INHALT MIBA 2000 / 9
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Neubauloks, alt und neu Leserbriefe Nur ein Bild RhB-Motiv 50 Jahre DB-Neubaufahrzeuge - 1. Teil: BR 82 Die Formschöne Zugbildung in der Epoche III - Mit Märklin an die Riviera Schmalspurbahn in Spdwest-England - Kingston Regis Reise in eine fast vergessene Zeit des Reviers - Im Tal der Ruhr - Teil 8: Lückenschluss - Herbede und Sprockhöfel rücken zusammen Conrad-Gleisstopfmaschine mit sb-Motorbausatz - Fahrend stopfen Bertold Langers kleine Bahnsteigkunde (2) - Bahnsteige am gebogenen Gleis Die Diesellok DE-AC33C von Adtranz - Katze auf Schienen Der Blue Tiger von Mehano - Pack den Tiger auf das Gleis Modellbahn und Schule beschreitet neue Wege - Anlagenbau als Klassenziel Bücher/Video Lang gestreckte Segmentanlage im TT-Maßstab Go east to Iris Creek MIBA-Schwerpunkt: US-Modelbahnen Typenvielfalt im Vorbild und Modell: Amerikanische Dampfloks Eine kleine Typologie Zerschnitten und wieder zusammengesetzt - Car-Bashing in N Gebäudemodelle von DPM - Segmente, Wände und Gebäude Nicht nur für US-Bahnen - Güterschuppen für viele Zwecke DWK-Benzoler für DRG und MFWE - Fünf Typen vom Typ V Weißmetall-Bausatz des VT 85 903 der DB in H0 - Die PanierWalze Der Typ V der DWK als H0-Modell Die Hochleistungslok 1016 der ÖBB - Roter Stier auf Österreichs Schienen Die 1016 der ÖBB in der Baugröße H0 von Roco - Der Salzburger Taurus 44-Tonnen-Rangierlok der USTC von Liliput in H0 Komplette Digitalsteuerung von Lenz in einem Gerät compacter Preis Güterzugset Obstzug von Arnold - Frisches Obst und Gemüse Neuheiten
9/2000
MIBA
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Mo S de eit llb en ah n pu r September 2000 B 8784 · 52. Jahrgang DM/sFr 12,– · S 90,– · Lit 17 000 · hfl 15,– · lfr 270,– http: // www.miba.de
Schwerpunkt: US-Modellbahnen ● Anlagen: Kingston Regis in H0, Iris Creek in TT ● Neuheit: Blue Tiger, Taurus, VT 85
2 Gewinnspiele
S. 17 + 63 PREISE IM WERT VON
DM 2500,-
Topneuheiten im Test
Tiger und Stier Vorbild + Modell: Neubaudampfloks Anlage: Kingston Regis in H0 Bausatz: Motorisierte Gleisstopfmaschine
ZUR SACHE
N
EUHEIT! Diese leicht marktschreierisch unters Volk gebrachte Meldung übt auf uns Modellbahner fast immer die gewünschte Wirkung aus – egal ob sie nun in der Werbung der Herstellerfirmen erscheint oder als redaktionelle Nachricht in der MIBA oder als Hinweisschildchen im Schaufenster des Fachhändlers. Neuheiten, vor allem wenn es sich um Triebfahr-
Neubauloks, alt und neu Tiger und Stier in der Arena – das kann nicht gut gehen. Die Modellbahner haben es da leichter, denn es ist durchaus denkbar, dass sich die Vorbilder von „Blue Tiger“ und „Taurus“ auf DB-Gleisen begegnen – so wie Gerhard Peter die Farben und Konturen der modernen Eisenbahn für den Titel der September-MIBA in den Kasten brachte. 118
MIBA
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Mo S de eit llb en ah n pu r September 2000 B 8784 · 52. Jahrgang DM/sFr 12,– · S 90,– · Lit 17 000 · hfl 15,– · lfr 270,– http: // www.miba.de
2 Gewinnspiele
S. 17 + 63 PREISE IM WERT VON
DM 2500,-
Topneuheiten im Test
Tiger und Stier Vorbild + Modell: Neubaudampfloks Anlage: Kingston Regis in H0 Bausatz: Motorisierte Gleisstopfmaschine
MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
zeuge handelt, haben ihren besonderen Reiz für uns: Ist es eines meiner Wunschmodelle? Stimmen Proportionen, Farbgebung und Beschriftung? Alle wichtigen Details vorhanden? Wie sind die Fahreigenschaften? Und schließlich: Was kostet der Spaß? Spannende Fragen, die sich stets aufs Neue stellen, denn alle TriebfahrzeugNeuheiten sind irgendwie „Neubauloks“, sprich: Neukonstruktionen. Da stellen sich dem aktiven Modellbahner im Grunde dieselben Fragen wie der großen Bahn bei ihren Abnahme- und Messfahrten: Genügt das neue Fahrzeug im täglichen Betriebseinsatz den vorgesehenen Anforderungen? Die September-MIBA steht ganz im Zeichen von „Neubauloks“, jedenfalls im Sinne von uns Modellbahnern. Zunächst ist ein kleines Jubiläum zu würdigen: Vor exakt 50 Jahren, im September 1950, rollte mit der 82 023 die erste DB-Neubau-Dampflok über Bundesbahngleise. Mit der schnell (zu schnell, wie sich dann herausstellte) aus dem Boden bzw. dem Reißbrett gestampften Konstruktion sollten die betagten pr. T 16.1 abgelöst werden, die teilweise schon mehr als 30 Jahre auf dem Buckel hatten. Dass einige Exemplare der alten Preußin am Ende der
Dampflokära ihre Neubauschwestern sogar noch überlebten, ist ein kleiner Treppenwitz der Fahrzeuggeschichte, der uns im Anlagenbetrieb nur Recht sein kann. Ebenso gelegen kommt es dem Fahrzeugumbauer, dass sich mit ein paar Handgriffen auf Basis der Piko-Modelle diverse vorbildgerechte Varianten der 82er erstellen lassen (wie unser Beitrag ab S. 10 zeigt). Glücklicherweise erschöpft sich das Thema „Neubauloks“ nicht bei Dampfloks und nicht in der Epoche III, sonst wären die Modellbahnhersteller schnell am Ende ihrer Weisheit. Zwei der spektakulärsten und schon vom Erscheinungsbild attraktivsten Lokomotiv-Neukonstruktionen aus jüngster Zeit erleben nun auch ihren Modellbahn-Rollout. Tiger und Stier werden auf uns losgelassen – und wer wegläuft ist selber schuld. Denn mit den Modellen des Diesellok-Monsters „Blue Tiger“ und der ÖBB-Mehrzweck-Ellok „Taurus“ beweisen Mehano und Roco, dass die moderne Eisenbahn für Augen und Ohren (den Tiger gibt‘s auch mit Sound) durchaus attraktiv und kurzweilig ist. Über Langeweile können Sie nicht klagen, aber der eine oder andere exotische Blickfang für Ihre Anlage fehlt Ihnen noch? Bitteschön, auch da können wir Ihnen etwas anbieten: Eine fahrbereite Plasser&Theurer-Gleisstopfmaschine (S. 34) beispielsweise, entstanden aus einem preiswerten Bausatz vom Elektronikversender und einem (nicht mehr ganz so preiswerten) Antriebssatz mit Faulhaber-Motor. Oder eine typische US-Diesellok, die sich, vorbildgemäße Zugbildung vorausgesetzt, hemmungslos auf EpocheIII-Anlagen einsetzen lässt: die GEC44-tons der US-Army von Liliput (S. 94). HILFE, NEUHEIT! Hören wir da jemanden rufen, etwa Ihren Finanzminister? Wir können Ihnen leider nicht helfen bei der Entscheidung, welches „Neubaufahrzeug“ Ihnen am besten gefällt. Noch nicht mal uns selbst können wir helfen – uns gefallen einfach alle. Thomas Hilge 3
Report 17
LESERBRIEFE
Unbekannt In MIBA-Report 17, Seite 83, wird die Frage nach der Bedeutung des Zusatzschildes „40/Stw I 10“ aufgeworfen. Dies kann ich beantworten. Wegen der Illerbrücken stand das Einfahrsignal sehr weit draußen vor dem Bahnhof Kempten. Da der Bahnhof ein Kopfbahnhof war, durfte nur mit 10 km/h bis zum Prellbock vorgerückt werden. 10 km/h ab dem Einfahrsignal hätte jedoch sehr viel Zeit gekostet. Daher zeigt die Aufschrift an, dass man mit 40 km/h das Einfahrsignal passieren und erst ab dem Stellwerk I mit nur noch 10 km/h bis zum Prellbock weiterfahren durfte. Die im weiteren Bildtext erwähnte „weiße Platte“ – ebenso wie der Anstrich an der Brücke zur besseren Erkennbarkeit der Signalstellung angebracht – war übrigens nur ein einfaches Segeltuch. Adolf Schwarz, Lindau
MIBA-Spezial 44, Umbau Schienenbus
Hinweise aus der Schweiz Ich gratuliere zur Aufmachung der MIBA. Ich finde sie eine der besten Eisenbahnzeitschriften im deutschsprachigen Raum. MIBA-Spezial 44 „Zahnradbahnen“ veranlasst mich jedoch dazu, Ihnen folgende Hinweise zu geben: Auf Seite 21, beim Bild oben, hat sich der Druckteufel eingeschlichen: Beim „Aiger-Massiv“ handelt es sich um den Berg Namens Eiger, welcher zum Jungfraumassiv (Eiger, Mönch und Jungfrau) gehört und mit seiner Nordwand der berühmteste unter den dreien ist. Beim Artikel „Zahnradbahnen im Modell“ fehlt unter der Spur H0 der Hinweis, dass die Riggenbach’sche Zahnstange des Kleinserienherstellers HRF auch für H0-Gleise tauglich ist (Code 70 oder Code 83 mit entsprechender Unterlage unter den Zahnstangenhaltern). Die Zahnstange ist für Zahnräder mit Modul 0,4 geeignet (vielleicht ein guter Hinweis für Selbstoder Umbauer). Die Zahnstangen sowie eine entsprechende Einbaulehre sind direkt beim Hersteller erhältlich (Internet: www.h-r-f.ch). Rolf Delay, Zollikofen/Schweiz MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
Entscheidendes Bauteil Mit großem Interesse habe ich im Spezial 44 den Beitrag zum Umbau eines Roco-VT-98.9 zur Zahnradversion VT 97.9 gelesen. Leider habe ich den sonst in fast jedem Artikel vorhandenen Hinweis auf die Bezugsquelle der verwendeten Zubehörteile vermisst. Gerade beim entscheidenden Bauteil, dem Treib(zahn)rad für die FleischmannZahnstange, bin ich trotz der sehr guten Beschreibung auf meinem üblichen Beschaffungsweg an Grenzen gestoßen. Können Sie mir daher bitte den Tipp für eine Bezugsquelle geben? Können Sie ferner bereits sagen, ob die angesprochenen Anreibebeschriftungen von CTS erhältlich sein werden? Dipl.-Ing. H. Spielmann, Laufenburg Anm. d. Red.: Das Treib(zahn)rad ist bei Fleischmann, Artikel-Nr. 564120 erhältlich. Die bei CTS gefertigten Anreibebeschriftungen sind in Kürze bei MIBA erhältlich.
MIBA 6/2000, Ruhrtal
Schiefertypischer Glanz Zu der Bemerkung „Auf den schiefertypischen Glanz musste ... verzichtet werden“ in Folge 5 des Beitrags „Im Tal der Ruhr“, S. 16. Meine Lösung: Man nehme Graphitpuder (Autozubehör) und einen härteren Pinsel zum nachträglichen Bürsten. Volker Abt, E-Mail
MIBA 6/2000, Editorial
Spaß an der Sache Ein Lob an den Autor der Rubrik „Zur Sache“ aus MIBA 6/2000. Er spricht mir mit seinen Zweifeln am Detaillierungszwang vieler Hersteller aus der Seele. Das ist doch das Schöne an unserem Hobby – die Lust am Verändern, Verbessern, Verschönern. Wo bleibt da noch der Spaß an der Sache? H. Fahr (E-Mail) 7
Fehlende Einzelheiten
Service LESERBRIEFE UND FRAGEN AN DIE REDAKTION vth Verlag für Technik und Handwerk GmbH Redaktion MIBA Senefelderstr. 11 90409 Nürnberg Tel. 0911/51 96 50 Fax 0911/5 19 65 40 E-Mail:
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Der Kommentar „Preis und Detaillierung“ entspricht ziemlich genau meiner Meinung zum Thema Modellbahn. Die Fahreigenschaften eines Modells lassen sich nur schwer verbessern. Veränderungen in der Farbgebung, Detaillierung oder Ausstattung sind dagegen für viele Modellbahner möglich. Für mich machen sie sogar einen großen Teil dieses Hobbys aus. Der Detaillierungsgrad, besser Detaillierungswunsch, spiegelt doch auch die persönlichen Kenntnisse über das Vorbild wider. So erschöpfen sich meine Kenntnisse über Eisenbahnbremsen darin, dass diese mit Luft funktionieren und es deshalb Luftbehälter gibt. Fehlende Einzelheiten wie Armaturen, Leitungen oder Behälter bemerke ich deshalb überhaupt nicht. Und da ließen sich noch zahlreiche weitere Beispiele finden. Es ist natürlich nicht so, dass ich über meine mangelhaften Kenntnisse glücklich wäre. Aber dagegen gibt es ja die MIBA. Gerd Eidman, Wuppertal
MIBA 7/2000, Editorial
MIBA 8/2000, Modellweichen für C-Gleis
Unerwartete Probleme „Liebe auf den ersten Blick“ – ähnlich wie Rolf Knipper ging es mir beim Anblick der neuen schlanken MärklinC-Gleisweiche. Auf den zweiten Blick ergaben sich beim Betrieb unerwartete Probleme: Das Befahren der Weichen mit Märklin-Lokomotiven und rollendem Material aus den Sechzigerjahren führte zu Kurzschlüssen mit den bekannten Folgen. Beim genaueren Hinsehen zeigte sich, dass die breiten Spurkränze der Lokomotiven und Wagen, Schiene und Punktkontakte (sie liegen insbesondere in der Nähe des Herzstückes eng beieinander) der Weiche kurzschließen. Dies ist umso erstaunlicher, als Märklin in seinem Katalog bemerkt, dass die Weichen für Märklin-Material ab Mitte der 50er-Jahre betriebssicher seien. Eine Anfrage bei Märklin Anfang des Jahres ergab, dass man sich des Problems annehmen werde. Ansonsten sind diese Weichen eine Augenweide, die ich umgehend in meine Anlage einsetzen möchte. Helmut Schmidt, Köln
Kein echtes Wachstum? BESTELLSERVICE vth Verlag für Technik und Handwerk GmbH Robert-Bosch-Str. 4 76532 Baden-Baden Tel. 07221/50 87 22 (Privatkunden) Tel. 07221/50 87 12 (Fachhändler) Fax 07221/50 87 33 E-Mail:
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ÄLTERE AUSGABEN VON MIBA UND MIBA-SPEZIAL Privatkunden: vth Verlag für Technik und Handwerk GmbH Robert-Bosch-Str. 4 76532 Baden-Baden Tel. 07221/50 87 22 Fax 07221/50 87 33 E-Mail:
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MIBA 8/2000, Bahnhof Wiesen RhB Ein von mir im Jahr 1993 erworbenes Roco H0-Modell der BR 50 kostete damals DM 279,–. Heute wird die BR 50 für DM 359,90 verkauft, eine Steigerung von 28,99 %! Das Fleischmann H0-Modell der BR 39 kostete 1994 DM 299,95, die neueste Version wird als Sondermodell zum Preis von DM 399,95 angekündigt, eine Steigerung von 33,33 %! Berücksichtige ich die Tatsache des gegenüber 1993 höheren Umsatzsteuer-Satzes, kann ich kein echtes Wachstum erkennen, die Umsatzsteigerungen beruhen offensichtlich zum allergrößten Teil auf den vorgenommenen Preis-Erhöhungen. Leider sind die Netto-Einkommen der meisten ModellEisenbahner im Zeitraum zwischen 1993 und 1999 nicht um über 30% gestiegen; wenn also praktisch im gleichen Umfang weitergekauft wurde, müssen die verkauften Stückzahlen ständig zurückgegangen sein. Bei mehr oder weniger gleichem zur Verfügung stehendem Einkommen, aber ständig steigenden Preisen kann sich der Durchschnitts-Modellbahner eben immer weniger neue Artikel anschaffen. Peter Krüger, Nürtingen
Ins Grübeln gebracht Obwohl ich als überzeugter N-Bahner eigentlich thematisch in der Epoche 4a der ehemaligen DB angesiedelt bin, hat mich die einfache, aber vielleicht gerade deshalb begeisternde Ausstattung des Dioramas nach Schweizer Vorbild so sehr ins Grübeln gebracht, ob ich mich nicht vom Vorbild-Thema umorientieren sollte. Vielleicht hängt diese Überlegung aber auch mit unzähligen Urlaubsaufenthalten in der Schweiz zusammen? Weiter so, MIBA, mit Qualität in der Anlagengestaltung und entsprechenden Anlagen-Berichten! Nur so kann man vielleicht auch den Nachwuchs für unser Hobby gewinnen. W. Lahmann, Stolberg/Rheinland
Leserbriefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder; im Sinne größtmöglicher Meinungsvielfalt behalten wir uns das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor. MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
Foto: Martin Knaden
NUR EIN BILD
W
enn nach einem langen Sommer die Wiesen schon recht gelblich erscheinen, in der Hitze des Mittags jeder Lufthauch als erfrischende Brise herbeigesehnt wird und die Pollenallergie kein Ende nehmen will, dann gibt es nur eins: Ab in den Modellbahnkeller zur RhB in H0m!!!
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50 Jahre DB-Neubaufahrzeuge – 1. Teil: BR 82
Die Formschöne Im September 1950 wurde 82 023 als erste Neubaudampflokomotive an die noch junge DB abgeliefert. Die extrem kurze Entwicklungszeit forderte jedoch ihren Tribut: Neben Schwächen am Rahmen bot die Konstruktion insbesondere bei den Vorwärmanlagen Anlass für mancherlei Änderungen. Martin Knaden stellt die Varianten des Vorbilds und ihre Umsetzbarkeit auf Basis der Piko-Modelle vor.
B
ereits vor dem Zweiten Weltkrieg stellte die DRB Überlegungen an, die inzwischen in die Jahre gekommenen Lokomotiven der BR 94.5 zu ersetzen. Durch die Kriegsereignisse konnte das Vorhaben erst Ende der
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40er-Jahre wieder aufgegriffen werden. Unter dem Arbeitstitel „94 neu“ wurde die Industrie bereits im März 1949 aufgefordert eine Lokomotive zu konstruieren, die sowohl im Rangierwie im Streckendienst einsetzbar war
und zudem mit einem besonders kurventauglichen Fahrwerk die auf der Hamburger Hafenbahn eingesetzten Maschinen der Luttermöller-Baureihe 87 ersetzen konnte. Schon im Juni legten die vier in Frage kommenden Hersteller MF Esslingen, Henschel, Krupp und KraussMaffei ihre Entwürfe dem LokomotivAusschuss vor. Zwar überzeugte keiner der Entwürfe auf Anhieb, doch bereits Anfang Juli erging an Henschel der Auftrag zur Erstellung der endgültigen Konstruktionszeichnungen, welche dann im September 1949 vorgelegt werden konnten. Obwohl einige Ausschussmitglieder Bedenken erhoben, wurden angesichts der unter großem Zeitdruck stehenden Beschaffung nur wenige Änderungen vorgenommen. Zudem glaubte man auf den im ursprünglichen Forde-
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VORBILD + MODELL
Nur gut 20 Jahre liegen zwischen diesen beiden Aufnahmen: links 82 023, kurz nach ihrer Ablieferung im BZA Minden, wo die Lok mit zusätzlichen Rohrleitungen versehen wurde, und 82 040 auf einer Sonderfahrt zusammen mit 75 1118 im Juni 1973. Fotos: Archiv Michael Meinhold, Kurt Eckert/MIBA-Archiv
rungskatalog noch enthaltenen Vorwärmer bei einer Verschiebelok verzichten zu können. Um sich die Option auf eine später zu verwirklichende Änderung offen zu halten wurden aber die Rauchkammern vorsorglich mit Nischen gefertigt, welche nur mit einem Blech abgedeckt waren. In den Jahren 1950 und 1951 wurden in sechs verschiedenen Baulosen 37 Lokomotiven gefertigt: 82 001 bis 008 Krupp 1950 82 009 bis 012 Krupp 1951 82 013 bis 018 Krupp 1951 82 019 bis 022 Krupp 1951 82 023 bis 032 Henschel 1950 82 033 bis 037 Esslingen 1951 Diesen Baulosen folgten 1955 noch vier „Nachzügler: 82 038 bis 041 Esslingen 1950 Als erste Maschine war 82 023 fertig gestellt und im September 1950 an
die DB abgeliefert. Die Abnahme erfolgte am 4. Oktober 1950, danach gelangte die Lok sofort zum BZA Minden, wo sie bis März 1951 als erste Neubaulokomotive der Deutschen Bundesbahn besonders ausführlichen Messfahrten unterzogen wurde. Die Lokomotiven der beiden erste Krupp-Baulose sowie der Lose von Henschel und Esslingen (82 001 bis 012 und 023 bis 037) wurden ohne Vorwärmer ausgeliefert. Sie waren unter dem Heizerplatz mit zwei nichtsaugenden Strahlpumpen ausgerüstet. Diese hatten jedoch eine zu geringe Förderleistung, sodass die Maschinen trotz theoretisch guter Verdampferleistung doch nicht im Streckendienst eingesetzt werden konnten. Zudem war der Wirkungsgrad durch das Kaltspeisen, das Druckabfall im Kessel bewirkte, schlechter als erwartet.
Dies führte dazu, dass die Baulose 82 013 bis 022 bereits ab Werk mit Knorr-Oberflächenvorwärmern und Kolbenspeisepumpen der Bauart KSV ausgerüstet wurden. Die Loks behielten diese Vorwärmanlagen bis zu ihrer Ausmusterung bei. Noch 1951 erging an die Fa. Henschel der Auftrag eine Mischvorwärmeranlage für Tenderlokomotiven zu konstruieren, nachdem bei den Versuchsbauarten der BR 52 gute Ergebnisse ermittelt worden waren. Als erste Loks erhielten die beiden Wilhelmsburger 82 029 und 030 im Sommer 1952 bei Henschel Mischvorwärmer eingebaut. Im folgenden Betriebseinsatz ergaben sich Einsparungen zwischen 4 und 6 %. Zudem war nun die Möglichkeit gegeben, auch nach längerer Standzeit mit erwärmtem Wasser zu speisen – für eine Rangierlok ein
In der Bauphase ist die Rauchkammernische noch offen. Der vorgefertigte Vorratsbehälter steht zum Montieren bereit. Am Wasserkasten sind gut die abgerundeten Kanten zu erkennen. Rechts der Blick auf den damals modernen Arbeitsplatz des Lokführers. Fotos: Henschel/ MIBA-Archiv
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Mit Bello rund um Dem Altmeister Carl Bellingrodt persönlich verdanken wir die Rundumansicht der fabrikneuen 82 024. Die welligen Außenflächen der Wasserkästen wurde auf unserem Abzug retuschiert! Fotos: MIBA-Archiv
nicht unwillkommener Effekt. Nachdem die üblichen Kinderkrankheiten der Prototypen beseitigt worden waren, erging die Verfügung alle vorwärmerlosen 82er auf Mischvorwärmer der Bauart MVR umzubauen. Als kleinere Änderung ergab sich das Versetzen der vorderen Lampen auf die Pufferbohle bei den Maschinen 82 004, 006 bis 013, 015, 018, 019, 022 und 029 bis 031. Bei den 82 004, 006, 007, 009, 010, 012 bis 019, 022 und 029 bis 031 wurden die rückwärtigen Lampen aus dem Bereich der Aufstiegsleitern an den Vorratsbehälter oberhalb der Puffer versetzt. Auffälliger war dagegen eine Änderung beim letzten Baulos, den Maschinen 82 038 bis 041 von Esslingen: Sie 12
erhielten nicht nur ab Werk die Henschel-Mischvorwärmer MVR, sondern auch geänderte Führerhäuser. Diese hatten statt des Lüfteraufsatzes nun Lüfterklappen, die in die Rundung des Daches eingelassen waren. Zudem waren die Türen bündig in die Außenfläche gebaut, was der Geräumigkeit innen zugute kam. Außerdem hatten die rechten Wasserkästen keine Ausschnitte über den Steuerungsträgern mehr. Die letzten beiden Maschinen 82 040 und 041 wurden für den Einsatz auf Steilstrecken mit einer RiggenbachGegendruckbremse ausgestattet. Nach ihrer Ablieferung wurden sie im Bw Freudenstadt beheimatet. Die neue Lok, die eigentlich die BR
94.5 ablösen sollte, wurden von einigen Exemplaren der alten Preußin überlebt. Am 24. August 1972 wurde als Letzte 82 035 ausgemustert. Von allen 41 Maschinen blieb nur 82 008 als Denkmal in Lingen erhalten.
82er-Variationen in H0 Im Herbst 1994 brachte Piko die erste Ausführung der BR 82 mit der Betriebsnummer 82 023 heraus. Das Modell zeigt den Zustand nach 1956, also mit bereits eingebautem Mischvorwärmer und DB-Emblem. Das Dach hat entsprechend dem Baulos den kantigen Lüfter auf dem Dach. Vergessen wurde leider die zum Mischvorwärmer zwingend dazuMIBA-Miniaturbahnen 9/2000
gehörige Turbospeisepumpe. Hier hilft Günther Modellbahntechnik mit seiner Pumpe (Art.-Nr. 001388), welche nebst einigen Zuleitungen ihren Platz am Rauchkammersattel hinter dem linken Umlaufblech erhält. Es folgte von Piko die Ursprungsausführung als 82 025, die ohne Vorwärmer, dafür aber mit schmucken Kesselzierringen und einer blanken Steuerung glänzt. Sie hat Anschriften der Epoche IIIa, also mit Schriftzug „Deutsche Bundesbahn“. Nicht einmal die Gewährleistungsanschriften auf den Pufferträgern wurden vergessen. Während man für die Variante mit Esslinger Führerhaus bisher auf das Führerhaus der Fleischmann-65 zurückgreifen musste, liefert Piko nun diese Variante in Gestalt der 82 038 als neueste Ausführung fix und fertig. Das Modell stellt sich nicht ablieferungs-, aber AW-frisch dar: Es hat eine blanke Steuerung, aber das Untersuchungsdatum einer L2 vom 22.6.60 aufgedruckt. Auch hier muss zum MVR die Turbopumpe von Günther ergänzt werden. Auf der Basis dieser Modellvarianten lassen sich noch weitere Maschinen erstellen. Weinert bietet unter der Art.Nr. 8428 einen kleinen Umbausatz mit Abdeckblech und Knorr-Oberflächenvorwärmer an. Während zur Darstellung der abgedeckten Rauchkammernische das Blech auf jeden Fall an der vorwärmerlosen 82 025 zu montieren ist, kann mit den Vorwärmerstummeln eine Lok der Krupp-Baulose 82 013 bis 022 erstellt werden. Der Umbau ist recht schnell bewerkstelligt. Da weder Blech noch Gussteile irgendwelche Anhaltspunkte auf der Rauchkammer finden, ist hier sorgfältiges Anprobieren notwendig. Das Blech sollte dabei in eine gleichmäßige Rundung gerollt werden, damit sich beim Ankleben möglichst wenig Spannungen ergeben. Hier eignet sich ein Zweikomponentenkleber wie Uhu Plus, der nicht blitzartig aushärtet. MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
Serienmäßig: 82 025 und 82 039 werden so von Piko angeboten. Die Bauteile: Günthers Turbospeisepumpe, der KnorrVorwärmer und die beleuchtbaren Laternen von Weinert sowie Gaßners Beschriftungssatz.
Die Turbospeisepumpe findet ihren Platz am Rauchkammersattel hinter dem Umlaufblech.
In Ermangelung von vorgefertigten Teilen entstehen Drosselventil und Schalldämpfer der Riggenbach-Gegendruckbremse im Eigenbau aus Messing.
Die gleiche Partie im lackierten Zustand. Das hier verwendete Nummernschild 82 041 stammt noch von Verbeck, heute bietet Gaßner die Betriebsnummer 82 040 an. Fotos: MK/ Ludwig Fehr
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Datum, 2. Unterschrift
Während 82 041 den Sonderzug über das bekannte Viadukt zwischen Freudenstadt Hbf und Freudenstadt Stadt kräftig schiebt …
82 in Variationen Zeichnerisch stellte Peter Merte die Varianten der 82 im H0-Maßstab dar. Oben der Ablieferungszustand von 82 023: ohne Vorwärmer und mit blechabgedeckter Rauchkammernische. Links darunter die Ausführung mit den Lampen auf dem Pufferträger. Daneben ist der Knorr-Vorwärmer zu erkennen, wie er der Serie 82 013 bis 022 entspricht. Als besonders interessant mag man die 82er rechts ansehen, die von Esslingen gebaut wurden: Das abgewandelte Führerhaus hat jetzt Lüfter, die in die Dachrundung eingelassen sind (82 038 bis 041). Nur 82 040 und 041 besaßen zudem die Riggenbach-Gegendruckbremse für den Einsatz auf Steilstrecken.
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… müht sich 82 040 an der Spitze des Zuges ab. Die enorme Neigung der Rampe ist hier gut an den Steinfugen erkennbar. Fotos: Kurt Eckert/MIBA-Archiv
Hat man das Blech ohne herausquellenden Klebstoff mittig fixiert, werden die Vorwärmerstückchen so angeklebt, dass sie eine gemeinsame, gerade Oberkante bilden und gleichmäßigen Abstand zu den Kanten des Bleches haben. Doch keine Angst: Was sich hier recht kompliziert anhört, ist mit etwas Augenmaß durchaus zu schaffen. Hinzu kommt noch auf der linken Rauchkammerseite eine Kolbenspeisepumpe der Bauart KSV 15/25 mit 125 Litern Förderleistung je Minute. Das Bauteil findet sich bei Weinert unter der Art.-Nr. 8409. Die notwendigen Leitungen werden mit Messingdraht der Stärken 0,4 und 0,6 mm dargestellt. Die Beschriftung erfolgt mit dem Gaßner-Beschriftungssatz D348, der
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allerdings keine Nummer aus dem Baulos 013 bis 022 enthält. So können zwar sämtlichen anderen Schilder und Anschriften verwendet werden, bei der Loknummer muss aber zur Selbsthilfe gegriffen werden. Diese besteht entweder im Anfertigen eines geätzten Lokschildes mithilfe der Ätztechnik von Saemann oder schlicht in einem schwarzweißen Papierdruck, wie wir ihn rechts zum Kopieren oder Ausschneiden abgebildet haben. Wählt man 82 022, lässt sich als zusätzliche Möglichkeit noch die Pufferbohle mit Laternen und Haltebügeln bestücken. Damit die Lok nicht – im Gegensatz zu ihren Großserien-Pendants – lichtlos daherkommt, bietet Weinert unter der Art.-Nr. 9027 neu-
erdings DB-Messinggusslaternen mit integrierter Mikrobirne an. Die Birnchen werden an einer Vorschaltelektronik betrieben, die im Kessel Platz findet und konstante Helligkeit bietet. Für die rückwärtige Beleuchtung an 82 022 müssen die vorhandenen Lampen entfernt, das Lichtleiterloch verspachtelt und die Flächen sorgfältig geglättet werden. An den Messinggusslaternen sind die Füße zu entfernen und ein winziges Schirmchen aus 0,2mm-Messingblech anzubringen. Bleiben nun nur noch die Freudenstädter Loks mit Gegendruckbremse. Basis ist hier selbstverständlich die 82 038 mit Esslinger Führerhaus. Sie erhält auf der rechten Rauchkammerseite das Drosselventil, welches aus Messingresten zurechtgefeilt wird.
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82 022
Oben: 82 008 rangiert 1965 im Bf. Ingelbach. Sie besitzt inzwischen den Mischvorwärmer und hat die Lampen auf dem Pufferträger. Foto: Dr. Rolf Brüning 081 021 zeigt sich mit Knorr-Vorwärmer und Kolbenspeisepumpe von ihrer interessanten Seite. Foto: Detlef Schnewitz Ganz unten: Sie blieb erhalten … 82 008 als Denkmal in Lingen. Foto: MK
Eine Stellstange aus 0,3-mm-Messingdraht führt – von langen Stangenhaltern getragen (z.B. Weinert 8462 oder Günther 001020) – zum Führerhaus. Vom Ventil aus wird eine 0,7-mm-Leitung hinter den Schlot zum Schalldämpfer geführt, der selbst aus 1,5mm-Messingdraht besteht. Ein Vier-
kantflansch vervollständigt die Rohrverbindung. Die Beschriftung kann hier komplett aus dem Gaßner-Satz D348 verwendet werden, da die Nummer 82 040 enthalten ist. Wer noch Bestände von Verbeck besitzt, wird vielleicht auch unter 82 041 fündig.
Es ließen sich noch einige weitere Maßnahmen ergreifen: z.B. Abrunden der Wasserkastenkanten, drei Trittstufen an 82 040/041, hier und da feinere Bauteile oder eine Kohlenkastenabdeckung aus Blech. Aber dies sind keine Varianten im Sinne unserer heutigen Betrachtungen. MK
Kurz + knapp • 82 im Ablieferungszustand: 50042 für Gleichstrom 50242 für Wechselstrom • 82 mit Henschel-Mischvorwärmer und Esslinger Führerhaus: 50043 für Gleichstrom 50243 für Wechselstrom • Vertrieb über den Fachhandel • ca. DM: 300,– in Gleichstromversion ca. DM: 350,– in Wechselstromversion • Infos bei: PIKO Modellspielwaren Lutherstr. 30, 96505 Sonneberg Fax: 03675/897250
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Traulich im ModellBw vereint: Die 82er in allen fünf Modellvarianten. Foto: MK
Gewinnen mit Piko: die 82 Sie haben noch keine 82er in H0? Oder Sie möchten eine zusätzliche Variante dieser formschönen Lok? Dann beteiligen Sie sich doch einfach an unserem Gewinnspiel!
Unsere Frage: An welchem Tag im September 1950 wurde 82 023 an die DB abgeliefert?
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Die 82 023 wurde abgeliefert am .............. September 1950. Meine Wunschlok: BR 82
❏ ohne MVR
❏ mit MVR
❏ Gleichstrom ❏ Wechselstrom Name und Anschrift: ............................................................... ................................................................................................
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Kleiner Tipp: Es war ein Mittwoch, uns interessiert das genaue Datum. Zu gewinnen gibt es als 1. Preis die BR 82 Ihrer Wahl: mit oder ohne Mischvorwärmer, Gleich- oder Wechselstrom – der Gewinner darf sich die ihm genehme Modellversion aussuchen! 2. bis 10. Preis sind Wagen – ebenfalls aus dem Programm von Piko.
Diesen Coupon bitte einsenden an: MIBA-Miniaturbahnen, vth-Verlag, Senefelderstr. 11, 90409 Nürnberg
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VORBILD + MODELL
Zugbildung in der Epoche III
Mit Märklin an die Riviera Passend zur 10 001 offeriert Märklin zwei Wagensets mit der Bezeichnung „Riviera-Express“. Eine Leserfrage nach richtiger Reihung und Bespannung beantwortet Michael Meinhold, Experte in Sachen Zugbildung und mit diesem klassischen Nord-Süd-Schnellzug der Epoche III bestens vertraut.
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horsten Hahn aus Kiel fragte uns per e-Mail: „Seit langem lese ich immer am liebsten die Berichte über die Zugbildung nach Vorbildern, besonders der Epoche III. Aber leider habe ich bis jetzt nichts über den inzwischen von Märklin vollständig ausgelieferten ,Riviera-Express‘ gefunden. Außer der Reihung der in den Sets 42941 und 42942 enthaltenen Wagen interessiert mich auch Folgendes: Eine Hälfte der Wagen hat Faltenbalg-, die andere Gummiwulst-Übergänge. Ist so eine Mischung beim Vorbild überhaupt erlaubt gewesen? Und welche Loks außer der 10 001 passen?“ Der „Riviera-Express“, erstmals 1957 als Verbindung von Köln (D 67/68) und Hamburg (D 167/168) nach Italien eingerichtet, begann ab Sommer 1958 in Amsterdam und Hamburg und führte Wagen nach Genua, Ventimiglia, Mailand und Rom; Treff- bzw. Trennpunkt der beiden Flügel war Karlsruhe Hbf. Märklin hat seinen „Riviera-Express“ am D 167 des Sommers 1959 nördlich Frankfurt/M orientiert. In seinem Original-Reihungsplan sind die in den Sets 42941 und 42942 enthaltenen Wagen-Nummern markiert. Die Abweichungen von Wagentyp, Eigentums-Verwaltung oder Laufweg der gleichnummerigen Vorbildwagen sind m.E. durchaus zu tolerieren, denn ein so bunt gemischter Zug lässt sich aus dem Programm eines einzigen Herstellers nur schwerlich nachbilden. Italienische Wagen sollten wegen des klangvollen Zugnamens dabei sein, auch wenn diese beim Vorbild, zusammen mit NS-Wagen, nur im Stammzug D 67/68 von und nach Amsterdam und 18
nicht im Hamburger Flügel D 167/168 liefen. (Als nicht gänzlich unplausible Hintergrund-Fiktion mag man annehmen, dass der A-Wagen der FS den schadhaften DB-Büm Nr. 5 vertritt, und dass statt des DB-AB Nr. 163 nur ein BWagen verfügbar war. Die 1. KlasseReisenden hätten die Schaffner dann in den A der FS komplimentiert, wie damals überhaupt der kundenfreundliche Grundsatz galt: zur Not lieber BReisende in A-Wagen unterbringen als umgekehrt. Der Tages-Durchlauf des WLAB schließlich nach Hamburg mag Reihungsplan des D 167 vom Sommer 1959. Die Wagen des Märklin-Sets 42941 (unterstrichen) sind authentisch; in Set 42942 (gestrichelt) ist Wagen 5 ein Az der FS, Wagen 163 ein AB4üwe der DB und Wagen 164 ein Bz der FS; der WLAB trägt das Laufschild Geneve–Hamburg-Altona. Eine absolut authentische H0-Nachbildung erfordert Büm-Neubauwagen von Ade oder Rivarossi sowie Pw, WR und AB von Fleischmann oder Liliput. Archiv Michael Meinhold
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umlaufbedingt gewesen sein; richtig ist in diesem fiktiven Fall – ab Frankfurt/ M letzter Wagen – das Schlusssignal des Modells.) Insgesamt also sollte man Märklins „Riviera-Express“ nicht als absolut authentische Wiedergabe, sondern eher als farbenfrohen „Garnierungs-Vorschlag“ sehen. Die freizügige Kombination von Faltenbalg- und Gummiwulst-Wagen war beim Vorbild gang und gäbe bzw. sogar Voraussetzung für die sukzessive Einführung der Gummiwulst-Wagen. Zur Bespannung des D 167 in dieser Zeit (1958): Karlsruhe–Frankfurt/M: E 10 Bw Heidelberg, Frankfurt/M– Hannover: 01.10 Öl oder 10 Bw Bebra (mit Tank-Stopp am Bahnsteig in Bebra), Hannover–Hamburg-Altona: V 200 Bw H-Alt. 1961 wurde von Frankfurt/M bis Hannover mit Hamburger V 200 durchbespannt, während Bebraner 01.10 Öl oder 10 von Hannover bis Hamburg-Altona zum Zuge kamen. Ab 1963 wurde bis Hannover, ab 1965 bis Hamburg-Altona mit E 10 gefahren. mm MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
D 167 „Riviera-Express“ passiert am 17.8.1958 am Block Ohl auf der Strecke Frankfurt/M– Bebra eine malerische Industrieruine. Hinter 10 001, die in Bebra am Bahnsteig Öl nachbunkern wird, zwei Büm-Neubauwagen. Foto: Dr. Rolf Brüning Unten: 10 001 mit dem Gegenzug D 168 am 12.8.1958 bei Reichensachsen (nahe EschwegeWest) auf der Nord-Süd-Strecke. In dieser Richtung läuft der Packwagen (Faltenbalg-Übergang) an der Spitze; dahinter ein Büm mit Gummiwulst-Übergang. Wer Märklins Insider-10 nicht einsetzen kann oder will, kann auch eine 01.10 (Roco) oder eine V 200 (Märklin bzw. Roco) vorsehen. Foto: Carl Bellingrodt/Archiv Michael Meinhold
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MODELLBAHN-ANLAGE
Schmalspurbahn in Südwest-England
Kingston Regis Auf dieser englischen Schmalspurbahn ist mächtig was los! Wir befinden uns im Jahr 1912 und in dem imaginären Städtchen „Kingston Regis“ genießen die Leute einen herrlichen Sommertag. Der Maßstab ist typisch englisch: „4 mm scale – 009“. Die Erbauer, John und Jane Jacobs, schildern Konzeption, Bau und Betrieb der sehenswerten Ausstellungsanlage.
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rgendwo im Südwesten Englands, am Ende einer acht Meilen langen Schmalspurstrecke, liegt die imaginäre Ortschaft „Kingston Regis“. Die Schmalspurbahn hat eine Spurbreite von 2 Fuß und 3 Zoll (2 1/4 Fuß entspricht in metrischen Maßen einer Spurweite zwischen 60 und 75 cm) und verbindet das Städtchen mit der nächstgelegenen Hauptbahnlinie.
Anlagenkonzeption Der im Modell dargestellte Zeitabschnitt ist 1912, gerade mal acht Jahre nach dem Bau der Bahn. Das gab uns Gelegenheit, von Pferden gezogene Wagen und Figuren in zeitgenössischer Kleidung auf der Anlage aufzustellen. Tatsächlich gibt es nur ein einziges Fahrzeug mit Verbrennungsmotor auf der gesamten Anlage! „Kingston Regis“ wurde als Ausstellungsanlage konzipiert, die Modellstrecke verläuft von einem Endbahnhof zu einem „Fiddle Yard“ als Abstellgruppe. Beim Entwurf der Anlage verfolgten wir zwei Hauptziele: ● Sie sollte für die Besucher jederzeit interessant sein, auch dann, wenn gerade kein Zug fährt. ● Und sie sollte für uns einfach, aber dennoch unterhaltsam in der Bedienung sein. Weitere Überlegungen waren, dass die Anlage widerstandsfähig genug für Transport und wiederholten Auf- und Abbau sein sollte, trotzdem aber leicht genug um unkompliziert zu Ausstellungen transportiert zu werden. 20
Außerdem musste sie in unseren Anhänger passen. Visuell wollten wir einen Teil einer englischen Kleinstadt mit Kirche und Pub oder Hotel darstellen, die von einer typisch englischen Landschaft umgeben ist. Der Schattenbahnhof „Fiddle Yard“ ist normalerweise für Besucher nicht einsehbar.
Maßstab Der Maßstab „4 mm scale“ soll 4 mm zu 1 Fuß bedeuten, das entspricht 1:76,2. Die Bezeichnung „009“ ist eine typisch britische Kombination Maßstab/Spurweite. Der Maßstab ist auch hier 1:76,2, die Spurweite beträgt 9 mm. Für Mitteleuropäer kommt dem wohl H0e am nächsten.
Unterbau Die Anlage ist in L-Form mit den Abmessungen 3,75 m mal 1,7 m aufgebaut. Für den Unterbau verwendeten wir 9-mm-Sperrholz, das auf einem Rahmenwerk aus Holzleisten (Raster 50 x 25 cm) befestigt wurde. Wo notwendig, wurden die Leistenrahmen auch kreuzweise verstärkt, um die Stabilität zu erhöhen. Die so entstandenen Grundplatten haben eine geschlossene Oberfläche, wobei die Landschaft obendrauf gebaut wurde. Insgesamt gibt es drei landschaftlich gestaltete Anlagenteilstücke und ein Fiddle-Yard-Teil. Die Anlage hat ihre eigenen Stützfüße, Abschlussbretter und Beleuchtung. MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
Das Stationsgebäude von Kingston Regis entstand nach dem Vorbild von Portsmouth Arms. Links unten ein Blick auf den Lokschuppen mit einer Tram-Lokomotive und einer „Saddle Tank“. Unten wartet die 0-4-0 „Binnewith“ auf dem Umsetz-Gleisstutzen von Kingston Regis; auf diesem Bild ist auch der damals (1912!) einzige Lastwagen in Kingston zu sehen.
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Mit dem 14-Uhr-15-Personenzug wartet am Bahnsteig von Kingston die „Binnewith“ auf Abfahrt. Rechts oben eine der Tram-Lokomotiven bei der Kirche und – daneben – am Einfahrsignal (Bausatz Ratio) von Kingston. Unten fährt gerade die „Beckett“ am Bahnsteig ein.
Gleisbau Obwohl es 9-mm-Schmalspurgleis fertig zu kaufen gibt (Peco), entschieden wir uns dafür, Gleise und Weichen selbst zu bauen. Beim Gleisbau folgten wir der üblichen Methode und löteten die Schienenprofile auf Schwellen aus kupferbeschichtetem Pertinax. Die Schienen (Code 75) bestehen aus Phosphorbronze, was einen rostigen Eindruck hinterlässt und trotzdem sauber gehalten werden kann – saubere Laufflächen sind wichtig für eine gute Stromaufnahme der Fahrzeuge.
Britische Hersteller: Dart Castings: 27 Fremantle Road, High Wycombe, Buckinghamshire. HP13 7PO. (Web-Site: www.dartcastings.cjb.net) Langley Miniature Models: 166 Three Bridges Road, Crawley, Sussex. RN10 1LE. (+44 1293 516329) (Web-Site: www.langley-models.co.uk) Peco Ltd.: Vertrieb Weinert Ratio Plastic Models Ltd.: Ratio House, Mardle Way, Buckfastleigh, Devon. TQ11 0NR. (+44 1364 642764) Springside Models: 1 Silverhills Buildings, Decoy Industrial Estate, New Abbot, Devon. TQ12 5LZ.
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Die Schwellen wurden mit 4 mm Breite für das durchgehende Streckengleis zugeschnitten, 3 mm breite Schwellen kamen für die Gleise im Lokschuppen und im Güterbahnhof zum Einsatz. Um die korrekte Spurbreite einzuhalten stellten wir uns Spurlehren her. Für den Weichenbau wurden Schablonen als Hilfsmittel gebaut. Die Weichen bauten wir außerhalb der Anlage zusammen und leimten sie an den entsprechenden Stellen fest, bevor die übrigen Gleise verlegt wurden. Die Schwellen klebten wir direkt auf die Grundplatte. Sobald der Kleber
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trocken war, wurde eine Schiene an die Schwellen gelötet, danach wurde die zweite Schiene unter Benutzung der Spurlehren festgelötet. In die Kupferschicht auf jeder Schwelle kam ein schmaler Isolier-Schnitt um Kurzschlüsse zwischen den Schienen zu verhindern. In diesem Stadium wurde die Anlage elektrisch verdrahtet und ausgiebig getestet. Erst als wir überzeugt waren, dass alles korrekt lief, wurden die Schienen mit Farbe angesprüht, damit ein verwitterter Eindruck entstand, und das Gleis eingeschottert. Als Schotter wurden lose
Granitkörner aufgebracht, in Form gestrichen und dann mit verdünntem Leim (unter Verwendung einer Pipette) festgeleimt.
Gebäude Alle Gebäude hat meine Frau Jane unter Verwendung der Linka-Bausätze selbst gebaut, die damals in Großbritannien erhältlich waren. (Die MIBA berichtete in Heft 10/79 über das Linka-System, das einige Zeit im NochVertrieb erhältlich war, zzt. ist uns jedoch keine Bezugsquelle bekannt.)
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Bei diesem System wird jedes einzelne Wandteil aus Gips in Gummiformen gegossen und dann zu einem Gebäude zusammengesetzt. Da die wesentlichen Gebäude in „Kingston Regis“ auf realen Vorbildern basieren, mussten die Gießformen z.T. erheblich modifiziert werden. Tatsächlich kann man deshalb bei vielen Gebäudemodellen von völligem Selbstbau sprechen. Fenster und Türen entstanden aus Plastikstreifen und Profilen. Sobald jedes Gebäude zusammengebaut war, wurde jeder einzelne Mauerstein und jeder Dachziegel unter Verwendung von Künstler-Acrylfarben individuell bemalt. Das Strohdach des Bauernhauses wird z.B. durch „Burnt Grass“-Beflockung wiedergegeben, wobei sich mit stark verdünnter Acryl-
farbe noch Farbvariationen erreichen ließen. Alle Schornsteinaufsätze bestehen aus Weißmetall und stammen u.a. von Scale Link, Dart Castings und Langley Miniature Models. Wie bereits erwähnt, haben alle Gebäude reale Vorbilder. Das Empfangsgebäude des Bahnhofs basiert auf dem in „Portsmouth Arms“ an der Strecke Exeter–Barnstable in der Grafschaft Devon. Das „Crown Hotel“ wurde einem gleichnamigen Hotel in Wells in Somerset nachempfunden und die Kirche stammt aus Caldicot in Leicestershire. Das strohgedeckte Bauernhaus findet man in Wimborne/ Dorset und die Läden ähneln einigen in Northampton. Wir entwerfen unsere Modellgebäude nach Fotografien und
bemühen unsere Vorstellungskraft um herauszufinden, wie sie um 1912 ausgesehen haben könnten.
Landschaft Die Modell-Landschaft wurde einfach auf die Grundplatte gebaut. Hartschaumblöcke, Karton- und Styroporspanten gaben den Geländekonturen Halt und Form. Über diese Spanten wurden netzförmig Kartonstreifen gelegt, darauf wurden Leinenstücke geklebt und auf diese Oberfläche wurde Gips bzw. Stuck aufgebracht. Wenn dieses Gebilde aushärtet, bildet es die Landschaftsoberfläche. Sobald der Gips hart geworden ist, wird er bemalt, sodass er die Grundfarbe der dortigen Erde wiedergibt, in Im Bild oben deutet Lady Charlotte auf die Gans, die sie erstehen möchte, daneben eine Szene vom Güterbahnhof in Kingston. Oben rechts passiert gerade die Lok „Beckett“ das kleine Stellwerk an der Einfahrt nach Kingston. Im Bild rechts ein Blick auf den Tunnel, der den „Fiddle Yard“ verdeckt. Daneben ein Zug in entgegengesetzter Richtung. Links sehen wir noch einmal den 14:15 mit der Lok „Binnewith“. Das „Crown Hotel“ wurde nach einem gleichnamigen Hotel in Wells gebaut.
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diesem Fall ein dunkles Rotbraun. Die Begrünung erfolgte mit Woodland-Scenics-Flocken und losem Streumaterial von Green Scene, die mit verdünntem Leim befestigt wurden. Wir verwendeten viele verschiedene Farben um die Tönungen zu erreichen, die im Hochsommer in der englischen Landschaft zu finden sind. Bäume und Büsche entstanden aus Naturmaterialien, die wieder mit losem Streumaterial bestreut wurden, das die Blätter darstellen soll. Viele andere Dinge, die zur Vervollständigung der Landschaft benötigt werden, wie z.B. Zäune und Tore, stammen aus den Sortimenten der Firmen Peco und Ratio. Verschieden gefärbter feiner Sand fand für die Straße und die Oberfläche des Bahnsteigs Verwendung. Die Hintergrundkulisse der Anlage wurde auf eine Hartfaserplatte gemalt, dabei benutzten wir eine Mischung aus Haushalts-Wandfarben und KünstlerAcrylfarben. Wir glauben, dass eine Hintergrundkulisse wesentlich für jede Anlage ist, denn sie gibt den Modellen die nötige Tiefe und richtet die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die Modellbahn und nicht auf diejenigen, die die Anlage bedienen oder irgendwelche Gerätschaften, die zufällig hinter der Anlage herumstehen. Die Bevölkerung von „Kingston Regis“ stammt hauptsächlich aus dem Sortiment von victorianischen und
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edwardianischen Figuren der Firma Langley Miniature Models. Es handelt sich um gegossene Figuren aus Weißmetall, die mit Acrylfarben von Hand bemalt werden müssen. Unglücklicherweise ist das LangleyAngebot an Figuren aus dieser Zeit nicht besonders groß: und da zudem über 150 H0-Leute auf der Anlage sind, mussten wir die gleichen Formen mehrere Male verwenden. Doch wir haben versucht Details an den Figuren zu verändern und die Kleidung durch verschiedene Bemalung zu variieren. Weitere Figuren kommen von den Firmen Dart Castings und Springside Models. Alle Pferdewagen, Kaufmannskarren und Kutschen sind Weißmetallbausätze oder solche aus geätztem Messing von Langley oder Dart Castings.
Wir finden, dass die Landschaft der wichtigste Teil jeder Anlage ist, denn die Aufmerksamkeit für landschaftliche Details sorgt für ein geschärftes Interesse aufseiten des Betrachters, auch wenn sich auf der Anlage gerade keine Züge bewegen.
Elektrik Die Steuergeräte sind vom Typ „Walkabout Control“. Sie bieten sehr gute Regeleigenschaften im unteren Geschwindigkeitsbereich, was gerade für unsere Anlage und ihre langsamen Züge absolut notwendig ist. Das Streckennetz ist in ungefähr 20 elektrisch voneinander unabhängige Stromkreise unterteilt, die über Schalter auf dem Stellpult kontrolliert wer-
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Am strohgedeckten Landhaus – Vorbild in Wimborne, Dorset – fährt eine der Tram-Lokomotiven vorüber. Die Gestaltung des Gartens ist wirklich sehenswert. Unten ein typisch englischer Bahnübergang mit der Straße zum Güterbahnhof. Fotos: MK
Lokomotiven und Wagen aus Bausätzen gebaut. Glücklicherweise haben wir mehrere Hersteller von 4-mm-Schmalspurbausätzen in Großbritannien. Die meisten Lokbausätze beinhalten eine Kombination von Weißmetall und geätztem Messing für den Aufbau und benutzen ein Standard-N-Fahrwerk, z.B. von Arnold oder Bachmann. Zahlreich sind die Wagenbausätze, sowohl für Güterwaggons als auch für Personenwagen, sie bestehen zumeist aus Plastikteilen. Alle Lokomotiven, die auf der Anlage „Kingston Regis“ benutzt werden, sind Dampfloks, die aus Bausätzen (Weißmetall und geätztes Messing) entstanden sind. Davon ausgenommen sind lediglich drei Tram-Lokomotiven, die aus Plastikmaterial selbst gebaut wurden. Um vollen Betrieb zu machen benötigen wir ungefähr 16 Lokomotiven und 50 bis 60 Wagen. Da wir Loks und Wagen bei jeder Rangierbewegung im Bahnhof oder in der Ortsgüteranlage entkuppeln müssen, sind wir darauf angewiesen, verlässliche Kupplungen zu verwenden. Wir haben herausgefunden, dass Bemo-Kupplungen, obwohl sie etwas überdimensioniert wirken, gut in Verbindung mit unseren ferngesteuerten Entkupplern funtionieren.
Betrieb
den. Das Stellpult besitzt eine schematisierte Darstellung des Gleisplans und ähnelt sehr dem Gleisbild auf einem Stellwerk. Jedes Steuergerät kann jedem Stromkreis auf der Anlage zugeschaltet werden, was durch verschieden gefärbte LEDs angezeigt wird. Das verhilft uns zu einer ausgezeichneten Flexibilität im Betrieb. (Es gibt keine Computer in Kingston Regis!) Die Stellung der Weichen wird ebenfalls über LEDs am Stellpult angezeigt. Die Flügelsignale – sie entstanden aus Bausätzen der Firma Ratio nach Vorbildern der Great Western Railway – sind alle fernbedient. Zu diesem Zweck 26
wird eine mechanische Verbindung zu einem Miniatur-Relais hergestellt. Signale und Weichen sind elektrisch voneinander abhängig, sodass die Signalbilder immer für die jeweilige Zugbewegung korrekt sind. Die elektrischen Verbindungen zwischen den Anlagenteilstücken werden durch vieladrige Kabel und 25fach-Stecker hergestellt.
Rollendes Material Nachdem es nur sehr wenige „4-mmSchmalspurfahrzeuge“ (4 mm : 1 Fuß, entspricht in etwa H0e) in Großbritannien fertig zu kaufen gibt, wurden alle
Die Anlage „Kingston Regis“ erfordert normalerweise zwei Betreiber für den vollen Zugbetrieb, aber wenn nötig kann auch eine Person die Anlage steuern. Wir richten uns nicht nach einem starren Fahrplan, sondern nach einer Liste von Zug- und Rangierbewegungen, was – wie wir hoffen – die Zuschauer bei Laune hält. Alle Reisezüge enden in Kingston Regis, daher müssen alle Bewegungen, die mit dem Abkuppeln der Lok, Umfahren des Wagenzuges, Leerfahrt der Lokomotive zum Lokschuppen zu tun haben, ausgeführt werden. Zwischen den Reisezügen werden Nahgüterzüge in den Güterbahnhof gefahren. Dazu gehört, die Güterwagen im Güterbereich herumzurangieren, Züge aufzulösen oder zusammenzustellen. Wir versuchen immer zwei Zugbewegungen gleichzeitig auf der Anlage ablaufen zu lassen. In Deutschland kann „Kingston Regis“ am Wochenende des 11. und 12. März 2001 im Rahmen der Ausstellung der IGM Kaarst besichtigt werden. John Jacobs MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
Eine Schafherde darf auf einer englischen Anlage nicht fehlen!
Gleisplanskizze der Schmalspuranlage; rechts oben der „Fiddle Yard“, der normalerweise für Besucher nicht einsehbar ist. Die Tramlok „Arthur“ fährt am Güterbahnhof vorbei in Richtung Kingston (rechts).
Kontakt in Sachen 009: The 009 Society: Membership Secretary, 70 Grove Road, Shirley, Southampton. S015 3GG. (Web-Site: http://welcome.to/009-Society) Parkside Dundas (009-Specialists): Millie Street, Kirkcaldy, Fife, Scotland. KY1 2NL. (+44 1592 640896)
Unten ein Stück englisches Landleben, das in deutlichem Kontrast zum geschäftigen Treiben auf dem Marktplatz von Kingston steht.
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Reise in eine fast vergessene Zeit des Reviers
Im Tal der Ruhr
Teil 8: Lückenschluss – Herbede und Sprockhöfel rücken zusammen In der letzten Folge unserer Serie beschäftigten wir uns bereits mit der linken Bahnhofseinfahrt von „Sprockhöfel“. Heute wenden wir uns in erster Linie dem darauf folgenden Neubauabschnitt bis zur bereits bestehenden Anlage „Herbede“ zu.
A
uf dem Tunnelberg thront neben der kleinen Pfarrkirche auch der Landabsatz der Zeche „Martha“. Fachleute wissen, was damit gemeint ist – Kohlen und Briketts gelangen dort in die Lkws und (Schmalspur-) Waggons. Verbunden mit der großen weiten H0Welt ist das alles durch eine meterspurige Straßen- und Güterbahn. Unten im Tal, nahe der Ruhr, ist ein reger Hauptstreckenverkehr beim „Abzweig Heide“ zu beobachten – all das natürlich in der Epoche III …
ben Einbruch erleiden. Also, weg damit – will heißen, ab in den Tunnel! Das alles hat zudem den Vorteil, dass man eine Quasi-Fahrzeitverlängerung und dazu noch eine gewisse Verwirrung beim Zuschauer erreicht. Dies unterstreicht auch die um 90° versetzte Streckenfortführung aus beiden Teilen heraus. Wer’s nicht weiß, wird sich fragen, wie das alles zusammenhängt. Für Sie als Leser ist nun ja alles klar. Aus der Erfahrung können wir aber jetzt schon sagen, dass dieser Umstand der Streckenanbindung gar nicht nega-
Verbindungsstrecke
Das Zwischenteil ist im Rohbau fertig. Im Hintergrund ist die Anlage „Herbede“ zu sehen – noch ohne Gleise.
Schauen Sie doch noch einmal in MIBA 3/2000 – dort finden Sie die nun näher beschriebene Situation zwischen den Anlagenteilen „Sprockhöfel“ und „Herbede“. Letztere ist sicher vielen Lesern noch aus damaligen Veröffentlichungen und vielleicht auch von verschiedenen Ausstellungen bekannt. Die zweigleisige Hauptstrecke verzweigt sich dort und verschwindet auch gleich wieder in einem Tunnel. Der andere Streckenast wird in einer weiteren Ausbaustufe demnächst zur Verfügung stehen.
Hoch oben auf dem Tunnelberg sollte vor allem die optisch verträgliche Szenerie der beiden besagten Motive umgesetzt werden. Die Breite des Neubauteils beträgt lediglich 65 cm – das ist nicht gerade viel! Um die Strecke in einem offenen Bogen von Herbede nach Sprockhöfel zu führen würde der Platz ohnehin nicht reichen. Gerade einmal etwa 420 mm (Roco-Line R 3) misst der Radius. Obwohl es sich um einen Innenbogen handelt – dabei ist in der Regel der optisch unschöne Wagenversatz nicht so auffällig –, würde die gesamte Harmonie der von Grund auf großzügig angelegten Darstellung doch einen herMIBA-Miniaturbahnen 9/2000
Wie erwähnt musste die Nebenstrecke überbaut werden. Zudem galt es aber, mit der meterspurigen (eingleisigen) Straßenbahnstrecke nach hier oben zu gelangen. In Höhe der Kohlenwäsche der Zeche Martha sollte außerdem eine Verladung der Kohle und Briketts für die örtlichen Händler mit ihren Lkws und per Bahn für das Gaswerk stattfinden. Daher gab es neben dem Bahnsteig der Linie 12 auch ein Ausweichgleis für den Kohlenverkehr. Erschwerend stellt sich dabei die Lage der Straßenführung dar.
Unten links: Die Hauptstrecke ist gleismäßig fertig, noch fehlt das Meterspurgleis (in Seitenlage). Das Tunnelportal täuscht eine Streckenverlängerung vor …
tiv auffällt, denn man betrachtet den Zug von links kommend bis in den Einschnitt in Höhe der Zeche Martha. Dann verschwindet er und gelangt bei der Sprockhöfeler Straßenüberführung, ebenfalls an einem Einschnitt gelegen, wieder ans Tageslicht. Der Straße entlang verläuft auch die Segmentfuge der beiden Anlagen. Nach unseren gemeinsamen Projekten – zum einen die anstehende Veröffentlichung und zum anderen der Auftritt bei Ausstellungen – werden sie ihren neuen Platz in den jeweiligen Hobbyräumen finden. Die beschriebenen Anlagen sind aber jederzeit wieder passend zusammensetzbar.
Sie zerteilt quasi das Werksgelände beim sog. „Landabsatz“. Eine Förderbandbrücke war erforderlich – mehr dazu im Folgenden. Die Strecke endet zunächst im rechten Winkel vor der Kulisse in einem kurzen Tunnel. Eine entsprechend große Öffnung für eine Weiterführung ist bereits vorhanden. Zur Gleisverlegung kam in diesem Bereich ausschließlich das neue H0mMaterial von Peco mit Code-75-Profilen zum Einsatz. Die Schwellenlage entspricht eher der Zielgruppe in der Schweiz, aber auch bei uns wirkt es nachbehandelt überaus realistisch. Gerade in der gewählten Form, in Seitenlage der Straße und auf eigener 29
Die Grundplatte der Kibri-Kirche diente beim Aufbau als Basis, im Bild links wurde die Platte bereits wieder entfernt. Unten: Die Kirche hat ihren endgültigen Platz gegenüber der Zeche gefunden.
Trasse, sollten die Schwellen schon deutlich erkennbar sein. Aber nicht nur Industrielandschaft gibt es auf dem Kirchberg, sondern auch das namengebende Gotteshaus.
Kirche Nun ist das so eine Sache – Industrie und direkt daneben eine Kirche! Im Ruhrgebiet und auch in anderen Industrieregionen schloss sich das nicht aus. Auf der Suche nach einem geeigneten Bausatz stießen wir auf das schöne Kibri-Modell „Aumenau an der Lahn“ (B-9774). Mit den maximalen Ausmaßen 24 x 17 cm ist es geradezu prä-
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destiniert für den angestrebten Standort. Neben der Haltestelle der Linie 12 soll die Kirche leicht erhöht zu stehen kommen. Eine Freitreppe (Faller-Sortiment) führt vom Vorplatz zum überdachten Eingangsportal. Das Modell ist in Bruchsteinmanier ausgeführt, Dach und Teile des Turmes hat man in Schiefer dargestellt. Die Strukturen überzeugen; Grund genug den Bausatz unverändert zu verwenden. Nur die Farbgebung sollte mehr betont werden. Zum Einsatz dafür kamen abermals matte Dispersionsfarben (Baumarkttube oder Noch-Set). Die Fugen wurden hellgrau ausgelegt. Ratsam ist es, die entsprechende Wand in der Waage-
rechten für den Farbauftrag zu platzieren. Die Strukturen konnten anschließend mit einem Borstenpinsel aufgetragen werden. Durch eine entsprechende Auswahl gelang der typische Eindruck des sog. „Ruhrsandsteins“. Dieser ist gelblich braun und neigt mit zunehmendem Alter zu einer Dunkeltönung. Der bläuliche Schieferton der Kibri-Basis war zu „blau“. Mit einer gezielt gemixten Graumischung konnte dem abgeholfen werden. Die Montage ging nach der Beschreibung von Kibri problemlos „über die Bühne“. Die Bodenplatte wurde mittels Punktklebungen an den Sockelteilen als Konstruktionsbasis verwendet. Da
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Zur Nachbildung von Stahlfachwerk waren die Felder zwischen den Trägern mit Mauerplatte zu versehen.
Profile von Faller und Plastruct, Mauerplatten von Vollmer und Kibri und Sprossenfenster aus der Bastelkiste bilden die Basis des Landabsatzes. Die Bemalung (unten) erfolgte mit Dispersionsfarben.
die Kirche herausnehmbar bleiben sollte, entfernten wir den Sockel vor dem Einbau wieder. Nur der Bereich um die Treppen musste bis zur Trassenplatte des Podestes beibehalten werden. Dabei entstand ein Spalt am Fundament ringsherum. Mit Sandspachtel wurde das Gelände bis an die Kirchenmauern heranmodelliert. Dort hinein streuten wir Kunststoffflocken von Heki und Woodland, sowie Grasfasern in verschiedenen Längen von Noch oder Heki. Dabei kamen die bekannte Pumpflasche (Noch) und zur Aufrichtung der Halme ein Staubsauger kurz hintereinander zum Einsatz. Nach der Abtrocknung des Spachtels (ca. 24 Stunden) ließ sich die Kirche vorsichtig herausnehmen und natürlich auch wieder hineinsetzen. Fotografen wissen so etwas zu schätzen! Im gleichen Arbeitsgang
In der Bodenplatte wurde ein Förderband von Kibri vorgesehen (unten).
gestalteten wir die Splittwege. Hier wurde in den feuchten Spachtel zusätzlich feiner Quarzsand gestreut und mit einem Spatel modelliert. Dadurch ergab sich eine optimale Anpassung. In der Nachbarschaft fand dann auch das Pfarrhaus seinen Platz. Direkt am Vorplatz sahen wir ein typisches Mansarddach-Haus aus dem Kibri-Programm vor. Vom Beamtenwohnhaus liehen wir uns das Nebengebäude aus. Das passt alles so ganz gut zusammen
– finden Sie nicht auch? Überschreiten wir nun die Straßenbahnschienen in Richtung Zeche Martha. Zur Rechten finden wir dort einen „hübsch hässlichen“ (frei nach Heinz Erhardt) Zweckbau – den so genannten Landabsatz.
Landabsatz Man hat im Allgemeinen vermieden „gewöhnliches Volk“, gemeint sind damit wohl Kohlenhändler, auf das
Der Komplex ist montiert und die Lücken verspachtelt. Der schmiedeeiserne Fabrikzaun stammt aus dem Pola-Sortiment. Links das Emsemble mit Kirche und Pfarrhaus. MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
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Von der (bestehenden) Kohlenwäsche führt ein überdachtes Förderband zum Landabsatz. Unten eine Gesamtansicht der Situation mit Lkw und Straßenbahn. Fotos: rk
Werksgelände der Zechen zu lassen. Vielmehr sollte die besagte Kundschaft an adäquater Stelle Kohlen und Briketts erhalten. Zu diesem Zwecke errichtete man den sog. Landabsatz. Über dem Straßenniveau befanden sich dort Förderbänder, Bunkeranlagen und Wiegevorrichtungen. Teilweise lagen Letztere in der Bodenplatte als klassische Lkw-Waage. Hier standen in Zeiten der Hochkonjunktur die Händler Schlange. Reizvolle Gelegenheiten für diejenigen, die den Zechenbetrieb beobachten wollten. Wir kommen noch einmal auf das Vorbild bei der Beschreibung der Zeche „Alte Haase“ zurück. Harald Sydow wird dann aus dem Nähkästchen plaudern. Schauen wir uns zunächst den Landabsatz der Zeche Martha an. Als Besonderheit mag hier die Verladung auf die Straßenbahn gelten. Das war zwar eher die Ausnahme, aber es hatte lange
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einen solchen Betrieb auf Meterspur von Essen bis nach Wuppertal gegeben. Bei uns wird das Gaswerk am anderen Ende der Anlage auf diese Weise den nötigen Nachschub erhalten. Zunächst kommt dafür eine abgewandelte Spreewald-Lok (Tillig) nebst Wagen zum Einsatz. Die Option einer Güter-Ellok bleibt offen. Spezialisten könnten mit dem Einwand kommen, dass Kohle aus dem südlichen Ruhrgebiet auf Grund ihrer Beschaffenheit nicht für Gaswerke verwendet wurde. Das ist richtig, aber ein klein wenig Freiheit mag den Autoren erlaubt sein. Kompromisslos hingegen war das Stahlfachwerk des Gebäudes. Kunststoffprofile von Plastruct (Vertrieb Piko) und Faller dienen dabei als statische Elemente. Die Wandfüllungen entstanden aus Backsteinmauerplatten von Vollmer. Die eigentlichen Abstände zwischen den Doppel-T-Trägern erga-
ben sich nach den vorhandenen Fenstern. Die unseren fanden wir in der Bastelkiste. Man kann aber auch auf entsprechende Sortimente von Kibri oder Auhagen zurückgreifen. Zudem bietet der Völkner-Katalog auch einiges in dieser Richtung. Für die Lkw-Beladung sahen wir im Boden eine Öffnung zur Aufnahme des (Kibri-) Förderbandes vor. Die Bahnverladung wurde seitlich mit einer Schute dargestellt. Das Teil stammt aus dem Zubehör der Kibri-Farbenfabrik und war einst ein Belüftungsschacht. Die farbliche Gestaltung haben wir an anderen Beispielen schon beschrieben – hier gab es keine Besonderheiten. Die Förderbandbrücke zur Kohlenwäsche von „Martha“ entstand aus zurechtgeschnittenen und bemalten Welleternitplatten von Kibri. Man könnte so etwas auch aus Dachpappenplatten von Vollmer zaubern – wie es gefällt. Auf jeden Fall wäre das Förderband schon aus Unfallverhütungsgründen immer „eingepackt“ worden. Und wir packen für heute auch unsere „sieben Sachen“ ein und melden uns in der nächsten Folge von der Abzweigstelle „Block Heide“. rk / Harald Sydow
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Conrad-Gleisstopfmaschine mit sb-Motorsatz
Fahrend stopfen Schon vor Jahren bot Liliput die Gleisstopfmaschine der Bauart Plasser & Theurer als motorloses Fertigmodell an. Seit das Modell nunmehr wieder als Bausatz bei Conrad erhältlich ist, bietet der Faulhaber-Spezialist sb-Modellbau auch gleich einen Motorisierungssatz an. Martin Knaden berichtet von der Montage dieses interessanten Dienstfahrzeugs.
D
amit die Gleisstopfmaschinen von Plasser & Theurer nicht noch eine zusätzliche Lokomotive für den Betrieb benötigten, waren sie mit eigenen Antrieben ausgerüstet. So konnten etwa 400 Meter Gleis pro Stunde nachgestopft und bei manchen Maschinen dabei auch gerichtet werden.
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Der Bausatz von Conrad – aus Bachmann-Produktion – enthält insgesamt sieben Spritzlinge. Sie sind bereits in den Farben Gelb, Schwarz und Silbergrau durchgefärbt, sodass keinerlei Lackierungsarbeiten anfallen. Die für eine Gleisbaumaschine relativ großen Fenster sind aus klarem Polystyrol
schlierenfrei gespritzt. Radsätze, Schrauben, Unterlegscheiben und Federpuffer liegen als Metallteile bei. Auf einen Beschriftungssatz wurde verzichtet. Die Bauanleitung ist mit ihren Explosionszeichnungen so übersichtlich und eindeutig gehalten, dass sie ohne jeden Text auskommt. Verkleben lassen sich die Teile mit winzigen Zugaben von handelsüblichem Polystyrolkleber, z.B. Kibri flüssig. Die Passgenauigkeit ist ausgezeichnet, lediglich die Anspritzstellen sollten sorgfältig geglättet werden. Mit diesem Bausatz bietet Conrad eine preiswerte Möglichkeit, ein besonderes Fahrzeug auf die Schienen zu stellen. Auch Anfänger kommen mit der Montage problemlos zurecht.
Motorisierung Wer das Modell jedoch auch beim Einsatz oder während Überführungsfahrten in Bewegung erleben möchte, kann ihm einen Motor von sb-Modellbau spendieren. Die jeweiligen Bausatzteile lassen sich einfacher bearbeiten, wenn man die notwendigen Abänderungen vor der Bausatzmontage durchführt. Hauptsächlich muss die Grundplatte (E2) der Motorisierung angepasst werden. Statt der Aufnahme für das Drehgestell wird eine 10,2-mm-Bohrung eingebracht. Hierzu fixiert man die Platte am besten unter einer Ständerbohrmaschine und bohrt zunächst mit glatt 10 mm. Mit einer feinen Rundfeile wird das Loch dann so weit aufgeweiMIBA-Miniaturbahnen 9/2000
tet, dass sich der Getriebeblock frei darin drehen kann. Die seitlichen Langlöcher und das quer liegende Langloch lassen sich am einfachsten mit einer Laubsäge einbringen. Damit sich der Kardanmitnehmer frei bewegen kann, muss nun nur noch dieser Bereich in der Bodenplatte 0,6 mm tief ausgefräst werden. Hier genügt der Fräseinsatz einer Kleinbohrmaschine. Wem dies zu umständlich ist, kann auch den Kardanbereich vollständig heraussägen, sodass von der 10,2-mm-Bohrung nur noch ein Dreiviertelkreis verbleibt. Zur Führung des Drehgestells genügt das. Das Drehgestell (D6) wird in die seitlichen Blenden und den Kupplungssteg zersägt und mithilfe der beiden Halter am Getriebeblock verklebt. Jetzt kann die Einheit in die Grundplatte eingesetzt und mit der Schneckenwelle gegen Herausfallen gesichert werden. Der schwungmassenbestückte Faulhaber-Motor wird im Abstand von 4,8 mm zwischen Stufe und Schwungmasse ebenfalls an die Grundplatte (E2) geklebt, zuvor muss jedoch die Kardanwelle eingesetzt werden. Nach dem Anlöten der Stromkabel kann ein erster Funktionstest erfolgen. Ist dieser erfolgreich absolviert, wird der Sitz (E3) aufgeklebt. Auf den Luftkessel (F10) muss verzichtet werden. Bevor die Antriebseinheit in das Hauptgehäuse eingesetzt werden kann, muss dort ein kleiner Steg ausgefräst werden, damit die Rundung des Motors genügend Platz findet. Die Fenstereinsätze der kleineren Kabine sollten spätestens jetzt montiert werden, da das Einsetzen der Grundplatte recht stramm erfolgt und man sich so ein unnötiges Demontieren erspart. Ein Verkleben der Platte ist nicht notwendig und für den Fall einer Motorwartung auch nicht zweckmäßig. MK
Der Motorisierungssatz besteht aus einem präzise gefrästen Getriebeblock, einem Motor mit großer Schwungmasse, den Kardanund Schneckenwellen und zwei Halterungen für die Drehgestellblenden.
NEUHEIT
Die Antriebsteile werden sämtlich auf die Grundplatte (E2) gesetzt. Dazu ist diese mit einigen Löchern zu versehen. Insgesamt ist der Einbau jedoch nicht sonderlich aufwändig.
Fotos: MK
Kurz + knapp • Plasser & Theurer Gleisstopfmaschine: Bausatz, Art.-Nr: 212759-02, DM 29,95 OBW 10: – unmotorisierter Bausatz, Art.-Nr 212522-02, DM 24,95 – motorisiertes Fertigmodell, Art.-Nr. 212523-02, DM 99,95 Schotterwagen, Typ Ommr 33 (ex-Villach) Fertigmodell, Art.-Nr. 212521-02, DM 29,95 Sparset (Gleisstopfmaschine, motorisierter OBW 10 und Schotterwagen), Art.-Nr. 212525-02, DM 149,– Erhältlich bei: Conrad, Klaus-Conrad-Str. 1, 92240 Hirschau, Tel.: 0180/5 31 21 11 • Motorisierung für Gleisstopfmaschine, Art.-Nr. 25029, DM 235,– Erhältlich bei: sb-Modellbau, Ilzweg 4, 82140 Olching, Tel.: 0 81 42/1 27 76
Oberbauwagen 10 als Bausatz Bei Conrad erhältlich ist auch der OBW 10, der sowohl als Bausatz wie als motorisiertes Fertigmodell angeboten wird. Der Bausatz besteht ebenfalls aus durchgefärbten Spritzlingen und montiert sich ähnlich einfach wie die Gleisstopfmaschine. Da der „Sandhaufen“ als Gewicht nicht unbedingt gebraucht wird, ließe sich die nach unten offene Pritsche mit einer dünnen Kunststoff- oder Holzplatte abdecken um so eine Variante zur motorisierten Version darzustellen. Eine nachträgliche Motorisierung ist mangels Ersatzteilen nicht möglich, weshalb Interessenten hier lieber zum Fertigmodell greifen sollten. Dieses ist dann auch vollständig beschriftet. MK
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Dafür sprechen die folgenden Argumente: ■ Zwei rechtwinklig zueinander liegender Anlagenschenkel (L-Form) bieten in der Regel relativ viel Platz für einen Bahnhof. ■ Ab etwa 900 mm Radius beginnen gebogene Bahnsteige auch für lange Wagen erträglich zu werden, allerdings zuerst nur, wenn die Bahnsteigkanten an der Bogen-Außenseite liegen. ■ Wenn die Anlagenecke nur von innen betrachtet werden kann, fallen die das Vorbild höhnenden Versätze zwischen den Enden langer Wagen wenig auf. Die Bahnsteigkante wird vom Zug verdeckt. Verborgen bleiben somit die bisweilen beträchtlichen Lücken, die ein Miniaturreisender zu überspringen hat.
VORBILD + MODELL
Bertold Langers kleine Bahnsteigkunde (2)
Bahnsteige am gebogenen Gleis Nicht selten kommen Modellbahner in die Verlegenheit, Bahnsteige in Gleisbögen zu legen. Bertold Langer hat nachgeforscht, was aus den Normen Europäischer Modellbahner (NEM) dafür abzuleiten ist. Außerdem präsentiert er auf den nachfolgenden Seiten Zeichnungen einer überdachten Bahnsteigunterführung.
Z
war sollte man tunlichst vermeiden einen Bahnsteig in eine enge Kurve zu legen, doch trotzdem wird sich dies nicht immer umgehen lassen. Notorische Platzbeschränkung zwingt uns manchmal dazu. Gegen Bahnsteige im engen Bogen spricht: ■ Je länger die eingesetzten Wagen, desto weniger gut sehen sie an der gebogenen Bahnsteigkante aus. ■ Waren schon beim geraden Modellbahnsteig die Abstände zwischen den Wagenseiten und der Bahnsteigkante
R 225 250 275 300 325 350 400 450 500 550 600 700 800 900 1000 1200 1400 1600 1800 2000 2500
E für N A B C
E für TT A B C
E für H0 A B C
3 3 3 2 2 2 1 1 1 0 0 0 0 0 0
– *) *) 5 4 4 3 3 2 2 1 1 0 0 0 0 0 0
– – – – *) *) 7 6 5 4 4 3 3 2 2 1 1 0 0 0 0
5 5 4 4 3 3 2 2 1 0 1 0 0 0 0
7 6 6 5 5 5 4 3 3 2 2 2 1 1 0
– *) *) 7 6 6 7 4 4 3 3 2 2 1 0 0 0 0
*) Radien nicht zu empfehlen
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– *) *) 10 9 8 5 6 5 4 4 3 3 2 1 1 1 0
– – – – *) *) 11 9 8 7 6 5 4 3 3 2 2 1 1 0 0
– – – – *) *) 14 14 11 10 9 7 6 5 4 3 2 2 1 1 0
Maße in mm
Planungs-Tipp
viel zu groß, so vergrößert sich dieser Abstand beim gebogenen zusätzlich. Je enger der Radius und je länger die Fahrzeuge, desto mehr muss hinzugegeben werden. ■ Sollen Reisezüge im gebogenen Bahnsteiggleis neu zusammengestellt oder um Kurswagen ergänzt werden, gibt es Schwierigkeiten mit der für Reisezüge obligatorischen Kurzkupplung. Gleich welches Fabrikat: Kurzkupplungen lassen sich in Radien unter 1000 mm kaum zusammenbringen.
Obwohl ich Ihnen die Skizze eines vorwiegend im Bogen liegenden kleinen Bahnhofs präsentiere, neige ich einer anderen Lösung zu. Der Bahnhof sollte so in der Ecke angeordnet sein, dass nur die Einfahrten im Bogen liegen, der Hauptteil der Bahnsteige selbst jedoch in der Geraden. Dies ergäbe einen Winkel von 45° gegenüber den beiden Zufahrten. Damit ragt die Anlage dummerweise weiter in den Modellbahnraum hinein und lässt ihn selbstverständlich kleiner erscheinen.
NEM 103: Umgrenzung des lichten Raumes bei Gleisführung im Bogen NEM 102 legt das Profil fest, in welches kein fester Gegenstand hineinragen darf (vgl. den ersten Teil dieser Folge in MIBA 8/00). In Bögen ist es abhängig vom Radius und von der Länge der verwendeten Fahrzeuge zu vergrößern. Für Bahnsteigkanten im Bogen spielt diese Profilerweiterung immer eine Rolle. Es gibt die Längen-Kategorien A, B, und C. Je kleiner der Radius und je länger ein Fahrzeug, desto größer wird das Zusatzmaß (E). E muss jeweils doppelt genommen werden. Links: Auszug aus der Tabelle für E in NEM 103. NEM 103: „Für die Erweiterung ist der seitliche Ausschlag der Fahrzeuge bestimmend. Den größten seitlichen Ausschlag weisen Drehgestellwagen zur Bogen-Innenseite hin auf. Die Länge des jeweils eingesetzten Drehgestellwagens ist somit ausschlaggebend für die Größe des Maßes E.” Für die Wagengruppen A…C schaut NEM 103 nach den Kastenlängen und Drehzapfenabständen des Vorbildes. Gruppe A: 20,0 m / 14,0 m; Gruppe B: 24,2 m / 17,2 m; Gruppe C: 27,2 m / 19,5 m. Ein verkürzt nachgebildeter 26,4-m-Wagen mit dem Längenmaßstab 1:100 fällt selbstverständlich in Gruppe B. Der Wert für Gruppe A soll möglichst nicht unterschritten werden, auch wenn keine Drehgestellfahrzeuge verwendet werden.
Baugröße Wagengruppe A Wagengruppe B Wagengruppe C
N
TT
H0
125 mm 151 mm 170 mm
167 mm 202 mm 227 mm
230 mm 278 mm 313 mm
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Stw Beamtenhaus GS
Freiladegleis
Skizze 1:10 für Baugröße H0
Kopframpe Aufstellgleis
Doch sollte man diesen Nachteil in Kauf nehmen. Lok und erster Wagen eines Zuges können getrost schon im gebogenen Bereich planmäßig zum Stehen kommen, wenn der Radius dort auf kurzer Strecke etwa 1000 mm groß ist. Da es zwischen Loks und Wagen keine Ziehharmonika- oder Gummiwulst-Verbindung gibt, darf die Lok auch auf engerem Bogen halten. Elektro- und Dieselloks sind ja beträchtlich kürzer als lange Reisezugwagen und Schlepptenderloks bestehen ohnehin jeweils aus zwei Fahrgestell-Einheiten. Man sollte also so planen, dass der Übergang von der Eingangskurve mit minimal 600 mm Radius für H0 zum geraden Bahnsteigabschnitt kontinuierlich erfolgt. Die Lok sollte auf etwa 800 mm Radius zum Stehen kommen, der erste „Lange“ auf 1000 mm. So erhält man wirklich überzeugende Bahnsteige „im Bogen“.
EG
Seitenrampe WC Ausziehgleis
Die Radien in diesem Bahnhof betragen 1020 mm, 920 mm und 866 mm. Der Abstand von Bahnsteigkante und Gleismittellinie ist jeweils am Bedarf von Wagengruppe C ausgerichtet. Die Lücken zur Bahnsteigkante im Plattformbereich der Wagen sind selbst bei diesen großen Radien erheblich; daher sollte man nur die Bahnsteigkanten an der Bogen-Außenseite nutzen. Zum Schutz der Reisenden auf dem Mittelbahnsteig könnte man sich ein hüfthohes Eisengeländer zu Gleis 1 hin vorstellen. Aus der Skizze wird wahrscheinlich klar, dass der Bahnhof im Bogen durchaus seine Vorteile hat. Güterabfertigung und eventuell Betriebswerk können an den Bahnhofsköpfen angeordnet werden. Werden sie zwischen vorderem Anlagenrand und Gleis aufgebaut, so spart man Platz. Doch schränkt dies die Sicht auf die Züge ein wenig ein. Raster: 100 mm x 100 mm.
Erweitertes H0Lichtraumprofil nach NEM 103
Recht brutal nimmt sich die Erweiterung E nach beiden Seiten aus, hier maximales E: 14 mm für Wagengruppe C bei 400 mm Radius. Doch es kommt nicht so heiß, wie es – theoretisch – gekocht wurde. Das Basismaß B4 für den Stromabnehmerbereich bleibt wie im Ausgangsprofil nach NEM 102. Man geht offensichtlich davon aus, dass die Pantographen über den Drehgestellen montiert sind. Zu diesem Problem später vielleicht einmal mehr, wenn es um die Oberleitung geht.
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Keine Chance: 400 mm Radius in H0 und Wagengruppe C, das wirkt lächerlich. Außenbahnsteig nicht möglich, Innenbahnsteig erst recht nicht, es sei denn, man setzt nur Mitteleinstiegswagen ein und schließt die Endplattformtüren zu. Das dunklere Gelb bezeichnet die Breite für Gruppe A, worunter etwa die BR 103 mit ca. 210 mm Kastenlänge fällt. Bahnsteigsrelevant ist Maß B3 + 2E in der Zeichnung links.
Unten: Paradiesische 1200 mm Radius in H0, aber ein Innenbahnsteig ist immer noch nicht drin, weil die Plattformenden zu viel Abstand von der Bahnsteigkante hätten.
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Idee und Zeichnungen: Bertold Langer
Ein Regendach für die Unterführung Ohne Gefahr von Bahnsteig zu Bahnsteig oder zum Empfangsgebäude: Dafür gibt es Unterführungen. In unseren Breiten sollten sie gegen Regen, Schnee und Wind geschützt sein. Wenn
es keine Bahnsteigüberdachung gibt, helfen überbaute Niedergänge. Ich hatte zwar kein konkretes Vorbild, aber Gebäude nach diesem Entwurf könnten beinahe überall stehen – vielleicht auch bald auf Ihrer Anlage. Das Wichtigste an diesem Projekt sind selbstverständlich die Treppen. Zwar können Sie selbst welche her-
stellen, etwa aus Evergreen-Polystyrolprofilen 3 mm x 2 mm, doch dies scheint mir mühsam, und vielleicht erreichen Sie nicht das erhoffte Resultat. Der Faller-Treppensatz 519 bietet dem H0er das Gewünschte. Allerdings macht man sich dann in gewisser Weise von den vorgegebenen Breiten
Das oberirdische Gebäude ist nur so lang wie die Treppe und ein kurzer gegen Schlagregen schützender Vorplatz. Den Eingang zum Bahnsteigtunnel deckt ein Oberlicht, welches hier günstige Beleuchtungsverhältnisse schafft. Wem eine Eisenkonstruktion mit Drahtglasdeckung zu aufwändig ist, der behilft sich mit Glasbausteinen in Perronniveau.
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Die Entstehung dieses Gebäudes datiere ich auf die Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Aber es könnte auch in den frühen Zwanzigern gebaut worden sein. Es handelt sich um eine Stahlbeton-Konstruktion, welche wahrscheinlich mit Ziegeln ausgefacht ist. Die 45°-Ecken der Fenster ergeben sich daraus, dass die Anwender der neuen Bauweise Konsolen für die Auflage der Horizontalbalken für nötig hielten, hier vielleicht nur aus ästhetischer Rücksicht, denn zu tragen ist nicht viel. Um das Bauwerk am oberen Ende stabil zu verspannen besitzt es vermutlich BetonQuerbalken, die vorgefertigte armierte Betonplatten tragen. Der Dachstuhl besteht aus Holzbalken. Ist er nicht frei tragend, können die Mittelstützen durchaus auf den recht starken Betonbalken stehen. Die Dachhaut ist Kupferblech, dessen grüne Patina die Zeichnung andeutet.
35 mm
Die N-Kollegen sollen nicht zu kurz kommen: Das Gebäude wurde entsprechend verkleinert (MN = MH0 x 0,54). Doch der Bahnsteig ist im Verhältnis ein wenig breiter, was ihm sehr gut bekommt. Übrigens könnte auch der Niedergang breiter werden, denn hier wirkt er wie ein enger Schlauch (nur gut, dass wir selbst ihn nicht benützen müssen). Aber verbreitern lässt er sich nur, wenn wir uns von minimalen Bahnsteigbreiten verabschieden können.
Rechts: Rückgriff auf MIBA 8/00. Dort habe ich die Anordnung von Bahnsteig-Niedergängen bereits skizziert. Mein konkreter Vorschlag hier erlaubt es, die Skizze zu aktualisieren. Gleis 2 und 3 sind die durchgehenden Hauptgleise dieses Bahnhofs. Der Hausbahnsteig dient nur untergeordneten Rangierzwecken und als Refugium für zu überholende Züge. Da die Strecke relativ stark befahren wurde, mussten schienengleiche Überwege beseitigt werden. Ob sie heute noch notwendig sind? Wir wollen es hoffen – doch über mangelnden Verkehr auf unseren Anlagen haben wir Modellbahner ja meist nicht zu klagen. Zeichnung 1:10 für H0
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Der Unterbau besteht ausschließlich aus Polystyrolplatten. Aus dem Faller-Treppensatz 519 nimmt man zwei schmale Treppen, kürzt sie entsprechend und klebt beide nebeneinander auf einen 1 mm starken Polystyrolabschnitt (vgl. Unterlage 1 mm PS). Treppen vorher entgraten; die Klebenaht wird man spachteln und schleifen müssen; Dispersionsspachtel kann in die noch klebefeuchte Naht eingebracht werden um die Haftung am Kunststoff zu verbessern. Zunächst baut man den Treppenunterbau (rosa). Um ihn herum kommen dann die Wände des Unterführungs-Zugangs (grau). Wenn Sie die Zeichnung auf doppelte Größe bringen, können Sie sie als H0-Vorlage nutzen.
abhängig. So entstand mein Entwurf für zwei nebeneinander verklebte schmale Treppenstreifen, womit sich 24,5 mm Gesamtbreite ergibt. Kleben Sie die breiteren zusammen, erhalten Sie 31 mm. Diese Breite würde ich vorziehen, aber dann wird das gesamte Gebäude breiter und damit auch der Bahnsteig. Wenn eine Modellbau-Kreissäge zur Hand ist, lassen sich im vorgegebenen Rahmen beliebig breite Treppen herstellen. Allerdings sollten die Streifen gerade dann auf einen Träger aus Polystyrolplatten geklebt sein (s. Skizze und Bildtext oben). Die an sich sauber gespritzten Treppenteile müssen zudem durch einen Unterbau gerade gehalten werden; sie kommen leicht gebogen aus dem Beutel und weisen von Einspritzstelle zu Einspritzstelle eine ganz leichte Wellenlinie auf. Nicht ganz einfach ist es, die richtige Neigung der Treppen herauszukriegen, aber auf ein oder zwei Grad kommt es nicht an. Jedenfalls stimmt die Zeichnung oben – auf das Doppelte vergrößert – mit der Faller-Treppe überein, die Zeichnung auf der vorhergehenden Seite tut dies nicht.
Wichtiges und Unwichtiges Jeder Bastler hat zu entscheiden, was ihm bei seinen Projekten wichtig ist. Ich war da ein wenig unsicher: Der Niedergang führt deshalb so sehr in die Tiefe, weil Miniaturreisende ohne Kopfeinziehen unter dem Bahnhofsbrett hindurchkommen sollen. Beim Vorbild muss es nicht immer so tief sein; es kommt dort darauf an, wie die kleinen Brücken für die Gleise konstruiert sind, etwa aus Stahlbeton, als Stahlbrücke mit seitlichen Trägern oder als Netz von genieteten Doppel-TTrägern, welches mit Ziegel-Kappengewölben ausgefacht ist. Wenn es Ihnen wichtig erscheint, können Sie 40
einen Schlitz ins Bahnhofsbrett sägen und eine dieser Varianten nachbauen. Doch bei diesem völlig zugebauten Niedergang kann man in die Eingänge der Bahnsteigtunnel gar nicht hineinblicken, es sei denn Sie verwenden für das Oberlicht durchsichtiges Glas und bevölkern die Tiefe: eine Art Aquarium als versteckter Blickfang für den Anlagenvordergrund.
Übliche Polystyrol-Technik Über den Umgang mit diesem Material ist in der MIBA hinlänglich berichtet worden, hier deshalb nur das für diesen Bau Besondere. Die Seitenwände über der Erde können aus fünf Lagen bestehen: 1-mm-PS für die Wand, 0,5-mm-PS für die Ebene der Fensterrahmen, 0,5 mm starkes klares PS für die Fenster und dann wieder 0,5 mm und 1 mm. Die unterirdischen Gebäudeteile sollten aus stärkeren PS-Platten bestehen, etwa 2 mm. Diese Stärke lässt sich mit dem Messer nicht hinreichend exakt bearbeiten, also muss eine Modellbau-
Kreissäge mit genügend langem Anschlag her um die Teile einigermaßen gerade zu bekommen. Für sensible Ecken nehmen Sie die OriginalPlattenkanten, die hoffentlich einen oder zwei rechte Winkel aufweisen. Bauen Sie zuerst den unterirdischen Teil. Kleben Sie dann eine Seitenwand des oberirdischen auf; die andere folgt sogleich, wobei Sie penibel messen müssen, damit später ein wirklich rechtwinkliger Quader entsteht. Vorder- und Rückwand passen Sie dem Breitenmaß an, welches die Seitenwände vorgeben. Sie müssen also ein wenig flexibel bleiben, wenn Sie möglicherweise etwas aus meinen – immerhin recht genauen – Skizzen machen wollen. Solche Gebäude wären etwas für die Zubehörindustrie, einfach nur zum Draufstellen, aber wer‘s lieber mit Tiefgang hat, der bekäme einen solchen aus einem Zusatz-Bausatz. Ein Tipp: Die wunderschönen Exemplare im Bf Roth (Mittelfranken) sind dem Tod geweiht, rettet sie wenigstens als Modell! bl
Wer mit dem Computer zeichnet, ist fein raus, denn die Hilfslinien fürs Anlegen des Schneidelineals entstehen flugs mit der Zeichnung. Sie sollten möglichst lang sein, damit man ausreichend „Führung” hat. Doch verwirren dürfen sie trotzdem nicht.
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VORBILD
Die Diesellok DE-AC33C von Adtranz
Katze auf Schienen Seit beinahe drei Jahren bietet der „blaue Tiger“ einen höchst ungewohnten Anblick auf deutschen Schienen – in dieser Zeit wurde die Lok von der DB Cargo und verschiedenen Privatbahnen ausgiebig getestet. Nicht nur bei dem attraktiven Design, sondern auch bei der Antriebstechnik ging man beim Hersteller Adtranz neue Wege.
B
ereits im November 1995 vereinbarten der amerikanische Hersteller General Electric Transportation Systems (GETS) und ABB DaimlerBenz Transportation (Adtranz) die gemeinsame Entwicklung und Bau einer neuen Lok mit einem modernen dieselelektrischen Antrieb. GETS liefert dabei den Dieselmotor, die Generatoren, die Fahrmotoren und die Loksteuerung, Adtranz ist für die Gesamtkonstruktion und den mechanischen Teil verantwortlich. Zugkraft und Leistung der projektierten Lok sollten den bekannten schweren amerikanischen Dieselloks nahe kommen, die Radsatzlast dage-
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gen unter 25 t liegen. Auf diesen Punkt wurde bei der Konstruktion besonderer Wert gelegt, denn schließlich sollte die Lok und die daraus abgeleitete Typenfamilie weltweit eingesetzt werden können. Aus diesem Grund wurde auch ein modularer Aufbau gewählt, um die Maschine den Bedürfnissen der jeweiligen Kunden entsprechend anpassen zu können. Nach nur einem Jahr erfolgte am 12. November 1996 schon der Rollout des Prototyps im ehemaligen HenschelWerk in Kassel, die EBA-Zulassung der auf den Namen „Blue Tiger“ getauften Lok wurde am 16. Oktober 1997 erteilt. Seit dieser Zeit ist sie mit der Betriebs-
nummer 250 001 im gesamten Bundesgebiet zu ausführlichen Testfahrten unterwegs. Die Lok war dabei nicht nur auf den Gleisen der DB Cargo, sondern auch bei Privatbahnen wie der Dortmunder Eisenbahn, den Verkehrsbetrieben Peine-Salzgitter (VPS) und den Häfen und Güterverkehr Köln (HGK) zu sehen. Besonders bemerkenswert sind vor allem die Einsätze vor den schweren Kaliganzzügen zwischen dem thüringisch-hessischen Abbaugebiet und dem BASF-Werk in Ludwigshafen. Gerade hier durfte die Lok zeigen, was in ihr steckt; die in sie gesetzten Erwartungen wurden bravourös erfüllt. Herzstück des Antriebs ist der bewährte, mittelschnell laufende Dieselmotor GE 7FDL 12 von GETS mit einer Leistung von 2460 kW. Eine elektronische Einspritzung senkt dabei den Kraftstoffverbrauch und verbessert so zugleich die Emissionswerte. Der eingebaute Generator ist mit dem Dieselmotor zu einer festen Einheit MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
Oben: Der Tiger auf dem Sprung. Dank den vorzüglichen Fahreigenschaften kann die DE-AC33C – so die offizielle Bezeichnung – für viele Zwecke eingesetzt werden. Am 10.7.1999 war die Lok mit einem Sonderzug im Bahnhof Tübingen unterwegs. Rechts: Besonders auffällig ist das markante „Gesicht“ der Lok. Fotos: B. Mrugalla Links: Vor den schweren KaliGanzzügen der BASF konnte der „Blue Tiger“ seine Kräfte beweisen – auf sanften Pfoten, wenn auch nicht gerade leise – kann er aber ebenso daherkommen … Foto: Wolfgang Klee
verbunden. Als Leistungsübertragung zu den Fahrmotoren setzte GETS die GTO-Technik ein; der „Blue Tiger“ verfügt über eine Einzelachssteuerung mit sechs luftgekühlten GTO-Einheiten je Wechselrichtereinheit. Der eigentliche Antrieb der Lok erfolgt über sechs Drehstrommotoren, die jeweils über ein einstufiges Getriebe mit den Radsatzwellen verbunden sind. Jeder der Fahrmotoren verfügt über einen fahrtrichtungsunabhängigen Sensor, mit dessen Hilfe die zugehörigen Wechselrichter gesteuert werden. Sie ermöglichen eine feinfühlige Regelung selbst noch bei Kriechgeschwindigkeit. Das Konzept des Lokkastens mit dem schmalen Aufbau und den offenen Seitenstegen entspricht weitgehend den amerikanischen Gepflogenheiten – so könnte der „Blue Tiger auch mit nur einem Führerhaus ausgestattet werden. Ebenso möglich ist auch ein geschlossener Lokkastenaufbau, wie er in unseren Breiten eher gebräuchlich ist. lk MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
Auf immerhin 24 m Gesamtlänge bringt es der „Blaue Tiger“. Dank dem Modulkonzept des Aufbaus könnte dieser freilich auch ganz anders ausfallen – so wäre nur ein Führerhaus ebenso denkbar wie geschlossener breiter Aufbau ohne die Seitenstege; in dieser Form wurde die Lok mittlerweile an die pakistanische Staatsbahn geliefert.
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Die markante Form der Frontscheibe und das kräftige Blau geben der Lok einen unverwechselbaren Charakter. Fotos: gp
Einzelgängern haftet häufig etwas Besonderes an und ihr Erscheinen ruft nicht selten Ehrfurcht hervor. Die progressive Optik und der unverkennbare markige Dieselsound des Antriebsaggregats geben der Lok fast Kultstatus. Ob das Modell von Mehano zum Kultobjekt wird, zeigt nicht nur der Test von Bernd Zöllner, sondern sicherlich auch die verkauften Stückzahlen.
D
as markante Erscheinungsbild des Blue Tiger beeindruckt auch in der Umsetzung als maßstäbliches MehanoModell. Das liegt an der beachtlichen Länge, an der Fülle der Details und schließlich an der korrekten Wiedergabe der farblichen Gestaltung des Vorbildes. Überzeugend sind die fein gravierten Details, die insbesonders im Dachbereich dem letzten Stand des Vorbildes entsprechen: Die Maschung der Lüftungsgitter, die vielen Klappen und Türen am Maschinenraum oder das Warzenblech des Umlaufes. Beachtenswert sind auch die separat sehr gleichmäßig angesetzten Griffstangen aus Draht an der Oberkante des Maschinenraumes oder die feinen und absolut geraden angesetzten Griffstangen aus Kunststoff an den Führerstandstüren. Stirn- und Seitenfenster der Führerstände sind sehr präzise eingesetzt. Die angravierten und schwarz bedruckten Scheibenwischer wirken vorbildgerecht zierlich. Die Nachbildungen der Drehgestelle überzeugen durch ihren mehrgliedrigen Aufbau (Bremsklötze in Radebene) und die zahlreichen separat angesetzten Teile (Sandkästen, Indusi, Stoßund Schlingerdämpfer, Trittstufen). Alle Teile sind lediglich gesteckt und sitzen nicht sehr fest. Es besteht somit die Gefahr, dass sie sich im Betriebseinsatz lösen. Da die sehr kleinen Berührungsflächen kaum eine vernünftige Klebung zulassen, empfiehlt es sich, alle Steckteile auf der Innenseite der Drehgestellblende mit einem fei44
Der „Blue Tiger“ von Mehano
Pack den Tiger auf das Gleis
Viele leicht ansteckbare Zurüstteile wie Dämpfer und Tritte geben den Drehgestellen ihr filigranes Aussehen.
nen Lötkolben mit dieser zu verschmelzen. Die an der Stirnseite nachzurüstenden Teile lassen sich dank verjüngter, quadratischer Zapfen leicht anstecken. Bis auf einige kleine Einschlüsse macht die Lackierung einen guten Ein-
druck. Während die blaue Lackierung der Führerstände trotz des schwierigen silbernen Untergrundes gut deckt, ist dies bei den Drehgestellen leider nicht so gut gelungen. Die Zurüstteile der Drehgestelle sind silbern eingefärbt. MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
MIBA-TEST
Immer wieder beeindruckend ist die Länge des ADtranz-Prototyps.
Maßstab 1:160
Meßwerte „Blue Tiger“ Gewicht Lok: Haftreifen: Messergebnisse Zugkraft Ebene: 30 ‰ Steigung:
Maßtabelle BR 250 „Blue Tiger“ von Mehano in H0
460 g 4 106 g 100 g
Geschwindigkeiten (Lokleerfahrt) Vmax: 179 km/h bei 12 V VVorbild: 120 km/h bei 8,3 V Vmin: ca. 12 km/h bei 2,5 V NEM zulässig 168 km/h bei 12 Volt Auslauf aus Vmax: aus VVorbild:
210 mm 115 mm
Lichtaustritt Stirnbeleuchtung: Schlussbeleuchtung:
ab 88 km/h bei 6,5 V ab 179 km/h bei 12 V
Schwungscheibe Anzahl: Durchmesser x Länge:
1 17,8 mm x 15,0 mm
Preis ohne/mit Loksound-Dec. DM 200,–/470,–
Beachtenswert dagegen ist die Nachbildung des schwarzgelben Warnanstriches an den Schrägen des Umlaufes und die präzise Bedruckung sowohl des springenden Tigers als auch der mehrfarbigen umfangreichen Beschriftung. MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
Längenmaß Länge über Puffer:
Vorbild
1:87/NEM
Modell
24 040
276,3
275,6
Höhenmaß über SO Dach über SO:
3 910
44,9
45,6
Puffermaße Puffermittenabstand Pufferhöhe über SO: Pufferlänge:
1 750 1 050 620
20,1 12,1 7,1
20,2 11,5 20,1
Breitenmaß Breite Lokkasten:
2 800
32,2
32,7
18 400 3 700
211,5 42,5
211,5 42,5
1 067
12,3
12,3
14,3+0,1 1,2max 0,7-0,9 2,8min
14,4 1,0 0,8 2,85
Radstände Gesamtachsstand: Drehgestell-Achsstand: Raddurchmesser: Radsatzmaße entsprechend NEM Radsatzinnenmaß: Spurkranzhöhe: Spurkranzbreite: Radbreite:
Technik Das Gehäuse aus Kunststoff ist auf den Zinkdruckgussrahmen mit vier Rastnasen aufgeklipst und lässt sich dank einer mechanischen Verdrehsicherung nicht falsch herum aufsetzen.
– – – –
Ein zentral angeordneter Motor treibt über zwei Kardangelenke und je ein kombiniertes Schnecken-/Stirnradgetriebe alle Achsen in den Drehgestellen an. Kugelig ausgeformte Drehzapfen tauchen tief in die Metallrahmen der Drehgestelle ein. In die 45
Die Beschriftung ist sauber und mehrfarbig ausgeführt. Zu beachten ist die gelb/schwarz gestreifte Warnfläche auf dem Umlauf.
Rahmen und Drehgestelle sind aus Metalldruckguss. Etwas unpräzise ist die KK-Deichsel im Lokgehäuse geführt. Der Motor ist im Lokrahmen in weichen Kunststofflagerschalen gelagert. Unterhalb des Motors ist Platz für den Lautsprecher.
Achslagerblenden aus Kunststoff sind die Radschleifer integriert, die von der Rückseite aller Räder den Strom abnehmen. Das Modell läuft leise und taumelt nicht. Das nicht ganz optimal ausgelegte Getriebe führt zu einer zu hohen Endgeschwindigkeit und weniger ausgeprägten Regelmöglichkeit im unteren Geschwindigkeitsbereich. Die ermittelte Zugkraft ist eher als durchschnittlich zu bezeichnen. Das geringe Auslaufvermögen bei vorbildgerechter Geschwindigkeit ergibt sich aus der zu geringen Übersetzung des Getriebes und aus dem – bedingt durch die schmalen Aufbauten – begrenzten Durchmesser der Schwungscheibe. Über die Schaltplatine oberhalb des Motors laufen alle elektrischen Verbindungen, sie enthält auch die Schnittstelle nach NEM 652. Der freie Platz im Lokrahmen dient dem Loksound-Decoder zur Unterbringung (nur in der entsprechenden Variante). Eine Lagerschale aus Kunststoff sorgt für die nötige Isolierung. Der Lautsprecher befindet sich unter dem Motor im Tank der Diesellok. Er gibt das Originalgeräusch des „Blue Tigers“ wieder. Die Stirn- und Schlussbeleuchtung erfolgt durch sockellose Glühbirnchen, die weit hinten im Rahmen stecken. Dies führt zu langen, mehrfach abgewinkelten Lichtleitkörpern mit entsprechend geringer Lichtausbeute, besonders beim Schlusslicht. Das Modell ist mit Normschacht und Kurzkupplungskulisse ausgeführt. Die im Gehäuse geführte Kupplungsdeichsel hat allerdings etwas viel Spiel. Dadurch kann es vorkommen, dass bei großer Anhängelast die Deichsel so zur Seite gedrückt wird, dass der erste Wagen entgleist. Hier sollte an der Präzision noch etwas getan werden. Eine sehr aufwändig gestaltete Bedienungsanleitung, die sogar den Schaltplan aller Modellvarianten enthält, lässt in Bezug auf Zurüstung und Wartung keine Fragen offen.
Fazit Das Preis-/Leistungsverhältnis ist als gut zu bezeichnen. Es wird ein attraktives Lokmodell geboten, das in der Ausführung mit dem Loksound-Decoder noch zusätzlich die Attraktivität steigert. Die Getriebeabstimmung könnte etwas besser sein. Der lastgeregelte Decoder kompensiert jedoch ein wenig die zu hohe Getriebeabstimmung. Bernd Zöllner 46
MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
MENSCHEN + MODELLE
Die Aktion „Modellbahn und Schule“ präsentiert sich auch auf allen großen Publikumsausstellungen – nicht nur mit einem eigenen Stand, sondern auch mit Aktionen wie Lehrerinformationsseminaren oder Workshops für ganze Schulklassen. Abbildungen: Gernot Greiner, N-Bahn-Freunde München, Jürgen Lenzen, Lutz Finke
„Modellbahn und Schule“ beschreitet neue Wege
Anlagenbau als Klassenziel
Die übergreifende Aktion des Deutschen Verbandes der Spielwaren-Industrie hat den Titel „Modellbau und Schule“. Sie erstreckt sich auch auf den Flug- und Automodellbau.
Namhafte Hersteller sowie Verlage und Messegesellschaften haben sich zusammengeschlossen um durch eine gemeinsame Initiative zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Praxisorientierter Unterricht soll die Schule attraktiv machen und gleichzeitig dem siechen Modellbahnnachwuchs auf die Sprünge helfen. Das Projekt „Modellbahn und Schule“ will über Anlagenbau konkrete Lernziele und Lehrinhalte vermitteln.
G
eschichte, Physik, Geografie: Schon beim leisesten Gedanken daran werden viele Schüler von Gähnanfällen geschüttelt, und die meisten Lehrer stehen beim Unterricht dieser Fächer einem sichtbar angeödeten Klassenkollektiv gegenüber. Das Pro-
Mehr Infos … … zu Lehrerseminaren, zu den AnlagenProjekten und zum Modulbau-Wettbewerb gibt’s bei: Modellbahn und Schule Wolfgang Nagel Postfach 1130 74871 Sinsheim Tel. 07261/9451212 Fax 07261/9451250 E-Mail
[email protected]
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jekt „Modellbahn und Schule“ will Schluss damit machen, denn, so erklärt Projektleiter Wolfgang Nagel, „Schule soll schließlich Spaß machen – und das nicht nur in den Ferien!“ Daher habe sich die gemeinsame Aktion zum Ziel gesetzt, Schülern und Lehrern Möglichkeiten aufzuzeigen, wie mithilfe von Modellbahn und Anlagenbau naturwissenschaftliche Inhalte praxisnah und kurzweilig vermittelt werden können. Initiiert und gesponsert wird die langfristig angelegte Aktion von namhaften Unternehmen der Branche. Roco und Tillig, Faller und Noch sitzen ebenso im Boot wie die Messegesellschaften von Sinsheim, Dortmund, München, Leipzig und Stuttgart – und natürlich ist auch die MIBA dabei. Neben der Öffentlichkeitsarbeit auf Messen und Ausstellungen, durch Mai-
lings und Presseveröffentlichungen bietet die Initiative „Modellbahn und Schule“ zwei konkrete Maßnahmen an. Zunächst sollen die Lehrer die Schulbank drücken: Spezielle Fortbildungsseminare zeigen, wie mithilfe der Modellbahn die im Lehrplan geforderten Inhalte vermittelt werden können. Und sie machen die Lehrer mit den Grundsätzen von Anlagenplanung und Anlagenbau vertraut. Die Teilnahme an derartigen Seminaren ist prinzipiell kostenfrei, eine verbindliche Anmeldung ist jedoch erforderlich.
Anlagenbau im Unterricht Darüber hinaus bieten „Modellbahn und Schule“ bzw. die an der Aktion beteiligten Firmen gleich jene Materialien an, mit denen kleine Anlagen entstehen: das Projekt „Industrieanlage“ MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
Die Anlagen-Projekte Projekt 1: Industrie-Anlage in H0 Paket „Rollendes Material“: Gleisoval mit zwei Abstellgleisen 225 x 100 cm, Diesellok BR 215 und drei Güterwagen, Formsignal und Bahnübergang, wahlweise mit Analog- oder Digitalsteuerung Paket „Landschaftsbau“: Gras, Bäume, Schotter, Straßen- und Pflasterfolien, Ladegüter, Geländefarben, Leim Paket „Gebäude“: Gebäude und typische Ausstattung für den Aufbau einer Industrieanlage Projekt 2: Mittelgebirgs-Anlage in H0 Paket „Rollendes Material“: Gleisoval mit Überholgleis 225 x 100 cm, Diesellok BR 215 und drei Personenwagen, Formsignal und Bahnübergang, wahlweise mit Analog- oder Digitalsteuerung Paket „Landschaftsbau“: Gras, Bäume, Farben, Leim, Noch-Terraform-Geländebaumaterial Paket „Gebäude“: Gebäude und typische Ausstattung für den Aufbau einer Kleinstadt Projekt 3: Mittelgebirgs-Anlage in TT Paket „Rollendes Material“: Doppeltes Gleisoval mit Überholgleis 160 x 80 cm, Diesellok BR 219 und drei Güterwagen, Aufgleishilfe und Handentkuppler, Regeltrafo mit Anschlusskabel, Schotter Paket „Landschaftsbau“: Gras, Bäume, Farben, Leim, Noch-Terraform-Geländebaumaterial Paket „Gebäude“: Gebäude und typische Ausstattung für den Aufbau einer Kleinstadt
Zu allen drei Anlagenprojekten gibt es ausführliche Lehrerbegleithefte
MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
Modulbau-Wettbewerb für Schulen: „Kreuz und quer durch Deutschland“ Teilnehmen dürfen Klassen, AGs oder Projekttage deutscher Schulen. Aufgabe: Welcher Schulklasse gelingt es am besten, die typischen landschaftlichen Merkmale ihrer Region auf den Modulen darzustellen? Alle angemeldeten Module werden während der „19. Internationalen Modelleisenbahn-Ausstellung“ vom 28.11. bis 2.12.2001 in München ausgestellt und von einer fachkundigen Jury bewertet. Durch die Aneinanderreihung der Module wird eine faszinierende Modellbahn-Landschaft entstehen, die „kreuz und quer durch Deutschland“ führt. Für jedes in München ausgestellte Modul wird ein Materialkostenzuschuss von DM 100,– gezahlt. Außerdem übernimmt „Modellbahn und Schule“ den Transport der Module sowie deren Auf- und Abbau. Es kommt noch besser: Die drei Siegerklassen erhalten Freifahrscheine nach München, wo sie für zwei Tage Gäste von „Modellbahn und Schule“ sind und an der Siegerehrung teilnehmen. Dass es außerdem viele wertvolle Sachpreise zu gewinnen gibt, versteht sich von selbst. Interessiert? Die detaillierten Ausschreibungsunterlagen und die beiden kostenlosen (!), genormten Modul-Anschlussprofile gibt es bei „Modellbahn und Schule“ in Sinsheim (siehe Infobox links unten).
in der Baugröße H0 beispielsweise und eine „Mittelgebirgsanlage“ für H0 oder TT. Für jede der Anlagen gibt es drei Ausstattungspakete mit rollendem Material (von Roco bzw. Tillig), mit Landschaftsartikeln (Noch) und mit Gebäuden (Faller). Eigens entwickelt wurden passende Lehrerbegleithefte als didaktische Hilfsmittel, die den Bau der Anlagen erörtern, die Einsatzmöglichkeiten im Unterricht aufzeigen und Lernziele und Lehrinhalte definieren. Neueste Aktion von „Modellbahn und Schule“ ist ein großer Modulbau-Wettbewerb für Schulen (siehe Kasten).
Zeichnung für einen Modulkasten, ein fertiges Modul und Schüler der Tagesschule Dönberg (Wuppertal) beim Bau eines Moduls (v.o.n.u.).
Unter dem Motte „Kreuz und quer durch Deutschland“ sind Schulklassen oder Arbeitsgruppen aufgerufen ein Stück heimischer „Eisenbahnlandschaft“ nachzustellen. Alle Module zusammen werden dann auf der „19. Internationalen Modelleisenbahn-Ausstellung“ im November 2001 in München zu einer riesigen Modulanlage zusammengestellt. Und natürlich prämiert eine Fachjury die gelungensten Arbeiten, deren Erbauern nicht nur Reisen nach München, sondern jede Menge wertvoller Sachpreise winken. th 59
BÜCHER/VIDEO
Das Bahnpostwagen-Buch
Aufmerksamkeit geschenkt. Umso interessanter liest sich ihre Geschichte von den Anfängen über die Blütezeit mit TEE-Einsätzen bis zum „Gnadenbrot“ im Rangierdienst und bei der Mittel-Thurgau-Bahn in den 90er-Jahren. dh
Rudolf Werner; Hans-Jochen Hölzer 334 Seiten; über 120 Abbildungen; Format A4; DM 49,80; Post Museums Shop GmbH, Pforzheimerstr. 202, 76275 Ettlingen
Kombinierter Ladungsverkehr Teil 3: Huckepack-Verkehr; Tragwagen Gerd Wolff
Mit dieser gewichtigen Veröffentlichung liegt eine umfassende Informationsquelle über die deutschen Bahnpostwagen von 1851 bis 1997 vor. Die Verfasser unterzogen sich insbesondere der großen Mühe, akribisch all diese Fahrzeuge tabellarisch mit wichtigen Daten zu erfassen. Selbstverständlich werden in gesonderten Abschnitten Erläuterungen zu den Gattungsbezeichnungen und Abkürzungen gegeben und viele Wagengattungen sind auch durch Fotos und/oder Zeichnungen vertreten. Trotz des inzwischen akzeptablen Industrie-Angebotes an Modellen von Bahnpostwagen finden sich hier noch manche Anregungen, Lücken zu schließen – beispielsweise mit den formschönen Bundespost-Zweiachsern 2-a/14 oder 2-p/13 aus den Fünfzigerjahren! Wie dem auch sei – für Bahnpostfreunde, die sich intensiver mit ihrem Metier befassen, ist das Buch ein echtes Standardwerk. ur
120 Seiten; ca. 118 Abbildungen; Format 16 x 23 cm; DM 29,80; EK-Verlag, Freiburg Der mittlerweile siebte Band des EKGüterwagenlexikons behandelt weitere Aspekte des kombinierten Ladungsverkehrs wie den Huckepack-Verkehr, Tragwagen und die „Rollende Landstraße“. Besonders interessant ist dazu ein Abschnitt über Zweiwegefahrzeuge, mit denen die DB in den frühen 1950er-Jahren Versuche durchführte. Die wie gewohnt reichhaltige Illustration durch S/W-Fotos und Skizzen gibt sowohl den mehr am großen Vorbild Interessierten als auch Modellbahnern viele zusätzliche Informationen. ur
Bombenziel Deutsche Reichsbahn 144 Seiten mit 140 S/W-Abbildungen; Format 230 x 250 mm; DM 78.–; EKVerlag, Freiburg
Leichtbaulok Re 4/4 I Franz Eberhard 144 Seiten; ca. 130 Abbildungen und 16 Skizzen; Format 17 x 24 cm; gebunden; DM 39,80; GeraMond Verlag, München Im vorliegenden Buch beschreibt Franz Eberhard, der selber als Lokführer die Baureihe Re 4/4 I steuerte, die Entstehungsgeschichte, die Technik und den Einsatz dieser laufachslosen Drehgestelllokomotive der SBB. Obwohl diese Baureihe zusammen mit den Leichtstahlwagen das Konzept der Zugförderung bei der SBB entscheidend beeinflussen konnte, wurde ihr zumindest in Deutschland nur wenig 60
„Der alliierte Luftkrieg gegen deutsche Bahnanlagen“ (Untertitel), genauer gesagt: dessen Ergebnis, ist der Gegenstand dieses Bildbandes, den der EKVerlag gemeinsam mit der Luftbilddatenbank Carls vorlegt. Die Aufnahmen stammen aus den Zielkameras amerikanischer Bomber, Jäger und Aufklärer und oft genug dokumentieren die so genannten „Zielwirkungsbilder“ denn auch das, was über ein halbes Jahrhundert später als „collateral damage“ makabre Berühmtheit erlangte: Direkt neben nur geringfügig getroffenen Bahnanlagen liegen Wohngebiete in Schutt und Asche (Lippstadt, Oberhausen). Doch bekanntlich ging nicht alles daneben und so wirken denn etwa große Ran-
gierbahnhöfe (Hamm, Soest, Schwerte) wie auch kleinere Stationen (Landshut) immer wieder wie perforierte Kraterlandschaften – durch die indes, auch das ist bekannt, kurz darauf über notdürftig verlegte Gleise wieder die „Räder für den Sieg“ rollten, bis zum nächsten Angriff der „Fliegenden Festungen“. Insgesamt ein ebenso beeindruckendes wie bedrückendes Szenario, das sich hier in fototechnisch perfekten Aufnahmen bietet; dass die deutschen Eisenbahnen sich von den Folgen dieser Bombardements überhaupt wieder, und dies in kürzester Zeit, erholten – man denke an die zusätzlichen Sprengungen unzähliger Brücken durch die zurückweichende Wehrmacht –, stellt ein weiteres Mal die ungeheure Aufbauleistung der Eisenbahner in Ost und West unter Beweis. Ein Wort zum Schluss: Allein im Kapitel „Ein Wort zuvor“ wären dem Leser sieben Setzfehler erspart geblieben – wäre der Herausgeber mit dem Text ebenso penibel umgegangen wie mit der Lupen-Auswertung der Bilder („links im Bild rangiert eine bayerische R 4/4 mit der Nummer 92 2013“). Wir wollen uns daran einfach nicht gewöhnen. mm
Deutsche Reichsbahn in Österreich 1938 –1945 (-1953) Beier, Sternhart 192 Seiten; ca. 240 S/W-Fotos, Einzelnummern-Listen; Format 17 x 24 cm; gebunden; DM 70,–/ öS 490; Verlag Josef Otto Slezak, Wien Die abwechslungsreichsten, aber sicherlich auch die dunkelsten Jahre der österreichischen Lokomotivgeschichte sind die in diesem Buch dargestellten Jahre von 1938 bis 1945 bzw. bis MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
1953. Diese Jahreszahlen sind nach Angaben des Verlags so zu verstehen, dass bis 1953 in Österreich die Lokomotiven noch die DRB-Nummern trugen. Während dieser Zeit fand man auf österreichischen Strecken Fahrzeuge verschiedenster ausländischer Herkunft sowie wegen der Kriegsereignisse reaktivierte Maschinen mit österreichischem Ursprung. Etwa ein Drittel des Buches nehmen die beiden Listen ein: Roland Beier hat in seiner Liste „Die Triebfahrzeuge der BBÖ im Bestand der DRB und ihr Verbleib nach 1945“ aufgeführt, während die Liste von Hans Sternhart „Die BBÖ-Lokomotiven während der DRB-Zeit und ihre Direktionszugehörigkeit“ darstellt. Viele der S/W-Fotos zeigen echte Raritäten und sind bisher noch nicht veröffentlicht worden. Ein Buch, das vor allem für DRB-Spezialisten, aber auch für manchen Modelleisenbahner interessant sein dürfte. dh
Ton Pruissens Schmalspur-Schätze 50 Minuten S/W-Tonfilm, VHS, unverb. Preisempfehlung: DM 59,80, GeraNova Verlag, München Aus dem schier unendlichen Filmarchiv Ton Pruissens konnten wir schon mehrfach neben vollspurigen Haupt- und Nebenbahnen auch einige Szenen Schmalspuriges bewundern. In diesem neuen Film nun spielt die Schmalspurbahn die Hauptrolle. Vom Norden der DDR bis in den Süden werden bekannte wie heute längst vergessene Bahnen besucht. Dabei trägt die gelungene Nachvertonung sehr zur lebendigen Wirkung des Films bei. Das beiliegende Heftchen gibt mehr Informationen, als ein Kommentartext enthalten könnte. Wünschenswert wäre hier lediglich noch eine Übersichtskarte über die Lage der einzelnen Strecken gewesen. MK
BDEF-Jahrbuch 2000 256 Seiten; 95 Fotos; Format A5; DM 15,–; Uhle & Kleimann Verlag, Lübbecke Traditionsgemäß legt der BDEF zu seiner alljährlichen Hauptversammlung ein Jahrbuch – inzwischen Nummer 25! – vor, das sich neben den ausführlichen Verbandsmitteilungen auch mit dem Schienenverkehr des jeweiligen Tagungsortes und seiner Umgebung befasst. Diesmal ist die schöne Hansestadt Rostock an der Reihe und von dort gibt es manch Interessantes aus Historie und Gegenwart zu berichten. Neben der „richtigen“ Eisenbahn (einschließlich S-Bahn und „Molli“ von Bad Doberan nach Kühlungsborn) beschäftigen sich die einzelnen Autoren mit der Hafenbahn, dem einstigen Eisenbahnfährverkehr Warnemünde– Gedser, dem früheren RAW und natürlich der Rostocker Straßenbahn, die einer gesicherten Zukunft entgegensieht. Selbst die längst stillgelegte meterspurige Strandbahn Warnemünde– Markgrafenheide wurde nicht vergessen. Wenngleich man sich zur leichteren Orientierung auch noch eine detaillierte Karte vom Großraum Rostock gewünscht hätte, ist dieses äußerst preiswerte Buch auf jeden Fall sehr zu empfehlen. ur MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
Eisenbahn im Wilden Westen 52 Minuten Farbtonfilm, VHS, unverb. Preisempfehlung: DM 29,80, GeraNova Verlag, München Wie nicht zuletzt der Schwerpunkt in dieser MIBA-Ausgabe zeigt, begeistern sich für amerikanische Themen auch hierzulande immer mehr Eisenbahnfreunde. Ihnen sei dieser Film über die dampfbetriebenen Urlaubsbahnen zwischen Rocky Mountains und Grand Canyon wärmstens empfohlen. Shay & Co. dampfen auf steilen Gebirgsstrecken, durch enge Schluchten und endlose Wüsten. Die grandiose Landschaft trägt ein Übriges dazu bei, den US-Bahnen-Virus auch hierzulande weiter anzufachen. MK
Bücher + Zeitschriften zur Eisenbahn + Modellbahn natürlich nur von der BAHNBUDE. Auch die in diesem Heft neu vorgestellten Titel! Bücherliste usw. anfordern gegen DM 3,– Rückporto:
DIE BAHNBUDE 89537 Giengen Tel./Fax: 07322/7040 (Tel. abends 7640) 61
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Datum, 2. Unterschrift
MIBA-SCHWERPUNKT US-Modellbahnen
Lang gestreckte Segmentanlage im TT-Maßstab
Go east to Iris Creek Die „Iris Creek Valley Railroad“ ist eine schmale, L-förmig aufgebaute Modulanlage in der Baugröße TT. Die dargestellte Landschaft will einen ungefähren West-Ost-Querschnitt durch die USA zeigen. Eine eingleisige Hauptstrecke verbindet alle Module; Kreuzungs- und Überholungsstation ist „Iris Creek“.
U
nsere TT-Modulanlage „Iris Creek Valley Railroad“ wurde im Wesentlichen im Verlauf des Jahres 1992 von den TT-Modellbahnern W. Dosch, S. Heerde, C. Hirsinger, F. Kaupsch, W. Knipping, J. Nill und I. Schwaetzer nach eigenen Normen entworfen und gebaut. Das Gleismaterial stammt von der Firma Pilz, die Weichenantriebe sind von Lemaco. Die Gebäude entstanden aus amerikanischen Holz- und Weiß-
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metallbausätzen. Das Rollmaterial stammt teilweise noch aus der RokalProduktion, hauptsächlich sind jedoch Bausätze (Kits) von H.P., Kemtron und Eigenkonstruktionen im Einsatz. Die Stromversorgung bzw. die Steuerung der TT-Anlage wurden im Selbstbau erstellt. So entstand eine eingleisige Hauptstrecke mit einer Überholmöglichkeit im Bereich des Bahnhofs „Iris Creek“. Im nicht sichtbaren Teil der Anlage,
hinter den Kulissen, wird die Strecke zweigleisig zurückgeführt. Hier befindet sich auch ein zweigleisiger „Fiddle Yard“ zum Bereitstellen von Zugeinheiten. Die Endstücke erhielten zudem jeweils eine Kehrschleife um auch gegenläufigen Zugbetrieb zu ermöglichen. Die Anlage besteht derzeit aus 11 Segmenten, hat eine Gesamtlänge von 10,0 m und ist L-förmig aufgebaut. Es sind noch drei bis vier Ergänzungsteile geplant. Die dargestellte Landschaft soll in etwa einen West-Ost-Querschnitt durch die USA zeigen, wobei die „Prärie-Partien“, die die Weite des Landes deutlich machen, noch hinzukommen werden. Die genauere Beschreibung beginnt links (im Westen) mit den Teilen 1 und 2, da die Haupt-Verkehrsströme unserer Anlage (angenommenermaßen) in Richtung Osten führen. Die Segmente 1 und 2 stellen eine Gebirgslandschaft dar, die durch Kupfervorkommen geprägt ist. Hauptstrecke und Kehrschleife durchbrechen jeweils massive Felsformationen. Zwischen den beiden MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
Unverkennbar amerikanisches Flair weist die Station „Iris Creek“ (Segment 4 und 5) auf; unten eine Tankstelle, die beim Vorbild eine wichtige Rolle in einer amerikanischen „Town“ spielen dürfte. Links die Zufahrt zu einer der beiden Kehrschleifen mit hölzernem (!) Tunnelportal.
MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
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Gebirgsmassiven liegt die „Copper Gulch“ (Kupferschlucht), über die eine typische „Timber Trestle“ (Holzbalkenbrücke) führt. Im weiteren Streckenverlauf kommen wir an dem verlassenen Bahnhof „Morenci Junction“, an einer Ölförderpumpe und an der „Iris Creek Lumber Mill“ vorbei (Segment 8). Nun umfährt die Strecke eine kleine „Mesa Verde“, bevor wir die Straße nach „Iris Creek“
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kreuzen und, vorbei an einer kleinen Ranch, zur Bahnstation „Iris Creek“ kommen. Von der Hauptstrecke zweigen hier das Überholgleis und ein Abstellgleis ab. Im Bereich des Bahnhofs befinden sich ein „Store“ und der „Flamingo Club“ (Segmente 4 und 5). Neben der „Iris Creek Station“ steht ein kleines „Freight House“ mit Anschlussgleis zum Umschlag des Frachtaufkommens.
Wir verlassen den Bahnhofsbereich und kommen zum Abzweig in die Kehrschleife (Segment 6) und weiter zur „Copper Mine“, die zweigleisig mit einem typischen Gleisanschluss an die Hauptstrecke angebunden ist. Die Hauptstrecke umfährt die Mine mit einer lang gezogenen Kurve („Miners’ Curve“) und verschwindet in den verdeckten Teil der Anlage (Segmente 6 und 7). Die Beschreibung gibt bis hier-
MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
her den Zustand bis 1995 wieder. Das Anlagenlayout war bis dahin geradlinig und hatte eine Länge von 8 m. Nach dem viel zu frühen Tod unseres Freundes F. Kaupsch im Frühjahr 1993 kam Herr U. Nierstenhöfer, der schon längere Zeit Kontakt zur Gruppe hatte, im Herbst 1994 hinzu. Er baute 1994 und 1995 ein Tanklager beim Bahnhof „Morenci Junction“ und realisierte damit auch das notwendig gewordene Eckstück (Betriebsteile 10 und 11). Die
landschaftliche Gestaltung entstand in Anlehnung an das Vorland der „Rockies“. Gebäude und Tankanlagen wurden teilweise aus Bausätzen, überwiegend jedoch im Selbstbau hergestellt. Hier wurden ein zweites Überholgleis sowie Anschlussgleise für das Tanklager und ein kleines „Freight House“ (Güterschuppen), das zur „Morenci Station“ gehört, realisiert. Eine abzweigende Nebenstrecke führt mit einem imposanten Tunnel-
portal durch das Felsmassiv in den Hintergrund der Anlage. Dieser Anschluss an die verdeckte Gleisanlage eröffnet somit eine zusätzliche Wendemöglichkeit für Züge. Nach dem Bahnhof „Morenci Junction“ führt die Hauptstrecke in einer weiten Rechtskurve auf einer Stahlbrücke über eine Straße und durch einen Geländeeinschnitt in Richtung der „Iris Creek Lumber Mill“ weiter nach Osten. Jörg Nill
Oben: Die Weite der amerikanischen Landschaft kommt auf der lang gestreckten Anlage gut zum Ausdruck. Die Zuggarnituren fahren häufig mit Mehrfachbespannung. Fotos: MK Links ein Tanklager auf dem Eckstück 10, rechts die Kupfermine, die über zwei Anschlussgleise verfügt. MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
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MIBA-SCHWERPUNKT US-Modellbahnen
In Amerika ist vieles anders als in Europa. Manches ist für unsere Verhältnisse gewöhnungsbedürftig und auf den ersten Blick nicht einfach zu durchschauen. Peter Joseph erläutert den nicht so versierten Freunden amerkanischer Eisenbahnen die Dampfloktypen.
Typenvielfalt im Vorbild und Modell: Amerikanische Dampfloks
Eine kleine Typologie D
ie Dampflokomotive spielte bei der Besiedlung und Industrialisierung des amerikanischen Kontinents eine wesentliche Rolle. Die Amerikaner zählen zur Klassifizierung alle Räder einer Lokomotive von vorn nach hinten, beginnend bei den Vorlaufrädern. Am Beispiel einer „Columbia“ sieht das so aus: 2 Vorlaufräder 4 Treibräder 2 Nachlaufräder
– – –
„2“ „4“ „2“
Die Columbia hat also die „Radfolge“ 24-2. Die Amerikaner zählen alle Räder einer Lok, also nicht die Achsen wie die Deutschen. Zur Verdeutlichung geben wir auch die Achsfolge an, also den Anblick, den eine Lokomotive von der Seite bietet. Bei der Columbia 2-4-2 sieht die Achsfolge so aus: oOOo. Die großen Kreise sind die Treibachsen. Die Reihenfolge der Aufzählung orientiert sich an der Radfolge, beginnend mit zwei Vorlaufrädern.
nenzug-Lokomotive zwischen 1890 und 1900. Der Name „Columbia“ wurde der Lok auf der Weltausstellung in Chicago 1893 im Andenken an Columbus, den Entdecker Amerikas, verliehen. Die geringe Stückzahl zeigt, dass sich diese Konzeption nicht besonders bewährt hat. Einige Replicas werden jedoch heute noch von Hollywood in Westernfilmen eingesetzt. • 2-6-0 (oOOO) „Mogul“: Diese Güterund Personenzug-Lokomotive zählt zu den sehr erfolgreichen Konstruktionen. Mehr als 11.000 Stück wurden von 1852 bis 1930 in vielen Varianten gebaut. Einige Bahngesellschaften, z.B. die „Pennsylvania“ und die „Southern Pacific“, bauten eigene, sehr erfolgreiche Mogul-Versionen. • 2-6-2 (oOOOo) „Prairie“: Schnelle Güter- und Personenzug-Lokomotive, gebaut von 1901 bis 1910 in 1.700
Ganz oben: Eine der wohl bekanntesten amerikanischen Loks ist die „American“. Das H0-Modell stammt von Rivarossi. Das N-Modell der „Prairie“ der NYC stammt von Bachmann. Fotos: gp
Exemplaren. Haupteinsatzgebiet war die Prärie, die sich über tausende von Quadratkilometern von den Großen Seen bis zu den Rocky Mountains erstreckt. Die schöne, oft als „leichtfüßig“ bezeichnete Lokomotive fuhr bei vielen Gesellschaften, die meisten bei der CB&Q und der ATSF (Santa Fé). • 2-8-0 (oOOOO) „Consolidation“: Keine amerikanische Lokomotive brachte es auf größere Stückzahlen. 33.000 Stück der schweren Rangierund Güterzuglok wurden von 18661916 gebaut. Der Name kommt vom Zusammenschluss (consolidation) der Gesellschaften „Beaver Meadow“, „Penn Haven & White Haven“ und „Lehigh & Mahonny“ zur „Lehigh Valley R.R.“ Viele Bahngesellschaften übernahmen Consolidations und bauten sie zum Teil nach eigenen Bedürfnissen um.
Güter- und Personenzuglokomotiven • 2-4-2 (oOOo) „Columbia“: Baldwin baute 121 Stück dieser leichten Perso68
MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
Eine der weitverbreiteten „Consolidation“ als Modell von Bachmann in H0. Das H0-Modell einer „Mountain“ von Bachmann. Unten links: Eine etwas untypischere Mikado mit Vanderbilt-Tender von Bachmann in N. Unten rechts: Die wohl bekannteste Loktype ist die Pacific wie die K4 der „Pennsylvania“ (Modell von Bachmann Spectrum in H0). Eine Rarität ist das N-Modell der „Berkshire“ von Röwa.
• 2-8-2 (oOOOOo) „Mikado“: Diese Lok wird manchmal auch „MacArthur“ oder „Calumet“ genannt. Den Namen Mikado wählte die Lokfabrik Baldwin, als sie 1897 eine Anzahl dieser 2-8-2 für die „Nippon Railway of Japan“ baute. 14.000 dieser mittelschweren Güterzug-Loks wurden von 1893-1930 gebaut, darunter auch Schmalspurversionen. Im 2. Weltkrieg wurden in den U.S.A. einige bereits ausgemusterte Mikados reaktiviert um Kohle und Erz zu den amerikanischen Waffenschmieden zu transportieren. • 2-8-4 (oOOOOoo) „Berkshire“: Diese Maschine ist die modernere Nachfolgerin der Mikado. Längere und schnellere Züge erforderten mehr Dampf und damit einen größeren Rost in der Feuerbüchse. Ein größerer Rost brauchte eine zusätzliche Stützachse. So entstand die „Berkshire“, benannt
MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
nach den Berkshire Hills in Massachusetts. Von 1925-1949 kamen 601 Stück auf die Schiene. Die meisten hatte die „Erie R.R.“, viele fuhren bei der „Chesapeake & Ohio“, der „Nickel Plate Road“, der „Pere Marquette“ und der „Santa Fé“. Einige überlebten bis 1963 bei den „Nacionales de Mexico“. • 2-10-0 (oOOOOO) „Decapod“: Zehnfüßler nannte man diese schwere Güterzug-Lokomotive, die auch an den Steilstrecken der Gebirge als Nachschublok arbeitete. 4.100 Stück wurden von diesem Arbeitspferd in der Zeit von 1893-1926 gebaut. • 2-10-2 (oOOOOOo) „Santa Fé“: Schwere Güterzuglok aus den Jahren 1902-1920. Die ATSF (Atchison, Topeka & Santa Fé) setzte sie zunächst als Nachschublok über den Raton-Pass zwischen Colorado und New Mexico ein. Andere Gesellschaften modifizier-
ten den Loktyp. Mit 2.200 Exemplaren zählt die „Santa Fé“ zu den sehr erfolgreichen Lokomotiven. • 2-10-4 (oOOOOOoo) „Texas“: Die mächtige Texas war eine Lokomotive für schnelle, schwere Güterzüge. 450 Stück wurden zwischen 1925 und 1946 in Dienst gestellt. Die erste fuhr bei der „Texas & Pacific R.R.“ – daher der Name Texas. Einige fuhren bis 1959 u.a. bei der „Chicago“ und „Burlington & Quincy“. • 4-4-0 (ooOO) „American“: Die Standard-Lokomotive bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Die ersten fuhren schon 1840. Bis 1905 wurden bereits 25.000 Stück gezählt. Diese Lok, meist bunt lackiert mit blank polierten Messingteilen, kommt in vielen Westernfilmen vor. Einige Dutzend fahren heute noch auf Museumsstrecken. • 4-4-2 (ooOOo) „Atlantic“: Schnelle Personenzug-Lokomotive, gebaut in vielen Variationen von 1893 bis 1935. Durch die bessere Gewichtsverteilung als bei der 4-4-0 konnte die Atlantic schneller fahren ohne in gefährliche Nickbewegungen zu verfallen. Einige überlebten bis heute als Attraktion auf Museumsstrecken. 4-6-0 (ooOOO) „Tenwheeler“: Schwerere und stärkere Ausgabe der 4-4-0 „American“, die in großer Stückzahl (17.000) zwischen 1850 und 1920 gebaut wurde. Sie wurde überall dort eingesetzt, wo die leichtere 4-4-0 zu schwach war. Wie die 4-4-0 erscheint sie oft als farbenprächtige Westernlok. 4-6-2 (ooOOOo) „Pacific“: Die bekannteste amerikanische Personenzug-Lokomotive ist die „Pacific“, deren Name auch bei deutschen Lokomotiven 69
wie der BR 01 oder 18 auftaucht. Verschiedene Versionen wurden in großer Zahl von 1901-1948 (ca. 6.800 Stück) gebaut. Die ersten „Pacifics“ gingen nach Neuseeland, erst 1902 wurden sie auch in den U.S.A. heimisch. Sie fuhren bei so gut wie allen großen Bahngesellschaften, jedoch nicht bei der „New York“, „Ontario & Western“, der „St. Louis Southwestern“ (SSW) und der „Western Pacific“. Diese Tatsache wird sogar von solchen Modellbahnherstellern ignoriert, die es ansonsten mit dem Vorbild sehr genau nehmen. Die meisten Pacifics – rund 700 Stück – hatte übrigens die „Pennsylvania R.R.“, davon 425 vom klassisch schönen Typ „K4“. • 4-6-4 (ooOOOoo) „Hudson“: Sie ist die Nachfolgerin der Pacific. Eine vergrößerte Feuerbüchse sorgt für mehr Dampf und damit für höhere Geschwindigkeit. 500 Stück wurden von 1927-1948 gebaut, in Mexico fuhr sie noch 1963. • 4-8-2 (ooOOOOo) „Mountain“: 1911-1930 kamen 2.400 Stück auf die Schiene. Die „Mountain“ wurde gebaut, weil die „Chesapeake & Ohio“ eine Möglichkeit suchte, die bisher übliche Doppeltraktion mit zwei Pacifics über die „Allegheny Mountains“ durch eine einzige Lok zu ersetzen. Die Mountain war sowohl für den schnellen Personenverkehr als auch für den schweren Güterverkehr geeignet. Sie fuhr bei vielen Gesellschaften, die meisten hatte die „New York Central“. • 4-8-4 (ooOOOOoo) „Northern“: Die „Northern“ ist eine sehr populäre Personen- und Güterzuglok. Bei manchen Bahngesellschaften erhielt sie spezielle Namen wie „Confederation“ bei der CN, „Dixie“ bei der Nashville, Chattanooga und St. Louis, „Golden State“ bei der SP, „Greenbrier“ bei der C&O, „Niagara“ bei der NYC. Zwischen 1926 und 1950 wurden 1.115 Stück gebaut, davon zahlreiche mit Stromlinienverkleidung für die berühmten LuxusFernschnellzüge. • 4-10-2 (ooOOOOOo) „Overland“: Diese Lokomotive wurde für die Southern Pacific und für die Union Pacific 1925-1927 in nur 60 Exemplaren gebaut. Bei der SP hieß sie schlicht „Southern Pacific“ und bediente den Personen- und Güterverkehr über den Donnerpass sowie auf der Sunset Route östlich von Los Angeles bis ins Jahr 1956 hinein. Bei der Union Pacific fuhr sie auf der Overland-Route von Salt Lake City nach Los Angeles. Auf dieser Strecke sah man sie bis 1954. 70
Eine „Niagara“ der NYC von Bachmann in H0
Stromlinienverkleidete „Northern“ für Luxuszüge von Bachmann für N
„Switcher“: Schwere Kaliber zum Rangieren Ursprünglich für den Rangier- und Verschiebedienst bestimmt, wurden „Switcher“ auch auf Neben- und auf Hauptstrecken eingesetzt, teilweise sogar im Personenverkehr. Bei der Industrie (Berg- und Stahlwerke, Holzund Sägeindustrie, Zuckerrohrplantagen) waren die flinken, kleinen Dampflokomotiven unverzichtbar.
• 0-4-0 (OO) Four Wheel Switcher: 1.500 Stück von 1870-1890. Ihr Einsatzgebiet waren leichte Rangieraufgaben und sie taten Dienst vor Kurzzügen auf Strecken mit scharfen Kurven. • 0-6-0 (OOO) Six Wheel Switcher: . Für den Einsatz im Rangier- und Streckendienst wurden 15.000 Stück von 1870-1946 gebaut. • 0-8-0 (OOOO) Eight Wheel Switcher: 2.800 Stück baute man von 1900-1951. Der Loktyp wurde speziell für die großen Güterzug-Bahnhöfe zum Rangieren der manchmal kilometerlangen Güterzüge verwendet. • 0-10-0 (OOOOO) Ten Wheel Switcher: 60 Stück von 1905-1925. Weil die „Eight Wheel Switcher“ manchmal
überfordert waren, legten sich einige Gesellschaften noch schwerere Rangierloks zu, insbesondere für die schwer beladenen Kohle- und Erzzüge im Gebirge.
„Tank Engines“: Tenderlokomotiven Bei uns heißen sie Tenderlokomotiven, weil sie Lok und Tender auf einem gemeinsamen Fahrgestell vereinen. Diese Lokomotiven können nur einen begrenzten Kohlen- und Wasservorrat bunkern, weshalb ihre Reichweite relativ klein ist. Hauptsächliches Einsatzgebiet sind Industriegebiete, Häfen, kleinere Rangierbahnhöfe sowie Streckendienst im Vorortverkehr und auf kurzen Nebenstrecken. Es wurden jedoch auch ziemlich schwere und entsprechend zugkräftige „Tank Engines“ gebaut, zum Beispiel die 4-6-6T mit drei Stützachsen unter dem Bunker oder sogar schwere Gelenk-Tenderlokomotiven wie die 26-6-2T und die 2-8-8-2T. Sie fuhren hauptsächlich bei den Waldbahnen und waren für provisorisch verlegte Gleise und engste Radien in den Wäldern ausgelegt um riesige Baumstämme zu den Sägewerken zu transportieren.
„Geared Engines“: Getriebedampflokomotiven Bei „normalen“ Dampfloks wirken die Dampfmaschinen über Pleuel- und Kuppelstangen direkt auf die KurMIBA-Miniaturbahnen 9/2000
Die größte Dampflok der Welt gibt auch im N-Maßstab die geballte Kraft der schweren Mallet wieder. H0 und N-Modell von Rivarossi „Geländegängige“ Loks wie die „Heisler“ sorgten auf den kurven- und steigungsreichen Waldbahnen für Mobilität. Das H0-Modell stammt von Rivarossi.
belzapfen der Räder. Aus der hin- und hergehenden Bewegung der Kolben wird eine Drehbewegung der Räder erzeugt. Bei Getriebe-Dampfloks wirkt die Kraft der Dampfmaschine über ein Getriebe sowie Kardanwellen und Zahnräder direkt auf die Achsen. • Shay: Um 1870 ließ sich Ephraim Shay in Michigan eine kleine Dampflok bauen um Baumstämme aus den Wäldern zu holen. Die Lok mit ihren starr gekuppelten Treibachsen entgleiste dauernd und zerstörte das Gleis. Mr. Shay entwarf ein Gefährt, das aussah wie ein Flachwagen mit zweiachsigen Drehgestellen, einem Dampfkessel und einer seitlichen Kardanwelle zum Antrieb der Achsen in den Drehgestellen. Die Lokomotivfabrik Lima baute nach seiner Idee eine Lokomotive, und die „Shay“ wurde auf Anhieb ein Erfolg. Lima verkaufte 2.770 Stück. Es gab Shays mit zwei, drei und vier Drehgestellen. Die letzte wurde 1944 für die „Western Maryland“ gebaut, die sie auf einer Steigung mit 9 (!) Prozent einsetzte. • Climax: Die „Climax“ hat zwei nach hinten geneigte Zylinder auf halber Höhe gleich hinter der Rauchkammer, die über ein Getriebe und eine mittig angeordnete Kardanwelle die Achsen in den Drehgestelle antreiben. Die Lokomotivfabrik Climax baute 1.100 Getriebe-Dampfloks in der Zeit von 1888 bis 1928. • Heisler: Auch die Lokomotivfabrik Heisler baute von 1891 bis 1941 etwa 600 Getriebelokomotiven. Die „Heisler“ haben zwei V-förmig angeordnete MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
Zylindern dicht vor dem Führerhaus unter dem Kessel. Die Kraft wird über ein Getriebe und eine Welle an die jeweils äußeren Achsen der Drehgestelle übertragen. Die inneren Achsen werden von Kuppelstangen mitgenommen.
Duplex- und Gelenklokomotiven Gelenklokomotiven haben zwei separat angetriebene, gelenkig miteinander verbundene Fahrwerke unter dem Kessel. Duplex-Maschinen haben nur ein einziges Fahrgestell, jedoch übertragen zwei Zylinder auf jeder Seite die Kraft auf je eine separate Treibradeinheit. Die bekanntesten Duplex-Lokomotiven sind die 4-4-4-4 (ooOO+OOoo) „T-1“ (12 Stück) sowie die 4-4-6-4 (ooOO+OOOoo) „Q-2“ (25 Stück), beide aus dem Jahr 1942. Berühmte Gelenk-Lokomotiven („Articulated Locomotives“) sind die 4-6-6-4 (ooOOO OOOoo) „Challenger“ (200 Stück, 1936-1944) und die größte Dampflok der Welt, die 4-8-8-4 (ooOOOO OOOOoo) „Big Boy“ der Union Pacific (25 Stück, 1941-1943). Vom Nimbus geballter Kraft und Schönheit der Technik umgeben ist auch die „Allegheny“ 2-6-6-6 (oOOO OOOooo). Die Lokomotivfabrik Lima hat zwischen 1941 und 1948 für die „Chesapeake & Ohio“ 60 Stück gebaut und weitere 8 Stück für die „Virginian“. Die letzten dieser stählernen Giganten
wurden 1956 abgestellt und verschrottet. Die Southern Pacific ließ zwischen 1928 und 1943 mehr als 200 Gelenklokomotiven in der „Cab Forward-Version“ mit den Achsfolgen 2-8-8-2 (oOOOO OOOOo), 4-8-8-2 (ooOOOO OOOOo) und 2-6-6-2 (oOOO OOOo) bauen. Diese Lokomotiven hatten den Führerstand vorn, damit die Lokführer in den langen Tunnels der Sierra Nevada nicht durch Rauchvergiftung ohnmächtig wurden.
Ausblick Die schwersten und stärksten Dampflokomotiven wurden in einer Zeit gebaut, als sich die Erfolge der ersten Dieselloks bereits abzeichneten. So ist es nicht verwunderlich, dass ihnen keine lange Einsatzdauer mehr beschieden war. Jetzt kann man sie nur noch in den zahlreichen amerikanischen Eisenbahnmuseen bestaunen. Für die immer zahlreicheren Freunde amerikanischer Eisenbahnen wird die MIBA in loser Folge Grundbegriffe des amerikanischen Eisenbahnwesens erläutern. Nach den Dampflokomotiven werden die Diesellokomotiven behandelt und in einer weiteren Folge das unterschiedliche Signalwesen der amerikanischen Bahngesellschaften. Peter Joseph
Kurz + knapp • Lektüre über amerikanische Dampflokomotiven: • Guide to North American Steam Locomotives Kalmbach-Verlag (400-1051) DM 71,95 • Steam Locomotives, Cyclopedia Volume 1 Kalmbach-Verlag (400-1001) DM 129,90 • Erhältlich im Fachhandel
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MIBA-SCHWERPUNKT US-Modellbahnen
Das Angebot an US-Reisezugwagen in der Baugröße N ist begrenzt. Durch Car- oder vielmehr Coach-Bashing können interessantere Zuggarnituren zusammengestellt werden. Heinrich O. Maile beschäftigte sich mit den Unterschieden beim Vorbild und setzte diese ins Modell um.
Zerschnitten und wieder zusammengesetzt
Car-Bashing in N D
ie Eisenbahnen in den USA und Kanada scheinen heute fast nur noch aus Güterzügen zu bestehen. Nur im Bereich von Ballungszentren und in bestimmten Korridoren gibt es noch Personenzüge für Berufsverkehr bzw. für Fernreisende. In vielen Gegenden muss man sich mit einem Reisezug pro Woche, wenn überhaupt, begnügen. Das war nicht immer so. Früher gab es praktisch bei allen Bahngesellschaften Fernreisezüge, die sich gegenseitig kräftig Konkurrenz machten.
Unzureichendes Angebot Das Angebot an Modellfahrzeugen spiegelt diese Entwicklung wider. Es gibt in allen Baugrößen eine enorme Auswahl an Güterwagen, jedoch bei den Reisezugwagen ist das Angebot der Hersteller schon wesentlich kleiner. Auch können die verschiedenen Farbvarianten nicht darüber hinweg-
Der Observation Car (Schlusswagen) bekam sein Dach und den „Balkon“ vom OriginalSchlusswagen.
täuschen, dass das Angebot eigentlich mehr als ungenügend ist. So gab bzw. gibt es für die Blütezeit des Fernreiseverkehrs in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die Zeit der Dampftraktion und der schweren, genieteten Reisezugwagen mit ihren dreiachsigen Drehgestellen, zum Beispiel in der Baugröße N von Lima drei Reisezugwagen, die offensichtlich
Pullman hat verschiedene Abteil-/Schlafwagen hergestellt, die man fast als modular aufgebaut bezeichnen kann: Jede Abteilart dieser Wagen hat eine bestimmte Fensterart.
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Wagen der PRR nachgebildet waren. Atlas/Rivarossi boten sechs verschiedene Reisezugwagen an, die Wagen unterschiedlicher Hersteller bzw. Bahngesellschaften nachgebildet waren. Diese Wagen werden noch heute in verschiedenen Farbvarianten von Arnold angeboten. Diese Wagen von Atlas/Rivarossi/ Arnold bestechen durch eine sehr feine Darstellung aller in dieser Baugröße machbaren Details, wie z.B. die vielen Nieten und auch durch eine sehr saubere Lackierung und Bedruckung. Angeboten werden hierbei sechs verschiedene Wagentypen: • Baggage Car (Packwagen) • Combine (Sitzwagen mit Post- und Packabteil) • Chair Car (Sitzwagen) • Pullman (Abteil-/Schlafwagen) • Dining Car (Speisewagen) und • Observation Car (Schlusswagen) Aber leider, wie schon fast zu erwarten, haben auch diese Wagen einen großen Mangel: Fast jede Bahngesellschaft hatte ihre eigenen Wagen, die sich nicht nur in der Beschriftung unterschieden, sondern wesentlich in der Einteilung der Fenster. Die sechs Wagen entsprechen nicht Vorbildern einer Bahngesellschaft. Sie wurden von verschiedenen Bahngesellschaften zusammengestellt. So entsprechen der MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
Reisezug der Santa Fé mit umgebauten Pullman-Wagen. Zuglok ist eine „Berkshire“ aus dem ehemaligen Röwa-Programm.
Baggage Car, der Combine, der Dining Car und der Observation Car Vorbildern der ATSF, die aber fast keine Pullman-Wagen eingesetzt hat und eigene Chair Cars in unterschiedlichster Ausführung hatte. Die Pullman-Wagen (Abteil-/Schlafwagen) gab es in vielen Ausführungen, nach außen sichtbar in der unterschiedlichen Fenstereinteilung, angeboten wird aber nur eine einzige Ausführung. Selbst die Packwagen gab es in vielen verschiedenen Ausführungen: 60, 70, 75 und 80 Fuß lang, jeweils mit verschieden breiten Packwagentüren. Allerdings lassen sich aus diesen Wagen von Atlas/Rivarossi/Arnold eine Vielzahl anders aussehender Wagen herstellen. Hierzu hilft die relativ einfache Konstruktion dieser Wagen; sie bestehen praktisch aus 4 Teilen: • dem Wagenkasten (Wagenboden, Seitenwände, Inneneinrichtung), • dem Wagendach aus glasklarem Kunststoff, das gleichzeitig die Fensterscheiben bildet, und • den beiden Drehgestellen, die bei fast allen Wagen dieser Bauart gleich sind. Diese Konstruktion erlaubt es, durch Heraustrennen von Teilen der Seitenwände und der Inneneinrichtung mit einem dünnen Kreissägeblatt in einer Handbohrmaschine, andere Wagen anzufertigen. Die Stabilität der Wagen wird an und für sich schon durch den Wagenboden gewährleistet. Zusätzlich gibt aber das Dach mit den Fenstereinsätzen weitere Stabilität. Das Heraustrennen der Seitenteile erfolgt jeweils durch einen senkrechten Schnitt; am besten entlang der Formkante neben einer Nietenreihe. Das Kreissägeblatt erlaubt einen sehr sauberen, geraden Schnitt, der nachträglich nicht nachbearbeitet werden muss. Es werden auch nur die Seitenteile herausgeMIBA-Miniaturbahnen 9/2000
Die mit ruhiger Hand und einem dünnen Kreissägeblatt ausgeführten Sägeschnitte sind kaum zu sehen, wenn man die Schnitte entlang der Formkante führt. Zeichnungen: Heinrich O. Maile
Der Schriftzug lässt erkennen, an welchen Stellen der Pullman-Wagen gestückelt worden ist. Die Sägeschnitte sind kaum zu erkennen.
Ebenfalls ein Pullman-Wagen, aber mit einer anderen Fenstereinteilung gegenüber dem links abgebildeten Wagen. Fotos: gp
Dieser Sitzwagen zeigt durch die unterschiedliche Färbung des gestückelten Wagenkastens deutlich, dass trotz vieler Abschnitte der Wagenkasten gerade geblieben ist.
schnitten, die durch andere ersetzt bzw. in anderen Wagen verwendet werden. Auch die Inneneinrichtung kann so entfernt bzw. ersetzt werden. Beim Einsetzen der neuen Teile muß ggf. das letzte einzusetzende Teil eingepasst werden. Verklebt werden die neuen Teile mit flüssigem KunststoffKleber, am besten lässt man hierbei den Kleber von innen durch Kapillarwirkung in die feine Fuge einlaufen. Wurde der Schnitt mit dem Kreissägeblatt sauber ausgeführt, ist die Fuge nach dem Verkleben fast unsichtbar.
Lackierung und Beschriftung Die Beschriftung der Wagen ist bei den meisten Modellen sehr dünn ausgefallen. So kann man u.U. darauf verzichten, die Beschriftung zu entfernen. Ansonsten muss diese entweder vor dem Zerschneiden oder nach dem Zusammenkleben mit Farbentferner entfernt werden. Danach kann der Wagen überlackiert und mit den entsprechenden neuen Beschriftungen (Decals von Micro-Scale) versehen werden. Heinrich O. Maile 73
MIBA-SCHWERPUNKT US-Modellbahnen
Gebäudemodelle von DPM
Segmente, Wände und Gebäude Nur wenig bekannt sind hierzulande die Wandsegmente für die Gebäudemodelle von Design Preservation Models. Mit ihnen lassen sich nicht nur Fabrik- und Industriegebäude nach eigenen Vorgaben gestalten.
E
ine besondere Art des Gebäudebaus, an die bisher bei unseren einschlägigen Herstellern noch niemand gedacht hat, wäre der Aufbau der Wände aus einzelnen Segmenten. Nach einem bestimmten Grundraster ließen sich so Gebäudemodelle leicht
an den vorhandenen Platz anpassen. Diese Idee verwirklichte bisher nur die Firma Design Preservation Models (DPM) aus den USA. Sie bietet dem Bastler die Möglichkeit, aus einer Vielzahl von speziellen Elementen beliebige Gebäude zusammenzustellen. Die
Einige Teile des Grundsortiments von Design Preservation Models. Angeboten werden Wandelemente mit verschiedenen Fenstern, Türen und Toren. Dank dem ausgeklügelten Rastermaß lassen sie sich nahezu beliebig aneinander fügen.
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Grundlage des Systems bilden einzelne, unterschiedlich hohe Wandsegmente. Ein streng eingehaltenes Rastermaß sorgt dafür, dass die verschiedenen Teile am Ende immer zusammenpassen. Die einzelnen Wandsegmente weisen dabei unterschiedliche Fensteraufteilungen sowie Tür- und Toröffnungen auf. Letztere sind sowohl ebenerdig als auch leicht erhöht für die Gestaltung von vorspringenden Laderampen konzipiert. Neben typischen Fabrikelementen enthält das Sortiment verschiedene Sets mit Wohn- sowie GeschäftshausCharakter, sodass auch der Bau derartiger Gebäude möglich ist. Allein in einem Basis-Set stehen über 40 unterschiedliche Bauteile zur Verfügung, zusätzlich enthält jedes Set die notwendigen Abdeck- und Verkleidungsstreifen für das Kaschieren der Nahtstellen, sowie Polystyrolplatten für die Dächer und Flachmaterial für die Dachauflagen.
Gebäude für viele Zwecke Nach dem Prinzip: Aus einzelnen Wandsegmenten entstehen Wände; aus Wänden entstehen Gebäude, lassen sich die ausgewählten Teile nach eigenen Wünschen und Vorstellungen variieren und schließlich zu dem gewünschten Bauwerk zusammenstellen. Daher soll hier nicht die Beschreibung des Aufbaus eines bestimmten Gebäudes in allen Einzelheiten im Vordergrund stehen, sondern die Möglichkeiten, mittels sinnvoller Auswahl und geschicktem Kombinieren der verschiedenen angebotenen Grundelemente ein bestimmtes Modell nach eigenen Wünschen und Vorstellungen zu errichten. Da die zur Demonstration verwendeten Teile später einmal als spezielle Bauten für eine derzeit noch in der Planungsphase befindliche Anlage bestimmt sind, konnten bestimmte Arbeitsschritte und -methoden nur angedeutet werden, so etwa das Zusammensetzen von Wandteilen zu Gebäudeecken. Hierbei wäre es notwendig gewesen, die einzelnen in Pfeilermanier aufzusetzenden seitlichen Mauerstreifen abzuschrägen – was jedoch vorerst unterblieb. Ebenso wurde auch keinerlei Farbgebung vorgenommen, und das Einsetzen von Toren und Fenstern nur in bestimmten Wandteilen angedeutet. Den ersten Arbeitsschritt bildet das Versäubern der einzelnen Bauteile. Mit MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
Seitenschneider, Schlüsselfeile und Bastelmesser ist dies schnell erledigt. Die einzelnen Teile sollten tunlichst mit einem Bastelmesser oder einem kleinen Seitenschneider aus dem Spritzling getrennt werden. Der von DPM eingesetzte Kunststoff ist relativ hart und spröde; auf diese Weise lassen sich Beschädigungen der Bauteile weitgehend vermeiden.
Ein aus sechs Wandteilen zusammengestellter Rechteckbau. Die Wandteile bestehen aus Polystyrol; Türen und Fenster müssen von hinten eingesetzt werden.
Sortieren und probieren Nun wird man die vorbereiteten Teile erst einmal nach Geschosshöhe, Fenstereinteilung und ähnlichen Kriterien sortieren und sichten um die notwendige Übersicht für die gegebenen Möglichkeiten zu erhalten. Danach kann das Bestücken der Wandsegmente mit Fensterrahmen, Türen und Toren erfolgen, die von hinten in die Öffnungen eingeklebt werden. Ebenso empfiehlt es sich, vor dem weiteren Zusammenbau das Hinterkleben der Fensterrahmen mit Klarsichtmaterial und, soweit erwünscht und vorgesehen, das Anbringen einer Gardinenimitation hinter den dafür bestimmten Fenstern vorzunehmen. Man muss nicht unbedingt gleich die Teile zu einem endgültigen Bauwerk zusammenfügen, man kann durchaus erst einmal die beste Form und das geeignetste Outfit probieren. Dazu genügt es, die Wandsegmente mit etwas Kunststoffkleber zu fixieren und sie anschließend zu einem Korpus zusammenzustellen. Dann kann das Ausprobieren und das Variieren beginnen, wie es auch in der Bildfolge praktiziert wurde. Bei der endgültigen horizontalen Verbindung von zwei oder mehr Wandsegmenten werden diese stumpf zusammengeklebt, dann folgt ein schmaler Mauerstreifen, der von außen in die senkrechten Klebefalze zweier Segmente eingeklebt wird. Dieses nach der Montage etwas vorspringende Teil kaschiert die Nahtstelle und bildet einen pfeilerartigen Mauervorsprung. Dabei muss die Gravur der Segmente und der Streifen unbedingt in Übereinstimmung gebracht werden. Zusätzlich kann auf der Rückseite der Wandteile ein passend zugeschnittenes Stück Sheet als zusätzliche Stabilisierung auf die Nahtstelle der Segmente geklebt werden. Bei der vertikalen Befestigung kommen neben der stumpfen Verklebung der waagerechten Kanten ebenfalls Verstärkungsstreifen an der Rückseite MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
Von der anderen Seite. Theoretisch lassen sich die Wandelemente zwar beliebig aneinander fügen, eine gewisse Logik in bezug auf die Stockwerksaufteilung und die Höhe der Fußböden sollte dabei allerdings schon gewahrt bleiben.
Wenn man noch keine genaue Vorstellung von dem geplanten Gebäude hat, lassen sich verschiedene Varianten leicht ausprobieren, bis die günstigste Form gefunden ist.
Aus drei Torsegmenten kann ein einfacher Anbau geschaffen werden. Ein weiterer quadratischer Korpus kann als Obergeschoss auf die Durchfahrt gesetzt werden.
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der Klebestelle zum Einsatz. An den Gebäudecken wird neben der stumpfen Verklebung der senkrechten Kanten ebenfalls von innen eine Verstärkung aus einem Stück Polystyrolprofil eingeklebt. Die zwei schmalen Blendstreifen, die hier in einem 90°-Winkel aufeinander treffen, müssen vor dem Ein- und Verkleben eine Abschrägung von 45° erhalten. Zu beachten ist dabei, dass die zum Anfasen vorgesehenen Seiten keine Steingravur aufweisen. Aus den Innenmaßen eines fertig gestellten quadratischen oder rechteckigen Wandkomplexes ergibt sich gleichzeitig das Maß für das Dach, das als Zuschnitt aus den beigegebenen Kunststoffplatten entsteht. Als Auflage für das Dach sind die Innenseiten des Gebäudes in gleicher Höhe mit schmalen Polystyrol-Profilstücken auszustatten. Alternativ ist je nach Bauart des Gebäudes für die Dachgestaltung auch entsprechend stabiler Karton denkbar. Gleiches gilt für Zwischendecken und Innenwände, die je nach Verwendungszweck, Standort und Einsatzmöglichkeit notwendig werden könnten. Soll das Bauwerk eine oder mehrere Laderampen erhalten, sind die Maße von den speziellen Wandteilen abzunehmen. Als Material können Kunststoffreste oder Karton dienen. Die Farbgebung der Wandteile, Dächer und Ausstattungsteile kann sowohl vor dem Zusammenbau als auch nach der Fertigstellung des Gebäudes vorgenommen werden. Für die Bemalung empfehlen sich die bekannten Farben von Humbrol, Revell oder Floquil. Dieter E. Schubert
Zweistöckige Segmente ermöglichen eine weitere Vergrößerung der Grundfläche des Fabrikgebäudes. Die gleichen Korpusteile in einer anderen Zusammenstellung.
Links: Statt in die Breite kann das Gebäude auch in die Höhe entwickelt werden.
Kurz + knapp • Segmentbauteile für Gebäudemodelle Epoche II bis V Baugröße H0 • Design Preservation Models Vertrieb in Deutschland über: Bachmann Industries Europe Ltd Am Umspannwerk 5 90518 Altdorf • erhältlich im Fachhandel
Offene Türen oder Tore bieten zusätzliche Gestaltungsmöglichkeiten. Eine unterschiedliche Farbgebung erhöht die optische Wirkung des Bauwerks. Fertige Gebäude sollten mit den typischen US-Reklameschildern und sonstigen Ausstattungsteilen versehen werden.
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MIBA-SCHWERPUNKT US-Modellbahnen
Der Güterschuppen von der Gleisseite, provisorisch aufgestellt. Hier könnte durchaus noch eine Laderampe ergänzt werden.
geht dabei von einem hellen Grau bis zu dunkleren Farbtönen. In unmittelbarer Nähe von Gleisanlagen stehende Bauwerke werden dabei eine wesentlich dunklere Färbung aufweisen als ein allein stehendes Wohnhaus inmitten eines Gartens oder Parks.
Mit Farbe und Pinsel
Nicht nur für US-Bahnen
Güterschuppen für viele Zwecke Von DPM gibt es auch eine Reihe von „Komplettbausätzen“. Dieter E. Schubert stellt den kleinen Güterschuppen vor und legt dabei besonderen Wert auf die Bemalung.
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erschiedene Gebäude-Bausätze von DPM bestehen nicht aus Polystyrol, sondern ähnlich wie die Bausätze von Artitec aus Gießharz. Sie enthalten, wenn überhaupt, nur sehr wenige Kleinteile; die meisten Ausstattungsteile sind bereits an den Wandund Dachteilen angespritzt.
Für die Demonstration der Farbgebung von DPM-Bausätzen habe ich die „Freight Station“ (Art.-Nr. 107) gewählt. Dieser kleine Güterschuppen könnte durchaus, eventuell nach einer Korrektur der typischen amerikanischen Schiebefenster, auch an einer Nebenbahnstrecke irgendwo in Deutschland zu finden sein. Nach Sichtung und Kontrolle aller Bauteile werden diese sorgsam von etwa noch vorhandenen Spritzlingsresten befreit. Den nächsten Arbeitsgang bildet das Grundieren der Wandteile. Dabei werden alle Steinfugen mit einem entsprechend gewählten Farbton ausgelegt. Die mögliche Palette
Für das Auslegen der Steinfugen wählte ich „Matt-Olivgrau“ (Humbrol Nr. 66). Das Grundieren sollte nicht nur die Vorderseiten der Wandteile, sondern auch alle senkrechten Schmalseiten der Wandteile umfassen, die ebenfalls eine Steingravur aufweisen. Durch das Einfärben dieser Partien werden die vorhandenen Fugen besser sichtbar, was für den nächsten Arbeitsschritt von wesentlicher Bedeutung ist. Die gewählte Farbe wird so stark verdünnt, dass sie während des Auftragens möglichst umfassend in alle Vertiefungen eindringen kann. Nach einem kurzen Antrocknen werden die erhabenen Wandpartien sofort mit einem sauberen fusselfreien Tuch überwischt. Außer Humbrolfarben sind auch Erzeugnisse von Revell und Floquil sowie wasserlösliche Farben geeignet. Nach dem Grundieren und Trocknen werden die Schmalseiten aller Wandteile, die keine Gravur aufweisen, auf Winkligkeit überprüft und erforderlichenfalls nachgearbeitet. Dabei kann eine entsprechende Lehre, wie sie auch für Lötarbeiten gern verwendet wird, sehr hilfreich sein. Die infrage kommenden Kanten werden entlang der Lehre auf einem Stück feinen Schleifpapiers abgezogen, bis ein korrekter 90°-Winkel erreicht ist. Anschließend erhalten die Ziegelsteine der Wandteile ihre Farbgebung. Für den Güterschuppen verwendete ich „Matt-Blaßgelb“ (Humbrol Nr. 81). Nach dem gewissenhaften Aufrühren der Farbe werden einige Tropfen Farbe mit einem Rührstab in ein Behältnis (Kronkorken, Glasschälchen o. ä.) gebracht. Der nur mit der Spitze in die Farbe eingetauchte Pinsel ist auf einem Stück Karton so weit auszu-
Auf der Straßenseite lockert noch ein kleiner Anbau das Bild auf. Alle Fotos: Dieter E. Schubert
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MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
streichen, bis er fast trocken erscheint. Jetzt kann man vorsichtig flach mit dem Pinsel so über die Steinlagen wischen, dass die Farbe lediglich auf den erhabenen Stellen haftet. Dabei ist peinlich darauf zu achten, dass die dunkel ausgelegten Steinfugen nicht mit dem gelben Farbton übermalt werden. In ähnlicher Weise erhalten danach die Fundamentsteine aus einer Kombination von „Matt-Hellgrau“ (Nr. 64) und wiederum „Matt-Olivgrau“ (Humbrol Nr. 66) ihren Anstrich. Eine vielleicht zu dunkel ausgefallene Einfärbung kann mit etwas Verdünnung schnell aufgehellt werden. Es folgt die Farbgebung der Fenster- und Türrahmen und der Schuppentore. Humbrol Nr. 30 „Matt-Waldgrün“ und Nr. 78 „Matt-Cockpit-Grün“ bilden dafür die Basis. Ebenso könnten auch braune oder weiße Farbtöne gewählt werden. Es ist übrigens einer der hervorstechenden Vorteile dieser Bausätze, dass sie völlig individuell gestaltet werden können und nach ihrer Fertigstellung, zumindest was die Farbgebung betrifft, ausgesprochene Unikate darstellen. Da alle Konturen deutlich hervorgehoben sind, macht das Einfärben der einzelnen Rahmen, Simse, Kanten und Einfassungen keine Schwierigkeiten. Unbedingte Voraussetzung für ein erfolgreiches Arbeiten ist lediglich eine Auswahl hochwertiger Pinsel. Mit den vielerorts angebotenen „preiswerten“ Schulmalpinseln steht man mit Sicherheit von vornherein auf verlorenem Posten; für entsprechendes Qualitätswerkzeug sollten schon ein paar Mark investiert werden. Ein Satz RotmarderPinsel in den Größen 0/5, 0/3, 0, 1 und 2 ist bereits für etwa DM 20,00 erhältlich; eine Ausgabe, die sich schon bald amortisiert haben dürfte. Das Einfärben der Fensterbänke und -simse mit „Matt-Ozean-Grau“ (Humbrol Nr. 106) sowie der Dachbalken „Matt-Naturholz“ (Humbrol Nr. 110) bildet den Abschluss der Malerarbeiten an den Wandteilen. Nach einer entsprechenden Trockenzeit von etwa sechs bis acht Stunden, die vor allem bei den Farben von Humbrol und Revell unbedingt eingehalten werden sollte, sind die Fensteröffnungen mit glasklarem Material zu hinterkleben. Als Kleber für diese Arbeit eignet sich besonders Pattex Kraftkleber glasklar. Nun beginnt die Montage der Wandteile. Da die im Vergleich zu Kunststoffwänden deutlich dickeren Wandteile keine spezielle Grundplatte zur MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
Die Fugen der Steinstrukturen sind mit stark verdünnter Farbe einzufärben. Da die Wände stumpf aneinander geklebt werden, ist bei den Schmalseiten der Giebelteile die dort vorhandene Steingravur ebenfalls farblich zu behandeln.
Nach ausreichender Trockenzeit erfolgt das Auftragen der eigentlichen Wandfarbe. Die fast trockene Ziegelfarbe wird vorsichtig aufgestrichen ohne dabei die Fugen zu füllen; unten eine auf diese Weise behandelte Seitenwand.
Fensterrahmen und Türen sind bereits in den Wandteilen mit eingegossen. Mit möglichst feinem Pinsel mit sauberer Spitze erfolgt das Auslegen aller Fensterrahmen sowie der drei Torflächen.
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Die Seiten der Wandteile sind leicht abgeschrägt, damit sie sich besser aus der Gussform nehmen lassen. Auf einem Schleifklotz müssen die Kanten daher mittels einer Hilfsvorrichtung genau rechtwinklig geschliffen werden.
Stabilisierung benötigen, sollte der Zusammenbau mit einem Anschlagwinkel auf Winkelgenauigkeit kontrolliert werden. Die Reihenfolge der Teile lässt sich aus den unterschiedlichen Wandhöhen leicht ableiten. Für eine einwandfreie und stabile Verbindung empfiehlt sich u. a. Pattex Blitz Gel, da die üblichen Kunststoffkleber auf Grund der abweichenden Materialbeschaffenheit der DPM-Gebäudebausätze völlig ungeeignet sind.
Ein Dach aus Blech
Nach abgeschlossener Farbgebung beginnt die Montage der Wandteile. Dazu heftet man sie zunächst mit Sekundenkleber zusammen; danach können die Ecken von innen noch mit einem Zweikomponentenkleber wie etwa Stabilit verstärkt werden.
Für einen passgenauen Zuschnitt der Dachteile dienen die beigegebenen Schablonen.
Der fertige Rohbau wird nun mit dem Dach ausgestattet. Dafür liegen dem Bausatz entsprechende Kunststoffplatten sowie Profilleistchen bei, aus denen die Dachhälften sowie die Sparren nach den beigegebenen Schablonenzeichnungen zugeschnitten werden. Die Montage der vorbereiteten Dachhälften auf dem Rohbau erfolgt wiederum mit Pattex Blitz Gel. Das fertige Dach kann entweder in einem blaugrauen Farbton komplett eingefärbt oder, wie im vorliegenden Falle, mit einer Blechdachimitation versehen werden. Die einzelnen Streifen lassen sich mit Pattex Kraftkleber transparent dauerhaft auf der Dachfläche platzieren. Das Aussehen eines gealterten angerosteten Blechdaches kann mit einem dünnen Auftrag von „Matt-Ziegelrot“ (Humbrol Nr. 70) erreicht werden. Den Abschluss der Arbeiten am Güterschuppen bildet das Aufsetzen des Schornsteins. Je nach dem geplanten Standort des Gebäudes kann nun die Detail-Ausschmückung mit unterschiedlichem Woodland-Streumaterial und -foliage erfolgen.
Alternativ können die Dachflächen mit einer Blechimitation ausgestattet werden. Mit etwas rostbrauner Farbe erhält das Dach sein endgültiges Aussehen.
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VORBILD Reichsbahn-VT bei Ablieferung – drei VT vor Werk: Vorn „101 Altona“, dahinter „101 Stettin“ und „102 Stettin“, ersterer einklassig, die beiden anderen Wagen mit 3. und 4. Klasse. Foto: DWK/ Slg. Schöning
DWK-Benzoler für DRG und MFWE
Fünf Typen vom Typ V Die Deutsche Reichsbahn gab 1924 bei DWK (Deutsche Werke Kiel) vierachsige Benzoltriebwagen mit 150 PS in Auftrag, die 1925 ausgeliefert wurden. Alle fanden später als VT 85.9 der DB und bei Privatbahnen bzw. als Bahndienstwagen Verwendung. Dr. Rolf Löttgers zeichnet die wechselvolle Geschichte dieser kaum bekannten Triebwagen nach.
DRG-VT 751 in St. Peter-Bad (Strecke Husum–St. Peter-Ording) am 3.8.37. Foto: Slg. Herbener Der T I der MFWE kam mit deren Verstaatlichung 1942 zur DRB. Foto: Bellingrodt/MIBA-Archiv
D
er Nummernbereich 749-754 war bei der DRG den 150-PS-Verbrennungstriebwagen von DWK vorbehalten. Zunächst wurden 1927 nur die Betriebsnummern 751 bis 754 für ebenjene vier 1924 bestellten Fahrzeuge besetzt, ehe mit der Verstaatlichung der Mecklenburgischen Friedrich-Wilhelm-Eisenbahn (MFWE) im Jahre 1942 zwei weitere DWK-Triebwagen in den Bestand der DRG überwechselten: ein weitgehend mit den DRG-Fahrzeugen identischer T I (DRG 750) und ein Oldtimer T II („Spitzmaus“, DRG 749). Die vier „originalen“, direkt für die Deutsche Reichsbahn beschafften VT gehörten ebenso wie der MFWE-T I zum Typ V der DWK, einem Modell, von dem zwischen 1925 und 1928 insgesamt neun Exemplare, davon vier für das Ausland, gebaut wurden. Für heutige Verhältnisse waren diese vierachsigen VT deutlich untermotorisiert. Der ebenfalls von DWK stammende Sechszylinder-Viertaktmotor T VI leistete bei 1000 U/min 150 PS und musste ein Fahrzeuggewicht von leer 32 bzw. beladen knapp 38 Tonnen über die Strecke bringen. Die Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h dürfte er dabei wohl nur unter günstigen Voraussetzungen erreicht haben.
Reichsbahn-Einsätze VT 101 und 102 Altona wurden Ende 1925 abgenommen und dem Bw Husum zugeteilt, VT 101 und 102 Stettin kamen nach Templin bzw. Neustrelitz. Die zunächst dunkelgrün lackierten VT wurden 1927 auf VT 751-754 umgezeichnet und bis spätestens Januar MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
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Die Skizze des späteren VT 85 903 – noch in der Darstellung als Fahrzeug der DRG. Skizze: Slg. Löttgers
1937 in Husum zusammengezogen, wo ab 1932 auch der DWK-Einzelgänger VT 766 untergekommen war. Dort wurde nur noch eine Art „Resteverwertung“ betrieben: Im Dezember 1929 brachte es der VT 751 betriebstäglich gerade einmal auf 185 km. Bedient wurden sämtliche Nebenstrecken rund um Husum, bis hinüber nach Kiel (über Jübek-Rendsburg) und Flensburg (über Bredstedt-Löwenstedt). Am beeindruckendsten aber dürften die Dienste auf der kurz zuvor erst eröffneten Nebenbahn nach St. Peter-Ording gewesen sein, von denen ein Betriebsbild aus dem Jahre 1937 erhalten geblieben ist, Zugbildung aus VT+Ci+PwPost. Bei Kriegsbeginn und wenigstens noch Anfang der Vierzigerjahre waren die DWK-VT immer noch in Husum stationiert. Bis auf den VT 749 überdauerten alle VT den Krieg.
Einsatz nach dem Krieg Bei der Fahrzeugzählung der Alliierten vom 23.3.47 wurden die VT 750-753 im RAW Opladen erfaßt, Heimat-Bw Husum, Rbd Altona, ebenso der VT 766. VT 751 und 752 wurden als betriebsfähig gemeldet, während für VT 750 und 753 eine Instandsetzung für das Jahr 1947 vorgesehen war. Mit der Einführung eines neuen Systems der Baureihenbezeichnung wurden die DWK-Benzoltriebwagen 750754 und der wesentlich modernere Einzelgänger 766 wegen ihrer einheitlichen Maschinenanlage zur Baureihe VT 85 900 (ex MFWE-T I) bis VT 85 905 (ex VT 766) zusammengefasst. Anfang 1948 lief der VT 85 901 86
buchmäßig beim Bw Rheine, war allerdings an die Rbd Hannover ausgeliehen. Inzwischen wurde auch der VT 85 904 in Opladen geführt, war sogar ebenso wie der VT 85 901 bis wenigstens Mitte 1949 im Einsatz. VT 85 902 und 903 harrten laut Heinz R. Kurz weiterhin in Opladen der Aufarbeitung (in der Zählung der Alliierten ein Jahr zuvor war der VT 752 „betriebsfähig“), von VT 85 900 (vormals MFWE T I) war nicht mehr die Rede. Er tauchte erst beim Verkauf an das Niedersächsische Landes-Eisenbahnamt (NLEA) wieder auf, Ausmusterungsdatum bei der DB 21.12.50. Unter diesem Datum musterte die DB auch die VT 85 901 (zuletzt Bw Oldenburg), VT 85 902 („Rbd Wuppertal“, vermutlich immer noch im EAW Opladen abgestellt gewesen) und VT 85 904 (Bw Kiel) aus, sodass über diesen Zeitpunkt hinaus nur der VT 85 903 (Bw Oldenburg) im Einsatz blieb. Am 9.10.50 wurde die Verteilung der Verbrennungstriebwagen auf die ver-
schiedenen EAWs neu geordnet. Bei dieser Gelegenheit gingen alle benzinmechanischen VT (VT 66, 78, 85, 86, 89), die beiden Aussichts-VT 90 sowie die zwölf Vorkriegs-Turmtriebwagen komplett an das EAW Kassel. Bei dieser Neuverteilung wurden überhaupt nur noch zwei (und nicht die eigentlich noch vorhandenen sechs) VT 85.9 in der Übersicht mit aufgenommen, der VT 85 903 und das bereits mehrfach erwähnte Einzelstück VT 85 905. Letzteres wurde am 16.2.51 ausgemustert und am 11.7.51 an die Westerwaldbahn verkauft.
VT 85 903 bei der DB So blieb nach 1950 nur ein VT 85.9 bei der DB betriebsbereit. Wo das Bw Oldenburg ihn eingesetzt hat, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Er wurde zwei Jahre nach den übrigen VT 85.9 (22.12.52) ausgemustert und ebenso wie drei dieser vier Fahrzeuge an das NLEA weiterverkauft.
Fabrik-Nr.
Baujahr
urspr. Betriebs-Nr.
spätere Betriebs-Nr.
Betriebs-Nr. ab 1948
19 98 66 67 68 70
1922 1926 1925 1925 1925 1925
MFWE II MFWE I DRB 101 Altona DRB 102 Altona DRB 101 Stettin DRB 102 Stettin
1942 DRG 749 1942 DRG 750 1927 DRG 751 1927 DRG 752 1927 DRG 753 1927 DRG 754
ca. 1947 verschrottet VT 85 900 VT 85 901 VT 85 902 VT 85 903 VT 85 904
DB-VT
verkauft
an
in Betrieb
VT 85 900 VT 85 901 VT 85 902 VT 85 903
1951 Sommer 1951 August 1951 August 1953
Bremervörde-Osterholzer Eb Niederweserbahn Steinhudermeerbahn Klb Ihrhove-Westrhauderfehn
1952 als T 152 März 1953 als T 157 September 1953 als T 58 August 1954 als T 159
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T 1 der Wittlager Kreisbahn auf der Strecke Bohmte–Schwegermoor, 14.6.69. Rechts Stirnansicht des schmalspurigen T 58 der Steinhudermeerbahn, 7.4.63 in Wunstorf. Fotos: Dr. Löttgers
Die im Vergleich zu den übrigen VT 85.9 lange Verweildauer bei der DB lässt annehmen, dass der VT in Opladen oder Kassel einmal auch komplett neu lackiert worden ist. Wie frühe Bilder von anderen Kasseler „Benzinern“ zeigen, sind auch schon in den ersten Jahren der DB solche Triebwagen auf das neue Purpurrot mit cremefarbenen Zierstreifen umgestrichen worden.
Umbauten Früh schon setzte sich bei der DRG der Dieselmotor durch, sodass die zumeist in den Zwanzigerjahren beschafften Benzoltriebwagen Einzelstücke blieben. Der ursprüngliche Vergasermotor T VI wurde nach bis zu zwölfmaliger Auswechslung (so beim VT 752) 1933/34 durch das weiter entwickelte Modell T VIb ersetzt.
Einklassig ab Werk waren die beiden Wagen für die Rbd Altona, während die beiden Stettiner VT die 3. und 4. Klasse enthielten. Im Laufe der Jahre wurden alle VT zu BC4vT. An den Wagenenden hatte fast jeder VT anders gestaltete Abteile für Gepäck, Post und Werkzeug, teils sogar zeitweise ein Fahrradabteil. Doch erst bei der DB erhielten die VT ihr komplettes Gattungszeichen. Angeschrieben war es wohl nur beim VT 85 903, zuletzt einklassig als CPwPost4.
Privatbahn-VT Das Niedersächsische Landes-Eisenbahnamt versorgte in den Jahren 1951 bis 1953 vier ihrer Bahnen mit ehemaligen VT 85.9, Kaufpreis (ohne Motor und Getriebe) jeweils zwischen 18 000 und 20 000 DM, Umbaukosten
Als Bahndienstfahrzeug fungierte der ehemalige VT 85 904, der nach seiner Ausmusterung Ende 1950 zum Küchenwagen Mainz 8206 sehr umfangreich umgebaut wurde. Skizze: Dr. Rolf Löttgers
drei- oder viermal so hoch. Die VT wurden mit jeweils zwei 145 PS-DeutzMotoren und Mylius-Getriebe bestückt, die Dachkühler entfernt, der Innenraum komplett aufgearbeitet. Die Wagen bekamen einteilige Frontscheiben (nur VT 85 900 eine zweiteilige Scheibe). Die Einstiege wurden bei allen VT bis auf den VT 85 901 umgestaltet: Drehtüren zur Wagenmitte hin versetzt und durch Schiebetüren ersetzt, zusätzliches Seitenfenster zwischen Fahrzeugfront und Einstieg. VT 85 902 für die Steinhudermeerbahn erhielt meterspurige Drehgestelle. Der weitere Lebenslauf der vier VT: • T 152: 1954 an Lächow-Schmarsauer Eisenbahn, dort 1970 verschrottet, • T 157: 1964 an Verkehrsbetriebe Grafschaft Hoya als T 3, 1973 an Stichting Stoomtram Goes-Borsele, dort 1982 nach Unfall verschrottet, • T 58: bei Steinhudermeerbahn 1970 abgestellt, 1972 verschrottet, • T 159: 1961 an Wittlager Kreisbahn T 1 II, 1967 abgestellt, 1973 verschrottet.
Dienstfahrzeug Bleibt vom vormaligen VT 85 904 zu berichten. Er wurde nach seiner Ausmusterung Ende 1950 zum Bahndienstwagen umgebaut: Mz 8206, Küchenwagen beim Gleislager Darmstadt. Als solcher bekam er 1972 oder 1973 sogar noch eine Neulackierung und neue EDV-Betriebsnummer. Die Fahrzeugskizze illustriert die Umbauten, wobei anzumerken ist, dass die Stirnfenster komplett mit Blechen verkleidet wurden. Ins Auge fallen die beiden Drehgestelle amerikanischer Bauart Dz, Achsstand im Drehgestell 2150 mm. Dr. Rolf Löttgers MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
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Der VT 85 903 bringt im Modell durch seinen Weißmetallaufbau einiges auf die Waage. Hier „walzt“ er über eine Nebenbahn in der Umgebung von Oldenburg zu Beginn der Fünfzigerjahre.
Weißmetall-Bausatz des VT 85 903 der DB in H0
Die Panier-Walze Als Nordlicht unter den Herstellern für die Nordlichter unter den Eisenbahnfahrzeugen zuständig, bietet Wolfgang Panier nun auch den Typ V der Deutschen Werke Kiel in H0 an. Martin Knaden hat sich aus dem vielfältigen Angebot der Bausatzvarianten die DB-Version der Epoche IIIa herausgepickt.
E
in Modell aus der Baureihenvielfalt von Staatsbahnens ist im Angebot von Panier eher selten. Wenn aber Fahrzeuge diverser Privatbahnen eine einschlägige Vergangenheit bei DRG und DB haben, dann wirkt sich dies – wie beim VT 85.9 – auch im Modell aus, wodurch sich ein zusätzlicher Interessentenkreis erschließt.
Der vorliegende Bausatz besteht im Wesentlichen aus gewichtigen Weißmetallteilen für Chassis, Wagenkasten und Dach sowie einigen Messinggussteilen für die Detaillierung. Der Faulhaber-Antrieb ist lauffähig vormontiert und in die Verdrahtung bereits werkseitig eine achtpoligen Schnittstelle eingebaut.
Die Bauteile für den VT 85 903. Die am Chassis des fertigen Modells erkennbaren Rahmenträger gehörten zum Zeitpunkt der Aufnahme noch nicht zum Bausatz der DB-Version.
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Vor der Montage erfolgt die obligatorische Vollständigkeitsprüfung. Dann kann als anfängliche Fingerübung das Dach bearbeitet werden. Mithilfe einer dicken Glasplatte wird es auf Planheit geprüft und gegebenenfalls vorsichtig nachgerichtet. An der Unterseite sind Ankörnungen für die Bohrungen sämtlicher Varianten vorhanden. Die Bauanleitung gibt Auskunft, welche Bohrungen jeweils vorzunehmen sind. Nach dem Einkleben der Lüfter und Dachkühler sind die Kühlerleitungen einzusetzen. Diese bestehen leider aus einzelnen Drahtstückchen, die mühsam auf Maß abgelängt werden müssen. Zusätzlich wird das Dach noch mit Signalhörnern und Schlussscheibenhaltern bestückt. Letztere müssen für die DRG- und DB-Ausführung gekröpft sein, während dem Bausatz kurze, gerade Halter beiliegen. Hier helfen jedoch Halter von Günther (001309) oder Weinert (8263) aus. Stirn- und Seitenwände können wegen der sich verjüngenden Wagenenden nicht einfach rechtwinklig zusammengeklebt werden. Als Lehre hilft hier das Dach, welches – auf den Kühlern aufliegend – eine wackelfreie Basis darstellt. Zunächst werden die Wände nur mit Sekundenkleber fixiert. Anschließend erfolgt mit Stabilit Express eine feste Verklebung. Freunde der Löttechnik werden wohl nicht umhinkommen, sich eine Lehre aus Holz zu fertigen. Das Chassis wird mit den Seitenwangen bestückt. Dazu kommen noch zwei kleine Luftbehälter und ein AusMIBA-Miniaturbahnen 9/2000
puff. Die in der Bauanleitung aufgeführten Heizungskästen sind erst für die Zeit der Privatbahnen relevant. An den Fronten werden nun Sonnenschirme, Glocken, Lampen und Trittstufen angebaut. Die weiteren Elemente sollte durch filigranere Bauteile ausgetauscht werden: Bremsschläuche (8290) und Kupplungsattrappen (8631) kommen von Weinert, während die Federpuffer incl. Anschraubplatten von Günther (001028) geliefert werden. Seitlich neben den Türen werden superfeine Griffstangenhalter (Weinert 8461) und 0,3-mm-Draht montiert. Von einem Sandstrahlen vor dem Lackieren – sonst eine ideale Vorbereitung des Untergrunds – ist zumindest beim Fahrwerk abzuraten, da Motor und Drehgestellhalter verklebt sind und höchstens für eine Spritzlackierung dicht genug abgeklebt werden können. Die Farbgebung muss im Gegensatz zu allen anderen Ausführungen für die DB-Version als relativ freie Interpretation angesehen werden, da gerade aus dieser Zeit keine Fotos existieren (und falls doch: her damit!!!). Man kann aber davon ausgehen, dass das EAW Kassel die Fahrzeuge ebenso wie viele andere VT, die per Bild dokumentiert sind, aufgearbeitet hat. Dafür spricht auch, dass die VT 85 wenige Jahre später beim Verkauf relativ gute Preise erzielt haben, also keinesfalls schrottreif gewesen sein können. Es ergibt sich also für das Dach Weißaluminium bis Mattgrau, für den Wagenkasten Purpurrot mit einem Streifen an der unteren Kante in Tiefschwarz. Chassis und Drehgestellblenden ebenfalls Tiefschwarz. Die beiliegenden Aufreibebeschriftungen wirken für die DB-Zeit relativ klein, sind aber nach Aussage des Herstellers völlig korrekt. Sie lassen sich auf fettfreien Untergrund gut aufbringen. Zierlinien liegen keine bei, hier sind die Nassschieber aus dem Beschriftungssatz T391 von Gaßner zu verwenden. Als Verglasung (liegt ebenfalls nicht bei) kann stabile Folie verwendet werden. Fazit: Panier bietet ein hochinteressantes Fahrzeug an, das in den Epochen II bis IV in unterschiedlichsten Ausführungen einsetzbar ist und durch seinen Faulhaber-Antrieb sowie das enorme Gewicht von 586 Gramm gute Fahreigenschaften zeigt. Lediglich bei Detaillierung und Endmontage wird dem Kunden reichlich Eigeninitiative abverlangt, was möglicherweise nicht jedermanns Sache ist. MK MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
Kurz + knapp • Art.-Nr. 1330: VT 751-754 DRG Art.-Nr. 1331: VT 21.01 BBÖ/ÖBB Art.-Nr. 1332: VT 85 903 DB Art.-Nr. 1333: T 15 Niederweserbahn Art.-Nr. 1334: T 3 Verkehrsbetriebe Grafschaft Hoya Art.-Nr. 1335: T 58 Steinhuder Meer-Bahn (H0m/H0e) Art.-Nr. 1336: T 159 Kleinbahn Ihrhove–Westrhauderfehn Art.-Nr. 1337: T 1I Wittlager Kreisbahn • Bausatz je DM 500,– (Gleich- oder Wechselstrom) Fertigmodell je DM 1290,– bis 1390,– • Vertrieb über Fachhandel oder direkt bei Panier, Ewige Weide 14, 22926 Ahrensburg, Tel.: 04102/472147 • Zierlinien: Gaßner-Beschriftungen, Jägerstr. 24, 82024 Taufkirchen, Tel.: 089/6125348
NEUHEIT
Am Dach sind einige Lüfter, die Signalhörner und – bei der DB-Version – vier Kühler nebst den dazugehörigen Leitungen anzubringen. Die gekröpften Schlussscheibenhalter wurden aus dem WeinertProgramm ergänzt.
Am fahrfähig vormontierten Laufwerk sind lediglich die Seitenwangen (möglichst mit Stabilit), einige Details und die Drehgestellblenden anzubringen. Die Schwungmasse ist im Durchmesser größer als der Motor und daher sehr effektiv. Die Schnittstelle wirkt handgestrickt und passt nicht im Abstand der Kontakte. Da man durch die Fenster des VT guten Einblick ins Fahrzeug hat, sollte man eine unauffälligere Stromverteilerplatine direkt auf den Boden kleben. Die Detaillierung an der Front wird beherrscht durch die für den Einsatz auf Nebenstrecken erforderliche „Bimmelbahnglocke“. Die im Bausatz enthaltenen Bremsschläuche, Schraubenkupplungsattrappen und Griffstangenhalter sind recht großzügig dimensioniert, sodass hier stattdessen Bauteile von Weinert zur Anwendung kamen. Die präzise gefertigten Puffer einschließlich der fein geprägten Anschraubplatten stammen von Günther. Fotos: MK
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VORBILD
Die Hochleistungslok 1016 der ÖBB
Roter Stier auf Österreichs Schienen Seit einiger Zeit kommen die bei Krauss-Maffei entwickelten Hochleistungslokomotiven der Baureihen 1016/1116 „Taurus“ verstärkt zur Auslieferung und damit zum Einsatz. Roland Alber stellt die interessante Maschine näher vor.
V
on den Hochleistungsloks mit Drehstrom-Umrichtertechnik der ÖBB-Baureihe 1012 kam es nur zur Lieferung der drei Vorausloks. Dieses Projekt wurde nicht zuletzt auf Grund des hohen Preises von rund 100 Mio. Schilling je Lok schließlich eingestellt. Im Dezember 1996 erfolgte dann eine EU-weite Ausschreibung für zunächst 50 Einsystemloks der Reihe 1016 mit der Zulassung für die Netze der DB und ÖBB sowie weitere 25 Zweisystemloks
der Reihe 1116, die auch im MAV-Netz zugelassen sind. Bereits im April 1997 wurde Siemens mit dem Euro-Sprinter, ADtranz mit der Baureihe 101 der DBAG und GEC Alsthom/ELIN mit dem
Konzept der BB 36000 „Astride“ der SNCF in die engere Wahl genommen und deren Angebote in den folgenden Monaten bewertet. Im Juli 1997 ging Siemens schließlich aus den Verhandlungen als Sieger hervor, wobei sich ADtranz nur knapp geschlagen geben musste. Im Gegensatz zu früheren Gepflogenheiten, nur kleine Serien zu bestellen, sprachen die ÖBB diesmal eine Option von 325 weiteren Exemplaren aus, wodurch der sehr günstige Preis von 35,5 Mill. Schilling für die 1016 und 36,5 Mill. Schilling für die 1116 erzielt werden konnte. Zudem übernahmen die ÖBB ein Drittel der Wertschöpfung an den 1016/1116 durch Leistungen in eigenen Werkstätten. Abgesehen von vier bei KraussMaffei gefertigten Vorausloks (1016 001–003 und 1116 001) werden alle
Oben: Vor dem Sommerfahrplanwechsel 2000 gab es für die 1016/1116 noch keinen Umlaufplan, sodass die Loks nach Bedarf eingeteilt wurden: So auch die 1016 006, die am 21. 4. 00 mit dem Güterzug 58418 bei Loosdorf unterwegs war. Foto: Roland Alber Rechts: Die 1016 007 wartet an einem Bahnsteig im Wiener Westbahnhof; die Aufnahme von Wolfgang Kaiser entstand im Mai dieses Jahres.
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folgenden Lokomotiven im ÖBB-TSWerk Linz endmontiert und Komponenten aus anderen ÖBB-Werkstätten zugeliefert. Nur zwei Jahre vergingen, ehe am 12. 7. 99 im Krauss MaffeiWerk in München-Allach die (fast) fertige 1016 001 der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Besonderes Augenmerk hatte die ÖBB auf das äußere Erscheinungsbild der Lokomotive gelegt; in Zusammenarbeit mit dem Designbüro Haslacher wurde ein dynamisches Erscheinungsbild entwickelt. Unter dem Namen „Taurus“ (lat. Stier) haben es die ÖBB innerhalb kurzer Zeit verstanden ihr neues „Flaggschiff“ bekannt zu machen, sodass die Lokomotiven mittlerweile einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht haben. Gegenüber den ersten Loks gab es mittlerweile eine Reihe von Modifikationen wie die schalldämpfenden Bleche auf den Rädern, Entdröhnstäbe an den Lüftungsgittern, größere trapezförmige Türgriffmulden und Tritte zwischen den Puffern. Die Lokomotiven sind mit vier Drehstrom-Asynchronmotoren und dem neuen HAB-Antrieb (Hochleistungsantrieb mit Bremswelle) ausgestattet. GTO-Thyristoren übernehmen in Form von Vierquadrantenstellern die Dosierung der Traktionsenergie. Die Antriebsregelung erfolgt mittels Einzelachsansteuerung und einem selektiv wirkenden Schleuderschutz, so dass stets die optimale Ausnutzung der RadSchiene-Reibung gewährleistet ist. Die Lokomotiven verfügen über ein modernes Leit- und Diagnosesystem sowie über die in Österreich und Deutschland gängigen Sicherungssysteme, die 1116 zusätzlich über jene der MAV. Über den Zugbus kann mit den Baureihen 1014,
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1142 und 1163 in Vielfachsteuerung sowie im Wendezugbetrieb gefahren werden. Seit dem Sommerfahrplanwechsel gibt es für die beim Traktionsstandort Wien-West beheimateten, 6400 kW (=10.000 PS) starken und 230 km/h schnellen Lokomotiven einen zehntägigen Umlaufplan, der nach Aufstockung des Bestandes laufend erweitert wird. Die Maschinen gelangen derzeit vor allem auf der Westbahn zum Einsatz, kommen mit Güterzügen aber auch bis München-Nord und befördern Korridorzüge von Salzburg über Rosenheim nach Kufstein. Zudem gilt es in ganz Österreich Triebfahrzeugführer-Schulungsprogramme zu absolvieren um die neue österreichische Standardlok freizügig einsetzen zu können. Roland Alber
Eine Lok im Schraubstock: Die Aufnahme zeigt einen Rohkasten der 1016 beim ZugDruckversuch in einer Werkhalle von KraussMaffei. Nur vier Lokomotiven der TaurusFamilie wurden komplett in der Münchener Traditionsfirma montiert. Auf den noch offenen Bereich des Führerhauses wird später eine GFK-Haube aufgesetzt. Foto: Krauss-Maffei
Im April 2000 standen in Salzburg Versuchsund Schulungsfahrten mit der 1016 001 auf dem Programm. Die Wochenenden wurden genutzt um ein Intercity-Zugpaar nach Wien zu befördern. Am 23.4. 2000 passiert die Lok mit dem IC 542 das beschauliche Dorf Weng und wird wenig später wieder Salzburg erreichen. Foto: Roland Alber
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MIBA-TEST
Die 1016 der ÖBB in der Baugröße H0 von Roco
Der Salzburger Taurus Kaum ist das Vorbild im Einsatz, so gibt es auch schon das entsprechende Modell: Die Rede ist von der österreichischen Hochleistungslok der Baureihe 1016. Das gelungene Design dieser Maschine wurde bei Roco angemessen in die Baugröße H0 übersetzt. Bernd Zöllner hat die Lok ausgiebig getestet.
W
er glaubt, dass moderne Elloks auf Grund ihres prinzipiell immer gleichen technischen Aufbaus im Erscheinungsbild immer ähnlicher werden, wird beim Taurus eines Besseren belehrt. Das eigenständige und markante Profil dieser österreichischen Variante der Eurosprinter-Familie wurde von Roco-Modell hervorragend getroffen. Entsprechend dem Vorbild finden wir bei der Dachausrüstung eine korrekte Nachbildung des SécheronHauptschalters mit separat eingesetz-
ter Grundplatte samt der filigranen Nachbildung des Erdungsschalters. Die Dachleitung ist ganz aus Kunststoff gefertigt und absolut gerade; sie endet präzise am Rahmen der beiden Stromabnehmer. Bei ihnen handelt es sich um die korrekte Nachbildung des Siemens-Typs SSS 87, der bei der ÖBB als Bauart VIIIe bezeichnet wird. Selbst der Ventilkasten wurde nicht vergessen. Allerdings befinden sich an der Stelle, wo beim Modell Zugfedern für den Anpressdruck sorgen, beim Vorbild Schwingungsdämpfer. Durch die
ähnliche Anordnung ist aber der optische Eindruck des Vorbildes gegeben. Wie beim Vorbild sind Rahmen und Unterscherenarm rot, während die Oberschere glänzend silber ist. Eine Nachbildung der matten Oberfläche des Vorbildes aus Edelstahl würde allerdings weniger aufdringlich wirken. Die Dachabdeckungen sind analog zum Vorbild separat aufgesetzt. Hervorragend gelungen ist die wirklich nicht einfache, mehrfach gekrümmte Kopfform mit den absolut passgenau von außen eingesetzten Stirnfenstern; vervollständigt durch die filigranen Scheibenwischer und die recht massive Griffstange und die ob ihrer korrekten Größe fast nicht erkennbaren UIC-Steckdosen. Ein besonderer Gag der Hersteller Krauss-Maffei und Siemens wurde ebenfalls treffend wiedergegeben: Die in die Verkleidung oberhalb des rechten Puffers und bei den Einstiegsleitern durchbrochen ausgeführten Schriftzüge finden sich beim Modell als Relief wieder. Auch die Form der in neuartige Verformungselemente integrierten Puffer wurde gut getroffen. Die Optik der Seitenwände wird durch die fast in die Fahrzeugmitte gerückten Zugangstüren bestimmt. Die vorbildgerecht in Links: Im Inneren des Modells verbirgt sich die bewährte Antriebstechnik. Der Motor ist mit zwei Schwungmassen ausgestattet; auf der Platine befindet sich die Digitalschnittstelle. Alle Modellfotos: gp
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einer Vertiefung liegenden Griffstangen sind separat eingesetzt. Die Drehgestellblenden geben das Vorbild korrekt wieder und sind „aus einem Guss“, lediglich die Dämpfer wurden extra angesetzt. Die Radscheiben geben entsprechend dem aktuellen Zustand richtig diagonal versetzt auf der einen Seite des Radsatzes die Befestigung des Antriebes und auf der anderen Seite die Nachbildung der Schallabsorber wieder. Die seidenmatte Lackierung in der richtigen Farbgebung ist gewohnt sauber und deckend ausgeführt. Zu wünschen wäre nur, dass bei Roco-Modellen auch die Unterkante des Gehäuses ebenso gleichmäßig in der Farbe des Rahmens lackiert wird. Die Beschriftung ist farblich und inhaltlich korrekt und präzise gedruckt.
Technik Das vollkommen aus Kunststoff gefertigte Gehäuse ist auf den Rahmen aufgerastet. Am Druckgussrahmen ist die Partie um die Pufferträger in Kunststoffausführung angesetzt. Wie üblich ruht im Rahmen der fünfpolige Standardmotor mit schräg genutetem Anker; über Kardangelenke und Schnecken-/Stirnradgetriebe werden alle Achsen beider Drehgestelle angetrieben. Die über dem Motor angeordnete Platine trägt die serielle Schnittstelle und zwei zusätzliche Steckbrücken zur Herstellung verschiedener Betriebsarten. Das Lokmodell ist leise, taumelt nicht und lässt sich sehr geschmeidig von der niedrigsten bis zur leicht überhöh-
Oben: Die nicht ganz einfachen runden Formen der Stirnfront werden von dem Roco-Modell hervorragend wiedergegeben. Oben rechts: Hier stimmen alle Details – Siemens-Pantograph SSS 87 und Dachausrüstung mit Hauptschalter, Erdungsschalter und Dachleitung. Rechts: Blick auf das Drehgestell. Es werden alle vier Achsen der Lok angetrieben; jedoch sind nur zwei Räder mit Haftreifen ausgestattet, sodass sich bei Rückwärtsfahrt eine etwas geringere Zugkraft ergibt.
ten Nominalgeschwindigkeit regeln. Der Auslauf bei Abschaltung der Fahrspannung ist etwas reichlich bemessen. Die gemessenen Zugkraftwerte sind ordentlich und erlauben den Einsatz dieses Lokmodells wie beim Vorbild sowohl vor Reise- als auch vor Güterzügen. Der Normschacht ist an einer schwenkbaren Deichsel aufgehängt, eine Kurzkupplungskulisse gibt es leider nicht. Der Anschluss der Stirnbeleuchtung erfolgt wieder über Leiterbahnfolien. Ein geschickt ausgeführtes Kunststoffteil, das die sockellosen Birnchen am Rahmen fixiert, stellt die lötfreie Ver-
Maßtabelle 1016 der ÖBB in H0 von Roco Vorbild Längenmaße Länge über Puffer:
1:87/NEM
Messwerte 1016 von Roco Modell
221,6
221,0
Höhenmaße über SO Höhe Dach Höhe Stromabnehmer in Senklage
3 966 4 351
45,6 50,0
45,6 52,0
Breite Lokomotivkasten
3 000
34,5
34,4
12 900 9 900 3 000
148,3 113,8 34,5
149,3 113,7 35,6
1 150
13,2
13,2
Raddurchmesser: Puffermaße Pufferhöhe über SO: Puffermittenabstand: Pufferlänge Radsatzmaße Radsatzinnenmaß: Radbreite: Spurkranzhöhe: Spurkranzbreite:
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Gewicht Lok:
494 g
Haftreifen: 19 280
Radstände Gesamtachsstand: Drehzapfenabstand: Drehgestell-Achsstand:
bindung zwischen Leiterbahnfolie und den Anschlussdrähten sicher. Lediglich die Verbindung zu den Radschleifern, die von oben auf die Spurkränze aller Räder aufliegen, erfolgt per angelöteter Kabel. Die fahrtrichtungs- und spannungsabhängige Stirnbeleuchtung ist nur im oberen Geschwindigkeitsbereich deutlich sichtbar. Das Fahrzeug ist lobenswerterweise komplett ausgestattet und sofort einsatzbereit. Für die Vitrine liegen vollständig ausgebildete Schneeräumer, Kupplungsimitationen, Bremsschläuche und Pufferplatten mit Rangiergriffen zum Tausch bei. bz
1 050 1 750 650 – – – –
12,1 20,1 7,5
12,1 20,0 7,5
14,3+0,1 2,8min 1,2max 0,7-0,9
14,4 2,8 1,1 0,8
2
Messergebnisse Zugkraft Ebene: 30 ‰ Steigung:
164 g 158 g
Geschwindigkeiten (Lokleerfahrt) Vmax: VVorbild: Vmin: NEM zulässig:
257 km/h bei 12 V 230 km/h bei 10,8 V 5,2 km/h bei 2 V 322 km/h bei 12 V
Auslauf aus Vmax: aus VVorbild:
560 mm 490 mm
Lichtaustritt:
108 km/h bei 6 V
Schwungscheibe Anzahl: Durchmesser: Länge: Ungefährer Preis:
2 15,8 mm 10,0 mm 350,– DM
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VORBILD + MODELL
Im Bereich „Helwig Fields“ des U.S.-Quartermaster Depot GießenFlughafen rangiert USTC 2032 einen Kesselwagen mit Treibstoff an den Vorratsbehälter. Modellfotos: MK
44-Tonnen-Rangierlok des USTC von Liliput in H0
D-Day-Diesel Die nunmehr ausgelieferte USTC-Diesellok von BachmannLiliput dürfte nicht nur „die üblichen Verdächtigen“ interessieren. Mit Michael Meinhold und Martin Knaden stellen zwei von ihnen Vorbild und Modell vor.
kriegsschauplätzen (zerstörte Hauptbahnen, Behelfsbrücken) von besonderer Bedeutung war. Möglich war zudem der schnelle Austausch der Drehgestelle in diversen Spurweiten von 1000 bis 1524 mm. Mit Mehrfachsteuerung und Westinghouse-Bremse ausgerüstet, waren sie auf einfachste Bedienung und Wartung ausgelegt. Die meisten Maschinen wurden nach ihrer Verschiffung nach England und Frankreich auf dem europäischen Kriegsschauplatz eingesetzt; es war eine GEC-44-tons, die als erste USDiesellok über die erste von der 9. USArmee gebaute Rheinbrücke bei Wesel westwärts rollte. Der ungeheure Nachschubbedarf der Allierten sicherte den Maschinen in den Jahren 1944 bis 1946 ein reiches Betätigungsfeld; wenn nicht genug der kräftigen 1’D-Dampfloks (S 160) zur Verfügung standen, übernahmen die 44-Tonner in Doppel- oder Dreifach-
Z
wischen 1940 und 1944 baute General Electric Co Ltd (GEC) mehrere hundert Diesellokomotiven für den Einsatz bei der US-Armee auf den Kriegsschauplätzen in Indien und Europa, wo sie nach dem „D-Day“ (Invasion am 6. Juni 1944) Nachschubzüge befördern sollten. Dabei handelte es sich durchwegs um erprobte StandardTypen, an denen lediglich leichte Modifikationen nach den Erfordernissen des USTC (United States Army
Transportation Corps) vorgenommen wurden. Die Maschinen waren in drei Gewichtsklassen unterteilt (24, 44 und 74 Tonnen). Die 44-Tonnen-Diesellok mit mittig angeordnetem Führerstand leistete, angetrieben von zwei Achtzylinder-Dieselmotoren von Caterpillar, 380 PS. Ihr geringer Achsdruck erlaubte den freizügigen Einsatz auf Strecken mit begrenzten Achslasten, was für den Betrieb auf den Kriegs- und Nach-
Serienmäßig an Bord: ein Lokführer
Nach Abnehmen des Gehäuses wird die Bauweise des Chassis mit zwei Motoren deutlich.
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MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
traktion sogar deren Aufgaben vor schweren Güter- oder Lazarettzügen. Nach dem Krieg waren die Loks bis in unsere Tage in den großen US-Depots im Verschub eingesetzt; in Westdeutschland verzeichnete das USTC 1969 noch 19 Maschinen. Die USTC 2032 des „U.S. Army Quartermaster Depot“ in Gießen-Flughafen wurde für den Streckeneinsatz auf der Vogelsberger Westbahn unter restriktiver Auslegung des Besatzungsstatuts noch am 4.5.1955 „auf DB-Gleisen zugelassen“ ... mm
Der Switcher in H0 Wie beim Vorbild wurde auch in H0 das vorhandene Bachmann-Fahrzeug auf europäische Verhältnisse „adaptiert“ – sprich: Es wurden Puffer angebaut. Hinzu kamen statt der amerikanischen Klauenkupplungen, die in dieser Version nur noch beigelegt sind, Aufnahmen für andere Kupplungen mit NEM10.4.1945: Eine Diesellok des USTC überquert mit einem Güterzug (an 3. Stelle ein US-Güterwagen, später G 09) auf der zwei Tage zuvor eröffneten „Major Robert A. Gouldin“-Brücke bei Wesel den Rhein. Archiv Michael Meinhold 24 Jahre später: Lok 8576 des USTC und zwei Schwestermaschinen am 9.10.1969 im USDepot Mannheim-Rheinau. Foto: Dr. G. Scheingraber/Slg. Joachim Claus
Schacht. Mit der olivgrünen Lackierung und der auffälligen Beschriftung der USTC wird so der 44-Tonnen-Diesel von GEC überzeugend wiedergegeben. Das Liliput-Modell verfügt angesichts seiner zwei Motoren über eine ansehnliche Zugkraft. Das Rangierverhalten wird durch schräg genutete Motorenanker und eine Stromabnahme über sämtliche Räder gut unterstützt. Leider liegt der NEM-Schacht nicht ganz in normgerechter Position, da an der grundsätzlichen Konstruktion – mit Ausnahme der weggefallenen Trittstufen am Pufferträger – praktisch keine Änderungen vorgenommen werden konnten. Hier sei ein weniger auffälliger Kupplungshaken (z.B. Weinert 8641) empfohlen. Mit dieser scheinbar unscheinbaren Diesellok bietet Liliput ein echtes Stück Zeitgeschichte in H0, das ausgezeichnet zum inzwischen vielfältigen Angebot an USTC-Wagen passt. Das Modell sollte daher auf keiner Epoche-IIIAnlage fehlen. MK MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
Kurz + knapp • 44-tons-Rangierdiesellok der USTC Art.-Nr. L104400 ca. DM 120,– • Bachmann Industries Europe Ltd. Am Umspannwerk 5, 90518 Altdorf bei Nürnberg • Vertrieb über den Fachhandel
„Reserve hat Ruh“: Schnappschuss aus dem fahrenden Zug auf abgestellte USTC-Dieselloks (vorn wieder Lok 8576) im US-Depot Nahbollenbach an der Strecke Bad Kreuznach–Idar-Oberstein. Foto: D. Bodeck/Slg. Joachim Claus
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NEUHEIT
Komplette Digitalsteuerung von Lenz in einem Gerät
„compact“er Preis Der iMac unter den Digitalsteuerungen – wie jener all-in-oneComputer macht auch das neue compact von Lenz Elektronik mit gefälligem Design auf sich aufmerksam. Nicht die einzige Besonderheit, wie Martin Knaden beim Testen eines der ersten Geräte feststellte.
D
er große Drehknopf – an zentraler Stelle angeordnet – erinnert stark an unsere guten alten Modellbahntransformatoren: Intuitiv weiß man, dass hier Drehen nach rechts die Lok schneller, Drehen nach links langsamer fahren lässt. Auch sonst erklärt sich das Gerät durch seine Gestaltung wie von selbst. „+“- und „-“-Tasten unter dem Display steuern die Auswahl der 99 Lokadressen, drei Tasten „F0“, „F1“ und „F2“ lösen die entsprechenden Funktionen aus (0 z.B. für Licht) und „S“ fungiert als Stopptaste, wenn ein Nothalt erforderlich werden sollte.
Liefert bei 15 Volt und 3 Ampere voll ausreichende 45 Watt: der ebenfalls neue TR100-Transformator von Lenz Elektronik. Fotos: gp
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Etwas mehr Erklärungen sind notwendig, wenn die beiden Fahrtrichtungstasten „a“ und „e“ gemeinsam verwendet werden. Denn hier gelangt man in die verschiedenen Menüs, die den Funktionsumfang des Gerätes stark erweitern. So lassen sich z.B. auch Weichen und Signale im Adressbereich 0 bis 99 stellen, die Fahrstufen 14, 27/28 und 128 zuordnen und Lokdecoder programmieren. Ist der Menü-Modus aktiviert, wird über „+“ und „-“ das richtige Menü ausgewählt, bestätigt wird durch „✓“, welches die „F0“-Taste als Doppelbelegung kennzeichnet. Ist das o.K.Zeichen nicht das richtige, wählt man stattdessen „✘“, unterhalb der „F2“Taste gelegen, um den Menüpunkt zu verlassen. Mit diesen lediglich vier Tasten lassen sich sämtliche Funktionen aufrufen und einstellen. Die gesamte Abfolge der Tasten ist in der mustergültig aufgebauten Betriebsanleitung in allen Einzelschritten aufgeführt. Hier finden sich auch eher selten benutzte Einstellungen, die es ermöglichen z.B. die Versionsnummer abzufragen.
Schon das Design beflügelt: Das neue compact von Lenz Elektronik fällt durch „Flossen“ wie durch vielfältigen Funktionsumfang gleichermaßen auf. Das Display zeigt im Fahrmodus nur die Lokadressen an, die Fahrstufen lassen sich anhand der Drehknopfstellung ungefähr abschätzen.
Kompakt wie das compact selbst ist auch sein empfohlener Verkaufspreis: 99,– Euro. Hinzu kommt neben den obligatorischen Lokdecodern nur noch eine Stromversorgung, die mit dem TR 100 ebenfalls von Lenz lieferbar ist. Bei alledem ist das compact keine Einsteigersackgasse: Über den XpressNet-Bus lassen sich weitere Eingabegeräte anschließen, das compact kann selbst als Eingabegerät verwendet und bei Erweiterungen der Anlage können die Befehle der Zentrale über externe Verstärker dem Strombedarf angepasst werden. Fazit: Ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis – nicht nur für Digital-Einsteiger. MK
Kurz + knapp • compact: all-in-one-Digitalgerät, empfohlener Verkaufspreis: DM 195,– • TR100, 15V/3A-Stromversorgung, ca. DM 90,– • Vertrieb über den Fachhandel • Infos bei: Lenz Elektronik GmbH, Hüttenbergstr. 29, 35398 Gießen Tel: 06403/9001-0, Fax: 06403/9001-55
MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
NEUHEIT
Fünfteiliger Obstzug mit neuen Spitzdachwagen und grüner E 19. Rechts: Eine Neukonstruktion ist der Spitzdachwagen. Modellfotos: gp
Güterzugset „Obstzug“ von Arnold
Frisches Obst und Gemüse Ein ausgesprochen interessantes Zugset gelangte im Juli an den Fachhandel. Die Sprache ist von dem fünfteiligen Güterzugset „Obstzug“ mit einer E 19 als Zuglok. Sein Vorbild ist der Zug Sg 5595 MünchenSüd–Frankfurt.
D
ie Güterwagen, in der Regel italienische Spitzdachwagen, beladen mit frischem Obst und Gemüse kamen via Kufstein und Salzburg aus ganz Süd- und Südosteuropa. In München wurden sie entweder gleich umrangiert oder von den Großmarkthallen neu aufgegeben. München-Süd war übrigens bis in die Achtzigerjahre die Drehscheibe für Obst und Gemüse in Süddeutschland. Mit dem Sg 5595/5295 wurden die frischen Lebensmittel von MünchenSüd über Nürnberg nach Frankfurt befördert. Die Bespannung mit einer E 19 unterstreicht die Hochrangigkeit dieses Zuges. Der Umlauf mit E 19 endete allerdings dann Anfang der Siebzigerjahre und ging auf E 18 bzw. später auf BR 118 über. Die Zugnummer war dann Sg 51376/51386. Von der BR 118 übernahm die BR 103 den Zug, die ihn bis Donauwörth beförderte. Mit einer Eilzugleistung kehrte MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
sie nach München zurück. Letzte Bespannung des Obstzuges waren Münchner 111er. Manfred Baaske Das Arnold-Set beinhaltet neben einer grünen E 19 zwei neue Spitzdachgüterwagen, einen Kühlwagen Tgehs 40 und einen Güterwagen Gmmhs 56. Die italienischen Spitzdachgüterwagen sind Neukonstruktionen und verfügen neben der sauberen Beschriftung der Epoche III über Kurzkupplungskulissen. Selbstredend verfügen die beiden „Italienerinnen“ über unterschiedliche Betriebsnummern. Die Schiebetüren sind aus Kostengründen nicht beweglich ausgeführt. Sobald die Spitzdachwagen auch einzeln erhältlich sind, lässt sich der Obstzug in einem preislich vertretbaren Rahmen verlängern. gp
Nicht ungewöhnlich war der Einsatz der E 19 vor einem Obstzug. Die E 19 12 beförderte den Sg 5595 am 24.5.1966 bei Dachau. Foto: Helge Hufschläger
Kurz + knapp • Güterzugset „Obstzug“ Art.-Nr. 0375 Preis: 330,– Baugröße N • Arnold Modelleisenbahnen GmbH Meisenweg 1 D-92360 Mühlhausen/Sulz http://www.arnoldmodel.com • Erhältlich im Fachhandel
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SCHNELLZUGLOK
Bay. B IX in H0 von Bavaria in feinster Kleinserienqualität
• Schnellzuglokomotive B IX DM 1595,– * Art.-Nr.: 1.04.2 Baugröße H0 • Bavaria, Brunnauer Weg 44 D-91154 Roth Tel.: 0 91 71/6 09 51 Fax: 0 91 71/6 28 50 • Erhältlich direkt
Die um 1874 in Dienst gestellten B IX waren noch um die Jahrhundertwende im Einsatz. Das nun von Bavaria gefertigte Modell stellt die Ursprungsausführung dar, in der sie bis knapp zur Jahrhundertwende Dienst tat. Für den Antrieb sorgt ein Faulhaber-Motor, der auf beide Antriebsachsen wirkt. Neben der maßstäblichen Rahmenbreite vefügt die Lok über eine nachgebildete
Tel.: ++41/(0)21/691 89 91 Fax: ++41/(0)21/691 42 95 • Erhältlich im Fachhandel
Innensteuerung. Der Führerstand ist komplett eingerichtet und die vielen Details messingfarben abgesetzt. Die Lok ist seidenmatt lackiert und die Zierlinien sauber abgesetzt. Das Modell kann mit drei verschiedenen Namen geordert werden: „1000“, „Hilpoltstein“ und „Wörth“.
EXOTISCH • SNCF BB 12019 (blau) Art.-Nr.: HO-065 • SNCF BB 12071 (grün) Art.-Nr.: HO-065 • DM 2400,– ** • Baugröße H0 • Lemaco SA Chemin du Croset 9 CH-1024 Ecublens
Sehr exotisch muten die Verschubloks der Reihe BB 12000 mit ihren an Geweihe erinnernden Dachstromabnehmern an. In Blau zeigt sich die Lok in der Ursprungsausführung wie sie zwischen 1954 und 1961 gebaut wurden, während die grüne Maschine mit den gelben Vorbaustirnwänden eine Übergangsausführung darstellt. Die Elloks verfügen über eingerichtete Führerstände. Die mit Glockenankermotoren ausgerüsteten Loks nehmen bei 12 Volt 140 mA Strom auf und durchfahren Radien ab 540 mm.
Französische BB 12000 in H0 von Lemaco
100
MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
UIC-Standard-1-Kühlwagen als feines H0-Modell von Brawa im Dreierset
NEUHEITEN
* = Unverbindliche Preisempfehlung ** = Durchschnittlicher Ladenpreis
Mitte rechts: BR 216 in Orientrot als H0-Modell und in Ozeanblau/Beige in N.
GUT GEKÜHLT ANS ZIEL • Dreierset Kühlwagen Art.-Nr.: 2040 125,– ** • BR 216 Art.-Nr.: 0388 280,– ** • Baugröße H0 • BR 216 Art.-Nr.: 1382 200,– * • Baugröße N • Brawa, Postfach 1260, D-73625 Remshalden E-Mail:
[email protected] www.brawa.de • Erhältlich im Fachhandel
In allerfeinster Ausführung bietet Brawa ein Dreierset mit Interfrigo-Kühlwagen an. Die Kühlwagen unterscheiden sich sowohl in der Beschriftung – DB-, NS- und FS-Version – wie auch in einigen Details z.B. am Längsträger. Sämtliche Anbauteile sind fertig mon-
tiert, die durch ihre filigrane Ausführung überzeugen. In weiteren Varianten ist die BR 216 ausgeliefert. So wartet die H0-216er in Orientrot mit Lätzchen auf, während das N-Modell in Ozeanblau/Beige mit rotem DB-Keks auf Fahrt geht. Die Decoderschnittstelle im NModell wurde überarbeitet und weist jetzt die korrekten Anschlüsse auf.
FEUERLÖSCHZUG • Set Feuerlöschzug Art.-Nr.: AR0381 DM 90,– * • Ellok Re 4/4 BLS/DB-Cargo Art.-Nr.: K1371051 DM 300,– * • Baugröße N • Lemke Collection Schallbruch 34-34a D-42781 Haan Tel.: 0 21 29/93 69-0
Fax: 0 21 29/5 22 18 E-Mail: lemke.gmbh@t-online • Erhältlich im Fachhandel
Mit Feuerlöschzug ist in diesem Fall nicht das Feuerlöschfahrzeug als solches gemeint, sondern ein Set bestehend aus einem Kessel- und einem Flachwagen sowie einem ehemaligen Güterzugbegleitwagen. Er fungiert nun als Gerätewagen. Dem Set liegt noch ein Magirus LF16-Feuerwehrfahrzeug von Wiking bei. In einer Bedruckungsvariante ist die Re 4/4 ausgeliefert. Sie trägt neben dem BLS-Schriftzug auch den der DB-Cargo.
Feuerlöschzug in N von Arnold exclusiv im Progamm von Lemke Collections MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
101
Magic-TrainGüterwagen mit DRGBeschriftung von Fleischmann
NEUHEITEN
NOSTALGISCHES UND MODERNES ICE-T-Mittelwagen für H0 von Fleischmann
• ICE-T-Mittelwagen Art.-Nr.: 4463 DM 95,– ** • BR 41/DRG Art.-Nr.: 4132 DM 440,– ** • Baugröße H0 • IC/EC-Steuerwagen Art.-Nr.: 8600 DM 100,– ** Baugröße N • Offener Güterwagen Art.-Nr.: 2464 DM 34,– ** • Gedeckter Güterwagen Art.-Nr.: 2467 DM 40,– ** • Baugröße 0e • Fleischmann Kirchenweg 13 D-90419 Nürnberg • Erhältlich im Fachhandel
Der ICE-T erhält Zuwachs in Form des 2.-Kl.-Mittelwagens der Baureihe 411.8. Selbstverständlich verfügt er über eine funkionsfähige Pendelmechanik. Die BR 41 erhielt eine NEM-651Schnittstelle mit Steckkontakten und kann in DRGAusführung den Dienst antreten. Stellvertretend für die ausgelieferte Wagenserie in N von IC/EC-Wagen der DB AG in verkehrsroter Farbgebung stellen wir den
Rocos neue Lokmaus 2 ist vorerst nur in Verbindung mit dem ICE-2-Digital-Startset erhältlich.
Die Wagenserie der IC/EC-Wagen in Verkehrsrot gelangt in N von Fleischmann zur Auslieferung.
Steuerwagen der Bauart Bimdzf 269.2 vor. Der Steuerwagen verfügt über funktionsfähige Spitzenund Zugschlussbeleuchung. Für die Magic Train gelangen der Hochbord- und der gedeckte Güterwagen mit Bremserbühne zur Auslieferung. Beide tragen die Farbgebung und das Beschriftungsschema der DRG.
MAUS DIE ZWEITE • Digital-Startset ICE-2 mit Lokmaus 2 Art.-Nr.: 41203 DM 490,– ** • BR 50 für Mittelleitersystem Art.-Nr.: 69288 DM 470,– ** • G-Wagen Gms „Bremen“ Art.-Nr.: 46974 DM 30,– ** • Baugröße H0 • Roco Modellspielwaren, Jakob-Auer-Str. 8 A-5033 Salzburg • Erhältlich im Fachhandel
Das Digital-Startset ICE 2 beinhaltet neben dem dreiteiligen ICE 2 mit ZweifachSound auch die neue Lokmaus 2. Im Unterschied zur bisherigen Lokmaus beherrscht die neue die Adressen 0–99 und mehr Funktionen. Des Weiteren können bis zu 31 Steuergeräte (z.B. weitere neue Lok102
mäuse) verwaltet werden. Die Lokmaus 2 kann am Digital-is-cool-System nicht verwendet werden. Jedoch lässt sich die einfache Lokmaus über das Übersetzungsmodul 10759 anschließen. Das liegt daran, dass mit der Einführung der Lokmaus 2 mit dem erweiterten Funktionsumfang die bisherige Datenübertragung über den „Maus-Bus“ nicht ausreicht. Hierzu steht nun der Datenbus RocoNet zur Verfügung, der mit dem XBus bzw. XpressNet-Bus von Lenz kompatibel ist. Der Betrieb einer analogen Lok – also ohne Decoder – ist nicht vorgesehen. Die BR 50 mit Kabinentender ist für das Mittelleitersystem mit integriertem lastgeregeltem MotorolaDecoder im Handel. In einer limitierten Sonderserie ist der Gms „Bremen“ der DRG mit Pulverflagge erhältlich. MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
SOMMERLICHES NEUHEITEN-FÜLLHORN
Mit mächtig viel „Kali“ verschmutzt hinterlassen die drei Omm von Piko einen sehr betriebsintensiven Eindruck.
• Set mit Behelfskaliwagen Art.-Nr.: 58038 DM 95,– ** • Jubiläums-Set Art.-Nr.: 58102 DM 500,– ** • Sattelboden-Selbstentlader Art.-Nr.: 54320 DM 64,– ** • Baugröße H0 • Piko, Lutherstr. 30, D-96515 Sonneberg E-Mail:
[email protected] • Erhältlich im Fachhandel
Das Füllhorn der Sommerneuheiten ist bei Piko mit interessanten Fahrzeugen und Sets gefüllt. So wird der Behelfskaliwagen Kmm21 in einem Dreierset angeboten. Die Wagen sind vorbildgerecht verschmutzt und weisen unterschiedliche Betriebsnummern auf. Mit dem Set lassen sich hervorragend Ganzzüge zusammenstellen, in denen auch „saubere“ Kaliwagen eingefügt sein dürfen. Zum 50-jährigen Firmenjubiläum bietet Piko in einer edlen Holzschatulle ein Set der Leipziger S-Bahn an, wie sie zur Anfangszeit ab 1969 verkehrten. Aus Ermangelung an geeigneten SBahn-Fahrzeugen griff man auf die E 11 zurück und setzte umgebaute Mitteleinstiegswagen vom Typ E5 ein. Die Steuerwagen entstanden ebenfalls aus Mitteleinstiegswagen. Das Set beinhaltet ein S-Bahn-Zug in der typischen Farbgebung bestehend aus einer E 11, einem MitteleinstiegsMIBA-Miniaturbahnen 9/2000
In edler Holzschatulle bietet Piko zum Firmen-Jubiläum die Leipziger S-Bahn- als ansprechendes Set an. * = Unverbindliche Preisempfehlung ** = Durchschnittlicher Ladenpreis
Ein Schmankerl ist der Schüttgutwagen für nässeempfindliches Ladegut mit beweglichen Klappen von Piko für H0.
wagen Bghe sowie einem Steuerwagen Bghqe. Gänzlich neu ist der Sattelboden-Selbstentladewagen KKt 22. Dieser wurde beim Vorbild ab 1953 von der DR für den Transport von Kalk und Gips be-
schafft. Das Modell überzeugt sowohl durch sein typisches Aussehen mit den Umlaufblechen im Bereich der Klappen, wie auch durch angesetzte Details wie das zentrale Handrad zum Öffnen der Schieber.
Die Klappen sind zum Öffnen und geben den Blick auf eine Kalkladung frei. Ebenfalls neu sind der „Shell“-Knickkesselwagen und ein vierachsiger Kesselwagen der Gattung Uerdingen der MAV (o. Abb.). 103
• Fiat Ducato Art.-Nr. 43249 DM 12,50 ** • Baugröße H0 • Busch, Heidelberger Str. 26 D-68519 Viernheim E-Mail:
[email protected] • Erhältlich im Fachhandel
Skoda Oktavia Kombi und Avia-Abschleppwagen in HO von IGRA (Vertrieb Rietze)
IGRA BY RIETZE • Skoda Oktavia Kombi Art.-Nr. 850 DM 12,– ** • Abschleppwagen Avia A31 Art.-Nr. 869 DM 19,– ** • Baugröße H0 • Rietze, In der Herrnau 1 D-90518 Altdorf E-Mail:
[email protected] www.rietze.de • Erhältlich im Fachhandel
Über den Exclusiv-Vertrieb von Rietze gelangen wieder Kraftfahrzeuge von IGRA nach tschechischem Vorbild in den Handel. So erfreut sich nicht nur der Skoda Oktavia als Kombi im
Straßenverkehr allgemeiner Beliebtheit, sondern auch als Modell in MetallicLackierung. Beim Avia A31 TN handelt es sich um einen Abschleppwagen mit zwei Transportebenen. Die obere ist beweglich ausgeführt. Das Führerhaus verfügt über eine Innenausstattung.
DIE KOMPAKTEN • Mercedes 170 V Art.-Nr. 41537 DM 12,50 * • Smart City-Coupé Art.-Nr. 48901 DM 12,90 * • Fiat 500 Art.-Nr. 48703 DM 13,80 *
Eine Art Pick-Up ist der Mercedes 170 V als Kleinlaster des Heizöllieferanten Berger. In Sonderlackierung steht der Smart bereit zur Fahrt, während der Fiat 500 als Pizza-Express zu „Formel“-Ehren gelangt. Im schlichten Post-Gelb steht der Fiat Ducato in Lohn und Brot.
Quer durch die Epochen: Kraftfahrzeuge von Busch für H0
Der MIBA-Neuheiten-Ticker Bezeichnung Baugröße Art.-Nr. Firma ICE 3 der NS, 4-teiliges Set N 0400 Arnold Diesellok BR 212 mit Simplex-Kupplung N 2133 T 141 der Lüchow-Schmarsauer Eisenbahn N 2929V Rungenwagen der DB AG o. Bremserbühne N 4804 Haltepunkt Unterschönbach mit Schuppen H0 11372 Auhagen Stadttor in Raumzellenbauweise H0/TT 12342 Wohnhaus „Bahnhofstr.1“ H0/TT 12343 Halbreliefkulisse mit Industriefassaden H0/TT 42506 ICE-Bahnsteig H0 193 Faller Viergeschossiges Eckstadthaus H0 916 Besandungsanlage mit Sandbunker 2 9060 Faller/Pola Besandungsturm 2 9120 Faller/Pola Offener Güterwagen Bauart O u der DR H0 5711 Fleischmann Vierachsiger Rungenwagen Bauart SSkw der DR H0 5726 Einmalserie Zweierset mit Selbstentladewagen H0 805525 Kleinviehwagen Vh mit Bremserhaus der DR N 8706 Dieselelektrische Lok Bm 6/6 der SBB in Rot H0 HO-078/1 Lemaco Knickkesselwagen Shell, DB AG H0 54184 Piko Kesselwagen Gasolin H0 54276 Dreierset „Moderne Güterbahn“ H0 58044 Villa 2 62023 Ford Transit, Deutsche Post und German Parcel N 16060 Rietze Klappdeckelwagen KKt 45 H0 Roco Flachwagen der DB AG, beladen mit Röhren N 25315 Dampflok der Baureihe Rh 16 der ÖBB, Ep. III H0 63310 Ellok der BR 145 in grüner Lackierung der BASF H0 69562 d = Direktvertrieb, FH = Verkauf über Modellbahn-Fachhandel
104
Anschrift Meisenweg 1, D-92360 Mühlhausen/Sulz
liefert* FH
OT Hüttengrund 24, D-09496 Marienberg
Vedes FH FH
Postfach1120, D-78148 Gütenbach
FH
Kirchenweg 13, D-90419 Nürnberg
FH
Chemin du Croset 9, CH-1024 Ecublens Lutherstr. 30, D-96515 Sonneberg
FH FH
In der Hernau 1, D-90518 Altdorf Jakob-Auer-Str. 8, A-5033 Salzburg
FH FH
MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
NEUHEITEN
Öllager von Pola für ein zünftiges GartenbahnDiesellok-Bw. * = Unverbindliche Preisempfehlung ** = Durchschnittlicher Ladenpreis
RETTUNG • Öllager Art.-Nr.: 919 (Pola) 498,– * • Set „50 Jahre THW“ Art.-Nr.: 9759 149,– * • Faller/Pola Postfach 1120 D-78148 Gütenbach • Erhältlich direkt
Die Reihe typischen Zubehörs für Bahnbetriebswerke wird mit dem Öllager fortgesetzt. Es besteht aus zwei Flachbodentanks für Dieselkraftstoff mit Betonauffangwanne, einem Heizöltank, Wellblech- und Geräteschuppen und zwei Dieselzapfsäulen. Mit diesem Bausatz lässt sich ein zünftiges Diesellok-Bw gestalten. Modell der sächs. IV K von LGB
Moderne Gebäude des THW für Büro und Fahrzeuge von Faller in H0 anlässlich des THW-Jubiläums.
Eigentlich braucht man keinen Grund zum Feiern, wenn es jedoch einen gibt umso besser. Das Technische Hilfswerk feiert im September 2000 das fünfzigjährige Bestehen mit einer Jubiläumsveranstaltung in Berlin. In dem sehr
üppig ausgestatteten THWSet findet man neben dem dreiständigen Fahrzeugunterstand eine Fahrzeughalle, ein quadratisches Bürogebäude sowie drei verschiedene THW-Fahrzeuge der Hersteller Brekina, Herpa und Wiking.
IV K AUF METERSPUR • Sächs. IV K Art.-Nr. 20841 DM 1350,– ** • Baugröße II • LGB, Saganer Str. 1-5 D-90475 Nürnberg E-Mail:
[email protected] www.lgb.de • Erhältlich im Fachhandel
Die wohl typischste aller sächsischen Schmalspurloks ist die Meyer-Gelenklok IV K für das 750-mmSchmalspurnetz. Von vielen LGB-Bahnern gewünscht, rollt das Modell mitten in die Gartenbahnsaison. Nachgebildet ist die restaurierte Traditionslok 132 in grüner Farbgebung und mit authentischer Beschriftung. Dargestellt ist auch die markante Heberleinbremse. Der Antrieb erfolgt über beide Drehgestelle mit jeweils einem Motor. MIBA-Miniaturbahnen 9/2000
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SPITZNAME „SPREEWALD“ • BR 99 5633 Art.-Nr.: 100108 DM 680,– Art.-Nr.: 6214 DM 590,– • Baugröße H0m • Weinert Modellbau Mittelwendung 7 D-28844 Weyhe/Dreye • Erhältlich im Fachhandel
Der seit längerem angekündigte Bausatz der „Spreewald“ ist nun fertig und ausgeliefert. Die 1‘C-gekuppelte Schmalspurlok von Jung lässt sich in verschiedenen Versionen bauen. Dabei wird die unterschiedliche Kesselausrüstung beachtet. Obwohl die Spreewald eine Meterspurlok ist, wird sie auch für H0e angeboten. Erhältlich ist sie wahlweise mit Mabuchioder Faulhaber-Motor. ROLLENDE STELLWERKE • RoLa mit MAN 10.212 Art.-Nr. L220011-1 DM 60,– ** • RoLa mit MB LP 1620 Art.-Nr. L220011-2 DM 60,– ** • BR 42 der DRB Art.-Nr. L104203-D DM 440,– ** • BR 52 der DB Art.-Nr. L105201-D DM 440,– ** • Baugröße H0 • Liliput/Bachmann, Am Umspannwerk 5, D-90518 Altdorf • Erhältlich im Fachhandel
Um bei Pannen oder Wartungsarbeiten an Stellwerken den Betrieb aufrecht zu erhalten, setzte die DB rollende Stellwerke ein, die auf Koffersattelzügen untergebracht und technisch wie die stationären eingerichtet waren. Die rollenden Stellwerke werden als Ladegut zusammen mit den Spezialgüterwagen für den Huckepackverkehr mit Lkw in zwei Ausführungen angeboten. Der schwarzgrauen 106
Die „Spreewald“ von Weinert in der Ausführung der Museumsbahn des DEV und der DR.
RoLa von Liliput mit den rollenden Stellwerken in H0
Ausführung dient ein MAN 10.212 – auch Pausbacke genannt – als Zugmaschine, der kieselgrauen ein MB LP 1620. Die rollenden Stellwerke dürften sowohl als Ladegut wie auch als Ausstattungsdetail an einem Stellwerk mit angedeuteten Kabelverbindungen interessant sein. Die BR 42 der DRB und auch die BR 52 der DB sind nun serienmäßig mit Decoder ausgestattet lieferbar. Eingebaut ist der LenzDecoder LE 131 mit Lastregelung. Er ermöglicht auch den Betrieb auf Gleichstromanlagen. Die Lastregelung ist dann nicht wirksam. Ebenfalls mit Decoder lieferbar: VT 06 und SVT 137.
GESCHWENKT • Schwenkbühne DM 449,– ** (m. Antrieb) Baugröße H0 • Drehscheibe DM 262,– ** (m. Antrieb) • Baugröße 0e/0f • Hapo, H. Poitner Bachfeldstr. 4 D-86899 Landsberg Tel.: 0 82 46/15 52 Fax: 0 82 46/14 31 • Erhältlich direkt
Der Spezialist aus Landsberg für Drehscheiben fast jeder Größe erweitert sein Angebot um eine Schwenkbühne. Diese hat, auf vielfältigen Kundenwunsch, auf beiden Seiten jeweils zwei Gleisabgänge. Eine Endab-
schaltung sorgt für punktgenaues Halten der Bühne. Die Bühnenlänge beträgt 25 cm. Lieferbar ist die Bühne für das Zwei- und Mittelleitersystem sowie für H0m und H0e. Während die Grube aus Kunststoff besteht, ist die Bühne aus Messing gefertigt. Auch für die Baugröße 0 liefert Hapo eine Drehscheibe. Lieferbar ist sie für die Spurweite 0e oder 0f und hat eine Bühnenlänge von 13 cm. Somit können nur kurze Lokomotiven wie die Stainz von Magic Train gedreht werden. Sie würde sich hervorragend in den Anlagenvorschlag im Spezial 45 ab Seite 32 einbinden lassen. Schwenkbühne mit beidseitigem Gleisabgang von Hapo für H0
* = Unverbindliche Preisempfehlung ** = Durchschnittlicher Ladenpreis
MIBA-Miniaturbahnen 9/2000