Schwerpunkt: Richtig rangieren ● St. Andreasberger Zahnradbahn ● MIBA-Jubiläum ● Bausatzbericht: Weinert-41
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MIBA
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3 /1998 März 1998 · B 8784 · 50. Jahrg. DM/sFr 12,– · S 90,– · Lit 15 000 · hfl 15,– · lfr 270,– http: // www.miba.de
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INHALT MIBA 3 7 9 10
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MIBASchwerpunkt
Richtig rangieren 41 351 von Weinert
Anlagenvorschlag mit Zahnradbahn
S. 30
Kleinserie vom Feinsten
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St. Andreasberg West Elektrotechnik für jedermann
Magnetsensoren Individueller Gebäude-Modellbau
Stellwerk „Altenahr“
30 35 36
ENDE
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INDEX HILFE
46 48 50
Ens luure, wat esu kütt! Leserbriefe Nur ein Bild - H0-Motiv Fleischmann Bahn, das präg dir ein, gibt ... - St. Andreasberg in klein!St. Andreasberg im Harz.... Klarer Fall für den Psychiater? - Ein Stellwerk für die Ahrtalbahn Bemo-Bausatz der BR 99.77-79 Neue Neubaulok Erinnerung im Bücherregal - SuperUerdinger in H0Der Schienenbus Weinert-Komplettbausatz der Baureihe 41 - Meister-Mikado Hermann Hoyer - Schienophilie schon in der Wiege Fünf Jahrzehnte MIBA-Titel - Die MIBA im März Bauprojekt Vogelsberger Westbahn (3) - Zungenspiel auf Zement Pioniere der Modellbahn (3) Arnaldo Pocher - Künstler aus Turin Innovativ in die Pleite: erfolglose Modellbahnfirmen (1) Von Überschriften und Aufmachern - WeWaWs witzige Werbetitel Bücher/Video
3 /1998 60 2. Echtdampf-Hallentreffen in Sinsheim - Kohle und Wasser, Ruß ... 62 Erfahrungen eines Modellbahners Durchgangsbahnh. am Innenbogen 72 Von Ablaufberg bis Zugbildungsplan - Rangierdienst von A-Z 78 Rangieren auf der Modellbahn Bahnfracht für Ettenheim 83 Messeneuheit von Roco: Rangieren mit Komfort - Kuppeln 84 Eine Mitfahrt mit dem Übergabezug 62005 im Modell - Rangieralltag 90 Klein Modellbahns BR 92 mit sbSchwung - Gute Manieren beim R. 92 Buschs PC Rail für Windows Metamorphose 94 Für die Modellbahn entdeckt: Meldung per Magnetsensor 96 Walk around, losgelöster Modellbahnspaß mit dem ... 98 Modellbau mit Magic Train - ein 0eProjekt (4): Güterwagen - leicht gesupert 102 Am hellichten Tag: Schlafwagen in der Epoche 3 104 Brawa 232/234 - Multipack in N: 111 Neuheiten
ZUR SACHE
A
uf ein neues ... Wenn diese Zeilen geschrieben werden, steht die Spielwarenmesse unmittelbar bevor. „Da wollen wir doch jetzt noch nicht dran denken“, kommt gerade hinter mir der Einwurf von jw. Recht hat er, denn auf Hektik dieser Tage sollte man sich besser schon einige Zeit vorher seelisch vorbereiten. Im Grunde bleibt ohnehin nichts anderes übrig, als sich einfach überraschen zu lassen – auch
Ens luure, wat esu kütt!
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Güterverkehr im Bahnhof Ettenheim. Das Titelbild von Bruno Kaiser zeigt, worum es beim Schwerpunkt-Thema dieser MIBA geht: Richtig rangieren. Martin Knaden hat sich dagegen dem neuen Bausatz der BR 41 von Weinert gewidmet.
wenn die sogenannten „großen“ Überraschungen wie bereits in den letzten Jahren wohl nicht zu erwarten sind. Oder liegt es einfach daran, daß man als hauptberuflicher Modellbahn-Redakteur bereits fast schon wieder zuviel gesehen hat und einen buchstäblich auch nichts mehr vom Hocker reißt? Vielen normalen Modellbahnern dürfte es durchaus ähnlich gehen, denn eine gewisse Sättigung läßt sich der ganzen Branche zweifellos nicht absprechen. Aber schließlich besteht unser Hobby glücklicherweise nicht einfach nur im gedankenlosen Konsumieren vorgefertigter Industrieprodukte. Spaß machen soll es ja letztlich auch noch, und dazu gehört vor allem die Freude am Spielen und an kreativer Tätigkeit, sprich Basteln und Gestalten. Model railroading is fun, wie unsere amerikanischen Kollegen zu Recht sagen. Außerdem, lassen sich beispielsweise so schöne Modelle wie etwa die BR 91 von Fleischmann oder Brawas E 95 einfach so „konsumieren“? Wenn
man’s wörtlich aus dem Lateinischen übersetzt, heißt es nichts anderes als „verbrauchen“ (und auch „verschwenden“!). In diesem Sinne verbrauchen läßt sich eine Modell-Lok eigentlich nur sehr schlecht: Essen kann man sie nicht, und der Verschleiß hält sich normalerweise auch in Grenzen. Etwas anders sieht es schon beim Bau einer Anlage aus, denn dort wird in der Regel eine ganze Menge Material wie Holz, Gips, Leim, Gleise, Schotter und vieles mehr verbraucht und – aus eigener Erfahrung – so manches Mal wohl auch verschwendet (hat sich im Zeitalter der korrekten Mülltrennung schon einmal jemand Gedanken über die fachgerechte Entsorgung einer Modellbahnanlage gemacht?). Was nun das Spielen angeht, so gibt es fast keine Grenzen: Auf den wenigen Gleisen von Bertold Langers Kleinanlage „Müllem“, die im neuen MIBASpezial 35 mit einer Oberleitung versehen wird, läßt sich ebenso ein abwechslungsreicher und vorbildgetreuer Eisenbahnbetrieb nachspielen wie auf Bruno Kaisers raumfüllender Großanlage (siehe ab Seite 78). Sollte es dabei gelegentlich nicht immer ganz so den Vorschriften nach zugehen wie beim großen Vorbild, braucht das glücklicherweise auch nicht zu stören; unsere kleine Bahn hat eben ihre eigenen Regeln. Wen das jetzt stört, kann ja weggucken oder es einfach anders machen – im Zweifelsfall berichten wir auch darüber. Lutz Kuhl
* Rheinisches Äquivalent zu „Schau’n mer mal!“ MIBA-Miniaturbahnen 3/98
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MIBA 12/97, Leserbriefe
Preisunterschiede Heute erhielt ich das Dezember-Heft. Die Leserbriefe über die Preisunterschiede fand ich interessant. Als BemoModellbahner habe ich Probleme hier in Calgary/Canada. Der einzige Hobby-Laden, der BemoArtikel führt, verlangt das Doppelte, was ich normalerweise bei meinen Besuchen in Deutschland bezahle. Die BoBo III der RhB kostet hier $ 550,–, das sind DM 681,30; der neue BemoKatalog $ 26,50, also DM 32,80; das ist mir zuviel. Seit über zwei Jahren kaufe ich meine Sachen per Fax von Lok 14 in München. Natürlich warte ich, bis mehrere Sachen zusammenkommen, dadurch werden die Postgebühren niedriger. Abrechnung erfolgt per Masterkarte, alles ohne Schwierigkeiten, dazu spare ich auch noch die Mehrwertsteuer. Nun suche ich nur noch ein Geschäft, wo ich Faller, Vollmer und andere ZubehörherstellerArtikel kaufen kann. Per Internet und der CD „Der interaktive Marktführer“ bleibe ich auf dem laufenden und gut informiert. Herbert Stangl, Calgary/Canada
MIBA 12/97, Test Trix V 140
Fahrdynamik spürbar Ihre doch recht deutliche Kritik am Auslaufverhalten der Trix V 140 hat mich doch etwas überrascht. Zwar lassen sich die Probleme beim automatischen Blockstellenbetrieb nicht leug-
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nen, doch verfügen praktisch alle aus neuerer Fertigung stammenden Modelle nach nordamerikanischem Vorbild über ein ähnliches Auslaufverhalten. Die V 140 ist das erste europäische Großserienmodell nach der Roco V 200, bei dem die Schwungmasse beim Fahren dynamisch spürbar wird und nicht nur zur Kaschierung der Stromabnahmeprobleme dient. Beim Versuch, alles zu normieren und an den Erfordernissen einer durchschnittlichen Clubanlage zu orientieren, laufen wir letztendlich Gefahr, jeden Versuch einer Weiterentwicklung des Hobbys (bei der Spurkranzhöhe ist uns das ja bereits für alle Ewigkeit gelungen) zu unterbinden. Auch die Einführung der Kurzkupplung oder maßstäblicher Schnellzugwagen ist bekanntlich nicht ganz reibungslos verlaufen. Willibald Unger, Wien
LESERBRIEFE
stark) als Eck-, Längs- oder Querversteifungen einkleben, wo immer es sinnvoll erscheint. Um die „Durchsicht“ zu wahren, kann das auch glasklares Material (z.B. aus FleischmannWagenverpackungen) sein. Da das Flachdach des Packwagens mit 0,5-mm-Polystryrol ohne weitere Versteifung ganzflächig unterklebt wurde, ist bereits abzusehen, daß es in ein paar Jahren eingesunken sein wird – wie der Dachfirst einer alten Feldscheune – und die Seitenwände sich dadurch spreizen werden. Auch an eine Versteifung entlang der Klebestelle der Stirnwände sollte man denken. Dieser Hinweis gilt selbstverständlich für alle entsprechenden Umoder Selbstbauten bei Verwendung von Polystyrol. Gerhard Krauth, Mainz
MIBA 12/97, Abgespeckt und aufgerüstet
Spannungen und Verwerfungen Den auf S. 96 geschilderten Umbau habe ich schon vor vielen Jahren vorgenommen und seitdem viele Wagen in ähnlicher Weise behandelt. Ich kann nur sagen: Durch Schaden wird man klug! In meinem Beitrag über Postwagen (Heft 6/97) habe ich bereits darauf hingewiesen, daß beim Verkleben von Polystyrol unterschiedlicher Stärke im Laufe der Zeit starke Spannungen und damit nicht korrigierbare Verwerfunen entstehen. Besonders der Fleischmann-Kunststoff reagiert empfindlich. Deshalb sollte man Spanten aus hochkant aufgeklebten Streifen (min. 1 mm
MIBA 12/97, Strom-Abnehmer
Dem harten Betriebseinsatz gewachsen Der Ansicht von Herrn Stein, daß filigrane Modellbahn-Pantographen nicht praxistauglich seien, kann ich leider nicht zustimmen. Auf der zusammen mit meinen Brüdern betriebenen H0Modellbahnanlage verkehren über 30 Elloks mit den Roco-Pantographen der „neuen Generation“, darunter allein sieben Roco-Modelle der SBB-/BLSBaureihe Re 460/465 mit ihren schmalen, der SBB-Norm entsprechenden
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Schleifstücken. Alle meistern die mit deutschem „Zick-Zack“ verlegte Sommerfeldt-Oberleitung ohne Probleme, trotz enger Radien und teilweise recht laienhafter Fahrtdrahtverlegung. Roco hat gezeigt, daß man vorbildgerechte, filigrane Modell-Pantographen fertigen kann, die dem harten Betriebseinsatz auf Modellbahnanlagen sehr wohl gewachsen sind! Michael Glees, Mainz
MIBA 1/98, Vogelsberger Westbahn
Auch ohne Gerstensaft Die Reihe „Projekt Vogelsberger Westbahn“ ist sicher ein interessanter Bericht, genauso wie über andere Anlagen auch. Auch den Humor dieses Berichts will ich nicht abstreiten. Ist es dennoch nötig, unser Hobby derart in Verbindung mit alkoholischen Getränken zu bringen? Das erste Bild, der erste Eindruck: Hoch die Tassen! Auf den folgenden Bildern sind fast alle Etiketten werbewirksam in die Kamera gedreht. Auf 9 von 13 Bildern werden unter anderem Bierflaschen oder -gläser gezeigt. Auch wenn man das Ganze nicht so ernst nimmt, entsteht der Eindruck, daß Modellbahnbau automatisch mit dem Genuß von Bier einhergeht. Ich glaube nicht, daß dies unserem Hobby förderlich ist. Sicher kann man auch jede Menge Spaß beim Modellbahnbau und beim anschließenden Fahrbetrieb haben, ohne daß eine Flasche Gerstensaft dazugehören muß. In diesem Sinne wünsche ich mir die MIBA weiterhin so wie sie ist. Ingo Kroneberger, Vettweiß
Acht herrliche Chaoten Herzlichen Glückwunsch zu Heft 1/98. Alle modellbahnorientierten Artikel in diesem Heft verdienen großes Lob. Selten war eine Zeitschrift von der Themenauswahl in letzter Zeit so interessant gemacht wie diese MIBA-Ausgabe. Einen Beitrag möchte ich aber doch als den Knaller herausstellen – nämlich die Geschichte um acht Freunde und eine Anlage: das Projekt Vogelsberger Westbahn. Wer immer auch „mm“ sein mag, sein Schreibstil verdient höchste Achtung und ist es allein schon wert, den Fortgang der Arbeiten an dieser Anlage zu verfolgen. 8
Anhand der Bilder läßt sich der Text, einmal gelesen, gut wieder ins Gedächtnis zurückrufen. Vor allem wurden auch die geistigen Vorarbeiten zu einem Projekt und ihre Auswirkungen auf den menschlichen Organismus (erhöhtes Verlangen nach Bier und Nikotin) mal bildlich dargestellt. Mein Kompliment! Zwar kann ich mich im Moment nicht des Eindruckes erwehren, daß sich hier acht herrlich menschliche Chaoten gefunden haben. Doch ich nehme an, daß die MIBA ihre Lesergemeinde in der nächsten Folge eines besseren belehren wird, wenn es irgendwann um den Gebrauch von Rohstoffen und Werkzeugen gehen wird. Hoffen wir, daß alles ohne ernsthafte Verletzungen abgeht, und daß sich alle ihren Humor bei der Sache erhalten. Anerkennung verdient jedoch nicht nur „mm“, sondern auch das Projekt an sich. Endlich baut mal jemand in aller Öffentlichkeit eine Nebenbahn. Ohne Schnellzüge und ohne große Lokomotiven. Man übt sich in Bescheidenheit, was den Umfang der Gleisanlagen betrifft, und fordert aufgrund des gewählten Themas seine handwerklichen Fähigkeiten zu Höchstleistungen heraus. Bravo! Jörg List, Stuttgart
MIBA 6/97, Privatanschluß
Puff in Coburg In Heft 6/97, S. 27, umschreibt mm einen Gleisanschluß in Coburg, dem man allerlei Privatwagen bis hin zu „Dr. Klöbners Gummiwaren“ zustellen kann. Einen Aüm, der ab und zu neue Mitarbeiterinnen bringt, hat er diskret verschwiegen. Sollen die Damen etwa zu Fuß vom Coburger Bahnhof in die Rodacher Straße gehen? Ihrer sehr diskreten Darstellung will ich gerne eine etwas deftigere hinzufügen: Bei einem Steinkohlebergwerk im Ruhrgebiet rief der Verkaufsleiter in das Büro seiner Verkäufer: „Der Puff in Coburg hat die letzte Lieferung beanstandet. Da muß einer hinfahren und eine Probe holen.“ Unter den Kollegen im Verkauf brach ein Gerangel aus, wer denn nun zum Puff nach Coburg fahren durfte. Die Enttäuschung des Auserwählten war groß, als er in Coburg in der Rodacher Straße die Brennstoffhandlung Carl Puff antraf.
Übrigens: Der Name Puff kommt in Coburg öfter vor, und Goethes Charlotte hieß mit dem Familiennamen auch Puff. Die ganze zweite Jahreshälfte habe ich vergebens danach Ausschau gehalten, daß Sie Ihren Lesern mitteilen, was es mit dem Anschluß „Puff“, der im Kilometer 0,9 vom Streckengleis Coburg-Rodach abzweigt, wirklich auf sich hat. Ich habe mich sehr darüber gefreut, daß Sie den Anschluß Puff entdeckt und daraus eine so schöne Geschichte gemacht haben, die man noch weiter ausspinnen kann. Dr. Gundobert Künzel, Wesel
Neuheiten
Wer hat passende Radsätze? Da beglückt uns die Firma Klein schon seit einiger Zeit mit ständig wachsenden Serien von Wagen des USTC bzw. der DB-Bauarten ..09 und ..49. Als Wagen amerikanischen Ursprungs liefen diese auf Radsätzen mit dem USStandarddurchmesser von 3“, d.h. 838 mm, oder umgerechnet für den Maßstab 1:87 rund 9,65 mm. Leider verwendet Klein nicht im Durchmesser passende Radsätze. Und wer sich an RP 25 Radsätze herantraut, steht auch nicht besser da. Es gibt zwar genug im Durchmesser passende Radsätze aus den USA (wie gesagt, 3“ ist dort eine gängige Größe), aber leider alle auf der dortigen „Standardachse“ mit 26 mm Länge. Wer weiß Abhilfe, um doch noch an in Durchmesser und Achslänge passende Radsätze, möglichst mit RP-25-Profil, zu gelangen? Michael Schleifer (E-Mail)
Leserbriefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder; im Sinne größtmöglicher Meinungsvielfalt behalten wir uns das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.
Ihre Meinung interessiert uns!
Schreiben Sie uns: Redaktion MIBA Senefelderstraße 11 90409 Nürnberg Telefax: 09 11/5 19 65 40 E-mail:
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Foto: Martin Knaden
NUR EIN BILD
N
eulich auf unserem Diorama: „Hey, was willst du denn hier auf meinem Gleis? Was sucht so ein verstaubter Hobel auf meinem superdetaillierten Diorama?“ – „Ich kann nichts dafür, der Fotograf wollte es so. Außerdem bin ich kein alter ,Hobel‘; ich bin eine Messe-Neuheit!“ – „Ach was … !?!“ – „Na ja, ist halt schon eine Weile her. Ich war früher ein Modell, das den Kindern unter dem Weihnachtsbaum eine Freude gemacht hat und auf dem Schienenkreis seine Runden zog.“ – „So ein Blödsinn! Immer nur im Kreis fahren!“ – „Ja, das war damals eben so. Da hat man die Schienen einfach nur auf dem Fußboden zusammengesteckt, und los ging’s.“ – „Also so was hats bei mir nur einmal gegeben: da hat mich der MIBA-Tester stundenlang ,warm‘ laufen lassen! Echt öde. Und dann hat er mich noch vermessen und alle Details begutachtet.“ – „Du meine Güte! Details waren uns damals völlig egal. Hauptsache, wir sind gefahren, statt meistens in der Vitrine zu stehen.“ – „Ich stehe nicht meistens in der Vitrine.“ – „Tust du doch!“ – „Tu ich nicht!“ – „Doch!!“ – „Nein!!!“ – „Doch!!!!“ – In diesem Moment mischt sich der Fahrdienstleiter ein: „Hört ihr wohl auf zu streiten!“ Und noch im Weggehen murmelt er vor sich hin: „Sprechende Loks – das wäre ja noch schöner …“
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VORBILD + MODELL
Fleischmanns Bahn, das präg dir ein, gibt …
St. Andreasberg in klein! Nachgerade ein BilderbuchVorbild für eine landschaftlich und betrieblich reizvolle Modellbahn ist St. Andreasberg im Harz, vorgestellt von Michael Meinhold.
F
leischmann-Bahn, das präg dir ein/ ist die Bundesbahn in klein!“ – reimte der Nürnberger ModellbahnHersteller in der Epoche 3. Und in der Tat: Gleisanlagen und Betrieb der damaligen Bundesbahnstrecke Scharzfeld–St. Andreasberg West lassen sich mit der heutigen Fleischmann-Bahn nahezu authentisch nachbilden, und mit ein wenig augenzwinkernder Großzügigkeit ist auch die Modell-Darstellung der einst von hier zum Stadtbahnhof führenden Zahnradbahn kein 10
Problem. Einst – denn bereits 1959 wurde die weithin bekannte Bergbahn stillgelegt. Vier Jahre zuvor hatte sie Horst Lehne, ein unermüdlicher Kämpfer für ihren Erhalt, in den „Hamburger Blättern“ geschildert: „Am 19.7.1913 wurde die normalspurige Zahnradbahn, die den heutigen Bundesbahnhof an der Silberhütte (St. Andreasberg West, 434 m) mit der Bergstadt verbindet, eröffnet. Die Bahn wurde mit einem Aufwand von über 850.000 Mark zum teilweisen Ausgleich für die durch die Schließung des Bergbaues (Gruben: 1.4.1910, Silberhütte: 1912) entstandene Notlage der Bevölkerung geschaffen, um den landschaftlich schönen Ort des Oberharzes für Erholungsreisende bequemer zugänglich zu machen. Sie hat Anschluß an die am 15.10.1884 eröffnete Bahn Scharzfeld–St. Andreasberg/Silberhütte. Der wohlmeinende Volksmund hat
sie ,Mariechen‘ getauft, da die Lokomotive kurz vor Erreichen der Bergstation pfeift, was unschwer als ,Mariiiechen!‘ gedeutet werden kann. Die 1,7 km lange Strecke führt, kurz nach dem Talbahnhof bereits steil ansteigend, teils auf hohem Bahndamm und teils bis zu 36 m tief in den Felsen eingesprengt, durch malerische Fichtenbestände mit einer durchschnittlichen Steigung von 1:8 als ,schönste und aussichtsreichste‘ Bahn Norddeutschlands über die Station Schwalbenherd zum 171 m höher gelegenen Stadtbahnhof (605 m). Außer für den Personenverkehr, der besonders im Winter stärker hervortritt, dient die Bahn vor allem dem Güterverkehr. Im Sommer 1955 fuhr durchschnittlich ein Güterzug (ein 20-t-Wagen) pro Tag, 1953 wurden 5464 t befördert. Die fahrplanmäßige Reisezeit der Personenzüge beträgt zur Zeit durchschnittlich 13 Minuten 43 Sekunden.“ MIBA-Miniaturbahnen 3/98
Die Ansichtskarte zeigt auf einen Blick die markantesten Motive der Zahnradbahn, die tatsächlich erst 1959 stillgelegt wurde.
Wie auf der Modellbahn: Schienenbus-Garnitur und G 10 von Fleischmann, Mercedes-Autobus von Brekina und Kibris (ehemaliges) Stationsgebäude „Laufenmühle“ – Blick auf St. Andreasberg West um 1955. Fotos: Foto-Stille, St. Andreasberg/Slg. Jan Bruns Bereits vor über 40 Jahren, in Heft 14/1955, stellte die MIBA den Gleisplan von St. Andreasberg West als passables Modellbahn-Vorbild vor.
Die Karte von 1958 zeigt außer der St. Andreasberger Kleinbahn mehr als ein Dutzend mittlerweile verschwundener Strecken; allerdings sind Walkenried–Ellrich und Eichenberg–Arenshausen (wieder) hinzugekommen … Archiv Michael Meinhold MIBA-Miniaturbahnen 3/98
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86 Bw Northeim (Han)
Pw
B4 Bild oben: Zur letzten Fahrt am 23.4.1959 haben sich die Fahrgäste auf dem schmucken Mosaikpflaster versammelt; im Hintergrund die Werksgebäude der Firma Stürze.
Blick über Laderampe und Kleinbahnsteig auf die Dienstwohnhäuser, die im Modell mit den Kibri-Gebäuden dargestellt werden können.
Rechte Seite: Gemischter Zug am Hp Schwalbenherd, wo das Anfahren in der Steigung nicht unproblematisch war. Fotos: Foto-Stille, St. Andreasberg/Slg. Jan Bruns
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Nach kurzer Darstellung der Fahrzeuge fährt Horst Lehne fort: „Eine Rücksprache mit den zuständigen Stellen der Bahn in St. Andreasberg ergab bedauerlicherweise, daß das Unternehmen an einer Fortführung des Betriebes der Zahnradbahn nicht interessiert sei. Angeblich seien etwa 26.000,– DM jährlich an Zuschüssen erforderlich … Die Einstellung des Betriebes würde zweifellos die Zurückverlegung des Endpunktes der Bundesbahn von St. Andreasberg West nach Odertal nach sich ziehen, da der geringe Güterverkehr die Aufrechterhaltung dieser Reststrecke kaum rechtfertigen dürfte. Auf dem Bahnkörper der Zahnradbahn soll eine Rodelbahn hergestellt werden!“ Prophetische Worte, fürwahr – denn genau so geschah es, bis hin zur Rodelpiste auf der Zahnradbahntrasse. Die Talfahrender Zug auf dem bis zu 30 m hoch aufgeschütteten Damm der Zahnradbahn. Der Sonntagsausflugszug E 4027/4028 läßt sich genau nach Zugbildungsplan von 1956 aus Abteil- und Gepäckwagen sowie der 86 von Fleischmann bilden und ist im Schaubild (Grafik: Fleischmann) um einen B4 verkürzt – wg. der Länge von Bahnsteig- und Abstellgleisen, wo die Garnitur den zehnstündigen Aufenthalt verbringt. Archiv Michael Meinhold
B4
AB4
B4
Andreasberger Zahnradbahn gibt es nur noch auf alten Fotos und Ansichtskarten, die DB-Strecke ist ab Bad Lauterberg stillgelegt und abgebaut. Grund genug, beide Bahnen über drei bemerkenswerte literarische Denkmäler hinaus (J. Högemann: „Eisenbahnen im Harz, I und II“, K. Schubert: „Die St. Andreasberger Zahnradbahn“, alle Verlag Kenning) auch im Modell zu würdigen: mit Fleischmanns Fahrzeug- und Gleismaterial, wie hier und auf der folgenden Doppelseite gezeigt. Daß wir dabei das damalige „Mariechen“ vom – nein, vom „Grünen Carl“ gewiß nicht, aber von der neuen Zahnrad-T 9.3 spielen lassen und auch die Wagen der Kleinbahn eher „frei Schnauze“ nachbilden bzw. einsetzen – haben Sie damit ein Problem? Ich nicht ... MIBA-Miniaturbahnen 3/98
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„Blumenpflücken während der Fahrt verboten“: Zahnradbahn-Idylle im Harz, um 1955. Die Aufnahme erlaubt einen Blick auf die nach dem System Abt ausgeführte Zahnstange und läßt aus dieser Perspektive den Einsatz von Fleischmanns Zahnrad-T 9.3 durchaus plausibel erscheinen. Foto: Foto-Stille, St. Andreasberg/Slg. Jan Bruns
Die Hotel-Annoncen im Harz-Reiseführer von 1926 (Archiv Michael Meinhold) verweisen deutlich auf den Stadtbahnhof; ob sich eines der Häuser auf der Ansichtskarte 1925 (mit steiler Trasse und Lokschuppen der Zahnradbahn) findet? Foto: Slg. Walter Werner
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Ein Güterzug unterhalb des Lokschuppens kurz vor dem Stadtbahnhof, um 1953. Empfangen wurden Kohle, Vieh und Lebensmittel, versandt Gruben-, Rund- und Papierholz sowie die Produkte der Kistenund Spielwarenfabrik „Harzer Werke“. Maximal zwei Güterwagen waren erlaubt. Die Lok befand sich stets am Talende. Erstmals 1928 wurden sogar Wintersportzüge in zwei Teilen zum Stadtbahnhof befördert – Anregungen genug für einen spannenden Modellbetrieb!
Eine der zwei Zahnradloks (Jung 1913) auf dem Streckengleis im Stadtbahnhof. Fotos: Foto-Stille, St. Andreasberg/ Slg. Jan Bruns
Schemaplan des Stadtbahnhofs. 1 = EG, 2 = Güterschuppen, 3 = Lokschuppen, 4 = Werkstatt, 5 = Kohlenlager, 6 = Busgarage, 7 = Geräteschuppen. Zeichnung: Bettina Knaden MIBA-Miniaturbahnen 3/98
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Der Modellvorschlag basiert auf dem Profi-Gleis- und Weichenmaterial und gibt die Gleispläne von St. Andreasberg West und St. Andreasberg Stadt originalgetreu wieder. Zusätzlich haben wir im unteren DB-Bahnhof noch den im Original bereits 1912 stillgelegten Anschluß der Silberhütte zwecks Betriebsbelebung reaktiviert; natürlich kann hier auch ein anderer Betrieb angesiedelt bzw. dieser je nach den räumlichen Verhältnissen (Eingangstür?) auch weggelassen werden. Führung und Nutzlängen der verdeckten Gleisanlagen erlauben ein Nachspielen des Originalbetriebes auf der Bundesbahn-Strecke, wobei außer den im Kursbuch dargestellten Reisezügen noch je ein morgendlicher und nachmittäglicher Nahgüterzug den Bundesbahnhof mit Wagen versorgen sollte, die z.T. auf die Zahnradbahn zum Stadtbahnhof übergehen. Die drei Reisezug-Abstellgleise bei der kleinen Lokstation sind vor allem für den Sonntagsausflugszug 4027/ 4028 gedacht, dessen Zuglok während der Wendepause mit Wasser versorgt wird; außer der im Schaubild gezeigten 86 kamen hier auch 50er zum Einsatz, wie Fotos in dem erwähnten Högemann-Buch belegen. Dieses und das Schubert-Buch sind für die Darstellung von Szenerie, Gebäuden und Fahrzeugen (Skizzen von EG und Lokschuppen sowie der ZahnradbahnLoks und -Wagen) als wahre Fundgrube ohnehin uneingeschränkt zu empfehlen. mm
Bf. „Scharzfeld“
Lokschuppen mit Behandlungsanlagen
Holzverladerampe
Steil bergauf: Fleischmanns neue Zahnradlok paßt gut nach St. Andreasberg. Foto: MK Anschluß „Silberhütte“
Abstellgleise
Durchfahrgleis
Zugbildungsgleis
Die verdeckten Gleisanlagen ermöglichen ein Nachspielen des Originalfahrplans. Die längeren Abstellgleise sind für die Ausflugs- bzw. Wintersportzüge vorgesehen.
Aufgleisstutzen
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Empfangsgebäude mit Güterschuppen
Ladestraße
Geräteschuppen
Dienstwohnhäuser
Rampe Sägewerk
Bf. St. Andreasberg West
Hp Schwalbenherd
Rampe Empfangsgebäude mit Güterschuppen Abort Lokschuppen Anlagenvorschlag im Maßstab 1:16 für H0 (Netzlinienabstand 0,50 m). Gleis- und Weichengeometrie entsprechen dem Profi-Programm von Fleischmann. Zeichnungen: Thomas Siepmann
Bf. St. Andreasberg Stadtbahnhof
Fahrplanauszug 1955: Auf Klein- und Staatsbahn pendelt jeweils eine Garnitur, die im Stadtbahnhof bzw. in Scharzfeld beginnt. Der SonntagsAusflugszug 4022 erhält 1956 die Nummer 4027. Archiv Michael Meinhold MIBA-Miniaturbahnen 3/98
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Klarer Fall für den Psychiater?
Ein Stellwerk für die Ahrtalbahn Wenn ein konkretes Vorbild konsequent im Modell nachgestaltet werden soll, hilft bei den Gebäuden in aller Regel nur der Selbstbau. Thomas Mauer hatte es ganz besonders die romantische Ahrtalbahn angetan, nach deren Vorbild er einen Teil des Bahnhofs Altenahr mit dem dazugehörenden Stellwerk auf einem Diorama in der Baugröße H0 verwirklichte.
Das alte Stellwerk im Bahnhof Altenahr in unmittelbarer Nähe der Ahrbrücke als H0-Modell. Die V 100 mit ihren Nahverkehrszug aus Silberlingen verläßt gerade die Bahnhofsausfahrt in Richtung Kreuzberg.
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S
MODELLBAU
tellen Sie sich vor, Sie entdecken irgendwo an einer Eisenbahnstrecke ein Gebäude, etwa ein Stellwerk, und Sie sind von diesem Bauwerk so angetan, daß Sie sich entschließen, es im Modell nachzubauen! Mit Fotoapparat, Notizblock und Zollstock bewaffnet machen Sie sich daran, das Objekt abzulichten und zu vermessen. Die mitleidigen Blicke der Passanten sind Ihnen gewiß: „Was macht dieser Idiot denn da?“ Ein gewisses Unbehagen bleibt nicht aus ... Ist dann diese Hürde genommen, darf man noch auf die Akzeptanz seiner Freunde und natürlich der besseren Hälfte gespannt sein. Sie präsentieren freudestrahlend nach unzähligen Stunden Arbeit ihr halbfertiges Werk (ehrlich gesagt, eigentlich ist noch nicht viel zu erkennen): „Schau mal Liebling, sieht das nicht toll aus !“ Die Reaktion ist normalerweise verheerend. Spätere Versuche, das Meisterwerk zu präsentieren, verlaufen ähnlich erfolglos. Aber lassen Sie sich nicht abschrecken: Falls Sie leidensfähig, von eisernem Willen und unbeirrbar sind, werden die Gedanken an Couch und Therapie schnell wieder verdrängt, wenn Sie das fertige Modell nach einigen Wochen Arbeit auf Ihrer Anlage plazieren.
Der erste Schritt zum Modell Mit Hilfe der Vorbildfotos und den Originalmaßen des Stellwerks wird eine Zeichnung vom Grundriß und den Seitenansichten im entsprechenden Modellmaßstab auf Millimeterpapier
erstellt. Eine gesonderte Zeichnung des Treppenaufgangs ist empfehlenswert. Zum Überprüfen der Proportionen des Entwurfs baut man sich am besten ein einfaches Pappmodell. Hieran lassen sich beispielsweise die Dachneigun-
Das Vorbild des Stellwerks in Altenahr. Es ist schon seit Jahren nicht mehr in Betrieb und dient heute als Gästehaus. Der Zugang zum ehemaligen Stellwerkraum erfolgt über eine außenliegende Treppe. Ob deren Geländer in der ursprünglichen Form so aussah, bleibt fraglich. Der Bahnhof Altenahr ist heute zum Haltepunkt degradiert und besitzt nur noch ein einziges Gleis. MIBA-Miniaturbahnen 3/98
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gen, die beim Vorbild meistens nicht genau zu ermitteln sind, überprüfen.
Werkzeuge und Baumaterial Spezielles Werkzeug wird für den Gerbäudemodellbau nicht benötigt. Eine Mini-Bohrmaschine, Feilen in verschiedenen Ausführungen, Stahllineale und Bastelmesser reichen aus. Anstelle der Bohrmaschine tut es aber auch ein kleiner Handbohrer. Als Baumaterial kommen 2 mm starke Kunststoffplatten für den Unterbau, Kunststoffprofile mit den Abmessungen 0,5 mm x 1 mm und 1mm x 1 mm, diverse Holzprofile für die Fachwerkkonstruktion sowie Hausteinmauerplatten von Kibri für die Verkleidung des Erdgeschosses zum Einsatz. Dazu können noch Schieferdachplatten von Kibri oder Auhagen als Alternative zum Selbstbau der Dachschiefer kommen. Aus der Restekiste stammen zwei Türen und Klarsichtverpackungen aus dicker Folie für die Verglasung der Fenster. Die einzelnen Wandteile habe ich mit einem scharfen Bastelmesser und einem Stahllineal zurechtgeschnitten und numeriert. Anschließend wurden die Fenster- und Türecken aufgebohrt. Mit Lineal und Messer zieht man die Verbindungslinien zwischen zwei Bohrungen nach und bricht die Öffnung durch. Unsaubere Kanten werden mit einer Feile versäubert. Die Besonderheit bei diesem Modell ist, daß die Fensterrahmen nicht gesondert eingesetzt, sondern direkt aus den Kunststoffplatten geschnitten sind – die Fensteröffnungen sind also um die Rahmenstärke verkleinert. Auf diese Weise sind „nur“ noch die Sprossen aus den Kunststoffprofilen einzusetzen. Das Ausrichten der Sprossen erweist sich allerdings als besondere Geduldsprobe. Eine ruhige Hand, eine Pinzette und Sekundenkleber zum Fixieren der Einzelteile sind vonnöten. Der Fensteranstrich erfolgte mit mattweißer Farbe.
Mauerwerk und Fachwerk Die einzelnen Wandteile werden an den Stoßkanten schräg angefeilt und zum Rohbau zusammengesetzt. Danach kann die Verkleidung des Erdgeschosses mit Mauerplatten an die Reihe kommen. Die Fensterstürze und -bänke sitzen hier ein wenig erhaben in den zuvor eingeschnittenen Aussparungen des Mauerwerks. Mögliche 20
Mit Hilfe der Vorbildfotos und den Originalmaßen des Stellwerks wird eine Zeichnung vom Grundriß und den Seitenansichten im Maßstab 1:87 auf Millimeterpapier erstellt. Ein „Dia-Gucki” leistet hier gute Dienste, sofern keine Papierabzüge der Fotos zur Verfügung stehen.
2 mm starke Kunststoffplatten dienen als Grundlage für den Rohbau. Die einzelnen Wandteile werden mit einem scharfen Bastelmesser und einem Stahllineal zurechtgeschnitten. Es erweist sich als hilfreich, vorher ein einfaches Pappmodell zu erstellen.
In die einzelnen Wandteile aus schwarzem Polystyrol (weißes geht natürlich genauso! Anm. d. Red.) werden die Öffnungen für Fenster und Türen gebohrt und geschnitten. Die Fenstersprossen bestehen aus Kunststoffprofilen in den Stärken 0,5 mm und 1 mm; sie wurden hier mit Sekundenkleber fixiert. Rechts der fertige, aus den diversen Wandteilen zusammengesetzte Rohbau. Fenster und Türen sind bereits lackiert.
Das Erdgeschoß ist hier bereits mit Mauerplatten verkleidet. Die Fensterstürze und -bänke werden mit Kunststoffprofilen imitiert. Für einen vorbildgerechten Eindruck des Mauerwerks ist es wichtig, daß die waagerechten Fugen an den Ecken kontinuierlich durchlaufen. Beim Zuschnitt der Mauerplatten also besonders sorgfältig arbeiten!
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Etwas komplizierter sieht es von hinten aus: Die Treppenstufen stammen zwar aus der Restekiste, aber im Faller-Sortiment wird man ebenfalls fündig. Das Mauerwerk erhielt eine Grundfärbung mit Humbrol Nr. 98.
Die Balkenkonstruktion des oberen Geschosses wird aus feinen, dunkel gebeizten Holzprofilen von Northeastern aufgesetzt. Die Gefache wurden anschließend mit passend zurechtgeschnittenen Stücken aus glatter weißer Pappe ausgefüllt.
Nahtstellen können zum Schluß mit Revell-Plasto oder mit Weißleim geschlossen werden. Die Mauerfugen an den Gebäudeecken müssen aber auf jeden Fall mit einer Feile nachgearbeitet werden. Die Treppe auf der Rückseite des Stellwerks stammt aus der Restekiste; alternativ läßt sich aber auch ein passendes Stück aus dem Treppensortiment von Faller verwenden. Die Balkenkonstruktion des oberen Geschosses besteht aus gebeizten Holzprofilen von Northeastern; die Gefache sind mit passenden Stückchen aus weißer Pappe ausgefüllt. Die Balken sollten dabei noch ein wenig über den Pappflächen hervorstehen. Auf die weiße Pappe klebte ich ockergelb gefärbtes mittelfeines Schleifpapier, so daß ein etwa 1 mm weißer Streifen zwischen den Holzprofilen und der groben Putzstruktur frei blieb. Das Dach des Treppenaufgangs entstand aus Brawa-Platten mit Holzstruktur, die geprägte Seite der Platte wird nach unten gekehrt.
Dachschiefer – einzeln verlegt Es gibt zwar von mehreren Herstellern Dachplatten mit Schieferstruktur, die mir aber alle zu schablonenhaft gleichmäßig erschienen; eine wirlich vorbildgetreue Wirkung ließ sich mit ihnen nicht erzielen. Also blieb nur eines übrig – selberbauen. Es erwies sich als das aufwendigste Unterfangen beim Bau des Stellwerks, denn die Nachbildung der Dachschiefer entstand aus zig-hundert kleinen passend zurechtgeschnittenen Papierstückchen. Aber wenn einen einmal der Ehrgeiz gepackt hat … Ein passender Kamin lag glücklicherweise in der Restekiste, er stammt aus einem Bausatz von Vollmer. Er ist beim Vorbild mit einem Stahlseil zum Dachfirst hin gesichert, im Modell besteht es aus einem dünnen Faden.
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Rechts: Auf die weiße Pappe wird ockergelb gefärbtes Schmirgelpapier geklebt, so daß ein etwa 1 mm weißer Streifen zwischen den Holzprofilen und der groben Putzstruktur frei bleibt. Die Dachteile entstehen aus BrawaPlatten mit Holzstruktur. Die geprägte Seite der Platte wird nach unten gekehrt, so daß die überstehenden Dachteile von unten her eine Holzverkleidung aufweisen.
Links: Das aufwendigste Unterfangen beim Bau des Stellwerks ist zweifellos die Gestaltung des verschieferten Daches aus vielen, vielen kleinen Papierstückchen ... Da hilft nur eines: viel, viel Geduld!
Farbe für Mauern und Dach Das Dach wird mit grauen Revell-Farben grundiert. Der Grundanstrich des Mauerwerks besteht aus Humbrol Nr. 98. Ist er durchgetrocknet, erfolgt die Patinierung mit leicht angetrockneter Farbe. Verdünnte, beige-graue Farbe verteilt man auf der waagerecht liegenden Fläche mit einem dickeren Pinsel. Die bereits angetrocknete Farbe verläuft ein wenig, und ein Großteil der verdünnten Flüssigkeit setzt sich überwiegend in den Fugen ab. Überschüssige Farbe läßt sich leicht wieder mit einem Haushaltstuch abwischen. Für die genaue Farbgebung zieht man am besten wieder die Vorbildfotos zu Rate. Anschließend wird der Treppenaufgang überdacht und mit einem Geländer versehen. Die Vorgehensweise lehnt sich an die bei dem Vorbild an. Zuerst setzt man die Pfeiler auf, dann
die Querträger. Die Dachflächen entstehen aus Pappe und werden ebenfalls mit (Papier-) Schiefer eingedeckt. Die Holzverkleidung unterhalb des Handlaufs besteht aus einzelnen Holzleistchen, in die Verzierungen mit einer Miniatur-Rundfeile herausgearbeitet wurden.
Zum Schluß die Details Die Dachrinnen stammen aus „Bastlers Fundgrube“ von Kibri, die Fallrohre
bestehen aus feinem Messingdraht, Lampenattrappen sind wieder aus der Restekiste, die Schneefanggitter entstanden aus N-Zäunen. Für die Schrifttafeln druckte ich mir mit dem Computer die Schriftzüge in unterschiedlichen Größen und Schriftarten aus und suchte anschließend die passenden heraus. Auf ein Stück Pappe geklebt, können sie sogleich am Stellwerk montiert werden. Eine Patinierung, dezent und an den richtigen Stellen eingesetzt, erhöht die Wirkung des Modells erheblich. Ein Schmuckstück ist fertiggestellt. Sollten Sie jedoch den Eigenbau mehrerer derart aufwendiger Gebäude in Angriff nehmen, fragen Sie zu Risiken und Nebenwirkungen besser Ihren Arzt oder Apotheker – ein Psychiater weiß in einem solchen Fall auch keinen Rat mehr.
Unten: Das fertige Dach. Es wurde in verschiedenen Grautönen von Revell grundiert und erhielt zum Abschluß eine entsprechende Alterung. Der Kamin aus der Restekiste stammt von einem Vollmer-Bausatz.
Alle Fotos: Thomas Mauer
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Das Erdgeschoß erhielt seine endgültige Farbgebung durch Auftragen verschiedener verdünnter Farbtöne. Anschließend wird der Treppenaufgang überdacht und mit einem Geländer versehen; es besteht aus gebeizten Holzprofilen in verschiedenen Stärken. Die Ornamente des Geländers entstanden durch Anfeilen der Holzprofile.
Die letzten Details sind montiert: Schneefanggitter, Fallrohre, Lampenattrappen, Schrifttafeln. Eine abschließende Patina gibt dem Stellwerk die nötigen „Betriebsspuren“. Auch die Anschlüsse für die Telegrafenleitungen dürfen beim Modell nicht fehlen. Bei dem Fachwerk trennt ein schmaler weißer Streifen die Holzbalken von der grob verputzten restlichen Gefachefläche.
Die Rückseite des Gebäudes. Hinter den beiden kleinen Türen verbargen sich vermutlich beim Vorbild der Abort und ein Abstellraum. Rechts: Das Stellwerk auf einem Diorama, das die Bahnhofsausfahrt von Altenahr in Richtung Kreuzberg zeigt. Die Gleisentwicklung im Modell entspricht in etwa dem Zustand der 50er Jahre. Besonderer Wert wurde auf die Gestaltung der Seilzugkanäle gelegt. Mehr zu diesem Diorama demnächst in der MIBA.
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Der geöffnete Kohlenkasten gehört nicht mit zur „Bausatzausstattung“, sondern ist eine individuelle Bastelei des Verfassers. Die Details der Neubaumaschine brauchen den Vergleich mit dem Vorbild nicht zu scheuen.
Gehäuse und Fahrwerk
Bemo-Bausatz BR 99.77-79
Neue Neubaulok „Was, noch eine VII K?“ – so oder ähnlich sind wahrscheinlich die Reaktionen auf den folgenden Baubericht. „Saggsn-Fans“ werden sich auf jeden Fall darüber freuen, daß es nun alle Ausführungen dieser schönen Lok als H0e-Modell gibt. Der seit Anfang Dezember erhältliche Metallbausatz der Bemo-NeubauVII K hat es aber in sich.
N
achdem in früheren Ausgaben ausführlich über den Zusammenbau sehr ähnlicher Modelle geschrieben wurde, möchte ich dieses Mal nur einige wichtige Tips geben und das Neue herausstellen.
Die Bauanleitung enthält neben einem kurzen Abriß über das Vorbild alles, was man zum Bau des Modells wissen muß. Auch die wesentlichen Unterschiede der Rügen-Loks sind beschrieben.
Hier dürften keine Probleme auftreten, da alle Einzelteile sehr sauber gegossen sind und ohne Nacharbeit passen. Alle Bohrungen sind bereits eingebracht, lediglich für die Rügen-Ausführung müssen einige von hinten angekörnte Löcher gebohrt werden. Über beiliegende Alternativteile gibt die Anleitung Auskunft. Die Einzelteile sind im Vergleich zu den Vorgängerbausätzen einfacher zu montieren. Vor dem Verkleben der Einzelteile sollte man aus klarem Kunststoffmaterial „Fenstergläser“ herstellen, die Maße hierfür lassen sich jetzt noch ganz leicht ermitteln! „Glas“ liegt zwar nicht bei, die Beschaffung dürfte aber angesichts des grassierenden Verpackungswahns keine Probleme aufwerfen. Den Rat, bestimmte Teile separat zu lackieren und erst zuletzt zu befestigen, sollte man auf jeden Fall ernst nehmen, um unproduktive Abdeckarbeit bei der Lackierung zu umgehen. Gleich noch ein zu beherzigender Tip zum Lackieren: Die Bauanleitung gibt genau an, wo auf keinen Fall Farbe hingelangen darf. Völlig neu ist der Fahrwerksblock. Er baut zwar auf dem bewährten fünfachsigen Laufwerk auf, die geänderte Motorisierung machte aber eine neue Form notwendig. Der neue Fahrwerks/Getriebeblock ist zudem so sauber gegossen, daß keinerlei Nacharbeit anfällt. Sogar das früher unumgängliche Versäubern der Achsausschnitte entfällt! Der bei den älteren Modellen aus Ätzteilen zu biegende Steuerungsträger ist jetzt aus Messingguß. Bei der Fahrwerksmontage ist nur zu beachten, daß auf keinen Fall irgend etwas an den Paßflächen oben auf den beiden „Hörnern“ und hinten am Rahmenende geändert werden darf. Das Gehäuse sitzt sonst nicht senkrecht auf dem Fahrgestell.
Steuerungsmontage
„Ein Haufe Zeug“ gilt hier in geschickter Weise zu einer Neubaulok zu vereinen. Dank der guten Bauanleitung und der Paßgenauigkeit kein unüberwindbares Hindernis. Die Weißmetallteile fürs Gehäuse fehlen der Übersicht halber auf dem Bild.
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Wie schon bei den letzten BemoBausätzen üblich, ist auch dieses Mal die ohne Nieten zu montierende Steuerung beigelegt. Bei Teilen, die sich von denen der Altbauloks unterscheiden, MIBA-Miniaturbahnen 3/98
NEUHEIT
„Irgendwo“ vor Kipsdorf dampfte die BR 99 1777 einem Hobbyfotografen vor die Linse. Waidmannsheil!
wurde dies auch im Modell vollzogen (z. B. Kreuzkopf) – keineswegs eine Selbstverständlichkeit! Die Paßzapfen und -löcher an Steuerungsträger, Zylinderblock und Anbauteilen dürfen nicht verändert werden. Deren leichter Preßsitz ist nötig, damit man die Steuerung mit nur zwei Händen montieren kann! Wenn genau nach der Bauanleitung vorgegangen wird, kann hier kaum etwas schiefgehen. Den Motor sollte man aber erst aufkleben, wenn die Steuerung zufriedenstellend funktioniert, sonst kann die Lok nicht mehr geschoben werden und eventuelle „Hänger und Klemmer“ sind nicht so leicht zu finden!
Endmontage Auch hier läßt die Bauanleitung keine Fragen offen. Sehr kundenfreundlich ist die Hilfestellung, die angibt, was zu tun ist, um die Lok parallel und rechtwinklig auf die Gleise zu bekommen. Für unerfahrene Erbauer ist es nämlich gar nicht so leicht, herauszufinden, wie es der Konstrukteur geschafft hat, die Gehäusebefestigung mit einer einzigen Schraube zu bewerkstelligen!
Beschriftung Vorsicht ist beim Umgang mit den beiliegenden Schiebebildern angesagt. Sie sind sehr dünn, deshalb reißen sie bei zu langer Weichzeit leicht ein oder werden so weich, daß ein gerades AufMIBA-Miniaturbahnen 3/98
Neue Fahrwerkskonstruktion, leicht zu montierende Steuerung und Glockenankermotor als Standard. Die vielen Messingbauteile sorgen für eine wahre Detailfülle. Wer es individuell mag, kann anhand von Vorbildfotos „seine“ Maschine bauen. Fotos: G. Bachmeier
bringen erschwert wird. Varianten für mehrere Loks in Epoche IV und V liegen bei. Obwohl viele beiliegende Alternativteile bereits die Nachbildung mehrerer Vorbildloks ermöglichen, kann der Bausatz natürlich nicht jedem Wunsch gerecht werden! Eigene Fotos oder Aufnahmen aus den zahlreichen zu diesem Thema erschienenen Büchern sind eine wertvolle Hilfe. Auch Videofilme sollte man nicht unterschätzen. Es dürfte jedem klar sein, daß der Detaillierung herstellerseits Grenzen gesetzt sind (bei Drahtdurchmessern unter 0,3 mm ist Schluß!). Für Sonderwünsche bezüglich der persönlichen Lieblingslok wird man aber sicher im umfangreichen Sortiment von Weinert oder Günther fündig (Triebwerksbeleuchtung, Elektroverteilerkästen etc.). Die beiliegenden selbstschneidenden Schrauben sollte man, sofern möglich, durch Senkkopfschrauben ersetzen – die Rundköpfe sind von der Seite leider
sehr deutlich zu sehen. Es geht aber auch so: Schlitz mit einer feinen Säge vertiefen und den Schraubenkopf bis auf einen Rest von etwa 0,5 mm abfeilen!
Zusammenfassung Nun ist also die VII K-Familie komplett. Das BEMO-Modell stellt in optischer Hinsicht wohl auch verwöhnte Zeitgenossen zufrieden. Seine Fahreigenschaften sind ausgezeichnet. Der starke Glockenankermotor und das Gewicht der Lok sorgen für eine hohe Zugkraft. Vielleicht wäre es bei künftigen Bausätzen möglich, eine Ätzbeschriftung und Senkkopfschrauben beizulegen – sonst gibt es an dem Modell überhaupt nichts auszusetzen. Der Bausatz der Neubau-VII K kann auch Anfängern empfohlen werden, die erforderlichen Werkzeuge befinden sich wohl in jedem Modellbahnerhaushalt! Georg Bachmeier 25
MODELLBAU
Erinnerung im Bücherregal
Super-Uerdinger in H0
erwagen des Bw Heidelberg nachgebildet. Ein superschmales Diorama im Charakter der dortigen Landschaft rundet schließlich meine „Augenweide für Schienenbus-Fans“ ab.
Aufwendige Lackierung Die selbstgestellte Aufgabe war nicht etwa, irgendeinen Schienenbus betriebsgerecht zu verschmutzen, vielmehr sollte ein bestimmter Schienenbus (798 666-4) nachgestaltet und dazu noch auf einem schmalen Diorama präsentiert werden – was dem Erbauer auch ganz hervorragend gelungen ist!
W
er nicht nur „anonyme“ Fahrzeuge nach Typen und Baureihen sammeln möchte, gibt sich – besonders bei seinen mit persönlichen Erinnerungen verbundenen Favoriten – gerne auch einmal etwas mehr Mühe. So geschehen in meinem Fall nach dem Ausscheiden der 798er-Schienenbusse aus dem Planbetrieb der Nebenbahn von Seckach nach Miltenberg. Oben die komplett überarbeitete und gesuperte Schienenbusgarnitur auf RocoBasis.
Der 798 666-4 zeigt die charakteristischen Betriebsspuren seines Vorbildes; außerdem erkennt man die Hinweispfeile auf die Türautomatik.
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Mit extremem Zeitaufwand entstand auf der Basis des handelsüblichen Roco-H0-Modells eine schmucke Nachbildung des Unikats 798 666-4 (bereits 1979 auf Einmann-Betrieb umgebauter Prototyp für die spätere Baureihe 796), das auf dieser reizvollen Strecke im Odenwald Stammgast war. In gleicher Qualität wurden dann zusätzlich noch ein Bei- und ein Steu-
Absolute Priorität hatte die Nachbildung der äußeren Verwitterung und der Betriebsspuren. Eine einfache Alterung des Roco-Originallacks konnte den stumpfen und ausgeblichenen Eindruck samt differierender Rottöne der großen Vorbilder nicht überzeugend wiedergeben. Es blieb also nur die spezielle Neulackierung der Modelle. Da eine andere Beschriftung ohnehin vonnöten war, erschien dieses Vorhaben auf den ersten Blick verhältnismäßig einfach – doch man täusche sich nicht!
Vorgehensweise Alle drei Fahrzeuge wurden zunächst in die wichtigsten Baugruppen zerlegt und die Fenstereinsätze herausgenommen. Mit feinster Eisenwolle und dem Glasfaserradierer rauhte ich die Lackoberflächen der „Uerdinger“ gleichmäßig auf. Danach folgte ein Bad in Spülmittellösung zur Reinigung und Entfettung. Dank des angeschliffenen Originallacks war eine Grundierung überflüssig. So konnte ich die neuen Rottöne unter Verwendung der AirbrushPistole direkt aufsprühen. Der VT erhielt ein frischeres, seidenmattes MIBA-Miniaturbahnen 3/98
Rot, während der Steuerwagen in einem matten, relativ schmutzigen Ton gespritzt wurde. Die Rußspuren auf dem Dach des Motorwagens mußten vorbildorientiert sehr stark ausfallen. Sie zeugen davon, daß der 798 666-4 zur Vorführung der Einmann-Bedienung lange Strecken in der gesamten Bundesrepublik zurücklegte! Alle drei Fahrwerke erhielten den typischen rostig-braunen Bremsstaub-Ton.
Besonderer VB Auch der Beiwagen wurde zunächst gespritzt, allerdings in hellem Mattrosa. Seine Besonderheit liegt darin, daß ich ihm anschließend mit dem Pinsel Schicht für Schicht seine typischen Verwitterungsspuren beibrachte, um den Eindruck eines sehr stark verblichenen und ausgewaschenen Lacks zu erzielen. Mit Wasser verdünnte PlakaFarbe ergab die gewünschten Effekte. Diese Arbeit nahm sehr viel Zeit in Anspruch, da ihre Qualität – wie bei Motor- und Steuerwagen – auch der Begutachtung mit der Lupe standhalten sollte! Selbst die Rußspuren an den Stirnseiten des Daches wurden mit dem „Drei-Haar-Pinsel“ aufgetupft.
Der außen und innen überarbeitete VT: Bei genauerem Hinsehen sind die Hinweispfeile neben den Türen zu erkennen, die Vorhänge hinter den Fenstern sind gemalt. Links das Vorbildfahrzeug, aufgenommen 1990 im Bahnhof Walldürn. Der Beiwagen erhielt eine ausgeblichene Farbgebung, unten nochmals die ganze Garnitur.
Details und Beschriftung Eine sehr ruhige Hand erforderte das Nachziehen der Zierleisten, Lampenringe, Dachrinnen und Türgriffe mit alufarbenem Lack. Im gleichen Arbeitsgang wurden noch Pufferhülsen und die Anschriftenfelder an den unteren Gehäusekanten schwarz ausgelegt. Auf der Stirnseite vor dem Auspuff mußte noch ein zweiter „UerdingenRhombus“ in der Mitte der Zierleiste angedeutet werden; das Roco-Modell trägt ihn nämlich fälschlicherweise nur einseitig. Für die Gummidichtungen der Fenster verwendete ich einen feinen, wasserfesten Schwarzstift, wie man ihn zur Beschriftung von Dias benutzt. Der Steuerwagen erhielt außerdem noch einige Stellen abblätternden Lackes, was beim Vorbild durch das dort sichtbare blanke Aluminium auffiel. Auch Ausbesserungsspuren kleinerer Lackschäden durften bei dem Gespann nicht fehlen. MIBA-Miniaturbahnen 3/98
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Rechts ein Blick auf das Mini-Diorama, das speziell zur Präsentation des gesuperten Schienenbus-Gespanns geschaffen wurde.
Fotos: Michael Robert Gauß Im Bild unten erkennt man die starke Verschmutzung (beim Vorbild umfangreicher Vorführ-Einsatz!) des Triebwagen-Daches.
Nach Abschluß dieser Arbeiten konnte die Beschriftung (von Spieth und Brawa) aufgebracht werden. Da der 798 666 einige Zeit als Werbeträger genutzt wurde, wich bei ihm die Aufteilung der Anschriften z.T. erheblich von der Norm ab. Die auffälligen gelben Schriftzüge „Fahrkarten bitte beim Wagenführer lösen“ und die Hinweispfeile auf die Türautomatik tupfte ich mit einem spitzen Zahnstocher extra auf. Sie sind leider nicht lesbar. Die dazugehörigen Druckknöpfe wurden ebenso nachgebildet wie die bei diesem Triebwagen besonders auffälligen Anschlußdosen an den Stirnseiten. Nach sorgfältiger Überprüfung ihrer Optik im Gesamteindruck und der Vollständigkeit aller Details wurden die drei Gehäuse mit mattem bzw. seidenmattem Klarlack versiegelt.
Inneneinrichtung Nachdem die äußere Erscheinung bestens gelungen war, wollte ich auch die Fahrgasträume und Führerstände so authentisch wie möglich nachbilden. Zunächst verschwand das m.E. beißende Blau der Roco-Einrichtung unter einem jedenfalls natürlicher wirkenden taubengrauen Mattlack. Die Konsolen im Führerstandsbereich legte ich in hellerem Grau aus, während die Armaturenbretter selbst schwarz lackiert wurden, was – durch die Frontfenster gesehen – eine exzellente Tiefenwirkung ergibt. Die Armaturen wurden, wie auch die Bremshebel, mit silbernem Lack bedacht und die Bedienungshebel für Gang- und Wendeschaltung messingfarben abgesetzt. Besondere Aufmerksamkeit widmete ich auch der Nachbildung der Limbaholz-Verkleidungen, wofür eigens der typische rötliche Ockerton angemischt wurde. Die Verkleidung des Auspuffschachtes (aus Alufolie) an der stirnseitigen Ecke des WC-Abteils im VT erkennt der aufmerksame Betrachter ebenso wie in allen Wagen das auf den Versehrtensitz hinweisende Piktogramm. Eine derartige Detaillierung mag bereits übertrieben erscheinen, trotzdem setzte ich ihr mit einem besonderen Clou (allerdings keine bewegliche Klobrille!) noch die Krone auf: In alle 35 Fahrgastraum-Seitenfenster des Dreiergespanns malte ich mit dem Zahnstocher noch Vorhänge in verschiedenartiger Stellung …
kommt doch die natürliche Wirkung sowohl der Lackierung als auch der diversen Details voll und ganz zur Geltung! Aus Styropor und Spachtelmasse entstand auf der Basis einer Preßspanplatte ein kleines Diorama, das allein der Präsentation des detailgespickten Dreiergespanns dient. Die geringe Tiefe von nur 10 cm (!) erlaubt von allen Seiten einen ungehinderten Blick aus nächster Nähe. Aus diesem Grunde beflügelte das mit selbst angemischten frischen Sommergrün-Fasern, mit Woodland- und Heki-Material beflockte, 120 cm lange Schaustück auch schon wiederholt die Fantasie von Ausstellungsbesuchern, die sich dann etwa wie folgt äußern: „Immer an der Wand lang, in dieser Form, das wär’s doch …!“ j w Michael R. Gauß
Die Präsentation Was nützen selbst die schönsten Fahrzeugmodelle ohne Landschaft? Erst im Rahmen eines passenden Umfeldes 28
Die Dachansicht des Beiwagens läßt aufwendig, aber gekonnt aufgebrachte Imitationen von Lackschäden erkennen. MIBA-Miniaturbahnen 3/98
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Weinert-Komplettbausatz der Baureihe 41
Meister-Mikado Gleich zwei Bausätze bot Weinert zum vergangenen Fest seinen anspruchsvollen Kunden: neben der Harzlokomotive 99 6001, die wir in der nächsten Ausgabe vorstellen werden, auch die BR 41. Um es gleich vorweg zu sagen: Weinerts 41 mit Altbaukessel – die beste ihrer Art. MK verrät ein paar Bautricks.
S
ie ist nicht die erste 41er in H0, und auch eine Altbaukessel-Lokomotive konnten sich Interessierte bereits mit einem Umbausatz aus dem gleichen Hause auf einem Großserien-Fahrwerk aufbauen.
Mit diesem Umbausatz haben aber die Teile des 41er-Komplettbausatzes nicht mehr viel gemeinsam. Denn die Komponenten sind nicht einfach aus dem Lagerbestand zusammengesucht. Die meisten Teile wurden sehr auf-
Die wesentlichen Bausatzteile der Lokomotive und …
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wendig überarbeitet oder neu produziert. Besonders hervorzuheben sind dabei der hervorragend filigrane Rahmen, der Weinert-Komplettbausätze seit jeher auszeichnet, die fertig lackierten Radsätze und die fertig gegossenen Kesselleitungen.
Fahrwerk Wie schon bei den anderen Schlepptenderloks aus Weyhe/Dreye besteht der Rahmen aus einem vorgebogenen Innenteil, auf das Detaillierungsbleche aufgeschraubt werden. Bei dieser Konstruktion ist der Rahmen mit sämtlichen Durchbrüchen absolut vorbildgerecht dargestellt. Diverse MessinggußTeile können geklebt werden, bei
… des Tenders: Hier wird viel fürs Geld geboten.
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NEUHEIT
Weinerts 41 mit Altbaukessel – im Güterzugdienst wie auch vor Personenzügen hervorragend einsetzbar.
Der widerspenstigen (Federn) Zähmung Auch bei der 41 verlaufen die Formtrenngrate mitten über die Zylinderaußenverkleidung. Sie müssen sorgfältig verschliffen werden. Bei der Nietverbindung zwischen Kreuzkopf und Treibstange sollte etwas Hartes (z.B. ein Messinggußbaum) untergelegt werden, um den Kreuzkopf nicht zu beschädigen.
abstehenden Teilen wie den Abstützungen 4a und 4b oder der Indusi sollte aber auf jeden Fall gelötet werden. Wer sich fürs Löten entschieden hat, muß alle Einzelteile fertiggelötet haben, bevor die Zinngußkessel auf den Rahmen geklebt werden. Zur einfacheren Montage des Steuerungsträgers ist es ohnehin ratsam, den Doppelkessel (Teil 23) erst kurz vor dem Lackieren aufzukleben. So bleiben die Schrauben zur Befestigung des Steuerungsträgers einfacher zugänglich. Zur Montage der Fahrwerksabfederung haben wir rechts einen gesonderten Kasten gestaltet. Damit dürfte das Problem, das schon so manchen zur Verzweiflung gebracht hat, aus der Welt sein.
Die detailreiche Steuerung besteht vollständig aus gegossenen Teilen, die sich – ob Niet- oder Biegeverbindung – dank der durchdachten Konstruktion ohne Risiko zusammensetzen läßt. Zum Nieten der Treibstange an den Kreuzkopf wird ein hartes Stück Messinggußbaum unter den Nietkopf gelegt, damit der Kreuzkopf nicht beschädigt wird. Außerdem muß der Raum für die Schwinge durch vorsichtiges Biegen der inneren Steuerungsträgerholme etwas vergrößert werden. Die Zylinder tragen quer über ihre Außenseite einen Formgrat, der durch Schleifen entfernt wird. Die Anschraublaschen sollten etwas gekürzt werden, damit das Gewinde für die Gehäuseschraube frei bleibt.
Wer beim Einbau der Radsätze an den springfreudigen Achslagerfederchen bisher schier verzweifelte, sollte folgendermaßen vorgehen: 1. Aufbohren der Löcher in den Achslagern von 1,7 mm auf 1,8 mm 2. Federn an der obersten Wicklung fassen und mit Sekundenkleber (oder risikoloser: mit Fett) benetzen 3. Federn tief in das Achslagerloch drücken – fertig! Damit sind die Federn festgesetzt, und der komplette Radsatz kann ohne Mühe in den Rahmen gebaut werden.
Auch zur Zeit der Epoche IIIb gab es noch 41er mit Altbaukessel und Nietentender. Der hier abgebildete Tender hat allerdings einen verlängerten Kohlenkastenaufbau. Foto: Archiv Michael Meinhold
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V.l.n.r.: 1:1-Wiedergabe zur direkten Ablesung der Bohrlochmaße für die Tür- und Übergangsblechscharniere, Bohren der feinen Griffstangenlöcher nach dem Zusammensetzen des Führerhauses und Verlöten der Windleitbleche mit den vorgebogenen und vorverzinnten Nietbändern. Unten: Der Pumpenträger wurde waagerecht geteilt, um eine Montage des hinteren Stromabnehmers auf dem Rahmen zu ermöglichen.
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Aufbau Das Gehäuse besteht im wesentlichen aus dem Kessel, den vier Stehkesselteilen und den Führerhausteilen. Hier muß mit Sorgfalt vorgegangen werden, denn ungenaue Klebungen würden zu einem schiefen Gehäuse führen. Das Führerhaus sollte entgegen der Bauanleitung zuerst als separate Baugruppe verklebt werden, bevor die Bohrungen in die Vorderwand eingebracht werden. So vermeidet man, daß die feinen Löcher für die Griffstangen etc. durch Klebstoff wieder vollaufen. Auf der Rückseite des Führerhauses fehlen leider die Ankörnungen für die Tür- und Übergangsblechscharniere. Die Werte können aus der obigen Abbildung im Maßstab 1:1 direkt abgelesen werden. Alle drei beweglichen Teile können auch schon vor dem Lackieren montiert werden, sofern eine hauchdünne Spritzlackierung vorgenommen wird. So vermeidet man ein Verkratzen des frischen Lacks beim Montieren der Scharnierdrähte oder -zapfen. Die Windleitbleche müssen mit den Haltern verlötet werden. Damit die Position der Nieten an der Außenseite auch mit den Bändern auf der Innenseite übereinstimmt, haben wir auf der Lötplatte von Wemoba die Stifte zwischen den Blechen so gesteckt, daß sie dem Abstand der Nietreihen entsprechen.
Der neuesten Technik entsprechend bestehen bei der 41 Kessel- und Umlaufleitungen aus fertigen Messinggußteilen. Weinert erspart dem Modellbauer das aufwendige Biegen der vielen Drähte, so daß man beim Bauen zügig vorankommt – Bastelspaß pur! Während der Stromabnehmer für die beiden vorderen Kuppelradsätze wie gewohnt am Steuerungsträger befestigt ist, ist das hintere Pendant am Pumpenträger (Teil 123) anzuschrauben. Dieser sitzt jedoch unter dem Kesselbauch am Gehäuse. Vermutlich wäre die Kabelführung bei der Endmontage etwas kompliziert geworden. Wir haben statt dessen den Pumpenträger in Höhe der ovalen Ausschnitte mit der Laubsäge geteilt. Der untere Teil wurde auf den Rahmen geklebt und hält dort das Stromabnehmerblech, wie es auch in der Bauanleitungszeichnung XV zu sehen ist. Der obere Teil wurde zur Stabilisierung der Umlaufbleche gemäß der Bauanleitung unter den Kesselbauch geklebt, wobei die entstandene Lücke über dem Stromabnehmerblech von einem eingelöteten Messingstück geschlossen wurde. Beide Stromabnehmerbleche wurden bereits vor der Lackierung mit angelöteten Kabeln montiert, lediglich die Schleifflächen mußten abgeklebt werden. So spart man sich diese Arbeit, wenn die lackierten Lokteile empfindlicher geworden sind.
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Tender Die Tenderteile lassen sich besonders einfach montieren, wenn man die Paßzapfen miteinander verlötet. Dies empfiehlt sich insbesondere auch beim Tenderrahmen, dessen kleine Stirnund Seitenteile wenig Fläche zum Kleben bieten. Zumindest bis der lackierte Rahmen in das Tendergehäuse geklebt wird, ist diese Stabilität erforderlich. Um eine Durchführung der Stromkabel durch eingesägte Schlitze im Tendergehäuse zu vermeiden, wurden die Stecker im Bereich der Kurzkupplungskulisse unter leichter Neigung nach vorn mit Stabilit Express festgeklebt. Die Anschlußkabel konnten somit direkt an den Stromabnehmerblechen des Tenders angelötet werden.
Fazit Man merkt dem Bausatz der 41 die große Erfahrung des Herstellers an: Paßgenaue Teile und die durchdachte Konstruktion lassen die Montage der sogenannten „Ochsenlok“ wahrlich nicht zur Ochsentour werden. Eine über alle Zweifel erhabene Maßstäblichkeit und der Detailreichtum ergeben ein Lokmodell der Extraklasse. Dank des Faulhaber-Antriebs steht dem Einsatz auf der Anlage nichts entgegen. Insgesamt also ein wertvolles Modell, an dem man lange seine Freude haben wird! MK
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Die Paßzapfen des Tenderrahmens können ebenso wie die des Führerhauses und der Tenderteile zur Verbesserung der Stabilität miteinander verlötet werden. (Daß eine solche Lötung nicht mit einem zu starken Lötkolben und sowieso nur ganz kurz zu erfolgen hat versteht sich von selbst.)
Links Seite unten: Die Lok sollte vor der Lackierung auf jeden Fall komplett einschließlich der Stromabnahme und Kabelanschlüsse probemontiert werden. So lassen sich Baufehler noch relativ leicht ermitteln und ausbessern.
Die Stromkontakte wurden direkt am Tenderfahrwerk angeklebt. Fotos: MK
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ie MIBA im Fünfzigsten? Es ist stian Tietze beeindruckten durch ihre kaum zu glauben! Ich kam bereits Selbstbauten. Christian Tietzes „Akten1948 mit Heft 1 in Berührung und kann deckelwagen“ von 1948 sind übrigens es auch noch vorweisen. Ganz bös zer- noch betriebsfähig, wie er mir vor einilesen ist es, denn in meiner Klasse ging ger Zeit versicherte! er Niedergang der Spur 0 und der es von Hand zu Hand. Aber eins nach Aufschwung der Spur 00 ließ sich weitern. Das bewirkte, daß die Antdem anderen. Das „Schienophile“ muß schon in unschwer aus dem Märklin-Katalog worten auf meine gelegentlichen meiner Wiege gelegen haben, denn so erahnen. Also umsatteln und irgend- „Mecker-Briefe“ an Hersteller nicht weit ich zurückdenken kann, faszi- wann konnte auch ich 00-Züge fahren. mehr mit der Formel „… und versinierten mich Bahnen aller Art. Spielen Parallel dazu versuchte ich mir das chern wir Ihnen, daß wir auch auf der tat ich nach der unvermeidlichen Holz- große Vorbild zu erschließen. So nächsten Messe wieder Neuheiten präbahnzeit mit einem zusammengewür- schaute ich bei Fahrzeugen häufig auf sentieren werden, die die Herzen der felten Spur-0-Konvolut, von dem aller- Fabrikschilder, um sie einordnen zu xyz-Freunde werden höher schlagen dings der bessere Teil mit den Bomlassen“ endeten, mit anderen Worbenangriffen auf Hamburg Ende Juli ten: Man wurde nicht mehr als Spin1943 in Schutt und Asche sank. ner abgetan. ie Hersteller begannen, ihre ProBis 1948 tat sich nicht viel. Gelegramme den Wünschen der gentlich konnte mein Vater mal was Modellbahner anzupassen und auch eintauschen, nicht immer waren die dem wachsenen Epochedenken Spurweiten kompatibel. Und dann Rechnung zu tragen. Zudem machte die Währungsreform. Langsam fülldie Bedruckungstechnik große Fortten sich die Läden wieder. Mit schritte und ermöglichte die lesbare Schülermonatskarte und Fahrrad Wiedergabe auch sehr kleiner stand mir ganz Hamburg offen, oder Anschriften, die erst mal ermittelt besser gesagt: das, was die Royal Air sein wollten. Den Fotografen zum Force davon übriggelassen hatte. Oft Bahnhof zu schicken nützte wenig, klapperte ich gewisse Läden ab und wenn es um Epoche III, II oder I ging. inspizierte die Schaufenster. So trafen also damals die ersten Eines Tages faßte ich mir ein Herz Anfragen nach Wagennummern und und betrat ein Geschäft. Hinten im sonstigen Anschriften bei mir ein, Laden führte der Junior-Chef die SK Hermann Hoyer hat die Liebe zur Bahn stets bewahrt. und ich merkte schnell, wo meine 800 auf einem Oval vor. Bei höchster Grenzen lagen. Aber der Ehrgeiz Geschwindigkeit auf den UmHermann Hoyer war geweckt, und es gelang mir – schaltknopf – Bocksprung halt – teils mit Hilfe Gleichgesinnter – im Bocksprung rückwärts – es roch Laufe der Jahre eine umfangreiche richtig nach Ampère! Ich durfte mal Sammlung an Vorschriften, Zeichin den Katalog gucken. An Mitnehnungen und Fotos aufzubauen, men war nicht zu denken. m Rand der Platte lag ein kleiner anhand derer inzwischen Anstrich Stapel Hefte. Mi-ni-a-tur-bah-nen können. Für Lokomotiven gabs bald und Anschriften für eine erkleckliche las ich, und auf dem Titelbild spielte das schöne Buch „25 Jahre Einheitslo- Zahl von Fahrzeugen bestimmt werden nicht irgendeine Filmschauspielerin komotiven“ – auch von der MIBA! konnten. Spaß machte und macht es päter trat ich dem FdE bei. Emsige noch heute! Leider gelingt es nicht eine große Rolle – sondern zwei fauMitglieder hatten schon früher immer, der Eisenbahngeschichte chende 94er! „Was ist das denn?“ – „Eine neue Zeitschrift! Kostet eins fünf- abgängiges Bahnpapier vor dem 100%ig gerecht zu werden, da z.B. zig“, brummte der Herr Nicht-Verkäu- Reißwolf gerettet. Das Studium dessel- andere Epochen nicht selten kostenfer. Bei 5 Mark monatlichem Taschen- ben brachte neue Erkenntnisse. Nach- trächtige Änderungen an Spritzformen geld kostete es schon Überwindung. dem die Modellbahnindustrie in den erfordern und schnell ins Fünfstellige Aber die Neugierde siegte schließlich 60er Jahren zwar schon ordentliche gehen. Irgendwo ist aber bei mir die und zum Erstaunen des besagten Loks und Güterwagen zustande Schmerzgrenze erreicht, wo ich dann gebracht hatte, die Personenzüge aber nicht mehr mitmache. Herrn griff ich in die Tasche. ber die erfreulichen Erlebnisse Die Lektüre war erbaulich. Ich fühlte hauptsächlich aus verstümmelten 26überwiegen bei weitem, so daß ich mich geradezu als neuer Mensch. m-Wagen und ebensolchen DonnerHeute würde man sagen: als Insider! büchsen bestanden, schritt ich zur Tat mit John Allen sagen kann: „ModelrailIch wußte, daß ich nicht allein war. Es und schrieb für die MIBA: „Rund um roading is fun!“ Vor allem, wenn man gab noch mehr so „beknackte“ Mit- den Personenzug“, veröffentlicht im dabei viele nette Leute kennengelernt menschen. Offensichtlich – und gar November-Heft 1971. Nachdem das und Freunde gewonnen hat. (Die paar nicht so wenig – auch unter den offensichtlich gut angekommen war, tod- und bierernsten Dauer-Meckerer Erwachsenen. WeWaW schrieb über erdreistete ich mich, einen Artikel von und Alles-Besserwisser gehören nicht die Modellbahnerei, als sei sie die Gerhard Krauth über die ersten Ein- nur dazu – sie sind sogar selbstverständlichste Sache der Welt. heits-Schnellzugwagen zu einem das Salz in der Suppe). Heinz Bingels Elektrik brachte mir eine „Fortsetzungsroman“ über die Ein- Danke für 50 „2“ in Physik, Kurt Chromek und Chri- heitspersonenwagen allgemein zu er- Jahre MIBA!
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Schienophilie schon in der Wiege
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Fünf Jahrzehnte MIBA-Titel
Die MIBA im März
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ärz. Kann noch kalt sein – muß aber nicht. Warm ums Herz wurde jedenfalls um diese Jahreszeit den MIBALesern bei der Lektüre des ausführlichen Messeberichts. Aus zunächst nur wenigen Seiten in der laufenden Monatsausgabe entwickelte sich mit der Zeit ein umfangreiches Kompendium des jeweiligen Neuheiten-Jahrgangs. Die Flut von Modellen führte sogar dazu, daß einige Jahre lang im März zwei Hefte erschienen. Heft 3 mit den Ausstellern A bis L und – eine Woche später – Heft 3a mit den Herstellern von M bis Z. „Ist die MIBA schon da?“ war im März sicher die meistgestellte Frage an Modellbahnhändler. Inzwischen erscheint der Messebericht als separate Ausgabe. Die Frage ist geblieben: „Ist die 98er-Messe-MIBA schon da?“ Ja, bald. Vom Erscheinen dieser Ausgabe an gerechnet in gut einer Woche. Bis dann. MK
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Tonnenweise Schotter, literweise nützliches Naß und nicht zuletzt der fahrbare Schotterbesen werden beim heutigen Gleis- und Weichenbau benötigt.
Bauprojekt Vogelsberger Westbahn (3)
Zungenspiele auf Zement Nach dem Bau der Segmentkästen und dem Erstellen des Unterbaus aus Metallprofilen steht heute der Gleis- und Weichenbau auf dem Programm der acht Anti-Asketen – keine ganz einfache Aufgabe, da die weitgehende Orientierung am Vorbild allerlei Umbauten am verwendeten Gleismaterial erfordert.
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allo, Herr Oberweichenbaurat! Herzlichen Glückwunsch auch zum Blauen Kreuz mit Eichenlaub! Steht dir gut!“ – „Danke, Horst“, erwiderte Ludwig, „aber der Wechsel auf das bleifreie Blaue aus Lich war bei meinen Fieselarbeiten ohnehin kein Thema. Dazu gleich mehr; schau dir
zuvor mal die 10-mm-Styrodurplatte an, auf der ich die Gleise verlegt habe.“ Horst blickte mehr als skeptisch: „Die ist ja beschichtet!“ Aus dieser Bemerkung schloß Ludwig – ganz in seinem Element – auf die Notwendigkeit einer ausführlichen Erklärung und war fortan nicht mehr zu bremsen:
„Genau, und zwar mit Zementschlämme! Diese dünne Schicht habe ich nach dem Anzeichnen der Gleislage einfach mit dem Bastelmesser abgetrennt; dabei entsteht ein 2-5 mm hoher Absatz, ideal fürs Schottern und zugleich Basis für den Randweg. Der Bahnhofsbereich wirkt so ,zubetoniert‘, weil bis auf den Seitengraben alles über dem ,Betonniveau‘ liegt und daher auch nichts abgebrochen werden muß. Bei der Gleisverlegung hat die feste Oberfläche auch den Vorteil, daß zunächst alles schön mit Stiften fixiert werden kann; das geht bei einer reinen Styrodur-Oberfläche ebensowenig wie das Aufkleben von Gleisen etc. Dabei hätte sich das Styrodur nämlich aufgelöst, wenn wir wie hier alle Gleise munter in Uhu-Kraftkleber verlegt hätten; so aber ließen sie sich noch schön
Zement-Segment: Horst und Ludwig begutachten einen SegmentÜbergang und die mit Zementschlämme beschichtete Styrodurplatte, aus der hier … … die Trasse ausgeschnitten und anschließend mit Rainershagener Spachtelmasse (mit Puder gefärbt und verdünntem Kleberkonzentrat angerührt) der Randweg mittels „Fingerspachtel“ modelliert wird.
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Die Radlenker der beim Biegen malträtierten Roco-Weiche wurden später durch Schienenprofile ersetzt. Unten die selbstgebauten Weichenzungen in Draufsicht (linke Zunge nach Verlöten von Schienenkopf und -fuß, rechte fertig bearbeitet) und Seitenansicht mit dem Übergang vom Regel- zum Zungenprofil (rechts mit Ausschnitt für das Gelenk).
nachregulieren, ohne sich wieder zurückzubiegen!“ – „Was heißt ,wir‘?“, fragte Horst, „doch nicht etwa du und mm?“ – „Wo denkst du hin? Peter Merte und Dieter Dabringhausen haben mir geholfen, sonst wäre ich nie fertig geworden – zumal bei den Sonderwünschen von mm hinsichtlich der Einfahrweiche aus Richtung Mücke und der DKW im Bahnhof Laubach! Da es in Code 75, womit mm ja schon den Laubacher Wald fertig hat, keine Innenbogenweichen bzw. DKW mit passenden Radien und Schwellenlagen gibt, habe ich die gerade 10˚-Weiche und -DKW von Roco entsprechend umgebaut, d.h. die Weiche passend hingebogen und bei ihr und der DKW die Roco- gegen Code-75-Profile von Peco ausgetauscht!“ Horst machte es sich mit einer Flasche L..... (leider im Protokoll unleserlich! Der Chronist) gemütlich: „Du hast ja selbst nach einer ,affengeilen Doppelkreuzweiche‘ gerufen, wenn ich mich recht entsinne; aber erzähl doch mal!“ Ludwig ratterte wie ein Morseapparat: „Lötbrücken unter den Schwellen entfernt, hinter dem Herzstück alle Schienenprofile durchtrennt. Vor dem Herausziehen der Profile KunststoffBremsen am Schienenfuß abgefräst oder abgeschnitten. Profile mit Lötkolben leicht erwärmt und herausgezogen. Kunststoffvergüsse im Herzstückund Flügelschienenbereich entfernt, Schienenprofile im Herzstückbereich mit der Trennscheibe freigelegt. Zwischenschienen zum Doppelherzstück bei der DKW bzw. den Weichenzungen vorsichtig von oben weggefräst, ohne die darunter sitzende Metallplatte zu beschädigen, auf der später die neuen Profile wieder verlötet werden. Den Schwellenrost unterm Herzstück 0,5 mm tief ausgefräst zur Aufnahme des Messingblechstreifens, MIBA-Miniaturbahnen 3/98
Nach dem Entfernen der Zwischenstege des RocoSchwellenrostes wurde dieser durch Einkleben einer Pertinaxplatte im Stellmechanikbereich stabilisiert (was eine Aussparung in der Trasse erfordert). Hierin sitzt die eigentliche Stellschwelle; sie bewegt sich inkl. der darauf befestigten Stangen und wird von unten mittels Stelldraht bewegt. Herzstück und Flügelschienen sind fertig verlötet. Der Einbau der Radlenker erfolgt ganz am Schluß.
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Obere Reihe, links: Unteransicht der neuen Stellmechanik an den Peco-Weichen, die indes trotz einfacher Herstellung nur funktioniert, wenn die Zungen so weit von der Backenschiene abliegen, daß sie von der Radrückseite nicht berührt werden (sonst Kurzschluß). Das 0,4-mm-Loch am Ende der Stellstange wird den Stellhebel für das Umstellgewicht aufnehmen. Mitte: Die fehlenden Teile werden durch Kunststoff- und Schwellenteile, die dicken Versteifungen an der Schienenaußenseite wg. Stabilität erst nach dem Einbau durch Kleineisen-Imitationen ersetzt. Oben rechts: Pertinaxschwellen mit aufgelöteten Weinert-Kleineisen für stabile Schienenbefestigung an den Segment-Übergängen. Das „Fünferpaket“ ist für schräge Übergänge gedacht, wo das Gleis erst durchgehend montiert und dann inkl. der Pertinaxschwellen mit der Roco-Bastelsäge getrennt wird. Bei den „2+2“-Varianten für gerade Übergänge gibt es an der Trennstelle eine Kuppel- oder etwas breitere Schwelle und kein „Schotterloch“. Links: Gerader und schräger Übergang an den Segmentkästen. Untere Reihe v.l.: DKW-Herzstück vorher/ nachher; 0,5-mm-Ausfräsung im Schwellenrost unter dem Herzstück für Messingblechstreifen; die DKW-Zwischenschienen werden an einem Ende als Spitze für das Doppelherzstück und am anderen als Flügelschiene ausgebildet, vor der Abwinkeln wurde der Schienenfuß mit der Säge eingeschnitten.
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auf dem Herzstückspitze und Flügelschienen miteinander verlötet werden.“ „Und die Backenschienen?“ fragte Jan, der inzwischen eingetreten war, ohne Ludwigs Redefluß zu unterbrechen, „bleiben die drin?“ – „Ja“, antwortete Ludwig und nahm einen langen Schluck Mineralwasser. „Merkst du was, Jan?“, warf Horst ein, „Ludwig sagt inzwischen auch ,Ja!‘ zu deutschem Wasser!“ Ludwig fuhr unbeirrt fort: „Zunächst schon. Wegen Stabilität Backenschienen erst nach den neuen Herzstücken, Flügel- und Zwischenschienen ausgewechselt. Bei der DKW die Zwischenschienen am einen Ende als Spitze fürs Doppelherzstück und am anderen als Flügelschiene ausgebildet; dazu den Schienenfuß für einen sauberen Knick einseitig eingeschnitten. Herzstückspitzen unter mehrmaligem Überprüfen der Paßgenauigkeit angeschliffen, mit der Feile versäubert, mit Flügelschienen auf Messingblechstreifen unter dem Herzstück verlötet; dadurch kein Vollaufen der Herzstückrillen mit Lötzinn! Zwischenschienen am anderen Ende auf den im Schwellenrost sitzenden Blechen verlötet und erst nach dem Einbau zwecks Herzstück-Isolierung getrennt.“ Jan hatte inzwischen die Innenbogenweiche inspiziert: „Die hat ja richtige Zungen! Wie das denn?“
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„Nach dem Motto ,Wennschon, dennschon!‘ kann man die typische Zungenform des Vorbilds – wo die Zungen hinter dem Gelenk vom normalen Schienenprofil auf ein deutlich niedrigeres Zungenprofil übergehen und die Spitzen einen nahezu L-förmigen Querschnitt haben – im Modell darstellen: Das Profil unmittelbar über dem Schienenfuß der Länge nach bis zum Übergang auf das Regelprofil aufschneiden. An beiden Schnittenden den Schienenfuß mit der Flachzange an den verbliebenen Rest des Steges drücken. Durch die Knicke im Schienenfuß ist dieser kürzer geworden als der Kopf; zum Ausgleich dieser Mehrlänge verbiegt sich der Kopf nach außen und paßt schon sehr gut für eine gebogene Zunge. In der Mitte des Schnitts, wo die zwei Zungenspitzen aneinanderstoßen, den Kopf mittels kleiner Stifte so ausrichten, daß er einseitig zum Fuß liegt. Die gebogene Zunge, deren L-Profil jetzt schon im Ansatz erkennbar ist, verlöten. Die andere Zunge gerade ausrichten und verlöten. In der Mitte durchschneiden und die beiden Rohzungen schleifen, bis sich zur Zungenspitze hin immer mehr das L-Profil ergibt. Wenn die Stellmechanik fertig ist, mit dem Gelenk der Roco-Weiche verlöten.“ „Apropos Stellmechanik“, unterbrach der Chronist, „du hast am Telefon angedeutet, daß du was Besonderes ausgetüftelt hast?“ „Die Stellschwelle liegt im Gegensatz zur Roco-Weiche nicht im, sondern unter dem Schwellenrost. Ihre Oberseite bildet optisch den Boden des Schwellenfaches, in dem beim Vorbild die Stellstangen liegen. Die eigentliche Stellstange wurde lediglich als Attrappe aus einem annähernd rechtwinklig geklopften 0,5-mm-Draht ohne kurzschließende Verbindung mit den Zungen eingesetzt. Die Zungen selbst sind jeweils mit einem in Richtung Backenschienen abgewinkelten 0,3mm-Draht mit der Stellschwelle verbunden; diese kurzen, von außen kaum MIBA-Miniaturbahnen 3/98
Links oben: Weichenantrieb im Detail. Der Schalter auf dem Winkel dient zur HerzstückPolarisierung und fixiert über den Stelldraht die Endlage der Weichenzungen. Oben: Jan, Burkhard und Horst folgen aufmerksam Ludwigs Demonstration seiner Weichen-Handstellmechanik an einem seiner eigenen Modulkästen. Nicht jeder von den dreien ist Ludwigs Mineralwasserbeispiel gefolgt … Darunter Weichenantrieb in der Totalen mit Außenlagerung (vorn), Schalter mit Stelldraht (Mitte) und Innenlagerung am Segmentkasten (hinten). Rechts die Lagerung des Handantriebs von außen: Damit die Stellstangen nicht beschädigt werden können, sind sie in Töpfen eingelassen und stehen somit nicht über die Kästen hinaus. Die Schrauben werden evtl. noch durch „ordentliche“ Messingknöpfe ersetzt – watt mutt, datt mutt … Unten: „Dichtgedrängte“ Antriebsstangen im Bereich von Weichen und Gleissperren, für die noch die Laternenantriebe folgen.
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Der fahrbare Schotterbesen läßt sich auch im Weichenbereich einsetzen und fegt dort z.B. sonst vergessene Steinchen aus Radlenkern und Herzstücken, nur im Bereich der Stellmechanik ist Handarbeit vonnöten. Zur Feindosierung des Schotters: Filmdose oder Teelöffel! Geklebt wird mit Rainershagener Schotterkleber (1:15 verdünnt) und einer Zehnmark-AirbrushPistole (mit der zuvor der Gleisrost dunkelbraun eingefärbt wurde). Zunächst Gleis nur leicht von oben einnebeln, wodurch einzelne Steinchen von den Schwellen geblasen und die Schottersteine untereinander leicht fixiert werden. Anschließend satt Kleber sprühen; wenn am Tag darauf nochmal nachgesprüht wird, hält der Schotter bombenfest und sieht so bombig aus wie hier an der selbstgebogenen Einfahrweiche aus Richtung Mücke.
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sichtbaren Drähte übernehmen die eigentliche Stellfunktion. Die leichte Abwinklung bewirkt eine geringe Federwirkung, so daß sich beim Umlegen der Weiche die abliegende Zunge vorbildgerecht zuerst bewegt. Die zum Weichenschloß führende Stange habe ich mit einem angewinkelten 0,3-mmDraht nachgebildet, der in einem 0,4mm-Loch in der Zunge verlötet ist und auf der anderen Seite – unter den Schienenprofilen nahezu unsichtbar – in einem Loch in der Stellschwelle steckt. Die zwei eigentlichen kurzen Stelldrähte sind in den Zungen ebenfalls in entsprechenden Löchern verlötet und stellen optisch auf der einen Seite die Verbindung zum Klammerspitzenverschluß und auf der anderen Seite die zweite Stange zum Weichenschloß dar. Bei der Montage des Stellstangen-Klapperatismus ist allerdings zu beachten, daß keine kurzschließenden Metallbrücken zwischen den Zungen entstehen; das ist aber durch entsprechendes Abschleifen der Kupferschicht auf der Pertinaxplatte rund um die einzelnen Lötpunkte eigentlich kein Thema. In die Stellschwelle habe ich ein 1-mm-Loch gebohrt, in das der Stelldraht zum Handantrieb eingesteckt wird. Seitlich befindet sich noch ein weiteres 0,4-mm-Loch, in das die Stellstange zum Umstellgewicht gesteckt wird, damit sich dieses auch umlegt. Das einteilige Schmalspur-Umstellgewicht von Weinert eignet sich dafür hervorragend; hierzu muß lediglich die Bohrung für den von der Weiche komenden Stelldraht im 2-mmAbstand von der Drehachse des Stellbocks neu gesetzt werden, und das Gewicht legt sich um 90˚ um.“ „Ludwig“, sprach der Chronist ergriffen, „laß mich die Hände berühren, die solche Wunderwerke schaffen!“ – „Ist doch kein Thema“, versetzte der Angesprochene leichthin, „hast du übrigens schon die Kurvenüberhöhung bemerkt?“ Der Chronist sank in die Knie – nicht aus Ehrfurcht, sondern um die Kurve zwischen Laubach und Laubacher Wald zu inspizieren. „Durch Unterlegen eines 1 mm dicken Polystyrolstreifens unter die Schwellenaußenseiten ergibt sich eine Überhöhung der Außenschiene von ca. 0,5 mm gegenüber der Innenschiene“, erklärte Ludwig. „Im Bereich des Übergangsbogens von der Geraden in den Bogen wird auf einer Länge von gut 20 cm durch Unterlegen verschieden MIBA-Miniaturbahnen 3/98
Westbahn-Preisrätsel Nr. 3
Zuu-gleich: Die zwei „Laubacher Wald“-Teilstücke werden probehalber auf die mittlerweile fertiggestellten Segmente für den Abstell- und Betriebsbahnhof gestellt – paßt!
starker Streifen die Höhe von 1 mm erreicht.“ „Ich bin heute ein bißchen in Eile“, drängte Horst, „sag noch schnell, wie du geschottert hast!“ „Mit Schotter ,Code 70-83‘ von Rainershagener Naturals, gemischt aus zwei Teilen Ockergrau und einem Teil rostig vorgealtert sowie etwas graubraunem Puder zur Erhöhung der Feinanteile. Die Verteilung erfolgte analog zum Vorbild mit meinem fahrbaren Schotterbesen: Auf einem RWagen ist ein passender Holzklotz aufgelegt, an dessen überstehendem Ende ein harter Pinsel befestigt ist. Die Höhenlage wird mittels einer am anderen Ende des Klotzes eingedrehten Schraube fein justiert. Der Schotter wird nun gleichmäßig und nicht zu hoch auf dem Gleisrost verteilt und anschließend mit dem Besen in die Schwellenfächer gekehrt. Nach 5-6
Kehrfahrten sind die Fächer gleichmäßig gefüllt; wie beim Vorbild bleiben vereinzelte Steine auf den Schwellen liegen. Zum Verkleben wurde Rainershagener Schotterkleber im Verhältnis 1:15 verdünnt mit der Airbrush-Pistole aufgesprüht; dabei habe ich natürlich eine Maske aufgesetzt.“ Der Chronist sah Ludwig verblüfft ins Gesicht. „Genau! In zehn Minuten kommt im Fernsehen ,Der Frosch mit der Maske‘, so ein richtig schöner Epoche-3-Schinken, wo Eddi Arendt ständig aus dem Wandschrank fällt! Den schauen wir uns noch an und trinken dazu gemütlich ein paar Fläschchen Mineralwasser!“ Und so geschah es; wie es mit der „Vogelsberger Westbahn“ weiterging, erfahren Sie in der nächsten Folge. Bis dahin – auf Wiedersehen in Laubach (Oberhessen)! mm
Im Angebot von Rainershagener Naturals findet sich eine Vielzahl unterschiedlichster Schottersorten: in allen Maßstäben von Z bis II und allen Farben von ockergrau über ölig-rostig bis stark gealtert ist alles vorhanden. Dazu gibt es noch Hilfsmittel wie Kleber und Pumpsprühflaschen. Unsere traditionelle Preisfrage bewegt sich wieder im thematischen Rahmen der heutigen Folge, dem Gleis- und Weichenbau. Sie lautet: Wie heißt die Einrichtung, die ein enges Anliegen der Weichenzunge an der Backenschiene sicherstellt? Kleine Hilfe: Diese Einrichtung ist beim Vorbild an fast jeder Weiche, im Modell jedoch fast nie zu finden ... Gewinn: Gleisbaumaterial (Schotter, Kleber etc.) von „Rainershagener Naturals“ im Wert von DM 250,– Senden Sie ihre Lösung an: MIBA-Verlag, Abteilung Westbahn-Rätsel Senefelderstr. 11 90409 Nürnberg Einsendeschluß: 31.3.1998 Rechtsweg: Gildet nicht! P.S. Auflösung und Gewinner des Preisrätsels aus MIBA 1/98 in MIBA 4/98!
The Making of … … die Westbahn, wie es wirklich war: Ohne zusätzliche Hilfskräfte konnte der Weichenbau von den acht „Comedian Hanullists“ nicht bewältigt werden, obwohl alle inklusive des Chronisten (vorne links) kräftig mit anpackten.
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rnaldo Pocher erblickt am 22.09.1911 im italienischen Trento das Licht der Welt. In dieser Stadt – an der berühmten BrennerBahnstrecke gelegen – verlebt er seine Jugendzeit, erlernt das GoldschmiedeHandwerk und besucht die TechnikerSchule. Im Jahre 1932 übersiedelt er nach Turin und wird als Graveur tätig. Nach dem 2. Weltkrieg beginnt Pocher sich für Modelleisenbahnen zu interessieren und fertigt für einen Händler in Turin Zubehörteile. 1951 gründet er zusammen mit Corrado Muratore, der den kaufmännischen Part übernimmt, die Firma Pocher Micromeccania S.n.C.; Pocher produziert nun Gleise, Weichen und Signale für die Nenngröße H0. Der handwerkliche Familienbetrieb vergrößert sich schnell, als Arnaldo Pocher 1953 die Produktion von H0Wagenmodellen aufnimmt. Bald beschäftigt er 30 Mitarbeiter – vorwiegend Frauen, deren geschickte Hände sich als unentbehrlich für die Schaffung der perfekten Modelle des Meisters erweisen. Neben Güterwagenmodellen nach italienischen Vorbildern beginnt Pocher ab Mitte der fünfziger Jahre mit der Nachbildung von Reisezugwagen. Es entstehen für damalige Verhältnisse epochale Modelle mit Inneneinrichtung nach Vorbildern der CIWL und anderer europäischer und amerikanischer Bahngesellschaften. Bekanntestes und geschichtsträchtigstes Modell: der sogenannte Waffenstillstandswagen von 1918/1940. Wohl bis heute einma44
Pioniere der Modellbahn (3)
Arnaldo Pocher – Künstler aus Turin 50 Jahre MIBA sind auch 50 Jahre Modellbahngeschichte. Und 50 Jahre Fortschritt bei der Entwicklung der Technik und Optik der Modellbahn. An Persönlichkeiten, die daran Anteil hatten, erinnert MIBA-Autor Hans Zschaler in seiner Beitragsreihe. Diesmal: Arnaldo Pocher, der in den 50er und 60er Jahren mit detailreichen Güter- und Personenwagen nicht nur die deutschen Modellbahner in Erstaunen versetzte. lig ist eine Serie von Güterwagen nach Vorbildern der dänischen und schwedischen Staatsbahnen. Ab 1957 machen bebilderte Anzeigen in der MIBA auch die deutschen Modellbahnfreunde auf die italienischen Spitzenprodukte aufmerksam. Ein Jahr später produziert Pocher ein technisches Meisterwerk in Form eines Modells der bekannten französischen Weltrekordlok CC 7107 (331 km/h). Es ist das erste und auch weltweit einzige Serienmodell, das mit einer Fliehkraftkupplung ausgestattet wurde. 1963 präsentiert Arnaldo Pocher ein weiteres Kunstwerk in Form eines vergoldeten Modells der Lokomotive „Bayard“, der ersten italienischen Eisenbahn von Neapel nach Portici aus dem Jahre 1839.
1963 wird die Firma Pocher in eine S.p.A. umgewandelt und in den italienischen Großserienhersteller Rivarossi eingegliedert. Pocher ist nun eine Marke von Rivarossi. Die bisher handwerkliche Produktion von Pocher wird dem hohen Serienstandard von Rivarossi angeglichen. Arnaldo Pocher entwickelte nun für Rivarossi die reizvollen amerikanischen 2’B-Dampflokmodelle mit den Namen „Genna“, „Reno“ und „Bowker“ aus der Frühzeit des USEisenbahnwesens. Noch heute steht der Name Pocher für die ausgezeichneten Automodelle im Maßstab 1:8 von Rivarossi. Pocher selbst verläßt das Unternehmen 1968 und verfolgt andere Aktivitäten im Spielwarenbereich. Dabei vergißt er allerdings nie die ModellMIBA-Miniaturbahnen 3/98
Titelbild des Pocher-Kataloges von 1963/63 mit einer Zeichnung der Lok „Bayard“, die Pocher als H0-Handarbeitsmodell herausbrachte. Links Arnaldo Pocher mit Arbeiterinnen in seinem Turiner Betrieb in den späten fünfziger Jahren. Redaktionelle Berichte machten die MIBA-Leser auf die PocherModelle aufmerksam: „Wir sind überzeugt, daß diese wundervollen Modellwagen auch auf manchen deutschen Anlagen auftauchen werden“, schrieb WeWaW in MIBA 13/1958. Unten der Meister beim Modellbau Mitte der achtziger Jahre. Fotos: Slg. Zschaler
bahn. So gestaltete er u.a. die Aufdrucke für die italienische N-BahnMarke „Tibidabo“. Ab 1973 produzierte er unter dem Namen ARPO (Arnaldo Pocher) Zubehör für die Nenngröße N. 1975 beginnt Pocher eine Art „Comeback“. Unter der Marke ARPO realisiert er für die Schweizer Firma Metropolitan in H0 eine Serie der schweren SBB-Schnellzugwagen der dreißiger Jahre. Ein Jahr später wird er vom italienischen Modellbahnverband FIMF (Federazione Modellisti Ferroviari Italiani) zum „MeisterModellbauer“ ernannt. 1980 beendet er die Zusammenarbeit mit Metropolitan und macht erst 1985 einen Neuanfang mit Zubehör und Güterwagenmodellen der FS in Handarbeits-Kleinserie. Es sind wahre Kunstwerke in Edelmetall und Holz. 1987/88 setzt er für die Schweizer Firma MCA in Lugano, ebenfalls unter der Markenbezeichnung ARPO, weitere ausgesuchte Vorbilder ins Modell um. Die MIBA wird in einem separaten Beitrag Modelle aus der Kollektion Pocher im Bild vorstellen. Als 1989 die italienischen Eisenbahner ihr 150jähriges Jubiläum feiern, kündigt Arnaldo Pocher ein Messingmodell der FS-Ellok der Reihe E 454 an, das er jedoch nicht mehr realisieren kann. Ein Verkehrsunfall im Dezember des gleichen Jahres beendet auf tragische Weise das Leben eines genialen Menschen, dessen begnadete Hände und sein großes Herz unvergeßliche Miniaturen geschaffen haben. Hans Zschaler MIBA-Miniaturbahnen 3/98
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So fing alles an bei der Egger-Bahn: die kleine Diesellok – ursprünglich noch mit Einachsantrieb – mit den beiden Loren stammt aus dem Jahr 1963, ein Jahr später kamen eine kleine Dampflok und zwei weitere Loren hinzu. Modellfotos: lk
Innovativ in die Pleite: erfolglose Modellbahnfirmen (1)
Die Egger-Bahn – Schmalspur in 1:87 Zur Nürnberger Spielwarenmesse 1963 präsentierte die Münchner Firma Gebrüder Egger eine H0-Feldbahn, die auf 9-mm-Gleisen fuhr und demnach 750-mm-Bahnen zum Vorbild hatte. Das Anfangssortiment war recht bescheiden, der Erfolg beim Publikum um so größer – aber nur von kurzer Dauer.
Der Egger-Bahn-Katalog von 1966/67 stellte mit dem „Magnakraft“-System und dem „Permalicht“ zwei technische Neuerungen vor. Besonders der Magnakraft-Antrieb bewährte sich jedoch in der Betriebspraxis nicht; wachsende Reklamationen und sinkende Verkaufszahlen trieben das Unternehmen binnen weniger Monate in den Konkurs.
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ine dunkelgrüne zweiachsige Gmeinder-Diesellok, ein Drehschemelwagen und eine Kipplore bildeten das Startprogramm. In puncto Gleismaterial gab es vorerst je ein ganzes und halbes gerades bzw. gebogenes Gleisstück (Radius 146 mm). Offensichtlich kam das Bähnchen beim Publikum gut an, denn schon ein Jahr später folgten eine zweiachsige Feldbahn-Dampflok und – auf dem bereits bekannten Lorenfahrgestell – ein Kasten- und ein Stirnbordwagen. Für den Betrieb wichtig waren ein elektrisches Weichenpaar, ein Prellbock und ein Entkupplungsgleis. Ein geradezu riesiges Neuheitenpaket brachte die Spielwarenmesse 1965. Im Blickpunkt standen die grüne OEGKastendampflok 102, der „Feurige Elias“, eine B2t-Dampflok der österreichischen Mondseebahn in blauschwarzer Farbgebung, eine BauzugDiesellokomotive (Werksmaschine von Krauss-Maffei) mit vorgebauter kleiner Ladepritsche und eine zweiachsige Ellok. Allerdings gab es dazu kein passendes Fahrleitungssystem. Trotzdem übte dieses grüne Maschinchen nach einem Siemens-Schuckert-Vorbild auch „oben ohne“ einen gewissen Reiz aus. Hinzu kamen die ersten EggerPersonenwagen, darunter ein hübscher vierachsiger, zum „Feurigen Elias“ passender Personenwagen von immerhin 112 mm Länge, sowie eine ganz Reihe von weiteren Güterwagen. Die Zeit um 1965 markiert, im nachhinein betrachtet, den Höhe- und Wendepunkt bei der Egger-Bahn. Der notwendige zusätzliche Kapitalbedarf konnte von den Gebrüdern Egger nicht alleine getragen werden, so daß ein kapitalkräftiger Mitgesellschafter gesucht wurde. Dieser fand sich in der Constantin Filmgesellschaft („Winnetou“-Filme), die dadurch auch Einfluß auf das Fertigungsprogramm der Firma Egger bekam – wie sich leider bald herausstellen sollte, war dies keine glückliche Symbiose! Schon die Neuheiten zur Spielwarenmesse 1966 deuteten auf den geänderten Kurs hin. Dem unbefangenen Beobachter fielen zunächst zwei „Western-Modelle“ als Phantasieschöpfungen auf. Die MondeseebahnDampflok erhielt einige „amerikanische“ Details und einen neugeschaffenen zweiachsigen Tender. Dazu gab es einen gelben, zweiachsigen „Western“Personenwagen mit geschlossenen Einstiegsbereichen. Ein nettes, farbenfreudiges Züglein, das als reines MIBA-Miniaturbahnen 3/98
Spielzeug die ins Auge gefaßte Zielgruppe nicht ansprechen konnte – die griff weiterhin lieber gleich zu robusteren H0-Regelspur-Modellen. Technische Neuentwicklungen des Jahres 1966 stellten das Permalicht und das Magnakraft-System dar. Das Permalicht strahlte bereits bei einer Spannung von 1,5 Volt – die für das Fahren der Lok noch nicht ausreichte – mit voller Leuchtstärke, was eine konstante Beleuchtung unabhängig von der Geschwindigkeit der Lokomotive bedeutete. Das Magnakraft-System schien auf den ersten Blick eine bahnbrechende Idee zur Verbesserung von Zugkraft und Fahreigenschaften zu sein. Der Neuheitenprospekt versprach „eine außergewöhnliche Haftfähigkeit und verblüffende Zugleistung. – 300 % mehr als bisher!“ Was auf dem stark geneigten Demonstrationsgleis am Messestand beeindruckend aussah, bewährte sich indes in der Praxis nicht und wurde zum Flop; die Fahreigenschaften von Loks ohne Magnakraft erwiesen sich letztlich als besser. Es war zu schwierig, das genau passende Verhältnis des Abstandes Magnet/Schiene und der Magnetstärke herauszubekommen. Dagegen stellte die 1966er Triebfahrzeugneuheit trotz ihrer Verkürzung ein wirklich interessantes Modell dar: ein Dampftriebwagen (Achsfolge B2’) der Ruhr-Lippe-Kleinbahnen in creme-blauer Farbgebung mit grauem Dach. Das Personenwagenprogramm erweiterte man durch einen zweiachsigen Abteilwagen nach britischem Vorbild auf dem bereits bekannten 75 mm langen Fahrgestell. Bei den neuen Güterwagen waren vor allem drei kurze (nur 46 mm!) Grundmodelle zu nennen: Niederbordwagen, gedeckter Güterwagen und Milchtankwagen. Die übrigen, durchwegs 75 mm langen zweiachsigen Fahrzeuge konnten dagegen nicht voll überzeugen, da sie entweder Phantasiemodelle darstellten oder von der Firma Rokal zugekaufte unpassende TT-Aufbauten erhielten. Eine echte Überraschung waren dagegen neue Steuergeräte im Baukastensystem. Lediglich der Trafo oder das Fahrpult mußten einen Netzanschluß erhalten; Stell- oder Schaltpulte konnten dann von dort durch spezielle, seitlich angebrachte Steckkontakte mit Strom versorgt werden. Insgesamt also ein Neuheitenprogramm von wiederum beachtlichem Umfang, bei dessen Vorstellung niemand daran dachte, daß die EggerMIBA-Miniaturbahnen 3/98
Neuheiten von 1965 und 1966: Zum „Mondseebahn“-Zweikuppler erschienen „Coupéwagen“ und Packwagen, die SiemensSchuckert-Ellok zieht mit dem Milchkesselwagen, dem Niederbordwagen und dem Tankwagen „Asphalt“ drei Neuheiten des Jahrgangs 1966.
Bahn ihren Zenit bereits überschritten hatte! Ab Herbst 1966 traten bereits größere Schwierigkeiten auf. Im Antriebssektor kam es zu Problemen mit der Fertigungsqualität, und insbesondere das Magnakraft-System bewährte sich in der Praxis nicht. Gegen Weihnachten 1966 soll bei der Firma Egger der Reklamationsstand schon die Zahl der Neuauslieferungen übertroffen haben... Dennoch stellte die Egger-Bahn zur Spielzeugmesse 1967 weitere Neuheiten vor. Dabei waren sicherlich Handmuster von Fahrzeugen der Zillertalbahn am interessantesten: die C1’Tenderlok 3 und ein zweiachsiger Personenwagen in Braun mit offenen Bühnen. Leider war bei diesem Modell der Achsstand viel zu groß geraten und verfälschte das Gesamtbild doch spür-
bar. Weitere Neuheiten sollten das „amerikanische“ Programm ergänzen. Zur Auslieferung gelangten diese Neuheiten nicht mehr, denn bald darauf stellte die Firma Egger aufgrund eines Konkurses die Modellbahnproduktion ein. Werkzeuge und Formen übernahm die französische Firma Jouef, die später zeitweise einen Teil der ehemaligen Egger-Modelle wieder an den Fachhandel lieferte. Der Zillertalbahn nahm sich dann bekanntlich die Firma Liliput an. So endete ein frühes Kapitel von Schmalspur-Modellen im Maßstab 1:87 auf eine recht unspektakuläre Weise bereits nach wenigen Jahren. Glücklich, wer heute noch das ein oder andere original Egger-Bahn-Modell sein Eigen nennen kann! Ulrich Rockelmann 47
Wie unschwer zu erraten ist, geht es in dem Artikel um die Selbstanfertigung von H0Bäumen. Die Unterzeile will uns darauf hinweisen, daß es auch damals schon gelegentlich zu Verschiebungen von an sich fertigen Artikeln gekommen sein mag…
Die „Hosenklammer-Halteklammer“ ist ein von Gernot Balcke erdachtes Hilfsmittel zum Löten. Sein Vorschlag basiert auf zwei Hosenklammern, die den Fahrradfahrern unter uns sicher noch ein Begriff sind.
Von Überschriften und AUFMACHERN
WeWaWs witzige Werbetitel Was wäre die MIBA ohne die teils zeitgenössischen, teils aber auch WeWaW-typischen Überschriften gewesen? Ein Teil des MIBA-Flairs der frühen Jahre erklärt sich aus dem sicheren Gespür der damaligen „Macher“, daß eine Modellbahnzeitschrift zwar eine Fachzeitschrift sein muß, andererseits aber auch der Unterhaltung dient. Der Leser-Blatt-Bindung hat’s nicht geschadet, im Gegenteil! Noch heute schwärmen langjährige (und zufriedene!) MIBA-Leser von WeWaWs „skurrilem Humor“ – was in hohem Maße anerkennend gemeint ist. Vorsichtshalber haben wir mal den Rest der Seite mit abgebildet. WeWaW plaudert nämlich über reizvolle Kurven. In der Einleitung seines Textes macht er sehr deutlich, daß er gewisse „Kurven“ nicht meint, sondern eben nur die anderen, um die es auch sonst in unserer Fachzeitschrift immer wieder geht: Kurven (in der Gleisführung) und Formen – Anlagenformen, versteht sich!
Was in aller Welt soll man sich denn unter einer „Rollmops-Bohrmaschine“ vorstellen? „Rollmops“ war wohl der Spitzname für einen kleinen Motor, der aus ehemaligen Wehrmachtsbeständen damals noch zu haben und für Modellbauzwecke recht gut geeignet war.
Fröhliche Urständ feiert der Aküfi, der Abkürzungsfimmel der fünfziger Jahre in diesem Titel. Kurz gesagt, der Artikel beschreibt, wie Plexiglas, Pappe, Holz und Metall zum Bau eines Wagenmodells verwendet werden.
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Mit was für ausgefallenen Sachen man sich 1951 doch befaßte! Der Titel dürfte nicht schwer zu entwirren sein, schau’n wir mal … Der Rollbock wechselt güterwagenmäßig irgendwie von Normal- nach Schmalspur – indem er umsetzt … oder so ähnlich.
Ein sprechbares Kunstwort aus lauter Abkürzungen entsprach dem Stil der Zeit! In unserem Fall wird die Herstellung einer Ankerhornbewickelhilfsmaschine beschrieben. Aber wer wickelt sich denn heute noch den Motor für sein Modell selbst?
1+1+1=3 – nichts gegen zu sagen, kann man nachvollziehen! Eins und eins und eins, was macht das? Nein, nicht „Hunger“, wie uns die Werbung glauben machen will, sondern in unserem Fall gleich drei mal Fortschritt.
Falls die Unterzeile unter den vielen F (und V) nicht gut zu lesen sein sollte – sie lautet: Furchtbar fesselnde Fachsimpelei von Farben, Filmen, Vergrößerungen, ferner vom Fabrizieren feiner Fotografien für Veröffentlichungen von … Es geht um Tips für gute Modellaufnahmen!
Ei der Daus – das Schrankenwärterhaus! Nun wäre es freilich etwas vermessen, die kleine Wellblechbude als „Haus“ zu bezeichnen. Macht nichts, wir kommen trotzdem zu unserem verdienten Reim.
Frei nach dem Motto: Allen wohl und niemand weh – Überschrift von WeWaWe (Au!).
Daß nur nichts ins Redaktions-Getriebe kommt! Der Freilauf wird dadurch erreicht, daß das Getriebe des Modellmotors beim Abschalten des Stroms ausgekuppelt wird. Solche „Entdeckungen“ bzw. das Anwenden solcher Entwicklungen auf das Modellbahnwesen zeichnen WeWaWs Technikartikel aus.
Ein Geplauder im Stil von Heinz Erhard zu einem offenbar ganz ernsten Thema „bricht WeWaW vom Zaun“. Er sei über die Beine von Heinz Bingel, seines Zeichens MIBA-Redakteur, gestolpert und ein Kurzschluß habe daraufhin den anderen gegeben – oder sagt man gejagt? MIBA-Miniaturbahnen 3/98
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BÜCHER/VIDEO
Hauptbahn München – Regensburg
Die Akkumulator-Triebwagen der Preußisch-Hessischen Staatseisenbahn und der Deutschen ReichsbahnGesellschaft (DB-Baureihen ETA 177 bis 180)
Siegfried Bufe
Horst Troche
176 Seiten; 330 Abbildungen; Format 20,5 x 28,4 cm; DM 59,–; Bufe-Fachbuch-Verlag, Egglham
432 Seiten; 310 SW- und 20 Farbabbildungen; zahlreiche Faksimile; DM 78,–; EK-Verlag, Freiburg
Es dreht sich, das literarische Karussell der von München ausgehenden Hauptbahnen: Nach den Strecken in Richtung Salzburg bzw. Simbach ist nun Regensburg an der Reihe. Die auf den ersten Blick wenig spektakulär erscheinende Verbindung weist indes mehrere eisenbahngeschichtliche Besonderheiten auf. Abgesehen von der kurz vor der Jahrhundertwende erfolgten Streckenverlegung zwischen München Hbf und Feldmoching über Moosach – zuvor ging es westlich des „Centralbahnhofs“ direkt nach Norden – und der Aufgabe des alten Landshuter Kopfbahnhofs im Jahre 1880 spielte der niederbayerische Ort Geiselhöring vierzehn Jahre eine bedeutende Rolle als Eisenbahnknotenpunkt. Hier verzweigte sich die Strecke aus Landshut nach Regensburg und Straubing. In gewohnter kaleidoskopartiger Manier stellen Siegfried Bufe und seine Mitautoren (diesmal Heinrich Stangl, Wolfgang Wiesner, Friedrich Seitz und Andreas Janikowski) die betreffenden Bahnlinien vor. Die reichhaltige Illustration mit älteren und aktuelleren Fotos (davon 60 in Farbe), Lage-, Gleisund Fahrplänen eröffnet immer wieder interessante Aspekte, die man erst beim genaueren Durchlesen erkennt. Betrachten Sie als Beispiel nur einmal die Übersichtskarte auf Seite 4. Da waren etwa um 1875 Linien wie Landshut–Ingolstadt oder Landshut– Erding geplant, die nie realisiert wurden. Oder das Faksimile des ersten Nachkriegsfahrplans vom 15.10.1945 mit den wenigen Zugverbindungen und die danebenstehende Aufnahme des Münchener Hauptbahnhofs mit abgetragener Bahnhofshalle (1949)! Schließlich fehlen auch Kapitel über die Bw Regensburg und Landshut sowie ein achtseitiger Bilderbogen über Werksbahnen im Einzugsbereich der Hauptstrecke nicht. Fazit: eine hochinteressante Veröffentlichung. ur
Höchste Zeit für dieses Buch: Wohl nicht nur beim Rezensenten hatte sich jenes DGEG-Jahrbuch 10/1978 allmählich vollständig aufgelöst, in dem Horst Troche erstmals einen heute schon legendären Aufsatz über die preußischen Akku-Triebwagen veröffentlichte. Was jetzt nach jahrelangen Vorarbeiten in der Baureihen-Bibliothek des EK erschienen ist, wird als „ETA-Bibel“ in die Eisenbahn-Literaturgeschichte eingehen. Entwicklungsgeschichte, Bauarten, Einsatz in den Direktionen, Betrieb und Instandhaltung werden absolut erschöpfend – in des Wortes doppelter Bedeutung, wenn der Rezensent an zwei durchlesene Nächte denkt! – beschrieben und vor allem bebildert. Nicht die Lapidar-Losung „... gehört in die Bibliothek jedes Eisenbahnfreundes“ soll daher diese KurzBesprechung (ich will zurück zur 3. Lesung meines ETA-Buchs!) beschließen, sondern die schlichte Feststellung: Was hier nicht über die alten Akku-Triebwagen zu finden ist, lohnt nicht zu wissen. mm
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Die Baureihe 78 Horst J. Obermayer; Dr. Günther Scheingraber; Manfred Weisbrod 100 Seiten; 201 Abbildungen; Format A4; DM 22,80; Hermann Merker Verlag GmbH, Fürstenfeldbruck Sie gehört mit zu den bekanntesten und auch bei Modellbahnern sehr beliebten Tenderlokomotiven: die Baureihe 78 bzw. frühere preußische T 18. Erstmals 1912 in Dienst gestellt, sollten sich diese Maschinen mit ihrer symmetrischen 2'C2' – Achsanord-
nung und einer Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h in beiden Fahrtrichtungen im beschleunigten Reisezugdienst sehr gut bewähren. Als EJ-Sonderausgabe III/97 gibt die vorliegende Broschüre einen recht detaillierten Überblick zur Entwicklung, Bauausführung und Beschaffung der T 18. Anschließend gehen die Autoren in knapperer Form auf die Betriebseinsätze, gegliedert in die Zeiträume 1912 bis 1945, 1945 bis 1974 (DRWest bzw. DB) und 1945 bis 1970 (DR), ein. Alle Abschnitte sind reich illustriert, wobei eine Reihe von Fotos jedoch schon aus früheren Veröffentlichungen bekannt ist. Kurz werden auch Auslandseinsätze der T 18 (Frankreich, Polen, Belgien, Tschechoslowakei und Türkei – nach dort waren ab 1925 acht Maschinen fabrikneu geliefert worden) skizziert. Ein dreiseitiges Kapitel über Modelle der Baureihe 78 in verschiedenen Maßstäben rundet die interessante Veröffentlichung ab. ur
S-Bahn München Reinhard Pospischil und Ernst Rudolph 244 Seiten; 173 Abbildungen, davon 67 in Farbe; Format 20 x 22 cm; DM 48,–; Alba Publikation Düsseldorf Vor über 25 Jahren, während der Olympischen Spiele im September 1972, machte der Rezensent die erste Bekanntschaft mit der damals neuen S-Bahn in München. Bis heute blieb ihm die Erinnerung an die für damalige Zeit erstaunliche Beschleunigung der Triebwagen der BR 420 im Gedächtnis. Inzwischen längst zum Alltag geworden, wird dieses Verkehrssystem in dem vorliegenden Buch, das im Alba Verlag erschienen ist, ausführlich beschrieben. Die beiden Autoren, beruflich mit der S-Bahn, und mit der Infrastrukturplanung vertraut, schildern mit hoher Kompetenz die Entstehung, das Betriebsgeschehen und die Zukunft dieses Transportmittels, das zwar oft kritisiert wurde (zum Beispiel wegen Türproblemen im Winterbetrieb), das aber mit Sicherheit die gesamte Region München zusammen mit der damals ebenfalls neuen U-Bahn vor dem drohenden Verkehrskollaps gerettet hat. Die MIBA-Miniaturbahnen 3/98
Ausstattung des Buches mit den zahlreichen Plänen und Skizzen sowie interessanten Fotos verdient uneingeschränkt Lob. Erwähnenswert ist ebenfalls die am Ende des Buches angefügte „Bestandsliste ET 420 bei der S-Bahn München“, die alle jemals in Bh München-Steinhausen stationierten Tw der BR 420 aufführt, inklusive der aktuellen Farbgebung und Inneneinrichtung. Ein Fachbuch, wie es fast nicht besser sein kann. dh
Aus der Geschichte der Oberweißbacher Bergbahn Günter Fromm 100 Seiten; zahlreiche Abbildungen; Format A5; DM 19,80; Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza Im Nachlaß des leider 1994 viel zu früh verstorbenen Günter Fromm findet sich noch eine Reihe von Manuskripten zur Eisenbahngeschichte Thüringens. Die diesem Buch zugrundeliegende Arbeit entstand in ihren Grundzügen in den achtziger Jahren (Veröffentlichung in den fast schon legendären „Erfurter Blättern“) und wurde vom Autor bis 1993/94 teilweise überarbeitet. Leider konnte dieses Vorhaben aber nicht mehr den Textteil umfassen – die letzten Jahre fehlen somit. Da der Verleger Harald Rockstuhl indes den Fototeil weiter ergänzte – letzte Aufnahmen vom Mai 1997! – , ist es schade, daß man nicht auch den Text zumindest in geraffter Form bis 1997 weiterführte. Das sehr solide aufgemachte Buch bietet detaillierte Information über die „steilste Bergbahn der Welt für den Transport normaler Eisenbahnwagen“, wie es einst in der Werbung der Oberweißbacher Bergbahn hieß. Mit vielen Zeichnungen im unverwechselbaren Stil Günter Fromms, seien es nun Lage- bzw. Gleispläne, Fahrzeugansichten oder technische Details von Standseil- und Flachstrecke, werden die Textausführungen sinnvoll vertieft. Selbstverständlich fehlen auch Fahrpläne verschiedener Perioden nicht. Nicht nur Eisenbahnfreunde, sondern auch an der Heimatgeschichte des oberen Schwarzatals Interessierte haben mit Sicherheit an diesem Buch ihre Freude! ur MIBA-Miniaturbahnen 3/98
Jahrbuch Traktoren 1996 110 Seiten; 190 Abbildungen zum Teil in Farbe; broschiert; DM 29,80; Verlag Walter Podszun, Brilon Die Modelleisenbahn besteht nicht nur aus Gleisen, Loks und Wagen allein. Auch das Umfeld, wie Bahnhöfe und die Landschaft, durch die die Eisenbahn fährt, gehören dazu. Das Jahrbuch Traktoren 1996 bietet einen Überblick über ein besonders modellbahngerechtes Thema: Die Landwirtschaft; und sie kommt bei den Modellbahnern immer mehr „in Mode“ – ob als Verfrachter an der Ladestraße, dem örtlichen Lagerhaus oder einfach als Blickfang an der Strecke. Angefangen mit einigen historischen Beiträgen, der Geschichte der Traktorenproduktion der MAN (von denen es leider keine H0-Modelle gibt) bis hin zum Überblick über die Restaurationsszene, Schleppertreffen und der Vorstellung einiger moderner Schlepper, so auch dem neuen Fendt Xylon, den es bei Wiking als H0-Modell gibt, ist für jeden Geschmack etwas dabei. Auch ein Beitrag über Traktorenmodelle findet sich in diesem interessanten Querschnitt über die Welt der Traktoren. mh
Eisenbahnimpressionen Österreich Roland Alber und Albert Heidinger 192 Seiten; 214 farbige Abbildungen; 15 Streckenskizzen; Format 245 x 305 mm; DM 78,–; EK-Verlag, Freiburg Im Gegensatz zu seinem Titel beschränkt sich dieses Buch nur auf ein zwischen Wörgl, Spital-Millstättersee, Selzthal, Schärding und Salzburg gelegenes Teilgebiet Österreichs. Neben den Magistralen wie Westbahn und Tauernbahn werden auch Schmalspurbahnen (Pinzgauer Lokalbahn) und Privatbahnen (Salzburger Lokalbahn) sowie die Schafbergbahn in Bild und jeweils in einer knappen Textbeschreibung mit einer Streckenskizze vorgestellt. 214 tadellose, in den 80er und 90er Jahren entstandene Farbfotos vermitteln das Bild von der Vielfalt des heutigen Eisenbahnbetriebs in Österreich. Entsprechend dem Zeitraum der Aufnahmen werden
bis auf ganz wenige Ausnahmen Diesel-und Elektrotriebfahrzeuge in der großartigen Landschaft Österreichs gezeigt. Ein Wunsch bleibt nach dem Genuß dieses Buches: daß auch die anderen Regionen Österreichs (Vorarlberg, Waldviertel, Neusiedler See usw.) in gleicher Qualität bald folgen mögen. dh
Die Reisezugwagen der Deutschen Bahn 228 Seiten; 5 Fotos; Format 16 x 23 cm; DM 29,80; EK-Verlag, Freiburg Ein reiner Tabellenband über die regelspurigen DB-Reisezugwagen und ihre Heimatbahnhöfe; vor allem Wagenfreunde und Statistiker werden daraus viele Informationen schöpfen können. ur
Zeit zu sehen Jochen Beithan und Peter Heßler, Deutsche Bahn AG Nahverkehr 176 Seiten; 70 Abbildungen; Format 25 x 30 cm; DM 68,–; Verlag Hermann Schmidt, Mainz Sieben renommierte deutsche Fotografen haben sich für diesen Bildband mit den Themen Eisenbahn und Bahnfahren auseinandergesetzt. Günter Pfannmüller, Herlinde Koelbl, Rainer Stratmann, Martin Pudenz, Michael Ehrhart, Bernd Wagner und Gert Wagner begaben sich auf die Wege entlang den Schienen. So entstanden Bildserien, deren unterschiedliche Techniken die ganz persönlichen Blickwinkel der einzelnen Fotografen wiederspiegeln; eingeleitet wird das Buch mit einem einfühlsamen Text von Sten Nadolny. Mit den sattsam bekannten Strecken- und Baureihenportraits hat das freilich nichts gemeinsam – entstanden ist vielmehr ein eindrucksvoller Bildband in einem sorgfältigen Layout, der zum bewußten Sehen während des Reisens mit der Bahn anregen kann. So ist das Buch denn auch weniger für den normalen Eisenbahnfan gedacht als für diejenigen mit ausgeprägten Interesse an der Fotografie. lk 51
Jubel beim „Personal“ der 4-8-2 Mountain von O.S. (rechts): In 36 Stunden ununterbrochener Fahrt hat das Echtdampfmodell über 215 Kilometer auf 5“-Gleisen zurückgelegt und damit den Eintrag ins „Guiness-Buch der Rekorde“ sicher. Darüber hinaus gab’s in Sinsheim aber auch die Gelegenheit zum fachlichen Austausch oder zur Mitfahrt auf den kleinen Dampfzügen.
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esucher, Aussteller und Veranstalter gleichermaßen bezeichneten die erst zum zweitenmal durchgeführte Veranstaltung als „historisches Ereignis“. Über 17 000 Besucher pilgerten durch die drei dampfgeschwängerten Hallen und bewunderten neben Echtdampf-Lokomotiven auch dampfbetriebene Traktoren und Schlepper, Dampfschiffe und stationäre Dampfmaschinen. „Mit diesem Ansturm haben wir nicht gerechnet“, staunte Wolfgang Nagel von der Messeleitung. Neben dem kommerziellen Angebot der 45 Aussteller begeisterten natürlich vor allem die mehr als 450 betriebsfähigen Dampfmodelle von Teilnehmern aus elf Ländern das Publikum. Über Dampflokmodelle aller nur erdenklichen Baureihen hinaus gab es weitere kleine Wunderwerke der Technik und Mechanik zu sehen: einen Voster-Dampftraktor im Maßstab 1:3, einen Burell-Dampftraktor in 1:2, einen Dampfdrachen frei nach Jules Verne, eine restaurierte funktionsfähige Märklin-Dampfmaschine von 1923 oder maßstäbliche Dampfautos. 60
2. Echtdampf-Hallentreffen in Sinsheim
Kohle und Wasser, Ruß und Rekorde Tief einatmen – das war die Devise bei den Dampffans während der drei Tage im Januar in den Sinsheimer Messehallen. Denn der Betrieb von Live-Steam-Modellen ist eine sinnliche Gesamterfahrung, die Augen, Ohren und Nase gleichermaßen anspricht. Und daß die stimmte, dafür sorgten Hunderte dampfbetriebene Modelle und über 5 km Gleise in 3“, 5“ und 71/4“. Der ständige Betrieb mit rollendem Material aller Spurweiten, das auf verschlungenen Gleisanlagen in allen Hallen unterwegs war, blieb jedoch die Hauptattraktion für große und kleine Dampffans – alle Fahrzeuge aneinandergereiht hätten einen Zug mit 850 Metern Gesamtlänge ergeben. „Vor-
sicht beim Überschreiten der Gleise“, hieß daher die Hauptmaßregel der Besucher ... Zu den Höhepunkten zählte sicherlich die Rekordfahrt einer 5“-Mountain von O.S. fürs „Guinness-Buch“: In 36Stunden-Nonstopfahrt drehte sie in Halle 2 insgesamt 717 Runden und MIBA-Miniaturbahnen 3/98
MENSCHEN + MODELLE
Viele Live-Steam-Aktivisten sind nicht nur in Personalunion Lokführer, Heizer und AW-Mitarbeiter, sondern oft auch die Konstrukteure und Erbauer ihrer Maschinen. Wasserfassen wie beim Vorbild (ganz unten): eine schlichte Gießkanne hätte es zwar auch getan, doch durch den Wasserkran wird der Echtdampf-Betrieb noch authentischer. Fotos: th (5), Messe Sinsheim (1)
legte dabei über 215 Kilometer zurück. Japanische Ingenieure hatten die Maschine in monatelanger Arbeit auf die Rekordfahrt vorbereitet; der „Lokführerwechsel“ erfolgte ebenso „fliegend“ während der Fahrt wie das Auffüllen von Wasser und Kohle. Apropos Kohle: Es handelte sich um eine handverlesene Mischung aus vietnamesischer, südafrikanischer und kolumbianischer Kohle, um den optimalen Brennwert bei minimaler Asche- und Schlackenbildung zu erzielen ... Für das 3. Echtdampf-Hallentreffen vom 8.-10.1.99 haben sich schon jetzt weitere Teilnehmer mit ihren Modellen angekündigt. Informationen gibt’s bei der Messe Sinsheim, Neulandstr. 30, 74889 Sinsheim, 07261/6890, Fax 07261/689220. th
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Erfahrungen eines Modellbahners
D u rc h g a n g s b a h n h o f am Innenbogen Beim Bau diverser Probeanlagen im N-Maßstab 1:160 sammelte MIBA-Leser Jens Lindloff eine Menge Erfahrungen. Auch die hier vorgestellte Anlage – besser gesagt: das Anlagenteilstück – entstand noch als „Versuch“. Sowohl die Konzeption als auch die Ausgestaltung sind bestens gelungen. Z.B. präsentieren sich die Züge dem Betrachter quasi von der Innenseite des Gleisbogens, was ein geschlosseneres Zugbild mit sich bringt.
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ie Modellbahnen entstehen, haben wir alle schon gelesen, und über die verschiedenen Möglichkeiten bezüglich Aufbau und Steuerung wurde in der MIBA auch schon viel geschrieben. Ich werde hier kaum etwas Neues hinzufügen können, also erzähle ich lieber von meinem Modellbahneralltag und von der Entstehungsgeschichte meiner Anlage. Mit sechs Jahren fing es bei mir mit einer Weihnachtsanlage an. Eine TTBahn aus der damaligen DDR mit einer himmelblauen Ellok und DR-Umbauwagen drehte auf einer grüngestrichenen Spanplatte fröhlich ihre ovalen Runden. Wegen technischen Versagens war genau zwei Jahre später Schluß 62
mit der TT-Fröhlichkeit. Eine Anfangspackung und ein Erweiterungsset von Arnold lagen auf einmal unter dem Weihnachtsbaum. Ab diesem Zeitpunkt wurde dann in der Baugröße N gebastelt. Natürlich mußten sich meine Basteleien auf meinen damaligen Modellbahnetat beschränken. Und natürlich blieben viele Wünsche beim rollenden Material ebenso wie bei der Anlagengestaltung aus chronischem Geldmangel unerfüllt. Und so fuhren meine damaligen Lieblingszüge zumeist nur in den Träumen auf Anlagen, deren Ausmaße und Ausstattung nicht – wie bei mir – von Platz- und Geldmangel geprägt waren. Ein durchaus reales
Vergnügen war es dagegen, den Raum abzudunkeln und die beleuchteten DZugwagen durch die von der verbotenen Zigarette künstlich eingenebelte Miniaturwelt „heizen“ zu lassen. Dann war mein Schülerdasein vorbei, und die Finanzen entwickelten sich in puncto Modelleisenbahn etwas rosiger. Die Platzverhältnisse waren zwar bescheiden, aber ich bestand trotzdem auf meinem Bastelspaß an einer kleinen Rechteckanlage. Endlich konnten einige Punkte auf der Wunschliste für Fahrzeug- und Gebäudemodelle abgehakt werden. Allerdings konnte ich meinen Neuanschaffungen nicht den würdigen Rahmen erstellen, in dem diese voll zur Geltung gekommen wären. Kurzum, mir wurde der Kreisverkehr auf meinen mit Sägespänen bestreuten Rechteckanlagen bald zu langweilig; ich stand kurz davor, das ganze Hobby für die nächsten 30 Jahre einzumotten. Auf meiner Modellbahn sollte ein realitätsnaher Betrieb in einer natürlich wirkenden Umgebung stattfinden, doch meine Unwissenheit schob da (noch) einen Riegel vor. MIBA-Miniaturbahnen 3/98
Als Versuchsanlage in N-Größe entstand dieser Durchgangsbahnhof an zweigleisiger Strecke. Die Ausgestaltung ist schon sehr weitgehend. Hier zunächst ein Überblick (links) und einige der sehenswerten Motive: Freiladestraße mit Überladekran, auf norddeutsch „getrimmter“ Güterschuppen, Lokschuppen und Fabrik mit eigenem Gleisanschluß.
Erfahrungen mit dem Hobby Für den hiesigen Fachhandel ist die Modellbahn nur ein Spielzeugartikel, der irgendwo zwischen Blumenvasen und Motorsägen in einer kleinen Ecke verhökert wird. Im Angebot befinden sich nur die größten Hersteller, die jeweils mit einem kleinen Prozentsatz ihrer Produktpalette vertreten sind. Leider wird in der Südheide bei der Modelleisenbahn die Öffentlchkeitsarbeit klein geschrieben. Diverse Clubs? Fehlanzeige, bis auf einen Modelleisenbahner-Stammtisch, auf den ich erst später, und nur durch Zufall, stieß. Wie sollte ich da auf die Idee kommen, nach einer Modellbahnfachzeitschrift zu fragen? Doch dann bekam ich von einem entfernten Verwandten eine kleine MIBASammlung in die Hände. Die Freude über den Stapel von etwa 30 Exemplaren hielt sich aber zuerst noch in Grenzen. Ich überschlug zunächst einmal viele Artikel oder las nur die ersten beiden Absätze. Angesichts der finanziellen Kraftakte einiger Hobbykollegen war mein erster Eindruck: „Die MIBA-Miniaturbahnen 3/98
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Eine realistisch gestaltete Szene an der kombinierten Kopf- und Seitenrampe. Das Empfangsgebäude (ehemals Vollmers „Neuffen“) wurde landschaftstypisch abgewandelt und „gealtert“. Den Hintergrund des rechten Anlagenschenkels bildet die Fabrik. Die Gleise (Flexgleise in Verbindung mit 10°-Weichen) sind individuell eingeschottert.
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spinnen, die Modellbahner!“ Ich konnte auch nicht so recht glauben, für welche Anschaffungen eigentlich mancher Modellbahner seinen Hobbyetat belastet, erst recht, wenn es sich dabei z.B. um Weichenlaternen in Kleinserienqualität handelte. Ein Anfänger kennt zwar nicht die Preislisten der einschlägigen Kleinserienhersteller, doch die ungefähren Preisklassen dieser Produkte konnte ich gleich zu Anfang erahnen. Auch der Aufwand mancher Modellbahner, die ihre neuen Wagenmodelle in stundenlangen Operationen auf ihren persönlichen Vitrinenstandard bringen, stieß bei mir anfangs auf Unverständnis. Trotzdem packte mich die Neugier, und ich griff mir sämtliche verfügbaren MIBA-Ausgaben. Als erstes las ich natürlich die Beiträge über die Leseranlagen. Wegen der guten Bilder sind sie für einen Einsteiger die interessanteste – und wohl auch beliebteste – Informationsquelle. Die Berichte zeigen mit ihren Erfahrungsschätzen und den Anlagenbildern den Ideenreichtum, den die Erbauer in ihre Anlagen einbringen, und sie beschreiben meistens auch deren Aufbau und Steuerung. Anhand dieser Artikel kann man sich gleich die fertigen Ergebnisse ansehen und erfährt dabei etwas über mögliche Fehlerquellen. Von Anlagen mit weiten Radien undeiner großzügigen Landschaftsgestaltung war ich sofort begeistert. Diese Artikel arbeitete ich in unzähligen Wiederholungen stundenlang durch, wobei in mir der Wunsch aufkam, es einmal mit einer „abgespeckten“ Version selbst zu versuchen. Anhand der vielen Abbildungen hatte ich schon klare Vorstellungen für die Landschaftsgestaltung meiner späteren Anlagen. Dabei hatte ich mir nicht zum Ziel gesetzt, sie von vorn bis hinten perfekt bis ins kleinste Detail zu gestalten. Mir kommt es nicht auf jede Kleinigkeit an, denn im Betrieb finden diese ja doch kaum noch Beachtung. Nach dem Umzug meiner Mutter standen mir schließlich über 20 Quadratmeter für mein Hobby zur Verfügung. Platz zum Umsetzen der reichlich erhaltenen Anregungen war somit – endlich – vorhanden. Jetzt stellte sich die Frage nach dem Anlagenthema. Ich hatte oft den Eindruck, daß die Verfasser der Leserbeiträge gleich eine solide und im Betrieb ausgereifte Anlage bauten, doch diese Weisheit konnte ich nicht „mit Löffeln fressen“. Eine kleine StaMIBA-Miniaturbahnen 3/98
tion an einer Bimmelbahn wirkte auf mich genauso reizvoll wie der Durchgangsbahnhof an einer zweigleisigen Hauptstrecke. Ich konnte höchstens aus den Gleisplänen erahnen, welches Betriebskonzept mir später den meisten Spaß bereiten würde.
Bau von Versuchsanlagen Also ging auch hier Probieren über Studieren. Fest stand zunächst nur, daß eine neue Bekanntschaft namens „Schattenbahnhof“ mit integriert werden sollte. Dargestellt habe ich den Zeitraum zwischen 1960 und 1970, weil die allseits beliebten Dampfloks auch bei mir den größten Anklang fanden. Meine vorherigen Rechteckanlagen sollten immer die nächsten Jahre unverändert überstehen. Von diesem Gedanken trennte ich mich, denn die vielen Anregungen schrien geradezu danach, in die Tat umgesetzt und wirklich durchgespielt zu werden. Für mich lag nichts näher als der Bau kompletter Versuchsanlagen. Da mir das Raumangebot nur befristet zur Verfügung steht, wollte ich nicht den ganzen Raum mit Modellbahn „zubauen“. Außerdem brauchte ich noch ausreichend Platz für die Arbeitsflächen, schließlich ist bei kompletten
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Anlagenumbauten genügend Bewegungsfreiheit nötig. Darum hielten sich die Anlagenflächen und Spurpläne in den Grenzen, die zum Umsetzen des gewünschten Modellverkehrs nötig waren. Da der Raum eines Tages samt der Modellbahn geräumt werden muß, gewöhnte ich mir gleich die Segmentbauweise an. Versuchsanlagen verschlingen Geld, um aber die Baukosten auf ein Minimum zu reduzieren, wurden die Gebäude, Bäume, Tunnelportale etc. auf das nächste „Werk“ übernommen. Zunächst liefen die Fahrzeuge noch auf den Standardgleisen der fertigen Gleissysteme, Weichen hatten Oberflurantriebe. Die Gleise wurden noch ohne Schotterbett auf dem mit Sägespänen bestreuten Unterbau verschraubt, dadurch waren auch sie wieder für die nächste Anlage verwendbar. Auch die gebrauchten Anlagenunterbauten wurden, sooft es ging, mit den neuen Herausforderungen konfrontiert. Mein Hauptinteresse im Anlagenbau richtete sich nicht nur auf einen optisch befriedigenden, sondern vor allem auch auf einen störungsfreien Modellbetrieb. Dazu gehört ein gutes Gleissystem, das den ruhigen Lauf der Fahrzeuge unterstützt. Die meiner Erfahrung nach recht „entgleisungs-
freudigen“ 24°-Weichen von Minitrix wurden deshalb gleich zu Anfang ausgemustert, doch mit den 15°-Weichen dieser Firma konnte ich in dieser Hinsicht damals auch nicht viel anfangen. Um nicht gleich das gesamte Gleissystem wechseln zu müssen, wurden die vorhandenen Weichen nach und nach durch Roco-Weichen ersetzt. Die fehlende Stoppweichenfunktion erschien mir zuerst als Nachteil, aber in der Modellbahnelektrik brauchte ich auch noch etwas Unterricht. Bald folgten die ersten Versuche mit Rocos Unterflurantrieben, und so war schon ausreichend Lehrstoff für die ersten Stunden meines „Selbstunterrichts“ vorhanden. Ich lernte die Funktionsweise und die Einsatzmöglichkeiten der integrierten Umschalter kennen, was mir später beim Entwerfen und Nachbauen von Schattenbahnhofs- und Anlagensteuerungen das Leben erheblich erleichterte. Begann ich mit dem Bau einer Anlage, mußte der Verkehr zur Befriedigung meines Spieltriebs so schnell wie möglich wieder rollen! War das
Der Betrachter sieht die Züge vom Innenbogen aus, dadurch ergibt sich z.B. immer ein geschlossenes Zugbild.
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Auch von der Schmalseite aus macht das Anlagenteilstück einen sehr großzügigen Eindruck. Neben der Ortsgüteranlage gibt es einen Lokschuppen und das Anschlußgleis einer Fabrik.
Gleisplan des aus drei segmentartigen Teilstücken bestehenden N-Bahnhofs im Maßstab 1:20. Der Gleisanschluß der Fabrik ermöglicht in gewissen Grenzen einen interessanten Rangierverkehr. Fotos und Zeichnung: Jens Lindloff
erreicht, konnte ich in Ruhe neue Techniken oder neue Schaltungen ausprobieren. Beim Spielen lernte ich den Reiz einer Nebenbahn kennen und schätzen, doch dann zeigten sich die eingebauten Fehler: zu enge Radien, zu starke Steigungen, wackelige Unterbauten usw. … Ein Umbau dieser Anlage hätte sich nicht gelohnt, also lag ein Abschied von diesem Projekt nahe, zumal meine Neugier nicht von einer zweigleisigen Hauptstrecke lassen konnte. Bei dieser Anlage verwendete ich durchgehend Flexgleise und baute die 10°-Weichen von Roco und Peco mit Unterflurantrieben ein; die Gleise versah ich mit einem Schotterbett. Wie ein Schotterbett aussieht, wenn das Leim-Wasser-Gemisch noch zu dickflüssig ist, kann sich sicher jeder vorstellen. Den guten Rat, den Schotter vor dem Verleimen mit Wasser anzufeuchten, gab es leider erst später zu lesen. Ansonsten hatte ich in bezug auf die restliche Landschaftsgestaltung schnell meine eigenen Methoden entwickelt, die preiswert zu erstellen sind. Wünsche ließen bei mir lediglich noch meine selbstgemachten Bäume und Büsche offen, aber die lassen sich ohne Umbauten problemlos auswechseln. 66
Die Versuchsanlagen haben in diesem Punkt ihren entscheidenden Vorteil: Durch Fehler kann man Erfahrungen sammeln, muß sich aber nicht jahrelang mit mißratenen Resultaten zufriedengeben. Ich brauchte nur abzuwarten, bis die Anlage meine Neugier gestillt hatte, und schon ging es mit neuer Erfahrung ans nächste Werk. Ich stand unbefangen den neuen Techniken und Produkten gegenüber, weil von vornherein feststand, daß diese Anlagen nicht für die Ewigkeit bestimmt waren. Eine Ausnahme dabei war die Endstation, hier blieb mir der komplette Neubau erspart, es mußte lediglich am Ende des Nebenbahnbahnhofs das Streckengleis stillgelegt werden, um in diese Betriebssituation einmal hineinzuspielen. Die ganze Zeit stur an einem Projekt arbeiten kann wohl niemand, in solchen „Lust-Löchern“ zog ich dann willkürlich ein Heft aus dem MIBA-Stapel und las wieder einen der Anlagenberichte. Dabei wurde mein Interesse auf die Beiträge zu anderen Themen abgelenkt, und ich las die Artikel diesmal ganz durch. Was ich dabei über Fahrzeugtechnik und schlechte Modellumsetzung erfuhr, ließ mich meine Fahr-
zeuge kritischer betrachten. Manchmal so kritisch, daß mir fast die Freude über ein Modell verging. Offen gestanden, mit diesem neugewonnenen Wissen störten mich auf einmal Kleinigkeiten, von deren Existenz ich vorher gar nichts wußte. Aber die Einsicht, daß ein Modell im Maßstab 1:160 nun einmal nicht so detailliert wiedergegeben werden kann wie in einem größeren Maßstab, ließ mich den optischen Makel schnell vergessen. Nebenbei füllten sich meine größten Bildungslücken über die Eisenbahngeschichte und die Betriebsabläufe beim Vorbild, obwohl bis heute ein erheblicher Nachholbedarf besteht. So hatten diese Baupausen auch ihr Gutes, ich gewann aus der MIBA immer wieder neues Wissen – und so langsam wuchs auch mein Verständnis für kostspielige Umbauaktionen an den ladenfrischen Fahrzeugen. Wie schon erwähnt, ist mit dem hiesigen Fachhandel in modellbahnerischer Hinsicht m.E. nicht viel anzufangen. Glücklicherweise ersetzen die Fachzeitschriften die mir fehlenden prall gefüllten Schaufenster. Für eine Handvoll Roco-Weichen müßte ich über hundert Kilometer zurücklegen. MIBA-Miniaturbahnen 3/98
Ob der Fachhändler diese auch vorrätig hat, ist aus solcher Entfernung schlecht zu beurteilen, ohne dabei die Telefonrechnung in die Höhe zu treiben. Das macht einen vom Versandhandel völlig abhängig. Daraus zog ich für mich die Konsequenzen und schicke heute lieber ein Fax los. Nach zwei bis drei Wochen kommen die gewünschten Artikel durch die Haustür, ohne daß ich dafür lange durch die Gegend fahren muß. Die vielen Putzaktionen an den Fahrzeugen und an der Anlage nahm ich zu Anfang noch gelassen in Kauf. Nach drei Jahren riß mir jedoch der Geduldsfaden, und ich beschaffte zwei Drehgestelloks. Das Rangieren lief mit ihnen, im Gegensatz zu einem Dampflokmodell, auch ohne Schwungmassen an den Motoren reibungslos ab. Die Reinigungsarbeiten hielten sich bei den Drehgestelloks auch in vertretbaren Maßen, doch auf den Reiz einer „Dampflok“ wollte ich keineswegs verzichten. Zwar kann man die Lokomotiven auf Faulhaber-Motoren umrüsten, doch der Preis für so einen Winzling (Kaufpreis plus Umbau) ist für mich immer noch sehr gewöhnungsbedürftig. MIBA-Miniaturbahnen 3/98
Inzwischen ist das Anlagenteilstück doch auch schon wieder abgerissen. Um das Ergebnis meines Bauversuchs zu dokumentieren, waren Fotos nötig. Also schnupperte ich in einen weiteren Beschäftigungszweig dieses Hobbys hinein. Ein Zweig, der nicht minder interessant ist, aber sehr nerven kann, wenn man für ein Foto z.B. alles sauber auf Position gebracht hat, unbemerkt mit dem Ärmel hinter einem „Preiser“ hängenbleibt und erst auf dem fertigen Bild den Selbstmörder auf den Schienen bemerkt.
Die Segment-Anlage Bei meinen Anlagenexperimenten hatte ich den meisten Spaß bei einer doppelgleisigen Hauptstrecke mit Outand-Back-Verkehr, wo vor beiden Wendeschleifen noch jeweils eine einfache Gleisverbindung eingebaut wurde. In diesem Fall läßt sich auch einmal ein Streckengleis nach einer Bahnhofsausfahrt mit einem Bauzug belegen, und der Verkehr läuft auf diesem Streckenteilstück eingleisig weiter, oder man läßt den gesamten Verkehr eingleisig laufen. Dadurch wird im Spiel für Abwechslung gesorgt. Dieses
Konzept wurde auch bei dieser Anlage wieder umgesetzt. Da sich mein Fahrzeugpark noch recht bescheiden ausnahm, wurde die Hauptstrecke kurzerhand in eine Nebenbahn umgewandelt, weil ich auf ihr auch mit meinen wenigen Fahrzeugen einen lebhaften Verkehr darstellen konnte. Die drei Bahnhofssegmente wurden aus 12-mm-Sperrholz in offener Rahmenbauweise gefertigt. Um diese allein und bequem handhaben zu können, sind deren Abmessungen auf maximal 60 x 120 cm begrenzt. Außer dem Bahndamm konnte ich vom Gelände nicht viel darstellen. Den Bahndamm erstellte ich in meiner bewährten Landschaftsbaumethode: Bei ihr wird zuerst das Gelände mit Maschendraht (Wabenmaße 21 x 16 mm) bespannt und in sechs Lagen mit Papier überzogen, das vorher mit wasserverdünntem Leim bestrichen wurde. Eine einfache und preiswerte Lösung, die gerade bei einer Segmentanlage ihre leichten Vorzüge hat. Felsen lassen sich durch einfaches Aufbringen von Gips schnell und dauerhaft haltbar darstellen, wobei die restliche Papierhaut nach Belieben ausgestaltet werden kann und ihre Elastizität bewahrt. 67
Trotz geringer Anlagentiefe überrascht die Fülle der landschaftlichen Details.
Bei meinen vorherigen Anlagen bogen die Streckengleise nach oder in einer Bahnhofseinfahrt um 90° ab. Das kann man zwar durch Tricks ein wenig kaschieren, aber diesmal wurde zur Abwechslung der gesamte Bahnhof in einer weitgestreckten Kurve angelegt. Ich befürchtete zuerst Probleme im Rangierbetrieb, doch wie sich bei Versuchen herausstellte, lassen sich kulissengeführte Fahrzeuge mit kurzer LüP und Standardkupplungen in einem Radius von 1 100 mm noch reibungslos untereinander ankuppeln. Ausgerechnet mit Fleischmanns Profikupplungen gab es hier arge Probleme, darum kamen diese bei mir lediglich
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im Rahmen fester Zugzusammenstellungen zum Einsatz. Der Bahnhof liegt an einer zweigleisigen Hauptstrecke, irgendwo in einem leicht mit Hügeln durchzogenen Gelände und gibt kein konkretes Vorbild wieder. Damit meine Fahrzeuge endlich von den hohen Schienen der Standardgleise herunterkamen, griff ich auf das Fine-Scale-Gleissystem von Peco zurück. Die Gleise wurden ohne zusätzlichen Unterbau direkt auf die Grundplatte verlegt und an den Modulübergängen an jeder zweiten Schwelle genagelt. Die Methode hat sich bei mehreren Auf- und Abbauten als haltbar herausgestellt, da ich auf Trans-
porten oder „bei demontierter Lagerung“ die Gleisübergänge an den Segmentkanten mit angeschraubten Sperrholzstreifen sichere. Mein Empfangsgebäude war ursprünglich das des N-Bahnhofs Neuffen, an ihm hatte ich mich aber im Laufe der Jahre sattgesehen. Seine seitlichen Anbauten wurden abgetrennt und er bekam einen Stellwerksanbau sowie eine verwitterte Putzfassade. Kibris Güterschuppen erhielt, wie es in der Südheide beim Vorbild üblich ist, einen weißen Anstrich. Die Fabrik besteht aus modifizierten PolaBausätzen. An der Ladestraße sollte gepflastert werden, doch eine akzeptable Nachbildung ließ sich in N nirgends finden. Asphaltieren oder betonieren kam für mich nicht in Frage, und so blieb meinen „Arbeitern“ nichts anderes übrig, als nach einem Regenschauer durch schlammige Pfützen zu waten. An der Freiladestraße und im Bw führte ich die Leim-Sand-Mixtur bis an die Gleise heran. Zugunsten der Kontaktsicherheit verzichtete ich im Gleisinnenraum aber auf die Darstellung zugesandeter Gleise.
Steuerung Bislang vermied ich bei jeder Anlage einen vollautomatischen Betrieb. Ich ziehe es vor, meinen momentanen Lieblingszug eine ganze Weile am Bahnsteig anzusehen. Dabei wird in
Unten links ein Blick hinter die Kulissen: der prinzipielle Aufbau der Steuerung wird im Haupttext beschrieben; rechts daneben ein Ausschnitt aus dem Gleisbildstellpult.
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meiner Phantasie die Szene lebendig, und dann vermeide ich es, daß mir der Zug mitten im Traum davonfährt. Die Anlage weist lediglich einige Schaltungen auf, die dem „Fahrdienstleiter“ am Fahrregler das Leben ein wenig erleichtern. Die Ausfahrsignale werden durch Momenttaster auf Fahrtstellung gebracht und von den Zügen mit Hilfe von Schaltmagneten an den Reed-Kontakten auf Hp 0 zurückgestellt. Im Schattenbahnhof wechseln sich die Züge mittels einfacher Relaisschaltungen automatisch ab, diese müssen lediglich mittels eines Momenttasters auf Knopfdruck abgerufen werden. Beide Streckengleise werden jeweils mit einem eigenen Fahrregler bedient. Die Stromkreise sind von einem Haltepunkt bis zum nächsten in den jeweiligen Wendeschleifen eingeteilt. Die Steuerung fand ihre „Unterkunft“ in einem Kasten aus 10 mm starkem Sperrholz. So konnten die Spannungsversorgung, die Selbstbaufahrregler und das Gleisbildstellpult in einer kompakten Einheit zusammengefaßt werden. Das Gleisbildstellpult befindet sich auf der Frontplatte, diese wird mit einem Scharnierband am Kasten befestigt und ermöglicht dadurch den Zugriff auf das Innenleben. Die Spannungsversorgung übernehmen noch die alten Trafos aus den MIBA-Miniaturbahnen 3/98
längst verworfenen Anfangspackungen. Deren Gehäuse waren allerdings so verschlissen, daß ich von ihnen lediglich die Spulen einbaute. Diese wurden an den Eisenkernen mittels Spax-Holzschrauben mit dem Boden verschraubt, geerdet und über einen zusätzlichen Netzschalter und mit einer neuen Steckverbindung an das Stromnetz angeschlossen. Bei den Transistoren der Impulsfahrregler habe ich aus Experimentierfreude auf Kühlbleche verzichtet, lediglich die Spannungsregler bekamen ein Selbstbau-Kühlblech aus Kupfer verpaßt. Die vorhandenen Kühlflächen reichen vollkommen aus, denn ein kleines N-Vehikel verhält sich im Stromverbrauch äußerst bescheiden. Zuerst wollte ich mit einem kleinen Ventilator der Elektronik zusätzliche Kühlung verschaffen, aber auch der erwies sich als überflüssig und dient heute in der Airbrush-Lackierkabine als Absaugung.
Fazit In der Südheide wird das Interesse an der Modelleisenbahn durch Clubs oder Ausstellungen kaum gefördert. Bei mir mußte das die Modellbahnzeitschrift übernehmen – mit Leserbeiträgen, die nicht nur zeigen, was einem das Hobby
Die Weichenstraßen wurden mit Roco- und Peco-Material aufgebaut. Zu Falschfahrten kommt es, wenn angenommenermaßen eines der Streckengleise gesperrt ist.
lieb, sondern auch teuer machen kann. Aber ich finde es richtig, bezüglich der Kosten bei Anfängern gleich „mit der Tür ins Haus zu fallen“. Einem Anfänger muß man ganz einfach vorführen, womit man an diesem Hobby seinen Spaß haben kann. Die Modellbahnerei bietet sehr viele Beschäftigungsmöglichkeiten, und die MIBA ist – wie auch die anderen Fachzeitschriften – dazu da, auf diese aufmerksam zu machen, auch wenn das im Falle der Nachahmung einen tiefen Griff ins Portemonnaie bedeuten würde. Ich finde, eine Modellbahnzeitschrift muß man als Kommunikationsbasis sehen, und als solche hat sich die MIBA ja auch immer verstanden. Dabei darf man sich weder von einem Spielbahner noch von einem „Pufferküsser“, der vielleicht gerade mit einem Artikel vertreten war, in irgendeiner Weise reglementiert fühlen. Mir ging es jedenfalls beim ersten Durchblättern der Hefte so, doch letztlich habe ich meine eigenen Auffassungen – und damit auch den größten Spaß an der Sache. j w Jens Lindloff 69
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MIBA-Schwerpunkt Richtig rangieren
Rangierdienst von A - Z Was beim Vorbild aufwendig und teuer ist, bildet bei uns Modellbahnern das Salz in der Suppe. Einen Überblick über die modellbahnrelevanten Regeln des Rangierdienstes gibt Michael Meinhold – von Ablaufberg bis Zugbildungsplan S. 72
Bahnfracht für Ettenheim Bruno Kaiser unternimmt den Versuch, betriebsmäßiges Tagesgeschehen spielerisch auf seine Modellbahn zu übertragen. Seine Devise: Es muß nicht immer alles hundertprozentig vorschriftsmäßig zugehen – schließlich spielen S. 78 wir mit der Modelleisenbahn ...
Kuppeln – digital und ferngesteuert Roco will mit weiteren Funktionen die Attraktivität des hauseigenen Systems „Digital is cool“ erhöhen. Zu Lokpfeife und Dampfgenerator oder dem Digitalkran gesellt sich nun S. 83 u.a. die digital ferngesteuerte Lokkupplung.
Rangieralltag Schon kleinste Züge, deren Wagen zu verschiedenen Entladestellen bewegt werden sollen, fordern zum Nachdenken über sinnvolle Fahrzeugbewegungen heraus. Markus Tiedtke schildert eine Mitfahrt mit dem Übergabezug 62005 S. 84 im Modell.
Gute Manieren beim Rangieren Die 92 ist eine ideale Rangierlok für einen mittelgroßen Bahnhof, wie er häufig auf Anlagen anzutreffen ist. Die 92 von Klein Modellbahn bringt durch ihr Gewicht die nötige Zugkraft mit, um auch schwerere Züge zu verschieben. Für noch mehr Rangierspaß sorgt ein Umbausatz von sbS. 90 Modellbau.
Foto: Markus Tiedtke MIBA-Miniaturbahnen 3/98
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Zu den Hauptaufgaben des Rangierdienstes zählt die Zugbildung: Wie hier in Mannheim Rbf werden die Wagen eines Güterzuges über den Ablaufberg gedrückt und zu neuen Güterzügen zusammengestellt. Foto: Archiv Michael Meinhold
Von Ablaufberg bis Zugbildungsplan:
Rangierdienst von A - Z Für die große Bahn ist er eher ein kostspieliges und gefährliches Ärgernis, für den Modellbahner hingegen das würzige Salz in der Betriebssuppe: der Rangierdienst, dessen modellbahnrelevante Regeln Michael Meinhold zusammengefaßt und illustriert hat.
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D
as Rangieren ist als eine den Eisenbahnen wesenseigene Begleiterscheinung ein notwendiges Übel, das selbstverständlich Kosten verursacht“: Stoßseufzer eines Oberreichsbahnrates im Jahr 1949, dessen Aufsatz „Vom Wesen der modernen Rangiertechnik“ sich angesichts kriegszerstörter Bahnanlagen und vordrängender Lkw-Konkurrenz mit dringend notwendigen Innovationen beschäftigt. In der Tat: Die Spurgebundenheit, die ihrerseits erst wirtschaftliche und sichere Massentransporte ermöglicht, ist zugleich das große Handikap beim notwendigen Auflösen und Neuordnen eines Zuges, weil ja nicht alle Wagen – d.h. Reisende und Güter – das gleiche Ziel haben und daher umgestellt, sprich: rangiert werden müssen. MIBA-Miniaturbahnen 3/98
MIBA-SCHWERPUNKT Richtig rangieren
Wichtige Unterlage für den Rangierdienst: Die GZV (Zugbildungsvorschrift für Güterzüge) regelt die Zusammensetzung, hier des Ng 9094, dessen … … Rangierbewegungen in den Unterwegsbahnhöfen auch im Buchfahrplan dokumentiert und summiert werden: „Zug rangiert unterwegs 75 Minuten“. Archiv Michael Meinhold
Hier rangiert ein Nahgüterzug mit der Zuglokomotive; für weitere Rangieraufgaben innerhalb des Bahnhofs ist die Köf-Kleinlok zuständig (Arolsen, 3.8.1964). Foto: Jürgen A. Bock
Die Zugbildung also war und ist die Hauptaufgabe des Rangierdienstes, nach wie vor die kostenaufwendigste und gefährlichste Sparte des gesamten Betriebsdienstes, der darum auch eine Fülle von Dienstvorschriften und sonstigen Regelwerken gewidmet ist. Nicht alle davon sind sinnvoll auf den Modellbahnbetrieb zu übertragen, der sich ja ohnehin in zwei Punkten ganz wesentlich vom Großbetrieb unterscheidet: Wir haben bereits die automatische Kupplung und ebendarum auch jenen Spaß am Rangieren, der dem Vorbild verständlicherweise völlig abgeht – und sind zumeist Lokführer, Rangierleiter und Weichenwärter in Personalunion, was das Rangieren erheblich einfacher und sicherer macht. Zurück zum Vorbild: MIBA-Miniaturbahnen 3/98
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Auch Reisezüge müssen gebildet werden – wie hier in dem weitläufigen Vorfeld von Frankfurt/M Hbf, wo wir in den fünfziger Jahren noch Abteilwagen-Pendlerzüge, aber auch schon viele Umbau- und Neubauwagen erkennen. Die zahlreichen Weichensignale unterstützen die Orientierung des Rangierpersonals, zu dessen Aufgaben auch … ... das Anbringen bzw. Umstecken der vorgeschriebenen Zugschlußsignale nach der Umstellung oder dem Fahrtrichtungswechsel eines Reisezuges gehört. Die gerade in der frühen Epoche 3 – lange vor der Block-Zugbildung der heutigen IC/EC – oft komplizierte Zusammensetzung eines Fernreisezuges mit seinen zahlreichen Kurswagen erfordert genaue Reihungs-Vorschriften für den Rangierdienst: D 476 verläßt Frankfurt/M Hbf in der Reihung Post 4 – CR – C – BC – C – C – C – BC – Pw 40; in Frankfurt/M verbleiben Pw – Post – WLB – WLAB – WLC. Archiv Michael Meinhold
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Rangierfahrten sind alle Bewegungen von Triebfahrzeugen, einzelnen Wagen, Zugteilen oder ganzen Wagenzügen auf den Bahnhöfen, Anschlußstellen und besonderen, nicht zu den durchgehenden Hauptgleisen zählenden Verbindungsgleisen benachbarter Bahnhöfe, Baugleisen etc. Einfahrten, Ausfahrten oder Durchfahrten von Zügen und einzeln fahrenden Triebfahrzeugen (Lz) sind keine Rangierfahrten. Die Überwachung des Rangierdienstes obliegt der Rangieraufsicht, die auf großen Bahnhöfen von besonderen Beamten, sonst vom Aufsichtsbeamten oder vom Zugführer wahrgenommen wird. Für die sichere und zweckmäßige Durchführung der Rangierbewegungen ist der Rangierleiter verantwortlich, der dem Triebfahrzeugführer bekannt sein muß; Rangierleiter können die bereits genannten Personen und bei unbegleiteten Rangierabteilungen auch Weichenwärter und andere Bedienstete mit entsprechender Befugnis sein. Jeder Rangierbedienstete muß eine Mundpfeife und bei Dunkelheit eine weißleuchtende Handlaterne mit sich führen. Im Gegensatz zu den Zugfahrten
wird beim Rangieren auf Sicht gefahren. Die Weichen werden im allgemeinen nicht durch den Fahrstraßenhebel auf richtige Lage geprüft und nicht verschlossen; die Geschwindigkeit darf daher max. 25 km/h betragen. Vor Beginn der Rangierbewegungen sind die Fahrzeuge zu überprüfen (offene Türen schließen usw.) und in den lichten Raum ragende Gegenstände wie Ladebrücken, Straßenfahrzeuge etc. zurückzuziehen. Es ist festzustellen, daß Weichen, Gleissperren und Drehscheiben richtig liegen. Wichtig auch beim Modell-Rangieren: Außer beim Ablaufbetrieb ist immer die in Fahrtrichtung am weitesten entfernt liegende Weiche zuerst und die von der Rangierabteilung als erste befahrene Weiche zuletzt umzustellen. Beim Befahren von Bahnübergängen sind – soweit dies nicht selbsttätig geschieht – die Schranken zu schließen und die Blinklichtanlagen einzuschalten; andere Bahnübergänge sind zu überwachen. Bahnübergänge dürfen nicht zu lange gesperrt werden und sind u.U. für den Straßenverkehr zeitweise freizumachen. Bahnhofsbuch und Streckenlisten bestimmen Näheres.
Beim Rangieren mit Lokomotiven werden die Wagen entweder mit der Lok gekuppelt und von ihr an Ort und Stelle gefahren, abgestoßen oder über einen Ablaufberg gedrückt. Bei der ersten, uneingeschränkt zulässigen Methode werden Wagen und Ladegüter am schonlichsten behandelt; sie erfordert indes auch den höchsten Aufwand an Lokomotiven, Personal und Zeit. Beim wesentlich rationelleren Abstoßen bzw. Ablaufbetrieb gelten zahlreiche Einschränkungen, die sich auf die Gleisanlagen (Gleise, die in Hauptgleise oder Drehscheiben münden, Stumpfgleise usw.) oder die Wagen beziehen. So sind außer den mit dem Zeichen versehenen Wagen (dürfen nicht über den Ablaufberg) noch die sog. Vorsichtswagen zu beachten, bei denen das Abstoßen und Ablaufen generell (mit Reisenden besetzte Wagen, Wagen mit Pulveroder Giftflagge, Wagen mit Schienen oder anderen Ladungen von mehr als 60 m Länge) verboten oder nur unter bestimmten Voraussetzungen zulässig ist (z.B. mit Handbremse ausgerüstete Flüssiggas- oder Topfwagen, Wagen mit Fahrzeugen oder durch die Ladung verbundene Schemelwagen).
Jede Direktion gibt in ihren „Streckenlisten“ genaue „Anordnungen für den Rangierdienst“ auf den einzelnen Strecken bzw. Stationen, die für den örtlichen Rangierleiter (Rl) oder den Zugbegleiter (Zub) bindend sind. Von besonderer Bedeutung ist dabei immer wieder die Bewachung der Überwege, wie wir sie unten bei der Bedienung eines Anschlusses „live“ demonstriert sehen: Der am Mützenband kenntliche Rangierleiter sperrt den Überweg für den Radfahrer. Archiv Michael Meinhold
Der hier gezeigte „Kreuzbrave Rangierbock“ (s. MIBA 5/96) eignet sich auch im Modell von Klein Modellbahn gut zum Rangieren. Auf Seite 90 lesen Sie in dieser Ausgabe, wie man die Rangiereigenschaften des Modells optimiert.
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Dieser Lehrbuch-Gleisplan eines typischen Abzweigbahnhofs demonstriert die Unterschiede (für den Rangierdienst von zentraler Bedeutung!) zwischen den durchgehenden Hauptgleisen und den Nebengleisen. Rangiert bzw. ausgezogen werden darf in der Regel nur auf den Ziehgleisen oder bis zur Rangierhalttafel vor Einfahrsignal B. Falls mit einer Rangierabteilung (Rabt) ausnahmsweise über die Rangierhalttafel hinaus rangiert werden muß, ist dazu der schriftliche Befehl Ad erforderlich. Archiv Michael Meinhold
In mittleren und größeren Bahnhöfen regelt ein Rangierarbeitsplan die Aufgaben der Rangierlok. Unser Musterplan (Archiv Michael Meinhold) paßt gut zur Gießener Rangierlok 55 3830, die am 28.9.1962 gerade die Postwagen auf den Personenzug gestellt haben mag und nun den Ng bildet und bereitstellt. Foto: Jürgen A. Bock
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Das Signal „Sh 1“ erlaubt (in Verbindung mit dem Ra 1-Signal des Rangierleiters) die Rangierfahrt des Ng vorbei am „Halt“ gebietenden Ausfahrsignal von Stockheim (Oberhessen) am 1.10.1986. Foto: Jürgen A. Bock
Unerläßlich: die Mundpfeife für die rechts aufgelisteten Rangiersignale. Ein Signal Ra 14 „Freistoß“ gibt es allerdings nicht … Archiv M. Meinhold
Hauptgleise dürfen nur mit Vorwissen des Fahrdienstleiters zum Rangieren benutzt oder mit Fahrzeugen besetzt und müssen für Zugfahrten rechtzeitig geräumt werden. Ist die Ein- oder Ausfahrt für einen Zug freigegeben, dürfen das Fahrgleis und der zugehörige Durchrutschweg nicht mehr von Rangierfahrten berührt werden; auf den Nachbargleisen dürfen nur Rangierbewegungen ausgeführt werden, die die Zugfahrt nicht gefährden können. Zwischen FlankenschutzEinrichtungen wie Schutzweichen oder Gleissperren und der EinmündungsMIBA-Miniaturbahnen 3/98
weiche dürfen keine Fahrzeuge aufgestellt werden. Wenn kein besonderes Ausziehgleis benutzt werden kann, ist bei zweigleisigen Strecken möglichst auf dem Ausfahrgleis auszuziehen; sofern ausnahmsweise auf dem Einfahrgleis über die Rangierhalttafel (wo diese fehlt, über die Einfahrweiche) hinaus rangiert werden muß, hat der Fahrdienstleiter hierfür den Befehl Ad zu erteilen. Alle am Rangierdienst Beteiligten müssen die Rangiersignale gründlich beherrschen. Dies sind zunächst die Signale Ra 1 – Ra 5, die vom Rangier-
leiter gleichzeitig hörbar und sichtbar mit Pfeife bzw. Horn und den Armen zu geben sind. Die weiteren Rangiersignale umfassen die Abdrücksignale (von Ra 6 „Halt! Abdrücken verboten“ bis Ra 9 „Zurückziehen“), die bereits genannte Rangierhalttafel Ra 10, das Wartezeichen Ra 11, das Grenzzeichen Ra 12 und das Isolierzeichen Ra 13; sie sind indes ein Kapitel für sich und werden als solches von Stefan Carstens in MIBA REPORT 18 „Signale, Teil 2“ mit der gebührenden, auch für den Modellbetrieb erschöpfenden Ausführlichkeit behandelt. mm 77
MIBA-SCHWERPUNKT Richtig rangieren
Rangieren auf der Modellbahn
Bahnfracht für Ettenheim Modellbahnanlagen sind zwar meistens Stätten eifrigen Werkelns, ab und zu sollte damit aber auch gespielt – oder besser gesagt, Betrieb gemacht werden. Bruno Kaiser hat den Versuch unternommen, ein wenig Tagesgeschehen spielerisch auf seine Modellbahn zu übertragen. Wenn dabei nicht alles ganz vorschriftsmäßig geschieht, sollten Beladungsspezialisten einmal wegschauen – die Betonung liegt schließlich auf dem Spiel.
Z
Die Maschinen werden am Anschlußgleis der CAM verladen (oben). Lokführer Krause holt sie anschließend mit seiner Köf ab. Über die Weichen geht es dann zum Hauptgleis und hierüber zum Güterbahnhof (großes Bild oben).
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immermeister Hammerwald aus Ettenheim hatte vor einigen Wochen nach einer größeren Erbschaft bei der CAM, MIBA-Lesern als „Carl Andersen Maschinenfabrik“ bekannt, vier neue Holzbearbeitungsmaschinen bestellt. Schließlich will er das Geld nicht einfach nur verprassen, sondern sinnvoll investieren. Heute sollen die Maschinen endlich geliefert werden. In der Maschinenfabrik ist die Kaffeepause vorbei. „Nun wollen wir mal die Maschinen für die Kommission Hammerwald verladen“, sagt Vorarbeiter Kalinke „...und denk dran, Paul, daß alles gut verkeilt und verzurrt ist. Die bei der Bahn gehen schon mal ganz schön ruppig mit der Fracht um. Ich
möchte keine Reklamationen hören, der Hammerwald ist ein Pingel! Ist das klar? – Und den Wetterschutz nicht vergessen!“ Der für den Transport vorgesehene Rungenwagen wurde von der DB bereits am Vortag zugestellt. Um die Maschinen besser transportieren und sichern zu können, haben die Zimmerleute schon eine Unterlage aus dicken Holzbohlen in den Waggon gekeilt. darauf werden die vier Maschinen – eine Vierfach-Bohr- und Fräsmaschine, eine Bandsäge, eine Universalfräse sowie eine Abrichte – auf Transportunterlagen verladen, mit dem Holzrahmen verschraubt und abschließend noch mit Gurten verzurrt. Als Wetterschutz werden die Maschinen mit Planen abgedeckt. Auch diese sind so zu befestigen, daß sie vom Fahrtwind nicht weggerissen werden können. Damit ist die Fracht verladen. Pünktlich um 12 Uhr erscheint eine Köf, um den Waggon vom Anschließer im kleinen Industriegebiet, zu dem neben der Firma CAM auch die Möbelfabrik ZOF gehört, zum örtlichen Güterbahnhof zu überstellen. Der KöfLokführer Krause muß sich beeilen, denn bereits in einer Stunde trifft dort der Nahgüterzug Ng 4711 ein, der den Wagen bis nach Maxheim mitnimmt. Bisher hat jedoch alles gut geklappt, Krause hat seinen Wagen pünktlich abgeliefert. Der Rungenwagen mit der Fracht der Firma CAM bildet den Zugschluß. Mit kräftigen Auspuffschlag MIBA-Miniaturbahnen 3/98
Mit dem Nahgüterzug Ng 4711 gelangen die Wagen durch das Ettenheimer Land nach Maxheim (ganz links). Der Zug ist dort auf Gleis 6 eingelaufen. Schon ist die V 60 zur Stelle, um die Rangierarbeiten zu übernehmen. Vorsichtig dirigiert der Rangierer die Lok an das Zugende (oben). Kuppung in Haken einklinken und Spindel spannen, Bremsschläuche verbinden (links)! Ab geht die Fahrt zum vorläufigen Abstellen auf Gleis 7. Auf dem Abstellgleis warten noch vier mit Holz beladene Wagen, die dem Ng 4711 beigestellt werden. Die Rangierlok rückt wieder ab (unten).
setzt sich der Güterzug zügig in Bewegung, gezogen von einer ölgefeuerten BR 41. Mit den dreizehn Wagen hat die kräftige Lok wenig Mühe auf der Strecke. Als es in die langgezogene, kurvige Steigung am Wendel geht, werden die Kräfte erstmals ein wenig geprüft. Auf der anschließenden Geraden legt der Zug wieder auf 80 km/h zu. Schon ist er durch die Unterführung, und vor ihm breitet sich das Ettenheimer Land aus, eine hügelige Landschaft, die durch den dort befindlichen Luftkurort ihren Namen fand. Ein Warnpfiff und es geht in den Kirchbergtunnel. Nach einer weiten 180°-Kehre sehen wir bereits den Tunnelausgang und bald das Einfahrtsvorsignal des Bahnhofs Maxheim. Es steht auf Vr2, also langsame Einfahrt zu erwarten. In einem langgezogenen Bogen verläuft die zweigleisige Hauptstrecke um den Ort Ettenheim herum. Einen Haltepunkt oder gar Bahnhof gibt an dieser Stelle jedoch nicht. Wer mit dem Zug in das idyllischen Fachwerkdorf will, muß schon bis Maxheim weiterfahren und dort in die Nebenbahn nach Ettenheim und Nichtshausen umsteigen. Der Ng 4711 ist abgefahren, während der Personenzug aus Ettenheim auf Gleis 5 eingetroffen ist. Die V 60 holt die beizustellenden beiden Wagen für Ettenheim ab, die unterdessen auf Gleis 7 abgestellt waren (rechts). MIBA-Miniaturbahnen 3/98
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Die Zugspitze hat inzwischen des Einfahrtsignal zum Bahnhof Maxheim erreicht. Die Räder klappern über die Weichenstraßen hinter dem großen Ringlokschuppen. Bremsen quietschen, der Zug hält auf Gleis 6 vor dem Gleissperrsignal. Rangierpause! „Heinz, schau doch noch mal nach den Lagern, ich meine, sie wären mir beim letzten Halt ein bißchen warm vorgekommen. Ein Heißläufer würde uns gerade noch fehlen, und wo hier gerade das Bw ist ...!“ Während der Lokführer sich noch mit dem Heizer unterhält, ist vom Nachbargleis eine V 60 herangerollt. Der Rangierer hat am letzte Wagen angekuppelt und geht nun zum zweitletzten Waggon, um hier die Kupplung zu lösen. Langsam zieht die Rangierlok die beiden letzten Wagen vom Zug über die Weiche ab. Sie wird umgestellt, und der Rangierbock drückt die Wagen in Gleis 7. Der Rangierer springt wieder ab: Kupplung lösen und rauf auf den Rangierertritt. Die Lok fährt zurück über die Weichen auf Gleis 9. Bremsen, Weichen stellen und zurück am Bw vorbei bis zur Abstellgruppe am anderen Bahnhofsende. Hier warten vier mit Holz beladene Wagen, die der Ng 4711 noch mitnehmen muß. Schnell ist angekuppelt, und es geht denselben Weg zurück; wieder Weichenstellen und Wagenzurückdrücken. Der Rangierer gibt Handzeichen; vorsichtig schiebt der Lokführer die Holzwagen zentimeterweise vorwärts, bis die Pufferteller aufeinanderschlagen. Am Zug ankuppeln, an der Rangierlok Kupplung lösen, am letzten Wagen die Zugschlußscheiben aufstecken – der Rangierer hat alle Hände voll zu tun. Die Umsetzarbeit am Nahgüterzug ist damit beendet. Nun noch die Bremsprobe, und der Ng ist abfahrbereit. Das Gleissperrsignal gibt nun das Gleis frei: der Flügel hebt sich, und das Gruppenausfahrtssignal zeigt Grün. Ein kurzer Pfiff und der Nahgüterzug 4711 verläßt den Bahnhofsbereich, die Räder klackern über die Weichenherz-
stücke, und rumpelnd verschwindet der Zug über die große Rechtskurve im Stadtgebiet. Die V 60 folgt ihm langsam und begibt sich hinter die auf Gleis 7 wartenden und für Ettenheim bestimmten Güterwagen. „Auf Gleis fünf erhält Einfahrt der Nahverkehrszug aus Ettenheim. Vorsicht an der Bahnsteigkante ... der Zug endet hier, bitte alles aussteigen.“
Nachdem der Wagen mit den Kabeltrommeln auf den Bereich des Freiladegleises geschoben wurde, kann der Wagen mit den Maschinen zum Güterschuppen gebracht werden. Fotos: Bruno Kaiser
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Die BR 91 hat sich ans Zugende gesetzt, und mit der V60 werden die beiden Güterwagen dem Personenzug beigestellt. Der Schaffner hilft aus und bringt die Zugschlußtafeln vom vormaligen Zugende, um damit den Niederbordwagen abzusichern (oben). Der GmP auf dem Weg nach Ettenheim. Auf der Hauptstrecke fährt schon der nächste Personenzug nach Maxheim (links).
Kaum ist der GmP auf Gleis 3 in Ettenheim eingetroffen, macht sich auch schon das nächste Rangierteam mit der Köf an die Arbeit (oben).
Um die Wagen vor Ort entladen zu können, muß allerdings ihre Reihenfolge geändert werden. So wird der Rungenwagen mit Meister Hammerwalds Maschinenteilen zunächst auf Gleis 2 abgestellt, während der mit den Kabeltrommeln beladene Waggon zum Freiladegleis geschoben wird (links).
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Langsam schiebt sich eine BR 91 mit drei alten Plattformwagen in den Bahnhof. Während die wenigen Reisenden die Wagen verlassen, kuppelt die Lok ab und umfährt den Zug auf Gleis 8, um sich an das vorherige Zugende für die Rückfahrt zu setzen. Auch unsere Rangierlok kann ihre Arbeit wiederaufnehmen. Sie zieht die beiden Waggons mit Fracht für Ettenheim aus Gleis 7 zurück, um sie auf Gleis 5 dem Personenzug beizustellen. Viel Zeit ist nicht, denn im Bahnhof herrscht reger Verkehr. Während der Rangierer noch bei der Arbeit ist, bringt der Schaffner bereits die Zugschlußscheiben vom vormals letzten und jetzt ersten Wagen, um das Zugende ordnungsgemäß zu sichern. Nach einer Bremsprobe ist auch dieser Zug wieder abfahrbereit. Aber es muß noch ein Eilzug abgewartet werden. Eine Viertelstunde später: Lautsprecherdurchsage, Ausfahrtsignal auf Hp2, Abfahrtssignal des Bahnsteigbeamten und schon rollt der GmP über die Weichenstraße und die Hauptstrecke auf die Trasse der Nebenbahn. Gemütlich zuckelt das Bähnchen gen Ettenheim. Auf einer Stahlträgerbrücke geht es wieder über die Hauptstrecke. Das Streckensignal zeigt Grün. Weiter schnauft die kleine Lok in den zweiten Kirchbergtunnel, der erste gehört bekanntlich der Hauptbahn. Direkt hinter der Tunnelöffnung beginnt das Weichenfeld des kleinen dreigleisigen Bahnhofs von Ettenheim. Auf Gleis 3 kommt unser GmP zum Stehen. Vom Gleisstumpf am Hausgleis startet eine betagte Köf II und erreicht über Sägefahrten Gleis 3. Auch hier gibt es reichlich Arbeit für Rangierer und Lokführer, zumal aufgrund der Anordnung von Güterschuppen und Ladestraße die Reihenfolge der Güterwagen geändert werden muß. Abkuppeln, Wagen trennen, letzten Wagen wieder an Lok ankuppeln, Wagen auf Gleis 1 rangieren, Rückfahrt zu Gleis 3 und zurückgebliebenen Wagen ankuppeln, mit diesem zurück und dem dort noch wartenden Waggon zum Abstellund Ladegleis am Güterschuppen. Damit ist die Bahnfracht nach Ettenheim an ihrem Zielort angekommen. Aber wie bekommt man die schweren Maschinen von den Niederbordwagen auf den LKW? Der hier vorhandene kleine Gabelstapler dürfte für die schweren Gußbetten der Maschinen etwas zu schwach sein, und so steht Meister Hammerwald vor einem Problem ... 82
Für die Verladung und Ladungssicherung werden Holzgestelle aus dünnen Kiefernleisten von den „Zimmerleuten“ angefertigt. Um vor Witterungseinflüssen und Verschmutzungen geschützt zu sein, erhalten die Maschinen Abdeckungen aus Planen.
Im Modell bestehen die Abdeckplanen aus dünner Frischhaltefolie, die mit PVC-Kleber an den Holzgestellen angeklebt wird.
Zum Schluß wurden die Planen mit blauer Lackfarbe angestrichen.
So entstand das Ladegut Um die oft praktizierte Methode zu vermeiden, Ladegüter nicht einfach lose in und auf die Wagen zu verladen, habe ich für die Transportsicherung meine „Modellzimmerleute“ um Mithilfe gebeten. Ob die hier vorgestellten Ladegutsicherungen tatsächlich den strengen Frachtgutbeförderungsbestimmungen der DB gerecht werden, wage ich zu bezweifeln. Die vorgestellte Form der Sicherung von Kabelrollen und Maschinen entspringt zwar der Phantasie, wäre jedoch durchaus denkbar. Sie hat den Vorteil, relativ schnell und einfach realisierbar zu sein und dabei auch noch gut auszusehen. Ein weiterer Pluspunkt: das Ladegut kann jederzeit wie ein Einsatz aus dem Waggon entnommen werden, Änderungen am Wagen sind nicht erforderlich. Für denjenigen, der eine wirklich exakte Nachbildung anstrebt, dürfte diese Methode nicht unbedingt akzeptabel sein. Mir war es aber wichtig, daß sie zum Spielen bestens geeignet ist! Benötigt werden lediglich dünne Holzleistchen, etwas Frischhaltefolie, kurze Drahtstücke und etwas Kleber.
Für den Transport der Kabeltrommeln habe ich ein Holzgestell auf den Wagenboden „gezimmert”. Die Kabeltrommeln von Herpa erhielten Achsen; die Transportsicherung erfolgt in Form von hölzernen Dreiecksabstützungen. Fotos: Bruno Kaiser
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MIBA-SCHWERPUNKT Richtig rangieren
Eine funktionelle Innovation ganz nach dem Herzen der „Rangierfritzen“ ist die digital fernsteuerbare Universalkupplung von Roco. Sie befindet sich auf beiden Seiten der hier gezeigten V 60 in moderner Epoche-5-Ausführung. Daß sich im Inneren des Maschinchens noch ein ebenfalls neuer lastgeregelter Decoder befindet, wird den Betriebsspaß weiter erhöhen. Fotos: Roco
Messeneuheit von Roco: Rangieren mit Komfort
Kuppeln – digital und ferngesteuert Der Salzburger Hersteller Roco will mit einem erweiterten Funktionsspektrum die Attraktivität des hauseigenen Systems „Digital is cool“ steigern. Zu Funktionen wie Lokpfeife und Dampfgenerator oder dem Digitalkran kommt nun u.a. die digital ferngesteuerte Lokkupplung.
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ls erstes Modell mit dieser Zusatzfunktion soll im Laufe des Jahres die 361 821 in der aktuellen DB-Farbgebung der Epoche 5 herauskommen. Als weitere Sonderfunktion ist hier das Licht zuschaltbar. Die neu entwickelte fernsteuerbare Universalkupplung kann beidseitig digital ferngesteuert werden. Das ÖffMIBA-Miniaturbahnen 3/98
nen und Schließen erfolgt beispielsweise durch Betätigen der rechten Funktionstaste an der Lokmaus. Dadurch ist es möglich, an jeder beliebigen Stelle der Anlage Waggons oder Zuggarnituren von der Lok abzukuppeln. Ein weiterer Clou an der 361 ist der neue, serienmäßig eingebaute Digital-
decoder mit Lastregelung. Er sorgt für feinfühliges Rangierverhalten in allen Betriebssituationen, also vor allem unabhängig vom angehängten Zuggewicht oder von der Neigung der Modellbahnstrecke. Beliebig programmierbar bei dieser neuen Errungeschaft sind 99 Adressen, die Anfahrspannung, die Höchstgeschwindigkeit sowie die Anfahrbeschleunigung und Bremsverzögerung. Auch Funktionsausgänge für Licht und eine weitere Zusatzfunktion (Pfeife, Rauchgenerator etc.) sind vorhanden. Wahlweise lassen sich 14 oder 27 Fahrstufen voreinstellen. Der Decoder ist mit maximal 1 A belastbar, die Lichtausgänge zusätzlich mit 250 mA. Die Sonderfunktionen bei der 361 können nicht nur mit der „Lokmaus“ ab der allerersten Generation, sondern nach Angaben von Roco mit allen DCCDigitalsystemen nach NMRA-Standard gesteuert werden (was selbstredend auch für den neuen Lokdecoder gilt). th 83
MIBA-SCHWERPUNKT Richtig rangieren
Eine Mitfahrt mit dem Übergabezug 62005 im Modell
Rangieralltag Das Rangieren ist beim Vorbild eine der wichtigsten Aufgaben im Betriebsalltag. Meistens wird es vom Personal als eine lästige Pflicht empfunden, und jeder Lokführer auf einem Rangierbock träumt vom interessanteren Streckendienst. Auf der Modellbahn dagegen ist das Rangieren das Salz in der Betriebssuppe. Schon kleinste Züge, deren Wagen zu verschiedenen Entladestellen bewegt werden sollen, fordern zum Nachdenken über sinnvolle Fahrzeugbewegungen heraus.
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as Rangieren von Zügen gehört zu den wichtigsten Arbeiten bei allen Eisenbahngesellschaften. Ein Wagen, auf dem Ware verladen worden ist, wird auf dem Wege zu seinem Bestimmungsort mehrmals in verschiedene Züge eingestellt. Dieses geschieht in der Regel in Rangierbahnhöfen. Auf der Modellbahn ist das Rangieren eine zusätzliche Bereicherung des normalen Eisenbahnbetriebs, da durch ständig neu zusammengestellte Zugvarianten der „Spielbetrieb“ erhöht wird. So kann man beispielsweise für eine Nebenstrecke aus einem Personenzug einen GMP (Personenzug mit Güterbeförderung) zusammenstellen, der auf der Anlage an den verschiedenen Bahnhöfen seine mitge-
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Der Übergabezug 62005 erreicht den Bahnhof „Altburg“. Hier wartet bereits ein Personenzug auf die Weiterfahrt auf der eingleisigen Strecke.
Die im Bahnhof zu verteilenden Güterwagen bleiben auf dem Gleis stehen und werden mit Hemmschuhen gesichert.
Der restliche Wagenverband, der zum nächsten Bahnhof gelangen soll, wird auf das Nachbargleis geschoben.
Jetzt sind die zu verteilenden Güterwagen von der Lok zu erreichen und werden an den Güterschuppen angesetzt.
Der letzte anzusetzende Wagen ist ein Rungenwagen. Unten: Abfahrt des Übergabezugs 62005 zum nächsten Bahnhof.
Der Übergabezug 62005 hat Güterwagen für verschiedene Bahnhöfe am Haken.
Fotos: Markus Tiedtke
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Sehnsüchtig wird der eingefahrene Übergabezug von den Rangierern im Bahnhof Steinheim erwartet. Für sie beginnen jetzt die letzten Arbeitsstunden. Mit Hilfe der kleinen Kö wird der angekommene Übergabezug „zerlegt“ und der rückkehrende Übergabezug zusammengestellt.
Bevor die neu angekommenen Wagen an die verschiedenen Ladestellen verteilt werden können, werden die alten zuerst abgezogen.
Der gedeckte Güterwagen wird auf dem noch freien Nebengleis direkt neben dem Übergabezug 62005 abgestellt.
Nach und nach werden auch die anderen Wagen von den einzelnen Ladestellen abgezogen und auf dem freien Gleis zusammengestellt. Stets werden sie mit Hemmschuhen gesichert.
Mit Kreide hat der Rangierer auf die Schiebetür ein L als Hinweis angezeichnet, daß der Wagen zur Laderampe soll. Der Blick auf den Laufzettel im Zettelkasten bestätigt diese Angabe.
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brachten Güterwagen durch Rangieren an verschiedene Orte verteilt. Solche Züge werden im Vorbild „Übergabezüge“ genannt, weil sie die Wagen in den Bahnhöfen zu den Ladestellen zum Be- oder Entladen bringen. Anderererseits können im Güterbahnhof aus zwei Güterzügen wieder neue Züge zusammengestellt werden. Um das Rangierspiel dem Vorbild weiter anzupassen, kann man die Waggons auflisten und ihnen eine bestimmte Ladestelle zuweisen. Dabei ist zu beachten, daß die Wagen für die einzelnen Bahnhöfe in der richtigen Reihenfolge zusammengestellt sind, um den Rangieraufwand in den Ziel-Bahnhöfen so gering wie möglich zu halten. Man sollte sich daher vor dem Rangiervorgang genau überlegen, wie die Wagen am schnellsten und einfachsten zu ihrem Zielort gelangen.
Betriebsalltag Anhand eines Modellbeispiels, der Übergabe „62005“, werden verschiedene Rangiermöglichkeiten im Modell nachgestellt. Morgens verläßt der Übergabezug den Rangierbahnhof mit seinen Güterwagen und fährt im Laufe des Tages die einzelnen Bahnhöfe mit ihren Ladestellen an und verteilt die Waggons. Je nach Größe der Bahnhöfe (Gleisanzahl) ist der Rangieraufwand mit den Wagen unterschiedlich lang. Auch werden Zugkreuzungen oder Zugüberholungen berücksichtigt. Bei der Ankunft in unserem ModellBahnhof „Altburg“, der aus einer Umfahrung und einem Stumpfgleis mit Güterschuppen und einem Bockkran besteht, wird zuerst die Zugbegegnung mit einem Personenzug abgewartet. Danach teilt der Rangierer den Zug. Im Modell übernimmt ein Entkupplergleis oder eine Pinzette diese Aufgabe. Die im Bahnhof umzusetzenden Wagen bleiben auf dem Gleis stehen, während die zum nächsten Bahnhof zu bringenden Wagen von der Lok auf das Nachbargleis gesetzt werden. Erst jetzt kann die Lok direkt an die zu verteilenden Wagen ankuppeln. Ein Blick auf die Wagenpapiere verät, zu welchem Ort die Güterwagen umgesetzt werden sollen. Stellt sich dabei heraus, daß die Wagenreihenfolge nicht der Abstellfolge entspricht, d.h. der vordere Wagen eigentlich als letztes auf dem Güterwagengleis geschoben werden soll, ist ein weiterer Rangiergang vonnöten. Der in der ReiMIBA-Miniaturbahnen 3/98
Die Wagen für den Güterschuppen und der dazugehörenden Laderampe werden an den Haken genommen.
Für die Zustellung am Ladegleis wird der restliche Güterwagenverband von der anderen Zugseite aus angefahren, da das Ladegleis ein Stumpfgleis ist.
Der Tragwagen für mit Behälter für den Haus-zu-HausVerkehr wird an das Freiladegleis angsetzt.
Während ihre Kollegen die Güterwagen verteilen, geht das Zugbegleitpersonal in die Mittagspause.
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Das Umladen des Haus-zu-Haus-Behälters auf einen Straßentransporter erweitert auf der Modellbahn den Spielfluß.
In der kleinen Lokstation bereitet sich das Lokpersonal auf die Rückfahrt vor, d.h., es werden die Wasservorräte ergänzt.
Vor der Abfahrt erfolgt die Bremsprobe: Dabei bestätigt der Rangierer durch Heben eines Armes, daß die Bremse in Ordnung ist. Der Übergabezug hat für die Rückfahrt freie Fahrt erhalten und setzt sich langsam in Bewegung.
Kurze Übergabezüge werden auch von Schlepptender-Dampflokomotiven gezogen.
Beispiel eines Personenzuges mit Güterbeförderung (Gmp) in den fünfziger Jahren mit V 100.
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henfolge falsch stehende Wagen wird vorrübergehend auf das Nachbargleis umgesetzt. Nach Beendigung der Rangierarbeiten kehrt die Lok wieder an ihren Zug zurück und macht sich fertig für die Weiterfahrt zum nächsten Bahnhof. Eine zusätzliche Zugkreuzung mit einem Personenzug erweitert den Spielablauf. Nach dem Eintreffen im nächsten Bahnhof wird die Übergabe auf einem Gütergleis abgekuppelt und mit einem Doppelhemmschuh gegen eventuelles Wegrollen beidseitig gesichert. Da die zu bedienenden Plätze an Güterschuppen und Laderampe von Wagen, die am Vortag zu Be- oder Entladung zugestellt worden sind, blockiert werden, zieht die Lok zuerst diese ab und stellt sie im Bahnhof auf ein Nebengleis. Der Rangierer sichert sie ebenfalls mit einem Hemmschuh. Danach fährt die Lok wieder an ihre Übergabe, um die Wagen an ihren Bestimmungsort zu rangieren. Dabei wird der mitgeführte Güterzugbegleitwagen abgekuppelt und im Gleis stehengelassen. Nach Erledigung des Auftrages haben sich Lok und Personal eine Pause verdient. Die Lok fährt in das kleine Bahnbetriebswerk, um die mittlerweile verbrauchten Kohle- und Wasservorräte aufzufüllen. Nach der Mittagspause werden die schon fertigen mitgebrachten und inzwischen be- oder entladenen Wagen mit der Lok an die Wagen des Vortages geschoben. Zusätzlich wird auf dem Nebengleis der Zugbegleitwagen wieder aufgenommen und an den neu gebildeten Güterzug drangesetzt. Vor der Abfahrt erfolgt die Bremsprobe. Das Güterzugbegleitpersonal besteigt wieder den Begleitwagen, der sich jedoch jetzt am Ende des Zuges befindet. Schon bald zeigt das Ausfahrsignal freie Fahrt, und der Güterzug setzt sich mächtig qualmend langsam in Bewegung. In anderen Bahnhöfen, die er durchquert, sammelt er weitere, zur Abholung bereitstehende Wagen ein und führt den ständig wachsenden Güterzug zurück zum Rangierbahnhof. Hier endet der Dienstalltag des Übergabezugs. Die Wagen werden von einer dort beheimateten Rangierlok für einen langen Güterzug neu zusammengestellt, während unsere Lok eine neue Übergabe für die Zustellung abholt – und das Spiel beginnt von neuem ... Markus Tiedtke MIBA-Miniaturbahnen 3/98
MIBA-SCHWERPUNKT Richtig Rangieren
ner Schwungmasse. Zudem liegen andere Zahnräder mit passenden Achsen bei, um das Getriebe an den schneller drehenden Motor anzupassen und die Höchstgeschwindigkeit der Lok zu vermindern.
Klein Modellbahns BR 92 mit sb-Schwung
Gute Manieren beim Rangieren Die BR 92 ist die ideale Rangierlok für einen mittelgroßen Bahnhof, wie er häufig auf Modellbahnen anzutreffen ist. Die Klein Modellbahn-BR-92 bringt durch ihr Gewicht die nötige Zugkraft mit, um auch schwerere Züge zu verschieben. Für gute Langsamfahr-Manieren beim Rangieren sorgt der auf unsere Anregung hin neu konzipierte Umbausatz von sb-Modellbau.
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er kennt nicht die blöde Situation, daß man seinen Rangierbock sanft an ein paar Wagen heranfahren möchte, um diese anzukuppeln. Doch irgendwie fährt die Lok zu schnell oder ruckelt sich mehr schlecht als recht nach vorn. Schlußendlich bleibt der vermaledeite Hobel auf irgendeinem Staubkorn stehen. Nix mit Spaß, der Frust läßt grüßen!
Nicht ganz so kraß verhielt sich die BR 92 von Klein Modellbahn. Dennoch waren die Langsamfahreigenschaften noch nicht der Weisheit letzter Schluß. Der Einbau eines Glockenankermotors, wie er als Einbausatz von sbModellbau angeboten wird, bietet hier einen Ausweg. Der Umbausatz enthält einen Faulhaber-Motor mit einer Unterlage aus Messing und aufgezoge-
Der OriginalAntrieb verfügt zwar auch über eine Schwungmasse, jedoch verhindert sie nicht das lästige Polrucken im unteren Drehzahlbereich.
Die Befestigungsschraube für den Getriebekasten findet man unter der Fahrwerksabdeckung.
Motor mit Schwungmasse, Zahnräder und Schnecke werden gegen Teile von sb-Modellbau ausgetauscht.
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Ans Werk! Die farbige Bauanleitung verheißt einen raschen Umbau der Lok. Sie muß so weit demontiert werden, daß Motor und Getriebe komplett ausgebaut werden können. Auch die Zahnräder im Getriebekasten müssen raus. Diese auszubauen ist gar nicht so schwer: Sie laufen auf Stahlachsen. Man braucht also nur mit einem Dorn oder Rundmessing die Achsen aus dem Getriebekasten zu schieben, und schon sind die Zahnräder frei. OriginalMotor, Schneckenwelle und Zahnräder wandern in die Bastelkiste. Für den Umbau des Getriebes wird der Getriebekasten aus der BR 92 weiterverwendet. Hier ist etwas Bastelarbeit notwendig, die jedoch an dem Kunststoffmaterial keine Schwierigkeiten bereitet: Dort, wo die vorherige Schwungmasse ihren Platz hatte, muß der Getriebekasten glatt senkrecht abgeschnitten werden. Außerdem ist mit einem Bastelmesser an der motorseitigen Wand noch Platz für den Bund am Motorlager zu schaffen. Die Gewindebuchse wird ebenfalls abgeschnitten und in den Rahmen geklebt. Die neuen Zahnräder werden in den bearbeiteten Getriebekasten eingebaut. Nach diesem Arbeitsschritt sollte durch Drehen am unteren Zahnrad das Getriebe auf freien Lauf geprüft werden. Läuft das Getriebe ohne Hemmungen, kommt noch etwas Öl dazu. Das Höhenspiel zwischen Schnecke und Schneckenrad ergibt sich bei eingesetztem und vom Gewicht fixierten Getriebe durch die Messingunterlage des Motors. Vorn hält der Getriebekasten durch das aufgeschraubte Ballastgewicht, hinten wird die Unterlage des Motors zwischen die Leiterbahnen der Platine geklebt. Eine zusätzliche Fixierung des Getriebekastens erfolgt mit Sekundenkleber am Motorgehäuse. Zwei angelötete Kabel versorgen den Motor mit Strom von der Platine (richtige Polung beachten). Es folgen die obligatorischen Testfahrten. Diese sind jedoch nur mit aufgesetztem Ballastgewicht erfolgreich, da dieses für die Stromversorgung notwendig ist. Der Freiraum für den Motor im BallastgeMIBA-Miniaturbahnen 3/98
Paßt locker rein, der neue Antrieb von sbModellbau aus Olching. Auch die Montage geht einfach von der Hand. Der entstandene Freiraum hinter der Schwungmasse kann für Elektronik-Bausteine – z.B. Digital-Empfänger – genutzt werden. Fotos: MK (11), gp (1)
wicht muß jedoch zuvor mit einer Feile etwas vergrößert werden.
Die einzubauenden Teile aus dem sbUmbausatz.
Der Kunststoff-Getriebekasten wird mit dem Bastelmesser angepaßt.
Regler auf! Nach diesem Umbau verfügt die Rangierlok über einen geschmeidigen Lauf im gesamten Geschwindigkeitsbereich und sehr gute Langsamfahreigenschaften. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei umgerechnet 50 km/h, also nur minimal über der Vmax des Vorbilds von 45 km/h. Das ist aber auch durchaus vorbildgerecht: Ein ehemaliger Heizer auf einem Rangierbock erzählte uns nämlich, daß, wenn man früher so rangiert hätte, wie es sich die Modellbahner vorstellen, wäre man nie fertig geworden. Auch damals war Zeit Geld, also wurde beim Rangieren schon mal kurz der Regler aufgerissen um Zeit zu sparen. Und nur beim Herantasten an die anzukuppelnden Wagen wurde der Schleichgang eingelegt. Also dann, Rangieren mit Manieren! MK/gp
Getriebeblock mit neu eingesetzten Zahnrädern.
Am Ballastgewicht wird mit einer Feile Raum für den Motor geschaffen und ...
Sekundenkleber fixiert den Getriebekasten zusätzlich am Motorgehäuse.
... der neue Antrieb kann eingebaut und mit der Lok getestet werden.
Links eine weitere Möglichkeit für sehr gutes Rangieren: Rangierlok der Einheitsbaureihe 80 als Zweileiter-Umbau von sb mit Faulhaber-Antrieb. Die optimale Getriebeabstufung macht auch hier sanftes Rangieren möglich. Mit dem Walk-around-Regler von sb-Modellbau läßt sich die Faulhaber-Lok ideal mit Strom versorgen – und zwar vor Ort! MIBA-Miniaturbahnen 3/98
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MIBA-Online die Demoversion aus dem Internet geladen werden: (http:// www.miba.de/download/). Die vollständige Version von PC Rail für Windows inkl. Gleiseditor und ModelBase kostet DM 199,–.
MIBA-TEST
Installation
Die in PC-Rail für Windows verfügbaren Menüs
Buschs PC Rail für Windows
Metamorphose Das Gleisplanungsprogramm PC Rail war eines der ersten Programme zur computergestützten Gleisplanung. Just zum Erscheinungszeitpunkt der MIBA-Spezial 33 mit Beitrag zur computergestützten Gleisplanung war auch PC Rail für Windows verfügbar. Höchste Zeit, die „laufende“ kurz vorzustellen.
PC Rail für Windows kann unter Windows 3.1 und höher, Windows 95 und Windows NT eingesetzt werden. Die Installation erfolgt problemlos durch Aufruf des SETUP-Programms auf der CD, die die komplette Installation und auch die Eintragungen in die entsprechenden Programm-ManagerGruppen vornimmt. Außer der Einstellung des Ziellaufwerks sind keine weiteren Eingaben erforderlich. Dieses Vorgehen bietet einen kleinen Anlaß zur Kritik: Bei der Installation werden stets alle Symbolbibliotheken installiert – somit umfaßt das komplette PC-RailPaket 2474 Dateien in 33 Ordnern, die zusammen 10,8 MByte belegen. Glücklicherweise sind die Bibliotheken in Gruppen zusammengefaßt, so daß die nicht benötigten Bibliotheken (manuell) gelöscht werden können.
Funktionsumfang
P
C Rail für Windows wird auf einer CD geliefert und enthält das eigentliche Gleisplanungsprogramm, einen Gleiseditor sowie eine Vielzahl vorgefertiger Bibliotheken. Der Gleisplaneditor ermöglicht die Erweiterung der Bibliotheken um neue Gleiselemente. Die mitgelieferten Symbolbibliotheken umfassen die Gleissysteme der bekannten N-Hersteller (Arnold, Fleischmann, Kato, Peco, Roco und Minitrix), das Märklin-Quintett (Spur 1, C-, K- und M in H0 sowie Z). In H0 findet man die „alten“ und neuen Roco/ Atlas-Gleise, Fleischmann, Kato und Peco. Vervollständigt wird das Angebot durch LGB, Lionel Spur 0 (!), Berliner TT-Bahnen, Trix-Express sowie Rocound Bemo-H0e-Bibliotheken. Zusätzlich befinden sich eine Vielzahl von Zubehör-Bibliotheken auf der CD. Des weiteren befindet sich „Model-Base“ auf der CD, ein Programm, das sich an den Sammler richtet und ihm hilft, seine Sammlung auf dem heimischen PC zu verwalten. Es können Hersteller, „Material“ („Massenartikel“ wie Gleise etc.) und Modelle bzw. „Sammlerstücke“ eingegeben und verwaltet werden. 92
„Try before you buy“ Busch folgt dem Trend in der SoftwareIndustrie und bietet eine Demoversion von PC Rail für Windows an. Zum einen befindet sich eine Demoversion auf der Busch-Katalog-CD-ROM, zum anderen kann über die Download-Sektion von
Die Bedienung des Programms orientiert sich am Vorgehen beim „Zusammenstecken“ von Gleisanlagen aus fertig konfektionierten Gleisen: Man wählt das zu plazierende Gleisstück aus, legt es per Mausklick auf der Arbeitsfläche ab, kann es dort beliebig verschieben oder drehen. Die Box zur Auswahl eines Gleises. In der Mitte der rechten Spalte ist die „hardwarenahe“ Darstellung des „Auswahlpfades“ zu sehen.
Mit dem Bauteile-Editor kann Zubehör aus der ZubehörBibliothek bearbeitet werden. Der Vollmer-Containerkran wird für einen Gleisplanentwurf „koloriert“. MIBA-Miniaturbahnen 3/98
Weitere Gleisstücke können an die vorgegebenen Anschlußpunkte – zwei bei einem „normalen“ Gleis, drei bei einer einfachen Weiche etc. – angesteckt werden. Die so entstandenen Gleisfiguren können wiederum gedreht und verschoben werden. Einzelne Gleisstücke lassen sich aus der Gleisfigur entfernen, bestehende Lücken können auf Knopfdruck (mit einstellbarer Genauigkeit) geschlossen werden.
Flexible Gleise Besonders „kniffelig“ ist bei der Gleisplanung – ob nun computergestützt oder auf Basis der „Papier-RadierMethode“ – die Behandlung von Flexgleisen (vgl. auch MIBA Spezial 33). PC Rail für Windows unterstützt Flexgleise in der Form, daß sie beliebig gebogen und gekürzt werden können. Dabei erfolgt das Biegen jedoch nur mit einem für das gesamte Flexgleis konstanten Radius. Übergangsbögen von der Geraden in einen Bogen sind somit nicht möglich bzw. müssen aus mehreren kurzen gebogenen Flexgleisen zusammengesetzt werden.
Zubehör Die bei PC Rail für Windows mitgelieferten Symbolbibliotheken für Zubehör, wie Häuser, Bäume, Landschaftsdetails, können zur Ergänzung des Anlagenplanes herangezogen werden. Häuser etc. werden dabei nicht nur in ihrem Umriß, sondern auch mit Dachfirsten, Erkern etc. dargestellt. Der mitgelieferte Symboleditor kann verwendet werden, um etwa die Bibliotheken um neue Symbole – dies können sowohl Gleise als Häuser und andere Ausschmückungen sein – zu ergänzen. Auch ein Verändern der bereits verfügbaren Symbole ist möglich.
Ebenen und Farbe PC Rail für Windows unterstützt das Arbeiten auf mehreren Ebenen, die wie Transparentpapier übereinandergelegt werden. Jedes Blatt verfügt über eine einstellbare Stiftfarbe, alle in dieser Ebene (Layer) plazierten Gleise werden in der gewählten Farbe dargestellt. Dabei müssen die (logischen Zeichen-) Ebenen nicht zwangsläufig den (physischen) Ebenen der in Planung befindlichen Anlage entsprechen. Genauso ist eine Aufteilung nach MIBA-Miniaturbahnen 3/98
Die Arbeitsfläche von PC Rail für Windows. Die Gleise sind auf eine extra Ebene gesetzt und weisen die „Stiftfarbe“ Silbergrau auf.
Das Flexgleis (rot) ist einseitig an die Weiche angesteckt und kann mit der Maus gebogen werden. Dabei werden im wesentlichen nur der Radius und die Länge des geraden „Übergangsstückes“ verändert.
Stromkreisen, Betriebsbereichen o.ä. möglich. Um auch Gebäude farbig darstellen zu können, können diese mittels des Symboleditors „koloriert“ werden. Dazu können Linien farbig hervorgehoben oder „flächige“ Darstellungen durch entsprechende geometrische Formen überdeckt werden. Nachteilig wirkt sich hierbei aus, wenn ein Rechteck (z. B. ein Dach) statt aus dem geometrischen Objekt „Rechteck“ aus vier einzelnen Linien gebildet wurde. In diesem Fall ist nur ein Neuzeichnen bzw. „Übermalen“ der vorhandenen Darstellung möglich.
Plus und Minus Lobend ist die gute und ausführliche Hilfe sowie das Handbuch zu erwähnen, das selbst die verwendeten Begriffe erläutert und so auch einem
absoluten Neuling zu einem einfachen Einstieg verhilft. In Teilbereichen ist an PC Rail für Windows der Ursprung in der DOSWelt noch deutlich zu sehen: So vermißt der Windows-gewohnte Benutzer die bekannten „Scrollbars“ am Fenster, mit der der dargestellte Ausschnitt der Arbeitsfläche verschoben werden kann. Läuft beim Anlegen eines Gleisstückes dieses aus dem dargestellten Abschnitt heraus, so erfolgt (meistens) eine automatische Nachführung des Bildschirms. Die Möglichkeit, den Schienenstrang wahlweise als Mittel- bzw. Umgrenzungslinie oder als Schwellenband zu zeichnen, ist mehr als ein „nettes“ Feature – bedenkt man die Möglichkeiten für Gleisselbstbauer, die Schwellenbreite und -abstand individuell einstellen zu können... Bernd Schneider 93
ELEKTROTECHNIK
Für die Modellbahn entdeckt:
Meldung per Magnetsensor Für unzählige Zwecke benötigt man auf einer Modellbahnanlage Funktionen, die durch Fahrzeuge ausgelöst werden. Sei es ein Bahnübergang, der durch Schranken oder Blinklichtanlage gesichert ist, das Pfeifen einer Lok vor dem Tunnel oder das zugabhängige Schalten von Signalen oder Weichen.
A
uf konventionell und auch auf digital gesteuerten Modellbahnanlagen werden zu diesem Zweck in der Regel Reedkontakte oder Schaltgleise eingebaut. Selbst wenn man sich noch soviel Mühe mit dem Einschottern und der Farbgebung des Gleiskörpers gibt, das Ergebnis des Wegtarnens ist oft nicht befriedigend. Da die Bremswege der Züge im Bahnhof meiner konventionell gesteuerten Modellbahnanlage sehr unterschiedlich waren, die „Preiserleute“ mußten oft in den Schotter springen, war es notwendig, für die Steuerung mehrere Schaltkontakte im sichtbaren Bereich der Gleise einzubauen. Dies brachte mich auf die Idee, das Problem mit Hilfe eines elektronischen Sensors zu lösen. Der Magnetsensor TLE 4905L der Firma Siemens ist für die kleinen Schaltprobleme auf den Modellbahnanlagen hervorragend geeignet. Er ist klein und unauffällig und hat eine hohe Empfindlichkeit gegenüber Magnetfeldern. Seine Schaltleistung von bis zu 50 mA und sein großer
Versorgungsspannungsbereich von 3,5 Volt bis 24 Volt sind ein weiterer Pluspunkt. Durch seine Fähigkeit, daß er je nach Einbaulage den Nord- oder Südpol eines Magneten erkennen kann, vergrößert sich sein Einsatzspektrum erheblich. Der Sensor ist erhältlich bei Conrad Electronic (Best.-Nr.: 14 75 0844, zu 2,95 DM). Die geringe Gehäusegröße des TLE 4905L ermöglicht es, ihn in eine H0Schwelle einzubauen ohne aufzufallen.
Einbau Zunächst wird aus einer Schwelle mit einer Trennscheibe oder einem Fräser eine Nut von etwa 3 mm Breite und 1,5 mm Tiefe vorsichtig, ohne die benachbarten Schwellen zu beschädigen, ausgefräst. Zur Leitungsdurchführung werden dicht nebeneinander 3 Bohrungen von etwa 1,5 mm Durchmesser zwischen den Schwellen angebracht. Die Leitungen zum Sensor werden nun von unten durch die Bohrungen geführt und am Sensor angelötet.
Anschlußbelegung des TLE 4905L Unbedingt auf richtigen Anschluß achten. Mein früherer Ausbilder sagte immer: „Nichts stirbt schneller und lautloser als ein Halbleiter.“
Abmessungen des Magnetsensors TLE 4905L und die Lage für die Magnetfelderkennung Einbaulage in einer Schwelle für die Erkennung des Südpols an Magneten
Die Anschlußdrähte des Sensors mit einer kleinen Flachzange so um 90° abwinkeln, daß der Sensor richtig in der Schwelle liegt. Die Anschlüsse sollen ohne Zwängen und gegenseitigen Kontakt durch die drei Bohrungen passen. Mit etwas Uhu Grenit wird er in die Schwellennut eingeklebt. Ist der Kleber ausgehärtet, können die verbliebenen Fugen mit etwas Kunststoffspachtel ausgefüllt werden. Nachdem das Gleis eingeschottert und farblich behandelt wurde, ist der Sensor fast nicht mehr zu erkennen.
Magnetismus Unter die Fahrzeuge, die auf meiner Anlage entsprechende Funktionen über die Sensoren auslösen sollen, habe ich Magnete der Fa. Herkat, Best.-Nr.: 2015, 1,5 x 5 mm geklebt. Da der Sensor Nord- und Südpol unterscheiden kann, habe ich vorher mit einem alten Kompaß festgestellt, wie das Magnetfeld des anzuklebenden Magneten liegt. Entsprechend ihrer Feldausrichtung wurden diese so unter die jeweiligen Fahrzeuge geklebt, daß zwischen Magnet und Sensor ein Abstand von etwa 2,5 mm – 3 mm bleibt.
Praktische Erfahrungen Mit Hilfe dieser Sensoren habe ich dann auch das „Bremsproblem“ in meinem Bahnhof gelöst. Mit fest eingestellter Fahrspannung und Bremsverzögerung einer elektronischen 94
MIBA-Miniaturbahnen 3/98
In dem eingeschotterten und farblich behandelten Gleis fällt der Magnetsensor nicht auf. Der Sensor erlaubt die Verwendung kleinerer Magneten als bei Schaltvorgängen mit den allseits beliebten Reed-Kontakten.
Bremsschaltung, um exakt gleiche Bedingungen herzustellen, ermittelte ich die Bremswege meiner Fahrzeuge. Sie lagen zwischen 35 cm und 240 cm. Um nun lange Güterzüge vor dem Ausfahrsignal, und Personenzüge nur bis zum Ende der Bahnsteigkante ausrollen zu lassen, habe ich eine elektronische Bremsschaltung, die von den Sensoren gesteuert wird, ausgeknobelt. Jeder einfahrende Zug aktiviert, über jeweils seinen auf Nord- und Südpol ansprechenden direkt hintereinander in der Bahnhofseinfahrt eingebauten TLE 4905L, die Bremsschaltung. Alle Züge bremsen dann mit einstellbarer Verzögerung auf eine voreingestellte Teilgeschwindigkeit herunter. Mit dieser rollen sie dann weiter, bis sie zu den beiden anderen Sensoren kommen, welche die endgültige Bremsung einleiten. Die Fahrzeuge, die mit einem „Nordpol“ ausgerüstet sind, aktivieren das endgültige Bremsmanöver über den ersten Sensor etwas früher und halten am Bahnsteig, während die Fahrzeuge mit einem „Südpol“ den zweiten Sensor aktivieren und bis zum Signal durchrollen. Jetzt halten meine Züge in einem akzeptablen Abstand vor dem Signale, und die „Preiserleutchen“ können direkt am Bahnsteig aussteigen. Die Sensoren sind übrigens nicht nur für die Modellbahn geeignet. Auch beim Faller-Car-System lassen sich Schaltfunktionen auslösen, wenn der Sensor direkt unter dem Leitdraht in die Fahrbahn eingelassen wird. Zumindest die Magneten der großen Fahrzeuge (Faller baut 3 verschieden große Magneten je nach Fahrzeug ein) schalten einwandfrei den Sensor durch. Da beim Faller-Car-System ab Werk alle Magnete in der gleichen Ausrichtung ( Südpol nach unten) eingebaut sind, müssen die Sensoren mit den abgeschrägten Ecken nach oben in die Fahrbahn eingebaut werden. Hierzu sollte man auch den interessanten Bericht über das Faller-CarSystem in MIBA 5 und 6/97 lesen. Bernd Brinkhues
Beschaltungsbeispiel für zielgenaues Halten im Bahnhof Schwelle zur Aufnahme des Sensors ausgefräst und Löcher für die Leitungszuführungen gebohrt.
Sensor zum Einkleben in Schwelle vorbereitet und ... ... eingeklebt und verspachtelt. MIBA-Miniaturbahnen 3/98
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MIBA-TEST
Bisher warteten die SelectrixGeräte mit einem schlichten konservativen, aber funktionellen Design auf. Das nun lieferbare Control-Handy mit modernem, fast futuristisch anmutendem Design ist nicht weniger funktionell.
Ideale Kombination: Bw-Diorama ohne Stellpult und zig Schalter. Fahren und Schalten auf einfachste Weise. Praktisch auch bei der Bedienung von Anlagen. Fotos: gp
Walk around, losgelöster Modellbahnspaß mit dem...
Selectrix Control-Handy B
ei Modellbahninsidern genießt das Selectrix-Mehrzugsystem wegen seiner Problemlosigkeit und Funktionssicherheit hinsichtlich des Fahrbetriebs in allen Nenngrößen einen guten Ruf. Das außen modern und innen modular gestaltete Control-Handy löst gewissermaßen das ältere Combi-Control ab. Es läßt sich an allen SelectrixZentralen betreiben. Allerdings bestimmt die Zentrale den Funktionsumfang des Control-Handy. Beim Einstöpseln des Control-Handy in die Central Control 2000 wird die beleuchtete zweizeilige LCD-Anzeige munter. Sie zeigt in der ersten Zeile die zuletzt benutzte Lokadresse und ob Spannung am Gleis anliegt. Die zweite Zeile informiert über Fahrtrichtung und Fahrtstufe, ob das Licht der Lok und die Zusatzfunktion eingeschaltet sind. Die Ziffer hinter dem „B“ gibt die eingestellte Massensimulation beim Beschleunigen und Bremsen an.
Weniger ist meistens mehr Mit diesem Spruch könnte man die auf ein Minimum beschränkte Zahl der nötigen Bedienelemente begrüßen. Das Tastenfeld gliedert sich in den oberen Steuerbereich und den unteren Wahlbereich. Die Tasten des Steuerbereichs sind so angelegt, daß selbst Modellbahner mit kleineren Händen 96
ohne Verrenkung diese bedienen können. Das liegt nicht zuletzt an dem solide gefertigen Gehäuse, sondern auch an den geschickt gewählten Proportionen und die auf einer leicht schrägen Fläche angeordneten Tasten. Mit den großen Tasten lassen sich die Züge je nach eingestellter Massensimulation beschleunigen und bremsen. Durch Antippen der Zifferntasten 1 bis 8 kann die Massensimulation direkt angewählt werden. Mit den vier kleineren Tasten rechts und links lassen sich der Fahrstrom, die Fahrtrichtung und die beiden zur Verfügung stehenden Funktionen schalten.
Funktionswahl Zum Auswählen, z.B. einer neuen Lokadresse, auf dem unteren Tastenfeld muß leicht umgegriffen werden, wenn man nur mit einer Hand das Control-Handy hält und bedient. Das Erstellen einer Doppeltraktion oder eines Vorspanns läßt sich mit den Tasten „9“ oder „0“ organisieren, wobei die Fahrrichtung der zweiten Lok durch Wahl der beiden Tasten vorgegeben wird.
Mit der Taste „M“ läßt sich zwischen Fahren und Schalten wechseln. Die Stellungen von Weichen oder Signalen werden in der zweiten Zeile des Dis-
plays angezeigt. Ein angeschlossener Gleisbelegtmelder kann dabei ebenso angewählt werden. Auch hier erfolgt eine Anzeige der belegten Gleise durch einen schräggestellten Strich in der zweiten Zeile. Wird die Taste „M“ länger gedrückt, gelangt man zur Einstell-Ebene. Durch Tippen der Taste „M“ wechselt man zwischen Programmiermodus und den einzelnen Setup-Ebenen des Systemszum Einstellen der Anzeige, der Sprache.
Fazit Die klar gegliederten und auf ein nötiges Minimum reduzierten Bedienelemente mit einem beleuchteten zweizeiligen LCD-Display ermöglicht eine fast intuitive Bedienung. Fahren, Schalten, Melden und Programmieren werden zu einer streßfreien Hobbybetätigung. Das Steuern der Lokomotiven mit Tipptasten anstelle eines Drehreglers ist zwar gewöhnungsbedürftig aber nicht unpraktisch, da die Fahrstufen gezielt durch schrittweises Tippen auch einzeln ohne Blick aufs Display gewechselt werden können. Zum Einstieg sind die Central-Control 2000 und Fahrzeuge mit Selectrixoder DCC-Decodern erforderlich. Eine solide Mehrzugsteuerung ist durch eine solide Walk-around-Bedieneinheit, sprich Control-Handy, ergänzt worden. gp MIBA-Miniaturbahnen 3/98
D
ie Vorteile der Aktion liegen auf der Hand: Die Fleischmann-0e-Wagen sind preiswerte Ausgangsmodelle, deren Umbau sich auch für ungeübte Bastler nicht sehr schwer gestaltet. Die benötigten Teile finden sich in sehr guter Qualität bei den jeweils genannten Kleinserienhestellern. In einem ersten Schritt wird jeder Wagen in seine Bestandteile zerlegt, was dank der Steck- und Rasttechnik schnell und einfach geht. Die Teile der Kupplung werden nicht mehr benötigt – sie wandern in die Restekiste (wer weiß, wozu die noch mal zu gebrauchen sind). Alle anderen Teile werden erst einmal in Prilwasser von Verunreinigungen der Oberfläche gesäubert. An allen Fahrzeugen, gleichgültig ob Personen- oder Güterwagen, können kleine Veränderungen den Gesamteindruck erheblich verbessern. Dafür sind weder spezielle Werkzeuge noch besondere Kenntnisse erforderlich. Auch Material braucht es nicht viel: Ein wenig Balsaholz, Messingdraht und Farbe reichen für die ersten Schritte völlig aus.
Modellbau mit Magic Train – ein 0e-Projekt (4)
Güterwagen – leicht „gesupert“ Die ersten drei Folgen dieser Reihe befaßten sich mit Verbesserungs- und Umbaumöglichkeiten bei den Magic-Train-Lokomotiven. Ein noch größeres Betätigungsfeld bieten dem geübten Bastler, aber auch dem Einsteiger beim Fahrzeugbau die verschiedenen Güter- und Personenwagen. In dieser Folge führt Uwe Stehr zunächst einige leicht nachzuvollziehende „Superungen“ an den Magic-Train-Güterwagen durch.
Die Fahrwerke Die Fahrwerke weisen alle für Vakuumbremsen typischen Details auf, jedoch fehlen die Bremsgestänge. Die habe ich mit 0,8-mm-Messingdraht nachgebildet, allerdings ohne auf einen allzu akribischen Nachbau Wert zu legen; lediglich die auffälligsten Teile müssen nachgerüstet werden. Dafür müssen im ersten Schritt Löcher in die Bremsbackenhebel gebohrt werden. Daß diese Hebel für den Maßstab 0 etwas stabil ausgefallen 98
Die Fleischmann-0e-Fahrzeuge sind preisgünstige Ausgangsmodelle für verschiedene Zurüst- und Umbauaktionen. Aus den relativ wenigen vorhandenen Grundtypen lassen sich mit überschaubarem Aufwand sowie wenig Materialien und Werkzeugen allerhand Ausführungsvarianten schaffen (wie etwa die beiden Rungenwagen im oberen Bild). MIBA-Miniaturbahnen 3/98
sind, kommt uns bei diesen Arbeiten sehr entgegen. Die Lage der Bohrung auf dem Hebel wird durch einen angespritzten Zapfen markiert. Diesen Zapfen habe ich zuerst einmal mit einem scharfen Messer vorsichtig abgetrennt. Das Zentrum der Bohrung wird mit einer in einem Stiftkloben eingespannten Stahlnadel vorgestochen und mit einer langsam laufenden Minidrill oder einem Handbohrer sowie einem 0,8mm-Bohrer durchbohrt. Auch die beiden Lager der Umlenkwelle zu dem Bremszylinder erhalten Bohrungen, allerdings mit einem 1,2-mm-Bohrer. Diese Bohrung sollte mit einem 0,6mm-Bohrer vorgebohrt werden, da der 1,2-mm-Bohrer sehr schnell seitlich „abschmiert“. Als letztes wird in den Bremszylinder zentrisch ein 1,5-mmLoch für die Kolbenstange gebohrt; auch diese Bohrung unbedingt mit einem kleineren Bohrer vorbohren. Anschließend werden aus 0,8 mm, 1,2 mm und 1,5 mm dickem Messingdraht die Bremsgestänge, die Umlenkwelle und die Kolbenstange des Bremszylinders nachgebildet.Die gewählten Drahtstärken sind für dem Maßstab recht wuchtig, passen aber zu dem ebenfalls stabil ausgeführten Fahrwerk optisch recht gut. Nach dem Ablängen der Drähte werden diese in die Bohrungen eingesteckt und mit Sekundenkleber fixiert. Ein Hebel muß nun noch zwischen die Umlenkwelle und die Kolbenstange eingeklebt oder besser eingelötet werden.
Die Wagenkästen Im Bereich der Wagenkästen habe ich die viel zu dicken Griffstangen an den Türen und dem Wagenkasten vorsichtig weggeschnitten, und zwar so, daß das platte Ende mit dem Befestigungsniet erhalten bleibt. Auch an den Seitenteilen der offenen Waggons befinden sich oft Handgriffe. Die genaue Lage läßt sich anhand von Photos der
MODELLBAHN-PRAXIS
Zunächst wird das Fahrwerk in seine Einzelteile zerlegt – dank Klips- und Rasttechnik kein Problem! An den im Text beschriebenen Stellen werden mit dem Stiftenklöbchen Bohrungen angebracht und Messingdrähte befestigt. Unten das fertige unlackierte Fahrwerk mit den angebrachten Leitungen und dem Bremsgestänge.
Fachliteratur oder eigenen „Urlaubsdias“ entnehmen. Für die neuen Griffstangen braucht es zunächst 0,5-mm-Löcher. Dann werden die neuen Griffstangen aus 0,5-mm-Messingdraht mit einer kleinen Telefonzange gebogen: zuerst in einen Drahtabschnitt einen rechten Winkel biegen, dieses kurze Ende in eines der beiden für die Griffstange vorgesehenen Löcher stecken, mit der Zange das freie Ende des Drahtes etwas unterhalb des zweiten Loches fassen, das abgewinkelte Drahtstück vorsichtig aus der ersten Bohrung herausziehen und jetzt das zweite Ende der Griffstange ebenfalls um 90° in derselben Ebene wie das erste Drahtstück umbiegen. Es müßte so ein U- förmiges Drahtstück entstanden sein, welches genau in die beiden Löcher paßt. Beim Einstecken in die Löcher
Die Bordwände des O-Wagens, die oberen im Lieferzustand, die unteren haben auf die im Text beschriebene Weise neue Griffstangen erhalten. An einer Stirnbordwand der Bremsersitz, dessen Herstellung wir in der nächsten MIBA zeigen. MIBA-Miniaturbahnen 3/98
kommt zwischen die Griffstange und Wagenkastenwand ein flacher Plastikoder Kartonstreifen, entsprechend dem Abstand von der Griffstange zum Wagenkasten. Das Einkleben erfolgt mit dünnflüssigem Sekundenkleber, der von der Rückseite an die Enden der eingesteckten Griffstange gegeben wird. Nach dem Abbinden wird das Füllstück an der Vorderseite entfernt, innen überstehende Drahtenden werden mit einem Seitenschneider abgekniffen. Bei den geschlossenen Güterwagen sollten die Tritte um ca. 2 mm gesenkt werden. Hierfür ist der Tritt samt Führungsschiene der Tür abzuziehen. Der Tritt wird mit der Aufhängung bündig zur Führungsschiene abgeschnitten. Aus hartem, 1 mm dickem Balsaholz wird ein neuer, 5,5 mm breiter und 31 mm langer Tritt geschnitten.
Beim G-Wagen machen sich Tritte mit vergrößertem Abstand recht gut. Links die Einzelteile, rechts die ursprünglichen und die neuen Tritte.
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Aus 0,8-mm-Messingdraht oder besser 1x0,5-mm-Messingstreifen entsteht die neue Aufhängung. Sie bildet einen einfachen Winkel, dessen Schenkel 5 mm und 9,5 mm lang sind. In die Klipse der Führungsschiene werden nun Löcher gebohrt, in welche die Aufhängung eingesteckt, aber noch nicht verklebt wird. Jetzt wird die Führungsschiene wieder unter den Wagenkasten geklipst. Der neue Tritt wird auf die Aufhängung gelegt. So kann man überprüfen, ob er parallel zum Wagenkasten liegt. Durch Herausziehen bzw. Einschieben einer der beiden Aufhängungen läßt sich die Lage des Trittes korrigieren. Stimmt die Lage des Trittes, werden Aufhängung und Trittbrett mit der Führungsschiene verklebt.
Zurüstsätze für alle Wagen Augenfällige Schwachstellen der Magic-Train-Wagen sind die Kupplung und das Fehlen der Bremsschläuche. Diese sollten in jedem Fall getauscht bzw. ergänzt werden. Allein dadurch gewinnt das Erscheinungsbild der Waggons erheblich. Bei den Fahrzeugen mit Bremserbühne können auch die Bühnengeländer und die Bremskurbeln gegen Zurüstsätze aus Weißmetall oder Messingschleuderguß getauscht werden. Darüber hinaus sind Scheibenradsätze, Umbausätze für dreiachsige Fahrwerke und detaillierte Bremsanlagen bis hin zu kompletten Fahrwerken lieferbar – doch dazu mehr in der nächsten Folge. Für die im folgenden geschilderten
Die für ein Fahrwerk mit Bremserbühne benötigten Zurüstteile von WMK (ohne „Holzbohlen“). Der Anguß der Bühnengeländer dient als Bohrschablone (links); darunter das angesetzte Bühnengeländer. Das Bühnengeländer mit Kupplung, Bremsschläuchen und der Handbremskurbel, alles noch unlackiert.
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Aktionen haben wir Material der Firma WMK aus Wien verwendet; 0e-Bahner finden im Katalog dieses Kleinserienherstellers jede Menge interessanter Ideen und Produkte. Die Montage der WMK-Zurüstteile geht flott vonstatten. Bei den Kupplungen stehen zwei Varianten zur Wahl. Zum einen die SKGLBKupplung – eine einfache Trichterkupplung, die die Fahrzeuge mit Kuppeleisen verbindet – und die wesentlich anspruchsvollere Bosna-Kupplung, die neben der Trichterkupplung über eine Balancierkupplung verfügt. Werden die Fahrzeuge mit Hilfe der Balancierkupplung verbunden, dann dient die Trichterkupplung lediglich als Puffer. Diese Kupplung ist heute bei fast allen noch existierenden Schmalspurbahnen in Gebrauch. Die Trichterkupplung wird nach dem Entgraten einfach in die bereits im Fahrwerk befindliche rechteckige Öffnung in der Pufferbohle gesteckt und mit Sekundenkleber befestigt. Die Bosnakupplung muß vor dem Anbringen an das Fahrwerk zusammengesetzt werden. Der Bausatz dieser Kupplung besteht aus sechs Guß- und drei Ätzteilen sowie einem Niet. Das Entgraten dieser Teile ist entscheidend für das spätere Funktionieren der Kupplung. Das Balancier muß sich nach dem Einstecken des Nietes auf dem Schaft des Trichterkupplung einige Grad in beide Richtungen drehen lassen. Die beiden Schäfte des Hakens und der Schake müssen in den rechteckigen Öffnungen des Kupplungshalters leicht hin- und hergleiten können ohne zu klemmen. Auch die beiden Anlenkpunkte des Hakens und der Schake am Balancier müssen äußerst leichtgängig sein. Dies hört sich schlimmer an, als es ist: Wer alles vor der endgültigen Montage mal trocken zusammenbaut, sieht schnell, an welcher Stelle und an welchem Teil noch etwas nachzuarbeiten ist. Für die Montage der zusammengebauten Kupplung am Fahrwerk muß die in der Pufferbohle befindliche, rechteckige Kupplungsaufnahme nach unten aufgesägt werden. In diesen rechteckigen Ausschnitt wird die Kupplung hineingeklebt. Die Bremsschläuche werden jeweils links der Kupplung angeordnet. Bei Fahrzeugen mit Bremserbühne sollten zuerst das Bühnengeländer und die Handbremskurbel angebracht werden, da es sonst zu Montageschwierigkeiten kommt. Das für den Bremsschlauch notwendige Loch mit einem Durchmesser von 0,8 mm ist möglichst am MIBA-Miniaturbahnen 3/98
Bei einer „Gegenüberstellung“ sind die optischen Verbesserungen gegenüber dem Ausgangsmodell (hinten) sofort zu sehen, besonders auf der Seite mit der Bremserbühne.
unteren Rand der Pufferbohle anzubringen, damit später die eingesteckten Rungen der Bordwände nicht mit dem Befestigungsflansch des Bremsschlauches kollidieren. Die Bremsleitungen können mit 1,5 mm starkem Messing- oder Kupferdraht nachgebildet werden. Diese Leitungen werden von einem Bremsschlauch zum nächsten geführt. Etwa auf der Höhe des Bremszylinders wird ein T- Stück aus einem Rundmaterialabschnitt – Ø 3 mm, Länge 4 mm – eingefügt. Hier verzweigt sich die Leitung zum Bremszylinder und Hilfsluftbehälter. Hinter dem Hilfsluftbehälter habe ich nun noch die Vakuum-Belüftungsgarnitur angebracht, die ebenfalls als Zurüstteil erhältlich ist. Für ein Fahrzeug ohne Bremserbühne ist damit der Umbau des Fahrwerks abgeschlossen. Bei allen anderen fällt das Geländer der Bremserbühne ebenfalls dem Bastelmesser zum Opfer. Die alte Bühne läßt sich in einem Stück samt Tritten, Bohlen und Geländer abnehmen. Die 0,5-mm-Löcher für das neue Bühnengeländer werden mit Hilfe der mitgelieferten Schablone in die Pufferbohle gebohrt. Die Idee, den für die Herstellung notwendigen Anguß als Bohrschablone zu verwenden, ist äußerst pfiffig und zeigt eindringlich, daß diese Zubehörsätze mit viel praktischem Sachverstand entwickelt wurden. Auch das Geländer wird, wie bereits schon vorher die Bremsschläuche, mit Sekundenkleber befestigt. Wer die Kunststoffbühne weiterverwenden will, braucht nur das Geländer zu entfernen und sie samt Tritten wieder einzuklipsen. Natürlich kann die Bühne auch aus echtem Holz nachgebildet werden. Hierfür werden drei Balsaholzbrettchen – 4 mm breit, 38 mm lang und 1 mm dick – benötigt. Diese sind bündig mit der Pufferbohle MIBA-Miniaturbahnen 3/98
direkt auf das Fahrwerk zu kleben. Von der ursprünglichen Bühne benötigt man nur noch die beiden Tritte. Diese lassen sich mit einem scharfen Bastelmesser leicht abtrennen und mit Sekundenkleber an der nun hölzernen Bühne befestigen. Abschließend werden die Handbremskurbel und der Bremsschlauch links neben der Kupplung befestigt.
Farbliche Gestaltung Nach dem gründlichen Trocknen aller Klebestellen werden die Blattfederpakete mit Rostfarbe, z.B. Revell 37, angestrichen. Alle rohen Holzteile – wie die Trittbretter, der Wagenboden, Wageninnenseiten und der Boden der Bremserbühne – erhalten einen graubraunen Anstrich. Das Bremserbühnengeländer, die Bremskurbel, die Kupplung, die Gitter vor den Lüftungsklappen, die Beschlagteile und die Griffstangen werden schwarz angemalt. Das Dach des G-Wagens erhält einen dunkelgrauen Anstrich. Ist alles gut getrocknet, kann mit dem Zusammenbau des Wagens begonnen werden. Einzelne Stellen müssen jetzt noch
nachgearbeitet werden. Dies gilt etwa für die Rastnocken des Wagenkastens, die mit ihrer Farbe deutlich in dem ansonsten schwarzen Fahrgestell hervortreten. Nachdem der Wagen wieder zusammengebaut ist, wird mit dem „Altern“ des Fahrzeuges begonnen. Hierbei sollten wasserverdünnbare Dispersionsfarben aus dem Malerbedarf (Baumarkt) verwendet werden. Diese Farben lösen die vorher aufgetragenen Farben und den Kunststoff nicht an und lassen sich außerdem wieder entfernen, falls man mit dem Ergebnis seiner Arbeit nicht zufrieden ist. Ebenso bleibt bei dieser Methode die Beschriftung des Fahrzeuges erhalten. In der nächsten MIBA stehen weitere Güterwagen-Umbauten auf dem Programm: Zunächst entsteht ein Bremsersitz im Eigenbau, und dann befassen wir uns mit etwas aufwendigeren Zurüst- und Umbausätzen, die neue Wagentypen entstehen lassen. Uwe Stehr
Der G-Wagen nach der „Alterung“ Fotos: Uwe Stehr (11), Stephan Rieche (3)
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Am hellichten Tag: Schlafwagen in der Epoche 3
Rot verschönert Grün Im Schicksalswahljahr 1998 sollte der Titel keinesfalls mißverstanden werden: Selbstverständlich meint Michael Meinhold nichts anderes als die Optik von Schlafwagen in kurzen Schnellzügen.
I
ch liebe Schlafwagen. Nicht nur, weil sie so manche Phantasie höchst anmutig beflügeln (ich denke an Hollywood-Klassiker wie Billy Wilders „Manche mögen’s heiß“ oder Alfred Hitchcocks „Der unsichtbare Dritte“); nein, auch weil sie einem Schnellzug jenes Flair von Ferne und Luxus verleihen, das für mich zur Eisenbahn gehört, seit ich als kleiner Junge erstmals andächtig das matt erleuchtete „Betten frei“-Schild an dem bordeauxrot glänzenden DSG-Schlafwagen Hamburg–Basel SBB im nächtlichen Hamburger Hauptbahnhof
38.10 Bw Neumünster
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bewunderte. „Otto Normalmodellbahner“ hingegen scheint Schlafwagen nicht besonders zu mögen, falls man dies aus den Anlagenbildern schließen kann, auf denen Schlafwagen höchst selten auftauchen. Liegt das an der Vorstellung, daß Schlafwagen nur in langen Hauptbahn-Schnellzügen und zudem ausschließlich nachts unterwegs sind? Dem ist nicht so, genauer gesagt: dem war nicht so, zumindest in den Epochen 2 und 3, in denen Schlafwagen nicht nur häufiger, sondern aufgrund längerer Reisezeiten und eines größeren Kurswagen-Angebots auch
Pw
tagsüber und sogar auf Nebenstrecken anzutreffen waren. Die jüngst erschienenen WL-Modelle von Fleischmann und Liliput sind Anlaß, mit einigen Vorbild-Dokumenten auf kurze D-Züge hinzuweisen, die mit Schlafwagen durchaus am hellichten Tag und auch auf eingleisigen Haupt- oder gar Nebenbahnen (etwa der Hauptbahn Lüneburg–Großenbrode Kai oder der Nebenlinie Immenstadt–Oberstdorf) verkehrten und somit ein treffliches Vorbild für entsprechende Modellbahn-Einsätze liefern. Allein aus Platzgründen können hier nicht zahlreiche weitere Beispiele aufgeführt werden, die für den durchaus vorbildgerechten Einsatz der bordeauxroten Schönheiten auf einer ganz normalen Modellbahnanlage Gründe und Anregungen genug liefern. Und wer nun auch Schlafwagen zumindest zu mögen beginnt, mag mit mir die noch ausstehenden H0-Modelle verlangen: den 28er-WL, den WLAs von 1950 und den WLABüm von 1954/59. mm
B MIBA-Miniaturbahnen 3/98
Die „Lollo“ und Schlafwagen – wenn das nicht anregt … D 512 (Modelle von Roco, Fleischmann und Liliput) ist nachmittags zwischen Großenbrode Kai und Lüneburg unterwegs; an der Spitze der WR, der bis Kassel ein standesgemäßes Abendessen und auf dem Rückkurs im D 511 ein opulentes Frühstück ermöglicht. Foto: MK
Auf der eingleisigen Hauptbahn Großenbrode Kai–Lüneburg verkehrt 1962 der D 512 tagsüber mit WR, bedarfsweise bis zu vier WL und Vorkriegs-Sitzwagen; zwei blaue Liegewagen dürfen’s auch noch sein … Archiv Michael Meinhold
VORBILD + MODELL
Modell und Reihungsplan des D 708, der im Jahr 1956 auf der Nebenbahn Immenstadt– Oberstdorf (an 9.36 Uhr) von einer 86 gezogen wurde. Foto: Bernd G. Lang/ Archiv Michael Meinhold
Ebenfalls 1956 ist der komplett mit Fleischmann-Modellen nachzubildende D 199 (unten) Neumünster–Kiel (an 8.33 Uhr) so modellbahnfreundlich gereiht. Lok und Pw kommen aus Neumünster, B und AB aus Aachen, WLAB und B aus Bonn. Graphik: Fleischmann/Montage: mm
AB MIBA-Miniaturbahnen 3/98
WLAB
B
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MIBA-TEST
Brawa 232/234 – Multipack in N
D reimal Ludmilla Nicht nur für Bw-Fans dürften die Dreier-Packs von Brawa gedacht sein. Eine davon ist motorisiert, die anderen sind sozusagen Statisten. Wer möchte, kann bei den beiden anderen eine nachträgliche Motorisierung vornehmen. Und preislich liegen die Packungen auch recht günstig!
I
m umfangreichen Brawa-Neuheitenpaket ist auch die Baureihe 232/234 vertreten. Gleich in zwei Dreierpacks liefert Brawa die mittlerweile schon klassische Reichsbahn-Diesellok.
Optik Der Inhalt der uns zum Test vorliegenden Packung (Sonderserie) besteht aus der motorlosen neuroten 232 264-2 (DBAG), der ebenfalls nicht angetriebenen altroten 232 371-5 (DR 1992 –1993) und der 234 304-4 in Regionalbahn-Farbgebung der DBAG mit Motor. Alternativ gibt es serienmäßig einen weiteren Dreierpack mit den Motor-Versuchsloks mit entsprechenden Anschriften: 234 440 (Kolomna), 234 565 (Caterpillar) und 234 630 (Krupp).
Insgesamt wirken die Modelle überzeugend. Sie geben das Vorbild hervorragend wieder. Alle wesentlichen Details am Gehäuse wurden gut, nur manchmal etwas flach, nachgebildet – Sicken, Lüftergitter, Türen, Griffstangen usw. Nicht ganz bündig sind die Fenster eingesetzt (das ist bei der E 42 besser gelungen). Auch die Dachgestaltung ist brauchbar, mit allen Lüftern usw. Die Führerstände wurden freigehalten. Die angenehm matte Lackierung wird infolge von Fingerabdrücken leicht mal ein bißchen glänzend. Der Farbton ist bei allen Varianten gut getroffen. Auch die Drehgestelle sind je nach Version korrekt in der Farbgebung, aber leider m.E. wieder etwas zu „durchsichtig“. Die Kupplungen sind
genau im selben Farbton wie die Drehgestelle gehalten und damit unauffälliger als sonst. Bei der DR-Version ist der silberfarbene Bereich am Dach zwar korrekt, sollte aber noch betriebsgerecht verschmutzt werden. Die feine Bedruckung ist auch an den Pufferbohlen vollständig und lesbar. Das wechselnde Spitzensignal leuchtet dank der LED-Technik bereits bei sehr niedriger Geschwindigkeit.
Technik Der Aufbau ist ähnlich wie bei 219 und 142: Silikonschläuche und Kardanwellen übertragen die Leistung vom Motor auf die Drehgestelle. Die Höchstge-
Oben: Die neueste Variante der 232 bzw. 234 macht sich z.B. gut vor einem IC auf nicht elektrifizierten Strecken.
Das kleine eingeklinkte Bild (Mitte) gibt ein Beispiel für die äußerst saubere Beschriftung. Fotos: Ulf Mahrt/gp
Rechts: Die Fahrgestelle der motorisierten und der „leeren“ Version der N-232/234 von Brawa im Vergleich.
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MIBA-Miniaturbahnen 3/98
schwindigkeit liegt für die 234 (Soll: 140 km/h) gerade über der NEMGrenze, für die 232 (120 km/h) deutlich darüber. Dennoch fährt das Modell (bei einer Spannung von einem Hundertstel der Baureihenbezeichnung …) sehr langsam. Es war ein leichtes Taumeln festzustellen. Durch den guten Motor und das leichtgängige Getriebe ist der Auslauf auch ohne Schwungmasse ausreichend, könnte aber mit Schwungmasse noch besser sein. Die Zugkraft reicht für normale Einsatzfälle.
Diese drei Versionen sind in der Packung: DR, DB AG(neurot), DB AG (in der ursprünglichen Regionalbahn-Farbe Türkis). Der Motor sitzt „von Haus aus“ im letztgenannten Modell, die beiden anderen lassen sich aber nachträglich (mittels Ersatzteilen) motorisieren.
Gut getroffen wurden die unterschiedlichen „Gesichter“ der drei Ludmillas! Der Aufbau entspricht generell dem der Brawa-119.
Die Fenster sind etwas zurückgesetzt, dafür ist aber die Beschriftung sauber und vollständig, auch auf den Pufferbohlen!
Gut detailliert sind die Drehgestelle (farblich etwas „blaß“), die PZB-Magnete und Aufstiege sind freistehend nachgebildet.
Wartung
daß hier zusätzlich noch die Puffer abgezogen werden müssen. In der sonst ausführlichen Anleitung nicht beschrieben ist leider die Aufrüstmöglichkeit (Motor!) der beiden nicht angetriebenen Modelle. So muß der Interessent sich aus der Ersatzteilliste alle hierfür benötigten Teile selber heraussuchen.
Fazit
Drei Kunststoff-Innenverpackungen mit zusätzlicher Einlage, die die Loks sicher halten, in einer großen KartonVerpackung, in der auch die Anleitung Platz findet – das ist eine feine Sache! Auch die relativ einfache Demontage der Lok entspricht der Brawa-119, nur
Sagenhaft – solche Modelle, die optisch und technisch in Ordnung sind, und dann drei Loks zum Preis von einer! Selbst wer nur ein Modell benötigt, sollte bei diesem Preis-/Leistungsverhältnis zugreifen. j w Ulf Mahrt
Maßtabelle 232/234 von Brawa in N Vorbild Längenmaß Länge über Puffer:
1:160/NEM
Meßwerte Modell
20 820
130,1
130,1
Höhenmaß über SO Dachoberkante (OK Dachhauben):
4 590
28,7
28,9
Puffermaß Pufferhöhe über SO:
1 050
6,6
7,3
-
18,9
16 050 3 700
100,3 23,1
99,3 22,4
1 050
6,6
6,2
– – –
max 0,9 min 7,4 min 2,2
Breitenmaß Breite Lokkasten: Radstände Gesamtachsstand: Drehgestell-Achsstand: Raddurchmesser: Radsatzmaße entsprechend NEM Radsatzinnenmaß: Spurkranzhöhe: Radbreite: Alle Maße in mm
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-
0,92 7,3-7,4 2,0
Gewicht Lok:
85 g
Meßergebnisse Zugkraft Ebene: 30 ‰ Steigung:
27 g 23 g
Geschwindigkeiten (Lokleerfahrt) Vmax: 235 km/h bei 12 V VVorbild: 120 km/h bei 7,6 V VVorbild: 140 km/h bei 8,7 V Vmin: ca. 9 km/h bei 2,3 V Auslauf aus Vmax: aus VVorbild:
75 mm 33 mm
4 Haftreifen Keine Schwungscheibe Einbaumöglichkeit für Decoder: Digitrax DZ 120 (DCC-Format), Selectrix 66 830
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NEUHEITEN
QUER DURCH DIE EPOCHEN ... ... geht heuer das Angebot von Fleischmann. Eine wichtige Lücke schließt zweifellos der InterregioSteuerwagen Bimdzf269.0 in der Baugröße H0; das Modell ist zwar leicht verkürzt (der Längenmaßstab beträgt 1:93,5), gibt die Vorbilds Proportionen des Vorbildsaber überzeugend wieder. Die Schürze der Vorderfront kann zum Einbau einer normalen Kupplung entfernt werden. Die Reihe der 35er-Schnellzugwagen wird mit dem schönen (und exakt maßstäblichen) ABü-35/52 fortgesetzt. Ebenfalls in Lackierung und Beschriftung der Epoche 3 erschien
der Liegewagen der Bauart Bc4ümg-52, während der Intercity-Großraumwagen 1. Klasse Apmz 123 der Epoche 4 zuzuordnen ist. Diese beiden Modelle sind ebenfalls wieder leicht längenverkürzt. Ganz aktuell beim Vorbild ist der DoppelstockSteuerwagen DBbzf781 der Bauart „Görlitz“ in der auffälligen verkehrsroten Lackierung.
Unter dem Motto „Preussens Gloria“ steht die Sonderserie von Fleischmann in der Baugröße N mit der P 10 und vier Schnellzugwagen in der farbenfrohen Länderbahnlackierung. Der
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dazugehörende Teakholzspeisewagen ist jetzt auch mit Epoche-2-Beschriftung erhältlich. Für die Freunde der modernen Bahn gibt es die BR 101 in der Nenngröße N.
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NEUHEITEN
SCHWEIZER DOPPELPACK UND MEHR Die Ae 4/7 der SBB mit dem markanten Buchli-Antrieb kommt von Liliput Bachmann in einer limitierten Auflage mit zwei Modellen in einer Packung, von denen nur eines angetrieben ist. Passende Wagen wären dazu die an dieser Stelle bereits vorgestellten Leichtstahlwagen. Bei mehreren Bahngesellschaften in der Schweiz ist der NPZ-Triebwagen im Einsatz, den Liliput jetzt in der Version der SOB bringt. Das Modell ist mit einer Digitalschnittstelle ausgestattet. Der RIC-Wagen 2. Klasse kommt in der Ausführung der Epoche 4; auf dessen Basis entstand beim Vorbild und im Modell der Liegewagen in der auffälligen Lackierung.
Die moderne MaK-Diesellok erschien in den Varianten der Tegernseebahn und der Seehafen Kiel GmbH. Auf das interessante Set mit dem Meßzug der Lokversuchsanstalt Minden werden wir in der nächsten MIBA ausführlich eingehen. SWITCHING ON THE ROAD ... Die US-Mehrzwecklok GP 9 („Road Switcher“), die beim Vorbild von EMD in den Jahren von 1954-59 gebaut wurde, kommt als excellentes Modell in der Baugröße H0 von Life-like. Die Fahreigenschaften sind hervorragend: Ein fünfpoliger Motor mit zwei Schwungmassen treibt über Kardanwellen beide Drehgestelle an. Zwei Loknummern je Bahngesellschaft erlauben auch eine vorbildgerechte Doppeltraktion. Der Vertrieb erfolgt wieder über Brawa. lw
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DÖPPELSTÖCKER, RUSSEN UND EUROPÄISCHE KESSEL Passend zu den Doppelstockwagen in der alten „Regionalbahn“-Lackierung liefert Sachsenmodelle den maßstäblich langen Steuerwagen DBbzf671 in der Baugröße H0. Der bekannte Schlafwagen russischer Bauart ist nun in der aktuellen Lackierung der RZD erhältlich; in dieser Form kommt er zur Zeit bis Aachen zum Einsatz. Vorbilder der CSD, CFL und der DSB dienten als Vorlage für die Kesselwagen. Die Reihe der „Halberstädter“ nach dem Vorbild der DR ergänzte Sachsenmodelle um den Bdomsb und den Kioskwagen Bomk. Der Abm nach dem Vorbild der CSD ist als Kurswagen auch in Deutschland zu sehen; passende Zuglaufschilder liegen bei. Der „Bremen“ kommt als Gm 11 der Epoche 3, wie er bei der DR im Expressgutverkehr eingesetzt wurde.
... NOCH EIN STEUERWAGEN! Das zweite Modell des „Interregio“-Steuerwagens kommt von Roco: Die besonders preiswerte Ausführung ist im Längenmaßstab 1:100 gehalten; die fehlende Stirnbeleuchtung
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kann nachgerüstet werden. Der Wagen ist auch als Bimdzf269.2 in der IC-Farbgebung erhältlich. Der Schnellzugwagen der Baugröße N kommt in der Version des „Royal Corps of Transport“, wie er in britischen Militärzügen nach Berlin zum Einsatz kam. Anläßlich des zehnjährigen Bestehens des „Verkehrsverbundes Großraum Nürnberg“ (VGN) fertigt Rietze in Zusammenarbeit mit Roco den fünfteiligen SBahnzug nach Nürnberger Vorbild in limitierter Auflage. Er ist direkt bei Rietze in Altdorf erhältlich. 113
NEUHEITEN
FEINES AUS DER SCHWEIZ Nach dem Vorbild der Ge 4/4 der RhB fertigt Lemaco das Modell in der Baugröße 0m. Es ist mit Freilauf-Einzelachsantrieben ausgestattet; vier Canon-Gleichstrommotoren verleihen ihm ein ausgezeichnetes Fahrverhalten. Die Lok ist zunächst in der Version mit Fronttür erhältlich, diejenigen mit umgebautem Führerstand werden folgen. In der Baugröße H0 erscheint das Modell der E 16 (bay. E1) in den Ausführungen der Epochen 1, 3 und 4 nun auch für die
Wechselstromer. Der TEETriebzug der SBB RAm kommt von Lemaco in der Baugröße N. Das Modell verfügt über eine komplette Inneneinrichtung.
GROSSES FÜR DEN GARTEN Das Modell der Ge 4/4 nach dem Vorbild der MOB in der der Baugröße 2m ist Lehmann ganz hervorragend gelungen: Der Antrieb erfolgt über beide Drehgestelle mit je einem eigenen Motor, so daß ausreichende Zugkraft und einwandfreier Lauf gewährleistet sind. Besonderer Gag: Die Pantographen sind mit Elektromotoren angetrieben, sie
heben und senken sich automatisch je nach FahrtFahrrichtung (vorbildgerecht können aber auch beide Stromabnehmer am Fahrdraht anliegen). Die Lok ist werkseitig bereits mit Schnittstellen ausgestattet, so daß die Decoder für die hauseigene Mehrzugsteuerung ohne Probleme eingebaut werden können (für jeden der beiden Motoren wird ein eigener Decoder benötigt). DAMPF AUF GROSSER SPUR Im Maßstab 1:32 erscheint das mit echtem Dampf angetriebene Modell der BR 03 von Aster/Fulgurex. Das gute Stück bringt immerhin satte 7 kg auf die Gleise, als befahrbarer Minimalradius werden werden 2 m angegeben. Da ist das Planieren von Rasen und Blumenbeeten angesagt ...
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SCHUTZ UND SCHOTTER Der Schutzwagen Llmps nach dem Vorbild der SBB wird von AKU in der Baugröße H0 angeboten. Als Bausatz oder als Fertigmo-
AC/DC ODER WAS? Hier geht es nicht um die australischen Rocker, sondern um Märklin und Trix: Unter dem Namen der Nürnberger werden eine
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dell ist der Neuschotterwagen Xs der SBB erhältlich; entgegen der ursprünglichen Ankündigung ist das Modell nun mit einer Kurzkupplungskinematik ausgestattet.
Reihe bekannter MärklinModelle in der Gleichstromversion angeboten; so die Doppelstockwagen, der Rheingoldzug und die russische 52. In N kommt der Lederer-Bierwagen.
BERLINER LASTER ... Unter dem Namen Roskopf erscheint bei Wiking der Pritschen-Hängerzug Büssing 16 L mit dem Aufdruck der „Seil- und Drahtwerke Gustav Wolf“. Erfreulich für die Freunde der Epoche 3: Wiking bringt den Ford 17 M in Normalausführung und als Polizeiwagen.
DAIMLER, GROSS UND KLEIN Von Busch kommt der Dicke und der Kleine: in diesem Fall der monströse Geländewagen der M-Klasse so-
wie die kleine A-Klasse von Mercedes (letztere in diesem Fall allerdings ohne Elch). Ein weiteres Polizeigefährt bringt Busch mit dem VW-Passat.
Acht verschiedene Lastund Lieferwagen nach Vorbildern von Brauereifahrzeugen aus dem oberfränkischen Kulmbach liefert Brekina: den VW T1, den MB L319, den Hanomag L28, MAN Kurzhauber, den MB L322, den Krupp Mustang, den MAN 10.212 F sowie den HS 16 TL. Prost!
Bier kommt aus Kulmbach!
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NEUHEITEN
UNIVERSALGEFÄHRT 50 Jahre gibt es jetzt schon das Vorbild: Aus diesem Anlaß bringt Pola den „Boehringer“-Unimog in der Baugröße 2. Der ursprünglich vorgesehene Unimog 411 wird allerdings nicht mehr hergstellt und durch diesen Typ ersetzt. Für eine offene Version können Türen und Dach weggelassen werden.
DREIMAL RETTUNGSDIENST ... ... bietet Reinhard Merlau: So den MB T2 mit mittellangem Radstand, den VW LT in verlängerter Form sowie den langen VW T4 mit Hochdach und und großen Hecktüren. Zu diesen Bausätzen kommen die die
Wechselaufbauten nach dem Vorbild der Münchner Flughafenfeuerwehr. COMPUTERGESTEUERT ... Das Steuerungsprogramm „Stellwerk unter Windows“ kommt jetzt in der neuesten Version 9.0. SANDSTRAHLEN MIT STAUBSAUGER Die Firma Böhler, bekannt für gute Elektrowerkzeuge, hat nun die seit längerem angekündigte Sandstrahlkabine auf den Markt gebracht. Das Gerät spricht den Modellbauer ebenso wie Uhrmacher oder Goldschmiede an. Mit ihm kann gereinigt, mattiert und patiniert werden. Die Anlage arbeitet nach dem Unterdruckprinzip; ein Kompressor ist deshalb nicht notwendig – zum
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Sandstrahlen ist lediglich ein normaler Staubsauger erforderlich. Über den am Staubsauger regulierbaren Sog entsteht ein Unterdruck un der Kabine, der sich über die Strahllanze und den Schlauch bis in den Strahlmittelbehälter fortsetzt; auf diese Weise ist ein fein dosierbares Sandstrahlen auch bei kleinen Teilen möglich. Aufgrund der schonenden Behandlung können nicht nur Metalle, sondern auch Kunststoffe problemlos berarbeitet werden. bk 117
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MIBA
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Schwerpunkt: Richtig rangieren ● St. Andreasberger Zahnradbahn ● MIBA-Jubiläum ● Bausatzbericht: Weinert-41
März 1998 · B 8784 · 50. Jahrg. DM/sFr 12,– · S 90,– · Lit 15 000 · hfl 15,– · lfr 270,– http: // www.miba.de
MIBASchwerpunkt
Richtig rangieren 41 351 von Weinert
Anlagenvorschlag mit Zahnradbahn
St. Andreasberg West Elektrotechnik für jedermann
Magnetsensoren Individueller Gebäude-Modellbau
Stellwerk „Altenahr“
S. 30
Kleinserie vom Feinsten