INHALT MIBA 2000 / 11
MIBA 2000 / 11 Klicken Sie auf eine Überschrift, um in den entsprechenden Artikel zu gelangen. Wenn Sie Beiträge zu bestimmten Themen, Rubriken und Stichworten suchen, so klicken Sie auf den Button „Index“.
3 7 9 10 20 28
32 56 58 60 63 80 88 94 98 102
106 114 120 126 132
Dick und dünn Leserbriefe Nur ein Bild Neubaustrecken-H0-Motiv 50 Jahre DB-Neubaufahrzeuge - 2. Teil BR 23 - Die Elegante Ausstellungsanlage in Oberharz (2) Viele Züge auf weiten Strecken Die 2091 der ÖBB als 0e-Modell - Schmalspurdiesel aus Österreich Baubeschreibung des 0e-Bausatzes von Wiener Modellbau Kröß Bücher/Video Modellwettbewerb der Sächsischen Modelleinsenbahner Vereinigung 2000 - Schmuckstücke und Exoten 18. Internationale Modellbahnausstellung - Auf nach Kölle Stier und Maus im Zugkraft-Test. Besondere Aktionen beim Taurus-Fest der ÖBB in Linz Auhagen: Risenandrang und Riesenauszeichnung - Offene Tür für Oskar Elektromechanische Stellwerke - Muskelkraft ade MIBA-Schwerpunkt: Elektromechanische Stellwerke Funktionsfähiges, elektromechanisches Stellwerk - E 43 in 1:2 Kabelkanäle im Modell - Canale Grande Marktübersicht - Stellwerksgebäude im Modell Kunststoff richtig bemalt - Gut Holz Die lebendige Gestaltung von Holzstruktur bei Kunststoff-Bausätzen am Beispiel eines Faller-Güterschuppens Für die Belebung toter Anlagenecken ... - Der Friedhof von St. Martin Reise in eine fast vergessene Zeit des Reviers - Im Tal der Ruhr - Teil 10: Das schwarze Gold kommt ans Tageslicht Säuretopfwagen und Säurekesselwagen (2) - Sauer macht lustig. H0-Modelle von Säuretopf- und Säurekesselwagen Dampfspeicherlok in der Baugröße H0 von Liliput - Dampf ohne Feuer Neuheiten
Schwerpunkt: Elektromechanische Stellwerke ● Vorbild + Modell: BR 23 ● Neuheiten: Liliput-Dampfspeicherlok, ÖBB-2091
11/2000
MIBA
MIBA 11/2000
14 6
Mo S de eit llb en ah n pu r November 2000 B 8784 · 52. Jahrgang DM/sFr 12,– · S 90,– · Lit 17 000 · hfl 15,– · lfr 270,– http: // www.miba.de
50 Jahre Neubau-Dampfloks: Baureihe 23 Richtig bemalt: Holzgüterschuppen aus Kunststoff Neu: H0-Dampfspeicherlok und ÖBB-2091 in 0e
ZUR SACHE
T
raditionell, ja fast schon rituell können wir in der MIBA mit der November-Ausgabe stets den endgültigen Start in die Modellbahn-Hochsaison verkünden. Und das sah und sieht man ihr (der MIBA) schon von außen an: Viele Neuheiten und Neuigkeiten, viele Tests, viele Bastelberichte, viele Anzeigen – das alles summiert sich mit schöner Regelmäßigkeit zur dicksten
Dick und dünn
Im Schwerpunkt der November-MIBA geht es diesmal um „Elektromechanische Stellwerke“, ein Thema, das unsere Grafikerin Katja Raithel mithilfe diverser neuzeitlicher Mittel der Bildgestaltung und -manipulation treffend in ein Titel-Composing umgesetzt hat. 14 6
MIBA
11/2000
Mo S de eit llb en ah n pu r November 2000 B 8784 · 52. Jahrgang DM/sFr 12,– · S 90,– · Lit 17 000 · hfl 15,– · lfr 270,– http: // www.miba.de
MIBA des Jahres. Dieses Mal ist es nicht anders. Auf 146 Seiten bringt es diese Ausgabe, zugegeben dank überdurchschnittlich viel Werbung. Aber schließlich leben wir auch davon, und außerdem ist es uns ganz und gar nicht unangenehm, ein begehrter Werbeträger zu sein. Unverhältnismäßig dünn ist die Nachrichtenlage an der Neuheitenfront. Keine 2000er-Topneuheit, die wir Ihnen hier und heute schon vorstellen könnten. Brawas wü. Fc traf erst kurz nach Redaktionsschluss ein und absolviert in diesen Tagen den Testparcours auf dem MIBA-Prüfstand – was dabei herauskommt, erfahren Sie in der Dezember-MIBA. Bis zum Rollout von Fleischmanns pr. S 6 und Märklins wü. K, um nur zwei weitere Beispiele zu nennen, müssen wir uns noch ein wenig gedulden. Aber immerhin sind mit der Liliput-Dampfspeicherlok und der österreichischen Diesellok der Reihe 2091 in 0e von Wiener Modellbau Kröss zwei Triebfahrzeug-Neuheiten in dieses Heft gerollt, die sicherlich dicke Freunde finden werden.
Während die Luft für NeuheitenKonstrukteure immer dünner wird, herrscht in diesen Monaten dicke Luft in vielen Bastelkellern. Denn die praktische Modellbahnerei ist mit Schweiß treibender Arbeit verbunden, zu der sich die Emissionen von Klebstofftuben und Weißleimbehältern, Spritzpistolen und kreischenden Trennscheiben gesellen. Natürlich tragen wir hierzu gerne mit Bauvorschlägen und Basteltipps bei – immer in der Hoffnung, dass bei deren Befolgung sich die dicke Luft auf den dafür vorgesehenen Raum Ihres trauten Heimes beschränkt. Aber das wissen wir aus eigener Erfahrung: Lebensgefährten (resp. Gefährtinnen) von Modellbahnern sind glücklicherweise nur selten so dünnhäutig wie bekennende Epoche-III-Fans bei der Beurteilung des purpurroten Farbtons an ihren Diesellok- und Triebwagenmodellen. Wir wollen uns nicht weiter auf dünnem Eis bewegen und uns den unverrückbaren Fakten zuwenden. Fest steht beispielsweise, dass spektakuläre Anlagen eine enorme Anziehungskraft haben – und zwar nicht nur auf eingefleischte Modellbahner. Das zeigt sich überall, wo Modellbahnen in der Öffentlichkeit präsentiert werden: In den Modellbahnzentren von Lautenthal (den zweiten Teil unseres Anlagenberichts finden Sie ab S. 20 in dieser Ausgabe) oder Wiehe, aber auch auf den großen Ausstellungen. Deren Termine sollten Sie sich daher dick im Kalender anstreichen, von Köln (siehe S. 58) über Sinsheim (Echtdampf-Hallentreffen im Januar, Faszination Modellbau im März) und Nürnberg (Spielwarenmesse) bis nach Dortmund (Intermodellbau im April). Und einen Wechsel des Kleinklimas müssen Sie bei alledem auch nicht befürchten: Wo sich tausende von Gleichgesinnten um die Attraktionen scharen, ist für dicke Luft gesorgt. Thomas Hilge
50 Jahre Neubau-Dampfloks: Baureihe 23 Richtig bemalt: Holzgüterschuppen aus Kunststoff Neu: H0-Dampfspeicherlok und ÖBB-2091 in 0e
MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
3
MIBA-Online
I love it! Das MIBA Onlineangebot ist wirklich umwerfend. Sieht gut aus, steckt was drin, ist schnell und kommt gut ohne überflüssigen Flash- und ConsortenSchnickschnack aus: I love it! B. Siebels (E-Mail)
MIBA 8/2000, NEM-Bahnsteigkante
Bahnsteig mit Höhe Null Was mich regelmäßig bei diesem Thema wundert, ist die Darstellung, dass Bahnsteige derartig hoch sein müssen. 11 mm in H0, wie es der Artikel suggeriert, bedeuten beim Vorbild ca. 950 mm Höhe. Das mag für die Epochen IV und V auf HauptbahnBahnsteigen oder im S-Bahn-Betrieb ein richtiges Maß sein. Bei der Betrachtung älterer Bilder finden sich jedoch viele Bahnsteige, die eine Höhe von nur wenigen Zentimetern erreichen. Als Beispiel möchte ich das Bild des Bahnhof Mühlacker von 1932 anführen (aus „Die Baureihe 18.4-6“, 1994, EK-Verlag). Auf dem Foto kann man den Hausbahnsteig des Bahnhofs sehen, dessen Oberkante sogar bündig mit der Gleisoberkante abschließt. An ihm steht der Schnellzug D 120 von Köln nach München, bespannt mit einer S 3/6. Ein absolut hochwertiger Reisezug also, an einem
MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Bahnsteig mit der Höhe Null. Das würde für uns im Modell eben auch Null-Probleme mit ausladenden Fahrzeugmaßen bedeuten. In der Gestaltung der Bahnsteighöhe könnte man also den besten Kompromiss suchen, damit die Fahrzeuge realistisch nahe an den Bahnsteig heranfahren können ohne anzuecken. In der beliebten Epoche III dürften sicher viele Bahnsteige, die noch aus älteren Epochen stammen, sehr niedrig ausgeführt gewesen sein. Ebenso finden sich auch heute noch niedrigere Bahnsteige auf vielen untergeordneten Linien oder auf Stationen. Christian Häußler, Marburg
Kundenservice
Dickes Lob für Gützold Von wegen Service-Wüste-Deutschland! Bei einer gebraucht erworbenen Lok der Baureihe 219 von Gützold fehlten einige Kleinigkeiten oder waren defekt. Haftreifen, Bullaugen-Fenster, Griffstangen. Ich habe eine E-Mail an Gützold geschickt. Drei Wochen später waren die gewünschten Teile da – kostenlos – mit einem Anschreiben, in dem man bedauerte, nicht schneller reagiert zu haben. Wer so vorbildlich mit Kunden umgeht, empfiehlt sich überzeugend selber, auch andere Produkte dieses Herstellers zu kaufen. Manch ein großer Produzent, der gar nicht reagiert oder für Ersatzteile sowie Porto die Kunden kräftig zur
LESERBRIEFE
Kasse bittet, sollte sich dieses Verhalten zum Vorbild nehmen. Danke Gützold! Klaus Rösler, Asslar
Spur Z in der MIBA
Auf Improvisation angewiesen Seit vielen Jahren bin ich Leser Ihrer Zeitschrift, die ich auf Grund ihrer Themenauswahl, ihrer fundierten und mit Liebe zum Thema geschriebenen Artikel, aber auch wegen ihrer Übersichtlichkeit, sauberer Bilder und Grafiken und angenehmen Schriftbild sehr schätze. Ein ganz großer Fan bin ich von Rolf Knipper, den ich in der meisterlichen Gestaltung seiner Anlagen für unübertroffen halte. Seine Artikel und Bilder sind für mich ein Grund, die MIBA – und dabei auch ältere Ausgaben – immer wieder hervorzuholen und mit Genuß zu lesen und zu betrachten. Mein Problem ist nur: Ich bin begeisterter Anhänger der Spur Z und die ist in der MIBA im Gegensatz zu allen anderen, auch exotischen Spurweiten nicht vertreten. Über die Gründe kann ich nur spekulieren. Ich glaube aber, dass es eine große Zahl von Z-Bahnern
7
Service LESERBRIEFE UND FRAGEN AN DIE REDAKTION vth Verlag für Technik und Handwerk GmbH Redaktion MIBA Senefelderstr. 11 90409 Nürnberg Tel. 0911/51 96 50 Fax 0911/5 19 65 40 E-Mail:
[email protected]
ANZEIGEN MIBA-Anzeigenverwaltung Am Fohlenhof 9 a 82256 Fürstenfeldbruck Tel. 08141/5 34 81 15 Fax 08141/5 34 81 33 E-Mail:
[email protected]
ABONNEMENTS PMS Presse Marketing Services GmbH & Co. KG MIBA-Aboservice Postfach 10 41 39 40032 Düsseldorf Tel. 0211/69 07 89 24 Fax 0211/69 07 89 50 E-Mail:
[email protected]
BESTELLSERVICE vth Verlag für Technik und Handwerk GmbH Robert-Bosch-Str. 4 76532 Baden-Baden Tel. 07221/50 87 22 (Privatkunden) Tel. 07221/50 87 12 (Fachhändler) Fax 07221/50 87 33 E-Mail:
[email protected]
ÄLTERE AUSGABEN VON MIBA UND MIBA-SPEZIAL Privatkunden: vth Verlag für Technik und Handwerk GmbH Robert-Bosch-Str. 4 76532 Baden-Baden Tel. 07221/50 87 22 Fax 07221/50 87 33 E-Mail:
[email protected] Fachhandel: MZV Moderner Zeitschriften Vertrieb GmbH & Co. KG Breslauer Str. 5 85386 Eching Tel. 089/31 90 62 00 Fax 089/31 90 61 94 E-Mail:
[email protected]
8
gibt, die sich für Artikel zu diesem Thema interessieren, nicht zuletzt, weil sie auf Grund des immer geringer werdenden Zubehör-Angebotes zunehmend auf Improvisationen angewiesen sind und daher für entsprechende Tipps dankbar wären. Wolf-Dieter Jahn, Frankfurt/Main
MIBA 9/2000, D-Day-Diesel
Hintergrundwissen Wie immer bei diesem Autor ist der Artikel gut aufgemacht und genügt, auch dem Nur-Modelleisenbahner Hintergrundwissen zu vermitteln. Vielleicht hätte man noch darauf hinweisen können, dass auf dem Foto Seite 95 oben die schwere Diesellok (74 t) die Brücke befährt. Die italienische Staatsbahn (FS Italia) übernahm von dieser Bauart eine größere Stückzahl und auch die ÖBB-Reihe 2045 geht wohl im Gesamtaufbau und in ihrem Äußeren noch auf diese Lok zurück. Wolfgang Pöhler, Dillenburg
Abstellgleise. Links der Gleise stehen Empfangs- und andere Dienstgebäude. Auch modellmäßig: Der Straßenverkehr „ruht“. Lediglich zwei Autos sind ob ihrer Position als in Bewegung befindlich auszumachen, drei Busse und mehr als ein Dutzend Autos sind abgestellt. Die völlig unbelebte Straße hinter den Bahnsteigen umgeht von Göschenen kommend den Ort Andermatt und führt nach links zu den Pässen Furka und Gotthard. Die jenseits sichtbaren Häuschen stehen wie auf eine ausgerollte Grasmatte gestellt. Lediglich das Lagergebäude rechts der Bahnanlagen würde ein Modellbahner nicht so groß ausfallen lassen; es ist einfach zu klotzig. Prof. Dr.-Ing. U. Krüger, Bietigheim
Bahnhof Andermatt der FO
Ein Vorbild wie ein Modell Der Modellbahner freut sich, wenn sein Modell dem Vorbild nahe kommt. Hier scheint sich das Vorbild zu freuen, dass es so modellmäßig daherkommt. Andermatt ist der einzige Verzweigbahnhof der FO. Auf dem Bild kommt von oben links im Bogen über ein Bachbrücklein die Strecke von BrigOberwalden-Realp, die hier linker Hand noch von einem Ausziehgleis begleitet ist. Die Gleisanlage weitet sich auf, fädelt die umfangreiche Betriebsstätte ein, weist rechter Hand Industrieanschluss auf. Nach unten links beginnt hinter dem Bahnübergang die Steigungsstrecke auf den Oberalppass, wobei man deutlich den Beginn der Zahnstange sieht. Im Bogen nach rechts geht es nach Göschenen durch die wilde SchöllenSchlucht. Der von einer HGe4/4 angeführte typische Regional-Kurzzug verlässt dorthin den Bahnhof (wenn es sich nicht nur um ein Rangiermanöver handelt, denn er kommt nicht von einer der drei Bahnsteigkanten, sondern vom Hilfsbahnsteig). Im Innenbogen verlaufen noch Auszieh- und
Modellbahnmäßig: Bahnhof Andermatt der Furka-Oberalp-Bahn. Foto: Prof. Dr.-Ing.-U. Krüger
Leserbriefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder; im Sinne größtmöglicher Meinungsvielfalt behalten wir uns das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor. MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Foto: Martin Knaden
NUR EIN BILD
E
in Bild mit Gegensatz: Modernste Fortbewegung per Hochgeschwindigkeitszug auf der einen Seite und die älteste Fortbewegung der Welt, das Wandern, auf der anderen Seite – dennoch ist beides harmonisch zu einem gelungenen Anlagenmotiv komponiert.
MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
9
50 Jahre DB-Neubaufahrzeuge – 2. Teil: BR 23
Die Elegante Das glattflächige Äußere – durch die vollständig geschweißten Nähte und den nur mit den notwendigsten Leitungen versehenen Kessel – gab der DB-23 ihr elegantes Aussehen. Auch bei dieser vor genau 50 Jahren abgelieferten Neubaulok sind einige Bauartunterschiede zu vermerken. Martin Knaden erläutert sie in Vorbild und Modell.
B
ei der Entwicklung der so genannten „Ersatz-P8“ hatte die Deutsche Reichsbahn schon vor dem Zweiten Weltkrieg erhebliche Fortschritte erzielt. 1941 waren schließlich zwei
Schlepptender-Maschinen nach Baugrundsätzen der Einheitslokomotiven mit der Achsfolge 1´C1´ fertig gestellt worden. Diese ersten 23 001 und 002 verblieben bei der DR der DDR.
Die Notwendigkeit, die preußische P8 zu ersetzen, hatte sich nach Kriegsende noch weiter verschärft. Der Lokausschuss der Deutschen Bundesbahn knüpfte daher hinsichtlich der Achsfolge an die Vorkriegs-23 an. Bei den weiteren konstruktiven Merkmalen wurde jedoch auf Betreiben Friedrich Wittes die Anwendung der sog. „neuen Baugrundsätze“ beschlossen. Diese bezogen unter anderem die beim Bau der Kriegslokomotiven 42 und 52 entwickelten Schweißtechniken und – ganz allgemein – die Einfachheit der Konstruktion ein. Noch im November 1950 wurde mit 23 001 – bemerkenswerterweise in Zweitbelegung dieser Betriebsnummer – die erste Schlepptenderlokomotive an die DB abgeliefert. Erst neun Jahre Oben: Vom Meister persönlich porträtiert: 23 015 mit Knorr-Oberflächenvorwärmer und alter Führerhausform mit Dachlüfteraufsatz. Die Lokführerseite beeindruckt durch ihr glattflächiges Äußeres. Man beschränkte sich auf das Allernotwendigste – den Heißdampf-Reglerzug. Fotos: Bellingrodt/ MIBA-Archiv
10
MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
VORBILD + MODELL
später kam mit 23 105 die letzte Neubaulokomotive zur DB. Die Baulose verteilten sich auf vier Hersteller: 23 001 bis 009 Henschel 1950 23 010 bis 015 Henschel 1951 23 016 bis 023 Jung 1952 23 024 bis 025 Jung 1953 23 026 bis 029 Jung 1954 23 030 bis 043 Henschel 1954 23 044 bis 052 Krupp 1954 23 053 bis 064 Krupp 1955 23 065 bis 070 Jung 1955 23 071 bis 076 Jung 1956 23 077 bis 080 Esslingen 1957 23 081 bis 092 Jung 1957 23 093 bis 105 Jung 1959 Während dieser Zeit kam es zu einer Vielzahl von größeren und kleineren Bauartunterschieden. Augenfällig war die Änderung des Führerhauses. Das
Ursprungsführerhaus hatte einen aufgesetzten Dachlüfter und innen ein relativ enges Raumangebot. Denn die Türen waren in Nischen eingesetzt und besaßen normale Drehscharniere. Ab der 23 016 lagen die Türen mehr oder weniger bündig in der Außenwand und waren wie diese abgewinkelt. Bis zur Nummer 076 wurden Schiebetüren verwendet, die jedoch wegen Verschmutzungen der Laufschiene störanfällig waren. Danach kamen geknickte Drehtüren zur Anwendung, die auch bei den vorherigen Baulosen nachgerüstet wurden. Ab der Betriebsnummer 23 024 wurde das Führerhaus mit einer durchgehenden Dachrundung versehen. Hier lagen die Lüfterklappen unter einer Blechabdeckung in Nischen.
Auch bei den Vorwärmeranlagen kamen verschiedene Systeme zur Anwendung. Während der Fertigung der ersten Baulose war die Entwicklung der eigentlich vorgesehenen Mischvorwärmeranlagen noch nicht abgeschlossen. Die Maschinen 23 001 bis 023 sowie 23 026 bis 052 erhielten daher die bewährten Knorr-Oberflächenvorwärmer. Das 1953 gefertigte Baulos von Jung, die beiden Maschinen 23 024 und 025, diente der Erprobung der ersten Mischvorwärmer in Form des Henschel-Typs MVC mit einem Wasserspeicher unter der Rauchkammer. Die Bauserien 23 053 bis 092 erhielten ab Werk Heinl-Mischvorwärmer, ab der 093 bis zur letzten Lok 23 105 wurden dann Henschel-Mischvorwärmer der
Oben: Generationen von Modellbahnern war sie bekannt – das Vorbild der Märklin-Lok 23 014. Foto: Dr. Rolf Brüning So glatt und sauber kann eine Neubaulok sein: 23 080 im Hof des Herstellerwerkes Esslingen. Die großen Rollenlager fallen durch ihr blankes Metall besonders auf. Foto: Kurt Eckert/ MIBA-Archiv MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
11
Rund um
Noch mal die Lokführerseite aus der Nähe. Die Lokpfeife hat ihren Sitz am Dampfentnahmestutzen vor dem Führerhaus. Foto: Bellingrodt/ MIBA-Archiv Offen und luftig: die Front der 23 Der Tender war eine selbst tragende Konstruktion. Oberhalb des Pufferträgers ist der gewölbte Boden zu erkennen. Fotos: Schreingraber/MIBA-Archiv
12
Bauart MV 57 werkseitig eingebaut. Vereinzelte Maschinen hatten zudem bei den Mischvorwärmern noch Varianten in der Bauart. So gab es z.B. unterschiedlich geformte Windkessel. Außerdem kam es durch den Tausch von Kesseln zu Abwandlungen gegenüber den ursprünglichen Bauausführungen. Unterschiede gab es auch bei den Achs- und Stangenlagern. Mit Ausnahme der 23 024 und 025 hatten die 23 001 bis 052 Gleitlager, bei allen weiteren Baulosen wurden Rollenlager verwendet. Letztere erfordern größere Ausschnitte im Rahmen. Da die Betriebsnummer stets beim Rahmen bleibt, ist es hier nie zu Verschiebungen zwischen den Baulosen gekommen. Auch der Tender blieb nicht von Varianten verschont. Bis zur 23 025 hatte er einen kantigen Kohlenkasten mit seitlichen Streben im Stil der Einheitsloks, danach wurde das Erscheinungsbild etwas gefälliger durch eine glattflächige Außenwand und oben abschließende Rundungen am Kohlenkasten. Später erhielten die kantigen Kohlenkästen noch eine angeschweißte Verstärkungsleiste an der Oberkante. Obwohl er – wie auch schon die Wannentender aus Kriegsproduktion – mit seinem selbsttragenden, nach oben gewölbten Wasserkastenboden eine durchaus interessante Konstruktion war, wirkte der Tender doch wie ein Fremdkörper hinter der Lok, da sich keine Gestaltungslinie des Führerhauses an ihm fortsetzte. Wie bei jeder Baureihe mit nennenswerter Stückzahl ließen sich auch bei der DB-23 noch viele weitere Unterschiede aufzählen: Klarsichtapparate an den Frontfenstern, DB-Embleme an der Rauchkammertür oder Pufferbohlengriffstangen mit Ring statt Knauf, um nur ein paar Äußerlichkeiten zu erwähnen. Doch dies alles aufzuzählen würde hier zu weit führen. Alles in allem bewährte sich die neue Baureihe 23 gut. Diverse Kinderkrankheiten und die Schwierigkeiten mit dem Heißdampfregler waren schließlich behoben. Insbesondere die Fähigkeit der 23, gut Dampf zu machen, erleichterte den Einsatz im Personen- und Schnellzugdienst. Die P8 allerdings, die von der 23 eigentlich abgelöst werden sollte, war fast so lange im Dienst wie die 23 selbst. Heute existieren nur noch wenige Exemplare dieser Baureihe: 23 019 ist Exponat im Deutschen Dampflokmuseum in Neuenmarkt-Wirsberg, 23 MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Oben: Die Maschinen der Bauserie 23 053 bis 064 hatten als einzige Loks der DB das neue Emblem auch an der Rauchkammertür. 1964 wurden die Logos allerdings wieder entfernt. Foto: Dr. Rolf Brüning
MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Unten: Die gute alte Zeit sollte wohl mit Messingschildern an den ersten Neubauloks beschworen werden. 23 012 hatte noch 1968 ihre „goldenen“ Ziffern. Foto: Kurt Eckert/MIBA-Archiv
13
023, 071 und 076 werden in den Niederlanden von dortigen Museumsbahnen eingesetzt. 23 029 wurde äußerlich hergerichtet und als Denkmal vor dem Berufsschulzentrum Weidenfeld in Aalen aufgestellt. 23 042 gehört zur Deutschen Museumseisenbahn e.V., Darmstadt, und 23 058 wird von der Eurovapor in der Schweiz eingesetzt (derzeit in Meinigen). Die bekannteste der Museumsmaschinen ist freilich 23 105, die von 1972 an den Grundstock für die Fahrzeugsammlung der DGEG in Neustadt/Weinstraße mitbildete. Seit 1984 gehört sie zum offiziellen Bestand der DB-Museumsmaschinen, ist aber derzeit leider nicht betriebsfähig. Die bekannteste 23 war auch zugleich die letzte: 23 105 als Museumslok der DB in voller Fahrt bei den Sonderfahrten im Jubiläumsjahr 1985. Darunter: Der Tender der 23 105 hatte während der ersten Zeit noch keine Brettererhöhung. 23 029 wurde als Denkmal vor der Berufsschule Weidenfeld in Aalen aufgestellt. Fotos: MK
14
MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
23 105, (fast) wie sie aus der Roco-Schachtel kommt. Lediglich geätzte Windleitbleche, Trittstufen und Feinguss-Radsätze aus dem Weinert-Programm wurden verwendet. Rechts: Der Weinert-Umbausatz für die Ausführung mit Knorr-Oberflächenvorwärmer enthält eine neue Rauchkammer mit dem Vorwärmereinsatz, ein neues Umlaufblech einschließlich des Rauchkammersattels, alle notwendigen Messinggussteile, ein Ätzblech mit Gleitlagersteuerung und Beschriftung. Radsätze und Windleitbleche gehen extra.
Die Baureihe 23 im Modell Das älteste H0-Modell einer BR 23 lieferte seit 1954 Märklin unter der Artikelnummer DA 800. Das später als 3005 bezeichnete Modell trug an allen Varianten die Betriebsnummer 23 014, obwohl die Form des Führerhauses eigentlich zu den Betriebsnummern ab 23 024 gepasst hätte. Dies tat jedoch dem Erfolg des Modells keinen Abbruch: Auch der Verfasser dieser Zeilen sammelte mit einer „3005“ seine ersten Modellbahnerfahrungen. Heute ist das Modell als 023 033-4 im PrimexProgramm wieder erhältlich. 1980 erregte Roco branchenweit Aufsehen mit seinem Modell der 23 105 in H0. Das Modell zeigte eine damals noch nicht selbstverständliche Fülle von Details bei recht guten Fahreigenschaften. Im Laufe der Jahre wurde eine konsequente Produktpflege betrieben. In der Museumsedition fand sich die 23 105 mit authentischen Anschriften und Erhöhung des Kohlenkastenaufsatzes durch Bretter. Die heute aktuelle Ausführung, die 023 102-7, besitzt einen überarbeiteten, nun seidenweich laufenden Antrieb, Radreifen und Steuerung sind schwarzvernickelt, eine Schnittstelle lässt eine einfache Umrüstung auf Digitalbetrieb zu. Allen Ausführungen gemeinsam ist, dass sie ihr Vorbild in der letzten Bauserie haben. Verbessert werden könMIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Das umgebaute Lokgehäuse, deutlichkeitshalber im unlackierten Zustand und „mitohne“ linkes Windleitblech. Rechts die zusammengesetzte Gleitlager-Steuerung. Unten: Seit kurzem erhältlich, die nostalgische 023 033-7 aus dem Primex-Programm.
15
Das von Lutz Kuhl und Martin Knaden gestaltete Ätzblech gibt das Führerhaus in der 23er-Ursprungsausführung wieder. Zuerst sind die inneren Details anzulöten. Ganz wichtig für einen festen Halt ist der Messingdraht am Frontblech. Dachhaken und Griffstangen sowie Draht der Stärken 0,3 und 0,4 mm stammen von Weinert. 23 015 fertig zum Lackieren und Beschriften. Am Tender wurde auch die Zugmechanik der Wasserkastendeckel entfernt.
16
nen hier eigentlich nur wenige Details wie eine neue Einheitspufferbohle mit Griffstangen ohne dicken Sockel, filigrane Bremsschläuche oder eine Dampfheizkupplung aus Messing etc. Insbesondere die Räder der ursprünglichen Modellausführung sollten zudem gegen die hervorragenden Feingussräder von Weinert (#-Nr. 5608) getauscht werden. Wer eine frühere Bauserie einsetzen will, findet bei Weinert unter der Artikelnummer 4004 einen Umbausatz, der eine Rauchkammer mit KnorrOberflächenvorwärmer und eine geätzte Gleitlagersteuerung enthält. Damit ist eine Darstellung der Maschinen 23 026 bis 052 möglich. Der Umbau erfordert ein präzises Absägen der Rauchkammer. Der Sägeschnitt liegt genau vor dem ersten Kesselring. Bevor die Weißmetall-Rauchkammer angeklebt wird, sollte durch sorgfältiges Anprobieren die Rechtwinkligkeit der Nahtstelle festgestellt werden. Alle weiteren Arbeiten gehen mühelos von der Hand: Das Zusammensetzen des Rauchkammersattels durch vier passgenaue Teile und das neue Umlaufblech ergeben die charakteristische, luftige Frontpartie. Aus den beiliegenden Drähten sind schnell die wenigen erforderlichen Leitungen verlegt. Zusätzlich bietet Weinert noch geätzte 23er-Windleitbleche an (#-Nr. 8910), die man – wenn denn schon die Front neu gestaltet wird – dem Modell auch noch spendieren sollte. Beim Umbau der Steuerung werden neben den neuen Teilen auch einige Teile der Roco-Steuerung verwendet. Das Zusammenfügen ist dank der stufigen Nieten ohne Risiko zu machen. Hilfreich ist allerdings der Niet-Werkzeugsatz von Weinert. Ist die RocoSteuerung schwarzvernickelt, können die neuen Teile mit Kaltbrünierbeize farblich angepasst werden. Die im Weinert-Umbausatz enthaltene Beschriftung besteht lediglich aus Nassschiebebildern. Hier bietet Gaßner eine perfekte Alternative. Im Satz D327 sind die kompletten Anschriften nicht nur für eine unveränderte RocoLok mit den Nummern 23 075 und 105, sondern auch die zur Umbauversion passende Betriebsnummer 23 047 enthalten. Alle gemalten Anschriften sind – wie üblich bei Gaßner – als Nassschiebebild, alle Schilder als geätzte Neusilberbleche ausgeführt. Außerdem ist in diesem Beschriftungssatz noch die Nummer der 23 015 MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Auf der Lokführerseite von 23 015 sind die versetzte Pfeife und der angedeutete Reglerzug zu erkennen.
in Messing enthalten. Zur perfekten Realisierung einer Lok der zweiten Bauserie fehlt allerdings ein Anbieter des alten Führerhauses mit dem Dachlüfteraufsatz. Eine Abänderung des Roco-Führerhauses erschien uns zu kompliziert. Wir haben uns daher entschlossen – man hat ja sonst nischt zu tun … – den Ätzfilm für ein komplettes Führerhaus zu entwerfen! Unter tätiger Mithilfe des Kollegen Lutz Kuhl entstand am Mac eine Freehand-Datei, die mit den Maßen 125 x 250 mm auf die Größe der fertig beschichteten Ätzbleche (0,3 mm dick) von Saemann ausgelegt ist. Damit ein einmaliges Durchätzen ausreicht, dennoch aber die verschiedenen Ebenen des Führerhauses einschließlich der Knickkanten berücksichtigt werden konnten, wurden Teile wie Fensterrahmen, Griffmulden oder das aufgeschraubte Blech auf der Lokführerseite separat angelegt. Selbstverständlich enthält der Satz ebenfalls den anderen Tenderaufsatz mit seitlichen Spanten. Bei genügend Nachfrage werden wir das Ätzblech auch für unsere Leser anbieten können. Für Selbstätzer wäre auch die Lieferung eines Films oder der Freehand-Datei denkbar. Interessenten mögen sich also bitte melden, wenngleich zurzeit noch kein Preis genannt werden kann. Dachhaken, Griffstangenhalter, Trittstufen und etwas Draht müssten dann aus dem Angebot einschlägiger Kleinserienhersteller zugekauft werden. Den Ätzvorgang selbst werden wir im demnächst erscheinenden MIBASpezial 46 „Fahrzeugbau“ ausführlich beschreiben. Eine genaue Anleitung zum Zusammenbau wird erstellt, wenn das Projekt realisiert wird. Hier zunächst nur so viel: Etwas Erfahrung im Löten ist sicher hilfreich, Zauberkünste werden nicht vorausgeMIBA-Miniaturbahnen 11/2000
setzt. Der Grundkörper wird zunächst mit den innen anzulötenden Teilen bestückt. Solange das Blech noch glatt ist, sind die verschiedenen Stellen nämlich leichter zugänglich. Dann wird die Dachrundung leicht vorgebogen, der seitliche Teil des Dachlüfteraufsatzes nach oben geknickt und das Führerhaus vorsichtig zusammengekantet. Auch an der Lötnaht ist der innere Teil der Wand – wie bei den Knickkanten – etwas kleiner ausgeführt, sodass sich hier eine Art Gehrung ergibt. Die Außenwände müssen eine saubere Kante ergeben. Vorsichtshalber wird zunächst nur ein Punkt verlötet und das Gebilde auf dem Roco-Fahrwerk anprobiert. Zuvor erhält der Fußboden noch im Bereich der Türen Aussparungen, da hier die Trittstufen nach unten führen. Die Materialstärke der ursprünglichen Führerhausvorderwand von 1,5 mm wird erreicht, indem man einen 1mm-Draht um die Haltefläche der Stehkesselrückwand wickelt und mit dem so angepassten Draht die neue Vorderwand von hinten „aufmörtelt“. Andernfalls hätte das Führerhaus keinen festen Halt. Auch die Stehkesselrückwand des
Modells muss leicht abgeändert werden. Hier hat Roco nämlich dermaßen brutal große Rastnasen konstruiert, dass ein Lösen nur mit größter Kraftanstrengung möglich ist. Beim ohnehin zu ersetzenden Serienführerhaus spielt dies keine Rolle, das dünne Messingblech des neuen Führerhauses würde hier allerdings Schaden nehmen, müsste es noch einmal abgenommen werden. Also werden die Halteflächen schräg angefeilt, damit sich das Teil leicht ausrasten lässt. Am Tender ist der neue Kohlenkasten schnell zusammengefaltet und verlötet. Die Position der Spanten wie auch des rückwärtigen Bleches ist durch eingeätzte Linien genau vorgegeben. Ein eingelötetes Stück Blech bildet den Untergrund für eine Schicht echte Kohle. Selbstverständlich muss auch bei der 23 015 der Weinert-Umbausatz zur Anwendung kommen. Und wenn man schon diesen Aufwand treibt, erhält die Lok auch noch die Weinert-Räder. Nach der einheitlichen Lackierung von Führerhaus, Kessel und Tendergehäuse wird die Gaßner-Beschriftung angebracht. Die Scheiben im Führerhaus können aus durchsichtiger Folie ange-
In der Baugröße N bietet Fleischmann diese 23 105 an. Sie stellt in Detaillierung wie Technik ein rundum gelungenes Modell mit ausgezeichneten Fahreigenschaften dar. Fotos: MK
17
MIBA zum Kennenlernen Sie wollen mehr über die MIBA und weitere MIBA-Produkte wissen? Ganz einfach: Ihren Wunsch ankreuzen, diese Seite ausdrucken und an den MIBA-Verlag schicken bzw. faxen.
❐ Ja,
Name/Vorname
Straße
PLZ/Ort
bitte schicken Sie mir das MIBA-Verlagsprogramm Telefon
❐ Ja,
bitte lassen Sie mir ein aktuelles Probeheft der Zeitschrift „MIBA-Miniaturbahnen“ zukommen.
❐ Ja,
Mein Schnupperabo bezahle ich per: Bankeinzug Rechnung Kreditkarte
Ich möchte „MIBA-Miniaturbahnen“ testen.
Das MIBA-Schnupperabo: 3 Ausgaben für nur DM 24,90. Als Dankeschön erhalte ich eine praktische Mini-Datenbank oder einen formschönen Kugelschreiber. Wenn Sie „MIBAMiniaturbahnen“ anschließend weiter beziehen möchten, brauchen Sie nichts zu tun und erhalten 12 Ausgaben MIBA und eine Ausgabe MIBA-Messeheft zum Preis von DM 138,-. Andernfalls genügt innerhalb einer Woche nach Bezug des 2. Heftes eine Mitteilung an den MIBA-Verlag. Unser Dankeschön dürfen Sie aber in jedem Fall behalten. Dieses Angebot gilt nur innerhalb Deutschlands.
Bankbezeichnung/Kartenart
Konto-Nummer/Kartennummer
BLZ/gültig bis
Datum, Unterschrift
Als Dankeschön hätte ich gerne ❐ den Füller ❐ die Mini-Datenbank
vth Verlag für Technik und Handwerk GmbH MIBA-Miniaturbahnen Bestellservice Senefelderstraße 11 90409 Nürnberg
Widerrufsgarantie: Ich weiß, daß ich diese Bestellung innerhalb von zwei Wochen beim vth Verlag für Technik und Handwerk, MIBA-Miniaturbahnen, Senefelder Str.11, 90409 Nürnberg widerrufen kann, und bestätige dies mit meiner zweiten Unterschrift. Die Frist beginnt einen Tag nach Absendung der Bestellung. Zur Wahrnehmung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs. Der Widerruf bedarf keiner Begründung.
Fax: 0911/519 65-40 Tel.: 0911/519 65-0
Datum, 2. Unterschrift
Auf der Basis des Fleischmann-piccolo-Modells ist mit einem Umbausatz von KH-Modellbau die Bauserie der 23 001 bis 023 machbar. Foto: Bernd Utter
deutet werden. Durch die dünne Materialstärke liegen die Fenster ohnehin fast bündig in der Außenwand. In der Baugröße N bietet Fleischmann seit 1989 ein Modell der 23 105. Seine Detaillierung setzte Maßstäbe in diesem Maßstab. Besonders gut kommt die erstmals bei einem N-Modell realisierte Lok-Tender-Kurzkupplung zur Geltung. Der Antrieb zählt zum Besten, was man in N serienmäßig kaufen kann. Auch auf der Basis dieses N-Modells lassen sich die anderen Bauserien verwirklichen. KH-Modellbau in Budenheim bietet einen Umbausatz an, der eine neue Rauchkammer mit KnorrOberflächenvorwärmer, das Führer-
haus mit Dachlüfteraufsatz und den kantigen Kohlenkasten mit Streben enthält. Damit entsteht eine Lok des Nummernbereichs 23 001 bis 023. Verwendet man nur das Rauchkammerteil, können auch die Bauserien 23 026 bis 052 gefertigt werden. Der Umbau gestaltet sich analog zu H0 per Säge und Klebstoff. Etwas mehr Arbeit ist allerdings am Tender erforderlich, da das Fleischmann-Tendergehäuse aus Metall an einem Stück gefertigt ist. Das Kunststoff-Führerhaus der Fleischmann-Lok wird einfach nur gegen das neue Zinngussteil ausgetauscht. Zumindest in diesem Punkt haben die N-Bahner den Hanullern etwas voraus … MK
re Altvorderen zu dicht am aktuellen Geschehen. Gewonnen hat Herr Holger Kilb, er wünschte sich die Wechselstromversion mit MVR. Herzlichen Glückwunsch!
Der Gewinner steht fest Erfreulich groß war der Rücklauf unserer Gewinncoupons. Zwar wurden so gut wie alle Tage des September 1950 genannt, doch die Mehrheit hatte sich richtig entschieden: 82 023 wurde am 13.9.1950 an die DB abgeliefert. Leider nicht richtig war der im Buch „25 Jahre Einheitslokomotiven“ (MIBA-Verlag 1950) genannte Termin 5.9.1950. Vermutlich waren unse-
18
Als Nachtrag zu unserer 82-Baustelle in MIBA 9/2000 wollen wir Ihnen das Bastelbild der 82 022 nicht vorenthalten. Denn mit dem Einbau des Oberflächenvorwärmers (das für die 65 gedachte Ätzblech muss hierzu wegen des geringeren Kesseldurchmessers 2 mm gekürzt werden) entfallen die Bauteile des MVR auf der Oberseite des linken Wasserkastens. Demzufolge ist auch die Einlassöffnung nicht nach hinten versetzt, sodass der Wasserkastendeckel wegzufeilen und aus Messing ein neuer anzufertigen ist. MK
π
Kurz + knapp • 023 033-4 von Primex für Wechselstrom-System Art.-Nr.: 33005, DM 299,– uvP. • 023 102-7 von Roco Art.-Nr. 63223 für Gleichstrom bzw. Art.-Nr. 69223 für Wechselstrom, DM 329,– bzw. 359,– uvP. • 23 105 von Fleischmann-piccolo Art.-Nr. 7123, DM 299,– uvP. • Weinert-H0-Umbausatz für 23 026-052 Art.-Nr. 4004, DM 176,– uvP. • Weinert-Radsätze für Roco-23 Art.-Nr. 5608, DM 191,– uvP. • Vertrieb jeweils über den Fachhandel • Umbausatz für N-23 in 23 001-023 Art.-Nr. 0122, DM 299,– Vertrieb: KH-Modellbau, Philipp-Försch-Str. 2, 55257 Budenheim Tel: 06139/960467
MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Gewinnen Sie eine 23 Ihrer Wahl! Bei Modellen der BR 23 haben Hanuller wie N-Bahner die volle Auswahl. Sollte Ihnen noch ein Modell fehlen, beteiligen Sie sich doch einfach an unserem Gewinnspiel!
Unsere Frage: An welchem Tag im November 1950 wurde 23 001 an die DB abgeliefert?
Die 23 001 wurde abgeliefert am .............. November 1950. Meine Wunschlok: BR 23 in ❏ N von Fleischmann
MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
❏ in H0 von Roco
❏ in H0 von Primex
Name und Anschrift: ............................................................... ................................................................................................ Diesen Coupon oder eine Kopie davon bitte bis spätestens 30.11.2000 (Poststempel) einsenden an: vth Verlag für Handwerk und Technik GmbH, MIBA-Miniaturbahnen, Senefelderstr. 11, 90409 Nürnberg
✃
Kleiner Tipp: Auch diesmal war es ein Mittwoch, uns interessiert das genaue Datum. Zu gewinnen gibt es als 1. Preise je einmal die BR 23 von Fleischmann in N sowie von Roco und Primex in H0! 2. bis 10. Preis sind Wagen von Roco, Fleischmannpiccolo und Märklin.
19
MODELLBAHN-ANLAGE
A
uf unserem Weg „von der Nordsee bis zu den Alpen“ sind wir im ersten Teil unseres Anlagenberichts von der großen H0-Anlage im Modellbahnzentrum Lautenthal bis zum Hauptbahnhof gelangt. Er markiert etwa die Hälfte der Gesamtstrecke. Mit dem zweiten Teil unseres Berichtes beginnen wir mitten im hektischen Betrieb des Hauptbahnhofes „Petersberg“. Hier, im großen Betriebsmittelpunkt der Anlage, begegnen sich viele Züge, legen eine kurze Rast ein und nehmen dann langsam ihre Fahrt wieder auf in eine reizvolle Berglandschaft. Bevor auch wir das tun, sollten wir noch ein wenig den Bahnhof besichtigen und natürlich die Stadt, die zu ihm gehört. Während den ersten Gleisen am stattlichen Empfangsgebäude mit dem geflügelten Rad der Nahverkehr zugeordnet ist, sind die weiteren für die „großen Züge“ reserviert. All die InterCity, EuroCity und natürlich der ICE (mit eigenem Bahnsteig) halten hier, und mit ihnen viele Züge aus den Nachbarländern Deutschlands, die auch an diesem Ort Station machen. So geben die bunten Fernreisezüge und die sich langsam dahinschleppenden Güterzüge dieser Stätte ein besonderes Flair. Es ist schon ein besonderer Genuss, die maßstäblich langen Züge auf den Wei20
Ausstellungsanlage im Oberharz (2)
Viele Züge auf weiten Strecken „Bitte einsteigen“ zur großen Rundreise auf der großen H0Anlage im Oberharzer Modellbahnzentrum Lautenthal! In dieser Folge geht’s vom Hauptbahnhof „Petersberg“, etwa in der Mitte der 50 Meter langen Anlage gelegen, hinauf in die Berge des bayerischen Voralpenlandes. chenstraßen zu beobachten, wie sie ihre Route über die vielen Weichen und Kreuzungen wählen, bis sie schließlich an den Bahnsteigen ankommen, wo unzählige Reisende auf sie warten. Hinter dem schönen Bahnhofsgebäude nehmen Sie doch einfach die Straßenbahn und fahren zu einem Bummel in die Altstadt. Vorbei an den großen, alten und neuen Stadthäusern kommt man bald dort an und kann in den verkehrsberuhigten Zonen ausgiebig flanieren gehen. Neben der Stadtkirche findet man auf dem weiten Platz den vertrauten Markt mit kleinen Ständen und Buden. Ganz in der Nähe spielt eine Combo, die von einem
Podest herab mit ihrer Musik die Leute begeistert. Verlässt man die Stadt in Richtung auf das hintere Eckstück der Anlage, kommt man auf den Klosterberg, wo ein ehemaliges Kloster mit seinen trutzigen Wehrmauern seinen Platz gefunden hat. Es scheint Samstag zu sein, denn auch hier wird eine Hochzeit gefeiert. Die Band spielt und die Gäste haben sich über den Garten verteilt. Von der Mauer aus hat man einen großartigen Ausblick auf die Stadt mit den Industrieanlagen, die zu ihren Füßen liegt. Bei unserer Fahrt in den Süden und ins Bayernland nehmen wir am BahnMIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Vom Hauptbahnhof aus kommt der Besucher mit der Straßenbahn in die Innenstadt von „Petersberg“ mit ihren reizvollen Straßenzügen. Links oben ein Teil der Neubaustrecke.
Harzer Modellbahnzentrum Wildemanner Straße 9 38685 Lautenthal/Oberharz Tel. 05325 / 54 61 00 Fax 05325 / 54 61 19 www.spedifix.de/modellbahn
steig 2 Platz in einem Sonderzug: eine elegante 18.4, die historische Reisezugwaggons gekuppelt hat. Während der Zug langsam über die Weichenstraße dahingleitet, vorbei an einem Trupp Gleisbauarbeiter, werfen wir einen letzten Blick hinüber zur Stadt, wo Scharen von Preiserfiguren die Altstadt bevölkern. Schon erreichen wir auf unserer Fahrt das Industriegebiet, das wir zur Linken umfahren. Recht bald schon tauchen wir in einen Tunnel ein. Hier haben wir die Nebenbahn als Fahrweg gewählt, aber zur Rechten gibt es noch mehr Eisenbahntechnisches zu sehen, Strecken nämlich, auf MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
denen die Fernreisezüge ihren Weg nehmen. So steigt aus der Mitte, in einem weiten Bogen das Bahnbetriebswerk umfahrend, die Neubaustrecke langsam an und gewinnt stetig an Höhe, während zur Rechten die alte Hauptstrecke im Tiefland zu sehen ist, wo die Züge am alten Bw vorbeifahren. Heute werden dort nur noch Dampfloks gedreht, die zu Nostalgiefahrten bereitgehalten werden. Es sind nicht wenige, was erfreulich ist, und der Lokfan kann dort viele alte Typen begutachten. Wer möchte, studiert auch gleich die Elloks, die sich nebenan im modernen Bw befinden. Wahrhaftig nicht mehr modern ist
aber wohl jene Citroën-Ente, die auf einer benachbarten Bundesstraße gestrandet ist; dort beäugen zwei süße H0-Mädchen ihren ADAC-Techniker, der den Motor wieder in Gang zu setzen versucht! Unsere 18 427 dampft inzwischen munter durch die Lande, nachdem wir einen Tunnel verlassen haben, donnert sie mit Getöse über eine Bogenbrücke, die einen größeren Fluss überspannt. Leider bleibt nur ein flüchtiger Blick um auch die anderen Brücken wahrzunehmen, die zu beiden Seiten stehen. Für die alten Bahnen wurden seinerzeit Stahlfachwerkbrücken errichtet, die heute noch auf massiven 21
Vom Aussichtspunkt hoch über der Stadt kann man auch das Industrieviertel überblicken. Im Dampflok-Bw werden die „Zugpferde“ für Nostalgiefahrten gewartet. Genügend Rangiermöglichkeiten bieten die Gleisanschlüsse im Industriegebiet.
22
Sandsteinwiderlagern ruhen, aber der ICE fliegt in großer Höhe über eine moderne Spannbeton-Konstruktion dahin, die sich weit über das Tal erstreckt. Nicht lange, und unser historischer Zug fährt in den Nebenbahnhof Gerhardsried ein, vorbei an steilen Hängen mit den markanten Felsengebilden des Altmühltals. Früher lag dieser Bahnhof wohl an einer viel befahrenen Strecke, doch heute geht es dort beschaulich zu; wenigstens der Nahverkehr bedient den Ort in diesem recht engen Tal, wo manche Häuser in den hohen Felsen geradezu wie Nester eingebaut erscheinen. Die schnellen Züge eilen über die zweite ICE-Brücke, die quer direkt über dem Bahnhof gebaut worden ist. Merkwürdigerweise ist es hier aber romantisch geblieben, und da nun etwas Zeit ist, kann man diesen Ort und die Landschaft in sich aufnehmen, am tiefer liegenden Kanal spazieren gehen und mit etwas „Kraxln“ (Klettern) vom Felsen her die alte Hauptbahn studieren, die hier über eine alte Steinbrücke mit drei flachen Bögen führt. Wer sich Mühe gibt, der kann das Wasser gurgeln hören, wie es über die alte Kanalstufe hinabfließt und dann ruhig unter den Bögen dahinströmt.
MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Kurz vor der Einfahrt in den Hauptbahnhof: Im weiten Bogen umrundet der ICE das Betriebswerk von „Petersberg“ (oben).
MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Blick über die dicht bebaute, durchaus glaubhaft dargestellte Stadt zum weiträumigen Bahnhofsgelände (unten).
23
Noch ein Stück weiter fährt der ICE am Ellok-Bw vorbei (oben). Hochmoderne Triebfahrzeuge können dort ebenso bewundert werden wie historische. Im Bild unten ist unser Zug bereits im Bahnhof „Gerhardsried“ angekommen.
24
Wenn unsere Schnellzuglok pfeift, dann beeilt man sich, rasch wieder zur Reisegruppe zu kommen, denn die Fahrt geht weiter. Sie nimmt ihre Fahrt wieder auf, nach dem Bahnhof tauchen wir sogleich in die Bergwelt Südbayerns ein. Wen wundert’s, wenn wir nach geraumer Zeit nach einer weiteren Tunnelfahrt wieder unter einer Brücke der Neubaustrecke hindurchfahren. Diese ruht auf hohen Stützen und erstreckt sich mit einer Länge von 2,40 Meter weit über das Tal. Eine Situation übrigens, die es in natura so noch gar nicht gibt, die aber durchaus zukunftsweisend werden könnte. Unsere Sonderfahrt bleibt jedenfalls in heimischen Gefilden und steigt mit viel Dampfentwicklung die Rampen hoch zu unserem Ziel, einem Bahnhof im Voralpenland. Wir blicken nach unten, wo in der Ferne die ehemalige Hauptbahn verläuft. Lange Güterzüge schleppen sich im Tiefland dahin, wohl im Wettstreit mit Radrennfahrern, die hier auf der nebenliegenden Bundesstraße gerade ein Rennen austragen. Unsere starke 18 427, die dort unten alle mit Leichtigkeit abhängen würde, fährt nun ihre letzten Kilometer gemütlich in den Zielbahnhof ein. An diesem geruhsamen Ort, wo die Zeit stillzustehen scheint, endet unsere Reise. MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Gesamtansicht von „Gerhardsried“ an der Nebenbahn (oben), am vorderen Bildrand ist die Hauptstrecke zu erkennen. Brücken spielen in diesem Teil der Anlage eine große Rolle. Fotos: Stefan Hörth Zahlreiche dynamische Modellszenen wurden im Modell nachgestaltet.
MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
25
Unsere Streckenbereisung mit dem historischen Zug ist im Bahnhof „Stefanshöhe“ angelangt. Damit haben wir die gesamte Strecke „vom Nordseestrand zum Alpenrand“ in einer Richtung bewältigt! Unten durchquert der ICE auf der H0-Neubaustrecke die Alpenregion.
Im Voralpenland spielen Holztransporte eine Rolle, wie man hier sieht. Für die Touristen und den Nahverkehr stehen doppelstöckige Züge zur Verfügung.
26
Betrachten wir uns die etwas rustikalen Elemente unseres Bahnhofes „Stefanshöhe“, wie z.B. den alten Güterschuppen und die Rampe, wo noch heute Holz und Vieh verladen werden, wie auch den Anschluss an die kleine Molkerei, wo Milchprodukte in Kühlwaggons verstaut werden – alles wie in früheren Zeiten. Auch die stattliche Burg oberhalb des Ortes lädt zur Besichtigung ein. Dort angekommen lassen wir unseren Blick über die ganze Anlage schweifen. Wir hoffen, dass wir Sie mit unserem Bilderbogen angeregt haben diese Modellbahn einmal live zu erleben, zusammen mit den Anlagen in den anderen Nenngrößen. Besonders Digitalfans sei ein Besuch ans Herz gelegt, denn ausgefeilte Computerprogramme sowie erprobte Hardware sorgen für einen reibungslosen Zuglauf. Die Techniker dort werden Sie gerne beraten und Ihnen reichlich Informationen geben. Stefan Hörth MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Wer gewinnt den Sprint, die Rennradler oder der Zug? Unsere 18 427 zeigt mit der historischen Rheingold-Garnitur, was immer noch in ihr steckt! Wer hat schon so viel Platz? Das Typische einer Neubaustrecke fängt diese Modellnachbildung ein: Raus aus’m Tunnel, rauf auf die Brücke, rein in’n Tunnel!
MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
27
NEUHEIT
Die 2091 der ÖBB als 0e-Modell
Schmalspurdiesel aus Österreich Mit der Schmalspurdiesellok der österreichischen Baureihe 2091 hat Wiener Modellbau Kröß ein interessantes Vorbild ausgesucht und als Modell in der Baugröße 0e umgesetzt. Uwe Stehr beschreibt, wie aus dem Bausatz eine ansprechende Lok entsteht und worauf dabei besonders zu achten ist.
S
chon Ende der Zwanzigerjahre befasste man sich in Österreich mit dem Gedanken, den Betrieb auch auf Schmalspurstrecken durch Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor rationeller zu gestalten. Die erste 1930 von AustroDaimler gebaute Lokomotive erwies sich aber als wenig tauglich. Die 1930 gebaute 2021.01/s hingegen war schon äußerst brauchbar. Ihr folgten 1934 die ersten beiden Dieselloks der Baureihe 2040/s, auf deren Basis die Waggonfabrik Simmering 1936 zusammen mit Siemens eine dieselelektrische Lokomotive mit Mittelführerstand und Gepäckabteil entwickelte, die bei der BBÖ als Baureihe 2041 (ÖBB-Baureihe 2091) in Betrieb genommen wurde. Die über 10 m lange Lokomotive mit
der Achsfolge 1‘Bo1‘ wird von zwei V-8-Dieselmotoren, die vom regelspurigen VT 42 (ÖBB 5042) stammen, mit einer Gesamtleistung von 210 PS angetrieben und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h. Die insgesamt 12 gebauten Lokomotiven waren von vornherein für Einmannbetrieb
ausgelegt. Bis Sommer 1998 (!) blieben diese Lokomotiven im planmäßigen Einsatz – und sind es noch heute: im Nostalgie-Bestand der ÖBB, beim Club 760, der Museumsbahn „Öchsle“ und der Dölnitztalbahn.
Die 2091 als Modell Der aus rund 150 Teilen bestehende Bausatz lässt den Bau der „grünen“ ÖBB-Variante der 2091 zu, wie sie von 1953 bis 1961 im Einsatz war. Diesem Zeitraum entspricht auch der Beschriftungssatz. Die beiden lauffähig vormontierten Drehgestelle sind mit je
Die Einzelteile des Bausatzes der„2091.06“ von Wiener Modellbau Kröß. Besondere Erwähnung verdient die 110-seitige Bauanleitung als Ausdruck und auf CD – da kann eigentlich nichts mehr schiefgehen …
28
MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
einem Motor und zwei Schwungmassen ausgestattet. Auch das Gehäuse ist bereits zusammengesetzt und sehr sauber zweifarbig lackiert. Zum Kuppeln liegen Orginalkupplungen sowie Magic-Train-Kupplungen bei. Besondere Erwähnung verdient die 110seitige (!) Bauanleitung auf Papier und CD (!), die den Zusammenbau in Wort und vielen Bildern zweifelsfrei erläutert. Anhand der Bilder in der Anleitung lassen sich auch die vielen Teile beim Bau leicht identifizieren.
Fahrwerk, Rahmen und Gehäuse Der Außenrahmen wird aus drei Weißmetallteilen und zwei Messingprofilen zusammengesetzt. Nach dem Abtrennen der Teile vom Gussbaum und anschließendem Entgraten habe ich die drei Bodenplatten mit den beiden Rahmenteilen aus Messing-U-Profil sorgfältig ausgerichtet, mit Klammern fixiert und mit dünnflüssigem Sekundenkleber verklebt. Das Ausrichten und Verkleben der Pufferbohlen mit dem Fahrwerksrahmen muss sehr gewissenhaft erfolgen, eine schräg angeklebte Pufferbohle lässt sich nachträglich kaum mehr richten. Bremsluftbehälter, Tritte und Staukästen vervollständigen den Fahrwerksrahmen. Positiv sind fertig gebogenen Handläufe – das mühselige Biegen und Anpassen entfällt, lediglich die Bohrungen müssen an den markierten Stellen eingebracht werden. Hat man bis hierhin sauber gearbeitet, ist nach dem Aufklipsen des Gehäuses zwischen Rahmen und Gehäuse kein Spalt sichtbar. Die Antriebsgestelle sind vormontiert, lediglich die Achslager und Drehzapfen müssen aufgeklebt werden. Mit zwei Schrauben zum Halten der Drehgestelle und zwei weiteren Schrauben zum Justieren des Rahmens ist die Montage abgeschlossen. Die kleine Anschlussplatine und die komplette Verdrahtung sollte erst nach der Lackierung erfolgen. Der Aufbau des Modells ist bereits zusammengebaut und zweifarbig lackiert; das Gehäuse tannengrün (RAL 6009) und das Dach weißaluminium (RAL 9006). Es müssen nur noch die markierten Löcher für Griffstangen, Pfeife und Scheibenwischer aufgebohrt werden. Um die Lackierung nicht durch weißen Sekundenklebernebel zu verunstalten, sollte der Kleber nur von innen an den Klebestellen aufgetragen werden. Bei der Montage des Kühlers, MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Oben: Der fertig zusammengebaute, fünfteilige Rahmen mit den Teilen, die noch angesetzt werden müssen …
Oben die Einzelteile, rechts das fertig zusammengesetzte Bühnengeländer. Dieses muss exakt rechtwinklig an den Fahrzeugrahmen geklebt werden.
Der fertige Rahmen mit den bereits werksseitig vorgebogenen Griffstangen vor der Lackierung.
der unbedingt vorher lackiert werden sollte, ist auf sparsamste Verwendung von Klebstoff zu achten. Die Gefahr hier etwas zu verschmieren ist groß, da keine Passstifte vorhanden sind und das Teil mittig auszurichten ist. Bei der Montage der Luftansaughutze gilt dasselbe, wenngleich deren Lage vom Kühler fixiert wird. Dank zweier Rastnocken und einer eingeklebten Haltebrücke erfolgt die Verbindung von Fahrwerk und Gehäuse mit nur einer Schraube. Nach dem Zusammenbau der einzelnen Baugruppen und der Verdrahtung der beigefügten Platine sollte erst einmal eine Testfahrt gemacht werden. Die
Griffstangen zum Führerstand werden erst zum Schluss eingesetzt; damit das Gehäuse abnehmbar bleibt, werden sie lediglich eingesteckt.
Beschriftung und Altern Die Beschriftung des Modells erfolgt ausschließlich durch Nassschiebebilder, deren Trägerfilm sehr dünn und matt ist. Für das Anbringen der Schiebebilder verwendete ich den Weichmacher „Decal Work“ von Molak (andere Hersteller gibt es aber auch). Die Beschriftungen wurden mit der Schere so knapp wie möglich ausgeschnitten. Dies ist nötig, da sich um die 29
eigentlichen Beschriftungen meist noch ein Rand des Trägerfilms befindet, für den am Modell kein Platz ist. Nach dem Zuschneiden sollten die Beschriftungen an den entsprechenden Platz gehalten werden um zu sehen, ob sie über eine Fahrzeugkante ragen oder gegen Absätze stoßen. Paßt alles, wird die Beschriftung in das Wasserschälchen getaucht und dann auf dem Basteltisch zum Durchweichen abgelegt. Wenn sich das Schiebebild vom Trägerpapier löst, kann es mit der spitzen Pinzette gegriffen und auf die mit Weichmacher befeuchtete Stelle am Gehäuse platziert werden. Nachdem die Beschriftung komplett ist, sollte sie eine Weile durchtrocknen und danach mit einem Überzug aus mattem Klarlack grifffest gemacht werden. Nachdem die Lok komplett zusammengesetzt ist, konnte ich mit der Alterung beginnen. Ich verwendete dabei die Alterungspuder von Artitec in den Farbtönen Schwarz, Rostrot und Hellbraun. Diese werden mit einem Pinsel auf das Modell aufgebracht und verteilt. Der Puder sollte das ganze Modell ganz leicht bedecken. Wird zu viel Puder aufgetragen, kann dies mit dem Pinsel oder einem Tuch korrigiert werden. Im schlimmsten Fall kann man aber den Farbpuder mit Wasser vollkommen abwaschen.
An die lauffähig vormontierten Drehgestelle müssen nur noch die Achslager und Drehzapfen montiert werden. Rechts: Die Originalkupplungsnachbildung und ihre Einzelteile. Unten: Fertig zum Lackieren – die 2091 von der Motorseite.
Kurz + knapp • 2091.06 der ÖBB Epoche III Baugröße 0e Art.-Nr. 77000 ca. DM 1050,– • Wiener Modellbau Kröß Vertrieb in Deutschland über: M+D, Ottostrasse 4 93414 Cham • Erhältlich im Fachhandel
Die erste Testfahrt Die Geschwindigkeit der Lokomotive habe ich nicht gemessen, aber der optische Eindruck ist meines Erachtens für eine Vorbildgeschwindigkeit von 50 km/h akzeptabel. Das Fahrgeräusch ist sehr leise. Der Auslauf bei 12 V ist auf Grund des hoch untersetzten Getriebes und der kleinen Schwungmassen nicht sehr groß. Er reicht aber für kurze stromlose Abschnitte aus, zumal der Fahrstrom von allen acht Rädern abgenommen wird. Die Zugkraft des 468 Gramm schweren Modells dürfte für den normalen Betrieb ausreichend sein. In der Bauanleitung wird darauf hingewiesen, dass das Modell bei richtiger Montage einen Radius ab 370 mm befahren kann. Mit einigen H0-Gleisstücken machte ich einige Versuche um herauszufinden, welchen Radius das Modell noch sicher befährt. Ein Radius von 481,2 mm (Roco R4) wurde jedenfalls noch sicher gemeistert, sowohl als normale Kurve wie auch als Gegenkurve ohne Ausgleichsgerade. 30
Fazit Der Bausatz der 2091.06 von Wiener Modellbau Kröß zeichet sich durch eine exzellente Konstruktion und sehr saubere Einzelteile von hoher Qualität und ausgezeichneter Passgenauigkeit aus. Eine erhebliche Erleichterung beim Bau des Modells sind die bereits lauffertig vormontierten Fahrwerke. Orginalkupplungen sowie Magic-TrainKupplungen können später immer wieder getauscht werden. Das Lackieren beschränkt sich auf den Rahmenbereich und trägt somit ebenfalls zu einer kurzen Bauzeit bei. Das Modell der 2091.06 lässt daher auch auf die Schwestermaschinen des Vorbilds hoffen, und das werden sicher nicht nur Farbvarianten … Uwe Stehr
Noch ein paar Worte zum Vorbild des Modells von Kröß: Die 2091.06 begann ihre Laufbahn als 2041.06/s am 29.1.1937 in Bregenz. Während der Reichsbahnzeit trug sie dort die Nummer 137.337. Ab dem 5.4.1947 war sie bis zum 5.5.1947 in St. Pölten-Alpenbahnhof stationiert, danach bis zum 15.9.1949 in Waidhofen Ybbs. Vom 16.9.1949 bis zum 21.2.1957 war die Lok wieder in St. Pölten, kam danach ab dem 3.4.1957 zurück nach Bregenz und war vom 4.4.1957 bis zum 29.11. 1973 wieder in St. Pölten. Bei einem Brand bei Brabenegg-Rainberg brannte die Lokomotive 2091.6 am 6.8.1973 aus und wurde am 29.11.1973 ausgemustert.
MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Oben: Die Lokomotive nach dem Lackieren und Altern. Einige Kleinteile und die Scheiben wurden erst danach angebaut. Links: Zuletzt wurde die kleine Platine eingeklebt. Damit sich die Drehgestelle später ohne Lötarbeiten herausnehmen lassen, wurden die Anschlußdrähte extra lang gelassen und in Röhrchen gefädelt.
Vollmer Anzeige
Alle Fotos: Uwe Stehr
MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
31
BÜCHER/VIDEO
Die Baureihe 36.0-4 Thomas Samek 248 Seiten; 275 S/W-Abbildungen und viele Faksimiles; Format DIN A4; DM 78,–-; EK-Verlag, Freiburg. Als erste Heißdampf-Personenzuglok der Welt ist sie ebenso in die deutsche Lokomotivgeschichte eingegangen wie als eine der meistgebauten Personenzuglokomotiven ihrer Zeit: die preußische P 4.1/P 4.2, zudem auch noch eine der formschönsten Maschinen der ansonsten nicht gerade auf DesignMeriten bedachten preußischen Staatsbahnen. Thomas Samek legt hier das erste umfassende Porträt dieser gelungenen Gattung vor und hat dafür eine schier unglaubliche Fülle von seltenen Fotos und Dokumenten zusammengetragen. Mit gebührender Gründlichkeit werden auch Seitenpfade wie die Entwicklung der selbsttätigen Zugsicherung oder die Lentz-Ventilsteuerung ausgeleuchtet. Angesichts der genauen Angaben zu Stationierung und Betriebseinsatz vermisst der epochenorientierte H0-Modellbahner einmal mehr ein Großserienmodell dieser in den preußisch-hessischen Kernlanden einst allgegenwärtigen Lokomotive, der hier mit einem der gelungensten PorträtBände des EK-Verlags ein würdiges Denkmal gesetzt wurde. mm
Nebenbahnen in Oberfranken Bernd Schmitt; Gerald Hoch 224 Seiten; über 400 Abbildungen; Format 21,4 x 30 cm; DM 59,50; Verlag Michael Resch, Coburg Dieses Buch legt seinen Schwerpunkt, wie es auch schon im Untertitel heißt, auf das Schicksal jener oberfränkischen Strecken seit den 70er-Jahren – und für die Mehrzahl der Linien bedeutete dies den Niedergang anstatt einer Renaissance. Häufig kommt beim Lesen der Texte und Betrachten der vielen interessanten Fotos Wehmut 32
auf, besonders wenn man eine Reihe der Nebenbahnen vor dreißig Jahren selbst als regelmäßiger Fahrgast erlebte! Und der Schienengüterverkehr, einst Rückgrat der meisten dortigen Linien, wurde – Ausnahmen wie etwa Bad Rodach bestätigen nur die Regel – von der DB in unverantwortlicher Weise leichtfertig der Straße überlassen; denken wir nur an die Beispiele Naila, Hof-Steinach oder Selb. Zusätzlich zu den Fotos zeigen ausgewählte Fahr- und Bahnhofsgleispläne (hier hätte man sich generell Jahresangaben gewünscht) gut die eingetretenen Veränderungen auf. Das erfreulich klare Layout und eine im vorderen Innendeckel befindliche Streckenkarte machen die rundum empfehlenswerte Veröffentlichung zu einem benutzerfreundlichen Nachschlagewerk regionaler Bahngeschichte. Kleinere sachliche Fehler – z.B. wurde auf der Zeller Nebenbahn noch bis Frühjahr 1972 Güterverkehr nach Reinersreuth durchgeführt und das Dorf Rothenburg liegt durchaus günstig zum gleichnamigen Haltepunkt – schmälern den positiven Gesamteindruck des Buches kaum und sind bei der Fülle des zu verarbeitenden Materials wohl nie ganz vermeidbar. ur
Österreich – mit dem Zug erleben Inderst/Gohl/Schönborn 192 Seiten; ca. 170 Abbildungen; Format 12 x 18 cm; kartoniert; DM 29,80; GeraMond Verlag GmbH, München In gleicher Aufmachung und Aufteilung wie der bereits vor Jahresfrist erschienene Reiseführer über die Schweizer Bahnen soll dieses Buch im handlichen Format den Eisenbahnfreund auf Reisen zu den Eisenbahnen, Bergbahnen, Straßenbahnen und großen Modellbahnanlagen Österreichs begleiten. Schon fast in vertrauter Weise gliedert sich das Buch in drei große Kapitel: Das Bahnsystem Österreichs, in dem neben einem kurzen historischen Rückblick das heutige Angebot der österreichischen Eisenbahnen vorgestellt wird. Das zweite Kapitel, „Die 7 schönsten Fernstrecken“ genannt, haben die Autoren den wichtigsten Hauptstrecken des Nachbarlandes wie
zum Beispiel Arlberg-, Brenner- oder Semmeringroute gewidmet. Im dritten Teil (Die 90 schönsten Bahn-Ziele) werden einzelne interessante Bahnstrecken und Orte näher beschrieben, wobei auch die Straßenbahnbetriebe der österreichischen Städte, die UBahn in Wien und viele Seilbahnen erwähnt werden. Verschiedene Tipps und Hinweise runden die jeweiligen Seiten ab. Leider gehen die Autoren anscheinend mit der ÖBB und DB AG konform und verschweigen bis auf acht Zeilen auf der Seite 63 die Außerfernbahn, anstatt diese landschaftlich schöne Strecke hervorzuheben und damit für sie vielleicht zusätzliche Fahrgäste zu rekrutieren. dh
Europa Reiseführer 2000/2001 für Eisenbahnfreunde LOK Report (Hrsg.) 336 Seiten; 96 Fotos; Format 11 x 18 cm; DM 29,80; Arbeitsgruppe LOK Report e.V., Berlin Seit Jahren beliebt und bewährt sind die LOK Report – Reiseführer für Eisenbahnfreunde. Für alle europäischen Länder mit Eisenbahnen werden in kurzer, übersichtlicher Form zahllose Hinweise zu modernen oder historischen Fahrzeugen und Tipps für ausgewählte, besuchenswerte Strecken gegeben. Auch nützliche allgemeine Hinweise (etwaige besondere Einreisebestimmungen oder Fotogenehmigungen) zu den einzelnen Ländern fehlen nicht. Durch sein handliches Format passt das Buch problemlos in Foto- oder Jackentaschen und stellt dadurch einen unmittelbaren Reisebegleiter „vor Ort“ dar. ur
Bücher + Zeitschriften zur Eisen bahn + Modellbahn natürlich nur von der BAHNBUDE. Auch die in diesem Heft neu vorgestellten Titel! Bücherliste usw. anfordern gegen DM 3,-- Rückporto:
DIE BAHNBUDE 89537 Giengen Tel./Fax: 07322/7040 (Tel. abends 7640) MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
MENSCHEN + MODELLE
Alle zwei Jahre ruft die Sächsische Modellbahner Vereinigung (SMV) zum Modellbauwettbewerb auf. Anfang September diesen Jahres war es wieder so weit: Die Jury unter Vorsitz von Peter Eickel tagte und hatte wieder zahlreiche Exponate zu begutachten – 53 Modelle von 43 Einsendern stellten sich den kritischen Augen der Jurymitglieder.
Petr Lehnert (CZ) errang mit dem H0-Empfangsgebäude von Novy Saly in Gruppe C 86,6 Punkte.
Modellbauwettbewerb der Sächsischen Modelleisenbahner Vereinigung 2000
Schmuckstücke und Exoten V
Die Gleisreinigungsmaschine RM 74 U baute Wolfgang Thierbach in H0 (Gr. A1, 82,7 Punkte).
on 10 Uhr morgens bis 8 Uhr am Abend nahmen die sechs Juroren alle Modelle zur Hand, ließen sie auf der SMV-Testanlage probeweise fahren (soweit es sich nicht um Standmodelle handelte) und bewerteten jedes Exponat nach einem festgelegten Punktesystem. Nach Erreichen einer Mindestpunktzahl und gestaffelt nach der jeweils erreichten Punktzahl konnten mit den Exponaten drei Plätze belegt werden. Außerdem sollten besonders zu würdigende Exponate mit einem Anerkennungspreis ausgezeichnet werden. Die Statistik weist aus, dass acht 1. Preise, neun 2. Preise, keine 3. Preise und ein Anerkennungspreis vergeben wurden. Zahlreiche Modellbahnund Zubehörhersteller hatten Sachpreise zur Verfügung gestellt. Beim diesjährigen Wettbewerb wurden Exponate aus fünf Bundesländern (Berlin, Hessen, Sachsen, SchleswigDen 1. Preis erhielt das Diesellokmodell 754 053 von Jury Pavel Füle aus der Slowakei (Nenngröße H0, Gruppe A2, 96,7 Punkte).
56
MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Holstein und Thüringen) eingereicht. Ebenso waren wieder tschechische und slowakische Modellbahner mit 26 Exponaten vertreten, von denen sechs mit einem Preis prämiert wurden. Den Anerkennungspreis erhielt Rolf Hesse für seine Schlepptenderlok 38 256 im Maßstab 1:20. Publikumsliebling war die Gleisstopfmaschine in der Nenngröße TT von Jens Abicht, sicherlich auch auf Grund des augenblicklichen Gleisstopfmaschinen-Booms in H0. Zur Gruppe der auffälligen Gleisbaugeräte zählte auch die RM 74U, eine Maschine zum Reinigen des Schotterbettes, in H0 erbaut von Wolfgang Thierbach. Auch Roland Buschans „Columbia“ faszinierte das Publikum. Das 1:120Modell glänzte mit Detailreichtum. Zudem ist die „Columbia“ motorisiert. Rainer Ippen Ohne Preis blieb Roland Buschans fahrtüchtige „Columbia“ (TT) nebst Zwischenwagen (ganz oben). Dem Gleisstopfsyndrom verfiel auch Jens Abicht mit der Gleisstopfmaschine in TT. Für einen Preis reichten 69 Punkte nicht.
Wie „echt“ wirkt das Empfangsgebäude-Diorama des Bahnhof Pulsnitz von Rainer Lorenz. Das TT-Modell der Gruppe C erhielt 98,3 Punkte und bekam einen 1. Preis. Das Modell bietet auch viele gekonnt inszenierte Figurengruppen, die kleine Geschichten erzählen. Fotos: Rainer Ippen
MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
57
18. Internationale Modellbahnausstellung
Auf nach Kölle Die tollen Tage nähern sich mit riesigen Schritten. Und das nicht nur, weil der 11.11. genau in die wichtigste Zeit des Jahres fällt: Vom 09. bis 12. November 2000 findet nämlich in Köln wieder mal die Internationale Modelleisenbahausstellung statt.
K
napp vier Wochen nach der Modelleisenbahnschau Südwest in Ettlingen findet die nächste große Ausstellung für Modelleisenbahnen statt. Es ist die Internationale Modellbahnausstellung, die alle zwei Jahre Groß und Klein in die Kölner Messehallen einlädt. Neben allen großen Herstellern und zahlreichen Kleinserienanbietern sind auch ca. 20 Vereine und Einzelpersonen im nicht-kommerziellen Bereich vertreten. Zu sehen sind alle Nenngrößen von Z bis 2m. Allein fünf Anlagen kommen in diesem Jahr aus dem Ausland. Mit von der Partie ist hier z.B. die preisgekrönte Anlage Lolymäki aus Finnland, die dem Modellbahnfreund noch in guter Erinnerung von der Intermodellbau 1998 sein dürfte (s. MIBA 6/1998). Die anderen vier Anlagen kommen aus Österreich, Frankreich, den Niederlanden und England. Alle hier genannten Anlagen sind zum ersten Mal bei einer Messe zu sehen. Rail Miniature 25 Besançon zeigt einen Schrägaufzug, wie er bis in die 80er-Jahre noch in der Nähe von Be-
58
sançon in Betrieb war. Selbstverständlich ist das Modell funktionsfähig. Oder die Gruppe „de Passerel“ aus den Niederlanden: Sie hat sich die Gegend um Saarburg zum Vorbild genommen. Allein 4000 Weinreben wurden auf die Anlage gepflanzt. Durch diese Reben schlängeln sich die Züge, die auf Gleisen der Nenngrößen H0, H0e und H0f fahren. Der Authentic Modellbau Club Wien zeigt dagegen Teile seiner großen NModul-Anlage. Es werden sechs Bahnhöfe und viel Strecke zu sehen sein. Murray Reid dagegen liebt es sinnlicher. Er präsentiert den Besuchern ein Sägewerk, wo Baumstämme mit der Bahn angeliefert, entladen und zu Brettern verarbeitet werden. Aber nicht nur ausländische Vereine präsentieren ihre Vereinsanlagen. Die Modellbahngemeinschaft Siegkreis zeigt dem interessierten Publikum seine große Modulanlage. Auf dieser Anlage verkehren Zuggarnituren bis zu 7,0 m Länge. Die beiden Hauptbahnhöfe haben eine Länge von 8,75 m bzw. 9,20 m.
Auch die Anlage des Ostthüringer Modelleisenbahnclub Gera e.V. wird erstmalig dem Publikum gezeigt. Sie hat den Spitzkehrenbahnhof von Lauscha zum Vorbild, der im Original an der Strecke Probstzella–Sonneberg liegt. Der MEC Dillingen e.V. bleibt seiner Heimat treu. Er zeigt den Besuchern den Nachbau eines Hüttenwerkes an der Saar. Dieses Hüttenwerk besteht aus vier Hochöfen, je einem Elektro- und Blas-Stahlwerk und mehreren Werkstätten. Allein die Bauzeit der bisher fertig gestellten Anlagen hat vier Jahre verschlugen. Weiterhin wird auch der Modellbahnverband in Deutschland e.V. mit einem großen Stand vertreten sein. Auch hier wird der Besucher drei verschiedene Anlagen bewundern können. Es sind das Kraftwerk „Kuno“ vom Modellbahnteam Burscheid, eine „bayrische Länderbahn“ der Modellbahnfreunde Viersen in Epoche I + II und die „Klosterbräubahn“ des Modellbau-Teams Köln. Daneben werden dem Besucher in Zusammenarbeit mit der Industrie täglich bis zu elf Seminare rund um die Modellbahn angeboten. Die Teilnahme an den Seminaren ist kostenlos. Aber auch die kleinen Besucher werden wieder zu ihrem Recht kommen. An verschiedenen Spiel- und Basteltischen können sie die Modellbahnen diverser Hersteller ausprobieren und nach Herzenslust damit spielen. Die Modellbahnausstellung ist täglich von 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet. KFE MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
MENSCHEN + MODELLE
Wir können nur mit einer kleinen Auswahl an Anlagen einen Vorgeschmack auf die Kölner Ausstellung geben: Links sind die Weinberge der Gruppe „de Passerel“ zu sehen, oben steht ein Zug des OMC Gera am Bahnsteig in Lauscha, rechts wird soeben das Landwasserviadukt der Modellbahnfreunde „Glocke“ aus Kempten/Allgäu überquert und unten brummt der VT 95 über die Anlage der Modellbahngemeinschaft Siegkreis.
Modellbahn und Schule am MIBA-Stand Der große Modulbau-Wettbewerb „Kreuz und quer durch Deutschland“ ist an den Start gegangen (wir berichteten in MIBA 9/2000). Damit sich alle Interessierten ein eigenes Bild vom Modulbau machen können, sind die ersten Exemplare in unterschiedlichen Baustadien am MIBAStand zu sehen. Dazu gibt es nähere Informationen zum Wettbewerb und detaillierte Ausschreibungsunterlagen. Schüler wie Lehrer sind daher herzlich willkommen. Außerdem können Sie am MIBA-Stand in unser gesamtes Programm „hineinschnuppern“: Altbewährtes und Neuerscheinungen bei Zeitschriften und Broschüren, Büchern und CD-Roms warten auf Sie. Und – wie immer – zeigen wir auch Ausschnitte aus unserem Sortiment an Modellbahn-Videos. Wir freuen uns auf Ihren Besuch am MIBA-Stand:
Halle 14.1, Gang H, Stand 051
MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Module schreinern statt Laub sägen – wer hätte nicht gern Werkunterricht mit Modellbahn genossen? Foto: Lutz Finke
59
MENSCHEN + MODELLE
Applaus für 300 Taurus-Modelle und ihr Vorbild. Gesteuert von einer Roco-Lokmaus gelang es den H0-Maschinen, die große 1016 aus dem Stand wegzuziehen. Unten die Nostalgiedampflok 310.23 in Dürnstein in der malerischen Wachau. Fotos: th
Stier und Maus im Zugkraft-Test Ganz im Zeichen der modernsten ÖBB-Ellok stand das „TaurusFest“ in Linz. In weiteren Hauptrollen: 300 kleine „Stiere“ von Roco, eine Maus, die es in sich hat, und ein k.k.-DampflokPrachtstück auf Sonderfahrt.
60
M
ehrere tausend Fans großer und kleiner Bahnen kamen am ersten Septemberwochenende ins Werk Linz des Technischen Services der ÖBB, um sich vor Ort über die Fertigung der Hochleistungs-Ellok zu informieren. Bei Rundgängen gab es Einblicke ins Innenleben der Hightech-Maschine und in den Montageprozess. Höhepunkt war jedoch der vom VOEMEC (Verband österreichischer Modellbahnclubs) iniierte „ZugkraftTest“: 300 Taurus-Modellen von Roco gelang es, aus dem Stand ihr 86 Tonnen schweres Vorbild wegzuziehen. Notwendig hierfür waren 50 Stromkreise mit 100 Trafos und Verstärkern – aber nur eine „Lokmaus 2“ des RocoDigitalsystems, über die das erfolgreiche Experiment gesteuert wurde. Und am Ende wurden die 300 Taurus-Sondermodelle zu Gunsten eines guten Zwecks verkauft – das Kinderdorf St. Isidor in Linz konnte sich über einen Scheck in Höhe von 300 000 ÖS freuen. Museales trifft Modernes: Kein Zufall war der Besuch der 310.23 beim „Taurus-Fest“, die auf einer Sonderfahrt durch Mühlviertel und Wachau einen Zwischenstopp einlegte – zur Freude der Fotografen. th MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Auhagen: Riesenandrang und Riesenauszeichnung
Offene Tür für „Oskar“
MENSCHEN + MODELLE
M
ehr als 7000 Besucher aus nah und fern kamen zum 2. Tag der offenen Tür bei Auhagen nach Marienberg im Erzgebirge. Hier konnten sie sich bei laufender Fertigung Einblicke in die Produktion verschaffen; die Möglichkeit, sich von den Spritzmaschinen Teile für einen Bausatz zusammenstellen zu lassen, wurde rege genutzt. Außerdem gab es Spiel- und Schauanlagen sowie eine Ausstellung zur 115jährigen Geschichte von Auhagen zu sehen. 70 Modellbahner präsentierten bei einem Dioramenwettbewerb ihre Schaustücke dem fachkundigen Publikum. Dieses setzte Günter Bergner aus Pleissa auf den ersten Platz für seine ebenso realistische wie humorvolle Inszenierung mit dem Titel „Halt für PmG 2608 am Block ‚Hütte‘ oder warum es bei Lokführer Hans Dampf zu Mittag Forelle gibt“. Wenige Tage nach der gelungenen Veranstaltung konnte Geschäftsführerin Ute Klinner eine hohe Auszeichnung entgegennehmen: Als Anerkennung für Gesamtentwicklung der Firma, für die Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen, für Modernisierung und Innovation, für regionales Engagement sowie für Service und Kundennähe wurde Auhagen der „Oskar für den Mittelstand 2000“ verliehen. th MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Stolz präsentieren Ute Klinner (mit Urkunde) und die Mitarbeiter von Auhagen den „Oskar für den Mittelstand 2000“ vor den Werksgebäuden in Marienberg. Das preisgekrönte Diorama von Günter Bergner erklärt dem aufmerksamen Betrachter, warum PwG 2608 auf der Bachbrücke beim Block „Hütte“ anhält.
63
MIBA-SCHWERPUNKT Elektromechanische Stellwerke
20 Seiten E l e k t ro m e c h a n i s c h e Stellwerke
Vor Jahresfrist fanden Sie an dieser Stelle einen Schwerpunkt über mechanische Stellwerke. In diese Ausgabe wollen wir das Thema fortsetzen mit den elektromechanischen Stellwerken. Sie ersetzten die Muskelkraft des Fahrdienstleiters durch Strom, behielten aber die mechanische Abhängigkeit beim Einstellen der Fahrstraßen bei.
Muskelkraft ade Elektromechanische Stellwerke gab es schon vor der Jahrhundertwende, die letzten Bauarten entstanden in den Fünfzigerjahren. Ulrich Meyer erläutert die Entwicklung dieser Stellwerke. S. 80
Das E 43 in 1:2 Mit großem Aufwand baute sich Ulrich Meyer ein Stellwerk der Bauart E 43 in halber Originalgröße. Wie er damit seinen Bahnhof Maxhausen bedient, beschreibt er ab S. 88
Canale Grande In der Umgebung von elektromechanischen Stellwerken sind statt Seilzügen Kabel verlegt. Rolf Knipper gibt Tipps, wie man diese im Modell darstellt. S. 94
Stellwerke im Modell Welche Stellwerksgebäude könnten im Inneren ein elektromechanisches Stellwerk beherbergen? Bruno Kaiser gibt eine Marktübersicht und erklärt, warum sich diese oder jene Bauart eignet. S. 98 MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
79
G
egen Ende des 19. Jahrhunderts erhöhten sich die Zugdichte und die Fahrgeschwindigkeiten. Mit den Stellwerken mechanischer Bauart ließen sich Sicherheit und Flüssigkeit des Eisenbahnbetriebs nicht mehr weiter steigern. Der hohe Personalaufwand und die beim Umstellen von Weichen und Signalen notwendige körperliche Leistung machten sich nachteilig bemerkbar. Außerdem ließen die mechanischen Stellwerke nur relativ geringe Stellentfernungen zu und der Platzbedarf zur Unterbringung größerer Stelleinheiten erforderte Gebäudeabmessungen, die zwischen den Gleisanlagen oftmals gar nicht mehr untergebracht werden konnten. Daher machte man erfolgreiche Versuche, die vorhandenen Energien von Druckwasser, Druckluft und schließlich auch der Elektrizität zu nutzen. Die hiermit arbeitenden Stellwerke wurden als „Kraftstellwerke“ bezeichnet, von denen bis heute – zumindest in Deutschland – allein das elektrische- oder elektromechanische Stellwerk übrig geblieben ist.
Geschichte der Kraftstellwerke Das erste mit Druckwasser betriebene Stellwerk wurde 1873 in Wien vorgeführt. In Deutschland hat sich diese Bauart allerdings nicht durchsetzen können. George Westinghouse machte 1883 erste Versuche mit Druckluftstellwerken. Sie blieben schließlich längere Zeit in Betrieb. Schwierigkeiten mit dem umfangreichen Leitungssystem und der hohen Zahl an Ventilen und Anschlüssen – insbesondere bei ungünstigen klimatischen Verhältnissen – lösten Überlegungen aus, Luft als Medium für den Steuerungsteil von Stellwerken ganz auszuschließen. So führten Versuche im Jahr 1892 dazu, den elektrischen Strom zur Steuerung der Stellwerksanlagen heranzuziehen. Luft wurde dabei nach wie vor zum Umstellen der Weichen und Signale verwendet. Derartige elektrisch gesteuerte Druckluftstellwerke kamen in Nordamerika und England, schließlich auch in Deutschland zur Anwendung. Aber nachdem Westing-
80
Im Nürnberger DB-Museum steht dieses elektromechanische Dreireihenhebelstellwerk von Siemens & Halske von 1895/96.
Elektromechanische Stellwerke
Muskelkraft ade Mechanische Stellwerke mit ihren Hebeln und Seilzügen sind bekannt. Ihnen gegenüber bieten „Kraftstellwerke“ mehrere Vorteile: größere Stellwerksbezirke, schnellere Bedienung bei geringerer Anstrengung und Fortfall der oberirdischen Leitungen. Ulrich Meyer beschreibt die wichtigsten Bauarten, vor allem das elektromechnische Stellwerk. house dazu überging, die Steuerung der Druckluftstellwerke elektrisch auszuführen, lag der Gedanke nahe, den elektrischen Strom nun auch als Antriebskraft für das Stellen von Weichen und Signalen zu verwenden. Die Entwicklung auf dem gesamten Gebiet der Elektrotechnik ging dann so rasch vonstatten, dass sehr bald nicht nur brauchbare Speicherbatterien sondern auch kleine Antriebsmotoren zur Verfügung standen. Bahnbrechend für die weitere Entwicklung elektrischer Stellwerke war ein auf dem Wiener Westbahnhof von der Firma Siemens & Halske installiertes Stellwerk. Als Ergebnis dieser Entwicklung beschäftigten sich bis vor dem 1.Weltkrieg die Signalbaufirmen Max Jüdel in Braun-
schweig, die Allgemeine Elektricitäts Gesellschaft (AEG) in Berlin und Zimmermann & Buchloh in Borsigwalde mit dem Bau von elektrischen Stellwerken. Die Zahl der elektrischen Stellwerke lag bereits im Jahr 1914 bei der Preußischen Staatsbahn bei über 200 Anlagen. Die Firmen Siemens & Halske und Jüdel stellten im Folgenden elektrische Stellwerke gleicher Bauformen her, wobei Jüdel aber eigene Weichenantriebe konstruierte. Die Firma AEG ging auch beim Schalterwerk andere Wege und verwendete zunächst als Signalantriebe so genannte Selenoide, d.h. große Magnetspulen ähnlich den Magnetantrieben bei der Modellbahn. Basierend auf einem bereits 1901 von Siemens & Halske für den Bahnhof MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Karthaus gebauten Stellwerk mit drei übereinander liegenden Hebelreihen entstand daran anschließend das Einreihen-Hebelwerk mit der Bezeichnung Bauart 1901, das in Serie ging. Ein zunächst 1905 als Zweireihen-Hebelwerk von den beiden genannten Firmen konstruiertes Stellwerk wurde anschließend ebenfalls als Einreihenwerk in größerer Stückzahl aufgelegt und als Bauart 1907 bekannt. Interessant ist dabei, dass diese Stellwerke kein getrenntes Blockwerk mehr besaßen, sondern alle Abhängigkeiten bereits in das Hebelwerk integriert waren. Ebenso hatten diese Hersteller bereits die Funktionen von Fahrstraßenund Signalhebel in einem Schalter vereinigt und den bis heute gebräuchlichen Hebelachsabstand von 75 mm eingeführt. Mit mehrfach veränderter äußerer Form, anders angeordneten Sicherungen und geänderter Lage der Meldeeinrichtungen entstand schließlich die Bauart 1912. Von 1928 bis zum Jahr 1950 vereinigten sich die Firmen Siemens & Halske AG, Max Jüdel & Co, die AEG, Stahmer und Bruchsal zu den „Vereinigten Eisenbahn-Signalwerken VES“. Andere Hersteller, die nicht in den VES vereinigt waren (wie Orenstein & Koppel, Scheidt & Bachmann sowie Julius Pintsch), hielten z.B. an der getrennten Anordnung von Fahrstraßen- und Signalschaltern fest. Außerdem verwendeten sie von denen der VES abweichende Schaltungen der Abhängigkeiten mit Auswirkung auch auf die Stellwerksbedienung, sodass an der „Artenvielfalt“ der Schalterwerke auch deren Hersteller beteiligt waren. Von den Fortschritten, die in den 20er- und 30er-Jahren in der Abhängigkeitsschaltung erzielt wurden, ist besonders das Verlagern der Abhängigkeiten zwischen den einzelnen, an einer Zugfahrt beteiligten Stellwerken, in die Hebelwerke selbst zu nennen. Bis zur Einführung besonderer Einrichtungen im Schalterwerk wurden die Abhängigkeiten der so genannten Bahnhofsblockung nämlich – in ähnlicher Weise wie beim mechanischen Stellwerk – über besonders aufgestellte Blockapparate erzielt. Die Aufnahme dieser Abhängigkeiten der Stellwerke untereinander durch besonders beeinflusste Befehls- und Zustimmungshebel in das Schalterwerk konnten die Blockwerke entfallen und der Betriebsablauf weiter beschleunigt werden. Mit dem Beginn der 40er-Jahre wurMIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Große, robuste Hebel kennzeichnen die Siemens&Halske-Bauart. Die Schilder der Weiche 314 sind nur aus musealen Gründen weiß.
MIBA-SCHWERPUNKT Elektromechanische Stellwerke
Hier kann man getrost Hand anlegen. Während des Stellvorgangs zeigt die Farbscheibe im Sichtfenster ein schwarzes Feld. Die Hebel von dreibegriffigen Signalen haben dementsprechend drei Stellungen: mittig Hp0, rechts Hp1 und links Hp 2. Fotos: MK
81
Das Verschlussregister der Bauform Siemens & Halske 1896 befindet sich auf der Rückseite. Funktion der Weichenverschlussklinken: a) Verschlussplanausschnitt
b) Verschlussschieber in Grundstellung c) Fahrstraße a/1 eingestellt d) Fahrstraße a/3 eingestellt
Funktion der Fahrstraßenausschlussklinken: a) Verschlussplanausschnitt b) Verschlussschieber in Grundstellung c) Fahrstraße a/1 eingestellt b und R ausgeschlossen d) Fahrstraße a/3 eingestellt, d und T ausgeschlossen
82
de dann die Entwicklung eines elektromechanischen Einheitsstellwerks mit der Bezeichnung E 43 betrieben – wohl unter Hinweis auf die Weiterentwicklung der Bauart 1912 wird dieser Stellwerkstyp auch als VES 1912 bezeichnet. Mit nochmals verbesserten Abhängigkeiten stellt es die letzte Entwicklungsstufe der Einreihenhebelwerke dar. Viele der älteren konnten durch das E 43-Schalterwerk ersetzt werden. Diese Bauart erhielt schließlich auch eine Glühlampenüberwachung und kam und kommt auch in Verbindung mit Lichtsignalen zum Einsatz. Im Bereich der Deutschen Reichsbahn der DDR wurde das entsprechende Hebelwerk mit Bauart 1912 (E 12/78) bezeichnet. Die Übersicht wäre unvollständig, blieben die Mehrreihen-Stellwerke unerwähnt, deren Entwicklung 1930 bei Siemens mit einem Dreireihen-Tischhebelwerk begann und die schließlich von den anderen in der VES vereinigten Firmen ebenfalls konstruiert wurden. Die Zahl dieser Stellwerke lag bei etwa zehn Prozent aller vorhandenen. Bedeutsamer, aber etwa mit gleichem Verhältnis vertreten, waren die Drei-, Vier- und Fünfreihen-Stellwerke, die ebenfalls noch vor dem 2. Weltkrieg entstanden und für betrieblich stark belastete Bahnhöfe vorgesehen waren. Bei diesem Stellwerk sind alle Hebel in Reihe hintereinander und die sonstigen Bedienungselemente auf einer horizontalen Platte angeordnet; wobei das mechanische Verschlussregister tiefer als die Tischplatte und hinter dieser auf der dem Bediener angewandten Seite liegt. So wird der Blick auf die Gleisanlagen durch die bis auf den Boden herabgezogenen Stellwerksfenster freigehalten. Gegenwärtig stehen bei der Deutschen Bahn AG noch etwa 500 elektromechanische Stellwerke in Dienst. Darunter befinden sich außer der dominierenden Bauart E 43 zumindest noch einige der Bauarten S & H 1912. Die elektromechanischen Stellwerke gehören damit auch im Zeitalter der elektronischen und der Gleisbild-Stellwerke durchaus noch zum Eisenbahnalltag – ein Grund für den Modelleisenbahner, sich auch mit dieser Stellwerksbauform auseinander zu setzen.
Die Technik der Kraftstellwerke Die Vorzüge dieses Stellwerktyps gegenüber den mechanischen Ausführungen wurden bereits skizziert. MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Der Hauptvorteil der Kraftstellwerke lag jedoch in der Erhöhung der Sicherheit, da – anders als bei den mechanischen Stellwerken – eine unmittelbare Abhängigkeit zwischen den Weichenantrieben, den Weichenzungen und den Signalen hergestellt werden konnte und die mit Überwachungsstrom arbeitenden Prüfeinrichtungen eine ständige Kontrolle zuließen. Obwohl sich die Stellwerke in der Beschaffung als teuer erwiesen, haben ihre Vorteile zu einer weiten Verbreitung geführt. Drei Arten von Kraftstellwerken können unterschieden werden: • Beim elektrischen Stellwerk werden durch den elektrischen Strom sowohl Weichen, Signale usw. gestellt, als auch deren Übereinstimmung mit den Hebellagen durch besondere Überwachungseinrichtungen überwacht. Die Stellspannung liegt dabei bei max. 160 V, die Überwachungsspannung bei etwa 32 Volt (beides Gleichspannung). • Beim Druckluft-Stellwerk werden Weichen und Signale über Druckluft angetrieben. Je nachdem, um welchen Stellwerkstyp es sich dabei handelt, wird zwischen Hoch-, Mittel- und Niederdruckstellwerk unterschieden. Es ist davon auszugehen, dass es Stellwerke, bei denen auch der Steuerungsteil mit Luft betrieben wird, wohl kaum noch gibt, dagegen im Ausland noch eine nicht geringe Anzahl elektrisch gesteuerter Druckluftstellwerke. Bei diesen Stellwerken gleicht der Steuerungs- und Überwachungsteil denen der elektrischen Kraftstellwerke. • Ob und wo Druckwasser-Stellwerke noch existieren, ist unbekannt! Die Hauptbaugruppen der Kraftstellwerke bestehen aus • dem Schalterwerk, das im Stellwerksgebäude aufgestellt ist und von dem der Wärter Weichen, Sperrsignale, Gleissperren und Signale umstellt und gegen unbeabsichtigtes Umstellen festlegt. • den für das Stellen der Weichen und Signale notwendigen Antrieben. • den Leitungen zwischen der Energiequelle, dem Schalterwerk und den Antrieben. Bei elektrischen Stellwerken sind es Kabel, bei den Druckluftstellwerken Rohrleitungen. • der Kraftanlage, in der die elektrische Energie oder die Druckluft erzeugt und gespeichert wird oder auch durch Entnahme aus einem sonstigen Zwecken dienenden Kraftwerk. Im Folgenden konzentrieren wir uns auf die Beschreibung des technischen Aufbaus der elektromechanischen MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Ganz oben: Einreihenhebelwerk der Bauform AEG Darunter: Vierreihenhebelwerk der Bauform VES. Diese Stellwerke waren kompakt. Rechts: Der Querschnitt durch das Vierreihenhebelwerk der Bauform VES zeigt die gestaffelte Anordnung der vier Schaltwerke. Es bedeuten: 1: Sicherungen 2: Kuppelstromkontakte 3: Weichenüberwachungsmagnet 4: Sperrmagnet 5: Ankerkontakt 6: Fahrstraßenfestlegungsmagnet 7: Zustimmungsempfangsmagnet 8: Hebel mit Handfalle 9: Hebelachse 10: Zwischenachse 11: Achskontakte am Weichenhebel 12: Fahrstraßensignal- oder Befehlsbzw. Zustimmungshebel 13: Schubstangen für Weichen- und Fahrstraßenschieber 14: Fahrstraßenkontakte
83
Das ehemalige Stellwerk aus Hersbruck rechts der Pegnitz entspricht der Bauart E 43. Es hat im DB-Museum Nürnberg eine neue Heimat gefunden. Fotos: MK
Die kleinen Bilder zeigen links vorne den gelben Hebel zum Umstellen auf Durchgangsbetrieb (d.h. das betriebliche Ausschalten des betreffenden Stellwerks), daneben eine Vorläuferbauart mit anderer Anordnung von Signalhebeln und Farbscheiben, ganz rechts eine Draufsicht auf das Verschlussregister.
Stellwerke der Bauform E 43 mit Hinweisen auf die Vorläuferbauart 1912 und hier vor allem auf …
Das Hebel- oder Schalterwerk Es enthält alle für die Betätigung der Weichen, Gleissperren, Sperrsignal, Signal- und Fahrstraßenschalter notwendigen Hebel sowie die Befehlsempfangs- und Zustimmungshebel in einem allseitig geschlossenen plombierten Gehäusekasten. Die Umstellvorrichtungen treten aus diesem an der Vorderseite heraus und erhalten die Form von Hebeln (Knebeln und Stellknöpfen). An jedem Schalter befinden sich Fensterchen oder Glühlampen, die zeigen, ob die Stellung des Hebels mit dem der Weiche oder dem Signal übereinstimmt oder ob ein Hebel umgelegt werden soll oder ob dieser gegen Umlegen gesperrt ist. In der Auskragung oberhalb der Hebel ist das mechanische Verschlussregister untergebracht, das durch einen Glasdeckel ge84
schützt ist. Im unteren Hebelwerkteil sind die Kabeleinführungen von den Außenanlagen und die Kabelklemmen für die Verbindungen zu den Einrichtungen im Hebelwerk angeordnet. Im Aufbau des Hebelwerkes sind Meldelampen, Tasten, Zählwerke, Schalter und Sicherungen untergebracht. In 930 mm Höhe über Fußboden befinden sich folgende Hebel und Schalter: Fahrstraßensignalhebel (rot), Weichen- und Gleissperrhebel (blau), Form-Sperrsignalhebel (blau mit rotem Ring), Befehls- und Zustimmungshebel (grün), Blockhebel (weiß), Durchgangsbetriebshebel (gelb). Der Abstand der Hebelachsen beträgt 75 mm. Die Hebel wirken mit ihren Achsen auf elektrische Einrichtungen und auf Teile des Verschlussregisters. Die Hebelachsen stehen in der Verlängerung mit elektrischen Schalteinrichtungen in Verbindung und außerdem im Eingriff mit den Schubstangen des Verschlussregisters. Wie bereits erwähnt übernehmen
beim elektromechanischen Stellwerk besondere Hebel die Aufgaben der Befehls- und Zustimmungsabgabe der Bahnhofsblockfelder. Diese Hebel sichern außerdem fahrstraßenmäßig abhängige Weichen. Der Verschluss und die Festlegung der Fahrstraßen sind mechanisch und elektrisch im Fahrstraßensignalhebel vereinigt. Für alle Stromkreise im Schalterwerk sind Sicherungen vorhanden. Jeder einzelne Hebel ist mit dem von ihm gesteuerten Antrieb oder als Befehls- und Zustimmungshebel mit dem abhängigen Stellwerk verbunden. Die Wirkung der Einrichtungen ist an Farbscheiben oder Glühlampen zu erkennen. Der Weichenhebel besitzt einen blauen Griff mit blauem Balken auf weißem Feld auf seiner Stirnseite und eine besonders profilierte Achse mit DoppelT-Querschnitt. Er lässt sich nach links um 90 Grad umlegen und dient dazu, den Stellstrom zum Weichenantrieb zu bringen. Optische (Farbscheiben oder Glühlampen) und akustische (Wecker) MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Einrichtungen melden, wenn Hebelund Weichenlage nicht übereinstimmen oder andere Störungen auftreten. Die Überwachungsmagnete stehen weiter in Abhängigkeit von Signalen und der Stellbarkeit bestimmter Zustimmungs- und Befehlshebel. Der vordere Teil der Weichenhebelachsen wirkt auf das Verschlussregister. Die Weichenhebelachsen sind im hinteren Teil mit Achskontakten ausgerüstet, von denen der Springschalter der wichtigste ist. Der Springschalter schaltet einen Batteriewechsler. Dieser schaltet den ständig in den Stromverläufen der Weichenschaltung fließenden Überwachungsstrom von der entsprechenden Batterie ab und den Weichenstellstrom mit einer Spannung von 136 V von der Stellstrombatterie an. Die Befehls- und Zustimmungshebel mit grüner Farbe und grünem Balken auf weißem Grund auf der Stirnseite besitzen eine Nase, mit der sie beidseitig bis maximal 90 Grad umgelegt werden können. Mit ihnen wird die Verbindung mehrere Stellwerke untereinander nach betrieblichen und signaltechnischen Grundsätzen geregelt. Sie stehen über elektromagnetische Sperren in Abhängigkeit von anderen Hebeln im Verschlusskasten und wirken mittels Relais und Kontakten auf den Kuppelstrom der Signale bzw. elektromechanisch auf die Hebelsperren verschiedener Hebel, sodass sich eine Fahrstraßenfestlegung erübrigt. Mit diesen Hebeln lassen sich jeweils zwei einander ausschließende Befehle oder Zustimmungen erteilen, wobei jeweils Weichen im eigenen Stellwerk verschlossen werden. Während das mechanische Verschlussregister den mechanischen Verschluss dieser Hebel gewährleistet, wird der elektrische Verschluss über Elektromagneten und Sperrpendel erreicht, die auf besonders geformte Scheiben der Hebelachsen wirken und letztlich auch die optischen Meldeeinrichtungen entsprechend ansteuern. Der nach beiden Seiten um je 90 Grad umlegbare rote Fahrstraßensignalhebel besitzt auf der Stirnseite einen roten Pfeil und eine angearbeitete Nase. Er wirkt bis 45 Grad als Fahrstraßen- und anschließend, beim Weiterlegen auf 90 Grad, als Signalhebel. Mit ihm lassen sich, je nach Umlegerichtung, zwei sich ausschließende Fahrstraßen einstellen. Er besitzt zwei weitere Zwischenraststufen (30 und 68 Grad), in denen er gegen Weiterlegen sowie gegen Zurücklegen gesperrt werMIBA-Miniaturbahnen 11/2000
➊
➋
➌ Stellwerkstechnik im Detail ➊ Anordnung der Fahrstraßenkontakte ➋ Schematische Darstellung des Weichenhebels mit Schalteinrichtungen ➌ Querschnitt durch einen Befehlsoder Zustimmungshebel mit Farbscheibenüberwachung ➍ Querschnitt durch einen Fahrstraßensignalhebel mit Glühlampenüberwachung
➍
85
Museales Erlebnisstellwerk Wer die Funktionsweise des Siemens & Halske-Stellwerks gern eigenhändig ausprobieren möchte, hat im so genannten „Erlebnisbereich“ des Deutsche Bahn Museums Gelegenheit dazu. Nach dem Umlegen der Hebel läuft sogar die Weiche 314 unermüdlich hin und her und die Signale stellen sich unter lautem Geschepper. Die Öffnungszeiten des Museums sind: Dienstag bis Sonntag 9 bis 17 Uhr, Ostermontag, Pfingstmontag, im Dezember 2000 4., 11. und 18.12. geöffnet, geschlossen am 1.1., Karfreitag, 24., 25. und 31.12. Eintritt: Erwachsene DM 8,–, Ermäßigte DM 4,–, Familienkarte DM 12,– , Kinder DM 3,–, Schulklassen DM 2,– je Schüler Weitere Infos: DB Museum, Lessingstr. 6, 90443 Nürnberg, Tel 0911/219-2428
Zwei Ansichten des elektromechanischen Stellwerks der Bauart E 43 im Wärterstellwerk des Bf Gießen. Fotos: Ulrich Meyer
den kann. An der Verlängerung seiner Achswelle sitzen Achskontakte für das Stellen des Signals, während senkrecht dazu – angetrieben über Kegelräder – eine Achse bewegt wird, auf der die Fahrstraßenkontakte angeordnet sind, mit deren Hilfe die Stromkreise für Befehle, Zustimmungen, Auflösungen, Streckenblockung und der Signalkuppelstrom gesteuert werden. Am über dem Verschlussregister liegenden Teil der Hebelachse befindet sich, wie bei den Befehls- und Zustimmungshebeln, ein Antriebsstück, mit dem die betreffende Fahrstraßenschubstange, je nach Drehbewegung des Hebels, nach rechts oder links verschoben wird. Außer den Meldeinrichtungen über den Fahrstraßensignalhebeln in Form von Farbscheiben oder Glühlampen sind im Hebelwerksaufbau noch Melder untergebracht, die die Stellung der Ein- und Ausfahrsignale anzeigen. Ähnlich wie beim mechanische Stell86
werk, besitzt auch das elektromechanische Stellwerk ein mechanisches Verschlussregister. Hier laufen jedoch die für je zwei sich ausschließende Fahrstraßen erforderlichen Schubstangen dicht über den Hebelachsen. Zusammen mit den auf den Schubstangen sitzenden Verschlussstücken (Klinken) stellen sie die Ausschlüsse und Festlegungen nach dem Verschlussplan her. Die zwei verschiedenen Verschlussstücke haben spiegelbildlich vier verschiedene Formen und Sperren die Achsen der Weichen-, Gleissperren- und Sperrsignalhebel. Zur Herstellung der Verschlüsse von Fahrstraßensignalhebeln und Befehlsund Zustimmungshebeln sind noch zusätzliche, kleinere Verschlussstücke in Anwendung, die sich auf deren mit muldenförmigem Querschnitt versehenen Achsen abstützen und diese entweder gegen Drehung nach rechts oder links oder überhaupt sperren. Mit sogenannten Neutralschiebern – beson-
ders geformten Verschlussstücken – können gewisse Abhängigkeiten in der Abfolge der Stellvorgänge erzwungen werden. Lage- und Verschlussplan sind die Grundlagen beim Aufbau eines Stellwerks. Im Lageplan, der die Gleisanlagen im Maßstab 1:1000 zeigt, sind alle betrieblich wichtigen Angaben einzutragen (siehe Beispiel Bahnhof „Maxhausen“ im folgenden Beitrag). Der Verschlussplan gliedert sich in den Fahrstraßen- und Zustimmungsteil, den Weichenteil und den Signalteil. Er stellt gewissermaßen eine Bedienungsanleitung für das Stellwerk dar, da er ein wirklichkeitsgetreues Abbild des Hebelwerks in vereinfachter Form zeigt. Weiter gibt er Aufschluss über die Zugstraßen aller ein- und ausfahrenden Züge, die Stellung der Fahrstraßensignal-, Befehls- und Zustimmungshebel, der Weichenhebel, Gleissperren und Sperrsignale bis hin zu Angaben über das jeweils zu bedienende Signal. Bei Fahrstraßen- und Signalhebeln, sowie bei den Befehlsund Zustimmungshebeln bedeutet das Minuszeichen, dass der jeweilige Hebel umgelegt wurde, das Pluszeichen, dass das Umlegen des Hebels durch die abweichende Lage von Weichen oder Gleissperren ausgeschlossen ist. Bei Weichenhebeln bedeutet das Pluszeichen, dass sich die Weiche in der Grundstellung befindet und verschlossen ist, das Minuszeichen, dass sie sich in abweisender Stellung befindet und ebenfalls verschlossen ist. Dipl.-Ing. Ulrich Meyer MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
MIBA-SCHWERPUNKT Elektromechanische Stellwerke
Ein Zug passiert ein Einfahrsignal. Doch bis das Signal gezogen werden konnte, hatte der Fahrdienstleiter jede Menge Handgriffe durchzuführen.
Funktionsfähiges, elektromechanisches Stellwerk
Das E 43 in 1:2 Modellbau muss sich nicht immer auf das Erstellen von Fahrzeugen oder Anlagen beschränken. Ulrich Meyer baute sich ein elektromechanisches Stellwerk der Bauart E 43, um damit den Bahnhof Maxhausen seiner bekannte Reichsbahn-Anlage mit mehreren Bahnhöfen zu bedienen.
D
er Nachbau eines elektromechanischen Stellwerkmodells – zum Beispiel als Ersatz für irgendein mehr oder weniger fantasievoll gestaltetes Stellpult – ist sicherlich eine lohnende Aufgabe. Mit Stellwerken dieser Art können Modellbahnen der Epochen II bis V vorbildgerecht betrieben werden. Dabei spielt die Baugröße der Anlage keine Rolle.
Für das Stellwerk-Modell wurde die halbe Vorbildgröße gewählt, weil eine weitere Verkleinerung sowohl die Bedienbarkeit erschweren als auch die Verwendung handelsüblicher Bauteile ausschließen würde. Da zuvor für den Bau keinerlei Erfahrungen vorlagen, wurde der kleine Bahnhof „Maxhausen“ ausgewählt, für den tatsächlich auch beim Vorbild nur ein Stellwerk Das Modellstellwerk von Ulrich Meyer entspricht der Bauform E 43 mit Glühlampenüberwachung. Gebaut ist es im angenäherten Maßstab 1:2. Das mechanische Verschlussregister ist voll funktionsfähig! Foto: U. Meyer
notwendig ist, was zumindet nach den Grundsätzen alle Abhängigkeiten der Stellwerkstechnik zwischen mehreren Stellwerken erspart. Das Modell des Empfangsgebäudes – übrigens der Vorkriegsversion des Bahnhofs „Waldeck“ nachgebaut – erhielt einen entsprechenden StellwerkVorbau. Gedanklich befindet sich der Bediener des Modellstellwerks in diesem Vorbau. Der Nachbau des Stellwerks stellt auch dann noch eine große Herausforderung dar, wenn man über eine gute Werkstattausrüstung verfügt und das Modell etwas vereinfacht. Die Vereinfachungen bestanden hier in folgenden Punkten: 1. Man verzichtet auf die Handfallen an den Hebeln, 2. alle Überwachungsmagnete entfallen und damit auch die Stützpendel und Hebelsperren auf den Achswellen, 3. die Befehls- und Zustimmungshebel mit all ihren Funktionen werden weggelassen, 4. statt der aufwändigen Farbscheibenmechanik wählt man von vornherein Glühlampenüberwachung. Zwar ließe sich auch auf das mechanische Verschlussregister verzichten und stattdessen eine elektrische Abhängigkeit installieren, was für den Modellbetrieb völlig ausreichen würde. Doch bei dem hier realisierten Stellwerk macht gerade die mechanische Abhängigkeit im Verschlussregister den besonderen Reiz aus. MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
U-brunn P-hagen
Stellwerk Mh
Durchfahrten sind zugelassen: a) in der Richtung P-hagen – U-brunn auf Gleis 1F1-B b) „ „ „ „ „ auf Gleis 2 F2-C c) „ „ „ U-brunn – P-hagen auf Gleis 2 F2-C
Die Sicherungsanlagen im Bahnhof Maxhausen. Der Verschlussplan gibt für jede Fahrstraße die notwendige Lage der Weichen an (+ für die Grundstellung). Die Hauptsignale sind mit Großbuchstaben gekennzeichnet, die obere Hochzahl gibt die Anzahl der Flügel an, die untere das Gleis, auf das eingefahren bzw. aus dem ausgefahren wird. Zeichnung: U. Meyer
Die zum Weichenstellen beim elektromechanischen Stellwerk erforderlichen Weichenhebel sind hier relativ kleine Knöpfe.
Das Umlegen der Weichenhebel geschieht durch eine Viertelumdrehung nach rechts. Der blaue Strich zeigt nun eine waagerechte Lage.
Draufsicht auf die unter Plexiglas sichtbaren Verschlusslineale, auch als Fahrstraßenschubstangen bezeichnet. Die Verschlussstücke sind daran angeschraubt.
Erst, wenn alle Weichen in der richtigen Lage sind, können weitere Betätigungen erfolgen. Die hier eingestellte Fahrstraße ist „von Ubrunn nach Gleis 3“ (vgl. Reihe 2 im Verschlussplan).
MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
89
Die Fahrstraßensignalhebel sind zur Unterscheidung mit den Weichen- und Sperrsignalhebeln rot lackiert. Für das Signal A (Einfahrsignal aus Richtung U-brunn) ist der erste Hebel zuständig. Das Verschlussregister im Bereich der Fahrstraßensignalhebel. Die Achsen dieser Hebel haben ein besonderes, halbrundes Profil.
Gehäusekasten Der klavierähnliche Gehäusekasten für das Schalterwerk des E 43-Stellwerks wurde aus Kanthölzern gefertigt und mit Winkeln und Metalldübeln verschraubt. Die allseitig abnehmbaren Verkleidungsplatten bestehen aus Sperrholz, auf das dünne Bleche aufgeklebt sind. Bei einem weiteren, in Planung befindlichen Stellwerk sind allerdings T-Profile mit Kunststofftafeln vorgesehen. Da die Höhe der Hebelknöpfe bei halber Vorbildhöhe nur 465 mm über Fußboden betrüge, erhielt das Schalterwerk noch einen Sockel, der allerdings farblich abgesetzt wurde.
Hebel- und Verschlussregister Wie die Hebelachsen sind auch alle anderen Teile des Verschlussregisters soweit möglich im halben Vorbildmaßstab gehalten. Als Material kam Automaten- bzw. Profilstahl passender 90
Auch bei den Fahrstraßenhebeln geschieht das Umstellen durch eine viertel Drehbewegung nach rechts. Die Meldelampen melden den Zustand der Außenanlagen. Die Lampen bedeuten (v.o.n.u.): Signalhaltmelder (orange), Signalfahrtmelder (grün), Befehlsempfang (gelb) und Festlegelampe (weiß).
Abmessungen zur Anwendung. Zur Herstellung der Hebelknöpfe eignet sich dickwandiges Rohr. In den Seitenwangen des Verschlusskastens lagern die Hebelachsen in Bronzebuchsen. An der den Hebeln abgewandten Seite der Achsen erhielten diese Anschläge, um den Drehweg auf eine Viertelumdrehung zu begrenzen. Die Hebelachsen sind nicht einfach im runden Querschnitt belassen, sondern zeigen das vorbildgerechte Profil. Dazu wurden sie mit einer Fräse bearbeitet. Alle ca. 50 Verschlussstücke erhielten ihre Form ebenfalls auf der Fräse. Die eventuell notwendige Nachbearbeitung erfolgte dann mit einer Feile. Damit die Fertigungstoleranzen möglichst klein bleiben, ist es unbedingt erforderlich, gleiche Teile gemeinsam zu bearbeiten. Deckungsgleiche Bohrungen werden also z.B. in einem Arbeitsgang durch alle Blechlagen gebohrt. Nur so ist es möglich, das Verschlussregister so herzustellen, dass
sich Hebel leicht betätigen lassen und gesperrte Achsen trotzdem kaum Spiel in Drehrichtung haben. Andernfalls könnten sonst Funktionen ausgelöst werden, die gerade mechanisch verhindert werden sollen. Das Verschlussregister erhielt an der Oberseite eine Abdeckung aus Plexiglas, damit es sichtbar bleibt. Der Anstrich des Kastens erfolgte in der typischen grünen Farbgebung der Reichsbahnzeit. Für spätere Epochen ab etwa 1950 kann dagegen eher ein grauer Lack verwendet werden.
Elektrischer Teil Auf der Rückseite des Schalterwerks sind die Hebelachsen mit handelsüblichen Stufenschaltern in unterbrechender Schaltweise verbunden. Die verwendete Ausführung mit bis zu drei Schaltebenen ist allerdings inzwischen so teuer geworden, dass weitere schaltungstechnische Funktionen künftig anders gelöst werden müssen. MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Für den gesamten Schaltungsaufbau werden Rundrelais verwendet. Leider haben sie einen relativ hohen Platzbedarf. Zudem benötigen sie eine Spannung von 60 Volt, was für Modellbahnen eigentlich schon ungeeignet ist. Zum Nachbau seien daher kleinere Kammrelais empfohlen. Zur Aufnahme der großen Zahl von Klemmleisten wurden im Stellwerk vor die Relaisgestelle beidseitig umklappbare Tafeln gesetzt. Damit sind die dahinter liegenden Relais jederzeit zugänglich. Im Zusammenhang mit der Zugeinwirkung bei der Auflösung von Einund Ausfahrstraßen sind weitere Relaisgruppen mit Kondensatoren, Widerständen, Blinkrelais und sonstigen Bauteile notwendig, die im Schalterwerk selbst nicht mehr unterzubringen waren. Hierzu wurde daher ein besonderer Schaltschrank gefertigt, der im Aufbau dem Stellwerk sehr ähnlich ist. Alle Überwachungslampen sind mit Glühlampen bestückt, die in Röhrchen sitzen und dort elektrisch an Masse geführt werden. Auf der Sichtseite sind diese Röhrchen mit eingefärbten Zelluloidscheiben verschlossen. Damit die Lämpchen leicht gewechselt werden können, geschieht die Stromzuführung über Kontaktbleche, die aus Relaiskontakten zurechtgebogen wurden. Als Drucktaster wurden vorbildgerecht solche verwendet, die auch für die Mitwirkung bei der Auflösung von Fahrstraßen und Nottasten vorgesehen sind. Für die Stromversorgung des Stellwerks und des Relaisschrankes steht ein besonderes Netzgerät zur Verfügung, das alle notwendigen Gleichspannungen liefert. Alle Komponenten wie Relais, Weichen- und Signalantriebe und die Überwachungslampen erfordern hier ihre individuelle Spannung. Die Verbindung von Stellwerk, Schaltschrank und Modellbahnanlage geschieht über flexible Steuerleitungen. Das Schalterwerk ist auf der Rückseite mit mehreren Vielfachkupplungen versehen, die zu Reparaturzwecken ein vollständiges Trennen des Stellwerks von der Anlage und vom Netzteil gestatten.
balkanäle angedeutet. Drahtzugleitungen, Spannwerke, Druckrollen und dergleichen sucht man in Maxhausen vergeblich. Bei den Weichen kommen die Spulenantriebe von Ertmer zu Einsatz. Sie werden zum Schutz gegen Durchbrennen mit einer Kondensatorschaltung angesteuert. Die Signale, die sämtlich aus Bausätzen von Weinert entstanden, erhielten den vorgesehenen Bemo-Antrieb. Dieser wurde allerdings in seinem Stellweg durch Anschläge begrenzt um die empfindliche Mechanik der Signale nicht zu gefährden.
Außenanlagen
Voraussetzungen bei Zugfahrten
Der Weichen und Signale des Bahnhofs Maxhausen werden vorbildgerecht mit elektrischen Antrieben gestellt. Die dazu notwendigen Kabel sind durch Ka-
Bevor eine Zugfahrt durchgeführt werden kann, sind einige sicherungstechnische Voraussetzungen zu erfüllen. Als Beispiel sei hier die Fahrt eines
MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Aus seinem „Stellwerksvorbau“ beobachtet der Fahrdienstleiter die Einfahrt des Personenzuges nach Gleis 3. Bis zum Abfahrtsauftrag bleibt jetzt nicht viel Zeit um die Fahrstraße wieder aufzulösen.
Personenzuges beschrieben, der auf Gleis 3 einrollen soll. Zunächst prüft der Fahrdienstleiter im Stellwerksvorbau durch Augenschein das Freisein von Gleis 3. Nachdem die Weichen 1, 2 und 3 gemäß Verschlusstafel in die abweisende Lage gebracht wurden, kann am Modellstellwerk der Fahrstraßensignalhebel (FSH), welcher gleichzeitig die Fahrstraße verriegelt und die Signalstellung auslöst, umgelegt werden. Die linke Meldelampe zeigt nun gelbes Licht, während das Signal A in Stellung Hp2 kommt. Hat der Stellmotor des Signals seine Endlage erreicht, erlischt der Signalfahrtmelder und der Fahrtmelder leuchtet grün auf. Der Zug passiert nun das Einfahrsignal. Hat die letzte Achse des Zuges die zwischen Einfahrsignal und Einfahrweiche liegende Kontaktstrecke pas91
Ganz oben: Für die Ausfahrt aus Gleis 3 nach P-hagen ist die Fahrstraße der Planreihe 6 einzustellen. Zusätzlich muss hier noch der Hebel für das Gleissperrsignal Hs e gestellt werden (darunter). Anschließend kann der Hebel der Ausfahrsignals E (zuständig für Ausfahrten aus Gleis 2 und 3 Richtung P-hagen) umgelegt werden.
siert, fällt das Einfahrsignal wieder auf Hp0. Die mittlere weiße Lampe leuchtet nun auf. Ebenso leuchtet der Haltmelder rot auf und der Fahrtmelder erlischt. Gleichzeitig wird das Endfeld der vor Maxhausen aus Richtung Ubrunn liegenden Blockstrecke geblockt. (Das bedeutet, dass das Blocksignal der zurückliegenden Blockstrecke wieder freigegeben ist, da das Einfahrsignal von Maxhausen nun die Zugdeckung übernimmt.) Ist der Zug an der in Gleis 3 liegenden Zugeinwirkstrecke (Zugschlussstelle) vorübergefahren, zeigt die nun 92
Das Aufheben des Fahrverbots durch das Signal Hs e kündigt dem Lokführer die bald zu erwartende Ausfahrt an. Zur Ausfahrt nach P-hagen wird der Fahrstraßensignalhebel nach rechts umgelegt. Trotzdem nur vier solcher Hebel vorhanden sind, lassen sich acht Fahrstraßen auf sechs Hauptsignalen einstellen.
blinkende weiße Lampe, dass die Fahrstraße (in diesem Fall mit der Mitwirkungstaste im Stellwerk) aufgelöst werden kann. Nach Auflösen der Fahrstraße wird der FSH zurückgelegt, wodurch die bislang unter mechanischem wie elektrischem Verschluss liegenden Weichen wieder frei werden und in die Grundstellung zurückgelegt werden können. Inzwischen ist der Aufenthalt des Zuges beendet und die fahrplanmäßige Abfahrt steht bevor. Der Zug soll also aus Gleis 3 auf Ausfahrsignal E in Richtung P-hagen ausfahren.
Voraussetzung ist, dass zuvor vom Bahnhof P-hagen zurückgeblockt wurde und damit das Ausfahrsignal E ebenso wie auch das Ausfahrsignal D nicht mehr unter Verschluss liegen, d.h. die Strecke zwischen Maxhausen und P-hagen frei ist. (Diese Mitwirkung benachbarter Stellwerke wurde aus praktischen Erwägungen in der Technik des Modellstellwerkes weggelassen. Sie wäre aber durchaus machbar und hätte – wenn weitere Mitspieler das Stellwerk Pf (Petershagen, Fahrdienstleiter) bedienen würden – durchaus ihren Reiz.) MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Nach all diesen Handgriffen kann nun endlich unser Zug den Bahnhof Maxhausen wieder verlassen. Fotos: MK
Die Weichen 6 und 7b werden nun in die abweisende Stellung gemäß Verschlussplan gebracht. Zusätzlich muss noch die Gleissperre, die das Schuppengleis sichert, aufliegen. (Dies entspricht aber ohnehin der Grundstellung der Sperre, sodass hier in der Regel kein zusätzlicher Handgriff erforderlich ist.) Damit kann das Sperrsignal Hs e in die Stellung „Fahrtverbot aufgehoben“ gebracht werden. Sobald der Fahrstraßensignalhebel (FSH) umgelegt wurde, zeigt auch hier die rechte Meldelampe gelbes Licht, bis der Stellmotor in die Endlage kommt. MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Danach wechselt die Anzeige auf grünes Licht. Hat der ausfahrende Zug die Zugeinwirkstelle hinter der letzten Weiche (in Richtung P-hagen Weiche 6) mit seiner letzten Achse passiert, leuchtet die mittlere Meldelampe. Gleichzeitig fällt Signal E auf Hp0. Der Signalhaltmelder zeigt nun rotes Licht. Die mittlere Meldelampe zeigt so lange weißes Blinklicht, bis der Fahrstraßensignalhebel zurückgelegt wurde. Nun erlischt auch das gelbe Licht. Abschließend wird das Anfangsfeld des Streckenblocks nach P-hagen geblockt.
(Dies bedeutet, dass die Ausfahrsignale D und E des Bahnhofs Maxhausen so lange unter Verschluss liegen, bis die folgende Blockstrecke wieder frei ist.) Ein folgender Zug muss also erst unter Deckung des Bahnhofs P-hagen sein, bevor eine Ausfahrt in Maxhausen gezogen werden kann. Dies alles hört sich kompliziert an und ist es sicher auch. Aber dennoch: Der Betrieb auf der Anlage gewinnt durch das Stellwerk ungemein an Authentizität. Der so gesteigerte Spielgenuss war alle Mühen wert. Ulrich Meyer 93
MIBA-SCHWERPUNKT Elektromechanische Stellwerke
Kabelkanäle im Modell
Canale Grande Kanäle als Wasserstraßen sollen uns hier allerdings nicht interessieren, denn es geht um eine ganz andere Art von Kanälen – nämlich um diejenigen, die im Bahnhofsbereich zur Aufnahme von elektrischen Kabeln und Leitungen aller Art dienen. Rolf Knipper zeigt, wie er sie im Modell nachbildete.
B
ekanntlich werden die uns immer noch vertrauten Formsignale heute vielerorts mit einem elektrischen Antrieb gestellt, und auch die Weichen sind nun mit einem solchen ausgerüstet. Damit sie gestellt werden können, sind natürlich die entsprechenden Kabel und Leitungen erforderlich, die zweckmäßigerweise in Kabelschäch94
ten verlegt werden. Für deren Nachbildung im Modell findet man im Programm von Erbert eine ganze Reihe nützlicher Dinge. Das fängt bei den Weichenantriebsattrappen an und hört bei verschieden breiten Kabelkanälen in Betonmanier auf. Erbert hat dabei in erster Linie die moderne Stellwerkstechnik vor Augen gehabt, aber die
Was mag wieder los sein? In „Bergisch Dierscheid“ wird jedenfalls mal wieder gebuddelt. Offensichtlich müssen hier die Kabel des elektromechanischen Stellwerks erneuert werden …
Teile eignen sich natürlich auch für die Nachbildung eines elektromechanischen Stellwerks. Die besagten Betonkanäle fanden allerdings erst in den letzten 20 Jahren große Verbreitung. Vorher verlegte man die Erdkabel einfach direkt in einem Graben in einem Sandbett. Darauf kamen sozusagen als „Deckel“ Halbschalen aus Ziegel. Vielleicht erinnern Sie sich noch an die schönen kleinen Baustellen samt grauem Zelt der einstigen Fernmelde-Post. Dort sah man diese zur Verlegung vorgesehenen Schalensteine öfters auf den Aufschüttungen des Grabens liegen. Kreuz und quer, in einer auffälligen rotbraunen Farbe – eigentlich ein ganz typisches Detail der Epoche III. Allerdings sind diese Steine, zumindest ist mir nichts anderes bekannt, bei keinem Zubehörlieferanten erhältlich. Also war hier Selbsthilfe angesagt; und allzu schwierig sollten diese kleine Dinger doch wohl nicht herzustellen sein. Sind sie auch nicht, denn bei der Entsorgung diverser Kabelreste fiel mir orangefarbene isolierte Litze (mit einem Querschnitt von 1,5 mm2) in die Hände. Die Ummantelung wirkte in Farbe und Struktur genau wie ein Ziegelstein. Das war doch genau das Basismaterial, das ich suchte. Die Adern wurden mit der Flachzange schnell herausgezogen, sodass nur eine Röhre übrigblieb. Das Ganze funktioniert bei etwa 6 – 7 cm langen Kabelabschnitten am besten. Mit dem Bastelmesser wurde nun vorsichtig die Röhre der Länge nach in annähernd zwei gleich große Hälften geteilt. Diese zerschnitt ich nun wiederum in 5 mm lange Teile – schon waren die Halbschalen eigentlich fertig. Wer will, kann – je nach Beschaffenheit der Litze – die „Steine“ auch noch farblich optimieren. Mir erschienen sie aber schon in der „Lieferversion“ völlig akzeptabel.
Der Weg zum Stellwerk Kommen wir nun zum Graben. Aus der 10 mm starken Trassenplatte schnitt ich mit der Stichsäge einen ebenso breiten Spalt aus. Von unten folgte nun ein Deckel aus 0,5 mm dickem PolyMIBA-Miniaturbahnen 11/2000
styrol. In die so entstandene Vertiefung trug ich den bekannten Sandspachtel (feiner Quarzsand, Weißleim und graue Dispersionsfarbe) auf. Der Aushub wie auch der Graben ließen sich problemlos mit dem Material modellieren. In die noch feuchte Masse drückte ich nun einen schwarzen Kabelabschnitt ein. Er erhielt zuvor noch einen Tropfen Holzleim zur optimalen Fixierung. Genau so wurden nun auch die Halbschalen montiert. Einige decken bereits das Kabel ab, andere liegen zur baldigen Verlegung links und rechts der Baugrube. Ein großer Berg Sand ist bereits mit abgekippt und wird per Schubkarre mit der Hand verfahren. Den Graben hebt bei mir ein FuchsBagger von Kibri aus. Beim Vorbild war das nicht immer möglich, falls eine Baustelle mitten im Gleisfeld lag. In diesem Fall ging das Ganze nur per Handarbeit ab. Nach der Verlegung der Kabel wurde der Graben mit dem seitlich gelagerten Aushub wieder verfüllt. Gab es Störungen, nun ja, dann begann alles wieder von vorne! Gegenüber dieser doch recht primitiven Form der Verlegung bieten Kabelkanäle aus Beton eine Reihe von Vorteilen. Dabei handelt es sich um U-förmige Steine, die nur lose mit Platten abgedeckt werden. Tritt hier irgendwo eine Störung auf, ist die schadhafte Stelle meistens leicht zu erreichen. Heute sind diese Kabeltrassen seitlich der Gleise nicht mehr wegzudenken. Neben den Weichen- und Signalleitungen finden auch die Fernsprechkabel hier ihren Platz. Erbert bietet viele Dinge zum vorbildgerechten Aufbau im Modell. Eine weitere Möglichkeit ist, die Kabelkanäle mit in Streifen geschnittenen Gehwegplatten, etwa aus den Programmen Faller und Kibri, anzudeuten. Im Bereich meines Bahnhofs „Elberfeld“ habe ich so sämtliche Kanäle imitiert. Diese wurden im eckigen Verlauf um Hindernisse wie Masten oder auch Antriebe herumgeführt. Man sollte aber auch Schachtdeckel nicht vergessen. An exponierten Stellen sind diese als Verknüpfungspunkte der Kabelwege vorgesehen. Sie lassen sich aus zurechtgeschnittenem Polystyrol in runder und rechteckiger Ausführung problemlos herstellen. In ihrer Nähe befanden oder befinden sich auch heute noch einfache Schaltkästen oder neuerdings diese mehreckigen Häuschen, die Sie sicher schon irgendwo im Bahnhofsgelände gesehen haben. Hinsichtlich elektromechanischer StellMIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Mit der Stichsäge wurde ein etwa 10 mm breiter Spalt in die Trassenplatte gesägt. Von unten verschließt ein 0,5 mm starker Polystyrolstreifen den Graben für die weiteren Arbeiten. Unten links: Mit der Spachtelmasse aus Quarzsand und Weißleim erfolgen die Gestaltung der Grube und der seitlichen Erdaufschüttungen.
Mit einem Tropfen Weißleim können die Kabelabdeckungen in dem noch feuchten Untergrund leicht fixiert werden.
So einfach geht das – 1,5 mm2 messende Litze mit rotgelblicher Isolierung wird von den Drahtadern befreit. Die Röhren anschließend der Länge nach in zwei Hälften teilen und ca. 5 mm pro Halbschale vorsehen – schon sind die Teile für den Einbau fertig. Rechts: Fertige Kabelkanäle aus Kunststoff finden sich im Programm von Erbert.
Links: Passende Abzweigund Verteilerstellen zu den Kabelkanälen gibt es ebenfalls bei Erbert.
Elektrische Antriebsattrappen im Modell: Links das nur zusammen mit dem C-Bettungsantrieb erhältliche Teil von Märklin, in der Mitte dasjenige von Erbert und rechts die entsprechende Weißmetallvariante von Weinert. Alle Fotos: Rolf Knipper
95
Am Befehlsstellwerk in „Elberfeld” finden wir einige Kabelkanäle in Betonausführung. Hier sind besonders der rechte Winkel in der Leitungsführung und im Hintergrund das kleine Schalthäuschen interessant. Letzteres triff man zwar eher bei der Dr-Technik an, ist aber auch bei elektromechanischer Stellwerkstechnik möglich.
Im Bereich der Bahnsteiggleise hat man einen Teil des Kabelkanals geöffnet. Die einzelnen Betonplatten lagern einstweilen nebenan. Die konzentriert arbeitende Rotte sollte sich aber auch einmal um den Zugverkehr kümmern – die V 100 ist bereits gefährlich nahe herangekommen …
Oben links: Kabeltrassen aus Betonfertigteilen werden sehr oft um Hindernisse polygon verlegt. Runde Steine waren nicht üblich, also ging es jeweils um die Ecke, wie es hier an dem Weichenantrieb zu sehen ist. Oben: Auf diesem Bild aus dem Einfahrtsbereich des Bf Elberfeld ist deutlich die seitliche Kabeltrasse am Rand der Schotterbettung zu sehen. Rechts befindet sich noch ein runder Schacht aus Betonteilen.
Das Brückenstellwerk von Faller erhielt eine Inneneinrichtung mit elektromechanischer Hebelbank, die aus den beiliegenden Stelltischen und sowie Polystyrolstreifen nach Vorbild des E 43 entstand. Die übrige Einrichtung stammt zum Teil aus der Büroeinrichtung von Kibri. Dank der großen Fensterflächen bleibt auch alles sichtbar.
werke sind sie zwar kein besonders typisches Indiz, können aber dennoch ohne weiteres verwendet werden. Ein vergleichsweise typisches Stellwerksgebäude, in dem eine elektromechanische Stelltechnik untergebracht sein könnte, ist das Stellwerk „Ottbergen“ von Kibri, das in leicht abgewandelter Form in meinem fiktiven Bahn96
hof „Bergisch Dierscheid“ zum Einsatz kam. Auch das bekannte Brückenstellwerk „Neustadt“ von Faller dürfte nicht unpassend sein. In diesem Modell hatte ich bei einem früheren Anlagenprojekt eine Hebelbank nach elektromechanischem Vorbild installiert. Sie entstand aus Faller-Stelltischen und Polystyrolstreifen. Das Ganze wurde im typi-
schen Grün angelegt und im Stellwerksraum über den Gleisen angeordnet. Der diesem Bausatz beiliegende Blockkasten wurde ebenfalls in den DB-typischen Farben bemalt. Dank der großen Fenster und der umfangreich ausgeführten Beleuchtung sieht man von der ganzen Mühe auch noch etwas … rk MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Das Stellwerk „Donaueschingen“ von Faller; hier in etwas geänderter Farbgebung und gealtert.
Marktübersicht
Stellwerksgebäude im Modell An Modellen von Stellwerksgebäuden besteht im Angebot der diversen Hersteller kein Mangel – hier dürfte eigentlich für jeden Zweck etwas zu finden sein. Bruno Kaiser hat sie sich in Bezug auf elektromechanische Stellwerke näher angesehen.
W
enn wir uns zwecks Nachbildung elektromechanischer Stellwerke im Modell in den Katalogen der Zubehörindustrie einmal umschauen, findet man innerhalb der generell recht
umfangreichen Angebote keine Hinweise auf diese besondere Technik. Dies ist auch nicht verwunderlich, sieht man doch von außen den Gebäuden die darin befindliche Stelltechnik norma-
lerweise nicht unbedingt an. Entscheidungskriterien sind deshalb vorrangig das vermutete Baujahr des Vorbilds und die Überprüfung auf das Vorhandensein stellwerkstechnisch bedingter baulicher Eigenheiten. Hinsichtlich der Baujahre kann man davon ausgehen, dass Stellwerksneubauten ab den frühen Vierzigerjahren mit elektromechanischer Technik ausgerüstet wurden. Diese Folgerung ist zwar nicht unbedingt zwingend, aber doch nahe liegend, da die E-43-Stellwerkstechnik eben ab 1943 bei der Bahn eingeführt wurde. Bei Bauten ab den späten Fünfzigerund frühen Sechzigerjahren ist dagegen davon auszugehen, daß die elektromechanischen Stellwerke bereits der neuen Drucktastentechnik gewichen sind. Innerhalb dieses abgesteckten Zeitraums darf man sich also auf der sicheren Seite wähnen, wenngleich das Ermitteln der exakten Vorbildbaujahre nicht gerade einfach ist – fehlen doch solche Angaben in aller Regel. In den meisten Fällen dürfte auch ein Nachfragen bei den Herstellern wenig Erfolg versprechend sein, da diese Daten auch dort nicht immer bekannt sein dürften … Ein untrügliches Anzeichen für ein mechanisches Stellwerk ist dagegen das Vorhandensein einer Gruppenablenkung oder von Spannwerken, wenn nicht (und das geschieht bei Werbefotos ohne weiteres) ein findiger Fotograf gerade das letztgenannte Accessoire zur besseren Bildgestaltung
Zwei Stellwerke von Auhagen: Oben das einem Vorbild in Tharandt, links einem Vorbild in Neumühle nachempfundene Modell. Fotos: Bruno Kaiser (3), Werk (12)
98
MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
MIBA-SCHWERPUNKT Elektromechanische Stellwerke
Oben links: Recht universell verwenden lässt sich das kleine Stellwerk „Mittelstadt“ von Faller. Links: Mit Holzstützen und Fachwerk wirkt das Reiterstellwerk zwar etwas altertümlich, es ließe sich aber auch mit nur wenig Aufwand „modernisieren” … Oben: Ein hervorragendes Modell im Programm der Gütenbacher ist zweifellos das Reiterstellwerk „Neustadt“.
zu dem abzulichtenden Stellwerksgebäude einfach schnell hinzukomponiert hat. Wie dem auch sei, zur Gestaltung eines elektromechnischen Stellwerks kann man gegebenenfalls vorhandene Spannwerke weglassen und Gruppenablenkungsabdeckungen abschneiden. Dies ist durchaus legitim; auch wenn es sich um ältere Gebäude handelt, heißt das ja nicht, dass hier im Laufe der Zeit keine Modernisierung der Stellwerkstechnik stattgefunden haben könnte.
Hersteller Art.-Nr. Bezeichnung
Umbau? Epoche
Maße (cm)
Preis*
Auhagen 10333 11373 10360
Stellwerk Stellwerk „Neumühle“ Brückenstellwerk
nein ja nein
II/III II/III II/III
11,0/7,0/9,0 13,5/9,5/14,0 14,5/6,8/13,0
15,40 20,90 29.90
Faller
120 123 124 125
Stellwerk Mittelstadt Stw„Donaueschingen“ Stellwerk „Neustadt“ Reiterstellwerk
nein nein nein nein
II/II II/III II/III II/III
8,3/6,2/10,1 15,9/6,7/11,3 28,0/16,8/21,0 17,9/16,8/16,0
27,50 34,50 63,50 47,90
Kibri
B-9472 Brückenstw. „Hamm“ B-9474 Stellwerk „Ottbergen“ B 9488 Stellwerk „Cölbe“
nein nein nein
ab II ab II ab II
28,0/10,0/16,5 22,0/ 6,0/13,0 16,5/7,0/12,5
56,– 35,– 36,50
Piko
61137 61801
Stellwerk „Reinbek“** Stellwerk „Neustadt“
nein nein
ab II ab II
21,0/11,5/14,0 14,5/6,8/13,0
54,90 18,50
Pola
514 562 563 672
Stellwerk Brückenstellwerk Stellwerk „Amorbach“ Stellwerk „Freilassing“
nein nein nein nein
ab II ab II ab II ab II
12,8/8,0/13,2 19,0/15,5/16,5 20,5/6,6/11,2 20,4/16,0/6,0
37,50 43,50 29,50 55,90
Vollmer
5734 5735 5736 5738
Stellwerk „Fellbach“ Reiterstw. „Stuttgart“ Stw. „Wiesbaden Ost“ Pilzstw. „Waldbronn“
nein nein nein nein
ab II ab II ab II ab II
15,0/7,0/17,0 26,3/15,2/17,0 15,2/9,0/13,0 15,5/7,5/17,0
39,95 62,50 39,95 47,50
Umbauten und Ergänzungen Die Spalte innerhalb der Tabelle betreffs Umbauten bezieht sich auf das eventuelle Vorhandensein einer Gruppenumlenkungsabdeckung. Meist handelt es sich herbei um Riffelblechplatten auf einem niedrigen Sockel. Die Abdeckung und, falls vorhanden, auch der Sockel sind zu entfernen. Zu überprüfen wäre des Weiteren eine eventuell vorhandene Inneneinrichtung. Seilzugbänke müssten gegen Stelltische und Hebelbänke ausgetauscht oder neu angefertigt werden. Hinweise hierzu liefert im Einzelnen Rolf Knippers diesbezüglicher Beitrag in diesem Schwerpunkt ab Seite 94. MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Anmerkungen: * Alle Preisangaben beruhen auf Empfehlungen von 1999, mögliche Preiserhöhungen sind noch nicht berücksichtigt! ** Erscheinen des angekündigten Bausatzes ist fraglich!
99
Wenn man das Fachwerk weglässt, könnte das Brückenstellwerk „Hamm“ von Kibri noch in den Dreißigerjahren entstanden sein.
Stelltechnik und Umfeld Entgegen den mechanischen Stellwerken werden bei den elektromechanischen die Signal- und Weichenstellung nicht über Seilzüge und Umlenkrollen, also „mechanisch“, sondern mittels Elektroantrieben und den hinführenden Kabelanschlüssen vorgenommen. Statt der Seilzugeinrichtungen nebst Rollenhaltern und Umlenkrollen werden Elektrokabel zu den Antrieben gelegt. Die Leitungen – oder besser, das was davon oberirdisch zu sehen ist – sollten auch im Modell dargestellt werden. Die entsprechenden Bauteile hierzu, wie Kanäle in unterschiedlichen Breiten, Schächte, Abdeckungen, aber auch Weichenmotorattrappen sowie Beton-U-Teile als seitliche Schutzvorrichtungen im Schotterbett von Weichen liefert die Firma Erbert Modellbahntechnik. Wem das Ausheben von Gräben und Einlassen der Kanäle zu aufwändig ist, kann es allerdings bei einer Andeutung der Technik belassen und lediglich die Abdeckungen darstellen, die dann vom Weichen- oder Signalantrieb bis zum Stellwerk geführt werden müssen. Preiswertes Material für diese vereinfachte Darstellung stellen in Streifen geschnittene Gehwegplatten dar, die es in den Sortimenten von Faller und Kibri als Polystyrolplatten gibt.
Fazit Wie aus der Auflistungen hervorgeht, sind Stellwerke, auch für elektromechanische Stelltechnik in viele Formen und Ausgestaltungen in den Programmen der Zubehörhersteller zu finden. Soweit es sich dabei um Gebäude handelt, deren Vorbilder offensichtlich Baujahre vor 1943 aufweisen, sollten gegebenenfalls vorhandene Einrichtungen, die auf einen rein mechanischen Betrieb schließen lassen, ausgebaut und durch Kabelkanäle und Schächte ersetzt werden. Eine Modellgestaltung auf diese Weise ist sicherlich die interessantere und auch typischere. Zwingend ist die letztgenannte Ergänzung allerdings wiederum auch nicht, denn es hat auch völlig unterirdische Kabelverlegungen gegeben, auf die man sinnvoller Weise bei der Nachbildung im Modell verzichten kann … bk 100
Links: Stellwerk „Cölbe“ von Kibri. Das Vorbild wurde schon zur Länderbahnzeit errichtet und ist von daher für die Aufnahme mechanischer Stellwerkstechnik konzipiert – aber elektromechanische Einrichtungen können ja auch nachträglich eingebaut worden sein.
Rechts: Eines der wenigen Modelle, dessen Vorbild vom Baustil her von vorneherein für die elektromechanische Stellwerkstechnik gedacht sein könnte, ist das Stellwerk „Ottbergen” von Kibri.
Oben Schächte und Kanäle nebst Abdeckungen von Erbert zur Darstellung der verlegten Stromleitungen; links ein Beton-U-Profil und ein elektrischer Weichenantrieb. Signaltechnisches Zubehör von Erbert Modellbahntechnik: Art.-Nr. Bezeichnung Packungsinhalt 042304 Kabelschacht, 10x10 mm 20 Stück 042305 Kabelkanal, 3 mm, 100 mm lang 21 Stück 042306 Kabelkanal 8 mm , 100 mm lang 21 Stück 042308 Betonbauteil, u-förmig 10 Stück 042320 Weichenantrieb S 700 10 Stück
Preis DM 7,80 DM 10,30 DM 10,90 DM 9,70 DM 9,70
MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Ebenfalls nach einem Länderbahnvorbild entstand das Stellwerk von Pola (Art.-Nr. 514), hier wären dann die elektromechanischen Einrichtungen ebenfalls später eingebaut worden. Rechts: Einem Vorbild in Elberfeld wurde das Brückenstellwerk „Wuppertal“ nachempfunden.
Auch bei Vollmer gibt es interessante Modelle von Stellwerksgebäuden, die sich durchaus für die Nachbildung von elektromechanischen Stellwerken eignen würden; hier als Beispiele das Reiterstellwerk „Stuttgart“ (links) und das Stellwerk „WiesbadenOst“ (unten).
MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
101
MODELLBAHN-PRAXIS
Kunststoff richtig bemalt
Gut Holz Ein stattlicher, traditioneller Güterschuppen ganz in Holzbauweise wird als Bausatz von Faller angeboten. Doch Kunststoff ist eben nicht Holz – aber mit Pinsel und Farbe kann man zumindest den Eindruck erzielen. Horst Meier zeigt, wie sich die Holzstruktur des Bausatzes lebendig gestalten lässt.
D
er hölzerne Güterschuppen von Faller (Art.-Nr. 153) eignet sich hervorragend für mittlere und größere Bahnhöfe. Er entstand zwar nach einem badischen Vorbild, seine Fachwerkkonstruktion weist indes keine allzu auffälligen landestypischen Baumerkmale auf – das Modell lässt sich daher recht universell einsetzen. Güterschuppen dieser Bauart fand man oft als separate Abfertigungshallen für den Umschlag von Stückgut. Neben der bahnseitigen, schmalen Laderampe hat er auf der Straßenseite eine breitere Holzbühne, auf der die Sendungen für die verschiedenen Abholer bereitgestellt werden können. Beide Verladebühnen liegen mit einer
Höhe von 10 mm eigentlich nicht unbedingt in der richtigen Ladehöhe. Für die Straßenseite kann dieses Maß noch akzeptiert werden, da hier der Höhen-
unterschied zwischen Holzboden und Ladefläche der Lkws nicht so auffällt, auf der Gleisseite ist dieses Maß aber deutlich unterschritten. Hier wäre ein Maß von 12 mm über SO (Schienenoberkante) gefordert – was etwa 16 mm vom Stelluntergrund gerechnet entspräche. In diesem Fall würde auch die Höhe des Wagenbodens erreicht werden. Leicht beheben lässt sich dieses Manko nicht, weil eine Unterfütterung zum steineren Sockel passen und
Warum die junge Dame in ihrem luftigen Outfit wohl so versonnen vor den Kisten steht? Ob Lara C. beim Kistenverschieben helfen will?
102
MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
die hölzernen Stützen der Laderampen verlängert werden müssten. Ansonsten ist aber dieser große Schuppen rundherum gut gelungen, was sich sowohl im Gesamteindruck als auch in den Abmessungen von 33 cm Länge, 18,5 cm Breite und 13 cm Höhe ausdrückt. Wie von Faller gewohnt, ist die Passgenauigkeit der Bauteile sehr gut ausgefallen. Auch die grundlegenden Farben der Spritzlingteile wurden mit naturnahen Tönen schon sehr gut eingefangen.
Nichts bleibt, wie es ist … Nun kann ich aber einen solchen Bausatz nicht so unbehandelt lassen, wie er aus der Schachtel kommt; eine bloße Alterung reichte mir in diesem Fall auch nicht aus. Die Nachbildung der Bretterwände verlangte geradezu danach, in den Zustand versetzt zu werden, den Holz nach vielen Jahren annimmt: einen leicht grauen, verblassenden Braunton in den unterschiedlichsten Nuancen. Dazu tragen Regen, Wind und Sonne ein gehöriges Maß bei. Rostige Nägel in den Wänden verleihen kleineren Partien Strähnen mit rostrotem Touch, Feuchtigkeitseinflüsse und Moos in Bodennähe bringen dort weitere Farbtöne ins Spiel. Was sich hier noch sehr schwierig und nach mindestens vier Semestern Kunststudium anhört, ist aber in Wirklichkeit gar nicht so schwierig, wenn man die Arbeitsschritte kennt. Das Fundament des Güterschuppens ist mit Bruchsteinen verkleidet, die ohne farbliche Behandlung tot und leblos wirken. Ich strich sie zunächst in einem schieferfarbenen Farbton mit Abtönfarbe (z.B. Domolor Nr. 350). Dieser schmutzig graue, leicht ins Grünliche abrutschende Farbton vermag meines Erachtens den in den Fugen sitzenden jahrzehntealten Dreck recht gut nachzubilden. Nach einer kurzen Wartezeit wird die Farbe mit einem Lappen wieder abgewischt, wobei der Stoff über der Fingerkuppe öfter gewechselt wird, um die Farbe nicht nur zu verschmieren, sondern tatsächlich aufzunehmen. So bleibt sie nur in den Vertiefungen sitzen und unterstreicht so schon die Plastizität. Mit einigen weiteren Maßnahmen kann man den Steinen noch etwas mehr Leben und Abwechslung einhauchen; Granit-Farbe von Heki bildet dabei die Basis. Man mischt sie mithilfe einiger Wattestäbchen und zwei, drei anderen Farbtönen, z.B. Braun, Gelb MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Oben: Der Bausatz und die Werkzeuge für den Zusammenbau. Bei Faller immer wieder positiv: Die Rückseite der Verpackung zeigt beide Ansichten des Bausatzes. Links: Nach dem Einpinseln mit unverdünnter Abtönfarbe wird der Schieferton mit einem Lappen wieder weggewischt, wobei Farbe in den Vertiefungen zurückbleibt.
In verschieden abgewandelten Grautönen hebt man die Steine und deren Struktur mit einem Wattestäbchen hervor und erhält dadurch einen mehrfarbigen, lebenden Bruchsteinsockel.
und Sandsteinfarben sowie Dunkelgrau auf einem Stück Pappe, das als Farbpalette dient. Die Farbe wird auf dieser Fläche zunächst etwas abgerieben, bis nur noch wenig im vorderen Watteende sitzt. Zunächst kann man nun in den verschiedenen abgewandelten warmen Tönen seine Steine farblich auflockern, sogar einzelne Steine direkt hervorheben. Auch Tupfen ist eine gute Methode, hier die Farbe punktuell aufzutragen. Hat die Steinwand so verschiedene, verwandte Farbtöne erhalten, hebt man die Stein-
struktur nun mit leicht abgewandeltem Hellgrau weiter leicht hervor, bis sich der richtige Eindruck einstellt. Dabei kann man über den Druck des Wattestäbchens auf den Untergrund die Farbabgabe direkt steuern.
Die Farben des Holzes Im Rahmen der Vorbehandlung des Bausatzes vor dem Zusammenbau empfiehlt es sich, den Fachwerk- und die Fensterrahmen, die schon ein dunkleres Braun aufweisen, nochmals 103
in einem dunkleren und vor allem matteren Braunton, etwa Heki-Lasurfarbe Nr. 7103 (mit einem etwa 20%igen Wasserzusatz und dem berühmten Tropfen Spülmittel) deckend einzupinseln. Ein ähnlicher Braunton (z.B. in einem Schokoladenbraun) in einer lösungsmittelhaltigen Farbe ist natürlich auch möglich. Die dunkle Farbe bildet den Grundton für die nachfolgende Hervorhebung der Holzstruktur. Beim Einpinseln sollte man darauf achten, dass die Klebestellen möglichst nicht mit übergestrichen werden – hier muss sonst nachher die Farbe wieder heruntergekratzt werden. Vor dem Aufkleben der dunkler gehaltenen Fachwerkbalken gelingt die Herausarbeitung der Dreidimensionalität noch am besten. Ausgebleichtes Holz geht oft ins GräulichBraune, die Einflüsse der Witterung haben den ursprünglich warmen Holzton ausbleichen lassen. Dieser Vorgang ist auf der Wetterseite der Gebäude noch stärker zu beobachten. Diese Bleiche gilt es besonders bei den Wandflächen zu betonen. Auch an den Balken muss dieser Eindruck entstehen, wobei diese sich immer noch etwas dunkler von der Verbretterung abheben müssen. Ein guter Farbton dafür ist von Revell Nr. 87 „Erdfarbe“. Hiermit graniert man nun die noch am Spritzling befindlichen vorher angestrichenen Holzteile. Der Pinsel wird dabei auf einer Unterlage aus Pappe gut ausgestrichen, bis er nur noch wenig Farbe abgibt. Nun wird er mit mäßigem Druck über die Teile des Spritzlings geführt. Die wenige Farbe, die er dabei abgibt, bleibt an den hervorstehenden Teilen der Gravur hängen und hebt sie auf diese Weise hervor. Den Vorgang sollte man sehr sparsam vornehmen und die Wirkung erst nach dem kurzfristigen Trocknen der Farbe kontrollieren. Ein zweiter Durchgang ist schnell nachgeholt, aber zu viel Farbe, die auch die feine Maserung zudeckt, ist nur schwer wieder zu entfernen. Die eigentliche Hauptarbeit liegt bei der Bemalung der Wandteile. Diese werden streifenartig in verschiedenen Farben – naß-in-naß – angegelegt, wobei die Farben untereinander auf einer Palette gemischt werden können. Ich verwendete dabei Abtönfarben, die nur zu etwa 2-5 % mit einigen Tropfen Wasser verdünnt wurden. Dabei pinselte ich alle Wandteile gleichmäßig ein, um rundherum die gleiche Farbgebung zu erhalten. 104
Die Fenster werden farblich verändert (links) und die Fachwerkkonstruktion erhält einen matten, dunkelbraunen Anstrich mit leicht verdünnter Lasurfarbe von Heki.
Mit der Revellfarbe Nr. 87 hebt man die Holzstruktur in Graniertechnik etwas hervor. Mit den im Haupttext erwähnten Farben erhalten die Wandteile ihren fast bunten, abwechslungsreichen Grundanstrich. Dabei sollte man die Farbtöne untereinander auch mischen und helleren Farbnuancen den Vorzug geben.
Wichtig ist, dass es sich bei allen verwendeten Farben im Wesentlichen um gebrochene Brauntöne handelt. Sie erhalten durch die Zugabe von Grau und Weiß den gewünschten stumpfen, helleren Farbton. Lässt man die Farbstreifen nun ineinander laufen und überlappen, wirkt die Holzwand nicht mehr so eintönig, wie dies bei der einfarbigen Spritzlingfarbe war. Man darf dabei ruhig etwas hellere Farbmischungen einsetzen, da durch den nachfolgenden Arbeitsschritt eine Abmilderung dieser Farben erreicht wird.
Eine Frage des Alters Als Alterungsfarbe kam eine stark verdünnte „Alterungsbrühe“ zur Verwendung. Hier bin ich allerdings von den Abtönfarben weggegangen und habe Künstler-Acrylfarben aus der Tube (etwa von Schmincke) verwendet. Sie haben die deutlich feineren Pigmente, was den Einsatz im stark verdünnten Zustand begünstigt. Wer es genau wissen will: Die Alterungsfarbe entstand aus einem Strang von 15 cm Schwarz (Schmincke Nr. 13771), einem Strang von 5 cm Umbra-Braun (Nr. 13668), MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Oben: Güterschuppen im hessischen Babenhausen, dessen Stirnwand durch Wind und Wetter stark gelitten hat. Teilweise sind noch die Reste des alten Farbanstriches auszumachen. Oben rechts: Auch an diesem angebauten Güterschuppen hat der Zahn der Zeit ganz schön genagt. Dabei ist die weit überdachte Seitenwand weniger stark beansprucht worden, sodass der alte Schutzanstrich noch teilweise zu sehen ist.
● ● ● ● ● ● ●
Folgende Farben wurden für die Bemalung des Güterschuppens verwendet: Hersteller Bezeichnung RAL-Ton (angenähert) Beschreibung Caparol Terra RAL 8023 rötliches Orange Caparol Lava RAL 8000/7008 grünliches Grau Caparol Bison RAL 8025 mittleres Graubraun Caparol Weiß RAL 9001 wärmeres Weiß Domolor Mittelbraun RAL 8008 warmes Mittelbraun Swing-Color Lehmgelb RAL 1002 Sandgelb Heki Granit RAL 7044 warmes Hellgrau
Mit der wässerigen Alterungsfarbe wird das Ganze dann lasierend übrstrichen, womit der ganze Vorgang der Holzfarbgebung schon beendet ist.
200 ml Wasser und 10 Tropfen Spülmittel. Durch das Einpinseln mit der Schmutzbrühe (in waagrechter Lage) erhält die Holzwand nun ihr endgültiges verwittertes Aussehen. Die Alterungsfarbe nimmt – ähnlich wie ein Lasurüberzug mit der Spritzpistole – dem Grundanstrich seine kräftigen Farbkontraste ohne die Farbenvielfalt wegzunehmen. Der Eindruck kann nun noch durch die Stärke des Alterungsauftrages variiert werden, indem man z.B. einen dünneren Ansatz der Lasurfarbe wählt oder einen schmutzigeren MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
(mehr Braunanteil) und ihn lieber zweifach aufbringt. Dadurch hält man das Ergebnis stärker unter Kontrolle. Beim Erstauftrag mit einer zu stark angesetzten Schmutzbrühe kann im Nachhinein keine Korrektur mehr erfolgen. Das beigegebene Spülmittel setzt die Oberflächenspannung des (lackierten) Plastiks herab und lässt die Farbe besser fließen. Im Übrigen wirkt diese Alterungsbrühe fast wie ein Mattierer. Auch in anderen Einsatzbereichen konnte ich feststellen, daß die Farbe – auch in dünneren Mischungen – hilft, den Plastikglanz zu nehmen.
Eine Schutzlackierung mit Mattlack empfiehlt sich aber trotzdem, um das Kunstwerk dauerhaft zu schützen. Wenn alle Teile farblich behandelt sind, kann der Zusammenbau erfolgen. Dabei ist dann insbesondere beim Aufkleben des Fachwerkes äußerste Vorsicht geboten, damit der Kleber nicht seitwärts herausquillt. Unter Umständen empfiehlt es sich, diese Klebung mit Nitroverdünnung vorzunehmen. Diese löst das Polystyrol leicht an, ohne dabei die wasserlösliche Farbe der Alterung anzugreifen. Horst Meier 105
Für die Belebung toter Anlagenecken …
Der Friedhof von St. Martin Eher ungewöhnlich und auf Modellbahnanlagen nur selten zu sehen ist die Nachbildung eines Friedhofs. Bei der Neugestaltung eines „in die Jahre gekommenen“ Anlagenteils legte Bruno Kaiser einen kleinen Friedhof an, wie er an vielen Dorfkirchen zu finden ist.
106
MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
D
MODELLBAHN-PRAXIS
ie Nachbildung eines Friedhofs auf der Modellbahn erscheint sicher vielen als wenig passend. Diese Vorstellung hat mich offenbar selbst lange davon abgehalten, der auf dem Hügel liegenden Kirche einen Friedhof anzugliedern – so wie es beim Vorbild in ländlichen Gegenden oft anzutreffen ist. Bereits bei der Planung der Anlage vor über 20 Jahren wollte ich mir zwar neben der erhöht angeordneten Kirche auch einen kleinen Friedhof anlegen. Beim Bau war mir dann aber der Berghang etwas zu nahe an das Gotteshaus geraten, sodaß hier zu wenig Platz blieb.
Mit einer Trennscheibe wurde die Geländehaut im Verlauf des geplanten Friedhofs aufgetrennt. Der dabei ausgegrabene Zeitungsschnipsel im Vordergrund weist auf das damalige Baujahr dieses Teils der Anlage hin … Unten: Die Kirche erhielt auch einen neuen Zugang aus Pflasterplatten von Kibri; die Treppe stammt aus dem Treppen-Set von Faller.
Das Gelände wird umgestaltet Doch so recht gefiel mir mittlerweile die Umgebung der Kirche nicht mehr und so stand die Umgestaltung des Geländes an. Da ein Teil des jetzt an dieser Stelle vorgesehenen Friedhofs im Hang gelegen hätte, beschloss ich hier den Berghang abzutragen. Mit einer Trennscheibe wurde die Anlagenoberfläche eingeschnitten. Da ich seinerzeit das Gelände aus Gipstüchern und einer Spachtelmasse aus Gips, Sägemehl und Weißleim gebildet hatte, war dabei immer ein Staubsauger griffbereit. Danach ging es an das „Ausgraben“, größere Geländebrocken wurden mit einem Stechbeitel herausgebrochen. Der angeschnittene Hang bedurfte nun einer Abstützung. Aus einer 3 mm starken Polystryrolplatte schnitt ich Mauerstreifen, die längenmäßig in den Hangausschnitt passten und an der vorderen Friedhofsmauer anschlossen. Unten mit einer Winkelplatte versehen, wurde dann die Stützmauer provisorisch ins Gelände eingesetzt; mit einem Bleistift ließ sich dann das Geländeprofil auf den Mauerteilen anreißen. Mit etwas Höhenzugabe übertrug ich anschließend die Geländeform stufenförmig in die Abstützung und schnitt sie in dieser Form aus. Die Mauerkrone entstand aus Mauerplattenabdeckungen von Kibri. Die Stützmauer war danach schnell im Gelände eingefügt und mit Sand-Leimspachtel fixiert. Die Begrünung zum Hang hin habe ich vor der eigentlichen Friedhofsgestaltung mit dem eletrostatischen Begrasungsgerät aus dem Heki-Vertrieb vorgenommen. Die realistische Wirkung der hoch stehenden Wildgräser zeigt die Aufnahme mit sehr tief stehendem Streiflicht. MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Zwischen Kirchenstirnwand und Hang wurde eine Friedhofsmauer aus Polystyrolplatten eingefügt. Aus 3 mm starken Polystyrolstreifen entsteht die dem Geländeverlauf angepasste Stützmauer. Rechts: Die Winkelecke stabilisiert die Mauerteile und verschließt das im Gelände entstandene Loch. Die Mauerkrone besteht aus KibriMauerplattenabdeckungen. Unten: Bei Noch gibt es Gestaltungsmittel für den Friedhof; Gräber und Bestattungsunternehmer. Leichenwagen stellten Roco und Rietze, Letzterer ist auch in einem Kleindiorama von Noch enthalten.
Bevor es jetzt an die eigentliche Friedhofsgestaltung gehen konnte, mussten zuerst die „Einrichtungsgegenstände“ wie die Gräber, Denkmale, Wasserstelle, Abfallkörbe etc. beschafft oder gebastelt werden. Bei Noch gibt es Gräber als Fertigteile im Fünferset. Sie bestehen aus bepflanzten Grabstellen mit Gedenksteinen und drei verschiedenen Kreuzen. Wer sich nicht viel Arbeit machen will, ist mit diesen Tei-
len ganz gut bedient. Allerdings stellt sich schnell eine gewisse Monotonie ein, da nur fünf unterschiedliche Grabstellen vorhanden sind.
Grabsteinkunst en miniature Also mussten die Friedhofgärtner, Steinmetze und Kreuzschnitzer ihre Arbeit aufnehmen. Als Basis habe ich für die Gräber aus Polystyrolabfall107
Aus Kunststoffen – hier Hartschaum – lassen sich Grabsteine, Figuren, Kreuze etc. mit Hilfe von Zahnarztwerkzeug und Kleinbohrmaschine individuell herstellen. Unten: Weiteres Zubehör, das sich bestens für die Aus-gestaltung der Gräber eignet, findet man im Weihnachtsmarkt-Sortiment von Preiser.
Der „Friedhofsgärtner“ verwendete Sande, Fasern und Flocken in verschiedenen Farbtönen sowie Artlinekompakt von Heki.
Auf der Drehbank entsteht aus einem Acrylrundstab eine Grablaterne; rechts und links davon sind Beispiele von Laternen aus Preiser-Blumentöpfen zu sehen. Links: Die eigentlichen Grabstellen entstanden aus Polystyrolresten und Bordsteinkanten von Preiser und Faller. Fotos: Bruno Kaiser
stücken Grundplättchen geschnitten und diese mit Grabeinfassungen aus übrig gebliebenen Faller-Gehwegrandsteinen in den Abmessungen der NochGräber beklebt. Kreuze lassen sich recht einfach aus N-Gitterzäunen heraustrennen, Grabsteine aus Kunststoffplättchen zurechtschneiden. Etwas aufwändiger ist die Anfertigung von „bildhauerisch“ gestalteten Grabmalen. Als Grundstoff kann man Polystyrol nehmen; besser geht es jedoch mit einem möglichst festen Hartschaum sowie Zahnarztoder Zahntechnikerfräsern und einem Bastelmesser. Mit den Fräsern, die in unterschiedlichen Größen und Formen vorhanden sein sollten, lassen sich „steinerne“ Kreuze und Grabsteine mit Ornamenten herstellen. Hier ist dann auch eine 108
Kombination mit Figuren möglich. Besonders geeignet dazu sind die Ausstattungsteile von Preiser für den Weihnachtsmarkt mit Krippenfiguren und Christbaumschmuck wie Rauschgoldengel. Die Blumentöpfe und Glasschalen lassen sich ebenfalls bei der Grabgestaltung verwenden. Grablaternen dürfen natürlich auch nicht fehlen. Ein Illuminierungskünstler könnte hier auf Kleinstleuchtdioden zurückgreifen, die sogar eine passende „Allerheiligenstimmung“ erzeugen. Da meine Anlage für den Tagbetrieb ausgelegt ist, haben ich auf diese Möglichkeit allerdings verzichtet … Eine recht einfache Methode stellt die Verwendung von Preiser-Blumentöpfen aus durchsichtigem Kunststoff dar, die mit einem gewölbten Dächlein (aus einem Spritzlingsabfall aus der Preiser-
Packung) versehen und auf einen umgekehrt aufgestellten „tönernen“ Blumentopf geklebt werden. Eckige Laternen habe ich von einem schmalen Acrylstäbchen abgelängt und oben und unten angemalt. Mit einer Drehbank lassen sich Grablaternen auch individuell aus Acrylstäbchen drehen.
Arbeiten des Friedhofgärtners Zu den Gestaltungsmitteln des „Friedhofsgärtners“ gehören vor allem Flocken aus unterschiedlich grün eingefärbtem Schaumstoff sowie feiner Sand, ebenfalls in verschiedenen Farben. Aus den Flocken entstehen Blumenrabatten, die verschiedenen Grüntöne sorgen für Bodendecker (Efeu) und allgemeines Blätterwerk, aber auch als Basis für die Bepflanzung MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
von Blumentöpfen und Schalen. Im letzteren Fall werden auf die grünen Basispflanzen nochmals farbige Flocken vereinzelt aufgeklebt oder die Spitzen der grünen Flocken mit etwas Farbe versehen. Kleine Sträucher wie etwa Lorbeerbäumchen und Zwergthuja lassen sich gut aus Artline-kompakt von Heki zurechtschneiden. Oft sind Kieselsteine oder farbige Spittflächen auf Gräbern zu finden. Hierzu dient der bei Busch in unterschiedlichen Farbtönen zu findende Sand. Auf solchermaßen gestalteten Flächen machen sich besonders gut bepflanzte Schalen.
Grabsteine, Grabkreuze und dazu passende Grabeinfassungen aus Weißmetall bietet pmt an (profi modell thyrow, Bahnhofstraße 6, 14974 Thyrow, Tel. 03373/180663).
Zubehör für die Friedhofsgestaltung Im Sortiment von Noch finden sich unter der Art.-Nr. 11343 die aus der Produktion von Woodland Scenics stammenden Grabsteine. Sie bestehen ebenfalls aus Weißmetall.
Montage der Gräber Zur Einbettung und Befestigung habe ich zuerst über den gesamten Friedhofsbereich eine feine Schicht erdbraun eingefärbten Leimspachtels (aus Weißleim und Quarzsand) gezogen. Diesem habe ich vorher noch etwas Tapetenkleister zugesetzt, wodurch sich die Spachtelmasse besser verstreichen lässt. Da die Abbindezeit eine Weile dauert, kann man die Gräber in Ruhe in den Untergrund drücken, ausrichten und an den Rändern mit einem kleinen Spachtel beiziehen. Zu jedem Friedhof gehören auch Wasserstellen und Abfallkörbe. Da es sich hier um einen ziemlich kleinen Friedhof handelt, habe ich nur einen Trog mit einem Wasserrohr aufgestellt. Für die Abfälle gibt es einen Korb für anorganische Stoffe und eine Ablagestelle für verwelkte Kränze und Pflanzen. Der Wassertrog wurde aus Kunststoff angefertigt und mit einem gebogenen Wasserrohr aus Kupferdraht versehen. Die Abfallbehälter entstanden aus Tonnen und Kästen aus der Bastelkiste. Damit ist der Friedhof fast schon fertiggestellt. Am Eingang wurde unter dem großen Kreuz noch ein Ehrenmal eingerichtet. Nach Fertigstellung des Areals hat die Kirche mit ihrem neu gestalteten Umfeld sehr gewonnen. Der Friedhof lockert das vorher doch recht einheitlich grüne Terrain auf und stellt für den Betrachter wegen seiner Lage im Anlagenvordergrund einen interessanten Blickfang dar. bk
Manfred Luft (Steinäckerweg 5, 89173 Lonsee, Tel. 07336/784) bietet Grabkreuze, Gittereinfassungen, Grabplatten und Friedhofstore für die Baugrößen H0 und N aus geätztem Neusilberblech an. Darüber hinaus führt er weitere Grabplatten und -kreuze als Gipsabgüsse im Programm. Fotos: bk (3), Manfred Luft (1)
Die fertige Friedhof. Zwei Grabsteine wurden mit einer Preiser-Krippenfigur bestückt; das überarbeitete Holzkreuz mit Dach stammt von Noch. Hinter der Sakristei finden sich der Wassertrog und die Ablagestelle für vertrocknete Kränze und Pflanzen. MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
109
MODELLBAHN-ANLAGE
Bild oben: Es sieht schon richtig nach Zechenlandschaft aus: Links die Schachthalle nebst Fördergerüst. Das Betriebsgelände der Zeche „Alte Haase“ um 1950; in der Mitte Schacht 2 nebst Hängebank, rechts Kohlenwäsche und Brikettfabrik. Werksbild Slg. Sydow
Reise in eine fast vergessene Zeit des Reviers
Im Tal der Ruhr Teil 10: Das „schwarze Gold“ kommt ans Tageslicht Heute geht es um das umfangreiche Betriebsgelände der Zeche „Alte Haase“. Unser Fachmann auf diesem Gebiet ist Harald Sydow. Er komponierte die Gebäude nach Vorbildern aus dem südlichen Ruhrgebiet zu einem harmonischen Ganzen. Rolf Knipper kümmerte sich um Gleisarbeiten und Ausgestaltung. 114
L
assen Sie sich durch unseren Bericht auf die einzigartige Faszination der vergangenen Industriekultur einstimmen! Der Steinkohlenbergbau soll auf der Anlage „Sprockhöfel“ eine dominierende Rolle spielen; also müssen dort auch die notwendigen Gebäude und Betriebsanlagen im Modell nachgebildet werden.
Was passiert beim Vorbild? Zum Glück sind bis heute noch einige der markanten Fördergerüste vorhanden. Sie wurden restauriert und blieben so der Nachwelt erhalten. Für den Laien ist natürlich das Fördergerüst der im wahrsten Sinne des Wortes „hervorragende“ Teil einer Zeche. Bei Betrachtung der im Handel erhältlichen Modelle hat man genau dort eine meist gelungene Umsetzung erreicht. Doch das Umfeld entspricht, zumindest hinsichtlich der gängigen Kohleförderung, nicht den Anforderungen des Originals. Egal um welche Zeche (Ruhrgebiet) oder Grube (alle anderen Regionen) es sich handelt, sie besaßen oder besitzen heute allesamt einen einMIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Nicht die Lok, sondern das Fördergerüst im Hintergrund links steht in dieser Folge im Mittelpunkt. Foto: Slg. Sydow Koepe-Fördermaschine beim Vorbild – diese wurde mit Strom angetrieben.
Im Innern der Schachthalle befand sich das Leseband (links), hier eine der kleinen Rutschplatten der Grubenbahn.
heitlichen Weg, um die Kohle aus der Erde zu bekommen bis hin zu ihrer Vermarktung. Mit der Zeit verbesserten sich zwar die Produktionsvorgänge, doch vom Grundprinzip her unterscheiden sich die Zechen untereinander kaum. Schauen wir uns den Förderturm (oder, wie der Fachmann sagt: das Fördergerüst) näher an. Charakteristisch sind auf jeden Fall die so genannten Strebengerüste. Faller hat so etwas gekonnt bei seinem bekannten Modell „Marienschacht“ umgesetzt. Grund MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
genug uns diesen auch für „Alte Haase“ zu reservieren. Daneben entstanden auch Vollwandgerüste, als Beispiele mögen hier die bekannten von der Zeche „Zollverein“ in Essen oder auch der des Bergbaumuseums Bochum stehen. Dort kann der interessierte Modellbahner übrigens viele Anregungen sammeln, der Besuch ist stets empfehlenswert. Auch andere Museen wie die Zechen „Zollern“ in Dortmund oder „Zollverein XII“ in Essen bieten gerade in der Kombination Eisenbahn und Betriebsgelände sehr gute Anhalts-
punkte für eine Modellumsetzung. Aber insbesondere bei den letztgenannten stößt man zumindest in der Darstellungsgröße H0 gegebenenfalls auf Platzprobleme. Nicht nur die Höhe der Baulichkeiten, sondern vielmehr auch deren Maße am Boden sind nicht ganz ohne. Denn nur mit dem Fördergerüst alleine ist es ja nicht getan. In den Planungsbeiträgen über unser Anlagenprojekt haben wir schon ausgiebig über die Wahl der einzelnen Elemente und deren Vorbilder aus der südlichen Region der Ruhr berichtet. 115
Das Ablaufdiagramm zeigt den Weg der Kohle innerhalb der Zeche. Es fehlt noch die häufig angeschlossene Brikettfabrik. Skizze: Uwe Kempkens (nach Vorlage Harald Sydow)
Hängebank
Querschnitt durch eine Schachthalle mit den beiden Ebenen der Hängebank.
Die ehemalige Zeche „Zollern“ in Dortmund wurde als Museum hergerichtet. Schachthalle und Hängebank erscheinen beachtlich groß, die Kohlenwäsche fehlt hier.
116
Rasenhängebank
Noch einmal kurz zusammengefasst; der gesamte Komplex ist im Großen und Ganzen an die Situation auf der Zeche „Alte Haase“ in Sprockhövel angelehnt. Das dortige Fördergerüst entspricht ziemlich genau in seinen Dimensionen unseren Erfordernissen. Die Ausführung selber wurde aus dem Faller-Modell hergestellt, wir kommen gleich noch darauf zurück. Dieses als Vorbild könnte aber eher dem Schacht 2 der Zeche „Zollverein“ in Essen entsprechen. Viele Elemente der FallerKonstruktion finden sich hier wieder. Nun ist die Kohle – dank der Förderanlage – an der Oberfläche angelangt. Wie geht es weiter? Im Zusammenhang mit dem Fördergerüst muss man auch die so genannte „Hängebank“ (Schachthalle) sehen. Hier ist sozusagen die Empfangshalle der Kohle. Gar so vornehm sieht es aber im Innern nicht aus, vielmehr waren hier ein enormer Lärmpegel auf Grund der bewegten und zu entladenden Förderwagen und dazu eine entsprechende Staubentwicklung anzutreffen. Meist hat man den Kohlenstaub sogar aufgesaugt und weiter für die Produktion verwendet. In der Regel baute man die Hängebank in einer gewissen Höhe über dem Boden auf. Der Schacht mündete mittendrin und verlängerte sich sozusagen hinauf ins Fördergerüst. Dadurch, dass mehrere Bühnen vorhanden waren, konnte man auch die verschiedenen Ebenen des Förderkorbes zur gleichen Zeit nutzen. Sei es nun zur Seilfahrt für die Kumpel oder auch zur Kohleförderung. Übrigens trennte man beide Transporte voneinander, was sich äußerlich schon in der unterschiedlichen Drehgeschwindigkeit der Seilscheiben ausdrückte. Die Kohle kam sehr schnell durch den Schacht (16-18 m/s), Personen wurden eher moderat befördert (bis 12 m/s). Die höhere Ebene in der Schachthalle ermöglichte natürlich auch eine Nutzung der Schwerkraft, denn von oben nach unten muss man nichts schleppen, es rutscht von ganz alleine. Erfinderisch waren die damaligen Konstrukteure also sehr wohl. In der Hängebank bzw. Schachthalle befand sich meistens auch das Leseband. Über Kreiselkipper (Wipper) wurde die ankommende Kohle aus den Förderwagen entladen, die Grobberge per Hand aussortiert. In der Museumsanlage „Zollern“ ist das übrigens sehr gut dargestellt worden, wenn auch die dortige Kohle nicht mehr aus hiesigen MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Faller lieferte die Basis für das Fördergerüst („Marienschacht“). Ein zweiter Bausatz war für die Gerüstverlängerung und die geänderte Kranbahn erforderlich. Im Dach der Schachthalle ist eine passgenaue Öffnung vorzusehen.
Landen stammt; so ändern sich die Zeiten! Von dort aus gelangt die Rohkohle, sie besteht aus sog. Berge und Kohle, in die sog. „Wäsche“. Das ist der neben dem Fördergerüst wohl auffälligste Bau einer Zeche. Allein schon durch die erforderliche Höhe zur regelrechten Wäsche des Fördergutes springt sie sofort ins Auge. In der nächsten Folge werden wir uns genau und im Detail darum kümmern. Für heute bleiben wir erst einmal in der Nähe der Schachthalle. Um nun auch die Förderkörbe im abgeteuften Schacht bewegen zu können, benötigt man eine Fördermaschine. Diese befindet sich in der Regel in einem separaten Gebäude am Fuß des Stützgerüstes des Förderturms. Die nötige Kraft für den Antrieb erlangt man durch Dampf aus dem Kesselhaus oder, später, quasi aus der Steckdose. Auf dem Vorbildfoto ist übrigens eine solche Fördermaschine zu sehen, zumal später auch im Modell das Seil genau so angetrieben wird. Wie Sie vielleicht bemerken, ist von einer Trommel zum Aufwickeln des Stahlseils nichts zu sehen. Das war auch die gängige Praxis im Ruhr-Bergbau. Man hat eigentlich nur ein Seil zum Bewegen beider Förderkörbe verwendet. Faller hat sich das Prinzip bei seiner Modellumsetzung zu eigen MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
gemacht. Genau so funktioniert es auch beim Vorbild. Über die Antriebsscheibe an der Maschine läuft es auf Grund des Anpressdruckes sicher in beiden Richtungen. Man muss sich alleine schon das Gewicht eines Stahlseiles vor Augen führen. Bei einer Teufe (Schachttiefe) von rund 500 Metern, an der Ruhr eigentlich nichts Ungewöhnliches, kommen dann rund 1100 Meter Gesamtlänge zusammen – das sind schon einige Tonnen! Im Prinzip bewegt sich dann immer ein Förderkorb hinunter, während der andere nach oben kommt. Zum Austrimmen gab es unterhalb der beiden Förderkörbe noch ein weiteres Seil in der Gewichtsgröße des Hauptseils. Allerdings kam es immer auch auf den Fördermaschinisten an. An ihm lag es, wie qualitativ eine Seilfahrt zu bewerten war. Gerade bei Personentransporten stand und steht die Sicherheit an oberster Stelle. Zur Verständigung gab es Klingelzeichen und auch Fernsprecher. Jeden Morgen wurde das Seil übrigens durch einen Beauftragten geprüft. Im Extremfall, d.h. bei häufiger Benutzung, konnte man von einer Lebensdauer von ungefähr einem Jahr ausgehen. Dann wurde es durch ein neues ersetzt. Bei unserer Modellumsetzung befindet sich vor der Fördermaschine bzw.
deren Halle, der Lagerplatz. Er gehört einfach zu jeder Zeche! Hier lagern Grubenholz, aber auch Ziegelsteine zur Schachtausmauerung oder Ketten für den Maschinenpark unter Tage. So ziemlich alles, was irgendwann und irgendwie benötigt werden könnte, war auf dem meist sehr übersichtlich angelegten Lagerplatz zu finden. Durchzogen wurde er von zahlreichen Feld- bzw. Grubenbahngleisen. Aus der Schachthalle (bzw. Rasenhängebank), damit ist sozusagen das Erdgeschoss gemeint, kamen die meist 600 mm Spurweite aufweisenden Gleise ans Tageslicht. Über kleine Drehscheiben oder Rutschplatten gelangten die Förder- und Materialwagen so ziemlich in alle Ecken des Platzes. Eingerammte Pfähle oder sogar Boxen trennten die unterschiedlichen Materialien und sicherten diese auch gegen ein unbeabsichtigtes Abrutschen. Sehr oft bewegten sich die Wägelchen nur durch Muskelkraft – es war schon eine Schinderei, damals, im Tal der Ruhr.
Fördergerüst im Modell Nach diesem doch etwas längeren Ausflug zu den Gegebenheiten des Vorbilds wenden wir uns nun wieder dem Modell „Sprockhöfel“ nebst seiner 117
Die Schachthalle mit Fördergerüst und die anschließenden Gebäude in der Rohbauphase, links die Kohlenwäsche
Das Maschinenhaus (oben, im Inneren der umgebaute FulgurexAntrieb) entstand ebenso wie die Schachthalle (rechts) aus KibriBausätzen des Lokschuppens „Eschbronn“. Fotos: rk
Zeche „Alte Haase“ zu. Wie schon angesprochen entstand das Fördergerüst aus Teilen des Faller-Bausatzes Nr. 945 „Marienschacht“. Allerdings waren davon gleich zwei erforderlich um die anvisierte Höhe annähernd zu erreichen. Das mag zunächst verschwenderisch erscheinen, denn alle Nebengebäude von Faller waren hier gar nicht vonnöten, und bei einem Bausatz entnahmen wir lediglich Teile des Stütz- und Fördergerüstes zur passgenauen Verlängerung. Bei dieser Methode bleiben viele Teile zunächst einmal übrig. Doch, wie wir später noch sehen werden, ergab sich eine sinnvolle (und ganz erstaunliche) Verwendung. Mehr davon ganz am Ende unserer Serie. Neben den filigranen Profilen des Förder- und Stützgerüstes findet man auch 118
sehr schöne Förderwagen als Attrappen in jedem Bausatzkarton. Auf diese Weise kamen wir auf eine „ansehnliche“ Flotte für den Betrieb auf „Alte Haase“. Aber auch hier sollte man beachten, dass diese Wagen meistens innerhalb der Gebäude und Stollen unterwegs waren. Allenfalls zur Verladung von Grubenholz oder sonstwie benötigten Ersatz- oder Ausbauteilen bzw. zur Reparatur fanden sie den Weg nach draußen. Unser Strebengerüst nimmt langsam Formen an, wobei die Faller-Bauanleitung weitestgehend die Marschrichtung vorgab. Neben der Verlängerung in der Höhe fällt auch das fehlende Dach auf. Bewusst haben wir es nicht vorgesehen, denn das direkte Vorbild bei der Zeche „Zollverein 2“ hatte auch keines. Das trifft zudem auf die Situa-
tion in „Alte Haase“ in Sprockhövel zu. Auch dort hatte der Schacht 2 kein „Dach über dem Kopf“.
Schachthalle in H0 Die Schachthalle (bzw. die Hängebank) entstand aus einigen Kibri-Bausätzen des Lokschuppens „Eschbronn“ (B9436). Auch hier gingen wir recht großzügig mit dem Einsatz gleich mehrerer Modelle um. Alle Wandteile lassen sich problemlos verwenden. Die Dachelemente kamen zwar hier nicht zum Einsatz, sondern wanderten zunächst in die Bastelkiste. Da es sich dabei aber um eine Schiefernachbildung handelt, können im weiteren Verlauf des Anlagenbaus Häuser nach Vorbildern aus dem bergisch-märkischen Raum problemlos hergestellt werden. MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Die Dächer entstanden übrigens aus Auhagen-Dachpappenplatten. Aus den besagten Lokschuppen-Elementen ließ sich recht einfach ein zweistöckiges Gebäude konstruieren. Der Ausgang der ebenerdigen Rasenhängebank entstand aus Resten des Bausatzes. Sie sehen, man kann alles irgendwann doch noch einmal verwenden. Das gilt natürlich auch für alle Dekorationsteile, wie z.B. Kamine usw. Im Dachbereich wurde dann noch eine genügend große Öffnung zur Aufnahme des Fördergerüstes vorgesehen. Für das Stützgerüst am Boden kamen die Original-Sockel des FallerBausatzes zum Einsatz. Sie wurden mittels einiger Polystyrolstreifen in ihrer Masse noch optisch unterstützt. Eine verwitterte Betonstruktur wurde dann mit Dispersionsfarbe in Tupftechnik erreicht. Überhaupt gilt diese Methode der farblichen Optimierung für alle angesprochenen Gebäude. Lediglich das komplette Fördergerüst legten wir in Airbrush-Technik mittels Acryl-Lacken an. Noch einige Worte zum Maschinenhaus. Auch dieses entstand aus den angesprochenen Kibri-Lokschuppenteilen. Das Dach ist in beiden Hälften abnehmbar und beherbergt einen modifizierten Fulgurex-Weichenantrieb als Fördermaschine. Das FallerAntriebsrad konnte ohne Probleme auf die Motorwelle aufgezogen werden. Aus einem textilverstärkten Gummifaden (Nähbedarf) fertigten wir das Endlosseil nach Muster des Original-FallerBausatzes. Die notwendigen Umlenkrollen befinden sich am Ende des Fördergerüstes und eben hier in der
MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Der Lagerplatz schließt sich rechts an die Schachthalle an. Die Stützen sollen ein Verrutschen der Materialien verhindern. Die Gleise sind Attrappen von Auhagen.
Maschinenhalle. Um den richtigen Abstand der beiden Seile zu erreichen, sahen wir im Innern eine Umlenkung in Form eines Rundprofils in Deckenhöhe vor. Optisch wirkt das Ganze jetzt recht glaubwürdig. Übrigens, den Gummifaden haben wir verknotet und zusätzlich mit Sekundenkleber fixiert. Nach dessen Auftrocknung konnte der unschöne Knoten mit dem Bastelmesser annähernd bis auf Fadenstärke abgeschnitten werden. Man sollte das ganz vorsichtig und behutsam durchführen, denn schnell ist die Klinge zu weit und die Arbeit war umsonst. Das Lohnbüro, die Waschkaue und das Magazingebäude entstanden im Halbrelief, teilweise auch schräg angeschnitten, aus Teilen des Bahnhofs „Eschbronn“ und des inzwischen wohl bekannten Lokschuppens von Kibri. Alle bis jetzt nicht verwendeten Teile der Bausätze ließen sich meist zum weiteren Ausbau unserer Zechenan-
lage noch verwenden. Insgesamt muss man sagen, dass dank der verwendeten Kibri-Teile bei den beschriebenen Gebäudeelementen ein durchgängiger Stil erhalten blieb. Beim Vorbild gab es zwar bisweilen recht auffällige Stilbrüche, meist strebte man aber eine gewisse Harmonie an. Genau das war auch unser Anliegen. Dennoch werden wir in der nächsten Folge eine ganz andere Bauweise vorstellen, dann wird es um die Brikettfabrik, das Kesselhaus und die Kohlenwäsche gehen. Die beiden Letztgenannten wurden in Stahl-Fachwerk-Bauweise realisiert und unterscheiden sich somit ganz erheblich von der vorstehend beschriebenen Schachthalle. Sie dürfen schon gespannt sein auf die nächste Folge – neben dem Modell gibt es dann natürlich auch wieder weitere Vorbildinformationen. rk/Harald Sydow
119
VORBILD + MODELL
Säuretopfwagen und Säurekesselwagen (2)
Sauer macht lustig
Foto: lk
Die Auswahl an Säuretopfund Säurekesselwagen ist – zumindest im H0-Maßstab – ganz beachtlich. Wie steht es um die Qualität der Modelle und was kann der Modellbahner mit diesen Fahrzeugen anfangen? Thomas Becker hat sich das Angebot angesehen und zeigt Möglichkeiten für den Einsatz auf der Anlage.
F
ür den Transport von Säuren und anderen aggressiven Substanzen gibt es beim Vorbild besondere Waggons, die im letzten Heft vorgestellt wurden. Die ältere Spezies sind die Säuretopfwagen, später wurden dann Säurekesselwagen entwickelt, wobei zunächst bestimmte Kesselbauarten nur für bestimmte Säuren geeignet waren. In dieser Folge beschäftigen wir uns mit den Modellnachbildungen der Fahrzeuge in H0.
Säuretopfwagen (Großserie) Bedenkt man, wie selten Säuretopfwagen waren, so ist ihre Beliebtheit bei den Modellbahnherstellern schon erstaunlich und gerade in letzter Zeit war ja ein überraschender Boom an Neuer120
scheinungen zu verzeichnen. Dies verdanken sie sicher ihrem ungewöhnlichen und typischen Äußeren, das andererseits auch wieder viele Teile erfordert und hohe Kosten verursacht. Die Qualität der Modelle zu beurteilen ist nicht so einfach, denn Säuretopfwagen waren ebenso wie die Kesselwagen immer Privatwagen, sie entsprachen also nicht einer offiziellen Zeichnung. Das hat wiederum den Vorteil, dass man nicht zu kritisch zu sein braucht, denn möglich ist ja bekanntlich alles. Die Untergestelle allerdings waren in aller Regel nach den Bauprinzipien ihrer Zeit gebaut und dem sollten auch die Modelle folgen. Märklin hatte unter der Bestellnummer 4657 eine Nachbildung eines Säuretopfwagens im Programm. Dieses Fahrzeug gehört also schon zur älteren Modellbahngeschichte. Es war recht schlicht konstruiert, knallorange Töpfe leuchteten aus dem ansonsten rabenschwarzen Aufbau. Es ist unter Modellbahngesichtspunkten weniger zu gebrauchen. Dafür ist es ein Wertobjekt unter Sammlern, je nach Topffarbe 50 bis 150 Mark. Bis vor einiger Zeit erhältlich war das Modell von Liliput, das aber auch als Privatfahrzeug wenig glaubwürdig wirkte. Auf einem modernen Untergestell mit Doppelschaken-Laufwerk thronte ein Reichsbahnbremserhaus, das man in jedem Fall entfernen oder eventuell gegen ein DB-Blechbremser-
haus austauschen muss, wenn man den Wagen einsetzen will. Zwar war in den Abnahmevorschriften der DB für Privatwagen noch Ende 1963 der Abschnitt über Topfwagen enthalten, auch hat die DR noch 1966 eine Nachbauserie mit modernem Laufwerk aufgelegt, dennoch dürfte das LiliputModell vorbildlos sein; mit einer LüP von 124 mm gibt es jedenfalls das eher gedrungene Aussehen der Vorbilder nicht recht wieder – Bachmann war gut beraten, es nicht wieder auferstehen zu lassen. Das bei weitem attraktivste von allen Säuretopfwagen-Modellen aus Serienproduktion war lange das von Piko, das einige Zeit nur noch als Auslaufmodell verzeichnet war. Im Neuheitenprospekt 1994 wurde es wieder neu vorgestellt, diesmal mit DB-Beschriftung statt der bisherigen ostdeutschen. Mittlerweile ist es in einigen weiteren Beschriftungsvarianten erhältlich. Das Modell ist zwar von der Konstruktion her nicht mehr das jüngste, aber von allen Abmessungen und der Ausführung her äußerst überzeugend. Der Fertigungsstandard von Piko war schon damals so hoch, dass es sich auch heute noch sehen lassen kann. Piko hat sich auch die Mühe gemacht Haltevorrichtung und Laufstege vorbildgemäß nachzubilden. Eine Überarbeitung des Fahrzeuges kann natürlich nie schaden; je nach Gusto kann man dabei am Fahrgestell Puffer, BremsMIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Hersteller-Anschriften Bavaria Brunnauer Weg 44, 91154 Roth Born Kluggasse 12, CH 8640 Rapperswil Electrotren Vertrieb: Titan, Robert-Bosch-Str. 41, 74523 Schwäbisch Hall Fleischmann Kirchenweg 13, 90419 Nürnberg Klein Modellbahn Vertrieb: M+D, Ottostr. 4, 93413 Cham Liliput Vertrieb: Bachmann Industries Europe, Am Umspannwerk 5, 90518 Altdorf Märklin Postfach 860, 73008 Göppingen Piko Lutherstr. 13, 96505 Sonneberg Roco Jakob-Auer-Str. 8, A-5033 Salzburg Sachsenmodelle Dittelsdorfer Str. 2, 02763 Zittau
steller, Aufstiegs- und Rangierertritte gegen Bauteile von Weinert austauschen, am Aufbau die etwas trapezförmigen Streben rechteckig feilen und Laternenhalter aus Messing anbringen. Die Laufplanken kann man aus Holzprofilen neu fertigen (oder die vorhandenen überkleben). Für die Epoche III könnte man das Bremserhaus entfernen (Bretterfugen an der Stirnwand nachritzen) und durch eine offene Bremserbühne ersetzen – sofern man es schafft, das Bremserhaus ohne Beschädigung des Wagens herunterzubekommen, aber diese Umbaumühe hat Piko uns mittlerweile auch schon abgenommen. Die Töpfe könnte man neu lackieren, da die von Piko geradezu spiegelblank sind (Humbrol 70 Dunkelbraun, eventuell mit 100 oder 82 aufgehellt, auch grüne oder graue Töpfe sind denkbar). Der Zweitjüngste im Bunde ist das neue Modell von Fleischmann. Wie von einem Produkt aus allerneuester Produktion zu erwarten, ist die Feinheit der Streben und der Details wie z.B. der Nieten unübertroffen, da merkt man, dass die Formen des PikoModells schon zwei Jahrzehnte auf dem Buckel haben. Auch die Länge ist richtig: Mit einer LüP von 101 mm kommt das Fleischmann-Modell den Vorbildern näher (das Piko-Modell ist in Vergleich zu seinem Vorbild eine Spur zu lang). Dafür wirkt das Modell ungewöhnlich schmal, fast schon wie MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Im Bild oben zwei handelsübliche Säuretopfwagen-Modelle (links Fleischmann, rechts Piko). Foto: lk
Das Modell links weist die Nachbildung eines isolierten Kessels auf; es stammt von Roco.
„Für Chemikalien“ deklariert Roco diesen Vierachser mit seitlicher Auffangrinne. Gut gelungen sind die vierachsigen Chemie-Kesselwagen der spanischen Firma Electrotren (Deutschland-Vertrieb Titan), die in mehreren Varianten angeboten werden.
121
Das fein detaillierte Bavaria-Modell eines bayerischen Topfwagens (Anschriften geändert); wegen des Bremserhauses ist hier nur Platz für 11 Töpfe. Sachsenmodelle liefert diesen kurzen Säuretopfwagen (10 Töpfe) u.a. mit französischer Beschriftung.
Umbauvorschlag für einen nach DR-Vorbild modernisierten Säuretopfwagen (Piko) mit Roco-Fahrwerk (Omm 55): Für einen Wagen mit 12 Töpfen (4,5 m Radstand) wird das Roco-Fahrwerk in der Mitte gekürzt, sodass die Achsen 51,7 mm auseinander liegen. An das eine Ende wird ein UIC-Bremserstand von Weinert geklebt und Rangierertritte angebracht. Laufbretter nicht vergessen! Ein „aufgewerteter“ Säuretopfwagen, hier die kürzere Variante mit 10 Töpfen.
122
ein Fährbootwagen, sodass das eher gedrungene Aussehen des Vorbildes trotz der Kürze nicht getroffen wird. Des Rätsels Lösung: Es fehlt der Laufsteg, der für die Bedienung der Töpfe unabdingbar ist, und die Aufstiegsleiter – das alles muss man in jedem Fall irgendwie nachrüsten, sodass das Piko-Modell immer noch nicht entthront ist. Und die Anschrift „Säuren und Laugen“ bedarf, wie schon gesagt, einer Berichtigung. Angesichts dieser üppigen Historie konnte die Zittauer Firma Sachsenmodelle nicht zurückstehen, auch hier erschien jetzt das angekündigte Modell. Es stellt eine Ausführung mit 10 Töpfen dar, die allerdings weiter auseinander stehen, das Fahrzeug ist daher nicht kürzer als das von Fleischmann. Der Aufbau entspricht in seinen Hauptabmessungen genau einem DRVorbild mit der Gattungsnummer 8393! Darunter wurde offensichtlich das bekannte Kesselwagen-Fahrgestell verwendet, was sich günstig auf den Preis ausgewirkt haben dürfte. Das erwähnte Vorbild hatte allerdings (nach einem Umbau) ein Doppelschaken-Laufwerk mit 4,5 m Radstand und Rollenlager. Das Modell aus Sachsen weist andererseits, wie vorgeschrieben, Aufstiegsleiter und Laufstege auf; die Preiserlein bekommen also keinen Ärger mit der Berufsgenossenschaft, wenn sie dieses Fahrzeug entladen. Töpfe, Haltegestell und Steg sind, ebenfalls Kosten sparend, in einem Stück gespritzt, das Fahrzeug hat also ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Man sollte das Gestell farblich von den Töpfen absetzen und das ganze Ensemble matt oder seidenmatt lackieren, damit die Töpfe ihren Spiegelglanz verlieren. Als Ladegut ist „Säuren“ angeschrieben, was mir aus den bereits genannten Gründen weniger gefällt. Aber da – siehe Piko – Säuretopfwagen ebenso wie Kesselwagen Beschriftungsvarianten herausfordern, kann man ja noch hoffen.
Säuretopfwagen (Kleinserie) Auch die Kleinserienhersteller haben sich immer wieder durch die Säuretopfwagen herausgefordert gefühlt. Da gab es einmal eine Bausatzpackung von Raimo, aus der sich gleich zwei Säuretopfwagen basteln ließen, einer nach bayrischem, der andere nach eher späterem Vorbild. Diese Bausätze sind schon lange nicht mehr erhältlich, aber wir erinnern dennoch gern an sie, MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Säuretopfwagen verschiedener Hersteller
weil sie einen Markstein in der Modellbahngeschichte darstellten: Wenn jemals ein Bausatz nach dem Prinzip „oben hui, unten pfui“ gefertigt war, dann dieser. Dennoch, tauschte man das Fahrgestell aus und fertigte das Haltegestell aus Messing oder Polystyrol an, so erhielt man recht ansprechende Modelle. Heute noch erhältlich und von ganz anderer Art ist der Bausatz von Bavaria (Nr. 2.13). Er besteht vollständig aus geätzten oder gegossenen Messingteilen. Nach der Montage, die durch die Bauanleitung in einigen Punkten m.E. eher erschwert als erleichtert wird, hat man ein wunderschönes Modell eines bayrischen Vorbilds auf dem Gleis stehen. Bei diesen älteren Fahrzeugen war das Bremserhaus nicht vor dem Aufbau angebracht, sondern stand statt eines Topfes im Wagen und die Tür schlug nach vorne auf. Die Bremsanlage ist komplett – fast funktionsfähig – nachgebildet, schließt allerdings die Räder kurz, wenn man sie vorbildgerecht nahe am Radreifen anbringt, zumal die Bremsklötze tatsächlich beweglich in den Hängeeisen gelagert sind! Ich habe sie durch Kunststoff-Bremsklötze eines LiliputOmm ersetzt, die wegen der fehlenden Hängeeisen ohnehin „übrig“ waren. Born hat das Modell eines Säuretopfwagens nach Schweizer Vorbild angekündigt, aber bisher noch nicht ausgeliefert.
Modelle von Säurekesselwagen Das Modell eines modernen Vorbildes hat Roco im Programm. Modern heißt hier, dass solche Wagen etwa ab den 50er-Jahren gebaut worden sind. Als Variante kann man mit einem Handgriff die Ablaufarmaturen entfernen, denn auch viele neuere Kesselwagen werden mittels Druckluft entladen. 1992 erschien er auch mit der älteren Ausführung des VTG-Emblems. Der MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Gut gelungen ist das Roco-Modell eines vierachsigen Chlorkesselwagens. Charakteristisch die Abdeckung über den Armaturen. Auch der zweiachsige, vielfältig verwendbare Säurekesselwagen von Roco lässt keine Wünsche offen.
Wagen hat allerdings keine Auffangrinne, wie sie die allermeisten (aber nicht alle) Säurekesselwagen aus Sicherheitsgründen aufweisen. Mit ein paar Stückchen Polystyrolstreifen bzw. Rundstab lässt sich dem aber zur Not abhelfen. Ein Modell nach einem älteren Vorbild bot Piko/Prefo. Dieses Fahrzeug hat einen sehr schönen, aus zwei Schalen zusammengenieteten eisernen Kessel. Solche Kessel dienen vor allem der Beförderung von Schwefelsäure und Oleum, und diese Ladegutangaben sind auch werksseitig vertreten. Das Fahrgestell jedoch wies zu Prefo-Zeiten einige Mängel auf. Die Achsen waren in einem Blechrahmen gelagert, auf die die Nachbildung der Lagergehäuse, der Federn und der Schaken aufgesetzt war. Da sich Achshalterbleche, Beschwerungsplatte und Beschriftungstafeln gegenseitig im Wege waren, klaffte zwischen Rahmen und
Federböcken ein dicker Spalt, den man, wenn man die Modelle aus alter Produktion aufarbeiten will, wie folgt verschwinden lassen kann: Modell auseinander nehmen. Achslagerbleche so beschneiden, dass sie sich auch bei montiertem Kessel bis zum Anschlag im Rahmen hochschieben lassen. Schraubt man das Modell nun ohne das Beschriftungsblech zusammen, sitzen die Federböcke direkt unter dem Rahmen. Das Blech mit der Beschriftung muss nun abgetrennt und stumpf auf dem Rahmen aufgeklebt werden. Bremserbühne und Bedienungssteg auf dem Kessel kann man ggf. durch Neuanfertigungen ersetzen. Der alte Säurekesselwagen ist jetzt von Sachsenmodelle wieder zu haben, und zwar mit einem völlig neuen Fahrwerk, sodass die oben für die älteren Modelle beschriebene Herrichtung entfallen kann. Außerdem ist er auch mit einem schwarzen Kessel und mittler123
Vor passender Industriekulisse lässt Thomas Becker einen ganzen Zug aus Spezialkesselwagen auffahren – eine bildliche Übersicht über die meisten der im Haupttext erwähnten Kesselwagentypen in H0. Fotos (soweit nicht besonders vermerkt): Thomas Becker
H0-Modelle von Säuretopfwagen Hersteller
Art.-Nr.
BS/FM
Ca.-Preis Achsen
Epoche
Bemerkungen
Bavaria Born Fleischmann
2.03 5093-B 5220 5221 (20700) (4657) 54254 54255 54256 54257 – 16141 16231
BS * BS * FM FM FM FM FM FM FM FM BS FM FM
140,– (in Vorb.) 35,– 40,– – – 30,– 30,– 30,– 30,– – 30,– 30,–
II II III II III III III III IV III II IV III
Kleinserie SBB, Kleinserie DB DRG (Tauschbörsen) (Tauschbörsen) DR DB DR DB (Tauschbörsen) DB DR
Liliput Märklin Piko
Raimo Sachsenmodelle
2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2
H0-Modelle von Säurekesselwagen Hersteller Bavaria Born Electrotren
Art.-Nr.
2.32 5092-B 5448 5449 5451 5452 5453 5456 Klein Modellbahn 3371 3372 3373 3375 Piko/Prefo 426/103 Roco 46706 47078 46188 46716 Sachsenmodelle 16043 16146 16177
BS/FM
Ca.-Preis Achsen
Epoche
Bemerkungen
BS * BS * FM FM FM FM FM FM FM FM FM FM FM FM FM FM FM FM FM FM
150,– (in Vorb.) 40,– 40,– 40,– 40,– 40,– 40,– 35,– 35,– 35,– 35,– – 30,– 30,– 40,– 40,– 30,– 30,– 30,–
I II IV IV IV IV IV IV III IV IV IV III IV III IV V II III III
Kleinserie SBB, Kleinserie SNCF SNCF DB, Heizwanne SNCF SNCF DB, Heizwanne DB, Schwefeldioxid DB, Chlor ÖBB, Chlor DB, Salzsäure (Tauschbörsen) DB, Wacker Ch. DR, Trichloräthylen DB, isoliert DB, Chlor DRG DB DR
* auch Fertigmodelle lieferbar, Preise auf Anfrage
124
2 2 4 4 4 4 4 4 2 2 2 2 2 2 2 4 4 2 2 2
(BS = Bausatz, FM = Fertigmodell)
weile in zahlreichen weiteren Farbund Beschriftungsspielarten angeboten worden, einige davon überzeugender als andere. So sollte man Hinweise auf die Beheizbarkeit des Kessels entfernen. Dieser Typ von Kessel wurde allerdings auch zusammen mit einer Heizwanne verwendet, das wäre dann noch eine Variante, die zu produzieren dem Hersteller nicht allzu schwer fallen sollte. Ein weiteres wunderschönes Modell ist ebenfalls zu nennen: Electrotren bietet einen exzellent gestalteten modernen vierachsigen Säurekesselwagen an, der keinerlei Wünsche offen lässt – bis auf die Beschriftung, die nämlich bei den meisten der vielen lieferbaren Varianten „entzündbare flüssige Stoffe“ o.ä. als Ladegut angibt (offenbar verkaufen sich Tankstellenlogos gut). Der relativ geringe Durchmesser des Kessels, Auffangrinne und Ableitrohr sind aber untrügliche Kennzeichen eines Waggons für ätzende Chemikalien! Es gibt aber auch brauchbare Versionen, nämlich die spanischen: „Acido fosfórico“ steht dort als Ladegut angeschrieben. Von Roco werden ebenfalls Modelle modernerer vierachsiger Säurekesselwagen angeboten, die alle das gleiche (vorbildgetreue) Fahrgestell mit Innenrahmen benutzen. Das eine trägt einen isolierten Kessel für Natronlauge, das andere einen Kessel für Schwefeldioxid, letzterer wäre auch für Chlor oder Flusssäure geeignet. Kleinserienmodelle sind natürlich auch erhältlich, und zwar von der Schweizer Firma Born eine Nachbildung eines eidgenössischen Vorbildes. Es ist aus Messing gefertigt und auch als Bausatz erhältlich; allerdings ist er auch, wohl wegen der kleinen Auflage, nicht ganz billig. Angekündigt hat Bavaria ein Modell eines Wagens mit kleinem Kessel nach einem offensichtlich recht frühen Vorbild. Das neueste derartige Modellfahrzeug ist der Chlorkesselwagen von Klein Modellbahn. Abdeckungen über den Armaturen, die für Chlor, Brom und Schwefeldioxid vorgeschrieben sind, heben ihn bei Vorbild und Modell aus dem Einerlei der Kesselwagen heraus. Damit nicht genug: Als Formvariante hat Klein hiervon jetzt auch richtige Säurekesselwagen abgeleitet! Zum Schluss sei noch darauf verwiesen, dass es auch pa-Behälter für den Transport ätzender Chemikalien gab (siehe MIBA 10/96). Das wäre doch mal eine Alternative zum Bier! MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Betriebliches Dem Transport von „Chemikalien“ auch auf Ihrer Modellbahnanlage steht also nichts entgegen, Fahrzeuge aller Epochen sind typisch vertreten, höchstens einen älteren vierachsigen Säurekesselwagen der Epochen III bis V oder einen Alukesselwagen der Epoche II/III könnte man sich noch wünschen. Angesichts der Vielzahl vorhandener Fahrzeuge sollte es sich für einen Schriftenhersteller eigentlich lohnen, Schilder mit den verschiedenen möglichen Ladegütern herauszugeben, um eine Umbeschriftung der Wagenmodelle zu erleichtern. Als „Kunden“ am Ladegleis kommen natürlich chemische Fabriken aller Art in Frage, Schwefelsäure ist die wichtigste technische Säure überhaupt und wird z.B. bei der Herstellung von Farbstoffen, Textilien oder Düngemitteln verwendet; auch metallurgische Betriebe sind mögliche Abnehmer. Wer so vernarrt in Säurekessel- und -topfwagen ist wie der Autor, wird vielleicht daran denken, die „Herstellung“ von Modellsäure auf der Anlage zu installieren. Schwefelsäure wird aus Schwefel oder aus Gips gewonnen, die natürlich auch angefahren werden müssen. Noch höher geht’s, was den Säuretransport betrifft, bei der Produktion von Salz- oder Salpetersäure oder auch Wasserstoffperoxid her, weil zu deren Herstellung Schwefelsäure erforderlich ist (oder war – die Herstellung der Salpetersäure aus Salpeter und Schwefelsäure ist heute durch wirtschaftlichere Verfahren abgelöst), sodass man eine Anzahl Wagen jeweils zum Antransport der Schwefelsäure wie auch zum Abtransport des Endproduktes benötigt. Wobei nochmals darauf hinzuweisen ist, dass die Säurewagen nur für jeweils eine Chemikalie benutzt werden können (jedenfalls nicht ohne Zwischenreinigung), und dass also die entladenen Wagen nicht ohne weiteres wieder für die Beladung am gleichen Ort bereitgestellt werden können. Auch für die zuletzt genannten Produkte ist die Anfuhr von Mineralien als Ausgangsstoff erforderlich (Kochsalz für Salzsäure, Salpeter oder Nitrate für Salpetersäure), wobei vor allem Koder KKt-Wagen beschäftigt werden können. Und Kohle, Koks oder Heizöl für die Prozesswärme oder einfach zum Heizen werden natürlich auch gebraucht – an Verkehr herrscht also kein Mangel! Thomas Becker MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
Säurekesselwagen von Sachsenmodelle und Klein Modellbahn vor älteren Fabrikgebäuden in H0 Foto: lk Der Chemiekesselwagen von Klein Modellbahn hat vorbildgerechte Auffangrinnen. Im Gegensatz zum Chlorkesselwagen sind die Armaturen hier nicht abgedeckt.
Modell eines modernen Chlorkesselwagens von Klein, unten ein Wagen nach älterem Vorbild mit genietetem Kessel (Modell von Sachsenmodelle, in mehreren Varianten lieferbar).
125
NEUHEIT
Kurz + knapp • Dampfspeicherlok Bauart Meiningen Epoche III-V Baugröße H0 Art.-Nr. L103000 (Ablieferungszustand) Art.-Nr. L103010 (Museumsausführung) • Liliput Bachmann Industries Europe Ltd. Am Umspannwerk 5 90518 Altdorf • DM 200,– • erhältlich im Fachhandel Kleine Lok für viele Zwecke: Dampfspeicherlok von Liliput in der farbenfrohen Lackierung des Ablieferungszustandes. Foto: lk
Dampfspeicherlok in der Baugröße H0 von Liliput
Dampf ohne Feuer Bis weit in die Siebzigerjahre hinein waren sie aus vielen großen Industriebetrieben nicht wegzudenken – hier waren oft Dampfspeicherloks im Werks- und Anschlussverkehr eingesetzt. Liliput verwirklichte diese Lokbauart jetzt im Modell. ls Vorbild wählte Liliput den zuletzt gebauten Loktyp dieser Bauart, der erst ab 1988 beim Raw Meiningen in über 200 Exemplaren entstand. Allerdings griff man dabei auf einen bewährten Entwurf des Lokomotivbau „Karl Marx“ in Babels-
berg aus den Sechzigerjahren zurück. Hintergrund waren die gestiegenen Erdölpreise, sodass man in der DDR gezwungen war, verstärkt auf die heimische Braunkohle zurückzugreifen. Der wirtschaftliche Niedergang der Grundstoffindustrien führte nach der Wende jedoch schon bald dazu, dass die meisten der neuen Loks wieder abgestellt und verschrottet wurden. Allerdings gelangten dafür auch einige Maschinen in den Westen. Hier wollten einige Betriebe weiterhin nicht auf den Einsatz von feuerlosen Dampfspeicherloks verzichten und nutzten daher die Gelegenheit, ihre überalterten Maschinen durch die neuen Loks aus Meiningen zu ersetzen. Das Liliput-Modell entstand nach einem im Verkehrsmuseum Dresden
Liliput bietet die Dampfspeicherlok in zwei Varianten an: Hier die deutlich dezentere Lackierung mit Zierlinien; in dieser Form ist die Lok im Dresdener Verkehrsmuseum zu sehen. Fotos: gp
Die Metallteile verleihen der Lok mit 222 g ein recht hohes Dienstgewicht. Ein Digitaldecoder kann in dem Ausschnitt für die Platine untergebracht werden; eine Schwungmasse ist nicht vorhanden.
A
126
erhalten gebliebenen Vorbild, dem auch die Lackierung in einem matten Grün mit Zierlinien entspricht. Daneben gibt es noch eine zweite Variante im Ablieferungszustand mit einem wesentlich grelleren Grünton. Beide Versionen sind sehr sauber lackiert und beschriftet. Am Kessel sind die Dampfleitungen, die Griffstangen sowie die Aufstiegsleiter zum Sanddom frei stehend ausgeführt und als separate Teile angesetzt; lediglich die Sandfallrohre sind angespritzt. Die Steuerung ist sehr zierlich ausgefallen; ihre Teile sind schwarzvernickelt, ebenso wie die Laufflächen der Radreifen mit den nur 0,7 mm hohen Spurkränzen – der optische Eindruck ist jedenfalls ausgezeichnet. Eine Reihe von Teilen muss noch selbst angesetzt werden. Hier könnte freilich die Passgenauigkeit noch verbessert werden; einige Zapfen ließen sich bei unserem Testexemplar erst nach dem Aufbohren der entsprechenden Öffnungen einsetzen. Der Motor ist mit einem fünfpoligen schräggenuteten Anker ausgestattet, der Antrieb erfolgt über ein Schneckengetriebe auf die letzte Achse. Das Modell lässt sich sehr feinfühlig regeln, Höchstgeschwindigkeit und Zugkraft sind den Aufgaben des Vorbildes angemessen. Das schnarrende Fahrgeräusch ist allerdings etwas laut, dürfte nach dem Einfahren aber sicher noch leiser werden. Für eine Rangierlok wäre sicher noch eine Schwungmasse wünschenswert gewesen, Platz ist zumindest genügend vorhanden. Alles in allem ist es aber ein gelungenes Modell geworden, das auf vielseitige Weise eingesetzt werden kann – eigentlich die ideale Lok für den Werkanschluss im Modell. lk MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
DÄNISCHES „MÄDCHEN FÜR ALLES“
Baureihe D IV der DSB in H0 von Brimalm
• Baureihe D IV der DSB DM 1 965,– * Baugröße H0 • Brimalm Engineering, Box 15, SE-59221 Vadstena, Tel. 0046/143/102 00 E-mail:
[email protected] www.brimalm.com • Erhältlich direkt
Die Baureihe D der Dänischen Staatsbahnen gehörte zu den beliebtesten und bekanntesten dänischen Dampfloks. Die für die DSB gebauten 100 Dampfloks wurden ursprünglich im Güterzugdienst eingesetzt. Später traf man sie aber vor fast allen Gattungen und auf allen DSB-Strecken an. Das Modell wird aus Messing und rostfreiem Stahl in nur 200 Exemplaren gefertigt. Die Lok wird durch einen im Tender befindlichen Maxon-Motor mit kugelgelagerter Schwungmasse angetrieben. Über eine Kardanwelle gelangt die Antriebskraft auf die mittlere Kuppelachse und von da über vorbildgerecht angelenkte Kuppelstangen auf die beiden anderen Kuppelräder. Die angelenkten Kuppelstangen ermöglichen ein senkrechtes Eintauchen der gefederten Radlager in den Rahmen. Der kleinstmögliche befahrbare Radius liegt bei 420 mm.
VOLLE LADUNG Hallenlaufkran als Ladegut von Heico für H0
Großdieselmotor als Ladegut von Heico für H0
KK-Deichsel von Hammerschmid für N
128
• Ladegut „DEMAG“ Hallenlaufkran Art.-Nr.: 870836 DM 22,– ** • Ladegut „Großdieselmotor“ Art.-Nr.: 870834 DM 22,– ** • Ladegut „Industrie-Ölkühler“ Art.-Nr.: 870874 DM 27,– ** Baugröße H0 • Heico Modell Steinschrotweg 7 D-96450 Coburg Tel.: 0 95 63/50 36-0 Fax: 0 95 63/30 71-24 www.heico-modell.de • Erhältlich im Fachhandel
KK-DEICHSEL • KK-Deichsel Art.-Nr.: 80101 DM 14,80 * (4 Stück/Pack.) • Baugröße N • Hammerschmid Präzisionsmodelle, Pfarrer-Behr-Weg 12 D-82402 Seeshaupt Tel./Fax: 0 88 01/17 44 E-Mail:
[email protected] www.hammerschmid.de • Erhältlich direkt
Für feste Zugverbände bietet Hammerschmid eine feine Deichsel mit Bremsschlauchattrappe an, die in die NEM-Normschächte eingesteckt wird. Sie wirkt originalgetreu und erhöht die Betriebssicherheit.
Glaubt man den Ladegütern, die auf der Modellbahn transportiert werden, muß die Wirtschaft brummen. Und sie brummt noch mehr, werden doch z.B. neue Ladungen wie Hallenlaufwerk von DEMAG sowie große Industrie-Ölkühler und Großdieselmotoren verfrachtet. Neue Schüttgüter wie echtes Eisenerz, Bauschutt und Zuckerrüben warten ebenfalls auf eine entsprechende Transportmöglichkeit. Etwas abgewandelt gibt es den Industrie-Ölkühler (160874) für die Baugröße N, sowie einen durch eine Abdeckplane geschützten Stromgenerator (160837) und Frischwasserröhren (160504). Interessant sind auch die Druckpapierrollen (160855), die allerdings witterungsgeschützt zu transportieren sind. MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
NEUHEITEN
INDIZIER- UND MESSLOK
Indizier- und Messlok 44 012 von Lokomotiv Manufaktur München in H0
• BR 44 012 Art.-Nr.: 99106 H.L DM 3180,– * Baugröße H0 • Lokomotivmanufaktur München Rappoltsteiner Str. 13 D-80939 München/Freimann Tel.: 089/3 23 48 86 Fax: 089/3 23 49 85 • Erhältlich direkt
In nur einer kleinen Auflage wird die vierzylindrige Mitteldrucklok 44 012 offeriert. Auf Basis der Schwesterlok – vorgestellt in der MIBA 10/2000 – entstand die Indizier- und Messlokomotive der LVA Versuchanstalt Berlin/Grunewald von 1936. Gebaut wurde die Maschine 1933 von Henschel in Kassel. Neben der sowieso schon prägnanten Erscheinung dieser Lok setzen die vielen Messleitungen dem Modell noch ein i-Tüpfelchen auf. Jedes der fein gestalteten Modelle ist nummeriert und datiert.
* = Unverbindliche Preisempfehlung ** = Durchschnittlicher Ladenpreis Heeresfeldbahnwagen-Bausatz von M+D in Oe
BASIS FÜR VIELE SCHMALSPURWAGEN • Untergestell für Heeresfeldbahnwagen Art.-Nr.: 77000 DM 100,– ** Baugröße 0e • Strohladung Art.-Nr.: 44822 DM 60,– ** Baugröße H0 • M+D, Ottostr. 4 D-93413 Cham/Opf. Tel.: 0 99 71/3 29 30 Fax: 0 99 71/3 28 41 • Erhältlich im Fachhandel
Ein sehr interessantes und gut gestaltetes Ladegut ist
die Strohladung. Sie ist mit einer Plane gegen kurze Regenschauer und Fahrtwind gesichert. Sie lässt sich auf den Fleischmannwagen 5226 und 5256 verladen. Für die 0e-Bahner bietet M+D einen vielseitig ausM+D’s Meistermodell 2000: Strohladung mit Abdeckplane für H0
MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
baubaren Bausatz in Form eines vierachsigen Untergestells für Heeresfeldbahnen an. Auf ihm lassen sich individuelle Aufbauten realisieren. Vorbilder gibt es deren genug, da die Untergestelle bei den verschiedensten Schmalspurbahnen Verwendung fanden. Der Bausatz enthält alle benötigten Teile inkl. der Magic-Trainund Bosna-Kupplung. Wer sich nicht selbst an einen Aufbau wagt, kann auf zwei Flachwagen mit (77003) und ohne Bremserbühne (77006) zurückgreifen. Sie enthalten Bodenbohlen, Beize und erforderliche Kleinteile aus Weißmetall. Weitere Bausätze sind zu erwarten. 129
DURCHGANG
Epochenvariante: BR 163 von Piko in H0
• Baureihe 163 Art.-Nr. 51071 DM 280,– ** • Staubsilowagen Ucs Art.-Nr. 54237 DM 40,– ** • Zementsilowagen Uces Art.-Nr. 54238 DM 40,– ** • Baugröße H0 • Piko, Lutherstr. 30, D-96515 Sonneberg E-Mail:
[email protected] • Erhältlich im Fachhandel
In neuer Farb- und Beschriftungsvariante steht nun die E 63 als BR 163 auf dem Modellgleis. Als Vorbild diente die BR 163 003, wie sie 1971 noch im Stuttgarter Hauptbahnhof im Einsatz war. Technische Ausstattung und Details entsprechen der Epoche-IIIVariante, die in MIBA 8/99 ausführlich beschrieben wurde. Interessant sind immer wieder Güterwagen großer Hersteller, die als Privatwaggon bei der DB AG eingestellt sind. So auch der Ucs des Stassfurter Sodawerks mit blauem Fahrwerk. In einer weiteren Variante als Uces 9121 wird der Waggon von der VTG als Zementsilowagen eingesetzt und ist bei der DB AG ebenfalls als Privatwaggon registriert. * = Unverbindliche Preisempfehlung ** = Durchschnittlicher Ladenpreis
Flüssigkeitscontainer für N von Arnold
130
Staubgutwagen der Stassfurter Sodafabrik und der VTG von Piko in H0
NEUE CONTAINER • Containertragwagen Sgjs Art.-Nr. 4763 DM 55,– ** Baugröße N • Arnold Modelleisenbahnen Meisenweg 1 D-92360 Mühlhausen www.arnoldmodel.com • Erhältlich im Fachhandel
Neu ist nicht der Containertragwagen Sgjs, sondern dessen Ladung. Bei den Containern handelt es sich um 30’-Flüssigkeitscontainer, die in gewissem Umfang die herkömmlichen Kesselwagen ablösen. Die
Container gibt es in den Ausführungen der „IBC“ (Abbildung), „Schenker“ (4761) und „Van den Bosch ERP“ (4761). Auf einer Schmalseite sind Aufstiegsleiter und Füllstutzen nachgebildet. NÜTZLICHE ELEKTRONIK • Herzstückpolarisation Art.-Nr. DHP-W2 DM 79,– * • Kehrschleifenelektronik Art.-Nr.: DKS XL DM 129,– * • Dietz Modellbahntechnik Hindenburgstraße 31 D-75339 Höfen
Tel./Fax: 0 70 81/67 57 E-Mail:
[email protected] www.d-i-e-t-z.de • Erhältlich im Fachhandel und direkt
Universell – analog und digital und für alle Baugrößen – lässt sich das Modul für die Herzstückpolarisation einsetzen. Für die Gartenbahn gibt es auch eine wetterfest vergossene Ausführung. Letzteres gilt auch für die Kehrscheifenelektronik, die 15 A verkraftet. Eine spezielle Schaltung soll eine Beschädigung der Radsätze durch Kontaktfunken verhindern.
Elektronik für Herzstückund Kehrschleifenpolarisation von Dietz
MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
STÜTZE DER NEBENBAHN
NEUHEITEN
• VT 89.9 Art.-Nr. 34232 DM 340,– ** Baugröße H0 • Märklin, Postfach 860 D-73008 Göppingen • Erhältlich im Fachhandel
In nur vier Exemplaren gelangte der von Wismar gebaute Triebwagen mit den markanten Motorvorbauten zur Deutschen Bundesbahn. Mit Indienststellung der VT 95 wurden die vier „Schweineschnäuzchen“ ausgemustert bzw. an Kleinbahnen verkauft. Das Modell ist mit einer DeltaElektronik ausgerüstet und kann sowohl digital wie auch mit Wechselstrom betrieben werden. Für Gleichstrombahnen wird der Triebwagen von Trix unter der Art.-Nr. T22714 angeboten.
„Schweineschnäuzchen“ im DB-Gewand der frühen Epoche 3 von Märklin.
MAUERN UND TÜRMCHEN
FARBE AUF DIE BAHN
• Set Stadtbefestigung Art.-Nr. 8481 DM 95,– ** Baugröße H0 • Kibri Spielwarenfabrik Postfach 1540 D-71005 Böblingen • Erhältlich im Fachhandel
• Wechselbehältertragwagen Art.-Nr. 5251 DM 60,– ** Baugröße H0 • Fleischmann, Kirchenweg 13, D-90419 Nürnberg E-Mail:
[email protected] www.fleischmann.de • Erhältlich im Fachhandel
Ob in dem Container Farbe transportiert wird, oder die neueste Mode, lässt sich nicht so ohne weiteres sagen. Moderne Containerund Wechselbehälter-Tragwagen wie der der Bauart Sgss-y tragen eine wesentliche Last des Güterverkehrs, wie z.B. Container von ECS und sind in vielen Güterzü-
Container-Tragwagen von Fleischman in H0
gen anzutreffen. Zwischen den Trägern des Wagens sind Luftbehälter und Leitungen nachgebildet.
Stadtbefestigung in H0 von Kibri
Städtchen mit erhaltenen Wehranlagen haftet auch heute noch ein bisschen mittelalterliches Flair an. Dieses lässt sich mit einem entsprechenden Set in die Baugröße H0 umsetzen. Das Set beinhaltet einen Wehrturm und ein Stadttor mit asymmetrischem Dach, jeweils mit überdachtem Wehrgang. Zur Verlängerung der Befestigungsanlage beinhaltet der dritte Bausatz im Set einen Teil über- und unüberdachten Wehrgang. Zusammen mit dem schon bekannten Stadttor und weiteren Set lässt sich so manches Städtchen mit einer romantischen Befestigungsanlage einfrieden. MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
131
Tel./Fax: 0351/8 48 51 40 • Erhältlich im Fachhandel
Neue Busse von Rieß in H0
NEUE „RIESSLINGE“ • Stadtbus der „infra Fürth GmbH“ DM 35,– * Baugröße H0 • Erhältlich bei infra Fürth GmbH Leyerstr. 69, D-90763 Fürth • Stadtbus für Gasbetrieb DM 95,– * • Alfred Rieß, Bus- und Straßenbahnmodelle Hetzleser Str. 12 D-90411 Nürnberg Fax: 0911/5 29 79 10 E-Mail:
[email protected] • Erhältlich direkt und im Fachhandel
Zu ihrem 75-jährigen Jubiläum bietet die infra
Fürth GmbH ein Busmodell an, wie sie es im Großen mit Eigenwerbung versehen einsetzt. Der Mercedes-Bus stammt von Rietze und wird von Alfred Rieß mit einer vorbildentsprechenden Bedruckung versehen. Das Modell ist limitiert. Nürnberg besitzt wahrscheinlich die umweltfreundlichste Busflotte. Die VAG setzt etwa 50 Busse ein, die mit Gas betrieben werden. Auf Basis eines MAN-Busses von Wiking entsteht der „Gasbus“ durch Zurüsten des Gasbehälters auf dem Dach. Zudem erhält er eine korrekte Lackierung und lupenreine Beschriftung.
GELENKIG • IFA H6-Stadtbus DM 38,– * • Gelenkbus Ikarus 180 Art.-Nr. 082 DM 52,– * • Baugröße H0 • Beka-Modellbau Böttgerstr. 58B D-01129 Dresden
Mit einer Sonderbedruckung anlässlich 115 Jahre Auhagen ist der IFA H6Stadtbus erhältlich. Neu aus der Form ist der Gelenkbus Ikarus 180. Der Bus ist im Modell ebenfalls gelenkig ausgeführt. Der Faltenbalg aus Gummi lässt aber nur eine etwas eingeschränkte Anlenkung zur Darstellung von Bogenfahrten zu. Der Gelenkbus trägt die Lackierung und Beschriftung der Leipziger Verkehrsbetriebe. Er ist aber auch unlackiert erhältlich. Neu ist auch ein Bausatz mit bedruckten Haltestellenschildern (Art. Nr. 208, Preis DM 8,–).
Gliederbus Ikarus von Beka in H0
Der MIBA-Neuheiten-Ticker Bezeichnung Dreiachsiger Setra-Reisebus o. Beschriftung Iveco-Zugmaschine m. Auflieger „Große Vehne“ DAF-Zugmaschine m. Auflieger der W.e.S.t. GmbH Wartehäuschen nach DDR-Vorbild 50 Jahre Mercedes Benz L 3500 Montagewinkel für Feather Weichenmotor Feldbahndiesellok Gmeinder 8-m-Drehscheibe mit Holzbeplankung 16-m-Drehscheibe mit Holzbeplankung 21-m-Drehscheibe mit Holzbeplankung Magirus-Deutz 230 D 26A mit Bilstein Bergekran MB-Rundhauber mit Mulde MAN Hängerzug „Maxit“ Gestaltungsset „Auf Dächern und Türmen“ MaK-Diesellok „Railion“ Flachwagen der Gattung Salmmp der ital. Armee Jenbach-Pony mit Dach Knickkesselwagen „armita“ der SNCF, Ep. V Containertragwagen mit 3 20’-Containern „ECS“ Ford Transit „Post Express“ Audi A 6 „Feuerwehr Nürnberg“
Baugröße H0 H0 H0 H0 H0
Art.-Nr. 11011 70944 71303 207 BW1
H0e 0m/0e/0f H0 TT H0 H0 H0 H0 H0 H0 H0 H0 H0 H0 H0
B-11070 B-11072 B-11082 B-8098 L112461 L221200 58044 54185 54804 30623 50665
Firma AWM
Anschrift Postfach 1120, D-95085 Selb
liefert* FH
Beka Brekina Feather Products Hapo
Böttgerstr. 58B, D-01129 Dresden FH Carl-Benz-Str. 1, D-79331 Teningen FH Hermetschloostr. 75, CH-8010 Zürich-Mülligen FH Bachfeldstr. 4, D-86899 Landsberg FH
Kibri
Otto-Lilienthal-Str. 40, D-71034 Böblingen
FH
Liliput/Bachmann Am Umspannwerk 5, D-90518 Altdorf
FH
M+D Piko
Ottostr.4, D-93413 Cham Lutherstr. 30, D-96515 Sonneberg
FH FH
Rietze
In der Hernau 1, D-90518 Altdorf
FH
d = Direktvertrieb, FH = Verkauf über Modellbahn-Fachhandel
132
MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
VON FELDBAHN BIS PULLMAN • LGBchen Art.-Nr. 22140 DM 400,– ** • Rü.KB-Dampflok 53 Mh Art.-Nr. 28002 DM 1800,– ** • Pullman-Wagen Art.-Nr. 32658 DM 600,– ** • Baugröße 2m • LGB, Saganer Str. 1-5 D-90475 Nürnberg E-Mail:
[email protected] www.lgb.de • Erhältlich im Fachhandel
Weit verbreitet haben die kleinen „Feldbahndampfloks“ eher ein unscheinbares Dasein geführt. Das Vorbild fürs LGBchen versah auf Java als Meterspurlok seinen Dienst. Für den heimischen Feld- bzw. Gartenbahndienst gibt es eine schwarze Variante mit Kobelschornstein. Die Lok trägt ein Fabrikschild der Firma Jung. Der Antrieb ist gegenüber dem ersten Modell überarbeitet. Der als 99 4633 bekannte D-Kuppler ist nun in grüner Farbgebung ausgeliefert, wie er anfänglich bei der Rügenschen Kleinbahn gefahren ist. Die digitale Geräuschelektronik bringt mit dem großen Lautsprecher in der Feuerbüchse den Flair des Dampfbetriebs rüber. Zusammen mit dem nachrüstbaren LGB-Decoder können einzelne Geräusche der Geräuschelektronik aktiviert werden.
Schotterbettungen von Modellbau Freiburg u.a. für LGB, Märklin H0 und Z
MIBA-Miniaturbahnen 11/2000
NEUHEITEN
LGBchen mit Kobelschornstein
Edler Reisezugwagen des Pullman-Express von LGB
In einer Farb- und Beschriftungsvariante als „Golden Mountain Pullman Express“ der MOB kann der luxuriöse Pullman-Wagen nun den Fuhrpark edler Waggons erweitern. Die edle Reisesänfte verfügt in der hellelfenbein/blauen Ausführung über Falttüren.
SCHOTTERBETTUNGEN VON Z BIS 2M (G) • Schotterbett für LGB (60 cm) Art.-Nr. UL-1060 DM 15,– * • Schotterbett für Märklin-KFlexgleis Art.-Nr. UM-2205 DM 6,30 * • Schotterbett für Märklin-KFlexgleis Art.-Nr. UM-8594 DM 5,20 * Baugröße Z bis 2m • Modellbau Freiburg Ralf Kramer-Frenzel Alemannenstr. 85 D-79117 Freiburg Tel. 07 61/69 66 208 Fax: 07 61/69 66 209 • Erhältlich direkt
Unter der Produktbezeichnung Utility-Gleisbettung bietet der Freiburger Her-
steller für die gängigen Gleissysteme Schotterbettungen mit hellgrauem Echtsteinschotter an. Geliefert werden können die Schotterbettungen für die gängigen Standardgleise und Weichen, wie auch für Flexgleise. Für Letztere sind die Bettungen flexibel ausgeführt. Gleisbettungen für gebogene Gleise können auch mit einer Gleisüberhöhung geordert werden. Die Gleise lassen sich gut in die Bettung eindrücken und sitzen fest. Die oben aufgeführten Bettungen dienen nur als „Preisbeispiel“ für das schon umfangreiche Programm. Die Bettungen für das LGB-Gleis sind nicht wetterfest. Auf Wunsch sind die Schotterbettungen auch mit Korkschotter lieferbar. 133
NEUHEITEN
* = Unverbindliche Preisempfehlung ** = Durchschnittlicher Ladenpreis
ZWÖLFTONNER Beiwagen C als Wartehalle und Werkstattwagen von Lars Uenver in H0/H0m
MIT BEIWAGEN • Arbeitswagen C-Tw Art.-Nr.: ST 006-5 DM 391,17 * • Beiwagen C als Wartehalle Art.-Nr. ST 006-6 DM 234,70 * • Baugröße H0/H0m • Lars Uenver Alt Niederursel 25 D-60439 Frankfurt Tel./Fax: 069/57 42 79 E-Mail:
[email protected] • Erhältlich direkt
Arbeitswagen bringen nicht nur Abwechslung in den Fahrzeugpark, sondern hin und wieder auch den Fahrplan durcheinander. Im Angebot befindet sich der Franfurter C-Tw als Arbeitswagen. Beim Vorbild war er jahrelang ein „Standmodell“. Die Sprache ist von einem Frankfurter Beiwagen, der von 1929 bis 1937 als Wartehalle im Einsatz war. Für den Winterdienst erhielt er einen Lyrabügel, über den die elektrische Heizung und die Beleuchtung mit Energie versorgt wurde. Mit dieser Warte-
134
12-t-Kranwagen in H0 von UniCata in kleiner Auflage
halle lässt sich sicherlich so manche Haltestelle dekorativ gestalten. DOPPELTÜRER • 15’ Doubledoor 50’ Boxcar Art.-Nr.: 6950 DM 65,– ** • Boxcar Art.-Nr. 5105 DM 60,– ** • Baugröße H0 • Kadee Quality Products Co. 673 AvenueC, White City OR 97503-1078, USA • Erhältlich im Fachhandel
Kadee lieferte den ersten 50’-PS-1-Boxcars mit 15’Doppeltür aus. Als Vorbild
stand eine frühe Version des PS-1 Pate. Der Prototyp für die „Chicago Rock Island Pacific“ wurde 1960 gebaut. Die Wagen waren mit Handbremsen von Champion Peacock und mit PS-Türen ausgerüstet. In einer Farb- und Beschriftungsvariante wird der 40’PS-1-Boxcar mit weißer Beschriftung der Louisville & Nashville angeboten. Dach und Stirnwände sind wie die Seitenwände in Oxidrot gehalten. Der Wagen ist mit 9’-CamelYoungstown-Türen ausgestattet. Doubledoor-Boxcar von Kadee
• Krupp 12-t-Kranwagen der Berufsfeuerwehr Nürnberg DM 150,– * (Fertigmodell) • Krupp 12-t-Kranwagen KW 12 DM 75,– * (Bausatz) • Baugröße H0 • UniCata Modellbau Kirchberg 11 D-90482 Nürnberg Tel./Fax: 09 11/54 12 42 • Erhältlich direkt • Sonderserien Krupp KW 12 „Scholpp“ Krupp KW 12 „Schmidbauer“ Krupp KW 12 „Schenker“ DM 150,– * (Fertigmodelle) • UniCata Modellbau Vertrieb: Rietzer Modellbau Bucher Str. 109 D-90419 Nürnberg Tel. 09 11/34 65 07
Bisher fertigte UniCata Modellbau aus Nürnberg nur im Maßstab 1:50. Mit einem Sondermodell zur 125-Jahrfeier der Nürnberger Berufsfeuerwehr stieg UniCata in den Maßstab 1:87 ein. Gefertigt wird ein Modell des 12-t-Kranwagens KW 12 von Krupp, der Anfang der Siebzigerjahre bei vielen großen Autokranbetrieben eingesetzt wurde. Die Bauteile sind sauber in Weißmetall gegossen, zahlreiche Neusilberätzteile tragen zum guten Aussehen des Modells bei. Besonders fein ist die Fahrerkabine ausgeführt. Das Modell wird in vier Varianten als Fertigmodell sowie als Bausatz zur individuellen Gestaltung angeboten. Von den zivilen Fertigmodellen werden einmalig nur jeweils 40 Stück gefertigt, vom Nürnberger Modell wurden 500 aufgelegt. bf MIBA-Miniaturbahnen 11/2000