INHALT MIBA 2000 / 8
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Das ist nicht von Pappe! Leserbriefe Nur ein Bild H0-Motiv Schrankenposten Vinkeveen - ein ländlicher Bahnhof am Kanal Mit Bahn und Kahn Reise in eine fast vergessene Zeit des Reviers - Im Tal der Ruhr - Teil 7: Die Bahnhofsausfahrt von Sprockhöfel Bertold Langers kleine Bahnsteigkunde (1) - NEM-Normen für die Bahnsteigkante Liliputs Langenschwalbacher für die Epoche II Individueller Bahnhof im Eigenbau - Kleines preußisches Stationsgebäude Neues aus Barthelsaurach - Mehr Länge für den Bonsai-Bahnhof Bausätze aus Weißmetall - Veteranen der Landstraße - H0Modell des Henschel 36W3 von Weinert Transponderbasierte Rückmeldung von Helmo Zugnummernerkennung Bücher/Video Eine überlegenswerte Alternative: Modelle aus Karton MIBA-Schwerpunkt: Bauen mit Karton Tipps und Tricks - Gewusst wie Selbst entworfen und gebaut: N-Güterschuppen in Kartonbauweise Schneid- und Klebespaß mit Effekt-Modellen aus Weimar Gründerzeit-Stadthäuser Das muß brettern! - Wasserturm mit Holzverkleidung Bausätze von Casalux - Innovatives aus Karton Wartehäuschen aus Fertigteilen in H0 - Kate aus Karton Diorama auf einem halben Quadratmeter in Nm Bahnhof Wiesen RhB Anlage Rietlingen III, 4. Teil - Rietlinger Riesling Heavy Metal statt Ätzblech: Der T 3 von Weinert Der Schlepptriebwagen T 3 der Harzquerbahn entsteht Rocos dritte 80er und erste Dampflok in TT - Bulli in 1:120 Neuheiten
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MIBA
MIBA 8/2000
Schwerpunkt: Bauen mit Karton ● Anlagen: Vinkeveen in H0, Wiesen in Nm ● Neuheit: Roco-80 in TT ● Gebäudebau: Bf Eisenspalterei
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Mo Se de iten llb ah n pu r August 2000 B 8784 · 52. Jahrgang DM/sFr 12,– · S 90,– · Lit 17 000 · hfl 15,– · lfr 270,– http: // www.miba.de
Wasserturm im MIBA-Schwerpunkt
Bauen mit Karton
Grundlagen: NEM für Bahnsteigkanten Anlage: Vinkeveen für Fotolampen Bausatz: Der T3 für Harzbahnrampen
ZUR SACHE
U
mgangssprachlich sagt man so: Das war nicht von Pappe! Soll heißen, bei dem angesprochenen Gegenstand – was immer es auch sei – handelt es sich keinesfalls um eine minderwertige Sache! Auch im übertragenen Sinn kann der Ausdruck gebraucht werden: Eine Ohrfeige zum
bäude hervorragend für eine Modellgestaltung aus diesem Werkstoff geeignet. Wer die Preisentwicklung bei Gebäudemodellen aus Kunststoff in den letzten Jahren verfolgt hat, wird möglicherweise schon allein aus diesem Grund für Experimente in Richtung „neue Baumethoden“ offen sein. Dabei ist der Kartonmodellbau an sich ja keineswegs eine neue Baumethode, als „Ausschneidebogen“ ist das Verfahren vielmehr ein alter Hut! Wer sich aber z.B. die Blockstelle aus gelasertem Hartkarton auf Seite 77 ansieht („Innovatives aus Karton“), bekommt einen Eindruck davon, was in dieser Richtung (vielleicht) noch zu erwarten ist. Hintergründe sind schon seit Jahren „nur“ von Pappe, allenfalls auf Sperrholz als Trägermaterial aufgeleimt. Will nun jemand seiner Kulisse mehr Plastizität verleihen, so liegt es doch nahe, für die nötigen Halbrelief-Konstruktionen ebenfalls Karton zu verwenden. Und schließlich sei auf die Möglichkeiten hingewiesen, die der Computer in Verbindung mit entsprechenden Grafikprogrammen und Farbdruckern bietet. Warum der Werkstoff Karton gegenüber Kunststoff so sehr ins Hintertreffen geraten ist, dass kaum einer sich noch getraut, „Pappe“ im Modellbau anzuwenden? Vielleicht hat auch hier – wie bei den Fahrzeugmodellen – der Wunsch nach Überperfektionierung eine Rolle gespielt. Wenn es gelingt, mit unserem Schwerpunkt „Kartonmodellbau“ eine Lanze für einen vernünftigen Einsatz dieses Materials zu brechen, so kann das eigentlich nur bedeuten, dass die Palette der Möglichkeiten für den Modellbauer wieder ein Stückchen größer wird. Wenn der alte Ausschneidebogen zur technischen Innovation wird, dann ist das auch „nicht von Pappe“. Joachim Wegener
Das ist nicht von Pappe!
Das Titelbild-Arrangement rund um einen kleinen Wasserturm weist auf das MIBASchwerpunktthema dieses Monats hin: Kartonmodellbau. Entstanden ist das Modell aus einem Bastelbogen, fotografiert hat es Gerhard Peter. In interessantem Kontrast dazu steht die rassige Schnellzuglok der Baureihe 10 in H0, die als Insider-Modell – nicht für jedermann zu haben! – von Märklin ausgeliefert wurde. 118
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Mo Se de iten llb ah n pu r August 2000 B 8784 · 52. Jahrgang DM/sFr 12,– · S 90,– · Lit 17 000 · hfl 15,– · lfr 270,– http: // www.miba.de
Wasserturm im MIBA-Schwerpunkt
Bauen mit Karton
Beispiel, mit dem entsprechenden Nachdruck verabreicht, kann der Adressat als „nicht von Pappe“ empfinden. Nun will die MIBA nicht etwa Ohrfeigen verteilen oder auch nur androhen, vielmehr wollen wir uns um den Ausdruck „Nicht von Pappe“ – aus durchaus aktuellem Anlass – ein bisschen kümmern. Manchmal hilft es ja schon, wenn man den Spieß umdreht. Sagen wir mal, jemand stellt eine Sache als „von Pappe“ hin, dann heißt das doch wohl, dass er nicht viel davon hält. Und ausgerechnet um Pappe geht es in dieser MIBA-Ausgabe! Jedenfalls in unserem Schwerpunkt-Thema. Wohlweislich haben wir nichts von „Pappe“ in die Rubrik geschrieben, vielmehr lautet der Titel „Bauen mit Karton“. Uff, damit haben wir hoffentlich die Klippe umschifft! Denn dem Begriff „Karton“ haftet im Gegensatz zur Pappe nichts Negatives, nichts Despektierliches an. Eigentlich ist die Sache, um die es uns heute geht, weder lächerlich noch etwas für Wortklauber. Kartonmodellbau stellt in bestimmten Bereichen durchaus eine bedenkenswerte Alternative dar. Schienenfahrzeuge dürften nur im Ausnahmefall eine Nachbildung in Karton erfahren, dagegen sind Ge-
Grundlagen: NEM für Bahnsteigkanten Anlage: Vinkeveen für Fotolampen Bausatz: Der T3 für Harzbahnrampen
MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
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MIBA 5/2000, Der Blaumacher
Beschriftungen Bei der Eigenanfertigung von Beschriftungen taucht immer wieder das Problem auf, dass a) kein Weiß gedruckt werden kann und b) die fertige Beschriftung durch die „Farbmischung“ des Untergrunds auf dem Fahrzeug und der Beschriftung anders wirkt als geplant und gewünscht. Hierbei stellt der Ausdruck auf weißem Papier nur eine Alternative dar. Weitere Möglichkeiten sind 1.) Verwendung von weißen Beschriftungsbögen oder 2.) Verwendung der normalen, transparenten Beschriftungsbögen und Ausdrucken mittels eines Druckers von ALPS, der neben den „Farben“ auch Weiß und einige Metallic-Farben (Gold, Silber/ chrom) drucken kann. Werden die Beschriftungen auf dunklen Untergründen angewendet, kann die Leuchtkraft durch eine zuerst gedruckte weiße Farbschicht und darauf folgende farbige Drucke gesteigert werden. Bernd Schneider (E-Mail)
MIBA 6/2000, Nur ein Bild
Provokation mittels Bild? Grundsätzlich gefällt mir die MIBA in allen Sparten, sonst würde ich den jährlich fälligen Abonnements-Betrag sicher anderweitig investieren. Allerdings bewundere ich ihren Mut, unter der Rubrik „Nur ein Bild“ das meiner
MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
Meinung nach recht eigenartige Foto abzudrucken! Sicher habe ich das untenstehende „Oh-oh“ nicht interpretieren können, denn ich denke, dass eine Abbildung „dieser Klasse“ eigentlich nicht in unsere MIBA passt. Ich weiß schon, ich bin auf ihre Provokation mittels Bild hereingefallen! Wolfgang Lahmann, Stolberg
MIBA 6/2000, Leserbriefe
Mängelliste Als 1:1-Bahner mit Verantwortung im Bereich Containertransport bei der DB Cargo muss ich einfach auf Herrn Hesses Mail reagieren. Er hat absolut Recht mit seiner Kritik und ich kann diese Mängelliste nur noch fortsetzen. Ältere Container von Roco haben ebenfalls Nippel, somit hat es dieser Hersteller im Laufe der Jahre auf drei unterschiedliche Systeme gebracht. Pikos Tragwagen sind Spitze und laufen butterweich, aber warum müssen die Nippel der Container einen anderen Abstand haben als bei der Konkurrenz? Und manche Container verfügen über unterschiedlich hohe Stirnwände und sind somit windschief! Fleischmann bietet optisch ebenfalls einen hervorragenden Eindruck, aber die Wagen kuppelt man besser nur ans Zugende. Sie sind im Vergleich zu anderen Fabrikaten äußerst leicht und neigen bei langen Zügen in den Kurven zum Abheben. Apropos Kuppeln: Warum passen Märklin-Kupplungsköpfe nicht ver-
LESERBRIEFE
nünftig in Roco-Kupplungsaufnahmen? Ältere Märklin-Kupplungsköpfe sind minimal zu klein dimensioniert, bei langen Zügen reißen dann bei 2 % Steigung die Kupplungen aus. Dagegen sind die neueren Kupplungsköpfe minimal zu groß, sie lassen sich nur mit Kraft in Roco-Kupplungsaufnahmen einsetzen und haben schon einige Beschädigungen verursacht. Jan-W. Peters (E-Mail)
MIBA 6/2000, Per Zahnradbahn ...
Gähnende Leere Mit dem Bericht über die Rittner-Bahn haben sie dankenswerterweise einmal eine „modellbahnerisch“ doch recht vernachlässigte Region, nämlich Südtirol bzw. Italien generell, erwähnt. In diesem Zusammenhang möchte ich die Diskussion aus dem Messeheft aufgreifen: Es gibt in diesem Bereich genügend Vorbilder, die – für mich unverständlich – völlig außer Acht gelassen werden. Während es rollendes Material – teilweise als Sonderserien – durchaus (wenn auch lückenhaft) gibt und Sommerfeldt zumindest die FS-Oberleitung anbietet, herrscht z.B. im Hinblick auf Signale und weiteres Zubehör gähnende Leere. Kann es
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sein, dass die italienischen Bahnen wirklich so wenig Interesse finden – obwohl z.B. allein der Systemwechsel an österreichisch/italienischen Grenzbahnhöfen interessanten Fahrbetrieb nachbilden lässt und es nur wenig Strecken gibt, die vom Landschaftlichen her mit der Brennerbahn vergleichbar wären – oder liegt es umgekehrt am fehlenden Zubehör, das Mo- dellbahner von diesem Thema abhält? Peter Popp (E-Mail)
MIBA 6/2000, Schwerpunkt
Stadtbahn nach Großenritte Zum Artikel „Mischbetrieb Stadtbahn – Eisenbahn“ (MIBA 6/2000) erhielt ich von Herrn John Borchers folgende Ergänzungen: Der reguläre Schienenreiseverkehr der KNE endete bereits im September 1977 (nicht 1978). Betrieblich interessant ist der Abschnitt Altenbauna–Großenritte heute auch durch den regelmäßigen Einsatz von KNE-Dieseltriebwagen im Rahmen von Zuführungsfahrten zwischen dem DBNetz (Kassel-Wilhelmshöhe) und dem Depot in Großenritte. Für eine Nachgestaltung im Modell wäre es auch reizvoll, die Eisenbahnstrecke vorbildgerecht zur Erprobung von ADtranz(bzw. früher ABB-) Dieselloks zu verwenden. Danke für diese Hinweise! Ulrich Rockelmann, Nürnberg
MIBA, Neuheiten
Eintagsfliegen und andere Leckerbissen Wie es scheint, konzentriert sich die Neuheitensucht auf Fahrzeuge für Großanlagen, also Groß-Lokomotiven, Schnelltriebwagen, lange Vierachser etc. in 1000 Varianten mit geschweißtem oder genietetem Kessel, mit und ohne oder mit Teil-Verkleidung, Umbauwagen mit verschiedenen Drehgestellen und ähnlichen Varianten ohne Ende. Nebenbei werden „Eintagsfliegen“ angeboten wie der „Cargo-Sprinter“ und der „Metropolitan“ und Baumuster wie der „Blue Tiger“. Alles schön und gut. Doch es gibt auch noch andere Leckerbissen, die in H0 mit konstanter Bosheit ausgeklammert werden. Da ist z.B. die Tramlok von Henschel, wie sie einst bei Egger in H0e im Pro-
gramm war. Auch die englische Fa. Keyser hatte sie als Bausatz. Dabei waren diese Maschinen in den Epochen I bis III weit verbreitet. Allein in der Region Rhein-Main-Neckar fuhr die Henschel-Tramlok in mindestens 25 Exemplaren: auf Normalspur bei der Frankfurter Waldbahn, der Eschersheimer Lokalbahn und der Oberurseler Gebirgsbahn (insgesamt ca. 20), davon kamen 1923/24 sechs Maschinen zur Industriebahn Lodz, auf Meterspur in Darmstadt (2) bei der Straßenbahn, in Mannheim bei der OEG (ex Da und ex WI), in Wiesbaden (1), in Eltville–Schlangenbad (5) und Mainz (ex WI). Es ist anzunehmen (mir nicht in Einzelheiten bekannt), dass Henschel erheblich mehr Maschinen dieser Bauart geliefert hat. Modelle in Normal- und Meterspur hätten für Eisenbahner der Epoche I bis III ein weites Einsatzgebiet, von Straßenbahn bis zu Industrie- und Privatbahnen. Walter Zöller, Bad Homburg
Thema: Nachwuchs fürs Hobby
Im Teufelskreis Man müsste sich mal Gedanken machen, wie es gelingen kann, den Nachwuchs für das Modelleisenbahnhobby zu gewinnen, damit dieses nicht eines unschönen Tages ausstirbt. Ich verstehe es in diesem Zusammenhang nicht, wieso die Modellbahnhersteller nur in den Fachzeitschriften werben und nicht in anderen neutralen Zeitungen. Es ist wahrscheinlich nicht der Preis, welcher viele Nachwuchsmodelleisenbahner abschreckt, sondern vielmehr die Tatsache, dass nicht offensiv um diese geworben wird. Vom Vorbild können, wie früher üblich, keine Anregungen ausgehen, denn viele Jugendliche sind in ihrem Leben noch nie mit der Eisenbahn gefahren. Und das wiederum ist die Schuld der Deutschen Bahn, der es nicht gelingen will, die Eisenbahn für jedermann attraktiv zu machen. Wir stecken in einem Teufelskreis, aus dem wir nur schwer herauskommen können. Thomas Schäfer, Saarbrücken
Leserbriefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder; im Sinne größtmöglicher Meinungsvielfalt behalten wir uns das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor. MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
Foto: Martin Knaden, Anlage: IGM Kaarst
NUR EIN BILD
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ie ersten von einer Lok geschobenen Züge haben bereits in den Dreißigerjahren den Ablauf des Bahnbetriebs vereinfacht. In den Fünfzigern begann dann die große Zeit der Wendezuggarnituren, insbesondere im Nahverkehr konnten hier erhebliche Rationalisierungseffekte erzielt werden. Inzwischen fahren sogar Intercityzüge mit Steuerwagen voran. Ob sie die Tendenz zu immer weniger Bahn wenden können?
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MODELLBAHN-ANLAGE
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Ein Überblick über die Modellbahn „Vinkeveen“ zeigt die zentrale Lage des Bahnhofs. Trotz der nicht üppigen Ausmaße vermag die Anlage landschaftliche Weite zu vermitteln. Dennoch ist die Detaillierung herausragend, wie der gammelige Kahn rechts oben zeigt. Die Dampflok der Reihe 7400 links unten hat Ausfahrt mit ihrem Personenzug. Alle Fahrzeuge dieses Zuges entstanden im vollständigen Eigenbau.
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n den vergangenen Jahren hat unser Team schon einige Anlagen gebaut. Vielleicht erinnert sich noch mancher Leser an die Anlage Müsch in MIBA 7/96. Andere Anlagen waren Falken, Griendtsveen und Berlichingen. Alle wurden auf der Intermodellbau in Dortmund wie auch auf anderen Ausstellungen in Deutschland, Belgien, Luxemburg, Frankreich, England und bei uns in den Niederlanden präsentiert. Wir versuchen Anlagen zu bauen, die ein Gleichgewicht im Detailreichtum zwischen Landschaft, Gebäuden und Fahrzeugen haben. Man sieht häufig reich detaillierte Lokomotiven in einer schlecht gestalteten Landschaft. Dies ergibt keine Harmonie, keine Einheit der Anlage. Alles an einer Modellbahn soll zueinander passen, dann ist die Illusion eines Ausschnitts aus der Wirklichkeit erst gelungen. MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
Vinkeveen – ein ländlicher Bahnhof am Kanal
Mit Bahn und Kahn Zu den schönsten H0-Anlagen der Intermodellbau Dortmund zählte in diesem Jahr die Anlage „Vinkeveen“ vom holländischen Modelspoorteam. Nur ein einfacher, kleiner Bahnhof inmitten großzügiger, perfekt gestalteter Landschaft vermochte während der fünf Ausstellungstage Trauben von Besuchern zu faszinieren. Hans Louvet berichtet von Planung und Bau.
Am Anfang Nachdem unsere Torfmooranlage in 0e namens „Griendtsveen“ verkauft worden war, fehlten uns zunächst die Ideen für den Bau der nächsten Anlage. Jan Willem Jansen Venneboer,
neben Jan Hein Ruygrok, Walter Huyboom und mir ein Mitglied aus unserer kleinen Gruppe, hatte jedoch während seiner Fahrten Richtung Amsterdam täglich ein unschönes, weißes Gebäude gesehen und war neugierig, was das für ein Gebäude war. Es stellte sich he-
raus, dass vor Jahrzehnten dort eine Eisenbahnlinie verlief und das Gebäude eine ehemalige Beamtenwohnung war. So war unser Interesse an der Haarlemmermeerlinie geweckt. An einem Samstagnachmittag fuhren wir in diese Gegend und sahen uns um. Der Bahnhof Uithoorn war unsere erste Wahl, erwies sich aber beim Nachmessen als zu groß für eine transportable Anlage. Wir fuhren weiter und entdeckten etwa 30 km südlich von Amsterdam Vinkeveen. Das schöne Empfangsgebäude stand noch, es ist heute privat bewohnt. Weitere Recherchen machten den Bahnhof immer interessanter: die Reste einer kleinen Schiffswerft, eine für Holland typische Obstund Gemüseversteigerung, zwei unterschiedliche Zugbrücken, einige Bauernhöfe und Siedlungshäuser. Das Ganze war eingebettet in die für In11
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Die Reihe 4300 schickt sich an, die kleine Kanalbrücke zu überqueren. Wenig später ist sie mit ihrem Güterzug bereits an der zweiten Brücke. Beide Brückenmodelle sind beweglich. Durch einen lautlos arbeitenden Antrieb schwenkt die Brücke hoch, verharrt einige Augenblicke und senkt sich dann wieder. Der Mechanismus lässt sich durch einen auch für Besucher zugänglichen Taster auslösen. So können die „Sehleute“ aktiv am Geschehen teilnehmen. Selbstverständlich ist während der Zugfahrten das Auslösen blockiert.
und Ausländer leicht wieder erkennbare niederländische Landschaft. Wir beschlossen also, mal einen Versuch zu machen mit einer Anlage im typischen, niederländischen Flachland. Die folgenden Monate waren angefüllt mit der Suche nach weiteren Unterlagen. Ein halbes Jahr lang trugen wir Unterlagen der Gebäude, der Brücken wie auch von Lokomotiven und Wagen zusammen. Wir besuchten Archive und arbeiteten Bücher über die Gegend durch. Dazu machten wir bei weiteren Besuchen eigene Fotos und vermaßen die Brücken und Häuser. Jetzt erst konnte der eigentliche Bau beginnen.
Anlagenbau An einem Wochenende entstand der Holzunterbau aus 12-mm-Sperrholz. Dieses Material gewährleistet beste Resultate, was wichtig ist, wenn die Anlage zu Ausstellungszwecken transportiert werden soll. Die Gleise stammen aus dem Hause Tillig, die Weichen haben wir aber selbst hergestellt unter Verwendung von Holzschwellen und Tillig-EliteGleisprofilen. Als Antriebe wurden motorische Weichenantriebe von Fulgurex verwendet. Die wenigen Signale entstanden im Eigenbau. 12
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Für den Gebäudebau wurden Materialien von Evergreen und Slaters Plasticard verwendet. Die diversen Dachplatten kamen von Kibri, Vollmer, Auhagen usw. Fenster und Türen wurden ebenfalls aus Evergreen-Profilen einzeln hergestellt. Besonders charakteristisch sind auf unserer Anlage die beiden Brücken. Sie wurden aus Messing selbst gebaut. Jan Hein Ruygrok erstellte auf dem Computer eine Zeichnung. Die Zeichnung wurde auf Film belichtet und mit UV-Licht auf eine beschichtete Messingplatte übertragen. Hein verwendet zum Ätzen die fertig beschichteten Bleche, Entwickler, Schnellätzpulver und eine Ätzküvette von Saemann – eine Investition, die sich voll gelohnt hat. Jan Willem hat beide Brücken zusammengebaut. Er hat einfach Spaß daran, mit solchen Elementen Leben in eine Landschaft zu bringen. Selbstverständlich sind die Brücken beweglich: Der Antrieb erfolgt mit einem GleichMIBA-Miniaturbahnen 8/2000
strommotor, der eine Scheibe antreibt. An dieser Scheibe ist eine Achse mit Zugseil angebracht. Der Bewegungsablauf ist so gestaltet, dass sich die Brücke erst langsam bewegt, dann beschleunigt, bevor sie wieder langsamer
wird und zum Stillstand kommt. Dies alles funktioniert völlig lautlos, damit kein Motor- oder Getriebegeräusch die Illusion zerstört. Besonderen Wert haben wir auf ein natürliches Erscheinungsbild der Landschaft gelegt. Die Bäume sind aus Seeschaum gemacht. Das Gras ist Ma-
terial von Heki und Silflor. Silflor war für uns ein neues Material. Wir waren jedoch von den Resultaten sofort sehr angetan. Manchmal hören wir von Ausstellungsbesuchern, dass dieses Gras sehr teuer ist und in der Tat ist es nicht gerade billig. Wenn man jedoch bedenkt, dass die Lokomotiven und Wagen, die auf einer Anlage fahren, viele tausend Mark kosten, sind 400,– DM für die Landschaftsgestaltung nicht teuer. Und wir wollten ja eine Harmonie zwischen Landschaft und Eisenbahn erzielen. Warum also soll man sich mit weniger als dem Besten zufrieden geben? Die Kanäle wurde dargestellt, indem wir den Grund mit einer schwarzbraunen Farbe strichen. Darüber wurden mehrere Schichten Bootslack aufgebracht. Dieses Schichtverfahren ergab eine sehr gute Tiefenwirkung, obwohl die Kanäle nur etwa 1 mm „tief“ sind. Ein besonderer Blickfang ist die Obst- und Gemüseversteigerung. Das 13
Hübsch anzusehen sind die blau lackierten Diesellokomotiven der Reihe 2400. Die 2401 fährt mit ihrem Güterzug an der Obst- und Gemüseversteigerung vorbei. Während sie den Bahnübergang passiert (unten), wartet jetzt in den Nachkriegsjahren hier natürlich ein Käfer. Die Kohlenhandlung (ganz unten) hat mit der Brennstoffversorgung der Bevölkerung gut zu tun.
Gebäude steht an der Vorderseite des Bahnhofs und ist sogar von der Unterseite gestaltet, wovon sich unsere Besucher mittels Spiegeln überzeugen können. Die kleinen Boote mit den ersteigerten Waren haben alle eine andere Beladung. Hunderte von Kohlköpfen und anderen Früchten wurden hier mit Leim – und Geduld – aufgeklebt.
Fahrzeuge Fahrbetrieb können wir gemäß zweier Epochen machen. Unsere Fahrzeuge entsprechen in Lackierung und Beschriftung den Jahren vor bzw. direkt nach dem Zweiten Weltkrieg. In der Vorkriegszeit herrschten noch Dampfloks vor. Bei uns fährt die NSReihe 7000, eine 2’B-Maschine. Das Modell wurde aus einem Bausatz von Model Loco zusammengesetzt. Dazu kommen ein Benzoltriebwagen – ebenfalls von Model Loco – der Reihe OmC und eine Dampflok der Reihe 7400, die von Jan Hein im kompletten Selbstbau gefertigt wurde. In der Nachkriegszeit wurden die Kriegslokomotiven (Austerity’s) der Reihe 4300 eingesetzt. Wir haben ein 14
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Während der Güterzug die zweite Kanalbrücke überquert, muss der Bauer mit seinem Gemüsenachen die Brückenöffnung abwarten. Idyllisch direkt an der Bahnstrecke gelegen ist der Bauernhof, dessen Dach auffällig geformt ist (unten). Auch auf der anderen Seite des Ortes blüht die Landwirtschaft: Das Milchvieh wird gerade zum Melken getrieben (ganz unten).
Modell von Bachmann im Einsatz. Die moderne Zeit kündigt sich an mit den Dieselloks der Reihe 2400. Hier stehen eine Lok im schönen blauen Anstrich (beim Vorbild bis 1954) und zwei Exemplare in brauner Lackierung der Hersteller Philotrain und HollandScale im Einsatz. Die zweiachsigen Personenwagen wurden ebenso wie die Brücke aus selbst geätzten Messingblechen hergestellt. Die Güterwagen stammen dagegen meist aus den Sortimenten der einschlägigen Großserienhersteller. Um den Betrieb für den Betrachter noch interessanter zu machen, wollen wir auch ein Schiff in Bewegung zeigen. Das Modell funktioniert nach dem Prinzip des Faller-car-systems! Dazu muss ein Draht in den Lack eingelassen werden, der die (unsichtbare) Vorderachse lenkt. Die feste Achse liegt dicht hinter dem Schwerpunkt des Schiffes. So ist gewährleistet, dass das Boot ein Lenkverhalten zeigt, als hätte es ein Ruderblatt. Wir wollen das Boot bis zur nächsten Ausstellung Rail 2000 vom 6. bis 8. Oktober in s’Hertogenbosch betriebsfertig haben. Vielleicht besuchen Sie uns dort einmal? MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
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Begegnung der Dampf-Oldtimer: eine Reihe 7400 und eine Lok der Reihe 7000 begegnen sich in „Vinkeveen“ mit ihren jeweiligen Personenzügen. Die 7404 ist außerdem noch mit Rangieraufgaben betraut. Fotos: MK
Ausblick Unsere Anlage hat uns viele neue Erfahrungen gebracht, wir konnten neue Produkte und neue Techniken ausprobieren. Und bereits jetzt steht fest: Wir bauen noch eine Anlage! Wieder etwas ganz, ganz anderes – versprochen. Bisher haben wir es geschafft, alle zwei Jahre eine neue Anlage zu präsentieren. Also wollen wir auch zur Intermodellbau 2002 wieder etwas Neues zeigen. Wir hoffen, auch Sie haben sich nun zum Bauen „hinreißen“ lassen. Viel Erfolg wünscht Ihnen dabei Ihr Modelspoorteam: Jan Hein Ruygrok, Jan Willem Jansen Venneboer, Walter Huyboom und Hans Louvet Der sichtbare Teil der Anlage ist 4,80 m lang. Über die Anschlussgleise erreicht man den Schattenbahnhof. Zeichnung: Hans Louvet
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Im Tal der Ruhr Teil 7: Die Bahnhofsausfahrt von „Sprockhöfel“
Um den Bau einer Straßenbrücke, um ein Stück Landschaftsgestaltung und um das Areal eines Kohlenhändlers drehen sich in dieser Folge der „Ruhrtalbahn“ Rolf Knippers ModellbauBemühungen. „Zug um Zug“ kann der Leser nachvollziehen, wie bereits bestehende Anlagenteile kompatibel gemacht werden.
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n dieser Artikelfolge werfen wir einen Blick auf die linke Ausfahrt des Bf „Sprockhöfel“. Genau hier befindet sich nämlich auch die „Sollbruchstelle“ zu Rolf Knippers erweitertem Projekt „Herbede“ nebst Zeche Martha. Wie sollte das alles aber in der Ausfahrt von „Sprockhöfel“ umgesetzt werden, ohne einen allzu abrupten Übergang zwischen den beiden Anlagenteilen zu offenbaren? Zum einen schien dafür die gemauerte Straßenbrücke und zum anderen der Geländeeinschnitt mit dem anschließenden Tunnel für eine wirkungsvolle Modellumsetzung geeignet. Lesen Sie nun im Folgenden, was die „Burscheider Aktivisten“ darüber hinaus noch alles „fabrizierten“.
Die Bogenbrücke In einem tiefen Einschnitt sollte die Strecke in den Herbeder Teil vor allem deshalb geführt werden, um den Übergang zwischen den getrennt gebauten Anlagen zu tarnen. Ja, „tarnen“ ist sicher der geeignete Begriff dafür. Im Anschluss an die Bahnhofsausfahrt folgt ein kurzes Stück Streckengleis, was dann rasch in dem Kehrtunnel verschwindet. Beim Vorbildbahnhof Sprockhövel hat es übrigens einen Tunnel in der Nähe nicht gegeben. Also sollte dieser, auch wenn er bei uns aus den geschilderten Gründen erforderlich war, auf keinen Fall dem Betrachterauge direkt auffallen. Mit der schon angesprochenen Brücke konnten wir MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
Ein VT 25 passiert brummend die Einfahrweichen des Bf „Sprockhöfel“. Der Hügel im Hintergrund gehört schon zum Herbeder Anlagenteil. Die Bogenbrücke verdeckt auf ideale Weise den direkten Einblick auf die Streckenfortsetzung.
Auf der Straßenbrücke sind Rillenschienen für die meterspurige Straßenbahn verlegt.
das Portal schon bei den ersten Stellversuchen recht gut kaschieren. Zuerst dachten wir an eine Blechträgerbrücke mit gemauerten Bögen als Widerlager. Hier im Bergischen findet man dies noch zuhauf aus der Gründerzeit. Alternativ bauten die Preußen aber auch Rundbogenbrücken, vornehmlich aus Sandstein. Das wäre doch etwas für uns, aber der erste Blick in die einschlägigen Kataloge ließ nichts Gutes erhoffen. Gut waren die Modelle in der Regel schon, aber es war keine von uns angestrebte Alternative dabei. Dann der zweite Blick: Bei Kibri ist unter der Artikelnummer B-9652 eine wunderschöne Bogenbrücke in Mauersteinmanier erhältlich! Nach Herstellerangaben befindet sich das Vorbild zwar an der Rhätischen Bahn, was uns aber gar nicht stören konnte, denn diese Art
Zur Überbrückung der Gleise in der Bahnhofseinfahrt musste die Bauhöhe der Kibri-Steinbrücke aufgestockt werden. Die Pfeiler des mittleren Bogens waren zu verlängern. MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
Bauwerke findet man eigentlich überall. Leider ist sie nur 7 cm hoch – der Verwendungszweck ist ja auch die Aufnahme des Gleises auf der Brücke und nicht etwa, dass ein Gleis darunter durch geführt werden soll. Damit war für uns klar, dass die Pfeiler des mittleren Bogens deutlich erhöht werden mussten. Die kleinen seitlichen Bögen verlaufen allmählich in den Seitenböschungen des Einschnitts und verlieren damit zwangsläufig an darstellbarer Höhe. Hier lag dann auch die Stelle, an der wir genügend Material zur Pfeilerverlängerung gewinnen konnten. Kibri bietet zwar passende Mauersteinplatten an, die Zuschnitte waren aber im Grunde bereits fertig und mussten nur noch der gewählten Bauhöhe von später insgesamt 9 cm über Trassen-Niveau angeglichen werden. Der Innenbogen
Eine Höhe von 9 cm reicht aus. Um den ganzen Baukörper anzuheben, wurden entsprechende Holzpfeiler im Inneren der Brücke vorgesehen. Die seitlichen Bögen verschwinden in den Böschungen.
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Von den seitlichen kleinen Bögen konnte das Material zur Verlängerung der mittleren Pfeiler gewonnen werden. Der Aufbau der Brücke: Rechts der fertige Innenbogen, das Gewölbe kann unverändert übernommen werden.
Die grünen Linien markieren die Schnittkanten zur Abtrennung der zunächst nicht benötigten Teile. Nachdem alle Teile, auch die ergänzenden Verlängerungen, montiert waren, wurde das Ganze zwischen zwei Schraubzwingen gespannt, bis der Kleber ausgehärtet war.
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liegt bereits als Formstück dem Bausatz bei. Darunter folgen dann die geraden Abschnitte und natürlich auch die angesprochene Verlängerung. Damit alles bis zur völligen Aushärtung des Klebers in Form blieb, spannten wir nach dem Zusammenbau die Brücke mittels Holzabschnitten zwischen zwei Schraubzwingen. Der Kibri-Bausatz machte keine Probleme und war sehr passgenau ausgeführt; die Darstellung der Mauersteine und der Stürze kann als sehr gut gelungen bezeichnet werden. Falls Sie mit dem Gedanken spielen, mit diesem oder einem anderen Modell aus der Serie zu experimentieren, sei auf die passenden Mauerwerksplatten in Polystyrol hingewiesen. Damit lassen sich stimmige Kunstbauten ganz nach Wunsch relativ einfach umsetzen. Wir blieben aber bei diesem einen Bausatz. Die Fahrbahndecke scheint auf den ersten Blick zu schmal zu sein. Kein Wunder, ist doch hier herstellerseits nur ein Gleis vorgesehen. Aber das ist für uns kein Problem, denn bei den angesprochenen Vorbildern aus der hiesigen Region war diese Ausführung fast schon normal. Vielfach verengten sich die Straßen auf nur eine Fahrspur und besaßen hin und wieder nicht einmal Bürgersteige. Wir wollten es noch extremer und verlegten zusätzlich ein (Pseudo-) Straßenbahngleis in Meterspur. Aus den bekannten KibriRillenschienengleis- und Pflasterplatten entstand ein typischer Belag der Epoche III (immerhin auch bis Epoche IV verwendbar). Bisweilen hielten sich Nebenstraßen in dieser Form recht lange bei uns. Auf die weitere Darstellung wollen wir aber hier nicht mehr eingehen, denn in den zurückliegenden Folgen war das bereits nachzulesen. Die seitliche Fortführung der Straße gelang auf die bewährte Manier mittels 10-mm-Sperrholz und 13-mm-Tischlerplatten. Das Planum selbst entstand mit 3,5-mm-Hartfasermaterial aus dem Baumarkt. Darauf verklebten wir dann die Kibri-Bauplatten. Ganz ähnlich wie bei den schon beschriebenen Gebäuden wurden die Fugen des Mauerwerks hellgrau mit stark verdünnter Faller-Betonfarbe angelegt. Mittels weiterer Dispersionsfarbe in den Abstufungen Grau, Ocker bis Braunrot wurde dann die Sandsteinstruktur hervorgehoben. Dabei war der benutzte Borstenpinsel fast trocken. Das seitliche Geländer stammt von Faller (Eisengeländer Nr. 529), denn dies sieht u.E. filigraner als das beigeMIBA-Miniaturbahnen 8/2000
Oben: Die Geländespanten und die Trassen des höher liegenden Bereichs wurde inzwischen montiert. Die Brücke ist vorläufig noch herausnehmbar, damit der nötige Arbeitsraum zur Gleisverlegung frei bleibt. Fotos: rk
legte von Kibri aus. Später sehen wir uns die Details noch einmal an!
Geländehaut für alle Fälle Wie der Leser noch aus den ersten Folgen unserer Serie weiß, bilden Segmentkästen nach den „Bur-Modul“Normalien die eigentliche Anlagenbasis. Das heißt, wir haben es zunächst mit einer ebenen Baufläche zu tun. Vertiefungen können später nach der Gleismarkierung ausgesägt werden. Geländeerhöhungen baut man hingegen in einer Art Sandwich-Methode darauf auf. Vor allem die Böschungsprofile sollten bereits jetzt deutlich ausgeprägt sein. Standflächen für Gebäude oder die schon beschriebenen Straßentrassen wurden aus 10-mmSperrholz ausgesägt und mit Leim und Spaxschrauben fixiert. Schnell wächst auf diese Weise die Geländestruktur. Das hat zudem den Vorteil, dass man noch Korrekturen anbringen kann. Überhaupt entsteht der Eindruck (zumindest sollte das so sein), dass das Gleis erst später in das Gelände verlegt wurde. Sie wissen ja: „Zuerst war die Landschaft da ...“ Nachdem die Holzarbeiten abgeschlossen waren, folgte die erste Geländehaut mittels Drahtgaze von Faller bzw. Noch. Sie wurde mit dem Tacker über die Spanten straff gezogen. Überlängen haben wir dann mit dem Bastelmesser (mit Abbrechklingen!) jeweils auf den Spanten als Untergrund abgetrennt. Dabei geht so manche Klinge durch, aber man erreicht eine hohe GenauigMIBA-Miniaturbahnen 8/2000
Oben: Die zukünftige Geländeformation ist in diesem Stadium bereits erkennbar. Links: Die genaue Fortführung der Straße richtet sich nach der Brücke. Die Planumsschicht ist eine 3,5-mm-Hartfaserplatte.
keit. Vorsicht aber bei den ausgefransten Enden – schnell ist ein Stahlspan im Finger! Vor allem gilt das für die folgende Arbeit. Mittels Gipsbinden von Faller und Noch entsteht die zweite Geländeschicht. Wir haben immer überschaubare Zuschnitte auf einem Holzbrett
und einer Wasserschüssel bereitgelegt. Dann konnte man die handlichen, gut durchnässten Streifen behutsam, aber zügig auf die gespannte Gaze auflegen und zu den Enden ausstreichen. Signale und weiteres Zubehör fanden erst danach ihren angedachten Platz. Alles, was irgendwie durch Gips verschmut-
Mit dem Elektrotacker wurde Drahtgaze von Noch und Faller über den fixierten Spanten befestigt. An den Trennfugen wurde diese mit dem Klingenmesser abgeschnitten. Noch und Faller liefern die Gipsbinden für die weitere Geländegestaltung.
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Beim Verarbeiten der Gipsbinden muss zügig gearbeitet werden. Bereits verlegte Gleise sind dabei zu schützen. Rollenhalter und Blechkanäle für die Stellleitungen werden eingepasst.
In die feuchte Sandspachtelmasse werden feine Kunststoffflocken von Woodland (Vertrieb: Noch) dosiert eingestreut. Außerdem kamen Noch-Grasfasern und Heki-Grasmatten zum Einsatz. Einzelne Büschel sind lange, mit der Pinzette eingesetzte Heki-Fasern.
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zen könnte, sollte man tunlichst erst später einbauen. Das Gleis war zwar schon geschottert, musste aber auf Grund der fehlenden Rollenhalter und Blechkanäle der Stellleitungen nachgearbeitet werden. Nun kam das berühmte „Grünzeug“ an die Reihe. Wir wollen an dieser Stelle nur auf die Grundstruktur im Bereich des Einschnitts näher eingehen. Bei allen weiteren Motiven wird in Zukunft auch stets ein typisches Stück Landschaft entstehen. Hier sei schon auf das teils abgeerntete Kornfeld nebst Mähdrescher hingewiesen – sicher ein Thema für sich! Dass Zeche und Kornfeld gut zusammengehen, werden uns Vorbild-Fotos dokumentieren. Doch zunächst weiter mit unserem Einschnitt! Die dritte Geländeschicht entsteht aus einem Spachtelauftrag auf Quarzsandbasis. Der Sand wird mit graubrauner Dispersionsfarbe, Leim und Wasser als zähflüssige Masse angemischt. Nicht zu viel Farbe beimengen, denn schnell gerät das Ganze zu dunkel! Vor allem sollte man sich vor nur schwarzer Tubenfarbe hüten, denn da ist schnell des Guten zu viel getan – schwarzer Sandbelag ist dann das Ergebnis! In den noch feuchten Sandspachtel streuten wir gefühlvoll und wohl dosiert (nicht zu viel!) grobe und feine Kunststoffflocken von Woodland. Empfehlenswert sind hier sommerlich warme Farben, auf keinen Fall aber gelbe oder braune! Für hiesige Breiten eignen sich diese weniger. Die Firma Noch hat übrigens den Woodland-Vertrieb forciert – man erhält die Produkte auch mit deutscher Anleitung. Noch immer ist das Ganze feucht, mit der bekannten Noch-Pumpflasche erfolgte nun ein weiterer Geländeauftrag mit kurzen und langen Grasfasern von Noch bzw. mit den langen von Heki. Diese sind zwar vom Hersteller nur für das elektrostatische Begrasungsgerät MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
Nachdem die Gebäude ihren Platz eingenommen haben, kann die Geländegestaltung angepasst werden. Die Kohlenhandlung (unten) entstand nach Wuppertaler Vorbild. Das Büro stammt von Pola. Die verschiedenen Kohlensorten sind mit dem Hammer zerkleinertes Originalmaterial!
empfohlen, lassen sich aber auch auf diese Weise verarbeiten. Man muss nur recht schnell mit dem Staubsauger darüber gehen, damit sich die Halme aufstellen. Daneben kam aber auch das zu Recht in letzter Zeit hoch gepriesene Wild- und Wiesengras von Heki in Mattenform zum Einsatz. Kleine Stücke wurden mit der Schere ausgeschnitten, kurz in verdünnten Leim getaucht und mit der Pinzette in den Sandspachtel „gepflanzt“. Hierbei lassen sich die bisweilen stark ausgeprägten Trägermaterialien der Matten weitestgehend durch Eindrücken egalisieren. Zudem „pflanzten“ wir immer wieder zwischendurch auch einige markante Grasbüschel mittels Heki-Fasern und der Pinzette. Heki-Flor diente zur Darstellung von Unkräutern und sonstigen niedrigen Gewächsen. Die Baumkulisse entstand auf der Basis von auf die Kulisse aufgeklebten Moosbüscheln mit einem Überzug aus Heki-Flor. Daneben sahen wir noch einige Sträucher und kleine Bäume, bestehend aus mit zusätzlichem Laub versehenem Seemoos, vor. Auf die eigentliche Baumherstellung werden wir sicher noch einmal anhand eines konkreten Beispiels zurückkommen. Nun konnten weitere Details vervollständigt werden. Hier sei auf die Gleissperre, Leuchten usw. verwiesen.
Spezialisten stammt die Basis- bzw. Grundplatte in Form von Straßenpflaster. Pola lieferte hingegen den Holzzaun nebst Tor. Im Kibri-Baustellenset (B-8226) ist so etwas Ähnliches übrigens auch im Programm. Ganz nach den Örtlichkeiten konnten auf diese Weise die Gebäude angeordnet werden. Die farbliche Optimierung gelang nach der bereits beschriebenen Methode aus Folge 5 (MIBA 6/2000). Harald Sydow nahm es mit den Kohleund Kokssorten sehr genau. Er zertrümmerte passende Originalstücke, siebte die richtige Mischung heraus und platzierte alle genau nach dem
Vorbild seines großelterlichen Betriebs in Bansen, auf Freiflächen usw. In einer weiteren Folge werden wir auf den speziellen Lkw-Verkehr mit modifizierten Modellen noch detailliert eingehen. Der vollständig ausgerüstete Gebäudekomplex konnte nun fixiert werden. Für heute soll es genug sein, im nächsten Teil geht es um die genaue Nahtstelle nach „Herbede“ und die Darstellung der neuen Geländepartie rund um die kleine Kirche. Hier begegnen wir dann der Linie 12 und dem Güterverkehr unserer Straßenbahn. rk / Harald Sydow
Der Kohlenhändler Die Gebäude der kleinen Kohlenhandlung am Ende der Ladestraße sind eine richtige Sonntagsbastelei gewesen (wohlgemerkt, es war ein verregneter Sonntag)! In der berühmten Kramkiste befanden sich noch Teile der ehemaligen Pola-Kohlenhandlung. Das Bürogebäude liegt aber auch heute noch bei einigen Stadthäusern als Hinterhofgebäude bei. Der große Schuppen entstand aus Vollmer-Klinkerplatten und Kibri-Dachpappe. Von dem Böblinger MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
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chen mehr, das beflügelt die Fantasie. Doch wer aus Mangel an Erfahrung oder Selbstbeherrschung ins pure Fantasieren gerät, den straft das Leben. Ich stelle das immer wieder bei mir selbst fest, obwohl ich mir ein wenig Erfahrung zubillige. Also gilt bei mir der Grundsatz: Meine H0-Gleise haben im 1:10-Plan eine Linienstärke von 1,65 mm. Dies hat außerdem den Vorteil, dass ich nach Vergrößerung der Computerzeichnung auf 1000 % gleich über Vorlagen in Originalgröße verfüge. Wenn ich Gleise und Weichen darauf lege, dann verhält sich die ganze Geschichte bei weitem nicht mehr so wackelig, wie wenn ich nur die Mittellinie notiert hätte.
MODELLBAHN-GRUNDLAGEN
Bertold Langers kleine Bahnsteigkunde (1)
NEM-Normen für die Bahnsteigkante Der Zweck eines bestimmten Bahnhofs, seine Form oder sein Gleisplan finden das primäre Interesse des Modellbahners. Geht es aber an den konkreten Bahnhofsbau, so vermisst Bertold Langer grundsätzliche Konzepte, wie etwa ein Bahnsteig zu gestalten sei, welcher „profilfrei“ ist und außerdem noch plausibel aussieht.
G
leispläne haben ihre eigene Faszination, besonders wenn sie schön gezeichnet sind und möglicherweise noch durch ein 3-D-Schaubild illustriert werden. Sie verlocken und verführen. Erwacht man aus dem ersten Rausch, erkennt man, dass einen der Partner, der Gleisplan nämlich, ganz gewaltig geblufft hat. Vielleicht stört es Sie, wenn ich den Gleisplan als „Partner“ bezeichne, scheint er doch nur ein Stück Papier oder eine Ansammlung von Bytes im Computer. Da er Ihnen aber Fragen stellt, wird er aktiv und ist weit mehr als ein Objekt, welches Sie beliebig manipulieren können. Freilich bedarf
Bahnhöfe ohne Illusionen
es einer gewissen Erfahrung um diese Fragen überhaupt zu hören. Der Gleisverlauf taucht in den allermeisten Fällen als mehr oder minder starke Gleis-Mittellinie auf. Stellen Sie sich einmal vor, wie auf hohem Niveau gezeichneten Pläne etwa aus dem Model Railroader, aussehen würden, wenn man stattdessen grundsätzlich eine Linie in maßstäblich verkleinerter Spurweite nehmen würde! Sofort würde sich der Eindruck von Weiträumigkeit und Eleganz relativieren. Wer nur die Mittellinie zeichnet, gerät in Gefahr, Gebäude und Stützmauern zu nahe an die Gleistrasse zu mogeln. Hier und dort ein Zentimeter-
Meine einleitenden Bemerkungen betreffen die Anlagenplanung allgemein. Aber für den Bahnhofsentwurf gelten sie ganz besonders. Ich meine den Feld-, Wald-, Wiesen-Bahnhof, also die Art von multifunktionaler Eisenbahnstation, die bei der DB AG heute ausgestorben ist. Sie verfügt über Personenbahnsteige und über Güterrampen. Das Befehlsstellwerk X-Stadt (Xnf) steht zur Hälfte auf dem Bahndammabhang; seine Gleisfront hat nur minimalen Abstand zum Gleis. Zwischen den eng beieinander liegenden Gleisen des Nicht-Personen-Teils befinden sich Flügelsignale (Gitter- oder Flachmast?). Die Niedergänge zur Fußgängerunterführung lassen den wartenden Pas-
Umgrenzung des lichten Raumes nach NEM 102
H5 H4 H3
B5
(30)
B2
(32)
B4
(39)
B1
(48)
6
(59)
Diese Norm bestimmt das Umgrenzungsprofil, in welches ortsfeste Gegenstände nicht hineinragen dürfen. H5 bezeichnet die niedrigste Fahrdrahtlage bei Oberleitungsbetrieb; genau genommen berührt der Fahrdraht die oberste Linie von oben. Für Bahnsteige ist B3/H1 besonders relevant. H2 definiert das maximale Höhenmaß für Güterrampen. Abbildung 1:1 für Baugröße H0; die H0-Maße sind hier in Klammern angegeben. Die erweiterte Lichtraumumgrenzung für Gleisbögen finden Sie in NEM 103.
(31) G
B3
H1
(42)
G (16,5) (NEM 124: 14,1)
24
H2
(14)
Z N TT H0 0 1
6,5 9,0 12,0 16,5 32,0 45,0
B1 B2 20 27 36 48 94 130
B3
H1 H2
14 18 4 18 25 6 24 32 8 32 42 11 63 82 21 87 114 30
H3
6 18 8 25 10 33 14 45 27 85 38 118
H4 B4 24 33 43 59 109 150
16 22 28 38 68 93
B5 H5 13 18 22 30 52 71
27 37 48 65 120 165
MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
21 mm (H0)
42 mm
40 mm
Wie weit sollen die Gleise für den eben beschriebenen Bahnsteig auseinander liegen – 8 cm, 10 cm oder 12 cm? 12 cm bedeuten für H0 7,9 cm netto für den Bahnsteig, so wenigstens, wenn Sie die NEM-Norm 102 befolgen. Drei Zentimeter für den Niedergang, bleiben also noch jeweils knapp zweieinhalb Zentimeter zum Raufen übrig. Bei 10 cm Gleisabstand kann der Bahnsteig gerade noch 5,9 cm breit werden. Bei zweieinhalb Zentimetern für den Niedergang bleiben dann jeweils 1,7 cm: diszipliniert wartende Reisende gerade noch erlaubt, aber in der Rushhour dürfen die Pendler nur in jeweils einer Richtung durch die Unterführung strömen. Doch: Haben Sie sich überlegt, wie viel Raum Sie im Vorfeld für einen 10-cm-Gleisabstand brauchen? Das
37 mm (H0)*
Raum-Diktat erkennen
Die Zeichnungen weisen auf das Dilemma hin: Während die Lücke zum Aussteigen viel zu groß ist, braucht man sie schon fast vollständig, wenn man etwa eine Fleischmann-94 einsetzt (*maximales 11 mm (H0) Außenmaß ihres Zylin1750 mm (Vorbild) derblocks). Die Maschine 52 mm (H0) stellt sich wegen des 37 mm (H0)* 34 mm (H0) großen seitlichen Achsspiels zudem oft ein wenig quer. Dann kann sie am für den Wagen passend verbreiterten Bahnsteig entlangschrappen. Unverbindlicher Rat: Versuchen Sie es mit einem Millimeter weniger auf jeder Seite (Maß B3 aus NEM 102 nun 40 mm statt 42 mm). So bleiben knappe 1,5 mm auf jeder Seite. Haben Sie z.B. eine S 3/6 von Liliput laufen, dann können Sie auch das vergessen: Mit dem maßlosen Außenmaß von 39,9 mm verdirbt der Zylinderblock nicht nur ein besseres Bahnsteigkonzept, sondern auch das Erscheinungsbild dieses Lokmodells.
34 mm
sagieren rechts und links noch gefahrlose Distanz zur Bahnsteigkante; sogar die überdreht aus der Schule kommenden „Fahrschüler“ können sich hier noch kloppen, ohne dass einer, vom wieder einmal viel zu schweren Ranzen zusätzlich gezogen, ins Gleis stürzt. Allzu sicher sollten Sie sich in diesem Fall nicht wähnen. Doch bestimmt haben Sie Ihren resoluten AufsichtsBeamten noch nicht in Frühpension geschickt. Diesbezüglich sehe ich keine Gefahr: Lieber ukrainische Staatsanleihen als eine Aktie von Ihrer ökonomisch absolut unmöglichen Anlage! Das weiß selbst der allerdümmste Anleger.
16 mm (H0) 29 mm (H0) 12,5 mm (H0)
hängt natürlich vor allem vom Weichenmaterial ab: Je größer der Abzweigwinkel und je kleiner der Abzweigradius, desto schneller kann man in die Breite gehen. Nur, wem gefallen heute noch 15°-Weichen mit
36 cm Radius? Außerdem schränken Gegenbögen dieser Art die nutzbare Bahnsteiglänge wieder ein. Jedenfalls soll dieser Artikel Ihnen helfen, den Raumbedarf von Bahnhofsbestandteilen überschlägig zu
Begrenzung der Fahrzeuge nach NEM 301
B2
(26)
H4
(57) H3
B1
(40)
Während NEM 102 eine Negativform darstellt, macht NEM 301 Aussagen über den maximalen positiven Umriss des normalspurigen europäischen Modellbahnfahrzeugs. Die Breiten für H0 entsprechen beinahe maßstäblich den Vorbildmaßen. Nur im unteren Bereich fehlt der Einzug, der den Abstand zu Bahnsteigen kleiner werden ließe. Wichtig ist besonders die Bodenfreiheit direkt über dem Gleis. Sie beschränkt z.B. den Durchmesser von Antriebszahnrädern und die Höhe der abgezwickten Stummel von Weichenantriebsdrähten, welche offen liegende Getriebe ruinieren können.
(44) G
45° H2
(5) G (16,5)
Z N TT H0 0 1
6,5 9,0 12,0 16,5 32,0 45,0
H1 H2 H3
H4
2 17 11 1 3 24 14 1 18 1,5 4 32 5 44 26 2 48 4 10 83 68 5 13 115
23 32 42 57 106 146
B1 B2 17 23 30 40 78 110
H1
MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
25
Längen fast wie beim Vorbild 526
100
1014 52
W
198
10°
58
Weichenende
53
100
52
Höhe der Bahnsteige über Schienenoberkante: ≥2 mm für H0
Wer sich den Platz-Luxus leisten kann, der baue z.B. mit den großen Pilz-Elite-H0-Weichen. Ihr Abzweigwinkel am Ende des durchs Herzstück gehenden Bogens beträgt 12°, Abzweigradius 1350 mm, Herzstückwinkel 9°. Beim Einsatz von langen Schnellzugwagen (30 cm für H0) braucht man immerhin 1014 mm vom Anfang des Abzweigs bis zur Kante des Zwischenbahnsteigs. Wagen W muss sich nämlich wieder gerade gestellt haben, ehe der Bahnsteig mit H1 oder H2 nach NEM 120 beginnen darf. Übrigens muss man die Pilz-Elite-Weichen für die normgerechten 52-mm-Abstände kürzen. Weichenanfänge und -enden sind durch weiße Punkte markiert.
475
Zeichnung 1:10 für H0 Raster: 100 mm x 100 mm
Idee und Zeichnungen: Bertold Langer
368
10°
42
37
52
58
R = 1200 mm / α = 6°
100
Höhe der Bahnsteige: ≥2 mm für H0
Legt man den ersten Bahnsteig zwischen die Richtungsgleise, so nutzt man den Platz besser, denn die Bahnsteigkanten für beide Richtungen sind jetzt prinzipiell gleich lang. Der Bahnsteig an Gleis 3 bedient nur dieses Gleis. Deshalb kann er etwas schmaler gehalten werden. Man kann ihn an den Enden spitz zulaufen lassen, was die nutzbare Bahnsteigkante verlängert. Die Bahnsteigbreite entspricht in allen Skizzen nur einem Modell-Minimum. Das Vorbild sieht allein schon für die Treppe zur Unterführung eine minimale Breite von 2,50 m vor. Der Inselbahnsteig sollte deshalb besser 78 mm breit sein (Gleisabstand 120 mm).
Ein wenig gestaucht, doch immer noch plausibel 469
226
12°
90
42
35
52
58 253 mm/ ± 7,
5°
100
Höhe der Bahnsteige: ≥2 mm für H0
Setzt man die mittleren Pilz-Elite-Weichen mit 15°-Abzweigwinkel und 866 mm Abzweigradius ein, kann man die Längenentwicklung ein wenig bremsen. Besonders beim Bahnsteig für Gleis 3 macht sich das bemerkbar. Um den Gleisabstand auf 52 mm zu verringern, wurden die Weichen verkürzt; als Mittelwert zwischen Herzstückwinkel (11,18°) und Winkel am Weichenende (15°) wurden 13°gewählt. Bei den verkürzten großen Weichen habe ich es ähnlich gemacht. Die großen Weichen dürften sogar schon ein Puffer-an-Puffer-Fahren mit langen Wagen ermöglichen, falls man sich die entsprechenden Federpuffer mit länglichen Tellern beschaffen kann.
26
MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
Platz sparend über Eck gelegt S ca. 1000 mm bis zur Wand 90
M M
52 58
M
S S
Radius der abgehenden Doppelgleis-Strecke: 900 mm / 951 mm
S
Höhe der Bahnsteige: ≥2 mm für H0
100
58
Bei einer L-förmigen Anlage lohnt es sich, die Bahnhofseinfahrt über Eck anzuordnen. Dadurch nutzt man sein „Brett” besser und die Gleisentwicklung erscheint eleganter – mit und ohne Betrieb. Eisenbahningenieure tun dies nicht gern: Ein Richtungsgleis führt über Abzweig. Da es sich um eine Weiche mit großem Radius handelt, stört das hier nicht weiter. Bei der Eckposition kann man mit einem Mix aus großen und mittleren Elite-Weichen experimentieren (S; M). Dass Tillig Pilz-Weichen mit flexiblen Schwellenrosten anbietet, steigert die Freude am Gestalten zusätzlich. Fragen Sie nach Elite-Weichenbausätzen, die sind billiger und lassen sich noch besser in Ihrem Sinn manipulieren.
Höhe der Bahnsteige: ≥2 mm für H0
ca. 690 mm bis zur Wand
taxieren: zuerst Pi mal Daumen, dann zeichnen und bauen. Wenn die Pi-malDaumen-Idee nicht hinhaut, dann brauchen Sie gar nicht erst weiterzumachen.
Normen anpassen? Die grundsätzlichen NEM-Normen 102 und 301 haben jetzt auch schon ein paar Jährchen auf dem Buckel, doch obwohl die Fahrzeuge insgesamt feiner geworden sind, besteht kaum Spielraum zur Anpassung an realistischere Bahnsteige (s. die Darstellung auf der vorhergehenden Seite). Den kritischsten Punkt bilden die im Verhältnis zur übrigen Umrisslinie zu breiten Zylinderpartien bei Dampfloks. Manche Loks machen von der reichlichen Norm fast unverschämt Gebrauch, auch wenn dies dem äußeren Erscheinungsbild solcher Modelle überhaupt nicht gut tut – von den Bahnsteigproblemen gar nicht zu reden. MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
15°-Weichen mit 486 mm Abzweigradius (Pilz-Elite) liegen für viele schon jenseits der Schmerzgrenze. Trotzdem ein Entwurf dafür, nur zum Vergleich. Die abgehende Strecke wird auf 55 mm Gleisabstand zusammengeführt, falls sie im Bogen fortgesetzt werden soll. Dies bestimmt NEM 112 für einen Innenradius von 600 mm und Wagen der Kategorie C (maßstäbliche Modelle von 26,4-m-Wagen). Alle Gegenbögen im Bahnhof: 600 mm Radius.
Meine Studien haben ergeben, dass man von der Norm-Umgrenzung nach NEM 102 im Bereich von H1 und H2 vielleicht gerade einen Millimeter rechts und links abzwacken kann, mehr aber nicht, wenn man übliche Dampfloks einsetzen möchte. Natürlich können Sie diese Breithüfter vom Betrieb ausschließen. Oder aber Sie machen die Zylinderpartien schmaler, doch dann müssen Sie sich in letzter Konsequenz auch um FineScale-Räder und entsprechende Treib-, Kuppel- und Steuerungsstangen kümmern. Zu viel Aufwand für die meisten, also lassen wir unsere Reisenden weiter hüpfen.
An der Praxis überprüfen Bestimmt können Ihnen meine Zeichnungen zur Orientierung dienen. Aber wenn Sie an die Arbeit gehen, sollten Sie immer wieder die Profilfreiheit im Bahnsteigbereich überprüfen.
Haben Sie schon die bunten Linien bemerkt, welche sich von Zeit zur Zeit im Bereich von Straßenbahnabzweigen auf der Straße sehen lassen? Hier haben die Straßenbahntechniker ein neues Fahrzeug seine verschiedenen Ausladungen auf das Pflaster zeichnen lassen. Offenbar trauen sie theoretisch ermittelten Hüllkurven neuer Typen wenig. Bei uns ist es einfacher: Wir nehmen unsere Störenfriede aus der Schachtel, setzen sie aufs Gleis und schieben sie ein paar Mal prüfend an der Problemstelle vorbei. Oder besser: Nutzen Sie sie vorher als Zeichenhilfe, indem Sie einen weichen Bleistift in Fahrzeugmitte an der Seitenwand mitführen. So erhalten sie die wichtigste Begrenzungskurve. bl
NEM-Normen im Internet Wenn Sie schon drin sind, dann finden Sie diese Normen auf der MIBA-Homepage
http://www.miba.de 27
VORBILD + MODELL
Liliputs Langenschwalbacher für die Epoche II
Typenreine Vielfalt
Mit einem weiteren Plädoyer für die kurzen Vierachser verbindet Michael Meinhold aus nahendem Anlass Zugbildungs-Hinweise für die Reichsbahn-Epoche II.
K
leine Radien auf Mittelgebirgs-Nebenstrecken: Vor Jahresfrist habe ich schon einmal ein Loblied auf die für Modellbahn-Anlagen geradezu gemachten Langenschwalbacher gesungen. Anlässlich der neuen DRG-Ausführung der Liliput-Modelle bin ich nochmals tief ins Archiv getaucht – dessen Reichsbahn-Schätze demnächst ein Zugbildungs-Report offenbaren wird – um auf die Beheimatung dieser Wagen in kleinen und kleinsten Bahnhöfen hinzuweisen.
Neben dem hier dokumentierten Bahnhof Gedern sind weitere Winzlinge wie etwa Beilstein, Schotten, Hilders oder Gemünden (Wohra) zu nennen, die als Außenstellen bekannter Heimatbahnhöfe wie Limburg, Wiesbaden oder Goslar fungierten. Und fast immer sind – im Gegensatz zu den oft bunt aus Länderbahn- und Einheits-Bauarten gemixten Personenzügen – Langenschwalbacher-Garnituren nahezu typenrein gebildet, was auch zahlreiche Fotos unter Beweis stellen.
Vollkommen indes wäre das Glück des Langenschwalbacher-Liebhabers, wenn es in H0 auch noch die Bauart 1913 mit dem markanten OberlichtDach gäbe. Wer sich schon mal einen Eindruck verschaffen will, möge den Wagenkasten eines pr. DurchgangsDreiachsers auf Liliputs Langenschwalbacher-Drehgestelle setzen … Weitere Eindrücke zum Thema „Zugbildung in der Epoche II“ verschafft die in Kürze erhältliche Broschüre gleichen Titels. mm Für den (vergleichsweise winzigen) Bahnhof Gedern an der Vogelsbergbahn Stockheim–Lauterbach verzeichnet der Zugbildungsplan 1927 der Rbd Frankfurt/M immerhin sechs Langenschwalbacher. Mit Zug 4112 erreichen sie auch Frankfurt/M, wo vor der Rückfahrt nach Gedern als Zug 4111 Reinigung (R) und Leuchtstoffversorgung (L) erfolgen. Archiv Michael Meinhold
Rechts: Am 27.9.1936 dampft 64 134 bei Wildemann von Goslar kommend (wo außer der Lok auch 14 Langenschwalbacher sowie der seltene C3trPost an der Spitze beheimatet sind) mit P 1976 nach Altenau. Foto: Carl Bellingrodt, Slg. Gerd Neumann
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MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
Fast noch schöner im korrekten Reichsbahn-Kleid (s. kleines Foto): Liliputs Langenschwalbacher als P 4133 Gedern– Lauterbach (vgl. MIBA 8/99, S. 20) der DRG-Epoche II mit einer 91.3 als passender Zuglok. Modellfotos: MK
Auf der Strecke Linz (Rhein)–Flammersfeld–Altenkirchen (Ww) rollt P 3005 mit 94 672 und Langenschwalbachern der Bauarten 1911/12 und 1914 bei Leuzbach im Jahr 1935 über die Höhen des Westerwalds. In Linz (Rhein) sind damals acht, in Altenkirchen (Ww) vier Langenschwalbacher beheimatet. Foto: Carl Bellingrodt, Slg. Willy Reinshagen
Rechts: Solche Personenzug-Reihungen schickt Bahnhof Goslar 1934 auf die Innerstetalbahn nach Altenau. Archiv Michael Meinhold
MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
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VORBILD + MODELL
Individueller Bahnhof im Eigenbau
Kleines preußisches Stationsgebäude Der Selbstbau authentischer Gebäudemodelle ist leichter, als man denkt. Wer dabei etwas Geduld mitbringt, kommt vielleicht nicht so schnell, dafür aber sicher zum Ziel. Sebastian Koch zeigt seine Vorgehensweise am Beispiel des Bahnhofs „Eisenspalterei“. Beim Vorbild handelt es sich um das typische Empfangsgebäude einer ehemaligen preußischen Privatbahn.
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ie Stadt Eberswalde liegt im Eberswalder Urstromtal östlich der Schorfheide etwa 50 km nordöstlich von Berlin und ist seit dem 30. Juli 1842 mit der Eisenbahn erreichbar. Ein Jahr darauf konnte man weiter bis Stettin fahren. Eberswalde erhielt 1878 östlich des Bahnhofsgeländes eine Reparaturwerkstatt, das heutige Werk Eberswalde der DB Cargo. Nach Joachimsthal konnte man von Eberswalde ab 1898 per Bahn reisen; ein Jahr später weiter bis Templin. Die von Eberswalde abgehende Strecke nach Wriezen wurde 1867 eröffnet. Mit dem Wachsen der Eberswalder Industrie entstand auch eine Privatbahn, die vom Eberswalder Rangierbahnhof über Eberswalde-West die
Anfang der 90er Jahre war das kleine Stationsgebäude noch in einem ansehnlichen Zustand. Das Schild wurde mittlerweile demontiert.
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Rechts: Charakteristisch für das Bahnhofsgebäude ist der Mitteltrakt (hier befanden sich die Diensträume) mit dem Freigespärre und dem markanten Bahnhofsschild mit Jugendstilschrift.
Gemeinden Eisenspalterei und Heegermühle (später Finow) und Schöpfurth (später Finowfurt) verbindet. Die 9,6 km lange Strecke schlängelt sich noch heute durch die Stadt und wird von der Bundesstraße 167 mehrmals gekreuzt. 17 Anschlüsse sowie Art und Ausstattung der Bahnanlagen lassen erkennen, dass sie vor allem dem Güterverkehr diente. Die letzten Güterzüge rollten hier 1996. Der Personenverkehr wurde schon 1963 eingestellt. Fährt man mit dem Auto die B 167 von Eberswalde in Richtung Finow, so liegt an einem Bahnübergang auf der rechten Seite der Bahnhof „Eisenspalterei“. Das markante Stationsgebäude lässt auf die einstige Bedeutung der Bahn schließen. Neben dem kurzen Bahnsteiggleis gehören ein Ladegleis sowie zwei lange Kreuzungsgleise für Güterzüge zu den Bahnhofsanlagen. Anschlussgleise zum Kranbau Eberswalde (vormals Ardelt-Werke), einem Kohlenlager, einer Papierfabrik und einem ehemaligen Stahlwalzwerk gehen ebenfalls hier ab. Auf dem angrenzendem ehemaligen Industriegelände soll im Jahre 2002 die Landesgartenschau des Landes Brandenburg entstehen. Bleibt zu hoffen, dass mit diesem Projekt auch wieder Leben auf die kleine Bahn kommt, die in ihrer Infrastruktur noch fast vollständig erhalten ist. Entsprechende Ideen und Bestrebungen wurden zumindest kundgetan.
Der Anbau auf der linken Seite des Gebäudes entstand erst in den Sechzigerjahren; er diente zunächst als Aufenthaltsraum für den Schrankenwärter. Später war hier zugleich der Dienstraum der Aufsicht.
Oben: Noch zum ursprünglichen Gebäude gehört der mit Brettern verkleidete Anbau auf der rechten Seite des ehemaligen Warteraums. Links: Zum Güterschuppen gehört eine kleine, überdachte Laderampe. MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
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Das Empfangsgebäude Die Wände werden aus Kunststoff zurechtgeschnitten. Fenster und Türen arbeitet man mit dem Skalpell aus. Zur Nachbildung des Mauerwerks kommen handelsübliche Kunststoffplatten zur Anwendung.
Fensterrahmen und -kreuze können ebenfalls aus dünnen Kuststoffplatten und -streifen geschnitten werden.
Grundplatte und Sockelleiste für das kleine Gebäude wurden aus Kunststoff von Völkner gebaut. Mit Sekundenkleber werden die Teile rechtwinklig zusammengeklebt. Die Außenwände werden dann rechtwinklig – ebenfalls mit Sekundenkleber – auf die Sockelleiste geklebt.
Fotos: Uwe Henkel (4), Sebastian Koch (15)
Als gebürtiger Eberswalder nahm ich die Bahn schon von klein auf wahr. Güterzüge und Rangierfahrten faszinierten mich sehr. Später entwickelte sich dann der Wunsch, das nebenbahntypische Empfangsgebäude der Station „Eisenspalterei“ nachzubauen. Ohne den ganzen Bahnhof nachzubilden fristet das Modell heute sein Dasein auf einem fiktiven Kreuzungsbahnhof einer Nebenbahn in Modulform. Der Name des Bahnhofs wurde auf Grund des originellen Bahnhofsschildes beibehalten. Das Empfangsgebäude wurde 1906 nach einem Standardentwurf des Eigentümers, der Deutschen Eisenbahn-Gesellschaft aus Frankfurt/Main, errichtet. Das mit der Hauptseite nach Osten gerichtete Gebäude besteht aus drei Teilen: links der Güterschuppen mit Tor und Laderampe, mittig der übergiebelte Dienstraum und rechts der Warteraum. Der Dienstraumtrakt wird durch den Haupteingang mit zwei Sprossenfenstern, das bogenförmige Freigespärre und mit einem im Giebel befindlichen Stationsschild aus Blech betont. Das Gebäude ist durchgehend gemauert, wobei die dem Gleis zugewandte Seite sowie die linke Stirnseite mit einem dekorativen Fachwerk versehen wurden. Die Rückseite ist verputzt, der Warteraum mit Holz und die rechte Stirnseite mit Schieferplatten verkleidet. Das Dach wurde mit Holz und Teerpappe gebaut, wobei es über die Laderampe hinausragt.
Die Modellnachbildung Nachdem ich alle wichtigen Maße beim Vorbild abgemessen und in einer Skizze notiert hatte, ging ich an die Modellumsetzung. Fotografien, teils älteren Datums, die weitere Details zeigten, erleichterten die Bastelarbeit wesent-
Oben: Das Fachwerk entsteht durch Aufkleben von dünnen Streifen aus Zeichenkarton. Rechts: Die Farbgebung erfolgt mit matten Bastelfarben, die auf einer Palette oder einem Brettchen gemischt werden. Zwischen den Lackierschritten ist ausreichend Trocknungszeit einzuplanen.
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lich. Als Basisbaumaterial verwendete ich Kunststoffplatten von 0,5 und 1 mm Stärke aus dem Völkner-Sortiment. Das Mauerwerk wurde aus Kibri-Mauerwerkplatten gebildet. Mit einem Skalpell schnitt ich die Gebäudewände zu. Genaues und rechtwinkliges Arbeiten erleichtert später das rechtwinklige Zusammenkleben. Auf eine Grundplatte aus Kunststoff wurden zwei Lagen 1 mm starker Kunststoffstreifen entsprechend auf dem Grundriss des Gebäudes aufgeklebt. Sie stellen die gemauerte Sockelleiste des Gebäudes dar. Als Sockelleiste kann auch die im Weinert-Sortiment erhältliche aus Weißmetall verwendet werden. Der Sockel sollte so angebracht werden, dass er um etwa 1 mm gegenüber den Seitenwänden hervorsteht. Bevor ich die Seitenwände zusammengeklebt habe, musste ich sie bearbeiten. Gemäß den Maßen werden die Öffnungen von Fenster und Türen ausgearbeitet. Der dünne Kunststoff lässt sich gut mit einem Skalpell schneiden. Bei dickeren Materialien empfiehlt sich die Verwendung einer Laubsäge oder einer Minifräse. Türen oder Fensterladen, die außen anschlagen, brauchen nicht ausgearbeitet zu werden. Hier genügt es, sie außen aufzukleben. Gleiches gilt für hervorstehende Verzierungselemente. Fenster und Türen kann man (wenn sie passen) aus der Bastelkiste verwenden oder man baut sie selbst. Türen erhält man, indem einzelne Lagen dünner Kunststoffplättchen zusammengeklebt werden. Für Fenster eignen sich sehr dünne Kunststoffstreifen, die sich zu Fensterkreuzen zusammenfügen lassen. Mit etwas Geschick und Einfallsreichtum lassen sich aber auch andere Methoden finden, die zum gewünschten Ziel führen. Die so hergestellten Wände des Gebäudes werden nun auf die Sockelleiste geklebt. Die Ecken der Außenwände
Klarsichtfolie imitiert die Glasscheiben, auf denen anschließend die Fenstersprossen mit schmalen Papierstreifen angedeutet werden können.
Oben: Die senkrecht verlaufenden Streben des Dachstuhls kann man mit Kunststoffstreifen an der Unterseite des Dachüberstandes und mit Papierstreifen unter den Teerbahnen andeuten. Unten: Mit matten Farben streicht man das Fachwerk grau und das Dach schwarz. Es ist darauf zu achten, dass die Farbe nicht versehentlich auf die Seitenwände gerät.
Die Laderampe entstand aus Holzleisten, die mit Kunststoffstreifen beklebt wurden.
Links: Durch größengerechtes Kopieren von Fotos entstand das Bahnhofsschild, welches unter dem Freigespärre befestigt wurde.
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Gleisseite des EG „Eisenspalterei“
gleisabgewandte Seite des EG „Eisenspalterei“
Die Ansichten des Empfangsgebäudes „Eisenspalterei“ sind im Maßstab 1:120 abgebildet. Um sie auf H0-Größe zu bringen ist am Kopierer 138 % einzustellen. Höhenmaße können aus den Seitenansichten abgenommen werden. Für H0 müssen die gemessenen Werte mit dem Faktor 1,38; für N mit 0,75 multipliziert werden. Die Maßzahlen im Grundriss gelten für die Nenngröße H0 (1:87). Die Zeichnung ist aber in 1:160 dargestellt.
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Giebel mit Anbau
Giebel Grundriss (Maße für H0, Darstellung in 1:160) Zeichnungen: Sebastian Koch (4), Rainer Ippen (1)
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habe ich Stoß auf Stoß geklebt um späteres Nacharbeiten zu vermeiden. Zum Kleben diente Sekundenkleber, der sparsam zu dosieren ist um ein Ausquellen zu vermeiden. Eingeklebte Zwischenwände stabilisieren das Gebäude. Gemäß dem Vorbild wird das Fachwerk nachgebildet. Einfach war es, dünne Papierstreifen auf das Mauerwerk zu kleben. Für die „Eisenspalterei“ schnitt ich etwa 2 mm breite Streifen mit dem Skalpell und einem Stahllineal aus stabilem Zeichenkarton (ca. 200 g/m2). Da beim Vorbild das Fachwerk einige Millimeter hervorsteht, ist das Aufkleben der Papierstreifen vorbildgerecht. Zum Kleben des Papieres verwendete ich Alleskleber, der den Vorteil hat, die Papierstreifen vor dem Trocknen in Ruhe positionieren zu können. Nachdem das Fachwerk fertig gestellt war, konnte ich das Gebäude bemalen. Die Wände werden in einem Grundfarbton, entprechend der Ziegeloder Putzfarbe gestrichen. Dazu sollte man matte Bastelfarben benutzen; die Pinsel sind je nach den zu streichenden Flächen möglichst groß zu wählen, um Pinselstriche weitgehend zu vermeiden. Nachdem ich die Ziegel in einem rotbraunen Ton gestrichen hatte, bemalte ich die Holzverschalung, die verputzten Wände und den Schiefergiebel. Nach zweitägigem Trocknen kamen dann die Details an die Reihe. Das Papierstreifen-Fachwerk färbte ich mit einem feinen Pinsel grau. Türen und Fensterkreuze wurden ebenfalls in den entsprechenden Farben lackiert. Nachdem diese durchgetrocknet waren, klebte ich Klarsichtfolie hinter die Fensterkreuze um die Scheiben zu imitieren. Die Sprossen der Fenster
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neben dem Haupteingang entstanden, indem ich dünne Papierstreifen auf die Klarsichtfolie klebte, bevor ich sie in die Fenster einfügte. Beim Kleben der Klarsichtfolie sollte sehr wenig Klebstoff verwendet werden, da dieser den Kunststoff angreift.
Dachgestaltung Das Dach kann entweder im Eigenbau oder aus handelsüblichen Kunststoffplatten gebildet werden. Entsprechende Teer- oder Ziegeldächer gibt es beispielsweise bei Auhagen. Ich fertigte die Dachteile aus 1 mm dicken Kunststoffplatten und klebte sie auf das Gebäude. Senkrecht aufgeklebte Papierstreifen bilden den Dachstuhl nach, der sich in der Teerpappe meist abzeichnet. Über diese Streifen klebte ich dann etwa 10 mm breite Papierstreifen, welche die einzelnen Bahnen der Teerpappe nachbilden. Als Klebstoff diente hier Sprühkleber. Das bogenförmige Freigespärre über dem
Haupteingang wurde aus dünnen Kunststoffstücken zusammengesetzt, die einzeln gebogen und angeklebt wurden. Mit schwarzer Farbe strich ich das Dach an. Das Freigespärre erhielt einen grauen Anstrich. Dann brachte ich noch Dachrinnen mit Fallrohren an. Abschließend wurde das Gebäude weiter detailliert. Die Laderampe entstand aus Profilhölzern mit 2 mm Kantenlänge, auf die ich Bretterimitate aus Kunststoff klebte. Die Stufen der Laderampe stammen aus dem PlastructSortiment von Piko. Das Stationsschild schnitt ich aus Fotografien aus, die per Farbkopierer auf die passende Größe gebracht wurden. Um das Gebäude aufzustellen habe ich einen Geländesockel mit Bahnsteig hergerichtet. Mit feinem Schwemmsand kaschierte ich den Übergang vom Gebäude zum Gelände. Auf der Bahnsteigseite führte ich die Sandfläche bis zur Bahnsteigkante, die eine Bohlenimitation darstellt, fort. Sebastian Koch/ip
Die bahnsteigabgewandte Gebäudeseite besitzt keinen Eingang und wurde beim Vorbild nur verputzt. Die Fensterladen entstanden aus eingekerbten Kunststoffplatten. Im Modell kommt das mit dünnen Papierstreifen gebaute Fachwerk auf der Gleisseite des Gebäudes gut zur Geltung.
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MODELLBAHN-PRAXIS
Neues aus Barthelsaurach
Mehr Länge für den Bonsai-Bahnhof Vielleicht erinnern Sie sich noch an Barthelsaurach? In MIBA Modellbahn-Praxis „Gebäude-Modellbau“ wurde diese ModulAnlage in der Baugröße H0 von Dr. Gebhard Weiß bereits vorgestellt. Jetzt hat der Erbauer seinen „Bahnhofsbonsai“ mit einem Zwischenstück verlängert – genug Platz für einen neuen Güterschuppen und eine Kohlenhandlung.
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er Vorteil einer Modul-Anlage besteht darin, dass sie nicht nur zerleg- und transportierbar ist, sondern dass die einzelnen Module bei Bedarf auch in anderer Form zusammengestellt werden können. So entstand mein Bahnhof „Barthelsaurach“ bereits vor dreizehn Jahren nach der FREMO-Norm als Modell eines fränkischen Nebenbahn-Endbahnhofes. Er musste sich seinerzeit den beschränkten Platzverhältnissen meiner Studentenbude anpassen und war daher ursprünglich gerade einmal 2,00 m lang und 60 cm breit. Auf diese Weise passte der Bahnhof problemlos auch in die seinerzeitige Studentenkutsche, einen VW Polo, denn die beiden gleich langen Segmente können mit Kopfbrettern zu einer Transportkiste in der Art eines „Wurstbrots“ zusammengeschraubt werden; die gestaltete Oberfläche der Module liegt dabei gut geschützt auf der Innenseite. Zwangsläufig ließen die Nutzlängen der Gleise aber arg zu wünschen übrig. Seit einigen Jahren habe ich etwas mehr Platz für das Hobby, und in der Broschüre „Gebäude-Modellbau“
Außer dem Heizöllager hat der Brennstoffhandel noch drei Stapelplätze für verschiedene Kohlesorten. Alles wurde bewusst sehr niedrig gehalten um den Einblick auf die dahinter liegenden Bahnhofsgleise nicht zu verstellen.
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Grundriss der Bahnhofsmodule, etwa im Maßstab 1:15 für H0. Gegenüber der FREMO-Norm, die 50 cm Modulbreite und das Gleis in der Mitte vorsieht, wurde „Barthelsaurach“ um 10 cm verbreitert, die Module sind also 60 cm breit.
waren schon zwei Anschlussmodule mit der Wehrkirche und dem Gasthof zu sehen. Doch auch der Bahnhof selbst sollte etwas mehr Betrieb zulassen. Er wurde deshalb um 50 cm verlängert. Gut macht sich die leichte Kurve der Gleise auf dem Zwischenstück; der Bahnhof erhält dadurch einen ganz neuen Charakter. Die Gleisbögen haben einen Halbmesser von etwa 2 m und erlauben auch das Einkuppeln von kurzgekuppelten Fahrzeugen. Das trapezförmige Zwischenstück war aus 8 mm und 13 mm starken Sperrholzplatten relativ leicht zu fertigen. Es benötigt keine eigenen Beine, sondern wird mittels Bohrungen in den Endprofilen zwischen die beiden Nachbarmodule geschraubt, die je zwei Beinpaare aufweisen und standfest sind. Alle Gleise stoßen im rechten Winkel auf die Segmentkanten. Verwendet wurde mit Rücksicht auf die bereits bestehenden Bahnhofsteile Flexgleis von Roco mit 2,5 mm hohen Schienenprofilen. Wesentlich schwieriger war es allerdings, die Farbe des Gleis-
Oben: Das Zwischenmodul frisch aus der Schreinerei. An den Füßen des Nachbarsegments sind Sperrholzdreiecke angebracht, auf die das Zwischenstück beim Aufstellen des Bahnhofes passgenau „abgestellt“ werden kann. Auf diese Weise werden der Aufbau und die Justage der Segmente wesentlich vereinfacht.
Die Gleise müssen genau senkrecht auf die Segmentkante stoßen. Zwischen den Gleisen wurden bereits Leisten als Bahnsteigkante und als hintere Schalung für den Gipsbahnsteig eingebaut; Letztere wird nach dem Ausgießen wieder entfernt. MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
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Das Gleis vor dem Heizöllager erhielt eine Ölauffangwanne aus 1 mm-Polystyrolplatten, betonfarbig gestrichen und hier im Rohbau zu sehen. Aufgeklebte Kleineisen, Rost und einige Ölflecken vervollständigen später die Optik.
Das Heizöllager entstand aus zwei Kesseln aus der Bastelkiste, die Betonumwandung aus Kunststoffplatten. Die Armaturen, Leitungen, Flansche, Plattformen und Geländer entstanden im Selbstbau aus Draht und Ms-Profilen, wobei es vor allem auf den optischen Eindruck ankam. Typisch: der gelenkige „Galgen“ zum Befüllen eines Tankfahrzeuges. Die ausklappbare Plattform entstand aus dem Scherblech eines Trockenrasierers. Alternativ sind auch gut gestaltete Industriemodelle von Öllagern auf dem Markt, die man mit zierlicheren Geländern oder Rohrleitungen noch optisch verfeinern könnte. Rechts das Öllager am Bahnhof OberRamstadt im Odenwald. Die Betonmauer hat hier Blechtüren. Der „Galgen” trägt eine Hebelkonstruktion und ein Ventil, vermutlich um beim Befüllen eines LKW das Heizöl, falls nötig, vom Kessel aus schnell abstellen zu können (vielleicht weiß ein Leser hier Näheres?). Damit kein Öl heruntertropft, hängt am Rüssel des „Galgens” ein Eimer – ein Detail, das auch im Modell nachgebaut wurde. Interessante Farbstudien: der verrostete grüne Kessel mit Spuren von heruntergelaufenem Öl sowie die Schattierungen und Stockflecken am Beton!
Das Heizöllager erhält den Brennstoff natürlich mit der Bahn per Kesselwagen; die Verteilung erfolgt mit einem LKW. Im Schuppen befinden sich die Pumpen, mit denen das Öl aus dem Kesselwagen in die Lagertanks und von dort in den LKW gepumpt wird. Die beiden Tanks sind arg klein, jeder fasst ungefähr nur einen Kesselwagen voll – wenn der Heizölhändler im Herbst Hochkonjunktur hat, kommt mit dem Ng fast täglich eine neue Lieferung!
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schotters wieder zu treffen, denn seinerzeit hatte ich Fabrikat und Artikelnummer nicht notiert ... Die Bahnsteigkanten entstanden aus Holzleisten, der Bahnsteig selbst wurde mit Gips aufgefüllt. Hier war es nicht möglich, den neuen Bahnsteig an die bestehenden Teile anzugleichen, deshalb erhielten alle Bahnsteige mit Dispersionsfarbe einen neuen Asphaltbelag. Die Alterung erfolgte dann mit Staubpuder von Rainershagener Naturals. Die gewonnene Bahnhofslänge sollte auch für zusätzliche Betriebspunkte Raum bieten. Auf der Bedienerseite entstand so eine kleine Kohlen- und Heizölhandlung, die ihre Produkte über die Schiene bezieht – eigentlich ein Muss für einen kleinen Landbahnhof. Auf der Seite des Empfangsgebäudes wurde außerdem ein neuer Güterschuppen samt Laderampe gebaut. Der Schuppen, der auf einem der beiden Module bereits vorhanden war, gehört jetzt angenommenermaßen einer Spedition – ein weiterer Grund für etliche Wagen mehr im täglichen Nahgüterzug nach Barthelsaurach. Dr. Gebhard J. Weiß
Oben: Auf der anderen Seite der Gleisanlagen gegenüber dem Tanklager wurde ein neuer, zweiter Güterschuppen gebaut. Er ist ein Eigenentwurf, entspricht also direkt keinem Vorbild. Ganz ähnliche Bauwerke gibt es aber auf verschiedenen bayerischen Bahnhöfen. Der Schuppen sollte die gleiche Sandsteinarchitektur wie die des Empfangsgebäudes aufweisen. Für das Modell wurden daher die gleichen Karton-Sandsteinplatten von Vollmer verwendet, aus denen auch schon vor 10 Jahren das EG entstand (zum genauen Bau des Schuppens demnächst mehr in der MIBA). Neben dem Schuppen entsteht hier gerade der Unterbau für die Verlängerung der Rampe.
Rechts: Die Gleisseite des fertig gestellten Güterschuppens. Eine Schuppenseite erhielt eine Inneneinrichtung und geöffnete Schiebetore. Unten: Die Anlage ist stationär aufgebaut und steht vor einer an der Wand angebrachten MZZ-Wolkenhimmelkulisse. Hier kann regelmäßig Betrieb gemacht werden!
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VORBILD + MODELL
Das Modell des Henschel 36W3 dient Thomas Mauer als Beispiel für den Umgang mit Weißmetallbausätzen.
Bausätze aus Weißmetall
Veteranen der Landstraße Fein detaillierte Kleinserienbausätze, wie sie etwa von Weinert angeboten werden, bestehen meistens aus Weißmetall. Wie sich aus diesem für manchen sicher ungewohnten Material schöne Modelle bauen lassen, schildert Thomas Mauer.
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is jetzt stand ich den Werkstoffen Messing und Weißmetall eher skeptisch gegenüber. Doch ich wollte mich auch einmal an einen Kleinserienbausatz wagen. Eine Lok sollte es für den Anfang freilich nicht sein; zu groß war die Sorge, dass etwas „schiefgehen“ könnte. Meine Wahl fiel schließlich auf einen Lkw-Bausatz von Weinert. Dass diesem einen Modell gleich weitere folgten, sei nicht verschwiegen – unlösbar ist der Umgang mit Metallbausätzen nicht. Für Teile aus Weißmetall, Messingfeinguss und geätztem Messingblech benötigt man unterschiedliche Werkzeuge zum Schneiden, Feilen und Schleifen. Weißmetall ist sehr weich; zum Entgraten habe ich hier so genannte Echappement-Feilen (u.a.
bei Fohrmann erhältlich) und Schleifpapier für Metall mit der Körnung 180 (aus dem Baumarkt) benutzt. Schlüsselfeilen sind nicht geeignet, da sie sich sofort zusetzen. Messingfeingussteile weisen oft einen dicken Gussarm auf. In Ermangelung einer feinen Metallsäge habe ich meine Miniaturbohrma-
schine mit einem Diamanttrennblatt zum Schneiden und Schleifen eingesetzt. In der Bauanleitung unter dem Punkt „Allgemeines“ empfiehlt der Hersteller, dass zum Kleben des Bausatzes ein Sekundenkleber zu benutzen sei. Zudem sollen schwere und tragende Bauteile zusätzlich mit einem Zweikomponenten-Klebstoff (z.B. StabilitExpress) versehen werden. Vom Löten ist auf Grund des niedrigen Schmelzpunkts von Weißmetall abzuraten; bei ungeschickter Handhabung kann man die Bauteile im günstigsten Fall dann nur noch zum Bleigießen an Silvester verwenden … Als praktisches Beispiel möchte ich den Bau eines Henschel 36W3 mit Kässbohrer-Kofferaufbau von Weinert (Art.-Nr. 4517) zeigen. Zu Beginn stand eine Überprüfung der Bauteile auf Vollständigkeit und mögliche Fehler. Allerdings erwies sich diese Maßnahme (auch bei drei weiteren Modellen) als überflüssig – aber, sicher ist sicher … Beim Zusammenbau ist zwischen Bau- und Lackiergruppen zu unterscheiden. Dabei ist zu überlegen, welche Bauteile gleich montiert werden können und welche wegen einer abweichenden Farbgebung erst später eingefügt werden sollten. Falls eine Baugruppe schon lackiert ist, kann man den Lack an den Klebestellen durch ungeschicktes Hantieren schnell verschmieren. Zudem ist zu klären, ob an verschiedenenfarbig auszulegenden Teilen nach der Montage noch Abdeck-
Allzuviele Teile aus Weißmetall und Messingfeinguß sind es nicht: Der Bausatz des Henschel 36W3 von Weinert. Alle Fotos: Thomas Mauer
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lack oder -folie angebracht werden kann. Bis auf wenige (unvermeidliche) Ausnahmen habe ich mich für das Prinzip der Lackiergruppen entschieden. Vor der Montage der ersten Teile müssen zunächst die Scheiben der Fahrerkabine auf einer harten Unterlage (z.B. Spiegelkachel) zurechtgeschnitten und angepasst werden. Die Ecken der Scheiben werden mit einer Feile noch leicht abgerundet. Der Fensterrahmen der Frontscheibe dient als Schneidelehre. Die Kanten müssen noch ein wenig nachgefeilt werden, damit die Scheibe beim Einbau passt. Die Fensterscheiben sollten sorgsam beiseite gelegt werden – sie können leicht abhanden kommen. Bauteile, die Bohrungen (etwa für die Spiegel, die Scheibenwischer etc.) erhalten, sollten beim Bohren fest aufliegen; auf den Bohrwinkel (meist 90°) ist zu achten, da bei einer Abweichung schnell einmal das Bohrloch nicht an der gewünschten Stelle austreten kann ... Schauen wir uns jetzt einmal die Baugruppe „Pritsche“ an: Sie besteht aus acht Teilen: vier Seitenwände, Bodenplatte, Dach und zwei Kotflügel. Die Teile sind alle versäubert, Bohrungen müssen nicht eingebracht werden. Ich habe mich für folgende Farbgebung entschieden: Seitenwände dunkelblau mit einem weißen Streifen auf beiden Längsseiten, Dach weiß, Kotflügel und Bodenplatte schwarz. Somit ist klar, welche Teile jetzt miteinander verklebt werden können, nämlich die vier Seitenwände. Die restlichen Teile werden nur sorgsam angepasst. Im Gegensatz zu Kunststoff lassen sich die Metallteile nicht mal eben mit Gewalt einfügen. Die Pritschenwände werden rechtwinklig (z.B. Bodenplatte als Anschlag) mit Sekundenkleber (ich habe solchen von Faller und Uhu benutzt) fixiert. Zusätzlich werden die Pritschenwände von innen mit Zweikomponenten-Kleber (z.B. Stabilit-Express) verklebt. Praktischerweise sollte man diesen Klebstoff gleich für mehrere Klebestellen anmischen – d.h., man wartet, bis auch die Fahrerkabine mit dem Motorvorbau und das Fahrwerk vorbereitet sind. Genau wie bei der Pritsche stellt man für die anderen Elemente des Lkws die Bau- und Lackiergruppen zusammen. Sind die Vorarbeiten erledigt, erfolgt eine Reinigung aller Teile in Waschbenzin. Als „Badewanne“ dient eine Bonbondose aus Blech. Natürlich dürMIBA-Miniaturbahnen 8/2000
Das benötigte Werkzeug. Echappement-Feilen von Fohrmann, Pinzetten, ein Stiftenklöbchen mit diversen Bohrern. Beim Kleben kommen Sekundenkleber und Zweikomponentenkleber (etwa Stabilit) zum Einsatz.
Die Scheiben der Fahrerkabine werden auf einer harten Unterlage (hier eine Spiegelkachel) zurechtgeschnitten und angepaßt. Das geht am besten solange die Bauteile der Fahrerkabine noch nicht zusammengebaut sind.
Die meisten Bauteile müssen mit Schleifpapier oder Feilen entgratet werden. Dabei ist mit Vorsicht vorzugehen, damit wirklich nur der Grat entfernt wird.
Die Pritschenwände werden rechtwinklig mit Sekundenkleber fixiert. Dabei dient hier die Bodenplatte als Anschlag. Die übrigen Teile der Baugruppe werden nur angepasst und noch nicht verklebt; die endgültige Montage erfolgt erst nach dem Lackieren. Unten: Die Fahrerkabine mit angesetztem Motorvorbau. Das Dach kann erst nach dem Lackieren und dem Einsetzen der Fensterscheiben aufgesetzt werden.
Die Klebestellen wurden von innen zusätzlich mit Zweikomponentenkleber gesichert.
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fen die Bausatzteile jetzt nicht mehr mit den Fingern berührt werden! Das Waschbenzin verfliegt rasch; ein Nachtrocknen ist nicht erforderlich. Für das Lackieren der Modelle habe ich eine Airbrush-Pistole mit Kompressor benutzt. Spritzlackieren scheint mir bei den filigranen Teilen die sicherste Methode, eine gelungene Gesamtwirkung zu erzielen. Grundierung, Farben und entsprechende Verdünner kamen von verschiedenen Herstellern. Zuerst wurde bei allen Teilen eine Grundierung aufgetragen. Dazu verwendete ich diejenige von ModelMaster (Nr. 2737), wobei ich allerdings nicht genau weiß, ob diese Grundierung wirklich auch für Metall vorgesehen ist. Ein Hinweis dazu findet sich weder im Katalog noch auf dem Farbbehälter – aber immerhin hält die Farbe. Das komplette Fahrgestell, die Bodenplatte der Pritsche und die hinteren Kotflügel wurden schwarz (Revell 302 seidenmatt) lackiert; die Seitenwände und das Dach der Pritsche erhalten einen Farbauftrag in Weiß (Revell 301 seidenmatt). Das Führerhaus samt Motorvorbau sowie die Wände der Pritsche (wobei eine weiße Fläche entsprechend der Bauanleitung auf beiden Seitenwänden mit Abdeckfolie von Revell zu versehen ist) habe ich nun dunkelblau (Revell 350 seidenmatt) gespritzt. Kleinteile wie die Fahrerfigur und die Sitzbank sollte man mit dem Pinsel streichen. Bei dem Glanzgrad für das fertige Lkw-Modell habe ich mich für seidenmatt entschieden. Glücklicherweise gibt es im Humbrol-Sortiment einen passenden seidenmatten Klarlack. Als Lösungsmittel zum Verdünnen kann dabei Brennspiritus zum Einsatz kommen. Der Lack trocknet dann sehr schnell, da der Spiritus sofort verfliegt. Der Haken an der Sache ist, dass das Reinigen der Airbrush-Pistole danach sehr sorgfältig erfolgen muss, damit wirklich keine Rückstände wie kleine Lackpfropfen irgendwo in der Pistole haften bleiben. Also schrubben, tupfen, wischen … Nach der Montage von Führerhaus und Fahrgestell konnten die Scheiben in die Kabine eingeklebt werden. Hierzu habe ich glänzenden Klarlack
Oben: Die Spritzlackierung des Lkw-Modells erfolgte in mehreren Schritten. Das Führerhaus ist hier bereits grundiert (ModelMaster Nr. 2737); das komplette Fahrgestell erhielt eine seidenmatte schwarze Lackierung (Revell Nr. 302). Die Pritschenwände wurden zunächst weiß gespritzt (Revell Nr. 301); nach dem Trocknen können sie abgeklebt werden und den endgültigen Farbton erhalten. Kleinteile wie die Fahrerfigur bemalt man am besten mit dem Pinsel. Links: Die Fensterscheiben des Modells wurden auf den Innenseiten mit Klarlack fixiert.
benutzt. Bei Sekundenkleber besteht die Gefahr des „Ausblühens“; die Scheiben werden gräulich weiß, ohne dass man den Schaden wieder beheben kann. Leider liegen dem Bausatz keine Kennzeichen bei. Diese gibt es aber bei Truck Line (Postfach 2211, 58592 Iserlohn). Die Kennzeichen müssen nur grob ausgeschnitten werden, da die Trägerfolie genau der Größe des Kennzeichens entspricht. Mit einer Pinzette kurz in lauwarmes Wasser getaucht,
kann die Beschriftung über den Träger an die gewünschte Stelle geschoben werden.
Fazit Die eigentliche Montage der Bauteile ist nicht sehr aufwändig. Viel Zeit beansprucht dagegen das Lackieren in (mindestens) drei Schritten, wobei der eigentliche Zeitaufwand durch die Vorbereitung und das anschließende Reinigen der Werkzeuge entsteht.
Bei dem einen Modell blieb es nicht – und so kam es schnell zu einem Veteranentreffen mit der Kaelble-Straßenzugmaschine, dem Vomag-Langholzwagen und dem Krupp Titan (alle Modelle von Weinert) …
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issen ist Macht – diese „alte“ Weisheit gilt auch heute noch unverändert, unabhängig von digitalen Mehrzugsteuerungen, Lokdecodern, Computern usw. Spätestens dann, wenn zum dritten Mal der falsche Zug aus dem Schattenbahnhof auf die Strecke geschickt wird, erinnert man sich wieder daran und ersinnt allerlei „kluge“ Ordnungsregeln, die aber an der eigenen Unordnung schnell wieder scheitern. Das Wissen über den Standort der Züge müsste untrennbar mit diesen verbunden sein ... Methoden zur Gleisbesetztmeldung sind „fast“ so alt wie die Modellbahn selbst. Über mechanische oder magnetische Gleiskontakte oder über Gleisbesetztmeldungen per Referenzspannung werden Gleise besetzt bzw. frei gemeldet oder Funktionen ausgelöst. In allen Fällen kann nur festgestellt werden, ob sich Fahrzeuge in einem Meldeabschnitt befinden oder nicht. Rückschlüsse auf das Triebfahrzeug bzw. Zugeinheit sind nicht möglich.
Zugnummernfortschreibung per Computer Wenn zwischen zwei Zügen immer ein freier Meldeabschnitt vorhanden und die Ausgangssituation (welcher Zug befindet sich in welchem Meldeabschnitt) bekannt ist, so können die Zugbewegungen aus den sich ändernden Belegtmeldungen abgeleitet werden. Diese „stupide“ Arbeit kann natürlich Kollege Computer bestens übernehmen ... [siehe MIBA 7/2000, S. 78ff.] Aus den einfachen Voraussetzungen resultieren auch die Nachteile dieser Lösung: Wird ein Zug aus dem Betrieb herausgenommen oder hinzugefügt, so muss dies im Belegungsplan entsprechend vermerkt werden.
Rückmeldung der Lokadresse Zimo-Digital-Fahrer haben schon seit langem die Möglichkeit, an einer Meldestelle die Adresse eines Lokdecoders auslesen zu lassen und diese dann zur Zugnummernverfolgung weiter auszuwerten. Ähnliche Funktionalität bieten die seit Ende letzten Jahres von Digitrax angebotenen Decoder mit eingebautem Loknummern-Sender. Über spezielle Lesestellen wird die Decoder-Nummer erfasst und zusammen mit der Lesestellen-Nummer in das LocoNet zur weiteren Auswertung eingespeist. MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
Auch die Fa. Lenz arbeitet an einer Möglichkeit, die Decodernummer an einer Lesestelle – z.B. über einen speziellen Belegtmelder – auszulesen. Eine Aufnahme in die DCC-Normen ist für diese Art der Rückmeldung aber noch nicht in greifbarer Nähe ...
Lok- oder Zugnummern Prinzipiell ist durch „Nur-RückmeldeDecoder“, die in einzelne (oder alle Fahrzeuge) eingesetzt werden, nicht nur eine Rückmeldung der Lokadresse,
ELEKTROTECHNIK
ventionell, diverse Digitalsysteme) eine entscheidende Rolle. Bei seinem Prinzip werden die Fahrzeuge durch Transponder „markiert“. Transponder sind kleine elektronische Schaltungen, die ein Antennensignal empfangen (also quasi von einem Sen-
Transponderbasierte Rückmeldung von Helmo
Zugnummernerkennung Wer per Fahrplan seine Züge fährt, oder gezielt spezielle Züge aus dem Schattenbahnhof abrufen möchte, muss sich irgendwo notieren, wo welcher Zug steht. Einfacher und sicherer geht es mit der Zugnummernerkennunng und -anzeige von Helmo. sondern auch der Zugnummer möglich – eine Lok kann bekanntlich vor mehr als einem Zug eingesetzt werden. Sind die „Nur-Rückmelde-Decoder“ preiswert, so stellt dies eine interessante Alternative dar, da Lesestellen für die Erfassung der Loknummer ohnehin benötigt werden. Dieser „massive“ Einsatz von Rückmeldern erfordert hinreichend schnelle Lesestellen bei einer punktuellen Erfassung oder eine entsprechende Technologie, die es erlaubt, bei „flächigen“ Lesestellen (z.B. ein Block) mehr als eine Adresse auszuwerten und zurückzumelden. Die Auswertung und Darstellung erfordert natürlich auch eine entsprechend leistungsfähige (Computer-)Hardware ...
Helmo-Transponder Diese und ähnliche Überlegungen werden bei Rolf Helbig – bekannt mit dem Firmennamen „Helmo-Modellbahnelektronik“ – im Mittelpunkt gestanden haben. Zusätzlich spielte sicherlich noch eine hohe Betriebssicherheit und die Systemunabhängigkeit von verwendeten Steuerungssystemen (kon-
der angestrahlt werden) und das empfangene Signal in veränderter Form wieder abgeben. Die Veränderung des Eingangssignals erfolgt dabei in der Art, dass die Transponder dem Signal ihre eigene Identität – also die Zugnummer – aufprägen. Dieses veränderte Signal wird wieder aufgefangen und ausgewertet, wodurch die Adresse „herausgefiltert“ wird. Die verwendeten Transponder antworten mit einer zehnstelligen HexZahl als Adresse, was nach Abzug von zwei Header-Bytes einen Adressraum von über vier Milliarden „Hausnummern“ ergibt – also (mehr als) genug ... Die Transponder benötigen keine eigene Spannungsversorgung, sondern entnehmen die erforderliche Energie dem empfangenen Antennensignal. Dies erleichtert den Einbau erheblich, da keine zusätzlichen Kabel etc. benötigt werden und die Funktion unabhängig von der Fahr- oder Versorgungsspannung ist.
Helmo-Hardware Die Helmo-Hardware besteht aus einem rohrförmigen und zwei schei45
benförmigen Transpondern, die in, an oder unter den zu erkennenden Fahrzeugen befestigt werden. Bei der Montage der Transponder bestehen vielerlei Möglichkeiten, da das Antennensignal Kunststoffe durchdringt und eine Reichweite von ca. 3 cm besitzt. Damit lassen sich beispielsweise Transponder in Fahrzeugen platzieren. Zu bedenken ist dabei jedoch, dass das Antennensignal durch Metalle abgeschirmt wird. Befindet sich also z.B. das Beschwerungsgewicht zwischen Transponder und Antenne, ist keine Erkennung möglich. Grundsätzlich sollten die Transponder nicht in unmittelbarer Nähe „großer“ Metallmassen wie direkt unter dem Gussblock befestigt werden, da die Wirkung des Antennensignals hiervon gestört werden kann. Solche ungewünschten Effekte lassen sich jedoch durch geschickte Platzierung der Transponder quasi immer vermeiden: Helmo zeigt auf seinem Messestand z.B. die Zugnummernerkennung mittels Transponder und Märklin-M-Gleis! Dabei werden die Antennen nicht unter dem Gleis, sondern neben dem Gleis montiert und die Transponder dementsprechend außermittig angebracht. Geeignete Stellen sind Trittstufen oder die Innenseiten der Längsträger. Die Montage der Lesestelle gestaltet sich völlig unproblematisch: Im Gegensatz zu punktuell arbeitenden optischen Lesegeräten besitzt der Trans-
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n Zusammenarbeit von Freiwald Software („Railroad & Co“) und Helmo entsteht eine Lösung mit Namen „TrainMonitor“ zur Zugnummernverfolgung und Anzeige der Zugbewegungen auf dem Computer-Monitor. Die konzipierte Lösung erfordert keine Digitalisierung der Anlage, sondern basiert auf einer Gleisbelegtmeldung, wie sie beispielsweise auch in konventionellen Anlagen verwendet wird, und kombiniert dies mit den HelmoTransponder-Lesestellen. Grundidee ist dabei – wie im Text oben angesprochen – die Platzierung weniger Lesestellen an strategisch wichtigen Positionen der Anlage. Durch die Kombination mit der Gleisbesetztmeldung reicht der Computer die an
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ponder-Leser eine flächige Empfangsantenne. Sie erlaubt ein Empfangen des Transponder-Signals durch das Trassenbrett hindurch. Ob die Gleise dabei gerade oder im Bogen verlaufen, ist unerheblich. In der Regel wird das Lesegerät unter dem Trassenbrett montiert, wobei weder eine rechtwinklige noch eine exakt unter dem Gleis zentrierte Platzierung erforderlich ist. Alle Teile der Lesestelle liegen unter dem Trassenbrett. Somit gibt es keine Bohrungen, Ausschnitte oder andere „Gerätschaften“, die über Tage (weg)getarnt werden müssen. Auf Grund des sich räumlich ausbreitenden Antennensignals ist bei engen Gleisabständen (Spur Z, Spur N) unter Umständen ein Lesen der Transponder der auf dem Nachbargleis verkehrenden Züge möglich. Durch geschickte Verschiebung der Antenne oder durch den Einbau metallener Abschirmbleche zum Nachbargleis lassen sich solche Situationen aber problemlos beheben.
Empfang & Display Helmo bietet Lesestellen an, die die Antenne und die Auswerteelektronik beinhalten. An diese Lesestellen lassen sich Displays zur Anzeige der Zugnummern anstecken. Natürlich lässt sich dieses Display in ein Gleisbildstellpult integrieren. Erbert bietet beispielsweise für seine SpDrS2- und
einer Stelle gelesene Zugnummer auch an Blöcke ohne Lesestelle weiter. Die aus MIBA 7/2000, S. 85 ff. bekannte Testanlage des Autors kommt bspw. mit zwei Lesestellen aus, um eine flächendeckende Zugnummernverfolgung der gesamten Anlage zu
realisieren: Werden die Lesestellen jeweils dicht an den beiden Einfahrweichen des Bahnhofes platziert, muss quasi jede Zug- oder Rangierbewegung
SpDrS60-Stellwerke entsprechend vorbereitete Felder an. Die Lesestellen können untereinander über den zweiadrigen Helmo-Zugnummernbus miteinander verbunden werden. Eine Kombination mit anderen Bausteinen aus der Helmo-Produktion, z.B. zur Steuerung von Schattenbahnhöfen, ist natürlich möglich. So lassen sich in Abhängigkeit von der Zugnummer individuelle Schaltvorgänge auslösen. Auch eine Übergabe der gelesenen Zugnummern an Digitalsteuerungen ist über Rückmeldedecoder (z. B. Märklin s88 oder kompatible) möglich. Eine entsprechende Auswertung kann dann durch Fahrstraßenstellpulte wie Märklins Memory oder den per Interface angeschlossenen PC erfolgen.
PC-Anschluss Obschon die Zugnummernerkennung unabhängig von Computer und Digitalsteuerung ist, bietet sie gerade in Kombination damit viele Vorteile: Man benötigt nur noch an einigen wenigen „strategischen“ Positionen (wie dem „Aufstellgleis“ oder der Bw-Ausfahrt) der Anlage Lesestellen. Die Fortschreibung der dort gelesenen Zugnummern entlang des eingestellten Fahrweges übernimmt der PC. Für eigene Versuche gibt es ein kleines Display-Programm von Helmo, jedoch haben diverse Programmautoren bereits die Einbindung der Zug-
mindestens eine dieser Lesestellen überfahren. Kleine Betriebseinschränkungen könnten sich in der Benutzung des rechten Ausziehgleises ergeben, wenn von dort aus von der rechten Seite kommend eingefahren wird. Andere, realistischere Fälle würden den gut sichtbaren Bahnhof als Betriebsmittelpunkt gar nicht in der detaillierten Form überwachen, sondern sich bei der Verfolgung der Zugnummern auf die Paradestrecken und besonders auf die Schattenbahnhöfe beschränken. Auch hierbei reicht für jedes Streckengleis je eine Lesestelle rechts und links vom Bahnhof, da weder auf der Strecke noch im Schattenbahnhof rangiert wird.
MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
Das Display zur Anzeige der gelesenen Zugnummer kann beliebig platziert werden.
Das sind sie – die Transponder. Der Röhrentransponder ist ca. 12 mm lang und hat einen Durchmesser von 3 mm. Der Scheibentransponder hat einen Durchmesser von 20 mm bei einer Dicke von nur 0,5 mm. „Zur Not“ kann das transparente Laminat des Scheibentransponders bis max. 1 mm an die Antenne heran abgeschnitten werden. Die Helmo-Lesestelle mit offenem Gehäuse. Die Schalter dienen der „Programmierung“ der Lesestelle, an der Steckerleiste am hinteren Platinenrand wird das Display angesteckt. Die Schraubanschlüsse dienen der Spannungsversorgung und dem Anschluss des Zwei-Draht-Zugnummernbusses. Das schwarze „Kästchen“ mit dem Post-Adler ist die eigentliche Sende- und Empfangsantenne. Fotos: Bernd Schneider
nummernerkennung in Arbeit oder schon fertig – hier sollten Interessenten sich mit ihrem jeweiligen Anbieter kurzschließen. Der Anschluss an den PC ist mit dem simplen Anstecken der 25-poligen Buchse des Interface an die serielle Schnittstelle des PC und das Herstellen der 2-Draht-Verbindung mit dem Zugnummernbus und dem Anschließen der Spannungsversorgung erledigt. Zu erwähnen ist, dass das Interface in zwei Varianten lieferbar ist: Variante 1 verhält sich passiv und muss vom PC aus regelmäßig abgefragt werden, Variante 2 wird von sich aus aktiv. Welcher Typ zu Ihrem Steuerungsprogramm passt, erfahren Sie wieder vom jeweiligen Programmautor.
Fazit Sowohl allein als auch in Kombination mit einer Digitalsteuerung (die Zugnummer kann der Decoder-Adresse MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
entsprechen) sorgt die Zugnummernerkennung für einen Mehrwert. So lassen sich im analogen Betrieb durch geschickte Verbindungen mit anderen Helmo-Komponenten Schaltaufgaben (aus)lösen, zugindividuelle Fahrwege einstellen etc. Die Unterbringung der Transponder ist in den Spuren ab H0 problemlos, bei den kleineren erfordert es hin und wieder etwas Nachdenken. Der Röhrentransponder lässt sich aber eigentlich immer unterbringen – sogar in Fahrzeugen der Spur Z – und mit einem Tropfen Farbe tarnen. Einziges Manko des Systems: Die Lesestellen sind auf Grund ihrer Größe (15 x 8,5 x 3 cm) bei beengten Platzverhältnissen unter der Anlage nicht leicht unterzukriegen. Hier hat Helmo jedoch auch schon reagiert und bietet nun Lesestellen an, bei denen die Auswerteelektronik von der Antenne getrennt ist. Während die Auswerteelektronik an geeigneter Stelle montiert
Das Interface stellt die Verbindung zwischen dem Helmo-Zugnummernbus und dem heimischen PC her. Eine Nutzung der gelesenen Zugnummer erfordert eine Unterstüzung durch die Steuerungssoftware.
werden kann, wird nur die Antenne unter dem Trassenbrett angebracht. Der Platzbedarf dazu ist nur noch ca. 3 x 5 x 0,5 cm. Eine noch dünnere Spezialantenne mit einer Dicke von nur noch zwei Millimetern ist in Kürze erhältlich. Bernd Schneider
Kurz + knapp • Transponder Zugnummernerkennung Röhrentransponder (10er-Pack) Preis: 6,75 DM/Stück Scheibentransponder (10er-Pack) Preis: 7,75 DM/Stück Interface Preis: 79,75 DM Lesegerät Preis: ab 249,– DM Display DIS-E1 Preis: 79,95,– DM • Helmo-Modellbahn-Elektronik Moorsumer Str. 38, D-26419 Grafschaft http://www.helmo.de
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BÜCHER/VIDEO
Dampfparadies Wollstein Europas letzte Dampfzüge Jürgen Court 128 Seiten; 112 Farb- und 15 S/WAbbildungen; Format 230 x 265 mm; gebunden; DM 49,80; transpress Verlag, Stuttgart Nach „Dampfbahnen in Polen“ ist beim transpress-Verlag das zweite Buch von Jürgen Court über die Dampflokomotiven in unserem östlichen Nachbarland erschienen, dieses Mal auf Wolsztyn (Wollstein) und seine Umgebung fokusiert. In rund 125 gelungenen Fotos, die neben J. Court von zwölf weiteren Fotografen stammen, bekommt der Leser einen nachhaltigen Eindruck von den letzten Tagen des regulären Dampflokbetriebes unweit der Grenzen Deutschlands. Von idyllischen Aufnahmen mit Lokomotiven in verträumten Landschaften über Abbildungen schwer arbeitender Loks vor Güterzügen bis zu Bildern aus dem Bw-Alltag, das und noch mehr sieht man in diesem lesens- und sehenswerten Buch über Europas „letztes Dampflok-Reservat“. dh
Regelspurige Diesel- und Elektrolokomotiven auf den Steinkohlenzechen in Nordrhein–Westfalen Joachim Leitsch; Harald Sydow 228 Seiten; 90 Fotos; Format A5; DM 24,80; ArGe Drehscheibe e,V., Köln Als Folgeband des vor ca. zwei Jahren erschienenen ersten Teils über Bergbaudampflokomotiven widmet sich dieses Buch den moderneren Traktionsarten bei der heutigen Deutschen Steinkohle AG. Ganze zwölf Zechen blieben bis dato übrig, doch weist ihr Lokomotivpark noch immer eine erstaunliche Vielfalt auf! Die Autoren haben in sicherlich mühevoller Kleinarbeit diese Fahrzeuge (Stand: 1999), geordnet nach Schachtanlagen, mit vielen wichtigen Daten (z.B. Bauart, 58
Hersteller, Fabriknummer, Baujahr) aufgelistet. Zu den interessanten Fotos – davon 18 in Farbe – gesellen sich 37 Typenskizzen, allerdings in unterschiedlicher Wiedergabequalität. Insgesamt stellt auch dieser erfreulich preisgünstige Band eine Fundgrube für „Werkbahnspezialisten“ dar; das Buch kann wie folgt bezogen werden: ArGe Drehscheibe e.V., c/o M. Weisbrod, Postfach 1166, D-91293 Forchheim. ur
Kursbuch der deutschen Museumseisenbahnen 2000 150 Seiten; einige Fotos; Format A5; DM 8,–; Verlag Uhle & Kleimann, Lübbecke Alljährlich wird das jeweils im April erscheinende Spezial-Kursbuch von vielen Eisenbahnfreunden mit Spannung erwartet, bietet es doch für entsprechende Urlaubs- oder Wochenendplanungen ein willkommenes Hilfsmittel. Nunmehr sind Informationen bzw. Fahrpläne von über 170 Eisenbahnmuseen oder Museumsbahnen in ganz Deutschland enthalten, einschließlich dreier Bahnen in belgischen, tschechischen und österreichischen Grenzgebieten. Falls nicht im Buchhandel zu bekommen, ist das Heft (Voreinsendung von 8,– DM zzgl. 4,– DM Versandspesen in Briefmarken oder als Scheck) auch direkt beim Verlag Uhle & Kleimann, Postfach 1543, 32292 Lübbecke) erhältlich. ur
Straßenbahn in Mühlhausen (Thüringen)
DIE BAHNBUDE • 89537 Giengen modellbahnen, eisenbahnbücher u. -zeitschriften
Jetzt NEU im modellbahnzentrum oberfranken (= LA STATIONE, die vorbildnahe großanlage) in 95469 speichersdorf direkt an der B 22 nahe bayreuth. modellbahnen u. zubehör, eisenbahnu. modellbahnbücher, eisenbahn- u. modellbahnzeitschriften u. journale. ••• jedes 1. u. 2. wochenende im monat, sa u. so 13–17 ••• fon 0 170 / 2 40 76 40 • fax 0 73 22 / 70 40
wie immer bei Kenning sehr gut wiedergegebenen Fotos, die zum Teil während der Zeit entstanden sind, in der das Fotografieren eines Straßenbahnbetriebes in der früheren DDR nicht ganz einfach war, kann dieses Buch allen an der Straßenbahngeschichte interessierten Lesern uneingeschränkt empfohlen werden. dh
Atlas der Eisenbahnknoten der Preussischen Staatsbahn (4. Lieferung) Wolfgang Brandt 23 Karten, Format A3 (gefaltet auf A4); 18 Karten, Format A4; DM 45,80; DGEG-Geschäftsstelle, Werl Dieses für Eisenbahnhistoriker eigentlich unverzichtbare Sammelwerk erfuhr seine 4. Ergänzung, die sich überwiegend mit Eisenbahnknoten in Niedersachsen und am Niederrhein befasst. Der Atlas kann über Buchhandlungen bzw. Modellbahngeschäfte bestellt werden, ist aber auch direkt beim DGEG-Schriftenversand, Kleinsorgenring 14, 59457 Werl, erhältlich. Bei einem Abonnement reduziert sich der Preis pro Lieferung um 3,– DM. ur
Andreas Möller 96 Seiten; 18 Farb- und 69 S/W-Abb.; gebunden; Format 175 x 245 mm; DM 34,80; Verlag Kenning, Nordhorn
2 Kleinanlagen (1x1 des Anlagenbaus; Band 10) Bruno Kaiser
Einem kleinen Straßenbahnbetrieb in Thüringen, der schon seit über 30 Jahren stillgelegt ist, ist das vorliegende Buch aus dem Kenning-Verlag gewidmet. Soweit es auf Grund teilweise fehlender Unterlagen möglich war, zeichnet Andreas Möller die Geschichte dieses liebenswerten Betriebes von den Anfängen 1898 bis zum Ende im Jahr 1969 nach. Allein wegen der vielen,
100 Seiten; zahlr. Abbildungen; Format A4; DM 26,80; Hermann Merker Verlag, Fürstenfeldbruck Zwei neue „kaiserliche“ Anlagen! Bruno Kaiser, nicht zuletzt auch aus seinen MIBA-Veröffentlichungen in Modellbahnerkreisen wohlbekannt, stellt in dieser EJ-Broschüre zwei unMIBA-Miniaturbahnen 8/2000
gewöhnliche Kleinanlagen vor, die wohltuend von ausgetretenen Pfaden abweichen. Auf jeweils nur knapp drei Quadratmetern entstanden im Maßstab 1:87 zwei raffinierte Anlagen zum Thema „Stadtlandschaft“. Also keine beschauliche Nebenbahnidylle, sondern lebhafter Betrieb – der sich indes nicht nur auf die Eisenbahn beschränkt. Bei der ersten Anlage ergänzt das Faller-Car-System mit einer funktionsfähigen „Rollenden Landstraße“ den Schienenverkehr, und Anlage 2 („Verkehrsverbund-Anlage“) präsentiert neben einer S-Bahn-Strecke innerstädtischen Straßenbahnverkehr und ebenfalls fahrende Faller-Autos. Obschon die Anlagen eigentlich für Ausstellungszwecke entstanden und daher automatisierte Betriebsabläufe ermöglichen, sind sie – mit kleineren Änderungen, die der Autor ebenfalls beschreibt – auch für den „privaten Hausgebrauch“ interessant. Neben den ausführlichen allgemeinen Bauberichten widmet sich Bruno Kaiser wie gewohnt intensiv der Ausgestaltung im Detail. Gerade hier ergibt sich ein reiches Betätigungsfeld, das von Hinterhöfen, Geschäftsauslagen
MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
oder Gebäudebau bis zum verwinkelten Straßenbahndepot reicht. Schon beim Betrachten der vielen ausgezeichneten Fotos juckt es geradezu in den Fingern, selbst einmal etwas in dieser Richtung auf die Beine zu stellen. ur
KROKODILE Legende auf Schienen: Normal- und Schmalspur Hans-Bernhard Schönborn 144 Seiten; 117 Abb. und 25 Skizzen; Format 17 x 24 cm; geb.; DM 39,80; GeraMond Verlag, München Dieses Buch wird der Käufer in der Buchhandlung nicht in der Abteilung Natur/Tiere finden, denn es handelt von jenen Krokodilen, die seit ca. 80 Jahren die Schienenwege vor allem in der Schweiz „gefährlich“ machten und heute noch manchmal machen. HansBernhard Schönborn nimmt sich in seinem Buch aller Unterarten der Kro-
kodile an: von den normalspurigen der SBB (Ce 6/8 II + III), der DRG bzw. DB und DR (E 93 und 94) und der ÖBB über die schmalspurigen der RhB bis zu den echten Exoten im fernen Ausland und auch in der Schweiz. Zu jeder Krokodilbauart findet der Leser neben dem Textteil und einigen Fotos auch eine Maßskizze und eine Tabelle mit technischen Daten. Im Textteil geht der Autor kurz auf die Geschichte und Technik der jeweiligen Baureihe ein. Den Abschluss des Buches bildet, wie immer bei GeraMond-Baureihenbüchern über Schweizer Lokomotiven, eine bebilderte Übersicht der jemals gebauten Modelle der beschriebenen Loks in allen Maßstäben. dh
Bücher + Zeitschriften zur Eisenbahn + Modellbahn natürlich nur von der BAHNBUDE. Auch die in diesem Heft neu vorgestellten Titel! Bücherliste usw. anfordern gegen DM 3,– Rückporto:
DIE BAHNBUDE 89537 Giengen Tel./Fax: 07322/7040 (Tel. abends 7640)
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MIBA-SCHWERPUNKT Bauen mit Karton
Eine überlegenswerte Alternative:
Modelle aus Karton
Der Begriff Karton-Modellbau wird nur allzu oft mit dem Ausschneiden und Zusammenkleben irgendwelcher bunter Bastelbögen assoziiert und das Ergebnis dann herablassend als „Pappmodell“ abgewertet. Dass dem nicht so ist, zeigt Dieter E. Schubert.
K
arton ist nicht gleich Karton und Modelle aus derartigem Material können, aber müssen nicht ausschließlicher Ersatz für andere Materialien sein. Auch heute ist das Basismaterial Karton bei weitem noch nicht ausgereizt, was durch die Entwicklung neuer Technologien und Fertigkeiten bei der Herstellung und Verarbeitung von Bastelbogen bewiesen wird. Man kann grundsätzlich zwischen zwei verschiedenen Arten von KartonModellbau unterscheiden: Einmal den Aufbau bestimmter Modelle unter Verwendung von Modellbaubogen, deren vorgegebene Teile auszuschneiden, zu formen und zusammenzukleben sind. Die andere Methode ist der Modellbau mit Karton als Basismaterial, aus dem die Bauteile nach eigenen Angaben gefertigt werden. Die Beschäftigung mit gedruckten Ausschneidebogen ist nicht neu und schon seit vielen Jahrzehnten gebräuchlich. Die Motive sind fast unerschöpflich und reichen von Architektur über Schiff- und Luftfahrt bis hin zu Fahrzeugen und den verschiedensten Motiven. So lassen sich bereits Kinder im Vorschulalter durch die Beschäftigung mit einfachen, ihrem Alter angepassten Ausschneidebogen an handwerkliches Geschick und kreati-
ves Gestaltungen heranführen. Anspruchsvollere Modelle, die aus bis zu 1500 einzelnen Teilen bestehen können, sind besonders im Schiffsmodellbau keine Seltenheit. Derartig umfangreiche und komplizierte Bastelbogen stellen allerdings teilweise extrem hohe Anforderungen an das bastlerische Geschick und die Fingerfertigkeit. Der Maßstab der Modelle ist je nach Motiv sehr unterschiedlich. Komplette Gebäudebausätze im Maßstab 1:87, also Nenngröße H0, auf der Basis Karton bietet die bekannte Zubehör-Firma Auhagen im Erzgebirge an. Hier sind alle Teile zumindest
schon vorgestanzt, sodass der Zusammenbau schnell und problemlos zu bewältigen ist. Die umfassende Produkt-Palette an Gebäuden reicht dabei vom Empfangsgebäude über Stellmacherei, Schmiede und Schule bis hin zu einfachen Wohnhäusern. Die Verwendung von Karton als Ausgangsmaterial für eigene Entwürfe stellt eine weitere Disziplin des Kartonmodellbaus dar; hierbei sind neben dem Aufriss des gewählten Objektes auch sämtliche Randbedingungen, wie Statik und Festigkeit, Farbgebung, Detaillierungsgrad usw. zu beachten und festzulegen.
Der Bahnhof Briesch als Paradebeispiel für eine individuelle Gestaltung: Mit wenig Mühe können Fenster durch Zurückversetzen plastisch dargestellt werden. Ein paar Accessoires aus der Bastelkiste und ein paar Holzleisten für einen Anbau machen das Kartonmodell zu einem individuellen Blickfang. Fotos: Dieter E. Schubert
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Für themengebundene Anlagen oder Dioramen kann der Kartonmodellbau mehr als nur eine Alternative sein, um typische Gebäude wie das mecklenburgische Bauernhaus zu verwirklichen. Solche individuellen Gebäude sind wie das sprichwörtliche Salz in der Suppe.
Grundsätzlich sollte Karton-Modellbau als Alternative zu bisher gebräuchlichen Technologien verstanden werden. Das Basismaterial Karton ist in einer von vielen Bastlern nicht geahnten Vielfalt erhältlich. Dabei sind die Beschaffungskosten – sofern solche überhaupt anfallen – im Gegensatz zum Kunststoff deutlich geringer. Die Dicke des Kartons variiert von 0,2 mm bis zu Architektenkarton von 2,0 und mehr Millimeter. Auch die Qualität des Materials kann naturgemäß sehr unterschiedlich sein und reicht von der einfachen Graupappe bis hin zum anspruchsvollen Architektenkarton.
Der Werkzeugbedarf hält sich in relativ engen Grenzen. Zur Standardausrüstung zählen Stahllineal, Schneidunterlage sowie Skalpell (Martor) und Modelliermesser mit Abbrechklingen (Rapi-di; Piccolo; Excel). Weiterhin eine mittelgroße Papierschere und ein Pinzetten-Set für Kleinteile. Als Klebstoff sind besonders Uhu, WiccollCarton-Bastelleim von Greven oder Tesa-Universalkleber geeignet. Zu beziehen sind diese Ausrüstungsgegenstände durch gut sortierte Bastelläden oder direkt bei der Spezialfirma für Kartonmodellbau Scheuer & Strüver, Hamburg (siehe Anzeigenteil),
Mit selbst gebauten Trafohäuschen aus Karton, wie sie allenthalben in den unterschiedlichsten Ausführungen anzutreffen sind, lässt sich ebenfalls so mancher Blickfang gestalten.
MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
von der auch ein reich bebilderter farbiger Katalog mit über 160 Seiten, der erschöpfende Auskunft über alle gewünschten Werkzeuge, Materialien und Bastelbogen gibt, erhältlich ist. Für einfache Ansprüche sowie noch nicht erfahrene Bastler sind die im Maßstab 1:87, 1:120, 1:160 und 1:200 erhältlichen Gebäudemodelle ein ausgezeichneter Einstieg in den Kartonmodellbau. So stellt z. B. der vom Bahn-Verlag herausgegebene Lokschuppen der Gründerzeit in der Nenngröße H0 ein wirklich ansehnliches Modell dar, das bei sauberem Arbeiten einen Vergleich mit einem vergleichbaren Kunststoff-Bausatz nicht zu scheuen braucht. Ähnlich verhält es sich mit passenden Häusermodellen im Maßstab 1:120 und 1:160. Einen deutlichen Qualitätssprung zu diesen herkömmlichen und allgemein bekannten Bastelbogen zeigen die Produkte der Firma Stipp. Seit mehreren Jahren werden von diesem neuen Hersteller auf dem Sektor Kartonmodellbau so genannte fotorealistische Bastelbogen für die Nenngrößen H0, TT und N angeboten. Durch jene „Fotorealistik“ wird eine größtmögliche Farb- und Detailtreue des Modells erzielt. Die Palette reicht von der Nebenbahnstation über Stellwerke, Lokbekohlungen und Wassertürme bis hin zu Feuerwachen, Toilettenbauten und Holzschuppen. Ergänzend dazu werden in den Maßstäben 1:100 sowie 1:200 verschiedene Wohnhäuser und 63
Unten: Fotorealistisches Halbreliefgebäude von Stipp für Z bis H0
Rechts: Am PC konstruiert und auf Zeichenkartonpapier ausgedruckt dient das Modell zur Überprüfung der Proportionen für das endgültige Modell.
Darunter: Kartonmodell von Auhagen für H0
Unten: Fotorealistische Gebäude von Schreiber in N
Industriebauten als Halbreliefbauten für die Hintergrundgestaltung angeboten. Auch diese Bastelbogen sind äußerst preisgünstig und stellen eine gelungene Alternative zu Kunststoffmodellen dar. Zusätzlich können diese Bausätze noch mit einfachen Mitteln aufgewertet und verbessert werden. Das Ausschneiden der Fenster und Türen und das Hinterkleben der Öffnungen mit Karton, dessen Dicke entsprechend der Nenngröße und der Mauerstärke zu wählen ist, verleiht dem Gebäude optische Tiefe. Anschließend werden die separat aufgedruckten Türen und Fenster nach dem Ausschneiden hinterklebt. Ebenso lassen sich bestimmte Kartonteile, wie Schuppentore, Laderampen, Dächer, Fensterläden und vieles mehr durch andere Materialien ersetzen. Damit gewinnt das Modell entscheidend an optischer Wirkung und ist schließlich von einem herkömmlichen Gebäude nur noch mit Mühe zu unterscheiden. Bei der Diskussion einer fehlenden Plastizität von Kartonmodellen sollten vor allem die Vorbildverhältnisse beachtet werden. Beträgt die Tiefe der Gravur von Ziegelsteinfugen einer Kunststoff-Dekorplatte im Baumaßstab 1:87 nur 0,1 mm, misst die Fuge des Vorbilds demzufolge 8,7 mm, also fast 9 mm. Eine solche Fugentiefe weist aber nur ein sehr ausgewettertes, also schon recht altes Mauerwerk auf. Glatt 64
gestrichene oder gar Zierfugen müssten also < 0,1 mm im Baumaßstab 1:87 ausgeführt werden und dürften damit als Gravur kaum noch darstellbar sein. Die gleiche angenommene Fugentiefe vom 0,1 mm bei Dekorplatten im Maßstab 1:160 bedeutet 16 mm = 1,6 cm des Vorbilds. Eine derartige Fugentiefe dürfte aber nur in Extremfällen anzutreffen sein. Gerade in den kleineren Maßstäben reicht in den meisten Fällen ein fotorealistischer Druck für eine vorbildentsprechende Darstellung völlig aus. Gleiches trifft auf die Fertigung bestimmter Bauwerke im Eigenbau zu. Hier können Gebäude, die es weder in
Kunststoff noch als Kartonbogen gibt – und aller Voraussicht nach nie geben wird – mit einfachen Mitteln selbst gestaltet werden. In diese Kategorie fallen z. B. mecklenburgische Bauernhäuser in der Baugröße 1:160, deren industrielle Fertigung mehr als zweifelhaft erscheint, die aber für eine thematisch gebundene Modellbahnanlage oder ein Diorama unverzichtbar sind. Der Einsatz eines Computers mit der notwendigen Software, z. B. Corel Draw oder Freehand, kann hilfreich sein und der Kreativität bei einem geplanten Selbstbau weitere ungeahnte Impulse verleihen. Dieter E. Schubert MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
MIBA-SCHWERPUNKT Bauen mit Karton
Tipps und Tricks
Gewusst wie
Wer mit dem Werkstoff Karton bauen will, muss einige Dinge beachten. Rainer Ippen verrät im Folgenden einige Tipps und Tricks, damit das Modell aus Pappe gelingt.
einige Tage, bis der Ersatz eingetroffen ist. Soll der Bausatz durch Verstärkungen und Hinterklebungen mehr Räumlichkeit erhalten, so ist auch dieses im Vorfeld der Arbeiten vorzubereiten. Kartonstreifen verschiedener Dicke sollten dafür bereitgelegt werden.
Schneidwerkzeug
B
evor man das erste Mal die Schere ansetzt, sollte man sich den Bastelbogen genau anschauen. Es ist ratsam, „in Gedanken“ die Einzelteile schon einmal zusammenzusetzen.
Man erhält so einen Überblick und erkennt vor dem Aufbau bereits die Details, die besonders zu beachten sind oder die geklärt werden müssen. Es lohnt sich, diese Zeit aufzuwenden: Verschneidet man versehentlich ein Bauteil, so kann der ganze Bastelbogen verdorben sein und es dauert wieder
Zum Ausschneiden eignet sich zwar auch eine Bastelschere. Zu präzisen Schnitten gelangt man jedoch mit einem scharfen Bastelmesser (z. B. Cutter mit nachstellbarer Klinge) und einem Stahllineal. Dieses legt man exakt an und fährt mit dem Messer bei nur leichtem Druck an der Linealkante entlang. Die Auswahl des Messers richtet sich auch nach der zu schneidenden Kartonstärke: Dicker Karton lässt sich mit einem Teppichmesser schneiden. Für filigrane Schnitte benötigt man ein skalpellartiges Messer mit schmaler Klinge. Als Schneidunterlage kann
Als Schnittwerkzeuge eignen sich scharfe Messer und Stahllineal sowie Scheren.
Es hat sich bewährt, die Teile grob auszuschneiden und auf der Rückseite zu markieren.
Vor dem ersten Schnitt
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fester Karton o. ä. dienen. Besonders geeignet sind Schneidunterlagen aus Spezialgummi, bei denen sich Einschnitte sofort wieder zusammenziehen. Dadurch wird vermieden, dass man beim nächsten Schnitt versehentlich in eine Schnittfuge gerät, die die Messerklinge in eine falsche Richtung führen könnte. Diese Matten gibt es im Bastler- und Künstlerbedarf zu kaufen.
Grobschnitt Es hat sich bewährt, die Teile vor dem genauen Zuschnitt grob auszuschneiden. Sodann vermerkt man auf der Rückseite mit einem Bleistift die Bezeichnung des Bauteiles, soweit es der Hersteller nicht bereits getan hat, um es später schnell wieder finden zu können.
Reste aufheben Beim Ausschneiden anfallende Reste sollten erst weggeworfen werden,
Schnittreste sollten bis zum Schluss aufgehoben werden um keine Teile zu verlieren.
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wenn das Modell fertig ist. Hat man beispielsweise ein kleines Teil übersehen, sucht man es sonst vergeblich. Zudem lassen sich mitunter Reststücke anderweitig verwenden, zum Beispiel zum Hinterkleben.
Leim Als Klebstoff haben sich die so genannten Alleskleber bewährt. Allerdings kann es bei Verwendung lösungsmittelfreier oder wasserverdünnter Klebstoffe (Klebestifte) zum Aufquellen des Papiers und damit zu unschönen Verformungen kommen. Kontakt- und Sekundenkleber sind zum Kleben von Papier kaum geeignet.
Oberflächen folgender Teile nicht mit Klebstoffresten in Berührung kommen, empfiehlt es sich, jeweils eine unbenutzte Lage Altpapier zu verwenden. Kartonmodellprofis kleben ihre Modelle auch mit speziell angemischten Leimen auf Weißleimbasis. Ihre Verarbeitung sollte besonders sorgsam erfolgen um das oben genannte Aufquellen des Kartons zu vermeiden. Der Leim kann mit einem feinen Pinsel oder mit einem Ölkännchen mit feiner Kanüle aufgebracht werden.
Leimen Es sollte stets wenig Leim aufgetragen werden um das Herausquellen zu vermeiden. Lösungsmittelhaltige Klebstoffe könnten sonst die bedruckte Oberfläche beschädigen. Zudem sind Klebstofftropfen wenig dekorativ. Frisch geklebte Teile und Baugruppen sollten bis zum Festwerden des Klebstoffes ruhen.
Alleskleber und Sprühkleber sind im Kartonmodellbau übliche Klebstoffe.
Um große Flächen zu verkleben sollte Sprühkleber eingesetzt werden. Er benetzt die zu klebende Fläche komplett, sodass nach dem Trocknen keine Leimspuren hervortreten können, wie das bei Leimbahnen von Tubenklebstoff der Fall ist.
Stumpf kleben Trifft man auf Bauteile, die keine Klebelasche besitzen, muss es sich nicht zwangsläufig um einen Konstruktionsfehler handeln. Zum Beispiel optionale Teile – wie Fensterladen – werden „stumpf“ angeklebt. Dabei trägt man ein wenig Klebstoff auf die zu klebende Kante auf und positioniert das Teil. Bis zum Festwerden des Klebers wird es nun in seiner Lage fixiert.
Die optionalen Fensterladen besitzen keine Klebelaschen und werden „stumpf“ neben den Fenstern platziert.
Kleinteile, die auf dicken Karton gedruckt sind, lassen sich mitunter exakter anbringen, wenn man die Kleblaschen bewusst entfernt. Wann dies nützlich ist, muss von Fall zu Fall entschieden werden.
Karton lässt sich auch mit Klebstoffen auf Weißleimbasis kleben. Pinsel oder Kanülenflasche dienen zum Leimauftrag.
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Da der Kleber an der Luft schnell fest wird, können aufgebogene Büroklammern helfen größere Flächen in kurzer Zeit einzuleimen.
Zu viel Klebstoff quillt aus und hinterlässt hässliche Spuren.
Will man zu klebende Flächen festreiben, sollte man dies möglichst nur auf der unbedruckten Seite tun. Sonst besteht die Gefahr, dass man die Druckfarbe verschmieren könnte.
Sprühkleber sollte so aufgebracht werden, dass weder der Arbeitsplatz noch die Umgebung vom Klebstoffnebel in Mitleidenschaft gezogen werden. Gute Dienste leistet ein ausreichend großer Pappkarton als „Sprühkammer“, in denen die zu benetzenden Teile eingelegt werden. Damit die
den, die unmittelbar danach verklebt werden. Für den Leimauftrag an kleinflächigen oder schwer zugänglichen Klebestellen eignen sich Zahnstocher, Schaschlikspieße oder umgebogene Büroklammern.
Damit die bedruckte Seite keinen Schaden nimmt, reibt man Klebestellen von der Rückseite her fest. Fotos: Rainer Ippen
Um zu stabilen Klebeverbindungen zu kommen, empfiehlt es sich, die gesamte Fläche der Klebelaschen mit Klebstoff zu bestreichen. Zudem sollten nur die Laschen eingeleimt wer-
Bauteile verstärken Bei manchen Bauteilen ist es zweckmäßig, sie auf Verstärkungskarton aufzubringen. Das hat den Vorteil, dass die Teile die für ihre Funktion nötige Stabilität erhalten. Mitunter geht es auch um den optischen Effekt, wenn eine gewisse Wandstärke benötigt MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
wird, die mit einem Faltteil nicht realisierbar wäre. Je nach Hersteller sind diese Teile gekennzeichnet. Davon unabhängig kann man selbst festlegen, was zusätzlich zu verstärken ist. Dazu benetzt man das grob ausgeschnittene Teil mit Sprühkleber und streicht es auf dem ausgewählten Verstärkungskarton fest. Erst nach dem Trocknen des Klebstoffs schneidet man das verstärkte Bauteil an den eigentlichen Objektkanten aus.
Die Wahl des Verstärkungsmaterials richtet sich nach dem Einsatzzweck. Zu verstärkende Teile werden grob ausgeschnitten aufgeklebt. Dann folgt der exakte Schnitt.
Als Verstärkungsmaterial können je nach Einsatzzweck Altpappen aus dem Haushalt, farbige Kartonbögen aus dem Schreibwarenhandel oder spezielle Kartons aus dem Architektur- bzw. Künstlerbedarf dienen. Die Materialdicke richtet sich wiederum nach dem Einsatzzweck.
würde die bedruckte Oberfläche aufklaffen. Exakte Falze erhält man, wenn zum Glattziehen der Kante ein Falzbein verwendet wird. • Dicke Kartons können an den Falzkanten geritzt werden. Dabei wird mit einem nicht mehr so scharfen Messer und Stahllineal sanft die Falzkante entlanggefahren. Es sollte lediglich die Oberfläche angeschnitten werden. Zu Durchschnitten darf es aber keinesfalls kommen. Die Schnitttiefe sollte dabei, durch den Schneiddruck gesteuert, möglichst gleichmäßig sein. Sind beim Falten, bezogen auf die gesamte Faltkantenlänge, unterschiedliche Widerstände spürbar, so ist die Schnitttiefe ungleichmäßig. In der Folge können Kartonfasern reißen und das Bauteil Schaden nehmen. Um auf Verstärkungskarton aufgebrachte Bauteile zu falzen durchsticht man die verlängerte Faltkante mit einer feinen, spitzen Nadel. Diese Punkte dienen dann auf der Rückseite zum Anlegen des Lineals als Markierung. Nun prägt oder ritzt man die Falzkante von beiden Seiten in der beschriebenen Weise und falzt das Teil.
kreide sind bekannte Kaschierhilfsmittel. Auf gleichem Wege lassen sich aufgeplatzte Falzkanten tarnen.
Falzkantenmarkierungen werden zum Prägen oder Ritzen der Rückseite mit Nadelstichen auf die Vorderseite übertragen.
Glanz abschwächen
Falzen Um saubere und präzise Falzkanten zu erhalten werden diese vor dem Ausschneiden des Teiles präpariert.
Symmetrische Teile Immer wieder gibt es Teile, die aus Vorder- und Rückseite bestehen sowie symmetrisch gestaltet sind. Meist ordnet sie der Modellbaubogenautor nebeneinander an, sodass mit dem folgenden Verfahren diese Teile unkompliziert anzufertigen sind:
Symmetrische Teile mit Vorder- und Rückseite lassen sich in fünf Schritten anfertigen.
• Vorder- und Rückseite als ein Teil grob ausschneiden. • Symmetrieachse suchen und als Faltkante prägen bzw. ritzen. • Teil falten und verkleben. • An den Außenkanten exakt ausschneiden. Hat man präzise gefaltet, stimmen Vorder- und Rückseite überein. Wenn nicht, kann man auf der Gegenseite die exakte Kante schneiden und prüfen, ob das Teil dennoch zur Weiterverarbeitung tauglich ist. • Schnitt- und Faltkanten mit Farbstiften kaschieren.
Schnittkanten, die später sichtbar sind (beispielsweise Dachkanten), färbt man nach dem Ausschneiden z. B. mit einem in der Farbe passenden Filzstift ein. Auch Buntstifte und Künstler-
Um manchen Modellbaubögen den Glanz zu nehmen, kann Mattlack verwendet werden. Er sollte lösungsmittelfrei sein, damit er die Druckfarbe nicht anlöst. Wichtig ist, dass die Baugruppen nur schwach eingenebelt werden um das Aufquellen des Kartons durch das Lösungsmittel zu vermeiden. Rainer Ippen
Schnitt- und beschädigte Falzkanten können mit Bunt- oder Filzstiften kaschiert werden, sodass sie sich dem Bauteil gut anpassen.
Mehrmals hauchdünn mit lösungsmittelfreiem Mattlack eingenebelt verliert die Oberfläche ihren Glanz.
Kanten nachbearbeiten
Zum Prägen von Faltkanten dienen Lienal sowie Brieföffner, stumpfe Messerkante oder der Kugelspatel vom Zahnarzt.
• Bei dünnem Karton prägt man. Dazu legt man das Stahllineal an der Falzkante an und fährt mit einem Gegenstand mit stumpfer Spitze (z. B. Stricknadel, Brieföffner, Dorn) an ihr entlang. Wichtig ist dabei, dass die Papieroberfläche nicht beschädigt (also nicht angeritzt) wird, sonst MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
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MIBA-SCHWERPUNKT Bauen mit Karton
Selbst entworfen und gebaut:
N-Güterschuppen in Kartonbauweise Nach bestehendem Vorbild entwarf Dieter Schubert einen kleinen Güterschuppen. Er sollte in Kartonbauweise entstehen und so lag es nahe, das Objekt am Computer zu konstruieren. Ein guter Tipp für die Verwirklichung nicht handelsüblicher Gebäudemodelle! Voraussetzung ist eine entsprechende Software.
B
esonders für die kleineren Baugrößen bildet das Material Karton eine überlegenswerte Alternative zum meist verwendeten Kunststoff. Das wird besonders bei Gravuren und Erhebungen, wie z.B. Steinfugen, Balkenlagen, Simsen, Konsolen u.ä. deutlich. Das auf ein Mauerwerk aufgesetzte Fachwerk mit einer Dicke von 1,4 mm, was einer herkömmlichen Dekorplatte entspricht, würde nach der Formel: 1,4 mm x 160 im Vorbild 224 mm = 22,4 cm betragen, ein absolut unmöglicher Wert. Bei Verwendung von Karton mit einer Dicke von nur 0,1 mm Dicke beträgt die Höhe des vorstehenden Fachwerks noch 0,1 mm x 160 = 16, d.h. 1,6 cm. Eine derartige Bauweise kann durchaus noch als vorbildorientiert angesehen werden. Der ausgewählte Güterschuppen hat ein reales Vorbild an einer Nebenbahn. 68
Das Auftragen der Maße der einzelnen Wandteile auf den gewählten Karton kann in der klassischen Methode mit Lineal und Winkeldreieck erfolgen, weitaus effektiver ist die Arbeit am Computer mit der entsprechenden Software, z.B. Corel Draw. Dass bei einer solchen Darstellung die Fachwerkbalken und das Mauerwerk in einer Ebene liegen, entspricht durchaus den Vorbildgegebenheiten. Das Fachwerk kann natürlich auch als separates Teil gezeichnet und ausgedruckt werden. Nach dem Ausschneiden der Wandteile werden alle künftigen Öffnungen mit Kartonstreifen von etwa 1,0 mm Dicke hinterklebt. Anschließend erfolgt mit einem spitzen Skalpell das Ausschneiden der Tor- und Fensteröffnungen. Für diese und ähnliche Arbeiten ist ein Skalpell unabdingbar, die übli-
chen Bastelmesser sind für ein sauberes exaktes Ausschneiden derart kleiner Öffnungen völlig ungeeignet. Den nächsten Arbeitsschritt bildet das Einfärben der Schnittkanten im Farbton des Fachwerks, im vorliegenden Fall also Schwarz. Nach dem Trocknen erhalten alle Fensteröffnungen eine Glasscheiben-Imitation aus glasklarem Material, die auf die Kartonverstärkung zu kleben ist. Die eigentliche Fensterdarstellung könnte bei der Kleinheit der Fensteröffnungen durchaus entfallen, im vorliegenden Fall wurden die Fenster aber separat gezeichnet und ausgedruckt. Sie werden mit etwas Klebeflächenzugabe ausgeschnitten und genau hinter die Öffnungen geklebt. Für die Darstellung der Schuppentore wurde kein Karton gewählt, obwohl dies ohne weiteres möglich ist, sondern auf entsprechend gefrästes Northeasternholz zurückgegriffen. Der nach den Maßen der Toröffnungen vorbereitete Holzstreifen erhält beidseitig einen Auftrag von Beize, um einmal Klebestellen unauffälliger zu gestalten und gleichzeitig einen entsprechenden Verwitterungsgrad der Tore darzustellen. Nach dem Trocknen erfolgt der genaue Zuschnitt der einzelnen Tore, die anschließend hinter die Öffnungen zu kleben sind. Mit diesem Arbeitsschritt ist die Vorbereitung der Wandteile beendet. Die einzelnen Klebefalze werden nun mit einem stumpfen Werkzeug, z.B. einer ausgedienten Rouladennadel, gerillt und anschließend in einem Winkel von 90° nach hinten gefalzt. Eine Ausnahme hierbei MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
machen lediglich die beiden langen Klebefalze an der Oberseite der Seitenwände, die nur entsprechend der Dachneigung zu kniffen sind. Den nächsten Schritt bildet das Zusammenkleben der Wandteile. Um eine bessere Stabilität und Standfestigkeit zu erreichen, erhält das Bauwerk zusätzlich eine Grundplatte, die aus einem Stück Graupappe entsprechend den Außenmaßen des Schuppens zugeschnitten wurde. Möglicherweise aufgetretene helle bzw. weiße Stellen im Bereich der Klebekanten werden mit einem feinen Pinsel bzw. einem passenden Filzstift im entsprechenden Farbton ihrer Umgebung eingefärbt. Das Dach wird ebenfalls aus Karton zugeschnitten und genau mittig gerillt und nach unten abgewinkelt. Der genaue Winkel ergibt sich aus der Schräge der Giebelwände. Der
Dachrohling erhält einen Belag aus sehr feinem Schleifpapier, um damit eine Teerpappeeindeckung zu imitieren. Zum Verkleben eignet sich besonders Pattex glasklar. Nach dem Aushärten werden alle hellen Kanten schwarz eingefärbt und das fertige Dach anschließend auf den Klebefalzen des Schuppens mit Uhu befestigt. Die Rampe an der Straßenfront des Güterschuppens entsteht aus einem Stück Balsaholz, das ebenfalls mit Holzbeize behandelt wird. Die Auflagebalken sind Zuschnitte aus einem Stück Kunststoff-Vierkant mit einem Querschnitt von 1 mm von Plaststruct (Piko), das vor der Verarbeitung einen dunkelbraunen Anstrich erhielt. Eine zweite Rampe könnte bei einer entsprechenden Situation auf der Modellbahnanlage an der Gleisseite angesetzt werden; das hier nachgestaltete Vor-
bild besitzt sie nicht. Die Be- bzw. Entladearbeiten erfolgten über so genannte Ladebrücken direkt vom Güterboden in den Waggon. Dachrinnen entstehen aus einem Stück Verpackungsfolie, wie sie z.B. bei handelsüblichen Quark- oder Joghurtbechern Verwendung findet. Der passend abgelängte Folienstreifen erhält mit dem Fingernagel entlang eines Stahllineals die typische Einbuchtung, anschließend erhält die so entstandene Dachrinne ihren Platz an der Dachkante. Auch hier wurde zum Verkleben Pattex glasklar verwendet. Nach der Montage erhält die gesamte Unterseite des Daches einen dunklen Anstrich, die Dachrinnen werden in einem dunkelgrünen (oder auch grauen) Farbton abgesetzt. Etwas isolierter Kupferdraht bildet das Ausgangsmaterial für die Fallrohre, die entsprechend der Northeastern-Holz und feine Kunststoffprofile bilden das Ausgangsmaterial für die Nachbildung der straßenseitigen Laderampe. Allgemein wichtig ist im Kartonmodellbau der Gebrauch eines scharfen Skalpells oder Bastelmessers; praktisch ist eine Pinzette. Fotos: Dieter E. Schubert
Das passend zugeschnittene Dach erhält nach dem Kniffen einen Belag aus feinstem Schleifpapier (rechts).
Verpackungsfolie eignet sich ausgezeichnet zur Anfertigung der notwendigen Dachrinnen. Nach dem endgültigen Positionieren der Regenrinnen kann das fertige Dach auf den Korpus aufgeklebt werden.
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Nach Fertigstellung der Wandteile (Ausschneiden der Tor- und Fensteröffnungen mit einem spitzen Skalpell) beginnt der Zusammenbau zum Korpus, dem eine passend zugeschnittene Bodenplatte zusätzliche Stabilität verleiht. Northeastern-Holz dient als Basis für die Schuppentore (vor der weiteren Bearbeitung in Holzbeize „Altholz“ tränken).
Noch sichtbare helle Klebekanten werden im passenden Farbton kaschiert (oben). Nach dem Einkleben des Tores werden an beiden Giebeln die Klebefalze nach hinten gefalzt. Mithilfe einer Grafik-Software werden die einzelnen Wandteile entworfen und farbig ausgedruckt.
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Gebäudehöhe abgelängt und in der typischen Form zurechtgebogen werden. Etwas Pattex gibt den Fallrohren dauerhaften Halt. Der kleine Anbau am Güterschuppen entstand als einfache Abwicklung ebenfalls mithilfe des Computers. Ein Stück Karton, ebenfalls mit etwas Schleifpapier beklebt, bildet das Dach. Die beiden senkrechten Stützbalken des ehemaligen Verladekrans an der Straßenseite des Gebäudes entstehen ebenfalls aus zuvor schwarz eingefärbten Zuschnitten des Vierkantmaterials. Je nach Wunsch (und Situation) kann die mit einem Tor ausgestattete Stirnseite des Güterschuppens noch eine so genannte Feuerrampe erhalten, die aus mehreren Kartonteilen einfach und schnell herzustellen ist. Mit dieser Rampe ist die Fertigung des Güterschuppens abgeschlossen, er kann nun am vorgesehenen Standort auf der Anlage aufgestellt oder als separates kleines Schaustück seiner Funktion übergeben werden. Dieter E. Schubert
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Stirnseite, Gleisansicht Grundriss und Straßenansicht des Güterschuppens entstanden am Computer.
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Schneid- und Klebespaß mit Effekt-Modellen aus Weimar
Gründerzeit-Stadthäuser Alternativ und kostengünstig lassen sich Stadtkerne oder Straßenzeilen aufbauen, wenn Bausätze aus Karton verwendet werden. Ein interessantes Sortiment bietet dazu die Firma Effekt aus Weimar.
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ie Weimarer Eheleute Trimpert fühlen sich der Großstadt Berlin und ihrer architektonischen Vielfalt sehr verbunden. Insbesondere die älteren Gebäude, die am Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden sind, haben es den beiden Werbefachleuten angetan. So fiel der Entschluss, die eigene Modellbahn mit entsprechenden Großstadtszenen zu gestalten. Die dafür erforderlichen Häuser mit fünf
und mehr Geschossen waren in der gewünschten Form nicht verfügbar. Da der Umgang mit Computer und Papier keine Hürde war, sollten nach und nach anhand von originalen Bauplänen und Fotografien die ersehnten Modellhäuser entstehen. Ein Sortiment von inzwischen 14 Bausätzen – jeweils in den Nenngrößen H0, TT und N – wird über das Thüringer Unternehmen BMA-ModellMIBA-Miniaturbahnen 8/2000
bau, Räumstraße 10, 96523 Steinach, vertrieben. Dazu zählt auch das fünfteilige Set eines Eckhauskomplexes. Gemäß dem Firmenslogan „exklusive Kartonmodelle von einfach bis aufwändig“ lassen sich aus den EffektBausätzen sowohl Gebäude mit ebenen als auch mit räumlich durchgestalteten Wänden herstellen. Nicht nur die Fassaden wurden komplett dargestellt, auch die Hofseiten der Häuser sind vorhanden und alle für eine räumliche Verfeinerung erforderlichen Teile sind als Duplikate mitgeliefert. Für die Seitenwandgestaltung liegt historische Werbung bei. Die Entscheidung, wie stark die Fassadenflächen strukturiert werden, trifft der Bastler selbst. Zum Beispiel können Fenster, Türen und Balkone aus der Fassade ausgeschnitten und, mit Distanzkarton versehen, hinterklebt
MIBA-SCHWERPUNKT Bauen mit Karton
Die Hofseite der Effekt-Modellbaubögen ist durchgestaltet und kann mit der Verstärkungstechnik „räumlich“ gemacht werden.
Filigrane Schneidarbeit: Um die zierlich gestalteten Dachgeländer auszuschneiden bedarf es einer ruhigen Hand und eines geeigneten, scharfen Messers. Fotos: Rainer Ippen
werden. Vorbauten werden ebenfalls mit Kartonstreifen realisiert, die entsprechend dick gewählt, den Vorbau besser zur Geltung kommen lassen. Ebenso können Gesimse, Säulen, Fensterbänke und Fensterüberdachungen mit Karton verstärkt werden. Was man den fertigen Modellen nicht ansieht, ist der gehörige Zeitaufwand, den der Bau erfordert. (Deshalb sind an den abgebildeten Modellen nur wenige Möglichkeiten zur Ausprägung der Räumlichkeit ausgenutzt worden.) Das liegt zum einen an der Vielzahl von Schnitten, die vorzunehmen sind, zum anderen muss jeder Schritt genau bedacht werden. Um dem Bastler maximale Entscheidungsfreiheit zu lassen, beschränkt sich die Anleitung auf das Notwendigste. Weder Falzmarken noch ausführliche Vorgaben für die Bauteilzuordnung behindern den Kartonmodellbauprofi. Auch bei der Wahl des Verstärkungskartons hat man freie Hand. Wer mit der Kartonverstärkungstechnik noch keine Erfahrungen hat, sollte sich mit mehreren Versuchen zum Optimum vortasten. Die Detaillierung der Drucke lässt keine Wünsche offen. Beispielsweise sind die Dachgeländer so fein strukturiert wie geätzte Messingteile. Gestaltete Schaufenster, Fassadenwerbung sowie Accessoires wie Markisen und Pflanzkübel runden die Effekt-Modellbaubögen ab. Rainer Ippen
Verbesserung der Räumlichkeit durch Verstärkungstechnik: Fenster und Türen lassen sich mit Distanzkartonstreifen zurücksetzen. MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
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MIBA-SCHWERPUNKT Bauen mit Karton
Das muss brettern!
Wasserturm mit Holzverkleidung Modelle aus natürlichen Werkstoffen haben eine eigene Ausstrahlung. So lassen sich beispielsweise Kartonmodelle mit Holz verkleiden und detaillieren. Gerhard Peter ließ es sich nicht nehmen, den Wasserturm von Stipp zu verbrettern.
M
anchmal hat man das Bedürfnis, vorhandene Bau(satz)substanz nach eigenem Gutdünken vorbildorientiert um- oder neu zu gestalten. Warum sollte man also nicht das fotorealistische Kartonmodell eines Wasserturms mit „Brettern“ und anderem Kleinzeug veredeln? Zumal dem Redaktions-Bw ein Wasserturmwechsel gut zu Gesicht stehen würde. Als Basis dient der achteckige Wasserturm aus dem Stipp-Programm. Das Vorbild steht in Sternebeck an der Strecke Berlin–Wriezen. Der Sockel bzw. der Turm des markanten Wasserturms ist gemauert. Die Verkleidung des Wasserbehälters wurde aus Holz gebaut. Diese Verkleidung soll nun auch im Modell aus Holz entstehen. Dabei wurden noch weitere Details mit einer Holzverkleidung versehen.
Flugzeugsperrholz Ursprünglich wollte ich feine Leisten aus dem Schiffsmodellbau verwenden, die es als Meterware gibt. Selbst die feinsten Leisten erschienen mir aber zu grob. Bei einem Besuch eines Fachgeschäfts für Architekturmodellbau stieß ich auf feinstes Flugzeugsperrholz. Dieses gab es in Dicken von 0,3 bis 0,5 mm. Das 0,4 mm dicke Sperr74
Der schmucke Wasserturm ist das Ergebnis von knapp DM 15,– finanziellem Aufwand, Eigeninitiative und etwa zehn bis zwölf Stunden Bastelspaß. Fotos: gp
holz erschien mir wie geschaffen für die Bastelei. Der Zuschnitt der benötigten Leisten aus dem Sperrholz war eher eine Fleißaufgabe als eine nennenswerte Schwierigkeit. Voraussetzung war allerdings eine kleine Tischkreissäge mit einem feinen Sägeblatt (z.B. Böhler). Mit Einrichten der Säge benötigte ich etwa eine halbe Stunde um den Bedarf an 2 mm breiten „Brettern“ zuzuschneiden.
Vorbereitung Die Kartonbögen des Wasserturms bereitete ich zum Zusammenbau nach Bauanleitung vor. Die Fensterbögen in den gemauerten Etagen des Turms sollen wegen der besseren Plastizität nach innen versetzt werden. Der Bausatz sieht dieses vor. Es liegen ihm zu-
sätzliche Fenster zum Ausschneiden und Hinterkleben bei. Mit einem scharfen Cutter bzw. Skalpell schnitt ich entlang der Laibung die Öffnungen heraus. Die so vorbereitete Abwicklung des Wasserturms legte ich auf 0,5 mm dicken Karton und übertrug die Mauerabschnitte und deren Fensterausschnitte. Die beigefügten Fenster klebte ich von hinten auf die ausgeschnittenen Öffnungen. Um die gewünschte Tiefe der Laibung zu erhalten muss ein entsprechend dicker Karton gewählt werden. In H0 entspricht ein Karton von 0,5 mm Dicke einer Laibung von 43,5 mm in natura. Je dicker der Karton, desto schwieriger lässt sich dieser mit einem Cutter bearbeiten. Besonders schwierig ist das Ausschneiden der Bögen. Je nach verwendeter Kartondicke für die Laibung muss auch der MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
Der zu verbretternde Wasserturm von Stipp in verschiedenen Baustufen. Der Verstärkungsring aus dem braunen Karton stammt aus eigenen Beständen.
Auch die achteckigen braunen Kartonplatten für die einzelnen Etagen des Wasserturms müssen anhand der beiliegenden Schablone angefertigt werden. Die Turmabwicklungen lassen sich wie oben und links abgebildet um diese dickeren Kartonböden herumkleben.
Kurz + knapp • Kartonbausatz Wasserturm Preisbeispiele: Wasserturm Z (Nr. 042) Wasserturm N (Nr. 016) Wasserturm H0 (Nr. 014) Wasserturm 2 (Nr. 055)
DM DM DM DM
5,50 6,70 8,80 79,90
• Infos und Vertrieb: STIPP-Bastelbogen GbR Postfach 35 0351, D-10212 Berlin Info-Tel.: 030/30 44 73 11 58 Fax 030/30 29 00 55 85 E-mail:
[email protected] Internet: www.stipp.de • Sonstiges: Flugzeugsperrholz gibt es beim Fachhandel für Flug- und Schiffsmodellbau bzw. Architekturbedarf
Werden wie vorgeschlagen die Fenster nach innen versetzt, muss der Verstärkungsring um das Maß der Fensterlaibung kleiner sein.
Umfang der achteckigen Verstärkungsrahmen um das Maß der Kartondicke verringert werden. Sie können dann innen auf die zurückversesetzten Fenster geklebt werden.
Selbstverständlich werden die Klebelaschen im Bereich der zurückversetzten Fenster mit einem scharfen Skalpell entfernt.
Holzarbeit Die Fenster in der Holzverkleidung des Wasserbehälters werden nicht verändert. Obwohl – so im Nachhinein überlegt – sich geätzte Fenster sehr gut gemacht hätten. Aber dieser Gedanke kam für dieses Projekt zu spät. Jedenfalls ergibt sich durch das Aufleimen der zugeschnittenen Bretter automatisch eine geringe Fensterlaibung. Vor dem Aufleimen der Bretter spitzte ich diese an einem Ende an. Das Zusammenkleben von Kartonmodellen geht mit dem Wiccoll-KartonBastelleim von Greven sehr gut. Darum MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
Die „Bretter“ bestehen aus 0,4 mm dickem Flugzeugsperrholz.
Mit dem Aufleimen der „Bretter“ begann ich an der Gebäudekante.
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Mit einer Kanüle werden der Leim aufgetragen und die Bretter Lage für Lage fixiert. Hin und wieder müssen die Bretter ein wenig mit dem Finger fixiert werden, bis der Leim angezogen hat.
Im Bereich der Fenster müssen die Bretter in der Länge und der Breite angepasst werden. Die Eingangstür erhält noch eine Verstärkungsleiste.
Mit allerlei Kleinkram wie Türklinke, Scharniere usw. lässt sich der Wasserturm weiter verfeinern.
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klebte ich nicht, sondern leimte auch die Bretter mit dem Wiccoll-Leim auf die Wasserbehälterverkleidung; vom Knick aus in Richtung Fenster. Da der Leim in Verbindung mit dem Holz nicht sofort anzieht, musste ich hin und wieder die Bretter für 20 bis 30 Sekunden mit den Fingern andrücken. So konnte ich auch nur zwei oder drei „Bretter“ mit einem Leimauftrag aufbringen. Je nach Lage der Bretter – mehr oder weniger dicht – bleibt es nicht aus, die letzten beiden Bretter vor dem Fenster schmaler zu schmirgeln. Auch im Bereich der Fenster mussten die zugeschnittenen Bretter eingepasst werden. Der unter dem Wasserbehälter befindliche Anbau erhielt ebenfalls eine Verbretterung. Im Eifer des Gefechts leimte ich dann noch die Tür aus Brettern auf. Mit schmaleren Leisten wurde die Tür vervollständigt. Das Fenster oberhalb der Tür erhält ebenso eine Fensterbank aus Holz wie die oberen Fenster der Wasserbehälterverkleidung. Zudem leimte ich noch eine oberhalb der Fenster umlaufende „Verstärkungslatte“ aus 1 mm breiten Leisten auf, die ich ebenfalls aus dem 0,4mm-Sperrholz zusägte.
Restarbeiten Mit ein wenig dunkler Holzbeize, z.B. aus einem Angebot, beizte ich die aufgebrachten Holzleistchen der Wasserturmverkleidung dunkelbraun. Nach der Komplettmontage kaschierte ich noch alle hell blitzenden Stellen mit mittelbrauner bis dunkler Tusche; alternativ auch Abtönfarbe. Das Dach erhielt noch eine Teereindeckung aus feinem schwarzem Schmirgelpapier. Damit die Dachkanten nicht so dünn aussehen, verstärkte ich diese mit Resten der Wasserturmverschalung. Die Tür erhielt noch eine Türklinke und angedeutete Scharniere. Die letzte Garnierung erfolgte mit ein bisschen wucherndem Efeu. Beim Bau und auch bei der Verbesserung des Kartonmodells kamen mir noch einige Ideen, die aus Zeitgründen nur textlich erwähnt werden können. So könnte das Modell mit Dachrinnen, Regenfallrohren, einem Wasserstandsanzeiger und geätzten Fenstern erweitert werden. Die Fenster könnten den Blick auf Wasserbehälter, Steigund Fallrohre freigeben. Eine Innenbeleuchtung ließe die Stahlkonstruktion einer Wendeltreppe sichtbar werden ... gp MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
MIBA-SCHWERPUNKT Bauen mit Karton
Bausätze von Casalux
Innovatives aus Karton Auch aus einem gewissermaßen althergebrachten Material wie Karton lassen sich mit modernen Techniken präzise und filigrane Bausätze herstellen. Als Beispiel zeigt Lutz Kuhl den Bau einer kleinen Blockstelle in der Baugröße H0.
F
iligrane Gitterkonstruktionen von Brückenbögen und Hallendächern lassen sich auch aus Karton herstellen. Die Lasertechnik macht es möglich, die Bauteile aus Architekturkarton sauber und präzise auszuschneiden. Die so geschaffenen Modelle zeichnen sich durch ein äußerst geringes Gewicht aus; dennoch sind sie dabei stabil und weisen eine erstaunliche Festigkeit auf. Unter dem Produktnamen „Casalux“ bietet die Firma Lux Feinmodellbau aus Saarbrücken eine Reihe von Bausätzen an, von denen das in diesem Jahr auf der Spielwarenmesse vorgestellte Modell nach dem Vorbild der Glienicker Brücke in Berlin ein echtes Highlight darstellt. Neben diesen spektakulären Modellen gibt es auch eher unscheinbare wie einen Fachwerkgüterschuppen oder das hier vorgestellte kleine Stellwerksgebäude, das einem Vorbild in der Nähe von Kaub nachempfunden wurde. Oben: Irgendwo an der Rheinstrecke. Das Modell von Casalux wurde von einem Vorbild in der Nähe von Kaub inspiriert. Links: Die Teile des Bausatzes. Das Grundmaterial für Wände und Dach ist 0,5 mm starker Architekturkarton, aus dem die Teile mit Lasertechnik ausgeschnitten sind.
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Der Bau der Blockstelle Dieser Bausatz besteht aus vier Kartonplatten mit einer Stärke von 0,5 mm, aus denen die Bauteile ausgeschnitten sind und nur noch durch dünne Stege gehalten werden. Ebenfalls mithilfe der Lasertechnik geschnitten ist die Nachbildung der Holzverkleidung des Obergerschosses aus einem feinen Furnier. Die Bauteile lassen sich leicht mit einem scharfen Bastelmesser oder einem Skalpell aus der Kartonplatte heraustrennen. Die vier Wände des Blockstellengebäudes sind sehr exakt und passen ohne jede Nacharbeit zusammen. Zum Kleben kann man Sekundenkleber nehmen – das geht am schnellsten. Normaler Alleskleber oder ExpressWeißleim lassen sich dazu aber ebenfalls verwenden. Nach dem Trocknen des Klebers müssen die Ecken des Gebäudes noch sauber verschliffen werden; diese Arbeit geht mit den Modellbau-Sandfeilen von Faller schnell von der Hand. Für die Gestaltung des Daches gibt es mehrere Möglichkeiten. Die einfachste wäre, das Kartondach mit feinem Schmirgelpapier zu bekleben. Diese Art der Nachbildung von Dachpappe war mir aber zu grob, daher schnitt ich Transparentpapier in 11 mm breite Streifen und klebte sie mit leicht verdünntem Weißleim auf. Durch die Feuchtigkeit wellt sich das Transparentpapier sehr stark; beim Trocknen zieht es sich aber wieder glatt. Dabei bilden sich zugleich kleine Fältchen, die nach dem Anmalen sehr natürlich wirken. Eine weitere Möglichkeit wäre auch, die Kartonteile des Daches als „Schnittmuster“ für herkömmliche Dachplatten aus Kunststoff zu verwenden. Das Dach bleibt übrigens abnehmbahr, auf diese Weise lassen sich leicht auch noch eine Inneneinrichtung oder eine Beleuchtung nachträglich einbauen.
Als Erstes müssen die Bauteile mit einem scharfen Bastelmesser oder einem Skalpell aus dem Karton, mit dem sie noch über feine Stege verbunden sind, getrennt werden.
Dank der präzisen Anfertigung gestaltet sich das Zusammenfügen der Bauteile überaus problemlos – die Passgenauigkeit ist ganz hervorragend. Zum Kleben eignet sich ganz normaler Alleskleber ebenso wie Sekundenkleber.
Nach dem Trocknen des Klebers müssen die Kanten des Gebäudes noch sauber beigeschliffen werden. Für diese Arbeit eignen sich die Sandpapierfeilen von Faller gut.
Für die Bemalung der Wände kam Plakafarbe zum Einsatz, die in leicht angetrocknetem Zustand mit einem harten Borstenpinsel aufgetupft wurde. Auf diese Weise lässt sich eine schöne Putzstruktur erzielen.
Kurz + knapp • Bausatz Blockstelle Epoche II bis V Baugröße H0 • Lux Feinmodellbau GmbH Mainzer Straße 50 66121 Saarbrücken Tel. (0681) 6851219 • Art.-Nr. BS 1920 BS DM 45,– • erhältlich beim Hersteller
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Die Bauteile des Daches werden über einen „Dachstuhl“ als Hilfskonstruktion geklebt, sodass das Ganze recht stabil wird. Das komplette Dach bleibt zudem abnehmbar.
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Für die Nachbildung der Dachpappe kam Transparentpapier zum Einsatz, das in 11 mm breite Streifen geschnitten wurde. Dieses Material wirkt maßstäblicher als Sandpapier, da es nicht so stark aufträgt.
Sehr filigran fällt das Geländer aus, das in zwei Schichten zusammengeklebt wird. Während des Zusammenbaus ist Vorsicht angesagt, da die Einzelteile doch sehr empfindlich sind. Das fertige Geländer ist nachher aber recht stabil.
Wenn die Treppenstufen fertig vorgefalzt sind, können sie auf die Wangen des Treppenträgers geklebt werden. Die fertige Treppe erhält später noch eine leicht „rostige” Farbgebung. Die hier nicht immer vermeidbaren Kleberflecken lassen sich mit einem Glashaarpinsel problemlos entfernen.
Bevor ich die Holzverkleidung des Obergeschosses aufklebte, bemalte ich den Bereich der Fensterkreuze mit weißer Plakafarbe, die Tür auf der Rückseite erhielt einen grünen Anstrich. Für die Nachbildung des Putzes am Untergeschoss verwendete ich ebenfalls Plakafarbe. Ich tupfte sie mit einem Borstenpinsel auf, um so eine leicht körnige Struktur zu erreichen. Terpentinlösliche Farben (wie von Humbrol oder Revell) sind hier weniger bis gar nicht geeignet, da das Lösungsmittel die lackierte Oberfläche des Kartons angreift. Wasserlösliche Acrylfarben können dagegen ebenfalls verwendet werden, mit ihnen bemalte ich das Dach und den Treppenaufgang. Eine etwas kniffelige Angelegenheit ist der Bau des Treppenaufgangs. Dazu muss das Teil mit den Treppenstufen vorsichtig mithilfe einer kleinen Zange wie eine Ziehharmonika geknickt werden; anschließend kann man die Stufen auf die Trägerwangen kleben. Vorsicht ist auch bei dem oberen Geländer angesagt. Es besteht aus sehr dünnem Karton; beim Hochknicken des Geländers besteht die Gefahr, dass die sehr feinen Knickstellen abreissen. Wenn hier jedoch die äußeren Verstärkungsteile aufgeklebt sind, ist das Ganze recht stabil – jedenfalls stabiler als ein vergleichbares Kunststoffteil. Für diese Arbeiten verwendete ich Sekundenkleber, mit dem sich der Karton gut kleben lässt. Etwas Geduld vorausgesetzt, ergeben sich beim Bau keine unüberwindlichen Schwierigkeiten. Besonders bemerkenswert ist auf jeden Fall die Präzision der einzelnen Bauteile, die zu einem guten Gelingen nicht unwesentlich beitragen. lk
Oben: Hat das auch alles seine Richtigkeit? Tünn Szymanowski scheint jedenfalls in Bezug auf das Geländer keine Bedenken zu haben … Rechts: Die Vorderseite des Blockstellengebäudes. Alle Fotos: Lutz Kuhl
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MIBA-SCHWERPUNKT Bauen mit Karton
Wartehäuschen aus Fertigteilen in H0
Modellnachbildung
Kate aus Karton
Für die Modellbahn eignen sich besonders die kleinen Wartehallen, da sie an Haltepunkten von Nebenbahnen und Hauptstrecken aufgestellt werden können. Da die aus Fertigteilen erstellten Gebäude relativ einfach in ihrer Ausführung sind, lassen sie sich bequem im Rahmen einer Feierabendbastelei herstellen. Auch der weniger geübte Bastler kann durch eine solche Wartehalle etwas Eigenes schaffen. Die beim Aufstellen der Häuschen zwischen Profilen eingefügten Betonplatten können aus Pappe erstellt werden. Die Betonprofile, die die Form eines H aufweisen, kann man aus quadratischen Holzleisten (in H0 etwa 2 x 2 mm) herstellen. Da die Pappe zwischen die Profile geklebt wird, fällt der quadratische Querschnitt gar nicht auf.
Gebäude, die nach dem Baukastenprinzip entstehen, wurden schon in der Gründungszeit der Eisenbahn erstellt. In der heutigen Zeit findet man sehr häufig kleine Bauten, die aus BetonFertigteilen entstanden. Sebastian Koch beschreibt das Entstehen einer solchen Wartehalle aus Karton.
I
n der DDR stellte man Wartehallen an Straße und Schiene auf, die aus konfektionierten Betonteilen bestanden. In H-Profilen aus Beton ließ man kleine Stahlbetonplatten ein und erstellte so die Wände des Gebäudes. Auch das Dach wurde mit Betonplatten abgedeckt. Eine Schicht aus Dachpappe schützte vor Witterungseinflüssen.
Durch Modifikationen in der Anordnung der Fertigteile war es möglich unterschiedliche Haltestellen-Wartehallen, Trafohäuschen oder Garagen zu bauen. Durch individuelles Kombinieren der Elemente und Hinzufügen oder Weglassen von Betonplatten war man recht frei in der Gestaltung dieser Gebäude.
Oben: Und ist sie noch so unscheinbar – die kleine Wartehalle an der Nebenbahnstrecke schützt Wartende vor Wind und Wetter. Dekoriert mit Bänken und Figuren – auch Fahrpläne und ein Papierkorb ließen sich hier glaubwürdig unterbringen – ergibt sich so in jedem Fall ein Blickfang.
Wartehalle im Haltepunkt Melchow an der Strecke Berlin–Stettin/Stralsund in Brandenburg. Die vordere Seite wurde offen gelassen und nur durch die senkrechten Stützen gebildet.
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Aus Kanthölzern schneidet man die Streben für die Wartehalle zurecht. Die senkrechten Stützen sollten alle dieselbe Länge haben. Die einzelnen Holzleisten klebt man rechtwinklig zu Wänden zusammen (oben rechts). Links: Aus Pappe bildet man die Betonplatten in den Zwischenräumen nach. Die Fugen zwischen den einzelnen Platten arbeitet man mit einer Anreißnadel ein.
Beim Modell fertigt man zunächst die geschlossenen Seitenwände an. Dazu werden die senkrechten Stützen aus dem Profilholz zugeschnitten. Wenn alle Stützen bereits am Anfang die gleiche Länge aufweisen, vermeidet man lästiges Nacharbeiten. Hat die Seitenwand, wie in den meisten Fällen auch beim Vorbild üblich, zwei Betonfelder nebeneinander, klebt man drei Stützen mit einem Balken zusammen. Man erleichtert sich die Arbeit, wenn man alle Schnitt- und Klebekanten senkrecht ausführt. Zwischen die Profile müssen nun pro Feld fünf „Betonplatten“ eingefügt werden. Eine Möglichkeit ist es, jeweils fünf kleine Platten aus Pappe zurechtzuschneiden und einzeln einzukleben. Einfacher ist es jedoch, ein Pappstück auszuschneiden, welches das Fach zwischen den Holzprofilen komplett ausfüllt. Die Fugen zwischen den Platten ritzt man in diesem Fall mit einer Anreißnadel ein. Die so entstandenen Wandelemente klebt man mit wenig Holzleim zwischen die Hölzer. Auf die gleiche Art und Weise erstellt man auch die Rückwand. Auf einer kleinen Grundplatte werden dann die Wände aufgeklebt. Aus weiteren Holzleisten erstellt man das Grundgerüst des Gebäudes. Dabei sollte auf exaktes Einhalten der rechten Winkel geachtet werden. Das Dach ruht auf Betonstreben. Diese befinden sich mit Ausnahme der mittleren Strebe genau über den senkrechten Stützen, da diese die Last des MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
Rechts: Wenig Holzleim, der an den Seiten nicht ausquellen darf, fügt Holzstücke und Pappe zu einer Seitenwand zusammen. Auf einer kleinen Grundplatte, auf der der rechteckige Grundriss aufgezeichnet sein sollte, werden die Außenwände aufgeklebt. Mit weiteren Profilhölzern gestaltet man die restlichen waagerechten Balken und die offene Gebäudeseite.
Die keilförmigen Dachstreben feilt oder schnitzt man aus den verwendeten Holzleisten zurecht.
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Die Zeichnung gibt die Wartehalle im Maßstab H0 wieder. Die Vorbildmaße ergeben in H0/TT/N: 5600 3200 2600 1100 420 150
64,4/46,7/35,0 36,8/26,7/20,0 29,9/21,7/16,3 12,6/9,2/6,9 4,8/3,5/2,6 1,7/1,3/0,9
Während alle anderen Maße exakt umgesetzt werden können, sind bei der Dicke der Stützen (Vorbild: 150 mm) durchaus Kompromisse denkbar, wenn keine passenden Profile erhältlich sein sollten.
Nachdem die Dachstreben mit wenig Klebstoff befestigt wurden, ist das Grundgerüst des Gebäudes fertig gestellt.
Die weiße Farbgebung der Wartehalle sollte erfolgen, bevor das Dach aufgebracht wird. Das Dach bilden schwarz gestrichene Pappstücke, welche vor dem Lackieren bündig auf ein Pappstück in Dachgröße geklebt werden.
Eine Variante von Gebäuden aus dem Baukasten der Fertigteile stellt dieses Schalthäuschen an einem Bahnübergang bei Loburg in Sachsen-Anhalt dar. Eine Tür in der Seitenwand erlaubt den Zugang ins Innere. Fotos und Zeichnung: Sebastian Koch
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Daches aufnehmen. Die Dachstreben besitzen eine Keilform. Diese verhilft dem Dach zu einer Neigung von etwa 3 Grad, welche zum Abfluss des Regenwassers benötigt wird. Die keilförmigen Dachstreben erhält man ebenfalls aus Kanthölzern, welche nach dem Ablängen mit einem Skalpell oder einer feinen Feile in Form gebracht werden. Wegen der besseren Zugänglichkeit muss die Wartehalle lackiert werden, bevor das Dach aufgebracht wird. Beim Vorbild war der Anstrich meist weiß. Im Modell erfolgt dies mit matter Bastelfarbe. Nachdem die Farbe getrocknet ist, bildet man aus Pappe das Dach nach. Es wird rechtwinklig zugeschnitten und mittig auf die Dachstreben geklebt. Schwarze Farbe bildet dann die Teerschicht nach. Mit Sitzbänken, Müllbehälter und Fahrplänen versehen, kann das kleine Gebäude dann seinen Dienst auf dem Modellbahnsteig aufnehmen. Sebastian Koch MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
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Diorama auf einem halben Quadratmeter in Nm
Bahnhof Wiesen RhB Eine der weniger befahrenen und daher eher unbekannten, jedoch sehr spektakulären Strecken der Rhätischen Bahn stellt die Verbindung von Davos nach Filisur dar. Nicht weniger eindrucksvoll ist das Diorama von Dr. Bertrand Botzenhardt.
D
ie Linie Davos–Filisur verbindet die Prättigauer Strecke mit der berühmten Albulabahn und ermöglicht seit ihrer Fertigstellung im Jahr 1909 einen direkten Bahnverkehr von Davos nach St. Moritz. Die Strecke über Frauenkirch, Glaris, Monstein und Wiesen ist jedoch äußerst spektakulär, mussten doch auf 19 km 14 Tunnels und 28 Viadukte erstellt werden. Das bekannteste Bauwerk stellt der Wiesener Viadukt dar, der kurz hinter der gleichnamigen Station gelegen ist.
In doppelter Ausführung Diesen kleinen Bahnhof, weit unterhalb des Ortskerns gelegen, habe ich als Vorbild für die Nachbildung in der eher unüblichen Baugröße Nm gewählt. Nm bedeutet dabei Maßstab 1:160 mit 6,5 mm Spurbreite – entsprechend dem meterspurigen Vorbild. Seit einigen Jahren fertigen vor allem die Hersteller „Lok 14“ und Lemaco exzellente Kleinserienmodelle in der Baugröße Nm. Nachdem ich mich seit Jah-
ren mit der RhB beschäftige, lag es nahe, auch einmal in diesem Maßstab ein Diorama zu bauen. Hinzu kam, dass Herr Knaupp, der Inhaber von „Lok 14“, dringend nach einem Schaustück für seine nach dem Vorbild der RhB gefertigten Modelle suchte. So erklärte ich mich spontan – als Zwischenbeschäftigung zwischen Studium und Beruf – bereit, ein Diorama zu bauen. Nachdem mir von Anfang an klar war, dass mir der Verkauf eines Dioramas sehr schwer fallen würde, entschied ich mich, den Bahnhof Wiesen parallel zweifach zu bauen – einmal als Schaustück für „Lok 14“, einmal für mich selbst. Auf diese Weise entstanden im Lauf von ca. 3 Monaten zwei weitgehend identische Dioramen – lediglich bei der Oberleitung hatte ich nur einmal die Nerven, bei „meinem“ Diorama, das auch auf den Abbildungen zu sehen ist, eine komplette Verspannung einschließlich Tragseil nachzubilden. Nach umfangreichen Erfahrungen mit der Baugröße H0m – der Landwasserviadukt und diverse andere Brücken
Keine störenden Gebäude im Umfeld des Bahnhofes – ein Kriterium bei der Vorbildwahl.
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Detailreichtum, wie man dies sonst nur von größeren Spuren kennt … (Bild unten)
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MODELLBAHN-ANLAGE
Die RhB-Lok Ge 4/4 I 610 „Viamala“ verlässt mit ihrem Personenzug den Bahnhof Wiesen in Richtung Davos (Bild oben).
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Nm macht’s möglich: Maßstäbliche Umsetzung eines Vorbildgleisplanes (unten).
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wurden bereits in den Sonderheften Schmalspurbahnen des MIBA-Verlages gezeigt –, stellte Nm eine neue Herausforderung dar.
Kompletter Selbstbau Selbstverständlich ist für mich die exakt maßstäbliche Nachbildung des betreffenden Streckenabschnitts der RhB. Hierzu stand mir diesmal sogar die Kopie eines Originalgleisplanes zur Verfügung. Zudem reizte mich die absehbare Schwierigkeit des kleinen Baumaßstabes, es war gewissermaßen eine Herausforderung, einmal auf einem kleinen Schaustück zu versuchen, was in dieser Baugröße machbar ist. Dabei sollte auf dem Diorama ein Detailreichtum erreicht werden, sodass auf Fotos nicht auf den ersten Blick – wie leider bei den meisten Anlagen in
Personenzug aus Filisur bei der Einfahrt in den Bahnhof Wiesen (oben) Zierlich ausgefallen sind die Gebäude – sehr zur Freude der Miniaturbewohner (Mitte). Elegant legt sich die Ge 4/4 I in die vorbildgerecht überhöhte Kurve (links). Übersicht über das Schaustück in seiner ganzen Pracht (rechte Seite)
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Prächtiges Steinhaus im Engadiner Stil bei der Einfahrt aus Richtung Filisur Laden zum Verweilen ein: Rangierbewegungen im Bahnhof (links) Hervorragende Modelle unter maßstäblicher Oberleitung in 1:160 (unten)
N und Z – der Maßstab erkennbar ist. Inwieweit dies gelungen ist, können Sie anhand der Bilder selbst beurteilen. Leider waren die gesteckten Ziele nur mit einem weitgehend kompletten Selbstbau aller Komponenten realisierbar, angefangen beim Gleisbau, über die Nachbildung von vorbildgerechten Häuschen bis hin zu einer wirklich filigranen Oberleitung. Ebenso sind in dieser Größe keine vorbildgetreuen Bäumchen und Büsche zu kaufen, keine gut detaillierten Autos und keine realistischen Mauersteinplatten, sodass auch hier wieder viel Handarbeit notwendig ist. Nach Fertigstellung des Dioramas – oder besser der beiden identischen Dioramen – war für mich schnell klar, dass die ins Auge gefasste Verlängerung – der Wiesener Viadukt – auf seine Realisierung noch einige Jahre warten muss – zu mühsam und zu filigran ist die Herstellung eines realitätsnah durchgestalteten Dioramas in dieser kleinen Baugröße. 90
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Ge 4/4 I der RhB strebt dem weltberühmten Wiesener Viadukt entgegen. Beachtung verdienen auch die maßstäblichen und fein gestalteten Tannen. Passagiere strömen zu dem soeben eingefahrenen Zug aus Davos (rechts). Fotos: Daniel Wietlisbach
Umgekehrt sind die äußeren Abmessungen natürlich ideal geeignet um das Diorama mal schnell am Sonntagnachmittag bei tief stehender Sonne auf den Terrassentisch zu stellen und das natürliche Spiel von Sonne und Schatten zu beobachten: Nur 140 cm auf 35 cm misst die Grundfläche und bei einem Gewicht von einigen wenigen Kilos sind auch keine Möbelpacker erforderlich … Auf der Rückseite habe ich zudem gleich einen Trafo, einen Fahrregler sowie ein kleines Stellpult eingebaut, sodass nur der Stecker in die Steckdose gesteckt werden muss und schon kann der Regionalzug von Davos nach Filisur einfahren! Warum gerade Wiesen? Ganz einfach – es sollte auf überschaubarer Fläche eine Station der RhB absolut maßstabsgetreu nachgebildet werden; zudem sollte der Gleisplan nicht zu einfach sein. Diese Vorgabe erfüllt Wiesen in idealer Weise, da das Ausweichgleis nicht zu lang gestreckt ist und der MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
Gleisplan eine attraktive Dreiwegweiche und zwei Abstellgleise enthält. Zweite Vorgabe war, dass keine hässlichen modernen Häuser unmittelbar in Bahnnähe zu finden sein sollten. Auch insoweit ist Wiesen das ideale Vorbild: Neben dem Bahnhofsgebäude findet sich lediglich noch ein Bahnwärterhaus der Einheitsbauweise sowie ein leider etwas heruntergekommenes Wohnhaus im Engadiner Stil mit vertieften, klein geteilten Fenstern. Attraktiv ist auch der Bahnübergang in der Ausfahrt Richtung Davos. Nach meiner Auffassung liegt gerade in der durch das Vorbild vorgegebenen Beschränkung auf wenige, dafür umso
realistischer nachgebildete Ausstattungsteile der Reiz des Modellbaus – es muss nicht immer ein mehrgleisiger Kopfbahnhof mit Bahnbetriebswerk sein, wo 10 Züge gleichzeitig und unabhängig voneinander fahren können! Hand aufs Herz, wer kann denn schon mehr als einen Zug gleichzeitig beobachten – genießen Sie viel lieber die ursprüngliche Romantik eines Bahnhofs wie Wiesen, betrachten Sie die perfekten Modellchen auf den 1 mm hohen Schienen und gehen Sie auf die Suche nach den unzähligen Details, die erst beim mehrfachen Betrachten der Bilder gefunden werden können! Dr. Bertrand Botzenhardt 91
Berühmt für ihren edlen Tropfen sind die Hänge von Rietlingen, für die allerdings der Heizer der 98 526 so gar keinen Blick übrig hat.
Anlage Rietlingen III, 4. Teil
Rietlinger Riesling Die Fotografen der Vorkriegszeit haben es meisterlich verstanden in ihren Schwarzweiß-Aufnahmen die Harmonie zwischen Eisenbahn und Landschaft zu übermitteln. An diesen Bildern versuchte sich R.K. Casanova beim Bau seiner Landschaft an der zweigleisigen Ringstrecke von Rietlingen zu orientieren.
F
ür die Landschaftsgestaltung der Ringstrecke, welche – wie schon bekannt – aus Teilstücken aufgebaut wird, eignet sich die Spantenbauweise ganz besonders. Die Kontur der Spanten formt hierbei die Wiesenhügel bereits vor. Auf folgende Weise entsteht bei mir die Landschaft: In die Schmalseite der
Kastenbretter und Profilspanten schlage ich kleine Stahlstifte zur Hälfte ihrer Länge ein. Da die Bretter 10 mm dick sind, geht das problemlos vor sich. Um die Köpfe spanne ich von Nagel zu Nagel einen Baumwollfaden. In Höhenlinien zeichnet sich jetzt bereits die Landschaft ab. Die Querfäden müssen stellenweise unterflochten werden.
Damit die Landschaft später ein harmonisches Ganzes wird, schraube ich schon in einem solchen Frühstadium das Segment, an dem ich baue, an ein fertiges Teilstück. Ergeben die gespannten Baumwollfäden ein zufrieden stellendes Bild des Landschaftsverlaufes, werden die Nägel zur Gänze eingeschlagen. Das Fadennetzwerk überziehe ich mit Zeitungspapier. Dazu reiße ich unterschiedlich große Fetzen aus der Zeitung, streiche diese mit einem Gemisch aus Tapetenkleister und Weißleim ein und klebe sie in mehreren Lagen auf die Baumwollfäden. Beim Trocknen spannt sich das Papier zu einer strafDie Skizze verdeutlicht den prinzipiellen Aufbau der Teilstückkästen aus 10 mm dickem Sperrholz oder Tischlerplatte. Die Spanten mit dem Landschaftsprofil sind im rechten Winkel zu Vorder- und Rückwand angeordnet. So lässt sich leicht der Geländeverlauf festlegen und an den Spanten fixieren. Zeichnung: R.K. Casanova
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fen, festen Haut. Anschließend wird eine Gipsschicht aufgetragen, in die Details der Landschaftsgestaltung wie Wege, Mauern, kleine Böschungen usw. modelliert werden. Dass auf diese Weise meine Anlage letztlich recht schwer wird, spielt bei mir keine Rolle. Erstens beabsichtige ich nicht die Anlage für Ausstellungszwecke zu transportieren und zweitens kann ich sie ja ohne Aufwand schnell in handliche Teile zerlegen, falls dies für weitere Arbeiten oder fürs Fotografieren nötig sein sollte. Die nächsten Schritte sind die altbekannten, klassischen Methoden: Einfärben der „Schneelandschaft“ mit Plakafarbe und Begrünen mit Fasermaterial. Mit der Aussaat eines feinen, englischen Rasens in Form der Grasfasern ist jedoch erst die Grundlage für den weiteren Bewuchs gelegt. Brachland wird mit Unkraut, Sträuchern und Bäumen strukturiert. Dabei entsteht das Unkraut hauptsächlich aus Hekiflor Nr. 1550 hellgrün, ergänzt durch Heki-flor Nr. 1551 mittelgrün für feuchtere Stellen, aber auch durch Heki-Wildgras Nr. 1576 und Heki-Flocken grob und ähnliches Material. Für die Herstellung der Laubbäume habe ich meine eigene Methode entwickelt. Für Bäume und Sträucher braucht man Stämme, die in ihrer Struktur die Rinde des Vorbildes gut wiedergeben, und ein Astwerk, das ausreichend fein verzweigt ist. Ich habe entdeckt, dass der wilde Thymian des Mittelmeerraums diese Anforderungen sehr gut erfüllt. Abgestorbene, ausgetrocknete Teile der Pflanze, über der Erde abgeschnitten, ergeben schlankere, höhere Bäume. Reißt man dagegen eine Pflanze vorsichtig aus, so sieht man, dass die Wurzeln zusammen mit dem Stängel für einen flacheren Baum mit schön geformten Ästen geeignet sind. Begrünt werden die Bäume wieder mit Hekiflor Nr. 1550. Sie erhalten anschließend einen Überzug aus Haarlack. Ich bevorzuge für die Belaubung die saftig grünen Farben, da die Anlage die Sommerzeit im Juni/Juli wiedergibt. Neben dem Brachland gibt es natürlich rund um Rietlingen auch landwirtschaftliche Nutzflächen. Durch die Wahl von Kammereck für die Blockstelle kam ich mehr oder weniger zwangsläufig zum Weinanbau. Dabei stellte ich im Nachhinein fest, dass Weinberge auf den rückwärtigen, recht steilen Hängen hinter der Strecke ein idealer Abschluss sind. MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
In die 10 mm dicken Spanten sind Stahlstifte halb eingeschlagen, um die ein Baumwollfaden gespannt wird. Zunächst werden die vertikalen Höhenlinien, dann die Querfäden eingeflochten. Für einen später zu modellierenden Weg wird ein Kartonstreifen eingefügt.
MODELLBAU
Sind die Nägel des fertigen Fadennetzwerkes eingeschlagen und dieses mit Zeitungsfetzen beklebt, ergibt sich – nachdem der Leim getrocknet ist – eine feste Haut. Einmal mit der Papierhaut überzogen zeichnet sich der Landschaftsverlauf schon deutlicher ab. Natürlich funktioniert die Methode auch mit deutschen Zeitungen … Dank der Teilstückbauweise kann das Überziehen der Papierhaut mit Gips bequem am Basteltisch erfolgen.
Zur Kontrolle, ob sich das neue Teilstück zum bereits fertigen fügt, werden beide immer wieder zusammengeschraubt. Durch einen Anstrich mit Plakafarbe wird die weiße „Schneelandschaft“ für die Aussaat der Grasfasern vorbereitet.
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Die Reben entstanden im Selbstbau. Gleich vorweg eine Warnung an Modellbauer, die einen eventuellen Nachbau erwägen: Man braucht viel, viel Geduld, denn zehn Reihen von fünf Stöcken sind bereits nach Adam Riese fünfzig Stöcke und das ist ein winziger (kommt von Winzer, der von so einem Weinberg nicht leben könnte!) Weinberg. Auf Kammereck und dem Brückenteilstück stehen über 200. Klar, dass man diese Arbeit versucht zu rationalisieren. Ich habe mir dazu eine Lehre gebaut. Als Rebsorte bin ich von Riesling ausgegangen, eine Sorte, die man – an Stangen geführt – hoch aufwachsen lässt und die u.a. bei Würzburg angebaut wird. Rietlingen liegt ja im Modell nicht allzu weit südlich von Würzburg; die Weinberge dürften auf meiner bayerischen Anlage also glaubhaft sein. Die eigentlichen Weinstöcke werden aus drei bis vier Drähten einer dünneren Kupferlitze (z.B. von Brawa) am unteren, zusammengezwirbelten Abschnitt mit reichlich Zinn ver- und an die Stangen aus 2 mm dickem Kupferdraht angelötet. Die dünnen, nicht verlöteten Enden der Litze ergeben, zurechtgebogen, feine Ranken. Rebstöcke und Stangen werden braun gespritzt, die Stangen nach dem Trocknen mit dem Pinsel grau gestrichen. Mithilfe einer Lehre wird auf die Anbaufläche ein Raster gezeichnet, in den Schnittpunkten Löcher gebohrt, dann jeweils zwei Reihen mit Weißleim eingestrichen und die Weinstöcke mit den überstehenden Enden der Stangen gepflanzt. Nun wird gesiebte Erde (Sand, auch wenn er noch so fein gesiebt ist, erweckt im Modell den Eindruck von Kies) auf den nassen Leim zwischen die Stöcke aufgerieselt. Dann kommen die zwei nächsten Reihen dran. Dabei sollte der Weißleim nicht zu nass sein, sonst durchtränkt er die Erde und nach dem Trocknen entsteht der Eindruck einer Schlammkruste. Zum Schluss belaube ich die Weinstöcke mit auseinander gezupfter Woodland Foliage light green F 51, auch von Noch unter der Nr. 95400 im Handel. Ist die Modelljahreszeit Frühling oder gar Winter, kann man die Weinstöcke auch unbelaubt lassen. Wie man auf den Fotos sieht, ergibt sich auch so ein interessantes Aussehen. Mir war zum Fototermin das „Laub“ ausgegangen. Inzwischen wurde der Weinberg dem benachbarten angepasst, wie man in der nächsten Folge noch sehen wird. R.K. Casanova 94
Wilder Thymian des Mittelmeerraumes eignet sich gut zur Herstellung von Bäumen und Sträuchern. Rechts vom Bandmaß sind oberirdische, abgestorbene und getrocknete Pflanzenteile, links eine ausgerissene, frische Pflanze zu sehen. Die Wurzel ergibt einen Baum mit flacher Krone. Aus der Nähe betrachtet erkennt man die schöne Rindenstruktur der Stängeloberfläche des Thymians. Das Brachland ist mit Grasfasern begrünt, zusätzlich wurde aus Heki-flor und Wildgras Unkraut und Gestrüpp nachgebildet. Auf einer landwirtschaftlichen Nutzfläche soll ein weiterer Weinberg entstehen. Dazu wird auf die bemalte Gipsoberfläche mithilfe der Lehre ein Raster mit einem Linienabstand von 15 mm gezogen. Aus einem dickflüssigen Gipsbrei ist eine Stützmauer modelliert, deren Einzelsteine später noch graviert werden.
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VT 137 099 mit seinem Beiwagen 145 135 brummt durch die hügelige Landschaft und über die kleine Brücke im Bahndamm, die wir schon aus der vorherigen Folge kennen. Die Lehre für die Massenanfertigung der Weinstöcke: Links der Anschlag für das Ablängen der 35 mm langen Stangen aus 0,3 mm Durchmesser Kupferdraht, in der Mitte ein Stück bereits teilverlötete Litze, die noch an die Stange angelötet werden muss. Dazu wird die Stange in eine Bohrung des Querbalkens aus Sperrholz (rechts) gesteckt. Die Stange steht so später 4 mm über und die Fummelei beim Anlöten wird erträglich. Der Winzer Neumann begutachtet die Riesling-Stöcke im Rohzustand. Zum Spritzen sind sie in ein Stück Styropor gesteckt. Man erkennt hier besonders gut die feinen Ranken. Nach dem Spritzen mit brauner Farbe werden die Stangen grau gestrichen. Unten: In die Schnittstellen des aufgezeichneten Rasters sind Löcher gebohrt. Je zwei Reihen werden dick mit Weißleim eingestrichen, die Weinstöcke „gepflanzt“ und mit fein gesiebter Erde berieselt. Der fertige, allerdings noch nicht belaubte Weinberg. Neumann hat die Treppe mit Brettern befestigt. Eine Anzahl Steine aus dem Weinberg hat er mit seinem Wagerl den Hang hinunterbefördert. Fotos: R.K. Casanova
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NEUHEIT
D
ie „Nordhausen Wernigeroder Eisenbahn“ beschaffte 1935 und 1938 drei dieselelektrische Schlepptriebwagen von MAN/B&B. Während der 1935 gelieferte T 1 noch über ein Personenabteil verfügte, hatten die letzten beiden, T 2 und T 3, nur ein kleines Gepäckabteil und stärkere Motoren. Der T 3 ist als historisches Fahrzeug erhalten und brummt aufgearbeitet durch die Wälder des Harz.
Bausatz Um dem Schlepptriebwagen auch im Modell den nötigen Achsdruck und damit auch Zugkraft zu spendieren, bestehen Chassis und Gehäuseteile aus Weißmetall. Zurüstteile, bis auf Kästen und Luftbehälter unterm Wagenboden, sind aus Messingfeinguss. Entgegen der Dampflokbausätze wartet der Triebwagen nicht mit vormontiertem Fahrwerk bzw. Drehgestell auf. Die Drehgestelle setzen sich aus Kunststoffhalbschalengehäusen für das Getriebe und Drehgestellblenden aus Messing zusammen. Die Getriebebastelei machte mich ein wenig neugierig. Also sortierte ich die nötigen Teile eines Drehgestells für eine erste „Trockenmontage“ zusammen. Die Zahnräder steckte ich auf die Achsen in einer der Halbschalen. Die Gegenhalbschale ließ sich nun aufdrücken. Nach Einsetzen der Achsen musste noch der Getriebedeckel aufgesetzt und eingerastet werden. Hier war nun eine kleine Nacharbeit im Bereich der Aussparungen für die Rastnasen erforderlich, da sich der Deckel nicht ohne Gewalt aufdrücken ließ. Mit einem Cutter schrägte ich die Kanten der Ausschnitte an, damit sich die Rastnasen gleichmäßig in alle vier Ausschnitte drücken ließen. Nach dieser Trockenübung erfolgte die Montage der Drehgestellgetriebe mit Radschleifer und gefetteten Zahnrädern. Ich verwendete das synthetische Universalfett Super Lube®, das bei Fohrmann zu bekommen ist. Die Montage der Drehgestellblenden kann mit Zweikomponentenkleber erfolgen. Möchte man die Teile verlöten, 96
Die Drehgestellblenden bestehen aus Messingfeinguss. Nach Abbürsten mit einer Stahlbürste in einer Kleinstbohrmaschine lassen sich die Teile zusammenlöten.
Der Zusammenbau der Drehgestellgetriebe ist recht einfach. Damit sich die Rastnasen leichter in die Aufnahmen der Getriebedeckel drücken lassen, sollten diese etwas angeschrägt werden.
Heavy Metal statt Ätzblech:
Der T 3 von Weinert Weinert baut nach und nach das Angebot an Fahrzeugen der „Harzquerbahn“ aus. Seit Kurzem ist der Schlepptriebwagen T 3 im Handel. Entgegen anderen Anbietern von Triebwagenbausätzen setzt Weinert beim Gehäuse auf solide Weißmetallteile. Gerhard Peter berichtet über seine Erfahrungen mit dem T 3. sollten die Lötflächen mit einer in den Bohrzwerg eingespannten Stahlrundbürste gesäubert werden. Mithilfe von Lötwasser – kein Lötöl – lassen sich die Teile nun sauber verlöten. Die großen Weißmetallteile wie Fahrwerkrahmen, Dach und Seitenwände waren zumindest bei meinem Exemplar leicht gebogen. Auf einer dicken Glasplatte richtete ich die Teile aus. Die wenigen noch anzubringenden Bohrungen können vor der Montage der entsprechenden Teile gebohrt werden. Die Bestückung des Dachs und des Fahrwerkrahmens stellen kein Problem dar. Der Aufbau des Triebwagens besitzt neben den Außenwänden auch vier
Trennwänden. Die Teile sind passgenau. Dennoch sollte man vorher die Teile probehalber zusammensetzen. Beim Zusammenkleben der Seitenteile sollte darauf geachtet werden, dass die Außenflächen bündig abschließen und die Teile rechtwinklig zueinander stehen. Zum Fixieren der Teile verwendete ich Sekundenkleber. Nach dessen Abbinden erhalten die Klebestellen von innen eine Verstärkung mit StabilitExpress. Bei der Bestückung der Stirnwände gibt es einen kleinen Knackpunkt. Der Kasten für das Signalhorn und die Anschlüsse für die Bremsschläuche sitzen beim Vorbild recht dicht beieinander. Beim Modell stehen sich die beiMIBA-Miniaturbahnen 8/2000
Mit nur einem kleinen Packabteil ausgerüstet ist die Bezeichnung des T 3 als Schlepptriebwagen eher verwirrend. Seine Leistung reicht auch für längere Züge. Fotos: gp
Rechts: Die Baugruppen sind zum Lackieren bereit. Links: Für die Aufnahmen der Übergangsbleche müssen in das Gehäuse Sacklöcher gebohrt werden.
Kurz + knapp • Schlepptriebwagen T 3 der NWE • Modellbau Weinert Mittelwendung 7 D-28844 Weyhe-Dreye Tel.: +49 (0) 42 03/94 64 Fax: +49 (0) 42 03/52 30
Bewährtes Antriebskonzept: Nur die Drehgestellgetriebe sind recht laut.
den Teile im Weg. Da beim Vorbild, zumindest während der Epoche-IIIÄra, die Bremsluftanschlüsse keine Absperrhähne hatten, können diese abgefeilt werden. Eine haltbare Lackierung setzt eine saubere Grundierung und vorher ein gründliches Säubern voraus. Rahmen, Dach und Drehgestellblenden reinigte ich mit der Sandstrahlkabine von Böhler. Den Staubsauger stellte ich auf etwa 300 Watt Leistung ein, als Strahlmittel verwendete ich Quarzsand. Für das Sandstrahlen von Weißmetall wäre eine etwas feinere Körnung zweckmäßig. Deshalb säuberte ich das Gehäuse mit einer Seifenlauge, da das verwendete Strahlgut das Weißmetall MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
zu sehr aufraut. Die glatten Seitenflächen hätten nach dem Lackieren eventuell nicht mehr glatt gewirkt. Etwas fieselig stellt sich nach dem Lackieren das Beschriften bzw. das Aufbringen der Zierlinien dar. Mit dem Beschriftungssatz können alle Epochevarianten dargestellt werden. Diese Arbeit sollte man im ausgeruhten Zustand am Wochenende erledigen. Ist alles lackiert und beschriftet, erfolgt das Verglasen der Fenster und Laternen. Das Einsetzen der Drehgestelle in den Fahrwerkrahmen erfordert ein wenig Geduld. Der FaulhaberMotor wird mit einer Spange in eine Lagerschale gepresst. Nun folgt schnell noch die Verdrahtung um endlich die
• Preise der Bausätze: T 3 mit Mabuchi-Motor: T 3 mit Faulhaber-Motor:
DM 372,– DM 464,–
• erhältlich im Fachhandel oder bei www.kleinserien.de
Fahreigenschaften ohne Gehäuse zu testen. Diese sind erfreulich gut und motivieren die Bastelei mit dem Aufsetzen des Gehäuses abzuschließen. Die Getriebe entwickeln trotz guter Fettung ein an einen Diesel erinnerndes Geräusch. Wer seinen T 3 digitalisieren möchte, kann das zumindest bei der Version mit dem Faulhaber-Motor (Stromaufnahme max. 150 mA) mit einem Kleindecoder machen. Aber auch für größere Decoder ist ausreichend Platz vorhanden. gp 97
MIBA-TEST
Nun dampft den TT-Bahnern aus Salzburg ein Rangierhobel aufs 12-mm-Gleis. Gemeint ist die bei den Eisenbahnern hier und da als „Bulli“ bezeichnete Einheitsrangierlok der Baureihe 80. Was die bullige Rangierlok draufhat, zeigt unser Test. Auch ein schöner Tender kann entzücken. Vor allem wenn es der einer Einheitsrangierlok ist. Die Leitern am Tender sind mit an das Gehäuse angespritzt. Fotos: gp
Rocos dritte 80er und erste Dampflok in TT
„Bulli“ in 1:120 D
as Angebot an attraktiven Lokomotiven und Waggons in TT nimmt beständig zu. Nach der „Ludmilla“ steht bei Roco mit der BR 80 die zweite Lok in der Baugröße TT in den Versionen der DR und der DB zur Auswahl. Obwohl beides Epoche-III-Varianten sind, verfügen sie über ein zweifaches Spitzenlicht. Dies ist durchaus korrekt, fuhren Loks auch noch lange nach Einführung des dritten Spitzenlichts nur mit zwei Laternen. Die bullige Rangierlok verfügt über fahrtrichtungsabhängige Spitzenbeleuchtung. Ein klei-
ner Wermutstropfen: Die Frontbeleuchtung ist erst bei recht hoher Geschwindigkeit erkennbar. Das liegt an den etwas „tranfunzeligen“ Glühbirnen, die bei niedrigen Spannungen ein schwaches gelbliches Licht erzeugen. Bei weiterer Betrachtung fallen die feinen Speichenräder und die dunkel eingefärbte Steuerung angenehm auf. Es fehlen jedoch die „Schwimmhäute“ an den Speichen. Sie fielen wahrscheinlich dem Rotstift zum Opfer, während die Zentrierbohrungen der
Achsen nachgebildet wurden. Die Zylinder sind inklusive der Druckausgleicher gestaltet. Das Gehäuse ist komplett aus Kunststoff gespritzt und besteht bis auf das Dach und die Fenstereinsätze aus einem Stück. Die Nietreihen an den Wasserkästen und am Führerhaus sind akkurat nachgebildet. Im Gegensatz zu den dezenten Nieten wirken die Armaturen und Leitungen am Kessel eher etwas zu flach. Vergleiche mit Vorbildfotos bestätigen den Verdacht: die Kesseldetails wurden relativ flach graviert,
Messwerte BR 80
Maßtabelle BR 80 in TT von Roco Vorbild Längenmaß Länge über Puffer:
1:120/NEM
Modell
80,6
22,5 34,7
22,4 34,5
Breitenmaße Breite über Griffstangen:
3 100
25,8
25,9
Puffermaße Pufferhöhe über SO: Puffermittenabstand:
1 025 1 750
8,6 14,6
9,0 14,6
Radstände Gesamtachsstand: Achsabstand:
3 200 1 600
26,7 13,35
26,7 13,35
Raddurchmesser:
1 100
9,2
9,2
– – –
10,2 2,4min 1,0max
–
80,5
2 700 4 165
98
78 g
Haftreifen: 9 670
Höhenmaße über SO Rauchkammer Mitte: Gesamthöhe
Radsatzmaße entsprechend NEM Radsatzinnenmaß: Radbreite: Spurkranzhöhe:
Gewicht Lok:
10,2 2,2 0,9
Zugkraft Ebene: 30 ‰ Steigung:
10 g 8g
Geschwindigkeiten (Lokleerfahrt) Vmax: 127 km/h bei 12 V VVorbild: 45 km/h bei 5,8 V Vmin: 5,7 km/h bei 2,7 V Stromaufnahme bei Volllast: Auslauf aus VVorbild:
ca. 6 mm
Erkennbarer Lichtaustritt: Schwungscheibe:
170 mA
ab ca. 6,5 V 1
Schnittstelle: S-Schnittstelle (NEM 651) DCC: Arnold 82210, Lenz LE 070XF Selectrix: 66830 Ungefährer Preis:
DM 160,–
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Links: Angetrieben wird nur die letzte Achse, die anderen werden über die Kuppelstange mitgenommen. Alibi-Schwungmasse und hohe Getriebeübersetzung erlauben keinen Auslauf bei Rangiergeschwindigkeit. Rechts oben die Anschriften der DRVersion, darunter die der DB-Ausführung.
Aus einem Guss: Kessel und Kesselarmaturen wie Handrad am Dampfdom und Luftpumpe.
während die Tritte am Kessel wiederum etwas üppig ausgefallen sind. Es hätte der 80er sicher besser zu Gesicht gestanden, hätte man die dickeren Leitungen extra angesetzt. Statt der zwei Sicherheitsventile am Reglerdom ist nur einer nachgebildet – spritztechnisch bedingt. Auch die zweistufige Luftpumpe ist angespritzt und wirkt daher von den Details ein wenig unkonturiert.
Technik Zum Abnehmen des Gehäuses muss das Gehäuse im Bereich der Wasserkästen gespreizt werden. Zum Vorschein kommt bewährte Antriebstechnik: fünfpoliger Motor mit Schwungmasse. Er treibt wie beim Vorbild die hintere Achse an, die vorderen werden über die Kuppelstange mitgenommen. Trotz der nur einen über Zahnräder MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
angetriebenen Achse läuft die Lok taumelfrei. Das liegt sicherlich auch zum Teil an dem fehlenden Haftreifen. Dadurch und wegen des relativ geringen Gewichts – Kunststoffgehäuse und viel Freiraum in der Lok – ist die Zugkraft der Lok eher bescheiden. Zum Verschieben von mehreren Reisezugwagen über Weichenstraßen reicht sie jedoch aus. Nicht zeitgemäß ist die deutlich überhöhte Endgeschwindigkeit. Vom Anfahren bis zur vorbildgerechten Höchstgeschwindigkeit stehen gerademal 3 V Regelbereich zur Verfügung. Dass bei der gewählten Getriebeübersetzung und der kleinen „Alibi“-Schwungmasse kein Auslauf zu Stande kommt, leuchtet ein. Zum Standard in TT gehört eine SSchnittstelle. Diese verdeckt allerdings unnötig den freien Führerhausdurchblick. Direkt installieren lässt sich der
Selectrix-Decoder 66830. Soll ein DCCDecoder – siehe Tabelle – installiert werden, empfiehlt es sich, die Kabel direkt oder aber einen passenden Stecker an einen Decoder der Wahl anzulöten. Noch besser wäre es, wenn man den Decoder direkt verkabelt. Um das Langsamfahrverhalten zu verbessern, sollte ein Decoder mit Lastregelung eingesetzt werden.
Fazit Mit der BR 80 in TT unternimmt Roco eine schwierige Gratwanderung zwischen attraktivem Preis und Detaillierung. Hauptzielgruppe sind zweifellos die Betriebsbahner. Dass Roco beim Antrieb Besseres zu leisten im Stande ist, beweisen aktuelle H0-Modelle aus gleichem Hause. Insgesamt ist das Preis-Leistungs-Verhältnis gut. gp 99
Kleinserienmodell von Brimalm: BR 24b der Norwegischen Staatsbahn
UNIVERSELLE NORWEGERIN
VARIANTEN
• Tenderlok BR 24b DM 2050,– * Baugröße H0 • Brimalm Engineering, Box 15, SE-59221 Vadstena, Tel. 0046/143/102 00 E-mail:
[email protected] • Erhältlich direkt
• Zugmaschine IFA Z6 Art.-Nr.: 71012 DM 19,– * • Opel P1 Caravan Art.-Nr.: 20023 DM 16,95 * • Baugröße H0 • Brekina, Carl-Benz-Str. 1 D-79331 Teningen Tel.: 0 76 63/93 27-0 Fax: 0 76 63/40 70 www.brekina.de • Erhältlich im Fachhandel
Bei der Baureihe 24 der Norwegischen Staatsbahn handelt es sich um eine ab 1909 gebaute Universallokomotive, die hauptsächlich auf der Randsfjord und Gjövik Linie zum Einsatz gelangte. Das Modell gibt die Heißdampfausführung der BR 24b wieder. Angetrieben wird das Messingkleinserienmodell über einen im Tender befindlichen Faulhaber-Motor mit einer extra kugelgelagerten Schwungscheibe. Über eine Karanwelle wird die letzte Achse der Lok angetrieben. Über die präzise gelagerten und vorbildgerecht angelenkten Kuppelstangen werden die Kuppelräder mitgenommen. Für optimale Kontaktsicherheit und Kraftschluss sorgen federnd gelagerte Radsätze. Die Lok durchfährt Radien ab 500 mm. Auf das akkurat gefertigte Modell wird eine Garantie von 5 Jahren gewährt. Die Auslieferung erfolgt nur direkt ab Hersteller. Zu dem angegebenen Preis addieren sich noch die Frachtkosten. 100
Wie beim Vorbild entstehen auch im Modell aus einem Basismodell weitere Varianten. Aus dem Laster IFA H6 wurde die Zugmaschine mit 3,6 m kurzem Radstand entwickelt. Teile des IFAH6-Modells wurden für den Z6 überarbeitet. Als Sondermodell gab „idee + spiel“ den Opel P1 Caravan in Auftrag. Das Modell besticht durch die saubere Bedruckung und viele verchromte Teile.
Zugmaschine IFA Z6 und Opel P1 Caravan von Brekina
EXOTISCH • Ellok Bt 303 der TGOJ Art.-Nr.: BT-A15 DM 215,– * • Baugröße: H0 • Jeco AB, Scheelegatan 1 S-112 23 Stockholm Tel.: 0046/8/24 69 70 E-Mail:
[email protected] www. jeco.se • Erhältlich direkt
Exclusiv für Jeco fertigt Grandspot/Model Loco das Ellok-Modell der Schwedischen Privatbahngesellschaft TGOJ auf Basis von Roco-Fahrwerksteilen wie Drehgestelle, Achsen, Motor usw. Chassis, Gehäuse und Details bestehen aus Weissmetall bzw. Messing. Die Ellok ist fertig montiert und lackiert. Sie ist in Gleichund Wechselstromausführung erhältlich und hat eine Schnittstelle nach NEM.
Ellok einer schwedischen Privatbahn von Jeco in H0
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NEUHEITEN
ELEGANTE FRANZÖSIN • SNCF 232 U1 „La Divine“ Art.-Nr.: 1140 SFr 1350,– * • Baugröße N • Fulgurex SA, 33 Av. de Rumine, Casa Postale CH-1000 Lausanne 5 Tel.: ++41/(0)21/320 49 41 Fax: ++41/(0)21/320 92 36 • Erhältlich im Fachhandel
Eine sehr elegante Dampflok mit Stromlinienverkleidung stellt die erst 1949 gebaute Baureihe 232 U1 dar. Trotz des Betriebserfolges blieb es wegen der fortschreitenden Elektrifizierung bei dieser einen Maschine. Das Modell ist in feinster Ausführung gefertigt und auf 250 Stück limitiert. Der Antrieb erfolgt über einen Glockenankermotor mit Schwungmasse auf den zweiten und dritten Radsatz. Die Frontbeleuchtung der Stromlinienlok ist funktionsfähig, zudem verfügt sie vorn und hinten über einen NEM-Schacht. SCHIEBUNG • Dieselverschublok BR 2068 Art.-Nr.: 0521 ÖS 1780,– * • Schlackewagen Art.-Nr.: 3145 ÖS 120,– * • Baugröße H0 • Klein Modellbahnen Gatterederstr. 6 A-1230 Wien Tel.: ++43/(0)1/888 26 88 Fax: ++43/(0)1/888 22 86 E-Mail:
[email protected] www.kleinmb.at • Erhältlich direkt
Beim Vorbild eine Einzelgängerin: Elegante Stromlinienlok 232 U1 „La Divine“, in N von Fulgurex.
Bahnpostwagen in Messingausführung von APC in H0
In den Verkaufsstellen von Klein Modellbahnen kann die Dieselverschublok der Baureihe 2068 nicht nur probegefahren, sondern gleich für den heimischen Einsatz geordert werden. Das Modell verfügt über einen Mittelmotor mit großer Schwungmasse, der alle Achsen antreibt. Für einen einwandfreien Betrieb wurde auf Haftreifen verzichtet, um eine möglichst große Stromabnahmebasis zu haben. Das 360 g schwere Modell entwickelt auch ohne Haftreifen eine ausreichende Zugkraft. Für die Ausrüstung mit einem Decoder ist eine Schnittstelle nach NEM 650 eingebaut.
Weniger spektakulär, aber nicht minder interessant ist ein kleiner Schlackenwagen mit niedrigen Bordwänden, wie er in der Wiener Neustadt eingesetzt war. Sie dienten dem Abtransport von Schlacke aus den Bws. BAHNPOSTLER • Bahnpostwagen Post 4mg Art.-Nr.: 5003 DM 475,– * • Baugröße: H0 • APC Adams GmbH Scheurenfeld 5 D-51766 Engelskirchen Tel. 0 22 63/95 14 68 Fax 0 22 63/95 14 69 E-Mail:
[email protected] • Erhältlich direkt
Der von APC angebotene Bahnpostwagen vom Typ mr-ap/26 gehörte zum am meisten verbreiteten Bahnpostwagen der Deutschen Bundespost. Das Messingmodell ist auf einem 26,4m-Schnellzugwagen von Roco aufgebaut. Neben den markanten Schraublöchern in den Fensterrahmen weist das Modell auch zwei Lichtmaschinen an beiden Drehgestellen auf, die wie beim Vorbild auf der gleichen Seite befestigt sind. Nachgebildet sind auch die Schilder mit den Türnummern über den Türen. Die Bedruckung entspricht dem heutigen Standard. Den Bahnpostwagen in der Epoche-III-Ausführung gibt es mit Radsätzen nach NEM, RP 25 oder für das Wechselstromsystem. Zwei Welten: Moderne Verschublok und Schlackewagen aus der Dampflokära von Klein Modellbahn in H0. * = Unverbindliche Preisempfehlung ** = Durchschnittlicher Ladenpreis
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OFFENER BRIGADEWAGEN FÜRS „LGBCHEN“
Brigadewagen für den aktiven Gartenbahndienst von Werninghaus
• Offener Güterwagen Art.-Nr.: MPSB 15001 DM 79,90 * Baugröße IIm • Modellbahngestaltung Werninghaus, Weidmes 36, D95356 Grafengehaig Tel. 0 92 55/9 71 26 Fax 0 92 55/9 71 24 E-Mail:
[email protected] www.werninghaus.de • Erhältlich direkt
Karsten Werninghaus, in einschlägigen Kreisen als Hersteller großer Handarbeitsmodelle für die Gartenbahn bekannt, bietet nun auch preiswertere Großserienmodelle an. Lieferbar ist ein offener Brigadewagen der Heeresfeldbahnen, der in großen Stückzahlen gebaut und später u.a. bei der MPSB und der Muskauer Waldeisenbahn im Einsatz war. Der Waggon ist mit einer LGB-kompatiblen Hakenkupplung ausgestattet. Um zum einen den Preis attraktiv zu halten und zum anderen die Kreativität seitens der Modellbahner zu fördern, wurde auf eine Bedruckung verzichtet. Mit seinen kleinen Radsätzen und den kompakten Abmessungen stellt er natürlich eine ideale Ergänzung zum LGBchen dar.
BIELEFELDER TRAM • Straßenbahnwagen 1 Art.-Nr.: 100001 DM 68,– * • Baugröße: H0 • Bus und Bahn und mehr Geschwister-Scholl-Str. 20 D-33613 Bielefeld Tel.: 05 21/ 89 89-250 Fax: 05 21/ 89 89-251 E-Mail: info@ bus-und-bahnund-mehr.de • Erhältlich direkt
Einer größer werdenden Beliebtheit erfreuen sich Straßenbahnen. So gibt es jetzt die Straßenbahn 1 der Bielefelder Straßenbahn mit offenen Plattformen. Das rollfähige Modell kann mit einem extra erhältlichen Antrieb, der über zwei Schwungscheiben verfügt,
nachgerüstet werden. Erhältlich ist auch der Beiwagen mit der Nummer 50. NOCH ’N KEHRSCHLEIFENMODUL • Kehrschleifenautomat Art.-Nr.: NRM805 DM 58,– * • Rautenhaus, Vertrieb MDVR, W. Radtke, Unterbruch 91, D-47877 Willich Tel. 0 21 54/95 13 18 Fax 0 21 54/95 13 19 • Erhältlich direkt
Für digitale Mehrzugsteuerungen gibt es mittlerweile einige automatische Kehrschleifensteuerungen. Viele schalten bei einem Mikrokurzschluss zwischen Kehrschleifen- und Stammgleis die Polarität um, wenn ein
Zug über die entsprechende doppelte Gleistrennung fährt. Zur Vermeidung des Mikrokurzschlusses in Verbindung mit Gleisbelegtmeldern und sich daraus ergebenden möglichen Fehlermeldungen bei Computerbetrieb verfügt der Kehrschleifenautomat über einen Steuereingang. Dieser wird z.B. über einen Weichendecoder angesteuert. Je nach über PC gewählter Fahrtrichtung schaltet dieser über den Weichendecoder und den Steuereingang die richtige Polarität über den Kehrschleifenautomat. * = Unverbindliche Preisempfehlung ** = Durchschnittlicher Ladenpreis
Bielefelder Straßenbahn in H0 von „Bus und Bahn und mehr“
Kehrschleifenautomat mit Schalteingang von Rautenhaus für DCC und Selectrix
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NEUHEITEN
Die „Taurus“: Das neue Paradepferd der BR 1016 der ÖBB als H0-Modell von Roco
MARKANT Kugelsilowagen der SJ und Gmhs 53 der DB von Roco in H0 • BR 1016 „Taurus“ der ÖBB Art.-Nr.: 63680 DM 350,– ** • BR 50 ÜK Art.-Nr.: 69250 DM 454,– ** • BR 145 der BASF Art.-Nr.: 63562 DM 269,– ** • Kugelsilowagen der „Nordwaggon“ Art.-Nr.: 46872 DM 58,– ** • G-Wagen „Bremen“ Art.-Nr.: 46970 DM 27,– ** • Unimog S TLF 8 Art.-Nr.: 1640 DM 19,– ** • Baugröße H0 • Roco Modellspielwaren, Jakob-Auer-Str. 8 A-5033 Salzburg • Erhältlich im Fachhandel
Das neue Paradepferd der ÖBB fällt durch das markante Äußere nicht nur beim Vorbild auf. Auch das Modell symbolisierte durch die gekonnte Modellumsetzung Kraft und Eleganz. Der Antrieb erfolgt durch bewährte Technik. Ein ausführlicher Test erfolgt in der nächsten Monatsausgabe der MIBA.
Unimog S als Katastrophenschutz – TLF 8 von Roco MIBA-Miniaturbahnen 8/2000
BR 50 ÜK für das Wechselstromsystem mit Decoder
Dem vor kurzem ausgelieferten Gleichstrommodell der BR 50 ÜK folgt nun die Wechselstromvariante. Die im grauen Fotoanstrich gehaltene Güterzuglok der DRG verfügt serienmäßig über einen Motorola-Decoder. Aus dem roten Lok-Einerlei sticht die „grüne Tante“ von BASF deutlich heraus. Bei ihr handelt es sich um eine BR 145. Eine vorbildgerechte Rahmenkonstruktion spendierte Roco dem Kugelsilowagen Uc der „Nordwag-
gon“. Der Wagen ist bei der SJ eingestellt und trägt eine Ep.-V-gerechte Beschriftung. Gänzlich neu ist der gedeckte Europ-Güterwagen „Bremen“ mit Bremserbühne. Optisch etwas ungewöhnlich sind die beim Gmhs 53 kurzen Überhänge. Die Beschriftung entspricht der Ep. III. Bei den Kraftfahrzeugen ist der Unimog S TLF 8 der Freiwilligen Feuerwehr Stuttgart eine Formneuheit. Das Fahrzeug verfügt über eine Gummibereifung. 103
LOKSOUND FÜR DEN GARTEN
MODERNES
Neue und alte VWs als neue Modelle von AWM in H0
Decoder mit Sound für Großbahnlokomotiven von ESU
• VW LT-Bus Art.-Nr. 3060 DM 9,50 * • VW Bora Variant Art.-Nr. 0640 DM 10,50 * • Baugröße H0 • AWM, Postfach 1120 D-95085 Selb • Erhältlich im Fachhandel
• Loksound XL DM 399,– * • Vertrieb: Noch GmbH & Co Lindauer Str. 49 D-88239 Wangen Tel. 0 75 22/97 80 15 • Technik: ESU GmbH Tel.: 0 70 43/90 75 30 E-Mail:
[email protected] • Erhältlich im Fachhandel
Nun ist der „dicke“ Loksound-Decoder für Loks ab Baugröße 1 lieferbar. Er liefert satte 2,5 A Dauerstrom, die auch für zweimotorige LGB-Loks ausreichen dürften. Zudem verfügt er über acht Funktionsausgänge, die den Funktionstasten zugeordnet werden können. Das Soundmodul hat zwei getrennte Kanäle und liefert z.B. in Abhängigkeit von den Fahrstufen oder über externen Sensor Dampfstöße. Der Soundteil funktioniert auch im analogen Gleichstrombetrieb.
Die Flotte moderner VWModelle erhält mit dem Bora Variant – mit Inneneinrichtung und Ladeflächenabdeckung – Verstärkung. Auch das Modell des VW LT ist in der Variante als Bus erhältlich.
Der MIBA-Neuheiten-Ticker Bezeichnung Eaos der DB AG mit echtem Schieferbruch Seat Inca Kombi Opel Rekord P1, Verkehrspolizei mit Lautspr. Pola G-Katalog 2000/2001 Gottwald GS 100.06T, Belgische Ausf. Bahnhof Mettingen Bahnhof Kottenforst Zweier-Set Wendezugzwischenwagen, ÖBB/Ep. V Rungenwagen der FS, Ep. III BR 50 der DB/Ep. III, Digitalausführung Personenwagen B3yg 761 Dreier-Set OOt, Erztransport Teleskophaubenwagen Shimms 708, DB AG Selectrix-Super-Set BR 01.5 der DR BR 82/Ep. IV Säuretopfw. „Hans Heinrich Hütte“, DB/Ep. IV Zweisystemlok BR 181 der DB AG PtL 2/2 „Glaskasten“, Epoche I Diesellok Rh 2045 mit alten Vorbauten, ÖBB Schnellzugwagen 1./2. Kl. , Poplackierung Ep. IV Schnellzuggepäckwagen, Poplackierung Ep. IV Autotransportw. Laekks 543, unbel. DB/Ep. IV G-Wagen „Bremen“ ohne Bühne, DR/Ep. IV Wagen-Set Württemberg
Baugröße N H0 H0 2 H0 N H0 H0 H0 H0 1 1 1 N N H0 H0 N H0 H0 H0 H0 H0 H0 H0
Art.-Nr. 74799 0200 20010
Firma Arnold AWM Brekina Faller B-16002 Kibri B-7394 Kibri B-9525 Kibri 41/00 Klein Modellbahn 41/00 Klein Modellbahn 37840 Märklin 58093 Märklin 58353 Märklin 58781 Märklin 11108 Minitrix 12705 Minitrix 50041 Piko 54258 Piko 23332 Roco 43339 Roco 43810 Roco 45002 Roco 45004 Roco 46632 Roco 46973 Roco 21225 Trix
Anschrift Meisenweg 1, D-92360 Mühlhausen/Sulz Postfach 1120, D-95085 Selb Carl-Benz-Str. 1, D-79331 Teningen Postfach1120, D-78148 Gütenbach Otto-Lilienthal-Str. 40, D-71034 Böblingen Otto-Lilienthal-Str. 40, D-71034 Böblingen Otto-Lilienthal-Str. 40, D-71034 Böblingen Gatterederstr. 6, A-1233 Wien Gatterederstr. 6, A-1233 Wien Holzheimer Str. 8, D-73037 Göppingen Holzheimer Str. 8, D-73037 Göppingen Holzheimer Str. 8, D-73037 Göppingen Holzheimer Str. 8, D-73037 Göppingen Postfach 4924, D-40027 Nürnberg Postfach 4924, D-40027 Nürnberg Lutherstr. 30, D-96515 Sonneberg Lutherstr. 30, D-96515 Sonneberg Jakob-Auer-Str. 8, A-5033 Salzburg Jakob-Auer-Str. 8, A-5033 Salzburg Jakob-Auer-Str. 8, A-5033 Salzburg Jakob-Auer-Str. 8, A-5033 Salzburg Jakob-Auer-Str. 8, A-5033 Salzburg Jakob-Auer-Str. 8, A-5033 Salzburg Jakob-Auer-Str. 8, A-5033 Salzburg Postfach 4924, D-40027 Nürnberg
liefert* FH FH FH FH FH FH FH direkt direkt FH FH FH FH FH FH FH FH FH FH FH FH FH FH FH FH
d = Direktvertrieb, FH = Verkauf über Modellbahn-Fachhandel
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NEUHEITEN
* = Unverbindliche Preisempfehlung ** = Durchschnittlicher Ladenpreis
Schüttgutwagen Facns133 der DB AG von Piko in H0
DURCHGANG • Schüttgutwagen Facns133 Art.-Nr. 54340 DM 57,– * • Durchgangswagen C4üp54 Art.-Nr. 53200 DM 70,– * • Baugröße H0 • Piko, Lutherstr. 30, D-96515 Sonneberg E-Mail:
[email protected] • Erhältlich im Fachhandel
Durchgangswagen C4üp54 der DR im Ablieferungszustand von Piko in H0
Bei der DB AG stehen etwa 1000 der modernen Schüttgutwagen Facns133 im Einsatz. Grund genug diese auch auf der Modellbahn in gemischten Züge einzureihen oder als Ganzzüge verkehren zu lassen. Das akkurat ausgeführte Modell verfügt über viele extra angesetzte Teile wie Leitern, Hebel usw.
Das Modell des Durchgangswagens C4üp54 gibt das Vorbild im Ablieferungszustand an die DR wieder. Das Modell verfügt über eine Inneneinrichtung. Eingesetzt wurden die Waggons im hochwertigen Schnell- und Eilzugverkehr. Auch im Interzonenverkehr mit der BRD waren sie anzutreffen.
Leuchtende Folie für viele Anwendungen von Siebert
HOTLINE UND MEHR BEI PIKO Um die vielen Fragen der Modellbahner schneller beantworten zu können, hat man eine Hotline eingerichtet. Jeden Donnerstag an Werktagen stehen zwischen 16 und 20 Uhr die Fachleute von Piko den Modellbahnern Rede und Antwort auf Fragen und technische Probleme. Anfragen per E-Mail und Fax sind rund um die Uhr möglich. Tel.: 0 36 75/89 72 42 Fax: 0 36 75/89 72 50 E-Mail:
[email protected] Wer einmal hinter die Kulissen schauen und wissen möchte, wie Lokomotiven und Waggons entstehen, kann an einer der allgemeinen Betriebsbesichtigungen teilnehmen. Termine für dieses Jahr: 17.07., 25.08., 22.09., 20.10., 17.11. und 15.12. Für Gruppen ab 15 Personen kann in Absprache auch ein anderer Termin vereinbart werden.
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ERLEUCHTUNG • EL-Folien Art.-Nr.: B-1086-A sFr 85,– ** • Sieber Elektronik Konrad-Ilg-Str. 17 CH-8049 Zürich Tel.: ++41/(0)1/341 80 18 Tel.: ++41/(0)1/341 80 53 E-Mail:
[email protected] • Erhältlich direkt
Lampen so dünn wie Folien eröffnen bei der Gestaltung der Modellbahn völlig neue Perspektiven. Die EL-Folien
– EL steht für Elektro-Luminiszenz – gibt es in verschiedenen Größen und sie lassen sich auf das benötigte Maß mit einer Schere zuschneiden. Die Lampen erwärmen sich nicht und können mit Werbetafeln beklebt werden, die sich mit einem Farbtintenstrahldrucker auf Folie erstellen lassen. Mit den Folien lassen sich aber auch Hallen gleichmäßig ausleuchten. Für die EL-Folien werden speziell benötigte Netzteile mit angeboten. 105
Links: Bekannte Stadthäuser in neuer Farbgebung und geänderter Gestaltung für N von Kibri. Dank passgenauer Klipstechnik ist das riesige WZLLagerhaus schnell zusammengebaut.
GÜTERUMSCHLAG • WLZ-Lagerhaus Art.-Nr.: B-9408 DM 79,– * • Baugröße H0 • Set Stadthäuser Görlitz/Pots. Art.-Nr.: B-7344 DM 99,90 * • Baugröße N • Kibri, Otto-Lilienthal-Str. 40 D-71034 Böblingen • Erhältlich im Fachhandel
Mit dem WLZ-Lagerhaus können brach liegende Anschlussgleise belebt werden. Das große lang gezo-
gene Gebäude mit dem hohen Siloturm erfordert keine langen Bastelorgien. Es ist in der bewährten Mehrfarbspritztechnik gefertigt. Passgenaue Klipsverbindungen erlauben einen zügigen Aufbau des Gebäudes. N-Bahner können mit dem Set Stadthäuser Görlitz/Potsdam farbliche und gestalterische Akzente setzen. Die mit viel Zubehör ausgestatteten fünf Gebäude sind auch einzeln, aufgeteilt in vier Bausätze, erhältlich.
METALLBAU • Lokschuppen „Klütz“ DM 194,– * • Baugröße N • Schiffer Design, Herrenstr. 13 D-50170 Kerpen Tel. 0 22 73/95 92-0 Fax 0 22 73/95 92-32 www.Kleinserien.de • Erhältlich direkt
Einen Lokschuppen vom Allerfeinsten bietet Rudolf Schiffer für die Baugröße N an, dessen Vorbild in Klütz steht. Ungewohnt ist das Baumaterial: Während die
Wände aus 0,3 mm dickem Messingblech bestehen, sind die Zurüstteile bzw. Details wie Fenster, Türen, Tore oder Wasserstandsanzeiger aus 0,2 mm dickem Neusilber geätzt. Die Wände sind übrigens schon ziegelbraun lackiert. Der Bausatz ist durch vorgegebene Falt- und Klappkanten leicht zu montieren und kann mit Sekundenkleber oder -gel verklebt werden; Löten ist nicht erforderlich. Die Grundfläche beträgt einschließlich des Anbaus 160 x 39 mm.
Lokschuppen vom Feinsten in der Baugröße N von Schiffer-Design nach einem Vorbild in Klütz.
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NEUHEITEN
Postpackwagen der DRB und der DB in H0 von Liliput/Bachmann
AUS DER VERSENKUNG • Set Personenzug der DRB Art.-Nr. L350013 DM 135,– ** • Postpackwagen der DRG Art.-Nr. L329203 DM 59,– ** • Postpackwagen der DRB Art.-Nr. L383923 DM 55,– ** • Postpackwagen der DB Art.-Nr. L329201 DM 59,– ** • Baugröße H0 • Liliput/Bachmann, Am Umspannwerk 5, D-90518 Altdorf • Erhältlich im Fachhandel
Tief aus dem Keller hat man bei Liliput/Bachmann die
Personenzug der DRB, gebildet aus Wagen nach österreichischem Vorbild in H0 von Liliput/Bachmann.
Formen der österreichischen Personenwagen geholt und reaktiviert. Die Formen wurden aufgearbeitet, dabei erhielten die Wagenböden die Kulissen für die Kurzkupplung. Das Set beinhaltet zwei 3.-Kl.und einen 2.-Kl.-Wagen (Ci und Bi) sowie einen Postwagen. Die Wagenkästen
BR 215 der Vorserie von Tillig für TT
wurden nicht überarbeitet, erhielten aber feinere Griffstangen und Bedruckung. Gleich in drei Varianten wurde der Postpackwagen PwPost4ü ausgeliefert: Einmal ohne Dachaufbauten in roter Ausführung der DRB, und zweimal mit Dachaufbauten der DRG und der DB.
NEUE DIESEL • BR 215 Art.-Nr.: 02720 DM 228,– ** • Diesellok KEG 204 Art.-Nr.: 02652 DM 255,– ** • Baugröße TT • Tillig, Postfach 1255 D-01851 Sebnitz Tel.: 03 59 71/903-0 Fax: 03 59 71/903-19 • Erhältlich im Fachhandel
Die 215er ist keinesfalls nur eine Bedruckungsvariante der BR 218. Für das Modell der Vorserienlok 215 009 ist die gesamte Dachpartie neugestaltet worden, sowie der Tankbehälter mit Batteriekasten. Die Antriebstechnik entspricht den schon bekannten Modellen. Das trifft auch auf die sechsachsige Diesellok zu, die in der ansprechenden Farbgebung der Karsdorfer Eisenbahngesellschaft als KEG 204 im Dienst steht.
Ex V180 in attraktivem Design als KEG 204 in TT von Tillig * = Unverbindliche Preisempfehlung ** = Durchschnittlicher Ladenpreis
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