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S l l b eite ah n n pu
http: // www.miba.de
Spurensuche für die Modellbahn
Brücken über die Ahr Schwerpunkt: Gartenbahn ● Brücken über die Ahr ● Güterwagen mit Dachschaden ● MIBA-Jubiläum
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Mai 1998 · B 8784 · 50. Jahrg. DM/sFr 12,– · S 90,– · Lit 15 000 · hfl 15,– · lfr 270,–
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INHALT MIBA 3 7 9 10 18 24 32
Rheinkahn von Artitec
S.24
Ein Schiff wird kommen ... Schwerpunkt zu Saisonbeginn
Miniaturbahn im Garten Neue Mehrzugsteuerung
Arnold-Digital im Test Ein Fall für die Praxis
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Wagen mit Dachschaden
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ENDE
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INDEX 70
HILFE
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Schluß mit dem Jammern Leserbriefe Nur ein Bild - H0-Motiv Von Rebenstein nach Rambach: Fast fertig - eine raumf. N-Bahn Spurensuche für Modellbahner Zwei Brücken über die Ahr Gießharzmodelle von Artitec - Fast ganz aus einem Stück ... Rocos H0e-Lok umgebaut - Ein kleiner Diesel für die Feldbahn Gartenbahnprojekt mit vielen Eigenbauten - Frankhainer Kreisbahn Hochleistungsdecoder im Praxistest - Digital in den Garten Ein massiver Tunnel für die Gartenbahn - Bausteine aus Beton H. R. Gigers eigenwillige Gartenbahn - Horrorfahrt auf schm. Spur Bücher/Video Augenmerk Wagendächer - Dachschaden - Wagendächer stehen im Modell stark im Blickpunkt Ein Digitalsystem mit Komfort Arnold Digital für alle Nenngrößen
74 Eine Zeitreise in den Sommer 1959 - Gruß aus Ferbach - H0-Diorama 81 Rudolf L. Merz - Der EisenbahnMaler Loisl 82 Fünf Jahrzehnte MIBA-Titel - Die MIBA im Mai 84 Bauprojekt Vogelsberger Westbahn (5) - Empfang für ein Gebäude 92 Pioniere der Modellbahn (5): Harald Kurz - der Modellbahn-Professor 94 Innovativ, aber erfolglos: vergessene Modellbahnfirmen (2): Rüco 96 1950 bis 1953 - ein Bildermagazin vom MIBA-Verlag - Der MIBAReporter 98 Modellbau mit Magic Train - ein 0eProjekt (5) - Von Ketten, Rungen und Bremsersitzen 102 Die Schmalspur-V.100 der DR in H0 - Rote Kamele im Harz 104 Wiederbelebung des VT 08.5 in N von Arnold - Die Eierköpfe rollen 111 Preiswerter Walk-around-Regler von MüT für Selectrix - Handlicher Handregler HC 01 112 Neuheiten
ZUR SACHE
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in allgemeines Wehklagen hebt an, wenn von der Zukunft des Modellbahnhobbys im allgemeinen und vom „Modellbahnnachwuchs“ im besonderen die Rede ist. Je nach Standpunkt werden vor allem zwei Gründe diagonstiziert, warum es um beides schlecht bestellt sei: 1. sind Modellbahnen zu teuer, als daß sie sich der
Schluß mit dem Jammern
Einmal widmet sich Thomas Mauer in der Mai-MIBA einer Bahnstrecke, die vor seiner Haustür in der Eifel liegt bzw. lag, der Ahrtalbahn; diesmal hat es ihm eine Brücke angetan. Die Verknüpfung von Bahn und Schiff ist ein Lieblingsthema von Lutz Kuhl,, der einen Artitec-Rheinkahn unter die Lupe nahm.
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Nachwuchs leisten könnte, und 2. interessieren sich Kinder im Zeitalter der Computerspiele nicht mehr dafür, „mit der Eisenbahn zu spielen“. Kein Wunder also, daß die Modellbahner immer älter werden und schließlich aussterben, ohne den gewünschten und vor allem zahlungskräftigen Hobbynachwuchs zu hinterlassen? Alles Unfug. Zunächst sind Modellbahnen und Zubehör – von Ausnahmen abgesehen – keineswegs zu teuer. Gemessen am Aufwand, der für Konstruktion und Produktion betrieben werden muß, sind sie sogar preiswert in des Wortes eigentlicher Bedeutung. Wer sein Auto betankt, ist einen schlappen Hunderter los, die Flugreise in den sonnigen Süden schlägt mit mindestens zwei Tausendern pro Nase zu Buche, und fürs megacoole Trekkingbike wandern ohne langes Zögern etliche „Hunnis“ auf die Theke des Fahrradhändlers – warum über DM 60,- für einen Wagen oder DM 300,- für die Wunschlok lamentieren? Früher waren Modellbahnen billiger? Stimmt, denn DM 60,- für eine Lokneuheit Mitte der 60er Jahre sind eindeutig weniger als DM 300,- für eine Lokneuheit heute. Wer jedoch das dafür Gebotene vergleicht und vor
allem den Preis in Relation zur Kaufkraft setzt, wird rasch zu einem anderen Ergebnis kommen. Nicht das Preisniveau hat sich verschoben, sondern offenbar der Stellenwert, den wir der Modellbahn im Wettbewerb der Freizeitaktionen einzuräumen bereit sind. Das Gerede vom Fehlen des Modellbahnnachwuchses ist fast so alt wie die Modellbahn selbst. Kinder und Jugendliche als Zielgruppe der Modellbahnhersteller? Die Miniatureisenbahn als fossiles Funobjekt zwischen Inline-Skatern, Sony-Play-Station und dem nächsten Streetball-Contest? Absurdes Wunschdenken! Selbst mit einem ICE in Mickymaus-Lackierung lassen sich nicht Hundertschaften von Zwölfjährigen hinter ihren CD-Türmen hervorlocken. Das Interesse für die Modellbahn setzt nämlich eine gleichsam emotionale Beziehung zu ihrem Vorbild voraus, und wo soll die herkommen, wenn das Gros des potentiellen Modellbahnnachwuchses zig tausend Kilometer pro Jahr mit dem Auto herumkutschiert wird, aber noch nie einen Reisezugwagen von innen gesehen hat? Auch hier haben sich die Stellenwerte verschoben. Wer sagt, daß Modellbahnnachwuchs jung sein muß? Es ist ganz klar: Zielgruppe der Modellbahnhersteller sind heutzutage nicht Kinder und Jugendliche, sondern Erwachsene. Und die Modellbahn ist kein Kinderspielzeug, sondern eines für Erwachsene, die Zeit und Geld dafür haben. Aus diesem Potential rekrutiert sich auch der Modellbahnnachwuchs – daß die Marktstrategen dies erkannt haben, zeigen die Modellbahn-Kataloge. Und der Markt? Er ist voll ausgebildet, Angebot und Nachfrage existieren in der reinsten, manchmal brutalen marktwirtschaftlichen Form, weder mangelt es an potentiellen Käufern noch an Kaufkraft. Also Schluß mit dem Gejammer. Nur wer den Kopf in den Sand steckt, muß sich Sorgen um die Zukunft des Modellbahnhobby machen – und um seine eigene ... Thomas Hilge
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MIBA 11/97, Wanderer
LESERBRIEFE
Anschluß in Erfurt Zum Vorbild- und Modell-Artikel „Wanderer zwischen zwei Welten“ in MIBA 11/97 gibt es noch etwas zum auf Seite 93 abgebildeten Fahrschein zu sagen. Der Reisende, der diesen Fahrschein benutzte, dürfte in Erfurt den Interzonenzug verlassen haben, fortgesetzt hat er dann seine Reise sehr wahrscheinlich mit dem Eilzug Erfurt–Magdeburg, für diesen Eilzug kam damals entweder eine ölgefeuerte Erfurter 01.5 als Zuglok in Frage oder Magdeburger Altbau-01 sowie Reko-03, die sich diese Leistung mit den Erfurtern teilten. In Güsten, das der Reisende über Sangerhausen (Stichwort Blankenheimer Rampe) erreichte, stieg er dann in einen Personenzug Aschersleben–Dessau um, der aus dreiachsigen RekoWagen gebildet war (Modelle von Piko). Zuglok dürfte eine Güstener 50.35 gewesen sein (die beste Fünfziger gibt es leider nicht im Modell). Nach kurzer Fahrt steigt der Reisende in Berburg nochmals in den Personenzug nach Calbe (Saale) Ost um, bei diesem dürfte es sich um einen VT 137 handeln, eine Baureihe, die dort noch bis 1975 eingesetzt wurde. Karsten Naumann, Bernburg
es heutzutage schließlich PC-Planungsprogramme und Flexgleise? Nur, warum fordert Herr Stetter Testberichte von Wechselstrommodellen? Seinem Brief nach zu urteilen, sind diese doch vollkommen überflüssig, wo doch alles auf Anhieb paßt und funktioniert! Wieso sollte man solche „Über-Modelle“ (Vorsicht, Ironie!) überhaupt noch testen, es würde doch reichen zu erwähnen, daß mal wieder eine neue Wechselstromlok herausgekommen ist und natürlich alle Tests bestehen würde und es eine glatte Beleidigung wäre, solch ein stimmiges, zuverlässiges Modell überhaupt auf eine Testanlage zu setzen. Was ich damit sagen will: Laßt euch nicht von den ewigen Nörglern mit ihren abstrusen und teilweise sogar widersprüchlichen Forderungen beirren, sondern berichtet weiterhin systemunabhängig über Anlagen und testet Modelle nach wie vor in einer ausgewogenen Mischung (nicht jeder Wagen oder jede Lok verdient das Testurteil „Sehr gut“), damit man auch weiterhin zwischen Fehlkonstruktionen und wirklich guten Modellen unterscheiden kann. Kai Kuklik, Ilsede
MIBA 2/98, Neuheit ES 6 MIBA 1/98, Leserbrief
Glatte Beleidigung Ich finde es erstaunlich, welche Auffassungen zum Thema Anlagenberichte existieren. Meiner Meinung nach scheint Herr Stetter diese als eine Art „Kräftemessen der Systeme“ anzusehen. Ich jedenfalls (und ich denke, ich stehe mit dieser Auffassung nicht allein da) halte Anlagenberichte für eine Möglichkeit, Gleichgesinnten interessante Gleis- und Bahnhofspläne, Betriebskonzepte, Tricks und Kniffe bei der Landschaftsgestaltung, beachtenswerte Vorbilder etc. vorzustellen. Mir jedenfalls ist es ziemlich egal, welche Gleise auf diesen Anlagen verlegt sind (sofern sie nicht das Gesamtbild beeinträchtigen), zur eventuellen Umsetzung sucht sich so oder so jeder sein eigenes System heraus; und wozu gibt MIBA-Miniaturbahnen 5/98
60 Jahre Modellbahngeschichte Wenn man sich das Bild der ES 6 ansieht, so meint man, die Lok sei von einem Bastler aus Bauteilen der letzten 60 Jahre Modellbahngeschichte zusammengesetzt worden. Das Fahrwerk sieht aus wie von einem Trix-Modell der frühen 70er Jahre, das Gehäuse könnte von einem japanischen Kleinserienmodell von 1980 stammen und die Pantographen sehen aus wie ein Eigenbau aus Konservendosenblech (gefertigt mit Blechschere und Bördelzange von einem 13jährigen Hobbyanfänger) aus den frühen 30er Jahren. Mit einem Wort: unharmonisch. Dazu kommen noch die unverhältnismäßig hohen Spurkränze. Was den Antrieb betrifft, so wäre bei Verwendung eines Faulhaber-Motors vom Typ 1319 statt des Typs 1624 für 7
eine Schwungmasse allemal noch Platz gewesen. Doch ein Faulhaber-Motor – dazu noch ohne Schwungmasse – hilft ohne ein ausgewogenes untersetztes Getriebe nichts. Deshalb dürften die Fahreigenschaften auch nicht gerade berauschend sein. Deshalb mein Fazit: Abgesehen vom sehr gut gemachten Gehäuse: ein unbrauchbares Modell einer für die Masse der Modellbahner uninteressanten Lok. Steffen Rosmus, Neu-Anspach
den unschätzbaren Vorteil, daß auch D-Züge mit einer einigermaßen realistischen Wagenzahl (z.B. 7 Wagen) bei noch annehmbaren Bahnsteiglängen einsetzbar bleiben. Nur so lassen sich auch „Spezialwagen“ (eben Schlaf-, Speise-, Post- oder Kurswagen) in die Züge integrieren, ohne damit die Zahl der Stammwagen unglaubwürdig zu schmälern. Axel Sternberg, Deutsch Evern
Hobby sei. Mir drängt sich dieser Eindruck nicht auf, da ich mich der Bewunderung der „Comedian Hannullists“ und deren Schaffenskraft hingab und nicht auf deren Vorlieben bei der Aufnahme von Flüssigkeit achtete. Wenig förderlich allerdings ist die Tatsache, daß Nörgler und andere humorlose Geister abschreckend auf Neuund Wiedereinsteiger wirken. Carsten Dressel, Berlin
MIBA 3/98, Leserbrief
Leserbriefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder; im Sinne größtmöglicher Meinungsvielfalt behalten wir uns das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.
MIBA 3/98, Leserbrief
Deswegen mit Gerstensaft Als ich den ersten Bericht über die Vogelsberger Westbahn gelesen hatte, war mir sofort klar, daß sich jemand über die abgebildeten Bierflaschen echauffieren würde. Bestätigt wurde ich prompt in MIBA 3/98. So wie ich die Sache sehe, fiel die Wahl absichtlich auf ein alkoholfreies Bier einer bekannten Licher Brauerei aus der örtlichen Umgebung des Vorbildes, um die Authentizität des Projektes auf nette Art zu unterstreichen. Ich finde die MIBA toll, so wie sie ist, deshalb soll sie auch so bleiben! Andreas Jost, Bleichenbach/Oberh.
Auch ohne Gerstensaft Der Leserbrief „Auch ohne Gerstensaft“ veranlaßt mich zu schärfstem Widerspruch. Als ich die Sätze dieses Leserbriefschreibers las, ist mir vor Empörung fast das Martiniglas aus der Hand gefallen. Herr Kroneberger schreibt, daß durch den Genuß von Bier seitens „mm“ und der anderen Helden der Eindruck entsteht, daß Modellbahnbau mit Alkoholismus gleichzusetzen ist und dies nicht förderlich für unser
Ihre Meinung interessiert uns!
Schreiben Sie uns: Redaktion MIBA Senefelderstraße 11 90409 Nürnberg Telefax: 09 11/5 19 65 40 E-mail:
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MIBA 3/98, Rot verschönert Grün
Verfügbares Modell unterschlagen? Mit Schmunzeln habe ich den Beitrag Michael Meinholds in der MIBA 3/98 mit seiner Ermutigung, mehr Schlafwagen in den Modellzügen einzusetzen und seine Begründung für diese Vorliebe gelesen. Bei mir löst der Einsatz von Schlafwagen in meinen H0-Zügen die gleichen Träume aus. Mich wundert nur, daß der von mir als Fachautor geschätzte mm ein verfügbares Schlafwagenmodell unterschlagen hat: seit geraumer Zeit befindet sich im Roco-Programm unter Best.-Nr. 44928 der gewünschte Typ WLAB4üm (also Ep. III) im Angebot (lt. Katalog 97/98 Auslaufmodell!), allerdings im Längenmaßstab 1:100! Ich höre jetzt die Maßstabsfetischisten aufstöhnen, aber nach meinem Geschmack bietet dieser Längenmaßstab 8
MIBA-Miniaturbahnen 5/98
Foto: Lutz Kuhl
NUR EIN BILD
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ot und Schwarz, eine kurze Begegnung irgendwo zwischen Bergisch Gladbach und Köln. Etwas irritiert reagiert Pfarrer Hemmelrath auf den herausfordenden Blick Gerda Schröders. Wie die nur schon wieder herumläuft! Und dabei war sie früher so ein nettes Kind! Wo soll das nur alles hinführen? Nun, wir wissen es auch nicht so genau, aber die Zeiten ändern sich eben, und manchmal wird das wohl auch schwer nötig. Lange ist es schon her, daß die V 36 225 des Bw WuppertalSteinbeck mit ihren rotlackierten Donnerbüchsen als Wendezug im Bergischen Land unterwegs war. Vieles hat sich seither geändert, und aus der eher behelfsmäßig wirkenden Zuggarnitur wurde mittlerweile eine ausgewachsene S-Bahn. Selbst der Nachfolger von Pastor Hemmelrath ist heute die meiste Zeit im modischen Outfit zu sehen – wenn das der Alte wüßte!
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MODELLBAHN-ANLAGE
Von Rebenstein nach Rambach
Fast fertig – eine raumfüllende N-Bahn Auf sechs Ebenen kann der Betrieb auf dieser U-förmigen Modellbahnanlage ablaufen! Der Erbauer schildert seine Erfahrungen beim Bau dieser großen N-Anlage mit selbstgebauter Oberleitung, auf der Elloks die Hauptlast des Betriebes tragen. Bahnhof „Rebenstein“ ist der zentrale Betriebsmittelpunkt der großen, U-förmigen NAnlage (oben). „Eisenbahn und Landschaft“ ist das Motto, unter dem die Gestaltung dieser sehenswerten Anlage durchgeführt wurde. Die doppelgleisige Paradestrecke weist (fast) vorbildliche Radien auf.
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ereits vor einiger Zeit, genauer gesagt in Heft 2/91, hat die MIBA schon einmal einen Bericht über meine im Entstehen begriffene N-Anlage veröffentlicht. Damals war die Anlage aber nur soweit „fertig“, daß man erst einmal den Fahrbetrieb aufnehmen konnte. Doch inzwischen sind einige Jahre vergangen, in denen fleißig gebaut wurde – mittlerweile ist die Anlage fast fertiggestellt.
Schattenbahnhöfe und Landschaft Inzwischen sind vier Schattenbahnhöfe mit insgesamt 27 Gleisen unterschiedlicher Länge entstanden. Die Schattenbahnhöfe werden von den Zügen automatisch gesteuert, Gleisfreimelder sind installiert. Sie schalten auch die Einfahrweichen so, daß nur Einfahrten in nicht besetzte Gleise möglich sind. Sind dagegen alle Gleise belegt, werden ankommende Züge automatisch über ein Durchfahrgleis geleitet. Die notwendigen Schaltungen sind mit bistabilen Relais und zuggesteuerten SRKs ausgerüstet. Der Aufwand beim Verkabeln ist zwar nicht unerheblich, dafür funktioniert das MIBA-Miniaturbahnen 5/98
An „Rebenstein“ vorbei führt die Paradestrecke, hier der Fußwegübergang von den Bahnsteigen aus. Die beiden Bilder ganz unten zeigen die Wendel 1 (auch mit aufgesetztem Geländeteil). Gleiswendeln spielen zur Überwindung der Höhenunterschiede zwischen den Ebenen eine große Rolle (unten).
Ganze aber äußerst zuverlässig. Meine Schattenbahnhöfe müssen somit an mehreren Stellen immer zugänglich sein, um schadhafte Weichenantriebe oder SRKs zu ersetzen. Von der Sauberhaltung der Gleise wollen wir an dieser Stelle nicht reden. Wie damals schon gezeigt, wurde der größte Schattenbahnhof im Untergeschoß der Paradestrecke plaziert. Er ist durch vier Klappen zugänglich und weist eine Eingreifhöhe von ca. 20 cm auf. Diese Höhe erschien mir unbedingt notwendig, weil ich vermeiden wollte, daß bei 12 parallel liegenden Gleisen auf den vorderen Positionen ganze Züge „aus den Angeln gehoben“ werden, wenn am rückwärtigen Gleis gewerkelt werden muß. Zur Verbesserung der Sichtverhältnisse kann dieser Schattenbahnhof mittels dreier 8-WattLeuchtstoffröhren beleuchtet werden. Einer der anderen Schattenbahnhöfe liegt unter der Landschaft und ist durch diese völlig verdeckt. Aus den erwähnten Gründen (Zugriffsmöglichkeit zum Schattenbahnhof) wurde die Landschaft in sieben mobilen Bauteilen ausgeführt. Da diese bei hoher Stabilität sehr leicht sein sollten, mußte ich mir für die Konstruktion etwas Besonderes einfallen lassen. MIBA-Miniaturbahnen 5/98
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Als Planum verwendete ich 10 mm dicke, beidseitig mit Pappe kaschierte Schaumstoffplatten. Dieses Material ist sehr leicht und läßt sich gut mit einem Messer bearbeiten. Auf diese Platten wurden längs und quer senkrechtstehende Spanten aus dem gleichen Material geklebt. Diese habe ich fachwerkartig verzahnt, so daß ein sehr stabiler Verbund entstand. Je nach dem Zuschnitt der senkrechten Platten war die Landschaft damit auch im Groben schon vorgeformt. Das Ganze wurde dann ringsherum mit Karton eingefaßt, der in der Höhe den Spanten angepaßt war. Auf die Spanten klebte ich Karton, wie man ihn von den Deckblättern der Schreibblöcke her kennt. Da dieser bei mir weiß war, ergab sich eine Art Winterlandschaft. An verschiedenen Stellen paßte ich – je nach Belieben, Gutdünken und Gefallen – auch noch Felsen aus Kork ein und verklebte sie. In ähnlicher Weise wurden die Abdeckungen über den beiden Wendeln
gebaut. Dort verzichtete ich auf die Grundplatte, so kann man von unten in die Wendel „einsteigen“, um z.B. kleinere Reparaturen auszuführen. Auf diese Winterlandschaft klebte ich durch Schneiden und Reißen angepaßte Grasmatten. Wege und Felder wurden mit gesiebter, getrockneter Gartenerde gestaltet, Straßen aus den bekannten Selbstklebefolien aufgebracht. Getrocknete Stengel von wilden Rosen und Gräsern ergaben mit den verschiedenen Schaumstoffflocken und Vliesen die Laubbäume und Sträucher. Fichten habe ich vor der Verwendung nochmals gesondert „benadelt“. Von Islandmoos bin ich fast ganz abgegangen, weil es hier in der Vergangenheit hin und wieder zu unschönen weißen Ausblühungen gekommen war. Eine ganz besondere Schinderei war die Anfertigung eines kleinen Hopfengartens nach der Methode, die Karlheinz Oechsler in MIBA 8/86 unter dem Titel „Hopfen und Malz – Gott erhalt’s!“ vorstellte. Der Anblick des Gartens ist
Landschaftsteil mit Paradestrecke und Nebenbahn (rechter Schenkel des Gleisplans); im Bild links daneben ist die „Landschaft“ abgenommen, darunter wird ein Teil eines großen Abstellbahnhofs sichtbar.
durchaus erfreulich und läßt die (psychologischen) Anstrengungen vergessen, die bei der Herstellung und Anbringung von 600 (!) Hopfenstöcken nötig waren. Ich setzte jeden Tag zehn Stangen – so ging’s! Ein sehr großer Teil der sichtbaren Nebenstrecke führt über die oben beschriebenen Landschaftsteile. Die notwendige Stromversorgung wollte ich indes nicht durch Stecker vornehmen. Versuche hatten mir nämlich gezeigt, daß dies zu störanfällig geworden wäre. Man vergißt oft, die Stecker zu lösen, und reißt sie ab, wenn man das betreffende Teil aus der Anlage ausbaut. Ich habe in selbsttätigen Kontakten aus Postrelaisfedern eine unkomplizierte, sicher funktionierende Lösung des Problems gefunden.
Elektroloks und Oberleitung Bewegt werden auf der Anlage ca. 40 Lokomotiven – vorwiegend Elektrolokomotiven. Ich habe mir überlegt, daß
In ein ansonsten „totes Eck“ wurde das Ellok-Bw hineingebaut. Die Tiefenwirkung wird mit einem schmalen Spiegel noch erhöht. Drüber liegt eine Straßenbrücke.
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MIBA-Miniaturbahnen 5/98
alles, was sich auf der Anlage so abspielt, um 1972/73 stattfindet, und wählte die Lok- und Wagenmodelle entsprechend aus. Es gibt also immer noch stangengetriebene Elloks neben „nagelneuen“ 151ern. Das paßt gerade noch so. Andererseits gibt es ja bekanntlich für alles ein Vorbild bzw. eine passende „Ausrede“… In meinem ersten Bericht wurde eine Abbildung der selbstgebauten Oberleitung gezeigt. Sie ist zwar nur eine Attrappe, wurde aber dennoch aus 0,3mm-Kupferlackdraht relativ penibel nachgebaut. Die MIBA-Broschüre Elektrische Fahrleitungen von Lothar Weigel (MIBA-Report 19) war mir dabei eine große Hilfe. Die Oberleitung ist richtig verspannt und verlötet. Sie weist vorbildgerecht Abspannstrecken und Festpunkte auf. Ich machte mir die Mühe, an den Bahnhofseinfahrten von „Rebenstein“ die Streckentrenner nachzubilden. An einigen Masten befinden sich Nachbildungen von Transformatoren mit der notwendigen Verkabelung für Weichenheizungen. Sehr kompliziert war auch der Aufbau des polygonen „Drahtverhaus“ über der rechten Bahnhofseinfahrt. Ich habe mir dazu einen Plan im Verhältnis 1:1 angelegt, mit dem ich die Aufstellung der Masten und den Verlauf der Fahrdrähte mit ihren Kreuzungspunkten genau festlegen konnte. Im Bahnhof fehlen noch die FahrdrahtMIBA-Miniaturbahnen 5/98
hänger; vor deren Anbringung habe ich mich bis jetzt noch „gedrückt“. Die Fahrleitung – so konnte ich feststellen – wird durch sie deutlich stabilisiert. Auf der Anlage sind ungefähr 180 m Gleis und ca. 80 Weichen verbaut. Die Zugsicherung übernehmen etwa 60 Signale mit Zugbeeinflussung und – so sie denn Zugfahrten steuern – mit elektronischer Anfahr- und Bremsbeschleunigung. Acht Signale teilen die Paradestrecke in Blöcke ein und ermöglichen auf jedem Gleis den gleichzeitigen, gefahrlosen Betrieb von zwei Zügen. Im sichtbaren Bereich wurden Fleischmann-Gleise verlegt und mit dem Schotter desselben Herstellers eingeschottert. Nach dem Trocknen des Klebers wurde ein Gemisch aus echtem Eisen(III)-Hydroxid, einer Win-
zigkeit Netzmittel, ein wenig Ponal und wenig Wasser aufgepinselt. Nach ein bis zwei Tagen wurden die Schienenköpfe blank geschliffen. Ich hätte den Mut, das „schöne, saubere Schotterbett“ derart zu verunstalten, sicher niemals aufgebracht, hätte nicht Rolf Knipper in seiner MIBA-Broschüre Große Anlage von Anfang an (MIBAModellbahn-Praxis) die Methode beschrieben. Der erreichte Effekt ist jedenfalls sehr überzeugend, weil es einfach wie echt aussieht.
Elektrik und Stellpulte Die Stromversorgung für den Fahrbetrieb übernehmen sechs Arnold-Transformatoren, von denen je einer „Rebenstein“ und die Nebenbahn bedient. Je zwei sind eingeteilt für die Kaum zu glauben: die gesamte Oberleitung ist selbst gebaut! Ein interessantes Detail der selbstgebauten Oberleitung: Schalterquerleitung mit Mastschalter an einem Quertragwerk. In Bildmitte übrigens eine der im Haupttext beschriebenen selbstgefertigten Laternen.
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Die unterste Ebene (von insgesamt sechs!) mit einem Teil der Schattenbahnhöfe – die Ziffern bezeichnen die Zahl der Abstellgleise. Die Schattenbahnhöfe können auch umfahren werden, z.B. zum Wenden der Züge. Die Wendeln I und II haben u.a. eine Verteilerfunktion und verbinden die Ebenen miteinander. Aus Platzgründen lassen sich hier bei weitem nicht alle Fahrmöglichkeiten darstellen!
Fotos: Jürgen Schmitz, Lutz Kuhl, Zeichnung: Jürgen Schmitz „Von Rebenstein nach Rambach“ kann man auf dieser raumfüllenden NAnlage fahren – unter anderem. Der äußerst detailliert gezeichnete Gleisplan ist ungefähr im Maßstab 1:24 wiedergegeben. Das nicht farbig angelegte Teilstück links unten war schon in MIBA 2/91 Gegenstand eines ersten Berichts.
Paradestrecke mit den Schattenbahnhöfen und den Gleisabschnitt um „Rebenstein“ herum. Eine von mir absichtlich gewählte Eigenart der Stromeinspeisung ist die, daß Regler für Vorwärtsfahrten immer rechtsherum gedreht werden. Umgepolt wird über 14
bistabile Relais, die mit der installierten Fahrstraßensteuerung bedient werden. Das hat sich bewährt, weil immer klare Verhältnisse herrschen. Die gesamte Steuerungstechnik ist in zwei Stellpulten mit klappbaren, leicht geneigten Oberteilen untergebracht.
Die Unterteile enthalten in 19-Zoll-Einschüben Euro-Karten mit 31poligen Steckverbindungen. Die Karten tragen – wie schon damals gezeigt – die Diodenmatrices für die Fahrstraßen und die einzelnen Relaisschaltungen. In acht Einschüben stecken inzwischen MIBA-Miniaturbahnen 5/98
ca. 120 Euro-Karten mit etwa 200 Relais und ungefähr 3000 Dioden. Insgesamt wurden auf der Anlage ca. 600 Relais verbaut, davon allein etwa 250 für die Steuerung der Fahrstraßen. Wenn eben möglich, wurden vieladrige Kabel verlegt, bei denen ich mich an eine festgelegte Codierung hielt. Da auch die Stiftbelegung an den EuroKarten „genormt“ wurde, wird eine Fehlersuche sehr erleichtert. Zudem habe ich Karten gleicher Funktion identisch verdrahtet; sie können problemlos untereinander ausgetauscht werden. Es kann schließlich mal vorkommen, daß ein Fehler, den man nicht gleich beheben kann oder will, ausgerechnet dann auftritt, wenn man spielen möchte. Das System mit den Steckkarten hat mich bisher überzeugt. Diese lassen sich nämlich auf dem Tisch bei guter Beleuchtung bearbeiten, und nur die Kabelverbindungen – von denen es immer noch genug gibt – muß man noch kriechenderweise bzw. liegenderweise anbringen. Die gesamte Elektrik wurde in einem etwa 140 Seiten umfassenden Buch festgehalten, und ich kann nur zustimmen, wenn davor gewarnt wird, ohne Plan und dessen Dokumentation wilde Drahtverhaue zu errichten. Sonst führen Auffinden und Beseitigen von Störungen zu Frust und zu „Erlebnissen“, die man von einem Hobby lieber nicht beschert haben möchte. Das Oberteil der Stellpulte wurde mit 3 mm dicken, klappbaren Aluminiumplatten abgedeckt. Bei dem größeren Stellpult wurde auf die Platte eine weiße Selbstklebefolie aufgezogen. Auf diese Folie hatte ich auf fotografischem Wege den Gleisplan der wichtigsten Anlagenteile aufgezeichnet. Der Gleisplan ist in Raster von 2 x 3 cm eingeteilt, so daß für jedes zu schaltende Element eine Zelle reserviert werden kann. So konnte ich alle Weichen und Signale vorschriftsmäßig bezeichnen. Die Signalfelder besitzen Start- oder Zieltasten sowie auch Kontrolleuchten. Weichen lassen sich nur im BwBereich und an einigen wenigen anderen Stellen einzeln stellen. Ansonsten werden sie immer nur in Verbindung mit der Einstellung einer Fahrstraße bedient. Auf diese Weise ist ein recht übersichtliches Tableau entstanden. Dennoch befinden sich auf der Platte ca. 300 farbige Taster und ebenso viele Leuchtdioden. Neben dem Gleisbild enthält das große Stellpult noch ein Tastenfeld zur Bedienung der SchatMIBA-Miniaturbahnen 5/98
Blick auf die Paradestrecke auf dem landschaftlich gestalteten Anlagenschenkel. Stelltischausschnitt (links oben Tastenfeld zur Bedienung der Schattenbahnhöfe). Eines der beiden Stellpulte, darunter Halterungen für Steckkarten (ermöglichen eine übersichtliche Verdrahtung).
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tenbahnhöfe. Gleichzeitig kann man Informationen über die Belegung der Gleise und die Weichenstellungen in diesen Bahnhöfen entnehmen. Die Anlage ist also zentral steuerbar. Auf dem zweiten Stellpult werde ich eine weitere Steuerung für die Paradestrecke mit deren Schattenbahnhöfen sowie für die Nebenbahn installieren. Ich möchte eventuell von den Einzeltastern abgehen. Nicht, daß sie sich nicht bewährt hätten! Aber ich stelle mir eine Telefon- oder Folientastatur vor, auf der dann mit einem eindeutigen, mehrstelligen Code der Betrieb gesteuert wird. Beide Stellpulte stehen auf Rollen und können unter die Anlage gefahren werden. Man kann über 300 verschiedene Fahrstraßen einstellen. Das scheint auf den ersten Blick übertrieben. So ist es aber z.B. möglich, die Fahrstraßen für gezogene oder geschobene Züge getrennt einzustellen, ohne
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daß über Signale hinaus gefahren wird. Ferner kann man bei drei Bahnhofsgleisen jeweils den genauen Haltepunkt kurzen oder langen Zügen anpassen.
Erinnern Sie sich? Diesen Anlagenteil stellte die MIBA schon 1991 vor. Links unten der schwenkbare Teil mit dem Nebenbahnhof „Rambach“, daneben ein typischer Nebenbahnzug mit 64er und Donnerbüchsen.
Streckenplan Der Gleisplan der Anlage ist so konzipiert, daß man die Paradestrecke vom Betrieb in „Rebenstein“ völlig abkoppeln kann. Man fährt nur bei Bedarf in den Bahnhof ein. Der Spielbetrieb mit zwei Leuten gestaltet sich wie beim großen Vorbild, besonders dann, wenn die Züge richtiggehend an- und abgemeldet werden müssen.
Erfahrungen Die Baugröße N erlaubt es, auf einem vertretbar großen Raum „eine Menge Eisenbahn“ unterzubringen. Verniedlichungen kann man sich weitgehend
ersparen. Kompromisse sind sicher bei jeder Modellbahn unumgänglich, bei N sind sie aber weniger zahlreich. Mein „Fuhrpark“ besteht aus Produkten aller gängigen Hersteller. Das einheitliche, zunächst installierte Kupplungssystem halte ich für gut. Versuche mit anderen, besseren Möglichkeiten sollte jeder Modellbahner selbst duchführen. So habe ich bis jetzt nur einen kompletten Zug mit der Fleischmann-Profi-Kupplung ausgerüstet. Ich fahre gerne lange Züge und habe rasch bemerkt, daß durchaus nicht alle „schweren“ Güter- oder Schnellzuglokomotiven den Anforderungen an die
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Zugkraft genügen. Oft würde nur ein wenig Ballast reichen, um in dieser Hinsicht (ohne Gefahr für den Motor) Abhilfe zu schaffen. Mit den Laufeigenschaften der Lokomotiven bin ich nicht immer zufrieden. Ich denke, daß die Entgleisungssicherheit von Vorlaufachsen und Drehgestellen verbessert werden müßte. Oftmals ist hier durch ein kleines Federblech schon eine Menge zu erreichen. Beste Laufeigenschaften zeigen aber m.E. Lokmodelle, bei denen die Voroder Nachlaufachse fest mit eingebaut sind, wie z.B. bei der E 16. Das leidige Kapitel mit der Stromaufnahme ist auch mir nicht verborgen geblieben. Sorgfältiges Verlegen der Gleise und Sauberhaltung der Fahrwege auf meiner Anlage ist mein Beitrag in Richtung auf eine Verbesserung. Die Hersteller sollten m.E. alle Achsen für die Stromaufnahme heranziehen, wann immer das möglich ist. Auch Schwungmassen bringen eine deutliche Anhebung der Laufkultur. So läuft bei mir die 141 mit Schwungmasse hervorragend. Es ist ein Segen für die N-Bahner, daß endlich Weichen mit leitenden Herzstücken auch von hiesigen Großserienherstellern erhältlich sind. Hier liegen bei „Normalweichen“ die größten Schwachstellen – besonders in umfangreichen Weichenstraßen. Im großen und ganzen bin ich dennoch mit den Möglichkeiten des Betriebs zufrieden. Bis jetzt wird einfach nur gefahren! Ganz selten kommt mir der Gedanke, nach Fahrplan zu agieren. MIBA-Miniaturbahnen 5/98
Ich werde in Zukunft wohl vollauf damit beschäftigt sein, Verbesserungen vorzunehmen und viele Dinge zu optimieren. Bäume und Sträucher sind neu zu „pflanzen“ oder zu ersetzen, hier und da müssen die Details angebracht werden, die bisher fehlen.
Preiswerte Lampen Ein typisches Beispiel dafür sind die Laternen: Eines Tages kam mir die Idee, den Bahnhof „Rebenstein“ und die Straßen zu erleuchten. Leuchten sind teuer, zumal an die 100 nötig sind! Also bleibt nur der Selbstbau. Zwei oder drei verschiedene Typen sollten es schon sein. Die Bahnhofslaternen entstanden aus alle Klingeldraht. Ein 40 cm langes Stück wurde in der Mitte auf 5 mm Länge abisoliert und einmal um einen Kugelschreiber gewickelt. Die Enden wurden zurechtgebogen, parallel ausgerichtet und mit Sekundenkleber verklebt. Der Bogen wurde an der isolierten Stelle aufgetrennt. Nach Entfernen eines kleinen Drahtstückchens lötete ich ein Microbirnchen an. Einen Lampenschirm aus einer abgefeilten Niete klebte ich zum Schluß an das Birnchen, dann lackieren und fertig! Preis – alles in allem: 30 Pfennige. Die Laternen werden an den vorgesehenen Stellen durch ein vorgebohrtes Loch gesteckt, verklebt und verdrahtet. Bei defekten Birnchen wird die ganze Laterne ausgebaut und weggeworfen. Jürgen Schmitz
Zufahrt zur Wendel 1 und zu den diversen Schattenbahnhöfen (rechte obere Ecke im Gleisplan). In diesem Bereich treffen die Ausfahrt aus dem Güterbahnhofsteil des Bahnhofs „Rebenstein“ und mehrere der Paradestrecken aufeinander. Eingriffsmöglichkeiten in die verdeckten Schattenbahnhöfe (siehe S. 14) sind durch abnehmbare Landschaftsteile gegeben.
Prinzipskizze für die Herstellung der Bahnhofslaternen aus entsprechend zurechtgebogenem Klingeldraht. An der abisolierten Stelle (oben) wird der Bogen aufgetrennt und ein Birnchen eingelötet.
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MODELLBAHN-ANLAGE
Spurensuche für die Modellbahn
Zwei Brücken über die Ahr Das Ahrtal – idyllische Weinorte wechseln sich hier mit schroffen Felsen und dichten Wäldern ab. An vielen Stellen bietet das enge Tal kaum Platz für den Fluß, die schmale Straße und nicht zuletzt die Eisenbahn. Diese Landschaft faszinierte Thomas Mauer seit langem, und schließlich gestaltete er ein kleines Stück davon als Diorama nach.
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chon seit vielen Jahren hat mich die Landschaft des Ahrtales in ihren Bann gezogen. Was zunächst als einmaliger sonntäglicher Ausflug geplant war, erwies sich bald als festes Reiseziel, das immer wieder angesteuert wurde. Stundenlang kann man hier entlang des „Rotweinwanderweges“ durch die Weinberge spazieren und von oben in das Tal hinabschauen: Einen Modelleisenbahner reizen dabei natürlich immer wieder die Ausblicke auf die Bahnstrecke. Alte Bahnhöfe, (leider) zurückgebaute Gleisanlagen, ehemalige Eisenbahnbrücken und vieles mehr wecken auch das Interesse für die geschichtliche Entwicklung der Strecke.
Eisenbahn im Ahrtal: Auch Loks der BR 75 waren in den Jahren 1950/51 im Bw Kreuzberg stationiert. Man möge dem Fotografen deshalb die Reichsbahn-Ausführung der BR 75 von Liliput verzeihen … (oben). Zwei Brücken führen nebeneinander über die Ahr: Die alte Eisenbahnbrücke links dient heute als Fußweg, die Pfeiler der neueren lassen den ursprünglich zweigleisigen Ausbau erkennen (links). Fotos: Thomas Mauer
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Was macht man nun mit den Eindrücken und Informationen, die man im Laufe vieler Jahre gesammelt hat? Die Idee, einen der Ahrtalbahnhöfe samt Empfangsgebäude nachzubauen, scheiterte nach einigem Überlegen am fehlenden Platz. Aber ein Diorama zu diesem Thema ließ sich schon machen; das Motiv war auch schnell gefunden: die Bahnhofsausfahrt von Altenahr in Richtung Kreuzberg. Dazu gehört ein Stück des Gleisvorfeldes mit einigen Weichen sowie dem Stellwerk, die beiden Eisenbahnbrücken, der Bahnübergang mit der Schrankenanlage und natürlich die Ahr. Im Zustand der Epoche 3 kann zum einen der erfolgte Rückbau des zweiten Streckengleises dargestellt werden, zum anderen ist die Möglichkeit des Einsatzes von Dampf- und Dieselloks gerechtfertigt.
Styropor und Bausätze Das Diorama besteht aus einem Sperrholzkasten, in den von unten zusätzlich Holzleisten zur Stabilisierung geleimt und geschraubt werden. Unmittelbar neben der Straße ist eine Stützmauer plaziert, welche die Straße gegenüber der wesentlich tiefer gelegenen Ahr abfängt. Die „Berge“ rechts und links des Stellwerks bestehen aus Styroporplatten und Verpackungsresten, aufeinandergeschichtet, verleimt und mit einem Messer grob in Form geschnitten. Auf diesem Untergrund habe ich Gipsputz aufgebracht und modelliert. Die blanken Felsen entstanden aus dünnen Schieferplättchen, die in den noch feuchten Gips gedrückt wurden. Bevor jedoch das Gelände entlang des Flusses gestaltet wird, müssen noch die Brücken eingesetzt werden. Für die heute als Fußweg genutzte alte Steinbogenbrücke benutzte ich zwei Kibri-Bausätze (B-9640). Sie kommen dem Vorbild recht nahe. Die Umbauarbeiten an den Bausätzen beschränkte sich auf ein erträgliches Maß. Auf der einen Seite mußte der Übergang des vierten Bogens angepaßt werden. Auf der anderen Seite entstand ein Sockel aus rechtwinklig aneinandergesetzten Mauerplattenstreifen (Kibri 4145). Aus den gleichen Platten bestehen auch die Stützmauer sowie einige Teile der Pfeiler für die „neue“ Eisenbahnbrücke. Der Versuch, die Stirnseiten der Pfeiler vorbildgerecht abzurunden, scheiterte kläglich. Also wurden sie eben „eckig“ ausgeführt. Die schmalen Stirnseiten und der Sockel des Pfeilers, der sich im Fluß beMIBA-Miniaturbahnen 5/98
Die 93.0 verläßt gerade den Bahnhof Altenahr in Richtung Kreuzberg. Freilich würde eine 93.5 besser ins Ahrtal passen. Epoche 3 im Ahrtal: Hier versieht die V 100 von Roco den Streckendienst mit einem Zug aus Silberlingen. Beim Vorbild waren hier auch die Steilstreckenloks der BR 213 in der roten Lackierung noch Ende der 80er Jahre im Einsatz. Auch die Baureihe 74 kam auf der Ahrtalbahn zum Einsatz – allerdings waren diese Loks in den dreißiger Jahren nur kurze Zeit im Bw Kreuzberg stationiert. Im Modell macht sie auf der Nebenbahn einen guten Eindruck, und daher sollte man es in diesem Fall mit der Epoche nicht ganz so genau nehmen ...
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findet, wurden dem Bausatz der Viaduktpfeiler von Kibri (B-9646) entnommen, während die Längsseiten aus den bereits erwähnten Mauerplatten geschnitten wurden. Die Abdeckung der Pfeiler besteht einfach aus einem Streifen Polystyrol, in den die Struktur der einzelnen Platten mit einem Messer eingeritzt wurde. Die eingleisige Stahlbrücke stammt ebenfalls von Kibri (B-9680). Sie wird erst nach dem Einfüllen des Gießharzes und der Begrünung der Uferfläche eingesetzt.
Die Holzkonstruktion für das Diorama besteht aus einem Sperrholzkasten, in den zusätzliche Holzleisten zur Stabilisierung geleimt und geschraubt wurden. Vorne die Ebene des Flußbettes, dahinter – etwas erhöht – sollen die Straße und Bahngleise verlaufen.
Für die „Berge“ rechts und links des Stellwerks wurden Styroporplatten und Verpackungsreste aufeinandergeschichtet, verleimt und mit einem Messer grob in Form geschnitten. Dieser Untergrund erhielt einen Überzug aus Gips; die blanken Felsen bestehen hier aus dünnen Schieferplatten, die in den feuchten Gips gedrückt werden.
Wie die Ahr entstand Nachdem die Brückenpfeiler plaziert sind, kann der Uferbereich ebenfalls mit Gips modelliert werden. Stützmauer und die Brücken sollten anschließend bemalt und gleich patiniert werden. Jetzt ist auch die Ahr an der Reihe: Zuerst werden die beiden Flußenden an Vorder- und Hinterkante des Dioramas mit einem Stück dicker Folie abgespannt; die Nahtstelle zwischen Holz und Folie bekommt eine zusätzliche Dichtung aus Weißleim. Das Flußbett wird mit Abtönfarbe olivgrün eingefärbt und mit Streumaterialien wie Flocken, Sand, Steinchen und feinen Ästchen gestaltet. Dann folgt eine Benetzung des Flußbettes mit dem bekannten Weißleim-Wasser-Spülmittelgemisch. Ist dieser Untergrund völlig durchgetrocknet, kann das Flußbett mit Gießharz (etwa von Faller) in mehreren Schichten aufgefüllt werden. In die letzte, nur ca. 1-2 mm dicke Schicht modellierte ich die Wellen mit einem Holzstäbchen kurz vor dem Erhärten des Harzes. Das Gießharz muß völlig durchtrocknen, bevor weitere Arbeiten am Flußufer erfolgen können; am besten über Nacht. Die Begrünung des Uferbereichs erfolgte mit diversen Flocken unterschiedlicher Farbe und Größe (Busch, Heki, Noch, etc.). Der schmale Weg entlang der Ahr besteht aus gesiebter Gartenerde. Kleinere Büsche und Sträucher zupfte ich aus Heki-flor-Stücken zurecht; höhere Sträucher und Bäume entstanden aus Seemoosästchen von Noch und Busch, die mit feinen Flocken belaubt wurden.
Gleis und Straße Wenden wir uns nun der oberen „Etage“ mit der Bahnhofsausfahrt und der Straße zu. Die gesamte freie Fläche zwischen den beiden „Bergen“ wird 20
Die heute beim Vorbild als Fußweg genutzte ehemalige Eisenbahnbrücke wurde aus zwei Bausätzen (Art.-Nr. 9640) von Kibri nachgebildet. Die Pfeiler der „neuen“ Brücke entstanden dagegen im Eigenbau. Die schmalen Seiten der Pfeiler sowie der Sockel des dritten Pfeilers von links stammen aus dem Kibri-Bausatz 9646 und werden angepaßt. Die Abdeckung besteht aus einem Polystyrolstreifen, in den die Struktur der einzelnen Abdeckplatten mit einem Messer eingeritzt wurde. Die eingleisige Stahlbrücke stammt ebenfalls von Kibri; sie ist hier zunächst nur lose eingepaßt. Hier ist gut zu erkennen, daß die beiden Brücken nicht parallel zueinander verlaufen.
Damit die Ahr, respektive das Gießharz, nicht so ohne weiteres verduftet, müssen die Flußenden mit einem Stück dicker Folie abgedichtet werden. Die Nahtstelle zwischen Holz und Folie wird zusätzlich mit Weißleim bestrichen.
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Das Flußbett wird zunächst olivgrün eingefärbt. Anschließend erfolgt dann die Ausgestaltung mit Streumaterialien wie Flocken und kleinen Steinchen, die mit dem bekannten Gemisch aus Weißleim, viel Wasser und etwas Spülmittel festgeklebt werden.
Unbedingt beachten: Das Flußbett darf erst dann mit Gießharz, etwa von Faller, aufgefüllt werden, wenn der Untergrund auch wirklich völlig durchgetrocknet ist!
mit Korkplatten ausgelegt – nicht der Geräuschdämmung wegen, sondern zum Höhenausgleich. Dabei ist darauf zu achten, daß die Korkplatten nicht über die Stützmauerkrone hinausragen; die Stützmauer muß also schon vorher entsprechend hoch geplant werden. Die Weichen kommen an den vorgesehenen Platz, um das Loch unter der Stellschwelle markieren zu können – schließlich weiß man ja nie, ob nicht später das Diorama vielleicht doch noch (!?) für etwas Fahrbetrieb erweitert oder in eine Anlage integriert werden soll. Für die großzügigen Radien habe ich Flexgleise von Roco verlegt. In dem reichhaltigen WeinertSortiment sind alle notwendigen Teile für die vorbildgerechte Nachbildung der mechanischen Stellwerkseinrichtungen wie Antriebskästen und Blechkanäle zu finden. Genauere Informationen für deren richtige Anordnung finden sich in den beiden Broschüren von Stefan Carstens (MIBA-Report 10 und 11).
Der Bahnübergang
Ist das Gießharz seinerseits vollkommen durchgehärtet, kann es an die Gestaltung der Flußufer gehen. Dabei kommen die üblichen Streumaterialien wie die bekannten Flocken von Heki und auch gesiebte Gartenerde zum Einsatz.
Bei dieser Gelegenheit sollten Bäume und Sträucher bereits ebenfalls an den vorgesehenen Stellen plaziert sein. Das LeimWasser-Spülmittelgemisch sorgt wieder für den Halt der Streumaterialien.
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Dort, wo die Straße entstehen soll, werden zum Höhenausgleich wiederum Korkplatten mit 2 mm Stärke ausgelegt, die der Höhe der Schwellen entsprechen. Der Straßenbelag entsteht aus „Beton“-Platten von Kibri. Die zurechtgeschnittenen Platten habe ich bündig an die Schienenprofile gesetzt. Zwischen den Schienen mußte natürlich darauf geachtet werden, daß die Radsätze genügend Spielraum haben. Anschließend wurde der Bürgersteig aus Kopfsteinpflasterplatten, ebenfalls von Kibri, an der Stützmauer entlang verlegt. Im Straßenbereich fehlen jetzt noch die Markierungen – sie entstehen aus Aufreibesymbolen von Busch – und die Verkehrszeichen; letztere kommen von Heki. Besonders wichtig sind die Andreaskreuze in der Ausführung der Epoche 3. Jetzt konnte die Schrankenanlage in Angriff genommen werden. Ich entschied mich für die antriebslosen Schranken von Brawa, die – ich kann es einfach nicht lassen – noch etwas verfeinert wurden. Hierzu gehört neben einer farblichen Nachbehandlung auch die Nachbildung der Gruben für die Gegengewichte. Dazu erweist sich die Korkbettung als nützlich, denn die Gruben müssen einige Millimeter im Boden versenkt werden. Die Maße der Außenkante der beiden Gruben werden mit einem Messer angeritzt, das zu 21
entfernende Korkstück kann dann mit einem Schraubenzieher leicht herausgehoben werden. Der Einbau der fertigen Schranken ist mit Sekundenkleber und Weißleim schnell erledigt (sofern man beim Einhängen der Gitterbehänge nicht die Nerven verloren hat). Lediglich bei den Stützen auf dem Bürgersteig ist darauf zu achten, daß diese entsprechend tief versenkt werden, da die Schrankenbäume sonst schief, also nicht parallel zur Straße stehen. Abschließend sollten separate Seilzugkanäle vom Stellwerk aus an die Schranken geführt werden (Kanäle der Größe I). Die schwarz grundierten mechanischen Stelleinrichtungen können jetzt patiniert werden. Der Gleisbereich kann, nachdem alle Kanäle, Halter, Antriebe etc. verlegt und gealtert sind, eingeschottert werden. Für mein Diorama habe ich Heki-Schotter ausgewählt. Er wird trocken auf dem Untergrund zwischen den Gleisen mit einem Löffel verteilt. Überschüssiger Schotter wird mit einem Pinsel von den Schwellen entfernt; als Kleber kommt wieder verdünnter Weißleim zum Einsatz.
Die Landschaft wird grün Die Begrünung der beiden „Berge“ entlang der Bahnhofsausfahrt erfolgt in zwei Schritten. Zuerst werden Seemoosästchen wie bereits oben beschrieben mit Flocken begrünt. Die fertigen Bäume können, damit sie in der Schräge des Hangs sofort Halt finden, mit einer Heißklebepistole in die zuvor aufgebohrten 3-4 mm großen Löcher geklebt werden. Die übrige Vegetation entsteht im zweiten Schritt aus diversen Flocken von Busch, Heki und Noch. Das Gestrüpp wurde mit Noch-Foliage in den Farbtönen Bergwiese, Waldboden, Mittel- und Dunkelgrün nachgebildet. Vor allem die Vielfalt der Farben des Streumaterials der verschiedenen Hersteller erhöht den gelungenen Eindruck der beiden Berghänge. Als schwierig erwies sich jedoch die Befestigung der Flocken auf dem Hang. Das Leimgemisch muß vorsichtig dosiert werden, da sich sonst neben den Gleisen die Flüssigkeit sammelt. Diese Pfützen lassen sich nie ganz vermeiden, daher wird auch der Bereich zwischen Gleis und Hang erst zum Schluß mit Deko-Sand von Heki eingestreut. Jetzt fehlen nur noch die Seilzugleitungen des Stellwerks und natürlich die Preiserlein, die die gesamte Szene erst zum Leben erwecken. 22
Der Gleisbereich und die Straße sollten mit 2 mm starken Korkplatten ausgelegt werden. Im Bereich der Stellschwellen der Weichen empfehlen sich vorsichtshalber passende Bohrungen in der Grundplatte – man weiß ja nie, ob man später noch Weichenantriebe anbringen möchte ... Das Stellwerk (siehe MIBA 3/98) war zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertiggestellt; um die genaue Größe und Lage festzulegen, entstand vorher ein Dummy aus Karton.
Nach dem provisorischen Aufbau der Gleise wird der Untergrund dunkelbraun gestrichen, die Gleise und Weichen an einigen Punkten mit Weißleim geklebt und mit Nadeln fixiert, und schließlich können die Schienenprofile rostbraun lackiert werden.
Die Seilzugkanäle wurden mit Sekundenkleber befestigt und dann bemalt. Für das Brawa-Signal mußte vorher noch ein Loch in die Grundplatte gesägt werden.
Der Verlauf der Seilzugleitungen und -halter wird aufgezeichnet, um die Bohrungen für die Seilzughalter in den Korkuntergrund einbringen zu können.
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Die Seilzughalter werden mit Sekundenkleber fixiert. Sie sollten, damit sie alle wirklich die gleiche Höhe haben, mit einem passenden Klötzchen aus Holz oder einem Material unterlegt werden (aber diese Stützen nicht aus Versehen mit festkleben!). Die BRAWA-Schranken werden provisorisch aufgestellt, damit der genaue Standort mit Lineal und einem Wagenmodell ermittelt werden kann. Sie sollen hier nur als Attrappen ausgeführt werden. Die Gruben für die Gegengewichte der Schranken sind selbst gebaut. Sie werden in den Untergrund (sprich Korkplatten) eingesetzt.
Links: Nachdem die Schranken montiert sind, können die restlichen Blechkanäle für die Seilzugleitungen (zu den Schranken) verlegt werden. Unten: Epoche IV im Ahrtal. Die 212 in beige-blauer Lackierung mit ihrem Personenzug aus Silberlingen bei der Einfahrt in den Bahnhof Altenahr. Alle Fotos: Thomas Mauer
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MODELLBAU
Gießharzmodelle von Artitec
Fast ganz aus einem Stück ...
Hochdetaillierte Modelle aus Gießharz in den Baugrößen H0 und N bietet der niederländische Hersteller Artitec an: Schiffe, Gebäude und auch Güterwagen sind als Bausätze in seinem Programm zu finden. Das Zusammenbauen ist nicht schwierig; und für eine überzeugende Wirkung ist vor allem etwas Geschick mit dem Pinsel gefragt.
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ereits seit einigen Jahren fertigt Herbert Tomesen, der Inhaber der Firma Artitec, eine kleine, aber feine Auswahl von Schiffs- und Gebäudemodellen in den Baugrößen H0 und N. Die Bausätze aus Gießharz weisen dabei eine Besonderheit auf, denn beinahe alle Details sind bereits anmodelliert. So bestehen die Schiffsmodelle im wesentlichen aus dem aus dem Rumpfteil mit allen Aufbauten, das beispielsweise bei dem Rheinkahn lediglich mit dem Dach des Kajütaufbaus und dem separaten Ruderhaus komplettiert werden muß. Beim Öffnen der Schachtel ist man deshalb beim Anblick der wenigen
Teile zunächst unwillkürlich enttäuscht: Das soll wirklich alles sein? Bei der näheren Betrachtung der Bauteile sieht man dann erst die unglaublich feine Detaillierung: hier hat der Erbauer des Urmodells wirklich alle Arbeit geleistet! Komplettiert werden die Bausätze dann noch mit einigen Teilen aus sauber geätztem Messingblech; für die Fenster liegt klares Polystyrol bei.
Ein paar Vorbereitungen Bevor es nun an den Zusammenbau geht, müssen die Bauteile aus Gießharz gründlich versäubert werden. Bei dem
Ein interessantes Vorbild wählte Artitec für das Modell eines typischen kleineren Binnenschiffs, wie es seit der Jahrhundertwende gebaut wurde und auch heute noch zu finden ist. Der Mast konnte bei niedrigen Brückendurchfahrten umgelegt werden, dank dem Ladegeschirr war man von Krananlagen im Hafen unabhängig (oben). Das Schiff hat im Hafen eine Ladung Kies an Bord genommen und kann nun bald ablegen (rechts). Alle Fotos: Lutz Kuhl
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hier vorgestellten Rheinkahn handelt es sich um ein sogenanntes Wasserlinienmodell, bei dem zunächst einmal für eine gleichmäßig plane Auflage gesorgt werden muß. Bei der hier verwendeten Gießtechnik lassen sich nämlich kleinere Ungenauigkeiten nicht vermeiden; auch neigt das Gießharz bei größeren Teilen leicht zum Verziehen. Dies ist aber nicht weiter tragisch, denn unter heißem Wasser läßt es sich – in Grenzen natürlich – wieder verformen. Zum Abkühlen legt man das entsprechende Bauteil am besten auf eine dicke Glasplatte und hält es solange fest; dieses Verfahren empfiehlt sich vor allem bei den Seitenwänden der Gebäudemodelle. Doch zurück zu unserem Rheinkahn. Die Unterseite des Rumpfs wird jetzt noch auf grobem Schmirgelpapier (60er oder 80er Körnung) und einer glatten Unterlage wie der besagten Glasplatte plan geschliffen. Aber Vorsicht, denn an dünnen Teilen wie dem Ruderblatt ist schnell zuviel Material weggenommen! Ein Spalt zwischen Ruderblatt und Wasseroberfläche sieht doch etwas seltsam aus; der Schiffer soll seinen Kahn schließlich auch noch steuern können – zumindest soll es wenigstens so aussehen. Auch die Rückseiten der Gebäudewände sollten so plan geschliffen werden. Die Fensteröffnungen werden als Folge des Gießens in einer einfachen Form oft von einer dünnen Haut verschlossen; sobald diese nämlich eine gewisse Stärke erreicht, läßt sie sich beim Planschleifen der Wand noch am besten entfernen. Ansonsten reicht hier ein scharfes Skalpell oder Bastelmesser aus. Bevor es jetzt an das Zusammenkleben geht, sollten alle Teile erst einmal „trocken“ zusammengefügt werden, um zu sehen, ob auch alles paßt. Unter Umständen ist bei manchen Teilen noch etwas Nacharbeit erforderlich, bis sie exakt zusammenpassen; einige wenige Feilstriche reichen dazu aber oft schon aus. Zum Kleben empfehlen sich die bekannten Zweikomponentenkleber wie Uhu-plus oder Stabilit; dabei ist darauf zu achten, daß er einmal noch genügend Zeit für Korrekturmöglichkeiten läßt und zum anderen ein zügiges Arbeiten ermöglicht. Kleine Teile lassen sich auch gut mit Sekundenkleber befestigen. Ein leichtes Aufrauhen der glänzenden Harzoberfläche mit Schmirgelpapier verbessert außerdem die Haftung der Kleber. MIBA-Miniaturbahnen 5/98
Modelle aus Gießharz; fast alle Details sind bereits angeformt. Eine Reihe von Messingätzteilen vervollständigt die Bausätze. Oben der Rheinkahn, rechts ein kleiner Schlepper, wie er nicht nur auf holländischen Kanälen unterwegs war.
In den Fenstern bleiben oft dünne Häute aus Gießharz stehen, die vor dem Bemalen und dem Zusammenbau entfernt werden müssen.
Das flach gegossene Dach des Kajütaufbaus muß an die Rundung angepaßt werden. Unter beinahe kochendem Wasser wird das Gießharz wieder weich und läßt sich leicht biegen; nach dem Abkühlen behält es dann seine Form (rechts). Bis die Form stimmt, muß das Dach mehrmals kontrolliert werden (unten). Auf die gleiche Weise lassen sich umgekehrt auch verzogene Teile wieder geradebiegen.
Die Masten sind ebenfalls aus Gießharz gegossen, durch vorsichtiges Entlangfahren mit einem scharfen Messer werden sie von dem Gußstück abgetrennt.
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Mit Farbe und Pinsel Auf die Spitze kommt es an. Für die Bemalung der Details ist eine gute Pinselspitze unerläßlich. Gute Marderhaarpinsel verlieren zwar im Lauf der Zeit ihre Spitze, was aber ebenso wichtig ist: Sie verlieren auch keine Haare und eignen sich dann immer noch zum Lackieren größerer Flächen.
Der Trick mit dem Brettchen. Ein einfaches Reststück Sperrholz dient als „Palette” zum Mischen der Farben. Das Holz saugt das überschüssige Öl aus der Farbe auf und sorgt so für ein schönes mattes Finish beim Anstrich. Zum Verdünnen kommt hier rektifiziertes (d.h. gereinigtes) Terpentinöl aus dem Künstlerbedarf zum Einsatz. Dank der scharfen Spitze des Pinsels, die ihre Form behält, verliert das Bemalen viel von seinem Schrecken. Die Farbe darf weder zu dünnflüssig noch zu dick sein, hier kommt man um das Ausprobieren nicht herum.
Viele Details, wie hier die dünnen Fensterumrandungen, sollten mit etwas Farbe akzentuiert werden. Damit die Hand auch wirklich ruhig bleibt, sollte sie aufgestützt werden.
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Für eine überzeugende Wirkung der Artitec-Modelle ist vor allem die Arbeit mit dem Pinsel gefragt. Dazu gilt wie für jedes Werkzeug: je besser die Qualität ist, desto leichter wird es im Grund, ein gutes Ergebnis zu erzielen. Gute Marderhaarpinsel mit einer sauberen und exakten Spitze sind unerläßlich, wenn die vielen Details farblich herausgehoben werden sollen. Für die Bemalung der Modelle eignen sich die bekannten matten Farben von Humbrol und Revell. Eine Grundierung ist nicht unbedingt erforderlich, die Modelle sollten nur gut entfettet werden. Eine wirklich gute Idee ist übrigens der Trick mit dem Brettchen, wenn die Farben wirklich matt werden sollen. Herbert Tomesen empfiehlt in seiner Bauanleitung, die Farben nicht wie gewohnt umzurühren. Oben auf der Farbe sammelt sich oft nach einiger Zeit Öl an, das für den ungewollten Glanz verantwortlich ist. Statt dessen soll der Bodensatz mit dem Pinsel aufgenommen werden (und möglichst wenig von dem Öl); auf einem Holzbrettchen wird dieser dann mit etwas Terpentinöl (gibt es im Künstlerbedarf zum Verdünnen von Ölfarben) bis zur Streichfähigkeit verdünnt. Hier muß man etwas probieren, bis die richtige Mischung erreicht ist. Das Ergebnis ist ein schöner satter Farbauftrag, der bereits beim ersten Anstrich sehr gut deckt und nachher wirklich matt auftrocknet. lk
Unten: Zwei Beispiele für die Gebäudemodelle von Artitec. Links das Modell des schönen Empfangsgebäudes von Hoogkarspel in Holland, das sich auch gut für Anlagen nach west- und norddeutschen Vorbildern eignet. Rechts daneben die Lagerhalle, wie sie vielerorts in Fabrik- und Hafenanlagen oder an Ladestraßen zu finden ist. Fotos: Werk
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MODELLBAU
Die Meckenheimer Glaswerke Teil 5 Diesmal bekommt die Verladehalle der „Meckenheimer Glaswerke“ einen Lichtaufsatz aufs Dach, der das Erscheinungsbild des ganzen Bauwerks erheblich auflockert. Durch die im Grunde einfache Bauweise geht die Fertigstellung recht schnell!
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achdem in der letzten Folge die Verladehalle „ein Dach über den Kopf“ bekommen hat, soll nun noch ein wenig Licht in das Dunkel gebracht und der Halle gewissermaßen „die Krone aufgesetzt“ werden.
Fehlermeldung Zuvor aber noch eine kleine Fehlerkorrektur zum Teil 4 (Aprilheft ’98). Im Bildtext auf Seite 25 – zur oben links gezeigten Herstellung der Kragarme für das Rampenvordach – hat sich nämlich ein kleiner Übermittlungsfehler eingeschlichen, der leider erst zu spät entdeckt wurde. Der im besagten Bild gezeigte obere Kragarm wurde eben nicht aus drei einzelnen Drähten gefertigt, sondern stellt – ebenso wie die beiden anderen Arme – das Endprodukt der „Knick-Löt-Feil-Fertig“Methode dar. Das ist ja gerade der Witz, daß das Ergebnis tatsächlich so aussieht, als ob drei einzelne Drähte zusammengesetzt worden wären! 28
Nomen est omen Was wäre ein Baubericht über eine Glasfabrik, würde dabei nicht auf die Verarbeitung des ebendort hergestellten Materials näher eingegangen? Ein solcher Bericht würde doch zumindest als unvollständig empfunden! Es soll ja Spezialisten geben, die für die Nachbildung von Glas das einzig wahre und echte Material in Form von Glasscheiben aus Diarähmchen verwenden. Hier wurde allerdings wiederum auf glasklares (zumindest vor der Verarbeitung, insbesondere vor dem Verkleben!) Polystyrol von Evergreen zurückgegriffen. Diese 0,25 mm dünnen Platten sind absolut eben und klar, lassen sich hervorragend mit der Schere oder dem Messer schneiden und sehr gut mit herkömmlichem Kunststoffkleber verkleben. Von der Verwendung von Standard-Sekundenkleber ist wegen der damit meistens verbundenen weißen Ausblühungen dringend abzuraten!
Es werde Licht! Im Inneren unserer großen Verladehalle ist es – trotz der Vielzahl der nicht gerade kleinen Fenster – für ein ordentliches Arbeiten der Packer und Verlader bis jetzt immer noch zu dunkel. Ob man in früheren Zeiten bereits auch aus arbeitsmedizinischen Gesichtspunkten hierfür zusätzliches Tageslicht vorgesehen hat, ist mir nicht bekannt, maßgeblich dürfte aber in erster Linie der Kostenfaktor für die Energie gewesen sein – das Tageslicht gab es schließlich umsonst, und Strom war im Verhältnis ungleich teurer als heute. Wie dem auch sei, der hierfür gebaute große Lichtaufsatz durfte im Modell nicht fehlen, zumal er selbst bei hoch aufgebauten Modulen wesentlich stärker ins Auge fällt, als das beim Vorbild der Fall ist. Bereits bei der Herstellung der Dachplatten wurde ein entsprechend großer Ausschnitt vorgesehen, der auf der Innenkante einen kleinen, 0,5 mm breiten Absatz erhalten hat. Damit liegt der Lichtaufsatz sauber innen auf und fällt nicht dauernd – das ist zumindest bei der Montage wichtig – in die Halle hinein. Der Versuch, die einzelnen Flächen unter einem bestimmten Winkel auf Stoß zu kleben, war sehr unbefriedigend und führte bei einer Länge von insgesamt einem halben Meter zu ziemlich unschön „eiernden“ Kanten.
Knicken statt Kleben Bei der hier gezeigten Version wurden die Knickpunkte, besser gesagt die MIBA-Miniaturbahnen 5/98
Knicklinien, lediglich vorsichtig angeritzt und anschließend über eine scharfe Kante vorsichtig „weichgebogen“. Da das Material ziemlich spröde ist, bricht es dabei zwar an einzelnen Stellen durch, solange aber kein kompletter Streifen abbricht, ist das weiter nicht schädlich und kann mit etwas Kleber leicht behoben werden. Daß hierbei die Glasplatten teilweise etwas verschmieren, ist weiter auch nicht schlimm, da diese später sowieso leicht einstauben und der „glasklare Blick“ ohnehin verlorengeht. Selbst wenn einmal unterstellt wird, daß der Lichtaufsatz gerade gereinigt und instand gehalten worden ist, sind doch immer verdreckte oder blinde Scheiben dabei. Ich überlege derzeit sogar noch, ob ich nicht einzelne Scheiben – dann natürlich die am meisten beschädigten – als kaputt erklären und mittels „Blechabdeckung“ in Form von grauer Farbe „reparieren“ soll. Insgesamt dürfte das Dach dadurch sogar noch deutlich lebendiger wirken.
Total von der Rolle Zunächst hatte ich daran gedacht, die Fensterrahmen nur aufzulackieren, wobei aber die Abkleberei zu einer längerfristigen Beschäftigung ausgeartet wäre. Mehr durch Zufall habe ich beim schon früher erwähnten Händler für Flug- und Schiffsmodellbau Zierlinien auf der Rolle entdeckt. Schöne, feine Klebebänder dieser Art kannte ich schon von Weinert, aber da die Flieger und „Pötte“ meist größer als 1:87 sind, sind auch die Zierlinien deutlich dicker ausgefallen, so daß diese nach dem Aufkleben so recht nach einer Metalleinfassung aussehen. Für die Zwischenstreben habe ich 0,4 mm breites Band und für die im Bereich der Dachträger liegenden stärkeren Streben 1,0 mm breites Band verwendet. Die in der Zwischenzeit „weichgebogene“ Glasplatte wird nun mit Tesafilmstreifen plan fixiert, wobei ich zur sauberen parallelen Ausrichtung im gleichen Abstand ein entsprechend vorbereitetes Linienblatt untergelegt habe. Das eigentliche Abkleben – immerhin ca. 8 m von dem 0,4-mmBand – geht damit eigentlich recht zügig von der Hand. Zunächst habe ich nur die kurzen Querstreifen geklebt und die ganze Konstruktion probeweise eingesetzt. Wenn soweit alles paßt, sollte man das Ganze ruhig mal ein paar Tage stehen lassen, damit sich die Platten im MIBA-Miniaturbahnen 5/98
Die „Metalleinfassungen“ der Dachglasplatten bestehen aus Klebeband von der Rolle, bei dessen sauberer, paralleler Ausrichtung ein untergelegtes Linienblatt hilfreich ist.
Bereich der Knicke etwas an die Form „gewöhnen“. Die endgültige Form bekommt der Glaskasten durch das Einkleben von insgesamt vier Verstärkungsstreben, davon je eine am Ende mit Streifen versehen, zwei weitere bleiben glasklar und werden etwa an den Drittelspunkten positioniert. Da die Evergreen-Platten zu kurz sind, mußten diese ohnehin einmal angesetzt werden. Wenn an dieselbe Stelle dann auch noch die Verstärkungsplatte gesetzt wird, so ist das weiter kein größeres Problem. Die Verstärkungsstreben innerhalb des Lichtaufsatzes fallen später bei der Betrachtung von außen fast überhaupt nicht auf, sind aber für die Formstabilität des langen „Schlauchs“ unentbehrlich. Nachdem alles gut durchgetrocknet ist, bekommt der Lichtaufsatz bereits
eine ganz erstaunliche Stabilität, sieht aber noch nicht sonderlich attraktiv aus. Die richtige Wirkung stellt sich erst ein, nachdem die Längsträger auf dem First und an den seitlichen Knickpunkten sowie die Eckverbindungen zu den Stirnwänden mit 1,5-mm-Band aufgeklebt wurden.
Alles nur Attrappe Das „Glas“ in den Seitenwänden ist zwar (durch die Verwendung des Plexiglaskerns) schon vorhanden, die richtige Fensterwirkung will sich indes noch nicht einstellen. Die Rahmen der beim Vorbild vorhandenen sehr kleinteiligen Fenster ließen sich im Modell sicher am schönsten aus fein geätztem Blech herstellen. Da aber, trotz aller Mühe, nahezu jedes Fenster irgendwo
Probemontage des Lichtaufsatzes; nachdem alles paßt, müssen noch die Längsträger auf dem First, an den seitlichen Knicklinien und den Eckverbindungen aufgeklebt werden.
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Blick von unten in den Lichtaufsatz; man erkennt eine der Verstärkungsstreben.
Problem, sofern man nicht von vornherein entsprechende Reserven gezeichnet hat.
Steil bergauf
im Zehntelmillimeterbereich von den anderen abweicht, hätte dafür eine Vielzahl verschiedener Größen hergestellt werden müssen. Da es sich hierbei wieder um eine „Massenproduktion“ handelt, wurde auch hier ein pragmatischer Weg beschritten. Die Fenster wurden auf Papier gezeichnet, auf dem Kopierer auf die entsprechende Größe gebracht und direkt auf Folie kopiert. Und siehe da – die Wirkung ist frappierend gut.
Die auf Folie kopierten Fenster werden mit dem Bastelmesser ausgeschnitten und müssen vorsichtig (gegebenenfalls auch mehrfach) nachgeschnitten und auf Maß gebracht werden. Geht man hier zu sehr „in die Vollen“, so entstehen bei den dadurch dann zu kleinen Fenstern unschöne Lichtspalte an den Seiten, die sich am besten durch Wegwerfen und Neumachen beseitigen lassen. Dank des Kopierers ist die Nachbeschaffung kein
Bevor nun so langsam der Bau der Verladehalle abgeschlossen werden kann, müssen erst noch die Türen eingebaut werden. Vorher muß man aber irgendwie auf die Rampe gelangen! Die auf die Rampen führenden – häufig recht steilen – Treppen wurden beim Vorbild oft gleich vor Ort betoniert und sind dort viel häufiger anzutreffen als entsprechende Nachbildungen im Modell, obwohl deren Herstellung eigentlich ganz einfach ist. Die Rampentreppen werden durch Zusammenkleben von entsprechend vielen „Stufen“ aus 2 x 4-mm-Evergreen-Profilen hergestellt, deren stufige Rückseite anschließend flachgefeilt wird. Das hier gezeigte Exemplar soll allerdings keine drei Meter breit werden, vielmehr wurden hier gleich zwei Treppen am Stück hergestellt, die erst noch auseinandergeschnitten werden müssen.
Um die Ecke gebracht
Die auf Folie kopierten Fenster werden ausgeschnitten (oben) und müssen, falls sie solche Beulen (Bild unten) werfen, vorsichtig nachgeschnitten und auf Maß gebracht werden.
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Grundsätzlich hätten im Bereich der Türen zwar auch „Stahlzargen“ aus dünnen Kunststoffstreifen eingesetzt werden können, diese wären sicher deutlich leichter herzustellen gewesen, wären aber auch bei weitem kein solcher Augenschmaus wie die mehrfach springenden Mauerwerksecken gewesen! Dank einer Moduloberkante von 130 cm über dem Fußboden fallen MIBA-Miniaturbahnen 5/98
Die Rampentreppen werden durch Zusammenkleben entsprechend vieler „Stufen“ aus 2 x 4-mmEvergreen-Profilen hergestellt, deren stufige Rückseite anschließend flachgefeilt wird.
diese auch trotz Rampenvordach noch schön ins Auge, ohne daß hierzu die H0-Perspektive eingenommen werden müßte.
Laßt uns den Laden dichtmachen! Die Türen werden aus 0,4-mm-Polystyrolplatten hergestellt, die rundum laufenden „Stahlprofile“ werden lediglich mit dem bereits oben genannten Klebeband von 1 mm Breite imitiert. Nach dem Lackieren entsteht hierdurch schon recht schön der Eindruck einer schweren Stahltür. Auf die Nachbildung der beim Vorbild vorhandenen Fenstereinsätze im oberen Türbereich habe ich verzichtet, schließlich habe ich ja auch die Wandfenster etwas größer gemacht …
Und die Moral von der Geschicht? Die faszinierende Wirkung der „Tageslichtbeleuchtung“ verlangt geradezu nach einer intensiven Belebung des Halleninneren. Da das Dach abnehmbar bleibt, bleibt auch diese Option offen … Fortsetzung folgt Die Türen bestehen aus 0,4-mm-Polystyrolplatten, die rundum laufenden „Stahlprofile“ werden mit Klebeband imitiert und überlackiert. Die Türöffnungen (Bild darüber) sind recht abwechslungsreich gestaltet. Fotos: Ludwig Fehr Nach dem Einsetzen der Fenster und Türen kann langsam „Leben in die Bude“ kommen (links). MIBA-Miniaturbahnen 5/98
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MODELLBAU
Ein konkretes Vorbild hat das Modell zwar nicht, aber das typische Aussehen einer Feldbahn-Diesellok wird dafür recht gut wiedergegeben.
Rocos H0e-Lok umgebaut
Ein kleiner Diesel für die Feldbahn Bei Fahrzeugen nach Feldbahn-Vorbildern ist der Modellbahner von wenigen Ausnahmen abgesehen auf Eigeninitiative angewiesen: Matthias Hellmann baute eine kleine Diesellok auf der Basis des Roco-Modells.
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ie kleine Feldbahndiesellok von Roco ist schon seit vielen Jahren ein Klassiker im H0e-Modellangebot. Leider entspricht das Modell keinem konkreten Vorbild; außerdem stellt eine dreiachsige Lokomotive mit Mittelführerhaus nicht gerade eine klassische Schmalspurlok dar. Dies liegt daran, daß Roco für die kleine Feldbahnlok das dreiachsige Fahrwerk mit dem Getriebeblock der SchmalspurDampflok verwendete und die Proportionen des Gehäuses auf deren Abmessungen abstimmte. Da ich aber für den Einsatz bei den H0e-Treffen des FREMO eine typische Feldbahnlokomotive benötigte, überlegte ich mir, ob die Roco-Lok nicht so umgebaut werden könnte, daß sie dem typischen Erscheinungsbild etwas besser entspricht.
Eines war mir schon klar – die Lokomotive muß zweiachsig sein, dreiachsige Feldbahnlokomotivtypen in Deutschland kann man an den Fingern einer Hand abzählen. Zudem sollte sie einen Endführerstand erhalten, und nach einigen Skizzen stand das endgültige Erscheinungsbild bald fest. „Rucksack“ entfernen, Fahrwerks-
blende um die Mittelachse kürzen, Dach und Vorbau gleichmäßig abrunden und ein neuer Kühlergrill waren die Grundvorgaben. Die Lokomotive sollte ein zweiachsiges Fahrwerk erhalten; ich habe mich für einen Achsstand von 1,5 m entschieden – für schwere Feldbahndieselloks ein durchaus übliches Maß. Unter Verwendung der Achsen und Räder von Roco wurde ein neues Fahrwerk auf einer Fräsmaschine komplett selbst gebaut. Die meisten Leser werden diese Möglichkeit sicher nicht haben; in diesem Fall ließe sich dann aber auch das Fahrwerk der Köf II in der Baugröße N von Arnold verwenden. Angetrieben wird mein Modell von einem Faulhaber-Motor 1016 mit Schwungmasse, die Zahnräder des Getriebes stammen von Weinert.
Gehäuseumbauten Am Gehäuse wurde zuerst der „Rucksack“ abgeschnitten und die gesamte Rückseite des Führerhauses mit Schleifpapier plan geschliffen. Die verbleibende Öffnung wurde mit einem Stück Polystyrol verschlossen und die hinteren Fenster mit der Feile nach unten vergrößert. Ein dünner Streifen Klarsichtfolie, der auf den Fotos aber nur schlecht zu erkennen ist, führt die Brüstungsleiste von den Seitenwänden aus auf der Rückwand weiter. Ebenso wie die kurze Haube wurde der Kühler glattgefeilt und eine Öffnung ausgesägt, über die ich ein geätztes Lochblech von Weinert geklebt habe. Die spitz zulaufende Rundung des Führerhausdachs
Kleine Lok im harten Einsatz auf Feldbahngleisen. Die vierachsigen O-Wagen entstanden im Eigenbau, mehr dazu demnächst in der MIBA.
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und der Motorhaube wurde mit der Feile gleichmäßig abgerundet. Mit Polystyrol wurden noch die Öffnungen für die Klipsbefestigung unten an der Motorhaube verschlossen und ein Fenstersteg mit Sekundenkleber eingeklebt. Das leicht überstehende Dach wurde einfach aus Papier mit Sekundenkleber aufgeklebt und so lange mit diesem getränkt, bis es fest war. Danach wurde es mehrmals mit dicker Farbe gestrichen und zwischendurch naß geschliffen, bis es glatt war.
Fahrwerk Vom Originalfahrwerk wurden lediglich die Seitenblenden verwendet, alles andere entstand aus Messing – das kleine Ding sollte doch noch etwas Gewicht auf die Schienen bringen. Die Seitenblenden habe ich in der Mitte entsprechend der neuen Aufbaulänge gekürzt sowie die Gravur des mittleren Achslagers abgeschliffen und verspachtelt. Jeder noch so kleine Raum unterhalb der Fensterunterkante wurde mit Messing-Gewichten aufgefüllt, und so ist die Lok doch noch recht schwer geworden. Gerade bei so kleinen Fahrzeugen hilft jedes Gramm die Stromabnahme zu verbessern.
Der hintere „Rucksack” am Führerhaus wurde entfernt und verschlossen; das Seitenfenster erhielt einen neuen Steg gesetzt. Das Dach bekam eine gleichmäßige Rundung. Das Fahrwerk von unten. Wer eine Drehbank mit Fräseinrichtung besitzt (oder einen kennt, der einen kennt …), kann ein solches Fahrwerk auch leicht selbst bauen. Ist diese Möglichkeit nicht gegeben, kann man aber auf die Arnold-Köf zurückgreifen.
Um möglichst hohes Gewicht zu erreichen, wurden so viele Bauteile wie möglich aus Messing gebaut. Die Pufferbohlen sind direkt an das Eigenbaufahrwerk geklebt. Die hier bereits überarbeitete Fahrwerksblende wurde schon eingesetzt.
Endarbeiten Bei der Lackierung habe ich mich für eine gelb-schwarze Lackierung entschieden. Diese Farbgebung wird oft im Baustoffgewerbe, etwa bei Ziegeleien, verwendet. Auch die klassische Feldbahnfarbgebung – dunkelgrüner Aufbau mit rotem Fahrwerk – würde der kleinen Lok gut zu Gesicht stehen. An Details hat die Lok noch Griffstangen und Tritte zum Führerhaus bekommen. Auffällig ist der offen auf dem Motorvorbau liegende Auspufftopf, der aus Messingdraht und -rohr entstanden ist. Weitere Details wie beispielsweise Lampen oder eine Beschriftung wären ebenfalls möglich, doch sollte mein Lökchen eher eine spartanisch ausgerüstete Feldbahnlokomotive darstellen. Wer sich beim Anblick des FreeLance-Modells jetzt etwas an die bekannten Deutz-Feldbahnlokomotiven erinnert fühlt, liegt gar nicht so schlecht. Ich jedenfalls bin mit der neu geschaffenen Loktype sehr zufrieden und hoffe, daß auch einige MIBA-Leser zur Säge greifen und vielleicht ihren eigenen Lokomotiv-Entwurf aus der Roco-Lok bauen. MIBA-Miniaturbahnen 5/98
Rechts: Prinzipzeichnung des Fahrwerks mit dem Getriebeaufbau für die Feldbahndiesellok. Folgende Bauteile wurden verwendet: 1 Faulhaber 1016 mit Schwungmasse 2 Bemo-Schnecke (Modul 0,3) 3 Stufenzahnrad 27 z/m 0,3 und 10 z/m 0,4 4 Zahnrad 14 z/m 0,4 5 Zahnrad 10 z/m 0,4 Alle Zahnräder stammen von Weinert.
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Die fertige Lok; ihr Gehäuse ist bereits gelb lackiert. Allzuviel ist von dem ursprünglichen Roco-Modell freilich nicht übriggeblieben … Alle Fotos: Matthias Hellmann
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MIBA-Schwerpunkt Gartenbahn
19 Seiten Gartenbahn Gartenbahn – schon gute Tradition in der MaiMIBA – ist unser Schwerpunktthema. Auch diesmal finden Sie wieder viele interessante Anregungen: Von Selbstbaufahrzeugen aus Polystyrol über Digitalsteuerungen nicht nur mit sog. Großbahndecodern und Kunst am Gleis bis hin zu Handfestem aus Beton reicht unsere Palette. Und schon jetzt können wir versprechen: Auch in den weiteren MIBA-Ausgaben des Sommers wird es weitere Gartenbahn-Artikel geben.
Frankhainer Kreisbahn Seine ganz private Privatbahn schuf sich Ulrich Thorhauer im Garten seines Einfamilienhauses. Weniger die Anlage selbst als vielmehr die vielen selbstgefertigten Fahrzeuge stehen im Mittelpunkt unseres Berichtes ab S. 36
Digital in den Garten Der digitale Betrieb von Gartenbahn-Lokomotiven ist besonders sinnvoll, da man an den Gleisen angesichts der nichtverlegten Kabel besonders viel Mühe und Geld einsparen kann. Gerhard Peter hat untersucht, welche Decoder sich für den Einsatz von GroßbahnLokomotiven eignen, und ist zu überraschenden Erkenntnissen gekommen. S. 42
Bausteine aus Beton Beim Bau einer Gartenbahn kann ein Tunnel nicht einfach aus Fliegendraht und Gips gebaut werden. Soll der Druck einer richtigen Erdanhäufung ausgehalten werden, muß die Tunnelröhre recht stabil ausgeführt werden. Rainer Ippen präsentiert die Baumethode von Wieland Kolbe für ganz besonders stabile und einsturzsichere Tunnelröhren. S. 46
Horrorfahrt auf schmaler Spur Eine besonders eigenwillige Gartenbahn baute sich der bekannte Schweizer Künstler H.R. Giger. Fahren Sie mit durch die etwas anders gestaltete GartenbahnLandschaft ab S. 52 MIBA-Miniaturbahnen 5/98
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MIBA-SCHWERPUNKT Gartenbahn
Gartenbahnprojekt mit vielen Eigenbauten
Selbstbaufahrzeuge in IIm
Frankhainer Kreisbahn
Schon in der Beschäftigung mit Modelleisenbahnen des Maßstabes H0 und H0e hatte der Eigenbau von Fahrzeugen und Gebäuden bei mir immer eine Rolle gespielt. Da nun einmal ein Grundstock für eine Gartenbahn vorhanden war, kamen Wünsche nach nicht alltäglichen, aber interessanten Schmalspurfahrzeugen in der Nenngröße IIm hinzu. Ausschlaggebend war auch, daß der Selbstbau von Fahrzeugen in IIm auf Grund des Ersatzteilangebotes von LGB mit relativ einfachen Werkzeugen zu akzeptablen Ergebnissen führt. Als erstes Fahrzeug entstand der Pw 122 als Modell des Gepäckwagens 904-002 der DR, welcher auf der Spreewaldbahn eingesetzt war. Das Modell entstand im wesentlichen aus Plexiglas aus dem Baumarkt. Lackiert wurde es mit Farben aus der Sprühdose. Ermutigt vom Erfolg des ersten Selbstbaus, ging ich auf die Suche nach weiteren interessanten Schmalspurfahrzeugen und geeigneten Antrieben. Auf meiner SchmalspurfahrzeugWunschliste ganz oben standen der Triebwagen VT 137 561 und der VB 147 562 der DR, welche bis 1971 auf dem Netz der ehemaligen Franzburger Kreisbahn bei Stralsund eingesetzt waren. Ein passender Antrieb wurde bei Aristocraft gefunden.
Eine große Lok – oder wie alles begann. Seine Beschäftigung mit der Modellbahn begann schon für Ulrich Thorhauer frühzeitig mit einer PIKO-Modellbahn der Baugröße H0. Im Laufe seiner jetzt schon 30 Jahre Modelleisenbahner-Leben hat er mehrere Modellbahnanlagen in H0 gebaut. Dabei verschob sich sein Interesse immer mehr zu Klein- und Schmalspurbahnen.
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roße Spuren spielten schon frühzeitig bei mir eine Rolle. Das Ergebnis erster Versuche in der Baugröße 0e – mehrere Wagen der Rügenschen Kleinbahnen – ist noch heute vorhanden. Leider scheiterte der Bau passender Triebfahrzeuge an der Versorgungslage in der damaligen DDR. Die Saat zur jetzigen Gartenbahn wurde schon vor ca. 20 Jahren mit Katalogbildern, welche in unserer Modellbahn-AG herumgingen, gelegt. Die nächste Begegnung mit der Gartenbahn waren verschiedene Leipziger und Berliner Modellbahnausstellungen. Kataloge und Veröffentlichungen in verschiedenen Modellbahnzeitschriften nährten den Wunsch zu einer eigenen Gartenbahn. Platzmangel und auch ein begrenztes Modellbahnbudget ließen mich jedoch noch zögern. Ein Urlaub im Jahr 1992 in der Nähe
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von Bremen, der mich auch zum DEV nach Bruchhausen führte, brachte eine ungeplante Wende. Im Souvenirladen des DEV wurde eine gebrauchte Stainz 2 angeboten. Mein damals fünfjähriger Sohn wünschte sich eine Eisenbahn, und nach einer Zugfahrt Richtung Asendorf ging die angebotene Lok und dazu noch ein Ow von LGB in unseren Besitz über. Der Grundstein für die Gartenbahn war gelegt. Im Laufe der Jahre kamen Gleise, Weichen und erste Selbstbaufahrzeuge hinzu. Die Neubauwohnung in Lübbenau verhinderte jedoch noch den Aufbau einer Gartenbahnanlage. Zwischenzeitlich haben wir uns in der Familie auch auf einen Namen für unsere ganz „private“ Privatbahn geeinigt. In Anlehnung an den Namen unseres erstgeboren Sohnes wurde die „Frankhainer Kreisbahn“ gegründet.
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Selbstbaufahrzeuge für die Gartenbahn: oben Lok 11 „Anika“, die auch links mit einem kurzen Zug am Güterschuppen zu sehen ist, und unten der Personenwagen Nr. 601 nach einem Vorbild der CS.
Da diese Fahrzeuge im Modell erheblich länger als die mir bekannten LGBFahrzeuge sind und ich die Befahrbarkeit aller Radien des LGB-Gleissystems sichern wollte, wurden der Triebwagen als VT 101 und der Beiwagen als
Auch diese Güterwagen entstanden im Eigenbau: oben der Muldenwagen OOtm 1201 und unten der offene Güterwagen Ow 1001. Beiden bestehen aus Playmobil-Fahrwerken und Polystyrol-Aufbau.
VB 102 der Frankhainer Kreisbahn in der Länge um ca. 20% verkürzt gebaut. Auch die Bauweise wurde geändert. Nachdem eine Bezugsquelle für Polystyrolplatten verschiedener Stärke gefunden wurde, war das Material für
den Fahrzeugbau auch in der Baugröße IIm gefunden, wenn nicht Messing oder andere Metalle eingesetzt werden sollen. Gute Erfahrungen wurden dabei mit einer Mehrschichtbauweise gemacht, welche die Nachge-
Maßskizze der TU 47 der CD als V1 der Frankhainer Kreisbahn
Rechts: Die knallblaue Lackierung der Lok wirkt besonders gut.
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VT 101 der FKB gönnt sich in der wärmenden Frühlingssonne eine Pause neben dem Lokschuppen. Er wurde ebenso wie der VB 102 (Bild rechte Seite oben) aus Polystyrol erbaut.
staltung vieler kleiner Einzelheiten erlaubt. Beim Bau des Trieb- und Beiwagens mußten auch einige Grundsatzfragen geklärt werden. So z. B. die Frage nach der Gestaltung von Details. Da ich davon ausgegangen bin, daß auch die Kinder weiterhin mit den Gartenbahnfahrzeugen spielen sollten, habe ich mich dafür entschieden, Details nur soweit nachzugestalten, wie es für den
Gesamteindruck notwendig ist und diese noch ausreichend bruchfest sind.
Neue Ideen Ein weiterer Urlaub brachte insbesondere für den Fahrzeugpark unserer Frankhainer Kreisbahn neue Impulse. 1996 war ich wieder mal mit Tochter und Sohn in Urlaub. Ziel waren die Schmalspurbahnen um Jindrichov
Hradec (siehe MIBA-Schmalspurbahnen 1). Ein Zeltplatz in der Nähe des Haltepunktes Albers war schnell gefunden und damit auch eine Attraktion – eine Schmalspurstrecke quer über den Zeltplatz. Dort haben uns die TU 47 der CD (Tschechische Staatsbahn) und die dazugehörigen Personenwagen Balm/s so sehr gefallen, daß wir spontan beschlossen, diese Fahrzeuge sollen einmal unsere Gartenbahn befahren. Als wir die unseres Wissens einzige blaue TU 47 im Betriebsdienst sahen, war klar, dieses Exemplar muß es sein. Der Rest des Urlaubs wurde vorzugsweise mit der Anfertigung von Fotos und Skizzen verbracht. Zurück in der Heimat, wurden nunmehr erstmals am Computer die notwendigen Zeichnungen erstellt. Gleichzeitig konnte mit dem CAD-Programm geklärt werden, daß die Fahrzeuge nunmehr unverkürzt gebaut werden können. Als erstes entstand der Balm/s der CD als KB4 601 der CD in der nun schon bewährten Polystyrolbauweise. Anfängliche Laufprobleme konnten durch Metallradsätze ausgeräumt werden. Der Bau des Diesellokmodells verzögerte sich. Einerseits mußte der
Gleisplan der Anlage. Der im Foto dokumentierte Teil mit dem Bahnhof Eisdorf besteht bereits, während die übrigen Streckenabschnitte noch in der Planung sind.
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Modellbahnetat zeitweise stark gekürzt werden, andererseits bestand meine Tochter auf einer eigenen Lok. Diese Lok, die V 11 „Anika“, entstand auf der Basis eines Playmobil-Fahrgestells. Gleichzeitig diente der Bau dieser Lok der weiteren Verfeinerung der Bauweise und dem Test des Fahrgestells.
Grundstück und Gartenbahn Im Mai des vergangenen Jahres konnten wir ein Haus mit Garten beziehen, und nun ging es relativ schnell mit der LGB ins Freie. Der technische Aufbau wurde nach intensivem Literaturstudium und eigenen Vorversuchen auf einem 8 cm starken vor Ort gegossenen Betonunterbau vorgenommen, auf welchem die Gleise angedübelt wurden. Beim Bau des Unterbaus wurden gleichzeitig die notwendigen Kabel für die Elektrik in Leerrohren mitverlegt. Der Bauabschnitt 1997 umfaßte ca. 25 m Gleise und 7 Weichen. Dabei wurde zur Aufnahme des Fahrbetriebes ein Oval verlegt. Derzeit sind die Weichen noch handgestellt, die Kabel sind jedoch schon vorgerüstet. In der weiteren Ausbauplanung soll der Bahnhof Eisdorf
jedoch zum Kopfbahnhof zurückgebaut werden und damit seinem Vorbild, dem Bahnhof Greetsiel der Kreisbahn Emden-Pewsum-Gretsiel, entsprechen. Dieser Rückbau soll auch deshalb erfolgen, weil ein vorbildgerechter Schmalspurbetrieb als Pointto-point-Betrieb vorgesehen ist. Die elektrische Schaltung soll den Spielbetrieb fördern und ist als ZSchaltung entsprechend den H0e-
Fremo-Normen ausgelegt, wobei jedem Bahnhof ein Stellpult zugeordnet werden wird. Die Fotos und der Gleisplan ermöglichen einen Eindruck vom Bauzustand zum Ende der Saison 1997.
Gebäudebau Natürlich sollte unsere Frankhainer Kreisbahn nicht nur durch Fahrzeuge
Grundriß und Seitenansicht des Lokschuppens. Besonders pfiffig ist die unterschiedliche Länge der Schuppenstände, was auch zu einer interessanten Dachform (vgl. Abb. oben) führt.
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Der kleine Güterschuppen von der anderen Seite. Hier herrscht reger Umschlagsverkehr, obwohl der Ort Eisdorf bisher nur aus einem Haus besteht, …
repräsentiert werden, sondern in einer entsprechenden Umgebung verkehren. Also mußten Gebäude her. Da der Modellbahnetat in seiner Höhe zwangsläufig nicht unbegrenzt ist und damit Prioritäten insbesondere für das Gleismaterial gesetzt wurden, blieb nur der Selbstbau! Als erstes entstand der Lokschuppen nach einem eigenen Entwurf – wiederum in Plexiglasbauweise, da genügend große Polystyrolplatten nicht zu bekommen waren. Entsprechend dem norddeutschen Vorbild des Bahnhofs war die Klinkerbauweise vorgesehen. So entschied ich mich dafür, die Klinker durch einzeln aufgeklebte Ziegel aus 0,5-mm-Polystyrol nachzubilden. Eine Heidenarbeit, aber mit Wirkung! Zum Lokschuppen entstanden noch eine Kohlenbühne in Holzbauweise und ein Wasserkran in Polystyrolbauweise.
Danach wurden die Zeichnungen der TU 47 wieder hervorgeholt, zwei Playmobil-Fahrgestelle und verschiedene LGB-Teile gekauft und mit dem Bau der Lok begonnen. Dabei bewährte sich wiederum die Mehrschichtbauweise. Diese ermöglichte relativ unkompliziert die Nachgestaltung der Rundungen und die Einpassung der Fenster. Als nächstes Bauprojekt nahm der Güterschuppen Formen an. Das Grundgerüst entstand wiederum in Plexiglasbauweise mit aufgeklebtem Fachwerk aus Polystyrol. Leider zeigte sich besonders beim Güterschuppen die Sprödigkeit des Plexiglases. Insbesondere bei der Mithilfe unseres 10jährigen Sohnes brachen manche Teile mehrmals. Auch der Fahrzeugbau machte Fortschritte. Entsprechend der Betriebsannahme für unsere Frankhainer
… welches eine Nachbildung des Einfamilienhauses der FKB-Betreiber ist. Der Kern besteht aus Depafit mit aufgeklebten Polystyrol-Klinkern. Fotos: Ulrich Thorhauer
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Kreisbahn – einem ausgeprägten Kiesverkehr – entstanden der OOtm 1201 als Modell eines OOtm, 20 t, Betriebsnummern 401 bis 428 der ehemaligen Gera-Pforten – Wuitz-Mumsdorfer Schmalspurbahn und der Ow 1001 in Anlehnung an einen Ow der Südharzeisenbahn. Beide Fahrzeuge entstanden wieder aus Polystyrolplatten, sind damit wetterfest und in gewissen Grenzen auch spielfest. Immer auf der Suche nach neuen Materialien für den Modellbau, bin ich durch berufliche Kontakte zu einer Werbegrafikerin auf ein Material für Gebäudemodelle gestoßen, welches einerseits genügend Stärke und Elastizität hat und gleichzeitig sich leicht verarbeiten läßt: Depafit. Es ist den Polystyrolplatten ähnlich, in der Mitte jedoch geschäumt und in verschiedenen Stärken von 3 bis 12 mm erhältlich. Grafiker benutzen diese Platten gewöhnlich als Grundlage für Werbeschilder. Dieses Material wurde also beschafft und erstmals beim Bau eines Modells unseres Einfamilienhauses verwandt. Die Verklinkerung entstand jedoch wieder durch einzeln aufgeklebte Ziegel aus 0,5-mm-Polystyrol.
Pläne für die Saison 1998 Wenn dieser Artikel erscheint, soll unsere Bausaison im Garten schon wieder im vollen Gange sein. Viele Pläne warten auf ihre Verwirklichung. Einerseits soll der im Gleisplan rechts dargestellte Bereich in Betrieb genommen werden, um für unsere Fahrzeuge genügend Auslauf zu haben, aber auch, um der Spreewaldbahn zu ihrem 100jährigen Jubiläum die nötige Reverenz zu erweisen. Dazu gehört natürlich der maßstäbliche Nachbau des Bahnhofs Goyatz. Ich hoffe, diese Projekte bis zum Jubiläum am 6. Juni 1998 fertiggestellt zu haben. Auch der Güterverkehr fordert seine Betriebsstellen. Deshalb ist der Bau eines wirklich monströsen Kieswerkes für den Anschluß Kieswerk geplant. Ebenso soll der Fahrzeugbau nicht zu kurz kommen. Hauptprojekt wird der Tw 110 als Modell des HSB-Neubautriebwagens VT 187 015 sein. Doch über diese Projekte könnte zu anderer Zeit und an anderer Stelle berichtet werden. Vielleicht wird es auch mal ein Baubericht, denn bisher habe ich es immer versäumt, den Bauablauf entsprechend zu dokumentieren. Ulrich Thorhauer MIBA-Miniaturbahnen 5/98
Viele Geräte und Lokomotiven, hier eine Auswahl, wurden zum Decoder-Test herangezogen.
Hochleistungsdecoder im Praxistest
Digital in den Garten Groß- und Gartenbahnen sind für den Einsatz von digitalen Mehrzugsteuerungen fast prädestiniert. Wer spezielle Decoder mit vielen Funktionen oder besonderer Leistungsfähigkeit passend für sein Digitalsystem sucht, findet hier Tips und Informationen.
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chnell ist an einem sonnigen Tag die LGB ohne Kabelgewusel im Garten aufgebaut, die Digitalzentrale angeschlossen und schon kann mit Freunden und Bekannten der digitale Mehrzugspaß beginnen. Jeder kann mit einer Lok-Maus oder einem Handregler je nach Digitalsystem freizügig seine Lok über die Gleisanlagen fahren und nach Herzenslust rangieren. Bevor der Spaß beginnen kann, müssen allerdings vorher die Lokomotiven mit Decodern ausgerüstet werden. Da stellt sich zwangsläufig die Frage, welche Decoder von welchem Hersteller sich mit welchem Digitalsystem steuern lassen. Auch ist die Frage nach Leistungs- und Funktionsumfang nicht unerheblich. Typische Digital-System für Großbahnen sind die Geräte von Lenz, LGB, Digitrax und Zimo. Weniger bekannt, aber ebenfalls für Großbahnen geeignet ist das Selectrix-System. Nun sollen in diesem Beitrag weniger die Systeme durchleuchtet werden, son42
dern vielmehr großbahntaugliche Decoder. Bevor wir uns den Decodern im einzelnen zuwenden, vorab noch einige allgemeine Informationen: Der Leistungsumfang der Decoder sprengt in aller Regel den in der Praxis gebräuchlichen Anwendungsfall. Im Schnitt benötigen die Motoren der LGB-Lokomotiven 500 bis 800 mA, Lokomotiven mit zwei Motoren nehmen 800 bis 1400 mA Strom auf. Ähnlich verhält es sich mit den schaltbaren Sonderfunktionen. Meistens reicht es, wenn man Licht und Rauchgenerator schalten kann. Seltener werden weitere Funktionen für Rangierkupplungen oder Soundmodule benötigt. Bei Lokempfängern für das DCC-Format (NMRA) kommen noch mannigfaltige Einstellmöglichkeiten hinzu, die eine optimale Anpassung des Decoders an die Lok erlauben. Diese zu programmierenden Einstellungen werden als CVs bezeichnet (Configuration Variable). Sie ermöglichen eine auf die
Lok bezogene Einstellung der Minimalund Maximalgeschwindigkeit, des Beschleunigungs- und Bremsverhaltens, des Verhaltens der Lastregelung usw. Die Klärung der Frage, ob die vielen CVs in jedem Einzelfall sinnvoll und nötig sind, würde diesen Betrag um Längen sprengen und hätte eher einen philosophischen Wert. Die Leistungsfähigkeit des Motorausgangs eines Decoders ist eine Sache, die der Schaltausgänge eine andere. In der Regel reicht die Leistung der Schaltausgänge für zwei bis drei Lämpchen. Wer leistungshungrige Verbraucher wie z.B. einen Rauchgenerator schalten möchte, sollte dies auf alle Fälle mit einem zwischengeschalteten Relais tun. Die Verwendung eines Relais zur galvanischen Trennung (Stromkreistrennung) empfiehlt sich übrigens auch, wenn man Geräuschmodule ansteuern möchte. Die Firma Lenz und Dietz bieten fertige Relaisplatinen an.
Arnold 21200 Eigentlich ist der Arnold-Decoder für leistungshungrige H0-Lokomotiven konzipiert. Seine Leistungsfähigkeit erlaubt jedoch auch einen Einbau in Großbahn-Loks. Trotz seiner geringen Größe verfügt der Decoder über eine abschaltbare Kurzschlußüberwachung und eine gut funktionierende Lastregelung. Alle drei Testloks ließen sich nach Einstellung der optimalen Werte ab Fahrstufe 1 mit modellmäßiger halber SchrittgeMIBA-Miniaturbahnen 5/98
schwindigkeit fahren. Bei der Rügenlok ließ der Decoder bis zur Fahrstufe 5 nur ein etwas ruckeliges Fahren zu. Die Einstellung der Höchstgeschwindigkeit hatte auch geringen Einfluß auf die Minimalgeschwindigkeit. Bei maximaler Fahrstufe für die Höchstgeschwindigkeit verdoppelte sich die Minimalgeschwindigkeit in der Fahrstufe 1. Die Lastregelung läßt die Lokomotiven geschmeidig durch Weichenstraßen, durch Kurven und über Steigungen fahren. Die Betriebsanleitung zeigt die Anschlüsse und beschreibt die einstellbaren CV und deren mögliche Werte. Die Grundeinstellung (DefaultWert) ist nicht angeben.
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Digitrax DH83FX Als Geheimtip werden die Lokempfänger aus den Staaten gehandelt. Sowohl die kleineren für H0 wie auch die dicken Brocken für die Großbahner bieten einen erheblichen Leistungsumfang. Der DH83FX ist zum Schutz komplett in einen Schrumpfschlauch gehüllt. Als aktiven Schutz gegen betriebsbedingte Zerstörung verfügt er über einen Überlastschutz gegen motorseitigen Kurzschluß und über eine Thermoschutzschaltung gegen zu starke Erwärmung des Decoders. Die beigepackte Betriebsanleitung ist in Englisch geschrieben. Eine Zeichnung mit den entsprechenden Anschlüssen erlaubt jedoch den problemlosen Einbau und Anschluß. Leider enthält diese Betriebsanleitung
Die getesteten Decoder (v.l.n.r.): Selectrix 66832, Arnold 21200, LBG 55020, ZIMO MX65V, Digitrax DH 83 FX und auf dem Ballastgewicht LE 230 und LF 200 von Lenz. Alle Fotos: gp
keine Angaben über die zu programmierenden Einstellungen. Diese findet man in einer kleinen Extrabroschüre. Beim Fahrtest in unseren drei Testlokomotiven zeigte sich, daß sich nur der B-Kuppler mit der Minimalgeschwindigkeit so einstellen ließ, daß die Lok ab Fahrstufe 1 anfährt. Die Rügenlok fuhr ab Fahrstufe 3 und die Mallet ab Fahrstufe 5 mit maßstäblicher Schrittgeschwindigkeit an.
Die fehlende Regelung machte sich bei der Rügenlok in Kurven durch Verminderung der Geschwindigkeit bemerkbar. Ein guter Lokführer wird hier von Hand nachregeln. Ähnlich verhält es sich bei schweren Zügen in Kurven und Steigungen. Die Betriebsanleitung gibt Aufschluß über Anschluß des Decoders und über die möglichen einstellbaren Eigenschaften.
Auswahl großbahnfähiger Fahrzeugempfänger Decoder Format Größe (mm) Adreßbereich Fahrstufen Einstellungen Vmin Vmax Beschleunigung Verzögerung Lastregelung max. Motorstrom Überlastschutz Funktionen max . F.-strom Variable Spannung Analogbetrieb
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Arnold 21200 DCC 26 x 16 x 3 1-119 14/27/28
DIGITRAX DH83FX DCC 31 x 17 x 6,6 1-999 128
LGB 55020 DCC 55 x 25 x 8,5 1-99 14/27/28
Lenz LE 230 DCC 71 x 30 x 11 1-99 14/27/28
Selectrix 66832 Selectrix 37,5 x 12,5 x 3 1-112 31
ZIMO MX65V DCC/ZIMO 47 x 26 x 17 0-10239 126
0-255 0-255 0-255 0-255 ja/255 Stufen 1500 mA ja 2 je 100mA
0-255 entfällt 0-31 0-31 nein 3500 mA ja 8 je 200 mA
0-255 0-252 0-255 0-255 ja/80 Stufen 3000 mA ja 8 je 500mA
– ja*
1-15 1-10 1-15 1-15 ja/15 Stufen 3000 mA nein 5 F0=300 mA F1=500 mA – ja
entfällt 7 7 7 ja/4 Stufen 1200 mA nein 2 je 300 mA
– ja*
entfällt entfällt entfällt entfällt nein 1500 mA nein 2 F0=300 mA F1=50 mA – ja*
– ja*
ab 1,2 Volt ja*
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Lenz LE 230 Statt mit losen Strippen, wartet der LE 230 mit praktischen Schraubklemmen und mehrpoligen Flachsteckern für die Schaltfunktionen auf. Es lassen sich Kabel mit größerem Querschnitt (z.B. 0,5 mm2) für die Stromabnehmer und Motoranschlüsse verwenden, was bei den größeren Motorströmen besser ist. Im Fahrbetrieb griff die Lastregelung spürbar bei engen Kurven und Steigungen ein und hielt die Geschwindigkeit konstant. Bei niedrigen Geschwindigkeiten in der Fahrstufe 1 fuhren die Loks sehr langsam, etwa halbe Schrittgeschwindigkeit. Manko bei niedrigen Geschwindigkeiten war das eher ruckelige Fahrverhalten. An die Steckleiste S2 kann eine Zusatzendstufe (Booster) für eine mehrmotorige Lok angeschlossen werden. Die Beschreibung ist umfangreich, zeigt den Anschluß des Decoders und beschreibt seinen Leistungsumfang. Die möglichen einstellbaren CVs sind beschrieben, der Einstellbereich und die Grundeinstellung angegeben.
LGB 55020 Der von Lenz für LGB gefertigte Decoder ist auf den Einbau in LGB-Fahrzeuge zugeschnitten und verfügt über die LGB-typischen Steckstifte auf dem Decoder. Er hat keine Lastregelung und verfügt nur über zwei Funktionsausgänge. Dies ermöglicht allerdings diemit der Lokmaus bedienbaren Funktionen auszuschöpfen. Prämisse war eine einfache und unkomplizierte Mehrzugsteuerung. Das Fahrverhalten der Loks mit dem LGB-Decoder ist durchschnittlich und entspricht im wesentlichen den Fahreigenschaften der Loks ohne Decoder im Gleichstrombetrieb. Die Mallet fährt mit dem LGB-Decoder ab Fahrstufe 9 mit halber Schrittgeschwindigkeit an. Ähnliches gilt für die die beiden anderen Dampfrösser, mt dem Unterschied, daß diese etwas eher losfuhren. Einstellungen der CVs lassen sich nur in beschränktem Maß durchführen, da dieser Decoder hauptsächlich für den Einsatz mit der Lokmaus konzipiert ist und sich von ihr bis auf die Adresse nicht programmieren läßt. Mit der recht umfangreichen Dokumentation dürfte der Einbau des Decoders keine Schwierigkeiten bereiten, zumal ein lieferbares Zusatzkabel den Anschluß der schaltbaren Funktionen erleichtert. 44
Relaisplatine LF 200 von Lenz ermöglicht das Schalten auch elektrischer größerer Lasten.
Wird den kleineren Decodern zu heiß, kann durch Aufkleben kleiner Kühlkörper auf die Transistoren Abhilfe geschaffen werden.
Selectrix 66832
MX 65V von seiner besten Seite. Mit ihm ließen sich die drei Testdampfer ab der Fahrstufe 1 anfahren, und zwar mit etwa halber Schrittgeschwindigkeit. Die Rügenlok von LGB zeigte gegenüber den beiden anderen Loks ein leicht ruckeliges Fahrverhalten bis etwas Fahrstufe 5. Bis auf diese Abweichung fuhren die Loks geschmeidig. Auch ein Wechseln der Fahrstufen wurde auf die sanfte Weise bewerkstelligt. Wer sich einen DCC-ZIMO-Decoder für seine LGB kauft, und diese beispielsweise mit einem Lenz-System steuert, schaut in Bezug auf die Betriebsanleitung alt aus. Die Betriebsanleitung ist kaum größer als der Decoder und beschreibt nur die vorhandenen Anschlüsse. Man ist gezwungen, sich zusätzliche Informationen über den Fachhändler zu besorgen. Diese sind dann allerdings sehr ausführlich bis ins kleinste Detail beschrieben.
Nicht ganz so ins Konzept des Decoderreigens scheint der Lokempfänger von Selectrix zu passen. Vergleicht man seine Daten aus der Tabelle mit denen der DCC-Decoder, bräuchte man ihn nicht zu beachten. Mit nur zwei schaltbaren Ausgängen reicht er nur für die Standardanwendung, und mit einer Strombelastung des Motorausgangs von 1200 mA würde er auch nicht den Hering vom Teller ziehen. Der Praxisvergleich mit den kräftigeren Decodern zeigt, daß er mindestens genausogut die Loks im Griff hat. Das Erstaunliche dabei ist, daß der Decoder ohne Änderung der möglichen Einstellungen alle Loks (auch die anderer Nenngrößen) mit der Fahrstufe 1 im Bereich der Schrittgeschwindigkeit anfährt, egal ob die Lok einen oder zwei Motoren hat. Die Bedienungsanleitung ist knapp, aber verständlich und zeigt die Verdrahtung der Anschlüsse. Die programmierbaren Einstellungen wie z.B. Höchstgeschwindigkeit und Impulslänge der Lastregelung sind beschrieben und deren Grundeinstellungen benannt.
ZIMO MX 65V Der leistungsfähigste Testkandidat stammt von ZIMO. Markantes Merkmal des Decoders ist der Kühlkörper zur Wärmeabfuhr bei hohen Motorströmen. Über eine 16polige Pfostenleiste, Bandkabel mit passendem Stecker wird mitgeliefert, wird die Verbindung zu den Schleifern, Motoren und sonstigen Verbrauchern hergestellt. Nach dem Ermittlen der optimalen Einstellungen entsprechender CVWerte (durch Probieren) zeigt sich der
Quercheck Unser Quercheck mit verschiedenen Digital-Zentralen hat keine nennenswerten Mängel ans Tageslicht gefördert. Die Loks mit den verschiedenen Decodern bestückt, konnten mit DCCZentralen von Arnold, Digitrax, Lenz und LGB und der Central-Control von Selectrix gefahren werden. Ein kleines Handicap hat die Selectrix-Zentrale, da sie nur das nichterweiterte DCC-Datenformat sendet und sich somit nicht die Funktion 1 schalten läßt. Ein entsprechendes Update der Central-Control von Selectrix auf das erweiterte DCCDatenformat könnte dieses kleine Manko beseitigen. Programmieren lassen sich die DCCLokempfänger von den größeren DigiMIBA-Miniaturbahnen 5/98
Für den Decodertest mußte unter anderem das Fahrwerk der „Rügenlok“ von LGB herhalten. Mit Steckschuhen ausgerüstet, wurden die Decoder der Reihe noch mit der Mallet der SEG und der kleinen Dicken, BR 99 5001, getestet. Einige der Decoder taten sich sowohl mit dem D-Kuppler wie auch mit der Mallet etwas schwer. Erstaunlicherweise wurden ausgerechnet die etwas leistungsschwächeren Decoder von Arnold und Trix besser mit den dicken Brocken fertig.
Links: Bei Einbau von anderen Decodern als dem LGB-Decoder sind umfangreichere Arbeiten erforderlich. Die original LGB-Platine der „Rügenlok“ wurde entfernt und durch Decoder und Relaisplatine von Lenz ersetzt. Auf der Lochrasterplatine ist ein variabler Spannungsregler aufgebaut.
tal-Zentralen mit entsprechenden Eingabetastaturen auf den Geräten oder den Handreglern. Mit der LGB-Zentrale können nur die Adressen geändert werden.
Tips Die etwas leistungsschwächeren Decoder können im Grenzfall, Lok mit zwei oder leistungshungrigen Motoren, auch eingesetzt werden. Dazu gilt es zu beachten, daß die größere Verlustwärme des Decoders – er wird deutlich wärmer, fast heiß – abgeführt werden muß. Dazu klebt man mit Sekundenkleber kleine Kühlkörper auf die Ausgangstransistoren (schwarze achtbeinige Bauteile). Die Größe der Kühlkörper hängt im wesentlichen von den Platzverhältnissen auf und um den Decoder ab. Der Kühlkörper muß plan auf dem Transistor aufliegen und darf keinen Kontakt zu den umliegenden Bauteilen haben. Eine andere Möglichkeit bei Loks mit zwei Motoren ist der Einbau von zwei Lokempfängern, pro Motor ein Decoder. Diese müssen auf die gleiche Lokadresse eingestellt werden. Die anderen Einstellungen sollten ebenfalls die gleichen Werte aufweisen. MIBA-Miniaturbahnen 5/98
Rechts: Die neueren mit „D“ gekennzeichneten Lokomotiven sind für den Einbau eines Lokempfängers vorbereitet; vier Steckstifte und eine blaue Stiftleiste stellen die nötigen Verbindungen her.
Summa summarum Es macht schon Sinn, sich vorher zu überlegen, wie weit man die Lokomotiven mit Sonderfunktionen aufrüsten möchte und sich danach zu der Mehrzugsteuerung passende Decoder einbaut. Wer neben seiner Gartenbahn noch eine H0- oder N-Modellbahn sein eigen nennt, kann unter Umständen ein schon dort eingesetztes Digitalsystem (Zentrale, Steuergeräte usw.) auch für die LGB einsetzen. Es müßten lediglich Decoder gekauft werden, die mit einer vorhandenen Digitalsteuerung funktionieren. Für den Modellbahner, der inselmäßig, also nur mit seinen Loks auf der eigenen Anlage Betrieb macht, spielt es keine Rolle mit welchem System er Betrieb macht. Wer anlagen- oder systemübergreifend Betrieb macht, sollte bei der Fahrzeugempfängerwahl bei DCC-Decodern bleiben.
Die besten Fahrverhalten zeigten die Decoder von Arnold, Selectrix und ZIMO, wobei der Selectrix-Decoder am anwenderfreundlichsten ist, da hier die wenigsten Einstellungen vorgenommen werden müssen – falls erforderlich. Die anderen Decoder glänzen eigentlich nur wegen ihres höheren Motorstroms und den vielen Zusatzfunktionen, der DH83FX noch durch seine Thermo- und Kurzschlußsicherung. Der LGB-Decoder nimmt eine Sonderstellung ein, da er eigentlich für Neueinsteiger ins digitale Gartenbahngeschehen konzipiert ist. Positiv darf die Betriebssicherheit der Decoder attestiert werden, während die Betriebsanleitungen teilweise einer dringenden Überarbeitung bedürfen. Vor allem Einsteiger oder nicht so sattelfeste Digitalbahner tun sich in den unübersichtlichen Anleitungen beim Suchen und Verstehen schwer. gp 45
Ein massiver Tunnel für die Gartenbahn
Bausteine aus Beton Nicht nur in der guten Stube fahren Züge durch Modellbahnberge. Auch im Garten kann man die Strecke mit Tunneln versehen und sie so durch Blumenbeet-Berge und unter Wegen entlangführen. Der Größe der Bahn und den Anforderungen des Freilandbetriebes entsprechend, zeigt Wieland Kolbe, wie mit selbstgebauten Betonsegmenten ein einfach herzustellender und preiswerter Tunnel für die LGB entsteht.
A
m Anfang erfreut man sich meist an einem Zug, der auf einem schlichten Gleisoval verkehrt. Dieses wird je nach Jahreszeit in der Stube oder auch im Freien ausgelegt. Führt die Strecke über eine Wiese und an einem schönen Blumenbeet vorbei, darf man die LGB zu Recht Gartenbahn nennen. Abwechslung entsteht, wenn das Oval erweitert wird. Die Strecke kann dann quer durch den Garten führen. Besonders interessant wird es, wenn die Züge via Tunnel durch einen schön bepflanzten Berg fahren. Auch Wege können kreuzungsfrei passiert werden, 46
indem man die Strecke in einem Tunnel unter dem Weg entlangführt. Wenn diese Streckenabschnitte länger als für ein paar Spieltage installiert werden, lohnt es sich, mit einigem Aufwand Trasse und Tunnel witterungsfest aufzubauen. Als Werkstoff, der zudem bei entsprechender Verarbeitung auch große mechanische Lasten aufnehmen kann, ist Beton geeignet. Stellt man sich daraus einen ausreichenden Vorrat an Bausteinen her, kann man die Trasse schnell und stabil befestigen. Die Grundlage für den Tunnel bietet der Trassenbaustein. In ihm befindet sich eine Mulde, die als Bett für den
Gleiskörper dient. Wichtig sind außerdem Entwässerungsrinnen, die unterhalb der Bettungsmulde verlaufen. Die Seitenwangen sind so breit ausgeführt, daß auf ihnen die Bausteine der Tunnelröhre stehen. Die Röhrenbausteine haben also die gleiche Breite wie die Trassenbausteine. Sie sind aber wesentlich höher und haben im Inneren eine Aussparung, die dem erforderlichen Tunnelprofil entsprechen sollte (siehe auch NEM 102, 103 und 105).
Der Röhrenstein Um eine hohe Zug- und Druckfestigkeit zu erreichen, legt man in den frischen Beton kräftige Drahtstücke, die an den Enden umgebogen sind. Die Drähte sind quer über der Röhre anzuordnen. Ein Röhrenstein sollte nicht länger als 200 mm gegossen werden, damit er nicht zu schwer und damit bei der Verarbeitung zu unhandlich wird. Der Trassenbaustein kann dagegen bis zu 500 mm lang sein. Bei verhältnismäßig kurzen Tunneln besteht er am besten aus einem Stück, so daß die Gleise sicher im Bett liegen. Ist der Tunnel so lang, daß mehrere Trassenbausteine aneinandergereiht werden müssen, so ist auf eine solide und wetMIBA-Miniaturbahnen 5/98
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Die Skizze der Röhrenbausteinform zeigt in der Draufsicht, daß der Kern des Röhrenblockes aus mehreren Holzleisten (Aussteifungsklötze) besteht, die entlang der roten Röhrenumrißlinie angeordnet sind. Sie werden mit einer der Röhrenkontur entsprechenden Deckplatte und mit der unteren Rahmenplatte verschraubt.
Die Schnittskizze der Form des Trassenbausteines zeigt deren einfachen Aufbau: Auf dem Grundbrett sind eine Leiste für die Trasse und eine schmale Leiste für den Entwässerungskanal angebracht. Der Rahmen wird mit Schraubzwingen befestigt.
terfeste Ausrichtung zu achten. (Außerdem müssen dann Zugänge geschaffen werden, um bei Havarien eingreifen zu können.) Als Untergrund hat sich ein ebenes Kiesbett als geeignet erwiesen, das zuvor verdichtet wurde. Darauf legt man die Trassensteine aus und richtet sie aus. Es ist es ratsam, das Kiesbett und damit die Trassensteine mit einer leichten Neigung zu verlegen, damit Wassereinbrüche sicher über die Entwässerungsrinnen abgeleitet werden können.
Tunnelmontage Nach erfolgreichen Probefahrten können dann die Röhrensteine aufgestellt werden. Soll der Tunnel dauerhaft bestehen, so fixiert man die Röhrensteine mit speziellem Betonkleber auf den Trassensteinen. Auch hier
sollte man vor der endgültigen Befestigung eine Probefahrt vornehmen. Ist der Tunnel fertig gebaut, deckt man ihn mit einer Kunststoffolie, wie sie beispielsweise zum Auslegen von Gartenteichen verwendet wird, ab.
Die Form des Röhrenbausteines besteht aus einer Grundplatte mit Rahmen und dem Röhrenkern an der unteren Rahmenwand.
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Dadurch verhindert man, daß Wasser und Wurzelwerk eindringen oder feiner Sand durch die Fugen rieseln kann. Sodann kann der Tunnel zugeschüttet und bepflanzt werden. Zur Gestaltung der Portale eignen sich ebenfalls
Das Trassenbrett paßt exakt in den Rahmen der Trassenbausteinform. Die Leiste für den Entwässerungskanal fehlt noch.
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Betonteile. Man erhält sie konfektioniert im Fachhandel oder gießt sie sich mit handelsüblichen Formen selbst. Mit Betonfarbe läßt sich dem Portal der letzte Schliff geben.
Formenbau Die Form für den Trassenbaustein läßt sich einfach herstellen. Dazu benötigt man gehobelte bzw. kunststoffbeschichtete Bretter und Leisten. Auf ein ausreichend großes Grundbrett schraubt man zunächst ein langes Brett, mit dem die Trassenmulde entsteht. Auf dieses wird wiederum eine Leiste (Länge: 450 mm) geschraubt, die dem Entwässerungskanal die Form gibt. Nun benötigt man noch einen Rahmen. Die Innenmaße betragen im Beispiel 250 x 450 mm. Er besteht aus vier Brettern, die rechtwinklig verschraubt sind. Der Rahmen wird nicht an der Grundplatte befestigt. Statt dessen dienen beim Gießen des Bausteines Schraubzwingen als Befestigungsmittel. Um die Form für die Röhrenbausteine anzufertigen, muß zunächst die Form der Röhre festgelegt werden. Der Öffnungsbogen wird auf eine Sperr-
Material zur Herstellung der Formen: Grundplatte mit glatter Oberfläche gehobelte Bretter ● Leisten ● Schrauben ● Kunststoffbahn ●
Um die Form für die Sockelsteine einsatzbereit zu machen, legt man den Rahmen auf das Grundbrett, richtet ihn an den Rändern aus und klemmt ihn mit zwei mittig angebrachten Schraubzwingen fest. In Längsrichtung wird die Position des Rahmens durch das exakt passende Brett für die Trasse bestimmt. Die Blechwinkel an den Rahmenecken sorgen für Stabilität und Rechtwinkligkeit des Rahmens, der aus Brettern besteht. Bevor die Form mit Beton gefüllt werden kann, muß sie mit Öl eingestrichen werden. Damit saugt sich das Holz voll, und es wird verhindert, daß sich der Beton mit dem Holz verbindet und das Ausformen nach dem Aushärten unnötig erschwert wird. Als Öl eignet sich Speiseöl recht gut, da es umweltfreundlich ist. (So läßt sich beispielsweise überlagertes Öl verwenden, daß zur Speisenzubereitung nicht mehr taugt.)
●
Material zur Herstellung der Betonsteine: Öl (z.B. Speiseöl) feingesiebter Kies ● Zement ● Wasser ● Stahldraht als Armierung ● ●
Werkzeuge zur Herstellung der Betonsteine: ● Mischbehälter (Eimer, Mörtelkiste oder Schubkarre) ● Schraubzwingen ● Sandsieb ● Schaufel ● Weichmacher (spatenähnliches Rührgerät) ● Maurerkelle ● Stampfer (Holzstab)
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Da für die Herstellung der Tunnelbausteine verhältnismäßig geringe Materialmengen benötigt werden, lohnt es sich, Reste von größeren Baustellen zu verwenden. Um einen glatt aushärtenden Beton mischen zu können, benötigt man feinen Kies. Diesen gewinnt man durch Aussieben: Mit einer Kelle streut man den Kies auf ein Malersieb. Im darunter stehenden Eimer sammelt sich dann der sofort verarbeitbare Kies. Die übrigbleibenden Steinchen können später zur Gestaltung der Gartenbahnlandschaft verwendet oder zum Auffüllen von Kieswegen benutzt werden.
Kies und Zement werden zunächst trocken im Verhältnis 3 : 1 gemischt. Dann gibt man nach und nach soviel Wasser dazu, daß ein sämiger, nicht zu nasser Brei entsteht. Mit der Maurerkelle wird nun schichtweise der Beton in die Form gebracht. Beim Füllen der Röhrensteinform legt man eine Kunststoffbahn um den Röhrenkern, damit später das Entformen leichter fällt. Für die Herstellung eines einzelnen Bausteines benötigt man nur ein kleines Mischgefäß, etwa einen alten Eimer. Wenn mehrere Formen gleichzeitig gefüllt werden sollen, kommt man um ein großes Mischgefäß wie ein Mörtelkasten oder eine Schubkarre nicht herum.
Fotos: Andreas Stirl
Damit der Beton blasenfrei in die Form gelangt, wird der Beton in der Röhrensteinform durch wippendes Rütteln verdichtet. Dies sollte schichtweise erfolgen. Um wippend zu rütteln, wurde die Form auf ein Brett gelegt, das auf einer Leiste liegt. Vor dem Rütteln stampft man die Schichten mit einem Holzstempel fest.
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Auch der Beton in der Sockelsteinform muß schichtweise verdichtet werden. Zum wippenden Rütteln erfaßt man die Griffe der Schraubzwingen und wippt die Form. Als „ Wipplager“ dienen die Köpfe der Schraubzwingen, die sich auf dem Boden befinden. Die Vorverdichtung erfolgt mit einem Holzstampfer.
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(150 mm breit) und hat die Innenmaße 260 x 250 mm. Hier wird der Rahmen mit der Grundplatte verschraubt. Lediglich die Fußleiste ist abnehmbar mit den benachbarten Rahmenbrettern und mit dem Röhrenkern zusammengeschraubt.
Steine aus Beton gießen
Nach dem Befüllen der Formen reinigt man sie gründlich von überschüssigem Beton. So wird sichergestellt, daß die Kanten glatt sind und der Stein sich besser entformen läßt.
Ist der Beton fest, geht es ans Entformen. Beider Röhrenform wird zunächst das untere Rahmenteil abgeschraubt und der Röhrenkern entfernt. Dann kann der Stein entnommen werden.
holzplatte gezeichnet und ausgesägt. (Als Schablone diente im Beispiel die im Handel erworbene Gußform, mit der das Tunnelportal entstanden ist.) Dann schraubt man die Holzleisten (ca. 40 x 30 mm), die so lang sind, wie der Röhrenstein tief sein soll (ca. 150 mm), entlang der Sägekante an. Die Fußleiste verbindet man mit dem entsprechenden Rahmenbrett. Um der Röhre beim Gießen des Betons ihre exakte Form zu geben, wird nun ein durchgehendes Kunststoffband, z. B. PVC oder Linoleum, um die Leisten gelegt. Da es eine glatte Oberfläche hat, erleichtert es später die Entformung. Auch für diese Form benötigt man wieder einen Rahmen. Er besteht aus rechtwinklig verschraubten Brettern 50
Vor dem Gießen des Betons ölt man die Form ein, damit der Beton nicht an ihr haftenbleibt. Als Öl eignet z. B. Speiseöl. Zum Anrühren des Betons verwendet man eine Mischung von Zement und feinem Kies im Verhältnis 1:3. Es wird schließlich soviel Wasser dazugegeben, daß ein sämiger, nicht zu nasser Brei entsteht. Als Mischbehälter können spezielle Bottiche oder eine Schubkarre dienen. Bei kleinen Mengen genügt auch ein Eimer. Nach dem gründlichen Mischen gibt man den Beton schichtweise in die Form. Die unteren Lagen stampft man mit einem kräftigen Holzstab fest in die Form, so daß der Beton in alle Ecken gelangt und keine Luftblasen eingeschlossen werden. Auch die Moniereisen, die zur Erhöhung der Tragkraft der Röhrensteine dienen, müssen eingelegt und dicht vom Beton umschlossen werden. Die oberen Betonschichten werden durch Rütteln verdichtet. Je nach Bauform rüttelt man dabei die Gußform, wie gezeigt, durch Wippen an den Schraubzwingen oder Wippen des Grundbrettes über eine Leiste. Nach dem Festwerden des Betons lassen sich die Teile ohne weiteres aus der Form entnehmen. Nach dem Reinigen und erneuten Einölen kann der nächste Stein gegossen werden. Rainer Ippen
Mit den Tunnelsteinen wurde ein Mauerdurchbruch, der in den Fahrzeugunterstand führt, befestigt. Mit dem ebenfalls aus Beton gegossenen Portal wird abschließend die Fassade kaschiert. MIBA-Miniaturbahnen 5/98
MIBA-SCHWERPUNKT Gartenbahn
H. R. Gigers eigenwillige Gartenbahn
Horrorfahrt auf schmaler Spur
Der Schweizer Künstler H.R. Giger hat sich mit den Bildern unheimlicher Maschinenwesen einen Namen gemacht; einem breiten Publikum wurde er zudem als Schöpfer des Monsters aus dem Film „Alien“ bekannt. Der Meister selbst fährt derweil vergnügt mit einer eigenen Gartenbahn durch seine morbide und makabre Welt ...
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a hab ich gedacht, das ist das Allerletzte.“ Mit diesen Worten kommentiert H.R. Giger Fotos von Gartenbahnen, die man ihm im Frühjahr 1995 zeigte. Mit einer echten Lokführermütze auf dem Tender einer ModellLok kauern und Scharen von Kindern im Kreis herumfahren, das ist nicht nach seinem Geschmack. Eigentlich spielte er damals – also im Frühling 1995 – nur mit dem Gedanken, mit seinem Geisterzug aus dem HollywoodFilm „Species“ im eigenen Garten herumzufahren. Und da er diese Lokomotive in einer Spurweite von 5 Zoll baute, erklärte man ihm, daß man in dieser Größe selbst auf dem Zug mitfahren kann, und zeigte ihm entsprechende Fotos. Sie gefielen ihm nicht, meinte aber: „So das Herumfahren, das würde ich noch gut finden!“
Keilförmig und messerscharf
Gleisen tauchen unheimliche Monster auf, deformierte Schaufensterpuppen liegen herum, eine Horde Krokodile lauert im Wasser. Der Zug taucht in einen sich noch im Bau befindlichen Spiegeltunnel. Dann geht die Horrorfahrt an einer Autoschrottskulptur des französischen Künstlers Vaufrey vorbei, anschließend an feuerroten, bald an giftgrünen Wänden entlang. Das letzte Teilstück besteht aus einer 150‰-Steigung, die der Zug trotz Hilfe einer Zahnstange nur mit Mühe bewältigt. Im März 1995 begann H.R. Giger mit dem Aufbau seiner Gartenbahn. Gleise und Weichen stammen von der bekannten Firma Ball & Sohn. Die Schienen liegen lose auf Betongarten-
Neben der Strecke: Eine Skulptur des französischen Künstlers Vaufrey, der vor allem mit alten Autoteilen arbeitet. Hier setzte er seine Vorstellungen von einem Zug um. Alle Fotos: Daniel Wietlisbach
Linke Seite: Die „Lok” mit einer Spurweite von 7 1/4 Zoll auf der den Teich überquerenden Gitterbrücke. Von vorn wirkt der riesige Pflug besonders bedrohlich! H. R. Giger in seinem Garten: Seit 1995 baut er zusammen mit einigen Künstlerfreunden seine ganz eigene „Gartenbahn”.
Seither hat H.R. Giger in seinem Garten gut 120 Meter Gleis verlegt. Er wählte jedoch die größere Spur von 7 1/4 Zoll und baute dafür einen neuen Zug! Ein Abschnitt der Strecke ist zusätzlich mit einer dritten Schiene ausgerüstet – so kann er auch den kleineren, in der 5-Zoll-Spur gehaltenen „Species“-Zug fahren lassen ... Teilweise führt die Linie sogar durch sein Haus. Dort beginnt auch die Fahrt: Die keilförmige, messerscharfe Spitze der Lokomotive durchstößt eine mit Totenköpfen bestückte Flügeltüre und donnert in den verwilderten Garten. Auf einer rostigen Stahlbrücke überquert der Zug einen tiefschwarzen, unheimlichen Teich – den alten Swimmingpool. H.R. Giger sitzt auf der Lok und steuert in zügigem Tempo durch seine eigene Geisterwelt. Neben den MIBA-Miniaturbahnen 5/98
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Die Kreuzung ist mit einer zersägten Tischplatte ausgelegt, die für die Giger-Bar in Chur entworfen wurde.
platten und Betonschalungsbrettern. Gigers Spezialzug für das 7-1/4-ZollGleis besteht aus drei Teilen. Jeder weist drei gekuppelte Achsen auf, eine Einheit besitzt zusätzlich ein Zahnrad. Die gekuppelten elektrischen Antriebseinheiten fertigten ebenfalls Ball & Sohn; zur Anwendung kamen Bauteile der E 3/3, des „Tigerli“. Obwohl vom Hersteller für den Betrieb auf dem 71/4-Zoll-Gleis Radien von 7 bis 8 Meter empfohlen werden, durchfährt H.R. Gigers Zug Minimalradien von bis zu 2,5 Meter. Dies ist nur deshalb möglich, weil jede der drei Einheiten sehr kurze Achsstände aufweist und gelenkig mit der anderen verbunden ist. Die knochenförmigen Sitze des Zuges sind Abgüsse von Stühlen der Giger-Bar in Chur. Der keilförmige Pflug mit seitlich angebrachten rippenförmigen Lüftungschächten ist aus Stahlblech kunstvoll geformt und rollt auf unangetriebenen drei Achsen.
Ein Zug für Hollywood Die mehrteilige Lok des anfangs erwähnten 5-Zoll-Geisterzugs aus dem Film „Species“ besteht aus Totenköpfen mit angetriebenen Kiefern. Zusammen mit staubsaugerähnlichen Aggregaten machen sie den Zug zu einem menschenfressenden Alptraum auf Schienen. Für den gleichen Film entwarf Giger auch das weibliche Monster namens Sil. Ein Bahnhof, der jedoch im Film keine Verwendung fand, steht heute in seinem Garten. Seit dem Horrorfilm „Alien“, für dessen Schöpfung H.R. Giger 1979 den Oscar erhielt, kommen immer wieder Angebote aus Hollywood. Doch die Zusammenarbeit mit den Filmgewaltigen in den USA hat auch ihre Tücken. So entsprach der Film „Species“ nacher nicht mehr genau den Entwürfen Gigers; viel wurde weggelassen, vieles ohne Rücksicht verändert.
Und wie war das früher? Ja, auch H.R. Giger spielte als Bub mit einer Märklin-Modelleisenbahn. Später kam dann eine Biller-Bahn hinzu. Diese baute er in der Schule im ModelDer dreiteilige Zug in der Seitenansicht: Der mächtige Pflug zeigt hier seine elegant geschwungenen Formen.
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In einer engen Kurve mit einer Zwangsschiene führt das Gleis an einer zweckentfremdeten Schaufensterpuppe vorbei. Die einem Totempfahl ähnelnde Skulptur (oben) wacht über die Strecke, während der bis an die Zähne bewaffnete Affe offensichtlich die Fahrgäste der Bahn bedroht. Aber keine Angst – es ist alles nur ein Spiel!
lierzimmer auf. Während der Pausen wurden dann jeweils zwei Loks gleichzeitig gegeneinander auf die Strecke geschickt. An jeder Weiche hockte ein Kamerad, und es galt, einen Zusammenstoß durch rechtzeitiges Stellen der Weichen möglichst knapp zu verhindern. Im Elternhaus in Chur entstand eine Modellbahn mit Brücken und Bergen. Wagen, Oberleitungen, Schienen und Dreiweg-Weichen mit Messingprofilen wurden selbst zusammengelötet, denn, so Giger: „Nach dem Krieg hat es überhaupt nichts Rechtes gegeben.“ Und weiter: „Dann, als das alles einmal fertig war, begannen mich Waffen zu interessieren!“ Später baute Giger im Hausgang eine richtige Geisterbahn, die er mit Schulfreunden betrieb. Buben bezahlten, für Mädchen war die Fahrt gratis! Seine neueste Bahn will Giger aber nicht als Geisterbahn benennen. „Geisterbahn“ klingt ihm zu billig. Er träumt von einem eigenen HorrorMuseum in einem alten Schloß. Und als Attraktion würde darin seine eigene „Schloßbahn“ durch die dunklen Schächte rasen ... Andreas Schlauch MIBA-Miniaturbahnen 5/98
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BÜCHER/VIDEO
Triebwagen-Report, Band 2: Verbrennungstriebwagen, Bei- und Steuerwagen der Deutschen Reichsbahn 1937 bis 1941 Günther Dietz
über den Zusammenbau der Harzquerbahn Mallet-Lok 99 5906 (Weinert-Modell) sowie Informationen zu neuen Schmalspurmodellen nebst Zubehör runden den Inhalt der lesenswerten Veröffentlichung ab. ur
AMP Band 10
Nebenbahnen besprochen, ein Thema, das in der Regel zu kurz kommt. Als Ausblick ist eine kurze Zusammenfassung der Zukunftspläne (Stadtbahnkonzept des Landkreises Fürth) abgedruckt. Zum Schluß sei noch erwähnt, daß pro verkauftem Exemplar eine Spende von DM 4,50 an das Kinderhilfswerk UNICEF abgeführt wird. jw
Modellbahn digital fahren 100 Seiten; 197 Abb.; Format A4; DM 22,80; Hermann Merker Verlag; Fürstenfeldbruck Der zweite Band der EJ-Reihe „Triebwagen-Report“ enthält die in Band 1 noch nicht behandelten Verbrennungstriebwagen – d.h. im wesentlichen die ab 1937 beschafften Typen – sowie Bei- und Steuerwagen der Beschaffungsjahre 1931 bis 1940. Am Schluß der Broschüre widmen sich 16 Seiten baureihenübergreifenden Themen. Neben Tabellen, Erläuterungen und einem umfangreichen Quellenverzeichnis sind dies vor allem Ausführungen zum Triebwagen-Programm vom 29. Mai 1934, zur Entwicklung des VT- und SVT-Verkehrs bei der damaligen Reichsbahn, über Maßnahmen zur Verringerung der Typenvielfalt bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und schließlich zum dadurch bedingten Abbruch des VT-Verkehrs. Neben den historischen Fotos sind auch die – allerdings etwas klein wiedergegebenen – Fahrzeugzeichnungen von Interesse. Wer einen kompakten Überblick zu diesem nicht gerade einfachen Thema sucht, fährt mit dieser Veröffentlichung sicher gut! ur
Zeunert’s Schmalspurbahnen Band 17 96 Seiten; 178 Fotos; Format 17 x 24 cm; DM 25,–; Verlag Ingrid Zeunert,Gifhorn Der neueste Band dieser reich illustrierten Buchreihe befaßt sich neben Kurzberichten von deutschen, österreichischen und Schweizer Schmalspurbahnen unter anderem mit dem Ende der steiermärkischen Thöltalbahn, modernen RhB-Elloks und dem Drei- bzw. Vierschienenbetrieb beim Vorbild und im Modell. Ein Aufsatz 58
Werner Kraus
Vor 25 Jahren: Die DB 1972 (EK-Special 47)
164 Seiten; 104 Abbildungen; Format 17,5 x 21 cm; DM 25,–; Alba Publikation; Düsseldorf Start-Sets von Herstellern wie Arnold, Lenz, Fleischmann, LGB, Märklin, Roco und Trix werden vorgestellt und verglichen. Die Ausbaufähigkeit zu Vollsystemen bis hin zum Schalten und Melden wird behandelt, aber nicht in letzter Konsequenz aufgezeigt. Kompatibilität mit anderen Digitalsystemen, Übersichten aktueller Decoder (Stand Ende 1997) und Nachrüstkonzepten wird ebenso nachgegangen, wie der Frage nach Analog-Loks im Digitalsystem und umgekehrt. gp
Schienenverkehr im Landkreis Fürth/Bayern 204 Seiten mit zahlr. Abbildungen; Format A4; DM 32,50 (+ DM 5,50 Versandkosten); Selbstverlag, Bestellungen an: ZEV e.V., Dieter Beck, Talstr. 4, 90522 Oberasbach Thema dieser Broschüre sind die Nebenbahnen im Landkreis Fürth, insbesondere die Zenngrundbahn, die Rangaubahn und die Bibertbahn. Der Autor hat eine Menge an Zahlen, Daten und Fakten zusammengetragen, was für den Heimatfreund wie auch für den Eisenbahnfreund eine Fundgrube an wertvollen Informationen darstellt. Fahrpläne, Bahnhofsgleispläne und Seitenrisse von Triebfahrzeugen, soweit sie auf den Nebenbahnen im Landkreis Fürth eingesetzt waren, sind hier sicher von besonderem Interesse. Soweit es sich um die Wiedergabe der Fotos handelt, hätte man sich allerdings eine bessere Wiedergabequalität gewünscht. In einem Anhang werden die Feldbahnen im Umkreis der drei
Vor 25 Jahren: Die DR 1972 (EK-Themen 26) Jedes Heft: 132 Seiten; zahlreiche Abbildungen; Format 21 x 28 cm; DM 19,80; EK-Verlag GmbH, Freiburg In den bekannten Broschürenreihen „Special“ und „Themen“ des Eisenbahn-Kuriers ist jeweils eine Ausgabe pro Jahr den Rückblicken „Vor 25 Jahren“ gewidmet. Wenn man die Hefte, die sowohl textlich als auch bildlich reiche Informationen bieten, durchblättert, fragt man sich an vielen Stellen verwundert, ob dies alles wirklich schon ein Vierteljahrhundert zurückliegt. Einige Stichpunkte: Olympiaverkehr der Münchner S-Bahn; Abschied von G 8.1 (55.25) und 82; erste Sonderfahrten der vom EK e.V. „drüben“ erworbenen 24 009 in der BRD; deutsch-deutsche Verkehrsverträge; das Schmalspurnetz der Wilsdruffer Spinne stirbt oder das schwere Zugunglück im sächsischen Schweinsburg-Culten. Sowohl Freunde der großen wie auch kleinen Eisenbahn werden auch diesen Veröffentlichungen wiederum viel Interessantes entnehmen können. ur
Straßenbahnen in Wuppertal Bernhard Terjung 288 Seiten; 600 s/w-Fotos; 50 Farbfotos; 40 Skizzen; Format 21 x 30 cm; DM 78,–; Verlag Kenning, Nordhorn Neben der bekannten Schwebebahn bestand früher im Tal der Wupper eines der größten deutschen Straßenbahnnetze. Heute erinnert freilich außer der „Bergischen MuseumsbahMIBA-Miniaturbahnen 5/98
nen“ nichts mehr daran, denn bereits 1987 wurden die beiden letzten verbliebenen Linien eingestellt – ein trauriges Kapitel der verfehlten Verkehrspolitik in den sechziger und siebziger Jahren. Viel zu lange hatte man es hier versäumt, die Straßenbahn mit modernen Fahrzeugen auszustatten und zu einem attraktiven und leistungsfähigen Nahverkehrsmittel auszubauen; so lange, bis keine andere Wahl mehr übrigblieb, als sich von dem völlig veralteten Betrieb zu trennen. Trotz eines hohen Fahrgastaufkommens wurden so schrittweise die einzelnen Linien aufgegeben, bis das Netz nicht mehr gesund- sondern kaputtgeschrumpft war. Bernhard Terjung beschreibt ausführlich die Entwicklung und Geschichte der Barmer und Elberfelder Bahnen, die erst 1940 zu den „Wuppertaler Bahnen AG“ zusammengefaßt wurden. Die Fülle der vielen Betriebsund Fahrzeugaufnahmen machen das Buch zu einer echten Fundgrube für den Straßenbahnfreund; die einzelnen Linien werden zudem alle mit den entsprechenden Streckenskizzen vorgestellt. Einziges Manko: man hätte sich vielleicht noch ein paar Fahrzeugzeichnungen, etwa von den markanten vierachsigen Güterzugloks, gewünscht. Aber sonst auf jeden Fall empfehlenswert! lk
Metal Model Trains Fulgurex – Metropolitan – Lemaco 1961-1997
kaufspreis (bei Erscheinen). Nach etwas Übung findet man sich ganz gut mit den einzelnen Tabellen zurecht. Lediglich die Zuordnung der in einem separaten Block zusammengefaßten Farbfotos der Modelle zu den Erläuterungen erfordert einiges Blättern. Einführende Kapitel und Erläuterungen sind erfreulicherweise viersprachig (französisch, deutsch, italienisch, englisch) gehalten, so daß diese nicht alltägliche Veröffentlichung einem breiten Leserkreis zugänglich ist. ur
Straßenbahn in Mönchengladbach Jürgen Lehmann 144 Seiten; 163 s/w-Fotos; 17 Farbfotos; Format 17 x 24 cm DM 44,–; Verlag Kenning, Nordhorn Wie in so vielen Städten ist auch in Mönchengladbach die Straßenbahn schon lange Vergangenheit; 1969 wurde der Betrieb eingestellt. Die Entwicklung des umfangreichen Netzes der niederrheinischen Stadt und ihrer Nachbargemeinden wird knapp, aber anschaulich geschildert. Streckenskizzen und viele historische Fotos runden das Bild ab. Bereits 1991 erschien das Buch „Straßenbahn und O-Bus in Rheydt“ von Jürgen Lehmann im gleichen Verlag, zu dem der jetzt erschienene Band über die Straßenbahnen in Mönchengladbach eine sinnvolle Ergänzung bildet. lk
Rudolf E. Ritter 112 Seiten; 64 Fotos; Format 17 x 24 cm; SFr 48,– (bis 31.12.1997); Rittech SA, case postale 8, CH-1232 Confignon Unter dem Begriff „Messingmodelle aus dem Waadtland“ stellt Rudolf E. Ritter in Tabellenform die von den drei oben genannten Schweizer Firmen in Auftrag gegebenen und vertriebenen Handarbeitsmodelle vor. Für jedes Modell werden – soweit noch möglich – unter anderem angegeben: Bahngesellschaft, Fahrzeugtyp, Achsfolge, Betriebsnummer, Farbe, Importeur, Katalognummer, Maßstab, Spurweite, Fabrikationsjahr, Anzahl der hergestellten Modelle und VerMIBA-Miniaturbahnen 5/98
Eisenbahnen in und um Northeim Regionale Verkehrsgeschichte in Südniedersachsen Dr. Uwe Gierz 56 Seiten; zahlreiche Abbildungen; Format A4; DM 8,– (zzgl. Versandkosten); DGEG e.V., Karlsruhe Die Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte e.V. veröffentlicht in Folge 43 ihrer Monographien einen wiederum sehr lesenswerten Beitrag zur regionalen Verkehrsgeschichte im südlichen Leinetal. Dort entwickelte
sich die Stadt Northeim im vergangenen Jahrhundert zu einem wichtigen Eisenbahnknotenpunkt der Nord-SüdStrecke Hannover–Göttingen und der West-Ost-Verbindung Altenbeken– Nordhausen. Wie viele andere Bahnhöfe hatte auch der von Northeim seit 1945 unter den veränderten Verkehrsströmen zu leiden – eine Entwicklung, die trotz der Grenzöffnung von 1989 offensichtlich noch nicht abgeschlossen ist. Und in der NordSüd-Relation brausen die Fernzüge ja seit 1988 auf der Neubaustrecke westlich an Northeim vorbei ... Diese wechselvolle Entwicklung des Schienenverkehrs wird in der vorliegenden Broschüre detailliert in Wort und Bild dargelegt, wobei nur zwei kleinere Schwachpunkte auffallen: einmal vermißt man einen vollständigen Spurplan des Bf Northeim, und zum anderen taucht seltsamerweise im ansonsten erfreulicherweise detaillierten Quellenverzeichnis das 1991 erschienene Buch „Eisenbahn Altenbeken–Nordhausen“ (J. Högemann) nicht auf. ur
Die Schmalspurbahn Engelskirchen–Marienheide Lothar Riedel 84 Seiten; 90 Fotos; 43 Skizzen; Format 21,5 x 20,5 cm; DM 29,80; Verlag Kenning, Nordhorn Wie so viele Schmalspurbahnen ist auch die meterspurige Kleinbahn von Engelskirchen nach Marienheide mitlerweile längst verschwunden. Aber bis 1958 dampfte es noch im oberbergischen Leppetal zwischen Wupper und Sieg; nachdem bereits 1949 der Personenverkehr eingestellt worden war, war es in diesem Jahr mit dem verbliebenen Güterverkehr ebenfalls vorbei – also ein durchaus kleinbahntypisches Schicksal. Gebaut und betrieben wurde die Strecke seinerzeit von dem bekannten Kleinbahnunternehmen Lenz. Viele interessante Betriebsaufnahmen in dem kleinen Band zeichnen ein lebendiges Bild dieser Bahn, das durch zahlreiche Fahrzeugzeichnungen ergänzt wird; Skizzen von Bahnhöfen und Gleisanschlüssen machen das Buch auch für Modellbahner interessant. lk 59
MODELLBAHN-PRAXIS
A
Augenmerk Wagendächer
Mit diversen Alterungs- und Demolierungsvorschlägen hat sich Horst Meier schon mehrfach zu Wort gemeldet. Heute hat er die Bearbeitung von Wagendächern im Visier – denn kein Teil eines Waggons ist beim Vorbild so wenig und beim Modell dafür um so mehr zu sehen. Flecken, Streifen und unregelmäßige Muster kennzeichnen die Wagendächer. Eine bestimmte Regelmäßigkeit ist nicht zu erkennen. Der Nachbildung im Modell sind somit keine Grenzen gesetzt.
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er vorbildorientierte Modellbahner versucht stets, das Erscheinungsbild, das er in all seiner Vielfalt an Loks und Wagen des Vorbilds sieht, im Modell so gut es eben geht einzufangen. Ist die Formgebung der heutigen von der Industrie angebotenen Modellfahrzeuge – im Wortsinn – vorbildlich, kann die Farbgebung nur den AW-frischen Zustand des Vorbilds wiedergeben. Fahrzeuge, die bereits längere Zeit im Einsatz stehen, zeigen aber mehr oder weniger deutliche Alterungsspuren. Zudem gibt es fast ein Naturgesetz beim „homo mibanicus“: die Betrachtung des Wagenparks wie überhaupt der ganzen Anlage aus einer – zumindestens leichten – Vogel- oder Hochhausperspektive, also irgendwie von oben. Und was fällt uns dabei immer zuerst ins Auge? Richtig, die Dächer von Triebfahrzeugen und Wagen. Und diese sind eben nicht grau- oder silbern-glänzend, wie sie aus der Schachtel kommen, auch nicht unigrau oder einheitlich schwarz-verschmutzt, wie man sie vielleicht mit einem schnell mal darüberhuschenden Farbstrahl oder ein paar Pinseltupfern unter Umständen anbringen könnte. Bei genauer Betrachtung gleicht eigentlich kein Wagendach dem anderen. Die Optik von oben ist durch vielfältige Verschmutzungen, Unebenheiten und Aus- bzw. Nachbesserungsspuren gekennzeichnet. Außerdem
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Die Unregelmäßigkeiten reichen beim Vorbild von kleineren, prägnanteren Dellen bis hin zu großflächigen Einbuchtungen. Mit der Kleinbohrmaschine und diversen weicheren Poliervorsätzen lassen sich die Beulen auch im Modell anbringen. Sie sind unterschiedlich strukturiert und verschieden tief. Mit der Polierbürste glättet man die Abtragspuren und läßt die Oberfläche wieder etwas weicher erscheinen. Das Dach wurde zunächst in einer Alterungsfarbe (hier: Schiefer) eingepinselt und weiter mit der Spritzpistone gealtert. Die letzte Farbschicht aus verdünnter schwarzer Alterungsfarbe läßt sich mit einer Rolle grob strukturierten Haushaltspapiers zum Teil wieder abrollen, was ein unregelmäßiges Muster hinterläßt. Rechts im direkten Vergleich: ein nur leicht farblich behandeltes Dach (im Hintergrund) und ein mechanisch verändertes Dach mit vielfältigen Beulen und Dellen.
sind Dächer vielfach nicht eben. Die gerundete Oberfläche weist feine, manchmal fast unmerkliche Dellen auf, deren Größe und Verlaufsrichtung recht unterschiedlich ist. Der Effekt wird besonders bei Gegen- oder Streiflicht deutlich.
Verdellte Dächer Vertiefungen auf Modellwagendächern können am besten mit einer Kleinbohrmaschine und diversen Polierscheiben angebracht werden. Harte
Fräser, wie sie bei den verdellten OWagen einzusetzen sind, sollte vermieden werden. Die Polierscheiben bringen bei kreisendem Darüberfahren leicht gerundete Unebenheiten, auf die es ankommt. Sogar eine Filzscheibe nimmt bei einigermaßen hohen Umdrehungszahlen genug von der Deckschicht ab. Nun „übersät“ man sein Wagendach mit mehr oder weniger vielen solcher Einbuchtungen in unterschiedlichen Größen. Diese sollten allerdings nicht sehr tief gehen, sondern nur die Unre67
Ausgebesserte Stellen und betonte Dachverstrebungen – Abwechslung pur. Einfach und wirkungsvoll: die farbliche Absetzung von in Dachfarbe belassenen Lüftern.
gelmäßigkeit der Oberfläche betonen. Dabei mehrfach den Wagen drehen, damit die Abtragungsspuren nicht immer nur in eine Richtung weisen. Die Polierscheibe ist mal mit mehr, mal mit minder starkem Druck über das Dach zu führen. Die Dellen sollten eher ausgerundet als scharfkantig sein, daher müssen Schleifspuren beipoliert werden. Zum Schluß habe ich ein solchermaßen bearbeitetes Dach noch mit einer Polierbürste glattpoliert und letzte Unebenheiten beseitigt. Das Dach wird nun wieder eingefärbt und ggf. gealtert. Die Methoden des Alterns können dabei verschieden sein, d.h. mit Pinsel oder Spritzpistole oder mit beidem angebracht werden. Ich habe z.B. mit dem Pinsel und einer Hier wurde ein Stück Walzblei mit einer Nietennachbildung versehen und auf das Wagendach aufgeklebt. Bei Personenwagen ist vor allem der durch die Waschanlagen entstandene, hellere Streifen am Dachrand kennzeichnend.
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verdünnten Farblösung die Dellen manuell hervorgehoben, da sich hier der Dreck am längsten und intensivsten festsetzt und auch die Waschanlagen (bei Personenwagen) ihn nicht wegwaschen. Ein besonderer Trick liegt in der Benutzung einer Küchenrolle: die frisch aufgetragene Farbe wird mit einer Rolle Haushaltspapier und mäßigem Druck kurz nach dem Auftrag wieder „abgerollt“. Das strukturierte Papier hinterläßt auf dem Dach ein unregelmäßiges Muster, nimmt zur Mitte hin etwas mehr Alterungsfarbe weg und begünstigt das Verbleiben der dunkleren Farbe in den Vertiefungen. Durch Ausprobieren und Verfeinern dieser Techniken werden Sie mit weiteren Variationen sicherlich noch zu ganz anderen Ergebnissen kommen und damit das differenzierte Erscheinungbild der Wagendächer noch begünstigen.
Farblicher „Dreck“ Rein farbliche Veränderungen sind ebenso denkbar und auch lange nicht so arbeitsintensiv wie der mechanische Bearbeitungsvorgang. Die einfachste Methode einer Dachalterung besteht im „sprenkeligen“ Farbauftrag (z.B. aus der Sprühdose) oder im Auftupfen von gebrochenen Alterungsfarbtönen mit einem fast trockenen Pinsel. Durch letzteres erreicht man eine recht unterschiedliche Farbstruktur auf dem Dach, die schon die typischen Verwitterungsspuren nachzubilden vermag und durch ihre unregelmäßige Anbringung fast jedes Wagendach anders aussehen läßt. Diese Art Graniertechnik läßt sich auf vielfältigste MIBA-Miniaturbahnen 5/98
Art verfeinern, z.B. durch Auftrag einer verdünnten Rost- oder einer schwarz-braunen Schmutzbrühe. Mit letzterer erreicht man naturgemäß wieder völlig andere Effekte, wenn man z.B. den Mittelteil des Daches (entlang der Wagenlängsachse) stärker betont oder die Dachverstärkungsprofile mit feinem Sprühstrahl nachfährt und so den dort stärker sitzenden Schmutz hervorhebt. Eine weitere Möglichkeit – einfach, aber wirkungsvoll – bietet sich in der Nachbildung von Ausbesserungstellen. Man sprüht oder pinselt Ausbesserungsvierecke auf das Dach, die sich in Farbe und Farbintensität vom Untergrund unterscheiden sollten. Schablonen können dabei hilfreich sein. Auch ein Überlappen mehrerer solcher Ausbesserungsflicken macht sich gut. Eine andere Methode besteht darin, ein ausgebessertes Dach mit einem richtigen Flicken zu modellieren. Ein Stück Walzblei (von Sektflaschen) oder stärkere Aluminiumfolie wird passend zurechtgeschnitten und aufgeklebt. Es kann vorher mittels einer Aale oder einer Stecknadel mit einer umlaufenden Nietenreihe versehen werden und/oder eingefärbt werden.
Die Folien-Methode Eine andere von mir entwickelte Technik, die zu wirklich verblüffenden Ergebnissen führt, ist die FolienMethode: Das Dach wird mit der Spritzpistole eingesprüht. Dabei sollte man verschieden große Flächen in unterschiedlichen Farben, z.B. Rost, Schwarz und Schmutz, einfärben. Die Farben gehen dabei unregelmäßig ineinander über. Nachdem die Farbe staubtrocken ist, deckt man das Dach mit einer stark klebenden Folie ab und reibt diese gut an. Durch schnelles und ruckhaftes Abziehen der Folie wird dann ein Teil der Farbe wieder weggerissen. Zurück bleiben unregelmäßige und unterschiedlich starke Flecken, wobei die einzelnen Farbaufträge bis hin zur ursprünglichen Dachfarbe sichtbar bleiben. Diesen Effekt kann man mit Auftragen und leicht fleckenhaftem Einpinseln der passenden Farbverdünnung noch verstärken. Ein abschließender Rosthauch mit der Spritzpistole oder in Graniertechnik (Dry-Brush-Methode) verleiht dem Dach das Aussehen eines in die Jahre gekommenen, „alten“ Modells. Horst Meier MIBA-Miniaturbahnen 5/98
Bei der sog. FolienMethode färbt man das Dach in unterschiedlichen Farbtönen ein. Der Farbauftrag ist recht unregelmäßig, und die Farben gehen fließend ineinander über.
Nach dem Antrocknen klebt man ein Stück stark haftende Folie auf das Dach und reibt sie gut an. Nach dem Abziehen der Folie, die fleckenweise die Farbe mit wegnimmt, läßt sich dieser Effekt durch Auftrag von Farbverdünnung noch verstärken. Dabei kann man bis an die Originaldachfarbe durchdringen oder weitere Unregelmäßigkeiten in den Farbschichten erzeugen. Zuletzt sorgt ein Hauch Rost für weitere Zeichen des Zahnes der Zeit.
Dieses Wagendach wirkt so mitgenommen, daß man den Wagen am liebsten z-stellen würde. Der Wagenkasten wartet noch auf seine Bearbeitung. Fotos: Horst Meier
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MIBA-TEST
Ein Digitalsystem mit Komfort
Arnold Digital für alle Nenngrößen Mit dem Namen Arnold verbindet man Modellbahn im Maßstab 1:160. Der Pionier der N-Spur bietet mit dem hauseigenen Digitalsystem keineswegs eine digitale Mehrzugsteuerung ausschließlich für die 9-mm-Spur. Vielmehr ist das Digitalsystem unabhängig von der Nenngröße einsetzbar.
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ie jetzt lieferbare, neue Generation der Arnold-Digital-Geräte ermöglicht einen weitgespannten Einsatz. Mit ihnen läßt sich die Modellbahn manuell bedienen, d.h., über die Central Control können Lokomotiven ausgewählt und auf die Reise geschickt werden. Mit einem Keyboard lassen sich bis zu 256 Weichen und Signale schalten. Das ist bei weitem nicht der komplette Funktionsumfang der neuen Digitalgeräte-Generation von Arnold. Im folgenden durchleuchten wir das Leistungsspektrum, weisen auf Besonderheiten hin und geben einige Tips.
Auf der Basis der älteren DigitalGeräte-Generation von Arnold wurden Central Control 86200, Control 86210 und Keyboard 86220 entwickelt. Dabei bleib das auch vom Märklin-DigitalSystem bekannte seitliche Steck-BusSystem erhalten. Dieses als IIC-Bus bezeichnete Stecksystem ermöglicht die Weiterverwendung von schon vorhandenen Steuergeräten oder CentralEinheiten. Es stellt aber auch den Anschluß zu Märklin-Digital-Geräten wie Central Unit 6020 oder 6021 bzw. zum Interface 6050/6051 her und überträgt auch den XBus.
Verbindend: Die dickere Zwillingslitze dient der Stromversorgung durch einen Modellbahntransformator. Das zur Control 86210 führende Kabel ist die XBus-Verbindung. Wünschenswert wäre auch hier eine Steckverbindung wie sie rechts (für Anschluß eines Boosters) und links (Gleis-und Programmieranschluß) neben dem Kühlkörper zu sehen ist.
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Sowohl aneinanderreihbar mit dem vom alten System her bekannten IIC-Bus als auch über die von Lenz bekannte XBus-Leitung; (V.l.n.r.) Central Control 86200, Keyboard 86210 und Control 86220. Zum Fahren und Schalten reichen die Central Control und das Keyboard. Die rechts angesteckte Control-Einheit kann mit dem XBusKabel auch an einer entfernteren Betriebsstelle der Anlage aufgestellt sein.
Grundausstattung Für die Grundausstattung benötigt man die Central Control 86200, einen Transformator mit 16 Volt Wechselspannung und 50 VA Leistung sowie Lokomotiven mit Decodern für das DCC-System. Zur Stromversorgung der Central Control kann man natürlich auch einen nicht mehr benötigten Modellbahntrafo hernehmen. Meistens haben diese nur eine Leistung von 14 bis 24 VA (ca. 0,9 bis 1,5 Ampere). Es kann somit nicht die volle Leistungsfähigkeit der Zentrale ausgenutzt werden. Es würde bedeuten, daß beim gleichzeitigen Betrieb von 6 bis 8 NLoks oder 4 bis 6 H0-Maschinen die Überlastsicherung des Modellbahntrafos ansprechen würde. Die Kurzschlußsicherung der Central-Control setzt erst bei 3 Ampere ein. Es gilt bei dieser Rechnerei zu beachten, daß beleuchtete Reisezugwagen, die ihren Strom auch aus der Zentrale beziehen, die Zahl der gleichzeitig fahrenden Loks deutlich reduzieren können. Der Anschluß der Zentrale ist recht einfach. Das hinten aus dem Gerät kommende zweiadrige Kabel wird mit den 16-Volt-Klemmen des Modellbahntrafos verbunden, die Kabel des Gleisanschluß mit Hilfe der Klemmstecker an die Klemmen „K“ und „J“ angeschlossen. Die anderen vier aus einer gemeinsamen Durchführung kommenden Strippen sind für den Betrieb innerhalb des Arnold-Systems unwichtig. Sie sollten tunlichst vor Inbetriebnahme des Geräts mit einem Viererblock eines Klemmsteckers oder einer Lüsterklemme gesichert werden. Diese vier Kabel des XBus, so die Bezeichnung, dienen dem Anschluß von zusätzlichen nichtstationären oder an anderen Orten aufgestellten Steuerpulten (z.B. Arnold, Lenz usw.). MIBA-Miniaturbahnen 5/98
Warum diese vier Kabel ebenso wie das Zwillingskabel für die Stromversorgung unmotiviert aus dem Gerät gucken, ist mir schleierhaft. Da die XBus-Kabel auch nicht mit einer Zugentlastung gesichert sind (bei der ersten Geräteserie), sind diese Kabel mit besonderer Sorgfalt zu behandeln. Die Anschlußpats auf der Platine sind zudem recht klein und eng, sodaß bei versehentlichem Abreißen das Anlöten schwierig wird. Hier sollte Arnold auf alle Fälle eine Zugentlastung einplanen. Noch besser wäre ein Stecksystem, wie es links neben dem Kühlkörper für den Gleis- und Programmierausgang eingebaut ist. Es empfiehlt sich, vor der ersten Inbetriebnahme die vier Kabel des XBus mit einem der vierpoligen Klemmstecker zu sichern. Die Kabel, so Arnold, sollen ab der nächsten Serie eine Zugentlastung erhalten beziehungsweise vielleicht auf ein Steck/Schraubsystem abgeändert werden. Um auf einer bestehenden Anlage mit herkömmlichen Gleichstrombetrieb digitalen Mehrzugbetrieb durchzuführen, braucht man nur den bisherigen Fahrtrafo abklemmen und das Central Control wie oben beschrieben anschließen. Auf den schaltbaren Gleisabschnitten können Loks ohne Decoder auf ihren Gleichstrom-Einsatz warten, während Digital-Loks emsig Betrieb machen. Diese können logischerweise nur in den stromführenden Gleisabschnitten fahren, d.h., auch die schaltbaren müssen Strom führen. MIBA-Miniaturbahnen 5/98
Das Display der Central Control zeigt alle wichtigen Informationen, wie aktive Lokadresse mit Fahrstufe und eingeschalteten Sonderfunktionen, passive Lokadresse (in Klammern) und die Modelluhrzeit. 10 Mehrfachtraktionen (MTR) mit bis zu 4 Lokomotiven können mit dem Arnold-DigitalSystem gefahren werden. Die Mehrfachtraktionen erhalten eine eigene Adresse ab 120, unter der die Adressen der beteiligten Loks zusammengefaßt werden. Loks ohne Decoder lassen sich nicht in eine MTR einbinden.
Action Mit dem Central Control allein kann nur Fahrbetrieb gemacht und programmiert werden. Für die Lok-Auswahl wird die Taste „Cl“ gedrückt, gefolgt von den Ziffern der Lokadresse und der Taste „Ok“ als Bestätigung. Mit dem Drehregler kann nun die Lok in Bewegung gesetzt werden. Die Fahrtrichtung läßt sich mit den beiden weißen Tasten oberhalb des Drehkopfs ändern. Drückt man die Tasten zur
Änderung der Fahrrichtung während der Fahrt, verzögert die Lok mit dem im Decoder eingestellten Bremswert und bleibt stehen. Sie muß nun über den Drehknopf wieder beschleunigt werden. Die Änderung der Fahrtrichtung aus der Fahrt heraus oder ein kurzes Antippen der „STOP“-Taste wirkt quasi wie ein lokbezogener Nothalt. Möchte man die gesamte Anlage anhalten, kann dies mit der „STOP“-Taste geschehen, indem man sie etwas län71
Die Kästchen im Display des Keyboards zeigen die Lage der Weichen an, allerdings nur innerhalb des Arnold-Systems. Zusammen mit der Märklin-Zentrale funktioniert die Rückmeldung nur in der ersten Weichengruppe bis Adresse 16. Umfangreiche Programmierungen offenbart das DCC-Digitalsystem. Über die CVs (Configurations-Variable) können Lokdecoder, je nach Ausführung, auf die spezifischen Eigenschaften der Loks eingestellt werden (Mindestgeschwindigkeit, Höchstgeschwindigkeit, Lastregelung usw.). Dies erfordert jedoch Zeit und Muße, möchte man eine optimale Einstellung für seine Lokomotiven finden. Alle Fotos: gp
ger drückt. Ein erneutes Antippen der „STOP“-Taste startet die Anlage wieder. Während des so ausgelösten Nothalts wird die Spannung am Gleis abgeschaltet.
MTR – Mehrfachtraktion Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich die Möglichkeit, zwei bis vier Lokomotiven vor bzw. hinter einem Zug zu fahren. So wird es z.B. möglich, zwei Loks als Doppeltraktion oder Vorspann einen Zug ziehen zu lassen, während eine dritte den Zug nachschiebt. Mit der Taste „MTR“ können bis zu 10 solcher Mehrfachtraktionen zusammengestellt werden, die aus verwaltungstechnischer Sicht die Adressen 120 bis 129 zugeteilt bekommen. Möchten Sie also mit einer bestimmten Mehrfachtraktion fahren, wählen Sie anstelle der Adresse für eine Einzellok die entsprechende zwischen 120 und 129. Die genaue Vorgehensweise ist in der Bedienungsanleitung Schritt für Schritt erklärt.
Programmieren Eine digitale Mehrzugsteuerung ohne die Möglichkeit Lok- und Schaltdecoder für den eigenen Bedarf programmieren, d.h. einstellen zu können, bringt es einfach nicht. Im Central Control sind die entsprechenden Fähigkeiten, Lok- und Schaltdecoder zu programmieren, implementiert. Zum Programmieren der Schaltdecoder ist zusätzlich das Keyboard erforderlich, da sich mit dem Central Control keine Weichenadressen wählen lassen. Wir wollen nicht im einzelnen auf die Schritte eingehen, die zum Programmieren eines Fahrzeugempfängers nötig sind. Sie würden den Rahmen 72
dieses Beitrags sprengen. Vor dem Programmieren sollte man sich die entsprechenden Passagen durchlesen und sich wichtigsten Stellen mit einem gelben Marker hervorheben.
Schalten mit Zahlen Nur mit dem Central Control allein läßt sich keine Modellbahn komplett steuern. Sollen noch Weichen, Signale usw. geschaltet werden, benötigt man noch ein Keyboard, möchte man der besseren Bedienbarkeit wegen einen zweiten Fahrregler einsetzen, kann man auf das Control zurückgreifen. Mit einem Keyboard 86220 lassen sich gegenüber den früheren Geräten alle möglichen 256 Adressen zum Schalten von Weichen usw. in Gruppen zu 16 schaltbaren Einheiten anwählen. Möchte man ein Signal mit der Adresse 38 schalten, so wählt man mit der Taste „GRP“ sowie der Taste „3“ die Gruppe 3 und kann dann direkt mit der roten oder grünen Taste „6“ das Signal schalten. Gruppe 1 Gruppe 2 Gruppe 3 Adr. 1-16 17-32 33-48
usw. 49...
Offen Die neue Gerätegeneration ist anschlußseitig nach vielen Seiten offen. Von den vorherigen Geräten aus dem Arnold-Sortiment und auch von den Märklin-Digital-Geräten ist das seitliche Stecksystem bekannt, das eine Aneinanderreihung der Steuergeräte ermöglicht. Über dieses als „IIC-Bus“ bezeichnete Stecksystem lassen sich alle früheren Arnold-Digital-Geräte anschließen und betreiben. Bei den neuen Digitalgeräten wurde jedoch diese Steckverbindung um den von Digital plus by Lenz bekannten XBus erweitert. Der XBus ist auch separat an der Rückseite der Digital-Geräte herausgeführt, teils als Steckverbindung, teils als lose Kabel. Über die seitlichen Steckverbinder können rechts bis zu 6 Steuerpulte angeschlossen werden, links das bisherige Keyboard 86040 und das Memory. Über ein entsprechendes Flachbandkabel können die so angeschlossenen Geräte bis zu 6 m Entfernung aufgestellt werden. Bis zu 32 Eingabegeräte wie Control oder Keyboard MIBA-Miniaturbahnen 5/98
Über die XBus-Leitung können auch Geräte von Lenz mit der Arnold-Zentrale verbunden werden. Die XBus-Leitung muß dabei an entsprechende Steckverbindungen geführt werden.
und Entfernungen bis zu 100 m lassen sich über den XBus realisieren. Werden ältere Geräte an die Central Control angeschlossen, müssen diese am Ende der ansteckbaren Gerätekette hängen, da sie den integrierten XBus nicht durchschleifen. Auch wenn man die Arnold-DigitalGeräte der neuen Generation über den IIC-Bus aneinanderreiht, muß für die Geräte eine XBus-Adresse (1-30) eingestellt werden. Der IIC-Bus reicht nicht aus, die komplette Informationsbreite des DCC-Formats zu übertragen.
Märklin fahren mit Arnold Wie eingangs schon beschrieben, lassen sich an die Central Control 86200 auch Märklin-Digital-Componenten anschließen. Es erhebt sich die Frage, welchem Zweck diese Option dienen kann, da die CC 86200 kein MotorolaSignal an den Ausgangsklemmen „K“ und „J“ liefert. Märklin Digital läßt sich mit Arnold fahren, wenn man die Control 68210 an eine Märklin Central Unit anschließt. Zuvor muß jedoch mit der Central Control von Arnold sowohl beim Control und auch beim Keyboard vom XBus auf den IIc-Bus umgestellt werden. Beim gemischten Betrieb stehen dann auch nur die Funktionen der jeweiligen Märklin-Zentrale zur Steuerung zur Verfügung. Das Keyboard 68220 kann durch seine flexible Gruppenumschaltung auf dem Bedienfeld insgesamt 16 MärklinKeyboards ersetzen. In der Gruppe 1 (Grundgruppe beim Einschalten) erfolgt noch eine Rückmeldung der momentan gestellten Weichen. In den anderen Gruppen gibt es keine aktuelle Statusabfrage der Weichenstellung. MIBA-Miniaturbahnen 5/98
Kompatibilität Eines der großen Schlagwörter unserer computerisierten Welt ist der Begriff Kompatibilität, zu deutsch Austauschbarkeit. Austauschbar sind auf alle Fälle die neuen und alten ArnoldDigital-Geräte. Den Funktionsumfang bestimmt jedoch die Zentrale. Mehrfachtraktionen lassen sich übrigens nur mit der Central Control zusammenstellen. Sinnvoll ist eine Kombination aus Märklin- und Arnold-Digital bei Anschluß des Keyboards 68220 an die Märklin-Komponenten. Der Händler muß allerdings das Keyboard mit der CC 68200 auf den IIC-Bus einstellen. Über den XBus lassen sich alle Geräte verbinden, die ebenfalls über einen XBus-Anschluß verfügen. Es gilt dabei jedoch zu beachten, daß von der Zentrale aus die XBus-Leitung keine Verzweigung aufweisen darf. Alle Geräte müssen an einer Stichleitung liegen und jedes an den XBus angeschlossene Gerät muß eine andere XBus-Adresse aufweisen.
Ausblicke Das mittlerweile im Handel erhältliche neue Digital-System von Arnold bietet alle Möglichkeiten, die zum Bedienen von kleinen bis großen Anlagen benötigt werden. Für den ungetrübten Fahrplanverkehr à la Computer folgt noch ein Interface inclusive Software. Das System ist ähnlich updatefähig wie ein PC, d.h., bei Neuerungen braucht nicht eine neue Zentrale gekauft werden; in die vorhandene wird lediglich ein neuer Microchip eingesetzt. gp 73
MODELLBAHN-ANLAGE
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ie Fläche von 160 x 70 cm nutzt Jacques Le Plat in kongenialer Weise, um sein Thema in der Baugröße H0 zu präsentieren: den Bahnanschluß einer Maschinenfabrik in kleinstädtischem Ambiente von Elsaß-Lothringen an einem wunderbaren Sommertag des Jahres 1959. Strotzend vor anregenden und realistischen Details, stellt dieses Schaustück ein wirkliches Meisterwerk dar, auf dem die perspektivischen Effekte, die Farben und das Licht beeindruckend sind. Kaum jemand wird zunächst glauben wollen, daß die dargestellte Situation absolut imaginär ist – doch es ist wirklich so. Wie in einem Film wird der Betrachter zurückversetzt in eine andere Epoche: blaßrosafarbene Sandsteinfelsen, alte Häuser mit steilen Dächern, politische Parolen zu Ehren von General de Gaulle und sogar Arbeiterkneipen, die das Tagesgericht für 5 NF (neue französische Franc von 1959) anbieten. Die Fabrik im Mittelpunkt des Geschehens verstärkt alle Erinnerungen, denn mit einer sicheren Beobachtungsgabe wurde eine erstaunliche Ansammlung von industriellen Einrichtungen perfekt nachempfunden. Fast alle Teile entstanden durch Eigenbau, meistens aus Polystyrolplatten und Profilen. Zudem gibt es einen Wasser74
Beachtlich ist die Tiefenwirkung des Dioramas – in Wirklichkeit sind es nur 70 cm. Auf der Erhebung rechts eine Fabrik in kleinerer Baugröße. Die optische Täuschung läßt sie, obwohl nur einige Zentimeter von der ersten Ebene entfernt, deutlich in den Hintergrund rücken. Alle Fotos: Jacques Le Plat
Eine Zeitreise in den Sommer 1959
Gruß aus Ferbach Auf der „Euromodelbouw ’97“, einer Publikumsausstellung im belgischen Genk, zog ein Schaustück eher bescheidener Größe alle Blicke auf sich. Es war das äußerst realistisch wirkende Diorama „Gruß aus Ferbach“, ein Kleinod des Belgiers Jacques Le Plat, das zum erstenmal in der Öffentlichkeit gezeigt wurde. In Kürze erscheint nun ein Buch über dieses Meisterwerk, von dem wir vorab einige Szenen zeigen. turm als Stahlkonstruktion und ein kleines Wehr in einer Feinheit, die die Augen des verwunderten Betrachters minutenlang verweilen läßt.
Zur Vorgeschichte „Gruß aus Ferbach“ ist ein superrealistisches Modell, dessen Bau Jacques Le Plat – sozusagen in Echtzeit – in einer Serie von 26 Artikeln dokumentiert hat. Sie erschienen zwischen März 1993 bis Februar 1996 in der französischen Eisenbahnzeitschrift LocoRevue. Monat für Monat widmete sich Le Plat detailliert einem Thema bei der
Realisierung dieses Projekts. Apropos Thema: Gegenstand des Dioramas ist eine Schraubenfabrik mit Gleisanschluß in einem Vorort von Ferbach, jener imaginären Stadt, die sich Jaques Le Plat extra für den Bau der Anlage erdacht hat. Ferbach ist eine Abwandlung von Forbach, einer Grenzstadt an der Saar an der Strecke Metz–Saarbrücken. Im Rahmen der Anlage spielt Ferbach eine gleichartige Rolle an einer fiktiven Strecke in vergleichbarer Umgebung, was Jacques Le Plat gestattete, mit viel Phantasie typische Situationen des „Originalortes“ wiederzugeben. MIBA-Miniaturbahnen 5/98
Den Mittelpunkt des Geschehens bildet eine Schraubenfabrik, umgeben von verschiedenen kleineren Werkgebäuden, die meist durch Eigenbau entstanden. Ihre Größe wurde absichtlich reduziert, aber sie sind versehen mit einer großen Menge an Details: Aufbauten, Rohre, Abzüge, Schornsteine, Leitungen und vieles mehr.
Ein Blickfang auf dem Diorama ist das System der Wasserversorgung und der Wasserturm der Schraubenfabrik. Er ist vollständig aus Kunststoff gebaut nach einem Vorbild in einer alten Fabrik in Belgien. Die Häuser im Hintergrund entstanden zumeist durch Eigenbau aus Bausatzteilen. Sie sind zugunsten der Tiefenwirkung im Maßstab 1:100 gehalten.
Ein kleines Wehr zieht alle Blicke auf sich. Es entstand nach einem Vorbild, das Jacques Le Plat in Divonne-les-Bains in der Nähe von Genf fotografierte. Das realistisch gestaltete Wasser und die Kaskaden tragen zur überzeugenden Wirkung viel bei.
Jeder Beitrag, der schließlich für Loco-Revue entstand, war wie eine Postkarte, die aus dieser imaginären Stadt an den Leser abgeschickt worden war – mit freundlichen Grußformeln aus verschiedenen europäischen Ländern am Schluß (gewissermaßen eine Einladung, eine „Internationale der Modellbahner“ zu gründen!). So entstand der Reihen- und auch der Buchtitel „Bons baisers de Ferbach“, der sich ungefähr mit „Herzliche Grüße aus Ferbach“ übersetzen läßt – eine nostalgische Grußformel als ständiger Begleiter auf der Zeitreise nach Ferbach im Jahr 1959. 76
Modellbau mit Atmosphäre Der Bau von „Gruß aus Ferbach" läßt sich der Philosopie von Jaques Le Plat unterordnen. Was ihn an der Eisenbahn interessiert, ist ihre Atmosphäre, die er seinen Jugenderinnerungen gespeichert hat. Und sein Ziel ist es, diese Erinnerungen im Modell wiederaufleben zu lassen. Dafür muß die Bahn wieder eintauchen in ihre Umgebung und die Landschaft ringsherum, die dadurch genauso wichtig wird wie die Bahn selbst. Der Zug bleibt der Blickfang, aber er kommt erst richtig zur Geltung im passenden Umfeld: Er ist eine Art Schauspieler in einer opulenten Bühnendekoration. Damit eine Szene mehr als einen Hauch von Realität widerspiegelt, kommt es nicht auf ihren extrem detaillierten Nachbau an, sondern auf die emotionale Wiedergabe der Stimmung.
Jaques Le Plat hat dies in Loco-Revue als „Modellbau mit Atmosphäre“ bezeichnet, eine Art von Expressionismus in drei Dimensionen. Inspiriert haben ihn dazu vor allem angelsächsische Modellbauer, die er besuchte, und hier vor allem der legendäre John Allen, dessen Schaffen er intensiv beobachtete. Allen studierte Bildende Künste an der Universität von Los Angeles und war der erste, der die Techniken der Dekoration von Theater und Kino auf die Modellbahn übertrug. Verstärkte Perspektive, optische Täuschung, Licht- und Farbeffekte, Patina, umfassende Landschaftsdarstellung: John Allen hat alle diese Mittel meisterhaft auf seiner fabelhaften Anlage „Gorre & Daphetid Railroad“ eingesetzt. Sein Einfluß ist überall auf „Gruß aus Ferbach“ wiederzufinden, seine Ratschläge wurden hier unübersehbar in die Tat umgesetzt – von einer dreiMIBA-Miniaturbahnen 5/98
dimensionalen Vorstudie im Maßstab 1:5 bis hin zur Hintergrundkulisse mit abgeschnittenen Häusern und optischer Täuschung durch reduzierten Maßstab. Begonnen hat die Geschichte von „Gruß aus Ferbach“ in der Zeitschrift „Bahn & Modell“, und nachdem diese eingestellt wurde, hat sie Loco-Revue fortgeführt. Ziel war es, eine Reihe von Modellbautechniken zu präsentieren und ihre praktische Wirkung an einem kompakten Werk zu demonstrieren und zu prüfen. Die meisten dieser Techniken wurden von anderen Modellbauern übernommen, andere wurden von Le Plat entwickelt, stets begleitet von mehr oder weniger erfolgreichen Versuchen. Die Ambitionen von Le Plat wuchsen mit dem Fortschreiten des Bauprojekts. Ein Beispiel: Ursprünglich glaubte er, durch die Verwendung von handelsübMIBA-Miniaturbahnen 5/98
lichem Zubehör schnell ans Ziel zu kommen. Während des Baus wurde ihm rasch klar, daß handelsübliche Modellbausätze nicht der Weisheit letzter Schluß waren und daß es sich lohnen würde, eigenhändig den großen Teil der benötigten Modelle zu bauen. Parallel dazu fand er immer mehr den Mut, immer schwierigere Bauteile selbst zu entwickeln und herzustellen, und im Laufe der Monate entwickelte sich seine Modellbahnwerkstatt schließlich zu einem Laboratorium, in dem er alle Arten von Modellbautechniken unter den Augen der Leser ausprobierte.
Rezepte aus aller Welt Abgesehen von seinem künstlerischen Wert, ist das Diorama auch ein didaktisches Objekt. Es dient dazu, eine Reihe von Gestaltungstechniken zu
beschreiben. Sowohl die ursprünglichen Artikel in der Loco-Revue, als auch die Kapitel in Jacques Le Plats Buch bilden eine wahre Fundgrube für alle praktischen Modellbahner. Gezeigt wird jedoch weit mehr als eine oberflächliche Darstellung jener bekannten Methoden, wie man sie schon häufiger in verschiedenen Veröffentlichungen finden konnte. Le Plat beschreibt vielmehr bis ins kleinste Detail die Gestaltungstechniken, die speziell von ihm ausgewählt wurden, um zu den dargestellten Ergebnissen zu kommen. Die benutzten Materialien sind bekannt, und die Arbeitsmethoden oft sehr einfach. Alles ist nur eine Frage des „Gewußt-wie“ (Know-how), und auf diesem Gebiet enthüllt Le Plat sehr offen alle seine Geheimnisse. Es fehlt hier der Platz, um auf die Einzelheiten einzugehen. Ein paar knappe Hinweise zu einigen Materia77
lien oder Methoden, die mit Erfolg angewendet wurden, müssen genügen. Da ist zuerst eine Modelliermasse englischer Modellbahner, der sich Jacques für sein Mauerwerk und sein Straßenpflaster bedient hat. Von den USModellbahnern hat er den Einsatz von Polystyrolplatten und -profilen für den Bau von Häusern und Stahlkonstruktionen „abgeschaut“ und neue Verarbeitungsmethoden dazu entwickelt. Die Felsen formte er aus einer faserigen Spachtelmasse, einer erstaunlichen Mischung aus Gips und Holzwolle, die sein Landsmann Philippe Moniotte entwickelte. Das Wasser wird auf einfachste Weise durch glänzenden Acryllack dargestellt, eine Methode des Amerikaners Dave Frary. Die Bäume schließlich entstanden aus „Seemoos“, wie es z.B. aus Holland kommt und inzwischen bei verschiedenen Zubehörherstellern erhältlich ist. Die Mauerziegel wurden nach einer in England verbreiteten Methode farblich mit Hilfe von Talkum und Graphit behandelt, das auf die noch feuchte Grundfarbe gestreut wurde. Jede Menge überraschende Rezepte finden sich allerorten in Le Plats Buch. Die meisten stellen Anfänger und alle anderen Modellbahner, die vor dem Landschaftsbau ein bißchen zurückschrecken, vor keinerlei Probleme. Das 160-Seiten-Buch mit seinem gesammelten Erfahrungsschatz wird ohne Zweifel zum Standardwerk für jede Modelbahnbibliothek werden. Und das in ganz Europa: Neben MIBA produzieren die Kollegen von „LocoRevue“, „Railhobby“ (Niederlande) und „I Treni“ (Italien) Ausgaben in den jeweiligen Landessprachen. Sichern Sie sich Ihr Exemplar mit der Bestellkarte in dieser MIBA-Ausgabe – Erscheinungstermin ist Ende Mai.
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Die alte Postkarte und die beiden anderen nostalgischen Schwarzweißfotos erwecken den Eindruck, „Ferbach“ habe tatsächlich existiert. Haben diese Fotos Jacques Le Plat zu seiner Kreation inspiriert? Oder sind sie einfach Dokumente, die das Ergebnis seiner Inszenierung zeigen – täuschend wie die Wirklichkeit? Das Urteil bleibt jedem selbst überlassen!
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ls die MIBA 1948 ins Leben gerufen wurde, absolvierte ich selbst das kantonale Gymnasium in Zürich. Zu meinen Lieblingsfächern gehörte der Zeichenunterricht, den ich bei einem namhaften Künstler genießen durfte. Mit viel Verständnis ließ er mich statt geometrischer Figuren und Blumenvasen Lokomotiven zeichnen. Die Grundsätze der Perspektive hatte mir mein Vater schon viel früher beigebracht. Gerne hätte ich einen künstlerischen Beruf erlernt, Graphiker etwa oder Dekorateur. Mein Vater indessen bestimmte, daß ich einen „seriösen“ Beruf zu erlernen hätte, und meldete mich kurzerhand als kaufmännischen Lehrling bei einer großen, internationalen Speditionsfirma an. Dieser Firma hielt ich von 1949 bis 1995 die Treue. Während der letzten 15 Jahre konnte ich sie als Unternehmensleiter zu einer weltweit tätigen Unternehmensgruppe ausbauen. Den so wichtigen Ausgleich zum Beruf fand ich bei der Modellbahn und der Malerei. Noch heute ist mir rätselhaft, wie ich nebst den unheimlich vielen Aufgaben, den vielen Reisen, den Verbandstätigkeiten und den Clubmitgliedschaften noch Zeit fürs Hobby fand.
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ber der Reihe nach: Im Kindergartenzeitalter bekam ich die erste Spielbahn geschenkt. Es war eine Uhrwerkslokomotive von Lionel. In den ersten, spielbahnmäßig mageren Nachkriegsjahren erstand mir mein Vater die erste elektrische Spur-0-Bahn, eine Fantasielok der Marke Resal samt ein paar merkwürdig verkürzten Leichtstahlwagen. Anläßlich eines Umzuges wurde aber das ganze Material gegen Schulbücher eingetauscht. Es folgte die Zeit, in der mich die erste Freundin, das erste Auto und eben auch der Beruf voll in Anspruch nahmen. Auf Bahnhöfen stand ich aber immer noch gerne herum und sah den Zügen nach. 1956 leistete ich mir – Freundin hin oder her – die erste Märklin-H0Lok, ein Modell der damals auch beim Vorbild noch neuen BR 23. Etwa 10 Jahre lang machte mir diese MärklinDachbodenanlage großen Spaß.
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m Jahr 1956 kaufte ich mir auch mein erstes MIBA-Heft, und bald darauf ging mir ein, daß „echte“ Modellbahner auf das Zweileiter-GleichstromSystem setzten. Mit großem Interesse MIBA-Miniaturbahnen 5/98
verfolgte ich das Engagement der MIBA-Mitarbeiter für maßstabgerechte Bausätze, für realistische Weichenwinkel und flexible Gleisradien. 1957 durfte ich zum ersten Mal in die USA fliegen. Beim Besuch der UhrenImporteure, die ihre Büros alle in der 47th Street hatten, fand ich dort einen Hobby-Shop, der mir wie ein Schlaraffenland vorkam. Ich entdeckte meine Liebe zu den bunten Zügen Amerikas. Es entstand bald die erste Rangieranlage nach amerikanischem Vorbild.
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ebst dem Model-Railroader war vor allem die MIBA meine monatliche Inspiration. 1976 durfte ich übrigens meine erste Anlage darin vorstellen. Seit ich anfing, Gleisplan-Entwürfe
Beiträge in der MIBA (und anderen Modellbahnzeitschriften …) immer zahlreicher wurden, riet mir meine Frau zu einem Pseudonym und verpaßte mir dieses mit dem Kürzel „Loisl“. Wenn heute engagiert in der Branche darüber diskutiert wird, wie man den Nachwuchs für die Modelleisenbahn gewinnen könne, so hätte ich schon ein Rezept: Mobilisiert die Väter! An den Vätern liegt es, bei den Buben das Interesse für die Eisenbahn zu wecken! Das habe ich selbst erleben dürfen: Schon als kleiner Junge nahm mich mein Vater mit zum Bahnhof oder brachte die Geduld auf zu warten, bis ich meine Nase am Schaufenster des Spielwarenhändlers platt gedrückt hatte.
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Rudolf Merz vor einem seiner Eisenbahn-Bilder
Rudolf L. Merz
Der EisenbahnMaler „Loisl“ anzufertigen (das künstlerische Vorbild war der legendäre Pit-Peg), kam es immer wieder zu Veröffentlichungen in der MIBA. Einer der Artikel brachte mich dann nach Nürnberg zum persönlichen Kontakt mit WeWaW. Ein Beitrag über selbstgemalte Hintergrundkulissen, deren Wirkung auf dem Verzicht jeglicher Perspektive und dem Spiel von Licht und Schatten fußte, schlug bei den MIBA-Machern so richtig ein: Man überredete mich doch tatsächlich dazu, diese Hintergrundkulissen als Merz-Vario-Module auf den Markt zu bringen, und seither führt die Schaffhauser Firma MZZ diese Hintergründe tatsächlich in Hunderten von Variationen in ihrem Sortiment. Ein Nischen-Geschäft nur, aber mir macht es immer wieder Freude, wenn ich meine Hintergründe auf Anlagen in den hintersten Winkeln der Erde entdecke. Nachdem meine
eit zwei Jahren befinde ich mich nun im Fast-Ruhestand, der eher ein Unruhestand ist. Ich kann mich nun ganz dem Planen und Visualisieren von Modellbahnanlagen widmen und erhalte dazu Aufträge aus halb Europa. Auch angesichts knapper gewordener Hobby-Portefeuilles verkaufen sich meine EisenbahnBilder und Eisenbahn-Kalender gut. So bin ich auf dem langen Weg über den Speditionskaufmann doch noch zum Graphiker und Illustrator geworden, und das macht mir fast am meisten Freude. Wer meine Bilder kennt, weiß um meinen Hang zum nostalgischen Kleinbahn- und Schmalspurbetrieb, eine Liebe, die sich im Verlauf der Jahre nach und nach herauskristallisiert hat. Wenn ich etwas bedaure, so ist es der Umstand, daß es mir nicht mehr vergönnt war, die hohe Zeit der Dampflokomotive zu erleben. Gäbe es eine Zeitmaschine, so ließe ich mich von ihr gerne ins Berlin der 20er und 30er Jahre entführen. Zum Glück gibt es Zeitschriften wie die MIBA, die auch den jüngeren unter uns Eindrücke und Bilder vermitteln, in denen diese interessante Zeit weiterlebt. Der MIBA wünsche ich auch für die nächsten 50 Jahre weiterhin Erfolg und gute Zusammenarbeit mit Ihrer treuen Leserschaft. 81
Fünf Jahrzehnte MIBA-Titel
Die MIBA im Mai
1949
1951
1952
1953
Der Mai ist geko-hommen / die Hefte schlagen auf … rühlingshafte Aufbruchstimmung bestimmte viele Titelbilder der MIBA zu dieser Jahreszeit. Eisenbahn und Landschaft ist ohnehin ein reizvolles Thema, erst recht, wenn blühende Obstbäume mit ins Bild gerückt werden können. Kennzeichnend für die Mai-MIBA war viele Jahre hindurch die frische grüne Farbe des Titels. Sie machte allerdings nur Sinn, solange das Titelbild schwarzweiß gedruckt wurde. Mit der Einführung der farbigen Titelbilder wurde die jeweilige Farbe als Füllung in den neu gestalteten MIBA-Schriftzug gelegt, bis dann im Zuge der Umstellung auf das DIN-A4-Format auch dieser letzte Rest von farblicher Orientierung im Jahrgang aufgegeben wurde. Nun ja, nicht alle Farben paßten auch so gut zum Monat wie gerade Grün zum Mai. MK
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1955
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1957
1960
1963
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1968
1970
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1977
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1990
1993
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Laubach (Oberhessen) anno 1963 – und anno 1998 in H0. Bingo? Bingo! (Das Abdecken einiger Spalten und die Gestaltung des Vorplatzes erfolgen erst beim nächsten Treffen.)
Stumme Bewunderung ist wie donnernder Applaus: Lächelnd quittiert Gebhard, wie Jan, „special guest“ Bernd Lenz, Horst und der Chronist auf sein Modell des Laubacher Bahnhofsgebäudes reagieren.
Bauprojekt Vogelsberger Westbahn, 5.Teil
Empfang für ein Gebäude In der 4. Folge war es schon kurz im Rohbau zu sehen – das Bahnhofsgebäude von Laubach (Oberhessen) mit der verwinkelten Bahnsteighalle, die im Original längst abgerissen ist. Heute schildert Gebhard den Westbahn-Freunden den Bau des Modells.
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ie jedesmal beim Eintreffen der Westbahn-Freunde herrschte erst einmal Tohuwabohu. Alle redeten durcheinander. „Mein Lötkolben muß hier noch irgendwo ...“ – „ ... heute will ich aber endlich mal was fahren sehen ...“ – „... wenn du mich noch einmal als so verfressen hinstellst ...“ – „... da liegt er ja! Autsch! Und brennt noch!“ Erst als Gebhard vorsichtig einen großen Karton hereinbalancierte, wurde es ruhiger; als er den Inhalt ausgepackt und auf die Anlage gestellt hatte, war es endgültig mucksmäuschenstill. Nach fünf Minuten räusperte sich endlich Martin. „Nun ja. Weiß jemand, wo der Chronist den Salmiakgeist hat? Vielleicht könnten wir ihn damit etwas schneller wiederbeleben ...“ – „Werd jetzt bloß nicht sentimental“, knurrte Jan, „hast du das Gebäude vor dem Bau auf dem Computer konstruiert, Gebhard?“ – „Nimmst du dafür AutoSketch/bist du um so schneller ferd’sch!“ bestätigte munter der Angesprochene, während Martin als gelernter Zivi-Sanitäter den Chronisten reMIBA-Miniaturbahnen 5/98
Auf der mit AutoSketch erstellten Grundrißzeichnung dient eine „Helling“ aus dachförmigen Spanten als Montage-Unterbau für das Dach der Bahnsteighalle. Das Maßmännchen (nicht Marsmännchen) wird uns noch öfter begegnen.
Die Dachhaut besteht außen aus braunschwarzem Karton als Unterlage für die Dachpappe und innen ...
animierte. „Dann wurde gebaut, und zwar das Schwierigste zuerst: die Bahnsteighalle. Weil hier im Wortsinne Gefahr im Verzug ist – dem der Holzkonstruktion nämlich –, wurden zunächst das Dach und dann der Kantholzverhau gebaut. Auf der Grundrißzeichnung habe ich eine Art Helling aus dachförmigen Spanten errichtet; darauf wurde die Dachhaut – außen braunschwarzer Karton als Unterlage für die Dachpappe, innen EvergreenV-Groove-Bretterplatten Nr. 2080 D – zusammengebaut. Innen ist das Dach mit Revell-Mattlack hellbeige gestrichen.“ „Und die Dachpappe? Schleifpapier, Pergament?“ fragten Horst und Martin fast unisono. „Beide viel zu dick!“ sagte Gebhard knapp, worauf die zwei betroffen ihre Gürtellinien überprüften. „Schleifpapier und Pergament meine ich“, beruhigte Gebhard, „ich habe das ganz dünne, glatte Schutzpapier von Kopierfolien mit schwarzer, stark verdünnter Wasserfarbe gestrichen; das wird beim Trocknen unregelmäßig dunkelgrau und wellig. In 11,5 mm breite Streifen, das sind 1 m breite Dachpappenbahnen in H0, schneiden und diese von unten nach oben überlappend auf den Karton kleben – mit Uhu-Alleskleber und einem acetongetränkten Pinsel! Mit dem lassen sich auch Klebstoffreste auf Dach oder Kleidung entfernen. Anschließend kommt unter das jetzt noch relativ flexible Dach das Gebälk aus nußbaumfarbig gebeizten Kiefern-
... aus 0,5 mm starken Evergreen-VGroove-Bretterplatten Nr. 2080 D, die mit Revell-Mattlack innen beige gestrichen werden. Der Zusammenbau des Daches erfolgt auf der Helling.
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Dachpappen-Bahnen von unten nach oben überlappend mittels acetongetränktem Pinsel mit Uhu-Alleskleber befestigen und dann das Dach zum Einkleben der Dachsparren auf eine zweite Helling mit V-förmigen Spanten legen.
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Gespannte Aufmerksamkeit: Gebhard demonstriert Jan, Martin, dem Chronisten und Burkhard seine Schleiflehre.
Das Dachgebälk aus Kiefern- und Balsaleisten von 2 x 2 mm bis 1 x 1,5 mm wird mit Clou-Wasserbeize nußbaumfarbig gebeizt. Das Zuschneiden erfolgt mit Bastelmesser und Schleiflehren unterschiedlicher Gehrung, damit gleiche Teile – z.B. 60 Dachsparren, 20 Kopfbinder, 16 Hallenbinderbeine – auch wirklich gleich werden. Bei diesen Stückzahlen lohnt sich das Anfertigen einer Lehre!
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und Balsaleisten im Format 2x2 bis 1x1,5 mm. Kiefer gibt’s fertig, Balsa schneidet man selbst zu. Damit gleiche Teile auch wirklich gleich werden, habe ich mir verschiedene Schleiflehren gebaut.“ Während Gebhard den ehrfürchtig schweigenden Freunden diese Lehren vorführte, fuhr er fort: „In einer Lehre werden auch die Hallenbinder zusammengebaut und mit Ponal-Express verklebt. Auf die Pfosten habe ich mit Wasserfarbe in der richtigen Höhe den weißen Warnanstrich aufgemalt und zuvor die Farbkanten mit ablösbaren Haftetiketten markiert.“ „Der weiße Anstrich ist noch aus dunklen, sprich: Verdunkelungs-Zeiten“, brummelte der Chronist, der vor Begeisterung fast gesabbert hätte, wenn ihm nicht seit fünf Minuten glatt die Spucke weggeblieben wäre. „Um die Hölzer unters Dach zu bringen, wurde eine zweite Helling gebaut – auf einer spiegelbildlichen Zeichnung und mit V-förmigen Spanten. Hierein wurde das Dach mit der Pappe nach unten eingelegt und mit Klebeband befestigt. Jetzt die Lage der Sparren anzeichen und dort mit einer feinen
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Schraubenzieherklinge die Farbe wegkratzen, damit beim anschließenden Einkleben der Sparren und Binder der Klebstoff haftet – dickflüssiger RevellContacta oder Sekundenklebe-Gel, wenn’s pressiert. Längspfetten zwischen die Binder einpassen, 45˚-Kopfbänder in einer Lehre auf Maß und Winkel schleifen und einkleben. Nun kommen noch Details wie die Kapitelle, eigentlich eine Kleinigkeit: oberer und unterer Sims aus 0,3-mm-Messing geätzt, pyramidenförmiger Zwischenteil als Abwicklung auf CAD konstruiert, in der benötigten Anzahl auf Papier ausgedruckt, ausgeschnitten und gefalzt, alle in gleicher Höhe mit Uhu und Aceton eingeklebt ...“ „Reenewech verrickt mechsde wärn“, murmelte Jan, „dogächen worjo Leenagonol een Ginderspiel!“ „Ist Leenagonol ein Kleber aus den neuen Ländern?“ fragte „special guest“ Bernd Lenz. „Er meint die Blockstelle Leinakanal, deren Bau in MIBA 9 und 11/93 gezeigt wurde“, erklärte Thomas, „wie hast du die Stationsschilder gemacht?“ – „Schrift am CAD nach Vorbildfotos selbst entworfen und in richtiger Größe mit 1200-dpi-Laserdrucker auf Karton ausgedruckt. Ausgeschnitten, hinten schwarz beklebt, Ränder nachgefärbt, mit 0,3-mm-Stahldraht befestigt!“ Der Chronist bat um ein Glas Wasser. Wie durch Watte hörte er Gebhard erklären: „Für die Sockelfüße Vierkantröhre aus 0,5-mm-Polystyrol über passender Holzleiste mit Nitroverdünnung zusammenkleben, nach dem Trocknen 2 mm lange Stücke absägen und senkrecht schleifen, bei der Endmontage über die Beine schieben ... Das war’s! Willkommen nun, ihr süßen Puppen!“ Der Chronist schreckte hoch: „Was MIBA-Miniaturbahnen 5/98
Die Hallenjoche werden mit Ponal-Express in einer Lehre zusammengebaut, beigeschliffen und in das auf der Helling liegende Dach geklebt. Unten zeigt Gebhard, wie die Sockelfüße bei der Endmontage auf die Beine zu schieben sind.
Blick unter das fertige Dach, dessen Höhe vom Maßmännchen demonstriert wird. Die Sockelfüße fehlen hier noch.
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Basis des Güterschuppens ist ein Kasten aus 3-mmSperrholz mit Außenwänden aus Northeastern-Lindenholz-Profilplatten und Balsaleisten, aus denen auch Tore und Fensterumrandungen entstehen. Alles mit PonalExpress zusammenkleben und die Kanten verschleifen. Unter das Dach (innen EvergreenKunststoffplatten, außen braunschwarzer Karton mit aufgeklebter Dachpappe) werden die Dachsparren geklebt. Nach Grundierung der Wände mit Revell-Güterwagenbraun Alterung mit weißer und dann etwas schwarzer Wasserfarbe.
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ist los?“ – „Wir kommen nun zum Güterschuppen!“ wiederholte Gebhard, „er entstand wie sein Vorbild gänzlich aus Holz: Basiskasten aus Sperrholz, mit Bodenplatte genau rechtwinklig verleimt, Außenwände aus Northeastern-Lindenholz-Profilplatten, Balsaleisten. Der Kick ist die Farbgebung: Grundierung mit verdünntem Revell-Güterwagenbraun, Alterung mit weißer und danach etwas schwarzer Wasserfarbe. Dach wie bei der Bahnsteighalle aus EvergreenKunststoffplatten mit braungrauem Karton und Dachpappen-Bahnen. Mit Lampen, Leitern etc. pp. vorbildgemäß detailliert.“ Die Blicke der erwartungsvoll schweigenden Runde wanderten vom Güterschuppen langsam weiter zum Bahnhofsgebäude. „Zum Empfang der vielen Leute dient uns das Empfangsgebäude“, rezitierte Gebhard. „Was mm hier hat geordert, Arbeit und Gehirnschmalz fordert.“ – „Ohne Fleiß kein Preis, Meister Gebhard Weiß!“ versetzte der Chronist, „von der Stirne heiß rinnen muß der Schweiß …“ „Essen gehen will die Rotte, kommt jetzt endlich mal zu Potte!“, forderte Horst, nicht ohne „Rräinohde!“ hinzuzufügen. „Schon gut“, seufzte Gebhard und fuhr im Telegrammstil fort: „Auch hier Basiskasten aus 3-mm-Sperrholz, in den Ecken mit Kiefernleistchen versteift. Fensteröffnungen ringsum 2,5 mm weiter als später die lichte Weite der Fenster, zum Einkleben der Fenstereinsätze. Fenster- und Türgewände aus Evergreen-Polystyrol-Profilen 2x2 mm. Seitengewände, Sturz und Fensterbank paarweise genau gleich lang und senkrecht mit Schleifvorrichtung ablängen, mit Nitroverdünnung genau
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rechtwinklig zusammenkleben. Profilierung der Gewände mit PolystyrolStreifen von 0,5x0,3 mm, geschnitten aus 0,3-mm-Platte. Ganz schöne Fieselei! Das gleiche Material auch für die Simsleisten. Die Außenwände aus Ziegelmauerwerk-Platten, Kibri Nr. 4147 ...“ – „haben leider nicht den richtigen Verband!“ warf Burkhard ein, – „... richtig, aber dafür sind die Ziegel fast maßstäblich“, fuhr Gebhard fort. „Fenstergewände ohne Spalten genau einpassen! Darüber kommen noch Segmentbogenstürze aus einem 3 mm breiten Streifen Mauerplatte, umgedreht und die Fugen mit der Roco-Säge und einer Lehre eingesägt.“ Ludwig beäugte kritisch das Schieferdach: „Das Original hat aber Deutsche Deckung!“ – „Ist kein Thema, denn die gibt’s leider nicht als ModellDachplatten. Also Schablonenschiefer mit Kibri- oder Vollmer-Dachplatten. Kamine aus Ziegelplatten um einen Kern aus Holzleisten geklebt, Details aus Polystyrolstreifen und -platten. Dachlukenrahmen geätzt, Gauben aus Schieferplatten. Schindelreihen an First und Ortgang aus glattem 0,2-mmKarton mit Cutter geschnitten und auf-
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Der 3-mm-Sperrholz-Korpus des EG ist in den Ecken mit 4x4-mm-Kiefernleistchen ausgesteift. Fenster- und Türgewände aus 2x2-mm-EvergreenPolystyrol-Profilen mit Profilierung aus 0,5x0,3-mm-Polystyrol (gleiches Material für die Simsleisten).
Die Außenwände bestehen aus KibriZiegelmauerwerkPlatten Nr. 4147, an den Gebäudeecken mit 45˚ Gehrung angefeilt. Fugen etc. mit Revell-Spachtelmasse ausgefüllt und nach dem Trocknen verschliffen.
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Nach der Farbgebung wurden die aus 0,3-mm-Messingblech geätzten und weiß lackierten Fenster eingesetzt und mit klarer Kunststoffolie verglast.
Das Dach (KibriSchablonenschiefer Nr. 4144) erhält Ausschnitte für Kamine, Dachgauben und -luken etc.
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Perfekte Farbgebung: Mauerwerk grundiert mit Revell-Orange Nr. 85, Mauern mit schwarzer Wasserfarbe gestrichen, nach dem Trocknen mit feuchtem Q-Tip von Steinen abgewischt, diese abschließend mit Venetianisch-Rot und dunklem Ocker eingefärbt.
geklebt. Farbgebung mit Revell-Schiefergrau Nr. 47, nach Trocknung mit schwarzer Wasserfarbe und weißem Taubenmist gealtert.“ „Die Taube geht auf meine Rechnung“, flüsterte der Chronist gerührt, „was hast du denn da für WahnsinnsSchneefanggitter?“ – „Von Paul Petau,
geätzt aus 0,1-mm-Messingblech! Unbedingt brünieren, sonst verkleckst die Farbe die Feinheiten, und erst nach dem endgültigen Einbau des EG anbauen. Verwahrungsbleche aus Walzblei von Weinflaschenverschlüssen und/oder aus schwarzem, glattem Origamipapier. Leiter und Dachlaufstege geätzt. Dachrinnen aus Bausatzresten von Kibri und Faller, Fallrohre aus 1,2-mm-Messingdraht. Wandisolatoren aus Konsolen von WeinertTelegrafenmasten. Mach doch mal einer das Radio aus! Dieses ständige Gebrumme ...“ – „... kommt aus unseren Mägen“, klagten, wiederum unisono, die gewöhnlichen Verdächtigen, „in einer Viertelstunde macht die Taverne Schorsch zu!“ Das stimmte. Wie es am nächsten Tag weiterging – das, liebe Leser, erfahren Sie in der nächsten Folge. In diesem Sinne: Auf Wiedersehen in Laubach (Oberhessen)! mm Gebhards Tochter Veronika verfolgt aufmerksam Papas Dachdetaillierung mit Schindelreihen, Verwahrungsblechen aus Walzblei, geätzten Dachlukenrahmen etc. Die erwähnten Schneefanggitter werden ob ihrer Empfindlichkeit erst nach der endgültigen Aufstellung montiert.
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Westbahn-Preisrätsel Nr. 5 Gebäudebausätze sind ein treffliches Übungsfeld auf dem Weg zum perfekten Modellbau, wie er hier demonstriert wurde – nicht zuletzt mit der Bahnsteighalle, deren besondere Form (wie auch die gesamte Gleisführung des Bahnhofs) aus der späteren Weiterführung der zunächst nur von Hungen bis Laubach führenden Linie resultiert. Unsere heutige Frage lautet daher: In welchem Jahr wurde die Strecke von Laubach (Oberhessen) nach Mücke eröffnet? Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir Gebäudebausätze von Faller, Kibri, Piko, Pola und Vollmer. Senden Sie Ihre Lösung an: MIBA-Verlag, Abt. Westbahn-Rätsel Senefelderstraße 11 90409 Nürnberg Einsendeschluß: 30.4.1998 Die richtige Lösung des Rätsels in der 2. Folge lautet: „91,2 km“ (77,1 km Fulda – Mücke, 14,1 km Mücke – Laubach). Die Handkreissäge gewann MIBA-Leser Tilman Pfeifle. Herzlichen Glückwunsch!
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igentlich wollte der 1912 im nordböhmischen Teplitz-Schönau geborene Harald Kurz Maschinenbauer werden und als Schiffsingenieur die Weltmeere befahren. Nach der Übersiedlung in die sächsische Landeshauptstadt und dem Besuch der Oberschule absolvierte er an der Technischen Hochschule in Dresden ein Studium als Bauingenieur. Neben der Vorliebe für Schiffsmodelle und Zinnfiguren regte sich bei ihm frühzeitig das Interesse an Eisenbahnen im Modell, das lange Zeit eine große Rolle in seinem Leben spielen sollte. Es begann im frühen Kindesalter mit einer „Liliput“-Bahn von Märklin mit einer Spurweite von 26,5 mm – einem frühen Vorläufer der heutigen H0Bahn. Es folgte die Beschäftigung mit Großbahnmodellen jenseits der Baugröße 1 und anschließend mit der damals dominierenden Nenngröße 0. Im Jahre 1937 – Kurz hatte gerade sein Diplom in der Tasche – machte ihn ein Freund auf die damals noch junge 00Bahn aufmerksam. Rasch kam eine umfangreiche Gleisanlage mit entsprechendem Fahrzeugpark zusammen. Im gleichen Jahr fand er auch Zugang zu den Dresdner Modellbahnfreunden und deren Leiter Hans-Otto Voigt, mit dem ihn eine jahrzehntelange Freundschaft bis zu dessen Tod 1996 verband. Ab 1939 arbeitete Harald Kurz auf der Insel Usedom als Abteilungsleiter
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Pioniere der Modellbahn (5)
Harald Kurz – der Modellbahn-Professor 50 Jahre MIBA sind fünf Jahrzehnte Modellbahngeschichte, in denen Technik und Optik von Modellbahnen eine enorme Entwicklung durchliefen. MIBA-Autor Hans Zschaler erinnert in seiner Reihe an Persönlichkeiten, die daran Anteil hatten. Diesmal: Harald Kurz, der sich dem Modellbahnwesen von wissenschaftlicher Seite näherte.
Oben Harald Kurz bei der Beurteilung der Prüfmodelle für die Testanlage der Technischen Hochschule in Dresden im Jahr 1952. Die Aufnahme rechts zeigt ihn mit Studentinnen einer Arbeitsgruppe der Hochschule für Verkehrswesen im Dezember 1974. Fotos: Slg. Zschaler MIBA-Miniaturbahnen 5/98
für Tiefbau. Nach zwischenzeitlichem Fronteinsatz und Verwundung kam er 1943 nach Usedom zurück, wo kurz zuvor seine 00-Anlage bei einem Luftangriff auf Peenemünde ein Raub der Flammen wurde. Nach 1945 begann er an der Technischen Hochschule in Dresden eine Tätigkeit als Aspirant. Elektrische Eisenbahnen waren zu dieser Zeit, wenn überhaupt, nur im Tauschhandel zu bekommen. Bei einem Vergleich verschiedener Systeme stellte Harald Kurz fest, daß bei Gleisen, Weichen, Radsätzen, Kupplungen und Umschaltsystemen praktisch nichts zueinander paßte. So entstanden bei ihm die ersten Überlegungen für eine einheitliche Normung der wichtigsten Bauteile. Ein Vortrag über das Modellbahnwesen erregte die Aufmerksamkeit von Prof. Dr. Potthoff von der Technischen Hochschule Dresden. Harald Kurz wurde nun Dozent an der 1952 in Dresden gegründeten Hochschule für Verkehrswesen und promovierte 1953 zum Dr. Ing. In diese Zeit fiel auch die Gründung einer Arbeitsgruppe für die Erarbeitung von Normen der Modelleisenbahn (NORMAT), deren Leiter Harald Kurz wurde. 1956/57 veröffentlichte er zwei Bände über „Grundlagen der Modellbahntechnik”, was seinen Bekanntheitsgrad weiter steigerte. Noch heute, nach über 40 Jahren, haben die in den Büchern behandelten Themen ihre volle Gültigkeit. Nach seiner Habilitierung 1957 (Thema: „Modellbahnen für wissenschaftliche und Forschungszwecke“) wurde er Professor für das Lehrgebiet Betriebstechnik des Industrieverkehrs. Nebenher baute Kurz das Labor für Eisenbahnbetrieb auf, das sogenannte Eisenbahn-Betriebsfeld, und hatte in diesem Zusammenhang eine umfangreiche Fachwerkstatt zu betreuen. Das Eisenbahn-Betriebsfeld, dessen Mittelpunkt eine große H0-Anlage war, diente auch zur Ausbildung der Studenten. Das auf dieser Anlage erprobte Gleismaterial nach dem von ihm entwickelten 1:3,73-Gleissystem diente als geometrische Grundlage für das von Fritz Pilz in Sebnitz geschaffene Pilz-Gleissystem. Ab 1955 wird Harald Kurz ständiger Mitarbeiter im technischen Ausschuß des MOROP. Von 1971 ab übernimmt er für 15 Jahre das Amt des Leiters der technischen Kommission. Ein besonderes Anliegen von ihm war die Schaffung einer einheitlichen europäischen Modellbahnkupplung. Dies gelang MIBA-Miniaturbahnen 5/98
1956/57 erschienen die „Grundlagen der Modellbahntechnik“ von Harald Kurz, deren Inhalt noch heute gültig ist. Darin findet sich u.a. die von ihm entwickelte Rangierkupplung
praktisch mit der Einführung der Norm für den Kupplungs-Aufnahmeschacht mit Kurz-Kupplungskinematik. Von nun an tauchten die Buchstaben NEM auch in den Firmenkatalogen auf und sind heute praktisch mit einem Gütesiegel gleichzusetzen – eine Genugtuung dafür, daß sich die jahrzehntelange Arbeit letztlich doch gelohnt hat. Seit seiner Emeritierung im Jahre 1977 widmet er sich in den Sommermonaten seiner Gartenbahn in den Nenngrößen 1 und 2, die auf seinem Grundstück am Elbhang des Lößnitztales in Radebeul bei Dresden in
Betrieb ist. Um die Weihnachtszeit gestaltet er hin und wieder mit seinem Modellbahnclub in der Nachbarschaft Modellbahn-Ausstellungen zu den Themen Nenngröße, Maßstab, Spurweite und natürlich Modellbahn-Geschichte. Neben der Modellbahn ist es der Schiffsmodellbau, der ihn nach wie vor besonders beschäftigt. Prof. Harald Kurz hat durch jahrzehntelangen zielstrebigen Einsatz die Entwicklung der Modellbahn vorangetrieben, wofür ihm an dieser Stelle herzlich gedankt sei. Hans Zschaler 93
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Innovativ, aber erfolglos: vergessene Modellbahnfirmen (2)
Rüco – Filigranes aus Oberfranken Die MIBA stellte sie gegen Ende 1949 als Weihnachtsüberraschung des Coburger Modellbahn-Clubs vor: äußerst filigran gestaltete doppelflügelige Formsignale. Bis dahin kannte man von der Industrie nur einflügelige Formsignale in recht einfacher Ausführung im angenäherten 00/H0-Maßstab. Hersteller dieser exakten Modelle war Albin Rückert vom ModellbahnClub Coburg, über den die Signale zunächst auch zu beziehen waren.
urde anfangs neben dem gekoppelten zweiflügeligen Hauptsignal noch ein einflügeliges produziert, so kam kurze Zeit später ein zweiflügeliges mit Einzelzug hinzu. Diese Signale begeisterten zum einen durch die filigrane Ausführung der Gittermaste, wie man es bis dahin bei einem handelsüblichen Produkt nicht kannte, zum anderen durch den äußerst geschickt und unauffällig im Signalsockel untergebrachten Doppelspulenantrieb, damals ebenfalls ein Novum. Der aus Metallprofilen gefertigte und durchbrochen dargestellte Gittermast wies neben Trittstufen auch eine Imitation der Laternenwinde sowie ein freistehendes rot-weißes Signalschild auf. Die Stellbewegung von Signalflügel und Laternenblende erfolgte vorbildgetreu nacheinander. Selbstverständlich waren auch Stellstangen und Umlenkhebel dem Vorbild entsprechend nachgebildet. Die Kleinstglühlampen – für eine Minimalspannung von 2 V ausgelegt – waren in freistehenden, separaten Lampenkästen untergebracht. Die Magnet-Doppelspulen wurden dagegen für eine Spannung von 16 V ausgelegt. Später, als entsprechende Glühlampen verfügbar waren, wurde auch die Signalbeleuchtung auf 16 V umgestellt. Die kleinen Meisterwerke aus Coburg wurden schnell bekannt, und Albin Rückert konnte mit seinen beiden Söhnen unter den Firmennamen Rüco die Serienfabrikation aufnehmen. Zu den Hauptsignalen kamen die Vorsignale, Gleissperrsignal sowie ein Vorrücksignal (Wartezeichen) – bestückt mit vier separaten Glühlampen. Auch ein mit einem Vorrücksignal gekoppeltes Gleissperrsignal wurde realisiert. Das gleiche gilt für ein Abdrücksignal für den Ablaufberg, bei dem alle drei beim Vorbild vorkommenden Signalbilder angezeigt werden konnten. „Bogenlampen“ und Straßenleuchten sowie ÜberlandleitungsHochspannungsmaste und Bahnübergänge ergänzten das Lieferprogramm. Das Modell-Signalsortiment wurde später durch eine preiswerte Einfachkollektion ergänzt. Hinzu kamen noch Signale ausländischer Bahnen (z.B. USA). In MIBA 15/1949 erschien der erste Bericht über Albin Rückerts Signale: „hinsichtlich Modelltreue und Ausführung sehr beachtenswert“, hieß es. Auch aus heutiger Sicht müssen sich die Modelle nicht verstecken. Fotos: Christian Fricke
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Das anspruchsvolle Rüco-Oberleitungssortiment bot alle Möglichkeiten einer modellmäßigen Nachbildung des elektrischen Vorbildbetriebes.
Auch voll funktionsfähige, fernsteuerbare Bahnschranken bereicherten das Rückert-Sortiment. Katalogabbildung: Slg. Zschaler
Bei Trix im nahen Nürnberg wurde man auf die Produkte aus Coburg aufmerksam. Hier interessierte man sich vor allem für Signale und Lampen. Trix-Konstrukteure unter Leitung von Rudolf Insam (Kurzporträt in MIBA 1/98) wandelten die Modelle den Bedürfnissen der Nürnberger entsprechend ab und richteten in Coburg eine rationelle Fertigung für größere Stückzahlen ein. Im Gegensatz zu den RücoModellen hatten die für Trix gefertigten Signale und Lampen einen anderen Sockelaufbau. „Supermodell“-Signale und Bogenlampen aus Rüco-Produktion führte der Trix-Katalog von 1951 MIBA-Miniaturbahnen 5/98
Wie alle Rückert-Modelle bestanden auch die Lampen und Leuchten aus Messing. Kostenpunkt zwischen DM 1,90 und DM 3,50.
bis 1958; sie zierten aber nicht nur Trix-Anlagen. Auch der TT-Hersteller Rokal griff auf Rüco-Formsignale, Lampen, Leuchten und Hochspannungsmasten zurück. Ein weiterer Höhepunkt im RücoFertigungsprogramm war ein umfangreiches Modell-Oberleitungssortiment mit Strecken-, Gitter- und Turmmasten. So konnte bei den Quertragwerken, die aus Einzelteilen bestanden, die sogenannten Richtseile richtig gespannt werden. Auch für dieses System gab es im nachhinein zusätzlich noch preiswerte Beton-Streckenmaste.
Ende der fünfziger Jahre verfügten alle großen Modellbahnhersteller über ihr eigenes Signalsortiment mit den am häufigsten vorkommenden Signaltypen. Die Maste bestanden, aus einem Stück gefertigt, aus Zinkdruckguß. Die Nachfrage nach den im Detail immer noch unübertroffenen Rüco-Modellen ging merklich zurück. Nach dem Tod des Firmengründers Albin Rückert erlosch die Firma gegen Mitte der sechziger Jahre. Die Schöpfungen von Rüco blieben jedoch absolute Pionierleistungen, die ihrer Zeit weit voraus waren. Hans Zschaler 95
1950 bis 1953 – ein Bildermagazin vom MIBA-Verlag
Der M I B A -Reporter Wer kennt ihn heute noch? Das erste Sonderheft der MIBA war der MIBA-Reporter. Mit der Bezeichnung „Bildermagazin“ im Untertitel waren viele Möglichkeiten offengehalten – mit den Eisenbahnen aus aller Welt hatten die Beiträge allemal zu tun, seien sie nun mehr lustiger oder mehr informativer Natur!
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ls „Buch auf Raten“ war der MIBAReporter gedacht, der im April 1950 erstmals erschien und die MIBA in idealer Weise ergänzen konnte. Es wurde daraus allerdings bald das, was man heute ein „abgeschlossenes Sammelgebiet“ nennt, denn nach nur sechs Ausgaben war 1953 plötzlich und unerwartet Schluß! Ein siebtes Heft wurde zwar noch mehrfach angekündigt, erschienen ist es nicht mehr.
Inhaltlich war der „Reporter“ ein durchaus gelungener Mix aus Vorbild und Modell, vornehmlich auch mit Beiträgen aus dem Ausland. Der Text erschien auch in einer englischen und französischen Übersetzung, wobei der englische Text von einem amerikanischen Modellbahner namens Bandy verfaßt war. Mit dieser Publikation wurde eine internationale Wirkung angestrebt und auch erreicht. Durch den Wegzug des Amerikaners konnte die dreisprachige Aufmachung aber nicht mehr durchgehalten werden, was letztlich die Einstellung erklärt. Andererseits konnten im Reporter aber auch bestimmte Vorbild-Themen
vertieft werden, jedenfalls über das Maß hinaus, wie es im normalen MIBA-Heft möglich gewesen wäre. Ein Beispiel ist der Beitrag über die „Fliegende Überholung“ zwischen Bebra und Cornberg, die die DB damals gerade eingeführt hatte, ein anderes die Entstehung einer Neubaulokomotive der Baureihe 82 („Eine schwere Geburt“) oder die Beschreibung eines interessanten internationalen Zuglaufs: „Der Tauern-Express“. Der Umfang des MIBA-Reporters schwankte zwischen 20 und 40 Seiten, lag aber überwiegend bei 36 Seiten, der Preis bewegte sich zwischen 1,– und 2,– Mark. jw
„Keine Atomzertrümmerungsmaschine“, so der launige Text zur Karikatur aus der französischen Modellbahnzeitschrift.
Als ein „Zukunftsprojekt der Vergangenheit“ wurde diese Hochbahn vorgestellt, die gleichzeitig stehend und hängend verkehren sollte. „Doppelt genäht hält besser!“ lautete der damalige Kommentar.
Ganz oben das Titelbild des allerersten „MIBA-Reporters“ von 1950
Eine wichtige Rolle spielten damals amerikanische Eisenbahnen in der MIBA und auch im MIBA-Reporter; hier das Konterfei einer „Hudson“ der New Yorker Zentralbahn.
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Oben der Zuglauf des „Tauern-Express“ mit den diversen Zulaufstrecken für die internationalen Kurswagen, rechts eine zeittypische Illustration einer Einschienenbahn, die auf hohen Stelzen verkehren sollte, unten der damals noch praktizierte Trajektverkehr mit Güterwagen über den Bodensee.
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Rangierbetrieb auf Uwe Stehrs Schmalspur-Unterwegsstation; am vordersten O-Wagen der Bremsersitz, dessen Bau hier beschrieben wird.
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ür den Transport von langem Stammholz, Schienen oder Rohren dienen die stets als Pärchen gekuppelten Drehschemelwagen. Die Modelle von Fleischmann sind sehr gut gelungen, auch wenn sie nicht vollständig beweglich ausgerüstet sind. Neben den Details am Fahrwerk sollten lediglich die Ketten zwischen den Rungen der Drehschemel nachgebildet werden.
Ketten für Drehschemelwagen
Modellbau mit Magic Train – ein 0e-Projekt (5)
Von Ketten, Rungen und Bremsersitzen Nach einer Pause in der April-MIBA knüpfen wir nun an die Zurüst- und Superungsarbeiten an Güterwagen an, wie sie in der März-Ausgabe beschrieben wurden. Sie erinnern sich? Uwe Stehr hat eine einfache Bremsanlage nachgerüstet, neue Griffstangen und Trittstufen angebracht sowie einen GüterwagenZurüstsatz von WMK montiert. In dieser Folge macht er einige weitere Vorschläge für die Verbesserungen.
Für diese Ketten biegt man aus 0,3mm-Messing- oder Stahldraht eine Öse, mit der je eine Kettenhälfte an einer Runge befestigt wird. An dem anderen Ende verfügt je eine Kette über eine weitere Öse, die gegenüberliegende Kette über einen leicht zu öffnenden Verschluß, ebenfalls aus 0,3mm-Messing- oder Stahldraht. Wird nun das freie Ende des Verschlusses durch die Öse oder ein Kettenglied der anderen Kette geführt und nach hinten geklappt, so spannt sich die Kette aufgrund der Hebelwirkung. Die Kette, an deren Ende der Ver-
schluß angebracht ist, verfügt noch über eine ebenfalls aus dünnem Draht gefertigte Öse, die den Hebel des Verschlusses in der zurückgeklappten Stellung festhält. Die Ketten sind im Betrieb stets geschlossen – hin- und herschwingende Ketten würden eine große Gefahr darstellen.
Das Bemalen der Ketten erfolgt mit stark verdünnten, gerade noch deckenden Farben, um die Beweglichkeit der Ketten nicht durch einen zu starken Farbauftrag zunichte zu machen. Bei Messingdraht und Messingketten verdient allerdings eine Brünierung den Vorzug.
Von oben nach unten die fünf Schritte der Herstellung des Kettenschlosses aus 0,3mm-Messing- oder Stahldraht (Maße in mm).
Die Nahansicht zeigt die Kette mit dem Verschluß im Detail. Das freie Ende des Verschlusses wird durch eine Öse gehalten.
Drehschemelwagen im Betriebseinsatz. Auch ohne Ladung sind die Ketten geschlossen, damit sie nicht hin- und herschwingen.
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Einsteckrungen
MODELLBAHN-PRAXIS
Wesentlich einfacher ist das Zurüsten der offenen Wagen mit Einsteckrungen. Diese Rungen bietet WMK im praktischen Viererpack an. Für den Umbau eines beliebigen offenen Wagens werden also drei Sets benötigt. Die Rungen werden anstelle der Bordwände in die Öffnungen des Wagenbodens geklebt. Leider klemmen die Rungen nicht von selbst. Will man die Rungen nur einstecken, empfiehlt es sich quer über den unteren Absatz einer jeden Runge einen ca. 4 mm langen Messingdrahtabschnitt zu kleben. Dieser Drahtabschnitt mit einem Durchmesser von 0,5 mm verhindert das Durchrutschen der Runge nach unten. Mit diesen Rungen sind vielfältige Variationen möglich. So können beispielsweise die Stirnwände des hochbordigen O-Wagens zusammen mit den Seitenrungen verwendet werden, oder es gibt an drei Wagenseiten Rungen und an der vierten eine Stirnwand mit Bremserbühne.
Wer die Einsteckrungen von WMK tatsächlich nur stecken will, muß den ganz links abgebildeten Messingdrahtabschnitt auf das untere Rungenende kleben. Daneben die einzelnen Schritte bis zur bemalten Runge. Unten die Bordwand eines Niederbordwagens mit und ohne zusätzliche Rungen, darunter ein fertiger Wagen samt Holzladung.
Ein Bremsersitz Speziell für die hochbordigen OWagen, die ohne Bremserbühne geliefert werden, habe ich mit wenig Material und Aufwand ein interessantes Detail gebaut: einen Bremsersitz. Hierfür werden aus 0,8 mm dickem Messingdraht zwei Winkel entsprechend der Zeichnung gebogen, an die jeweils eine Drahtstütze in einem Winkel von 45 Grad angelötet wird. Diese beiden
0e-Fahrzeuge und Zubehör – eine kleine Herstellerauswahl Hersteller
Anschrift
Sortiment
Bezug
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Kirchenweg 13, 90419 Nürnberg Chwallagasse 2, A-1060 Wien Nesselgasse 9/1-2, A-1170 Wien Mittelwendung 7, 28844 Weyhe Waalwijker Str. 47, 59425 Unna Ewige Weide 14, 22926 Ahrensburg Binger Str. 6, 55444 Waldlaubersheim Vertrieb über Weinert (s.o.) Postfach, 55050 Mainz Postfach 350351, 10212 Berlin Dickhardtstr. 48, 12159 Berlin Postfach 1233, 91534 Rothenburg Bachfeldstr. 4, 86899 Landsberg Hugo-Preuß-Str. 45, 41236 M’gladbach Hausener Str. 8, 72505 Krauchenwies Fr.-Wolf-Str. 62, 12527 Berlin
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Viele nützliche Informationen finden 0e-Bahner in den Zeitschriften „Spur 0 Lokomotive“ (Arge Spur 0, In der Ziegelei 25, 55666 Bad Sobernheim) und „Der Mittelpuffer“ (Otto O. Kurbjuweit, Geeststr. 17, 28237 Bremen)
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Der Bremsersitz Holzfurnier
Draht 0,5 mm
Holzfurnier
Draht 0,8 mm
Bordwand
Oben die Einzelteile für den Bremsersitz: Messingdraht, Messingstreifen und Holzfurnier. Rechts der Bremsersitz von der Innenseite; gut erkennbar sind die Abstützungen. Fotos: Uwe Stehr, Stephan Rieche (1) Zeichnungen: Uwe Stehr Die komplette Stirnwand mit Bremsersitz, Bremserkurbel und Tritten im Vergleich zu einem schon zugerüsteten und gealterten Standard-O-Wagen.
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Bordwand
Winkel werden an der Innenseite einer Stirnwand im Bereich der U-Profile aufgeklebt. Ich habe dafür die Drähte ca. 1 mm länger gelassen und in die Stirnwandinnenseite 1,5 mm tiefe Löcher gebohrt, in die ich die Drahtenden eingesteckt habe. So lassen sich die Drähte dauerhaft mit der Stirnwand verkleben. Auf die nun festgeklebten Winkel werden zwei 0,5 mm dicke Brettchen von 5 x 31 mm als Sitzfläche und ein genauso großes als Lehne geklebt. Sind diese Klebungen ausgehärtet, brauchen nur noch die Armlehnen aus 0,5 mm dickem Messingdraht nach Zeichnung gebogen und mit Hilfe von Sekundenkleber fixiert werden. Für diese Biegearbeiten verwendet man am besten eine sogenannte Rosenkranzzange aus der Schmuckherstellung. Anschließend entstehen noch fünf Tritte, vier mit den Abmaßen 5 x 6 mm und einer 5 x 31 mm. Diese Tritte werden mit kleinen Winkeln aus 1 mm breiten und 0,3 mm dicken Messingstreifen an der Stirnwand bzw am Fahrwerk befestigt. Diese Winkel haben eine Seitenlänge von ca. 3 mm. Wenn der Sitz und die Tritte angebracht sind, wird die Bremserkurbel (gibt’s als Bauteil von WMK) montiert. Leider ist die eigentlich für die Bremserbühne gedachte Kurbel 2 mm zu kurz. Um sie zu verlängern, habe ich die Kurbel, die obere Lagerung mit dem Befestigungswinkel und die untere Mechanik mit einem Seitenschneider von der zu kurzen Stange befreit. Die Schnittstellen werden mit der einer Feile plan geschliffen oder -gefeilt. Mit einem 0,8-mm-Bohrer werden die Kurbel und die Mechanik ca. 0,5 mm tief angebohrt und die Lagerung mit dem Winkel durchbohrt. Auf einen 35 mm langen und 0,8 mm dicken Messingdraht wird zunächst die Kurbel aufgesteckt und unter Zuhilfenahme von Lötpaste verlötet. Da sich in der Kurbel ein Sackloch befindet, muß die Kurbel während des Lötens mit einer Lötpinzette gehalten werden, weil sonst durch das Verdampfen des Flußmittels eine Gasblase entsteht, die die Kurbel vom Draht herabfallen läßt. Danach wird das Lager mit dem Befestigungswinkel aufgesteckt, aber noch nicht mit dem Messingdraht verbunden. Die Mechanik wird genauso wie die Kurbel mit dem Messingdraht verlötet. Die komplette Bremskurbel wird nun mit der Mechanik am Fahrwerk befestigt. Jetzt wird die genaue Lage des Winkels ermittelt und dieser auf MIBA-Miniaturbahnen 5/98
dem Messingdraht, aber noch nicht auf der Stirnwand mit Sekundenkleber fixiert. Am Schluß müssen an die äußeren Profile der Stirnwand noch zwei Griffe montiert werden, die dem Bremser den Aufstieg zum Sitz erleichtern. Wenn der Wagenkasten wieder auf dem Fahrwerk sitzt, ist der Waggon fertig zum Lackieren. Nach dem Lackieren kann die Stirnwand mit dem Fahrwerk und der Befestigungswinkel der Bremskurbel mit der Stirnwand verklebt werden.
Dreiachsiges Fahrwerk Im Vorbildbetrieb versuchte man die Zuladung der Wagen zu erhöhen, indem man eine dritte, seitenverschiebliche Achse in der Mitte des Fahrwerks anbrachte. Dies ergibt auch im Modell eine interessante Variante. Ein entsprechender Umbausatz, allerdings ohne die dafür benötigte dritte Achse, ist ebenfalls bei WMK erhältlich. Der Umbau gestaltet sich recht einfach. Als erstes wird von dem umzubauenden Fahrwerk das Sprengwerk entfernt, was mit einem scharfen Bastelmesser schnell erledigt ist. Die Aufhängungen für die Bremse müssen aber erhalten bleiben. Der nächste Schritt ist das Entfernen des Hilfsluftbehälters; er wird später wieder zwischen die neue mittlere Achse und die schon vorhandene eingebaut. Wenn alle Grate an den Schnitten versäubert sind, wird der Achshalter der mittleren Achse eingeklebt. In das U-Profil kommt später die spitzenlose Achse. Auf den linken und rechten Achsträger werden die neuen Achslager samt Blattfedern aufgeklebt. Sie haben keine Funktion, da die Achse nur vom U-Profil gehalten wird und MIBA-Miniaturbahnen 5/98
somit auch im Modell ca. 2 mm seitenverschiebbar ist. Die neue Achse braucht also keine Spitzenlager, ihr sind die Spitzen abzuschleifen. Dafür sollte man jedoch die Kunststoffräder abziehen, sonst könnten sie durch die beim Schleifen entstehende Wärme verformt werden. Ich wollte meine Achse nicht abschleifen und habe mir deshalb einen Paßstift 2 x 20 mm besorgt. Die beiden Räder habe ich von der alten Achse abgezogen und auf die Enden des Paßstiftes gesteckt. Nach dem Einklipsen der neuen Achse und dem Anbringen des alten
(oder eines neuen) Hilfsluftbehälters werden die bereits in der letzten Folge beschriebenen Arbeiten an Kupplung und Bremsanlage durchgeführt Noch kein Ende bei den GüterwagenUmbauten der Magic Train! In MIBA 6/98 widmen wir uns zunächst einer kompletten Vakuumbremsanlage, die WMK anbietet. Anschließend werden mit Hilfe zweier G-Wagen von Fleischmann zwei völlig neue Wagentypen entstehen. Und schließlich – die Zeit ist reif – initiieren wir noch einen kleinen 0e-Fahrzeugbau-Wettbewerb. Uwe Stehr
Mensch und Tier sind voller Bewunderung für den selbstgebauten Bremsersitz des OWagens (oben).
Fast fertig: Den Umbausatz für eine zusätzliche dritte Achse gibt es ebenfalls von WMK. Damit können auch schwere Sandladungen auf schmaler Spur befördert werden.
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NEUHEIT
Die Schmalspur-V-100 der DR in H0
Rote Kamele im Harz Nachdem Brawa bereits im vergangenen Jahr die BR 201 in der Baugröße H0 herausgebracht hatte, lag es nahe, das Gehäuse nun auch für die meterspurige BR 199 zu verwenden. Burkhard Rieche hat sich das Modell dieser Lok näher angesehen.
D
as Harzkamel: Die Rede ist von jenem seltsamen Ungetüm, das von Zeit zu Zeit in den weiten dichten Wäldern des Harzes zu sehen ist. Die in den fünfziger Jahren beschafften 1’E 1’-Loks der Baureihe 99.73 zeigten in den achtziger Jahren Ermüdungserscheinungen. Eine Diesellok mußte her: Ein Import schied ebenso wie die Fertigung einer komplett neuen Lok im
eigenen Lande aus, da der Plan hierfür keine Kapazitäten vorsah. Blieb also einzig allein der Umbau aus einer vorhandenen Lokbaureihe. Geeignet schien hier die BR 110 (heute BR 201), die durch die auch in der damaligen DDR fortschreitende Elektrifizierung teilweise frei wurden. Die Loks wurden im Raw Stendal umgebaut. Dabei wurden im wesentli-
chen neue Drehgestelle entwickelt, deren Achsgetriebe von der BR 118 übernommen wurden; für eine echte Neuentwicklung waren keine Kapazitäten vorhanden. Da Getriebe für ein Meterspurdrehgestell recht groß sind, mußte die Bremsanlage außen am Drehgestellrahmen untergebracht werden. Für die Überführung ins Aw wurden besondere Überführungsdrehgestelle entwickelt, da die Loks wegen ihrer großen Höhe nun nicht mehr wie die Dampfloks auf Schmalspurtransportwagen über Normalspurstrecken transportiert werden konnten. Durch den Umbau sind die Lokomotiven 10 cm höher als ihre normalspurigen Kollegen geworden. Es ist schon ein recht merkwürdiger Anblick, wenn die Lok einen Personenzug zieht, dessen Wagen noch nicht einmal so hoch sind wie die Vorbauten der Lok. Die Zug- und Stoßeinrichtungen mit Mittelpuffer mit einer Balancierkupplung sind am Drehgestellrahmen angebracht; darunter befindet sich noch die Aufnahme für die Kuppelstangen von Rollwagen.
Oben: Das Harzkamel von Brawa mit einem Güterzug aus aufgebockten E-Wagen. Foto: Burkhard Rieche Bereits in reichlich verblaßter Lackierung präsentiert sich die 199 879-8 am 10.8.1994 im Bahnhof Alexisbad. Foto: Thomas Küstner
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Wie das Vorbild adaptierte Brawa das Modell der BR 199 aus der regelspurigen BR 201, deren Gehäuse unter anderem mit neuen Drehgestellen versehen wurde. Modellfotos: gp
Umgebaut werden sollten ursprünglich 30 Loks. Bedingt durch die Wende 1989 und den damit stark zurückgegangenen Güterverkehr, wurden allerdings nur zehn umgebaut. Die Loks erhielten die Baureihennummer 199, während die Ordnungsnummer beibehalten wurde.
Das Modell Ebenso wie das Vorbild leitete Brawa die Schmalspur-V-100 aus der Normalspurlok ab. Die wesentlichen Änderung sind: ● neue Drehgestelle (bzw. -blenden) ● Änderung der „Pufferbohle“ ● Aufstiegsleitern zum Führerhaus ● Rangiertritte an den Ecken Nicht geändert wurde dagegen die Gesamthöhe der Lok. Das Antriebskonzept wurde ohne Änderungen von der Normalspurversion übernommen. Die Lok ist pro Drehgestell mit zwei Haftreifen ausgestattet. Wären diese Radsätze durch haftreifenlose ersetzt worden, hätte man die Stromabnahme deutlich verbessert, da die Radsätze im Drehgestell recht starr gelagert sind. Die Zugleistungen würden für Schmalspurverhältnisse voll ausreichen. Der mittlere Radsatz hat im Gegensatz zum Vorbild Spurkränze, daher sind alle Radsätze seitenverschieblich. Die Fahreigenschaften der Lok sind zufriedenstellend; die Lok fährt langsam, aber nicht ganz ruckfrei an. Dank der groß dimensionierten Schwungmassen überfährt sie problemlos kurze stromlose Stellen und hat auch bei mittleren Geschwindigkeiten noch einen ausreichenden Auslauf.
Das Gehäuse wurde ohne Formänderungen von der Normalspurlok übernommen und ist sehr gut detailliert. Die Lackierung weist ein hervorragendes seidenmattes Finish auf, die Loknummern (199 879-8) sind sehr sauber aufgedruckt. Die neuen Drehgestellblenden sind sehr detailliert nachgebildet worden; die außenliegende Bremsanlage ist freistehend angesetzt. Die Bremsklötze liegen in einer Ebene mit den Laufflächen der Räder. Die Drehgestelle sind allerdings nicht lackiert, sie schimmern daher etwas plastikhaft. Gleiches gilt für die Kraftstoffbehälter zwischen den Drehgestellen. Die Lok hat eine Digitalschnittstelle. Die Gebrauchsanweisung ist etwas kurz gefaßt worden. Insbesondere zum Anbringen der Zurüstteile kommt man ohne zusätzliche Vorbildfotos leider nicht aus. Alles in allem ist die Lok ein hervorragend detailliertes Schmalspurmodell. Vom Vorbild her wirkt sie häßlich und unmöglich (das ist freilich auch wieder Geschmackssache ...), was sie als Modellnachbildung wiederum zu einem höchst interessanten Modell macht.
Sauber gedruckt und gut lesbar ist die Beschriftung der 199 879-8 von Brawa. Unten die Frontansicht der Lok; die Attrappe der Mittelpufferkupplung läßt sich gegen eine normale Bemo-Kupplung austauschen.
Der Antrieb von Brawas Harzkamel erfolgt vom mittig gelagerten Motor mit zwei Schwungmassen auf beide Drehgestelle. Auf der Platine ist die Digitalschnittstelle untergebracht.
Eines der beiden Drehgestelle von unten. Alle drei Achsen sind angetrieben, ein Radsatz mit Haftreifen versehen. MIBA-Miniaturbahnen 5/98
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Eleganz und Charme der frühen DB vermittelt der überarbeitete Dieseltriebzug VT 085 in der Nenngröße N.
Wiederbelebung des VT 085 in N von Arnold
Die Eierköpfe rollen Nachdem der von Lima unter der Produktbezeichnung „Minitrain“ hergestellte VT 085 in 1:160 keine so große Verbreitung fand, nahm sich Arnold des populären Triebzuges an. Allerdings galt es bei der Wiederauflage einige Dinge zu verbessern.
D
ie Triebwagen der Baureihe VT 08 erfreuen sich einer gewissen Popularität, stammen sie doch aus der in Modellbahnerkreisen beliebten Epoche 3. Wer den VT 08 nie live erleben konnte, hat immerhin noch die Möglichkeit, den im Museumsbestand befindlichen Eierkopf bei diversen Sonderfahrten bewundern zu können. Bei der Wiederauflage des früher von Lima gefertigten Modells des VT 08 waren einige Prämissen zu erfüllen. Um die Entwicklungskosten und somit schlußendlich auch den Verkaufspreis möglichst gering zu halten, wurde auf eine Überarbeitung der Gehäuseformen verzichtet, soweit diese nicht für eine Neumotorisierung erforderlich waren. Ein neuer Antrieb war zwingend nötig, um den Forderungen der Modellbahner nach Betriebssicherheit und Laufkultur gerecht zu werden. Ebenso nahm man sich bei Arnold einer Überarbeitung der Lackierung und Beschriftung an.
Optik
Die inneren Werte des neuen VT 085 wurden gegenüber dem „Urmodell“ von Lima mit einem neuen Antrieb deutlich aufpoliert. Der Decoder findet in der Bodenwanne unterhalb der Platine seine Arbeitsstelle.
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Auffallend ist die deutlich bessere Bedruckung des Triebzugs. Die Farbgebung der Zierlinien und der Bedruckung wurde gegenüber dem Lima-Modell in dem korrekten beigen Farbton (RAL 1002) gehalten. Die Bedruckung des Gehäuses und der Schürze ist sauber ausgeführt. Dies gilt auch für die Zierstreifen in den Kopfbereichen des Motor- und Steuerwagens. Die Aufschriften lassen sich mit der Lupe lesen. Um auch den 192-mm-Radius befahren zu können, erhielten damals die Schürzen des Lima-Modells der Einfachheit halber entsprechende Ausschnitte. Diese wurden ebenfalls unverändert übernommen. MIBA-Miniaturbahnen 5/98
MIBA-TEST
Meßwerte Gewicht Motorwagen:
127 g
Gewicht Mittelwagen:
45g
Gewicht Steuerwagen:
45 g
Angetriebene Achsen:
2
Haftreifen:
2
Geschwindigkeiten (Lokleerfahrt) Vmax: 335 km/h bei 12 V VVorbild (1. Serie): 120 km/h bei 5,1 V Vmin: ca. 18 km/h bei 2,0 V Auslauf aus Vmax: aus VVorbild:
300 mm 54 mm
Schwungscheibe Anzahl: Durchmesser: Stärke:
2 9,0 mm 5,0 mm
Anmerkung: Alle Meßwerte sind ca.-Angaben Einbaumöglichkeit für Decoder: Im Motorwagen ist Platz für: Selectrix: 66830 Arnold DCC: 81210
FMZ: 6842
Maßtabelle VT 085 in N Längenmaß ohne Faltenbalg Motorwagen: Mittelwagen: Steuerwagen: Gesamtlänge:
Vorbild
1:160
Modell
26 025 25 760 25 155 103 720
162,7 161 157,2 648,3
165 161 165 674
Höhenmaß über SO:
3 900
24,4
25,5
Breitenmaß:
2 814
17,6
17,6
22 050 21 500 21 500
137,8 134,4 134,4
138 134,5 134,5
930 900
5,8 5,6
5,9 5,9
NEM 14,3+0,1 1,2max 2,8min
14,3 1,2 3,0
Achsstände Gesamtachsstand Motorwagen: Gesamtachsstand Mittelwagen: Gesamtachsstand Steuerwagen:: Raddurchmesser Triebdrehgestell: Drehgestell: Radsatzmaße entsprechend NEM Radsatzinnenmaß: Spurkranzhöhe: Radbreite:
– – –
Alle Maße in mm
Antrieb Der Antrieb des Triebzugs wurde komplett auf Basis der bewährten Antriebe des Eurosprinters und der BR 152 erneuert. Der Motor mit zwei Schwungmassen treibt das hintere Drehgestell des Motorwagens an. Zur Zugkrafterhöhung erhielten zwei Räder Haftreifen. Das nötige Reibungsgewicht erbringt ein riesiges Gewicht, mit entsprechenden Aussparungen für den Motor und den Getriebekörper des Drehgestells. Die kabellose Stromversorgung wird über eine in der Bodenwanne liegende Platine organisiert. Die Platine dient gleichzeitig als Träger für die Drehgestelle. Als Stromabnahmebasis sowohl für den Steuerwagen wie auch für den Motorwagen werden alle Räder herangezogen. Digitalfahrer finden ein Plätzchen für den Arnold-N-Decoder in der Boden-
wanne unterhalb der Verteilerplatine. Es empfiehlt sich, den Decoder mit einem doppelseitigem Klebepad von unten an der Platine zu fixieren. Die beiden Dioden für die fahrtrichtungsabhängige Beleuchtung müssen entfernt werden.
Eindrücke Der Dieseltriebzug hinterläßt nach dem Zusammenkuppeln und Aufgleisen einen optisch guten Eindruck. Dieser wird durch das geschmeidige Fahrverhalten verstärkt. Er läßt sich langsam anfahren und bis zu seiner Höchstgeschwindigkeit gleichmäßig beschleunigen. Die gute Stromabnahme garantiert auch in Weichenstraßen ein geschmeidiges Fahrerlebnis. Die Endgeschwindigkeit liegt bei 12 Volt eindeutig über der vorbildgerechten Höchstgeschwindigkeit. Dies haben
die Konstrukteure bei Arnold bewußt so festgelegt, um den VT 085 geschwindigskeitsmäßig nicht zu sehr von früheren Modellen abzuheben. Wem der Triebzug zu schnell ist, kann ihn sich bei Arnold mit einem langsamer drehenden Motor bestücken lassen. Ein entsprechender Bericht auf Grund des MIBA-Tests der BR 10 von Arnold soll Licht ins Dunkel bringen. Das Zusammenkuppeln des Zuges ist etwas schwierig. Am besten, man legt die Fahrzeuge auf einem weichen Untergrund auf die Seite und klipst so die Deichseln mit den Faltenbälgen in die entsprechenden Ösen an den Drehgestellen. Das Hochnehmen und Aufgleisen des vierteiligen Dieseltriebzugs ist zwar kein schwerer Akt, aber dennoch ziemlich umständlich. Die durchgeführten Verbesserungen und das gute Preis/Leistungsverhältnis sprechen für das gewählte Überarbeitungskonzept. gp
Vorn das Arnold-Modell, hinten der „Ur-VT 085 von Lima. Deutlich ist der Qualitätsunterschied der Bedruckung. Die korrekte Farbgebung der Zierlinien und die Beschriftung des Rahmens verbessern die Optik des Modells. Alle Fotos: gp MIBA-Miniaturbahnen 5/98
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Manchmal werden die Klagen und Bitten der Modellbahner erhört, wenn diese nur deutlich verkündet werden. Herr Stollner von der Firma MÜT aus Bergkirchen bei Dachau nahm sich der Bitte nach einem preiswerten Fahrregler für das Selectrix-System an und schritt zur Tat.
MIBA-TEST
Preiswerter Walk-around-Regler von MÜT für Selectrix
Handlicher Handregler HC 01 D
as Ergebnis ist ein kleiner kompakter Fahrregler mit einem festumrissenen Leistungsumfang. Weil er ja schließlich preiswert sein sollte, wurden seine Funktionen auch nur auf das für das Fahren Notwendige beschränkt. So bestehen die Bedienelemente aus nur einem Drehregler, zwei Drehschaltern und vier Tasten. Wie vom herkömmlichen Fahrtrafo bekannt, hat auch der Drehregler eine Mittelstellung. Von dieser läßt sich je nach Drehrichtung die Lok in die eine oder andere Richtung bewegen. Mit den beiden Drehschaltern kann die LokAdresse gewählt werden. Die vier Tasten haben verschiedene Funktionen, wie z.B. Licht und Sonderfunktion schalten. Eigentlich ist die mitgelieferte Bedienungsanleitung bei dem einfachen Fahrregler überflüssig. Aus der Verpackung herausgenommen und in die Zentral-Control eingestöpselt, ist der Handregler schon betriebsbereit. Über die Drehschalter die Lokadresse wählen – der linke ist für die Zehnerstelle und der rechte für die Einerstelle der Lokadresse zuständig – die Taste „Set“ drücken und schon geht’s los. Mit den beiden unteren Tasten können, wie schon angedeutet, das Spitzenlicht fahrtrichtungsabhängig eingeschaltet und eine Sonderfunktion wie Rauchgenerator oder Hupe betätigt werden. Um weitere Möglichkeiten des Hand-
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reglers auszuschöpfen, ist allerdings die Bedienungsanleitung erforderlich. Unter dem Begriff Massensimulation ist eine Anfahr- und Bremsverzögerung gemeint, die sich in drei der sieben möglichen Stufen des SelectrixDecoders einstellen läßt. Beschleunigung bzw. Abbremsung des Zugs hinkt der Reglerdrehung je nach gewählter Massensimulation hinterher. Mit den Funktionstasten lassen sich das Licht ein- und ausschalten und die Sonderfunktion „Horn“ als Momenttaster betätigen. Wer nun statt einer Tröte einen Rauchgenerator schalten möchte, muß im Innern des Handreglers mittels einer Lötbrücke die Tastenfunktion für die Hupe auf Schaltfunktion umstellen. Eine weitere Lötbrücke organisiert bei Übernahme einer Lok eine mögliche Geschwindigkeitsänderung erst nach Betätigung des Drehreglers (Brücke offen) oder sofort in Abhängigkeit der Massensimulation. Der recht geringe Preis des Handreglers erlaubt die Anschaffung mehrer Walk-around-Fahrregler. Somit fällt die etwas knibbelige Adreßeinstellung nicht allzusehr ins Gewicht. Eine mehr oder weniger feste Zuordnung eines Reglers zu einer Lok ist gewünscht und macht den Betrieb leichter als beim ständigen Adresßwechsel an den Selectrix-Fahrreglern. Bewegungsfreiheit beim Anlagenbetrieb erlaubt das 2,5 m lange Anschlußkabel. gp
Den Handregler auspacken, in den Sx-Bus einstöpseln, Lokadresse einstellen und schon geht’s rund. Alle Fotos: gp
Mit zwei kleinen Codier-Drehschaltern läßt sich die Lokadresse einstellen. Der durchgehende Schlitz in der Stellachse dient als Zeiger. Eingestellt ist die Adresse 86. Kurzschlußbrücken im Bereich der Lötpads bestimmen die Arbeitsweise der beiden Funktionstasten. Die linke Kurzschlußbrücke stellt die Beleuchtungstaste auf Ein/AusSchaltfunktion.
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NEUHEITEN
ARNOLD Reichlich Farb- und Bedruckungsvarianten sorgen für Abwechslung. Als Industrie-Set erscheint die Lok DHG 700 C mit zwei Habis 8 mit „Ford“-Bedruckung und unterschiedlichen Betriebsnummern. Im 3er-Set wird der Selbstentladewagen KKt mit Kalkspuren angeboten. Auch diese Güterwagen wiesen unterschiedliche Betriebsnummern auf. Die Güterwagen Bremen, Villach und Linz sind im Set mit Beschriftung der Brit.US-Zone im Handel. Mit Kurzkupplungskulisse warten zwei Kesselwagen „100 Jahre Eva“ mit weißer
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und grauer Kessellackierung auf. Mit „Ermewa“und „Dorfner“-Beschriftungen und KK sind die bekannten Silowagen vom Typ Ucs erhältlich. Als österreichische Werkslok ist die DHG 700 C bereits im Handel, ebenso wie die BR 143 der DB AG in aktueller verkehrsroter Ausführung. Die BR 143 wird exclusiv für Idee + Spiel gefertigt.
BRAWA In Regional-Farbgebung zeigt sich jetzt die Ferkeltaxe dem Interessierten. Wie von Brawa nicht anders zu erwarten, gehört auch dieses Modell zu den Schmuckstücken. Die fein aufgedruckte Beschriftung lädt förmlich zur Suche mit der Lupe, um die eine oder andere Beschriftung noch zu entdecken und zu lesen.
Die Fahreigenschaften lassen eigentlich keine Wünsche offen. Die Höchstgeschwindigkeit des Modells liegt knapp über der des Vorbilds. Er läßt sich dank der hohen Getriebeübersetzung und des schräggenuteten Ankers gleichmäßig und geschmeidig beschleunigen. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die ungewöhnliche Geräuschkulisse des hochtourig laufenden Motors. Das Fahrgeräusch wird noch durch das resonierende dünnwandige Gehäuse verstärkt. Die Stromabnahme erfolgt von allen Rädern des Trieb- und Beiwagens. Eine stromführende Kupplung sorgt für die nötige Verbindung. MIBA-Miniaturbahnen 5/98
FALLER Das typische DurchschnittsZweifamilienhaus für fast jedes Anlagenthema kann jetzt ebenso brachliegende Grundstücke auf der Anlage füllen wie das lieferbare Einfamilienhaus. Nicht minder interessant sind die modernen Reihenhäuser für die Epoche 4 und 5. Für einen modernen Winkelbungalow wird sich sicher-
lich auch eine freie Fläche finden. Ein uriges Fachwerkdorf läßt sich für die Nenngröße N mit den schon ausgelieferten ’98-Neuheiten errichten. Da gibt es ein spitzgiebeliges Rathaus und eine Dorfschmiede mit Wohnhaus. Ein Korn- sowie ein Zunfthaus und auch das Haus an der Stadtmauer bieten reichlich Gelegenheit zum Basteln.
LGB Nicht nur Freunde der Feldbahn werden sicherlich am LGB-chen in Grün mit rotem Fahrwerk gefallen finden. Der knuffigen Lok wurde zudem ein Kobelschornstein spendiert. Als zünftige Anhängelast können auch die Feldbahnkastenkipper und die Feldbahnwagen mit Kabelrollen, jeweils im 2er Set, anghängt werden. Der vielseitig einsetzbare sechsfenstrige Personenwa-
gen mit Bretterbeplankung wird mit DR-Beschriftung ausgeliefert.
HS-MODULBAU & PARTNER Auf der Ausstellung in Sinsheim stellte HS-Modulbau einige Kleinserien-Neuheiten vor. Da wäre zum einen die BR 99 103 der pfälzischen Schmalspurstrecken. Ein Motor mit Schwungmasse treibt alle drei Achsen dieser putzigen Kastenlok an. Nicht minder exotisch ist der aus einem Personenwagen entstandene ET 184. Er wird als Sondermodell in MessingHandarbeit entstehen. Auf dem Fahrwerk der BR 360 von Roco wird eine MAKDiesellok angeboten. Das Gehäuse des Fertigmodells entsteht aus geätzten Messingteilen. Ein weiteres Schmankerl ist ein Personenwagen der 3. Klasse der Furka-Bergstrecke. MIBA-Miniaturbahnen 5/98
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NEUHEITEN
M+D Ein etwas ungewöhnlicher Zementtransportwagen ist der KKd 49. Er wird mit einer Epoche-3-Beschriftung der DB zu haben sein. Sein Vorbild entstand aus einem ehemaligen USTCKesselwagen. Verschiedene Sonderserien dürften für Sammler
und Betriebsbahner interessant sein. Die Sonderserie 064/2 des Selbstentladewagens OOt Saarbrücken der DRG ergänzt die Serie 064/1 mit weiteren unterschiedlichen Betriebsnummern. Ein vierteiliges VTGKesselwagen-Set der Epoche 4/5 zum Transport von Kraftstoffen für die Bundeswehr bringt Abwechslung ins Spiel. Für die Ausstattung von Ladestraßen eignet sich eine Zubehör-Sonderserie der Ep. 3 mit diversen, teilweise bedruckten Gütern.
PIKO Im Ablieferungszustand an die DB kann die BR 82 in einer weiteren Version in Gleich- wie auch in Wechselstrom ihren Verschiebedienst auf der Modellbahn verrichten. In Grün mit Epoche-4-Beschriftung findet die BR 211 der DR ihr Einsatzgebiet. Auch sie gibt es in Gleich- und Wechselstromausführung. Beide
Loks verfügen über eine NEM-Schnittstelle und KKKulisse. Als Farb- und Beschriftungsvariante warten zwei Kesselwagen vom Typ „Uerdingen“ mit silberfarbenem Kessel und aufgesetzten Schildern der Mineralöl-Gesellschaften Aral und Esso auf. In der Beschriftungsvariante der DR/Epoche 3 kann der Güterzug-Packwagen eingesetzt werden.
ROCO Als Sonderserie liefert Roco die Bundesbahn-Eilzugwagen in Epoche-3a-Beschriftung. Die ab 1951 bestellten und bis 1955 ausgelieferten Wagen sind als sog. Mitteleinstiegswagen bekannt. Angeboten werden der CPw4ymgf mit Gepäckabteil und Führerstand (Nebengattungszeichen f) sowie der Drittklaßwagen C4ymgb und der gemischtklassige BC4ymgb, beide wendezugfähig (b = zusätzliche Bremsleitung). Weniger der Verwendung als der Bauart nach gehört zu den Mitteleinstiegswagen der Wagen CR4ymg mit Speiseraum, wobei beim Vorbild auf den Mitteleinstieg verzichtet wurde. Im Wendezugdienst konnte
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dieser Wagen nicht eingesetzt werden, erhöhte dafür aber den Komfort auf längeren Reisen in Mitteleinstiegswagen. SACHSENMODELLE Der Speisewagen WRM der MAV ist in Epoche-5-Ausführung im Handel, ebenso
wie ein Säuretopfwagen der Farbwerke Hoechst AG und ein Owp 09 nach amerikanischer Bauart.
TILLIG Nach seinem erfolgreichen Start zum vergangenen Jahreswechsel wird der ICE in der Nenngröße TT nach und nach ergänzt. Mittlerweile hat der 2.-Klasse-Mittelwagen des ICE jetzt sein Rollout gehabt. Den ICE von Tillig testeten wir bereits in unserer April-Ausgabe der MIBA. MIBA-Miniaturbahnen 5/98
TRIX Nach langem Warten ist es nun soweit. Die überarbeitete BR 92 findet dieser Tage als T 13 der KPEV ihren Weg in den Fachhandel. Äußerlich fällt zuerst die zierlichere Steuerung ins Auge, auf den zweiten Blick die feineren Speichenräder. Am Gehäuse wurden lediglich ein paar kosmetische Feinarbeiten ausgeführt. Die Zierlinien und die Beschriftung sind sauber aufgedruckt. Hauptaugenmerk legten die Entwickler bei Trix auf den Antrieb, um den Forderungen nach Lokomotiven mit Laufkultur gerecht zu werden. So entstand ein komplett neues Fahrwerk. das feinabgestimmte Getriebe und der Motor mit schräggenutetem Anker und Schwungmasse bewegen die Lok aus dem Kriechgang gleichmäßig bis zur leicht überhöhten Endgeschwindigkeit. Dabei wird nur die letzte Kuppelachse angetrieben und die vorde-
ren über die Kuppelstangen mitgenommen. Eine Schnittstelle für kleine Decoder ermöglicht den raschen Einbau des Selectrix-Decoders 66830. Auch die größeren DCCDecoder finden Platz, benötigen zum Einbau aber ein wenig Zeit.
Der ET 87 in N feiert in einer Einmalserie ein kleines Comeback. Mit feinge-
drehten Echtholzfässern ist der Wein-Transportwagen in Epoche 2 erhältlich.
ZERBA
Feinste Messingätzteile und vorgebogene Griffstangen müssen noch zugerüstet werden. Vertrieben wird das Modell über Tillig.
Fast schon ein Halbbausatz ist der vierachsige ZementSilowagen in Epoche 5.
SCHIFFER DESIGN Modellbahner der Spur N dürften sich an den Messingmodellen wie der Schwarzkopf-Kleinlokomotive oder dem KleinviehwaMIBA-Miniaturbahnen 5/98
gen Vhw Altona erfreuen. Auch Zurüstteile zum Verfeinern der Bw-Ausstattung oder feine Fenster, Türen und Tore finden sich im Angebot. Fotos: gp (22), MK (3), Werk (3) 115
NEUHEITEN
AMW Bereits im Fachhandel sind u.a. die drei abgebildeten Sattelzüge: MAN-F2000/ Hd-KSZ mit HövelmannIFF-Auflieger, MB-Actros LPSZ mit ASG- und die Actros Zugmaschine L-GSZ mit Liegel-Auflieger. Für die Niederländer wird ein Renault 19 als Polizeifahrzeug angeboten.
BUSCH
MB T 2 Vario der Johanniter oder der MB Sprinter des Rettungsdienstes Mannheim retten, wenn es mal mit der „Action“ schiefging.
Noch in die Epoche 3 paßt der Mercedes 220 als Streifenwagen, während die Ford Eifel Cabriolimousine ein deutlich früheres Baujahr aufweist. Die Deutsche Post AG erhält mit dem Mercedes 507 ein neues Modellfahrzeug. Das typische Erscheinungsbild heutiger Straßen prägen Fahrzeuge wie der Mercedes Sprinter „Europcar“ oder der Fiat Ducato „Post Express“. Ein Schmankerl ist der Citroen H mit aufwendiger Bedruckung nach Originalvorlagen. Der Mercedes LP809 ist als Einsatzfahrzeug des THW im Angebot.
SEMRAU
RIETZE
WEINERT
In Kleinserie entstehen N-Fahrzeuge wie z.B. der MAN-5-Tonner oder der VW-Iltis, die auch ideales Ladegut abgeben.
Als Werbemodell wurde der Setra S315HD für OmnibusVogl gefertigt. Erhältlich ist der stark limitierte Bus bei Modellfahrzeuge-Versand in Schnaittenbach.
Als Komplettbausätze sind folgende Kfz ausgeliefert: Kaelble-Lkw in der 150und 200-PS-Ausführung, Vomag-Eilschlepper und eine 55-PS-Lanz-Raupe.
HERPA Auch den N-Bahnern werden zwei MB-Actros als TOnline-Sattelzug und mit Bedruckung der Spedition A. Talke angeboten. Epoche-3-Freunde werden sich über den BMWStreifenwagen freuen. Die Scania-124-Zugmaschine gibt es einzeln in Schwarz. Mit einer recht bunten Bedruckung des Kurfürsten-
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bads Amberg steht der VW T 4 Kastenwagen am Start. Rettungsfahrzeuge wie der MB Vito Bus der Berufsfeuerwehr Salzgitter, der
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Mai 1998 · B 8784 · 50. Jahrg. DM/sFr 12,– · S 90,– · Lit 15 000 · hfl 15,– · lfr 270,– http: // www.miba.de
Spurensuche für die Modellbahn
Brücken über die Ahr Schwerpunkt: Gartenbahn ● Brücken über die Ahr ● Güterwagen mit Dachschaden ● MIBA-Jubiläum
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Rheinkahn von Artitec
S.24
Ein Schiff wird kommen ... Schwerpunkt zu Saisonbeginn
Miniaturbahn im Garten Neue Mehrzugsteuerung
Arnold-Digital im Test Ein Fall für die Praxis
Wagen mit Dachschaden