawen, Ungarn). Spätestens ab der Karolingerzeit steht das Recht, Burgen und Befestigungen zu bauen oder zu genehmigen dem König zu. Karl der Kahle befiehlt 864 für sein Westfrankenreich, illegal erbaute Burgen abzureißen. Letztlich haben die Könige aber kaum Mittel, den Adel zu kontrollieren. Das Burgbaurecht übertragen Könige an Herzöge und Markgrafen.
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Im 8. bis 11. Jahrhundert erbaute Burgen nennt man oft fälschlich „Wallburg” oder „Ringwall”, weil verfallene Ringmauern wie Wälle wirken. Zwar gibt es Befestigungen aus geschichteter Erde, doch häufig sind Umwallungen im Frühmittelalter durch Holzpfosten und Steinkonstruktionen stabilisiert. Vermittelt durch die Franken und ihre Kenntnis antiker Bauten setzt sich die Technik des Mörtelmauerwerks durch. Zum Schutz der Tore haben diese teils überlappende Mauerenden, oft mit Holzaufbauten. Häufig in karolingischer (800–911) und ottonischer Zeit (919–1024) sind Zangentore mit viertelkreisförmig nach innen abbiegenden Mauern. Flankierende Wehrplattformen kommen ab dem 10. Jahrhundert vereinzelt vor. Innenbebauungen bestehen aus eingeschossigen Holzbauten, Pfosten- und Grubenhäusern – neben Wohn- und Speicherbauten auch Handwerks- und Handelsbauten. Großburgen sind Wehr-, Schutz- und Verwaltungsbauten, Handels- und Wirtschaftszentren, Produktions- und auch Münzstätten, Orte der Rechtsprechung, Versammlung und kirchlichen Organisation. Mancherorts findet man in der Nähe auf HöVOLLER KLISCHEES: Dieses Schulbild (19. Jahrhundert) einer „Ritterburg im XIII. Jahrhundert“ vereinigt spätmittelalterliche (15. Jhd.) und romantische (19. Jhd.) Elemente. Abb.: Lehmann’s kulturhistorische Bilder
hen erbauter Großburgen einen Herrenhof (lat. curtis) im Tal. Entgegen früherer Ansicht sind wenige frühmittelalterliche Burgen Refugien, die nur bei Gefahr aufgesucht werden. Die meisten sind dauerhaft besiedelt und auf Initiative oder mit Genehmigung der Könige entstanden, insbesondere im Grenzgebiet zu den feindlichen Sachsen. Gegen Ende des Frühmittelalters nutzen Dynastenfamilien vielfach ihnen anvertraute Burgen für eigene Zwecke. Im 8. Jahrhundert entstehen einzelne mittelgroße Bauten und bald darauf erste kleine Höhenburgen, die mit Ringmauer und Wohnturm schon Eigenschaften hochmittelalterlicher Adelsburgen zeigen.
Turmburg und Motte (9. bis 11. Jahrhundert) Noch im 10./11. Jahrhundert wohnen die meisten Adeligen auf Herrenhöfen. Umgeben von Palisaden stehen dort eingeschossige, ein- bis zweiräumige Holz- oder Steinhäuser mit ebenerdigen Eingängen. Schwäche der königlichen Zentralgewalt, Unsicherheit im Reich und wachsender Repräsentationswille führen dazu, dass um 900 Dynasten verstärkt Wohnsitze auf Höhen bauen. Aus der Wende vom 9. zum 10. Jahrhundert stammen älteste erforschte adelige Höhenburgen. Um 1000 existieren viele Adelsburgen als repräsentativ-wehrhafte Wohnsitze. Anfangs sind Höhenburgen quasi auf Höhen versetzte Herrenhöfe, wie Burg Salbüel/CH, deren hölzerne Gebäude dem späten 10. bis 12. Jahrhundert entstammen: Eine Palisade umgibt oval ein Hallenhaus,
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Militär und Technik | Burgen des Mittelalters
IMPOSANTER HAUPTTURM: Dieser Bergfried mit Hocheingang gehört zur Niederburg in Manderscheid (Rheinland-Pfalz). Foto: Michael Loose
ein Grubenhaus und Nebengebäude. Um 1000 entstehen Burgen mit steinernem Wohnturm, der einen Hocheingang im ersten Obergeschoss besitzt. Die meist quadratischen Türme (teils über zwölf Meter Seitenlänge, zwei bis drei Meter Mauerstärke) werden zu Symbolen adeligen Wohn- und Wehrbaus im salischen Zeitalter (1024–1125). Den Wohnturm und weitere Bauten umgibt eine polygonale Ringmauer. Etwa zeitgleich wie die Turmburg verbreitet sich die Motte (frz. la motte: Hügel). Den künstlich aufgeworfenen Hügel, der einen Wohnturm aus Holz, geschützt durch Palisaden, trägt, umgibt ein Wassergraben. Wahrscheinlich verbreitet sich die Motte von Frankreich ab dem 10./11. Jahrhundert in Teilen Europas. Motte und Turmburg verfügen über eine Vorburg mit Wirtschaftsbauten. Das Grundmodell der Adelsburg ist ausgeprägt.
Burgen im Hochmittelalter (11. bis 13. Jahrhundert) Neben dem Hochadel sind ab dem 11. Jahrhundert Edelfreie, Niederadelige und Ministeriale die Bauherren: Der Ritterstand zeigt seinen gesellschaftlichen Rang durch eine Burg als Statussymbol. Bauten aufstrebender Ministerialen der Stauferzeit gleichen teils Grafenburgen. Bauplätze sind Berggipfel oder -sporne; im Flachland entstehen Wasserburgen. Burgberge sind meist baumlos: Bewuchs erleichtert feindliche Annäherung und beeinträchtigt die Fernwirkung des
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MASSIV: Dieser Wohnturm gehört zur Burg Lehmer Hof (Mosel) und stammt aus dem zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts. Foto: Michael Loose
Bauwerks. Für letztere ist die Farbigkeit der Gebäude bedeutend. Wenige hochmittelalterliche Burgen zeigen noch die Gesamtstruktur der Bauzeit. Oft lässt der Grundriss der Kernburg die Entstehung im Hochmittelalter erkennen: oval oder polygonal. Prägnantes Herrschaftssymbol ist der Bergfried, der dominierende Hauptturm; er löst den Wohnturm ab. Erste Bergfriede entstehen in der Mitte des 12. Jahrhunderts. Daneben ist der Wohnbau oder Palas Bestand-
HINTERGRUND
teil der Adelsburg; letzterer enthält Wohnräume und einen Saal. Eine Ringmauer beziehungsweise die einzelnen Gebäude verbindende Wehrmauern umschließen die Burg. Ein Mauertor, ein mehr oder weniger wehrhafter, repräsentativer Torbau oder ein Torturm mit Kapelle über der Durchfahrt bilden den Zugang. Äußere Gräben sichern die Burg zusätzlich, mancherorts zudem das Gebück, ein Hindernis aus verflochtenen (Dornen-)Hecken. Selten erlaubt das Baugelände
Wer baut Adelsburgen?
Der Adel ist Hauptträger des Burgenbaues. Im Fränkischen Reich haben Grafen zivile und militärische Aufgaben. Als „Beamte” setzt sie der König in ihr Amt ein, das dann vererbt werden kann. Als das karolingische Königtum an Macht verliert, gelingt es einigen Hochadelsfamilien, das Grafenamt über Generationen zu behaupten. Bis zum 11. Jahrhundert entwickelt sich aus den Edelfreien der Reichsadel, den der König zu Diensten heranzieht. Mit Inanspruchnahme von Hoheitsrechten und ihrer Weitergabe in einer Familie entsteht eine kleine Gruppe von Dynastengeschlechtern, deren Angehörige princeps (Fürst) genannt werden. Ab etwa 1180 existiert ein Reichsfürstenstand. Um 1250 gibt es 38 Fürsten. Kaiser Friedrich II. erlässt die Fürstengesetze (1220, 1231), die den Verzicht des Königtums auf wichtige Hoheitsrechte (Geleit-, Münz-, Zollregal) zugunsten kirchlicher
und weltlicher Reichsfürsten bringen. Das Befestigungsrecht mit Burgen- und Städtebau geht de jure vom König auf die Fürsten über. Wichtige Träger ritterlich-höfischer Kultur in Deutschland sind Ministeriale – ursprünglich meist Unfreie –, die im Verwaltungs-, Kriegsund Hofdienst höherrangiger Herren stehen und später teils in den Adel aufsteigen. Nachdem in Urkunden Edelfreie (nobiles) und Ministerialen (ministeriales) unterschieden werden, findet sich ab dem 13. Jahrhundert zunehmend der Begriff miles (Ritter, Krieger) für beide. Die Grenzen verschwimmen, da Edelfreie in die Ministerialität eines Grafen oder Reichsfürsten eintreten und ihnen der Dienst für den Dynasten größere soziale Sicherheit bringt. Mit dem Zerfall der königlichen Zentralgewalt beginnt im 10./11. Jahrhundert die eigentliche Phase der Adelsburg, die zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert endet.
Verfall vieler Burgen im Spätmittelalter
WEHRHAFT: Der Pulverturm in Andernach entsteht Ende des 15. Jahrhunderts und dient als Verstärkung der Stadtmauer. Foto: Michael Loose
GIGANTISCH: Blick auf den Bergfried der Godesburg. Bergfriede sind weithin sichtbare Symbole der Herrschaft. Foto: Michael Loose
„Burgen sind Natur und Geschichte in einem. Ihre Anwesenheit steigert die Landschaft und verwandelt sie zur Szenerie. Die Synthese von Natur und Menschenwerk wird immer die heimliche Liebe aller jener Seelen haben, die nicht in einem engen Rationalismus erstarrt sind.” José Ortega y Gasset, 1883–1955, spanischer Philosoph, Soziologe, Essayist
bei Höhenburgen eine symmetrische Struktur; meist ist der Grundriss dem Gelände angepasst. Der größte Teil der Burgbauten ab dem 12. Jahrhundert resultiert aus der zunehmenden Bedeutung der Burgenpolitik als Mittel zum Ausbau der Territorien weltlicher und geistlicher Reichsfürsten. Was eine Burg sei, definierten Rechtsbücher, schriftlich fixierte Sammlungen älterer Gesetze (Sachsen- und Schwabenspiegel). In ihnen ist festgelegt, wie tief beispielsweise ein Graben, wie hoch eine Ringmauer sein darf.
Burgen im Spätmittelalter (13. bis 15. Jahrhundert) Bis Anfang des 15. Jahrhundert baut der Hochadel Burgen, um seine territoriale Herrschaft zu festigen. Burgen dienen nicht mehr dem Reich, sie sind Stützpunkte aufstrebender Partikulargewalten. Nach Konsolidierung der Territorien besteht kaum noch die
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Notwendigkeit zum Burgenbau. In der Silhouette prägen höhere Türme nun die Burg. Der Ringmauer werden Zwinger hinzugefügt, die eine zusätzliche Verteidigungslinie bilden. Zu den Zwingern gehören vielfach Flankierungstürme. In manchen Regionen entstehen nun wieder markante Wohntürme.
FRANKREICHEXPORT: Dieses Schema einer Motte ist einer Darstellung auf dem Wandteppich von Bayeux (spätes 11. Jhd.) entnommen. Abb.: Piper
Ein prägendes Element mancher Burg ist die Schildmauer, die bei Hanglage Schutz gegen Beschuss mit Wurfmaschinen von der Berg- oder Angriffsseite bietet. Separat stehend oder in die Ringmauer eingebunden, unterscheidet sie sich von jener durch Höhe und Stärke. Sie bietet anfangs nur Deckung und einen Wehrgang; erst ab dem 14. Jahrhundert wird sie verstärkt ein Defensivbau, indem sie Schießkammern erhält und sich mit Verbreitung der Feuerwaffen zur Geschützschildmauer wandelt. Manche Burgen kombinieren Schildmauer und Bergfried. Im 14./15. Jahrhundert beginnt das Burgensterben; rund 50 Prozent der um 1300 bestehenden Burgen werden endgültig aufgegeben. Ursachen sind wirtschaftlicher Niedergang der Ritter nebst baulicher Vernachlässigung und politischer Druck expandierender Territorialherren. Zudem verliert die Burg als standesgemäße Behausung des Adels ab dem 15. Jahrhundert an Bedeutung gegenüber den Schlössern mit höherem Wohnkomfort. Auch tragen Zerstörungen von Burgen in Krieg und Fehde zum Burgensterben bei, so der Feldzug schwäbischer Städte gegen Adelige im Hegau 1441/42, der Schweizerkrieg 1499 und der Bauernkrieg 1524/25. Man muss hierbei unterscheiden, ob Angreifer die Absicht hatten Wehrbauten auszuschalten oder
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Militär und Technik | Burgen des Mittelalters HINTERGRUND
VERTEIDIGUNGSTECHNIK: Über dem Tor sind Wurferker angebracht um es gegen heranstürmende Feinde besser schützen zu können. Foto: Michael Loose
lediglich Machtsymbole zerstören wollten, um dem Selbstverständnis des Gegners einen Schlag zu versetzen. Viele Burgen sind Anfang des 16. Jahrhunderts baufällig oder Ruinen, doch bleiben einstige Burgstandorte – Burgstall genannt – wichtig, da Einkünfte, Rechte und Privilegien weiterhin daran gebunden sind.
Angriff, Belagerung, Verteidigung Berichte über Burgbelagerungen liegen aus dem 10./11. Jahrhundert vor; sie sind auch auf dem Wandteppich von Bayeux (11. Jh.) dargestellt, der Englands Eroberung durch die Normannen zeigt. Seit dem späteren 11. Jahrhundert gibt es zunehmend Berichte über Belagerungen. Zahlreich sind sie im Spätmittelalter und zu Beginn der Frühen Neuzeit. Psychologische Faktoren gehören zu wichtigen Aspekten jeder Belagerung: Oft ergeben sich Belagerte, obwohl Waffen und Proviant vorhanden sind. Ungewissheit über Angriffe oder die Angst, ausgehungert zu werden, sind Gründe dafür. Stark variiert die Dauer von Belagerungen. Die Verteidiger der
Kastellburgen französischen Typs (13./14. Jh.)
Die Grundrisse früh- und hochmittelalterlicher Burgen sind dem Gelände angepasst, im Spätmittelalter gibt es die Tendenz zu kompakten Burgen. Ein neuer architektonischer Typ ist die Repräsentation und Wehrhaftigkeit kombinierende Kastellburg: Mit runden Flankierungstürmen wird sie zur Zeit König Philippes II. Auguste von Frankreich (1180–1224) ein königlicher Burgentyp, den der Adel kopiert. Bedeutende Beispiele sind Kastellburgen Friedrichs II. (1212–1250) in Süditalien und Sizilien und englische Königsburgen in Wales (letztes Viertel 13. Jh.). In Deutschland sind Lahr (1218/25) und Neuleiningen (1238/41) frühe Kastellbur-
Burg Nannstein übergeben jene 1523 nach neun Tagen; die Besatzung der Burg Rheinsberg hält sich 1279/80 fast ein Jahr, die der Burg Thurant 1246–48 fast zwei Jahre. Mittelalterliche Burgbelagerungen lassen sich mit neuzeitlichem Strategiedenken nicht erklären. Zwar sind Okkupations- und Garnisonsburgen ebenso wie befestigte Städte Militärstützpunkte. Anders die Adelsburg: Beim Angriff gilt es weniger, sie als Stützpunkt zu gewinnen, als vielmehr an sie gebundene Rechte zu erlangen oder Herrschaftsstrukturen der Gegner auszuschalten. Symbolwert hat das Burgenbrechen: Die Burgruine im Landschaftsbild ist Zeichen für die Macht der Sieger, etwa als Eidgenossen im Schweizerkrieg 1499 das Burgenbrennen praktizieren. Bei einer Belagerung kommen, je nach Größe und Bedeutung der Burg sowie Stärke und Ausstattung der Angreifer, verschiedenste Geräte zum Einsatz. Neben Armbrust und Bogen (mit Brandpfeilen), Sturmleitern und Brandsätzen gibt es Antwerk genannte Belagerungsgeräte, darunter Katzen (fahrba-
gen. Ende des 15. Jahrhundert entstehen frühe Festungen als steinerne rechteckige Kastelle mit runden Ecktürmen.
REKONSTRUKTIONSVERSUCH: Diese Zeichnung der Wasserburg Lahr zeigt eine Abb.: List Kastellburg der Stauferzeit.
EFFEKTIVE WAFFE: Einsatz einer Blide beim Kampf um eine Burg. Umzeichnung einer hochmittelalterlichen Darstellung. Abb.: Piper
re Holzhütten zur gedeckten Annäherung, durch feuchte Häute oder Bleche gegen Brandgeschosse der Verteidiger geschützt). Im Schutz der Katze kann die Burgmauer beschädigt oder zerstört werden. Ist der Graben überwunden, kommt Stoßzeug zum Einsatz, etwa der Rammbock (Widder) mit einem waagerecht aufgehängten, an der Spitze eisenbeschlagenen Balken, der gegen
ABGESICHERT: Die Nürburg umgeben mehrere Verteidigungswälle und schützen sie somit gut gegen Angreifer. Foto: Michael Loose
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Mit Eisenkugeln gegen Steinmauern
TRUTZBURG: Blick von der Burg Eltz auf die Burg Trutzeltz, die während der Belagerung in den 1330er-Jahren erbaut wird. Foto: Michael Klehm
die Mauer geschwungen wird. Zur Mauerzerstörung wird Wurfzeug (Blide, triboc) eingesetzt, das 25–75 Kilogramm schwere Steinkugeln 300–500 Meter weit schleudert. Außer Steinen verschießt man Bienenkörbe, Aas, Leichen oder Abfälle, um Krankheiten zu verursachen und die Verteidiger zu demoralisieren. Bei der Belagerung von Karlstein 1422 bringen Hussiten Kloakenkot aus Prag und schleudern ihn in die Burg. Mit ungelöschtem Kalk wird versucht, die Infektionsgefahr zu reduzieren. Bisweilen werden Bergleute zum Bau von Belagerungsstollen eingesetzt: Hohlräume, von außen unter die Burg getrieben, bringt man zum Einsturz, um Mauern und Gebäude zu zerstören. In Mitteleuropa selten sind hölzerne, fahrbare Belagerungstürme. Sie kommen bei großen Belagerungen zum Einsatz, um Verteidiger aus überhöhter Stellung zu bekämpfen. Bei langen Belagerungen erbauen Angreifer in Sicht- und Schussweite Trutzburgen aus Holz und Erde (Thurant/Mosel 1246–1248) oder als Steinburg (Trutzeltz vor Burg Eltz 1331–1336). Aus Belagerungsburgen können belagerte Burgen beschossen werden, etwa mit Bliden, wie Namen belegen (Bleidenberg bei Thurant/Mosel; Blideneck bei Rheinberg). Erste Belege für Feuerwaffen in Europa stammen aus dem ersten Viertel des 14. Jahrhunderts; 1331–1336 wird Burg Eltz mit
Literaturtipps Deutsche Burgenvereinigung (Hg.): Burgen in Mitteleuropa. Stuttgart 1999. Großmann, G. Ulrich (Hg.): Mythos Burg. Dresden 2010. Losse, Michael: Kleine Burgenkunde. Euskirchen 2011. Reclam – Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen. Stuttgart 2004. Zeune, Joachim: Burgen. Symbole der Macht. Regensburg 1996.
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ABGEBRANNT: Von der einstmals prächtigen Höhenburg Küssaburg ist nur noch eine Ruine erhalten. Die Ostseite (Bild) ist aber immer noch sehr beeindruckend. Foto: Michael Loose
ALLES IM BLICK: Eine gute Aussicht auf das Umland bietet sich vom Doppelturm der Kasselburg. Zinnen gewähren dem Verteidiger Schutz gegen Fernwaffen. Foto: Michael Loose
HART UMKÄMPFT: Während des Dreißigjährigen Krieges wird die Festung Hohentwiel 1641 belagert und beschossen. Kupferstich von 1643. Abb.: Merian
Pfeilbüchsen beschossen. 1334 übersteht Meersburg eine vierzehnwöchige Belagerung. Größer als die Sachschäden ist die psychologische Wirkung der kaiserlichen Geschütze: Eine Chronik berichtet, es „vilent von dem harten Ton vil menschen halbtod und onmächtig um“. 1378 werden neben Wurfmaschinen große Steinbüchsen gegen Burg Mägdeberg eingesetzt. 1399 wird Burg Tannenberg mit Artillerie zerstört. Eisenkugeln kommen um 1415 auf. Die Möglichkeit, mit Kanonen schwere Kugeln mit bis dahin unbekannter Kraft und Zielgenauigkeit zu verschießen, befähigt Angreifer nun, Mauern zu zerstören. Es wird versucht, Burgen anzupassen, oft mit improvisierten Anlagen zur Verteidigung mit und gegen Feuerwaffen (Plattformen, Erker). Schlitzscharten (Schießscharten für Bogen und Armbrust) werden zu Schlüsselscharten für Büchsen umgestaltet. In der zweiten Hälfte des 15.
Jahrhundert entstehen Geschütztürme. Um sich gegen Beschuss zu sichern, werden die Gräben verbreitert. Stärkere Mauern sind Reaktionen auf mauerbrechende Feuerwaffen. Eine wichtige Verteidigungswaffe bleiben bis ins 17. Jahrhundert Wurfsteine. Auch Dachziegel, Balken et cetera sind bei entsprechender Abwurfhöhe tödliche Geschosse. Dr. Michael Losse, Jg. 1960, ist Historiker, Kunsthistoriker, Burgen- und Festungsforscher. 1987–1997 im Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte, Universität Marburg; 1997–1999 Lehrstuhlvertreter an der Universität Kaiserslautern; 1997–2006 Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Festungsforschung. Freier Dozent, Gutachter, Publizist. Mitglied mehrerer Wissenschaftlicher Beiräte (u.a. Deutsche Burgenvereinigung; EUROPA NOSTRA Scientific Council). Autor zahlreicher Fachbücher und Artikel über Burgen, Schlösser, Festungen.
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Der Zeitzeuge
ERSTE GASANGRIFFE: Hermann Föller (stehend, 2. v. links), 1915. In den kleinen Taschen an der linken Schulter befinden sich präparierte Tücher, die bei Gasangriffen zum Schutz über Nase und Mund gezogen werden. Später erhalten die Soldaten recht schnell Gasmasken.
Feldpost eines Badischen Leib-Grenadiers 1914–1917
31 Monate Front. 919 Tage im Graben. 360 Feldpostbriefe. 1914–1917: Ein junger Mann, draußen auf dem mörderischen Schlachtfeld, hält Verbindung zur Familie. Am Ende holt ihn der Tod. Was bleibt sind zahlreiche Briefe und Feldpostkarten. Von Susanne Asoronye 38
D
ie Auseinandersetzung mit der jüngeren Vergangenheit – Hitler und dem Holocaust – ließ dem kollektiven Gedächtnis nur wenig Raum für die „Urkatastrophe des beginnenden 20. Jahrhunderts“. Der Erste Weltkrieg – das bedeutete Gemetzel, Grauen und Tod im Graben und bescherte unvorstellbares Leid. Fast 70 Millionen Soldaten wurden in den Kampf geschickt und rund neun Millionen starben – viele missbraucht als Kanonenfutter in einem sinnlosen Stellungskrieg. Hermann Friedrich Föller wird 1894 in Königsbach/Baden geboren. Im Oktober 1914 nimmt der knapp 20-Jährige pflichtbewusst, jedoch ohne Begeisterung seinen Dienst im 1. Badischen Leib-Grenadier-Regiment Nr. 109 auf. Während der Ausbildung in der Karlsruher Kaserne beschreibt er das Kasernenleben als Theaterstück: „Ach, wenn ich dran kam, waren die ganzen Herren Offiziere mit auf der Reitbahn und die haben sich alle amüsiert. Sie sagten, das wäre schöner wie im Zirkus. Mir haben sie nämlich ein zu kurzes Pferd gegeben, das hinten immer so schnell aus war. Und das klappte nicht, denn ich saß immer hinter dem Pferd. Von vorn habe ich mein Pferd überhaupt nicht kennengelernt. Ich glaube, das Luder hat gar keinen Kopp gehabt.“
Alle Fotos: Susanne Asoronye
Schockerlebnis Front Mitte Januar 1915 kommt Hermann an die Westfront. Dort tobt die Loretto-Schlacht, eine der für den Ersten Weltkrieg typischen ergebnislosen Schlachten. Der junge Soldat ist offensichtlich geschockt über das Fronterleben, in das er so unvermittelt geraten ist. Er schreibt seinen Eltern: „Nun meine Lieben, bis jetzt bin ich noch gesund und Ihr hoffentlich auch. Seid nur froh, daß Ihr keine Ahnung vom Krieg habt, denn wie es hier im Feindesland aussieht davon macht Ihr Euch auch nicht im Entferntesten ein Bild. Gerade diese Woche haben die Franzosen ein Dorf in unserer Nähe in Brand geschossen und lichterloh stand alles in Flammen und leuchtete uns zu unserer Schanzarbeit. […] Wie das Feld aussieht, durchzogen von Schützengräben und Brandruine an Brandruine. Dazu die Hungersnot der Bewohner. O weh, wenn sich der Krieg auf deutschem Boden abgespielt hätte.“ Als im Juni 1915 die Offensive auf der Loretto-Höhe eingestellt wird, wird das Regiment in die Champagne verlegt. Diese be-
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EIN STÜCK GESCHICHTE: Feldpostkarte des Grenadiers Föller in die Heimat nach Königsbach. Links mit Vordruck zur korrekten Absenderangabe.
BRIEF AN DIE ELTERN: Dieses Schreiben stammt vom Dezember 1914. Hermann bittet darin um die Reinigung und Rücksendung von Wäsche und fragt nach seinem Weihnachtsgeschenk.
schreibt Hermann folgendermaßen: „Was die Gegend hier anbetrifft, mag es wohl in Friedenszeit sehr schön gewesen sein. Aber jetzt! Die wenigen Dörfer in unserem Bereich sind bereits vom Erdboden verschwunden. Wir hausen in Baracken, die an Bergabhängen gebaut sind. Der Boden ist allenthalben aufgeweicht und wo wir auch unseren Fuß hinsetzen, überall versinken wir im Schlamm und Dreck, man kommt kaum vorwärts. Es ist nicht zu schildern.“
In der Somme-Schlacht Bis Mitte August 1916 verbleiben die Grenadiere in der Champagne, danach werden sie an der Somme eingesetzt. Mit über einer Million getöteten, verwundeten und vermissten Soldaten ist die Somme-Schlacht die verlustreichste Schlacht des Ersten Weltkriegs und führt das deutsche Heer an den Rand der Erschöpfung. Hermann beschreibt nun immer mehr den Kriegsalltag: „Allerdings bin ich auch noch im schönsten Feuerbereich und ab und zu
TRAGISCHES ENDE: Wie so viele seiner Generation kehrt Hermann Föller nicht von den Schlachtfeldern des Krieges nach Hause zurück. Das Schicksal des Grenadiers Föller beschert persönliche und tiefe Einblicke in den Frontalltag des Ersten Weltkriegs.
geht es nachts vom Bett in den Keller, denn die Franzmänner machen fast täglich einige Häuser dem Erdboden gleich und wenn man nachts im schönsten Schlaf liegt und die Granaten pfeifen und heulen so übers Dach, so ist das doch ein anderes Gefühl als wenn ich in einem gewissen Eckhaus in Königsbach auf dem Sofa sitze. Wenn gar die Granaten in der Nähe einschlagen geht es eben schleunigst in den Keller. Oft die Hosen auf dem Arme, wenn man nicht vorzieht sich überhaupt nicht auszuziehen. Nun, man ist das so ziemlich gewöhnt. Es geht übrigens hier eben sehr brenzlich her.“
Hunger und Verdruss Ende des Jahres 1916 wird die vorherige Stellung in der Champagne eingenommen. Hier erhält Hermann Föller das Eiserne Kreuz 2. Klasse für seinen Einsatz als Essenholer an der Somme. Ende 1916/Anfang
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Der Zeitzeuge
DAS LETZTE BILD: Hermann (ganz links) bei einem Maschinengewehr-Kurs im April 1917. Kurze Zeit später wird er verwundet und stirbt an seinen Verletzungen.
UNPERSÖNLICH: Einlieferungsbenachrichtigung aus dem Feldlazarett No. 262 an Hermanns Eltern. Die Anzahl verwundeter Soldaten ist so groß, dass die Benachrichtigung der Angehörigen durch vorgedruckte und schnell auszufüllende Karten stattfindet.
1917 bemerkt man in den Briefen die starke Sehnsucht nach dem Kriegsende. Er bemängelt das karge Essen und die Ungerechtigkeit bei der Urlaubsverteilung. Im Februar 1917 schreibt er aus Ones bei Verdun: „Hauptsächlich das Paketchen mit dem Schinkenbrot kam mir sehr gelegen, denn ich habe Euch ja bereits geschildert wie’s mit dem Essen gegenwärtig aussieht, gerade heute Mittag war es wieder sehr minimal. Es sollte nämlich Sauerkraut sein, war aber in Wirklichkeit nur Brühe. Da kann man sich herausessen?? An Arbeit fehlt es aber dafür nicht. Ich kann nur sagen, daß es unter diesen Umständen bald aufhören möchte. Wenn Ihr mich so, wie ich jetzt im Loch sitze, sehen würdet, würdet Ihr mich wahrscheinlich nicht kennen. Ich habe nämlich heute Mittag Essen geholt. Das ist hier auch so eine Sache denn da wir seit acht Tagen Tauwetter haben, herrscht eine Schweinerei und man bleibt im Dreck fast stecken. Dazu Granaten, manchmal fast mehr wie Nudeln in der Nudelsuppe. […] Wie es nun im Graben aussieht? Ich glaube kaum,
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daß Ihr es Euch vorstellen könnt. Wasser, Wasser u. nochmals Wasser und der dazugehörige Dreck fehlt natürlich auch nicht. Die Stiefel am Fuße bilden einen unförmigen Klumpen. Hosen und Mantel kann man bequem in die Ecke stellen. Die sichtbaren blanken Teile am Körper wie Gesicht und Hände sind oxidiert und zwar schwarz. Wie meine Füße oder erst noch meine Socken aussehen wenn ich mal wieder die Stiefel ausziehe – ich habe sie „erst“ seit acht Tagen am Fuße.“
Das bittere Ende Mitte 1917 wird der eingereichte Urlaub wieder einmal verschoben. In seiner letzten Karte vom 16. Juli 1917 macht sich Hermann Luft: „Ihr werdet bereits aus meinem Brief vom 12. erfahren haben, daß ich nicht kommen kann. Das ist der Dank für das ganze Kopfhinhalten!“ Am 20. Juli 1917 wird Hermann von einer aus eigenen Reihen zu kurz geworfenen Miene verwundet. Die Wunden an Oberarm und Leistengegend stellen sich als nicht lebensgefährlich heraus. Sein Unteroffizier schreibt: „Nach einigen Tagen wird Hermann froh sein, daß er so davongekommen ist, was uns noch LESEN SIE DIE GANZE GESCHICHTE
Feldpost eines Badischen Leib-Grenadiers von Susanne Asoronye, Format DIN A5, 388 Seiten, Hardcover mit Fadenheftung, ca. 500 historische Fotos, Preis: 34,80 Euro, zu bestellen auf www.feldpostbuch.de
blüht, wissen wir nicht. Es ist jeder froh, lebend aus diesem Getöse zu kommen.“ Doch Hermann fiebert, bekommt Schmerzen, und stirbt am 22. Juli 1917. Zurück bleiben verzweifelte Eltern, trauernde Geschwister und eine Verlobte, die ihrem Hermann zeitlebens die Treue hält.
Das Buch 25 Jahre lang liegen die Feldpostbriefe und -karten im Schrank von Susanne Asoronye – im Schuhkarton mit altem „Gruscht“, den sie von ihrer Großmutter Lydia vor deren Tod bekommen hat. Vor fast vier Jahren sichtet die geschichtsinteressierte Grafikerin die Briefe und erkennt, dass diese nicht wieder in der Versenkung verschwinden dürfen. Ihr Großonkel Hermann Föller war intelligent, sein Schreibstil einzigartig und seinen Humor und Wortwitz bewahrte er fast bis in das letzte Kriegsjahr. Susanne Asoronye veröffentlicht in dem Buch „Feldpost“ nicht nur die interessantesten Briefe, sondern setzt sie in den geschichtlichen Kontext. Der Leser erfährt in zeitlich abgestimmten Zusammenfassungen, was Hermanns Bataillon der Badischen 109er im Krieg erlebte, während er die Briefe schrieb. Auch Beschreibungen des Frontalltags wie die Funktion der Feldbäckerei und der Feldpost oder die Truppenversorgung, die Entstehung des „Champagne-Kamerad“ sowie die Situation zu Hause kommen nicht zu kurz. Das Buch ist mit zahlreichen Fotos versehen, solide recherchiert und hochwertig produziert. Die Autorin wurde dafür beim Landespreis für Heimatforschung Baden-Württemberg mit einer Anerkennungsurkunde für herausragende Leistungen ausgezeichnet.
n e d n e g e L e t f ü der L at Jeden Mon k! s neu am Kio
NEUE SERIE
Militärtechnik im Detail
„Arbeitspferd“
Amerikanische M2A1 105-Millimeter-Haubitze D
ie M2A1 105-Millimeter-Haubitze war das leichte Standardfeldgeschütz amerikanischer Artillerieeinheiten sowohl auf dem europäischen als auch auf dem pazifischen Kriegsschauplatz. Die ab 1941 produzierte M2A1-Haubitze stellte einen gewaltigen Schritt nach vorn dar im Vergleich zur 75-Millimeter-Haubitze, die im Ersten Weltkrieg eingesetzt wurde. Mobiler, vielseitiger und zuverlässiger als die 75-Millimeter-Haubitze, war die M2A1 doppelt so leistungsfähig, verschoss knapp 15 Kilogramm schwere Geschosse mit einer Reichweite von circa 11.100 Metern. Ein schwerer Lkw konnte die 2.260 Kilogramm schwere M2A1 beinahe überall hin bewegen. Auch der mögliche steile Schusswinkel stellte sich als äußerst vorteilhaft heraus. Er versetzte Einheiten in die
Lage, die Haubitze defensiv in Hinterhangstellung oder geschützt durch andere natürliche Deckungen zu positionieren und von dort die Geschosse mit einer steilen Schussbahn auf Ziele in acht bis elf Kilometern, wenn erforderlich auch auf nicht einsehbare Hinterhangstellungen, abzufeuern. Um die 10.200 M2A1 wurden produziert. Nach dem Krieg wurde sie als M101A1 bekannt und man setzte sie sowohl während des Korea- als auch während des Vietnamkrieges ein. Inzwischen schied dieses Arbeitspferd als Feldartilleriegeschütz bei der U.S. Army aus, obwohl es in anderen Ländern weiterhin im Einsatz steht.
Spreizholm Linker und rechter Holm wurden in Feuerstellung auseinander gezogen und im Boden verankert. Dabei dienten die beiden Endsporne dazu, die Rückstoßkräfte aufzufangen, indem sie diese in den Boden ableiteten. In Transportstellung wurden die Holme dann wieder zusammengeführt.
Seitenrichtrad Mit diesem ließ sich das Rohr links oder rechts maximal 46 Grad schwenken.
Illustration: Jim Laurier
Die Bedienung des Geschützes bestand aus acht Mann; dazu gehörten der Lade- und Richtschütze sowie der Geschützführer und der für die Munition verantwortliche Kanonier. Die 105Millimeter-Haubitze verschoss eine große Munitionsvielfalt wie etwa hochexplosive, panzerbrechende oder Brandmunition. Die maximale Feuergeschwindigkeit betrug zehn Schuss pro Minute und bei Dauerfeuer drei Schuss je Minute. Foto: National Archives
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Zieloptik Optisches Festbrennweitensystem mit vierfacher Vergrößerung, 10 Grad Sichtfeld, mechanischem Zählwerk zur Unterstützung des Richtschützen.
Manuell bedienter Schubkurbelverschluss Der Verschluss erlaubte aufgrund seiner nur hüfthohen Position schnelles Nachladen.
Zugöse Mit dieser wurde die Haubitze an Zugfahrzeuge zum Transport angehängt.
Geschützrohr 105 Millimeter Durchmesser; es lagerte auf einem hydropneumatischen Rückstoßmechanismus, der ähnlich einem Stoßdämpfer funktionierte. Doppelschild Gedacht, um Soldaten zu schützen, wenn die Haubitze als Nahunterstützungswaffe eingesetzt wurde. Höhenrichtrad Hiermit konnte das Rohr von minus zehn (wenn man beispielsweise von erhöhter Position nach unten schießen musste) bis zu plus 65 Grad Rohrerhöhung gerichtet werden.
Abzugvorrichtung Durch Ziehen an diesem Seil wurde der Schuss ausgelöst.
Ebenso wurde die M2A1 in Panzerdivisionen auf Selbstfahrlafetten verwendet. Im Bild sieht man die Selbstfahrlafette M7 mit 105-Millimeter-Haubitze auf Sizilien. Diese basierte auf dem Chassis des M4 Sherman-Panzers. Die Briten tauften dieses Gefährt „Priest“(Priester) aufgrund der kanzelähnlichen Drehringlafette für das Maschinengewehr an der Foto: National Archives rechten vorderen Fahrzeugseite.
DIE KONKURRENTEN: 122 Millimeter M1938 (M-30) Reichweite: ca. 11.800 Meter; entwickelt 1938. Die M1938 diente der Roten Armee als Standard-Divisionsartillerie bis 1960. Geschütz QF 25-Pfünder Reichweite: ca. 12.250 Meter; wohl das beste Artilleriegeschütz des Zweiten Weltkriegs. Es verfügte über eine Feuergeschwindigkeit von sechs bis acht Schuss pro Minute und diente in der Britischen Armee bis in die 1960er-Jahre. Haubitze 105/14 Modell 18 Reichweite ca. 8.150 Meter; entwickelt aus einem WKI-Design. Es existierten sowohl bespannte als auch Kraftzugvarianten. Nach Italiens Kapitulation im September 1943 wurden einige Stücke erbeutet und von den Deutschen weiterverwendet.
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Typ 11 100 Millimeter Reichweite: ca. 10.750 Meter; auf einem französischen Entwurf basierend war diese leichte Feldhaubitze effektiv, aber lediglich 1.100 wurden seit 1931 gebaut, so dass nie genügend Geschütze im Bestand waren, um alle japanischen Divisionen mit ihm auszustatten. Leichte Feldhaubitze 18 Reichweite: ca. 12.300 Meter; entwickelt von Rheinmetall (1928/29) war sie eigentlich eine verlängerte Version eines Entwurfs von 1916. Die mit der 10,5-Zentimeter Leichten Feldhaubitze 18M eingeführte Mündungsbremse erhöhte die Reichweite deutlich.
In dieser Serie bereits erschienen: Kampfpanzer Sherman M4 (2/2013) Flugzeugträger Independent-Klasse (3/2013) Deutsches Schnellboot Typ S-100 (3/2013) Maschinengewehr (MG)42 (4/2013) Demnächst: „Swordfish“ Torpedobomber (6/2013)
CLAUSEWITZ dankt dem „World War II magazine“ sowie der Weider History Group für die Zurverfügungstellung der Grafiken. Mehr Informationen unter www.HistoryNet.com.
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VERSTÄRKUNG: Kampfpanzer vom Typ „Panther“ rollen an die Front. Foto: ullstein bild – Süddeutsche Zeitung Photo/Scherl
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„Plattenseeoffensive“ in Ungarn, 1945
Hitlers Fehlschlag am Balaton 6. März 1945: Die Heeresgruppe Süd tritt am ungarischen Plattensee (Balaton) zur Großoffensive an. Hitlers Ziel ist es, die sowjetischen Linien zu durchbrechen, die Ölversorgung sicherzustellen und den Donauraum zurückzuerobern. Von Lukas Grawe
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ie deutsche Wehrmacht befindet sich zu Beginn des Jahres 1945 nach zahlreichen Rückschlägen und Niederlagen an der Ostfront längst auf dem Rückzug. In Ungarn ist es der Roten Armee gelungen, die Donau zu überqueren und dort Brückenköpfe zu bilden. Budapest ist mittlerweile in sowjetischer Hand. Zwar kann die Wehrmacht das weitere Vorstoßen der Roten Armee auf Wien durch Entlastungsangriffe verhindern, doch wird ein großer Teil des transdanubischen Raums von sowjetischen Verbänden gehalten. Nach dem Scheitern der Ardennenoffensive im Westen will Hitler entgegen den Wünschen seiner Generäle die freigewordenen Truppen in Ungarn einsetzen, um zumindest den gesamten Raum westlich der
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FAKTEN
Die Kriegsparteien im Überblick Wehrmacht Rückeroberung Ungarns; Sicherstellung der Ölversorgung; Verteidigung Wiens
Rote Armee Aufhalten der deutschen Offensive; anschließend Gegenoffensive bis zur Eroberung Österreichs
Oberbefehl
Maximilian von Weichs (Oberbefehlshaber Südost), Otto Wöhler (HGr. Süd), Alexander Löhr (HGr. E)
Fjodor Iwanowitsch Tolbuchin (3. Ukrainische Front)
Einsatzverbände
6. Armee (Balck), 2. Panzerarmee (de Angelis), 6. SS-Panzerarmee (Dietrich), HGr. E (XV. Gebirgs-Armeekorps, XXXIV. und LXXXXI. Armeekorps)
1. bulgarische Armee, 26. Armee, 27. Armee, 57. Armee, 4. Gardearmee; ab 16. März auch 9. Gardearmee, 6. Gardepanzerarmee
Truppenstärke 6. März 1945
circa 300.000 Soldaten (25 Divisionen)
circa 465.000 Soldaten (55 Divisionen); ab 15. März circa 1.000.000 Soldaten
Verluste
circa 12.400 Gefallene, Vermisste und Verwundete, 31 Panzer
circa 8.500 Tote und 24.500 Verwundete, etwa 150 Panzer und 415 Panzerabwehrkanonen
Ziel
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Schlachten der Weltgeschichte | „Plattenseeoffensive“
ZERSTÖRT: Ein deutscher Panzer vom Typ „Panther“ passiert das Wrack eines während der Kämpfe in Ungarn im Frühjahr 1945 abgeschossenen sowjetischen Kampfpanzers. Foto: Scherl/Süddeutsche Zeitung Photo
Donau von sowjetischen Truppen zu „säubern“ und die Rohölversorgung des Deutschen Reichs aufrecht zu erhalten.
Sicherung der Ölreserven In Ungarn befinden sich die letzten Ölquellen und Raffinerien, auf die das „Dritte Reich“ noch Zugriff hat. Ohne sie kann Deutschland den Krieg nicht weiterführen. Da die dort stationierte deutsche Heeresgruppe Süd unter ihrem Befehlshaber General der Infanterie Otto Wöhler vollständig aus ungarischen Erdöl-
HINTERGRUND
Der deutsche Verbündete Ungarn
Unter starkem deutschem Druck tritt Ungarn im November 1940 dem Dreimächtepakt zwischen Japan, dem Deutschen Reich und Italien bei und ist somit fortan zu militärischem Beistand verpflichtet. Ungarn beteiligt sich an der Besetzung Jugoslawiens und nimmt nur wenige Tage nach der deutschen Kriegserklärung an die Sowjetunion im Juni 1941 mit Truppenkontingenten am Unternehmen „Barbarossa“ teil. Entsendet die ungarische Regierung anfangs nur wenige Truppen, so stellt sie später mit der 2. Ungarischen Armee einen 200.000 Mann starken Verband. Nach den deutschen Niederlagen an der Ostfront versucht die ungarische Staatsführung, Kon-
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vorkommen versorgt werden kann, fällt Hitler die Entscheidung für eine Offensive am Südflügel der Ostfront leicht. Dabei schweben ihm bereits feste Ziele für einen Angriff vor: Die Rückeroberung Budapests stellt für den Diktator das Minimum dessen dar, was mit einem massiven Kräfteansatz erreicht werden soll. In einer größeren Lösung hat Hitler sogar den Vorstoß über die Donau ins Auge gefasst. Für diese Vorhaben ist es jedoch zuvor unumgänglich, den Raum zwischen Drau, Donau und Plattensee zu sichern.
takt zu den Westalliierten aufzunehmen und aus dem Krieg auszusteigen. Daraufhin besetzen deutsche Truppen im März 1944 das Land an der Donau, das Deutsche Reich richtet eine Marionettenregierung ein. Ungarn wird gezwungen, den Kampf mit verstärkten Kräften weiterzuführen. Viele Ungarn schließen sich daher der Roten Armee an, die im Oktober 1944 ihren Sturm auf Hitlers Bündnispartner beginnt. Anfang 1945 ersucht die ungarische Gegenregierung um Waffenstillstand mit der Sowjetunion, der am 20. Januar 1945 in Moskau unterzeichnet wird. Erst Anfang April 1945 enden schließlich die letzten Kampfhandlungen auf ungarischem Boden.
Die Planungen für einen deutschen Vorstoß in Ungarn reichen in den Februar 1945 zurück. Die deutsche Militärführung hält ein Vorgehen nördlich und südlich des Plattensees für den wirksamsten Ansatzpunkt. Nördlich des Sees sollen die 6. Panzerarmee unter ihrem kommandierenden General SSOberstgruppenführer Josef Dietrich und die 6. Armee unter ihrem Befehlshaber General der Panzertruppe Hermann Balck vorgehen, im Süden soll die 2. Panzerarmee unter dem österreichischen General der Artillerie Maximilian de Angelis den anderen Arm der Zange bilden. Beide Stoßrichtungen sollen sich östlich des Sees vereinigen und auf diese Weise mehrere sowjetische Armeen der 3. Ukrainischen Front einkesseln und vernichten.
Weitreichende Pläne Während Dietrichs Vorgehen den Decknamen „Frühlingserwachen“ erhält und die Hauptlast des Angriffs zu tragen hat, erhält das Vorhaben der 2. Panzerarmee den Tarnnamen „Eisbrecher“. Zusätzlich zu diesen beiden Operationen soll südlich des Flusses Drau die Heeresgruppe E unter ihrem Befehlshaber Generaloberst Alexander Löhr nach Norden vorstoßen und sich mit der Heeresgruppe Süd vereinigen. Für das unter dem Namen „Waldteufel“ laufende Vorhaben sind jedoch nur geringe Kräfte veranschlagt.
Witterungsbedingte Schwierigkeiten Nach erfolgreichem Verlauf des Angriffs sollen anschließend die sowjetischen Verbände vor Budapest zerschlagen werden. Hatte man auf deutscher Seite anfangs daran gedacht, beide Schritte gleichzeitig auszuführen, müssen diese Gedanken recht schnell aufgrund fehlender Kräfte verworfen werden. Die 6. Panzerarmee muss daher bei ihrem Vorgehen mit einer Bedrohung an ihrer linken Flanke durch die sowjetischen Truppen vor Budapest klarkommen. Trotz dieser Lage glaubt Hitler an einen Erfolg. Gegenüber Wöhler erklärt der Diktator, beim Erfolg der Offensive seien „große Brückenköpfe über die Donau zu bilden, um gegebenenfalls ostwärts der Donau auf Budapest zu stoßen.“ Mit einem „Führerbefehl“ gehen die endgültigen Anweisungen über die „Operation in Ungarn“ am 25. Februar an die ausführenden Armeen.
KARTE
Die Kampfhandlungen im Überblick
OFFENSIVE- UND GEGENOFFENSIVE: Den deutschen Vorstößen in der 1. Märzhälfte 1945 folgt wenig später der sowjetische Gegenschlag der 2. und 3. Ukrainischen Front.
Fehlendes Überraschungsmoment In den Tagen vor dem angesetzten Angriffstermin haben massive Regenfälle die Wege und Straßen nahezu unpassierbar werden lassen. Die einsetzende Schneeschmelze verstärkt die witterungsbedingten Schwierigkeiten zusätzlich. Auf den wenigen Aufmarschstraßen, die von der Wehrmacht genutzt werden können, stauen sich die Fahrzeuge. Dies macht es der sowjetischen Luftaufklärung leicht, die Stoßrichtungen des deutschen Angriffs zu melden. Im sowjetischen IM NAHKAMPF: Soldaten der Roten Armee nehmen den Gegner während des Häuserkampfes in einer ungarischen Ortschaft unter Beschuss und geben sich Feuerschutz. Foto: picture-alliance/United Archives/TopFoto
Gestaltung: KGS Kartographie und Grafik Schlaich
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Schlachten der Weltgeschichte | „Plattenseeoffensive“
MOTORISIERT: Eine Artillerie-Batterie bahnt sich auf einer mit Matsch und Schlamm bedeckten Landstraße ihren Weg. Foto: ullstein bild – Heinrich Hoffmann
Hauptquartier ist man schon längst umfassend über das deutsche Vorhaben informiert. Die im Januar und Februar durchgeführten deutschen Entlastungsangriffe lassen keinen anderen Schluss zu, als dass der deutsche Schlag in Ungarn stattfinden wird. Der Oberbefehlshaber der 3. Ukrainischen Front, Marschall Fjodor Iwanowitsch Tolbuchin, erhält daher bereits im Februar
von Stalin den Befehl, Verteidigungsstellungen zu errichten und den deutschen Angriff abzuwehren. Erst danach sieht das sowjetische Oberkommando wieder eine Offensive in Richtung Wien vor.
Ungünstige Wetterverhältnisse Die schlechten Wetterverhältnisse und das fehlende Überraschungsmoment lassen die Erfolgsaussichten des deutschen Vorhabens von Anfang an zweifelhaft erscheinen. Hinzu kommt die dramatische Unterlegenheit der Angreifer im Bereich der Artillerie. Auch die ungarischen Verbündeten raten den
deutschen Truppen von einem Angriff ab, da sie mit dem schlammigen und von unzähligen Kanälen durchzogenen Gebiet vertraut sind. Doch Hitler, immer wieder auf die Abhängigkeit des Reiches von den riesigen Erdölvorkommen Ungarns verweisend, hält an der geplanten Offensive fest. Am 6. März beginnen um 1:00 Uhr nachts die Unternehmen „Waldteufel“ und „Eisbrecher“ mit relativ bescheidenen Kräften. Drei Stunden später schlagen die Hauptkräfte zwischen Plattensee und Velece-See los. Elf Panzerdivisionen und sechs Infanteriedivisionen beginnen alleine im nördlichen An-
MUSS SICH GESCHLAGEN GEBEN: SS-Oberstgruppenführer und Generaloberst der Waffen-SS Josef Dietrich, Oberbefehlshaber der 6. SS-Panzerarmee, wird Kommandeur des Hauptschlags: zum Rückzug Josef „Sepp“ Dietrich aus Ungarn gezwungen. Der 1892 geborene Josef Dietrich macht bereits im Ersten Weltkrieg als Mitglied einer Sturmpanzerwagen-Abteilung auf sich aufmerksam. Nach Kriegsende schließt er sich schon bald den Nationalsozialisten um Adolf Hitler an und nimmt auch am gescheiterten Putschversuch Hitlers und Ludendorffs 1923 in München teil. In den folgenden Jahren betreibt er maßgeblich den Aufbau der SS. Zudem ist er als dessen „persönlicher Begleiter“ für die Sicherheit Hitlers zuständig. 1934 beteiligt er sich am „Röhm-Putsch“ und ist für die Erschießung einiger hochrangiger SA-Führer verantwortlich. Im Zweiten Weltkrieg befehligt Dietrich zuerst die zu einer Division ausgebaute „Leibstandarte“ und wird für seine Führung des Verbandes mehrmals ausgezeichnet. Im Herbst 1944 übernimmt er den Oberbefehl über die 6. SS-Panzerarmee, die im Westen 1944/45 an der Ardennenoffensive beteiligt ist. Zu Beginn der Offensiven in Ungarn wird die 6. SS-Panzerarmee an die Ostfront verlegt und nimmt gegen Ende des Krieges am Kampf um Wien teil. Dietrich gerät in amerikanische Gefangenschaft und wird zu lebenslanger Haft verurteilt, aus der er 1955 vorzeitig entlassen wird. Er stirbt 1966. Foto: picture-alliance/akg-images
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Stalins Machtwort
Oberbefehlshaber der 3. Ukrainischen Front: Fjodor I. Tolbuchin Als einfacher Sohn eines Bauern 1894 geboren, schließt sich Tolbuchin bereits früh der Armee des Zaren an. 1918 tritt er der Roten Armee bei und dient als Stabschef einer Division. Der spätere „Marschall der Sowjetunion“ erhält 1942 das Kommando über die 57. Armee, nachdem er zuvor als Chef des Stabes der Transkaukasus- und der Krimfront Erfahrungen sammeln konnte. Mit der 57. Armee nimmt Tolbuchin an der Schlacht um Stalingrad teil und empfiehlt sich mit seiner entschlossenen Führung für höhere Aufgaben. Ab August 1943 erhält er das Kommando über die Südfront und ist somit maßgeblich an der Rückeroberung der Halbinsel Krim beteiligt. Bis Kriegsende wird Tolbuchin schließlich die Führung über die 3. Ukrainische Front anvertraut, mit der er in der Operation Jassy-Kischinew die Heeresgruppe Süd entscheidend schwächt und anschließend nach Jugoslawien vorstößt. Im Anschluss an seinen Einsatz in Ungarn zieht Tolbuchin am 13. April in Wien ein und trifft am 8. Mai in Niederösterreich auf amerikanische Truppen. Nach dem Krieg wird er Kommandeur des Transkaukasischen Militärbezirks und Mitglied des Obersten Sowjet der UdSSR. Er stirbt 1949.
griffsabschnitt mit dem Sturm auf die sowjetischen Linien. Der 6. Panzerarmee sind die Hauptkräfte der eingesetzten Panzer unterstellt, um ihrem Angriff die größte Wirkung zu verlei-
Tolbuchin schwankt BEHÄLT DIE OBERHAND: Der Oberbefehlshaber der 3. Ukrainischen Front Fjodor Tolbuchin vereitelt die deutschen Pläne in Ungarn und holt im März/April 1945 zur erfolgreichen GegenofFoto: ullstein bild – rps fensive aus.
noch nicht vollständig versammelt ist. Erst am Abend des 7. März tritt auch dieses Korps zum Angriff an. Dies ändert jedoch nichts am nur langsamen Vordringen der Angreifer.
„Gen. d. Pz. Tr. Balck zeigt in der Beurteilung der Lage den bekannten Optimismus auch dort, wo er nicht am Platze ist.“ Oberbefehlshaber der HGr. Süd, Wöhler, über den Kommandeur der 6. Armee, Balck, am 15. März 1945
hen. Darunter befinden sich auch einige Kontingente der beinahe fabrikneuen und besonders kampfkräftigen „Königstiger“. Dieser scheinbare Vorteil erweist sich bei den vorherrschenden Wetterbedingungen jedoch als schwerer Nachteil. Obwohl die Wehrmacht für die „Plattenseeoffensive“ beinahe ein Drittel aller vorhandenen Panzer verfügbar macht, verhindern die Schlammmassen ihren wirkungsvollen Einsatz. Allen angreifenden deutschen Verbänden gelingen höchstens geringe Geländegewinne, sodass sich bereits am ersten Angriffstag der Misserfolg des Unternehmens abzeichnet. Neben die witterungsbedingten Probleme gesellen sich Aufmarschprobleme. So greift Dietrichs 6. Panzerarmee ohne das II. SS-Panzerkorps in den Kampf ein, da letzteres am 6. März
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Auch in den folgenden Tagen kommen die deutschen Offensivkräfte kaum voran. Die sowjetischen Verteidigungsstellungen erweisen sich als nahezu unüberwindbar. Stellenweise haben die sowjetischen Pioniere 2.500 bis 3.000 Panzerminen pro Frontkilometer vergraben, die Rote Armee kann bis zu 65 Geschütze und Granatwerfer sowie 28 Panzerabwehrkanonen pro Kilometer einsetzen. Zudem verwendet die Rote Armee elektrischen Stacheldraht gegen die angreifende Infanterie. Bis zum 10. März kann der südliche deutsche Angriff der 2. Panzerarmee zwar einigen Boden gut machen, ein Vormarsch bis zu Donau bleibt jedoch außerhalb des Möglichen.
EINSATZBESPRECHUNG: Soldaten der 6. SS-Panzerarmee beim Studium einer Karte vor dem Beginn der Kampfhandlungen.
Foto: ullstein bild – Süddeutsche Zeitung Photo/Scherl
Trotz des nur geringen deutschen Raumgewinns beginnt aber auch die sowjetische Seite nervös zu werden. Tolbuchin schätzt die angreifenden Verbände, vor allem die 6. Panzerarmee mit ihren fünf Panzerdivisionen, wesentlich stärker ein als sie tatsächlich sind. Schon am 9. März bittet der Marschall daher das Hauptquartier, die 9. Gardearmee, die bisher noch als Reserve östlich von Budapest zurückgehalten wird, zur Verteidigung einsetzen zu dürfen. Sogar eine Rücknahme seiner Verbände über die Donau wird von Tolbuchin erwogen. Dieses Ansinnen stößt bei Stalin auf heftigen Widerspruch, zumal die 3. Ukrainische Front noch über ausreichende Reserven verfügt. Entschlossen weist der sowjetische Diktator den schwankenden Marschall auf die Tragweite seines Vorhabens hin: „Genosse Tolbuchin, wenn Sie denken, den Krieg noch um fünf bis sechs Monate zu verzögern, dann beordern sie doch ihre Truppen zurück. Dort wird es zweifelsohne ruhiger sein. Aber ich bezweifle, dass Sie das wollen. Deshalb ist es notwendig, sich am linken Ufer der Donau zu verteidigen […].“ Stalins Beharrlichkeit erweist sich als richtig. Den deutschen Verbänden gelingt es
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Schlachten der Weltgeschichte | „Plattenseeoffensive“ gen vornehmen, um den kommenden sowjetischen Sturm abwehren zu können. Doch Hitler erlaubt diese Maßnahmen erst am 15. März, zu spät, um der Gefahr am linken Flügel begegnen zu können. Einen Tag später schlagen die 2. und die 3. Ukrainische Front mit einer zwölffachen artilleristischen Überlegenheit und mit mehr als 1.000.000 Soldaten los. Schon am ersten Tag gelingt es der Roten Armee, tiefe Einbrüche am linken Flügel der Heeresgruppe Süd zu erzielen. Auch Balcks 6. Armee gerät in große Bedrängnis, doch verkennt ihr Kommandeur vollkommen den Ernst der Lage. Wöhler vermerkt über die realitätsferne Haltung seines Armeeführers sarkastisch: „Gen. d. Pz. Tr. Balck zeigt in der Beurteilung der Lage den bekannten Optimismus auch dort, wo er nicht am Platze ist.“
Sowjetischer Gegenschlag
GEFÜRCHTET: Ein mittlerer Panzerkampfwagen vom Typ „Panther“ während der Frühjahrsoffensive in Ungarn. Foto: picture-alliance/Süddeutsche Zeitung Photo
nicht, die sowjetischen Verteidiger zur Donau zu drängen, geschweige denn einzukesseln. An wenigen Stellen beträgt die Tiefe des Vordringens maximal 40 Kilometer, bis zur Donau sind noch 20 Kilometer zurückzulegen. Die Truppen Tolbuchins stehen vielerorts noch in der zweiten Verteidigungslinie, die deutsche Offensive ist gescheitert.
Verheerende Bilanz Trotz des hohen Aufwands fällt die Bilanz für die deutschen Angreifer somit verheerend aus. Die Heeresgruppe Süd verliert in der ersten Angriffswoche 12.400 Mann an Gefallenen, Verwundeten und Vermissten. Die geringen Verluste an Panzern – lediglich 31 gehen verloren – beweisen, dass diese Waffe aufgrund der schlammigen Straßen kaum wirkungsvoll eingesetzt werden kann. Der Plan, mit massierten Panzerkräften mitten in der Tauwetterperiode durch die sowjetischen Linien zu brechen, krankt bereits an der Basis. Zudem sind von den nominell 1.796 Panzern, über die die Heeresgruppe Süd am 15. März verfügt, nur 772 einsatzbereit. Auch von den immerhin
Literaturtipps Ungváry, Krisztián: Kriegsschauplatz Ungarn, in: Karl-Heinz Frieser (Hg.), Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Bd. 8: Die Ostfront: Der Krieg im Osten und an den Nebenfronten, München 2007, S. 849–960.
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957 Schützenpanzern gelangen nur wenige zum Einsatz. Zwar fallen die sowjetischen Verluste mit 32.000 Gefallenen, Verwundeten und Vermissten sowie 152 verlorenen Panzern wesentlich höher aus, doch kann die Rote Armee das Westufer der Donau halten und
Trotz der bedrohlichen Lage verbietet Hitler Truppenrochaden von der 2. Panzerarmee an die bedrohte linke Flanke. Tolbuchins 3. Ukrainische Front versucht in den folgenden Tagen, die 6. Panzerarmee einzukesseln und vollkommen aufzureiben. Dem deutschen Verband sind durch das Gelände nur wenige Ausweichmöglichkeiten gegeben, welche jedoch ab dem 20. März zögerlich genutzt werden können. Der deutsche Rückzug aus dem sich schließenden Kessel verläuft allerdings äußerst ungeordnet, sodass ein Großteil der schweren Waffen aufgegeben
„Der Führer ist schon ungehalten, weil der Angriff der 6. Panzerarmee keine besseren Ergebnisse gebracht hat.“ General der Infanterie Hans Krebs, Leiter der Operationsabteilung im Generalstab des Heeres, zu den Kämpfen in Ungarn Ende März 1945
verfügt somit in den folgenden Wochen über einen Brückenkopf für die nächste Offensive. Während die deutsche Offensive in den letzten Zügen liegt, bereitet das sowjetische Hauptquartier den eigenen Gegenschlag gegen den deutschen Südflügel vor. Unter strengster Geheimhaltung gruppieren sich vier Armeen östlich von Budapest, um den deutschen Verbänden, vor allem der 6. Armee und der 6. Panzerarmee, in die linke Flanke fallen zu können. Das IV. SS-Panzerkorps meldet bereits am 14. März eine beunruhigende Aktivität auf sowjetischer Seite, die auf eine bevorstehende Offensive hindeutet. Die Heeresgruppe Süd will aufgrund dessen den ohnehin erfolglos verlaufenen Angriff beenden und einige Umgruppierun-
werden muss. Auch wenn die 6. Panzerarmee der völligen Vernichtung entgehen kann, ist ihre Kampfkraft doch zerschlagen. Große Teile der Heeresgruppe Süd befinden sich nun auf dem Rückzug in Richtung Wien. Im „Führerhauptquartier“ ist man zutiefst enttäuscht. Man macht die eigenen Armeeführer für die fehlgeschlagene Operation verantwortlich. An keiner Stelle der Ostfront sei das Kräfteverhältnis derart günstig gewesen wie im Abschnitt der Heeresgruppe Süd. Dass dieses vermeintlich so günstige Verhältnis dennoch nicht zu Erfolgen führt, verdeutlicht die aussichtslose Lage der Wehrmacht im Frühjahr des Jahres 1945. Lukas Grawe, M.A., Jg. 1985, Historiker aus Münster.
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Militär und Technik
WELTWEIT: C-160 der Luftwaffe verrichten überall ihren Dienst. Hier im Landeanflug auf die Heimatbasis des Einsatzgeschwaders Mazar-e Sharif im Norden Afghanistans. Foto: ISAF Public Affairs
Transportmaschinen Transall C-160 und Antonow An-26
Zwei „ungleiche 1980er-Jahre: Bei Hilfseinsätzen in Afrika treffen die Transall C-160 der Luftwaffe und die An-26 der NVA-Luftstreitkräfte aufeinander. Von 1990 bis 1994 fliegen sie dann Seite an Seite in der „Armee der Einheit“. Von Hans-Werner Ahrens und Mathias Brandt
A
ls man ab 1957 insgesamt 187 Transportflugzeuge des Typs ND 2501D „Noratlas“ in die noch junge Luftwaffe der Bundeswehr einführt, ist bereits klar, dass diese den schnell steigenden Anforderungen im militärischen Lufttransport nicht lange gerecht würden. So beginnen noch im selben Jahr erste Studien für ein deutsch-fran-
zösisches Gemeinschaftsprojekt – die Transall C-160. Beteiligt sind die Firmen „Weser Flugzeugbau“ – später VFW in Lemwerder –, Hamburger Flugzeugbau (HFB) in Finkenwerder, Prof. Dipl. Ing. W. Blume in Duisburg-Ruhrort, Nord-Aviation in Châtillon und Süd-Aviation in Hurel-Dubois.
Aus der deutsch-französischen „Transporter-Allianz“ leitet sich der Name „Transall“ ab. Die Kurzbezeichnung C-160 setzt sich aus einem „C“ für „Cargo“ und die „160“ aus den 160 Quadratmeter der beiden Tragflächen zusammen. Nachdem viele Hürden überwunden sind, startet der erste Prototyp am 25. Februar 1963 in Melun-Villaroche zu seinem Erstflug.
Produktion der Transall
DATEN
Transall C-160
Rolle: Ursprungsland: Hersteller: Erstflug: Indienststellung: Serienproduktion:
(Taktisches) Transportflugzeug Deutschland (D), Frankreich (F) „Transporter-Allianz“ (D/F) 25. Februar 1963 (Melun-Villaroche) 26. April 1968 (Übergabe in Ahlhorn) 1. Serie: 1967–1972 (D/F) 2. Serie: 1981–1988 (F/Indonesien) Hauptbetreiber: Deutschland und Frankreich, Türkei (TUR), Südafrika Gebaute Stückzahlen: 1. Serie: (C-160 D/F): 90 D, 50 F, 20 TUR 2. Serie (C-160 NG): 35 (Frankreich, Indonesien)
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BESTAUNT: Transall-Versuchsmuster V 3 auf dem Fliegerhorst Ahlhorn im Jahr 1968. Erfahrungen aus dem Truppenversuch flossen in die Fertigung der Serienmaschinen ein. Foto: Archiv LTG 62
Ab März 1967 werden insgesamt 204 Transall gebaut, die erste Serie von 1967 bis 1971. Der Hersteller legt von 1981 bis 1989 eine zweite Serie (C-160NG) auf, aber nur für Frankreich und Indonesien. Auch die aufgrund fehlender Austauschteile durch die französische Luftwaffe eingeführten Kunststoffpropeller kommen in den deutschen Transall nicht zum Einbau. Mit der Produktion der Transall wird die Grundlage für eine eigene deutsche, auch zivile Luftfahrtindustrie (heute Airbus) geschaffen. Die Transall rollen aus den vier Endmontagewerken in Lemwerder, Finkenwerder, Bourges und Toulouse, die dann außer in Deutschland und Frankreich auch in der Türkei sowie (zeitweilig) auch in Südafrika, Indonesien und Gabun ihren Dienst verrichten.
ÜBUNGSFLUG: Eine Maschine vom Typ Antonow An-26 in der Nähe von Dresden. Foto: picture-alliance/ZB
Schwestern“ Die Transall, die heute immer noch fliegen, sind verändert gegenüber jenen, die bis Ende 1971 die Werkshallen verließen. Die einst nur für die Startphase vorgesehenen zwei zusätzlichen Strahltriebwerke am äußeren Drittel der Tragflächen haben sich schon in der Erprobungsphase nicht bewährt. Heute hängen an deren Befestigungen die Behälter für die Hitze-Täuschkörper der für den Einsatz in Krisenregionen mit Selbstschutzausrüstung (ESS) nachgerüsteten Transall. Im Jahr 1986 beginnen die strukturellen Lebensdauer-Verlängerungsmaßnahmen, kurz LEDA I bis LEDA III genannt. Diese führen zu einer Erweiterung der bis dahin nur auf rund 6.000 Flugstunden ausgelegten Rumpf- und Tragflächenstruktur der Transall auf eine Lebensdauer von 15.000 Flugstunden. PUNIB (Periodische Untersuchung bislang nicht inspizierter Bereiche), auch LEDA III genannt, dient dazu, korrosionsgeschädigte Teile zu erkennen und zu reparieren. Die 1992 begonnene und im Jahr 2000
DATEN
Antonow An-26
Rolle: Ursprungsland: Hersteller: Erstflug: Indienststellung: Serienproduktion: Hauptbetreiber: Gebaute Stückzahlen:
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beendete Modernisierung des Cockpits, unter anderem durch Einbau einer modernen Navigationsanlage mit „Flight Management System“ und Satellitennavigation (GPS), eines neuen Autopiloten sowie der Austausch der gesamten Kabelbäume macht die Transallflotte fit für das neue Jahrtausend.
Übergabe an die Bundeswehr Drei Jahrzehnte zuvor: Am 26. April 1968 wird auf dem Fliegerhorst Ahlhorn, der damaligen Heimat des Lufttransportgeschwaders (LTG) 62, durch den Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Johannes Steinhoff, das jeweils erste Serienflugzeug der Transall C-160 an die beiden Luftwaffen übergeben. Zu diesem Zeitpunkt sitzt das zukünftige Führungs- und Lehrpersonal im südfranzösischen Mont de Marsan bereits auf der Schulbank. Noch im gleichen Jahr werden die ersten Flugzeuge an das LTG 63 in Hohn ausgeliefert, um mit der Ausbildung zu beginnen und sie weltweit einzusetzen. 1969 landet in Wunstorf die erste Trans-
all für die Flugzeugführerschule „S“. Diese schult fortan die Besatzungen aller drei Transall-Geschwader um und bildet sie aus. Das am 1. April 1968 in Köln-Wahn aufgestellte und 1971 nach Münster verlegte Lufttransportkommando führt bis zu seiner Auflösung im Jahr 2010 die bis 1972 komplett mit Transall aufgefüllten Lufttransportgeschwader 61 und 63, die FFS „S und das 1986 neu aufgestellte LTG 62, Wunstorf „aus einer Hand“. Ab Ende 2010 übernimmt das von Deutschland, Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Luxemburg in Eindhoven aufgestellte EATC (European Air Transport Command) die Planung und Führung von Lufttransporteinsätzen und MEDEVAC. Mit der Einführung der Transall ist man in der Lage, neue, weiter entfernte Ziele in bis dahin ungewohnten Höhen und teilweise über schlechtem Wetter anzufliegen, BEWÄHRT: Die robuste Konstruktion wird heute noch bei den russischen Luftstreitkräften eingesetzt. Foto: Igor Dvurekov
(NATO-Bezeichnung „Curl“)
Taktischer Kampfzonentransporter Sowjetunion O.K. Antonow 25. Mai 1969 ab 1980 in die NVA-LSK 1969 bis 1986 Russland, Ukraine, Vietnam, Usbekistan 1.403
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Militär und Technik | Transportmaschinen TECHNISCHE DATEN
Transall C-160
Länge Flügelspannweite Flügelfläche Höhe Leergewicht Max. Startgewicht Startgewicht (Behelfsbahn) Nutzlast (normal) Nutzlast (max.) Kraftstoff (max.) Triebwerke Leistung Propeller
32,40 m 40,00 m 160 m² 12,36 m 28.946 kg 49.150 kg 44.200 kg 8.000 kg 15.000 bis 16.000 kg ca. 13.000 kg 2 x PTL RR Tyne 20 Mk 22 2 x 5.665 PS 2 x de Havilland - 4 Blatt / Ratier Forest Durchmesser 5,50 m Reisegeschwindigkeit (max.) 536 km/h Dienstgipfelhöhe 8.500 m Ladefläche (ohne Rampe) 42,55 m² Ladefläche (mit Rampe) 54,20 m² Laderaum-Volumen (ohne Rampe) 115,30 m³ Laderaum-Volumen (mit Rampe) 139,90 m³ Passagiere (max.) 91 Fallschirmspringer 61 (mit Ausrüstung) MEDEVAC (Intensiv) 3 PTE (Patienten Transport Einheit) Besatzung 4–5 Mann (Pilot, Co-Pilot, Bordtechniker, Ladungsmeister, ggf. Taktischer System-Offizier, einst BNF.)
SCHALTZENTRALE: Blick ins Cockpit einer C-160F (frz.). Foto: Archiv R. Korth
längere Strecken schneller zurückzulegen und wesentlich größere Lasten und mehr Personen zu befördern. Eine Vorserienmaschine fliegt bereits 1968 mit zivilen Besatzungen aus der Schweiz Hilfseinsätze zwischen Kamerun und dem sich von Nigeria zeitweilig abgespalteten Biafra. Dem folgen erste Hilfsflüge der Luftwaffe mit der Transall für Erdbebenopfer im Iran. Dann geht es Schlag auf Schlag: Somalia, die Türkei, der Sudan, Äthiopien. Flüge zur Weltausstellung in Osaka/Japan und mit
„Leopard I“-Motoren nach Australien, oder der Europarakete nach Woomera schließen sich an.
ERFINDER UND NAMENSGEBER: Der russische Flugzeugkonstrukteur Oleg Antonow (1906–1984). Foto: ullstein bild – Novosti
VERSORGUNG AUS DER LUFT: Eine Transall beim Abwurf von Hilfsgütern mit dem über Bosnien bewährten CDS-Verfahren (Container Delivery System). Der Bremsschirm stabilisiert die Last bis zum Auftreffen am Boden. Foto: Archiv LTG 62
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„Engel der Lüfte“ Die Einsatzliste ist lang und führt schließlich dazu, dass man der Transall die liebevolle Bezeichnung „Engel der Lüfte“ verleiht. Kein Kontinent bleibt bis heute ausgespart. Vor allem die Hilfseinsätze und Routentransporte nach Afrika, Europa, USA und Kanada sollten das unruhige Transportfliegerleben prägen.
Nicht zu vergessen ist die taktische Fliegerei im jährlichen TCTP (Tactical Combat Training Program), mit dem Absetzen von Fallschirmspringern und Lasten, Abwerfen von Jutesäcken aus extrem niedriger Höhe, Treffpunktaufgaben, Zweier- oder Dreier-Formationen, auch als enger Verbandsflug, Landung auf unbefestigten Behelfsflugplätzen (Sand, Schotter, Gras), Bekämpfung von Bränden aus der Luft, medizinische Evakuierung (MEDEVAC). Hinzu kommen unter anderem Transporte von Lufthansa-Trieb-
Ständige Weiterentwicklung
„Tagtäglich lösen Transportflieger ein, was moralische Pflicht ist und wofür deutsche Politik steht – Verantwortung wahrnehmen und helfen, wenn Menschen in Not sind.“ Tagesbefehl des (damaligen) Bundesministers der Verteidigung Volker Rühe vom 7. Januar 1996 zum Ende der Luftbrücke nach Sarajevo
werken, des Adenauer-Mercedes und von Kindernahrung nach Iwanowo in Russland. Die Tiefflüge sowohl im portugiesischen Beja als auch im kanadischen Goose Bay machen die Crews fit für Einsätze im Kalten Krieg, einst simuliert durch die Taktischen Überprüfungen (TacEVAL) am Heimatplatz. Bei reinen Hilfseinsätzen sollte es für die Transall nicht bleiben. Nach der logistischen Unterstützung der alliierten Streitkräfte im 1. Golfkrieg ab 1991 folgt alsbald der Bürgerkrieg in Ex-Jugoslawien. Wieder sind auch die deutschen Transall dabei, als 1992 die internationale Luftbrücke vom kroatischen Zagreb, später vom italienischen Falconara aus in das eingekesselte Sarajevo anläuft und bis zum Januar 1996 mit vielen Unterbrechungen und Zwischenfällen andauert. Mit einer für Beschaffungsverfahren der Bundeswehr geradezu unglaublichen Geschwindigkeit und in direkter Zusammenarbeit zwischen Industrie und der Technik im Geschwader rüstet man einige Transall mit einer elektronischen Selbstschutzausstattung zur Abwehr von Boden-Luft-Raketen aus. Diese fortlaufend angepasste Ausrüstung macht die Transall gegenwärtig zu einem gut geschützten Transportflugzeug im weltweiten Einsatz. Seit 2001 vom Stützpunkt Termez in Usbekistan, danach aus Mazar-e-Sharif in Nord-Afghanistan heraus, versorgen bis heute – leider nur selten erwähnt – sechs bis acht Maschinen und Besatzungen die eigenen und NATO-Truppen im Rahmen der Operation ISAF. Darin enthalten ist eine als fliegende Intensivstation (MEDEVAC) ausgerüstete Transall, die sich in ständiger Bereitschaft befindet, um schwerstverletzte Patienten transportieren zu können.
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Bei tragischen Abstürzen der Transall auf Kreta, bei Lohr am Main und auf den Azoren verloren in den 50 Jahren nach dem Erstflug 59 Angehörige der Bundeswehr während des Einsatzes ihr Leben.
Die Antonow An-26 Die Konstruktion der Antonow An-26 basiert auf der bewährten Antonow An-24 („Coke“), deren Entwicklung ins Jahr 1956 zurückreicht. Die größtenteils übernomme-
TECHNISCHE DATEN
AUFGESETZT: Im Rahmen der mulinationalen Übung Volant Rodeo im Juni 1985 landet eine C-160D auf einer unbefestigten Piste. Foto: USAF
ne Flugzeugzelle erhält eine Laderampe, die man ähnlich der Laderampe der Transall zum Be- und Entladen von sperrigen Gütern auf den Boden herunterlässt. Alternativ kann man sie im Flug unter den Rumpf fahren, um Fallschirmspringer oder Lasten abzusetzen. Zur Kompensation des höheren Gewichtes baut man in die rechte Triebwerksgondel ein zusätzliches Strahltriebwerk (Ru-19A-300) mit 7,85 kN Schub ein. Dies verkürzte einerseits die Startstrecken und verbesserte andererseits die Steigleistung. Ein Deckenkran, ein Transportband im Laderaum und eine Ladewinde ermöglichen das feldmäßige Be- und Entladen ohne externe Hilfsmittel. An den Seitenwänden des Rumpfes befinden sich Klappsitze für bis zu
Antonow An-26 Länge Flügelspannweite Flügelfläche Höhe Leergewicht
IM INNERN: Blick ins Cockpit einer Foto: TS24 An-26.
23,80 m 29,20 m 75 m² 8,32 m 15.020 kg (je nach Ausrüstung) Max. Startgewicht 24.000 kg Landegewicht 24.000 kg Nutzlast (normal) 5.500 kg Nutzlast (max.) 6.300 kg Kraftstoff (max.) 5.500 kg Triebwerke 2 x PTL Iwtschenko AI-24WT 1 Turbojet Tumanski RU-19A-300 Leistung 2 x 2.860 PS 1x 7,85 kN Propeller 2 x AW 72-T Durchmesser 3,90 m Reisegeschwindigkeit 440 km/h Dienstgipfelhöhe 8.400 m 60 m³ Laderaum-Volumen (mit Rampe) Passagiere (max.) 39 Fallschirmspringer 30 (mit Ausrüstung) Besatzung 4-5 Mann (Pilot, Co-Pilot, Bordtechniker, Steuermann)
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Militär und Technik | Transportmaschinen 39 Passagiere. Der mögliche Einbau von bis zu 24 Krankentragen dient der Evakuierung von Verwundeten oder Verletzten. Die Luftstreitkräfte (LSK) der Nationalen Volksarmee (NVA) beschaffen von 1980 bis 1986 zwölf An-26 und setzen diese in der Transportfliegerstaffel 24 in Dresden-Klotzsche ein, zuweilen auch bei Hilfseinsätzen in Äthiopien und Mosambik. Die Crews werden in der Ukraine ausgebildet. Die Maschinen dienen als Ersatz für die 1979 bis 1982 außer Dienst gestellten, von je zwei Sternmotoren angetriebenen IL-14 („Crate“). Man zieht wohl damals durchaus auch andere Flugzeuge sowjetischer Bauart,
PRÄSENTIERT: Flugtage oder Pressetermine boten immer wieder Gelegenheit, die Transall eindrucksvoll in Szene Foto:LTG 61 zu setzen.
von der An-72 bis zur IL-76, in Betracht, aber es sprachen wohl politische und finanzielle Gründe dagegen.
Sondermaschinen der An-26 Das Besatzungskonzept der An-26 ähnelt dem der Transall. Auffällig ist jedoch, dass man im Gegensatz zur Luftwaffe auf den Einsatz eines Ladungsmeisters verzichtet. Seine Aufgaben übernehmen der Bordtechniker und der Copilot, vergleichbar mit der „Noratlas“. Auch der vom Hersteller vorgesehene und im sowjetischen Besatzungskonzept eingeplante Arbeitsplatz des Bordfunkers bleibt unbesetzt, die Aufgaben werden
vom „Steuermann“ (NVA-Bezeichnung für den Navigator) und Bordtechniker mit übernommen. Der Steuermann ist nicht der verantwortliche Kommandant an Bord, auch wenn er über deutlich mehr Kompetenzen und andere Aufgaben innerhalb der Besatzung verfügt, als seine „westlichen“ Kollegen. Die Verantwortung und Entscheidungsgewalt liegt auch bei der An-26 beim vorne links sitzenden „Besatzungskommandanten“; dieser ist auch im „normalen“ Dienstbetrieb Vorgesetzter seiner Besatzung. Unter den zwölf An-26 erfüllen während des Kalten Krieges drei Maschinen und ihre Besatzungen spezielle Aufgaben. Ein Luftfahrzeug, mit entsprechen Sensoren ausgestattet, dient für Flüge zur elektronischen Aufklärung entlang der innerdeutschen Grenze. Die hierfür erforderliche Ausrüstung kommt in den Anfangsjahren im Wechsel in mehreren Maschinen zum Einsatz, ehe man sie fest in die extra hierfür beschaffte „373“ einrüstet. Die zweite „Sondermaschine“ war die „369“, eine An-26SM. Dieses Flugzeug dient zur Flugvermessung militärischer Flugnavigationsanlagen bis hin zum ILS (Instrument-Landing-System). Sie steht heute im Luftwaffenmuseum Berlin-Gatow. Von den restlichen Flugzeugen verfügen einige über eine „Salonvariante“. Darin sind im Vorderteil des Laderaums zwölf quer zur Flugrichtung angeordnete Sitze und Tische eingebaut – nur durch eine Zwischenwand vom hinteren Teil des Laderaums abgetrennt. Eine solche Maschine ist die „375“, die man heute im Technikmuseum in Speyer besichtigen kann. Leider entsprechen weder die derzeitige Bemalung noch die Angaben über die frühere Verwendung des Luftfahrzeuges der Realität. Anders als dort dargestellt, nutzte der Staatsratsvorsitzende Erich Honecker diese Salonvarianten nicht für seine VIP-Flüge.
Einsätze der An-26 Die weitaus bekannteren „Sondereinsätze“ der An-26 zur Zeit des Kalten Krieges finden in Afrika statt. Von 1984 bis 1986 werden drei Maschinen mit bis zu sieben Besatzungen im Rahmen der Dürrehilfe in Äthiopien eingesetzt. Zur Verschleierung des Einsatzes militärischer Kräfte erhalten diese Maschinen eine „Interflug-Bemalung“ und eine zivile Kennung. Auch die Besatzungen erhalten zivile Fluglizenzen. Aber nicht nur diese drei Maschinen, sondern alle zwölf An-26 haben neben ihrer militärischen Kennung auch eine zivile Kennung (beginnend mit „DDR-SB“), um sie kurzfristig für ähnliche Aufgaben verwenden zu können. So bildet man unter anderem von 1986 bis 1990 eine „Fluggruppe“ zum Einsatz einer An-26 in Mosambik.
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Transall vor der Ablösung
Zu den regelmäßigen Standardeinsätzen zählen die Flüge in das ukrainische Lwiw (Lemberg) zum Transport der für den Aufbau der „Erdgastrasse“ erforderlichen Arbeitskräfte. Auch wenn diese Flüge als Charterflüge für die „Interflug“ mit Interflugrufzeichen durchgeführt werden, kommen hier
Luftstraßen im Passagier- und Lastentransport bis zum extremen Tiefflug in 25 Metern über Grund. Auch Flüge in geschlossener Formation – bei Tag und Nacht – gehören zum Standardtrainingsprogramm, ebenso Flüge zum Absetzen von Fallschirmspringern unter guter Sicht und bei Schlechtwet-
„Schnell – sicher – weltweit – zuverlässig.” Motto des LTKdo (1968–2010)
jedoch stets An-26 aus dem normalen Verfügungsbestand (normalerweise mit militärischer Kennung) und auch eindeutig als Militär erkennbare Besatzungen zum Einsatz. Das Einsatzspektrum der An-26 ist annähernd mit dem der C-160 vergleichbar, nicht aber mit Blick auf die Zuladung, die Reichweite und den Einsatz auf Behelfsflugplätzen. Hier ist die Transall deutlich überlegen. Das fliegerische Spektrum der An-26 reicht vom Instrumentenflug auf internationalen
SONDERVARIANTE: Blick in den vorderen Teil des Laderaums einer An-26 mit „Salon“. Foto: TS24
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ter. Das Aufgabenspektrum wird ergänzt durch den SAR-Einsatz, sowohl zur reinen Suche Schiffsbrüchiger als auch zum Abwerfen von Rettungsmitteln. Aufgrund der zu geringen Reichweite und hierfür fehlender Navigationsausstattung eignet sich die An-26 nicht für Langstreckenflüge.
Außerdienststellung der An-26 Nach der Wende entscheidet das Bundesverteidigungsministerium (BMVg), die am 3. Oktober 1990 von der Luftwaffe übernommen An-26 aus logistischen Gründen langfristig nicht weiter zu betreiben. Bis Ende 1990 stellt man bereits die ersten zwei Maschinen außer Dienst, 1992 folgt eine weitere An-26. Eine Maschine gilt nach einer zu harten Landung als Totalverlust. Mitte 1991 entscheidet das BMVg, bis Ende 1992 den Flugbetrieb mit der An-26 endgültig einzustellen – mit Ausnahme der Flugvermessungsmaschine. Zu diesem Zeitpunkt ist die Umrüstung der von der Luftwaffe übernommen MiG-29 auf westliche Avionik noch nicht abgeschlossen, daher bedürfen die weiter im Betrieb stehenden „öst-
ZUR SCHAU GESTELLT: Eine von der Luftwaffe der Bundeswehr nach 1990 übernommene An-26 auf dem Außengelände des Militärhistorischen Museums Flugplatz BerlinGatow. Foto: MHM Flugplatz Berlin-Gatow
lichen“ Boden-Navigationsanlagen einer zwischenzeitlich fortgesetzten Flugvermessung. Von den einst zwölf An-26 wird schließlich eine Maschine verschrottet, vier Flugzeuge werden an deutsche Museen abgegeben sowie sieben Exemplare nach Russland verkauft. Letztere befinden sich noch heute im Einsatz, unter anderem bei den Luftwaffen des Sudan und Namibias. Die An-26 ist bereits „deutsche“ Geschichte, die Transall wird es bald sein. Die 1957 begonnene Ära der zweimotorigen Transporter der Luftwaffe nähert sich ihrem Ende. Mit dem Zulauf der viermotorigen A400M als Nachfolgemuster der Transall wird die Luftwaffe wohl ab 2015 in die Lage versetzt, die steigenden Anforderungen im auch erweiternden Einsatzspektrum zu meistern. Doch auch dann gilt das seit über 50 Jahren bewährte Motto unserer Transportflieger: „Schnell – sicher – weltweit – zuverlässig“! Hans-Werner Ahrens, Jg. 1948, Generalmajor a. D., letzter Kommandeur des LTKdo, Münster; von 1970 bis zum Ruhestand in 2010 über 4.500 Flugstunden auf der Transall. Autor von „Die Luftbrücke nach Sarajevo 1992 bis 1996: Transportflieger der Luftwaffe und der Jugoslawienkrieg“. Mathias Brandt, Jg. 1964, Major, Fluglehrer und Flugsicherheitsstabsoffizier im LTG 62, Wunstorf; von 1987–1992 (bis 1990 ex-NVA) circa 1.200 Flugstunden auf der An-26, circa 4.000 Flugstunden auf der Transall.
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Schlachten der Weltgeschichte | Sechstagekrieg
Sechs „Tage des Feuers“
Der dritte arabisch-
Israel Truppenstärke Soldaten: 264.000 Panzer: 800 Flugzeuge: 400 Verluste Tote: 776 Verwundete: 4.517 Panzer: 122 (Sinai), 112 (Westjordanland), 160 (Golanhöhen) Flugzeuge: 46 (circa 20%), davon 12 im Luftkampf
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Hauptgegner Israels
(ohne Saudi-Arabien, Irak und Libanon)
Truppenstärke Soldaten: 403.000 (240.000 Ägypten, 105.000 Syrien, 58.000 Jordanien) Panzer: 1.930 (1.180 Ägypten, 550 Syrien, 200 Jordanien) Flugzeuge: 600 (450 Ägypten, 120 Syrien, 30 Jordanien) Verluste Die angegebenen Verlustzahlen der arabischen Staaten weichen stark voneinander ab, liegen aber weit über denen der Israelis. Ägypten allein hat 10 bis 15.000 Tote zu beklagen und verlor 700 Panzer. Die Toten der Syrer (2.500) und Jordanier (6.000) belegen ebenfalls einen extrem hohen Blutzoll dieser Länder.
israelische Krieg Sommer 1967: Für Israel steht die Existenz auf dem Spiel. Der kleine Staat ist auf drei Seiten von Feinden bedrängt und steht mit dem Rücken zum Meer. Mit einem gewagten Präventivschlag versucht das Land die drohende Niederlage abzuwenden… Von Frederick Feulner
IN STELLUNG: Jordanische Truppen verschanzen sich an der Grenze zu Israel. Jordanien gehört zusammen mit Ägypten und Syrien zu den Hauptgegnern Israels während des Sechstagekriegs. Foto: picture-alliance/dpa
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Schlachten der Weltgeschichte | Sechstagekrieg VORBEREITUNG FÜR DEN ERNSTFALL: Israelische Soldaten springen am Gazastreifen von ihrem Halbkettenfahrzeug. Der Gazastreifen wird von den Israelis im Laufe des Krieges erobert. Heute ist er ein palästinensisches Autonomiegebiet. Foto: picture-alliance/dpa
I
srael ist 1967 400 Kilometer lang, an seiner weitesten Stelle 100 Kilometer, an seiner schmalsten lediglich 15 Kilometer breit. Es dauert nur Minuten, um mit einem Flugzeug jeden Punkt zu erreichen. Nach zwei von Israel gewonnenen Kriegen 1948 und 1956 wird von den arabischen Nachbarn eine extrem antiisraelische Politik betrieben: Jüdische Siedlungen werden immer wieder von syrischen Stellungen auf dem Golan beschossen, Sabotageakte auf die Infrastruktur und Terrorangriffe sind häufig. Anhaltende Streitigkeiten um das Wasser heizen die Stimmung zusätzlich an. In Syrien und Libanon wird versucht, den Jordan umzuleiten, um die israelischen Siedler vom Wasser abzuschneiden. Zudem unterstützen beide Länder Jassir Arafats PLO. Mitte Mai 1967 remilitarisieren die Ägypter den Sinai zunehmend, die UN-Truppen ziehen sich zurück. Am 22. Mai schließt Ägypten die Straße von Tiran für den Schiffsverkehr – die wichtigste Route zu den Erdölimporten – und ermutigt seine Verbündeten Irak, Jordanien und Syrien dazu, ihre Truppen in Alarmbereitschaft zu versetzen. Damit ist für Israel die Zeit zum Handeln gekommen.
Am Vorabend des Krieges Auf dem Sinai ist der Großteil der ägyptischen Armee stationiert, zwei gepanzerte und drei Infanteriedivision, zusammen 100.000 Mann und 1.000 Panzer, massiv aufgerüstet mit sowjetischer Militärhilfe. Teilweise stehen die Ägypter im Gazastreifen, um diesen als Sprungbrett nach Israel nutzen
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zu können. An der jordanischen Front stehen zwei gepanzerte und sieben Infanteriebrigaden bereit, fünf davon auf dem Westufer. Auf den strategisch wichtigen Golanhöhen haben sich 40.000 Mann syrische Truppen mit über 250 Panzern verschanzt. Auf ägyptischer Seite steht eine große, mit sowjetischer „Bruderhilfe“ ausgebaute Armee bereit. Zusammen mit den Verbünde-
men die Truppen der kleinen, aber gut ausgebildeten und nach US-Vorbild ausgerüsteten jordanische Armee. Was hat Israel dem entgegenzu setzen? In Friedenszeiten verfügt der junge Staat über ein stehendes Heer von lediglich 2.000 Berufssoldaten und 72.000 Wehrdienstleistenden. Diese sind in ihren Basisformationen von sieben Brigaden (entspricht US-Regi-
„Wir werden Israel und seine Bewohner vernichten. Und für die Überlebenden – sofern es welche gibt – stehen Boote bereit, um sie zu deportieren.“ PLO-Anführer Ahmad al-Shuqayri
ten Jordanien, Syrien, Irak, sowie Kuwait, Algerien, Saudi-Arabien und Sudan kommt man auf über 400.000 Mann, 2.700 Panzer und über 700 Flugzeuge. Die Armee ist nach sowjetischem Vorbild in Divisionen organisiert und umfasst gut ausgebildete Fallschirm- und Kommandoeinheiten. Trotz eines dreijährigen Wehrdienstes mangelt es den durchschnittlichen ägyptischen Soldaten jedoch an Initiative, Fantasie und Bildung. Strategisch verfügen die Ägypter über Bomber, die zusammen mit den verbündeten Luftwaffen in einem Erstschlag über 500 Tonnen Bomben hätten abwerfen können. Die Lufttransportkapazitäten ermöglichen simultane Landungen in Brigadestärke. Syrien und der Irak sind ebenfalls durch Waffenhilfe der UdSSR hochgerüstet. Dazu kom-
ment) organisiert, davon vier Infanterie-, eine Fallschirmjäger- und zwei gemischte Panzerbrigaden. Vollständig mobilisiert kann die Armee auf 31 Brigaden (je zwischen 3.500-4.500 Mann) aufgestockt werden: 22 Infanterie-, acht Panzer- und eine Fallschirmjäger-brigade, zudem einige Reservebrigaden. Mit einem Verhältnis von 50:50 zwischen Kampf- und Vesorgungseinheiten ist die IDF sehr schlagkräftig (in Vietnam erreichen die USA nur einen Wert von 10:90). Aufgrund der aggressiv-offensiven Aufgaben sind alle Einheiten weitestgehend motorisiert und an die Wüste angepasst. Die israelische Luftwaffe hat vollmobilisiert circa 20.000 Mann und etwa 450 Flugzeuge, meist französischer Herkunft. Die Marine beschränkt sich auf vier Zerstörer, zwei U-Boo-
Israelische Luftüberlegenheit te, drei Landungsboote und kleinere Küstenfahrzeuge. Der stärkste Angriff Israels muss zuerst gegen den gefährlichsten Feind, Ägypten, geführt werden. Die Kämpfe an der syrischen und jordanischen Front sollen hinausgezögert werden. 1956 drangen die israelischen Truppen entlang des Golfs von Eilat über den südlichen Sinai vor. 1967 werden die Ägypter durch ein Täuschungsmanöver auf eine falsche Fährte gelockt. Zwei der drei Panzerbrigaden, die bei Kuntilla stationiert werden, bestehen aus Attrappen. Der Hauptangriff soll diesmal im nördlichen Sinai stattfinden. Der kleine Staat Israel kann sich keine längergehende Mobil- machung in Erwartung eines Angriffs erlauben, deshalb muss umgehend mit einem lange geplanten und im Geheimen durchexerzierten Erstschlag gehandelt werden.
schnittlich acht Minuten betankt, aufmunitioniert und für die nächste Angriffswelle startklar gemacht werden. Zur Zeit der Angriffe befindet sich der ägyptische Oberbefehlshaber Amer in der Luft und wird vom gesamten Generalstab auf dem Sinai auf dem Flugfeld von Bir Thamada erwartet. Aufgrund mangelnden Vertrauens in die eigenen Truppen wird der Flugabwehr untersagt auf Flugzeuge zu schießen, solange Amers Flugzeug in der Luft ist. Es dauerte über 90 Minuten bis er schließlich auf dem Zivilflughafen Kairo landen kann. Binnen kurzer Zeit wird dadurch die totale Luft-
KARTE
überlegenheit über dem Sinai erlangt. Um 10.45 Uhr hat ein Großteil der ägyptischen Luftwaffe faktisch aufgehört zu existieren. Vor allem die strategischen Bomber vom Typ Tu-16 „Badger“ hätten den israelischen Ballungszentren und Atomanlagen in der Negev-Wüste gefährlich werden können. Erstes Landziel, das unter allen Umständen genommen werden muss, ist der Gazastreifen, in dem sich zwei ägyptische Divisionen mit zahlreichen schweren Panzern und Panzerabwehrkanonen hinter einem tiefgestaffelten Minenfeld eingegraben haben. Zwei Panzerbatallione, bestehend aus M48
Der Sechstagekrieg vom 5. bis 10. Juni 1967
Der Angriff Israels Der israelische Erfolg des Sechstagekrieges ist jedoch im überraschenden Einsatz der Luftwaffe begründet. In den Morgenstunden des 5. Juni fliegen etwa 200 israelische Kampflugzeuge Angriffe auf 19 ägyptische Flugfelder auf dem Sinai und am Westufer des Suezkanals – Operation Moked hat begonnen. Dabei macht sich das rigorose Training bezahlt: Im Tiefflug und in Funkstille nähern sich die Maschinen unterhalb des Radarschirms über See und zerstörten dabei 293 überwiegend moderne Maschinen sowjetischer Bauart. Zudem werden die Startbahnen durch Bomben unbrauchbar gemacht und auf dem Rückweg Gelegenheitsziele wie SAM-Stellungen angegriffen. Danach fliegen die Maschinen zurück, wo sie in einer Turnaround-Zeit von durchZIVILES LEBEN HINTER SANDSÄCKEN: Einwohner der ägyptischen Stadt Suez während des Sechstagekrieges. Der Ort wird durch die Kampfhandlungen stark beschädigt und zeitweise sogar vollständig evakuiert. Foto: picture-alliance/dpa
Gestaltung: KGS Kartographie und Grafik Schlaich
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Schlachten der Weltgeschichte | Sechstagekrieg Anführer während des Konfliktes AUF ISRAELISCHER SEITE
und übernimmt 1964 das Resort als Stabschef, wo er für den Ausbau der Panzertruppe General Mosche Dayan (1915–1981) verantwortlich ist. Von 1974–1977 und Erste Kampferfahrungen sammelt Dayan be- 1992–1995 ist er israelischer Ministerpräsireits im Alter von 14 Jahren als Untergrund- dent und erhält zusammen mit Shimon Peres kämpfer der „Hagana“, später kämpft er im und Jassir Arafat für sein Bemühen zur Lösung paramilitärischen, jüdischen „Palmach“-Ver- des Nahostkonfliktes den Friedensnobelpreis. band unter australischem Kommando gegen Vichy-französische Truppen im Libanon. Als Generalmajor Israel Tal (1924–2010) Stabschef führt er Israel 1956 auf dem Sinai Tal beginnt seine Karriere in der britischen Arzum Sieg. Danach fungiert er als Landwirt- mee, dient später als Offizier im Unabhängigschaftsminister, wird aber im Zuge der an- keitskrieg und während der Suezkrise 1956. steigenden Spannungen am 2. Juli 1967 zum Er entwickelt das rigorose AusbildungsproVerteidigungsminister und damit zum Oberbe- gramm für die Panzereinheiten und führt fehlshaber ernannt. In insgesamt vier Kriegen 1967 seine Panzertruppen blitzkriegartig spielt der charismatische, brillante, häufig durch den Gazastreifen entlang des nördliaber auch pessimistisch eingestellte Dayan chen Sinai. Später leitet er das Entwicklungseine wichtige Rolle. Neben seinen militäri- team des Merkava-Panzers. schen Erfolgen ist er als Außenminister auch Generalmajor Avraham Joffe (1913–1983) an politischen Lösungen beteiligt. Joffe wird bereits 1929 Mitglied der Hagana, Generalmajor Jitzchak Rabin (1922–1995) kämpft in der Britischen Armee, bevor er in Während des Zweiten Weltkrieges kämpft Ra- die IDF wechselt. Als General der Reserve bin in der „Palmach“, wird später in die neue wird er 1967 in der zentralen Sinaifront einisraelische Armee übernommen, wo er im Un- gesetzt, wo er mit einem effektiven Vorstoss abhängigkeitskrieg mit einer Eliteeinheit um durch für Panzer unpassierbar geltendes TerJerusalem kämpft. Als Generalmajor ist er mit rain die Ägypter überrascht und zum Sieg am dem Aufbau der Führungsakademie beauftragt Mitla-Pass beiträgt.
AUF SEITEN DER VEREINIGTEN
ADVOKAT DES PANARABISMUS: Diese undatierte Aufnahme zeigt Gamal Abdel Nasser als Offizier Foto: picture-alliance/dpa des ägyptischen Militärs.
beschwört die israelische Regierung den König von Jordanien, nicht in den Krieg einzutreten. Dieser fühlt sich jedoch seinem Bündnis mit Ägypten verpflichtet und greift – von falschen Siegesmeldungen der Ägypter be-
IDF-Stabschef Jitzchak Rabin
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Foto: picture-alliance/dpa
Feldmarschall Abdel Hakim Amer (1919–1967) Seit 1939 in der ägyptischen Armee, wird Amer 1952 zum Stabschef befördert, kämpft während der Suezkrise und im Jemen. 1964 wird er stellvertretender Oberkommandierender. Er lässt Präsident Nasser im Unklaren über die eigentliche Situation der ägyptischen Armee und gibt den Befehl zum Rückzug aus dem Sinai, der im Desaster endet. Als Folge des Krieges von 1967 wird er aller Ämter enthoben und unter dem Vorwand, einen Staatsstreich geplant zu haben vor die Wahl zwischen einer Anklage und einem Freitod gestellt. Er entschied sich für letzteres.
„Wir werden hohe Verluste erleiden, aber wir haben keine andere Wahl.“
schützen. Die Ägypter können die Israelis zunächst für einige Stunden aufhalten, bis israelische Artillerie- und Luftunterstützung verfügbar ist und der Vormarsch entlang der Küste fortgesetzt werden kann. Gleichzeitig
POLITIKER MIT MILITÄRTRADITION: Der spätere Ministerpräsident Sharon als Soldat im Sechstagekrieg. Er ist auf der Sinai-Halbinsel im Einsatz.
ARABISCHEN REPUBLIK
Präsident Gamal Abdel Nasser (1918–1970) Zuerst nationalistisch eingestellt, propagiert Nasser später einen Panarabismus unter ägyptischer Führung, im Zuge dessen sich seine antisraelische Rhetorik und Politik verstärkt und schließlich zum Sechstagekrieg führt. Mit dem innerlichen Vakuum nach der Niederlage weicht der arabische Nationalismus zunehmend islamisch fundamentalistischen Strömungen.
Pattons und Centurions unter General Israel Tal, überwinden unter Verlusten den Sperrgürtel und treffen bei Rafah auf ein Hornissennest aus 150 IS-III-Panzern und 90 Ge-
Generalmajor Ariel Sharon (*1928) Bereits mit 14 ist Sharon Mitglied der Hagana, wechselt später zu den Fallschirmjägern, mit denen er bei Mitla unter relativ hohen Kosten einen Sieg erringen kann. Sharon kommandiert die südliche Sinaifront und überwindet einen stark verteidigten Stützpunkt bei Um Katef, bevor er die südliche Flanke sichern kann. Politisch agiert er als Landwirtschaftsminister, Verteidigungsminister und übernimmt das Amt des Ministerpräsidenten.
stärkt – im Westjordanland in den Krieg ein. In der dritten und vierten Angriffswelle des 6. Juni haben die Israelis auch die jordanische und syrische Luftwaffe weitestgehend ausgeschaltet und einen irakischen Stütz-
punkt angegriffen. Am Ende des ersten Tages hat die IAF 416 Flugzeuge zerstört, sie selbst verlor 26 Maschinen. Angesichts des Erfolges der israelischen Armee versuchen sich die Ägypter hinter den Suezkanal zurückzuziehen. Der Vormarsch im Norden des Sinai unter Generalmajor Tal wird jedoch bei El Arish zunächt gestoppt. Um den entscheidenden Schlag gegen Ägypten zu führen wird beschlossen, nicht den ägyptischen Verbänden hinterherzufahren, sondern sie an den strategischen Passstraßen von Mitla und Gidi im zentralen Sinai, sowie Bir Gifgafa im nördlichen Sinai abzufangen. Mit den letzten Treibstoffreserven erreichten Teile der Brigaden von Tal und Joffe am 7. Juni das Nadelöhr und verhinderten die Flucht, bis sich die nachrückenden Israelis unter der
Eroberung Ostjerusalems Führung Sharons sammeln und die Ägypter in die Zange nehmen können. Die Kämpfe halten während der Nacht an, bis am Morgen die IAF eingreifen kann und tausende brennende ägyptische Fahrzeuge auf dem Schlachtfeld zurücklässt. Kurze Zeit später erreicht die israelische Armee den Suezkanal, und auch der Süden des Sinai mit der Straße von Tiran wird durch eine Landung von See her erobert – die ägyptische Besatzung von Sharm El Sheik hat bereits größtenteils den Rückzug angetreten. Ägyptens Präsident Nasser muss am 9. Juni den Waffenstillstand akzeptieren.
VON DER BESATZUNG ZURÜCKGELASSEN: Ein zerstörtes ISU-152 Sturmgeschütz aus sowjetischer Produktion. Das schwere Selbstfahrartilleriefahrzeug wurde von Josef Galili fotografiert. Foto: Sammlung Galili
INMITTEN DER ZERSTÖRUNG: Josef Galili auf dem strategisch wichtigen MitlaPass. Hier fanden am 6. und 7. Juni 1967 die schwersten Angriffe auf die fliehenden ägyptischen Truppen statt.
Gegen Syrien und Jordanien Nachdem jordanische Artillerie am 5. Juni Vororte von Jerusalem und Tel Aviv beschossen hat, setzt die IDF ihre Pläne für das Westjordanland um: Vertreibung der gut ausgerüsteten Arabischen Legion König Husseins und Besetzung Ostjerusalems. Am 7. Juni wird, trotz anfänglicher Bedenken, die Altstadt von Jerusalem mit ihren heiligen Stätten von Fallschirmjägern im zähen Häuserkampf erobert; bereits einen Tag später sind auch die Reste der jordanischen Armee auf das Ostufer zurückgedrängt. Im Norden mischen sich syrische Truppen zunehmend in das Kriegsgeschehen ein und greifen am 6. Juni Siedlungen auf israelischem Gebiet an. Am 7. und 8. Juni wird das Grenzgebiet Ziel von andauernden Artillerieangriffen. Obgleich die syrische Luft-
Foto: Sammlung Galili
waffe schon in den ersten Tagen des Krieges ausgeschaltet ist, zögert die israelische Regierung mit einem Angriff auf die strategisch wichtigen Golanhöhen: Ein direkter Angriff auf einen gut verschanzten Feind an einem Steilhang hätte zu blutigen Verlusten führen können. Nachdem sich die Lage an der südlichen und mittleren Front jedoch positiv entwickelt, entscheidet man am 9. Juni, einen Angriff zu wagen. Luftangriffe und Artillerieschläge weichen die syrischen Befestigungen auf, und nach harten Kämpfen stehen am Abend bereits mehrere, teils aus dem Sinai herangeführte, Brigaden auf dem Golan.
DEN GEFALLENEN GEWIDMET: Ein israelischer Soldat trauert vor einem schnell zusammengetragenen Steinhaufen in der Altstadt Jerusalems. An dieser spontan errichteten Gedenkstätte wird getöteten Soldaten die letzte Ehre erwiesen. Während des Sechstagekrieges erobert Israel ein Gebiet der dreifachen Größe des eigenen Landes.
Am nächsten Morgen befinden sich die Syrer auf dem Rückzug, während israelische Fallschirmjäger per Helikopter eingeflogen werden, um ohne nennenswerte Gegenwehr Schlüsselstellungen zu besetzen. Damit stehen die israelischen Truppen am Abend des 10. Juni bereits 65 Kilometer vor Damaskus.
Nachwirkungen Die Ägypter verlieren etwa 80 Prozent ihrer Ausrüstung, diese wird binnen weniger Monate durch die Sowjetunion ersetzt, die Doktrin überarbeitet – wie sich sechs Jahre später zeigt. Die israelische Armee hat jedoch nur geringe Verluste erlitten. Die arabische Welt ist nach einer anfänglichen Siegeshysterie erschüttert, in einer so kurzen Zeit eine so fatale Niederlage erlitten zu haben, was schließlich zum Abnutzungskrieg von 1968-70 und dem Yom-Kippur-Krieg von 1973 führen wird. Israel hat sich mit einem militärisch hervorragend ausgeführten Präventivschlag erneut behauptet und durch die enormen Gebietsgewinne auf dem Sinai, dem Westjordanland und den Golanhöhen eine wichtige strategische Tiefe erlangt. Durch den anhaltenden Siedlungsbau in diesen Regionen geht dieser Vorteil jedoch nicht nur verloren, sondern bringt außerdem noch weitere Probleme mit sich. Die aus Ägypten, Syrien und Jordanien auf israelisches Gebiet geführten Terroranschläge verringern sich merklich, jedoch erhält die PLO vor allem aus den zahlreichen palästinensischen Flüchtlingslagern regen Zulauf, was wiederum zu einer andauernden Spirale der Gewalt führt. Mit Wirkungen bis heute. Dr. Frederick Feulner Research Fellow an der University of York, England. Seine Spezialgebiete sind der Vietnamkrieg sowie die israelischen Armee. Er hat persönliche Kontakte nach Israel.
Foto: picture-alliance/dpa
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Buchvorstellung | Kampfpanzer Tiger
EINZIGARTIG: Es gibt nur einen Kampfeinsatz des Porsche-Tigers – 1944 in Russland. Zum Befehlswagen umgebaut, hat dieser Tiger außerdem einen ZimmeritSchutzanstrich und eine Zusatzpanzerung am Bug. Foto: Münch
Der bekannteste Panzer des Zweiten Weltkriegs
Die Analyse einer Legende T
iger – allein das Wort packt den Leser, fasziniert und fesselt ihn. Kraft, Stärke und Eleganz werden damit verbunden. […]. Der PzKpfw VI wurde als schwerer Panzer konzeptioniert. Seine Schöpfer standen vor der Herausforderung, einen überlegenen Kampfwagen zu konstruieren. Begriffe wie […] Kraft, Durchsetzungsvermögen und Zähigkeit konnten damit verbunden werden. Als Bezeichnung bot sich nur etwas gleichwertiges an, der Name eines Tieres, das eben den gewünschten Eigenschaften entsprechen konnte. Tiger!“ So beginnt das Buch von Thomas Anderson und zieht den Leser sofort in seinen Bann. Der Autor ist Spezialist für die deutsche Militärgeschichte von 1933 bis 1945 und verfällt nicht, wie so viele, in eine einsei-
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1942 bis 1945: Der PzKpfw VI „Tiger“ gilt heute noch als einer der kampfstärksten Panzer des Krieges. In seinem neuen Buch untersucht der Experte für deutsche Militärgeschichte, Thomas Anderson, diesen Mythos kritisch. Vorgestellt von Maximilian Bunk
tige oder naive Betrachtung des Tigers. Denn einerseits wurde der PzKpfw VI bewusst als propagandistische „Wunderwaffe“ ausgeschlachtet – allein die Wahl des Namens ist hier offensiv. Attribute wie „unbesiegbar“ oder „unverwundbar“ stammen oft aus den Erinnerungen ehemaliger Panzersoldaten – die unbestritten eine der wertvollsten Quellen für das damalige Geschehen darstellen. Anderson nutzt diesen Zugang, ist sich je-
doch stets bewusst, dass das Gedächtnis als „kreativer Konstrukteur“ ungenau ist. Niemand kann sich nach Jahren genau erinnern – das Gehirn addiert spätere Erlebnisse, bewertet Altes neu und funktioniert darüber hinaus selektiv. Diesem Umstand dürfte dann auch das negative Klischee des Tigers, seine fast schon legendäre Unzuverlässigkeit, geschuldet sein. Um diese Problematik in seiner Analyse zu umschiffen, ohne auf die
Die Legende lebt!
PROBLEMATISCH: Das hohe Gewicht des Tigers kann zum logistischen Alptraum werden. Dieser Panzer hat eine Brücke beim Überqueren einstürzen lassen und muss nun geborgen werden. Foto: Kadari
VERSCHIFFT: Dieser Tiger wird auf einen Marinefährprahm verladen. Diese Landungsschiffe sind leistungsfähig und vielseitig einsetzbar. Foto: Anderson
EINSATZ IN ITALIEN: Dieser Tiger Ausf. E ist 1944 bei der s PzAbt 504 im Kampfeinsatz. Im schwierigen italienischen Terrain kann der Panzer nicht seine volle Schlagkraft entwickeln. Abb.: Claudio Fernandez Cerda
wichtigen Augenzeugenberichte zu verzichten, reichert Anderson diese mit einer extensiven Recherche und Auswertung von Originaldokumenten, Primärquellen und Archivbeständen an. Er stützt sich somit nicht nur auf Sekundärliteratur, was in der Vergangenheit leider viel zu häufig nur zu Reproduktion und Verhärtung von Mythen und Klischees geführt hat.
Standardwerk zum Tiger Eingeteilt ist das Buch in insgesamt fünf Kapitel – die Entstehungsgeschichte, das Waffensystem, die Organisation der Tiger-Einheiten, der Panzer im Gefecht sowie eine Betrachtung zur Instandsetzung. Hinzu kommen ein Vorwort, eine höchst interessante Abschlussbetrachtung sowie eine Galerie mit farbigen Rekonstruktionsgrafi-
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ken. Eingestreut sind authentische Erlebnisberichte von Zeitzeugen, Tabellen mit technischen Daten und Auszüge aus Originalquellen. Die Stärken und Schwächen des Tigers werden so Schritt für Schritt objektiv herausgearbeitet und mit den Fahrzeugen der Gegner verglichen. Eine hervorragende Auswahl von Fotos und zeitgenössischen Zeichnungen – viele davon bisher unveröffentlicht – ergänzen kongenial das inhaltliche Niveau. Anderson ist seinem eigenen Anspruch, die Legende nüchtern und realitätsbezogen zu
LITERATURANGABEN
Thomas Anderson: Kampfpanzer Tiger. Geschichte. Technik. Erfahrungsberichte. 160 Seiten, zahlreiche Fotos, Zeichnungen und Grafiken. München 2013. 19,99 EUR.
hinterfragen, mehr als gerecht geworden. Im ganzen Dickicht der Tiger-Literatur sticht „Kampfpanzer Tiger. Geschichte. Technik. Erfahrungsberichte“ durch eine tiefgehende und immer nachvollziehbare Interpretation heraus.
Ein „faszinierender“ Panzer Andersons Fazit lautet: „Im Ergebnis bleibt die Legende unangetastet. Der Tiger bleibt ein Faszinosum. Gut für die Besatzungen, die sich in ihm sicher fühlen durften. Ein Glücksfall für jede Propaganda. Eine wahrlich schlechte Meldung für den russischen Soldaten in seinem T-34.“ Wer wissen will, wie Anderson zu dieser Aussage kommt und darüber hinaus noch einiges mehr über den Tiger erfahren möchte, der sollte sich dieses gut zu lesende, vorzüglich recherchierte und reich bebilderte Buch zulegen. Ein überlegt eingesetzter Tiger konnte selbst in scheinbar aussichtlosen Situationen verblüffend große Erfolge erzielen!
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Spurensuche
Maginot-Linie in Frankreich
Bollwerk gegen Deutschland
SEHENSWERT: Das Festungswerk Fermont (A2) der Maginot-Linie kann besichtigt werden. Foto: picture-alliance/Bildagentur-online/TIPS-Images
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1920: Nach Ende des Ersten Weltkriegs gibt die französische Regierung Pläne für den Bau eines großangelegten Verteidigungssystems entlang der Grenze zum Deutschen Reich in Auftrag. Ziel ist es, einen erneuten deutschen Einmarsch zu verhindern. Von Jörg Fuhrmeister
EINGENOMMEN: Werkgruppe Hochwald, Bunker 16 für drei 7,5-cm-Kanonen, Foto vom August 1940. Foto: Sammlung Jörg Fuhrmeister
UNBESCHÄDIGT: Viele Bunkeranlagen der Maginot-Linie fallen 1940 kampflos in deutsche Hand. Foto: Sammlung Jörg Fuhrmeister
A
ls Elsass-Lothringen nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 an das neu gegründete Deutsche Reich fällt, beginnt Frankreich seine neuen Landesgrenzen unter dem Festungsbaumeister Séré de Rivières gegen mögliche Angriffe des östlichen Nachbarn zu schützen. 1919 rückt die deutsch-französische Grenze wieder nach Osten, jetzt liegen die errichteten Befestigungsanlagen zu weit weg von der Grenze. Vor allem das Ungleichgewicht in der Einwohnerzahl Frankreichs zu Deutschlands (etwa 42 zu 68 Millionen) erfordert aus Sicht der Franzosen eine neue Befestigung als „Schild und Schwert“ gegen einen Angriff von Massenheeren. Bereits 1920 beginnen Experten mit der Ausarbeitung von Plänen. 1926 wird eine Kommission zur Verteidigung der Grenzen gegründet. Dort werden die technischen Details, Gliederungen und Kosten festgelegt.
Pläne zum Ausbau Im Januar 1929 – nach mehrfacher Überarbeitung – wird schließlich ein Konzept vorgelegt, nach dem lediglich zwei Festungsgebiete ausgebaut werden sollen: - Metz (von Longuyon bis St. Avold) - Lauter (von der Saar bis zum Rhein)
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Zudem soll anschließend das Rheinufer von Lauterburg bis Basel befestigt werden. Auch in den Alpen werden Verteidigungsanlagen errichtet und selbst auf der Mittelmeerinsel Korsika entstehen Bauwerke der Maginot-Linie. Der Ausbau in Frankreich endet zunächst an der Grenze zu Belgien, da man der Meinung war, dass der Verbündete im Norden selbst über eine moderne Landesbefestigung verfügt. Erst später kommen kompakte Kampfbunker, mit Pak und MG ausgestattet, als „verlängerte“ Maginot-Linie in Nordfrankreich hinzu.
Verschiedene Bauperioden Die Errichtung des nach dem französischen Kriegsminister André Maginot (1877–1932) benannten Verteidigungsgürtels lässt sich grob in drei Bauperioden einteilen: 1. Von 1925 bis 1929 werden Versuchs- und Erprobungsanlagen erbaut. 2. Die sogenannte CORF-Bauperiode von 1930–1935 umfasst den Bau der großen Artillerie- und Infanteriewerke, der Kasematten für die Zwischenräume, Unterstände und Beobachtungsstände. Bis 1936 wurden die wichtigsten Teile der Verteidigungslinie gebaut.
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Spurensuche | Maginot-Linie
IN MITLEIDENSCHAFT GEZOGEN: Artilleriewerk Metrich (A17), Munitionseingang mit Verwerfungen durch Gipsschichten im Boden. Foto: Jörg Fuhrmeister
MASSIV: Artilleriewerk Kalkofen (Four à Chaux), Bunker 6, 4,7-cmPak, Zwillings-MG und Panzerkuppel der Wache. NAHAUFNAHME: Artilleriewerk Billig (A18), Bunker 5 für zwei 7,5-cm-Kanonen. Foto: Jörg Fuhrmeister
3. Bis 1940 wurden weitere Verstärkungen und Kriegsbauten – häufig in Form von „Sparversionen“ – vorgenommen. Mehr als 100 Baufirmen mit über 20.000 Arbeitskräften arbeiten Anfang der 1930er-Jahre gleichzeitig am Bau der Maginot-Linie, doch werden zahlreiche Bauvorhaben aus Sparzwängen nicht umgesetzt.
Foto: Jörg Fuhrmeister
Zudem werden ursprüngliche Bauplanungen zusammengestrichen, Werke und Werkgruppen verkleinert und andere erst gar nicht verwirklicht. Innerhalb von knapp elf Jahren werden schließlich erbaut: Ein linear angeordnetes System, in dem SCHUTZ DER FRANZÖSISCHEN OSTGRENZE: Darstellung zum Verlauf und Aufbau der Maginot-Linie aus einem deutschen Zigarettenbilder-Album der 1930er-Jahre. Foto: ullstein bild Archiv Gerstenberg
die Artilleriewerke die Kernpunkte darstellen und von den Infanteriewerken gegen Angriffe gesichert werden. ● 58 Werke und Werkgruppen im Norden und Nordosten. ● 50 Werke und Werkgruppen in den Alpen gegen Italien. ● mehr als 400 Kasematten, Unterstände für Infanterie und Beobachtungsbunker. Die Wand- und Deckenstärken der Bunker variieren von einem Meter bis 3,5 Meter – dabei sind die Frontseiten stärker ausgebildet als die Rückseiten. Es werden Bunker ausgestattet mit: ● insgesamt 152 ausfahrbaren und um 360 Grad drehbaren Panzertürmen (sogenannte Senkpanzer), die eingefahren mit der Bunkerdecke abschließen. Von diesen Festungspanzerbauteilen existieren acht verschiedene Modelle. Diese gliedern sich in Artillerietürme für 13,5-cm-Haubitzen und Geschütze Kaliber 7,5 cm Zwilling, für Gra-
VOM GEGNER BESETZT: Werkgruppe Hochwald, Bunker 8, Munitionseingang, Foto vom August 1940. Foto: Sammlung Jörg Fuhrmeister
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Grausamer Erstickungstod der Besatzung
DEM BESCHUSS STANDGEHALTEN: Infanteriewerk Rohrbach (Fort Casso), Bunker 2, im Hintergrund rechts oben ist BunFoto: Jörg Fuhrmeister ker 3 zu erkennen.
IM INNEREN: Der Maschinenraum des Artilleriewerks Simserhof Foto: Jörg Fuhrmeister mit Sulzer Dieselaggregaten 265 PS.
natwerfer Kaliber 8,1 cm und gemischte Türme für 2,5-cm-Pak und MG. Insgesamt war der Verteidigungsgürtel mit 344 Geschützen und 500 Panzerabwehrkanonen – bezogen auf seine Gesamtlänge – artilleristisch eher dürftig ausgestattet.
Umkämpftes Werk In die ausgedehnten Anlagen der MaginotLinie, die jedoch keine durchgehende Befestigungslinie darstellen, werden auch die alten deutschen Festungsbauten aus den Jahren von 1898 bis 1916 integriert, da diese bereits aus Eisenbeton bestanden. Als am 10. Mai 1940 der deutsche Vormarsch nach Frankreich beginnt, werden auch die neutralen Staaten Belgien und Nie-
Dramatische Ereignisse Die Gasmasken sind gegen Rauchgase unwirksam, auch ein Notausgang ist nicht vorhanden. Das Schicksal der Besatzung ist besiegelt – alle 104 Männer erleiden den Erstickungstod. Drei sind in der Kuppel gefallen. Anfang Juni werden die Gefallenen aus dem Werk geboren und beerdigt. Die deutschen Verluste betrugen im Kampf um „La Ferté “ 90 Soldaten. Von allen Werken in der Maginot-Linie ist „La Ferté“ das einzige, das
Aufbau eines Artillerie-Werkes („Gros Ouvrage“)
Dieses Baumuster verfügt über einen Mannschafts- und Munitionseingang und ist ausgestattet mit einem 4,7-cm- oder 3,7-cm-Panzerabwehrkanone des Modells 1934 und einem Zwillings-MG 7,5 mm, Modell Reibel, aus dem Jahr 1931. Dazu kommen jeweils zwei starre Panzerkuppeln mit MG für die Wachposten. Die Eingangsfront besitzt einen sogenannten Diamantgraben, der nur über eine Brücke überwunden werden kann. Gesichert ist dieser zusätzlich mit Auswurfrohren für Handgranaten. In den Eingangsbauwerken befinden sich zudem Scharten zur Nahverteidigung. Über einen Hohlgang (Galerie) gelangt man mit der Festungsschmalspurbahn zum Munitionslager, dem Kraftwerk mit vier starken Dieselaggregaten und zur Kaserne. Vom Haupthohlgang abzweigend gelangt man zu den Kampf- und Beobachtungsbunkern (Blocks), die Treppenhäuser mit Fahrstuhl führen aus durchschnittlich 30 Metern Tiefe in die zwei-, dreistöckigen Kampfanlagen.
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Rauchkörper und Sprengladungen in den nun offenen Turmschacht. Die komplette Besatzung zieht sich in die Tiefe in den Verbindungshohlgang zurück, um den Rauchgasen zu entgehen.
Die Ausstattung der Artilleriebunker um- tungspioniere. Die Führung eines solchen fasste drei 7,5-cm-Kanonen Modell 1924 als Werkes war einem Major oder Hauptmann anKasemattgeschütze in einem Bauwerk, Senk- vertraut, unterstützt von etwa 25 Offizieren. panzertürme für 7,5-cm-Zwilling mit einer Das größte Werk, der „Hackenberg“, konnReichweite von jeweils 12.000 Meter und ei- te – vorausgesetzt alle Waffen würden gleichner 13,5-cm-Haubitze in Kasematte und zeitig feuern – zwei Tonnen Munition pro MiSenkpanzer mit einer Reichweite von 5.600 nute verschießen. Metern. Äußerst effektiv und gefährlich waren die 8,1-cm-Granatwerfer in der Kasematte oder im Senkpanzerturm mit einer Reichweite von 3.500 Metern. In einzelnen Werken kamen noch die „Gemischten Türme“ zum Einbau, die mit einer 2,5-cm-Pak und einem Zwillings-MG 7,5 mm ausgerüstet waren. Die Besatzung eines großen Artillerie-Werkes bestand aus 800 bis 1.100 Mann, davon 40 Prozent Artillerie und 30 Prozent Infanterie und Fes- ANSCHAULICH: Plan der Anlage „Hackenberg“.
Abb.: Jörg Fuhrmeister
HINTERGRUND
derlande angegriffen. Kurz darauf überquert die Wehrmacht mit der Heeresgruppe A auch in den Ardennen die französische Grenze. Die verlängerte Maginot-Linie, auch Weygand-Linie genannt, wird überrannt. Sie ist nur schwach ausgebaut und besteht in der Hauptsache aus kleineren Infanteriebunkern. Am 19. Mai wird das Panzerwerk 505 „La Ferté“ der Maginot-Linie angegriffen. Nach massivem Beschuss auf Panzerkuppeln und Scharten mit Pak und 8,8-cm-Flakgeschützen fällt der Bunker. Mit einer 40-kg-Sprengladung wird der versenkbare Panzerturm aus seiner Verankerung gerissen und bleibt verkantet im Turmschacht hängen. Als die Verteidiger trotz der prekären Lage nicht aufgeben wollen, werfen die Angreifer
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Spurensuche | Maginot-Linie
RESTAURIERT: Der Mischwaffenturmunterbau im Infanteriewerk Rohrbach. Foto: Jörg Fuhrmeister
einen solch dramatischen Kampf während des deutschen Vormarschs in Frankreich überstehen musste. Heute ist das Werk nahe des Dorfes La Ferté-sur-Chiers, 24 Kilometer südöstlich von Sedan, für Besucher geöffnet. Als die Kampfhandlungen in Frankreich schließlich Ende Juni 1940 beendet werden, leisten lediglich große Werke und Werkgruppen weiterhin Widerstand und kämpfen bis Anfang Juli weiter. Erst jetzt erteilt der Oberbefehlshaber der Französischen 2. Armee General Huntziger den kategorischen Befehl, die weiße Fahne zu hissen. Nach der Kapitulation der insgesamt rund 25.000 Verteidiger ordnet Hitler an, die Maginot-Linie nicht verkommen zu lassen. Waffen und Munition verbleiben in den Werken. In die großen Anlagen ziehen ab 1943 Rüstungsbetriebe ein, um eine bombensichere Produktion von Rüstungsgütern zu gewährleisten.
Ausbau und Kämpfe 1944 Etwa acht Monate vor Kriegsende, im August 1944, befiehlt Hitler die Wiederbewaffnung und den Ausbau der deutschen Westbefestigungen einschließlich der einzubeziehenden Teile der Maginot-Linie. Die Heeresgruppe G ist zuständig für den Ausbau der Maginot-Linie im Abschnitt von Trier bis zur Schweizer Grenze. Das Oberkommando „Festungsbereich West“ zeichnet verantwortlich für den Ausbau in und rückwärts dieser Linie. Die Stadt Metz mit ihrem Gürtel aus Festungen der Wilhelminischen Kaiserzeit wird zur Festung erklärt. Die Besatzungen dieser Anlagen leis-
Literaturtipp Jean Bernard Wahl: Die Maginot-Linie im Elsaß – 200 km Stahl und Beton, 1989 (neu aufgelegt).
Vandalismus und Plünderungen
GUT ERHALTEN: Das Kleine Infanteriewerk Haut-Poirier, Bunker 3. Foto: Jörg Fuhrmeister
AUSGEFAHREN: Mischwaffenturm des Infanteriewerks Oberheid. Foto: Jörg Fuhrmeister
Heute kann man im Elsass und in Lothringen insgesamt sieben Artillerie-Werkgruppen besichtigen. Ebenso sind neun Infanterie-Werkgruppen für Besucher geöffnet. Von den Zwischenbunkern, Bunkern, Unterständen und Beobachtungsstellungen sind rund 20 restauriert und begehbar.
Großer Besucherandrang ZEITGENÖSSISCHES FOTO: Werkgruppe Hochwald, Bunker 14, Versenkturm für 13,5-cm-Zwillingsgeschütz, Foto aus dem Foto: Sammlung Jörg Fuhrmeister Jahr 1940.
ten den US-Truppen kurz vor Kriegsende über einen Zeitraum von sechs Wochen erbitterten Widerstand. Selbst heftige Bombardements und massiver Artilleriebeschuss können die Werke und ihre Verteidiger nicht niederringen. Deutliche Spuren der Kampfhandlungen von 1944 sind heute vor allem noch an den Bunkern des Forts „Hackenberg“ zu sehen. Als sich nach Ende des Zweiten Weltkriegs im heraufziehenden Kalten Krieg die Spannungen mit der Sowjetunion zu verschärfen beginnen, entschließt sich die französische Militärführung, die Maginot-Linie wieder instand zu setzen. Die infolge von Kriegseinwirkung und deutsche Nutzung als Produktionsstätten zum Teil stark in Mitleidenschaft gezogenen Artillerie- und Infanteriewerke werden von 1950 bis 1955 modernisiert. Militärisch genutzt werden die Werke schließlich bis 1970. Der langsame Verfall der nicht mehr benötigten Befestigungssystems setzt ein. Mitte der 1970er-Jahre gründen sich verschiedene Vereine zum Erhalt der einzelnen Werkgruppen. Bereits 1976 eröffnet ein Verein die größte Anlage, die Artillerie-Werkgruppe „Hackenberg“ nahe Thionville.
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Informationen zu den unterschiedlichen Öffnungszeiten sowie weitere Informationen finden Interessierte im Internet unter dem Stichwort Maginot-Linie. Die großen Werke bieten deutschsprachige Führungen an. Es wird empfohlen, bei Begehungen von Bunkeranlagen warme Kleidung mitführen, da die Innentemperaturen bei circa elf Grad Celsius liegen. Mehr als 300.000 Besucher aus aller Welt besichtigen diese Anlagen jedes Jahr. Ein Besuch der nicht genutzten Werke und Werkgruppen ist hingegen nicht möglich. Infolge der stark gestiegenen Erlöse für Stahlschrott und Buntmetalle (Kupfer, Messing) wurden in jüngster Vergangenheit zahlreiche Werke aufgebrochen und systematisch geplündert. Die französische Armee als Eigentümer ließ die Anlagen daher zuschweißen. Doch auch diese Maßnahme schreckte Diebesbanden nicht ab; mit Schneidbrennern wurde sich immer wieder Zugang zu einzelnen Werken verschafft. In den letzten Jahren wurden daher die Eingänge und auch offene Scharten zum Teil meterhoch übererdet. Jörg Fuhrmeister, Jg. 1959, ist seit seiner Jugend im Denkmalschutz tätig. Sein besonderes Engagement gilt den Westwallbunkern und den Landesbefestigungen in Deutschland nach 1920. Von 2007 bis 2011 war Fuhrmeister ehrenamtlicher Denkmalbeauftragter „Westwall“ beim Landesdenkmalamt des Saarlandes.
Feldherren
George S. Patton
Feldherr mit Ansichten
DEN FEIND IM AUGE: George Patton mit Feldstecher im Schützengraben. Nach der Landung der alliierten Truppen in Nordafrika („Operation Torch“) im November 1942 beobachtet „Old Blood and Guts“ die Stellungen des Gegners. Foto: picture alliance/akg
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zweifelhaften 1941–1945: Ohne Frage ist General Patton eine der facettenreichsten Persönlichkeiten des Zweiten Weltkrieges. Bis heute ist er ein Mythos, der sich nicht allein auf seine Leistungen als Kommandeur gründet, sondern vielmehr auf seine Sympathie für den deutschen Gegner. Von Michael Solka
G
eorge S. Patton entstammt einer Patrizierfamilie englischer und schottischirischer Herkunft. Sein Vater war mit John S. Mosby befreundet, einem bekannten Kavallerieoffizier und berüchtigtem Guerillaführer der Konföderierten. Der junge Patton will unbedingt Soldat werden und besucht 1903/04 das virginische Militärinstitut. Anschließend wechselt er nach West Point. Dort zeichnet sich Patton als einer der besten Fechter aus. Am 11. Juni 1909 wird er zum Leutnant der Kavallerie ernannt und dient beim 15. Kavallerieregiment in Fort Sheridan, Illinois. Patton ehelicht 1910 Beatrice Banning Ayer, die Tochter eines Textilindustriellen, und leistet ein Jahr später seinen Dienst in Fort Myer, Virginia, ab. Aufgrund seiner guten sportlichen Leistungen darf Patton 1912 an
DATEN
den Olympischen Spielen in Stockholm teilnehmen. Er wird Fünfter im Modernen Fünfkampf. Dabei löst er eine Kontroverse wegen seiner Schießkünste aus: Patton schießt mit einer großkalibrigen Pistole und behauptete, einige seiner Treffer wären doppelt zu zählen, da er zweimal genau den gleichen Punkt getroffen habe.
Der „Banditenkiller“ 1915 wird Patton mit Kompanie A des 8. Kavallerieregiments zum Patrouillendienst an der mexikanischen Grenze versetzt. Als im März 1916 mexikanische Aufständische die Grenzstadt Columbus im Bundesstaat New Mexico überfallen, wobei mehrere Amerikaner ums Leben kommen, nimmt Patton als Adjutant von John J. Pershing an der
Strafexpedition gegen Pancho Villa teil. Im April erhält er die Erlaubnis, mit Trupp C des 13. Kavallerieregiments Jagd auf den Rebellenführer Villa zu machen. Seine erste Kampferfahrung gewinnt er am 14. Mai 1916. Mit drei Dodge-Brother-Wagen überraschen Patton und zehn Soldaten mehrere von Villas Männern; der Anführer von Villas Leibgarde, Julio Cárdenas, und zwei weitere Mexikaner kommen ums Leben. Die Presse PATTON UND PANZER: Während des Ersten Weltkriegs beginnt Patton sich für die neue Panzerwaffe zu interessieren. Das Foto zeigt ihn als Ausbilder in der Tankkorps-Schule der US-Armee in Langres im Juli 1918. Foto: picture alliance/akg
George S. Patton
1885 Geburt in San Gabriel, Kalifornien (11. November) 1904 Kadett in West Point 1909 Leutnant der Kavallerie 1910 Heirat von Beatrice Banning Ayer 1916 Motorisierter Angriff auf die Anhänger Pancho Villas 1917 Beförderung zum Hauptmann 1918 Beförderung zum Oberstleutnant 1941 Beförderung zum Generalmajor 1943 Befehlshaber der 7. US-Armee 1944 Kommandeur der 3. US-Armee 1945 Beförderung zum General 1945 Militärgouverneur von Bayern 1945 Tod in Heidelberg (21. Dezember)
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Feldherren | George S. Patton
FAKTEN 1916 1918 1942 1943 1944
Gefechte und Schlachten
Mexiko Saint Mihiel und Meuse Argonne Marokko El Guettar, Gela und Messina Arracourt, Metz und Bastogne
feiert Patton später als „Banditenkiller“. Die Strafexpedition wird aber aus politischen Gründen eingestellt.
Tanks im Ersten Weltkrieg Zunächst überwacht Patton in Front Royal, Virginia, die Abstellung von Pferden für die Armee, aber nach dem Kriegseintritt der USA wird er Mitglied des Stabs von „Black Jack“ Pershing. Am 8. Juni 1917 trifft Patton in Liverpool ein – inzwischen zum Captain ernannt. In Paris nimmt er an der Ausbildung der amerikanischen Truppen teil und entdeckt allmählich sein Interesse für Tanks, Pershing jedoch möchte ihm das Kommando über ein Infanteriebataillon anvertrauen. In Champlieu fährt er einen Renault-Ft-Tank und testet die Möglichkeit des Fahrzeugs, einen Schützengraben zu überqueren. Am 3. April 1918 wird Patton zum Oberstleutnant, im August zum Kommandeur der 1. provisorischen Tank-Brigade ernannt. In der Schlacht von Saint Mihiel befehligt er die amerikanischen Renault-Tanks. Danach unterstützt seine Brigade am 26. September nördlich von Verdun das 1. US-Korps während der Meuse-Argonne-Offensive. Patton leitet selbst einige Tanks durch dichten Ne-
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KAMPF UM BASTOGNE: Soldaten von Pattons 3. Armee („Blitz-Army“) im Raum um das belgische Bastogne beim Aufstocken ihres Munitionsvorrates. Für Patton war es seine größte Schlacht. Foto: picture-alliance/United Archives/TopFoto
bel. Gegen neun Uhr gerät er in ein Maschinengewehrfeuer und wird an der linken Hüfte verwundet. Sein Offiziersbursche rettet ihn. Zum Oberst ernannt, nimmt Patton seinen Dienst am 28. Oktober wieder auf.
Affären und Alkohol auf Hawaii Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges kommt Patton nach Camp Meade, Maryland. Er vertritt die Ansicht, dass Tanks nicht zur Unterstützung der Infanterie, sondern als un-
abhängige Kampftruppe eingesetzt werden sollten. Zusammen mit Oberstleutnant Dwight D. Eisenhower treibt er die Entwicklung gepanzerter Fahrzeuge voran. 1925 übernimmt Patton in Hawaii die Verantwortung für die Verteidigung der pazifischen Inseln. Er verfasst einen Verteidigungsplan, der einen Luftangriff gegen Pearl Harbor vorhersieht. Im Mai 1927 wird er zum Kavalleriebüro nach Washington versetzt. Dort beginnt er, Konzepte der mechanisierten Kriegsführung zu entwickeln. Anfang 1935 wird Patton erneut nach Hawaii versetzt. Da ein neuer militärischer Konflikt offenbar nicht in Sicht ist, stürzt er sich aus Langeweile in Alkoholismus und Affären. 1938 schließlich kommandiert er wieder das 3. Kavallerieregiment in Fort ILLUSTRE BEKANNTSCHAFT: Ein Freund der Familie Patton war Oberst John Singleton Mosby, der als „Gray Ghost“ (Grauer Geist) während des Sezessionskrieges für Furore sorgte und auf den sogar ein Kopfgeld ausgesetzt war. Foto: picture alliance/Everett Collection
Eigenwilliger Umgang mit Untergebenen Myer. Dort trifft er den Stabschef des Heeres, George C. Marshall, der sich stark von ihm beeindruckt zeigt.
Erfolge in Nordafrika 1941 führt Patton mehrere erfolgreiche Manöver durch. Seine Untergebenen nennen ihn jetzt einfach „der alte Mann“. Im Sommer 1942 nimmt er mit 24.000 Mann an der Landung der Amerikaner nahe Casablanca teil, und trotz hartnäckigem Widerstand der Vichy-Truppen nehmen seine Soldaten am
Um die Insel Sizilien zu erobern, vertraut man Patton das Kommando über die 7. USArmee an. Am 10. Juli 1943 landen seine Truppen bei Licata und errichten einen Brückenkopf. Gegenangriffe werden unter seiner Leitung zurückgeschlagen. Als General Bernard L. Montgomerys 8. britische Armee auf dem Weg nach Messina aufgehalten wird, erhält Patton die Erlaubnis, Palermo einzunehmen. Innerhalb von 72 Stunden legen die Amerikaner 160 Kilometer zurück und erreichen Palermo! Am 16. August fällt
„Möge Gott Gnade mit meinen Feinden haben, denn ich werde sie nicht haben.“ General George S. Patton
11. November die Stadt ein. Der marokkanische Sultan ist von dem dynamischen Panzergeneral so fasziniert, dass er ihm den Orden Ouissam Alaouite verleiht. Am 6. März 1943 ersetzt Patton Generalmajor Lloyd Fredendall als Befehlshaber des 2. Korps und wird zum Generalleutnant ernannt. Die 1. Infanteriedivision nimmt am 17. März Gafsa ein und gewinnt die Schlacht von El Guettar. Während einer Besprechung mit britischen Offizieren greifen deutsche Kampfflieger das Gebäude an. Über die deutschen Piloten sagt Patton später: „Falls ich diese Hundesöhne ausfindig machen könnte, würde ich jedem eine Medaille verleihen.“ Danach kehrt er nach Casablanca zum 1. Panzerkorps zurück.
Messina. Dennoch können sich 40.000 deutsche und 70.000 italienische Soldaten mit 10.000 Fahrzeugen auf das italienische Festland zurückziehen. Am 3. August 1943 ohrfeigt und beschimpft Patton den Soldaten Charles H. Kuhl, der offenbar erschöpft in einem Hospital liegt. Sieben Tage später schlägt er den Soldaten Paul G. Bennett unter gleichen Umständen. Eisenhower unterdrückt die Vorfälle in den Medien, doch der Journalist Drew Pearson berichtet darüber im Radio. Patton wird hart kritisiert, unter anderem von dem ehemaligen General „Black Jack“ Pershing. Andererseits setzt sich Kriegsminister Henry L. Stimson für Patton ein, da „seine aggressive, gewinnende Führung für die künf-
EHRENVOLLE AUSZEICHNUNG: Patton wird vom marokkanischen Sultan im Palast von Rabat empfangen und bekommt von ihm einen Orden verliehen. Zuvor konnte Patton Casablanca den Vichy-Truppen entreißen. Foto: picture alliance/akg
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GRUPPENFOTO MIT HUND: Patton in seinem Hauptquartier nach der Landung in der Normandie zusammen mit Omar Bradley (links) und Otto Weyland (Mitte) am 29. September 1944. Auf dem Sessel im Vordergrund vergnügt sich Pattons Hund Willie. Foto: picture alliance/akg
tigen bitteren Schlachten vor dem Endsieg“ nötig ist. Patton darf zunächst keine Kampftruppen kommandieren. Am 26. Januar 1944 erhält er das Kommando über die 3. US-Armee, eine völlig unerfahrene Truppe. Zudem ist Patton maßgeblich daran beteiligt, der Wehrmacht eine Scheinlandung am französischen Pas de Calais vorzugaukeln. Da die Deutschen Patton für den fähigsten alliierten General halten, korrigieren sie ihren Irrtum selbst dann nicht, als die Verbündeten am 6. Juni 1944 in der Normandie an Land gehen.
LAGEBESPRECHUNG: Patton unterhält sich mit dem Kommandanten des 30. InfanterieRegiments, Lyle Bernard, bei Brolo auf Sizilien (1943). Auf deutscher Seite gilt der Amerikaner inzwischen als fähigster alliierter General. Foto: picture alliance/akg
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Feldherren | George S. Patton Pattons Armee stößt indes bei der Invasion Frankreichs auf weniger Widerstand als die anderen alliierten Truppen. Selbstfahrlafetten und Stoßtruppen decken deutsche Stellungen mit indirektem Beschuss ein. Pattons Absicht ist es, die Deutschen daran zu hindern, sich erneut zu formieren. Das Maschinengewehrfeuer der M2 Browning erweist sich als sehr effektiv, deutsche PanzerfaustGruppen werden oft ausgeschaltet. Dank der Luftaufklärung und dem taktischen Einsatz von Flugzeugen kommt die 3. US-Armee rasch voran. Jede Kolonne wird durch P-47und P-51-Jagdbomber geschützt. In nur zwei Tagen legt seine Armee 97 Kilometer zurück. Ermöglicht wird der rasche Vormarsch auch durch die größere Anzahl von Lastwagen, zuverlässigere Panzer und eine bessere Funkkommunikation.
Deutschland wäre. Ende September schlägt die 4. US-Panzerdivision in der Schlacht von Arracourt den Gegenangriff deutscher Panzer zurück. Im Oktober und November 1944 liefern sich die 3. US-Armee und die Deutschen während der Kämpfe um Metz ein Unentschieden. Mitte November fällt Metz schließlich doch an die Amerikaner. Patton setzt seine Divisionen nicht gerade aggressiv ein. Über den Vormarsch seiner Truppen ist er frustriert. Vom 8. November bis zum 15. Dezember legt seine Armee nur 64 Kilometer zurück.
Ardennenoffensive Im Dezember 1944 massieren die Deutschen 29 Divisionen an einer Schwachstelle der alliierten Linien, um durchzustoßen. Zu diesem Zeitpunkt ist die 3. US-Armee bei Saar-
brücken in heftige Kämpfe verwickelt. Eisenhower weist Patton an, am 22. Dezember mit mindestens drei Divisionen in Richtung Bastogne anzugreifen. Schließlich setzt sich die 3. US-Armee mit sechs Divisionen rasch in Bewegung, um die Belagerung des ostbelgischen Bastogne aufzuheben und um die Eingschlossenen zu befreien. Patton schlägt vor, gegen Koblenz vorzustoßen, doch der Vorschlag wird abgelehnt. Am 26. Dezember erreicht die Vorhut der 4. Panzerdivision der 3. Armee Bastogne, um die eingeschlossenen Alliierten zu entsetzen – ein außerordentliches Unternehmen. Später schreibt Patton: „Die bislang brillanteste Operation haben wir durchgeführt. Sie ist meiner Ansicht nach die hervorragendste Leistung des Krieges. Sie ist meine größte Schlacht.“
Abrupter Stillstand Die Offensive der 3. Armee kommt am 31. August zum Halten, da ihr außerhalb von Metz der Treibstoff ausgeht. Den nötigen Nachschub erhält Montgomerys 21. Armeegruppe für die Operation Market Garden. Patton ist der Ansicht, dass er mit 400.000 Gallonen Treibstoff innerhalb von zwei Tagen in
„Wenn der Krieg einmal vorbei sein sollte, lege ich all meine Orden ab und lasse nur meine kurze Jacke an. Dann könnt ihr mich alle mal am Arsch lecken.“ General George S. Patton
Im Februar 1945 sind die deutschen Truppen in vollem Rückzug. Zwischen dem 29. Januar und dem 22. März nimmt die 3. USArmee Trier, Koblenz, Bingen, Worms, Mainz, Kaiserslautern und Ludwigshafen ein. Über 140.000 deutsche Soldaten geraten in Kriegsgefangenschaft. Als Patton von der Einnahme Triers erfährt, sagt er bissig: „Wir haben Trier mit zwei Divisionen genommen. Soll ich die Stadt zurückgeben?“ Nachdem eine Division der 3. US-Armee am 22. März den Rhein überquert hat, meint Patton trocken, er hätte dabei in den Fluss uriniert. Vier Tage später greift eine Einsatzgruppe von 314 Mann bei Hammelburg ein. Ihr Auftrag lautet: Amerikanische Kriegsgefangene sollen befeit werden. Einer der Insassen ist Pattons Schwiegersohn Oberstleutnant John K. Waters, der in Nordafrika in Kriegsgefangenschaft
OPERATION HUSKY: Patton auf dem Weg nach Gela – der ersten italienischen Stadt, die von den Alliierten im Juli 1943 befreit wurde. Foto: picture-alliance/United Archives/TopFoto
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Attentat oder Unfall?
FILM
Rebell in Uniform
170 Minuten dauert die Verfilmung von Pattons Leben, die 1970 erschien. Regie führte Franklin J. Schaffner, das Drehbuch stammt von Francis Ford Coppola und Edmund H. North. Der Film zeichnet das Leben des umstrittenen Generals Patton nach, der trotz seiner militärischen Erfolge bei seinen Vorgesetzten als unbequem und zynisch gilt. Gedreht wird der Film im Frühjahr 1969. Das Budget beträgt an die zwölf Millionen Dollar. Allein in den USA erreicht der Film ein Einspielergebnis von nahezu 62 Millionen Dollar. Im folgenden Jahr gewinnt er sieben Oscars. 2003 wird „Patton“ in das „National Film Registry“ aufgenommen.
TRAGISCHES ENDE: Patton stirbt bei einem Verkehrsunfall. Das Bild zeigt seine Witwe nach der Trauerfeier in Heidelberg. Für den Kriegshelden ist es „die Hölle“, auf so profane Weise aus dem Leben zu scheiden. Foto: picture alliance/akg
geraten ist. Der Vorstoß der Amerikaner ist jedoch ein Desaster: Nur 35 Soldaten überleben ihn, alle 57 Begleitfahrzeuge werden zerstört. Waters erhält einen Schuss ins Gesäß, ein internierter serbischer Arzt behandelt ihn. Zehn Tage später werden die Kriegsgefangenen schließlich doch noch befreit. Am 14. April 1945 wird Patton zum General ernannt. Der Vormarsch der Roten Armee missfällt ihm, aber Eisenhower lässt ein Vorrücken in Richtung Prag nicht zu.
Mysteriöser Tod Patton bittet um ein Kommando im Krieg gegen Japan, was er aber nicht erhält. Am 7. Juni trifft er in Bedford, Massachusetts ein und nimmt Urlaub. Im Juli kehrt der alte Haudegen nach Europa zurück, um bei den Besatzungstruppen zu dienen. Patton wird Militärgouverneur Bayerns. Über seine neue Stellung ist er nicht gerade glücklich. Als Patton vom Ende des Krieges gegen Japan erfährt, zeigt er sich zunehmend launisch. Seine Position wird skeptisch beurteilt, nachdem er mehrere Mitglieder der NSDAP in Bayern politische Posten ausüben lässt. Zudem ist er von der Waffen-SS stark beein-
Literaturtipps Earle Rice: George Patton. Philadelphia 2004. Trevor Royle: Patton: Old Blood and Guts. London 2005.
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druckt. Während einer Pressekonferenz in Bad Tölz am 28. September 1945 sagt Patton, er halte die von den Siegermächten verbotene NSDAP für eine Partei, die auch nichts anderes sei als eine Partei in den USA. Seine Einschätzung ist ohne Frage nicht passend. Der Vorwurf des Antisemitismus wird gegen ihn erhoben, und Eisenhower entzieht ihm sein Kommando. Am 7. Oktober verliert er die Führung der 3. US-Armee. Zum Abschied sagt er: „Alle guten Dinge müssen zu einem Ende kommen. Das Beste, was mir jemals geschehen ist, ist die Ehre und das Privileg die 3. Armee kommandiert zu haben.“ Wahrscheinlich provozierte Patton bewusst, um seine Position klar zu stellen. Es gibt Hinweise, dass der General plante, die Herausforderungen der politischen Front anzunehmen. Er kennt Eisenhowers politische Ambitionen – von ihm hält er aber nicht viel. Am 8. Dezember 1945, zwei Tage vor Pattons geplanter Rückreise in die USA, lädt ihn sein Stabschef zur Fasanenjagd bei Speyer ein, um den General aufzumuntern. Am 9. Dezember wird Pattons Cadillac gegen 11.45 Uhr durch einen langen Güterzug zum Anhalten an einem Bahnübergang gezwungen. Von hinten rammt ein Lkw, den Sergeant Robert L. Thompson fährt, Pattons Wagen und schiebt ihn unter die Güterwaggons. Seine beiden Beifahrer und der Sergeant überleben den Unfall, schwer verletzt wird der General in ein Hospital ge-
FILMISCHES DENKMAL: George C. Scott als Patton in dem Film „Patton Rebell in Uniform“. Das biographische Soldatenporträt basiert u.a. auf dem Buch „A Soldier‘s Story“ von General Omar Bradly, der auch als Berater am Film mitwirkte. Foto: picture alliance/United Archives
bracht. Verbittert beklagt er sich: „Dies ist die Hölle, um zu sterben.“ Am 21. Dezember stirbt Patton gegen 18.00 Uhr an Herzversagen im US-Hospital in Heidelberg. Beerdigt wird er im luxemburgisch-amerikanischen Friedhof in Hamm. Sein Wunsch lautet: „Ich möchte bei meinen Männern bestattet werden.“ Pattons Tod ist bis heute ungeklärt – manche reden von einem Attentat. Michael Solka, M.A., Jg. 1953, studierte Geschichte und Amerikanistik in München und Eugene/USA; freier Autor und Redakteur; Verfasser zahlreicher Bücher.
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Museen & Militärakademien AUßERGEWÖHNLICH: Einer der Glanzpunkte der Ausstellung ist ein Schnittmodell vom Kampfpanzer Leopard 1 (Vorserie). Foto: Archiv WTS
Wehrtechnische Studiensammlung (WTS) in Koblenz
Militärtechnik und Militärtheorie Mit einer Ausstellungsfläche von mehr als 7.200 Quadratmeter gehört die Wehrtechnische Studiensammlung in Koblenz zu den großen Technik-Sammlungen in Deutschland. Außerdem verfügt die WTS über eine Fachbibliothek, die ihresgleichen sucht. Von Peter Többicke
I
m Jahr 1962 gegründet, ist die WTS seit 1982 dem Bundesamt für Ausrüstung, Information und Nutzung der Bundeswehr in Koblenz zugeordnet. Sie ist außerdem Mitglied der internationalen Vereinigung von Waffen- und Militärgeschichtlichen Museen. Untergebracht sind die Sammlungen der WTS im historischen Gesamtkomplex von Anlagen des ehemaligen Korpsbekleidungsamtes des VIII. preußischen Armeekorps – der späteren Langemarck-Kaserne (1936–1945). Die Bestände umfassen eine große Auswahl an wehrtechnischem Gerät und Material. So kann eine Vielzahl von Waffensystemen aus dem Bereich der Handfeuer- und Maschinenwaffen, Artillerietechnik, Munition, Flugkörpertechnik, Panzerabwehrwaf-
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fen, Rad- und Kettenfahrzeuge, Pioniertechnik, Luftfahrzeug- und Marinetechnik sowie Fernmelde-, Elektronik- und optisches Gerät besichtigt werden. Hinzu kommen Exponate zur persönlichen Bekleidung und Ausrüstung von Soldaten.
nate (Filme, Tonbänder, CD-ROM usw.). Die Gerätebeschreibungen gehören zur amtlichen Dokumentation der deutschen Streitkräfte von 1871 bis 1945, der Bundeswehr (ab 1955) und der Nationalen Volksarmee (1955-1990).
Einzigartige Bestände Die militärgeschichtliche Fachbibliothek bildet – zusammen mit der umfangreichen technischen Dokumentation – den Mittelpunkt der WTS. Die Bestände umfassen etwa 100.000 technische Dienstvorschriften, Gerätebeschreibungen und Handbücher, 25.000 Monographien und Zeitschriftenbände, 8.000 Zeichnungssätze, Unterrichtstafeln und Zeichnungen, 16.000 Diapositive und Fotografien sowie 1.000 audiovisuelle Expo-
ANSEHNLICH: Die Wehrtechnische Studiensammlung von außen (Teilansicht). Foto: Archiv WTS
LUFTFAHRTGERÄTETECHNIK: Der Erprobungsträger CCV (Control Configured Vehicle) mit Canard-Flügel auf dem Rumpfrücken auf Basis eines modifizierten Starfighters F-104 G (vorn) sowie der Prototyp V-2 vom leichten Erdkampfflugzeug VAK-191B (1971). Foto: Archiv WTS
Besonders wertvoll sind Bestände, die von Firmen, aus Nachlässen und Sammlungen übernommen wurden, handelt es sich hierbei doch um wahre „Fundgruben“ für jeden interessierten Besucher. Dazu zählt etwa das Historische Archiv der Firma Rheinmetall, das mit 60 laufenden Metern Akten und Gerätebeschreibungen, 10.000 Fotografien, Dias und Filmen usw. seit 2002 übernommen wurde. Hinzuweisen ist zudem auf folgende Nachlässe und Sammlungen: den Bestand Fritz Rausenberger (1868–1926), dessen Nachlass von den Krupp-Werken stammt. Rausenberger war technischer Direktor des Konzerns und beeinflusste die Entwicklung der schweren Heeresartillerie (Konstruktion: „Paris-Geschütz“); der Bestand Firmenarchiv Leiber, der die Entwicklung des deutschen Luftfahrzeugwesens dokumentiert (1935–1965); der Bestand Nachlass Fritz Hahn, dem Autor militärtechnischer Werke zur Geschichte der deutschen Luftwaffe und der Waffenentwicklung (1933–1945); schließlich der Bibliotheksbestand Runge mit 1.800 Regiments- und Truppengeschichten, dazu 600 militärgeschichtlichen Werken zur Entwicklungsgeschichte des Uniformwesens und der Ausrüstung des Soldaten im 19. und 20. Jahrhundert.
tung von ihm erkannt und für die Wehrtechnik formuliert wurde. Seine Bibliothek (circa 12.000 Bände), seine Handschriften- und Vorschriftensammlung, dazu das kunsthistorische Ensemble an Gemälden, verleihen der Studiensammlung eine eigene Note. Strategie, Taktik und Waffentechnik sind seit dem 16. Jahrhundert als Kriegskunst in wachsendem Maße thematisiert worden. In Kenntnis dessen hat Professor Hahlweg nicht nur für jene uns fern liegenden Zeiten Vollständigkeit für seine Bibliothek angestrebt, sondern dabei auch bibliophile Auswahlkriterien gelten lassen. Es versteht sich von selbst, dass Hahlweg, in profunder
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Kenntnis des Werkes von Carl von Clausewitz (1780–1831), für dessen geistige Repräsentanz gesorgt hat. Seit der Herausgabe des Werkes „Vom Kriege“, das erstmals 1832 erschien, hat Hahlweg sich besonders um die textkritische Edition bemüht (1952) und das Werk in allen erdenklichen Ausgaben gesammelt.
Bedeutende Spezialsammlung Schließlich hat Hahlweg, angeregt durch die Beschäftigung mit den Werken von Scharnhorst und Clausewitz, eine spezielle Sammlung von Monographien zu den Themen „Kleiner Krieg“, „Partisanen-“, „Guerilla-“ und „Volkskrieg“ (heute: Asymmetrischer Krieg) angelegt, etwa 800 an der Zahl. Für all jene, die sich jedoch weniger für die Theorie interessieren: Allein der umfangreiche Bestand an Waffensystemen und Militärtechnik zur deutschen Militärgeschichte ist einen Besuch in der WTS wert.
KONTAKT WTS – Wehrtechnische Studiensammlung Mayener Str. 85-87, 56070 Koblenz Tel.: 0261 / 400 1423 E-Mail:
[email protected] www.baain.de/wts oder www.vff-wts.de (Förderverein) Öffnungszeiten: Ganzjährig täglich 9:30–16:30 Uhr (geschlossen: 24.12. bis 1.1. und Rosenmontag)
Umfangreiche Bibliothek In diesem Sammlungsensemble ist der Bestand Professor Werner Hahlweg (1912– 1989) von herausragender Bedeutung. Der renommierte Clausewitz-Forscher und einstige Lehrstuhlinhaber für Militärgeschichte und Wehrwissenschaften prägte konzeptionell die WTS, wonach ihre Funktion, über die rein dokumentarische hinausgehend, auch in ihrer gesellschaftspolitischen Bedeu-
EINZIGARTIG: Seite aus dem Clausewitz-Manuskript „Vom Kriege“; rechts daneben eigenhändiger Brief von Clausewitz an den Kronprinzen von Preußen aus dem Jahr 1831, worin er sich für die Familie Gneisenaus verwendet. Noch 1831 erliegt Carl von Clausewitz selbst der Cholera. Der Brief wurde mit Nadeln als Desinfektionsmaßnahme durchstochen (Kreise). Foto: Archiv WTS
FARBENPRÄCHTIG: Blatt von Jacob de Gheyn aus seinem Werk „Waffenhandlvng von den Röhren, Mvsquetten vndt Spiessen“ (1607). Foto: Archiv WTS
Dr. Peter Többicke, Historiker, Veröffentlichungen zur deutschen Militär- und Zeitgeschichte.
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Ein Bild erzählt Geschichte
Callots Galgenbaum: Die aufgeknüpften Plünderer aus der Bildreihe „Schrecken des Krieges“ veranschaulichen die rohe Gewalt, die das Produkt einer jahrzehntelangen Auseinandersetzung ist. Der 18 Blätter umfassende zweite Zyklus entsteht 1633 und vermeidet jegliche marktschreierische Sensationsgier. Abb.: picture-alliance / akg-images
Gespenstischer Galgenbaum aus dem Dreißigjährigen Krieg
Die gehenkten Plünderer E ines der eindringlichsten Zeugnisse dieser grausamen Zeit stellen die „Schrecken des Krieges“ („Misères de la guerre“) dar, die in den Jahren 1632/1633 in zwei Folgen entstehen. Die Radierungen führen dem Betrachter die dunkelsten Seiten und bestialischen Auswüchse des Dreißigjährigen Krieges vor Augen: Überfälle, Hinrichtungen verschiedenster Art, Plünderungen, Zerstörungen und – natürlich – Krieg.
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Vor Goya und Dix Geschaffen hat dieses Panoptikum des Schreckens der französische Künstler Jacques Callot. Geboren wird er 1592 im lothringischen Nancy und kennt als Zeitgenosse den Krieg aus eigener Erfahrung. Seine Ausbildung zum Kupferstecher erhält er in Rom und ist anschließend von 1611 bis 1621 Hofkünstler der Medici in Florenz. Danach lebt er bis zu seinem Tod 1635
in seiner Geburtsstadt. Die Themen seiner Kreationen reichen von religiösen Stoffen über historische Ereignisse bis hin zu Szenen aus dem Volksleben. Callot begreift dabei die Radierung nicht als bloße Technik zur Reproduktion, sondern als eigenständige Kunst, die er dazu nutzt, seine aussagekräftigen Werke zu komponieren. In seinen „Schrecken des Krieges“ porträtiert er den Krieg als ein die Massen heimsuchendes
Verse des Geistlic hen Michel de (1600–1681) komm entieren die Zeich Marolles nungen Ca bittlich Los vors him mlische Gericht. llots:
Uns zeigt das Die bsgesi wie unheilvolles O ndel, das hier dicht gedrängt bst an einem Baum dass das Verbrech e hängt, en selbst (verrufn e, finstre Sache) schon sei ein Inst rument der Züch tigung und Rache; denn früher oder später stellt den ein unerbittlich Lo Bösewicht s vors himmlisch e Gericht.
1618–1648: Teile Europas versinken in den Schrecken eines Konfliktes, der aus vielen Einzelkriegen besteht. Hunger, Seuchen und Gewalt sind eine Pein für die Bevölkerung und machen diesen Krieg zur gewaltsamsten Auseinandersetzung des Jahrhunderts. Von Maximilian Bunk Schicksal. Große Künstler wie Francisco de Goya mit seiner Grafik-Serie „Desastres de la Guerra“ (Kampf Spaniens gegen Napoleon) und Otto Dix mit seinen Bildern zum Grabenkrieg sind von Callot beeinflusst. Baumelnde Invaliden Das vielleicht bekannteste Blatt aus dem Kriegszyklus sind „Die Gehenkten“. Die abgebildete Szene trägt sich in einem Ar-
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meelager zu: Die Zelte im Hintergrund sowie die angetretenen Truppen links und rechts bilden den Rahmen für den gigantischen Galgenbaum im Zentrum. Priester leisten den Verurteilten letzten Beistand, während die Henker ihrem blutigen Handwerk nachgehen. Bei den zum Tode verurteilten handelt es sich um Plünderer – viele von ihnen sind durch den Krieg bereits zu Krüppeln geworden und tragen Prothesen
oder verwendeten Krücken, die im Vordergrund liegen. Gerade hierin liegen die Tragik und der hohe Symbolgehalt dieser Abbildung. Die plündernde Soldateska, der hier der Prozess gemacht wurde, ist sowohl Täter als auch Opfer des Krieges. Die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen, und am Ende bleiben nur das Elend und das Grauen, welches Jacques Callot so eindrücklich für uns festgehalten hat.
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Nr. 15 | 5/2013 | September-Oktober | 3.Jahrgang
Vorschau Internet: www.clausewitz-magazin.de
Monte Cassino 1944 Die „Vielvölkerschlacht“ in Italien Januar 1944: Eine der längsten und blutigsten Schlachten des Zweiten Weltkriegs entbrennt. Auf Seiten der zahlenmäßig weit überlegenen Alliierten kämpfen Soldaten verschiedenster Nationalitäten gegen die sich bei Monte Cassino verbissen verteidigenden deutschen Truppen.
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[email protected] Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 20 vom 1.1.2013. Litho ludwigmedia, Zell am See, Österreich Druck Quad/Graphics, Wyszków, Polen Verlag GeraMond Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München www.geramond.de
Die Varusschlacht
Geschäftsführung Clemens Hahn, Carsten Leininger Herstellungsleitung Zeitschriften Sandra Kho Vertriebsleitung Zeitschriften Dr. Regine Hahn Vertrieb/Auslieferung Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriftenhandel: MZV Moderner Zeitschriften Vertrieb GmbH & Co. KG, Unterschleißheim
Roms Niederlage in den Wäldern Germaniens
Fotos: ullstein bild, picture-alliance/picture-alliance, picture-alliance/akg-images
9 n. Chr.: Der Untergang von drei römischen Legionen geht als „Schlacht im Teutoburger Wald“ in die Geschichte ein und wird später oft als „Beginn der deutschen Geschichte“ interpretiert.
Im selben Verlag erscheinen außerdem:
SCHIFFClassic
Preise Einzelheft € 5,50 (D), € 6,30 (A), € 6,50 (LUX), sFr. 11,00 (CH) (bei Einzelversand jeweils zzgl. Versandkosten) Jahresabonnement (6 Hefte) € 29,70 € incl. MwSt., im Ausland zzgl. Versandkosten Erscheinen und Bezug CLAUSEWITZ erscheint zweimonatlich. Sie erhalten CLAUSEWITZ in Deutschland, in Österreich, in der Schweiz und in Luxemburg im Bahnhofsbuchhandel, an gut sortierten Zeitschriftenkiosken sowie direkt beim Verlag. ISSN 2193-1445
„Nebelwerfer“ Raketenwerfer der Wehrmacht 1941: Die seit vielen Jahren erforschte Waffe wird schließlich zum Raketenwerfer weiterentwickelt und ist während des Zweiten Weltkrieges eine gefürchtete Artilleriewaffe.
Außerdem im nächsten Heft: Winterschlacht in Masuren. Die dramatischen Ereignisse im Februar 1915. Oliver Cromwell (1599–1658). Der „Krieger Gottes“. Und viele andere Beiträge aus den Wissengebieten Geschichte, Militär und Technik. Lieber Leser, Sie haben Freunde, die sich ebenso für Militärgeschichte begeistern wie Sie? Dann empfehlen Sie uns doch weiter! Ich freue mich über jeden neuen Leser. Ihr verantwortlicher Redakteur CLAUSEWITZ Dr. Tammo Luther
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Die nächste Ausgabe von erscheint am 7. Oktober 2013
© 2013 by GeraMond Verlag. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Durch Annahme eines Manuskripts erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht zur Veröffentlichung. Für unverlangt eingesandte Fotos und Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Gerichtsstand ist München. Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt: Dr. Tammo Luther; verantwortlich für die Anzeigen: Helmut Kramer, beide: Infanteriestraße 11a, 80797 München. Hinweis zu §§ 86 und 86a StGB: Historische Originalfotos aus der Zeit des „Dritten Reiches“ können Hakenkreuze oder andere verfassungsfeindliche Symbole abbilden. Soweit solche Fotos in CLAUSEWITZ veröffentlicht werden, dienen sie zur Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens und dokumentieren die militärhistorische und wissenschaftliche Forschung. Wer solche Abbildungen aus diesem Heft kopiert und sie propagandistisch im Sinne von § 86 und § 86a StGB verwendet, macht sich strafbar! Redaktion und Verlag distanzieren sich ausdrücklich von jeglicher nationalsozialistischer Gesinnung.
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