Doppelter
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MIBA 6/98
6 /1998 Doppeldecker
MIBA
S. 94
Juni 1998 · B 8784 · 50. Jahrg. DM/sFr 12,– · S 90,– · Lit 17 000 · hfl 15,– · lfr 270,– http: // www.miba.de
Schwerpunkt: Straßenbahn und Nahverkehr ● Intermodellbau ‘98 ● Löten: Grundlagen und Tips ● MIBA-Jubiläum
Ein Thema mit vielen Gesichtern
Nahverkehr und Straßenbahn
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INHALT MIBA 3 7 9 10 16 20 24 30 36 44
ENDE
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INDEX HILFE
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Gegen den Trend? Leserbriefe Nur ein Bild - H0-Motiv InterModellBau 1998 in Dortmund Anlagen-Parade Die rauchenden Wasser der Staubbach-Klamm Oberleitungsfahrzeug in H0 von Günther - Wagen mit Turm Modellbau mit Magic Train - ein 0eProjekt (6) - G-Wagen zersägt... Amerikanische Bausatz-Güterwagen bei der DB - Yankee-Doodle Die Straßenbahn kommt - Mit der Tram quer durch die Stadt Regionalverkehr mit viel Betrieb S-Bahn nach Geltendorf Der Wuppertaler Turmtriebwagen von Spieth - Arb. unter dem Draht Motorisierung für Straßenbahnmodelle - Und sie bewegt sich doch ... Zwischen- und Endhalte bei der Straßenb. - Umsteigen an der Hölle Bücher/Video Gleisplanung per PC - WinRail 4.0 Upgrade? Up great!
6 /1998 65 RAILY für Windows 2.0 - Face Lifting Ein weiteres Programm der neuen Generation zur comp. Gleisplanung 68 Verbrennen Sie sich nicht die Finger Löten - wie geht denn das? 72 Ein H0e-Diorama mit Geschichte Waldwil an der Ild 79 Hermann Riedel - Vom Ha-Nuller zur Spur IIm 80 Fünf Jahrzehnte MIBA-Titel - Die MIBA im Juni 82 Bauprojekt Vogelsberger Westbahn (6) - Aus dem Herzen der Natur ... 87 Glückwünsche zum Jubiläum 88 Innovativ, aber erfolglos: vergessene Modellbahnfirmen (3) - Rokal 90 Pioniere der Modellbahn (6) Werner Böttcher und die erste Modellbahn-Zeitschrift 92 Grundsätzliches über den Eisenbahn-Modellbau - Essentielles in der MIBA 94 Zwei neue Wagen von Piko in H0 Doppelter Doppelstock 96 Kleine Unachtsamkeit mit bösen Folgen - Wer andern eine Grube... 104 Neuheiten
ZUR SACHE
A
bsatzzahlen und Entwicklungskosten, Umsätze und Gewinne, strategische Ausrichtung und konkrete Zukunftspläne – psst, geheim! Darüber spricht man nicht in unserer Branche, als würden die Hersteller mit Hochtechnologie oder Rüstungsgütern handeln und nicht mit Modellbahnen und Zubehör. Keiner läßt sich gerne in die
Gegen den Trend?
Wer könnte das Thema „Stadtlandschaft und Nahverkehr“ besser in Szene setzen als MIBA-Mitarbeiter Bruno Kaiser, von dem das Titelmotiv der Juni-MIBA stammt. Mit den neuen DR-Doppelstockwagen von Piko hat sich Martin Knaden beschäftigt. 6/98
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Juni 1998 · B 8784 · 50. Jahrg. DM/sFr 12,– · S 90,– · Lit 17 000 · hfl 15,– · lfr 270,– http: // www.miba.de
Ein Thema mit vielen Gesichtern
Nahverkehr und Straßenbahn
MIBA-Miniaturbahnen 6/98
Karten schauen, schon gar nicht als Marktführer. Dennoch bildet seit einigen Jahren die Jahrespressekonferenz von Märklin eine Ausnahme von obiger Regel. Eigentlich eher eine Veranstaltung für die Wirtschaftspresse, ermöglicht sie trotzdem (oder gerade deswegen) etwas tiefere Einblicke in das Befinden der Branche und – daraus resultierend – Spekulationen über die Zukunft unseres Hobbys. Die diesjährige Jahrespressekonferenz, die unlängst in Frankfurt stattfand, fand dabei aus zweierlei Gründen besondere Aufmerksamkeit. Zum einen zog sie eine erste Bilanz nach der Integration von Trix in die Märklin-Holding, die – wie kaum anders zu erwarten war – rundum positiv ausfiel. Der Holding-Umsatz stieg auf 296,2 Millionen Mark, wovon 21 Millionen Mark auf die Marke Trix entfielen. In Anbetracht von zweistelligen Zuwachsraten bei den Bestelleingängen gab sich Märklin-Geschäftsführer Wolfgang Topp optimistisch: „Wir planen, bis spätestens 1999 den Turnaround bei Trix vollzogen zu haben, und sind zuversichtlich, daß wir in der wichtigen Spur N in Europa schnell wieder zu den Marktführern gehören.“ Bemerkenswert: Die Märklin-Zuwächse vollziehen sich weiterhin gegen den
Markttrend, denn der Umsatz mit Spielwaren insgesamt ist seit 1992 um knapp 20 Prozent zurückgegangen, wofür neben zurückgehenden Geburtenraten vor allem ein radikal verändertes Freizeitverhalten von Kindern und Jugendlichen verantwortlich ist. Topp: „Ein gesellschaftlich begünstigtes Wachstumsklima für die Spielwarenbranche sehen wir im Moment nicht.“ Trostlose Perspektiven also? Keineswegs, denn die Märklin-Veranstaltung trug zum anderen die Ergebnisse einer aufschlußreichen Analyse des „Instituts für Demoskopie Allensbach“ zur Marktentwicklung und zu den Potentialen der Modelleisenbahn an die Öffentlichkeit. Und danach ist es um die Modellbahn gar nicht so schlecht bestellt. Wichtigste Ergebnisse: Es existieren sowohl quantitatives Marktpotential wie auch ausreichende Kaufkraft. Das Durchschnittsalter erwachsener Modellbahner liegt bei 40 Jahren; daß in absehbarer Zeit breite Käuferschichten wegbrechen, ist auszuschließen. Zudem hat die Umfrage ergeben, daß in rund 640 000 Haushalten die Anschaffung einer Modellbahnanlage zumindest ins Auge gefaßt wird – ein gewaltiges Marktpotential also. Aber nicht für Kinder, so ein weiteres Fazit: Die Beschäftigung mit Modelleisenbahnen wird immer mehr zum Hobby für Erwachsene über 35. Logische Folge für Märklin-Chefverkäufer Topp: „Diese Gruppe mit starker Kaufkraft bildet das zuverlässige Kundenpotential von Märklin.“ Keine Frage: Der Branchenprimus – immerhin erzielt der Fachhandel bis zu 40 Prozent seiner Umsätze mit der Marke Märklin – blickt nicht übermäßig sorgenvoll in die Zukunft. Man wolle die negativen Rahmenbedingungen „durch clevere Innovationen, professionellen Vertrieb und modernes Marketing kompensieren“. Mit Spannung werden die Modellbahner und Kunden, aber auch die Mitbewerber verfolgen, was darunter in den nächsten Jahren konkret zu verstehen ist. Thomas Hilge
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MIBA-Berichte, „Neudeutsch“
MIBA 3/98, Stellwerk Ahrtalbahn
LESERBRIEFE
Verfeinerung des Neuspeak
Schiefer-Lagen 15 Grad!
In der Verfeinerung des Neuspeak hat sich die MIBA über die Jahre zweifelsohne eine bahnbrechende Rolle reserviert. Wenn man dann meint, eine alte Preußin „aufgestylt“ zu haben, will man nicht etwa sagen, daß sie „aufgegradet“ oder „gesupert“ worden ist? „Stylen“ bleibt doch eigentlich den Designern der Grundform vorbehalten, wie z.B. das markante Outsehen der Rauchchamber preußischer Steamloks. Am Ende könnte dieses affektierte Upbuggern der Sprache tatsächlich zu neuen Einsichten führen, und die zeitweilig idiomatische Entfremdung der Begriffe ist eben der Price, den man dafür zu payen hat. Dennoch bezweifle ich, daß „aufstylen“ jemals im Langenscheidt zu finden sein wird. Warum schreiben Sie Ihre Artikel nicht gleich auf englisch, dann weiß man wenigstens sofort, worum es sich dreht!? Derric Gerdes (E-Mail)
Die Methode der Dacheindeckung, wie sie Herr Mauer bei der Vorstellung seines hübschen Stellwerks im Aufsatz „Ein Stellwerk für die Ahrtalbahn“ vorstellt, beschrieb ich erstmals bei meinem MIBA-Beitrag über ein Brückenstellwerkmodell vor 25 Jahren (MIBA 1973, S. 300 ff). Die folgenden Gebäudemodelle entstanden und entstehen allerdings mit Dächern in leicht abgewandelter Bauart, über die ich in meinem MIBA-Beitrag „Ein Bahnwärter-Wohnhaus ...“ (MIBA 7/91, S. 76) ausführlich berichtet habe. Diese Arbeitsweise ist nicht nur wesentlich weniger arbeitsaufwendig, vielmehr wirken die Dachpartien u.U. noch vorbildhafter, wobei sich wieder einmal zeigt, daß eine Baumethode vom Vorbild unmittelbar aufs Modell übertragen, nicht unbedingt zu besseren Ergebnissen führt. Leider verzichtete die MIBA-Redaktion seinerzeit auf meine Skizze über die Art der Schieferlage auf Dächern. Die Schieferlagen werden nämlich von der rechten Traufenseite beginnend, in einem Winkel von etwa 15 Grad zur Traufenkante (und nicht parallel dazu, also horiziontal) verlegt! Dipl.-Ing. Ulrich Meyer, Bad Nauheim
MIBA 3/98, St. Andreasberg
Quietschen in den Ohren Der Bericht ist eigentlich gut gelungen und auch erschöpfend, wenn auch einige kleinere Fehler darin enthalten sind. So fuhr z.B. der Wintersportzug aus Göttingen meistens mit der BR 78 475 nach hier. (Ich habe heute noch das Quietschen der Spurkränze in den engen Kurven in den Ohren). Das Anschlußgleis zur Silberhütte wurde nicht 1910, sondern erst nach 1945 abgebaut. Bis Kriegsende war dort nämlich eine Muna beheimatet, und die brauchte den Gleisanschluß. Die 50er kam nur gelegentlich mit dem Güterzug oder als Sonderzug der Eisenbahnfreunde aus Hildesheim oder Braunschweig. Warum sollte denn gerade die neue Fleischmann-Zahnradlok gut zu dieser Modellanlage passen? Sie stimmt in der Achsfolge nicht und ebenso in den Proportionen. Wir sind alle Märklinisten und haben die alte T3 auf der Zahnradbahn im Einsatz. Da stimmt das Erscheinungsbild genau. Die drei bahneigenen Wagen sind naturgetreu von uns nachgebaut worden. Oberharzer Modell-Eisenbahner MIBA-Miniaturbahnen 6/98
Brawa bietet einen Ersatzteildienst, den man sich besser und schneller nicht wünschen kann! Udo Osenbrügge, Pöcking
MIBA, Zugschlußscheiben
Einfach ausschneiden Nach Fertigstellung und Inbetriebnahme meines ersten Anlagensegments habe ich nach passenden „Zugschlußscheiben“ für meinen Wagenpark gesucht. Da ich nicht zu den „Nietenzählern“ gehöre, kam mir die Idee, die in der MIBA den Schluß jedes Berichts schmückenden Zugschlußscheiben zu verwenden. Ich habe die Scheiben ausgeschnitten, mit dem Cuttermesser verkleinert und dann an den Wagen befestigt. Es sieht gut aus und der Zweck ist erfüllt. Da diese „Idee“ für Modellbahnkollegen sicherlich von Interesse sein dürfte, schlage ich einfach mal einen entsprechen Hinweis in der MIBA vor. Heinzwerner Ombeck, Bottrop
Diese Zuschrift erschien bereits in MIBA 4/98, allerdings in einer gekürzten und unvollständigen Form.
IBA 2/98, Test Brawa E 95
Schneller Ersatzteildienst Gleich nach ihrem Erscheinen kaufte ich eine Brawa E 95, deren hervorragendes Aussehen mich zum Kauf anregte. Die Laufeigenschaften waren von Haus aus befriedigend, nach Einbau von Faulhaber-Motoren und Getriebeänderungen durch sb in Olching exzellent! Durch Unachtsamkeit ging einer der kleinen, glasklaren Windabweiser am Lokführer-Seitenfenster verloren. Auch wollte ich ohne Haftreifen fahren. Deshalb schrieb ich an Brawa und bat um Radsätze ohne Haftreifen und zwei Windabweiser als Ersatz. Nach kürzester Zeit erhielt ich beides kostenlos!
Bitteschön, hier sind sie: Schlußscheiben zum Ausschneiden im Maßstab 1:87.
Leserbriefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder; im Sinne größtmöglicher Meinungsvielfalt behalten wir uns das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor. Ihre Meinung interessiert uns!
Schreiben Sie uns: Redaktion MIBA Senefelderstraße 11 90409 Nürnberg Telefax: 09 11/5 19 65 40 E-mail:
[email protected] 7
Von Anfahrlampen und Bastelkisten
Ein oder zwei Aprilscherze? Es ist an der Zeit, daß wir Asche auf unser Haupt streuen. Natürlich war ein Aprilscherz in MIBA 4/98 versteckt – allerdings nur einer und keine zwei, wie vielleicht der eine oder andere Leser vermutet haben könnte.
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ie „Neue Norm für Modellbahner“ (S. 76) ist „mitnichten“ in der Planung, Verbesserungsvorschläge sind deshalb „vergebliche Liebesmüh“: Bastelkisten werden nicht genormt! Dagegen ist der Beitrag über die „Anfahrlampen“ bei Elloks nicht gelogen, die hat es tatsächlich gegeben! Ihre MIBA-Redaktion
MIBA 4/98, Neue Norm
Auch Reste von Hausruinen
gelagert werden. Wegen der Vielfalt der Überlegungen sollte man die Einführung der NEM 700 aber frühestens für den 01.04.2098 ins Auge fassen. Walter Zöller, Bad Homburg
NBK nach ENW Da ist die MIBA wohl vom ENW (Europäischer Normungs-Wahn) befallen worden und auf eine merkwürdige Idee gekommen! Sicher ist es grundsätzlich nicht verkehrt, auch einmal solche gewiß nicht nebensächlichen Dinge wie die BK zu normen, aber: Ihr
habt die Sache am falschen Ende angepackt! Käme jemand auf die Idee, die Länge einer Modell-Lokomotive zu normen, sagen wir z.B. auf 150 mm? Nein? Eben! Die Länge ergibt sich aus der verwendeten Spurweite und sollte maßstabsgetreu sein. Und wer hat eine Bastelkiste? Der Modellbauer, der seine Modelle maßstabsgetreu dem Vorbild entsprechend aussehen lassen möchte! Eine NBK (Norm-Bastel-Kiste) muß also ebenfalls dem Vorbild entsprechend maßstabsgetreu ausgeführt werden und kann nicht einfach ein festes Maß haben. Gibt es bei der echten Bahn Bastelkisten? Meines Wissens nein. Und ganz abgesehen davon, spätestens wer im Normenentwurf unter 2.3 Ergänzende Bestimmungen den letzten Punkt „Bk der Größe XXL erhalten Rollen zum besseren Handling durch Kinder“ liest, weiß: es ist ein Aprilscherz, denn die Bastelkiste enthält Gegenstände, die nach EG-Norm nicht für Kinder bestimmt sind! Kurzes Resümee: Macht weiter so, informativ und unterhaltsam, damit ich mich jeden Monat auf mein neues persönliches Heft freuen kann. Peter Popp (E-Mail)
Dem Himmel und dem Kollegen Krauth sei Dank! Endlich kommt Ordnung in die Resteverwertung. Doch fällt der neuen Norm ein alter Spruch zum Opfer: „Ein Griff – und die Sucherei geht los! Bei der Suche nach den Detail-Normen ist unbedingt zu beachten, daß ein übersichtliches, langgestrecktes Fach der Aufbewahrung von Austausch-DZug-Wagendächern der Baujahre 1924 – 27 vorbehalten wird (mit bzw. ohne Lampen-Oberlicht-Aufbau). Ein weiterer Punkt ist die Aufbewahrung der Plastik-Spritzlinge, die ja ein wichtiges Baumaterial beim Kitbashing darstellen. Hier sollte man eine bestimmte Reihenfolge einhalten. 8 Fächer müßten ausreichen, die von links nach rechts enthalten sollten: Transparent, weiß, rot gefolgt von den Farben des Fernmelde-Systemkabels: Blau, Gelb, Grün, Braun, Schwarz. Andersfarbige Spritzlinge sind in dem Fach mit der größtmöglichen Farb-Annäherung unterzubringen. Z.B. Beige je nach Farbintensität im Fach „Braun“ oder „Gelb“. DB-Türkis kommt in das Fach „Blau“ oder „Grün“. Außer Spritzlingen dürfen auch Reste von Schadfahrzeugen oder Hausruinen, soweit Plastik, in diesen Fächern 8
MIBA-Miniaturbahnen 6/98
Foto: Martin Knaden
NUR EIN BILD
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in Männlein steht im Walde, …“ – ob still und stumm, wissen wir heute längst nicht mehr. Außerdem war es nicht nur eins, sondern gleich eine ganze Gruppe von Heinzelmännchen, die in einer verschwiegenen Ecke auf dem Betriebsdiorama des niederländischen Modelspoorteam Griendtsveen zu entdecken waren. Diese eigentlich als schreckhaft bekannten Geschöpfe ließen sich damals – in der guten alten Zeit – von der vorbeibrummenden Feldbahnlokomotive nicht im geringsten stören. Heute ist der Feldbahnbetrieb längst eingestellt, und schon lange hat niemand mehr eine rote Zipfelmütze durch den Wald huschen sehen. Das nennt man dann Fortschritt …
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InterModellBau 1998 in Dortmund
Anlagen-Parade Wieder mal hatten sich die Ausstellungsmacher selbst übertroffen: In Dortmund konnten 115.000 Besucher (5 % mehr als im Vorjahr) mehrere Dutzend Anlagen besichtigen – eine schöner als die andere! Oben: Mit 3762 Stimmen belegte die Anlage „Löylymäki“ der Finnischen Eisenbahnfreunde „Pienoisrautatiekerho ry“ aus Helsinki den 1. Platz. Angesichts der überragenden Detaillierung auf der Anlage, bei der bis hin zu den Fahrzeugen alles im Eigenbau entstand, kein Wunder! Mehr von dieser Anlage demnächst in der MIBA. Auch die Anlage „Copenhagen Fields“ vom „The Model Railway Club London“, Maßstab 1:152,4, war zu sehen. Wir porträtierten sie in MIBA-Spezial 26.
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MIBA-Miniaturbahnen 6/98
AUSSTELLUNG
„Via Mala“ nennt der Oxforder Modellbahnclub seine Anlage, die auf nie realisierten Plänen aus der Schweiz aufbaut. Die Strecke sollte die Albula-Linie der RhB mit der Gotthard-Strecke der SBB durch die Via MalaSchlucht verbinden.
Neue Teilstücke ihrer N-Modul-Anlage zeigten die Hobbyeisenbahner aus Rodgau. Neben einem Industriegebiet mit fünf einzelnen Anschlüssen erinnerte ein Kurvendiorama am Fluß an die Rheinstrecke mit ihren Weinbergen. Winziges Detail am Rande: ein Schrottplatz mit Autoeinzelteilen! MIBA-Miniaturbahnen 6/98
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Mit der längsten Anlage der Ausstellung konnte Ivo Schraepen glänzen. Auf mittlerweile 56 Meter ist die H0-Bahn nach belgischem Vorbild angewachsen. Auf der nach dem „Hundeknochen-Prinzip“ angelegten Strecke sind die Züge 16 Minuten unterwegs, bis sie wieder an ihrem Ausgangspunkt angekommen sind.
Der MEC Bregenz war mit seiner H0-Anlage „Arlberg-Westrampe“ vertreten. Auch hier konnte eine neue Station, der Bahnhof „Dalaas“, gezeigt werden. Dessen filigrane Brücke über dem Bahnhofsvorfeld wurde vom fachkundigen Publikum besonders bewundert.
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Eine technische Besonderheit zeigte Modellbau Poscher mit dem Schrägaufzug der rumänischen Waldeisenbahn bei Covasna in 0e. Das vollfunktionsfähige Modell basiert auf dem Prinzip einer Standseilbahn, unten zwei-, oben dreischienig. Am oberen Ende rangiert eine 0e-Dampflok.
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Der Modelleisenbahnclub „Harzquer- und Brockenbahn“, Wernigerode, stellte zu ebendiesem Thema eine sehenswerte H0mAnlage aus. Jürgen Wahrendorf, der 1. Vorsitzende, steuert mit Wohlgefallen das in Dortmund erstmals vorgestellte fertige Handmuster des T3 von Weinert.
Auf der Anlage des Clubs „Kippschalter Dortmund“ kippte mehr als nur ein Schalter. Der übrige Betrieb wurde aber ebenso wie beim Harzer Verein in schönster Bierruhe abgewickelt …
Fotos: MK/gp
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Die überzeugende Gestaltung eines Wasserfalls mit echtem Wasser erweist sich in der Regel als eher problematische Lösung, denn Wasser läßt sich eben nicht im Maßstab 1:87 oder 1:160 verkleinern. Mit Hilfe eines Ultraschall-Wasserverdampfers und etwas Tricksen gelang Gerhard Wießner dennoch eine verblüffende Wirkung.
Die rauchenden Wasser der Staubbach-Klamm 16
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MODELLBAU
Linke Seite: Kühn spannt sich die Eisenbahnbrücke über die tiefe Schlucht mit dem tosenden Wasserfall – die Staubbach-Klamm bildet den Blickfang auf dem Anlagensegment. Rechts: Ganz schön naß hier! Wie in der Wirklichkeit bilden sich am Wasserfall feine Nebelfahnen, und der einsame Wanderer bereut bereits, keine Regenkleidung eingepackt zu haben ...
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in langjähriger Traum geht in Erfüllung: Die eigene Anlage in der Baugröße N! Damit der Arbeitsaufwand überschaubar bleibt, baue ich einzelne Segmente, die, jedes für sich, komplett durchgestaltet werden können, ehe das nächste in Angriff genommen wird. Das erste Segment meiner „An-der-Wand-entlang-Anlage“ ist jetzt fertiggestellt, dominierendes Landschaftselement ist dort eine enge Schlucht mit einem Wasserfall, die „Staubbach-Klamm“, die von einer Eisenbahnbrücke überspannt wird.
Mit Gießharz und Heißkleber Das Bachbett besteht zunächst ganz konventionell aus Gießharz. Der Bach hat allerdings ein nicht unerhebliches Gefälle, das Gießharz würde daher beim Einfüllen ganz schnell davonfließen. Daher habe ich an den Gefällstufen zunächst mit Heißkleber (milchigweiß) das strudelnde Wasser nachgebildet und so Barrieren geschaffen, über die sich das Gießharz nicht mehr davonmachen kann. In der Mitte des Baches, wo die Fließgeschwindigkeit des Wassers am höchsten ist, ist das Gießharz mit etwas weißer Farbe eingefärbt. Nach dem Aushärten fehlen aber immer noch die für einen Wildbach dieser Größenordnung typischen Strudel und Wellen. Auch hierfür ist Heißkleber ideal! Nach dem Auftragen einer Schicht wird der noch heiße Kleber z.B. mit einem Holzstäbchen in die gewünschte Form gebracht. Wichtig ist die Phase kurz vor dem Trocknen: Da läßt sich die Oberfläche aufreißen, und es entstehen schöne kleine „Wellen“. Da der Härtevorgang relativ schnell geht, sollte man sich nur kleine Abschnitte zur Bearbeitung vornehmen. Wenn eine Stelle nicht so geglückt ist, wie man sich das vorgestellt hat, ist das auch nicht schlimm: Mit der Spitze der Klebepistole oder einem Lötkolben MIBA-Miniaturbahnen 6/98
(aber nur mit einer ausgedienten Lötspitze!) kann man die Oberfläche sofort wieder bearbeitbar machen. Jetzt fehlt noch die Gischt: Hierfür habe ich dünn gezupfte Watte auf die noch klebrige Oberfläche aufgetragen. So, jetzt sieht der Wildbach in der Schlucht schon ganz passabel aus, aber der Wasserfall? Typisch für einen solchen Wasserfall (die Fallhöhe beträgt umgerechnet immerhin 40 Meter) ist der weithin sichtbare Wassernebel. Nicht umsonst heißen die berühmten Viktoriafälle in der Sprache der Anwohner „rauchende Wasser“.
Nebel mit Ultraschall Das brachte mich auf eine Idee: Auf einer Gartenausstellung sah ich Ultraschall-Wasserverdampfer, sogenannte
„Mininebler“, die für Zimmerbrunnen angeboten werden. Damit wird Wasser sozusagen „kalt verdampft“. Der entstehende Nebel ist schwerer als Luft und fällt nach unten, wo er sich dann relativ schnell auflöst. Das ist genau das Richtige für einen Modellwasserfall! Hinter der Hintergrundkulisse habe ich ein Wassergefäß, das ca. 1 Liter Wasser faßt, angebracht. Der Mininebler wird einfach in das Wasser gelegt. Die beste Nebelentwicklung erreicht man, wenn er ca. 4-5 cm mit Wasser bedeckt ist. Vorsicht, es entsteht ein richtiger kleiner „Springbrunnen“, das Gefäß braucht also dringend einen dichten Deckel, sonst „schwimmt“ gleich alles. In das Gefäß habe ich ca. 2 cm über dem Wasserspiegel zwei Rohranschlußstücke
Der Wasserfall ohne Nebel. Das tosende Wasser wurde mit Gießharz und Heißkleber nachgebildet, die schäumende Gischt entstand aus Watte. Damit die Felsen auch richtig feucht aussehen, erhielten sie einen Überzug aus glänzendem Klarlack, der gleichzeitig auch als Schutz gegen die Feuchtigkeit dient.
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(18 mm Durchmesser, Wasserleitungsrohr aus Kupfer) eingeklebt. Die Rohre laufen im Berg mit einem leichten Gefälle bis kurz unter die Fallkante des Wasserfalls. Dort ist die Austrittsöffnung durch eine ganz dünne Schicht Watte unsichtbar gemacht. Da mein Wasserfall zwei Fallstufen hat, sind zwei Rohre notwendig. Das ist aber noch nicht alles. Die Luft, die mit Wassernebel angereichert aus den Rohren treten soll, muß oben in das Gefäß nachströmen können. Zu dem Zweck bekommt der Deckel des Gefäßes ein ca. 3 cm großes Loch. Damit der oben erwähnte „Springbrunnen“ nicht dort hinausspritzt, sollte der „Nebelerzeuger“ auf der anderen Seite des Gefäßes zu liegen kommen und das Loch im Deckel sich auf der gegenüberliegenden Seite befinden. Wenn man das Gerät nun einschaltet, ist die Wirkung noch nicht ganz zufriedenstellend, denn es tritt noch zu wenig Nebel durch die Rohre aus. Deshalb habe ich über der Deckelöffnung einen Kleinstventilator (12 V, 50 mA) angebracht. Durch das Verändern der Betriebsspannung können nun die genau richtige Nebelmenge und deren Austrittsgeschwindigkeit eingestellt werden. Die Nebelwirkung ist allerdings auch noch stark von der Zimmertemperatur und der relativen Luftfeuchtigkeit abhängig. So, und nun ist der Wasserfall fertig! Es bilden sich, wie in Wirklichkeit, richtige Nebelfahnen, die durch den leisesten Lufthauch eines vorbeifahrenden Zuges verwirbelt werden. Vor dem „echten“ Wasser auf der Anlage braucht man aber keine Angst zu haben: Der Nebel ist gewissermaßen „trocken“ und löst sich sehr schnell auf. Zurück bleiben nur kleinste Was18
sertröpfchen in der Watte. Die Umgebung des Wasserfalls ist ohnehin mit Klarlack auf „naß“ getrimmt, so daß selbst den Gipsfelsen keine Gefahr droht. Eigentlich fehlt jetzt nur noch ein Rauschgenerator unter der Anlage, und die Illusion eines tosenden Wasserfalls ist perfekt!
Das Geheimnis des Nebels gelüftet. Hinter der Hintergrundkulisse verbirgt sich der Ultraschall-Wasserverdampfer von Conrad; auf dem Deckel des Wassergefäßes ist noch ein kleiner Ventilator montiert. Es empfiehlt sich, beim Betrieb destilliertes Wasser zu verwenden, um einem Verkalken des „MiniNeblers“ vorzubeugen.
Die Staubbach-Klamm aus der Vogelperspektive. Das Anlagensegment mißt in der Tiefe gerade einmal 30 cm, die Länge beträgt 110 cm. Alle Fotos: Gerhard Wießner
MIBA-Miniaturbahnen 6/98
NEUHEIT
Oberleitungsfahrzeug in H0 von Günther
Wagen mit Turm
Schon seit einigen Jahren ist von Günther Modellbau der Turmwagen angekündigt. Jetzt ist der Bausatz, dessen Vorbild bereits in MIBA-Spezial 35 vorgestellt wurde, lieferbar. Oben: Der frisch lackierte München 6202 bei einem Einsatz Anfang der 60er Jahre.
Das Gehäuse besteht überwiegend aus schweren Weißmetallteilen. Die Antriebseinheiten sind bereits lauffähig vormontiert.
Dazu kommen eine Menge Messinggußteile zur Detaillierung und ein Beschriftungssatz für die Epochen II und III.
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s ist schon geraume Zeit her, daß ein Handmuster des Turmwagens auf einem Diorama am Messestand von Günther Modellbau bewundert werden konnte. Leider mußten die Anhänger der Epoche II bis jetzt warten, um ebenso wie die Epoche-III-Freunde mit ihrem VT 55 – ebenfalls von Günther – ein Oberleitungs-Fahrzeug einsetzen zu können. Mit dem nun erschienenen Turmwagen können jedoch (fast) alle etwas anfangen: Die drei Exemplare wurden 1927 gebaut, zwei von ihnen erhielten sogar noch eine EDV-Nummer. Bei der Konzipierung des Bausatzes stand es – wie bei Günther üblich – im Vordergrund, dem Käufer den Zusammenbau weitgehend zu erleichtern. Das beginnt bei den lauffähig vormontierten Antriebsgestellen, von denen jedes – wie beim Vorbild – einen angetriebenen Radsatz hat, und setzt sich fort bei den Löchern für die Anbauteile, die bereits vorgebohrt sind und praktisch keiner Nacharbeit bedürfen. Ohnehin sind die Gußteile von hervorragender Paßgenauigkeit, so daß auch hier kein Problem zu erwarten ist. MIBA-Miniaturbahnen 6/98
Die Paßzapfen der Weißmetall-Gehäuseteile werden mit einem Lötkolben verschmolzen. Solange man dabei nicht das Gehäuse an anderen Stellen berührt, besteht hier keine Gefahr. Daneben das montierte Rohgehäuse. Davor liegt mit der Unterseite nach oben die Aggregateträgerplatte in der DRG-Version (kleine Widerstandskästen). Die Stützen der kleinen Umlaufbleche müssen vor dem Verkleben abgewinkelt werden. Nur dann können sie präzise in die richtige Lage gebogen werden. Darunter die beiden Drehgestelle mit den Blenden.
Der Gehäuseaufbau beginnt mit dem Verschmelzen der Paßzapfen eines Seitenteils und einer Vorbaufront. Das Verschmelzen geschieht mit einem Lötkolben (hier 30 Watt), der nur ganz kurz mit den Zapfen in Berührung gebracht wird. Beim Anbau der anderen Seitenwand sollte das Dach dazugehalten werden, um die Ausrichtung zu erleichtern. Sind alle vier Ecken an den Zapfen verlötet, werden die Führerstandsfrontfenster zunächst an den oberen Ecken mit der gleichen Technik angeheftet und anschließend mit Sekundenkleber verklebt. Zum Ausrichten der Seitenwände sollte nicht der innere Verbindungsträger verwendet werden. Schon geringste Abweichungen bei den Gewindebohrungen, die normalerweise nicht relevant sind, würden hier zu einem schiefen Gehäuse führen und das Einpassen der Frontfernster erschweren. Soll der Turmwagen als München 700 266 der Epoche II flaschengrün lackiert werden, können auch die Batteriefachabdeckungen auf die Vorbauten geklebt werden. Dies gilt auch für die frühe Bundesbahnzeit, als die Fahrzeuge noch in der alten Lackierung liefen. Soll die Lackierung jedoch purpurrot werden, empfiehlt es sich, die Abdeckungen separat zu lackieren, da sie zu dieser Zeit in Dachfarbe (Graualuminium) gestrichen waren. MIBA-Miniaturbahnen 6/98
Detaillierung Am Gehäuse werden nun die Messinggußteile angebracht. Die Abstützungen der seitlichen Trittbleche werden dabei vor der Montage zurechtgebogen, damit sie die optimale Form erhalten und sich die Klebestelle nicht unnötig wieder löst. Für die rote BundesbahnAusführung muß darauf geachtet werden, daß hier kleine DB-Lampen als Frontscheinwerfer verwendet werden. Die vormontierten Fahrwerke müssen lediglich mit den Drehgestellblenden komplettiert werden. Diese lassen sich einfach zusammenkleben, wenn die Seitenteile mit den Haltern am Fahrwerk verschraubt sind. Ein Verschmelzen der Paßzapfen kommt hier
nicht in Frage, da diese gleichzeitig die Halterungen für die äußeren Bremsbacken sind. An die Drehgestellblenden werden außerdem noch die Achslager und die Schienenräumer angeklebt. Die Aufhängung der Drehgestelle erfolgt mit einer speziellen Bundschraube von oben an den Verlängerungsstücken des Brückenrahmens. Hierbei muß eine bestimmte Reihenfolge der Unterlegscheiben und Distanzröhrchen genau nach Bauanleitung beachtet werden, sonst können die Drehgestelle sich nicht frei bewegen. An den Verlängerungsstücken sorgen jeweils zwei Auflagepunkte – je ein Paar quer und eines längs angeordnet – für eine Dreipunktlagerung. 21
Oben links sind die beiden Versionen der Dachausrüstung zu sehen: Links die DRGVersion mit Erdungsbügel, rechts davon das DB-Dach mit dem Kasten. Oben die Drehbühne mit angedeutetem Geländer. Das Geländer klappt zur Seite der Verriegelung, also vom Stromabnehmer weg. Trittstufen, Leiter und Streben werden separat lackiert. Ein Blick auf die Details am Rahmen des Turmwagens. Auch zu erkennen: Die Aggregateträgerplatte in der DB-Ausführung.
Auf der Unterseite des Brückenrahmens wird eine Platte mit Aggregaten angeschraubt. Hier erhält die DRGVariante mehrere kleine WiderstandsPakete, während die DB-Ausführung einen einzelnen Kasten und zusätzlich eine Leiter aufweist. Alle übrigen Bauteile wie Luftkessel und Luftpresser sind identisch.
Dachausrüstung Auch auf dem Dach haben sich im Laufe der Epochen Veränderungen ergeben. Zu DRG-Zeiten war hier zusätzlich zum Stromabnehmer noch ein Erdungsbügel installiert. Dieser wird aus drei Messinggußteilen – Sockelgestell, Ausleger und Schleifstück –
zusammengesetzt. Zwei Federchen erzeugen eine leichte Hubkraft. Auf das Vorbau-Haltegestell, das noch im Ablieferungszustand den Erdungsbügel niederhielt, wurde beim Vorbild sehr rasch und beim Modell daher gänzlich verzichtet. Ein einfaches Seil, im Modell also ein dünner Faden oder Draht, hält statt dessen den Pantographen nieder. Die DB-Version war an Stelle des Erdungsbügels mit einem Kasten bestückt und hatte zusätzlich einen Druckkammerlautsprecher. Alle weiteren Bauteile wie Pfeife, Laufbretter und der Stromabnehmer SBS 10 sind in beiden Ausführungen gleich. Die Drehbühne – das ob seiner Hauptfunktion wichtigste Element des
Turmwagens – erhält ein Geländer aus filigran gegossenen Stützen, die sich umklappen lassen. Das Bühnengeländer klappt vom Stromabnehmer weg. Dabei muß unbedingt darauf geachtet werden, daß die winzigen Anschläge, die als Messinggußteile (fünf je Längsseite) einzukleben sind, zur richtigen Seite hin offen bleiben. Die Halter, die die Geländerstreben im umgeklappten Zustand auffangen (vier je Längsseite), sind nach oben offen einzukleben. Die Streben selbst werden erst nach der Lackierung eingesetzt. Wenn man statt des vorgesehenen 0,3-mm-Drahtes einen dünnen Faden verwendet, bleibt die Beweglichkeit des Bühnengeländers erhalten. Ebenfalls erst nach der Lackierung werden die seitlichen Trittstufen angeklebt. Die dreiteilig unterbrochene Trittstufe gehört dabei auf die Seite der Dachklappe. Die zusätzliche Leiter ist aluminiumfarben zu lackieren und anschließend mit den angegossenen Haltehaken in die vorbereiteten Löcher zu kleben.
Der „München 6202“ – also die DB-Version des Turmwagens – ist hier probemontiert zu sehen. Rechts: In diese Lackiergruppen „zerfällt“ der Turmwagen nach der Probemontage.
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MIBA-Miniaturbahnen 6/98
Auch die DRG-Version des Turmwagens soll nicht fehlen. Hier der München 700 265, der in Freilassig bzw. Traunstein beheimatet war.
Die Drehbühne von oben betrachtet. Deutlich ist der zusätzliche Erdungsbügel zu erkennen.
Fotos: MK
Endmontage Nach der Lackierung erfolgt zunächst die Beschriftung. Die von Gaßner zugelieferten Naßschiebebilder sind sehr präzise und selbstverständlich farbrichtig gedruckt. Die Trägerfolie entspricht im Glanz exakt den verwendeten Seidenmattfarben. Enthalten sind die Betriebsnummern „München 700 266“ für die Epoche II und „München 6202“ für die Bundesbahnzeit. Bei der Epoche-III-Lackierung ist allerdings noch zusätzlich ein beiger Zierstreifen – die „Bauchbinde“ – anzubringen. Dieser kann auflackiert oder unter Verwendung des Zierliniensatzes T391 von Gaßner als Naßschieber aufgetragen werden.
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Die Fenster werden aus Folie ausgeschnitten und hinter die Fensterausschnitte geklebt. Hier ist das Gehäuse deutlich dünner, so daß keine tiefen Fensterlaibungen sichtbar werden. Der Einbau des Antriebs ist unproblematisch, lediglich zwei Lötstellen für die Kabel müssen angebracht werden. Durch die Verwendung von zwei Schwungmassen sind die Fahreigenschaften – auch wenn kein Faulhaber eingebaut ist – ausgezeichnet.
Fazit Dieser Bausatz hat sich ohne Hürden fast wie von selbst zusammengefügt und kann daher auch Anfängern empfohlen werden. MK
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Modellbau mit Magic Train – ein 0e-Projekt (6)
G-Wagen zersägt, gekürzt, gestreckt Nach verschiedenen Zu- und Umrüstvorschlägen für Güterwagen stellt Uwe Stehr diesesmal eine einfache Umbauaktion vor, die aus dem G-Wagen mit Bremserbühne zwei ganz neue Varianten entstehen läßt. Vorher zeigt er jedoch noch, wie man seine 0e-Wagen mit einer Vakuum-Bremsanlage ausrüstet.
S
owohl von WMK als auch von Wiener Modellbau Kröß (beide in Wien) ist eine für alle Waggons verwendbare komplette Vakuumbremsanlage erhältlich. Diese ersetzt die angespritzten Teile der Bremsanlage völlig. Dementsprechend aufwendig ist auch der Umbau, den wir hier anhand des WMK-Bausatzes zeigen. Nach dem Zerlegen des Fahrwerks wird als erstes eine 23 x 62 mm große Öffnung in den Fahrwerksboden gesägt, und zwar beginnend an den Aufhängungen der Blattfedern. Die Aufhängungen für den Bremszylinder, die Umlenkwelle und das Sprengwerk werden von den Längsträgern entfernt. In die Öffnung kommt der neue Rahmen aus Weißmetallguß. Nach dem
Aushärten des Klebstoffes werden der neue Hilfsluftbehälter, der Bremszylinder, Ventile und die Lagerung mit der Umlenkwelle gemäß der bebilderten Anleitung eingeklebt. An der Bremserbühne sind das neue Geländer und die Handbremskurbel zu montieren, an die Unterseite die Umlenkwelle, die die Bewegung der Handbremse zu der Umlenkwelle des Bremszylinders führt. Den nächsten Schritt bildet das Anbohren der Bremshebel von der Innenseite her. Hierfür ist unbedingt ein Handbohrer zu verwenden. Da der Bohrer nur schräg auf die zu bohrende Oberfläche geführt werden kann, wird die Bohrung bei Verwendung einer elektrischen Bohrmaschine unweiger-
lich verlaufen. Sind die insgesamt acht Bohrungen mit einem 0,8-mm-Bohrer ca. 1 mm tief in die Bremshebel eingebracht, können die neuen Bremsgestänge eingeklipst und verklebt werden. Das Anbringen der Zugstangen steht anschließend auf dem Programm. Wird alles vor dem Verkleben angepaßt, dürften hierbei keine Probleme entstehen. Das Gestänge zur Umlenkwelle des Bremszylinders ist da schon etwas anspruchsvoller. Die Zugstangen der beiden Achsen und die der Handbremskurbel werden mit einem Ausgleichshebel verbunden, der wiederum drehbar an dem Hebel der Umlenkwelle befestigt ist. Wer bislang nicht wußte, wie eine Bremsanlage funktioniert, wird es nach dem Zusammensetzen dieses Bausatzes wissen. Mit ein wenig Geduld und ständigem Blick auf die Bauanleitung ist auch das zu meistern. Ist dann das Gestänge montiert, folgen die Bremsleitungen aus Kupferdraht. Diese werden ausgehend vom Ventil jeweils an die Bremsschläuche an den Fahrwerksenden geführt. Eine weitere Leitung führt vom Ventil zu dem Bremszylinder und zum Hilfsluftbehälter. Nach der Montage der Belüftungsgarnitur ist das Fahrwerk komplett und bereit zum Lackieren. Bis hierhin wurden die Waggons unter Zuhilfenahme von Zu- und Umrüstsätzen lediglich gesupert.
Einbau der Bremsanlage in das Standardfahrwerk. Als erstes erhält der Fahrwerksboden eine 23 x 62 mm große Öffnung, beginnend an den Aufhängungen der Blattfedern. Die Aufhängungen für den Bremszylinder, die Umlenkrolle und das Sprengwerk werden von den Längsträgern entfernt. Die Vakuum-Bremsanlage wird entsprechend der Anleitung eingebaut, anschließend sieht das Fahrwerk wie auf den unteren beiden Bildern (Ansicht von oben und unten) aus.
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MODELLBAHN-PRAXIS
Auf Uwe Stehrs 0e-Diorama und einzeln zeigen sich hier die Protagonisten der geschilderten Bastelaktion (v.l.n.r.): das Ausgangsmodell von Fleischmann, der kurze G-Wagen ohne und der verlängerte mit zwei Bremserbühnen. Anhand der 1:1-Zeichnungen werden die einzelnen Teile – mit der Schieblehre kontrolliert – auf Maß gebracht, ausgerichtet und verklebt (rechts).
Gänzlich neue Wagentypen entstehen durch Umbauten. Eine sehr markante Variante stellen die geschlossenen Güterwagen mit zwei Bremserbühnen dar, die in Österreich weit verbreitet sind. Bei diesem Umbau fällt automatisch eine weitere Variante an, der GWagen ohne Bremserbühne. Für diesen Umbau benötigen wir also zwei GWagen von Magic Train.
G-Wagen kürzen und strecken Der Achsstand von 3,70 m ist bei allen drei Varianten identisch. Der einfachste Weg – die beiden Fahrwerke je in ein 60,5 mm und ein 72,5mm großes Teil zu zersägen und jeweils die beiden langen bzw. kurzen Teile zusammenzukleben – funktioniert nicht. Hierbei würden Fahrwerke mit ca. 69 mm bzw. anstatt korrekter 82 mm Achsstand entstehen. Die Fahrwerke müssen also zwischen den Pufferbohlen und den Achsaufhängungen verkürzt bzw. verlängert werden. MIBA-Miniaturbahnen 6/98
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Originalfahrwerk
Querschnitt durch die Fahrwerksverlängerung Kunststoffplatte 0,5 mm
Kunststoffplatte 3,0 mm
Originalfahrwerk Umriß des Wagenkastens
Achsen
verkürztes Fahrwerk
Oben ein zeichnerischer Querschnitt durch die Fahrwerksverlängerung. Da entsprechende U-Profile nicht aufzutreiben sind, entsteht die Verlängerung aus zusammengeklebten Kunststoffstreifen und -platten. Die Zeichnungen links sind in der halben Originalgröße wiedergegeben und können per Fotokopierer vergrößert werden. Unten die Fahrwerke im Vergleich: verkürzt, original und verlängert (v.o.n.u.).
verlängertes Fahrwerk
Die Fahrwerke Für das kurze Fahrwerk muß je ein Streifen von 6 mm Breite herausgetrennt, für das lange ein Streifen von 7 mm Breite eingefügt werden. Das Verkürzen ist kein Problem, das Verlängern hingegen schon. Die Längsträger bestehen aus einem 3,6 mm hohen UProfil, das schwer aufzutreiben sein dürfte. Mit Verzicht auf ein detailliertes Fahrwerk in diesem Bereich läßt sich die Verlängerung auch einfach mit zwei Kunststoffstreifen nachbilden. Das in drei Teile gesägte Fahrwerk wird, zusammen mit dem Ballastgewicht, auf der Zeichnung, die zu diesem Zweck auf einer ebenen Fläche befestigt ist, ausgerichtet und mit dünnflüssigem Sekundenkleber festgeklebt. Hierbei sollte zwischen Papier und Basteltisch ein Stück KunststoffFolie (PE) gelegt werden, um zu verhindern, das das Fahrwerk und der Tisch zusammenkleben. Die beiden entstehenden Lücken im Fahrwerk werden in der Breite vermessen. Das Maß entspricht 7 mm zuzüglich der 26
Sägeschnittbreite, muß also in jedem Fall individuell ermittelt werden. Jetzt wird je ein Kunststoffstreifen von dieser Breite und mit 3 mm bzw. 0,5 mm Dicke angefertigt. Aus dem 3 mm dicken Streifen werden zwei Stücke mit 25 mm Länge, aus dem 0,5mm-Streifen zwei Stücke mit einer Länge von 27,8 mm und zwei mit einer Länge von 1,4 mm abgeschnitten. Zunächst werden die dicken Streifen in die Lücken des Fahrwerkes mittig so eingepaßt, daß sie mit den Innenflächen der U-Profile der Längsträger bündig abschließen, und mit Stabilit eingeklebt. Hierbei können mit dem Klebstoff gleich kleinere Spalte verschlossen werden. An der Oberseite der Streifen darf sich allerdings kein Klebstoff befinden, da hier die 0,5-mmStreifen mit jeweils 1,4 mm Überstand aufgeklebt werden. Die kleinen 1,4 mm langen Streifen werden direkt auf das Papier geklebt. Dadurch ergibt sich von der Seite gesehen die Optik eines UProfils. Der noch fehlende Zehntelmillimeter in der Höhe wird durch den Klebstoffauftrag erreicht. Eventuell zu
sehende Stufen in den Längsträgern sind mit einer Feile schnell beseitigt. Ist der Klebstoff vollständig durchgetrocknet, wird das Fahrwerk mit der Zeichnung (hoffentlich leicht) von der Unterlage genommen und die Zeichnung, soweit es geht, entfernt. Der weitere Ausbau des Fahrwerks mit Bremsen und Bühnen funktioniert ab hier wie bei den normalen Wagen.
Wagenkasten und Dach Als erstes werden die Löcher für die Rastnasen der Wagenkästen in dem Wagenboden des G-Wagens mit zurechtgeschnittenen Kunststoffstückchen verschlossen. Die Rastnasen werden weggeschnitten. Durch das Verlängern oder Verkürzen der Fahrwerke passen sie nicht mehr in die Öffnungen und sind somit überflüssig. An den Stirnwänden werden bei einem Wagenkasten die nach unten hervorstehenden U-Profile vorsichtig abgeschnitten. Dieser Wagenkasten bekommt das verlängerte Fahrwerk. Die U-Profile werden an das verkürzte MIBA-Miniaturbahnen 6/98
Fahrwerk des zweiten Waggons geklebt. Alle anderen Modifikationen werden so durchgeführt, wie sie bei den normalen Wagen schon beschrieben wurden. Dann muß nur noch das Dach angepaßt werden. Ich habe dummerweise beide Dächer in der Mitte getrennt und bei der kürzeren Variante einen Streifen herausgetrennt, den ich in das verlängerte Dach hineingeklebt habe. Besser ist es, die beiden Dächer je in ein 75 mm und ein 62 mm langes Stück zu zersägen. Die beiden langen Stücke ergeben dann ein Dach von 150 mm und die beiden kurzen eines von 124 mm Länge. Auf diese Weise spart man sich einen Sägeschnitt und muß je Dach nur eine Klebenaht verschleifen. Das Zusammenkleben der Dächer gestaltet sich recht einfach. Auf der Innenseite der Dächer befinden sich Kanten zur Fixierung der Dächer auf dem Wagenkasten. Entlang dieser Kante wird links und rechts eine kleine Holzleiste oder ein Brettchen angeklebt. Die zweite Dachhälfte kann nun auf diesen beiden Führungen hin und her geschoben und so exakt positioniert werden. Dann wird sie mit Sekundenkleber fixiert und das Dach anschließend mit Stabilit endgültig verklebt. Hierbei wird auch gleich der Sägespalt verschlossen. Ich habe das Dach anschließend komplett übergeschliffen. Wer möchte, kann mit feinem Schmirgelleinen (600er Körnung) die Dachpappe nachbilden. Abschließend habe ich noch neue Deckleisten aus 1 mm breiten Pappstreifen im Abstand von ca. 19 mm mit Sekundenkleber aufgebracht.
So entstehen die Dächer für die drei G-Wagen-Variationen: Oben verkürzt, in der Mitte des Original-Fleischmann-Dach, darunter die verlängerte Ausführung. Fotos: Uwe Stehr (4), Stephan Rieche (11)
Die im Text erwähnten Streifen zur Ausrichtung und zur Stabilitätssteigerung im verlängerten Dach. Die Deckleisten auf dem Dach werden durch dünne Pappstreifen imitiert.
Montage und Farbgebung Nach dem gründlichen Trocknen aller Klebestellen erhalten die Blattfederpakete einen Anstrich mit Rostfarbe, z.B. Revell 37. Alle rohen Holzteile wie die Trittbretter, der Wagenboden, die Wageninnenseiten und der Boden der Bremserbühne erhalten einen graubraunen Anstrich. Das Bremserbühnengeländer, die Bremskurbel, die Kupplung, die Gitter vor den Lüftungsklappen, die Beschlagteile und die Griffstangen werden schwarz angemalt. Das Dach des G-Wagens erhält eine dunkelgraue Farbgebung. Ist alles gut getrocknet, kann mit Zusammenbau des Wagens begonnen werden. Einzelne Stellen müssen allerdings noch nachgearbeitet werden. Zum Beispiel die Rastnocken des MIBA-Miniaturbahnen 6/98
Wichtig: Die unten überstehenden U-Profile am Wagenkasten werden bei der „langen“ Version abgeschnitten und am gekürzten Waggon ohne Bremserbühne ergänzt.
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Das G-Wagen-Trio von oben. Hinten im Bild das Ausgangsmodell von Fleischmann. Der Wagen mit zwei Bremserbühnen zeigt sich noch ohne Stoßfugen im Dach, beim „Kurzen“ sind die Pappstreifen schon aufgeklebt.
Wagenkastens, die mit ihrer Farbe deutlich in dem ansonsten schwarzen Fahrgestell hervortreten. Wer den Wagenkasten auf das Fahrwerk kleben will, kann die Rastnocken entfernen. Allerdings sollten dabei die Stege stehen bleiben, da sie für die Fixierung des Wagenkastens benötigt werden. Nachdem der Wagen wieder zusammengebaut ist, geht‘s ans „Altern“. Hierbei habe ich wasserverdünnbare Dispersionsfarben aus dem Malerbedarf (Baumarkt) verwendet. Diese Farben lösen die vorher aufgetragenen Farben und den Kunststoff nicht an und lassen sich außerdem wieder entfernen, falls man mit dem Ergebnis seiner Arbeit nicht zufrieden ist. Auch
wird bei dieser Methode die Beschriftung des Fahrzeuges nicht angegriffen und bleibt erhalten. Als erstes verdünnt man etwas Schwarz mit viel Wasser und einer Stecknadelspitze Spülmittel. Damit streicht man das gesamte Fahrzeug an. Die Farbe sollte sich dabei in den Spalten und Kanten des Modells sammeln. Läuft alles wieder herunter, war die Farbe zu stark verdünnt, bleiben alle Flächen schwarz, zu wenig verdünnt. In letztem Fall einfach den Pinsel in Wasser stecken und so lange die Farbe auf dem Modell verteilen, bis sich die Farbe wie gewünscht in den Fugen und Kanten befindet. Während des Trockenprozesses kann sich die Farbe
Die Wagen von unten vor dem Lackieren: verlängert, verkürzt, original, (v.l.n.r.).
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vorzugsweise an der Unterseite des Fahrzeuges sammeln. Sie wird dann einfach mit einem Papiertaschentuch vorsichtig abgenommen. Die Beschriftung kann, wenn sie zu stark von Farbe bedeckt ist, mit dem Pinsel und ein wenig Wasser wieder sichtbar gemacht werden. Im Bereich des Fahrwerkes kommt anstelle der schwarzen Farbe ein dunkles Rostrot zum Einsatz, das auch im Bereich des Bühnengeländers Anwendung findet. Nach diesen Schritten und dem Durchtrocknen der Farbe steht ein recht dunkel wirkendes, mattes Fahrzeug auf dem Basteltisch. Abschließend rühren wir ein helles Graubraun an. Mit einem weichen, etwa einen Zentimeter breiten Pinsel, der nur mit den Spitzen seiner Borsten in die Farbe getaucht wird, streicht man solange über ein Stück dunkle Pappe, bis er kaum noch Farbe abgibt. Jetzt pinselt man das gesamte Fahrzeug – Wagenkasten, Fahrwerk und Dach – an, bis sich auf den erhabenen Stellen ein wenig Farbe abgesetzt hat. Der Wagen wirkt jetzt sehr plastisch. Wer über eine kleine Retuschier-Spritzpistole (keinen billigen Spritzgriffel) verfügt, kann im unteren Bereich des Fahrzeugs noch eine leichte Staubschicht in hellem Graubraun aufnebeln. In den letzten drei Folgen unserer Reihe haben wir uns ausschließlich mit Güterwagen beschäftigt. Ein ähnlich umfangreiches und nicht minder interessantes Betätigungsfeld bieten jedoch die Personenwagen – mehr dazu in der nächsten Folge. Uwe Stehr MIBA-Miniaturbahnen 6/98
VORBILD + MODELL
England 1944: Kriegsgüterwagen der US-Armee werden von den Männern des United States Army Transporation Corps (USTC) zusammengebaut. Hier entstehen gerade die späteren G 09, deren Dächer links auf einem nachmaligen SSkm 49 bereitliegen. Foto: Archiv Michael Meinhold
Amerikanische Bausatz-Güterwagen bei der DB
Yankee-Doodle in H0 Vor nicht allzu langer Zeit kannte sie kaum jemand, jetzt gibt es H0-Modelle gleich zweier Hersteller: Die Rede ist von den zweiachsigen US-Güterwagen, die erstmals vor genau 54 Jahren – mit der „Operation Overlord“, der alliierten Invasion in der Normandie im Juni 1944 – nach Europa kamen. Ein historischer und aktueller Anlaß zugleich für einen Bericht von Michael Meinhold.
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egen Sie „In The Mood“ von Glenn Miller auf den Plattenteller oder „Leave Us Leap“ von Gene Krupa; dann hören Sie wahrscheinlich dieselbe Musik wie die amerikanischen ArmeeEisenbahner beim Zusammensetzen ihrer Bausatz-Güterwagen, 1944 in England oder Frankreich. Vier Jahre später rollen -zigtausende amerikanischer Güterwagen über die notdürftig zusammengeflickten Gleise Westdeutschlands. „Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien“, verkündet 30
Karl Berbuer scheppernd aus dem alten Volksempfänger; Will Höhne empfiehlt „Lernen Sie Englisch“, und Helmut Zacharias kommt gleich als „Mister Moneymaker“ daher ... Das ist das musikalische Umfeld von Krieg und Kriegsende, Besatzung, „fraternization“, Wiederaufbau und Wirtschaftswunder – begleitet eben auch von amerikanischen Güterwagen, die in genormten Abmessungen aus in den USA gefertigten „Bausätzen“ entstehen:
Zweiachser als Flachwagen, Niederbordwagen, O-Wagen, G-Wagen und „guard’s vans“ (Güterzugbegleitwagen), Vierachser als Niederbordwagen, Flachwagen mit 35 oder 52 t Ladegewicht, G-Wagen mit isolierten Wänden und Kesselwagen. Mit Hartguß-Rädern, Gleitlagern, einlösiger Westinghouse-Druckluftbremse und seitlicher Handbremse entsprechen sie der Technik ihres Herkunftslandes, mit dem kleinen Umgrenzungsprofil den Normen der „Zwischenstation“ England. Für die Versorgung der kämpfenden Truppe wie der Besatzungsmacht sind die über 30.000 Wagen unentbehrlich und rollen -zigtausendfach in den „troop trains“ durch Westeuropa. Ursprünglich nur für eine Lebensdauer von fünf bis sechs Jahren ausgelegt, sind sie angesichts des kriegszerstörten Fahrzeugparks der europäischen Eisenbahnen noch wesentlich länger auf Achse – zumal die junge Deutsche Bundesbahn 1949 ca. 26 000 dieser US-Güterwagen übernehmen muß. Wir haben bereits in MIBA 6/95 MIBA-Miniaturbahnen 6/98
Deutschland 1949: Über den Viadukt von Jossa zieht 41 190 einen Güterzug; der 3. Wagen ist ein G 09, der Packwagen ein Pwgs 41 mit Kanzel. Foto: Carl Bellingrodt/ Archiv Michael Meinhold
Bremerhaven, 21.7.1952: Im US-Nachschubhafen liegen der Schnelldampfer „Amerika“ und die „Canberra“ am Kai, davor erkennt man vierachsige US-Kühlwagen TTko 49; neben 93 949 drei G 09 mit den Aufschriften des USTC. Foto: Slg. Gerd Neumann MIBA-Miniaturbahnen 6/98
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Oben links der spätere G 09, hier mit den Aufschriften des USTC; als Heimatbahnhof ist „Mannheim Rheinau“ angeschrieben. Oben der offene Güterwagen, ab 1951 Owp 09, hier noch als Opw mit Zonenbeschriftung; das „A“ verweist auf die amerikanische Herkunft und die damit erforderliche betriebliche Sonderbehandlung. Links: die „Yankee-Caboose“ mit Aufschriften und Symbol des USTC. Der Gepäckwagen war wegen seines lauten Laufs und der harten Federung bei den deutschen Eisenbahnern wenig beliebt; die meisten der 850 US-Packwagen … … wurden ab 1950 abgestellt (links unten) oder als Dienstwagen abgefahren (unten). Fotos: Fritz Willke/Slg. Klaus Heidt
einen der bekanntesten und langlebigsten „Amerikaner“ vorgestellt – den SSkm 49, der mehrfach umgebaut sogar noch den Beginn der Epoche 5 erlebte. Klein Modellbahn liefert ihn ebenso als H0-Modell in zahlreichen Varianten wie den vierachsigen USKesselwagen EKW 49 und den daraus entstandenen Staubgut-Transportwagen KKd 49 (den der Autor im neuen MIBA-Spezial 36 in Vorbild und Modell schildert). Auch der Zweiachser G 09 ist seit geraumer Zeit von Klein Modellbahn erhältlich, seit kurzem auch der Owp 09. Nach längerer Ankündigung hat Sachsenmodelle nun ebenfalls die US-Güterwagen G 09 und Owp 09 ausgeliefert sowie die bislang noch nicht in H0 vertretenen Modelle von Pwg 09, 32
Xf 09 und Xo 09. Damit stehen dem epochenorientierten Modellbahner nunmehr – bis auf den Kühlwagen TTko 49 – die wichtigsten US-Güterwagen in mehreren Versionen zur Verfügung; Anlaß genug, mit den hier gezeigten Bildern einige Anregungen für den Modelleinsatz in der Epoche 3a zu geben. Wer es ganz genau nimmt – und welcher Epochenspezialist täte das nicht? – wird allerdings auf die besondere betriebliche Behandlung und die „wesentlichen Beschränkungen in der Verwendung von Wagen“ auch im Modellbetrieb zu achten wissen: Wagen mit unterstrichener Bauartbezeichnung bzw. Güterwagen der USStreitkräfte sind auf Güterzüge mit
einer Höchstgeschwindigkeit von 65 km/h beschränkt. Beim Vorbild wird auf diese Besonderheiten zunächst mit dem Buchstaben „A“ (für die amerikanische Herkunft) und bei der Einführung der neuen Gattungszeichen ab 1951 durch die Bauartnummer 09 bei zweiachsigen bzw. 49 bei vierachsigen Wagen hingewiesen – AufschriftenDetails, die auch die hier genannten Modelle korrekt wiedergeben. Und noch etwas: Wer amerikanische Güterwagen auf deutschen Gleisen „live in action“ erleben will, sei auf den VideoFilm „Trümmer, Dampf und Wiederaufbau – Deutschlandreise in den 40ern“ (S. 56) verwiesen, der die Eisenbahn-Atmosphäre in jenen Tagen dramatisch verdichtet. mm MIBA-Miniaturbahnen 6/98
Der nunmehr ausgelieferte G 09 der DB von Sachsenmodelle (rechts), den Klein Modellbahn auch als olivgrünen USTCWagen anbietet (links).
Die Owp 09 von Klein Modellbahn (links im Bild) und Sachsenmodelle unterscheiden sich u.a. durch die Diagonalstreben; mehr zum Vorbild in „Güterwagen, Band 3 Offene Wagen“ von Stefan Carstens und Hans Ulrich Diener Links: Sachsenmodelle liefert den Güterzugbegleitwagen Pwg 09 wie hier in DB- und demnächst auch in USTC-Ausführung.
Den Owp 09 liefert M+D mit Kohleladung im Rahmen der Sammlerserie.
Jetzt neu im Programm von Sachsenmodelle: Der Flachwagen Xf 09 und der Niederbordwagen Xo 09. Fotos: MK
Nach „lovely Bäwäria“ hat es die Amerikaner schon immer gezogen: Im Sommer 1950 sind die beiden G 09 als 3. und 4. Wagen in diesem Ng von Miltach nach Straubing deutlich am schmäleren Profil erkennbar. Die Zuglok vor dem preußischen Packwagen ist eine 98.8-9 (bayer. GtL 4/4 Nachbau). Foto: Peter Ramsenthaler MIBA-Miniaturbahnen 6/98
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MIBA-Schwerpunkt Straßenbahn und Nahverkehr
1 9 S e i t e n S t ra ß e n bahn und Nahverkehr Zugegebenermaßen ziemlich weitgespannt ist unser Schwerpunktthema diesmal. Wir richten eine Straßenbahn in der Modellstadt ein, machen einen Anlagenvorschlag für die S-Bahn und untersuchen Antriebe und einen Bausatz.
Mit der Tram quer durch die Stadt Was gehört alles zu einer Straßenbahnlinie in der Modellstadt? Vom Einbau der Rillenschienen über die Befestigung der Oberleitung an Hauswänden bis hin zur Anfertigung der Haltestellenschilder „beackert“ Bruno Kaiser dieses Thema. S. 36
S-Bahn nach Geltendorf Geltendorf ist ein nicht unbedeutender Bahnknoten mit Fern- und Nahverkehr, S-Bahn und allen „Schikanen“. Gerhard Peter macht daraus einen Modellvorschlag, der es „in sich“ hat. S. 44
Arbeiten unter dem Draht Interessante Einzelgänger gab und gibt es bei deutschen Straßenbahnen. Spieth hat sich den Wuppertaler Turmwagen als Vorbild für einen Bausatz „erkoren“, wir stellen ihn vor. S. 48
Und sie bewegt sich doch … Die Situation auf dem Antriebssektor bei Modellstraßenbahnen beleuchtet dieser Beitrag – insbesondere in bezug auf Oldtime-Zweiachser. S. 50
Umsteigen an der Hölle Eine recht interessante Vorbildsituation aus Merseburg schildert Ulrich Rockelmann und macht einen Vorschlag zur Umsetzung ins Modell. S. 52 MIBA-Miniaturbahnen 6/98
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MIBA-SCHWERPUNKT Straßenbahn und Nahverkehr
Die Straßenbahn kommt
Mit der Tram quer durch die Stadt Damit sich in der Modell-Stadt „etwas tut“, baut man eine Trambahnlinie! Wie diesem Ziel – im H0-Maßstab – näherzukommen ist, schildert Bruno Kaiser. Er hat Gleise verlegt, Oberleitungsdrähte verspannt und Haltestellen eingerichtet.
M
ein erster Versuch, mit der Tram durch die City zu fahren, scheiterte auf der eigenen in diversen MIBABeiträgen gezeigte Anlagen schon vor langer Zeit am Platzmangel. Der Straßenbahnlinie 1 zwischen Ostviertel und Westend fiel nur eine Statistenrolle zu, weil im Westend keine Wendeschleife untergebracht werden konnte. Erste Erfahrungen im Strab-Gleisbau hatte ich jedoch gemacht. Kürzlich fielen mir Rillenschienenprofile und ein Weichenbausatz der Firma Swedtram in die Hände. Das alte Interesse erwachte, und ich wollte Methoden der Gleisverlegung und des Oberleitungsbaus testen. Das Ergebnis liegt in Form eines zweigleisigen Strab-Moduls vor. Über meine Vorgehensweise und Erfahrungen beim Bau möchte ich nun berichten.
Straßenbahngleise mit Rillenschienen Wer Überlandstraßenbahn oder StrabGleisanlagen „im eigenen Bett“ baut, kann getrost auf die Erfahrungen und das Material des Eisenbahnbaus zurückgreifen, da einmal von den engeren Radien abgesehen, die Baumethoden sich nicht unterscheiden. Anders sieht es aus, wenn die Gleise im Straßenplanum liegen und sich Bahn und Kraftfahrzeuge ihre Verkehswege teilen müssen. Die Straßenbahngleise weisen dann Rillenschienen auf und sind nicht auf Schwellen verlegt, sondern mit Metallabstandshaltern versehen. Letztere sind nach der Einpflasterung bzw. Asphaltierung im fertigen Straßenbild nicht mehr erkennbar und können des-
Mit der Böhler-Oberfräse werden die Ausnutungen für die Swedtram-Rillenschienen in der Grundplatte vorgenommen.
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halb bei der Modellgestaltung vernachlässigt werden. Eben diese Gleisbauart ist für Modellstädte, vor allem für solche der Epochen I, II und III ganz typisch und deren Darstellung sehr reizvoll, sei es als eigenständiges Thema oder Teil einer Modellbahnanlage.
Messingwinkelprofil und Fleischmann-N-Flexgleis dienen als Anschläge zum Ausfräsen von geraden und gebogenen Nuten für Rillenschienen. MIBA-Miniaturbahnen 6/98
Straßenbau mit Tramgleisen Da die Gleise ins Straßenniveau zu verlegen sind, stellte ich mir die Frage, wie ich diese Aufgabe möglichst rationell bewältigen sollte. War es möglich, Straßenbahngleise ohne spurwahrende Schwellenverbindung in die
Straße einzuarbeiten? Mit den vorliegenden Rillenschienen müßte dies doch funktionieren? Bei meinen ersten Versuchen auf der bereits genannten eigenen Anlage hatte ich Roco-Flexgleise auf die Trägerplatte aufgenagelt und das gesamte Straßenniveau einschließlich Pflaste-
Wichtig: Mit der Schieblehre wird die peinlich genaue Einhaltung der Spurweite überwacht. MIBA-Miniaturbahnen 6/98
rung zwischen den Schienen aufgefüttert. Diese herkömmliche Bauart brachte einige Probleme mit sich, mußte eingestellt und die Abstände der Nuten durch einen Anschlag genau festgelegt werden. Die exakte Einhaltung der Frästiefe und der Nutenabstände ist für die
Zweikomponentenkleber dient bei allen Arbeiten rund um die Anfertigung der Rillenschienen als Befestigungsmaterial.
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Gleisverlegung und spätere Funktion der Straßenbahn von besonderer Wichtigkeit, wie noch zu sehen ist. Soviel schon jetzt: Maßabweichungen in Schienenhöhe und Spurweite führen zu Betriebsstörungen! Der Unterbau muß deshalb maßgenau vorbereitet werden.
Schienenverlegung im Bogen War die Arbeit auf geraden Gleisabschnitten noch recht einfach, so muß bei der Verlegung der Rillenschienen im Bogenverlauf schon wesentlich mehr Aufwand getrieben werden. Zuerst einmal sind die gewünschten Radien auf dem Straßenplanum aufzuzeichnen. Nun werden die Schienen in den erforderlichen Krümmungsradius gebracht, und damit beginnen die Probleme. Rillenschienen lassen sich
wegen ihrer Steifheit nicht so ohne weiteres freihand in gleichmäßige Radien biegen. Die Firma Swedtram bietet zu diesem Zweck eine Biegevorrichtung an, mit deren Hilfe die Schienen gleichmäßig über Rollen in das erforderliche Bogenmaß gebracht werden können. Zum Ausnehmen der Nuten für die Schienen sind Anschläge dringend angeraten, an denen entlang die Oberfräse geschoben werden kann. Ich habe es zwar nicht ausprobiert, halte jedoch freihändiges Arbeiten ohne Anschlag für wenig erfolgversprechend. Im geraden Bereich dienen hierzu Anschlagschienen aus Holz oder Metall. Im Bogenverlauf sind Kurvenlineale geeignet, die man allerdings auf der Grundplatte so fixieren muß, daß sie sich beim Fräsvorgang nicht verschieben.
Als recht praktisch hat sich für diese Arbeit Fleischmann-N-Flexgleis erwiesen. Das Gleisstück ist ausreichend flexibel und dabei auch noch stabil genug, um als Anschlag zu dienen. Zur Befestigung reichen Dekonadeln aus. Sollte bei den Fräsarbeiten einmal eine Nut nicht ganz genau ausgefallen sein, läßt sich die Fräsung korrigieren. Das zuviel weggenommene Material wird später einfach beigespachtelt. Wichtig ist, ich wies bereits darauf hin, daß die jeweiligen Nutungen exakt parallel zueinander ausgeführt werden, oder bei Fehlfräsungen das Gleis anschließend wenigstens parallel verlegt werden kann, weil hierdurch die Spurweite weitestgehend festgelegt wird.
Gleisverlegung und Spurmaß Nun können die Rillenschienen verlegt werden. Wurde zuvor sorgfältig gearbeitet, braucht man die Schienen nur in die Nuten zu kleben. Die Schienenfüße mussen dabei plan aufliegen und dürfen nicht verkantet werden, weil sonst die Schiene in Schräglage gerät. Als Kleber habe ich sowohl UHU-plus als auch Kontaktkleber ausprobiert. Bei den Zweikomponentenklebern sollte man nicht die abgebildete, besonders schnell abbindende Komponente
An der Haltestelle lassen sich viele reizende Motive arrangieren, z.B. im Bild oben der Laster, der die Straßenbahn blockiert.
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wählen, da eventuell die Verarbeitungszeit für ein ordnungsgemäßes Klebstoffangeben, Gleiseinfügen, Ausrichten und Auf-exakte-Spur-Bringen der Schienen nicht ausreicht! Diese Arbeiten müssen mit Ruhe und Überlegung ausgeführt werden. Neben der richtigen Spurweite ist auch die gleichbleibende Höhenlage der Schienen wichtig, damit die Fahrzeuge später nicht ins Taumeln geraten. Eine solche Fahrweise wäre, bezogen auf alte Straßenbahngleise des Vorbilds zwar durchaus realistisch, jedoch wenig betriebssicher. Besonders zweiachsige Strab-Modelle mit starren Fahrwerken ohne Schwungmassen reagieren negativ auf unregelmäßig verlegte Gleise. Höhenversatz der Schienen zueinander führt fast immer zum einseitigen Abheben der Räder von den Gleisen und zu dadurch bedingter Unterbrechung der Stromaufnahme. Folge: ruckende Fahrweise oder gar Stillstand der Straßenbahnen. Dies macht im Fahrbetrieb absolut keinen Spaß, zumal die Bahnen nicht mit Formel-I-Geschwindigkeiten über die Anlage gejagt werden sollten! Ich habe die Einhaltung des Spurmaßes durch Messen mit der Schieblehre überprüft. Diese Methode ist bei einem Modul mit 2 m Gleis ausreichend. Bei größeren Anlagen sollte man sich besser einer Spurlehre bedienen, die selbst angefertigt werden kann oder beispielsweise bei Hobby-
ecke-Schuhmacher (Gleis- und Weichenbauzubehör) erhältlich ist. Ggf. reicht auch hierfür das Drehgestell eines Vierachsers aus, an dem die Achsabstände so exakt ausgerichtet sind, daß die erforderliche Spurweite von 16,5 mm oder entsprechende Schmalspurmaße garantiert bleiben. Letztgenanntes Hilfsmittel habe ich selbst allerdings noch nicht ausprobiert.
Pflasterung zwischen den Schienen Die inneren Gleisabstände waren beim Vorbild wegen der besseren Zugänglichkeit zu den Gleisen oft gepflastert. Dies im Modell nachzugestalten fällt im geraden Bereich nicht schwer. Aus Präge- oder Polystyrolplatte werden Stücke ausgeschnitten und zwischen die Schienen geklebt. Im Bogen beginnt wieder die bereits zu Beginn geschilderte Schnippelei. Eine einfachere Methode stellt die Verwendung von flexiblen, in passende Streifen geschnittenen Pflasterfolien dar, die von verschiedenen Herstellern angeboten werden. Hierbei können auch die Gleisbögen problemlos ausgefüllt werden. Maßdifferenzen zwischen Schienenprofil und Nut sowie eventuell eingetretene Fräsfehler werden abschließend, soweit nicht bereits durch Pfla-
ster abgedeckt, durch Beispachteln mit Gips ausgeglichen. Auch bei dieser Arbeit muß darauf geachtet werden, daß die Schienenprofile immer über dem Straßenbelagsniveau liegen und die Schienen frei von „Asphaltfarbe“ bleiben. Nach Abschluß dieser Arbeiten können die Rottenarbeiter Feierabend machen. Für die Elektriker steht nun die Entscheidung an, ob die Bahnen ausschließlich im Unterleitungebetrieb oder mit Oberleitung betrieben werden sollen. Im ersteren Fall erfolgt die Verdrahtung der Schienen herkömmlich mit (+) und (–), bei echtem Oberleitungsbetrieb können beide Schienen zur Stromrückführung herangezogen werden. Anmerkung: Nach meinen Erfahrungen funktioniert die vorgestelle Schienenverlegung ohne Schwellenverbindung nur im Streckengleisbereich. Weichen bedürfen der herkömmlichen Baumethode. Auch im Steigungsbereich und hier vor allem im Übergang aus der Ebene in Gefällstrecken habe ich sie noch nicht ausprobiert. Hier wären Erfahrungen anderer Straßenbahnfreunde sicher von Interesse.
Oberleitung Eine funktionsfähige Oberleitung ist für den Fahrbetrieb der Straßenbahnen nicht erforderlich, da alle mir bekannten Modelle für das Zweileiter-Gleichstromsystem vorgerichtet sind und
Der Bereich zwischen den Schienen erhält eine Pflasterabdeckung. Aus entsprechendem Material (Pflasterfolie) werden passende Streifen geschnitten. Im Bogen verwendet man am besten flexible Folie.
Probehalber wurde hier einmal ein KSW-Straßenbahnmodell von Liliput (H0) auf noch losen Rillenschienen von Swedtram aufgestellt.
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Die Anschlüsse vom Gleis an die Asphaltstraße werden mit Gips hergestellt, d.h., etwaige Ritzen etc. werden verspachtelt. Dabei ist unbedingt darauf zu achten, daß die Schienenprofile etwas über dem Niveau des Straßenbelags liegen.
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ich wegen der erforderlichen Parallelschnitte mit der Modellbaukreissäge – eine Handsäge tut es natürlich auch – feine Scheibchen abgeschnitten, die in etwa die Form eines ausgerundeten, griechischen Kreuzes ergeben. Aus einer Rundstange entstehen Halbkreisscheiben durch Ablängen und Halbieren. Nachdem die Scheiben auf die Kreuze geklebt sind und der Klebstoff ausgehärtet (!) ist, werden im Abstand von 45° insgesamt drei 0,5mm-Bohrungen als eigentliche Seilhalterung gebohrt. Fertig ist der Wandhalter!
Aus einem Polystyrol-Profil entstehen durch Befeilen Teile der Wandrosetten (für die Befestigung der Oberleitung an der Hausfassade).
Funktionslose Oberleitung an bereits fertigen Häusern
Eine halbierte, in Stücke geschnittene Rundstange (Bausatzrest) liefert den eigentlichen Halter. Bestandteile und Halter auf einen Blick im Größenvergleich zu einem Pfennig. Auf der Kreissäge entstehen gleichgroße Scheibchen.
somit auf „Unterleitung“ fahren. Dennoch ist echter Oberleitungsbetrieb natürlich möglich. Wie auch immer die Stromversorgung erfolgt, eine Oberleitung sollte man unbedingt nachbilden. Die Straßen der Stadt werden durch die Maste, Wandhänger, Querträger und Fahrleitungen nachhaltig geprägt, ohne daß die Einrichtungen störend auffallen. Selbst wenn sie nur als Attrappe dient, ist deren Nachbildung unbedingt lohnenswert, wenn auch etwas arbeitsintensiv. Bei Sommerfeldt gibt es verschiedene Maste für Überlandbahnen und Straßenbahnen. Auf dem gezeigten Modul wollte ich aber auch die häufig in früheren Jahren verwandte Hausverspannung mit einbeziehen. Aus optischen Gründen habe ich deshalb die Fahrleitungs-Querträger einseitig an den Häusern und gegenüber auf der Parkseite an Sommerfeldt-Masten befestigt.
Oberleitungshalter an Hauswänden Man benötigt hierzu für die Hausseite Wandhalter. Mit diesen an den Gebäuden verankerten Rosetten wurden lange Zeit die Quer- und Diagonalträger der Straßenbahnoberleitung gehal40
ten. Auf Maste konnte deshalb verzichtet werden. Diese kostensparende Befestigungsart findet man sogar heute noch vereinzelt. Im modernen Straßenbahnbetrieb bedient man sich hingegen Trägermasten in unterschiedlicher Ausbildung. Die Halter für die Quertragwerke habe ich selbst hergestellt. Sie entstanden etwas stilisiert nach noch vorgefundenen, wenn auch nicht mehr benutzten Befestigungen in Köln. Nach Abschluß der Arbeiten erfuhr ich, daß es sie als Kleinserienteile bei derFirma Sedlacek (Wien) gibt. Inwieweit diese sich für die gezeigten Zwecke eignen, habe ich indes noch nicht ausprobiert.
Wer eine funktionslose Oberleitung zwischen bereits fertiggestellten Häusern verlegen will und auf Spannen des Drahts und entsprechende Belastung durch den Federdruck der Stromabnehmer verzichtet, hat es etwas leichter. Er fädelt den als Querträger fungierenden Draht lediglich in die Rosette ein und fixiert ihn am Ende durch einen Lötpunkt, so daß er nicht mehr aus dem Halter herausgleiten kann. Für die nun überstehende Verdickung ist in der Hauswand eine Aussparung zu schaffen, in die abschließend Leitung und Wandhalter verklebt werden. Bei dieser Methode hält nun tatsächlich nur die Rosette den Oberleitungsdraht. Wegen der geringen Klebefläche ist eine solche Halterung nur wenig belastbar. Diese Methode ist für eine funktionelle – und deshalb notwendigerweise verspannte – Oberleitung nicht geeignet. Die kleine Klebefläche des Wandhalters würde den Zugkräften der Leitungen nicht standhalten.
Herstellung der Wandrosetten
Verspannte Oberleitung an Hauswänden
Ich habe für den Bau der Oberleitung auf 0,5 mm starken, verkupferten Eisendraht von Sommerfeldt zurückgegriffen. Selbstverständlich ist der Drahtdurchmesser überdimensioniert. Dementsprechend wurden auch die Wandrosetten größer ausgeführt, als der Umrechenfaktor zur Originalgröße ergeben hätte. Da mehrere Halter benötigt wurden, habe ich gleich die Serienfertigung begonnen. Aus einem Polystyrol-Vierkantstab wurden jeweils die Ecken herausgetrennt und mit der Schlüsselfeile ausgerundet. Nun habe
Werden Häuswände als Oberleitungsträger herangezogen, müssen die Querträger hierfür durch die Hauswände gezogen und von innen belastbar befestigt werden. Die Hauswände allein halten auf Dauer dem Zug nicht stand. Es wird eine Kaltverformung der Fassaden eintreten. Deshalb habe ich die Wände von innen mit breiten Polystyrolstreifen verstärkt. Noch besser ist es, wenn die Halterung an einer Brandmauer liegt. Die wirkenden Kräfte können dann zusätzlich auf die MIBA-Miniaturbahnen 6/98
Wandbefestigungen von Querträgern der Oberleitung benötigen in den Gebäuden Verstärkungen, hier ein Polystyrolstück im Inneren eines Kibri-Eckhauses.
Querwand abgeleitet werden. Aber auch in diesem Fall ist eine Aussteifung empfehlenswert. Zum Abschluß müssen die Gebäude dauerhaft auf der Grundplatte befestigt werden. Vielleicht mögen dem einen oder anderen diese Maßnahmen zu aufwendig erscheinen. Wer jedoch einmal die Dauerzugbelastung auf Polystryrolteilen erlebt hat, wird mir beipflichten. Verzogene, ausgebeulte Fassaden wirken nicht eben vorbildgerecht in der Modellstadt.
Verlegung der Querträger Nachdem die Hausbefestigungen der Querträger fertiggestellt waren, stellte ich die Masten auf der Parkseite der Straße auf. Hierzu habe ich die einfachen, gestuften Strab-Maste (Sommerfeldt) verwandt. In die Grundplatte wurde dazu ein 3-mm-Gewinde geschnitten und die Maste bis zum Gewindeende eingedreht. Zur Ausrichtung der Träger habe ich mir aus Sperrholz zwei Lehren hergestellt, die mir die Einhaltung der Oberleitungshöhen garantieren. Nun werden die Isolatoren aufgefädelt. Da es leider
keine Original-Straßenbahn-Isolatoren zu kaufen gibt, habe ich solche aus dem Fahrleitungsbau von Sommerfeldt gewählt, wohl wissend, daß sie eigentlich falsch sind. Der Querträger wird nun über die Schablone zur Höhenkontrolle gezogen, am Mast befestigt und später verlötet. So wurde bei allen Häusern der Straße verfahren bis auf eine Besonderheit im Bereich der Straßeneinmündung. Hier war eine Dreipunktbefestigung erforderlich, gebildet aus zwei Wandhaltern auf der bebauten Seite und dem gegenüberliegenden Mast.
Fahrdrahtbefestigung Die Fahrdrähte kann man nun einfach unter die Querträger löten. Vorbildgerechter sieht die Oberleitung allerdings aus, wenn hierzu Fahrdrahthalter verwendet werden. Sie garantieren auch den erforderlichen Abstand von Fahrleitung und Querträger. Man findet sie im Sortiment der Firma Swedtram in drei unterschiedlichen Ausführungen. Es gibt die Träger mit und ohne „Ohren“ (Befestigungsösen). Die Ausführungen mit Ösenhalterungen werden zwischen die Querträgerdrähte gelötet. Bei der Version ohne „Ohren“
Die von Bruno Kaiser verwendeten Halter mit Mittelöse und ohne „Ohren“ (rechts) Eine Sperrholzschablone diente als Hilfsmittel, um gleiche Querträgerhöhen zu erzielen.
Materialien, Werkzeuge und Hilfsmittel für den Fahrleitungsbau. Unten Querträger mit eingehängtem Fahrdrahthalter.
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Ein in die Fahrleitungsschablone eingefeilter Aufnahmenut dient der paßgenauen Fixierung von Fahrdraht, Drahthalter und Querträger.
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Die Leitungen sind, trotz Überdimensionierung, kaum noch wahrnehmbar. Linie 1, ein KSW, ist auf dem Wege ins Westend.
kann man die Fahrleitungshalter über die durchgehenden Querträger stekken, dort fixieren und später ggf. verlöten. Bei meiner Oberleitung kamen nur die letztgenannten Fahrdrahthalter zum Einsatz.
Fahrleitungsmontage Bei der Fahrdrahtmontage beginnt man mit dem Aufstecken der Fahrdrahthalter auf die Querträger. Der offene Haken der Halterungen läßt sich mit einer Flach- oder besser einer kleinen Wasserpumpenzange soweit zusammendrücken, daß er nicht mehr aus dem Querträger-Draht herausrutschen, jedoch noch verschoben werden kann. Wegen der zweigleisigen Strecke ist der Verbleib dieser Möglichkeit für späteres Ausrichten der Fahrdrähte wichtig! Nun können nacheinander die eigentlichen Fahrleitungen verlegt werden. Auch für die Fahrdrahtmon-
tage sind die bereits vorhandenen Lehren nützlich. Der Fuß der Sperrholzhilfen hat die exakte Breite des Gleises. Genau in der Mitte der Stütze wird in Fahrleitungsverlauf eine Kerbe eingefeilt, die so ausgebildet ist, daß sie anschließend den Fahrdraht einschließlich Halter aufnehmen kann und ein paßgenaues Verlöten erleichtert. Mit der Montage beginnen wir am hinteren Gleis. Der Fahrdraht wird im Bereich des Fahrdrahthalters an der Oberseite (!) leicht verzinnt. Nun legt man die Leitung in die Schablone und schiebt beide unter den ausgerichteten Fahrdrahthalter des Querträgers. Der Halter weist an der Unterseite eine leichte Hohlkerbe auf, wodurch das Ausrichten des Fahrdrahts hierin erleichtert wird. Ist nun alles auf Maß gebracht, reicht eine Erwärmung des Fahrdrahthalters aus, um eine saubere, paßgenaue Verlötung von Fahrdraht und Halter zu bewirken.
In der vorgestellten Weise wandert man nun von Querträger zu Querträger. Die zweite Sperrholzschablone hält bei dieser Arbeit den Draht jeweils in gleicher Höhe. Beim Verlöten ist auf die erforderliche Spannung der Fahrleitung zu achten. Im meinem Fall konnte nur mit relativ geringen Kräften gearbeitet werden, weil es sich um ein Modul handelt und ein Abspannmast nicht vorhanden war. Bei stationären Anlagen erfolgt die Verspannung zwischen den Abspannmasten. Die Fahrleitung des zweiten Gleises wurde analog vorgenommen. Hier ist lediglich noch auf gleiche Fahrdrahtspannung zu achten, damit die Querträger nicht verzogen werden.
Farbgebung Abschließend sollten alle Träger und Fahrleitungen matt grau gestrichen werden. Die deutliche Überdimensionierung der Bauteile fällt dadurch optisch fort. Masten und Wandhalter habe ich resedagrün gestrichen.
Echter Oberleitungsbetrieb erfordert isolierte Abschnitte Dem aufmerksamen Leser wird aufgefallen sein, daß die vorgestellte Straßenbahnanlage nicht im echten Oberleitungsbetrieb gefahren werden kann. Einmal von der zu geringen Fahrdrahtspannung abgesehen, fehlt es auch an der Isolierung der beiden im Gegen-
Die verlöteten und versäuberten Haltestellenschilder mit geätzten Papierkörben (oben) entstanden aus dem Spieth-Bausatz (links).
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verkehr zu befahrenden Streckenabschnitte. Wer im echten Oberleitungsbetrieb fahren will, muß auf unterschiedlich polbare Fahrleitungen achten. Im vorliegenden Falle bedürften die Querträger also einer elektrischen Trennung.
Fahrzeuge und Zubehör Straßenbahnfahrzeuge bieten verschiedene Hersteller – vom Oldie bis zum modernen Nahverkehrsmittel – an. Genannt seien hier die Firmen Hamann, Lima, Roco und Swedtram,
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um nur einige zu nennen. Es können somit Straßenbahnanlagen von Epoche II bis V überzeugend gestaltet werden. Nun stünde der Aufnahme des Fahrbetriebs eigentlich nichts mehr im Wege, wenn da nicht die Haltestellen fehlten. Zu deren Einrichtung gibt es verschiedene Modelle im Zubehör. Ein besonders hübsches Haltestellenschild der Epoche III möchte ich an dieser Stelle stellvertretend aufgreifen, und zwar das Messingmodell der Firma Spieth mit Fahrplan, Linienbezeichnung und geätztem Papierkorb.
An der Haltestelle – hier mit fertigem Haltestellenschild – nimmt der Papierkorb die abgefahrenen Fahrscheine auf. Unten eine interessante Hubschrauber-Perspektive.
Letzterer ist besonders wichtig für den Verbleib der abgefahrenen HO-Fahrscheine. Wie kämen wir geplagten Modellbauer in Schwitzen, wenn wir auch noch die achtlos auf Bürgersteig und Fahrbahn verteilten Fahrscheine maßstabsgetreu nachbilden müßten! bk
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Regionalverkehr mit viel Betrieb
S-Bahn nach Geltendorf Eigentlich sollte man annehmen, in dem heutige Kfz-orientierten Zeitalter gebe es kein attraktives Vorbild, welches zur Umsetzung auf Modellbahnverhältnisse reizen würde. Weit gefehlt, wie unser Anlagenvorschlag zeigt.
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in allseits beliebtes Anlagenthema ist die zweigleisige Hauptbahn mit abzweigender Nebenbahn, bietet es doch die Möglichkeit, schwere Güterzüge, Schnellzüge jeglicher Gattung und auch den allseits beliebten Bummelzug in der artgerechten Umgebung einsetzen zu können. Die zeitliche Spanne reicht durch alle Epochen. Auch in der scheinbar nicht so attraktiven Modellbahn-Epoche 5 läßt sich das Lieblingsthema trefflich umsetzen. Als mein Vater und ich letztes Jahr im Sommer die S-Bahn-Endpunkte im Müncher Raum bereisten, reifte die Überlegung, das Thema S-Bahn umzusetzen. Besonders hat es uns der Bahnhof Geltendorf angetan, der auch Gegenstand unseres Anlagenvorschlags wurde.
Das Vorbild Geltendorf Der Bahnhof Geltendorf ist ein stark frequentierter Bahnhof an der Relation München–Lindau über die berühmte Allgäu-Strecke. Der für die S-Bahn elektifizierte Abschnitt von München bis Geltendorf nutzt die S-BahnLinie 4. Von Augsburg kommend mündet in Geltendorf eine eingleisige elektrifizierte Strecke ein, die nichtelektri44
In der neuen Farbgebung macht der Triebwagen der BR 420 eine gute Figur. Von Roco gibt es ihn für H0, der von Arnold ist in der aktuellen Farbgebung mittlerweile auch am Markt.
fiziert westlich am Ammersee vorbei weiter nach Weilheim führt. Von Weilheim gelangt man u.a. nach Innsbruck und über Murnau nach Oberammergau. Geltendorf ist Durchgangs-, Kreuzungs- sowie Endbahnhof. Damit ist der Bahnhof Geltendorf für eine betriebsintensive Modellbahnanlage der Epoche 5 prädestiniert. Die von München kommenden und über die Allgäu-Strecke fahrenden Regionalbahnzüge, Interregios und Eurocitys sind mit Dieselloks der Baureihe 218 bespannt. Je nach Länge des Zuges entfalten die 218er im Doppelpack vor einem Zug die Gesamtleistung von 5600 PS. Kurze Regionalbahnzüge werden von einer Diesellok durchs Allgäu geschaukelt und fahren meistens als Wendezug mit einen Steuerwagen. Diese Züge halten in Geltendorf, um die mannigfaltigen Anschlußmöglichkeiten nutzen zu können. Auf der zweigleisigen Hauptstrecke sind häufig bunte Zuggarnituren zu beobachten. Sie setzen sich nicht nur aus bunt zusammengewürfelten ExSilberlingen und Überbleibseln vergangener Farbvarianten zusammen, sondern auch aus ECs mit Waggons benachbarter Bahnverwaltungen. Der
Güterverkehr ist eher gering und beschränkt sich auf kurze Übergabezüge, bzw. auf den einen oder anderen umgeleiteten Güterzug. Da die Allgäu-Strecke mit ihren kräftigen und langen Steigungen sowie engen Kurven eine besondere Herausforderung an die Lokomotiven stellt, finden hier im regulären Zugeinsatz auch Probefahrten neuer und umgebauter Dieselloks statt. Die BR 229 wurde beispielsweise nach ihrem Umbau der Maschinenanlage ausgiebig auf dieser Strecke getestet. Im Zwanzig-Minuten-Takt pendeln die S-Bahnen zwischen München und Geltendorf. Da besonders der Abschnitt bis Fürstenfeldbruck recht kurvenreich ist, kommen die übergeordneten Züge mit der bis zu 120 km/h schnellen S-Bahn nicht in Konflikt. In Fürstenfeldbruck/Buchenau besteht die Möglichkeit, S-Bahn-Züge zu überholen. In einer zweiseitig angeschlossene Abstellgruppe aus vier Gleisen warten S-Bahn-Triebwagen in den Ruhepausen auf den nächsten Einsatz. Auf der eingleisigen Nord/Süd-Relation verkehren fast ausschließlich Regionalbahnzüge. Von Augsburg bis nach Geltendorf ist die Strecke elektrifiziert, weiter in Richtung Süden geht MIBA-Miniaturbahnen 6/98
Begegnung: An dem ausfahrende Regionalbahn-Wendezug rauscht ein EC mit Wagen der SBB und zwei 218ern mit unverminderter Geschwindigkeit vorbei.
Gemischtfarbiger Wendezug der Epoche 5 verläßt Geltendorf in Richtung Augsburg.
Auch sonntags bevölkern Fahrgäste die Bahnsteige und warten auf ihren Anschluß. Abstellgruppe für die S-Bahn-Triebwagen
es ohne Fahrdraht. Hier findet der Eisenbahnenthusiast noch aktive Relikte aus der Zeit mechanischer Stellwerke. Was den Modellbahner erfreut, ist dem Reisenden ziemlich hinderlich. Wer bspw. von Augsburg nach Oberammergau möchte, muß in Geltendorf umsteigen. Zwischen Augsburg und Geltendorf pendeln sowohl Züge mit einer BR 218 (manchmal auch Elloks wie BR 111, 140 und 141) und Steuerwagen, wie auch Triebwagen der Baureihe 628. Das gleiche gilt für die Strecke von Geltendorf in Richtung Weilheim mit Ausnahme der Elloks. Die elektrifizierte Strecke von Geltendorf nach Augsburg dient bei Bedarf auch als Umleitungsstrecke der Relation München–Augsburg. So können dann auch ICs, IRs, REs, Güterzüge und sonstiges durch Geltendorf fahren. Der Traktion mit modernen Elloks bleibt damit Tür und Tor offen. MIBA-Miniaturbahnen 6/98
IR mit zwei BR 218 fährt von Lindau kommend mit kaum verminderter Geschwindigkeit durch Geltendorf. Ein 628 bei Eresing/St. Ottilien auf der Strecke von Geltendorf nach Weilheim. Der Haltepunkt ist im rechten Anlagenplan seitenverkehrt eingeplant. Fotos und Zeichnungen: gp
Fern- und Nahverkehr nachgebildet aus MinitrixSBB-Wagen, 218ern und Regionalbahnwagen von Fleischmann in verschiedenen Farbschematen; wie beim Vorbild bunt zusammengewürfelt.
➀
➁
➆ Maßstab 1:12 Keine Tunnelöffnungen: Die Übergänge in die verdeckten Bereiche sind geschickt durch die landschaftliche Form, Bäume und Büschen getarnt. Der Charakter der Anlage ist betont großzügig landschaftlich.
Gleiswendel mit 3,5 Gängen
Gleiswendel mit 3,5 Gängen
Maßstab 1:30
Umsetzung ins Modell Bei der Umsetzung ins Modell sollten den vielen betrieblichen Möglichkeiten Rechnung getragen werden. Auch die Lage der Gleisanlagen und die nähere Umgebung sollten berücksichtigt werden. Eine Realisierung in der Nenngröße H0 schied wegen der enormen Längenausdehnung aus. Selbst in N war mit dem Peco-Fine-Scale-Gleis eine Realisierung bei einer maximalen Längenausdehnung von ca. 4 m kaum was zu machen. Daher wurde der Gleisplan mit dem Minitrix-Gleissystem geplant, um auch ausreichend lange Bahnsteiggleise der Regionalbahn zu erzielen. Auf einer Fläche von 4,2 m x 1 m wurde der Bahnhof Geltendorf recht genau umgesetzt. Der Abstellgruppe fehlen zwar zwei Gleise, dafür wurde die kleine Ortsgüteranlage im westlichen Bahnhofsbereich wieder reaktiviert. 46
Beim Radius von 329 mm und einer Höhendifferenz von 50 mm ergibt sich eine Steigung von 1,4 %. Bei 3,5 Gleiswendelumdrehungen liegt der Schattenbahnhof 175 mm unter dem Geländeniveau. Der Schattenbahnhof sollte von vorn und von hinten zugänglich sein.
Die ein- wie auch die zweigleisige Strecke ist als einfaches Oval ausgelegt. Die Gleise der Schattenbahnhöfe sind von der Anzahl und von der Länge ausreichend dimensioniert. Wie beim Vorbild werden auch im Modell die Strecken mit Oberleitung versehen. So können die Strecken nur von Dieseltraktionen durchgehend befahren werden. Elloks und Elektrotriebwagen müssen Kopf machen.
Vorwiegend Pendelverkehr Die beiden abzweigenden eingleisigen Strecken haben einen gemeinsamen Schattenbahnhof. Er ermöglicht ein durchgehendes Befahren. Der Schattenbahnhof stellt quasi den Bahnhof Augsburg für die nordwärts fahrenden und Weilheim für die südwärts fahrenden Züge dar. Für den fahrplanorientierten Betrieb enden die aus Geltendorf kommenden Züge im Schatten-
bahnhof und fahren in entgegengesetzter Richtung wieder zurück. Das stellt betriebstechnisch kein Problem dar, da entweder Triebwagen oder Wendezüge zum Einsatz kommen. Die S-Bahn beginnt ihre Reise auf Gleis 3 oder 4 und fährt in östlicher Richtung aus dem Bahnhof aus. Zwischen den Richtungsgleisen des Schattenbahnhofs liegen zwei Stumpfgleise für die S-Bahn-Triebzüge. Wenn der von Geltendorf kommende Zug eingefahren ist, kann der nächste abhängig von dem überregionalen Verkehr wieder ausfahren. Der RE- und EC-Verkehr auf der zweigleisigen Strecke fährt quasi nur im Kreis und stellt für den abwechslungsreichen Regionalverkehr eine zusätzliche Betriebsbereicherung dar. Der schon erwähnte Umleitungsverkehr von München über Geltendorf nach Augsburg läßt sich nur bedingt auf unserem Anlagenvorschlag verMIBA-Miniaturbahnen 5/98
Die eingleisigen Regionalbahnen sind in Blau dargestellt. Obwohl der Schattenbahnhof durchgehend befahren werden kann, dient er den beiden Regionalstrecken als Kopfbahnhof.
Der obere Schattenbahnhof wäre durch abnehmbare Geländeteilstücke erreichbar. Er liegt nur 40 mm über dem Bahnhofsniveau.
Maßstab 1:30 Zeichenerklärung:
➂
➊ Richtung Buchloe–
➃
Lindau
➋ Richt. Augsburg
➄
➌ Richt. Weilheim ➍ Richt. München ➎ Haltepunkt St. Ottilien
➏ Bahnmeisterei ➐ zweigleisige Abstellgruppe für S-BahnZüge Links: Kaum Güterverkehr, dafür abwechslungsreicher Personenverkehr. Sonderzüge bieten weitere attraktive Abwechslung.
➅
Rechts: S-Bahn von Arnold und 628.2 von Fleischmann in N beleben den Regionalverkehr. Lagerschuppen der Bahnmeisterei.
Modellbahnanlagen mit fahrplanorientiertem Personenverkehr lassen sich am flexibelsten per PC und digitaler Mehrzugsteuerung fahren und bedienen. gp
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wirklichen. Auf der großzügig gestalteten Anlage mußte aus Platzgründen auf eine Verbindungsstrecke zwischen oberem und unterem Schattenbahnhof verzichtet werden.
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er weniger Platz zur Verfügung hat und sich dem Thema Straßenbahn in N widmen möchte, dem zeigen wir einen kleinen Appetitanreger. Auf zwei Segmenten (je 100 cm x 50 cm) entsteht ein Halte-
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punkt einer Schnellbahntrasse mit Umsteigemöglichkeiten zur S- und Straßenbahn. Die Trambahn ermöglicht einen kleinen Rundverkehr zwischen dem „St. Peters Platz“ und der „Kruschke Allee“. Guido Kruschke
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Der Wuppertaler Turmtriebwagen von Spieth
Arbeiten unter dem Draht Eine neue Bausatz-Generation bei Spieth: Mußte das Gehäuse des Straßenbahntriebwagens bislang aus Messing-Ätzblechen zusammengelötet werden, so ist es nun als komplettes Kunststoffteil lieferbar – was den Zusammenbau erheblich vereinfacht! Und 20 % billiger als bisher ist der Bausatz auch noch ...
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as bekannte Modell des Turmtriebwagens nach Wuppertaler Vorbild in der Baugröße H0 war schon seit einiger Zeit ausverkauft. Bei der Neuauflage des Bausatzes entschloß sich Spieth, neue Wege zu gehen. So besteht der Wagenkasten und das Dach nun aus einem komplett gegossenen Kunststoffteil; die doch recht aufwendigen Lötarbeiten, die bisher zum Zusammenbau aus geätzten Messingteilen erforderlich waren, entfallen daher vollständig. Die Bodenplatte besteht dagegen wieder aus Weißmetall, so daß für ein ausreichendes Gewicht des Triebwagens nach wie vor gesorgt ist. Aufgrund dieser neuen
Oben: Oberleitungsarbeiten in Müllem. Da die „Müllemer Kleinbahn” nicht über einen eigenen Turmtriebwagen verfügt, wurde er kurzerhand von den Wuppertaler Stadtwerken ausgeliehen ... Links: Endlich Feierabend! Nach einem harten Arbeitstag können sich die Oberleitungsbauer auf den Heimweg machen.
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Konstruktionstechnik konnte außerdem der Preis des Bausatzes um etwa 20% gesenkt werden – ein erfreulicher Nebeneffekt für den Kunden, ist man doch sonst eher steigende Preise gewöhnt ... An dem bewährten Antrieb mit dem vormontierten Fahrwerk hat sich nichts geändert, es verfügt dank der passenden Getriebeabstimmung über gute Langsamfahreigenschaften und eine angemessene Höchstgeschwindigkeit. Der Zusammenbau gestaltet sich völlig unproblematisch. In den Fensterausschnitten müssen nur noch einige Gußgrate entfernt werden; für die wenigen Zurüstteile aus Messingguß müssen noch die entsprechenden Löcher aufgebohrt werden, diese sind dann ebenfalls schnell angebracht. Zum Verkleben reicht ein kleiner Tropfen Sekundenkleber, der von der Innenseite des Gehäuses aufgebracht wird. Beim Lackieren sollte man das Dach und die Dachbretter separat lackieren und letztere erst nach dem Trocknen aufkleben. Gleiches gilt für die Teile des Bühnenaufbaus – also den Sockel mit Drehkranz, den Bühnenträger und die eigentliche Bühne. Wirklich fummelig ist nur das Anbringen der rot-weißen Warnstreifen und der grünen Zierlinien, aber mit etwas Geduld – und viel Weichmacher – ist auch diese Hürde zu schaffen. Passend zu dem Turmtriebwagen gibt es den zweiachsigen offenen Güterwagen, dessen Vorbild ebenfalls heute noch bei der Bergischen Museumsstraßenbahn im Einsatz ist. Wagenkasten und Untergestell sind hier in der gleichen Technik wie der Triebwagen komplett in einem Stück aus Kunststoff gegossen. Besonders bemerkenswert sind dabei die zierlichen und sehr fein detaillierten Achslager. Alles in allem zwei schöne Modelle, die sich leicht zusammenbauen lassen und eine echte Bereicherung im Angebot von Straßenbahnmodellen bedeuten! lk
Oben: Alle Teile auf einen Blick. Das Gehäuse des Turmtriebwagens ist jetzt aus einem Sück in Kunststoff gegossen; aus dem gleichen Material bestehen die Achslagerblenden. Eine Reihe von Teilen aus Messing- und Weißmetallguß komplettieren den Bausatz.
Oben: Mit einigen wenigen Feilstrichen lassen sich die Grate in den Fensteröffnungen des Kunststoffgehäuses entfernen.
Rechts: Fertig zum Lackieren. Die Arbeitsbühne wurde zu diesem Zweck noch nicht vollständig montiert. Alle Fotos: Lutz Kuhl
Gewissermaßen als Appetitanreger: Im Lauf des Sommers soll das Modell des Tw 144 der Vestischen Straßenbahnen von Spieth erscheinen, hier das Handmuster. Der Bausatz wird in der gleichen Konstruktionstechnik mit fertigem Kunststoffgehäuse gehalten sein. Das Vorbild ist heute als Museumswagen der EVAG in Essen zu sehen. MIBA-Miniaturbahnen 6/98
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Motorisierungen für Straßenbahnmodelle
Und sie bewegt sich doch … Nicht alle Straßenbahnen werden als Fahrmodelle geliefert. Einige – moderne wie ältere Typen – sind bei den jeweiligen Anbietern als preiswertes Standmodell im Programm und müssen vom Käufer selbst motorisiert werden.
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echt preiswert bieten manche Hersteller wunderschöne Straßenbahn-Fahrzeuge an, die allerdings als reine Standmodelle konzipiert sind. Die Oldtimer-Straßenbahnen wie auch modernere Typen sind in vielfältigen Lackierungs- und Beschriftungsvarianten erhältlich. Sie eignen sich hervorragend zur Komplettierung des Fahrzeugbestandes in einem größeren Straßenbahndepot, ohne gleich den Finanzrahmen zu sprengen.
Die Modelle können auch mit einem Motor nachgerüstet werden. Hamann und auch Hödl haben für ihre Modelle einen Motorisierungssatz zum Preis von ca. DM 78,– im Programm.
Fahrwerk komplett Das Fahrwerk besteht aus einem soliden Zinkdruckguß-Rahmen. An beiden Wellenenden des Motors sind je eine Schnecke (Modul 0,3) und eine
Schwungmasse von 11 mm Durchmesser aufgezogen. Die Schnecken geben die Kraft über ein schrägverzahntes Zwischenzahnrad auf die beiden angetriebenen Radsätze weiter. Diese sind in Bronce gelagert. Stromabnehmerbleche führen ohne weitere Kabelverbindung den Strom zu den Kontakten am Motor. Der Einbau ist denkbar einfach gestaltet. Nachdem die Kunststoffradsätze aus den Fahrwerksblenden der Straßenbahn ausgebaut sind, wird der Motorblock von unten in das Chassis gedrückt. Anschläge und Rastnasen definieren exakt die Lage. Mit dem Fahrwerk lassen sich recht gute Fahreigenschaften erzielen. Der
Hödl bietet für seine OldtimerStraßenbahnen einen Motorisierungssatz an, der einfach nur von unten in das Chassis geklipst wird. In Kürze sind hierfür auch Speichenräder erhältlich.
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schräggenutete Motoranker beginnt bei etwa 5 Volt zu drehen, bei 12 Volt ist die Straßenbahn schon recht zügig unterwegs. Der Auslauf aus Höchstgeschwindigkeit liegt bei immerhin 25 cm. Das Motorgeräusch ist leicht surrend, wird jedoch durch die Resonanzen des Straßenbahngehäuses deutlich verstärkt.
Fahrwerk de luxe Wer tiefer in die Tasche greifen kann, kann auch höhere Ansprüche an die Fahrkultur des Antriebs stellen. Der Faulhaber-Spezialist sb-Modellbau bietet einen Tauschmotor an, dessen Fahreigenschaften keine Wünsche mehr offenlassen. Zwar ist die Straßenbahn bei 12 Volt immer noch etwas zu schnell unterwegs, aber dafür stehen jetzt auch Langsamfahreigenschaften zur Verfügung. Lautlos setzt sich die Bahn schon bei einem Volt in Bewegung und steigert ihr Fahrgeräusch über den gesamten Regelbereich nicht. Zum Einbau des Faulhaber-Tauschmotors muß im Bereich des Schnekkengehäuses etwa 1 mm am Zinkdruckgußfahrwerk weggefeilt werden. Als Motorauflage dienen die beiden Kunststoff-Isolierhalter der Stromabnahmebleche. Auch für andere Straßenbahnmodelle bietet sb-Modellbau Komplettfahrwerke an. Die aus Messing gefrästen Blöcke werden mit verschiedenen Achsabständen in den Spurweiten H0 und H0m angeboten. Auch Fahrwerke mit anderen Achsabständen können auf Anfrage gefertigt werden. Zum Einbau weisen die Messingblöcke vorn und hinten Auflageflächen mit Langlöchern auf, so daß die Montage auch in schwierigen Fällen erfolgreich sein dürfte. MK
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sb-Modellbau bietet für diese Straßenbahn von Hamann, die über den gleichen Antriebsblock wie die entsprechenden Hödl-Fahrzeuge verfügt, einen Faulhaber-Tauschmotor an. Ebenfalls im Angebot von sb-Modellbau: Komplette Fahrwerke der Spurweiten H0 und H0m mit den unterschiedlichsten Achsständen für diverse Fahrzeuge. Fotos: MK
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Ehemalige Württemberger in Sachsen-Anhalt! Zwei vierachsige Kurzgelenkwagen der Maschinenfabrik Esslingen am 14.4.97 auf der Linie 5 zwischen Bad Dürrenberg und Halle – Einfahrt aus Bad Dürrenberg in die Haltestelle Merseburg Zentrum.
Fotos und Zeichnungsvorlagen: ur
Zwischen- und Endhalt bei der Straßenbahn
Umsteigen an der Hölle Diese zugegebenermaßen etwas mehrdeutig wirkende Überschrift bezieht sich weder auf den symbolhaften Ort der Verdammnis noch auf die Höllentäler im Franken- oder Schwarzwald, sondern auf eine – auch und gerade für Modellverhältnisse – interessante Straßenbahnhaltestelle in Merseburg.
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ie am Unterlauf der Saale gelegene Kreisstadt mit heute etwa 50.000 Einwohnern ist seit 1902 durch eine meterspurige elektrische Straßenbahn mit der Großstadt Halle verbunden, und später kamen noch weitere Überlandstrecken nach Mücheln (1918) bzw. Bad Dürrenberg (1919/26) dazu. Erstgenannte Linie wurde zwischen 1958 und 1968 sukzessive verkürzt und endet heute in Merseburg Süd. Als wichtigste Haltestelle im Innenstadtbereich Merseburgs fungiert „Merseburg Zentrum“ (zuvor: Salvador-Allende-Platz), von Einheimischen wegen des dortigen Straßenteils „Hölle am Damm“ meist nur „Hölle“ genannt. Diese auf den ersten Blick nicht einmal außergewöhnliche Haltestelle hat eine nähere Betrachtung verdient.
Zwischen- und Endhalt Im Normalverkehr wird Merseburg gegenwärtig von zwei Straßenbahnlinien bedient: ● Linie 5: Halle–Ammendorf–Merseburg Zentrum–Merseburg Süd–Leunaweg–Leuna–Bad Dürrenberg; ● Linie 15: Merseburg Zentrum–Leunaweg–Merseburg Süd. Es fällt auf, daß sich beide Linien erst am Stadtrand Merseburgs an der Haltestelle Leunaweg verzweigen; der etwa zwei Kilometer lange Abschnitt von dort bis Zentrum wird also von beiden Linien benutzt. Dies hat seine Ursache nicht zuletzt in der Funktion der „15“ als überwiegend lokale Merseburger Linie, die die Fahrgäste direkt in die Stadtmitte bringen kann.
Richtung Halle/Saale
Richtung Merseburg-Leunaweg– Bad Dürrenberg/Merseburg Süd Gleis 1 Gleis 2 Gleis 3
Skizze 1; es bedeuten: DG = Dienstgebäude W = Wartehäuschen
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So weist die Haltestelle Merseburg Zentrum eine Wendemöglichkeit auf. Allerdings war dort die Anlage einer Wendeschleife schlecht möglich, daher übernahmen entsprechende Weichenverbindungen deren Aufgabe. Wie präsentiert sich nun die Gleisanlage? Insgesamt besteht sie aus drei Durchgangsgleisen, von denen das mittlere zusätzlich als Wendegleis fungiert. Aus Richtung Merseburg Süd kommende Triebwagen fahren auf Gleis 3 bis über die äußerste Weiche vor. Nach dem Fahrgastwechsel drückt die Garnitur leer über die einfache Weichenverbindung auf Gleis 2 zurück und wartet dort die Wendezeit ab, wobei Fahrgäste bereits wieder einsteigen können. Selbstverständlich sind für den Einsatz auf der Linie 15 Zweirichtungsfahrzeuge bzw. -garnituren notwendig, da lediglich in Merseburg Süd seit Juni 1984 eine Wendeschleife besteht. Aus
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Gleisanlagen der Haltestelle Merseburg-Zentrum (Zustand April 1997)
Die zwischen Merseburg Süd und Merseburg Zentrum eingesetzte Garnitur, bestehend aus den Heck an Heck gekuppelten Tw 1030 und 1031 (CKD 1976) , hat in der Haltestelle Merseburg Zentrum auf Gleis 2 umgesetzt und wartet dort auf die Rückfahrt nach Merseburg Süd (Blickrichtung Süden). MIBA-Miniaturbahnen 6/98
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„Zweirichtungs-Doppeltriebwagen“ von CKD, Haltestelle Merseburg Zentrum (in Blickrichtung Norden).
Literatur: Dieter Moritz; Die Überlandbahnen im Raum Merseburg; Halle 1992; Gerhard Bauer, Norbert Kuschinski; Die Straßenbahnen in Ostdeutschland (Band 2: Sachsen-Anhalt, Thüringen); Aachen 1994
diesem Grund erfolgte u.a. 1983/84 der Umbau der beiden CKD-Einrichtungs-Vierachser 901 und 902 zu Zweirichtungstriebwagen. Außerdem erhielten 1985 die Einrichtungs-Tw 1031 und 1032 auch auf der linken Seite Türen und wurden Heck an Heck zu einer Garnitur zusammengekuppelt, die als „Zweirichtungsfahrzeug“ eingesetzt werden kann. Wenn – was auch fahrplanmäßig vorkommt – während des Aufenthaltes eines „15er“-Zuges eine Garnitur der Linie 5 (Halle–Merseburg–Bad Dürrenberg) die 15 überholt, wird erstere durch Gleis 1 geleitet.
Übertragung ins Modell Die geschilderten Betriebsvorgänge lassen sich auch im Modell recht einfach mit konventionellen Schaltungen nachvollziehen. Günstig – und geldbeutelschonend! – ist, daß von den vier notwendigen Weichen nur Weiche 1 einen elektrischen Antrieb aufweisen müßte. Die drei anderen (Federzungen-)Weichen können antriebslos sein und haben lediglich in der festgelegten,
Skizze 2: Die Modell-Gleisanlage (siehe Haupttext), man beachte die Abschnitte 21/31! Abschnitt 31
W2+
W1
Gleis 1
W3+
Abschnitt 21
Gleis 2
W4+
Gleis 3
Richtung H
in Skizze 2 mit einem Pluszeichen versehenen Grundstellung zu liegen. Durch das richtungsreine Benutzen der Hauptgleise (Gleise 1 und 2 aus Richtung Halle, Gleis 3 in Richtung Halle) fahren dann die Triebwagen beim Umsetzen automatisch in „ihr“ korrektes Gleis. Skizze 2 zeigt außerdem die notwendigen elektrischen Trennstellen in der Gleisanlage. Wenn wir davon ausgehen, daß – wie beim Vorbild – die Hauptgleise 1/2 und 3 jeweils in gegenläufiger Richtung befahren werden, ist beim Überwechseln zwischen Gleis 3 und Gleis 2 ein Umpolen des Fahrstroms nötig. Aus diesem Grunde wurde der abschaltbare, mit einem Polwender ausgerüstete Gleisabschnitt
Richtung L
31 vorgesehen. Wenn ein wendender Triebwagen aus Richtung L dort eingefahren ist, schaltet man den Abschnitt 31 stromlos. Nach dem angenommenen Aussteigen der Fahrgäste wird der Abschnitt 31 umgepolt, und der dann auf Gleis 2 wechselnde Triebwagen hat automatisch die „richtige“ Polung. Der ebenfalls abschaltbare Gleisabschnitt 21 (auch mit Polwender) dient dem gleichen Zweck – allerdings jetzt für wendende Garnituren aus Richtung H. Einziges, kleines Manko dieser einfachen Schaltung wäre, daß die Polung der Abschnitte 21 bzw. 31 nach dem Wenden der Tw wieder in die Grundstellung zu bringen ist. In diesem Sinne: gute Fahrt(richtungswechsel)! Ulrich Rockelmann
Turmwagen B 570 Nachstehende Varianten sind lieferbar: Komplettbausatz Turmwagen 4 -achsig Bestellnummer
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B 570 /1 G B 570 /1 G -R B 570 /1 W
B 570 /2 G B 570 /2 G -R B 570 /2 W
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BÜCHER/VIDEO
Auf schmalem Gleis zum Brocken Auf großer Spur in Wiehe Franz Rittig 82 Seiten; 72 Abbildungen; Format 23,5 x 17 cm; DM 29,80; Wolfgang Herdam Fotoverlag, Wesseling 1997 wurde im thüringischen Städtchen Wiehe – nächste Bahnstation: Roßleben an der Strecke von Naumburg nach Artern – neben einer riesigen H0-Anlage auch eine kaum weniger beeindruckende zweiteilige Anlage im Maßstab 1:22,5 (Spurweite 2m) fertiggestellt. Letztere hat die Harzer Schmalspurbahnen zum Vorbild, also Harzquer-, Brocken- und Selketalbahn. Durch geschickte Planung gelang es, markante Bahnhöfe und Streckenteile nachzugestalten, wobei es sich selbstverständlich um keinen sklavischen Nachbau handelt. Der Gesamteindruck ist jedenfalls stimmig, was dieses schöne
Trümmer, Dampf und Wiederaufbau Deutschlandreise in den 40ern 45 Minuten historischer Tonfilm; Schwarzweiß und Farbe; VHS; DM 59,80; GeraNova Verlag, München Man nehme sich mindestens ein Wochenende Zeit, versorge sich je nach Gusto mit Hershey-Schokolade, Wrigley's Spearmint, Lucky Strike oder Chesterfield, natürlich mit Coca-Cola – und begieße die Höhepunkte dieses Films mit Jack Daniel´s Bourbon Whiskey: als posthume Reverenz an den G.I. und Eisenbahnfreund Charles Louis Bandy, der im Frühjahr 1945 mit einem amerikanischen Militärzug von Frankreich nach Deutschland kam und – filmte, filmte, filmte. Dampf-Wendezüge in Paris, die bulligen 1’D-Dampfloks des USTC, die Fahrt im „troup train“ von Marseille nach Gießen – Bandy fühlte sich im „railfans paradise“ und
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Buch eindrucksvoll belegt. In gekonnter Weise wurden hier Vorbild- und Modellfotos miteinander kombiniert, und der einfühlsam geschriebene Text rundet alles bestens ab. Praktisches Detail am Rande: Der Anlagengleisplan befindet sich im hinteren Innendeckel des Buches und ermöglicht rasches Nachschlagen. Diese gelungene Veröffentlichung lädt so richtig zu einem Besuch der Großanlage und der Harzer Schmalspurbahnen ein. ur
Der Mommelsteinblitz Die Nebenbahn Schmalkalden – Kleinschmalkalden und die Kreisbahn Kleinschmalkalden – Brotterode
Fahrzeuge lassen vor allem den Spitzkehren-Bahnhof Kleinschmalkalden (in sozialistischen Zeiten Pappenheim) als ideales Anlagenthema erscheinen, zumal die Strecken außergewöhnlich reichhaltig dokumentiert sind. mm
Modellbahn – Signale + Betrieb Günter E. R. Albrecht; Hans-Joachim Spieth 128 Seiten; zahlreiche Abbildungen; Format 17,3 x 21 cm; DM 18,–; Alba Publikation, Düsseldorf
Zweifellos wieder ein modellbahnträchtiger Band aus der EK-Reihe „Regionale Verkehrsgeschichte“, denn Topographie und Trassierung, Gleispläne und Betrieb und nicht zuletzt die
Die überarbeitete und ergänzte Neuauflage des erstmals 1989 erschienenen Buches (Band 8 der Reihe „AlbaModellbahn-Praxis“) weist nun, neben Behandlung inzwischen eingetretener Änderungen, auch Abschnitte über die Signale der früheren DDR-Reichsbahn auf. Nur hätte man sich noch ein paar Gleisplanbeispiele von dort gewünscht! Ansonsten: eine gewohnt solide Arbeit der beiden erfahrenen Autoren. ur
filmte, filmte, filmte ... Angekommen im zerstörten Deutschland, zwischen P 8 im Tarnanstrich und 50ern mit „Allied Forces“-Aufschrift: Bandy filmt 1946 die Fahrt eines Hamster-Personeszuges aus preußischen Abteilwagen und der Friedberger 50 1184 – „irgendwo im Hessischen“ sagt der (vorzügliche!) Kommentar; der Rezensent hat an der Ortsdurchfahrt in Oberschmitten eine seiner Vogelsberger Lieblingsstrecken, nämlich Nidda– Schotten, wiedererkannt ... Dann geht es mit einem Triebwagen (vermutlich ein DDt, ein wichtigen Funktionsträgern vorbehaltener Dienstschnellzug) 1948 von Nürnberg nach Frankfurt/M, und auf dem Gegengleis rollt Güterzug um Güterzug – 44er ohne Bleche, US-Güterwagen, O-Wagen aller Bauarten mit Holz, Stahl und Maschinen für den Wiederaufbau ... Trümmerbahnen in Heilbronn und Nürnberg, 1950, in Farbe (!) runden das Epoche-Bild ebenso ab wie die kongenial hinzugefügten Sequenzen aus Hamburg Hbf 1956 und die Ende der 40er Jahre entstandenen Ran-
gierszenen von der Kleinbahn Hoya–Syke–Asendorf. Das zweite Mirakel dieses Streifens ist die ebenso wie die Restaurierung der alten Filme von Ton Pruissen vorgenommene Nachvertonung: Da kreischt jeder Spurkranz absolut bildsynchron durch enge Kurven, wie die Auspuffschläge oder Schleuderer z.T. mehrerer Dampfloks in einer Szene deutlich zu unterscheiden sind; Holzvergaser-Autos blubbern vorüber, während sich rumpelnd und quietschend ein Trümmerzug mit zwei unterschiedlich hechelnden Dampfloks entfernt … Wer immer auch einen Narren an der Eisenbahn in den späten 40ern und der frühen Epoche 3 gefressen hat, wird dem Rezensenten seine Begeisterung – die sich auch auf das ausgezeichnete Begleitheft erstreckt – sicher nachsehen. In diesen Tagen soll übrigens der Folgefilm „Ruinen, Trams und Stadtverkehr“ erscheinen. mm
Markus Schmidt, Dr. Georg Thielmann 120 Seiten; 210 SW-Abbildungen; Format 16 x 23 cm; EK-Verlag, Freiburg
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NEUHEIT
Gleisplanung per PC
WinRail 4.0 Upgrade? Up great! Das in MIBA-Spezial 33 vorgestellte Programm WinRail ist nun in der Version 4.0 erhältlich. Entgegen so manchem Upgrade anderer Software bietet die neue Programmversion von WinRail echte Verbesserungen. Eines der wesentlichen neuen Features geht auf die Anregung eines MIBALesers zurück (MIBA 2/98, S. 34). Bernd Schneider beleuchtet im folgenden die wesentlichen neuen Funktionen.
Die zu installierenden Bibliotheken können während des Setup ausgewählt werden.
H
inter WinRail steckt die Philosophie, ein Programm zur computergestützten Gleisplanung anzubieten, deren Bedienung sich an die Planung mittels Gleisschablonen oder probeweisem Zusammenstecken der Gleise orientiert. Schon in „alten“ Versionen wurden diese Basisfunktionen um Funktionen zur Berechnung von Steigungen, Gleiswendeln u.a. ergänzt. Eine wesentliche Stärke von WinRail ist die Behandlung der Flexgleise. Diese können sowohl in festen Radien, als Übergangsbögen und auch als frei geformte Verbindungen zwischen zwei Gleisen verwendet werden. Ein harmonisches, glattes Aussehen der frei geformten Flexgleise wird von WinRail „garantiert“.
Gleisverbindungen Häufig muß man zwischen zwei Gleisen eine Gleisverbindung mittels Standardweichen vorsehen. Solange man sich beim Gleisabstand an die „HerEine automatisch generierte Gleisharfe und der dazugehörige Dialog. Die Gleisharfe läßt sich in ihre Bestandteile zerlegen. Die als Zwischengerade bzw. Endbogen plazierten Flexgleise lassen sich auch einzeln einsetzen, um bspw. Weichenstraßen zu planen, deren Parallelgleisabstand vom Normabstand des Herstellers abweicht. MIBA-Miniaturbahnen 5/98
steller-Normen“ hält, ist dies kein Problem. Andernfalls ist Schätzen, Probieren oder ein „Exkurs in Trigonometrie“ angesagt. WinRail 4.0 berechnet die notwendige Länge der Verbindungsgeraden und erstellt gleich die komplette Gleisverbindung aus zwei Weichen nebst Zwischengerade „auf Knopfdruck“.
Gleisharfen Als „logische“ Konsequenz aus der Funktion zum automatischen Erstellen von Gleisverbindungen ergibt sich die Funktion zum automatischen Erstellen von Gleisharfen. Nach Eingabe des Abstandes zwischen den Gleisen der Harfe und der Anzahl der Gleise werden die entsprechende Anzahl Weichen unter Einreihung entsprechender Zwischengeraden und einem „individuell“ aus Flexgleis gebogenem Endbogen für das letzte Gleis gebildet.
Parallelgleise Wer kennt es nicht? Da ist nun endlich ein Gleisverlauf passend geplant, dann fehlen noch ein oder sogar mehrere Parallelgleise dazu. WinRail 4.0 bietet hierzu eine Funktion, die einem diese Arbeit nahezu perfekt abnimmt. Nach Markieren des Gleisverlaufs, zu dem ein Parallelgleis verlegt werden soll, einfach die Funktion „Parallelgleis“ anwählen, Abstand und Orientierung eingeben, und das Parallelgleis wird erzeugt! 63
Eine automatisch generierte (einfache) Gleisverbindung.
Das „Ziehen“ des Parallelgleises funktioniert unabhängig von der Zusammensetzung des Mustergleises: Es kann aus einzelnen Gleisstücken und geraden oder gebogenen Flexgleisen bestehen; allerdings dürfen keine Weichen enthalten sein. Enthält der Gleisverlauf Weichen, so kann der Gleisverlauf in entsprechende Abschnitte aufgeteilt, jeder Abschnitt für sich „parallelisiert“ und dann die Lücke der Weiche durch ein Flexgleis, ein Standardgleis oder wieder eine Weiche geschlossen werden. Natürlich hat eine solche, durchaus komplexe Funktion ihre Grenzen: WinRail legt das Parallelgleis grundsätzlich aus entsprechend „zugeschnittenen“ Stücken Flexgleis an – unabhängig davon, ob es sich um eine Gerade aus dem Gleisprogramm handelt oder ob zum verlegten Bogen ein Parallelkreis im Sortiment existiert. Enthält der Ursprungsgleisverlauf „frei“ gebogene Flexgleise, so werden diese im Parallelgleis nicht notwendigerweise parallel dazu eingebettet, sondern erscheinen i.d.R. „flacher“. Manuelles „Nachbiegen“ schafft aber schnell Abhilfe.
Filter War bislang die abschließende Gestaltung des Gleisplans durch farbliches Hervorheben einzelner Gleise (z.B. Funktionsgleise wie Weichen und Krezungen), ganzer „Stromkreise“ oder Ebenen eine manuelle Aufgabe, so bietet WinRail 4.0 auch hierfür eine automatisierte Lösung. Farben können für einzelne Gleise, Gleistypen oder Höhenbereiche automatisiert vergeben werden. Auch das Ein- und Ausblenden von Beschriftungen oder Böschungskanten gelingt mittels der neuen Filter-Funktion mit wenig Aufwand.
„Kleinigkeiten“ Neben den o.g. Highlights finden sich in WinRail 4.0 auch etliche Detail-Verbesserungen: 64
✎ WinRail installiert nicht mehr alle Symbol- und Gleisbibliotheken, sondern fragt bei der Installation entsprechende Wünsche des Benutzers ab. Dies spart u. U. knappen und damit wertvollen Platz auf der Festplatte. ✎ Gleispläne werden automatisch gespeichert, wobei die Zeit zwischen den Speichervorgängen einstellbar ist. ✎ Während bisher Steigungen nur für Gleiszüge aus festen Gleisen berechnet werden konnten, „schafft“ die Funktion nun auch Flexgleise. ✎ Quasi als „Abfallprodukt“ der Parallelgleisfunktion können gerade Flexgleise beliebiger Länge (oder Kürze!) erzeugt werden. ✎ Während bisher die Flexgleise je nach Länge im Initialzustand entweder „eckig“ oder als „Looping“ plaziert wurden, erfolgt dies nun wesentlich glatter. ✎ Bei den Darstellungsmöglichkeiten für Gleise bieten sich Mittellinie, Doppellinie, Doppellinie gefüllt und Darstellung mit Schwellenrost jeweils mit und ohne Böschungsbreite zur Auswahl an.
✎ Die integrierte Bestandsverwaltung für Gleismaterial sowie die Stücklistenfunktion sind jetzt in der Lage, unterschiedliche Währungen zu behandeln (DM und US-Dollar) und zwischen ihnen umzurechnen. ✎ Eine Funktion zum Import von Fremd-Grafiken (Bitmap-Grafiken usw.) ist ebenfalls integriert worden. So lassen sich die Gleispläne um eigene, graphisch anspruchsvoll gestaltete Objekte verfeinern.
Geschwindigkeit Insbesondere die Funktion zum Zeichnen der Schwellen verbraucht naturgemäß eine Menge Rechenzeit, doch ist selbst auf einem IBM-kompatiblen PC mit 486er-Prozessor und 50 MHz Taktfrequenz noch ein angenehmes Arbeiten möglich. Natürlich kann man während der Konstruktion des Gleisplans auf das Zeichnen der Schwellen verzichten und die Funktion erst zum Ausdrucken aktivieren. Bernd Schneider
Das Highlight der neuen Features: Die Parallelgleisfunktion! Ausgehend von einem Gleisverlauf können beliebig viele Parallelgleise mit anzugebendem Gleisabstand generiert werden. MIBA-Miniaturbahnen 5/98
RAILY für Windows 2.0
Face Lifting Raily für Windows gibt Warnungen aus, wenn ein frei geformtes Flexgleis einen vorgegebenen Mindestradius – hier 360 mm – unterschreitet.
Die nächste Generation der computergestützten Gleisplanprogramme erscheint nun auf dem Markt. Nach WinRail 4.0 gibt es jetzt auch Raily für Windows in einer neuen Version. Neben neuen und verbesserten Funktionen gibt es zusätzlich auch eine Gleisplanbibliothek sowie ein interaktives Handbuch auf einer Extra-CD.
R
aily für Windows 2.0 weist dieselben Merkmale auf, wie auch seine Vorgänger-Version (vgl. MIBA-Spezial 33). Viele Funktionen wurden jedoch verbessert oder ergänzt. Insgesamt macht das Programm einen erheblich besseren Eindruck als in der Version 1.1. Abstürze konnten während der Tests nicht beobachtet werden. Einige Detailänderungen im Bedienungsablauf sind zwar gewöhnungsbedürftig, hat man sich jedoch erst einmal daran gewöhnt, geht die Arbeit erheblich schneller vonstatten.
Schienen auswählen Der erste Schritt beim Erstellen eines Gleisplans mit Raily für Windows besteht aus dem Auswählen bzw. Öffnen der benötigten Bibliotheken. Hierbei ist Sparsamkeit angesagt, da die Elemente aller geöffneten Bibliotheken gemeinsam angezeigt werden. Im Gegensatz zur Vorgängerversion, bei der die Auswahl eines Elementes in einem Dialogfenster erfolgte, geschieht nun die Auswahl ohne das Öffnen weiterer Fenster. Nach dem Anwählen der gewünschten Kategorie – gerade Gleise, gebogene Gleise, Weichen, Kreuzungen, DKW etc. – kann innerhalb der Kategorie mittels der Tasten MIBA-Miniaturbahnen 5/98
„+“ und „-“ bzw. „q“ und „w“ vor- und zurückgeblättert werden. Das jeweils ausgewählte Element wird in einem Vorschau-Fenster angezeigt, die textuellen Angaben finden sich ebenfalls in einem Fensterabschnitt. Bei der Planung können in einem Gleisplan Gleise und sonstiges Zubehör verschiedener Hersteller aus verschiedenen Bibliotheken problemlos verwendet werden.
... und legen Das im Vorschau-Fenster angezeigte Element wird per Mausklick an das aktivierte Element – rot hervorgehoben – im Gleisplan „angesteckt“. Stellt man fest, daß das Gleis nicht paßt, so kann es immer noch mittels der Plus- und Minus-Tasten gewechselt werden. Insbesondere beim Planen nach Augenmaß ist diese Funktion hilfreich. Der nächste Mausklick fixiert das Element, was ein mehrmals aufblinkender grüner Kreis um die Verbindungsstelle herum anzeigt.
Flexgleise Raily für Windows unterscheidet zwei Sorten von Flexgleisen: Längenflexgleise und „echte“ Flexgleise.
Links: Die Auswahl der in der laufenden Planung benutzbaren „Module“ (Symbolbibliotheken) ist dynamisch. Für die Darstellung benötigte, aber nicht ausgewählte Module werden vom Programm automatisch geöffnet.
Während Längenflexgleise nur in ihrer Länge variiert werden können, lassen sich die echten Flexgleise auch biegen. Dazu wird das Flexgleis mit der Maus markiert, über die rechte Maustaste das Kontextmenü aufgerufen und die Option „Flex“ ausgewählt. Nun erhält das Flexgleis einige „Griffe“, mit denen es geformt werden kann. Die Griffe an den Endpunkten erlauben Längenänderungen, die mittleren dienen der Formgebung. Beim Verlegen von Flexgleisen, am Bildschirm oder beim Bauen, läuft man immer Gefahr, den selbstgewählten oder den durch die Fahrzeuge bedingten Minimalradius zu unterschreiten. Sollte bei Raily beim Verlegen der Flexgleise der eingestellte Minimalradius unterschritten werden, warnt die Software den Planer am Bildschirm. Raily markiert die Abschnitte mit einer roten Warnfarbe und fordert so optisch zur Nachbesserung auf. Werden fertig kon65
Wer ausgehend von seinem Bestand an Gleismaterial eine Anlage plant, findet in der Stückliste eine Gegenüberstellung von verplanten und vorhandenen Gleisen sowie die Differenz daraus. So lassen sich zum Beispiel die Kosten einer Anlagenerweiterung schnell und unkompliziert abschätzen.
Die Grundplatte kann als beliebiger Polygonzug integriert werden. Im Dialogbereich erfolgt die Auswahl der Elemente; z.B. ein See. Neben der bildhaften Darstellung finden sich in der Statuszeile am unteren Bildschirmrand auch textuelle Angaben. In den Symbolbibliotheken findet sich auch Zubehör für die Ausschmückung.
fektionierte Gleise verlegt, so „meckert“ die Überwachungsfunktion diese nicht an.
Grundplatte Zwei Wege führen mit Raily zum passenden Plan. Entweder man gibt die Anlagengröße und -form vor, oder man plant drauflos und läßt sich anschließend von der nötige Anlagengröße überraschen. Hat man ein Anlagentorso entworfen, reicht ein Klick auf „Standardtisch“, und schon ist ein rechteckiger Rahmen um den Gleisplan gelegt. Um Sonderformen zu realisieren, kann der Tisch variiert werden, in dem die Kanten geteilt und die Eckpunkte entsprechend verschoben werden. So lassen sich nahezu alle Formen – außer Rundungen – schnell und komfortabel realisieren.
Landschaft Raily für Windows liefert auch Bibliotheken für die Landschaftsgestaltung mit: Laub- und Nadelbäume, Wiesen, Felder, Seen etc. erlauben eine optisch ansprechende Aufbereitung des Gleis66
Gleisplan-Archiv plans. Die wenigen vorgegebenen Haus-Grundrisse können im Elementeditor variiert werden, sollten dann aber in eine eigene Bibliothek geschrieben werden, um beim nächsten Update nicht die selbsterstellten Elemente zu verlieren.
Kommentare und Stücklisten Zu jedem Gleisplan lassen sich auf einer separaten Registerkarte Kommentare ablegen. So läßt sich bspw. der Planungsstand festhalten, wichtige Ideen und Gedanken etc. ohne „Zettelwirtschaft“ zum nächsten Wochenende retten ...
Auf einer separat zu erwerbenden CD ist eine Sammlung von Gleisplänen, ein Update von Version 2.0 auf 2.1 sowie ein wirklich gut gemachtes OnlineHandbuch zu finden. Die Spanne der Gleispläne reicht vom einfachen Bahnhofstorso bis zur komplett gestalteten Anlage und ist in unterschiedlichen Gleissystemen erstellt. Das interaktive Handbuch bietet nicht nur für den Einsteiger ein erhebliches Einsparungspotential an Zeit: Alle Abläufe, die bei der Anlagenplanung mit Raily für Windows anfallen, sind ausführlich erklärt und werden jeweils mit kleinen Filmsequenzen vorgeführt. Bernd Schneider
Gerade bei intensivem Gebrauch und der dabei zu erwartenden Sammlung an Gleisplänen hilft das Info-Feld, verschiedene Versionen eines Gleisplans bzw. Stadien der Planung unter Kontrolle zu halten. MIBA-Miniaturbahnen 5/98
Ein Blick auf den Arbeitsplatz beim Löten. Zum Löten für größere Bauteile mit Lötpaste oder Lötdraht wird in der Regel ein kräftiger Kolben mit einer Leistung von 75-100 Watt empfohlen. Bevor es nun ans Löten geht, wird die Spitze des (heißen) Lötkolbens an einem Salmiakstein gereinigt. Die dabei entstehenden Dämpfe sind nicht gerade gesundheitsfördernd, gleiches gilt für die beim Löten, genauer bei der Verbrennung von Lötwasser oder -fett entstehenden Abgase. Daher sollte bei der Arbeit das Zimmer immer gut gelüftet sein. Wenn man viel lötet, sollte man einen kleinen Ventilator am Arbeitsplatz montieren. Zu diesem Zeck ist übrigens ein Kühlventilator aus einem alten PC recht gut geeignet.
Verbrennen Sie sich nicht die Finger …
Löten – wie geht denn das ? Es gibt viele schöne Modelle, die aber nur als MessingBausätze erhältlich sind. Beim Zusammenbau kommt man daher nicht um das Löten herum, wenn wirklich dauerhafte und stabile Verbindungen erzielt werden sollen. Eine kurze Einführung in die Technik des Lötens von Rutger Friberg.
E
in Anfänger schreckt oft vor dem Löten als vermeintlich „schwieriger“ Technik zurück. Aber wie so oft muß man erst einmal überhaupt damit anfangen! In über 90% aller Fälle reicht für die Modellbahnerei ohnehin das sogenannte Weichlöten aus. Dazu wird nur ein ganz einfacher Lötkolben benötigt. Wer es komfortabler mag, wird sich vielleicht eine Lötstation anschaffen, bei der sich verschiedene Temperaturstufen einstellen lassen; die Kolbenspitze hält dann automatisch immer die gleiche Temperatur bei. Welches Lot verwendet wird, hängt
natürlich vom Einsatzzweck ab. Spezielles Elektroniklot enthält ein wenig agressives Flußmittel, von dem Elektronikbauteile nicht angegriffen werden. Gerade bei Bausätzen muß allerdings oft die Fließfähigkeit des Lots
verbessert werden; dies wird durch die Zugabe von Lötfett als Flußmittel erreicht. Soll das Lot wirklich in dünnste Ritzen fließen, kommt Lötwasser zum Einsatz. Dieses Flußmittel reagiert allerdings sehr agressiv, seine Reste müssen daher unmittelbar nach dem Löten von dem Werkstück entfernt werden. Wesentlich einfacher ist die sogenannte Lötpaste wie etwa das bekannte „Tinol“ zu handhaben. Sie wird mit einem Zahnstocher möglichst sparsam auf die zu verlötende Stelle aufgetragen, die anschließend erhitzt wird. Auf diese Weise läßt sich die Paste sehr sauber dosieren; häßliche Lötbatzen bleiben hier aus. Wirklich wichtig ist vor allem, daß die Werkstücke genügend erhitzt werden! Sonst entstehen nämlich die berüchtigten „kalten“ Lötstellen. Aber mit etwas Übung und Erfahrung lassen sie sich durchaus vermeiden.
Einige praktische Werkzeuge, die beim Löten neben dem Kolben immer wieder gebraucht werden. Universell verwendbar ist die „dritte Hand”, ohne die viele Arbeiten gar nicht auszuführen wären. Die Spritze dient zum Aufsaugen von überschüssiger Lötpaste, sie ist oft wesentlich effektiver und garantiert sauberer als das Abwischen mit einem feuchten Lappen.
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WERKSTATT Wichtigstes Werkzeug beim Löten: Ein kräftiger Lötkolben und ein kleiner Gasbrenner. Für viele feinere Arbeiten sollte man allerdings auf eine geregelte Lötstation zurückgreifen können. Im Bild darunter verschiedene Sorten von Lötzinn, die am meisten gebraucht werden. Der dickere Draht ist mit oder ohne Flußmittelkern erhältlich; der dünnere Draht enthält ein spezielles Flußmittel, das Elektronikbauteile nicht angreift – dieses ist auch weniger agressiv als die handelsüblichen Lötfette. Bei Bera-Fix handelt es sich um eine halbflüssige Zinnpaste; es ist mit dem in Deutschland bekannten Tinol vergleichbar. Diese Lötpaste wird von vielen „MessingBastlern” geschätzt, da sie sehr leicht zu verarbeiten und zu dosieren ist. Eine kleine Dose davon reicht auch bei häufigem Gebrauch jahrelang. Außerdem hat diese Lötpaste den Vorteil, auch bei vergleichsweise „schmutzigen” Oberflächen der zu verlötenden Teile noch verwendet werden zu können. Rechts daneben Lötwasser und Lötfett (in der flachen Dose). Sie können nicht nur bei flußmittelfreiem Lötzinn eingesetzt werden, sondern verbessern auch ganz allgemein die Fließfähigkeit des Zinns. Rechts: Der fundamentale Unterschied zwischen einer „heißen“ – hier ist das Lötzinn sauber auseinandergeflossen und hat sich gleichmäßg verteilt (links) – und einer „kalten” (rechts) Lötstelle. Eine sogenannte kalte Lötstelle entsteht, wenn das Lötzinn bei zu wenig Wärme nicht richtig zerfließt. Der Lötbatzen hat sich in diesem Fall nicht richtig mit der Oberfläche des Werkstücks verbunden. Vor allem bei Schaltungen kann das heimtückisch sein, da eine solche Lötstelle auch den Strom nicht richtig leitet. Eigentlich ein typischer Anfängerfehler – es wird nicht genug Hitze zugeführt in der Sorge, daß das Werkstück überhitzt werden könnte. Das ist zwar durchaus möglich, aber es dauert in der Regel sehr viel länger, als man gemeinhin denkt. Die Kunst besteht beim Löten vor allem darin, das nötige Gefühl für den richtigen Zeitpunkt zu entwickeln: Reicht es oder reicht es noch nicht? Das läßt sich nur mit viel Übung und Erfahrung erreichen – am besten probiert man das Löten so oft wie möglich mit übriggebliebenen Messingresten. Eine kalte Lötstelle kann viele Ursachen haben; so kann sie unter anderem auch entstehen, wenn die Teile nicht richtig fixiert sind und während des Erkaltens bewegt werden. Eine weitere Möglichkeit: die Oberflächen sind nicht gründlich gereinigt oder oxidiert. Um eine kalte Lötstelle zu verhindern, werden am besten die zu verlötenden Werkstücke
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erhitzt und nicht nur das Lötzinn. Das Resultat ist an der Oberfläche des Lötzinns zu erkennen: Wenn alles geklappt hat, sollte sie schön silbrig-glatt schimmern; wenn nicht, erscheint sie eher grau und stumpf. Sollte letzteres der Fall sein, erhitzt man am besten noch einmal langsam die Lötstelle. Unten: Löten in drei Stufen – links die Lötpaste, wie sie aus der Dose auf das Messing aufgetragen wird; in der Mitte eine gewissermaßen „halbgare”, also kalte Lötstelle, ber der Zinn und Werkstück nicht genügend
erhitzt worden sind. Ganz rechts dagegen eine perfekte Lötstelle mit den braunen Resten des Flußmittels, die rosa Flecken stammen von dem darin enthaltenen Kupfer. Diese Verschmutzungen sind vor dem Lackieren sorgfaltig zu entfernen; denn sonst hält hier keine Farbe! Beim Löten sollte auch zwischendurch immer mal wieder das Werkstück gereinigt werden, denn nicht nur diese Lötreste, sondern auch jeder Fingerabdruck kann eine saubere Lötstelle erfolgreich verhindern.
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Zwei Werkstücke werden miteinander verbunden: Die wohl die häufigste Anwendungsform des Lötens. Zunächst wird die Lötpaste aufgetragen, wie sie links noch zu sehen ist. Nach dem Erhitzen nimmt sie die silbrig-glänzende Form rechts an, das Zinn verbindet sich mit dem Werkstück. Für Arbeiten dieser Art eignet sich am besten ein relativ großer Lötkolben mit einer Leistung von 60-100 Watt, der langsam an der Verbindungsstelle entlanggezogen wird. Eine alternative Möglichkeit ist die Verwendung eines Gasbrenners; dabei muß das Werkstück von der Rückseite erhitzt werden, da die Flamme nicht direkt auf die Lötpaste gerichtet werden darf. Die Flamme muß so eingestellt werden, daß kein Geräusch mehr zu hören ist. Ein guter Gasbrenner, der sehr einfach zu handhaben ist, wird von Proxxon angeboten; er kostet im Baumarkt ungefähr 75,– DM. Aber Vorsicht, allzuleicht schießt man mit dem Lötbrenner über das Ziel hinaus! Er eignet sich zwar auch gut dazu, um sehr kleine Teile wie hier die Lampenschirme an einem Signalbausatz sauber zu verlöten – nur, wenn man dabei nicht aufpaßt, sind gerade dünne Bleche oder feine Profile ganz schnell verdampft. Die klare blaue Flamme bringt es nämlich auf gut 1000° C ... Bei dieser hohen Temperatur ist es daher unbedingt erforderlich, die Flamme kontinuierlich über den Bauteilen hin- und herzubewegen. Der Vorteil bei dieser Methode: Die Bauteile werden auf der Unterlage zusammengefügt, fixiert und anschließend die Lötpaste aufgetragen. Während des Lötvorganges brauchen die Teile dann nicht mehr berührt zu werden. Die auf dem Bild verwendete Lötpaste stammt von 3M (Unitek 700302) und wird vor allem von Zahntechnikern benutzt.
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Bei der Verwendung von Loten mit unterschiedlichen Schmelztemperaturen lassen sich auch kompliziertere Lötarbeiten in mehreren Schritten ausführen, ohne daß sich die bereits gelöteten Stellen wieder lösen. So ist heute Silberlot eine gute Alternative zu den üblichen Zinn-/Bleiloten. Es ist zwar ver-
gleichsweise teuer, aber beim normalen Hobby-Einsatz hält ein kleines Döschen ewig. Mit ein paar Tropfen destilliertem Wasser bleibt die Paste auch schön weich. Normales Zinnlot ist ebenfalls mit unterschiedlichen Schmelztemperaturen erhältlich. Bei der Verwendung einer Lötstation mit einstellbaren Temperaturen lassen sich gute Ergebnisse erzielen. Fangen Sie einfach mit der höchsten Temperaturstufe und dem Lot mit dem höchsten Schmelzpunkt an; beim nächsten Arbeitsschritt wird dann eine Stufe tiefer geschaltet und das Lot mit dem nächstniedrigeren Schmelzpunkt genommen. Links: Ein Blick auf die Lötunterlage. Die hier verwendete Keramikplatte von Verbeck leitet die Hitze beim Löten nicht aus den Bauteilen ab; selbst die Flamme des Gasbrenners macht ihr nichts aus. Mit Hilfe von Stahlnägeln, die in die kleinen Löcher gesteckt werden können, ist es möglich, größere Bauteile während des Lötvorganges sicher zu fixieren. Die rauhe Oberfläche bewirkt zudem, daß kleine Teile nicht so schnell wegrutschen. Wer viel lötet, wird auf diese Platte bald nicht mehr verzichten wollen!
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Zum Schluß noch ein paar Bausatz-Tips ... Viele schöne Modelle werden als Bausatz angeboten, so etwa die preußischen Personenwagen von Perlmodell oder die Güterwagen nach bayrischen Vorbildern von Bavaria. Sie bestehen vor allem aus sauber geätztem Messingblech, das am besten gelötet wird – nur so läßt sich in den meisten Fällen eine ausreichende Stabilität erzielen. Beim Montieren sollten wirklich nur immer die Teile aus dem Blech gelöst werden, die man gerade braucht. Dazu eignet sich am besten ein Seitenschneider mit einer watenfreien, d.h. geraden Schneidekante. Die
übriggebliebenen Messingstreifen nicht direkt wegwerfen, sondern für Lötübungen benutzen – Sie wissen schon, nur Übung macht den Meister, und etwas mehr davon kann nie schaden. Normalerweise sind die Teile in den Bausätzen sehr exakt, und die Biegekanten sind in der Regel schon vorgegeben; sie können an einer scharfen Kante wie hier an einem Stahllineal entlang gebogen werden. Manchmal ist allerdings Nacharbeit nötig, um eine saubere Knickkante zu erzielen. Dazu wird zunächst die Linie mit einer Reißnadel markiert. Diese Line dient als Führung für ein scharfes (!) Bastelmesser, mit dem sie vorsichtig vertieft wird (etwa auf die halbe Materialstärke). Das Blech läßt sich dann ganz leicht wieder an einer scharfen Kante entlang umbiegen.
Texte: Rutger Friberg; Übersetzung lk Alle Fotos: Jens Dahlström
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MODELLBAHN-ANLAGE
Ein H0e-Diorama mit Geschichte
Waldwil an der Ild Das Siegerdiorama der letztjährigen Modellbautage von Luzern besticht durch eine liebevolle Detailgestaltung und eine romantische Ausstrahlung. Für den Erbauer Peter Creola ist „die Liste der Dinge, die bei einem Diorama weggelassen werden sollten“ mindestens so lang wie „die Liste mit den Dingen, die zu einem harmonischen Ganzen zusammengefügt werden“.
D
as Schaustück von Peter Creola ist keinem Vorbild nachempfunden, hat aber eine spannende und zum Schmunzeln anregende Geschichte: „Die 17 Kilometer lange FHB ist neben der Waldenburgerbahn die zweite schweizerische Schmalspurbahn mit 75 cm Spurweite. Die Strecke führt durch das romantische Voralpental der Ild von Fümmlisried (SBB) über Agflingen, Tschüddermatt, Waldwil und Statzenegg nach Hörnlistein. Der gemächliche Betrieb wird mit zwei in Österreich erworbenen G 3/4-Loks abgewickelt. Das jährliche Betriebsdefizit deckt eine Stiftung, die eine vor 50 Jahren nach Texas ausgewanderte und als Besitzerin einer Bordellkette reich gewordene Waldwilerin zugunsten der Erhaltung des Dampfbetriebes errichtet hat.“
Die Namen in dieser Geschichte stammen aus dem Wortschatz des Erbauers und seiner Frau. Der Name des Flüßchens Ild ist die Abkürzung für „ich liebe dich“, aber auch Kosenamen wurden in Flurnamen eingebaut.
Siesta Figuren, die die ganze Zeit über eine Axt in die Höhe halten, gefallen dem
Erbauer ebensowenig wie Passagiere, die die meiste Zeit auf den Bahnsteigen warten, obwohl nur selten ein Zug vorbeikommt. Deshalb spielt die ganze Szene zur Siesta: Die Zeiger der Bahnhofsuhr zeigen je nach Interpretation zehn nach zehn vormittags oder abends oder zehn vor zwei mittags. Die Figuren sitzen auf Bänken und an Tischen. Der Gemüsehändler hat seinen Wagen bei der Wirtschaft abgestellt und speist
Der MIBA-Fotograf war an einem heißen Sommertag in Waldwil zu Gast. Die ganze Zeit über sorgte ein drohendes Gewitter für eine spannende Stimmung. Lok 1 der FHB fährt zum Wasserfassen (links). Siesta in Waldwil: Der Zug ist schon abgefahren oder noch nicht angekommen (oben). Rechts der liebevoll gestaltete Kleingarten. MIBA-Miniaturbahnen 6/98
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im Schatten der Platane. Der Zug ist entweder schon abgefahren oder noch nicht angekommen. Beschauliche Ruhe macht sich breit.
Aufbau des Dioramas Das Schaustück ruht auf einem stabilen Holzrahmen, das Bahnhofsgelände ist auf einer Platte montiert, und die Hügel sind in der bewährten Drahtgeflechtmethode mit Gipsüberzug aufgebaut. Üppige Vegetation gibt dem Diorama sein grünes und landschaftsgeprägtes Aussehen. Im Vordergrund sind teure Silhouette-Bäume, im Gartenrestaurant wurde sogar eine aufwendige Eigenbau-Platane gepflanzt. Die Fortsetzung des Waldes gegen den Hintergrund bilden billigere Pro74
dukte verschiedener Hersteller, die zusammen mit Islandmoos möglichst dicht und wild gemischt das Bild eines gesunden und nicht übernutzten Waldes abgeben. Als Kindheitserinnerung sollte ursprünglich ein Steinbruch eingebaut werden, war doch der Vater Peter Creolas Besitzer eines solchen. Das Vorhaben scheiterte aber an Platzmangel. Doch das Verladegleis eines außerhalb des Dioramas gelegenen Steinbruchs konnte immerhin realisiert werden und bildet nun einen Blickfang an der Dioramenkante. Beim Bahnhof und dem Wirtshaus handelt es sich um angepaßte Industriebausätze, die alle nach reiflicher Überlegung plaziert worden sind. Nichts sollte zufällig wirken, jeder Standort einen Sinn haben. So stammt
etwa die Bekohlungsanlage mit dem Lokschuppen aus der Anfangszeit der FHB, als Waldwil vorübergehend Endstation war, bevor die Strecke bis zum Endpunkt Hörnlistein weitergebaut wurde. Vom Bahnhofsgebäude weg führt eine Straße über den Hügel zum Dorf Waldwil. Auf der anderen Seite der Gleisanlagen erschließt eine Straße die Wirtschaft sowie den Gleisanschluß des Steinbruchs. Als Hintergrund und zugleich als Deckel und Staubschutz dient eine stabile Holzkonstruktion mit gerundeten Ecken. Auf den blauen Himmel wurden Berge aus Kalenderblättern befestigt. „Damit erhält man m.E. einen individuellen und schöneren Hintergund als die im Handel erhältlichen“, meint Peter Creola. MIBA-Miniaturbahnen 6/98
Übersicht über die idyllische Landstation Waldwil mit Bahnhofsgebäude und (gegenüber) der Wirtschaft zum Bahnhof. Dort, wo die Ild den Wald verläßt, öffnet sie sich zu einem romantischen kleinen See, der zum Baden einlädt (links außen). Ein stummer Zeuge aus der Zeit, als Waldwil noch Endstation der Stichbahn von Fümmlisried war: der hölzerne Lokschuppen.
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Viele Eigenbau-Details auf einem Bild vereint: Weichenstellhebel, Gartenmöbel und Aborthäuschen.
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Details
Oben: Blick über die Gartenwirtschaft; Peter Creolas Leidenschaft sind liebevoll ausgestaltete Winzigkeiten, wie z.B. Gäste im Garten unter der Platane.
Zahlreiche Winzigkeiten sind mit Lötarbeit unter der Lupe entstanden. „Das hat mir eine völlig neue Dimension eröffnet, nachdem ich mich nach anfänglichen Schwierigkeiten an die Betrachtungsweise durch die Lupe gewöhnt hatte.“ Aus der Abneigung gegen Gartenmöbel aus Plastik entstand die Idee, Bänke, Stühle und Tische nach selbstgezeichneten Vorlagen in Auftrag beim Modellbaustudio Born ätzen zu lassen. Ebenfalls geätzt, aber im Handel zu bekommen, sind die Fahrräder. Allerdings waren sie zu dünn, so daß immer zwei zusammengelötet wurden – aus einem Set mit sechs Stück entstanden somit gerade mal drei Drahtesel. Messing-Lötarbeiten erforderten ebenfalls die Weichenstellhebel und der Verladekran am Steinbruchgleis. Das Diorama läßt sich ebenfalls in tiefe Nacht tauchen. Dafür sind einige Räume der Gebäude mit Innenbeleuchtung und -einrichtung versehen. So der Lokschuppen, das Büro des Bahnhofsvorstandes, die Gaststube sowie ein Schlafzimmer der Pension über der Wirtschaft.
Betrieb
Selten nachgebildet wird die Möblierung eines Balkons (unten).
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Peter Creola spricht bei seinem Schaustück mit der Spurweite H0e von einem Fahrdiorama, kann er doch auf der 220 x 60 cm großen Fläche sogar Betrieb machen: Die beiden in einem Tunnel mündenden Ausfahrgleise sind unter den sanften Hügeln zu einem Kreis zusammengeschlossen. Sogar ein Ausweichgleis fand noch Platz, und weil auf jedem Schienenstrang zwei Kurzkompositionen Platz finden, können insgesamt vier Züge im Schattenbahnhof warten. Insgesamt acht Jahre, mit längeren Unterbrechungen, hat Peter Creola an seinem Diorama gebaut. Mit der Anmeldung für den Modellbauwettbewerb des Verkehrshauses in Luzern hatte er sich selber bewußt unter Druck gesetzt, damit das Modell auch endlich fertig gebaut würde. Vor dem Abgabetermin standen ein paar arbeitsintensive Wochen – sogar Ferien wurden eingesetzt. Die Besucher der Modellbautage haben diesen ungewöhnlichen Einsatz schließlich im Oktober 1997 mit dem ersten Preis in der Kategorie „Dioramen von Erwachsenen“ honoriert. Daniel Wietlisbach MIBA-Miniaturbahnen 6/98
Einer Kindheitserinnerung entsprungen ist die Verladestelle am Privatgleisanschluß eines Steinbruchs, der selbst allerdings – aus Platzgründen (!) – nicht mehr dargestellt werden konnte. Wichtigstes Requisit ist der Überladekran mit penibel nachgebildeter Laufkatze. Fotos: Daniel Wietlisbach
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chon meine beiden Großväter eisenbahner-Himmels – die Zweischiewaren königlich bayerische Bahn- nen-Gleichstrom-Bahn. beamte. Hinzu kommt, daß ich 1935, 1952 gelang Fleischmann der große also im 100. Jubiläumsjahr der deut- Wurf in diesem System mit seiner E 44 schen Eisenbahn, geboren wurde. Zu- in H0, wie die 16,5-mm-Spurweite jetzt nächst begann meine „Modellbahner- genannt wurde. Zunächst erhielten die Karriere“ mit einer Holzeisenbahn – Nürnberger Händler nur je 1 Stück die- Station, sind in meinen Händen entganz natur mit roten Rädern. Eine Lok ser Lok für Werbezwecke. Jeden Tag standen; zusammen mit Erich Wanoth und zwei Hochbordwagen ergaben suchte ich die Firma Schweiger nach entstanden auch viele Fahrzeuge. Leimeinen ersten Zug. Ich wechselte dann der Schule heim und bat, mir das der wurde ich vom Filmprojekt „Traum während des 2. Weltkrieges in das Schaustück zu verkaufen, bis Frau in 1:64“ nicht unterrichtet. Eines „Uhrwerkeisenbahn-Spielalter“ mit Schweiger endlich ein Herz hatte und Abends hatten wir hohen Besuch auf einer Bing-Bahn. sagte: „Da hast du die Lok!“ der Anlage. Wolf sagte, nachdem er Als die „tausend“ Jahre dann endlich Nun folgte der Bau immer größerer mich dem Herren aus den USA vorgevorbei waren, gab es wenig zu essen! und schönerer Anlagen und Fahrzeug- stellt hatte, zu mir: „Du drückst gerade Meine schöne Bing-Bahn wanderte auf eigenbauten, einer Drehscheibe und John Allen die Hand!“ Bauernhöfe in der Oberpfalz und Während der Zeit mit Dr. Biskam in Form von Kartoffeln und marck fertigte ich für FleischMehl wieder zurück. Nun, ein mann betriebsfähig den großen voller Bauch war 1948 eine vorNoell-Portal-Kran des Nürnberrangige Angelegenheit. ger Hafens im Maßstab 1:160, die Ein in der Nähe wohnender Motorisierung des Wyhle-KranFreund besaß damals eine wagens und des 90-t-Dampfkraschöne Trix-Express-Eisenbahn. nes „Würzburger Jumbo“, nachSein Vater hatte in den verflossezulesen im Fleischmann-Kurier nen 1000 Jahren einigen Einfluß 45/1972. Dann kamen die ersten erreicht, und dieses hatte solche LEDs in den Handel, was mich Anschaffungen auch während zum Selbstbau von H0-Lichtsider Kriegszeit ermöglicht. gnalen veranlaßte. Hierüber Danach hatten die Besatzer länerschien mein erster Bericht in gere Zeit mit dem Herren zu der MIBA im Juni 1979. wei Jahre zuvor war aber sprechen, so daß sein in Hermann Riedel auf seiner Trix-Bahn Weihnachten 1949 bereits der Wechsel zur Modellbahndingen ungeübter größeren Spur IIm und zur LGB Sohn meine Hilfe beim Betrieb Hermann Riedel erfolgt. Mein erstes Werk für die der Anlage in Anspruch nehmen Fa. Lehmann: Ein voll funkmußte. Mutter, Schwester, Tantionsfähiges Modell des Matraten, Onkel hoben Weihnachten Kranwagens mit fünf Motoren, 1948 sprunghaft den Trixdanach der Bau der vollautomaUmsatz an, und unter Vaters tischen Innenanlage „Zillertalwenig begeisterten Blicken fuhr bahn“ im Ausstellungsraum und mein erster Trix-Express-Zug eines 5ständigen Lokschuppens. Nach der 32 m2 großen Freilandanlage am unter dem Weihnachtsbaum. Die ersten Exemplare der „Minia- meiner Heirat im Jahre 1959 hatte ich LGB-Werk. Daneben habe ich mich auf turbahnen“ gingen in der Schule in meinem Schwiegervater einen Bun- Fahrzeugselbst- und umbauten in Spur unter der Bank während des Latein- desgenossen und Finanzier gefunden. IIm verlegt. Siehe hierzu MIBA 5/96 unterrichts von Hand zu Hand. Eine Es entstand die 18 m2 große H0- „Harzer Roller“; MIBA 9/96 „Heben – Drehen – Schwenken“; MIBA-Spezial Fülle von Bauvorschlägen ließen die Fleischmann-Anlage. amals bekam ich über meinen 30 „Sicher und sauber“; MIBA 5/97 Gedanken weit hinaus bis in den Schwiegervater Kontakt zur Fa. „Livesteam auf Draht“. Als nächstes Bastelkeller abschweifen. Der Bauplan aus dem 1. MIBA-Wettbewerb Fleischmann und damit zu meinem Projekt steht der Aufbau einer großen für den Bahnhof „Holzingen“, wel- späteren Freund Dr. Wolfram Bis- Freilandanlage in Spur IIm an. Endlich cher noch heute in meinem Besitz ist, marck, der mir eines Tages ein Fern- einmal wieder eine Anlage für mich hatte es mir angetan. Der Plan wurde sehteam für Modellbahnaufnahmen zu selbst! Mein „Modelleisenbahnerleben“ ist dann aber doch nicht verwirklicht, dem DB-Werbefilm „Nord-Süd-Elektriweil mein späterer Beruf als Architekt fizierung der Deutschen Bundesbahn“ nun schon fast zum 2.Beruf geworden. Es hat mich immer erfreut, war Aussich bereits abzeichnete und eigene ins Haus brachte. Danach hatte ich die Ehre, 12 Jahre gleich zum Berufsleben, Entspannung Pläne für den größeren Bahnhof „Tallang zweimal wöchentlich am Abend in hektischer Zeit. Ein wertvoller, komheim“ reiften. ei dem damals vorherrschenden an der großen Spur-S-Anlage, welche petenter und niemals langweiliger Hel„Wechselstrom-Salat“ von Märklin heute im Spielzeugmuseum der Stadt fer war mir stets der immer humorund Trix mit der unschönen dritten Nürnberg steht, maßgeblich mitzuwir- volle WeWaW in der MIBA. Schiene zwischen den Gleisen setzte ken. Hochbauten, wie der große KohleWeWaW einen strahlenden, neuen turm-Bunker, die Freiladehalle und das Stern an das Firmament des Modell- Stellwerk „Tower 3“ in Omaha-Union-
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Vom Ha-Nuller zur Spur IIm
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Fünf Jahrzehnte MIBA-Titel
Die MIBA im Juni
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nser Hobby als Winterhobby? Mitnichten! Der Aufbruch in die Sommerfrische wird nicht nur von Gartenbahnfreunden getragen. Sonderfahrten mit historischen Fahrzeugen finden ebenfalls meist zur wärmeren Jahreszeit statt und waren vor gut zehn Jahren ja schon mal das eine oder andere Titelbild wert. Und noch ein Sommer-Ereignis läßt uns in diesem Jahr aufhorchen: die Fußball-WM. Schon auf dem Titel von 1982 kreiste alles um den Ball. Auch heute noch lassen sich die unsterblichen Lehrsätze des Sepp Herberger auf unseren Bereich adaptieren: „Die Bahn ist rund“ (die Kreisbahn zumindest …), „Ein Heft hat 90 Seiten“ und „Acht Freunde müßt ihr sein“. Nun, wir Comedian Hanullists halten uns jedenfalls streng an diesen letzten Satz, und daß die MIBA inzwischen mehr als 90 Seiten hat, kann unseren Lesern doch nur recht sein, oder? MK
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Bauprojekt Vogelsberger Westbahn (6)
Aus dem Herzen der Natur … … kommt die heutige Folge unseres großen Bauprojektes: Unter der kundigen Anleitung von Burkhard beschäftigen sich die Westbahner mit der Flora des Vogelsbergs und deren naturgetreuer Wiedergabe. Buche, Fichte und Wildgras sind angesagt, kurz: Wir bewegen uns voll im grünen Bereich!
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elde gehorsamst: Comedian Hanullists vollzählig vom Besuch der Taverne Schorsch zurückgekehrt! Nachtruhe und Frühstück beendet!“ Zufrieden nahm der chaosgeschädigte Chronist Burkhards Meldung entgegen. „Danke! Rührt euch!“ „Vong wegen Früschück beengeg ...“, mampfte Martin mürrisch in sein Mohnbrötchen, „ich chau ja noch!“ – „Krümel aufheben! Ergeben ganz famose Baumrinde!“ befahl Burkhard, der seine profunden Kenntnisse der Landschaftsgestaltung elegant mit seinen Wehrdienst-Erfahrungen zu verknüpfen wußte. „An die Arbeit, Männer! Wir brauchen jede Menge Bäume!“ 82
„Genau, Herr Oberforstrat!“, sekundierte der Chronist, „und zwar Laubund Nadelbäume gleichermaßen – zur Darstellung des für den Vogelsberg typischen Mischwaldes. Ich zitiere aus ,Der Vogelsberg – Waldgeschichte und Forstwirtschaft‘: ,Aus dem ursprünglich reinen Laubwald ist ein Forst geworden, in dem der Laubholzanteil jetzt weniger als die Hälfte der Waldfläche einnimmt … Die wirtschaftliche Notwendigkeit gebietet den Anbau von Holzarten, die schnell hohe Erträge bringen … Daher bemüht man sich, die vorhandenen Buchenaltbestände natürlich zu verjüngen, und ertragssteigernde Nadelhölzer wie Fichte und Kiefern in die Buchenverjüngungen
einzubringen.‘ Zitat Ende – erschienen übrigens 1955, genau zu unserer SpielZeit.“ „Jetzt klapp mal dein gescheites Buch zu und beteilige dich am Baumbau“, forderte Jan, „womit soll’s losgehen, Burkhard?“ – „Mit den Heki-Laubbaum-Rohlingen aus Kunststoff, in die wir mit Polystyrolkleber die Äste einkleben. Übriggebliebene Äste zur Gestaltung von Büschen aufheben! Nach dem Einkleben biegt man die Äste in eine natürliche Form, was durch das vorherige Eintauchen in heißes Wasser erleichtert wird. Anschließend taucht man die Rohlinge in verdünnte Abtönfarbe, wobei sich ein Mischungsverhältnis von fünf Volumenteilen Wasser auf vier Volumenteile Farbe sowie die Beigabe von einigen Spritzern Spülmittel bewährt haben.“ Burkhard deutete auf die Farbtuben: „Geeignet sind Mischungen aus Umbra bzw. Braun; die Astspitzen, die mitunter durch die Beflockung hindurchschauen, streicht man in einem zum Laub passenden Grün.“ MIBA-Miniaturbahnen 6/98
Mit prüfendem Blick betrachtet Burkhard einen der LaubbaumRohlinge von Heki. Bis zum links gezeigten Endstadium, hier an dem Einschnitt der Laubacher Bahnhofseinfahrt aus Richtung Mücke, ist noch einiges zu tun …
Bildfolge rechts: In einem Gummitopf wird mit Dispersionsfarben der Überzug für die Rohlinge angemischt, die zunächst in eine dreidimensionale, natürliche Form zu bringen sind (ganz oben rechts).
Schnell war der Schreibtisch des Chronisten auch im Wortsinne zum „grünen Tisch“ geworden: Das als Laub fungierende Beflockungsvlies „Heki-flor“ wurde unter Burkhards sachkundiger Anleitung zunächst in kleine Stücke von etwa ein bis drei Quadratzentimetern geschnitten. Diese wurden mit den Fingern vorsichtig in dreidimensionale „Wölkchen“ auseinandergezogen, die anschließend – ebenso vorsichtig – über die zuvor mit Holzleim betupften Zweige geklebt wurden. „Den Klebstoff nicht gleich auf alle Äste auftragen, sondern nur auf so viele Zweige, daß er während des Beflockens nicht trocknet“, bemerkte Burkhard mit kritischem Blick auf den ersten Baum des Chronisten, der sein Kunstwerk vergeblich als „JosephBeuys-Gedächtnisbuche“ durchzubringen versuchte. „Nach dem Trocknen des Leims wird der Baum mit klarem Mattlack fixiert, wobei die Belaubung durch Einstreuen von losem Streumaterial in die feuchte Fixierung nochmals verstärkt werden kann. Abschließend entfernt man mit einer spitzen Schere überstehende florFäden. Im übrigen verweise ich auf das von meinem Bruder Stephan und mir verfaßte Standardwerk ,ModellbahnLandschaft‘ ...“ MIBA-Miniaturbahnen 6/98
Anschließend wird die Farbe in einem ausreichend großen Tauchgefäß bis zum gewünschten Ton verdünnt. Einige Spritzer Spülmittel werden dabei mit untergerührt – nicht zuviel, da sich sonst beim Eintauchen zu viele „Schwimmhäute“ bilden, die durch vorsichtiges Ausblasen zu entfernen sind. Von den eingetauchten Baumrohlingen wird die überschüssige Farbe einfach abgeschüttelt.
Ganz unten schneidet Burkhard die Hekiflor-Matten in kleine Stückchen, die behutsam zu dreidimensionalen „Wölkchen“ auseinandergezupft werden.
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„Am grünen Tisch“ verfolgen Martin und Horst, wie Burkhard Bäume und Buschwerk (links fertige Sträucher aus MZZ-Seemoos) mittels HolzleimTupfern mit Hekiflor und Coarse Turf von Woodland Scenics belaubt. Anschließend kommen Thomas und der Chronist auf den grünen Zweig. Bald darauf …
… spannt Burkhard, assistiert von Jan, einen Fichten-Rohling aus versilbertem Stahldraht um die Nägel des formgebenden „FakirBretts“.
„Sollen wir jetzt alle aus unseren Broschüren zitieren, oder was?“, fragte Horst. „Dann kann mm ja ein Kaminfeuer entzünden, und wir machen eine Lesestunde!“ Frohgemut griff der Angesprochene zu Brennholz und Broschüren, doch ... „Nein, nein“, beruhigte Burkhard, „jetzt sind die Büsche und Sträucher aus dem Natur-Wald-Sortiment von MZZ an der Reihe. Das feine SeemoosMaterial wird in verdünnte Dispersionsfarbe getaucht, wobei überschüssige Farbe unbedingt abgeschüttelt und die „Schwimmhäute“ ausgeblasen werden müssen. Nach dem Trocknen taucht man den Rohling in stark verdünnten Leim mit etwas SpülmittelZusatz – und zwar nur so weit, daß die zu belaubenden Astspitzen benetzt werden. Anschließend drückt man ihn behuuutsam!!! in aufgeschüttetes HekiLaub oder Coarse Turf von Woodland Scenics und schüttelt nach dem Trocknen überschüssiges Material vorsichtig ab; das Fixieren erfolgt wieder mit Mattlack.“ Während der nun einsetzenden individuellen Massenherstellung von Büschen und Gestrüpp begann Burkhard bereits mit der Fertigung der Fichten-Rohlinge: „Schaut nachher wirklich mal in unsere Broschüre, da wird alles Schritt für Schritt gezeigt: Grundform aus 1-mm-Stahldraht für den Stamm und 0,6-mm-Stahldraht für die Äste auf dem ,Fakir-Brett‘ fertigen, verlöten. Den flachen Rohling durch Umbiegen und Aufschneiden der Astschlaufen natürlich formen, mit Weißleim einstreichen und durch Bestreuen mit Sand Rinde imitieren, mit grauer oder brauner Abtönfarbe bemalen. Aus Silflor-Matten von Silhouette Stücke in jeweiliger Astlänge Unter Thomas´ prüfendem Blick werden die Astschlaufen der Rohlinge aufgezwickt (links am Ständer zu sehen) und die Drahtenden zu einem dreidimensionalen Gebilde gebogen. Dann werden Stamm und Äste mit Weißleim eingestrichen und anschließend mit feinem Sand zur Imitation der Rinde bestreut.
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schneiden, in der Mitte knicken, Falz mit Haarclips fixieren. Den Stamm kopfüber in die Hilfsvorrichtung hängen und die Silflor-Stücke vom Fußende her mit Alleskleber auf die Äste kleben, dabei wieder mit Haarclips fixieren. Nach dem Trocknen mit der Nagelschere das Silflor in die fichtentypische, leicht nach unten durchhängende Form schneiden – so!“ „O Fichtenfürst, signiere mir/ die Landschaftsbau-Broschüre hier!“ hauchte der Chronist andächtig, während Burkhard ungerührt fortfuhr: „Für die Schonung am Laubacher Wald könnten wir vielleicht die FichtenBausätze von Haberl & Partner nehmen, aber dazu später. Wir kommen jetzt zu dem neuen Heki-Gras namens ,Decovlies‘, eine langflorige, auf Netz kaschierte Grasfaser-Bodendeckermatte. Die Fasern sind etwa 6 mm lang und die Matte insgesamt ca. 10 mm dick; daher haben wir ja schon beim Untergrund die angrenzenden Bereiche wie Trassen, Straßen und Wege mit einem 5 mm hohen Absatz ausgeführt, um diese Stärke zu kaschieren. Andererseits gibt diese der Matte das gewisse ,wilde‘ Aussehen, was sie für Bahndämme oder Einschnitte geradezu prädestiniert. Vom Aufkleben mit Sprühkleber rate ich ab, da dieser nicht gezielt genug aufgebracht werden kann. Ich habe UHU-Kraft-Kleber flächig satt auf ein Stück Papier aufgetragen, die Matte mit der Unterseite darin eingetaucht und an die gewünschte Stelle geklebt; man kann den Kraft-Kleber auch direkt auf den Untergrund aufbringen. Aufgelockert werden die Flächen mit in Wolkenform gezupften Büscheln von Heki-flor, die als Unkraut oder niedriges Buschwerk gruppenweise auf den
Die von Jan und Gebhard „gesandeten“ Rohlinge werden in Dispersionsfarbe getaucht und nach dem Trocknen im Ständer – von der späteren Unterseite bis zur Spitze – mit den vorgefalzten Silflor-Stückchen beklebt.
Am EinfahrtsSegment mit der markanten Partie von Straßenbrücke und Stützmauern wird von Gebhard mit UHU-Kraft-Kleber Stück für Stück die DecovliesMatte von Heki sowie das Unkraut von Hekiflor aufgebracht und mit der Pinzette in die gewünschte Position gedrückt. MIBA-Miniaturbahnen 6/98
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Zitat: „Achtung! Verwechslungsgefahr droht!“ Zitat Ende. Nur der Inhalt einer dieser beiden Flaschen ist genießbar!
Rechts ist das Heki-Decovlies bereits mit „Unkraut und Buschwerk“ aus Heki-flor durchsetzt, links bereitet Gebhard gerade mit dem Weißleim-Auftrag das Aufkleben eines weiteren Matten-Abschnitts vor.
Untergrund geleimt werden; dazwischen klebt man die Grasmatte. Für unser größeres MZZ-Buschwerk bohren wir mit einem spitzen Gegenstand durch die Grasmatte ein Loch in den Styrodur-Untergrund, bestreichen den Busch unten mit etwas Leim und pflanzen ihn in das Loch.“ Während die Freunde ebenso begeistert wie zügig mit dem Heki-Decovlies die Bahndämme und Einschnitte überzogen und eifrig Unkraut und Buschwerk pflanzten, begann Burkhard schon mit der Gestaltung der Wiesenflächen: „Für die etwas ,kultivierteren‘ Wiesenflächen nehmen wir die dafür bestens geeigneten Silhouette-Matten,
wobei von den verschiedenen Ausführungen der ,Frühherbst‘ hier am besten paßt. Hinsichtlich der Dicke gilt das gleiche wie bei der Heki-Grasmatte, ebenso bei der Verarbeitung: Die zuvor unregelmäßig geschnittenen Stücke werden auf der Unterseite vollflächig mit Klebstoff benetzt und durch Andrücken mit der Pinzette aufgebracht. – Hey, Horst und Martin, wo wollt ihr denn schon wieder hin?“ Ja, wohin denn wohl? Aufmerksame Westbahn-Leser können es sich schon denken; alle anderen erfahren es in der nächsten Folge. Bis dahin – auf Wiedersehen in Laubach (Oberhessen)! mm
Mit letzter Kraft schießt Horst das eindrucksvolle Aufmacherfoto dieser Folge; ringsum gibt die nachlassende Konzentration allerdings doch Anlaß zu leiser Kritik.
Westbahn-Preisrätsel Nr. 6 „Aus dem Herzen der Natur“ kommt so manches Gute, darunter auch unsere heutige Preisfrage. Zu ergänzen ist folgender Satz: Die im Vogelsberg zu Westbahn-Zeiten vorherrschende Waldform ist B.............d Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir Landschaftsbaumaterial im Wert von DM 250,–. Senden Sie Ihre Lösung an: MIBA-Verlag, Abteilung Westbahn-Rätsel Senefelderstraße 11 90409 Nürnberg Einsendeschluß: 30.6.1998 Die richtige Antwort auf unsere Preisfrage in der 3. Folge lautet: Klammerspitzenverschluß Gewonnen hat Herr Jürgen Petrik. Herzlichen Glückwunsch! … und außerdem: Termin am 6.6.1998! Mit dem Schienenbus zur Licher Brauerei. Sonderfahrt mit dem VT 98 ab Darmstadt über Dieburg, Hanau, Stockheim, Nidda, Hungen nach Lich, zurück über Gießen. Info: Rene Rück, Holzhofallee 32, 64295 Darmstadt, Tel+Fax: 0 61 51/31 49 93
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Glückwünsche zum Jubiläum Zum MIBA-Jubiläum erreichten uns zahlreiche Glückwünsche unserer Leser, für die sich Verlag und Redaktion auf diesem Wege ganz herzlich bedanken möchten!
Lok und Heft wohlauf Die besten Glückwünsche zum Fünfzigsten und zur Ausgabe 1/98. Ich habe hier genau wie beschrieben eines meiner ersten MIBA-Hefte entdeckt, damals zusammen mit einer Fleischmann-V 60, von dem Geld bezahlt, das ich für das Sammeln von Kupferleitungen vom Schrotthändler bekommen hatte. Lok und MIBA-Hefte sind wohlauf, wobei das Heft, genau wie beschrieben, zig mal gelesen und die Lok inzwischen auch renoviert ist. Macht weiter so! Jochen Ott, Wetzlar
Taugt zum Ansporn Zum fünfzigjährigen Jubiläum möchte ich ganz herzlich gratulieren und für die Zukunft alles Gute wünschen. Nachdem die weniger erfolgreichen 80er Jahre vergessen sind, hat die MIBA längst wieder in bezug auf Niveau und Anspruch ihr altes Terrain zurückerobert. Der Auswahl der Leserbriefe nach scheint Ihr Euch jedoch in bezug auf den dem Leser zumutbaren Anspruch nicht ganz sicher zu sein. Nun, es gibt auf dem Markt schlichtere und anspruchsvollere, sowie andere Zeitschriften, und so kann der Eisenbahnfreund je nach Neigung und Anspruch selbst entscheiden. Ich denke, daß die zunehmende Anzahl der Kleinanzeigen recht gut zeigt, daß die „Mischung“ stimmt. Ansonsten gilt bestimmt, daß das Gute und Bessere zum Ansporn taugt, ein Vergleich mit Mittelmäßigem und Schlechterem bringt niemanden voran. Konkret gesprochen, als ich ca. vor 30 Jahren die erste MIBA las, in der ein MIBA-Miniaturbahnen 6/98
wunderschönes Selbstbaumodell, wohl einer BR 94 zu finden war, fand ich das als damals 18jähriger eher faszinierend und nicht abschreckend. Und auch die Tatsache, daß mir ähnliches bis heute auch nur mit Hilfe eines vorgefertigten Bausatzes gelingt, hat meinem Seelenheil keinen Schaden zugefügt. Mir persönlich gefällt lediglich die häufigere Schwerpunktbildung nicht immer, eine normale Streuung kann viele Leser interessieren, ohne mittelmäßig zu sein. Mein besonderes Interesse gilt übrigens den Artikeln von mm, den Vogelsberger Westbahnbauern sei bei dieser Gelegenheit gesagt, daß etwas weniger Gerstensaftkonsum die Planung möglicherweise beschleunigt, den Artikel nebst Bildern mit Sicherheit aber weniger selig hätte ausfallen lassen. Manfred Bauersachs, Göttingen
Grundstock „Holzingen“ Als Abonnent der ersten Stunde möchte ich der MIBA zum 50jährigen Jubiläum ebenfalls gratulieren. Als Mitglied des SEAK wurde ich vor 50 Jahren aufmerksam auf die MIBA, und als Ergänzung zum Schweizerischen Eisenbahn-Amateur, der vor allem die Großtraktion behandelt, ist die MIBA eine positive Ergänzung für den Modellbauer. Der Gründer, WeWaW, hat das richtig erkannt. Und so kam es dann, daß der Gleisplan „Holzingen“ aus MIBA Nr. 3/1948-49 den Grundstock bildete für meine Anlage. Dieser Teil weist also auch bald seine 50 Jahre auf. Rico Brander, Seuzach/Schweiz
Fan-Schal geschwenkt Schon lange (seit 1968) lese ich die MIBA regelmäßig, zunächst ausschließlich, dann las ich aber auch andere Modellbahnzeitschriften. Immer waren es die Baubeschreibungen von besonderen Projekten, die mich faszinierten. Unter diesen Reihen waren meiner Meinung nach die Nord-Süd-Strecke mit Jossa und
der anschließende Baubericht über den „Gegenzug“ in der MIBA. Daneben waren aber auch immer einzelne Verfasser, deren Artikel ich besonders anregend fand, Rolf Knipper mit seiner Zeche Martha, Ivo Cordes, der sich um den Güterverkehr verdient machte, und besonders Michael Meinhold, dessen Vorbildberichte – geschmückt mit tollen Zuggrafiken – auch von der Freude an der deutschen Sprache (oft besonders schon die Überschriften) künden. Nun wird die MIBA 50 (herzlichen Glückwunsch) und was passiert? Michael Meinhold (und seine anderen Spezialisten) und Baubericht als Doppelpack (innerlich wurde bei mir der Fan-Schal geschwenkt)! Teil 1 + 2 hielten, was sie versprachen. So kann man nun rufen: Weiter so, kostet es voll aus: Anlagenbau, Hausbau und auch Fahrzeuge, die Fachleute sitzen ja alle beim „Licher“ zusammen. Mit dieser Reihe seid ihr wieder neben dem Fixstern HP1 (schimpft ja nicht wieder über H0-pur) der große Wagen am Lektürehimmel. Thomas Sieben, Krefeld
Jubiläumsschreiben Nr. ...zig In der Chronik der MIBA wird dieser Brief einer Ihrer Leser sicher als Jubiläumsschreiben Nr. ...zig abgelegt. Auf jeden Fall danke ich den Mitarbeitern und darf dem Verlag, besonders aber dem Gründer „WeWaW“ zum „Fünfzigsten“ gratulieren. Da die MIBA nicht nur vom Lob, sondern auch mit Kritik leben muß, komme ich auf die aktuelle Westbahn und die Frage zurück: „Wie kann man nur so viele Flaschen ablichten?“ Und in der Märzausgabe zeigen Sie noch mehr Flaschen! Übrigens – als Hesse kann ich sagen: kein schlechtes Bier! Über eins sind wir Modellbahner uns doch einig. Wir brauchen für unser Hobby auch gutes Handwerkszeug. Und das wichtigste Werkzeug, das merke Dir, das ist der Öffner fürs Flaschenbier. Prost und nochmals alles Gute zum Jubiläum. Dr. Karl Beihl, Neuhof 87
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ls der Elektroingenieur Eugen Engelhardt im Jahr 1947 mit einfachen Mitteln das Handmuster einer Dampflok im Maßstab 1:120 baute, war dies die Geburtsstunde der Baugröße TT in Deutschland. Mit Robert Kahrmann, dem Besitzer der RokalWerke in Lobberich/Rheinland, fand sich ein Interessent, der darauf eine Modellbahnproduktion aufbauen wollte. Hinter ihm stand ein etablierter Betrieb der Metallbranche. Der Firmenname Rokal entstand aus „Robert Kahrmann, Lobberich“. Die ersten Modelle hatten noch keine große Vorbildtreue zu bieten: eine einfache zweiachsige Schlepptenderlok mit je einem kurzen, nur 13,1 cm langen vierachsigen Gepäck- und D-ZugWagen. Doch überzeugten die robusten Modelle durch ihre gute Funktionstüchtigkeit. 1949 gab es dann auch die ersten zweiachsigen, aus Metalldruckguß gefertigten Güterwagen, ehe 1951 eine echte Lokneuheit folgte: die Dampflok der Baureihe 71 – eher ein Exot! Das Rokal-Modell war zwar recht einfach gehalten, stellte jedoch im Vergleich zur bisherigen Schlepptendermaschine schon einen Fortschritt dar. Dies galt noch mehr für die 1954 erschienene 03.10, erstmals mit Nachbildung der Heusinger-Steuerung. Zusammen mit diversen Schnellzugwagen aus Metall – allesamt stark verkürzte Modelle ohne konkretes Vorbild – konnte ein auf den ersten Blick durchaus beeindruckender Zug gebildet werden.
Innovativ, aber erfolglos: vergessene Modellbahnfirmen (3)
Rokal – Aufstieg und Fall des TT-Pioniers „Klein genug, um Platz zu sparen – groß genug, um vorbildtreu zu sein.“ Mit diesem Slogan warb die Firma Rokal viele Jahre für ihre TT-Modellbahn, bis diese 1971 an die Firma Röwa übergehen sollte. Während die Baugröße TT in der damaligen DDR einen regelrechten Boom erlebte, verkauften sich die RokalProdukte seit Mitte der 60er Jahre mehr schlecht als recht. Die moderne DB verkörperte ein Modell des VT 12 in zwei- oder dreiteiliger Ausführung; das Gehäuseoberteil war aus Kunststoff gefertigt. Für die 71 stellte Rokal ab 1954 eine gleichfalls stark verkürzte „Donnerbüchse" (BCi) und einen Packwagen her, die beide von Anfang an ein Kunststoffgehäuse besaßen. Somit war der erste Grund-
stock für ein Modellbahnsortiment gelegt, zumal das bisherige Gleissystem auf Bakelit-Bettungskörper allmählich durch „Leichtbaugleise" ersetzt wurde. Sie besaßen ein Schwellenband aus bituminisierter Hartpappe und Hohlprofilschienen. 1955 später folgte eine Premiere: Mit dem dreiteiligen ET 56 kam das erste
Ganz oben der beliebte dreiachsige Abteilwagen (1961), das Schwarzweißfoto zeigt eine Modellauswahl auf einer Ausstellung Mitte der 60er Jahre. Links der Katalog 1959 und der Neuheitenprospekt von 1955. Fotos: Christian Fricke (4), Smlg. Zschaler
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Rokal-Schürzenwagen aus den 50er Jahren
Triebfahrzeug für Oberleitungsbetrieb, wozu es natürlich auch ein entsprechendes Fahrleitungssystem („System Vollmer“) gab. Bereits 1956 bot man ein zweites Oberleitungsfahrzeug an: Die beim Vorbild nur in drei Exemplaren vorhandene E 05 war erneut ein „Exot“, der sich nur bis 1961 im Programm hielt und heute ein wertvolles Sammlermodell ist. Die folgenden drei Jahre stellte Rokal jeweils ein neues Triebfahrzeugmodell vor (89.0, V 200, VT 95). Wichtige Modelle folgten 1959: ein normaler 2.Klasse-Schnellzugwagen, ein Mitteleinstiegs-Eilzugwagen sowie ein seinerzeit hoch im Kurs stehender blauer Touropa-Liegewagen. Ein Detail am Rande: Alle damaligen Rokal-Vierachser besaßen an beiden Wagenenden aus den Dächern ragende Entkupplungsstifte – praktisch zwar, aber den Gesamteindruck doch recht störend! Das Güterwagensortiment beschränkte sich nach wie vor auf zweiachsige Grundtypen in zahlreichen Ausführungsvarianten. Herausragend war die lediglich von 1959 bis 1961 angebotene zweiteilige Leig-Einheit für den Stückgut-Schnellverkehr. 1960 ging Rokal mit dem Neuheitenprogramm weiter in die Offensive und präsentierte neben der 80 für den Rangierdienst mit der E 10 und E 40 zwei moderne Lokomotiven. Ein Jahr später folgte die 24. Nach etlichen Waggons zeigte Rokal erst 1964 und 1965 wieder neue Fahrzeugmodelle nach deutschen Vorbildern: die vielseitig verwendbare V 60, die mächtige 85 und als Oldtimer die 89.70 (ex T 3). Passend dazu kamen zwei Wagen in Gestalt des Pwi Pr 99 und Ci Pr 05a. Außerdem wurde beim Gleismaterial 1964 das Schwellenband aus Preßpappe durch ein solches aus Kunststoff MIBA-Miniaturbahnen 6/98
Heute gesuchte Modelle sind der Schüttgutwagen OOtz 50, der Güterwagen für Schotter und der dreiachsige Autotransporter Offs 55 (alle 60er Jahre).
Preußische T 3 (89.70) mit Pwi Pr.99 und Ci Pr.05a
ersetzt. Bis jedoch neue Gleise mit Vollprofilschienen eingeführt wurden, sollten weitere drei Jahre vergehen. Jahre zu spät kam dann 1967 das neues Gleissystem heraus, bei dem größere Radien nach wie vor ein Wunschtraum blieben. Dies um so mehr, als 1968 noch ein recht gut gelungenes Modell der Vorserien-E-03 (mit drei passenden, verkürzten TEE-Wagen) erschien. Im gleichen Jahr schied Seniorchef Robert Kahrmann aus der Firma Rokal – und mit ihm der Protagonist der TTSparte. Die Zusammenarbeit mit der DDR-Firma Zeuke blieb ein Zwischenspiel. Zur Spielwarenmesse 1970 stellte Rokal nicht aus, was Spekulationen über das Ende der Modellbahnproduktion Auftrieb gab. Aber noch war es nicht so weit! In Rokal-Anzeigen hieß es dazu: „Die Rokal TT ist nicht verkauft. Die Rokal TT fährt weiter." Aber schon 1971 verkaufte Rokal seine Modellbahnproduktion an Röwa – mehr darüber demnächst. Warum scheiterte die Rokal-TTBahn? Sicher lag es nicht an der Baugröße. Die Modellbahnsparte machte bei Rokal nur einen kleinen Teil der
Firmenproduktion aus. Der Vertrieb erfolgte kaum über Fachhändler, so daß Rokal-Modelle, abgesehen vom Versandhandel und von Kaufhäusern, oft nur „nebenbei" in Elektrogeschäften u.ä. geführt wurden. Dann waren Rokal-Fahrzeuge teilweise recht unmaßstäblich. Weiterhin fehlten wichtige Modelle, dafür gab es Exoten wie die E 05 oder 71. Das Personenwagensortiment ließ eine vorbildgetreue Zugbildung nur mit erheblichen Verrenkungen zu. Und bei den Güterwagen gab es zwischen 1962 und 1967 gerade vier echte neue Grundmodelle. Die Zubehörindustrie hielt sich mit TTModellen merklich zurück. Zwar paßten viele der damaligen H0-„Häuschen“ eigentlich besser zu TT, doch schon bei Modellautos sah es düster aus. Das hauseigene Rokal-Zubehörsortiment wiederum wurde ab 1962 stark reduziert. So konnte man der aufkommenden N-Bahn kaum etwas entgegensetzen. All diese Faktoren trugen schließlich mit zum unspektakulären Ende der Rokal-Modellbahn bei. Ulrich Rockelmann 89
50 Jahre MIBA sind fünf Jahrzehnte Modellbahngeschichte mit einer enormen Entwicklung bei der Technik und Optik von Modellbahnen. MIBA-Autor Hans Zschaler erinnert in seiner Reihe an Persönlichkeiten, die daran Anteil hatten. Diesmal: Werner Böttcher, einer der Wegbereiter der Modellbahn-Presse.
„Der Leiter unseres Fernunterrichts, W. Böttcher, beim Aufbau einer Schauanlage (Märklin) in seinem Spielwarengeschäft in Schlochau.“ (aus: Lehrbrief III/26/27, S. 34)
Pioniere der Modellbahn (6)
Werner Böttcher und die erste Modellbahn-Zeitschrift M
it Beginn der dreißiger Jahre gelang es den Herstellern von Miniaturbahnen, ihre Modellfahrzeuge immer besser dem Vorbild anzugleichen. Modellbahn-Enthusiasten gründeten erste Modelleisenbahnclubs. Auch frühe Versuche, eine Modellbahnzeitschrift herauszugeben, wurden unternommen, scheiterten jedoch rasch. Erst Werner Böttcher gelang es, eine Modellbahn-Fachzeitschrift breiteren Interessentenkreisen zugänglich zu machen. Der 1911 geborene Böttcher war gelernter Buchdrucker und Kaufmann. In den dreißiger Jahren erwarb er in
Berlin eine Buch-, Papier- und Spielwarenhandlung, um daraus nach und nach ein Spezialgeschäft für Modelleisenbahnen zu machen. Gleichzeitig gab er unter dem Namen „Der Modelleisenbahnfreund“ ein Reklameblatt seines Geschäftes heraus. Ein von ihm 1938 gestellter Antrag zur Herausgabe einer Modellbahnzeitschrift wurde von der Reichspressekammer mangels Bedarf abgelehnt. Nach erneuter Antragstellung 1940 wurde Böttcher gebeten, sein Vorhaben bis Kriegsende zurückzustellen. Da verfiel Böttcher auf die Idee, einen „Fernunterricht für Modell-
eisenbahner“ ins Leben zu rufen, eine Art Elementarunterricht über das Modelleisenbahnwesen. Die Abonnenten waren die „Lehrgangsteilnehmer“. Bei der Genehmigung war es sicherlich förderlich, daß mit einer solchen Publikation auch die Soldaten im Krieg über Feldpost erreicht werden konnten. Das Experiment glückte. Obwohl Werner Böttcher ab 1940 selbst Soldat war, erschienen die Blätter ab 1941 in vervielfältigter Form fortlaufend. Ständiger Mitarbeiter war der Modelleisenbahn-Fachmann Hans Thorey, der sein Hamburger Ingenieurbüro in den Dienst der Sache stellte. Auch
Mit diesem Bild wurde Werner Böttcher den Lesern des „Fernunterrichts“ vorgestellt. Rechts der instruktive Titel die Ausgabe III/23. Auch Anlagenberichte gehörten zu den Inhalten.
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Heinz Bingel aus Bonn, Modellbahn„Allrounder“ und später auch MIBAMitarbeiter der ersten Stunde, zählte zu den Autoren. Die Auflage stieg ständig, ab dem 3. Jahrgang konnte sogar auf Buchdruck umgestellt werden. Ende 1944 war mit Heft 32 Schluß: Das Veröffentlichungsverbot für „unwichtige“ Zeitschriften trat in Kraft. Im Herbst 1945 kehrte Böttcher aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft zurück und nahm sofort die Arbeit am Fernunterricht wieder auf, so daß bereits im Januar 1946 das erste Heft nach dem Krieg erschien. Da sein Berliner Geschäft zerstört war, verschlug es ihn ins nördlich von Berlin gelegene Templin in der Uckermark. Das Erscheinen der Hefte – der Titel wurde bald ins schlichte „Modelleisenbahn“ geändert – war jetzt in abenteuerlicher Weise von den Kontrollorganen der Besatzungsmacht abhängig. Eine Zeitlang gab Böttcher die Hefte zusammen mit Hans Thorey (inzwischen Göppingen) und Viktor Krecek (Berlin) als Gemeinschaftsprojekt „Modelleisenbahnwesen“ heraus. Ständig mußte auf oberes Geheiß am Inhalt umdisponiert werden. Zwischenzeitlich erschien das Blatt sogar als Hausmitteilungen oder als Preisliste mit redaktionellem Inhalt. Die Qualität der Beiträge war ebenso schwankend wie die Papierqualität – es mußte genommen werden, was gerade beschaffbar war. Ab 1948 normalisierte sich die Lage. Werner Böttcher fungierte nun wieder als alleiniger Herausgeber und änderte den Titel in „Modellbahnen-Welt“. Als technischer Berater stand nun Ing. Franz Möller aus Berlin zur Verfügung, der in den Folgejahren u.a. wichtige mathematische Voraussetzungen für die Erstellung von Modellbahnnormen schuf. Um 1950 verlagerte Werner Böttcher den Verlag von Templin nach Bergkamen in Westfalen. Gleichzeitig eröffnete er in Dortmund ein Fachgeschäft für Modellbahnen, Bücher und Zeitschriften. Mit Heft 84 im 8. Jahrgang wurden im September 1950 die Schranken geschlossen: Die „Modellbahnen-Welt“ durfte in der DDR, wo ein großer Teil der Leser beheimatet war, nicht mehr vertrieben werden. Das Verbot galt übrigens auch für die MIBA, und so mußten die ostdeutschen ModellbahnMIBA-Miniaturbahnen 6/98
Titelblatt des Böttcher-Katalogs 49/50, der neben Ersatzteilen und Zubehör für 00 und 0 auch eine elektrische Eisenbahn in der Baugröße Z0 („Zwischen Null“, 1:60, 24-mm-Spur) anbot.
freunde für zwei Jahre ohne Zeitschriften auskommen. Nach einem Intermezzo mit dem Blättchen „H0Express“ nahm Böttcher 1953 unter der Nr. 85 und dem Titel „Böttchers Modellbahnberichte“ die redaktionelle Tätigkeit bis Ende der fünfziger Jahre wieder auf. 1960/61 erschien die Zeitschrift nochmals kurzfristig unter ihrem alten Namen „Modellbahnen-Welt“. Anfang der sechziger Jahre ging der Titel an einen Münchner Verleger, der die Zeitschrift bis 1964 weiterführte. 1965 erwarb die Firma Märklin die Rechte am Modellbahnen-Welt-Verlag und
veröffentlicht darin seitdem das „Märklin-Magazin“. Werner Böttcher veröffentlichte in den sechziger Jahren Informationsblätter („Böttchers EisenbahnBericht“), Sonderhefte mit Beiträgen über deutsche Klein- und Privatbahnen sowie unter dem Titel „Unbekannte Modellbahn“ Informationen zur Modellbahngeschichte. Er starb am 30. März 1972 nach schwerer Krankheit. Werner Böttcher hat sich mit seinen Publikationen, deren Herausgabe er mit unermüdlichem persönlichem Einsatz betrieb, ein bleibendes Denkmal gesetzt. Hans Zschaler
Verschiedene Titelmotive der Monatszeitschrift „Modellbahnen-Welt“, die Böttcher – mit Unterbrechungen – zwischen 1948 und 1961 herausbrachte.
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Grundsätzliches über den Eisenbahn-Modellbau
Essentielles in der MIBA WeWaW hat ihn sicher nicht erfunden, den Zehntelmillimeter, aber er hat manchem Zeitgenossen die Augen geöffnet, indem er bestimmte technische oder modellbahnerische Begriffe, wie man heute sagt, kritisch „hinterfragt“ hat. Plötzlich waren dem Leser Dinge klar, mit denen er sich nie beschäftigt hatte …
I
ch habe in meinem letzten Artikel „Der angelegte Maßstab“ die Forderung nach weitgehendster Maßstabsgenauigkeit aufgestellt und bin am Schluß auf einige „Fußangeln“ gestoßen, über die viele Bastler – meist gedankenlos – stolpern und die erfahrungsgemäß die Ursache aller Diskrepanz zwischen Modell und Vorbild darstellen. Ich habe diese Fehlerquellen mit „Zehntelmillimeter“, „Umkehrkontrolle“ und „rechtem Winkel“ bezeichnet. Über die ersten beiden, die in der Praxis ineinandergreifen, heute einige Worte: Er ist ein winziger Wicht, dieser Zehntelmillimeter, doch spukt er stets und überall in unserer Miniaturwelt herum und wird direkt zu einer „Größe“, je kleiner der Baumaßstab ist. Sie schütteln ungläubig den Kopf? Na gut, nehmen wir ihn mal unter die Lupe, den Zehntelmillimeter. Am Ende werden Sie mir recht geben, daß der
maßstabsgerechte Modellbau mit ihm steht und fällt. Wer mit feinen Bohrern oder mit Stahldraht der Größenordnung 1/10 bis 1 mm umgeht, kann mit bloßem Auge
jede Unstimmigkeit sofort registriert wird. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn mitunter ein Modell eines Wagens oder eines Hauses kaum als solches empfunden wird, weil eben zu viele „Ungereimtheiten“ darin stecken, die das Auge unbewußt empfindet, während der Verstand sich noch nicht klar ist, wieso und welche Widersprüche beim Vergleich des Originals mit dem Modell auftauchen. Das fotografisch geschulte Auge entdeckt sofort die Mißverhältnisse im Bezug auf andere, richtig übertragene Abmessungen, besonders, wenn der Betrachter zu allem Überfluß noch Lok- und Wagenbildsammler ist. Mit anderen Worten: Eine Haltestange von 0,5 bis 0,6 mm Stärke (in Baugröße H0) wird vom unbestechlichen Auge sofort als zu stark empfunden. Nehmen wir einmal ein Foto vom nachgebauten Originalwagen her! Sieh mal einer an, ist die Haltestange aber dünn! Ersetzen wir die zu starke Stange durch eine solche aus 0,3-mm-Stahldraht, und wir werden überrascht die veränderte Wirkung konstatieren. Dabei handelt es sich nur um 3/10 mm Unterschied! Ein weiteres Beispiel: Die Trittbretter sind meinetwegen bei Ihrem Modell 1 mm stark. Und beim fotografisch auf ca. 1:90 verkleinerten Original? – Kaum 4/10 mm dick. Ich könnte diese Beispiele noch weiter fortsetzen, doch werden Sie schon gemerkt haben, worauf ich hinauswill. Und damit wären wir bei der „Umkehrkontrolle“!
„Zehntelmillimeter“ und „Umkehrkontrolle“ die einzelnen Stärken unterscheiden, wenn nicht sogar einzeln bestimmen. Das menschliche Auge kann solche feinen Unterschiede wohl wahrnehmen. Es ist an das Verhältnis „Naturgröße : Miniatur“ durch das Phänomen „Fotografie“ bereits so gewöhnt, daß bei Verkleinerung irgendeines Gegenstandes
WeWaW plädiert keineswegs nur für den Bau von „Vitrinenmodellen“! Dieses Spur-1Modell einer „70“ z.B. entstand in Holzbauweise. „Da ich keine Zeichnung hatte, nahm ich das Fleischmann-Modell als Vorlage“, schrieb damals der Erbauer. Zwar meinte WeWaW mit „Umkehrkontrolle“ etwas anderes, aber ein stimmiges Modell ist so auch entstanden.
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Die vorerwähnten Mißverhältnisse werden nämlich noch augenscheinlicher, wenn wir den Spieß umdrehen und unsere im allgemeinen üblichen H0-Werte auf das Original übertragen. Unsere vorerwähnte 0,6-mm-Haltestange ergäbe in Wirklichkeit einen immerhin ganz respektablen Eisenpfosten von gut 51/2 cm Dicke. (Tatsächlich ist sie kaum halb so stark!). Der maßstabsgerechte 0,3-mm-Stahldraht ist also nicht nur richtiger, sondern läßt sich zudem leichter biegen und ist genau so eigenstabil wie der dickere Draht, wie Sie durch kleine Versuche feststellen können. Ein Trittbrett aus 1-mm-Sperrholz würde in natura eine Stärke von 9 cm aufweisen und eine Waggontür aus 2mm-Holz sogar 18 cm – Ausmaße also, die Sie ohne weiteres als absurd ablehnen werden. Und welchen Durchmesser und welche Länge hätte eine LokLaterne, wenn Sie eine der üblichen Kleinstglühlampen von 4,5 mm Ø auf Ihrem kleinen H0-Modell montieren? Sie ergäbe eine „Walze“ von 40 cm Durchmesser und über 1 m Länge! Und können Sie sich einen Güterwagen vorstellen, an dem ringsum Balken von rund 20 mal 20 cm Querschnitt befestigt wären? (Dies Bild ergäbe sich bei Verwendung von mittelmäßigen Pappstreifen beim H0-Wagen an Stelle der Nemec-Profile! Plastik in Ehren. Aber so nicht! Wenigstens nicht für den ernsthaften Modellbauer!) Ich glaube, diese wenigen Beispiele dürften genügen. Rechnen Sie daher bei jedem Stück nach, wie stark es in natura wäre, und wägen Sie dann ab, Bei Modellen ohne Vorbild („freelanceModelle“ – der neudeutsche Ausdruck wird Sprachpuristen gar nicht gefallen, hat sich aber merkwürdigerweise eingebürgert) und bei Fahrzeug- und sonstigen Umbauten ist es besonders wichtig, die Proportionen überzeugend zu treffen. Auch hier kann WeWaWs „Umkehrkontrolle“ dem Modellbauer nicht nur helfen, sie kann wahre Wunder wirken! Foto: H. W. Stiller MIBA-Miniaturbahnen 6/98
ob sich ein anderer Werkstoff nicht doch besser eignet. Wohl oder übel langen Sie auf diese Weise urplötzlich bei der Gemischtbauweise an, die ich hiermit nun nicht als allein seligmachende Baumethode preisen möchte, die jedoch vieles für sich hat. Und wer bei seinem angestammten Material eben bleiben will, muß entsprechende Materialschwächungen vornehmen. Ein 0,6-mm-Sperrholz oder -Furnier, das umgerechnet einem ca. 51/2 cm starken Brett entspricht, eignet sich gerade noch für Waggontüren, Trittbretter usw. Mit wenig Zigaretten- oder Ofenasche erhält es nicht nur die richtige Farbe – besonders bei Trittbrettern oder als Bodenbelag für offene Wagen – sondern die Holzstruktur bleibt außerdem sichtbar. Ein 0,4 mm starker Buchenspan besitzt in kurzen Längen ebenfalls eine unwahrscheinliche Eigenstabilität – was vielen nicht bekannt sein dürfte – vorausgesetzt, daß er aus einjährigem Holz stammt und genau in Längsrichtung der Faserstruktur gesägt oder gespalten ist. Beim Schreiner fallen oft solche dünnen Späne ab. Dünnes Blech, das einem anfänglich als ungeeignet erscheint, ist in kleinen Stücken steif und stabil und kann also für den einen oder anderen Zweck ohne weiteres verwendet werden. Wie gesagt, es kommt auf die erforderliche Stärke an, hierzu ist die „Umkehrkontrolle“ unentbehrlich! Diese Umrechnerei vom kleinen Maßstab zum großen Vorbild zeitigt darüber hinaus manchmal das überraschende Ergebnis, daß sogar zu schwache Stärken angenommen wer-
den. Wie oft erreichen uns Häusermodelle, die aus 1,5- oder 2-mm-Sperrholz gefertigt sind. Überschlagen Sie in jedem Fall, welche Mauerstärke ein solches Modell aufweisen müßte. In der Regel haben kleinere Häuser 25cm-Mauern (beim H0-Modell also ca. 3 mm), größere Gebäude mindestens 38er Mauern (bzw. 4 mm). Bei Verwendung der richtigen Holzstärke und bei Berücksichtigung der architektonischen Grundbegriffe ergeben sich dann von fast allein die richtigen Fenstersimse usw. (Hierüber einmal an einer anderen Stelle mehr!) Wie Sie sehen, hat es die „Umkehrkontrolle“ doch in sich! Sie offenbart manche Unstimmigkeit, über die man sich schlechthin überhaupt keinen Gedanken macht! Das nächste Mal der „rechte Winkel“ und einige grundsätzliche Betrachtungen. Für heute nur noch folgender Hinweis: Meine Ausführungen haben keineswegs den Zweck, dem „Museumsmodell“ das Wort zu reden. Erstrebenswert ist und bleibt jedoch ein gutes Modell, das einigermaßen dem verkleinerten Vorbild nahekommt und auch im Foto täuschend ähnlich wirkt. WeWaW
Gerade bei Gebäudemodellen aus Karton ist es oft besonders schwierig, den im Haupttext geschilderten Effekt der zu geringen Materialstärken zu vermeiden, aber mit etwas Aufwand geht es doch, wie man sieht! Fenster und Türen müssen einzeln herausgeschnitten und hinterklebt werden, Wandverstärkungen sind von vorn aufzukleben. Foto: gp
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NEUHEIT
Dem staunenden Volk – also uns – präsentiert Piko den Doppelstockund den Doppelstock-Steuerwagen. Beide unterscheiden sich nicht nur in der Front, sondern auch in den vorbildentsprechend unterschiedlichen Seitenwänden (kleines Foto).
Zwei neue Wagen von Piko in H0
Doppelter Doppelstock Kurz hintereinander lieferte Piko zwei seiner Hauptwagenneuheiten an den Fachhandel aus: den Doppelstockwagen DBmu der DR und den dazugehörigen DBmq Steuerwagen. MK stellt diese gelungene Neuentwicklung näher vor.
D
ie Deutsche Reichsbahn übernahm vom Waggonbau Görlitz 1974 die ersten Doppelstockwagen für den Einsatz im Berufs-, S-Bahn- und Nahverkehr auf Haupt- und wichtigen Nebenbahnen. 1977 und 78 folgten weitere umfangreiche Serienlieferungen. Die Wagen haben eine Länge über Puffer von 26 800 mm und eine Höhe über SO von 4630 mm. Die Wendezugeinrichtung ist sowohl für Diesel- wie auch für Elloks einsetzbar. Der Wagenkasten besteht aus einer selbsttragenden Schweißkonstruktion, die nur an den Enden auf Untergestellvorbauten lagert. Ein Rahmen im üblichen Sinn ist nicht vorhanden. Eingesetzt werden die Fahrzeuge im Nahverkehr z.B. auf den Strecken Leipzig–Borsdorf/Sachs–Wurzen und Rostock–Warnemünde. Sie bewährten sich im Einsatz gut und zeigen deutliche Vorteile gegenüber Wagen mit nur einer Etage. 94
Die H0-Modelle Die Piko-„Doppelstöcker“ vermögen auf Anhieb zu überzeugen. Sie sind mit einer Länge über Puffer von 308 mm absolut maßstäblich gehalten. Präzise wiedergegeben auch die charakteristische Dachform, die das Lichtraumprofil konsequent ausnutzt. Die Wagen weisen trotz der eigentlich glatten Wagenkästen eine Fülle von Details auf: Auf dem Dach sind die verschraubten Hauben als separates Teil eingesetzt, die Fenstereinsätze sind bündig und ohne Spalt im Gehäuse eingesetzt und die Türen werden mit Schiebetür-Führungsleisten und Griffstangen fein wiedergegeben. Die Gummiwülste sind im eingedrückten Zustand dargestellt. Die Farbgebung möchten wir nicht kommentieren. Nur soviel: Piko hat sich exakt an die Vorbild-Lackierung gehalten …
Besonders beachtenswert ist die Bedruckung. Die Zierfläche zwischen den Fenstern ist konturgenau aufgetragen. Sämtliche Anschriften sind lupenrein und farbrichtig gedruckt. Mit feinen schwarz gedruckten Linien werden weitere Details wie Klappen und Regenrinnen angedeutet. Komplett auch die Stirnfront des Steuerwagens, der sich auch in den Seitenwänden vom Zwischenwagen unterscheidet: Die filigranen Griffstangen, Scheibenwischer und Kabel für Heiz- und Steuerleitungen sind freistehend angesetzt. An der Pufferbohle fehlen ebensowenig Kupplungsimitation und Brems- bzw. Behälterleitungen. Zwischen den silbern eingefaßten Frontlampen ist noch ein Farbstreifen in Orange aufgedruckt. Die Modelltechnik hat es insbesondere beim Steuerwagen in sich: Über alle acht Räder der mattschwarzen Drehgestelle wird Strom für die Stirnbeleuchtung abgenommen. Im Führerstand befindet sich eine Leiterplatine, die die aufgelöteten Leuchtdioden trägt und den Lichtwechsel steuert. Aufgesetzte Kunststoffröhrchen verhindern weitgehend falschen Lichtaustritt. Ein spezieller Kurzkupplungskopf ist für Doppelstockganzzüge beigelegt und gewährleistet sicheren Schubbetrieb. Fazit: Piko hat mit diesen Wagen Modelle geschaffen, die diese Bezeichnung auch verdienen. MK MIBA-Miniaturbahnen 6/98
Die Ausführung entspricht exakt der hier gezeigten Lackierungs- und Beschriftungsvariante. Foto: Werk Die Drehgestelle sind mattschwarz lackiert, um den Plastikglanz zu vermeiden.
In der Stirnfront des Steuerwagens verbergen sich zwei Platinen für die Frontbeleuchtung. Hier kann auch ein DigitalFunktionsdecoder angeschlossen werden. Die Gummiwülste sind abgeflacht dargestellt. Außerdem zu sehen: der spezielle Kurzkupplungskopf von Piko für den sicheren Schiebebetrieb. Die Beschriftung ist lupenrein. Auch die Trennkante zwischen den Farbflächen ist konturenscharf gedruckt. Fotos: MK MIBA-Miniaturbahnen 6/98
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MODELLBAHN-PRAXIS
M
ontagmorgen. „Brrrrrr“ – 6 Uhr! – Der Ton des Weckers ist für Wilhelm Brause am Wochenbeginn immer besonders schlimm, vor allem, wenn er bis tief in die Nacht in die Flimmerkiste geschaut hatte … „Aufstehen, Willi! Sonst haste dich schon wieder verpennt. Du weißt, dein Chef kann das am Montag besonders schlecht leiden“, schallt es aus der Küche.
Die Vorgeschichte
Kleine Unachtsamkeit mit bösen Folgen
We r a n d e r n eine Grube gräbt, … … der sollte sich was schämen! Mit Absicht hat Willi Brause den Kanaldeckel sicher nicht offengelassen, trotzdem ist Hugo Hurtig mit dem Fahrrad genau an dieser Stelle gestürzt. Lassen wir Bruno Kaiser die „erschröckliche Geschicht“ erzählen.
Unausgeschlafen fährt Brause in die Firma. Nach dem Wochenende fällt das Aufstehen immer besonders schwer. Rein in die Arbeitsklamotten. „Was steht heute an, Chef?“ – „Der Kanalbau in der Fürstenstraße ist noch nicht ganz fertiggestellt, Du weißt ja, das ist direkt hinterm Bahnhof. Muß noch der Revisionsschacht kontrolliert, die Stufen eingebaut und der Deckel eingepaßt werden!“ – „Alles klar, Chef, ich nehm den Benz-Doppelkabiner“. „Ja, ist gut, und denk dran, vorm Arbeiten Baustelle absichern … und vergiß den Gully und den Betonschacht nicht, wie das letzte Mal!“ – „Alles klar, Chef!“ – Der hält mich wohl für total verblödet, nur weil ich neulich mal die kleine Spitzhacke auf der Straße hab’ liegenlassen … – Hat der FC am Samstag doch schon wieder verloren, sind alles nur Krücken, auf die werd’ ich noch mal mit dem Döres wetten!
Kurz vor Feierabend Wilhelm Brause hat die Restarbeiten am Revisionsschacht des neuen Kanals beendet. Zufrieden schaut er sich sein Werk an. Der Schacht sitzt bündig mit der Fahrbahn. Er hebt den schweren Deckel von der Palette über den Revisionsschacht: Paßt, wackelt und hat Luft! Darüberfahrende Fahrzeuge werden den Revisionsschacht ohne Erschütterung überqueren. „Hat ja prima geklappt. – Aber wo sind meine
So schnell kann’s gehen – im Bild oben ist noch die Absperrung um den offenen Kanaldeckel zu sehen, und kurz darauf dann das: Hugo Hurtig übt den freien Fall!
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Arbeitshandschuhe? – Hab’ ich die etwa im Schacht gelassen?“ So ein Mist, Deckel wieder runter und nachgeschaut. „Ach, da sind sie ja! Wie spät ist es denn? – Was, schon fast vier. Da muß ich mich aber beeilen, heut’ ist doch Skatabend!“ – Schnell die Warnbaken auf die Karre, das Werkzeug rein, die Spitzhacke nicht vergessen und nichts wie weg! Zornig heult der Diesel auf, als Brause mit reichlich viel Gas die Baustelle verläßt.
Wenige Minuten später: Hugo Hurtig hat’s heute eilig auf seinem Fahrrad. Er ist mit seiner neuen Freundin verabredet und ein bißchen spät dran, also tritt er kräftig in die Pedale. „Ob ich die rumkriege?“ denkt er und ist mit seinen Gedanken überall, nur nicht auf seinem Rad. – Da gibt es plötzlich einen Schlag. Jäh wird Hugo aus seinen Wunschträumen gerissen. Im hohen Bogen fliegt er über den Lenker und landet unsanft auf dem Asphalt. Die Jeans hat einen Riß, Knie und Hände sind aufgeschrammt, er braucht einen Augenblick, um zu sich zu kommen. – „Was war denn das?“ Stöhnend rappelt er seine Glieder zusammen und versucht vorsichtig aufzustehen. „Autsch, so eine … ! – Das darf doch nicht wahr sein, das darf doch wirklich nicht wahr sein! So eine Schweinerei, so eine sagenhaft, saumäßige Super-Schweinerei! Wenn ich den Blödmann in die Finger kriege, der dafür verantwortlich ist, dem werd’ ich …“
Was war geschehen? Es scheint angebracht, sich aus Hugo Hurtigs fluchenden Selbstgesprächen auszuklinken. Was war eigentlich geschehen? Die Abfahrt unseres Kanalbauers war wohl etwas übereilt erfolgt. Brause hatte zwar diesmal Werkzeug und Absperrungen, sogar die Spitzhacke eingepackt, nur leider vergessen, den Kanaldeckel wieder auf den Revisionsschacht zu legen. Hose kaputt, Rad defekt, Termin verpaßt, Freundin futsch – armer Hugo, heute ist nicht sein Tag! Aber Wilhelm Brauses auch nicht! „Du kannst direkt drin bleiben“, schallt es ihm wütend in den Lieferwagen entgegen, als Wilhelm Brause pfeifend, in bester Feierabendstimmung auf den Betriebshof fährt. Bevor er überhaupt begreift, was los ist, hat sich sein Chef schon auf den Beifahrersitz MIBA-Miniaturbahnen 6/98
Unachtsamkeit und ihre Folgen. Schnell hat sich ein kleiner Menschenauflauf um die Unfallstelle herum gebildet, die Polizei übernimmt bereits die Verkehrsregelung. Hugo Hurtig ist, wie man sich denken kann, immer noch erbost – wieso mußte gerade ihm so etwas passieren? Und warum ausgerechnet heute? Eine neue Jeans dürfte wohl fällig sein und ein neues Vorderrad sowieso!
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Gully und Kanaldeckel sind Ätzteile von Heki, der Kanalschacht selbst ist ein modifiziertes Stück Polystyrol-Rohr.
Auf der Drehbank wird die „Krempe“ für den Revisionsschacht gedreht.
Anfertigung im Modell: Belebend für jede Straße wirken Gullys und Kanaldeckel. Beides gibt es – im Modell! – bei Heki als Ätzteil. Wer die „Kanalarbeiten“ im Zuge des Straßenbaus durchführt, wird mit der Montage der Ätzteile Probleme bekommen. Während die Gullys in eine leichte Versenkung am Straßenrand eingesetzt werden, liegen die Revisionsdeckel der Kanäle in der Straße. Hier muß also ein Loch gebohrt werden. Bei mir wurde die Montage nachträglich in einem fertigen Straßenbelag ausgeführt. Bei den Arbeiten kann je nach vorgegebener Oberfläche nicht sichergestellt werden, daß die Bohrung scharfkantig ohne Ausbrüche erfolgt. Um unschöne Ecken und Absplitterungen von vornherein auszuschließen, habe ich auch noch ein Stück des Revisionsschachtes nachgebildet. Er besteht aus einem Polystyrolrohr (Evergreen), das so auf der Drehbank ab- und ausgedreht wurde, daß der Deckel in einer Ausnehmung Platz findet, andererseits der „Kragen“ des Schachtes mögliche Ungenauigkeiten der Bohrung abdeckt. Wer keine Drehbank hat, kann genausogut am Ende des Rohres ein maßlich geeignetes Plastik-Profil ankleben. Aus Jux habe ich auch noch ein Stück N-Leiter in den Schacht eingeklebt, so daß – rein theoretisch! – nach Öffnen des Deckels in den Revisionsschacht geklettert werden kann. Nach Abschluß der Arbeiten das Verschließen des Schachtes nicht vergessen!
gewuchtet und die Tür mit vernehmlichem Knall zugeschlagen. Laut schimpfend klärt er Brause auf: „Eben hat die Polizei angerufen, für den Schaden kommst du allein auf, das verspreche ich dir! Soviel Dämlichkeit gibt es doch gar nicht!“ Bald sind sie zurück an der Baustelle. Dort ist inzwischen die Feuerwehr eingetroffen, um die Unfallstelle abzusichern, den Verletzten zu versorgen und den Kanalschacht zu verschließen.
Die Moral von der Geschicht’ Wilhelm Brause fährt der Scheck in die Glieder, am liebsten möchte er im Boden versinken, als ihm ganz allmählich die Folgen seiner Nachlässigkeit bewußtwerden. Als Hugo den völlig verdatterten, kreidebleichen Brause vor sich sieht, ist seine Wut schon fast verraucht. Die Hose konnte man erneuern, das Rad reparieren. Bei Brause würde es nicht so glimpflich abgehen. „Schon das zweite Mal grob fahrlässig – Verkehrsgefährdung, jetzt auch mit Unfallfolge“, hörte er dessen Chef sagen – eigentlich nur eine Unachtsamkeit, aber mit bösen Folgen! Bruno Kaiser
Die Feuerwehr sichert die Unfallstelle ab. Ob auch ein Polizeihubschrauber im Einsatz war, ist nicht bekannt, die Perspektive der Aufnahme läßt aber darauf schließen. Fotos: bk
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NEUHEITEN
ARNOLD
BUSCH Das neue Baustellen-Set für H0, TT und N kommt jetzt mit maßstäblichen Baken auf den Markt. Vier der sieben Baken besitzen eine LED, die über eine Elektronik als Lauflicht angesteuert wird.
Neues gibt es aus Mühlhausen: Arnold wartet mit dem 1.-Kl. Abteilwagen vom Typ Avmz111 und dem 1.-Kl.Großraumwagen vom Typ Apmz121 auf. Die saubere Bedruckung und die feinen Fensterrahmen gefallen besonders. KK-Kulisse und Normschacht sind obligatorisch. Zur Auslieferung gelangt eine weitere Variante der Köf II in Weiß der Heidelberger Zement AG.
Über die neue überdachte Fußgängerbrücke muß das H0-Preiserlein gehen. So gelangt es geschützt zu den Zügen. Schutz für Mensch und Tier beim Überqueren so manchen wilden Gewässers bietet auch die alte Holzbrücke mit Schindeldach.
Der Industrieschornstein läßt sich vielseitig in vielen Bereichen von Industrie und Eisenbahn einsetzen. Ein Baugerüst mit Schutznetz kann das eine oder andere unansehnliche Gebäude vor neugierigen Blicken schützen. Die Weinpresse mit viel Zubehör sorgt sicherlich für einen fröhlichen Feierabend.
umfaßt die DRG-Farb- und Beschriftungsvarianten der bekannten DonnerbüchsenSerie, die trotz ihres Alters vonseiten der Detaillierung
immer noch mit dem heutigen Standard mithalten können. Der Packwagen Pwi-28, 2.-Kl.-Wagen Bi ohne Bühnen, der 3. Kl.-
FALLER
FLEISCHMANN Fleischmann bietet gleich in drei Nenngrößen Neues: Für die MagicTrain gibt es drei Flachwagen jeweils mit abnehmbaren Bremserhaus als Rungen-, Niederbordund Drehschemelwagen für Langholz. Die Bordwände sind nur aufgeklipst. Ein großer Spielwert ist garantiert. In H0 und N ist jetzt die BR 218 in Verkehrsrot im Handel. Den Epoche-3-Fah-
rern unter den H0-ern werden ein Kleinviehwagen der Bauart V 90, ein Flachwagen mit niedrigen Bordwänden und Bremserbühne vom Typ X 05 und ein offener Güterwagen der Bauart O 02 jeweils mit lupenreiner DB-Beschriftung offeriert. Das Paket für die N-Bahner
Wagen Ci und der der 2./3.Kl.-Wagen BCi gefallen durch exakte Bedruckung und korrekte Farbgebung. Ebenfalls der Epoche 2 entstammt ein Kühlwagen mit Bremserhaus in grauer Farbgebung mit der Aufschrift „Fischtransportwagen“. 104
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LGB Im grauen Farbkleid mit schwarzem Kessel wartet die bekannte Corpet-Louvet-Lokomotive auf ihren Garten-Einsatz. Das nach hinten offen Führerhaus ermöglicht eine gute Sicht auf die vielen Stehkesselarmaturen. Der blaue Pullman-Waggon ergänzt nicht nur den
LGB-Orient-Express , sondern macht sich auch in anderen Zügen gut. Innenausstattung und Bedrukkung sprechen für sich. Für den Betrieb einer privaten „Museums-Gartenbahn“ eignet sich der offene Personenwagen. Der Mannschaftswagen der Feuerwehr kommt zum Einsatz, wenn es beim Spielen zu heiß wird.
LILIPUT Den Reichsregierungswagenpark erweitert Liliput mit dem Maschinenpackwagen MaschPw4ü; er diente den Salonwagen zur Energieversorgung. Federpuffer, KK-Kulisse mit Normschacht und viele Zurüstteile sind inclusive. Varianten sind die grauen Kesselwagen mit den Beschriftungen der Esso AG und Wascosa-BP und unterschiedlichen Drehgestellen. Auf schmaler Spur und in breiter Front überrollt die österreichische DampflokBaureihe „U“ das Land. In der Epoche-2-Version als BR 99 791 mit „Adler“, in der „Friedens-Version“ als Museumsmaschine 298.52 der ÖBB und in zwei ZugSets der Murrtal- und Zillertalbahn wartet die bekannte Schmalspurlok auf. Die Fahreigenschaften unserer Exemplare waren durchaus gut. Ein etwas unrunder Lauf erzeugt ein leichtes Schlingern der Lok. Angetrieben wird sie von einem Motor mit 5poligem schräggenutetem Anker. Eine kleine Schwungmasse
sorgt für etwas Fahrdynamik. Das Zug-Set Murrtalbahn enthält neben der oben beschriebenen Lok noch drei vierachsige Personenwagen, das Zug-Set Zillertalbahn drei typische zweiachsige Personenwagen. Einzeln sind Haubenund Flachdachwagen der DRG und der ÖBB der Epoche 3 bis 4 erhältlich. MÄRKLIN Neues in drei Nenngrößen bietet Märklin. Die MaxiBahn darf sich über Zuwachs in Form einer Ellok der BR 110 mit Ep.-5Lackierung freuen. Das robuste Metallgehäuse hält auch intensivem Spielbetrieb stand. Hohes Gewicht und Allrad-Antrieb sorgen für die nötige Zugkraft. In H0 kann jetzt der IRSteuerwagen eingesetzt werden. Ebenso warten die 2.- und 1./2.-Kl.-Doppelstöcker und der passende Steuerwagen DBbzf 761 auf den Einsatz. Die Steuerwagen haben eine fahrtrichtungsabhängige Beleuchtung der Stirnlampen. In der Nenngröße Z gelangen ein 2.-Kl.-Wagen der Lötschbergbahn und ein Rolldachwagen des Typs Tams 886 zur Auslieferung. 105
NEUHEITEN
PIKO Die Skoda-Mehrsystemlok der Baureihe 180 kann nun in der aktuelle Farb- und Beschriftungsvariante eingesetzt werden. Der Rahmen ist jetzt umbragrau. Neu sind die Görlitzer Doppelstockwagen der DR in ansprechender Farbgebung. Einen umfangreichen Beitrag finden Sie auf den Seiten 94 f. Dem Großraum-
POLA Wer gerade die Modellbahn als Hobby entdeckt hat, findet mit dem H0-Dorf-Set einen preiswerten Einstieg, die Modellbahn fürs erste auszustatten. Enthalten sind eine Kirche und drei verschiedene Einfamilien-
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häuser. Neu ist auch das Spritzenhaus wie es in vielen kleineren Gemeinden zu finden ist. Eigentlich nicht nur zur Gestaltung von „typischen“ Hinterhöfen gedacht sind drei Wellblechgaragen. Viele Ausstattungsdetails bieten die Sets „Ladegüter“
sowie „Transportgüter und Werkzeuge“. In drei verschiedenen Bausätzen werden den „G“roßbahnern Ladegut in Form von Milchkannen, Wein- und Bier sowie Ölfässern angeboten.
güterwagen GGrhs 15 wurde ein Bremserhaus spendiert. Im 3er-Set gibt es den Großraum-Selbstentladewagen des Typs OOt 47. Jeder Wagen hat eine andere Betriebsnummer. Besitzer älterer BR-38Ausführungen können mit dem einzeln erhältlichen Triebtender in DRG- und KSStEB-Ausführung ihre Schätzchen antriebstechnisch auffrischen.
ROCO Der große H0-Dampfer, die Baureihe 01.10 mit fünfachsigem Kohletender, kann nun auf so mancher Anlage ihren Dienst im hochwertigen Personenverkehr der Epoche 3 aufnehmen. Detailvielfalt und Antriebstechnik entsprechen denen der 01.10 Öl. In eleganter TEE-Lackierung wartet die BR 112 mit Epoche-4-Beschriftung auf. In aktueller verkehrsroter Farbgebung und einem Einholm-Pantographen drängt der S-Bahn-Triebwagen der
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BR 420 auf die Modellgleise. Maßstäblich korrekte Länge weisen die drei neuen IR-Wagen, jeweils 1. und 2. Klasse sowie der 1.Kl.-Wagen mit Bistro-Abteil auf. Aktuell ist auch der KLV-Tragwagen mit Bahntrans-Wechselpritschen.
Eine Wiederauflage erfuhren die Oldtimer-Elloks der E 91 und E 60. Eine farbliche Überarbeitung im Bereich der Triebwerke lassen die Maschinen recht ansprechend wirken. Das Antriebskonzept entspricht dem der früheren Modelle.
TILLIG
LARS UENVER
Mit der Auslieferung der Y 50 der SNCF (ex. V 36) gelangt eine 97er TT-Neuheit in den Fachhandel. Der Antrieb erfolgt über einen dreipoligen Motor. Die Fahreigenschaften sind ausgewogen.
Sowohl für Regel- wie auch Meterspur ist der FuchsTriebwagen der Meiringer–Innertkirchener in der Nenngröße H0 erkältlich. Es folgt noch die OEG-Version.
DIETER SELIGER SPUR 2 PFIFFIKUS Zubehör rund ums Bw für Spur-2- und LGB-Bahner kommt aus der Werkstatt von Dieter Seliger aus Wuppertal. Ein kleines Schürhakengestell mit Ablagegitter und allerlei Kleinkram wie Zange, Ölkanne, Eisenkorb usw. bilden das erste Set. Ein weiteres Set enthält TRIX Endlich gelangt die seit langem erwartete BR 01.5 mit Boxpok-Rädern in den Handel. Die Dampflok überzeugt mit gut regelbarem Fahrverhalten. Die BoxpokRäder sind in ihrer Form gut getroffen. Der beiliegende Pufferbohlen-Zurüstsatz „Schienenräumer und Rangierertritte“ ziehen die etwas zu hohe vordere Pufferbohler optisch etwas runter. In aktueller Farbgebung und gelben Streifen über MIBA-Miniaturbahnen 6/98
eine Werkstattbühne mit zwei Fässern, Schürhaken und Ölpresse. Zwei verschiedene Gleisrammen sind einzeln erhältlich.
dem 1.-Kl.-Teil kann der 610, genannt Pendolino, auf Modellreise gehen und die vielen Preiserlein-Pendler „auffe Maloche“ chauffieren.
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NEUHEITEN
BREKINA Älteren Semesters – beim Vorbild – ist der MercedesZug der Meierei C. Bolle, der mit jeweils zwei kleinen Milchtanks beladen ist. Ein IFA-Laster der VEB Kohlenhandlung ist eine interes-
sante Bereicherung so mancher Anlage nach ostdeutschem Vorbild. „Lastwagen aus Kassel“ zum Henschel-Jubiläum gibt es in einer Sonderserie. Das Set enthält den Langhauber HS 140, Baujahr 1955, und den Frontlenker HS 16 TL, Baujahr 1961. In einer Farbvariante findet die Citroën-Linousine ebenso ein Plätzchen auf der Modellstraße wie der BMW 1602.
HERPA Auf die H0-Straßen rollen ein Volvo-FH-Sattelzug der Scansped-Spedition und ein DAF-XF-Sattelzug der „Internationalen Spedition Schumacher“. Letzterer ist
mit einer aufwendigen Bedruckung versehen. Ein MB 310 D des ProMedic-Rettungsdienstes und ein MB Vito-Kastenwagen der Sixt-Autovermietung dürften noch so manche Sammlung abrunden.
Neuheiten-Ticker ARNOLD
ROCO Eine Flotte von neu entwickelten VW-T4-Transportern mit exakter Nachbildung der Karosserieform strömt in den Fachhandel. dabei sind ein T4 mit Einzelkabine der Glaserei
„Sprung“ und drei T4 mit Doppelkabine als Kommunal-Kfz, Kfz der DB AG und als Baustellenfahrzeug der Firma „Schwarzbau“. In einer Sonderserie gibt es den VW-T3-Transporter als Bedruckungsvariante der DSB. TILLIG Der ostdeutsche Kleintransporter „Barkas“ wird als Feuerwehr-Einsatzfahrzeug seinen Dienst antreten und als Lieferwagen der Firma „Rewatex“.
WEINERT Gänzlich neu ist ein Katalog der lieferbaren H0-Nutzfahrzeuge aus den 30er bis
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50er Jahren und vielen nützlichen Dingen wie Werkzeuge und Kleinteile für den Bau dieser Schmuckstücke. Auch Teile für die Superung von Kunststoffmodellen findet man im Katalog. Verkehrszeichen, Zäune, Schranken und sonstiges runden das Zubehör ab. Fotos: Werk (6), gp (27)
Der Commander 9 und die Zentrale werden nun in der zweiten Serie ausgeliefert. Sie erhielten eine Kennzeichnung des Produktionsdatums. Der im Commander 9 enthaltene Bremsgenerator bremst ab der neuen Serie auch Loks mit LenzDecoder. Die Central Control wurde softwareseitig überarbeitet. Die Zentrale der ersten Serie kann man bei Arnold mit dem neuen Chip umrüsten lassen. Auch die Decoder mußten eine kleine Überarbeitung über sich ergehen lassen. Um die Regeleigenschaften zu optimieren, kann über die Configuration Variable 50 (CV) die Impulsweite der Regelung an die Lok angepaßt werden. Der S-Bahn-Triebwagen der Baureihe 420 mit einem Einholm-Panthographen in der neuen roten Farbgebung gelangt zur Auslieferung. ASOA Noch mehr Authentizität im Bw verspricht echte Lokschlacke und Koks für H0. Am Ende einiger
Abstellgleise finden sich Betonprellböcke, die jetzt quasi als Unikat von Asoa in H0 angeboten werden. FEATHER PRODUCTS Dem unentwegten Bastler wird eine Vergrößerungsbrille angeboten, die je nach Wahl der Vergrößerungsgläser um den Faktor 1,5 bis 3,5 vergrößert. Die austauschbaren Linsen sind aus Glas geschliffen und garantieren beste Sicht bei Feinarbeiten. FLEISCHMANN/TRIX Die in Kooperation von Fleischmann und Trix geplante Ellok der Baureihe 152 in N wird bei Fleischmann nicht als Neuheit 1998 erscheinen. In einer Händlerinfo hieß es dazu, Trix sei nicht in der Lage, den Qualitätsanforderungen und dem Fertigungsstandard von Fleischmann zu entsprechen. Zudem habe man sich bei Fleischmann dazu entschlossen, die ebenfalls in Kooperation angekündigte BR 101 in N nicht an Trix zu liefern. Laut Auskunft der Firma Trix wird das Modell der 152 in N im Sommer auf jeden Fall produziert.
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Doppelter
Doppeldecker
MIBA
S. 94
Juni 1998 · B 8784 · 50. Jahrg. DM/sFr 12,– · S 90,– · Lit 17 000 · hfl 15,– · lfr 270,– http: // www.miba.de
Schwerpunkt: Straßenbahn und Nahverkehr ● Intermodellbau ‘98 ● Löten: Grundlagen und Tips ● MIBA-Jubiläum
Ein Thema mit vielen Gesichtern
Nahverkehr und Straßenbahn