4/2003
April 2003 B 8784 · 55. Jahrgang
MIBA
Deutschland Österreich
6,50
7,30 · Schweiz sFr 12,80
Italien, Frankreich, Spanien, Portugal (cont) BeNeLux 7,50 · Schweden skr 90, www.miba.de
MIBA-Test: BR 624 von Bemo
Lückenschluss auf Regelspur
MIBA-Schwerpunkt.
Landschaftsbau Modellbahn-Praxis.
Nassschiebebilder selbst erstellt Digitalisierung.
Minidecoder für Miniloks
8,50
ZUR SACHE
S
o das hätten wir jetzt auch überstanden! Weihnachtsstress, Modellbahn-Hochsaison, Spielwarenmesse mit all ihren Nachwehen können wir abhaken. Die Tage sind wieder deutlich länger und locken auch hart gesottene Bastler und Spieler ins milde Frühlingslicht. Einzig die fiskalischen Dimensionen unserer Leidenschaft rauben uns noch ein wenig den Schlaf angesichts der vielen schönen Neuheiten,
den Pflanztipp von Gebhard Weiß (S. 49) beherzigt: grünliche Wasserfarbe, dünnes Papier, scharfe Nagelschere. Eingefärbte Papierstreifen werden leporellomäßig gefaltet und schnippschnapp entstehen binnen Minuten maßstäbliche Pestwurzblätter, die mittels dünner Drahtstängel an Ort und Stelle in den Geländeuntergrund gepflanzt werden. Selbst in großer Zahl schließlich ist der Pestwurz in natura entlang halbschattiger Bäche und in feuchten Wäldern massenhaft anzutreffen kostet das fast nix und wirkt unübertroffen. Das ist Ihnen zu banal? Was bei Ihnen auf der Anlage wächst und gedeiht, soll nicht von Pappe sein? Und überhaupt: Was nix kostet, taugt auch nix!? Dann hilft Ihnen unser Spezialist für exotisches Grünzeug und tropisches Gemüse weiter: MIBA-Redakteur Lutz Kuhl ließ diverses Strauch- und Pflanzwerk mithilfe filigran vorgefertigter Messingätzbleche entstehen. Statt Papierfalten war allerdings Metallbiegen angesagt, statt Alleskleber kam der Lötkolben zum Einsatz das nicht minder überzeugende Ergebnis ist auf S. 58 zu besichtigen. Pestwurz und Palmwedel im Maßstab 1:87 nicht wenige fragen sich vermutlich, ob die Jungs von der MIBA und ihre Mitarbeiter endgültig vom Puder des Wahnsinns bestäubt sind? Unser Betriebsoberarzt wird als anerkannter Feinmotoriker und Hobbygärtner eine eher ambivalente Diagnose stellen: Einfach irre, diese Kleingewächse, und außerdem hat Gartenarbeit einen hohen therapeutischen Stellenwert. Anders ausgedrückt: Seit jeher gehört die Landschaftsgestaltung zu den Lieblingstätigkeiten der Modellbahner und wer dabei dieselben Maßstäbe anlegt wie an die Detailausführung seiner käuflich erworbenen Fahrzeuge, hat noch lange keinen Sprung in der Schüssel. Thomas Hilge
Origami für Modellbahner
Der Schmalspur-Spezialist Bemo liefert (nach dem RegioShuttle) jetzt sein zweites Regelspurmodell aus. Der Triebwagen der Reihe VT 24.6 erlaubt Modellvarianten seit der Epoche III bis in die Jetztzeit. Das Titelmotiv setzte einmal mehr Bruno Kaiser in Szene.
MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
die in den nächsten Monaten ebenso auf uns zurollen wie die dazugehörigen Fragen von fast allgegenwärtigem Ausmaß: Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld? Gesucht sind also Modellbahnaktivitäten, die den geschundenen Hobbyetat nicht belasten und sich zudem, geeignetes Wetter vorausgesetzt, am Balkon- oder Gartentisch durchführen lassen. Wir haben da eine ganz neue Idee für Sie: Wie wärs denn mit Papierfalten Origami für Modellbahner sozusagen? Papier und Karton als Werkstoff für Gebäudemodelle: Ein alter Zopf, der aber immer aktuell bleiben wird. Papier und Karton als Material für den Fahrzeugbau: Auch ein alter Zopf, sogar aus dem Gründungsjahrgang 1948 der MIBA, der inzwischen wieder eine kleine Renaissance erlebt (wie uns etwa Rolf Schnabel mit seiner Linzer Schnitte in der MärzMIBA bewies). Aber Papier als Grundstoff für den Modell-Landschaftsgärtner? Drei Dinge braucht der Mann, wenn er sich an die Detailgestaltung seiner Miniaturlandschaft macht und dabei
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Das mittlere Dampf-Bw Petershagen steht im Mittelpunkt eines ausführlichen Anlagenberichts. Dipl.-Ing. Ulrich Meyer beschreibt den richtig dimensionierten Aufbau und schildert die Betriebsabläufe in seinem H0-Betriebswerk. Foto: Dipl.-Ing. Ulrich Meyer
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Nachdem Bemo nun ein H0-Modell des lange vermissten Triebwagenzuges VT 24.6 ausliefert, bietet die MIBA die entsprechenden Vorbildinformationen und den obligatorischen Fahrzeugtest. Foto: bz
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MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
INHALT
MIBA-SCHWERPUNKT Modellbahn-Landschaft Ein rauschender Bach mit neuen Mitteln Zum Planschen schön! Amerikanische Baumschule Birken im ersten Frühlingsglanz Planten un Blomen in Messing geätzt
40 46 50 54 58
VORBILD Das Vermächtnis des August v. Borries (P 4.2) Nachkriegsgeneration (VT 24.6) Motorwagen
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MIBA-TEST Bum-bum-Borries (36.0, Roco, H0) 12 Der Flachland-VT (624, Bemo, H0) 18
MODELLBAHN-PRAXIS Vom 614 zum 634 22 und es geht doch! (V 36.4 ) 26 Betriebsspuren an Schüttgutwagen 34 Bahnhof für beengte Verhältnisse (11): Nur noch ein paar Kleinigkeiten 70 Beschriftungen nach eigenem Gusto 80
FAHRZEUGBAU Neubau-23 in 1
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VORBILD + MODELL Facelifting für einen Oldtimer
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MODELLBAHN-ANLAGE Horst Meier schließt seine Artikelfolge über Bad Michlbach ab. Diesmal geht es um die Ausstattung mit den für die Wirkung einer Anlage so wichtigen Details. Foto: Horst Meier
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Um realistische Betriebsspuren an H0Selbstentladewagen der Gattung Tdgs kümmert sich Thomas Mauer in seinem Praxis-Beitrag. Foto: Thomas Mauer
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MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Ein Dampf-Bw zur Reichsbahnzeit (1): Bw Petershagen 60 Anfänge der Industrialisierung: Ziegelei in Holstein 66
DIGITALTECHNIK Und sie fahren doch! (Z-Decoder) 76
RUBRIKEN Zur Sache 3 Leserbriefe 7 Neuheiten 84 Bücher/Video 90 Branche Intern 93 Veranstaltungen · Kurzmeldungen 94 Kleinanzeigen 96 Impressum · Vorschau 112 5
MIBA 2/2003, Leserbrief
Kompromisse sind nötig Der Beitrag Hersteller aufwachen kann so nicht stehen bleiben. Der Verfasser wünscht sich maßstäbliche Schienen und Weichen. Das wäre eine Marktlücke für die Hersteller. Bei aller Maßstäblichkeit, hat sich der Autor auch Gedanken über die Längenausdehnungen gemacht? Bei einem angenommenen kleinen Bahnhof mit drei bis vier Gleisen, zwei bis drei Abstellgleisen, bei einer Längenausdehnung von nur 1000 m, ergäbe dies in 1:87 die beachtliche Länge von 11,49 Meter. Bei einem Bogen mit Radius von 2000 Metern ergibt sich ein Radius von 22,98 Metern. Welcher Modellbahner hat in seinem trauten Heim die Möglichkeit diese Dimensionen von Maßstäblichkeit zu verwirklichen? Wohl keiner. Nur das zählt für die Hersteller. Modellbahn bedeutet die Bahn im Modell so darzustellen, dass sie überzeugend und glaubhaft wirkt. Dabei sind wohl immer Kompromisse einzugehen! Dieter Stetter, Pfungstadt
MIBA 2/2003, MIBA-Test
LED-Beleuchtung Nachdem ich die Fahrzeugtests (BR 45 Märklin, ET 65 Brawa etc.) im Februarheft durchgelesen habe, ist mir einmal mehr Ihre haltlose Kritik an gelber Leuchtdiodenfront bzw. Innenbeleuchtung aufgefallen. Ich ziehe die bekanntermaßen wartungsfreie Leuchtdiodenbeleuchtung jeder altmodischen, weil nicht wartungsfreien und mit wesentlich höherem Stromverbrauch verbundenen Glühbirnenbeleuchtung vor. LEDs lassen sich, insbesondere in der SMD-Technik, wirkungsvoll ganz dicht bei den Loklaternen bzw. in diesen einsetzen, wodurch die Lichtausbeute wesentlich wirkungsvoller ist bei vielen Loktests bemängeln Sie ja oft die erst bei höheren Geschwindigkeiten erkennbaren Glühbirnen-Lokbeleuchtungen! So genannte weiße Leuchtdioden geben fast immer nur bläuliches Licht ab und sind daher noch keine akzeptable Alternative. Die Meinung Ihrer Tester ist meines Erachtens nicht repräsentativ, zumal MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
die Modelle immer filigraner werden und hierdurch fast zwangsläufig jeder Eingriff in das Fahrzeuginnere immer riskanter wird (siehe Testbericht ET 65). Meine Aufforderung als Fazit an alle Hersteller: Bis brauchbare weiße LEDs verfügbar sind, baut gelbe LEDs möglichst in jedes neu erscheinende Fahrzeug ein Modellbahner mit Weitblick werden es euch durch den Kauf weiterer alltagstauglicher Modelle danken! Klaus Dieter Henß, Frankfurt/Main
Schlagzahl zu niedrig Sofern Sie Fahrzeuge mit Geräuschelektronik testen, sollten Sie diese genauso kritisch untersuchen und bewerten wie alle anderen Testbereiche, das heißt, Sie sollten die Töne mit den Geräuschen des konkreten Vorbildes vergleichen. Hierbei ist zu prüfen, ob die Schlag-Zahl pro Treibradumdrehung mit der Bauart der Vorbildlok verträglich ist. So hat leider die getestete BR 45 eben nicht das typische Geräusch einer Dreizylinderlok! Denn beim Soundtest können eindeutig nur vier statt sechs Auspuffschläge je Treibradumdrehung gezählt werden, was bekanntlich für Zweizylinder-Loks zutrifft. Schade! Dr.-Ing. Rainer Kühnpast, Düsseldorf
MIBA 2/2003, MIBA-Test Steppenpferd in N
Riffelblech Auch als H0-Bahner könnte man beim Anblick von Fleischmanns BR 24 schwach werden. Man kann nur hoffen, dass Fleischmann sein H0-Steppenpferd möglichst bald überarbeitet und ein ebenso zeitgemäßes Modell auf die Räder stellt. Wobei ich mir einen Kritikpunkt nicht verkneifen kann. Während Fleischmann das Umlaufblech seines N-Steppenpferdes mit feiner Riffelblech-Imitation versehen hat, herrscht diesbezüglich auf dem H0Sektor bei Fleischmann seit dem Erscheinen der BR 86 tote Hose. Auch die letztjährige, schöne Ausführung der BR 81 kennt am Kessel und am Kohlenkasten nur glatte Tritte. Eigentlich unverständlich, wenn derselbe Hersteller in N ganz selbstverständlich Riffelblech als Riffelblech darstellt! Herbert Korb (E-Mail)
LESERBRIEFE
MIBA 2/2003, Die Gruppe 44
Ärgerlicher Fehler Ihrem Urteil bezüglich der lupenreinen Modell-Beschriftung kann ich mich durchaus anschließen, nur ist diese, was den 1./2.-Klasse-Wagen angeht, leider falsch geraten. Dieser Wagen wird herstellerseitig richtig als AByse 633 angeboten, trägt jedoch die falsche Bezeichnung AByse 663 (die Bauartnummer 663 gehört bekanntermaßen zu einem 2.-Klasse-Wagen ex C4i-34), Dieser ärgerliche Fehler hätte nicht nur der Qualitätssicherung der Firma Piko, sondern auch beim Fotografieren auffallen müssen! Rolf-Dieter Gausmann, Gehrden
MIBA-Messe 2003, Märklin
Rheingold nur im Set? Mit der Zugpackung Rheingold als H0-Neuerscheinung 2003 hat mich die Firma Märklin extrem verärgert. Habe ich mir doch vor ca. zehn Jahren als treuer und begeisterter Märklin-Kunde das Wagenset Rheingold gekauft und dazu die Lok BR 18 in Standard-Epoche II-Ausführung. Insofern würde die neue Lok mit Rheingold-Lackierung hervorragend zu meinem Wagenset passen. Aber die bekomme ich jetzt wohl nur, wenn ich das ganze Set Nr. 26750 kaufe und damit die Wagen doppelt habe? Hiermit versichere ich: Genau das werde ich nicht tun. Im Gegenteil, auch andere Väter haben schöne Töchter und wenn die Marke Märklin Ärger bei mit auslöst, orientiere ich mich halt verstärkt an Produkten der Mitbewerber, die ebenfalls auf K- und C-Gleisen fahren können. Dr. Joachim Schläper, Stuttgart
Leserbriefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder; im Sinne größtmöglicher Meinungsvielfalt behalten wir uns das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor. 7
VORBILD
Eine lange Reihe preußischer Abteilwagen schleppen zwei P 4.2 um 1910 auf der schlesischen Strecke Freiburg Nieder Salzbrunn über die 20--Steigung an der Blockstelle Liebichau bergan. Foto: Slg. Thomas Samek
Als eine der meistgebauten deutschen Personenzugloks ist sie in die Lokomotivgeschichte eingegangen die preußische P 4.2, zudem eine der schönsten Maschinen der nicht gerade auf Design-Meriten bedachten preußischen Staatsbahnen. Das Vorbild des neuen RocoModells porträtiert Michael Meinhold.
Die 2´B-Maschinen der Gattung P 4.2
Das Vermächtnis des August v. Borries F
ast keine Bahnverwaltung , so schildert es Karl-Ernst Maedel in seiner Entwicklungsgeschichte deutscher Dampflokomotiven, war Ende der Achtzigerjahre des 19. Jahrhunderts in der Lage, den Anforderungen im Hinblick auf Schnelligkeit und Bequemlichkeit des Zugverkehrs gerecht zu werden. Der Minister für öffentliche Arbeiten in Preußen, von Maybach, entsandte August v. Borries zu einer Studienreise nach England und Amerika, als deren Ergebnis 1891 vielfach völlig neue Gedankengänge auftauchten. Es war klar, dass ein leistungsfähiger Kessel nur unter Vergrößerung der Achszahl unterzubringen war, der 8
Schritt von der 1B zur 2B war also unumgänglich. August v. Borries, Maschinenmeister der Eisenbahndirektion Hannover, übernahm das langgespreizte Drehgestell aus dem amerikanischen Lokomotivbau 1890 für die pr. S 2 der Hannoverschen Bauart und entwickelte daraus 1893 mit der pr. S 3 als American -Type die erste preußische Schnellzuglokomotive großen Stils, die zu ihrer Zeit fast den gesamten Schnellzugverkehr bestritt (Maedel). Zugleich wurden auch American Personenzuglokomotiven beschafft, zunächst die P 4 Erfurter Bauart von 1892/93, der die Hannoversche Bauart P 4.1 folgte; sie wurde 18931901
gebaut (1898 entstand durch den versuchsweisen Einbau des Schmidtschen Langkessel-Überhitzers in eine P 4.1 die erste Heißdampf-Personenzuglok der Welt). Es sollte indes trotz der Bewährung der Verbund-S 3, noch bis zum Jahre 1898 dauern, bis das zuverlässige Dultz-Wechselventil den Weg zum Bau der 2B-Verbund-Personenzuglokomotiven P 4.2 freigab so Thomas Samek, durch sein opulentes Standardwerk Die Baureihe 36 (EK-Verlag) als wohl bester Kenner dieser Gattung ausgewiesen. In diesem Zusammenhang sei nochmals auf den die Jahrhundertwende prägenden Richtungsstreit zwischen August v. Borries als leidenschaftlichem Befürworter der VerbundMaschine und Robert Garbe als apodiktischem Verfechter der einfachen Zwillings-Bauart verwiesen. Wenn auch Robert Garbes letztes Gefecht (MIBA 1/2001) mit seiner gewaltigen S 6 zunächst gewonnen schien, musste diese doch wesentlich früher den aktiven Dienst quittieren als ihre kleinere, MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Das Roco-Vorbild 36 156, von Henschel 1903 als Fabriknummer 6426 gebaut, in den 30erJahren aufgenommen. Die Lok kam 1933 vom Bw Ottbergen zum Bw Northeim. Foto: Werner Hubert/Slg. Thomas Samek Links: 36 006 am 31.1.1931 im Bw Neuss. Foto: Carl Bellingrodt/Archiv Michael Meinhold 36 361 (Humboldt 1907) des Bw Rendsburg im Bw Kiel, wo S 6 die Nachfolge der P 4.2 antraten. Foto: Archiv Michael Meinhold
auf den Grundsätzen von August v. Borries beruhende Verbund-Schwester und damit zurück zur P 4.2: Das Dultz-Wechselventil erwies sich als die am besten geeignete Vorrichtung, die Verbundlokomotiven beim Anfahren zur Versorgung des in der
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Totpunktstellung von der Dampfzufuhr abgeschnittenen Niederdruckzylinders mit Frischdampf benötigen. Angebracht war das Dultz-Wechselventil an der Rauchkammer über dem (kleineren) Hochdruckzylinder markantes Merkmal der Verbundmaschinen und
insbesondere der P 4.2, bei der der Hochdruckzylinder übrigens derart mit Blechen verkleidet wurde, dass kaum mehr ein Größenunterschied zum Niederdruckzylinder auf der Heizerseite bestand; die Bilder dieser Seite verdeutlichen dies auf anschauliche Weise.
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Bis auf den Treibrad-Durchmesser (1750 mm gegenüber 1980 mm) und die Höchstgeschwindigkeit (90 km/h gegenüber 100 km/h) unterschied sich die P 4.2 nur wenig von der S 3. Wie diese war sie zumeist mit dem preußischen Tender 2 2 T 16 gekuppelt, der ihr wesentlich besser stand als der kurze Tender 3 T 15 (was mit hoher Wahrscheinlichkeit auf ein kommendes Modell der S 3 schließen lässt). Bis 1910 wurden von Schwartzkopff, Henschel, Humboldt, Breslau und Hanomag insgesamt 707 Maschinen beschafft, die fast zwei Jahrzehnte lang den Personenzug- und gelegentlich auch den Schnellzugdienst in den preußisch/hessischen Kernlan-
den prägten zunächst auch begünstigt durch die Zurückhaltung der Preußischen Staatsbahn bei der Beschaffung dreifach gekuppelter Personenzugloks, während nach dem Ersten Weltkrieg der Aderlass der Reparations-Ablieferungen den Einsatz verlängerte: Es fehlte am geeigneten Ersatz der beim Personal ob ihrer guten Laufeigenschaften geschätzten Maschinen. Der Verteilungsplan der P 4.2 auf die Reichsbahndirektionen vom Juni 1925 umfasste 494 Maschinen, von denen 437 noch eine DRG-Nummer erhielten. Am stärksten vertreten waren sie in den Direktionen Cassel, Stettin, Altona und Münster, wo einige P 4.2 ein Dienstalter von 33 Jahren erreichten.
1928 reduzierte eine umfangreiche Ausmusterungswelle den Bestand auf 183 Lokomotiven; dennoch, so wieder Thomas Samek, standen als letzte Nassdampflokomotiven im Streckendienst auch in den 30er-Jahren noch rund einhundert P 4.2 im Einsatz. Überwiegend bei den Direktionen Altona, Kassel und Münster zusammengezogen, verwendete man sie außer im Personenzugdienst vor allem vor Eilgüterzügen (Leig) und Viehzügen. In der Direktion Altona/Hamburg waren P 4.2/36.0-4 vor allem in Flensburg, Husum und Itzhoe beheimatet; in Buchholz und Hamburg-Eidelstedt wurden mit den ehemaligen Reparationsloks 36 501 und 36 506 erst 1950 Oben: Eine preußische P 4.2 zu Beginn der 20er-Jahre im mecklenburgischen Bad Sülze. Foto: Carl Bellingrodt/Archiv Michael Meinhold
Rare Postkarte, gestempelt 25. August 1902: Eine P 4.2 durchquert mit einem AbteilwagenPersonenzug den Einschnitt am 137 m hohen Gollen an der Strecke Stolp Köslin (Pommern). Foto: Slg. Thomas Samek
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MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
bzw. 1952 die letzten P 4.2 der DB ausgemustert. Kassel führte nennenswerte Bestände in den Bw Niederhone (Eschwege West), Nordhausen und Treysa, Münster in Emden und Rothenburg. Hier wie auch an anderen Einsatzstellen bespannten die P 4.2/36.0-4 überwiegend Personenzüge sowie die bereits erwähnten Leig- und Viehzüge. Eine Nachbildung dieser Garnituren macht mit den entsprechenden Modellen der Länderbahn- und EinheitsWagen in Abteil- oder Durchgangsbauart keine Probleme, und auch von Leigund Viehwagen gibt es ausgezeichnete Nachbildungen; schmerzlich vermisst wird hingegen ein weiteres Mal ein Großserienmodell des frühen, in gro-
ßen Stückzahlen gebauten Einheitspersonenwagens Di-21/Cid-21, wie er auf der Aufnahme links oben direkt hinter der Lok zu erkennen ist. Ansonsten sind dem vorbildorientierten ModellEinsatz der P 4.2/36.0-4 auch und gerade auf Anlagen mit MittelgebirgsCharakter keine Grenzen gesetzt, wie die Bilder zeigen. Zurück zum Vorbild: Noch zwei weitere Maschinen dieser Gattung gehen in die deutsche Lokomotivgeschichte ein. 1908 erhielt neben einer G 3 und einer S 3 die P 4.2 Frankfurt 1921 eine Teeröl-Zusatzfeuerung Bauart Sußmann, mit der bei einem vorhandenen Kohlen-Unterfeuer die Kesselleistung bedarfsweise gesteigert werden konnte. Und als die nach
dem Zweiten Weltkrieg von der Ruhrkohle abgeschnittene Deutsche Reichsbahn der DDR mit der Braunkohlenstaubfeuerung experimentierte, wurde unter Leitung von Hans Wendler und Mitwirkung von Kurt Pierson und Max Baumberg auch die 36 457 in die Versuche einbezogen. Mit dem gewaltigen Mahltender 4 T 30 bot die zierliche Lok ein bizarres Bild; gleichwohl galt sie, die nach diversen Einsätzen als Heizlok erst 1966 im Holzwerk Bad Kösen zerlegt wurde, als letzte in Betrieb befindliche Maschine der berühmten Gattung P 4.2, über die das hier nochmals zu rühmende Buch von Thomas Samek absolut erschöpfend Auskunft gibt. mm
Oben: Stolze Eisenbahner posieren mit P 4.2 Frankfurt 1922 (Hanomag 1906), die neu zum Bw Dillenburg kam und u.a. auf der Strecke Siegen Herborn Wetzlar eingesetzt wurde. Foto: Slg. Thomas Samek
Eine P 4.2 zieht einen Personenzug von Flensburg oder Niebüll über den Hindenburgdamm. Die Wagen sind an den Lüftern zu erkennen: an der Spitze ein C3itr, es folgen zwei C3i, ein ganzer! Bi (Bäderverkehr!) und ein Pw3 Pr 11a. Am Schluss läuft, wohl als Eilgutkurswagen, ein gedeckter Güterwagen. Bei der Zuglok dürfte es sich um eine Flensburger Maschine handeln, die vor dem Zweiten Weltkrieg überwiegend die Züge nach Westerland bespannten; Husumer P 4.2 befuhren die Marschbahn sowie die Strecken nach St. Peter-Ording, Jübek/Schleswig, Rendsburg und Flensburg. Foto: Archiv Michael Meinhold MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
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MIBA-TEST
Die pr. P 4.2 als H0-Modell von Roco
Bum-Bum-Borries
2 B-Maschinen kommen immer mehr in Mode. Jetzt hat auch Roco in Gestalt der Baureihe 36.0-4 diese Achsfolge im Angebot. Martin Knaden und Bernd Zöllner haben das Modell getestet und fanden wie die Überschrift schon andeutet: Die neueste Salzburgerin ist ein Knaller!
S
chlank ist sie und hochhaxig, hat große Augen und schnurrt wie ein Kätzchen. Nur blond ist sie nicht und hat kein Holz vor der Hütt n. Dafür schwärmen wir aber (hier zumindest) auch nicht vom schönen Geschlecht, sondern von einer Lok, bei der immerhin die Beschriftung das Attribut blond verdient. Und dass sie statt Holz jede Menge Kohle hat, ist offensichtlich, wenn auch hinter der Hütt n. Nicht zu Unrecht wird die P 4.2 als Preußens Schönste angesehen und dies bringt das neue Roco-Modell uneingeschränkt zur Geltung. Am schlanken Kessel sind sämtliche Leitungen, Stellund Griffstangen separat angesetzt. Während die Heizerseite noch vorbildgerecht preußisch sparsam bestückt ist, zieht das Dultz sche Wechselventil auf der rechten Rauchkammerseite samt seiner kräftigen Stellstange den Blick auf sich. 12
Scheinbar keine Besonderheit ist das Umlaufblech, doch darf nicht übersehen werden, dass sein komplizierter Verlauf und die in den Ausrundungen perfekt nachgebildete Riffelung durchaus Beachtung verdient haben. In das Umlaufblech ist auf der rechten Lokseite die Luftpumpe integriert, die ebenfalls mit allen Leitungen versehen ist. Ganz charakteristisch schließlich für Lokomotiven dieser Konstruktionsperiode sind die Treibrad-Abdeckungen, deren spurkranzbedingte Überhöhung im Modell minimal gehalten werden konnte. Geziert werden sie von messingfarben aufgedruckten Fabrikschildern des Herstellers Henschel. Auf dem Pufferträger thronen die großen Petroleum-Lampen. Sie überzeugen insbesondere durch die mit weißer Lackierung perfekt dargestellten Email-Reflektoren. Lediglich durch ein vergleichsweise winziges Loch
dringt das Licht der Lokbeleuchtung nach außen die Intensität beschränkt sich dabei durchaus auf das Maß der Vorbild-Funzeln. Die Räder neuerer Roco-Konstruktionen sind insbesondere bei großrädrigen Maschinen ob ihrer filigranen Metallspeichen eine Augenweide. Doch selbst den kleinen Vorläufern kommt die neue Technologie zugute: Hier konnte jegliche Pummeligkeit vermieden werden: Statt unschöner Kunststoffbuchsen in den Naben wird die Isolierung durch Halbachsen erreicht. Zu den Rädern mit ihrer obligatorischen Schwarzvernickelung passt die Einfärbung der Steuerung nicht ganz, denn die Stangen sind aus dunklem Blech, alle übrigen Bauteile jedoch aus silbergrauem Kunststoff. Das seidenmatte Schwarz der Aufbauten wie auch das Rot des Fahrwerks, das sich trotz der unterschiedlichen Werkstoffe nur in Nuancen unterscheidet, geben dem Modell ein AW-frisches Finish. Die Beschriftung ist je nach Art der Anschrift in Messing (Schilder), Gelb (Bremsangaben) und Weiß (Vorräte) größen- wie inhaltsrichtig aufgedruckt. Lediglich die schwarz glänzenden Flächen, welche den Untergrund der Schilder darstellen, hätten etwas deutlicher herauskommen können. Dies macht aber nichts, denn zur Selbstmontage liegen sogar fertig lackierte Ätzschilder bei! MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Am kompakten Tender sind im Bereich des Fahrwerks Heizleitung und Trittstufen angesetzt, auf der Heizerseite kann der Modellbahner ein kleines Gestell nebst Schürgeräten selbst anbringen. Die Rückfront wird vervollständigt durch separat angesetzte Griffstangen und einen Druckluftbehälter. Ansonsten fällt am Tender, der ohne den Kohlenkastenaufsatz späterer Bauarten auskommen muss, der große Berg Brennstoff auf. Dieses Zusatzvolumen kommt aber schließlich sehr der
Technik zugute, hier verbirgt sich der auch in der Gleichstromversion serienmäßig eingebaute DCC-Decoder. Denn Platz für den 5-poligen Motor wird ja auch noch gebraucht, der umschlossen von einem Ballastgewicht auf dem Rahmen des Tenders ruht. Die Schnecke auf dem hinteren Wellenende treibt direkt die darunter liegenden beiden letzten Tenderachsen an, während in Verlängerung des vorderen Wellenendes eine sehr schlanke Kardanwelle in üblicher Weise durch die Feuerbüchse hindurch das Drehmoment über ein weiteres Schneckengetriebe auf die hintere Treibachse der Lok überträgt. Bei der Lok bestehen Rahmen und ein Ballastgewicht aus Metall, für den Rest (Umlauf, Vorlaufgestell, Kessel, Führerhaus) wurde Kunststoff verwendet. Beim Tender kam für den sichtbaren Tenderrahmen Metall zum Einsatz, für Gehäuse und Kohleneinsatz wiederum Kunststoff. Der Strom wird bei der Lok von Achsschleifern direkt an allen vier Rädern des Vorlaufgestells und durch von oben auf die Spurkränze wirkende Radschleifer von beiden Rädern der ersten
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Der schlanke Kessel trägt auf der Heizerseite das ungewöhnliche Dultz sche Wechselventil. Insbesondere die großen Räder faszienieren mit ihren feinen Speichen. Ebenfalls bemerkenswert: Das außenliegende Bremsgestänge. Filigraner Vorläufer: Die Speichen der kleinen Räder sind ebenfalls sehr dünn. Der Tender wird mit einem Schürhakengestell bestückt. In der Frontansicht kommen die unterschiedlich großen Zylinder zur Geltung.
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Lok und Tender sind angetrieben. Den wesentlichen Zugkraftanteil übernimmt aber der Tender mit seinen vier Haftreifen. Links die Komponenten von Fahrwerk und Aufbau. Fotos: gp
Treibachse abgenommen. Beim Tender nehmen Radschleifer von oben den Strom von den Spurkränzen der vorderen vier Räder ab, wobei die zweite Achse höhenbeweglich ist. Die elektrischen Anschlüsse laufen bei Lok und Tender in einer Leiterplatte zusammen. Verbunden sind beide durch eine 6-po-
lige, lösbare Kabelverbindung, deren Stecker diesmal geschickter im Tender versteckt wurde. Auch bei diesem Modell ist die Kupplungsdeichsel nur auf der Lokseite kulissengeführt bei der Kürze der Fahrzeugteile sicher ausreichend. Federnde Türen schließen die Lücke zwischen Lok und Tender.
Maßtabelle Baureihe 36.0-4 in H0 von Roco Vorbild
1:87
17 611 9 511 100 6 700
202,43 109,32 1,15 77,01
203,90 110,50 1,40 77,40
Puffermaße Pufferlänge: Pufferhöhe über SO: Puffermittenabstand:
650 1 025 1 750
7,47 11,78 20,11
7,30 12,30 20,20
Höhenmaße über SO Oberkante Schornstein: Oberkante Tenderkasten: Kesselmitte:
4 200 2 750 2 145
48,28 31,61 24,66
48,10 32,20 24,60
Breitenmaße Breite Führerhaus: Zylindermittenabstand:
2 952 2 040
33,93 23,45
33,40 24,00
Achsstände Gesamtachsstand: Vorlaufachse 1 zu Vorlaufachse 2: Vorlaufachse 2 zu Kuppelachse 1: Kuppelachse 1 zu Kuppelachse 2:
7 400 2 200 2 600 2 600
85,06 25,29 29,89 29,89
86,50 25,60 30,95 29,95
Achsstände Tender Abstand Kuppelachse 2 Tenderachse 1: Gesamtachsstand: Achse 1 zu Achse 2: Achse 2 zu Achse 3: Achse 3 zu Achse 4:
2 615 4 700 1 550 1 600 1 550
30,06 54,02 17,82 18,39 17,82
30,40 54,00 17,80 18,40 17,80
Raddurchmesser Vorlaufräder: Treib- und Kuppelräder: Tenderräder:
1 000 1 750 1 000
11,49 20,11 11,49
11,00 19,90 11,50
Speichenzahl Vorlaufräder: Treib- und Kuppelräder: Tenderräder:
10 18 12
Längenmaße Länge über Puffer: Lokpufferträger Kuppelkasten: Lok-Tender-Abstand: Kuppelkasten Tenderpufferträger:
Radsatzmaße entsprechend NEM Radsatzinnenmaß: Spurkranzhöhe Lok/Tender: Spurkranzbreite: Radbreite:
14
Modell
10 18 10 NEM,RP25 14,3+0,1 1,2max 0,7-0,9 2,8min
14,30 1/1,25 0,8 2,85
Im Analogbetrieb sind die Langsamfahreigenschaften nicht sehr überzeugend, bis zur leicht überhöhten Endgeschwindigkeit lässt sich das Modell aber recht gut regeln. Wesentlich geschmeidiger dagegen ist das Regelverhalten im Digitalbetrieb, insbesondere die Langsamfahreigenschaften sind dank der Lastregelung des Decoders merklich besser. Das eher bescheidene Auslaufverhalten lässt sich auf die kaum größer auszuführende Schwungscheibe zurückführen. Die im Analogbetrieb spannungsabhängige Stirnbeleuchtung wechselt mit der Fahrtrichtung. Das Modell ist für den Einbau eines Rauchentwicklers bereits vorbereitet. In der aufwändigen Verpackung findet man neben einem Stück Roco-Line-Gleis eine ausführliche Bedienungsanleitung für Lok und Decoder sowie das obligatorische Ersatzteilblatt.
Fazit Eine 2B-Lok in 1A-Qualität, deren Wertigkeit durch die Verpackung noch unterstrichen wird. Besonders die Räder gefallen durch ihre feinen Speichen. Lediglich der Decoder sollte im Anlalogbetrieb ein geschmeidigeres Fahrverhalten bieten. MK/bz
Messwerte BR 36.0-4 von Roco Gewicht Lok:
249 g
Haftreifen:
4
Messergebnisse Zugkraft Ebene: 30 Steigung:
133 g 124 g
Geschwindigkeiten analog (Lokleerfahrt) Vmax: 113 km/h bei 12 V VVorbild: 90 km/h bei 8,8 V Vmin: ca. 12 km/h bei 3,3 V NEM zulässig: 126 km/h bei 12 V Geschwindigkeiten digital (Lokleerfahrt) Vmax: 129 km/h bei Fahrstufe 28 VVorbild: 90 km/h bei Fahrstufe 19 Vmin: ca. 1,5 km/h bei Fahrstufe 1 NEM zulässig: 126 km/h bei Fahrstufe 27 Auslauf aus Vmax: aus VVorbild:
49 mm 29 mm
Lichtaustritt:
ab 53 km/h bei 6,5 V
Schwungscheibe Anzahl: Durchmesser: Länge: uvP (mit/ohne Sound):
1 11,9 mm 6,0 mm 349, /289, MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
VORBILD
Die im August 1984 aufgenommene Einheite 624 624/924 423/624 668 einer der letzten komplett rot lackierten Züge dieser Baureihe stand Pate für das Bemo RegioLine-Modell. Während der 624 668 noch Epoche-III-typische Gattungsanschriften trägt, zeigt sich der 624 624 mit den Standardanschriften der Epoche IV. Weitere noch rote Triebköpfe waren damals 624 625 sowie 634 633. Fotos: Thomas Küstner
Die Dieseltriebwagen der Baureihe 624
Nachkriegsgeneration Triebwagen gehören derzeit zu den meisten in Dienst gestellten Fahrzeugen auf Deutschlands Gleisen. Deren Beschaffung erfolgte in der Vergangenheit in Zyklen mal setzte man lieber auf lokbespannte Züge, dann kamen zuggattungsübergreifend Wendezüge in Mode. Thomas Küstner porträtiert die ältesten, heute noch in Dienst stehenden Triebwagen der Baureihe 624.
D
er Fahrzeugpark auf Deutschlands Schienenstrang rekrutierte sich in den ersten Jahren nach der Gründung der Deutschen Bundesbahn aus einer Vielzahl von Vorkriegsbaureihen. Zwar ließ die DB einige für den Betrieb noch attraktive Fahrzeuge modernisieren, mit dem zunehmenden Schienenverkehr wurde aber die Beschaffung neuer Baureihen unumgänglich. In die Jahre gekommen war unter anderem auch das im Schienenpersonennahverkehr eingesetzte Rollmaterial. Anfang/Mitte der 50er-Jahre stellte die DB die ersten Neubautriebwagen in Dienst. Die Akkutriebwagen ETA 176 und ETA 150, die Eierköpfe ET 56, ET 30, VT 08.5 sowie der VT 12.5 sollten abgesehen von den für Nebenbahnen beschafften Schienenbussen neue Akzente im Eil- bzw. Personenzugverkehr außerhalb von Ballungszentren setzen. Damit begann die erste Blütezeit der DB-Triebwagen auf Westdeutschlands Gleisen. Längst sind alle der genannten Baureihen verschwun-
16
den, sieht man einmal von betriebsfähigen Museumsfahrzeugen oder bei Regionalbahnen noch vorhandenen Schienenbussen ab. 1959 eigentlich dem Ende der ersten Beschaffungswelle beauftragte die DB zwei Anbieter, moderne Dieseltriebwagen für den Städteschnellverkehr zu entwickeln. MAN lieferte 1961 die beiden dreiteiligen Triebzüge mit hydraulischer Kraftübertragung und der Achsfolge B2 + 22 + 2B, bestehend aus den Triebköpfen VT 23 501504 und den Mittelwagen VM 23 501502. Die jeweils 450 PS starken Triebköpfe bezogen ihre Leistung aus 12-Zylinder-Dieselmotoren der MAN. Parallel stellte die Waggonfabrik Uerdingen zwei technisch ähnlich aufgebaute Triebzüge mit den Triebköpfen VT 24 501-504 und den Mittelwagen VM 24 501-502 in Dienst. Optisch unterschieden sich die Uerdinger von den MAN-Zügen durch Schürzen an den Längsträgern, eine rundere Kopfform sowie durch eine andere Einteilung der
Einstiege. Nach einer ausführlichen Erprobung der vier Vorserienzüge entschied sich die DB zur Beschaffung von 40 Zuggarnituren VT 24 601-680 bzw. VM 24 601-640, die ab 1964 von MAN und Uerdingen gefertigt wurden. Während Kopfform und die Ausführung der Wagenkästen in geschweißter Stahlleichtbauweise von den VT 23.5 übernommen wurde, erwies sich die Anordnung der Einstiege des VT 24.5 als günstiger. An den Stirnseiten installierte man Hülsenpuffer und konventionelle Schraubenkupplungen. Motor- und Mittelwagen wurden untereinander durch ScharfenbergKupplungen verbunden. 1969 rüstete die DB zunächst eine Zuggarnitur zur Verbesserung des Laufkomforts mit luftgefederten Drehgestellen und einer gleisbogenabhängigen Wagenkastensteuerung aus. Zwar wurden bis 1978 insgesamt 26 Triebköpfe und 18 Mittelwagen (924 422, 423 und 506 sowie letztlich alle 15 zur Bildung vierteiliger Zuggarnituren im zweiten Halbjahr 1968 neu beschafften 924 441-450 und 561-565) modernisiert, die Zeit für eine wirtschaftlich lohnende Wagenkastensteuerung war zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht reif. Die jetzt als Baureihe 634/934 geführten, 140 km/h schnellen Züge dienten somit als lauftechnische Erprobungsträger für die ab 1972 in Dienst gestellte Nachfolgebaureihe 614/914, in welchen als erste Serienfahrzeuge der DB eine gleisbogenabhängige Wagenkastensteuerung installiert wurde. Doch auch hier währte die Einsatzdauer nur kurz MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Zurück zur inzwischen so bezeichneten Baureihe 624.5/924.5 (Vorserie) bzw. 624.6/924.4 (Serie): Später entfernte die DB die ursprünglich vorhandenen Stirntüren an den Triebköpfen. Ebenfalls entfiel im Lauf der Zeit das ursprünglich hinter den Führerständen installierte Gepäckabteil mit eigenen Türen zugunsten weiterer Sitzplätze. Damit wären aber auch schon alle Änderungen erwähnt, die an den Triebköpfen im Lauf der jetzt annähernd 40jährigen Einsatzdauer durchgeführt wurden, sieht man von einer Modernisierung des Innenraums ab. Bei den Mittelwagen sind der Vollständigkeit halber noch die beiden 1978 zu Gesellschaftswagen umgebauten 924 418 und 432 zu erwähnen. Die danach als 924 200 und 201 bezeichneten Fahrzeuge sind heute zwar noch in Osnabrück vorhanden, aber schon längere Zeit nicht mehr einsatzfähig.
Fahrzeugeinsatz 1968, mit dem Beginn der Epoche IV, waren die 44 dreiteiligen Triebzüge der Baureihe 624 bei den fünf Bw Braunschweig, Frankfurt (M) 1 (Griesheim), Nürnberg Hbf, Osnabrück Rbf und Trier beheimatet und neben den Eil- und Nahverkehrszügen sogar auch im Schnellverkehr z.B. zwischen Saarbrücken und Köln eingesetzt. Die Fahrzeugstatistik von 1969 zeigt, dass alle Dienststellen mit Ausnahme von Osnabrück umgebaute 634/934 erhielten. Haupteinsatzgebiete der frühen Epoche IV waren damit u.a. die Großräume Oldenburg/Osnabrück/ Bielefeld, Braunschweig/Harz, die Eifelbahn Köln Trier sowie die Strecken Frankfurt Kronberg/Bad Homburg, Würzburg Bad Kissingen/Bamberg sowie Nürnberg Weiden/Bayreuth/Lichtenfels und Saarbrücken/Luxemburg Trier Koblenz. Bis auf einzelne Ausnahmen trugen bereits Anfang der 80er-Jahre die meisten Züge die damals übliche, mit der BR 111 eingeführte beige/türkise Farbgebung. Die 624 waren zum Ende der Epoche IV alle im Bahnbetriebswerke Bw Osnabrück beheimatet. Das Haupteinsatzgebiet reichte von der ostfriesischen Küste im Norden über Bielefeld im Osten, das nördliche Ruhrgebiet im Süden und weiter bis zur niederländischen Grenze und das Münsterland im Westen. Die Baureihe 634 wurde dagegen zwischen den Bw Osnabrück und Braunschweig aufgeteilt. Letzteres setzMIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Gemischtes Doppel bei der Zugkreuzung im münsterländischen Burgsteinfurt am 6.8.84: im Vordergrund die vierteilige Einheit 634 655/924 438/924 412/624 606 in epoche-IVtypischem Beige/Türkis ohne Stirnübergangstüren. Der 624 643 noch mit Stirnübergangstür fern seiner Osnabrücker Heimat in Sande/Ostfriesland am 26.7.85. Der Uerdinger Vorserientriebwagen 624 501/924 501/624 503 am 6.8.84 in Coesfeld deutlich erkennbar ist die Wagenkastenschürze sowie die von den Serienfahrzeugen abweichende Kopfform. Der Gesellschaftswagen 924 200 mit nur noch einem statt zwei Einstiegen und den markanten Dachlautsprechern am 19.8.83 im Bw Osnabrück.
te seine 634 im Westharz, im Weserbergland bis hin zur Lüneburger Heide ein. Einige Mittelwagen wurden zur Verstärkung der Triebwagen 614/914/ 614 zu vierteiligen Garnituren nach Nürnberg versetzt. Trotz der Ablieferung zahlreicher Neubaufahrzeuge in den letzten Jahren konnten sich die fast 40 Jahre alten Triebwagen bis heute behaupten und
sogar neue Einsatzgebiete erschließen: Anfang 2002 fanden modernisierte und in aktueller verkehrsroter Farbgebung lackierte 624 sogar auf der Berliner RBLinie 26 nach Küstrin ein neues Betätigungsfeld. Doch die Tage der ältesten, heute noch bei der DB AG eingesetzten Dieseltriebwagen scheinen mittlerweile durch diverse Neubautriebwagen gezählt Thomas Küstner 17
MIBA-TEST
Die Triebwagen der BR 624 als H0-Modell von Bemo
Der Flachland-VT Fast die ganze Branche klagt darüber, dass angeblich die Vorbilder ausgehen. Bezüglich der Dampfer mag dies tendenziell stimmen, bei den Triebwagen gibt es aber auch heute noch deutliche Lücken. Umso erfreulicher ist es, dass Bemo mit seinem neuen Regelspurmodell eine dieser Lücken schließt. Martin Knaden und Bernd Zöllner haben den 624 getestet.
Z
unächst in einer zweiteiligen Zuggarnitur ganz so, wie es dem ursprünglichen Konzept des Vorbilds entspricht bietet Bemo den 624 an. Beide Motorwagen stammen aus derselben Form. Der bündige Wagenkasten des Vorbilds bot kaum Gelegenheit zu einer aufwändigen Detaillierung, umso genauer muss man folglich die Einzelheiten betrachten. In elegantem Bogen wölbt sich die Front von der Schürze bis in den Dachbereich. Der Übergang zu den Seitenwänden wird allerdings durch eine deutlich sichtbare Formtrennkante unschön betont. Die sich an die Führerstände anschließende Gepäckraumtür ist leider statt durch eine feine Fuge mit einem erhaben gravierten Rahmen dargestellt. Die Einstiegstüren stehen ein bis zwei Zehntel vor. Durch diese Stufe werden die Schwenk-Schiebetüren recht treffend dargestellt. An unserem Null-Serien-Muster sind die Türfenster noch silbern umrandet, die Serie wird hier 18
selbstverständlich schwarze Gummieinfassungen zeigen. Nicht dargestellt sind die erst in späteren Jahren abgebauten Regenrinnen: Weder finden sich die kurzen Rinnen über den Türen des 624 668 noch die durchgehende Ausführung am Dach des 624 624. Stichwort: Dach. Die Mitte des Daches weist eine Vielzahl von Kuckuckslüftern und die Zugbahnfunkantenne auf. Die Lüfter sind jeweils mittig oberhalb der Seitenfenster korrekt platziert, die Antenne an unserem Muster noch etwas zu weit hinten montiert wird sich in der Serie ebenfalls an der richtigen Stelle erheben. Die Dachsicken acht Stück je Seite wirken allerdings etwas überdimensioniert. In unterschiedlicher Technik wurden die Fenster eingesetzt. Die Frontscheiben sind einzeln von außen eingeklipst und halten mit winzigen, nicht sichtbaren Rastnasen. Die Seitenfenster sind als Band von innen her eingesetzt. Die relativ breiten Alurahmen des Vorbilds werden von ihnen recht gut dargestellt.
Am Chassis sind die einzelnen Aggregate im Halbrelief an die Bodenwanne graviert. Eine halbrunde Ausbuchtung der Bodenwanne für den Modellmotor versteckt sich geschickt hinter dem Kühler. Die zierlichen Rahmen der Antriebsdrehgestelle wie auch die kräftigeren Holme der Laufgestelle der Bauart München-Kassel wurden in feinster Gravur mit allen Details wie Sandfallrohren nachgebildet. Zu diesen Details zählen sogar die Radsatzsensoren, die ebenso wie die Kranösen separat angesetzt sind. Gelungen auch die Darstellung der geprägten Radscheiben, wenngleich der unterschiedliche Durchmesser von Treib- und Laufrädern nicht berücksichtigt ist. Die dreifarbige Lackierung ist tadellos seidenmatt und ohne jegliche Staubeinschlüsse. Auch die Farbtrennkanten an Fenstermaske und Rahmen sind äußerst randscharf. Die Bedruckung steht dem in nichts nach: Bis hin zu den winzigen Anschriften am Rahmen ist mit einer Lupe alles lesbar. Die Anschriften ordnen das Modell zeitlich am Anfang der Achtzigerjahre ein. Die Beheimatung ist wie könnte es anders sein? das Bw Osnabrück. Auffällig ist die an beiden Triebwagen unterschiedliche Beschriftung: Während 624 624 die Gattungsbezeichnung unterhalb der Betriebsnummer trägt, zeigt 624 668 in Höhe des Fensterbandes noch wesentliche Teile des alten Hauptanschriftenfeldes aus der Epoche III. Die Authentizität dieser Anschriften ist bei beiden Fahrzeugteilen durch Fotos dokumentiert! MK MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Technik Trotz der üblichen Rastverbindung lässt sich das Gehäuse erstaunlich leicht vom Fahrwerk abheben. Jedoch sollte dies möglichst senkrecht erfolgen, da der Lichtleitkörper für die dritte Stirnlampe in einen locker angesetzten Schacht innerhalb der Führerstandsnachbildung taucht. Dieser Schacht, der leicht abfällt, erschwert etwas das Wiederaufsetzen des Gehäuses. Damit das Aufsetzen des Gehäuses nicht zusätzlich erschwert wird, muss das Füllstück für die Pufferbohlendetails am Chassis festgeklebt werden. Sowohl der Fahrzeugrahmen wie auch das Gehäuse mit separat aufgerastetem Dach bestehen aus Kunststoff. Ebenso die grau durchgefärbte Nachbildung der Inneneinrichtung. Lediglich über dem Motor in der hinteren Wagenhälfte ist sie zur Erhöhung des Reibungsgewichtes aus Metallguss gefertigt. Auch der Führerstand besteht aus Metall um den Kontaktdruck des vorderen Drehgestells zu erhöhen. Tief im Rahmen versenkt lagert in einem der beiden Triebköpfe längs ein 5poliger Mashima-Motor mit Schwungscheibe, der über eine Kardanwelle und ein kombiniertes Schnecken/Stirnradgetriebe alle Achsen des hinteren Drehgestells antreibt. Alle Räder dieses Drehgestells sind mit Haftreifen belegt. Radschleifer nehmen von der Rückseite aller Räder den Fahrstrom auf. Alle Anschlusskabel führen zu einer kleinen Leiterplatte in der Mitte des Fahrzeuges, auf der sich die gesamte Elektrik konzentriert. Hier befindet sich auch die 8-polige NEM-Schnittstelle, der Digital-Decoder lässt sich unter der Inneneinrichtung verstecken. Die beiden Fahrzeughälften sind über eine mit sechs elektrischen Kontakten ausgestattete trennbare, kulissengeführte Kupplung verbunden. Dioden auf dem Blindstecker sorgen dafür, dass in Abhängigkeit von der Polarität immer das in Fahrtrichtung vordere Fahrzeug den Strom aufnimmt. Im Digitalbetrieb erfüllt ein Relais diese Aufgabe. Leider hängt auch die Stirn- und Schlussbeleuchtung an der Fahrstromversorgung, sodass sie beim Halt in stromlosen Abschnitten verlischt. Etwas zögerlich läuft das Fahrzeug beim Hochregeln der Spannung an, das Regelverhalten bis zur (vorbildgerechten) Höchstgeschwindigkeit ist auf Grund der kleinen Schwungscheibe sehr direkt. Das Getriebegeräusch besteht aus einem unaufdringlichen SurMIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Der charakteristische Kopf des 624 wurde gut getroffen. An der Gepäckraumtür wären allerdings Fugen statt erhabener Leisten richtiger gewesen. Im Gegensatz zum hier abgebildeten Muster werden die Türfenster eine schwarze Gummieinfassung zeigen. Beide Triebwagenhälften tragen korrekterweise leicht unterschiedliche Anordnungen der Beschriftung. Der Mashima-Motor lagert in einer Bodenwanne und treibt über eine Kardanwelle das hintere Laufgestell an.
19
Der Antrieb wurde im Laufgestell des Motorwagens (hier noch mit vier Haftreifen) untergebracht. Die sechspolige Kupplungsdeichsel zwischen den Fahrzeugteilen ist in einer Kulissenführung gelagert.
Unterhalb der Führerstandseinrichtung ist die Beleuchtungsplatine eingesetzt. Hier erzeugen Glühbirnen korrekt weißes Licht. Die begrenzte Lebensdauer erfordert freilich früher oder später den Griff zum Lötkolben. Das Schacht für den Lichtleiter zur dritten Spitzenlampe sollte festgeklebt werden.
Die achtpolige Schnittstelle nach NEM 652 ist um vier zusätzliche Kontakte erweitert, der Blindstecker trägt die zur stets von vorn erfolgenden Stromabnahme notwendigen Dioden. Das Relais übernimmt diese Aufgabe im Digitalbetrieb.
ren. Da Haftreifen naturgemäß nicht ganz rund laufen, wird die Serie im Gegensatz zu unserem Nullserien-Muster auch zu Gunsten einer besseren Stromabnahme nur mit zwei Haftreifen ausgestattet, was für den Betrieb einer drei- oder vierteiligen Garnitur aber völlig ausreichend ist. Die spannungsabhängige Stirn- und Schlussbeleuchtung erfolgt durch eingelötete Miniaturglühbirnchen. Während die Stirnbeleuchtung ausreichend hell und rein weiß leuchtet, fällt die Schlussbeleuchtung recht schwach aus. Ein bereits verlegtes grünes Kabel ist
Fotos: MK
für eine nachrüstbare Innenbeleuchtung vorgesehen. Zur Kupplung mehrerer Triebzüge ist das Fahrzeug mit Kupplungsdeichseln mit Normschacht ausgerüstet. Auf die bei normalen Zug- und Stoßvorrichtungen wichtige Kulissenführung wurde leider verzichtet. Sofern die Teile aus dem Zurüstbeutel montiert werden sollen (Blende mit Bremsschläuchen und Kupplungsimitation), muss die Deichsel ausgebaut werden. Neben der Ersatzteilliste unterstützt eine instruktiv bebilderte Bedienungsanleitung alle Zurüst- und Wartungsarbeiten. bz
Maßtabelle Baureihe 624 in H0 von Bemo Vorbild
1:87/NEM
Fazit Ein maßstäbliches Modell mit Standard-Antriebstechnik. Die Gehäusegravur hätte man sich aber so präzise wie bei den Drehgestellen gewünscht. Der zur Bildung einer dreiteiligen Garnitur notwendige Mittelwagen wird erst Ende des Jahres erhältlich sein. Formtechnisch wurde bereits eine Epoche-V-Version berücksichtigt, mit der also in absehbarer Zeit zu rechnen ist. Auf eine Epoche-III-Ausführung mit Stirntüren wird man dagegen noch eine Weile warten müssen. MK
Messwerte 624 von Bemo Modell
Gewicht Lok:
2
Messergebnisse Zugkraft Ebene: 30 Steigung:
g g
Längenmaße Länge über Wagenkasten: Abstand zwischen den Stirnwänden: Länge Puffer:
26 650 460 430
298,7 5,3 4,9
298,9 5,9 5,1
Radstände Abstand Kasten vorn Drehzapfen Triebgestell: Drehzapfenabstand: Abstand Drehzapfen Laufgestell Kasten hinten: Achsstand Triebgestell: Achsstand Laufgestell:
3 640 19 000 3 350 2 500 2 500
41,8 218,4 38,5 28,7 28,7
41,5 218,6 38,8 28,3 28,3
Höhenmaß über SO Dachoberkante:
3 875
44,5
45,7
Breitenmaß Breite Fahrzeugkasten:
2 820
32,4
32,5
Stromaufnahme Leerfahrt: Volllast:
950 900
10,9 10,3
10,5 10,5
Lichtaustritt vorn: Lichtaustritt hinten:
14,3+0,1 2,8min 1,2max 0,7-0,9
14,3 2,6 1,1 0,7
Raddurchmesser Triebdrehgestell: Laufdrehgestell: Radsatzmaße entsprechend NEM Radsatzinnenmaß: Radbreite: Spurkranzhöhe: Spurkranzbreite:
20
219 g
Haftreifen:
Geschwindigkeiten (zweiteilige Garnitur) Vmax: 112 km/h bei 12,0 V VVorbild: 120 km/h bei 12,7 V Vmin: ca. 7 km/h bei 3,0 V NEM zulässig: 168 km/h bei 12 V Auslauf aus Vmax: aus VVorbild:
Schwungscheibe Anzahl: Durchmesser: Länge: Ungefährer Preis:
66 mm 70 mm 230 mA 300 mA ab 34 km/h bei 6,0 V ab 63 km/h bei 8,0 V 2 15,8 mm 5,0 mm 275, MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
MODELLBAHN-PRAXIS
Die sich nach oben verjüngenden Wagenkästen des 614 fallen beim umgebauten 634 in roter Lackierung kaum auf. Fotos: Gabriel Hensel
Umbau in N mit einfachen Mitteln
Vom 614 zum 634 Als norddeutscher Modellbahner hat Gabriel Hensel zum 624 einen näheren Bezug als zum 614, den Fleischmann im Angebot hat. Mangels Angebot griff er zur Selbsthilfe und verwandelte den 614 in einen 634.
V
or gut zwei Jahren nahm ich das schon seit längerem geplante NProjekt des Dieseltriebwagens der Baureihe 624 in Angriff. Mit der Auslieferung des Triebzugs von Bemo in H0 erscheint mir die Gelegenheit günstig, mit meinem Umbau eine Lanze für den 624 bzw. den 634 in N zu brechen. Entfernen
Der 634 entstand aus dem 624 durch den Einbau einer Luftfederung und einer gleisbogenabhängigen Wagenkastensteuerung. Der Triebzug der BR 614 ist eine Folgeentwicklung des 634. Die Fahrzeugaufbauten des 614 unterscheiden sich von denen des 624/ 634 durch eine geringe Verjüngung des
Wagenkastenquerschnitts ab Unterkante Fenster aufwärts. Im Modell ist dieser Unterschied je nach Blickwinkel kaum zu erkennen und in der roten Ursprungslackierung für mich durchaus akzeptabel. Bei Verwendung des 614 von Fleischmann reduziert sich der Umbauaufwand um einiges. Die Kopfform lässt sich relativ einfach aus dünnem Messingblech herstellen.
Kitbashing Als Vorlage dienten mir einige Bilder sowie eine Übersichtszeichnung. Einen gebraucht erworbenen 614 inklusive Mittelwagen in kieselgrau/oranger Farbgebung zerlegte ich zunächst in seine Einzelteile. Das Dach entfernte ich bis zu den Sicken, die Vorderfront ab Mitte der seitlichen Führerstandsfenster bis zur Pufferbohle.
Die unmaßstäbliche 3D-Darstellung zeigt die anzufertigenden Messingteile. Illustrationen nach Vorlage: gp
Entfernen
Die unmaßstäbliche Skizze zeigt die für den Umbau erforderlichen Schnitte im Gehäuse.
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MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Der 634 verlässt den Bahnhof Rheine-Nord auf der Anlage des Verfassers.
Front und Dachteile fertigte ich mithilfe einer Laubsäge und feiner Nadelfeilen aus 0,3 mm dickem Messingblech. Die Rundungen der neuen Fronten formte ich über eine passend hergestellte Holzform. Die Stirnwände stellte ich ohne Stirnwandtüren dar um Epoche-IV-gerecht fahren zu können. In einem weiteren Arbeitsgang passte ich das zugeschnittene Gehäuse an die Messingteile an. Die Verklebung erfolgte mit Stabilit Express. Die Frontlampen stellten eine weitere Herausforderung dar, die einige Tests erforderlich machten. Schlussendlich stanzte ich sie aus dem AluBlech leergebrannter Teelichter. Dazu verwendete ich ein Messingröhrchen mit 1,5 mm Außendurchmesser. Beim Ausstanzen entstehen winzige Scheiben mit einer leicht gewölbten Fläche. Mit der Wölbung nach außen klebte ich sie auf die Stirnseite des Triebwagens. Die Innenseite färbte ich später ein, sodass außen ein schöner Chromring stehen blieb. Bei dieser Vorgehensweise bleiben die Lampen allerdings funktionslos. Die Lackierung erfolgte in der roten Ursprungsausführung. Ich verwendete dazu Farben aus dem Elita-Sortiment
von Conrad. Da ich keine AirbrushPistole besitze, nahm ich die Lackierarbeiten mit Spezialschwamm und Pinsel vor. Der untere weiße Zierstreifen und der graue Langträger einschließlich Beschriftung bleiben durch Abkleben erhalten. Die weiß abgesetzte Einfassung der Führerstandsfenster erfolgte mit einem Gel-Farbstift. In gleicher Weise wurde die Gummieinfassung der Fenster dargestellt und die Türgriffe silberfarbig abgesetzt. Für die weitere Detaillierung rüstete ich die Pufferbohle mit Bremsschläuchen und Steuerleitungen aus, die Stirnfenster bekamen Scheibenwischer. Nachträglich eingebaute Kurzkupplungen tragen zu einem geschlossenen Gesamteindruck der dreiteiligen Garnitur bei. Um auch betrieblich mit dem neuen Triebwagen auf der angenehmen Seite zu sein, rüstete ich einen FaulhaberMotor von SB-Modellbau nach. Die Garnitur ist nun leise und mit geschmeidigen Fahreigenschaften seit gut zwei Jahren im Einsatz. Bekannte Modellbahner staunen nicht schlecht über meinen 634 und würden gern auch einen solchen Triebwagen einsetzen. Gabriel Hensel
Der aus einem 614 von Fleischmann gekitbashte 634 überzeugt in allen Betriebssituationen. MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
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VORBILD
Seitenansicht des Dreiwagenzuges II der BrLE bei Indienststellung. Auffällig ist die unterschiedliche Fensterteilung der beiden VS. Möglich ist, dass der linke VS der spätere 137 238b ist und die in diesem Beitrag wiedergegebene DRG-Skizze somit im Grundriss korrekt, in der Seitenansicht aber falsch ist (schmales Fenster am hinteren Ende). Blick ins Innere des VT. Trennwand und Tür sind original erhalten geblieben. Die wuchtige Maschinenanlage nimmt einen Großteil des Maschinenraumes ein. Hauptführerstand auf der Maschinenraumseite des VT. Die Breite der zweiflügeligen Drehtür wurde durch die Breite der Maschinenanlage vorgegeben. Fotos: MAN/Slg. Dr. Löttgers
Kurioses aus dem Eisenbahn-Archiv (14)
Motorwagen
Zu den großen Kuriositäten im Triebwagenpark der VorkriegsReichsbahn gehört das Gespann VT 137 238a/b, den die zum 1. Januar 1938 verreichlichte Braunschweigische Landes-Eisenbahn 1930/34 aus zum Teil recht betagten Drei- und Vierachsern gebaut hat. Dr. Rolf Löttgers stellt das Unikum vor.
D
ie Braunschweigische Landes-Eisenbahn (im Folgenden zur Unterscheidung von der weitaus bekannteren Butzbach-Licher Eisenbahn BLE als BrLE bezeichnet) war keine Klein-, sondern eine echte Eisenbahn, deren zwischen 1886 und 1904 eröffnetes Streckennetz von insgesamt 108 km in Fallersleben, Braunschweig West, Wolfenbüttel, Derneburg und Seesen an die Staatsbahn anschloss. Ende der Zwanzigerjahre verfügte die Bahn über knapp 30 Dampfloks, 50 Reisezugwagen und mehr als 800 Güterwagen, dazu einen originellen vierachsigen Benzoltriebwagen der Hannoverschen Waggonfabrik HAWA. Diese Fahrzeuge erbrachten selbst in den damals so schwierigen Jahren alljährlich Beförderungsleistungen von mehr als 1 Mio. Personen und zwischen 1,3 und 1,5 Mio. Gütertonnen. Als der Personenverkehr Anfang der Dreißigerjahre deutlich einbrach, wurden in 24
Braunschweig Überlegungen angestellt, wie mit einfachen Mitteln kostengünstige Transportmittel für verkehrsschwache Zeiten beschafft werden konnten. Als ein Ergebnis entstand der hier zur Betrachtung anstehende Triebwagenzug. Im Zusammenhang mit dem Aufbau der Reichswerke Hermann Göring im Raum Salzgitter interessierten sich die Machthaber des Dritten Reiches für das Streckennetz der BrLE. Ähnlich wie im Fall der Lübeck-Büchener Eisenbahn und der Eutin-Lübecker Eisenbahn wurde die florierende Privatbahn damals verstaatlicht und ihr Fahrzeugpark in den der DRG integriert, soweit er nicht anderweitig verkauft werden konnte. Auf diesem Wege bekamen nicht nur der HAWA-Oldtimer, sondern auch zwei der drei Wagen des Triebwagenzuges noch 137er-Betriebsnummern, also entsprechend dem Triebwagen-Nummernschema.
Die Konzeption des VT-Zuges Es war in jenen Jahren gängige Praxis bei Privat- und Kleinbahnen, aus Personenwagen Triebwagen zu bauen. Die MAN hatte hier in weiten Teilen Deutschlands fast eine Monopolstellung, vor allem im Umbau benzin- oder dieselelektrischer Triebwagen. Der Triebwagenzug der BrLE bestand aus einem dreiachsigen VT, der neben der voluminösen Maschinenanlage nur ein geräumiges Gepäckabteil enthielt, und zwei vierachsigen Drehgestell-Personenwagen, deren eines Ende jeweils einen Führerstand enthielt. So konnten Züge in den Kombinationen VS+VT+VS oder VT+VS gebildet werden. Die beiden VS stammten aus den ersten Betriebsjahren, waren 1893 von der Breslauer Eisenbahn-Wagenbau AG an die BrLE geliefert worden. Sie unterschieden sich minimal in ihrer Aufteilung. Auffällig sind in der Skizze des 137 238b das winzige Abteil 2. Klasse (zwei Plätze) gegenüber der Führerstandskabine und die schmaleren Abteilfenster an den Wagenenden, wobei der (allemal fehlerhafte) Grundriss diese nur auf einer Wagenseite zeigt. Sofern an der Stelle des späteren Führerstandes nicht ursprünglich schon ein zweiter Abort mit zugehöriger Kabine lag, beschränkten sich die Umbauten auf den Einbau eines schmalen Fensters zur Plattform und die Installation der FührerstandseinMIBA-Miniaturbahnen 4/2003
richtungen samt Steuerleitung. Es brauchten dann nur noch die Stirnscheinwerfer angebracht zu werden und aus dem Personen- war ein waschechter Steuerwagen geworden. Für den Triebwagen wurde auf einen Dreiachser-Personenwagen zurückgegriffen, den die Dessauer Waggonfabrik 1916 an die BrLE abgeliefert hatte. Nach dem Umbau wurden nur dessen Wände beibehalten, ebenso die Trennwand in Wagenmitte, nunmehr Abgrenzung des Motorraumes zum Gepäckraum. Sodann erfolgte der Ersatz jeweils eines Seitenfensters durch eine Schiebetür um auf diese Weise einen Zugang zum neuen Gepäckraum zu haben. Vom ehemaligen Abort aus wurde ein schmales, hohes Fenster in Richtung Plattform eingebaut, da hier der Hauptführerstand zu liegen kam. Der Zugang zum Motorraum erfolgte sowohl über die Verbindungstür in Wagenmitte als auch über die zweite Plattform. Um die Maschinenanlage in das Fahrzeuginnere zu bekommen, musste die ursprüngliche Abteiltür durch eine zweiflügelige Konstruktion ersetzt werden. Dadurch war kaum noch Platz für den notwendigen Hilfsführerstand. Herzstück des Ganzen war ein Sechszylinder-Viertakt-Dieselmotor mit luftloser Brennstoffeinspritzung von MAN Typ W6V 17,5/22 mit 175 PSe Dauerleistung bei n = 925/min und 190 PS Stundenleistung bei n = 1000/min. Dieser trieb einen Generator von BBC an und dieser wiederum den auf die beiden äußeren Achsen wirkenden Fahrmotor. Ohne VS durfte der Pw3iVT 80 km/h fahren, mit VS 45 km/h.
Bewährung und Verbleib Der Triebwagenzug II war nach vierjähriger Bauzeit fertig gestellt und kam am 8.3.1934 in Betrieb. Bis Ende 1934 legte er 70 575 km zurück. In den beiden folgenden Jahren reduzierte sich die Laufleistung etwas, sodass bis zum 31. Dezember 1936 insgesamt 183 415 km erbracht wurden. Für das letzte Betriebsjahr unter Privatbahnflagge liegen keine Angaben mehr vor. Mit dem Übergang der BrLE an die DRG wurde einer der VS allem Anschein nach ausgemustert oder zum Reisezugwagen rückgebaut, während der zweite VS und der VT im Doppelpack als VT 137 238a/b weiter unterwegs waren. Der ursprünglich cremefarbene Anstrich wurde bereits nach einem oder zwei Jahren gegen einen dunkleren (braun/grün?) getauscht. MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Fahrzeugskizze in 1:160 des Pw3iVT16/34 Nr. 137 238a der DRG. Skizze: Slg. Dr. Löttgers
Fahrzeugskizze in 1:160 des zugehörigen BC4iVS-93/30 Nr. 137 238b. Skizze: Slg. Dr. Löttgers
Etwa 1934/35 hat der Zug einen dunklen Anstrich. So dürfte er auch bei der DRG als VT 137 238 a/b
unterwegs gewesen sein. Foto: Hubert/Slg. Dr. Löttgers
Das Betriebsbild von etwa 1934/35 zeigt einen der Schwachpunkte: Es muss sehr heiß im Maschinenraum gewesen sein, sodass sämtliche Seitenfenster heruntergelassen sind, zusätzlich eine Öffnung in die Seitenwand geschnitten und außerdem seitlich ein Wabenkühler montiert wurde. Im Januar 1945 wird das Pärchen an die Dahme-Uckroer Eisenbahn verkauft, wo Steuer- und Triebwagen als Reisezugwagen weitergenutzt worden
sein sollen. Weitergehende Informationen hierzu gibt es nicht. Im Umzeichnungsplan der ostdeutschen Klein- und Privatbahnen von 1949 jedenfalls findet sich kein Vierachser im Eigentum der DUE, allenfalls ein Pw3 Nr. 1, Hersteller unbekannt, Baujahr in jener Liste mit 1938 genannt, könnte jener vormalige BrLE-VT sein. Dann wäre er bei der DRo als Reisezugwagen 710-337 noch eine Zeit lang im Dienst gewesen. Dr. Rolf Löttgers 25
MODELLBAHN-PRAXIS
Lenz Erstlingswerk im Lokomotivbau, die V 36.4, hat ob ihrer gelungenen Konstruktion nebst zusätzlichen Features für einiges Aufsehen gesorgt. Und für Neid bei der Mittelleiter-Fraktion wird doch das Modell werksseitig nicht für diese Käuferschar angeboten. Das ließ Michael Ruoff keine Ruhe, bis er ein Exemplar umgebaut hatte. Hier beschreibt er seine einfache Lösung.
V 36.4 von Lenz auf Mittelleitergleisen
und es geht doch! N
achdem der MIBA-Testbericht über die V 36.4 zu Recht Lust auf das Modell gemacht hatte, war die Enttäuschung groß, als ein Anruf bei Lenz in Gießen ergab, dass eine Wechselstromversion nicht lieferbar und auch nicht geplant wäre. Auch die Begutachtung eines Modells beim Händler ließ wenig Hoffnung aufkommen. Doch so schnell wird die Flinte nicht ins Korn geworfen! Bald war klar, warum weder Hersteller noch Händler einen Umbau auf Mittelschleifer für möglich hielten: Der Getriebekasten ist im Weg, der Schleifer hat schlichtweg keinen Platz unter der Lok. Will heißen, er würde spätestens beim Überfahren von Weichen o.ä. wegen der dort höheren Punktkontakte die Lok aus dem Gleis hebeln. Eine Demontage der Getriebeabdeckung ergab: Tatsächlich, alles voll mit Antrieb, weil die beiden hinteren Achsen der Lok über Zahnräder angetrieben werden. Aber muss das unbedingt so sein? Viele Loks haben 26
schließlich auch nur eine vom Motor angetriebene Achse, die anderen Achsen werden über die Stangen mitgenommen. Warum soll das nicht auch bei der V 36.4 funktionieren?
Die Lösung Bei abgenommenem Lokboden werden das Zahnrad der mittleren Achse und die zwei dahinter liegenden Zahnräder entfernt. Das Zahnrad auf der mittleren Achse muss dabei mit einem Seitenschneider zerstört werden. Es wird jetzt nur noch die hintere Achse direkt vom Motor/Getriebe angetrieben, was m.E. vollkommen ausreicht. Mit einem scharfen Messer und mit kleinen Feilen wird nun der Getriebekasten teilweise entfernt. Wie weit der Kasten aufgeschnitten werden muss, hängt vom verwendeten Schleifer ab. Ich habe den Roco-Flüsterschleifer (ca. 45 mm lang) verwendet und damit sehr gute Erfahrungen gemacht.
Die halbrunde Abdeckung der Achse 1 ist mittig auf ca. 7 mm Breite flach zu feilen. Auch die Abdeckung der vorderen fernbedienbaren Kupplung wurde ca. 1 mm tief, 7 mm breit und 8 mm lang ausgearbeitet. Jetzt hat der Schleifer eigentlich schon ausreichend Platz, muss aber selbst noch den engen Verhältnissen etwas angepasst werden. Er wird dazu an beiden Enden noch etwas flacher gebogen und auf der Oberseite ca. 1 mm befeilt. Die am Schleifer werksseitig angebrachte Kunststoffplatte wird entfernt die vier Kupferlaschen dazu nach außen gebogen und der Schleifer auf eine möglichst dünne Elektronik-Platine (gibts schon mit 0,5 mm Dünne) gelötet. Hierbei kann auch gleich das rote Kabel angelötet werden, das später zum Decoder führt. Es sollte ca. 10 cm Länge haben. Durch das Loch im Schleifer wird dieser verschraubt. Das zweite Befestigungsloch von vorn passt dazu von der MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Lage her optimal. Allerdings muss ein neues Schräubchen M1,4 mit 5 mm langem Gewinde verwendet werden. Als letzten Schritt muss nun nur noch die Elektrik angepasst werden, was aber sehr einfach zu erledigen ist. Da die Lok eigentlich für 2-Leiter-Betrieb ausgelegt ist, nimmt die linke Seite über Radschleifer Plus auf, während die rechte über die nicht isolierten Räder für Masse zuständig ist. Nach Abnehmen des Lokgehäuses wird links hinten ein rotes Kabel sichtbar, welches von den Radschleifern kommt und zum Decoder führt. Dieses Kabel wird aufgetrennt und die von den Schleifern kommende Hälfte an Masse geklemmt. Somit tragen jetzt auch die Räder der linken Seite zum sicheren Massekontakt bei. Das am Mittelschleifer angelötete Kabel wird an der Getriebeabdeckplatte entlang vor dem Bremsklotz des linken hinteren Rades nach oben zum Decoder geführt, mit dem Rest des aufgetrennten Kabels verlötet und durch Schrumpfschlauch isoliert. Aus Gründen der Betriebssicherheit sollte das Kabel im Bereich der Bodenplatte mit ganz wenig Sekundenkleber in seiner Position gehalten werden.
Die Bearbeitung erfordert nur wenige Schritte: Zunächst wird das Zahnrad auf der mittleren Achse sowie einige Zwischenzahnräder entfernt. Dann erhält die Bodenplatte die hier gezeigten Aussparungen.
Betriebseinsatz Der Decoder erwartet selbstverständlich ein DCC-Signal. Da ich aber ohnehin meine Anlage mit der IntelliBox von Uhlenbrock betreibe, ist das kein Thema jeder Decoder kriegt, was er will. Ein kleines Problemchen soll aber auch nicht verschwiegen werden: Beim Überfahren der doppelten Kreuzungsweiche des Märklin-C-Gleises in Geradeausfahrt fehlt mitten auf der Kreuzung für ca. 4 bis 5 mm der Massekontakt, weil die Lok sehr feine Spurkränze hat. Mit etwas mehr als halber Kraft läuft die V 36.4 aber sauber über diese Stelle hinweg. Die Operation des Modells hat sich in jedem Fall gelohnt. Einerseits wegen einer Detaillierung, die man sonst nur bei Kleinserienmodellen findet, einer technisch und optisch exzellenten Fernbedienkupplung und ausgezeichneten Fahreigenschaften. Andererseits wegen des höchst erfreulichen Preises von 139, Euro einschließlich Decoder. Gerade als Märklinist hat man da schon für weniger Lok mehr Geld ausgegeben! Nur vor einem möchte ich warnen: Die Lok hat tatsächlich einiges an Suchtpotenzial! Michael Ruoff MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Die Befestigung des Schleifers erfolgt mit einer Pertinaxplatte. Das Kabel wird an der Bodenplatte sowie einer Bremsbacke fixiert und an den Decoder gelötet. Das dort aufgetrennte Kabel wird an Masse geklemmt. Fotos: Michael Ruoff
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FAHRZEUGBAU
Nach der Fertigstellung der BR 85 und der Vorstellung in der MIBA 4/97 suchte Ernst Horner eine neue Herausforderung. Seine Wahl fiel auf die DB-Neubaulok der BR 23, deren Entstehung kurz vorgestellt wird.
B
ei der Suche nach einem neuen Projekt, diesmal sollte es eine Schlepptenderlok werden, fiel meine Wahl auf die Baureihe 23. Sie beindruckte mich durch ihren hoch liegenden, glatten und sich verjüngenden Kessel, dem recht wuchtigen Tender und das damit einhergehende Erscheinungsbild. Die Entscheidung wurde durch das Fehlen einer entsprechenden Lok im Angebot der Hersteller verstärkt. Grundlage für den Bau der Personenzuglok war die Kurzbeschreibung der 1C1h2-Personenzuglokomotive, Betriebsgattung P35.17/19 Reihe 23. Daraus fertigte ich für eine präzise Umsetzung 45 Zeichnungen im Maßstab 1:1 für die Baugröße 1. Natürlich verwendete ich einige Teile von Kleinserienherstellern: Neusilberräder von Heller, Zurüstteile wie Schmier-, Speise- und Luftpumpe, Lampen, Puffer usw. von Wilgro und Messingprofile von Hassler (vormals Schullern). Die Firma Petau lieferte wieder die Beschriftung. Der Antrieb erfolgt über einen Glockenankermotor von Faulhaber (15 V/2 A) mit einem integrierten Getriebe. Er steht mit etwa 45° Neigung über der hinteren Kuppelachse und geht durch Aschkasten und Feuerbüchse bis zum Führerhaus. Über Kegelzahnräder wird die Kraft auf die Treibachse übertragen. Der Motor ist federnd gelagert. Wie bei den vergangenen Loks sind Rahmen, Lager, Treibstangen und andere Teile aus dem Vollen gefräst. Den Kessel fertigte ich aus Messingrohren mit 2 mm Wandstärke. Der mittlere Teil ist konisch um die Kesselverjüngung wie beim Original zu erreichen. Für Führerstand und Tendergehäuse kam 0,8-mm-Messingblech zur Anwendung. Die Steuerung könnte theoretisch vom Führerstand aus bedient werden. 28
Das markante Tendergehäuse entstand aus 0,8 mm dickem Messingblech. Puffer, Schraubenkupplung, Bremsschläuche usw. stammen von Kleinserienherstellern. Fotos: Gerhard Kitzinger
Lokselbstbau im Maßstab 1:32 als Herausforderung
Neubau-23 in 1
MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Der Führerstand ist mit allen Instrumenten, Handrädern und Hebeln eingerichtet. Der Fußboden ist mit Holz ausgelegt. Mit einer leichten Betriebsverschmutzung präsentiert sich die Selbstbau-23.
MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Die erforderliche Schwinge fertigte ich selbst an. Die Bremsen sind ebenso funktionstüchtig ausgeführt wie die federnde Lok-/Tenderverbindung. Sie gewährleistet eine gute Bogenläufigkeit. Vorlauf- und erste Kuppelachse sind in einem Krauss-Gestell zusammengefasst. Die Vorlaufachse hat ein Seitenspiel von 3,4, die erste Kuppelachse von 1,5 und die Schleppachse von 2,5 mm. Zudem sind alle Achsen wie bei meinen vorhergehenden Modellen abgefedert und über Ausgleichshebel verbunden. Für die Federpakete verwendete ich 0,4 mm dickes Bronzeblech. Die elektrische Ausrüstung brachte ich im Tender unter und führte die Kabel über Steckverbindungen zur Maschine. Theoretisch könnten Lok und Tender durch Ziehen des Kuppelbolzens getrennt werden, doch müssten dazu zahlreiche Steckverbindungen getrennt und später wieder verbunden werden. Für Transporte wird die Lok auf eine Aluplatte mit Spurrillen geschoben. Ernst Horner
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VORBILD + MODELL
Das überarbeitete Roco-Modell des Talbot-Schotterwagens nach Skizze 370a sowie daneben der Fleischmann-Wagen nach Skizze 370.
Den Schotterwagen Stuttgart 2406 hier auf einem Foto aus dem Jahr 1956 baute Talbot 1927 noch nicht nach Austauschbaugrundsätzen. Foto: Fritz Willke, Slg. Klaus Heidt.
Schotterwagen, die Zweite: Umbau des Roco-Modells
Facelifting für einen Oldtimer Zwar ist mit dem neuen Schotterwagen von Fleischmann ein sehr gut detailliertes Modell eines Talbot-Schotterwagens erhältlich. Den beim Vorbild viel häufigeren Vorgängertyp gibt es aber bislang nur in Form von Uralt-Modellen. Dass es sich lohnen kann, auch ein solches Modell genauer unter die Lupe zu nehmen, zeigt Stefan Carstens.
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nde 1926 entstand die bekannte Form der Talbot-Schotterwagen, die die Deutsche Reichsbahn in zwei Bauvarianten bis 1931 beschaffte. Zu den wesentlichen konstruktiven Merkmalen dieser Wagen nach Skizze 370a zählte der trichterförmige Wagenkasten mit einem Fassungsvermögen von 12,3 m3. Im unteren Bereich besaßen die Wagen beiderseits je zwei Rundschieber. Während über die unteren Rutschen ein Entladen gleichzeitig (in unterschiedlicher Streuung) sowohl neben als auch zwischen den Schienen möglich war, dienten die oberen Gleitbahnen und Rutschenverlängerungen mit ihren Schiebern (Hilfsschieber) vorwiegend der Beschotterung des Nachbargleises.
Der Wagenkasten hatte im oberen Bereich senkrechte Seitenwände und stützte sich mit senkrechten Kastenstützen auf dem Untergestell ab. Erkennungsmerkmale dieser bis 1928 gebauten Wagen waren: Verbandsbauart-Achshalter, nach außen zeigende Schenkel der U-Profile der Trichterstützen, stirnseitig nicht durchlaufende schräge Trichterunterstützung. Die Profile gehen in die senkrechten Trichterstützen über (Trichter im unteren Teil nicht unterstützt). Langträgeraufdoppelung durch geschlossene Blechfläche verdeckt, senkrechte Verstärkungen in den äußeren Langträgern im Anschlussbereich der Trägerstützen. MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Bis Ende 1927 lieferte Talbot 195 Wagen in dieser Bauform; vermutlich entsprachen auch die Anfang 1928 gebauten Wagen noch dieser Bauform. Ab 1928 entstanden die Schotterwagen der Skizze 370a in überarbeiteter Form nach Austauschbaugrundsätzen. Wesentliche Unterscheidungsmerkmale dieser Wagen waren: Verwendung von AustauschbauAchshaltern aus Pressblech, nach innen zeigende Schenkel der U-Profile der Trichterstützen (dadurch konstruktiv einfacherer Anschluss an das Untergestell von innen an die Außenlangträger genietet), Stirnprofile unter dem Trichter bis nach unten durchlaufend, sichtbare Langträgeraufdoppelung, keine senkrechten Verstärkungen im Untergestell. Insgesamt beschaffte die Deutsche Reichsbahn 1040 Wagen. Bei der DB waren die letzten Wagen beider Bauvarianten bis Anfang der 70er-Jahre (nachweislich 1972) im Einsatz, bei der DR als Omtu 83-31-01 ff. bzw. ab 1966 als Fcckk [6396] mindestens bis 1981.
Hingegen entstand der Schotterwagen Stuttgart 2416 ebenfalls 1955 oder 1956 in Stuttgart fotografiert nach Austauschbaugrundsätzen. Foto: Fritz Willke, Slg. Klaus Heidt. Unten: Blick auf die Bühne des Roco-Schotterwagens mit zusätzlichen Profilen und Hebeln.
Roco-Modell Der Talbot-Schotterwagen ist eines der ältesten Roco-Modelle überhaupt, sodass die Konstruktion heutigen Maßstäben eigentlich nicht mehr gerecht werden kann meint man. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass sich der Wagen mit einigen Umbauten und Ergänzungen durchaus zu einem zeitgemäßen Modell aufwerten lässt. Bevor wir uns an die Arbeit machen, noch zwei wichtige Hinweise. Roco
Seiten- und Stirnansicht eines nach Austauschbaugrundsätzen gebauten Schotterwagens im Maßstab 1:87 MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
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verwendet für den Schotterwagen leider Materialien, die sich nur schwer bearbeiten lassen. Während das Untergestell aus einem sehr elastischen und nahezu bruchfesten Nylon-Material hergestellt wird, das sich nur mit UHUGreenit oder Zweikomponenten-Kleber kleben lässt, ist der Kunststoff des Aufbaus zumindest bei älteren Modellen sehr spröde. Bei der Bearbeitung ist also Vorsicht geboten. Zum Umbau wird der Wagen vollständig in seine Einzelteile zerlegt, wobei der Magnetverschluss des Auslauftrichters mit seinen Federn sowie der Ladungseinsatz gleich in den Mülleimer wandern kann. Typisch für Talbot-Schotterwagen war, dass man von oben ungehindert durch das Untergestell gucken konnte, während bei dem Roco-Modell hier eine geschlossene Fläche die Sicht versperrt. Zwar hatte ich anfangs überlegt, das Untergestell freizuschneiden und neue Träger einzukleben. Die Idee habe ich allerdings wieder verworfen, zumal die Kurzkupplungskulisse keine freie Durchsicht zulässt. Zur Verbesserung des optischen Eindrucks können jedoch die vorn und hinten am Trichter angespritzten waagerechten Befestigungslaschen (mit einem kleinen Kreissägeblatt von unten) so weit abgeschnitten werden, dass nur noch die senkrechten Stirnwände stehen bleiben (der Wagenkasten muss später aufgeklebt werden). Wenn dann noch die Ausschnitte über den Rädern vergrößert werden, wirkt das Untergestell schon besser. Auch alle nachfolgenden Arbeiten sind nicht unter der Prämisse zu sehen ein absolut perfektes Modell eines Schotterwagens nach Skizze 370a zu erhalten, sondern mit vertretbarem Aufwand das Roco-Modell so zu optimieren, dass es den TalbotSchotterwagen richtig wiedergibt. Dazu werden die auf der Unterseite angespritzten Winkel an den Wagenecken (alte Kupplungsführung) vom Untergestell abgetrennt. Außerdem werden die rückseitigen Verstärkungsprofile der am Untergestell angespritzten Auslaufrutschen, die die Bewegung der Rutschenverlängerungen behindern, abgeschnitten. Danach können die Verlängerungen wieder eingehängt und vorbildgerecht nach hinten durchgedrückt werden. Da die Form des Wagenaufbaus bzw. des Trichters der österreichischen Variante entspricht, sind auch hier einige Änderungen erforderlich. So muss z.B. 32
Der in Göttingen beheimatete Leitungswagen 942 5 076 im Juni 1972 in HamburgWilhelmsburg. Auf der Aufnahme sind deutlich die fehlenden Träger für die Bremsanlage und das offene Untergestell zu erkennen. Foto: Benno Wiesmüller
Der Schotterwagen Otmu 83-31-36 der DR beim Beschottern einer Weiche im März 1962. Foto: Gerhard Illner, Slg. Joachim Claus
Zum Vergleich eine Aufnahme von zwei Talbot-Schotterwagen vom Februar 1964: Der Wagen Frankfurt 2403 entspricht der ersten (Verbandsbauart-) Ausführung der Skizze 370a, während der Schotterwagen Frankfurt 2407 unter Verwendung von Austauschbauteilen entstand. Foto: F. Burkhardt, Slg. Hans Ulrich Diener
der Aufsatz auf dem Trichter mit einer Roco-Bastelsäge oder einer langsam laufenden Kreissäge vorsichtig abgetrennt werden. Anschließend sollte die Kante des Trichters versäubert und von innen dünner geschliffen werden. Nun zur Detaillierung: Am Wagenkasten sollten die übergroßen Befestigungsösen für die Bedienungsstangen am Bühnenende vorsichtig dünner geschliffen und die arg störende Befestigung der Aufstiegsleiter diese kann ohnehin durch eine zierlichere (z.B. als Ersatzteil mit der Bühne vom Fleisch-
mann-Schotterwagen) ersetzt werden weggefräst werden. Außerdem können am Bedienende auf beiden Seiten des Schutzdaches Signalstützen (Weinert) und ggf. Griffstangen unter dem Schutzblech sowie unter den Bedienhebeln angebracht werden. Die Zettelhalter waren bei den deutschen Talbot-Schotterwagen auf der Seite der Aufstiegsleiter dicht neben den Auslaufrutschen angeordnet. Die angespritzten werden daher plan gefeilt und durch geätzte Zettelhalter von Weinert ersetzt. MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Die Fotos zeigen, dass durch die Umbauten und Ergänzungen (die ich nicht alle realisiert habe) der Roco-Schotterwagen optisch erheblich aufgewertet und der Gesamteindruck verbessert werden kann. Allerdings zeigen sie gnadenlos auch Pfusch z.B. sitzt der Wagenkasten bei meinem Modell nicht stramm auf dem Untergestell. Modellbau und -fotos: Stefan Carstens
Stefan Carstens
G Ü TE RWAG EN Band 4
derbauart Offene Wagen in Son
Weiterhin besaßen die Wagen zwischen den beiden Bedienungshebeln zwei quer zum Wagen, waagrecht angeordnete L-Profile bzw. Flacheisen. Unterhalb der Hebel waren kleine Griffstangen und schließlich auf Fußbodenhöhe die Hebel zum Bedienen der unteren Rutschenverlängerungen. Außerdem ist auf allen mir vorliegenden Abbildungen das Schutzdach durch dreieckige Bleche an den Seiten abgestützt und das waagerechte Verstärkungsprofil an den Stirnseiten der Trichter durch dreieckige Bleche an MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Das Warten hat ein Ende: In Kürze lieferbar ist Güterwagen Band 4 Offene Wagen in Sonderbauart von Stefan Carstens. Wiederum in bewährter Aufmachung und Gründlichkeit: Mit Fotos und Übersichtszeichnungen, technischen Daten und konstruktiven Besonderheiten und einem Blick auf die Modelle nebst Umbau- und Verbesserungsvorschlägen. 176 Seiten, 22,1 x 29,7 cm, Best.-Nr. 1508816, 35,-
den Enden ergänzt. Schließlich sollten bei einem ungebremsten Wagen die beiden waagrechten Winkeleisen zwischen Kastenstütze und Auslauftrichter abgetrennt und die Ansatzstellen glatt geschmirgelt werden. Selbstverständlich entfallen bei einem ungebremsten Wagen auch die Bremsklötze, die zusammengedrückt und abgezogen werden. Hingegen müssen bei einem Wagen mit Druckluftbremse auf diesen Winkeleisen insgesamt drei quer liegende L- bzw. UProfile (1x1 mm) zur Aufnahme der
Bremsanlage angebracht werden. Der Bremszylinder (Weinert) mit dem Bremsgestänge wird unter den beiden zur Wagenmitte liegenden Profilen angebracht. Der Luftbehälter gehört weiter oben unter den Trichter. Schließlich kann unter der Bremsanlage noch eine Andeutung der Umlenkhebel des Bremsgestänges aus Polystyrolstückchen und Messingdraht montiert werden. Am Untergestell sollten die Öffnungen in den Pufferbohlen sowie für die Tritte am Leiterende mit kleinen Kunststoffstücken verschlossen werden. Als Trittfläche unterhalb der Leiter werden kleine Holzleistchen oder Polystyrolstreifen auf das Untergestell geklebt. Alternativ kann man hier die erwähnte Fleischmann-Bühne verwenden, die jedoch in den Abmessungen angepasst werden muss. Ein Vorteil ist, dass der Aufstiegstritt unterhalb der Leiter nicht extra angefertigt werden muss. Da die angespritzten Puffer annähernd maßstäblich sind, brauchen diese nur abgetrennt zu werden, wenn der Wagen mit Federpuffern ausgerüstet werden soll. Bremsumstellhebel sowie ggf. Seilösen (aus dem Weinert-Ätzblech) am Leiterende und aus 0,5 mm Draht gebogene Hebel für die Bedienung der oberen Auslaufrutschen-Verlängerungen mit einem Fanghaken (ebenfalls aus dem Weinert-Ätzblech) komplettieren das Untergestell. Von dem Fußboden der Bedienplattform wird der zur Wagenmitte zeigende Teil abgeschnitten. Das Bühnengeländer ist zwar recht massiv ausgefallen, wirkt aber nicht wesentlich zu grob. Hingegen kann die Handbremskurbel mit der Bremsspindel entfallen, zumal auch beim Vorbild nur ein Teil der Wagen mit einer Handbremse ausgerüstet war. Leider stimmen weder die Federpakete noch die Achslager mit dem Vorbild überein. Zwar lassen sich die Federn mit vertretbarem Aufwand nicht korrigieren, aber zumindest die Achslager lassen sich verbessern: Ich habe die Oberflächen plan geschliffen, zentriert angebohrt und Achslagerdeckel von Bengt Dahlberg (Imatragatan 28, S-16478 Kista, bengt_ngj@ spray.se) aufgeklebt. Schließlich sollten vor der Lackierung und Beschriftung des Wagens mit Gaßner-Schiebebildern noch die Gussnasen von den Formauswerfern der Rutschen-Verlängerungen abgeschliffen werden. Stefan Carstens 33
MODELLBAHN-PRAXIS
Die Tdgs-Wagen von Roco auf einem Abstellgleis. Unten steht ein Ganzzug aus Schüttgutwagen mit Schwenkdach (TWagen) am 29.3.2002 abgestellt im Bahnhof Herzogenrath. Die aufgereihten Wagen sind bezüglich ihrer Betriebsspuren Unikate.
Kein Selbstentladewagen gleicht dem anderen
Betriebsspuren an Schüttgutwagen Beim Vorbild sehen sie alle verschieden aus, jedenfalls nach einer gewissen Einsatzzeit! Thomas Mauer nahm sich die H0-Selbstentladewagen vom Typ Tdgs von Roco vor. Im Folgenden beschreibt er, wie er die Modelle individuell mit realistischen Betriebs- und Rostspuren versehen hat. Da gleicht kein Wagen mehr dem anderen!
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s ist immer wieder faszinierend zu sehen, welche Betriebs- und Verwitterungsspuren an Güterwagen gleicher Bauart auftreten. Bei einem Fotografierausflug zum Bahnhof Herzogenrath entdeckte ich einen abgestellten Ganzzug aus Schüttgutselbstentladewagen mit Schwenkdach (T-Wagen). Diese Wagen werden zum Transport nässeempfindlicher Güter eingesetzt. Dabei kann es sich um Lebensmittel wie z.B. Getreide, aber auch um aggressive Ladegüter wie Düngemittel oder Salze handeln. Die einzelnen Gattungen der zweiachsigen Selbstentladewagen mit Schwenkdach sind auf den ersten Blick kaum zu unterscheiden. Dies ist das Gebiet der Güterwagenspezialisten. Wir wollen uns hier lediglich die Betriebsspuren ansehen. Kein Wagen gleicht dem anderen. Abgesehen von wenigen Gemeinsamkeiten, wie z.B. Rostspuren an Federung, Lagern und Bremsen, treten zum Teil sehr markante Unterschiede in den Vordergrund. Zunächst einmal fällt eine Art Grundverwitterung auf. Manche Wagen haben einen rotbraunen Grundton, während andere wiederum einen schwarzbraunen Gesamteindruck hervorrufen. Auf Grund der Art des Ladeguts erkennt man bei vielen Wagen starke MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Roststellen z.B. am Rand des Schwenkdachs, aber auch am oberen Wagenkasten. Die aggressiven Dünger und Salze hinterlassen im wahrsten Sinne des Wortes ihre Spuren. Die Roststellen zeigen sich in verschiedenen Ausprägungen und, dadurch bedingt, in vielerlei Farbnuancen. Man erkennt aufgeplatzte und aufgebeulte Farbe, unter die sich Rost gesetzt hat. Häufig ist die Farbe gar nicht mehr vorhanden und das rostige Blech ist zu sehen. Bei anderen Wagen fällt der mehr oder weniger starke Farbschleier auf, der sich vornehmlich am oberen Wagenkasten zeigt. Die Intensität dieser Betriebsspuren reicht von kleinen weißen, senkrecht nach unten ausgefransten Flecken, die wie mit dem Farbquast aufgetragen aussehen, bis hin zu einem großflächigen Überzug, der aus der Ferne betrachtet wie Puderzucker wirkt. Für mein Alterungsprojekt habe ich mir einige Tdgs-Wagen (Art.-Nr. 46420) aus dem Roco-Sortiment ausgesucht. Die Fa. Roco hat verschiedene Modelle dieses Selbstentladewagens mit Schwenkdach in ihrem Sortiment, auch für unterschiedliche Epochen (III, IV, V). Zuallererst habe ich die Zurüstteile montiert. Je nach Wagenmodell ist die beiliegende Explosionszeichnung (z.B. bei Art.-Nr. 46420) nicht sehr übersichtlich, sodass man sich entweder im Katalog die aufgerüsteten Wagen ansehen sollte oder aber Vorbildfotos zum Vergleich heranziehen kann. Nach kurzem Überlegen und Vergleichen sollte die Montage gelingen können. Hier und da muss ein Grat entfernt werden. Dennoch passen die Teile gut, man kann eigentlich auf Klebstoff verzichten. Betrachtet man die Modelle genauer und vergleicht mit den Fotos der Originale, so fallen einige Details auf, die bei der Miniatur produktionsbedingt nicht farbig ausgelegt sein können. Diese z.T. dreidimensionalen Kleinigkeiten sollten jetzt mit feinen Pinseln (Stärke 5/0, Rotmarderhaarpinsel) lackiert werden. Der Zettelkasten wird innen weiß gestrichen. Den erhaben gestalteten Kastenrahmen und das Gitter überzieht man mit einem flach aufgelegten Pinsel (3/0 und größer) schwarz. Dabei sollte die Farbe gut dosiert werden, damit der Zettel nicht wieder verdeckt wird. Hierzu streicht man den Pinsel auf einem Stück Papier aus, sodass nur wenig Farbe haften bleibt. Die beiden Bremshebel färbt man rot, den Zugartenumschalter gelb. Die MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Ein ideales Vorbild zum Nachbilden von Betriebsspuren. Dieser Tdgs-z 930 weist am oberen Wagenkasten eine fast einheitliche weiße Färbung auf, die deutlich senkrecht ausfranst. Das DBLogo wurde nach unten versetzt. Links: Bei diesem Tds 926 sind die Verwitterungsspuren überwiegend am oberen Wagenkasten zu erkennen. Am Rand des Schwenkdachs deutet abgeplatzte Farbe auf Rost hin. Links: Starke Roststellen in unterschiedlichen Farbnuancen im oberen Bereich des Kastens fallen besonders auf. Unten: Detailansicht des Fahrwerks eines T-Wagens.
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Oben verschiedene T-Wagen-Modelle von Roco: Hinten (v.l.n.r.) 46725 und 47482; vorne (v.l.n.r.) 46958 und 46420. Bei einem Wagen sollen om oberen Bereich des Wagenkastens deutliche Verschmutzungsspuren erkennbar sein (rechts). Der Wagen wird teilweise abgeklebt und dann weiß (Revell Nr. 5) geairbrusht. Sofort nach dem Lackiervorgang wird die Folie entfernt. Mit einem in Verdünner getränkten Pinsel wird die weiße Farbe wieder entfernt. Ein verbleibender weißer Schleier an diesen Stellen wird mit verdünnter rotbrauner Farbe überdeckt. Achtung: Exakt arbeiten, sonst erhält die nahezu reinweiße Fläche bräunliche Flecken. Fotos: Thomas Mauer
Grundflächen sind weiß. Mit ruhiger Hand kann man noch versuchen die Ränder rot auszulegen. Der Seilhaken wird ebenfalls gelb. Das alte DB-Emblem wird bei den Roco-Modellen Art.-Nr. 46420 vorsichtig mit einem Bastelmesser abgeschabt. Es soll nach meinen Vorlagen durch das neue DB-Logo ersetzt werden. Die Stelle, wo das alte Logo platziert war, wird frei Hand überlackiert. Offensichtlich hat man beim Vorbild ebendiese Technik angewandt. Wo das neue Emblem angebracht wird, möchte ich erst später entscheiden. Zum Überstreichen habe ich mir ein Farbgemisch aus Revell Nr. 83, aufgehellt mit Revell Nr. 5, hergestellt, das in abweichenden Farbnuancen (weitere Zugabe Revell Nr. 5 in geringer Menge) aufgetragen wird. Der Farbton kann sich deutlich von dem Grundfarbton des Wagens unterscheiden. Als weiteren gemeinsamen Arbeitsschritt bei den Modellen sollte man erste Betriebs- und Verwitterungsspuren 36
mit dem Pinsel setzen: Rost an Federung und Bremsen mit Revell Nr. 85, weiße Kanten an Streben etc. mit Revell Nr. 5 und dunkle Stellen an Rutschen, Streben etc. mit ModelMaster 1583. Je nach gewünschter Farbintensität wird die jeweilige Farbe verdünnt. Die folgenden Arbeiten beziehen sich schon auf individuelle Details. Bei einem Modell sollen deutlich erkennbare Roststellen nachgebildet werden. Hierzu tupft man dickflüssigen Sekundenkleber (z.B. Greven) mit einem dünnen Drahtende auf. Durch mehrmaliges Nachtupfen trocknet der Kleber unregelmäßig auf. Es entstehen feine Erhebungen innerhalb der Roststelle. Die so modellierten Roststellen werden mit z.T. gemischten Farben (ModelMaster 1583, Revell Nr. 83 und 85) überdeckt. Ein Blechdeckel einer Bonbon- oder Tabakdose dient als Mischpalette. Eine üblicherweise unerwünschte Eigenschaft des Sekundenklebers, nämlich das so genannte Ausblühen, tritt hier nicht negativ in
Erscheinung. Die wenigen hellen Schlieren habe ich einfach als Verwitterungsspuren gelassen. Zudem verdeckt der Farbnebel der Airbrush-Pistole diese Stellen. Je nach Vorbildauswahl können mit dem Pinsel erste Verlaufsspuren am oberen Wagenkasten mit Revell Nr. 5 gesetzt werden. Nun kommt die Airbrush-Pistole zum Einsatz. M.E. geht es nicht ganz ohne diesen feinen Sprühnebel, vor allem, wenn man eine gleichmäßige Grundverwitterung auftragen will. Flugrost und Schmutz setzen sich gleichmäßig bis in die entfernteste Ecke mit einem Pinsel ist das nur schwer nachzuahmen. Die Wagen erhalten zuerst einen Farbüberzug mit verdünnter ModelMaster-Farbe Gummi (Nr. 1583) und anschließend mit verdünnter RevellFarbe (Nr. 85). Vor allem die Intensität der ModelMaster-Farbe Gummi prägt das Gesamtbild des Wagens. Bei meinen Modellen habe ich die schwarzbraune Grundverwitterung hervorgeMIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Links: Die Stelle, wo das alte Logo war, wird frei Hand überlackiert (Revell Nr. 83 aufgehellt mit Revell Nr. 5 weiß in verschiedenen Farbnuancen). Weitere markante Details werden mit verschiedenen Pinseln hervorgehoben (Seilhaken gelb, Rost an Federung und Bremsen mit Revell Nr. 85, weiße Kanten an Streben etc. mit Revell Nr. 5, dunkle Stellen an Rutschen und Streben etc. mit ModelMaster Nr. 1583 Gummi). Rechts: Nun kommt die Airbrush-Pistole zum Einsatz. Die Wagen erhalten einen Farbüberzug mit verdünnter ModelMaster-Farbe 1583, anschließend mit verdünnter RevellFarbe 85. Eine Arterienklemme hilft beim Lackieren. Nicht vergessen: Laufflächen der Radsätze säubern, Mechanik der Kupplungen darf nicht verkleben!
hoben. Geringere Farbmengen würden die rotbraune Variante betonen, bei der die Grundfarbe des Modells deutlicher hervorsticht. Die Revell-Farbe Nr. 85 Braun (der Name ist etwas irreführend) wird überwiegend im Bereich des Fahrgestells als Imitation von Flugrost doch eher vorsichtig eingesetzt. Ein Zuviel an Farbe erzeugt einen unerwünschten Farbstich. Hat man mit dem Farbnebel zuvor lackierte Details zu sehr überdeckt, kann man mit Pinsel und Verdünner die frische Farbe noch entfernen. Häufig erweist es sich aber als vorteilhaft, nun noch einmal mit den jeweiligen Farben nachzuarbeiten, was meist weitere Farbnuancen erzeugt. Natürlich kann
man so auch den farblichen Unterschied zwischen frischen und älteren Betriebsspuren hervorheben. Bei einem Wagen sollen im oberen Bereich des Wagenkastens deutliche Verschmutzungsspuren erkennbar sein. Der Wagen wird teilweise abgeklebt und dann weiß (Revell Nr. 5) gespritzt. Sofort nach dem Lackiervorgang entfernt man die Folie. Mit einem in Verdünner getränkten Pinsel wird die weiße Farbe entsprechend einem Vorbildwagen wieder entfernt. Ein verbleibender weißer Schleier an diesen Stellen sollte mit verdünnter rotbrauner Farbe überdeckt werden. Man muss exakt arbeiten, sonst erhält die nahezu reinweiße Fläche bräunliche Flecken.
Sind alle Modelle gut durchgetrocknet, werden die neuen Kekse (Weinert Nr. 91010) je nach ausgesuchtem Vorbild angebracht. Die Logos werden mit einem scharfen Messer randgenau ausgeschnitten, kurz in lauwarmes Wasser getaucht und schließlich an der gewünschten Stelle platziert. Mit einem trockenen Pinsel wischt man vorsichtig das Wasser ab und beseitigt mögliche Lufteinschlüsse. Vorsichtshalber habe ich die Enbleme nach dem Trocknen noch mit mattem Klarlack überpinselt (Revell Nr. 2). Fertig sind drei Unikate, die auf ihren Einsatz im harten Betriebseinsatz der Modellbahn warten. Thomas Mauer
Die zuvor modellierten Roststellen werden mit z.T. gemischten Farben (ModelMaster Nr. 1583, Revell Nr. 83 und 85) überdeckt. Mögliche ausgeblühte Stellen (Eigenschaft des Sekundenklebers) müssen nicht unbedingt übermalt werden. Gleichzeitig setzt man mit verdünnter ModelMaster-Farbe 1583 Farbnuancen am gesamten Wagenkasten. Je nach Vorbildauswahl können mit dem Pinsel erste Verlaufsspuren am oberen Wagenkasten gesetzt werden (Revell Nr. 5).
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MIBA-SCHWERPUNKT Landschaftsbau
18 Seiten Landschaftsbau Der Landschaftsbau gehört für viele Modellbahner zum beliebtesten Aspekt beim Anlagenbau. Hier in diesem MIBA-Schwerpunkt geht es diesmal vor allem um die Gestaltung von Bäumen und Gewässern.
Ein rauschender Bach mit neuen Mitteln
Wasser, zum Ersten: Der Landschaftsbau-Spezialist Woodland Scenics bietet zwei neue Mittel auf Acrylbasis zur Gestaltung von Gewässern an. Bruno Kaiser zeigt, wie sich damit arbeiten lässt. S. 40
Zum Planschen schön!
Wasser, zum Zweiten: Gebhard J. Weiß gestaltete einen kleinen Bachlauf auf seiner Anlage. Besonderen Wert legte er dabei auf die Nachbildung des typischen Pflanzenbewuchses am Bachufer. S. 46
Amerikanische Baumschule
Der Bau von überzeugenden großen Nadelbäumen ist gar nicht so schwierig. Horst Meier benutzte dazu selbst geschnitzte Stämme aus Balsa und fertig eingefärbtes Naturmoos von FineScale Forest. S. 50 Fotos: Gebhard J. Weiß, Bruno Kaiser
Birken im ersten Frühlingsglanz
Die Nachbildung von maßstäblichen Bäumen für die Nenngröße 1 unterliegt eigenen Gesetzen. Winfried Schmitz-Esser zeigt, wie er bei den Birken auf seinem Anlagensegment Reiherstieg vorging. S. 54
Planten un Blomen in Messing geätzt
Speziell für den Dioramenbau bietet eine Reihe von Herstellern Pflanzennachbildungen aus geätztem Messing an. Manches davon lässt sich auch für die Baugröße H0 verwenden. S. 58 MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
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MIBA-SCHWERPUNKT Landschaftsbau
Modellwasser und Wassereffekte
Ein rauschender Bach mit neuen Mitteln Im Noch-Katalog ist ein Sortiment mit ausgewählten Produkten des US-amerikanischen Herstellers Woodland Scenics zu finden, darunter auch das Modellwasser und die Wassereffekte. Bruno Kaiser zeigt, wie sich damit Gewässer gestalten lassen.
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as Thema Wassergestaltung hat schon seit jeher Modellbauer interessiert. Bei meinen ersten Versuchen auf der alten MüKeBa vor über 30 Jahren war es noch eine einfache Plastikfolie, die über einen mehr oder weniger gestalteten Untergrund gespannt war. Wie in allen anderen Sparten bei 40
der Modellbahn haben sich die Möglichkeiten auch bei der Wassergestaltung erheblich verändert. Nach Gießharz verschiedener Hersteller und dem E-Z water vertreibt Noch seit Herbst letzten Jahres mit Modellwasser (Art.-Nr. 96145) und Wassereffekt (Art.-Nr. 96146) zwei wirklich
brauchbare Produkte aus dem Woodland-Scenics-Programm. Natürlich musste ich mit den neuen Materialien experimentieren. Hier und heute geht es darum, die Möglichkeiten der Produkte etwas genauer an einem Anlagenteilstück zu studieren. Weg und die Ergebnisse möchte ich hiermit vorstellen. Eine grundlegende Erfahrung sei jedoch bereits jetzt festgehalten: Für den Umgang mit den neuen Materialien brauchen Sie eine gehörige Portion an Zeit und Geduld! Unabhängig vom verwendeten Material möchte ich bei der Wassergestaltung generell zwei Methoden unterscheiden: die Darstellung des gesamten Gewässers mit gestaltetem Bett und Wasserfläche oder die reine Oberflächendarstellung. Während sich tiefere Gewässer wie Fluss, See etc. nicht nur aus pragmatischen Gründen mehr für die reine Oberflächengestaltung eignen, bieten sich kleine Wasserläufe, MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Bäche und jede Art von springenden Wässern (Wasserfall, Staustufen) für die durchgestaltete Variante an. Die NochProdukte sind für beide Spielarten geeignet, wie nun zu sehen ist. Auf meinem Modul wird das Zusammenfließen eines Bachs in einen kleinen Fluss gezeigt. Der Bach hat sich angenommenerweise im Laufe der Jahrtausende tief in den Fels eingeschnitten; drei Staustufen hemmen dabei heute die Fließgeschwindigkeit.
Die Gestaltung des Geländes erfolgte mit übereinander geschichteten Hartschaumplatten (Styrodur). Dabei dürfen nur geeignete Kleber verwendet werden! Diese gibt es im Baumarkt; die Platten kann man auch mit ganz normalem Weißleim zusammenkleben.
Felsen am Ufer und im Gelände Zwangsläufig war an den Bachrändern und natürlich auch im sonstigen Hang Felsgestaltung erforderlich. Hierbei habe ich wieder einmal ein wenig experimentiert und sowohl die Felsfolie Granit von Heki verarbeitet als auch Felspartien mit Gips modelliert, wie sie Bernhand Stein zu seinen Lebzeiten postulierte. In dem Zusammenhang möchte ich direkt einen Tipp zur einfacheren Verarbeitung von Gips weiterreichen, den mir übrigens Guinnessrekordjäger Franz Stellmaszyk gab: Wird Modellgips mit einem Anteil Makulatur angerührt, verlängert sich dadurch nicht nur die Verarbeitungszeit, auch die Oberfläche des Materials wird deutlich strukturierter. Als Faustregel lässt sich sagen: Je mehr Makulatur dem Gips beigesetzt wird, desto länger wird die Abbindezeit. Das Modellieren von Felsstrukturen wird dadurch maßgeblich erleichtert.
Der Fluss Die Strömung des langsam dahinfließenden Flusses wurde mittels aufgeklebter Raufasertapete inszeniert, die auch die Basis für den Bachgrund innerhalb der Staustufen bildet. Es ist unbedingt dafür Sorge zu tragen, dass die Tapete vollflächig auf dem Untergrund haftet um eine mögliche spätere Blasenbildung zu vermeiden. Die Begrenzungen des Flusses bilden ausgewaschene Felskanten und eine kräftige Uferbefestigung mit Natursteinmauerwerk, das aus Faller-Styrodurplatten nachgebildet wurde. Die Wasserfläche wurde zuerst einmal in Olivgrün angemalt. Soweit an den Rändern eine geringere Wassertiefe vorgetäuscht werden soll, werden hier Partien in Hellbraun mit der Airbrush aufgespritzt. Man geht dabei so vor, dass die Farbintensität zur Flussmitte hin abnimmt und das Braun in Olivgrün übergeht. MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Die Felsen am Bach und am Flussufer entstanden aus passend zugeschnittenen Stücken der Felsfolie von Heki. Die Folie kann mit der Heißklebepistole fixiert werden.
Die Anpassung der Folie an das Gelände erleichtert ein Heißluftföhn. Auch wenn Styrodur nicht so hitzeempfindlich ist wie Styropor, sollte man dabei mit Vorsicht zu Werke gehen.
Die Grundlage der einzelnen Staustufen des Baches bilden passend zugeschnittene Styroporplatten. Beim Einkleben ist unbedingt auf deren waagerechte Lage zu achten sonst fließt später beim Eingießen das Modellwasser davon Raufasertapete dient hier zudem zur Nachbildung der Wasseroberfläche.
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Nach dem Durchtrocknen der Wasserfarbe kann dann die eigentliche Wasseroberfläche mithilfe des Modellwassers von Woodland nachgebildet werden. Es fungiert hierbei als Lackschicht. Ich habe dazu so viel Wasser aufgegossen, dass es die Fläche satt bedeckt, jedoch nicht darauf stehen bleibt. Zum Verteilen der Wassernachbildung eignet sich ein Flachpinsel. Auf dem saugenden Untergrund trocknet das offenbar auf Acrylbasis beruhende Modellwasser recht schnell vorausgesetzt, die Schicht war nicht zu dick. Zur Erzielung einer hochglänzenden, Wasser täuschend echt simulierenden Oberfläche sollten mehrere Anstriche nacheinander aufgebracht werden. Diese Vorgehensweise spart nicht nur Zeit, denn je dicker die aufgebrachte Wasserschicht ist, umso länger dauert deren Durchtrocknung. Das Arbeiten in mehreren Schichten verhindert außerdem das Zufließen der Tapetenstruktur und erhält damit die Wellennachbildung des Flusses. Nach Fertigstellung des Flusswassers werden die Ufer soweit erforderlich mit Steinchen, Sand und Gräsern gestaltet.
Staustufen und Wasserfälle Die drei Staustufen des Bachs werden als unterschiedlich lange Styroporstücke in den Felseinschnitt eingeklebt. Den vorderen Abschluss bilden Staumauern, die aus Styrodur-Mauerplatten von Faller entstanden. Die Grundbehandlung des Bachbetts habe ich wie bereits zuvor beschrieben vorgenommen. Allerdings könnte man hier auch eine realistische Bachbettausgestaltung mit Steinchen und Sand vornehmen, da die Strömung imitierende Tapetenstruktur wegen höherer Wassertiefe ohnehin nicht mehr zum Tragen kommt wahrscheinlich wäre so eine noch realistischere Wirkung zu erzielen. Andererseits hat sich als Vorteil bei den exakt eingeklebten und angemalten Tapetenstücken innerhalb der Staustufen der Abdichteffekt zum Untergrund hin erwiesen. Das Modellwasser von Noch hat die Eigenschaft, in dünnen Ritzen und Lücken, aber auch in saugenden Untergründen wie Gips und Sandspachtel zu versickern. Dieser Effekt macht sich besonders bemerkbar, wenn beispielsweise ein aus nicht wassersperrendem Material erstelltes Bachbett geflutet d.h. mit einer größeren Menge Modellwasser begossen wird. Bei der auf diese Weise bedingten langen Trocken42
Das Gelände im Rohbau. Brückenköpfe und Staumauern wurden aus Natursteinplatten (Faller-Dekorplatten 170804 und 170834) angefertigt.
Links: Zur Darstellung des Wassers wird die Raufasertapete zuerst einmal grünoliv angemalt. In einem zweiten Arbeitsgang wurde dann der Uferbereich zum Bachrand hin mit der Airbrush zunehmend bräunlich eingefärbt.
Rechts: Wenn die Wasserflächen in den Staustufen farbig angelegt sind, kann das Modellwasser von Woodland Scenics zum Einsatz kommen. Beim ersten Auftrag wird das Modellwasser zunächst vergleichsweise dünn mit einem Flachpinsel verteilt. Nach mehreren dünnen Aufträgen hat die Raufasertapete das Aussehen der Wasseroberfläche eines tieferen Flusses angenommen.
Links: Die genannten Schritte werden an den beiden weiteren Staustufen ebenfalls ausgeführt. Vor der Wassergestaltung müssen auch die Mauerkronen in den Styrodurplatten eingraviert und bemalt werden.
Zur Nachbildung der Wasserfälle werden Klarsichtfolienstücke zugeschnitten. Vor dem bogenförmigen Anbringen der Folienstücke muss die Wasserfläche zumindest einmal mit Modellwasser gestrichen sein um das Bachbett zu versiegeln.
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Links: Nun kann in dünnen, bis maximal 3 mm starken Lagen das Wasser in die Staustufen gegossen werden.
Rechts: Vor der endgültigen Fertigstellung aller Gewässer sollte die Begrünung der Landschaft vorgenommen sein um spätere Wasserverunreinigungen zu vermeiden!
So entstehen die Wellen des kleinen Baches: Nach dem Auffüllen des Modellwassers und kurz vor dessen Erstarren lässt sich die Wasseroberfläche z.B. mit einem Zahnarztspachtel modellieren.
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Lichtspiele: Die Wellen des größeren Baches zwischen Bahn und Straße reflektieren das Licht.
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zeit des Wasserimitats ist ein Eindringen und Anlösen des Untergrunds vorprogrammiert. Ein Gewässerbett, das nicht nur mit Modellwasser angestrichen, sondern ausgefüllt werden soll, muss absolut wasserundurchlässig sein! Bei einer größeren Tiefe ist ein Arbeiten im Schichtverfahren dringend angeraten, wobei die Schichtdicke 3 mm nicht überschreiten darf. Selbst dabei ist von einer Trockenzeit von 24 Stunden pro Schicht auszugehen. Wie bereits gesagt, ist die Trockenzeit umso länger, je dicker die Schicht ist! Ohne weitere Vorbehandlung ergibt sich nach dem Trocknen eine glatte, hochglänzende Oberfläche. Dies mag für ein stehendes Gewässer bei Windstille noch erwünscht sein, für Bäche und Flüsse sollten im Modell Wellenbewegungen und nach Möglichkeit auch die Fließrichtung erkennbar sein. Um dies bei Anwendung des Modellwassers zu erzielen, ist das Modellieren der Wasserbewegung erforderlich. Mit einem Wurstspieß, Zahnarztspachtel oder Ähnlichem kann man kurz vor dem endgültigen Erhärten Strukturen in das Wasser einbringen. Da der Zeitpunkt nicht genau vorausberechenbar ist, muss dieser Arbeitsgang möglicherweise mehrmals wiederholt werden.
Für die Darstellung des fallenden Wassers trägt man zuerst einmal einen Strang Wassereffekt an der Basis der Klarsichtfolie auf.
Mit einem Wurstspieß verteilt man nun in einzelnen Strichen die Paste von unten nach oben über die gewölbte Klarsichtfolie bis zur Mauerkrone.
Diese Prozedur wird am oberen Teil der Klarsichtfolie wiederholt. Die Paste ist im Lieferzustand rein weiß; während des Trocknens wird sie dann klar. Je nach der Dicke des Auftrags kann dies mehrere Tage dauern!
Die Wasserfälle Zur Gestaltung der Wasserfälle sind mehrere Arbeitsschritte erforderlich. Als erster wird je ein gebogenes Stück Klarsichtfolie in den drei Staustufen zwischen Staumauerkrone und Bachgrund eingepasst. Sie sorgen für die Formgebung des eigentlichen Wasserverlaufs an den Staustufen und dienen als Basis für das aus dem Wassereffekt gebildete herabspritzende Wasser. Bei dem Wassereffekt handelt es sich um eine im Lieferzustand weiße, zäh-flexible Paste. Zuerst wird an die Basis der Folie ein Strang Wassereffekt entlang der Fallkante gespritzt. Nun zieht man von unten nach oben über die Klarsichtfolie fadendünne Strähnen bis zur Staumauerkrone. Der Vorgang wird so lange wiederholt, bis die Strähnen Form und Aussehen herabgischtenden Wassers angenommen haben. Es dauert etwa 12 Stunden, bis die Paste soweit durchgetrocknet ist, dass weitere Gischtstreifen ergänzend über den bereits vorhandenen aufgebracht werden können. Während der Trocken44
zeiten klart das zunächst weiß erscheinende Material langsam auf, um im Endstadium nahezu durchsichtig zu erscheinen. Dieser Prozess dauert jedoch mehrere Tage! Um nun auch noch weiß schäumendes Wasser nachzubilden, kann ebenfalls wieder der Wassereffekt herangezogen werden. Die Gischt unterhalb der Staustufe lässt sich damit ebenfalls nachbilden. Die Vorgehensweise beim Modellieren ist ähnlich wie soeben beschrieben, allerdings muss jetzt die Paste dauerhaft weiß eingefärbt werden. Hierzu eignen sich die Farbe aus dem Earth-Color-Set von Woodland (sie sind ebenfalls bei Noch unter der Art.Nr. 96120 zu bekommen), wahrscheinlich auch jede andere Acrylfarbe wo-
bei ich dies selbst jedoch nicht ausprobiert habe. Mit dem so eingefärbten Material lassen sich neben dem eigentlichen Wasserfall auch Sprudeleffekte und Stromschnellen gestalten. Ebenfalls können die beim Zusammentreffen der beiden Gewässer auftretenden Strömungslinien mit Wassereffekt auf die Wasseroberfläche modelliert werden. Neben dem bereits erwähnten Zahnstocher eignen sich für diese Tätigkeiten auch Borstenpinsel und kleine Zahnarztspachtel.
Fazit: Geduld, Geduld! Eigentlich bereitet die Gestaltung von Wasserläufen und Wasserfällen mit den MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Zur Erzielung weiß schäumender Gischt muss der Wassereffekt weiß eingefärbt werden. Dazu eignet sich die weiße Farbe aus dem Earth-Color-Set. Mit der angerührten Masse modelliert man mithilfe eines Zahnstochers im dritten und letzten Schritt Gischt und schäumend fallendes Wasser.
Kurz + knapp Modellwasser Art.-Nr. 96145 19,95 Wassereffekt Art.-Nr. 96146 16,75
Earth-Color-Set Art.-Nr. 96120 22,50
Woodland Scenics (ausgewählte Produkte des US-Herstellers gibt es mit deutscher Anleitung im Vertrieb von Noch, Postfach 1454, 88230 Wangen/Allgäu; das Komplettprogramm amerikanisch originalverpackt im Vertrieb bei Bachmann, Am Umspannwerk 5, 90581 Altdorf) Erhältlich im Fachhandel
Materialien von Noch keine größere Schwierigkeiten. Wichtig ist, wie bei nahezu allen Tätigkeiten in unserem Hobby, der Blick auf das Vorbild Bilder von Wasserläufen und vor allem Wasserfällen bieten nützliche Hilfestellung bei der Gestaltung. Wer sich an ein solches Projekt begibt, sollte allerdings Folgendes unbedingt beachten, wenn befriedigende Ergebnisse erzielt werden sollen: Nehmen Sie sich Zeit für ein solches Projekt, halten Sie die zum Teil recht lang erscheinenden Trockenzeiten ein, arbeiten Sie Schritt für Schritt und kalkulieren Sie auch einmal mögliche Korrekturen und Arbeitswiederholungen mit ein! Nicht nur in diesem Fall ist Geduld das effektivste Mittel zum Erfolg! bk MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
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Nur ein kleiner Bachlauf mit üppig wucherndem Bewuchs entlang der Ufer bei einer perfekten Gestaltung kann diese an sich unscheinbare Szene zu einem echten Blickfang werden.
Diese Forderungen werden von verschiedenen Materialien erfüllt: Eines der neuesten Produkte ist ein Schmelzgranulat, das so genannte EZ-Water von Woodland bzw. Noch. Es wird aufgeschmolzen und eingegossen oder aber vor Ort mit der Heißluftpistole verflüssigt und erstarrt dann im ModellBachbett. Schon länger in Gebrauch sind die Gießharze verschiedener Hersteller.
Wasserimitation mit Gießharz
Ein kleiner Bach im Modell
Zum Planschen schön! Eine Modellbahnanlage ohne Gewässer ist eigentlich eine ziemlich trockene und leblose Angelegenheit. Zum intakten ModellÖkosystem gehört neben einer gesunden Vegetation eben auch die Darstellung von Wasser. Dr. Gebhard Weiß stellt ein unspektakuläres, aber trotzdem gut wirkendes Bächlein vor.
F
ür meine Segmentgruppe habe ich mir einem kleineren Bach gewünscht, bei dem Bachbett und Ufervegetation überzeugend dargestellt werden sollten. Zwar ist die Nachbildung eines Gewässers im Modell nicht unbedingt ein neues Thema, aber trotzdem die Überlegung: Wie mache ich das? Weil der Übergang zum Ufer gut sichtbar ist, kommt eine Glasplatte oder Ähnliches nicht in Frage; der Bach soll46
te in Gießtechnik entstehen. Ideal wäre ein Material mit folgenden Eigenschaften: Glasklar und gießfähig, relativ dünnflüssig, damit Luftblasen entweichen können; schnell aushärtend. Die Oberfläche sollte glänzend, hart und keinesfalls klebrig sein; eine wellenartige Optik ist erwünscht. Vorteilhaft ist es, wenn die Geruchsentwicklung nur gering ist.
Die wichtigsten Sorten sind Polyesterharze und Epoxidharze. Beides sind gießfähige, relativ dünnflüssige Zweikomponentensysteme. Bei ihnen muss ein Härter in das Harz eingerührt oder aber zwei Harzkomponenten innig miteinander vermischt werden; danach kann dann das Harz in das Modell-Gewässerbett eingegossen werden. Die ausgehärteten Materialien unterscheiden sich optisch nur unwesentlich. Polyester-Gießharz gibt es farblos transparent; es härtet je nach Härterzugabe in einigen Stunden aus. Zu viel Härter sollte man nicht zugeben: Das Material setzt dabei beträchtlich Wärme frei, die dann zu thermischen Spannungen und zu unschönen Rissen im ausgehärteten Harz führen kann. Vorteilhaft ist, dass man die Oberfläche während des Erstarrens in Grenzen modellieren und dadurch eine Wellenstruktur erreichen kann. Ein in meinen Augen pardon: meiner Nase gravierender Nachteil von Polyesterharzen ist jedoch ihr stechender Geruch nach Styrol, solange sie noch nicht ausgehärtet sind. Bei der Verarbeitung also gut lüften das Zeug ist bestimmt nicht besonders gesund! Ein weiterer Nachteil ist, dass sie sich zumeist mit Styropor nicht vertragen und auslaufendes Harz in einen Hartschaum-Landschaftsunterbau Löcher fressen kann. Vorteilhaft ist dagegen der gegenüber Epoxidharzen meist etwas günstigere Preis. Epoxidharze werden im Flug- und Schiffsmodellbau oft zusammen mit Glasfasergewebe als Laminierharze verwendet, sind jedoch meistens auch zum Gießen geeignet. Für die Gewässernachbildung eignen sich natürlich MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
nur transparente Epoxidharze. Zwar sehen sie häufig etwas gelblich aus, dies stört aber normalerweise nicht weiter. Sehr vorteilhaft ist der weit weniger unangenehme, nur leicht fischige Geruch. Ich habe mit der von Faller vertriebenen Gießmasse zur Gewässergestaltung sehr gute Erfahrungen gemacht. Sie vertrug sich sogar mit dem von mir zur Geländegestaltung verwendeten Hartschaum (auch wenn es anders auf der Packung steht). Der einzige Nachteil: Das Modellieren von Wellen wollte mit diesem Harz nicht klappen selbst in fast ausgehärtetem Zustand floss alles wieder zusammen, es bildete sich eine spiegelglatte Wasseroberfläche. Aber, wie im Folgenden noch gezeigt wird, lassen sich Wellen auch mit anderen Mitteln erzeugen. Nach diesen Gedanken zum Material nun aber zurück zur üblichen Reihenfolge des Baues schließlich fängt man bei einem Modellgebäude auch nicht beim Dach an!
Der Gewässergrund: Verschiedene Bachtypen Weil Gießharz bekanntlich durchsichtig ist, muss vor dem Eingießen der Gewässergrund recht detailliert und vor allem fertig gestaltet sein später kommt man schließlich nicht mehr heran. Hier gilt es, sich draußen in der Natur einmal umzusehen, denn jeder Bach hat einen anderen Charakter, abhängig von der Landschaftsumgebung. Im Hoch- und Mittelgebirge gibt es klare Gebirgsbäche, deren Grund aus grobem Geröll, Kies und Steinbrocken besteht; mancherorts steht sogar der Fels im Bachbett an. Ein solcher Gebirgsbach hat meist auch ein beträchtliches Gefälle. Stromschnellen mit Gischt sind oft zu sehen. (Eine wunderschöne Modellnachbildung eines solchen Gewässers wurde im Heft 1/2001 der Zeitschrift Hp 1 Eisenbahnmodellbau heute gezeigt mein Kompliment an den Erbauer Thomas Haase!). Solch eine Bachgestaltung wäre für ein norddeutsches Flachlandthema völlig fehl am Platze. Hier fließen die Gewässer eher träge und oft trübe dahin, der Grund ist schlammig oder bestenfalls sandig. Ein Gefälle des Gewässers ist nicht zu erkennen, es sei denn, man gestaltet eine Wehranlage nach. Für mein Anlagensegment, das im Hügelland spielt, war der Mittelweg das Richtige: Ein kiesiger Gewässeruntergrund, jedoch kein Schotter. Das Bachbett wurde deshalb beim Gipsen MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
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Vorbereitung des Gewässergrundes: Die gegipste Bachrinne wird mit dem vorgesehenen Bachsediment hier feinem Sand beleimt und dieser dann mit Schotterkleber fixiert. Das Ufer muss dabei schon fertig gestaltet werden. Für im klaren Wasser sichtbare Wasserpflanzen werden grün eingefärbte Büschel von Dichtungshanf (vom Wasserinstallateur) aufgeklebt und in Fließrichtung ausgerichtet. Wenn das Gewässerbett fertig und trocken ist, wird das Modul oder Anlagenteilstück waagrecht ausgerichtet. An den Anlagenrändern dienen Klebstreifen und eine mit einer Schraubzwinge befestigte Holzleiste als Staudamm. Nun wird die Faller-Gießmasse ein Epoxidharz nach Packungsangaben angemischt (oben rechts).
Ein Bachlauf mit Wasserpflanzen Das Eingießen erfolgt in dünnem Strahl. Luftblasen an Steinchen und Wasserpflanzen können mit einem Zahnstocher zum Auftauchen genötigt werden, solange das Harz noch flüssig ist. Die Mixtur ist leicht gelblich, was der Optik aber keinen Abbruch tut.
Spiegelglatt präsentiert sich die Wasseroberfläche nach dem Aushärten. Die Abklebungen, auch die Staudämme am Modulrand, können nun entfernt werden. Falls nötig, kann das Wasser am Anlagenrand senkrecht geschliffen und dabei auch der an der Wasseroberfläche entstehende Grat entfernt werden. Die Wellen entstehen im nächsten Arbeitsgang mit transparenter Fenstermalfarbe. (Danke an die Zeitschrift Hp 1 für diesen Tipp Ehre, wem Ehre gebührt!) Die Malfarbe wird aus der Flasche direkt aufgetragen und mit dem Pinsel die Wellen modelliert. Keine Angst: Was zunächst wie Weißleim aussieht, trocknet nach 1-2 Tagen glasklar auf.
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Pestwurz & Co.: Große Blätter am Bach An diesem Bachlauf im Erzgebirge bildet die Rote Pestwurz (Petasites hybridus) ausgedehnte Bestände. Besonders wohl fühlt sich diese Pflanze mit den bis zu 1 m großen Blättern auf den Schotterflächen unmittelbar am Ufer, doch ist sie auch auf weniger steinigem Untergrund anzutreffen ein ideales Modellvorbild.
Rechts: Eine andere Pflanze mit bis zu 60 cm großen Blättern ist die Große Klette (Arctium lappa). Sie ist gleichfalls sehr häufig und kommt nicht nur an Bachufern, sondern auch auf Schuttflächen, an Bahndämmen, Waldrändern usw. vor. Die Blätter sind etwas länglicher als die der Pestwurz.
der Landschaft flach und relativ breit ausgeformt. Kolke (das sind tiefere Stellen) entstehen an Stellen mit etwas größerer Strömungsgeschwindigkeit, etwa an der Bogenaußenseite von Bachkrümmungen. Untiefen und Kiesbänke bilden sich auf der Innenseite. Oft werden die Ufer befestigt oder der Bach sogar begradigt; Mauern und Steinpackungen schützen beispielsweise Brückenwiderlager vor Unterspülungen bei Hochwasser. Im Modell gilt es, vor allem das Sediment richtig auszuwählen und darzustellen. Hier wurde dazu feiner, selbst ausgesiebter Flusssand verwendet, der mit Weißleim und Schotterkleber befestigt wurde. Auch die Uferbefestigungen müssen gleich mitgestaltet werden, das geschah hier durch Gips, in den die Steinfugen eingeritzt wurden. Nun folgt die Farbgebung. Flache Gewässerstellen sind relativ hell, hier wurde der Sand naturbelassen. An tieferen Kolken wurde jedoch mit Wasserfarbe etwas nachgedunkelt um das Relief des Gewässergrundes optisch etwas zu betonen. Das i-Pünktchen schließlich stellen Wasserpflanzen dar, die später (an eher flachen Stellen) im Gießharz eingebettet werden. Wer will, kann auch noch Schrottfässer oder 48
Fahrradwracks versenken Wird zur Wasserimitation Schmelzgranulat verwendet, wird das Bachbett ebenso gestaltet. Man sollte jedoch auf wärmefeste Werkstoffe Wert legen, die das Heißluftgebläse aushalten. Vorsicht beispielsweise bei Brückenwiderlagern aus Polystyrolplatten!
Eingießen des Harzes Stimmt der Bachgrund in Struktur und Farbe und ist alles getrocknet und ausgehärtet (!), kann an das Eingießen des Harzes gedacht werden. Zur Vorbereitung ist der Bau von kleinen Staumauern an den Anlagenrändern erforderlich. Es ist günstig, wenn der zu gießende Bachabschnitt kein Gefälle hat, denn dann liegt der Harzspiegel nach dem Gießen horizontal. Nun gilt es, die benötigte Harzmenge ungefähr abzuschätzen. Wassertiefen bis zu 1 cm kann man ohne weiteres auf einmal gießen. Sehr viel tiefer sollte ein Modellgewässer schon aus Kostengründen nicht werden Harz ist relativ teuer. Man rührt das Harz nun vorsichtig an und gießt in dünnem Strahl bis zur gewünschten Wasserspiegelhöhe ein. Zunächst sollten nun störende Luftblasen mit einem Zahnstocher beseitigt
werden. Zum Aushärten ist sodann eine Abdeckung sinnvoll um den Einschluss von Fusseln, Grasfasern etc. zu vermeiden. Bei einigen Harzen ist wie gesagt das Modellieren von Wellen (z.B. mit einem Zahnstocher) möglich, solange das Harz noch plastisch ist. Gebirgsbäche mit deutlichem Gefälle und Stromschnellen wären ein Anlass, es statt mit Gießharz mit dem erwähnten Schmelzgranulat zu probieren das dürfte schnell genug erstarren um nicht wegzufließen.
Die Wasseroberfläche Gießharze härten nicht immer mit der gewünschten harten und spiegelnden, abstaubbaren Oberfläche aus. Vielfach ist die fertige Wasseroberfläche recht klebrig und Fingerabdrücke und Staub bleiben deutlich sichtbar. In diesem Fall empfiehlt sich ein abschließender Anstrich mit hochglänzendem Klarlack. Nichts anderes ist schließlich auch transparente farblose Fenstermalfarbe. Diese hat zudem noch die hier sehr nützliche Eigenschaft, dass sich darin leicht Wellen modellieren lassen. Fenstermalfarbe auf Wasserbasis trocknet außerdem geruchlos auf. Ich möchte sie MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
für die Darstellung von Wasseroberflächen fast als Nonplusultra bezeichnen!
Die Vegetation am Ufer Die Vegetation am Gewässerufer folgt erst nach dem Wasser, es ist jedoch nützlich, wenn man von der geplanten Pflanzenwelt auch schon eine Vorstellung hat. Unmittelbar am Ufer wachsen nur bestimmte Bäume und Büsche
(Weiden, Erlen, Pappeln); diese sind für einen naturgetreuen Eindruck des Baches sehr wichtig. Auch die niedere Vegetation ist typisch. Saftiges, langfloriges Gras (die etwas satter grünen Farben nehmen!) geht oft bis ans Wasser, dazwischen wachsen relativ großblättrige Ampfer-Arten, Brennnesseln sowie, sehr häufig vor allem im Gebirge, die Pestwurz mit ihren riesigen Blättern. Hier bietet sich ein lohnendes Experimentierfeld für den Naturliebhaber
unter den Modellbahnern! Großblättrige Gewächse können wie unten gezeigt aus Papier und Draht hergestellt oder sogar aus Messing geätzt werden, ansonsten kann man auch mit einem Mix verschiedener Blattwerksmaterialien gute Ergebnisse erreichen. Nur für die Brennnesseln habe ich noch keine überzeugende Möglichkeit zur Nachbildung gefunden. Welcher Hersteller entwickelt mal eine überzeugende Brennnessel-Matte?
Zunächst wird ein Bogen ganz dünnes Papier mit Wasserfarben einseitig grün aquarelliert die andere Seite hat dann das typische Graugrün der Blattunterseiten. Ein Papierstreifen wird zehnmal im Zickzack gefaltet und dann die typische angeknabbertherzförmige Blattform mit einer Nagelschere ausgeschnitten. Ergebnis: zehn gleich große einzelne Blätter!
Ein Pestwurzbestand im Modell ganz einfach! Auf diese Weise werden verschieden große Blätter produziert. Wer will, kann mit einem weißen spitzen Buntstift auf der Oberseite noch die Blattrippen andeuten. Oben rechts: Die Stängel entstehen aus 0,3 mm starkem braungrau eingefärbtem Draht. Sie werden nach unten abgewinkelt und die Blätter erhalten eine unregelmäßige trichterartige Form. Zum Pflanzen des Pestwurzbestandes werden in den Gipsuntergrund eine Anzahl 0,5-mm-Löcher gebohrt; dabei den Bohrstaub abpinseln oder besser gleich absaugen, damit er die restliche Vegetation nicht ruiniert. Eine spitze Pinzette und Alleskleber und dazu noch etwas Geduld das Ergebnis lohnt die Mühe allemal und die Materialien sind zudem sehr preiswert! Auch die Kombination mit verschiedenen Materialien von Heki- und Silflor wirkt sehr naturgetreu. Dabei jede Regelmäßigkeit vermeiden! Alle Fotos: Gebhard J. Weiß
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Nadelbäume aus Naturmaterial
Amerikanische Baumschule
Bäume pflanzen; Bäume abhau n: Die aus Naturmoos und Balsastämmen entstandenen Nadelbäume bieten schon einen eindrucksvollen Anblick. Unten: Auch bei der Gestaltung des Waldbodens wurden Reste und kleine Aststückchen des Erikabusches verwendet, ebenso übrig gebliebene Moosstücke von FineScale Forest.
Für sein kleines Diorama, das nach dem Vorbild nordamerikanischer Waldbahnen entstand es wurde bereits in MIBA 9/2002 vorgestellt benötigte Horst Meier eine Reihe individuell gestalteter Bäume, die mit teilweise abgestorbenen Ästen und fein verzweigter Belaubung dem Ganzen dann den letzten Pfiff geben sollten. 50
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olche Bäume gibt es handelsmäßig kaum zu kaufen und die erhältlichen Filigranbäume einschlägiger Kleinserienhersteller sind teilweise recht teuer, wenn man sie in angemessener Zeit überhaupt zu kaufen bekommt. Der Selbstbau individueller Bäume, selbst in größeren Stückzahlen ist gar nicht so unmöglich, wie man denkt und auch nicht nur auf Anlagen mit amerikanischen Themen beschränkt. Zwar wirken solche Bäume, gerade in den hier gezeigten Aufnahmen, typisch amerikanisch. Sie können aber durchaus auch ihren Platz auf Anlagen nach deutschen Vorbildern finden, wenn man das Hauptcharakteristikum, den dicken, hohen Stamm, auf hiesige Verhältnisse zurechtstutzt. Man muss dazu eigentlich nur bei der Stammanfertigung etwas beherzter schnitzen und sich in der Höhe beschränken.
Mit Balsa und Moos Ausgangsmaterial sind Vierkantleisten aus Balsaholz in den Stärken von 15 x 15 mm oder 8 x 8 mm, wie man sie in Bastelgeschäften oder Modellbauläden für Schiffs- und Flugmodellzubehör kaufen kann. Ich habe auf die dickeren Leisten zurückgegriffen, weil meine Pines einen dickeren Stammsockel haben sollten. Trotzdem habe ich mich auch in der Höhe etwas beschränkt und nicht die Mammutbäume angefertigt, die man oft auf US-amerikanischen Anlagen findet. Wie so oft liegt die Ursache im typischen modellbahnerischen Kompromiss. Auf dem beschränkten Platz meines Dioramas hätten Bäume mit einer Höhe von 40 cm und mehr einfach den Gesamteindruck zerstört. Solche annähernd maßstäblichen Bäume lassen sich meines Erachtens nur auf Anlagen mit Fußbodenschluchten oder raumhohen Bergen überzeugend aufstellen. Ansonsten sollte man in Bezug auf das bestmögliche Aussehen und des besten Zusammenpassens wegen zu der übrigen Umgebung einen Kompromiss finden. Meine Selbstbaubäume haben deshalb praktikable Höhen von 25-32 cm und wirken damit immerhin noch recht stattlich. Wer nun Nadelbäume mit dünneren Stämmen anfertigen will, dem sei trotzdem die dickere Vierkantleiste empfohlen, weil man von der dünneren ja noch die Ecken abtragen muss und der Baum dann letztlich doch zu dünn wirkt. Von der 15-x-15-mm-Leiste kann man dann besser etwas mehr abtragen. MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Aus Balsaholz-Vierkantleisten werden die Grundformen der Stämme geschnitzt. Dabei sollte die Faserverlaufsrichtung beachtet werden und auch nur dünne Späne abgetragen. Alle Fotos: Horst Meier
Rechts: Die genaue Form des Stammes arbeitet man mithilfe groben Schleifpapiers heraus. Gleichzeitig lassen sich dabei beim Schnitzen entstandene allzu scharfe Kanten beseitigen. Da das Balsaholz sehr weich ist, geht diese Arbeit schnell von der Hand auf diese Weise lässt sich auch in kurzer Zeit eine größere Anzahl Baumstämme leicht herstellen. Für die Rindenstruktur werden mit einer Drahtbürste in Längsrichtung Riefen in das Holz gekratzt. Abstehende Fasern muss man danach mit feinem Schmirgelleinen entfernen. Unten: Danach können die Stämme gebeizt werden; dies muss man unter Umständen mehrmals wiederholen, bis der richtige Farbton erreicht ist.
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Auch minimiert sich die Bruchgefahr des doch recht empfindlichen Balsaholzes.
Es fallen Späne Nicht nur wo gehobelt wird, fallen Späne: Die Rohherstellung des Baumstammes erreicht man zunächst durch Schnitzen. Hierzu ist prinzipiell jedes scharfe Bastelmesser geeignet. Einige Empfehlungen bezüglich der Vorgehensweise: So sollte man sich zunächst den Faserverlauf der Balsaleiste genauer ansehen. Er wird zwar in der Regel mehr oder minder längs verlaufen doch keineswegs parallel zum Kantenverlauf des Holzes. Nach dem Ablängen des entsprechenden Rohlinges sollten daher die Schnitzbewegungen möglichst in die Richtung gehen, in der die Fasern nach außen hin verlaufen. Sonst besteht die Gefahr, dass man zu tief eindringt. Beim Schnitzen empfiehlt es sich, zudem nur dünne Späne abzutragen, damit sich das Messer nicht zu tief eingräbt. Zu tiefe Schnitte sind irreparabel! Am besten schnitzt man zuerst die rechtwinkligen Kanten ab und versucht gleichzeitig das eine Ende des Rohlings zu verjüngen. Die Schnitzbewegungen dienen dabei in erster Linie der groben Konturfindung. Auch kann man gleich mehrere Baumstämme in einem Arbeitsgang herstellen. Auf grobem Schleifpapier, z.B. mit der Körnung 80, wird nun der Rohling weiter in Form gebracht, in dem er unter ständigem Drehen rundum plan geschliffen wird. Etwaige Strukturen in dem weichen Holz stören nicht, solange sie in Längsrichtung verlaufen. Sie sind dann sogar notwendig, denn die auf diese Weise zugeschliffenen Baumstämme erhalten so eine erste Rindenstruktur. Sie entsteht schon durch das raue Schleifpapier zumindest in Ansätzen. Eine kräftige Rindenstruktur kann aber erst durch ein Abbürsten mit einer Drahtbürste naturgetreu nachgebildet werden. Dabei ist eine Drahtbürste mit kürzeren und mehr Borsten einer solchen mit langen, steiferen und weniger Borsten vorzuziehen. Den Anpressdruck wird man schnell herausfinden. Man sollte jedoch zunächst mit mäßigem Druck beginnen um das richtige Ergebnis zu erzielen. Auch eine Raspel o. ä. ist für das Anbringen der Außenstrukturen denkbar. Bei dem Schleif- und Bürstvorgang werden zwangsläufig einige Fasern abstehen, die man mit feinerem Schmirgelpapier beseitigt. 52
Aus einem getrockneten Erikastrauch zwickt man sich passende Ästchen ab. Diese sollten fein und möglichst gut verzweigt sein. Links: Die Öffnungen zur Aufnahme der Äste lassen sich mit der Kleinbohrmaschine schnell und problemlos anbringen. Sie verlaufen am besten versetzt rundherum um den ganzen Stamm.
Für das weitergehende Bestücken des Baumes gilt es, die entsprechenden Rispen der Größe nach vorzusortieren. Sie werden dann unter Zuhilfenahme einer Pinzette in die Bohrlöcher gesteckt und ausgerichtet. Zum Kleben dient hier wasserfester Weißleim.
Als nächster Schritt steht die Farbgebung an. Je nach Baumtyp wird man auf einen eher bräunlichen oder auch auf einen bräunlich-grauen Ton zurück greifen. Ich beizte meine Balsarohlinge mit den bei mir ständig im Einsatz befindlichen Beizen von Asoa, wobei
grundsätzlich dunklere Töne zum Einsatz kommen können. Dabei kann man die Stämme mit dem Pinsel anmalen oder den komplett in ein entsprechendes Gefäß mit Beize eintauchen. Hier entscheidet sicherlich die Stückzahl! Mit helleren Acrylfarben können noch MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
die Lichter gesetzt werden. Mit einem fast trockenen Pinsel überstreicht man dazu ganz leicht die hervorstehenden Holzteile und hebt sie so hervor. Vor der Weiterverarbeitung bohrte ich noch ein längeres Loch von unten in den Baumstamm und klebte ein festes Drahtstück bzw. einen Stahlstift hinein. Dies erleichtert das Weiterarbeiten ungemein, weil der Baum nun in ein Stück Hartschaum gespießt werden kann. Zudem hilft der eingeklebte Stift später beim Platzieren auf der Anlage.
Der Modellbauer als Specht Quasi als Specht wird man nun im nächsten Schritt tätig, wenn es gilt, die Aufnahmeöffnungen für die Äste anzufertigen. Diese werden mit der Kleinbohrmaschine in den Stamm gebohrt. Je nach Dicke der vorgesehenen Ästchen muss dann auch der entsprechende Bohrer vorgesehen werden. Mit einer Stärke von 1 mm dürfte man aber in der Regel richtig liegen. Der Bohrvorgang ist der eigentlich diffizile bei der ganzen Angelegenheit, da auf eine möglich Bruchgefahr des Rohlings besonders im Bereich der dünneren Spitze geachtet werden muss und das Bohren der Löcher entscheidend für das spätere Aussehen ist. Grundsätzlich gilt es, die Löcher nicht zu regelmäßig anzuordnen, z.B. nicht grundsätzlich kreuzweise. Das wirkt später zu gleichmäßig. So habe ich im unteren Bereich der dürren Äste erst wenig Löcher und die auch sehr unregelmäßig gebohrt. Dort, wo die reguläre Belaubung ansetzen soll, müssten die Löcher schon rundherum gehen, am besten auch hier wieder nicht exakt kreuzweise und in der nächsten Ebene darüber dann leicht versetzt. Ich bohrte die Löcher im unteren Bereich auch nicht durch. Allzuviel Regelmäßigkeit ist zu vermeiden; außerdem bohrte ich die Löcher auch noch leicht schräg von unten nach oben. Erst weiter oben kommt man dann dazu, die Löcher horizontal anzulegen und auch durchzubohren. Hier müssen die Abstände auch in der Vertikalen enger werden. In der Spitze ist es zweckmäßig, den Stamm auf eine hölzerne Unterlage zu legen, damit hier nichts bricht.
Äste bereits eingefärbtes Naturmoos von FineScale Forest (Bragdon Enterprises, 2960 Garden Tower, Georgetown Ca 95634, USA; www.bragdonet.com) Geeignet ist aber auch Naturmoos, das man selbst sammelt und noch einfärben muss oder das handelsübliche Naturmoos von Busch. Alternativ lassen sich die Äste auch mit Rispen der Goldrute o.ä. gestalten, sofern man diese vorher (mit der Airbrush) grün färbt. Bereits im unteren Bereich sollte man aber nicht darauf verzichten, dürre und abgestorbene Äste anzudeuten. Hierzu eignen sich die verzweigten Stängelstücke eines Erikabusches wirklich sehr gut. Längere Aststückchen habe ich übrigens
bei der Bodengestaltung der Kleinpflanzen und des Zwischenbewuchses schon verwendet. Das Einkleben selbst nahm ich mit wasserfestem Weißleim und einer Pinzette vor und arbeitete mich von unten nach oben. Ein entsprechendes Vorsortieren der Moosstücke ist dabei mehr als hilfreich. Nach oben hin verjüngen sich die Äste, den Abschluss bildet eine senkrechte nach oben zeigende Spitze, die rundum mit winzigsten Reststückchen sozusagen verkleidet wird. Horst Meier Nicht nur auf einer amerikanischen Waldbahn wirken die Bäume durch ihre Größe und Filigranität; als Solitärbäume sind sie auch auf europäischen Anlagen einsetzbar.
Ast für Ast Die Auswahl des Grundmaterials entscheidet später über das gute Aussehen des Baumes mit. Ich wählte für meine MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
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MIBA-SCHWERPUNKT Landschaftsbau
Große Bäume für die Nenngrößen 1 und 0
Birken im ersten Frühlingsglanz Wie sind nur diese Bäume gemacht?, fragen sich oft die Betrachter der Frühlingsbirken, die auf dem Spur-1-Modul Abzweig zur Werft am Reiherstieg zu sehen sind; MIBALeser kennen es schon aus früheren Folgen. Heute sind die Bäume dran: Winfried SchmitzEsser zeigt, wies geht und was dafür benötigt wird, um diese Birken nachzubauen. Modellbäume in dieser Art können nach Material und Größenverhältnissen auch für die Nenngröße 0 gebaut werden. 54
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as Wichtigste bei den Modellbäumen scheint mir die Einhaltung der richtigen Größenverhältnisse, insbesondere was die Baumhöhen anbetrifft. Birken sind hoch wachsende Bäume, sie können leicht fünfmal so hoch werden wie ein Eisenbahnzug mit seinen rund vier Metern. Als ich den ersten Birkenbaum auf Reiherstieg implantierte, bekam ich tatsächlich einen Schreck so außergewöhnlich erschien mir für ein Modell in Baugröße 1 seine Höhe. Ich gewöhnte mich aber schnell daran, maß noch einmal nach und merkte schnell: Die Größe macht den echten Eindruck aus! Diese freche Höhe das war schon mal der halbe Kauf! Die zweite Entdeckung: Es kommt offenbar überhaupt nicht darauf an, dass das Ast- und Laubwerk bis auf den letzten Ast und das letzte Blatt
wiedergegeben wird. Es genügt vollkommen, sich auf die Ausführung des Typischen zu beschränken. Dieses Wenige, Typische muss dann allerdings auch im Detail mit großer Sorgfalt ausgeführt werden. Das macht dann schon Arbeit genug, setzt einen geübten Blick voraus und erfordert die liebevolle Berücksichtigung der ausgewählten Details. So wie ein Künstler muss man dabei abstrahierend und zugleich pointierend vorgehen. Indem wir Bäume modellieren, befassen wir uns mit den von der Natur vorgegebenen Formen und wagen uns einen Schritt ins Kontemplative, Künstlerische. Die Mikrometerschraube lassen wir dabei in der Schublade! Nichts liegt da näher, als dass wir uns die Grundgerüste für unsere Miniaturbäume dann auch konsequent aus der Natur besorgen beispielsweise anlässlich eines Spaziergangs.
Am Bahndamm wächst ein Sauerampfer er sieht nur Züge, niemals Dampfer, so reimte Heinz Erhardt in den Fünfzigerjahren. Nun, bei mir wächst Sauerampfer (Rumex) neben den StraMIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Als leichter, heiterer Schleier stellt sich die Birkenreihe zwischen Betrachter und Gebäude im Hintergrund. Mit jeder Bewegung eröffnen sich neue Durchblicke. Von dieser Spannung lebt das Modul; eine Sommerszene wäre uninteressant.
ßenbäumen vorm Haus, glücklicherweise auch die große Sorte. Zum Winter hin trocknen die Stängel aus, werden hohl und hart und liefern das Grundgerüst für meine Frühlingsbirken. Für meine Buche schnitt ich mir einen Baumzweig zurecht, der mir zufällig nach einem Sturm vor die Füße kam.
Das Birkengerüst Ich nehme also einen dieser hohlen trockenen Stengel, versuche mir vorzustellen, wie er am wirkungsvollsten stehen würde, länge ihn ab (für die Baugröße 1 sind das immerhin 60 cm) und klebe unten ein Rundholz ein, sodass sich der Baum beim Bau in einer Klemme aufrecht halten und später an gewünschter Stelle einpflanzen lässt. Wenn die perligen Fruchtstände der Staude bis dahin noch nicht restlos abgefallen sind, so wären sie jetzt vollends abzustreifen. Die seeigelartigen, faserigen Sternchen auf den Zweigen würden bei der späteren Birke störend wirken. Ich stutze sie deshalb mit einer kleinen Nagelschere. Richtige Birken verjüngen sich nach oben hin nur ganz schwach unser Sauerampfer-Pendant übertrifft sie darin bei weitem. Im unteren Bereich muss deshalb der Stammdicke nachgeholfen werden. So umwickle ich den Stängel zunächst mit Bindfaden, der
Ganz gewöhnlicher Großer Sauerampfer ( Rumex), wie er am Bahndamm und an Chausseebäumen im Herbst und Winter abgebrochen werden kann, liefert das Gerüst für Stamm und Geäst der Modell-Birken. Diese Stängel hier sind etwa 70 cm hoch und werden noch etwas gestutzt. Stängel und Äste sind nach dem Trocknen ziemlich hart und innen durchgehend hohl (links). Der Stängel wird auf 60 cm gestutzt, die stacheligen Haare der Knoten, die wie MiniSeeigel anmuten und später stören würden, schneide ich mit einem Nagelschere ab. Ein Rundhölzchen ist unten eingeführt und eingeleimt. Der untere Teil wurde zudem mit Bindfaden umwickelt und verleimt, damit der Baumumfang dort dicker wird (Mitte). Dann folgt der erste Auftrag der weißen Spachtelmasse, in etwa einer Stunde wird sie trocken sein. Für eine richtige Birke ist der Stamm im Mittelteil, und vor allem unten, aber immer noch zu spiddelich, wie man in Hamburg sagt also viel zu dünn (rechts).
mit Uhu normal angeklebt wird. Sollen zwei Stängel zusammenstehen, so empfiehlt es sich, die erste Umwicklung zunächst vorzunehmen und beide Teile erst dann zusammenzubinden. Mit einem 1 cm breiten Spachtel trage ich dann von oben kommend auf Stamm und Hauptverzweigungen weiße Spachtelmasse auf; oben dünner,
unten dicker. Es gibt die unterschiedlichsten Fabrikate, sie kommen meistens in praktischen Tuben; man findet sie in jedem Baumarkt. Es ließe sich auch weißer Styropor-Kleber (decotric) dazu nehmen, wie ich es für die Fotos oben tat. In ungefähr einer Stunde ist die erste Schicht trocken. Weil damit noch nicht alle Rillen des Stängels zugedeckt sein dürften, muss eine zweite Schicht aufgetragen werden. Noch im Feuchten gehe ich dann mit dem leeren Spachtel quer zum Stamm an den Stamm heran und ziehe den Spachtel wieder zurück. Das ergibt die charakteristischen Spuren einstiger Äste am Stamm. Die letzten drei oder vier Zentimeter unten wird der Stamm dann borkig und rissig hier mit Rillen, die meist senkrecht verlaufen. Auch das lässt sich mit dem leeren Spachtel oder einem Spatel leicht modellieren. Das Vorbild vor dem Direktionsgebäude von Taucher Flint am Reiherstieg. Das feine Geäst ist im oberen Teil der Birke und zu den Seiten hin konzentriert. Zu dieser frühen Jahreszeit stehen die Birkenzweige stramm und im vollen Saft. Im Sommer und Herbst verdeckt das dichte Laubwerk alles
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Ist das getrocknet, so kann Farbe aufgebracht werden. Das geht einfach mit dem Tuschkasten. An den alten Aststellen findet sich je ein kleines, ganz flaches dunkles Dreieck, Aufrisse der Borke oben sind gelblich/bräunlich, die schrumplige Rinde am Fuß des Baums changiert zwischen grau, schwärzlich und grünlich moosigen Tönen. Wiederum empfehle ich nachdrücklich die Verwendung von Wasserfarben. Da sich das Wasser in den Rillen am längsten hält, setzt sich dort auch am meisten Pigment ab. Das bringt eine überaus natürliche Wirkung hervor und erübrigt jedwedes Extra-Anstrichmanöver.
Das feine Geäst
Der zweite Auftrag Spachtelmasse wirkt da schon besser. Mit dem horizontal gehaltenen Spachtel habe ich die weiße Rindenhaut über den alten Astenden herausgezogen. Die mehr oder minder lotrecht orientierte Borkenstruktur am Fuß des Stamms habe ich mit einem Spatel modelliert (links). Jetzt kommt die Farbe: Die vielen, flachen Astaugen werden dunkel unterstrichen, Narben in der weißen Rinde und das Fußende sind aquarelliert. Ich wählte Töne in Bräunlich, Hellgrau bis Schwarzgrau, und einem Hauch von Grün, der auf Moosbewuchs hindeutet (Mitte). Auf dem rechten Bild sind zwei zurechtgetrimmte Meerschaum-Büschel schon angeklebt. Rechts sieht man ein kleineres Geäst am Ende des Rumex-Ästchens. Kleber war Uhu normal, gehalten wird das Büschel mit der Pinzette. Alle Fotos: Winfried Schmitz-Esser
Links: Unten, quer zum Bild, ein paar Ästchen von anderem Unkraut. Mit ihnen lässt sich der Wuchs des Baums noch nach Wunsch korrigieren. Ein schräges Loch im Stamm macht das möglich. Alle glatten (und nicht weißen) Innenäste, auch des Meerschaums, werden am Ende mit glänzendem Lack (rotbraun) eingefärbt. Oben: Das Streumaterial kommt von Noch: Für die aufspringenden Knospen der Birken wurden Birkenblätter und Platanenblätter im Verhältnis 1:1 gemischt.
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Das Feingeäst besteht aus Meerschaum, wie er in Modellbahn-Fachgeschäften heute (u.a. von Noch, Busch und Heki) überall für den Bau von Bäumen im Maßstab 1:87 zu haben ist. Diese Büschel müssen aber zuvor sorgfältig zubereitet werden. Zum einen ist das Geäst von Meerschaum viel zu dicht um sogleich Verwendung zu finden. Ein so gegebenes Bäumchen für H0 eigentlich ideal ist also erst einmal auszulichten. Auch müssen die länglichen, gewundenen Blätter, die sich manchmal noch im Geäst befinden, herausgezupft werden. Dann erst kann ich den Meerschaum probeweise an den Stamm halten, sehen, was für ein Bild die Büschel geben, und sie entsprechend stutzen. Steht die günstigste Position fest, wird der Hauptstiel des Meerschaumbündels mit Uhu benetzt und am ausgewählten Ast des Gerüsts angeklebt. Auf Parallelität beider Aststränge ist zu achten, und auch darauf, dass die doppelt geführten Äste nicht allzu dick auftragen. Betrachtet man die Vorbildfotos, zeigt sich, dass die Dichte des feinen Geästs oben am größten ist, zu den Seiten und nach unten hin abnimmt. Im Innern des Baumes kommen feine Äste praktisch nicht vor. Wie immer ist mir klar: Ganz ohne corriger la fortune werde ich nicht auskommen und irgendwo noch den einen oder anderen Ast am Baumstamm anfügen wollen. Am Straßenrand wächst anderes Unkraut, ebenfalls mit langen Stängeln. Bei Bedarf wird dann in den Stamm ein Loch gebohrt und der Stängel eingeleimt. Ähnliche Ausreißer lassen sich an Birken häufiger beobachten, desgleichen ebenfalls glatte, dünnere Äste, die aus dem Hauptstamm fast waagrecht herauswachsen. MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Durch das lockere Geäst hindurchzuschauen ist reine Freude hier hätte man Lust, mittags spazieren zu gehen. Der Schattenfall auf der Straße zeichnet genau den Bauplan der Bäume nach.
Alle diese Äste kann man dann mit kleinen und kleinsten Büschelchen Feingeäst bedienen. Alle diese glatten Äste, einschließlich der dickeren Meerschaum-Stängel, gehören zu der Sorte, die am Vorbild nicht die weiße, blätternde Rinde aufweisen, sondern eine elastische, braunrote, glänzende Haut haben. Ein entsprechender Farbüberzug ist am Modell jetzt aufzutragen. Das mache ich mit Humbrol glänzend und mithilfe eines kleinen, spitzen Pinsels.
Beflockung Jetzt wird das Laubwerk aufgestreut. Im vorliegenden Fall sollen zarte Blätterknospen dargestellt werden, nicht schon ausgewachsene Blätter entsprechender Größe, und auch nicht das klassische Maiengrün. Ich gehe Büschel für Büschel vor, ganz sanft, mit einem flachen, breiten Pinsel. Mit ihm benetze ich die Spitzen der Meerschaumbüschel von oben mit einem wasserlöslichen, transparenten Leim (etwa Glutofix 600 von Kalle), sodass das Streumaterial von oben aufgerieselt werden kann und sich auf den obersten äußersten Verzweigungen des Meerschaums festsetzt. Auch der flüssige Scenic Cement von Noch lässt sich dafür verwenden (Art.-Nr. 96150). Bevor aber der Leim aufgetragen wird, habe ich immer noch erst einmal Fliessverbesserer von Asoa aufgesprüht (Art.-Nr. 4003, Vertrieb Klaus Holl, Postfach 440140, 80750 München).
Als Streumaterial verwendete ich zwei Sorten Blätter von Noch im Mischverhältnis von 50/50, und zwar Birke und Platane ( Birkenblätter, Art.-Nr. 08010, Platanenblätter, Art.-Nr. 08040). Für meinen Buchenbaum verwendete ich die Buchenblätter des gleichen Herstellers (Art.-Nr. 08060}. Der Versuchung, den ganzen Baum in einem Aufwasch mit Scenic Cement
Welche räumlichen Erlebnisse maßstäbliche Bäume am Modell vermitteln können, zeigt die Buche im Zwickel zwischen dem roten und gelben Gebäude. Sie entstand nach dem gleichen Prinzip, wie es hier für die Birken beschrieben wurde. MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
oder gar mit einem deftigeren Allerwelts-Haftspray zu benetzen, sollte man auf alle Fälle widerstehen. Wir bauen hier keinen Weihnachtsbaum, dem Glitter aufgelegt werden soll! Zum einen nämlich würde das feine Geäst des Meerschaums verkleben, zum anderen würden sich die Blätter am ganzen Astwerk festsetzen, also auch im Innenbereich des Baums. Auch das Nachleimen mit dem Pinsel ist problematisch, denn dann gibt es Klumpen. Fazit: Die Spitzen gleich richtig benetzen! Zugegeben: Die Sache mit dem Pinsel ist mühsam und auch nicht gerade besonders effektiv. Das meiste, das man da aufstreut, wird wieder abgeschüttelt. Immerhin lässt sich das Material dann endlos wiederverwenden. Außerdem ist das Ganze eine ziemliche Schweinerei. Da hilft nur eins: Viele Zeitungen unterlegen und aufpassen, dass die Hausfrau nicht gerade zur Tür hereinkommt und Geduld. Aber wenn Sie, lieber Leser, mir bis hierher gefolgt sind, werden Sie das nun auch noch hinter sich bringen. Winfried Schmitz-Esser 57
MIBA-SCHWERPUNKT Landschaftsbau
Gartenbau mit Seitenschneider, Zange und Lötkolben
Planten un Blomen aus Messing geätzt Im bekannten Hamburger Botanischen Garten gibt es manches exotische Gewächs zu sehen. Im Modell lassen sie sich natürlich auch heimische Pflanzen aus Messingätzblech nachbilden.
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enn man etwas Besonderes sucht, ist es manchmal ganz hilfreich, sich einmal in den anderen Bereichen des Modellbaus umzusehen Messen wie demnächst wieder in Dortmund bieten dazu immer eine günstige Gelegenheit. So gibt es beispielsweise für Figuren- und Dioramenbauer viele Ausstattungsteile, die sich auch für die Modellbahn verwenden lassen. Vom Maßstab her ist das meiste zwar be-
sonders für die Baugrößen 0 und 1 geeignet; manches davon kann man jedoch für H0 ebenfalls noch einsetzen. Das betrifft vor allem die Pflanzenteile, die einige Hersteller aus fein geätztem
Messingblech anbieten. Dabei ist es schon erstaunlich, was sich aus den zunächst recht steril wirkenden planen Messingblechen machen lässt. Die Arbeit mit dem messinggeätzten Blattwerk ist allerdings sehr zeitaufwändig. Für die beiden kleinen Sträucher mit den großen Blättern drehte ich mir zunächst aus einigen kurzen Litzenstücken ein filigranes Astwerk zusammen und verlötete es. Danach konnte an das Ende eines jeden Astes eines der Blätter angelötet werden. Auf dem Ätzblech ist zwar der Maßstab 1:35 angegeben, aber für H0 ergibt sich so ein recht überzeugend wirkendes tropisches Gewächs. Über seine genaue botanische Bezeichnung lässt sich aber sicher streiten Für die Palmwedel verwendete ich Bananenblätter,
Oben: Modellbahn unter Palmen. Die Palmwedel sowie die kleinen Sträucher vor dem Haus entstanden aus geätztem Messingblech. Foto: Lutz Kuhl Rechts: Gar so exotisch muss es aber auch nicht sein feine Farnblätter aus geätztem Messingblech bietet Haberl & Partner als Neuheit an; es gibt sie für die Baugrößen H0 und N. Foto: MIBA
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MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Verschiedene Ätzbleche mit nicht nur tropischem Blattwerk bieten u. a. der spanische Hersteller Nimix sowie Roberto Reale (Royal Model) aus Italien an. Es gibt sicher noch weitere Anbieter da sollte man vielleicht einfach einmal auf der Intermodellbau in Dortmund die Augen offen halten
Kurz + knapp Farnblätter H0-N Art.-Nr. 1560 Farnblätter 0-2 Art.-Nr. 1561 Haberl & Partner Ulmer Straße 160a, 86156 Augsburg Tel. 08 21/40 98 66 www.modellbahnkeller.de Erhältlich direkt Ätzbleche von Nimix und Royal Model zwischen 11, und 16, Modell-Center Dallinger Str. 4b, 90459 Nürnberg Tel. 09 11/446 83 89 www.modell-center.de Eine Riesenauswahl an allem möglichem Blattwerk aus geätztem Messingblech bietet auch Scale Link: Scale Link Ltd Farrington, Dorset DT11 8RA, U. K. Tel./Fax 044 17 47/811 817 www.scalelink.co.uk Erhältlich direkt
ebenfalls eigentlich für den Maßstab 1:35, die ich in passende Bohrungen im Kopf des übrig gebliebenen Stamms einer Preiser-Palme setzte. Bei den kleinen Sträuchern grundierte ich das Blech mit einer Grundierung aus der Spraydose (obi-Classic), die sehr gut haftet und nach einem Tag Trockenzeit mit jeder anderen Farbe überlackiert werden kann. Nach dem Heraustrennen der Pflanzenteile aus dem Blech mussten sie dann in eine dreidimensionale Form gebracht werden hier kommt man um viel Geduld und Probieren nicht herum, bis eine zufrieden stellende Form gefunden ist. Fazit: Auch wenn diese Ätzbleche nicht ganz billig sind für die Gestltung eines besonderen Blickfangs lohnt sich der Aufwand durchaus. lk
Das Astwerk der beiden kleinen Sträucher entstand ganz in klassischer Manier aus verdrillten Kupferlitzen, die anschließend miteinander verlötet wurden. An die Enden eines jeden Astes konnte dann eines der großen Blätter gelötet werden. Die Blätter mussten danach noch in eine natürlich wirkende form mit leicht herabhängenden Blattenden gebogen werden.
Diverses Strauch- und Pflanzenwerk auf dem Ätzblech von Royal Model. Das Blech wurde komplett grundiert und lackiert. Nach dem Trocknen der Farbe konnten dann die einzelnen Pflanzenteile herausgetrennt und in eine dreidimensinale Form gebracht werden.
Die Palmwedel hier sind eigentlich für einen Bananenbaum im Maßstab 1:35 gedacht. Da hier ein sehr hartes Messingblech verwendet wurde, war das Zurechtbiegen der Blätter ziemlich mühsam. MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
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Ein Dampflokomotiv-Bw zur Reichsbahnzeit (1)
Bw Petershagen Die Darstellung von Bahnbetriebswerken, besonders von solchen für Dampflokomotiven, gehört zu den Lieblingsthemen vieler Modelleisenbahner. Dabei bildet das Bw oft sogar den Mittelpunkt einer Anlage oder das zentrale Thema eines Moduls. Meistens werden aber Bw-Anlagen aufgebaut, die einem Großstadtbahnhof zur Ehre gereichten. Ulrich Meyer beschreibt daher Konzeption und Bau eines richtig dimensionierten Bahnbetriebswerks.
D
ie Einbindung eines Bahnbetriebswerks als Ergänzung eines Modellbahnhofs in eine Gesamtanlage erfordert etwas Fingerspitzengefühl bezüglich dessen räumlicher Ausdehnung und maschineller Ausstattung. Eine Großbekohlungsanlage mit riesigem Portalkran hat hier, unabhängig von der Epoche, nichts verloren. Sehr zum Leidwesen sicherlich aller Epoche-II-Anhänger bringt die Modellbahnindustrie immer weniger passendes Fahrzeugmaterial für diese Zeit. Wie dem auch sei, wir begeben uns gedanklich in die Reichsbahnzeit Anfang der Dreißigerjahre des vergangenen Jahrhunderts und hier in ein kleineres Bahnbetriebswerk für Dampflokomoti60
ven, das zu den Anlagen des Bahnhofs Petershagen gehört. Die vor allem in ihrer Länge über Puffer deutlich größeren Einheitslokomotiven der neu gegründeten Deutschen Reichsbahn sind noch nicht eingetroffen. So erfolgt denn auch die Bespannung der Personenzüge hauptsächlich mit der P 8 oder mit vergleichbaren Tenderlokomotiven. Die Last des Güterzugdienstes liegt auf der G 10 und für schwere Züge steht die G 12 als leistungsfähigste Lokgattung zur Verfügung. Drehscheibe und Lokschuppen haben noch bescheidene Abmessungen und fügen sich so leichter und harmonischer in die zur Verfügung stehende Fläche ein.
Die Werke im Großbetrieb Eisenbahnbetriebswerkstätten oder einfach Eisenbahnwerkstätten wurden bei der neuen Deutschen Reichsbahn um 1920 in Bahnbetriebswerke umbenannt. In ihnen sollten fortan diejenigen Reparaturen ausgeführt werden, die zwischen den Fristarbeiten anfielen, in denen die Fahrzeuge die Eisenbahnwerkstätte (-Hauptwerkstätte) oder ab 1920 das Ausbesserungswerk anzulaufen hatten. Bahnanlagen, in denen die Lokomotiven lediglich die Betriebsvorräte an Wasser und Kohle ergänzen konnten, bezeichnete man allgemein als Lokbahnhöfe. Ein Lokbahnhof, meist am Endpunkt einer Nebenbahn errichtet, wies zumeist noch einen Lokschuppen zum Unterstellen der Streckenlok auf. Das Schuppengleis war zudem mit einer Grube versehen um die Nachschau, also den Abschlussdienst am Triebfahrzeug, ausführen zu können. Bahnbetriebswerke für Lokomotiven dienten somit sowohl der Ergänzung der Betriebsstoffe als auch der Ausführung aller während des laufenden Betriebes der Lokomotiven anfallenden Arbeiten und Reparaturen. Schadhaft gewordene Speise- oder Luftpumpen z.B., die zu den Tauschteilen zählten, wurden, wenn die Störung nicht mit einfachen Mitteln zu beheben war, dem MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
MODELLBAHN-ANLAGE
zuständigen Ausbesserungswerk zugeführt, das über entsprechende Fachleute verfügte. Zu den typischen Fristarbeiten, die im Bw anfielen, gehörten das Löscheziehen, das Reinigen der Rauchrohre (Rohrblasen) und das in bestimmten zeitlichen Abständen notwendig werdende Auswaschen des Lokomotivkessels.
Das Modell-Bw Petershagen Wie erwähnt, ist das Bw allenfalls als mittleres Werk einzustufen. Dabei ist zu bedenken, dass die Ausdehnung der Bw-Anlagen mit Rücksicht auf die zur Verfügung stehende Fläche und die Gesamtwirkung der Bahnanlagen gegenüber dem Vorbild bescheidener ausfallen musste. Die Kunst bei der Modellbahn besteht ja bekanntlich darin, das Wesentliche festzuhalten und so darzustellen, dass trotz der erwähnten Beschränkungen der realistische Gesamteindruck und die gewünschte Eisenbahnatmosphäre erzielt werden. Die Richtlinien über das Entwerfen von Bahnanlagen besagen, dass Betriebswerke so innerhalb eines Bahnhofs anzuordnen sind, dass von und zum Werk verkehrende Lokomotiven möglichst weder Hauptgleise kreuzen noch Sägefahrten ausführen müssen. Ich konnte diese Forderung wie auch vielfach im Großbetrieb nur teilweise erfüllen. Wie beim Vorbild durch die Bahnhofsfahrordnung geregelt, bewegen sich leer fahrende Lokomotiven innerhalb der Bahnhöfe auf ganz bestimmten Wegen. So darf in meinem Fall eines der Strahlengleise nur in Richtung auf die Drehscheibe hin befahren werden, da es ein Einfahrgleis kreuzt und die Gleislänge zur Aufstellung eines Sperrsignals zwischen Scheibe und diesem Gefahrenpunkt nicht ausreicht. Da in Lokomotivverkehrsgleisen keine Gleissperren liegen dürfen, bietet sich hier einzig und allein der Einbau einer Entgleisungsweiche an. Durch sie würde eine die Scheibe in falscher Richtung verlassende Lok unweigerlich nach kurzer Strecke zum Entgleisen gebracht werden. (Über den Bau einer solchen Entgleisungsweiche nach einer entsprechenden Regelzeichnung werde ich bei Gelegenheit berichten.) Wie mein Bahnhof Petershagen, so hat auch das zugehörige Bw kein direktes Vorbild. Eine entsprechende Anlage der damaligen Zeit ins Modell umzusetzen wäre wohl auch schon deshalb kaum möglich gewesen, weil MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Oben: Zu Beginn der Umbauarbeiten wurde der Lokschuppen provisorisch eingesetzt. Unten: Umbauten in einer bestehenden Modellanlage gestalten sich recht schwierig. Nur durch konzentriertes und umsichtiges Arbeiten lassen sich Unfälle in Form von unbeabsichtigten Zerstörungen von bereits Bestehendem vermeiden. Auch tut man gut daran, die Umgebung mit Kunststofffolie gegen Verstauben und umherfliegende Teile des Geländeüberzugs zu schützen.
hierzu einfach die Unterlagen fehlen. Denn mit einem Gleisplan allein ist es schließlich nicht getan. Vielmehr hätten auch die Baupläne aller Gebäude und Anlagen vorliegen müssen. Die seinerzeitigen Fotografen, selbst so berühmte wie Carl Bellingrodt, wollten auf ihren Fotos bekanntlich in erster Linie Lokomotiven festhalten. Die Bahnanlagen waren mehr oder weniger Kulisse. Gäbe es eine auch nur annähernd vergleichbare Dokumentation über die Bahnanlagen der Vorkriegszeit, so stünden Eisenbahnhistorikern und Modellbauern gleicher-
maßen Unterlagen von unschätzbarem Wert zur Verfügung. Dem ist aber leider nicht so! Vielmehr haben hierzulande die durch den Bombenkrieg verursachten, ungeheuren Zerstörungen an den Bahnanlagen dazu geführt, dass kaum eine Bw-Anlage am Ende des Krieges noch ihr ursprüngliches Aussehen aufwies. Ein Wiederaufbau, insbesondere der baulichen Anlagen, erfolgte damals unter Zeitdruck bei gleichzeitigem Baustoffmangel. Mittlerweile sind viele der noch erhaltenen alten Anlagenteile ohnehin verschwunden. 61
Somit standen mir nur wenige Vorbildunterlagen für den Modellbau zur Verfügung. Ich war daher gezwungen, das wenige mühsam aus Büchern, Zeitschriften usw. herauszusammeln, wobei von einigen Eisenbahnbildern das ein oder andere gewissermaßen als Nebenprodukt für mich abfiel.
Bekohlungsanlage
Die Bekohlungsanlage mit Kohlenbansen und den Kohlekranen. Gut zu erkennen sind die Gleise und Drehscheibchen für die Hunte. Eine G 10 (BR 57) wird gerade bekohlt, während eine G 8 (BR 55) an einem der beiden Lokwasserkrane ihren Wasservorrat ergänzt. Für den Rangierdienst steht eine Einheitslok der BR 80 zur Verfügung, die hier gerade mit einer Rangierabteilung unterwegs ist, deren offene Güterwagen mit Lokomotivschlacke aus der Schlackengrube und allerlei Altholz beladen sind.
Zunächst erreichen die das Bw anfahrenden Lokomotiven die Bekohlungsanlage, die als typisch für kleinere und mittlere Bw der Epoche II gelten kann. Der Kohlebansen besteht beim Vorbild wie später auch beim Modell aus in H-Profilen gelagerten, horizontalen Holzbohlen, die zumindest teilweise herausnehmbar waren. Die Kohle wurde von Güterwagen entweder zur Lagerung direkt in den Bansen geleert oder in auf Feldbahngleisen laufende Hunte geschaufelt. Diese schob man dann von Hand in den Bereich der hölzernen Bühne, von wo sie mit einem der Krane auf eine Bühne gehoben und dort bereitgestellt wurden. Mit dem Kran über Loktender oder Kohlekasten gehoben, wurden die Hunte nach Lösen einer Sperre durch deren einseitiges Übergewicht gekippt und entsprechend geleert. Beim Modell baute ich selbstverständlich die im Bansen für die Weinert-Kohlekarren verlegten Gleise samt kleiner Drehscheiben vorbildgetreu nach. Während der Handdrehkran von Weinert stammt (Art.-Nr. 3387), ist der Motorkran mit geschlossenem Führerhaus nach einer Regelzeichnung im Eigenbau entstanden. Beide Krane lassen sich über Feather-Motore langsam drehen. Über Schleifer wird sowohl das Kranführerhaus als auch der Außenscheinwerfer mit Strom versorgt. Die Kohle besteht aus echtem Material, also zerkleinerter Lokomotivkohle, die ich vor langer Zeit von den Tendern echter Maschinen herabgefallen für diese Zwecke aufgelesen habe.
Lokomotivwasserkrane Der Größe des Bahnbetriebswerks entsprechend genügen im Bereich der Ausschlackgrube zwei Lokwasserkrane mit einfachem Ausleger, so wie sie die Firma Weinert unter der Art.-Nr. 3397 liefert. Sie wurden mit gegenläufig angeordneten Auslaufrohren aufgestellt. Damit können die Lokomotiven während des Ausschlackens Wasser nehmen. Ebenfalls am Bekohlungs- und 62
MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Ausschlackgleis ordnete ich zwei Hydranten (3372) an, die beim Vorbild der Reinigung der Anlage, dem Löschen von Feuerungsrückständen, zum Binden des Staubs an der Bekohlungsanlage u.a.m. dienen. Sie wurden mit Schläuchen aus der Kunststoffummantelung von Schaltdrähten ergänzt.
Besandungsanlage Vor der Einführung der Drucklufttechnik lieferte die Firma Schenk in Darmstadt um 1920 entsprechende Anlagen der Bauart Keller. Die Besandungsanlagen bestanden im Wesentlichen aus einer Wellblechbude und einem turmartigen Aufbau für den Sandaufzug. Der aus Waggons geschaufelte Sand wurde durch eine Einwurföffnung der Einhausung geworfen und von dort, ebenfalls per Hand, einem Trockenofen zugeführt. Anschließend gelangte der Sand über eine Rutsche in den Aufzugsbehälter. Ein durch Muskelkraft bewegter Förderkorb hob den Sand dann in einen Vorratsbehälter am Turmkopf, der über ein schwenk- und ausziehbares Rohr mit dem Sandkasten der Lok verbunden werden konnte. Dabei war der Öffnungsschieber durch Gestängezug zu betätigen. Im Allgemeinen hatte der Hersteller auf beiden Seiten des Turmkopfs noch einen mechanischen Füllstandsanzeiger angebracht. Die erwähnte Firma Schenk, die noch heute besteht, konnte mir leider keine Unterlagen über die genannten Besandungsanlagen zur Verfügung stellen, weshalb ich auch hier auf einige Fotos und eine allerdings maßstäbliche Prinzipskizze angewiesen war. Das Modell besteht aus dünnen Messingblechen und Kleinstprofilen. Es erhielt alle geschilderten Details: So das bewegliche, teleskopartig verlängerbare Sandauslaufrohr, den charakteristischen Rauchabzug für den Trockenofen, die Füllstandsanzeiger des Sandbehälters auf dem Turm und vieles mehr.
Die Bilder zeigen die Besandungsanlage vor dem Farbanstrich. Dabei sind die im Text beschriebenen Einzelheiten, so auch das verlängerbare Auslaufrohr für den Sand, deutlich erkennbar. Unten: Die fertig in unscheinbarem Grau lackierte Besandungsanlage. Besonders auffällig ist die weiß-rot lackierte Füllstandsanzeige am Sandhochbehälter.
Drehscheibe Meine Lokomotivdrehscheibe nach den Normalien der Preußischen Staatsbahn besitzt eine Bühnenlänge von umgerechnet 20 m und entspricht einem Vorbild mit starren Längsträgern, was äußerlich bereits durch die große Systemhöhe und die dadurch bedingte beachtliche Grubentiefe zu erkennen ist. MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
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Das technisch aufwändigste Stück eines Bws ist in Vorbild und Modell die Drehscheibe. Daher empfiehlt sich der probeweise Einbau zur Überprüfung aller Funktionen. Unten: Auch das harmonische Miteinander von Drehscheibe und Schuppen wird durch Stellproben überprüft. Ganz unten: Lohn aller Mühen: Eine 58 wird im fertig gestalteten Bw gedreht.
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Bei Drehscheiben dieser Bauart ruht die Hauptlast der Bühne (plus Lok) auf dem mittleren Lager, dem so genannten Königsstuhl. Die an den Bühnenenden angeordneten, auf einem Schienenkranz laufenden Stützräder eignen sich daher nicht zu deren Antrieb. Dieser erfolgt vielmehr über einen am Grubenumfang angeordneten Zahnkranz, in den ein Zahnrad eingreift, das über ein Vorgelege mit dem Bühnenmotor in Verbindung steht. Zunächst nur mit Handantrieb versehene Drehscheiben wurden später auf elektrischen Betrieb umgerüstet. Für den Notbetrieb war aber immer noch zusätzlich ein Handkurbelantrieb mit entsprechender Getriebeübersetzung vorhanden. Die Modell-Drehscheibengrube musste ich wegen des großen Durchmessers anfertigen lassen. Sie besteht aus Kunststoff. Die Lang- und Querträger der Bühne fertigte ich aus Messingblech und Kleinprofilen. Bei der Ausführung der halbautomatischen Bühnensteuerung zeigte es sich, dass die relativ kleine Baugröße H0 einige Probleme aufwirft, die bei größeren Maßstäben nicht oder nicht in diesem Maße auftreten. Der größte Nachteil besteht darin, dass der Bühnenmotor nicht vorbildgerecht auf der Bühne, sondern unter der Grube montiert werden muss. Andernfalls würde das Wärterhaus viel zu groß ausfallen. Für die Ausführung der automatischen Drehscheibensteuerung waren verschiedene Stromkreise vorzusehen, was zur Folge hat, dass mehrere konzentrisch um die Drehscheibenwelle anzuordnende Schleifringe und Schleifkontakte anzufertigen waren. Das eigentlich Besondere an der Scheibe ist nämlich die Nachlaufsteuerung, die es auf elektromechanische Weise ermöglicht, den Gleisanschluss, auf den die Bühne einfahren soll, vorzuwählen. Die von mir verwendete Schaltung ist nicht neu und wurde bereits in der MIBA der Fünfziger- und Sechzigerjahre für den Bau von Drehscheiben und Schiebebühnen vorgestellt. Übrigens besitzen auch die elektrischen Lokomotiven der Baureihen E 10/E 40 usw. für die Wahl der Fahrstufen zwischen Schaltrad und Schaltwerk eine solche Nachlaufsteuerung. Für die Drehscheibe arbeitet diese Steuerung im Prinzip wie folgt: Ein Stufenschalter (Wahlschalter) mit elektrisch getrennten und der Anzahl der gewünschten Schaltstufen (Gleisabgänge) entsprechenden Kontakten schließt MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
jeweils nur den Stromkreis, auf dem der Schalter gerade steht. Alle anderen Kontakte dieses Schalters sind abgeschaltet. Jeder Schalterkontakt wird mit den elektrisch voneinander getrennten Abschnitten eines Segmentschleifringes verbunden, dessen Mitte die Drehscheibenwelle bildet und dessen zentraler Stromanschluss über ein Relais mit dem Drehscheibenmotor verbunden ist. Auf einem an der Drehscheibenwelle angebrachten Kontaktarm sitzen alle Stomabnahmekontakte und laufen demzufolge synchron mit der Bühne um. Je nach dem Drehsinn, in dem der Wahlschalter betätigt wird, sorgt ein mit diesem verbundener Schleppschalter für die Drehrichtungsänderung des Motors je nach Bauart des Motor durch Wechseln der Feldwicklung (Hauptschlussmotor) oder Feldumpolung (Permanentmagnet-Motor). Der Schleppschalter besteht im Prinzip aus einem aus Pertinax gefertigten Stufenschaltrad, über dessen Rasten ein Kontaktschieber mitgenommen wird. Die Zahl der Rasten entspricht der Zahl der Gleisabgänge. Auch diese Umsteuervorrichtung basiert im Prinzip auf den genannten alten MIBABauvorschlägen. Um einen exakten Einlauf der Bühne an den Gleisabgängen zu erreichen, versah ich die Bühne mit einer einseitigen Verriegelung. Der kleine Riegel wird mit einem kräftigen Elektromagneten, den ich hierfür eigens anfertigte, aus den jeweils in Gleismitte in den Gleisabgängen liegenden Schlössern gezogen. Zum Erreichen der notwendigen Feldstärke ist eine Spannung anzulegen, die einen Stromfluss zur Folge hat, bei der die Magnetspule nach kurzer Zeit verbrennen würde. Daher darf der Magnet nur kurzzeitig erregt werden, was hier aus Sicherheitsgründen durch einen sich entladenden Kondensator geschieht. Der Riegel wird nun auf mechanischem Wege durch Einklinken festgehalten und muss durch einen zweiten im Wärterhaus angeordneten Magneten wieder entriegelt werden. Ohne noch näher auf die Einzelheiten der etwas verwickelten Steuerung einzugehen, sollen die Vorgänge anhand einer angenommenen Bühnenfahrt vom Gleisabgang 1 nach Gleis 7 kurz erläutert werden. 1. Der Wahlschalter wird auf Gleis 7 in die Richtung gedreht, die dem kürzesten Bühnenlauf entspricht. Damit steht der Stromabschnitt Nr. 7 des MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Gerade das Bw erfordert durch die unterschiedlichsten Funktionsmodelle eine Vielzahl von Spannungen. Daher war ein separates Netzgerät für die Stromversorgung der Kohlekrane, der Drehscheibe und der Schuppentore sowie für die Beleuchtungen erforderlich.
Das im Text beschriebene Bedienungspult kann unter der Anlage hervorgezogen werden. Es enthält Schalter für Beleuchtung, Lokschuppentore und Kohlenkrane sowie die Nachlaufsteuerung für die Drehscheibe, deren Gleise mit dem Drehschalter vorgewählt werden können. Kritische Situationen meistert ein roter NotausKnopf. Fotos: Dipl.-Ing. Ulrich Meyer
Segmentschleifrings unter Steuerspannung. 2. Mit Drücken der Starttaste wird der Riegel aus dem Schloss gezogen, mechanisch festgehalten und über ein Relais der Motor eingeschaltet. 3. Erreicht die Bühne den gewählten Anschluss und damit das Schaltsegment Nr. 7, wird der mechanisch festgehaltene Riegel über das Ansteuern des Haltemagneten im Drehscheibenhaus losgelassen. Er schleift dann im Bereich zwischen der Fahrschiene des gewählten Gleises und dem Riegelschloss am Führungswinkel, um anschließend in das Schloss des Gleisabgangs Nr. 7 einzuklinken. 4. Mit dem Einklinken des Riegels schaltet der Bühnenmotor schließlich ab. Der Langsamlauf der Bühne wurde über verschiedene Getriebestufen erreicht. Für den Bahnstrom und die Beleuchtung von Wärterhaus und Sperrsignal erhielt der Königstuhl zwei weitere Schleifbahnen, da die verwendeten Gleichspannungen unterschiedlich
sind. Zusätzlich wurden der Schienenkranz und die am Grubenrand befindliche Zahnstange (Messingstreifen) als Kontaktbahnen herangezogen. Für die Schleifkontakte schienen mir einfache Streifen aus Federbronze nicht sicher genug, deshalb fertigte ich Federtopfkontakte an, mit denen ich aber anfänglich Ärger hatte, weil sie entweder zum Klemmen neigten oder der Federweg zu gering bemessen war. Alle mechanischen Teile musste ich mit der größten Sorgfalt anfertigen, wobei ich nicht verschweigen möchte, dass ich das eine oder andere Bauteil zweimal angefertigt habe, bis es die notwendige Präzision aufwies.
Vorschau Nach der Drehscheibenfahrt werden die Lokomotiven normalerweise ins Haus gestellt. Vom Bau des Lokschuppens wie auch einiger anderer Hochbauten (Wasserturm, Lagergebäude etc.) werde ich in der zweiten Folge berichten. Ulrich Meyer 65
MODELLBAHN-ANLAGE
Anfänge der Industrialisierung
Ziegelei in Holstein
Die nächste Erweiterung seiner modular aufgebauten H0-Anlage rund um Nienstedt/Holstein stellt Dr. Uwe Gierz vor. Diesmal ist eine Ziegelei Thema des Moduls. Der Autor schildert auch, neben den kulturgeschichtlichen Zusammenhängen, wie er beim Nachbau seines H0-Ensembles vorgegangen ist.
Die bekannten Ziegeleigebäude von Pola/Faller (oben). Dr. Gierz hat sie entsprechend nachbehandelt und für das passende Drumherum gesorgt. Im Bild rechts werden Ziegel von Hand gemacht. Im Hintergrund erkennt man die überdachten Trockenregale.
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I
m Sommer des Jahres 2002 lief in den norddeutschen Hansestädten an der Ostseeküste (Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund, Greifswald) eine große Ausstellung zum Thema Gebrannte Größe Wege zur Backsteingotik. Damit wurde noch einmal nachdrücklich unterstrichen, welche Bedeutung der Backstein bereits seit dem Mittelalter als Baumaterial für den Norden hatte.
Anfänge der Industrialisierung Und so wundert es nicht, dass auch Ziegeleien hier weit verbreitet waren. Allerdings wurden diese Ziegeleien meist als reine Handwerksbetriebe oder Ne-
benerwerbsbetriebe geführt, die nur saisonal Steine herstellten und brannten. Doch neue Techniken wie der kontinuierlich brennende Ringofen sowie die Verbesserung der Verkehrswege (Eisenbahn) führten dazu, dass einige Betriebe den Sprung zur industriellen Produktion schafften. Einen solchen Betrieb habe ich mir als Vorbild für mein neues Teilstück ausgesucht ohne allerdings ein ganz bestimmtes Vorbild zu haben. Es wurden einfach typische Elemente neu zusammengemixt. Diese Ziegelei hat sogar ein eigenes Anschlussgleis, während die meisten Betriebe in Schleswig-Holstein ihre Ware auf dem Wasserweg abtransportierten. Mit einem Eisenbahnanschluss bestand auch die Möglichkeit, mit Kohle an einen besseren Brennstoff zu kommen. Nachdem Holz in Norddeutschland sehr knapp war, mussten hier die meisten Ziegeleien mit Torf geheizt werden.
Ziegelei-Gebäude Mit dem Thema Ziegelei habe ich die Möglichkeit gefunden, auf relativ kleinem Raum einen industriellen Betrieb mit Gleisanschluss glaubhaft darzustellen. Trotzdem konnten nur Teile des BeMIBA-Miniaturbahnen 4/2003
triebs gebaut werden. Der Rest liegt außerhalb des Anlagenstücks. Am Beginn stand der Bausatz der bekannten Pola-Ziegelei. Diesen konnte ich günstig im Handel erwerben. Allerdings stand auf der Packung nicht Pola, sondern Faller. Doch der Unterschied besteht wohl im Wesentlichen aus dem anderen Schornstein, der dem Bausatz beiliegt. Man merkt dem Modell die schon länger zurückliegende Entstehungszeit an. So sind z.B. die gravierten Backsteine viel zu groß ausgefallen. Dies habe ich zum Anlass genommen, alle einzeln zu bemalen. Zuerst wurden die Wände komplett mit weißer Farbe gestrichen und dann die erhabenen Backsteinoberflächen in verschiedenen Rottönen eingefärbt. Dabei sind zwar einige Abende draufgegangen, aber das Ergebnis sieht doch sehr lebendig aus. Danach wurden die Wände ohne Veränderung nach Plan zusammengebaut. Nicht verwendet habe ich die dem Bausatz beiliegenden Dachplatten, da diese Biberschwanzdachziegel darstellen, die für Schleswig-Holstein sehr untypisch sind. Stattdessen habe ich Dachplatten von Auhagen mit Flachdachpfannen-Imitation verwendet.
Weitere Ausgestaltung Mit der weiteren Ausgestaltung habe ich versucht einige typische Elemente einer Ziegelei darzustellen. Dazu gehört der Ziehbrunnen direkt vor dem Gebäude. Auffälliger sind sicher die vor dem Seitengebäude stehenden überdachten Trockenregale, in denen die geformten Rohlinge für mehrere Wochen zum Trocknen gelagert wurden. Erst danach kamen sie zum Brennen in den Ofen. Die Regale entstanden aus Plastikprofilen von Evergreen (erhältlich über: Das Modell, Hanauer Landstr. 48a, 60314 Frankfurt/Main) mit Dachplatten von Auhagen. Da die Regale in natura oft 50 m und länger sind, konnte nur ein kleiner Teil dargestellt werden. Daneben hat ein Arbeiter seinen Arbeitstisch aufgestellt, auf dem er noch Ziegel im Handstrichverfahren herstellt. Dabei wird einfach eine rechteckige Holzform mit dem Lehmgemisch gefüllt, oben glatt gestrichen und anschließend die Holzform nach oben abgezogen. Auf dem Tisch bleibt dann der Rohling zurück. Auf langen Brettern werden diese Rohlinge schließlich im
Trockenregal gelagert. Rechts neben dem Tisch steht noch ein Wasserbottich. Das fertige Lehmgemisch wird von einem zweiten Arbeiter per Schubkarre direkt neben den Tisch gekippt. Das Lehmgemisch wiederum wird per Lore angeliefert. Eine der Loren scheint gerade nicht mehr zu funktionieren, weswegen sich zwei Arbeiter um eine Reparatur bemühen. Sind die vollen Loren zum Schieben zu schwer, können auch Pferde als Zugtiere eingesetzt werden. Für die Verlängerung der Feldbahngleise habe ich einfach passende Rechteck-Profile von Evergreen verwendet (eines waagerecht für die Schwellen, eines senkrecht für die Schienen). Die weiteren Drehscheiben wurden aus einer Polystyrolplatte ausgesägt. Nicht dargestellt ist die Herstellung des Lehmgemisches. Auf dem Modell war weder Platz für eine Tongrube, wo die Rohstoffe herkommen, noch für eine Trade (Lehmmühle), in der die Ausgangsstoffe Ton, Lehm und Sand mit Wasser zu einem Brei vermischt werden. Das Gebäude hat vom Vorbild her einen Ringofen mit der zentralen Feue-
Rechts der Ziegeleihof mit Ziehbrunnen und Feldbahn. Unten eine der Loren, die zum Transport des Lehmgemisches dienen. Im Hintergrund wieder die Trockengestelle. Unten (rechts) die im Haupttext erwähnte Lorenreparatur Fotos: Dr. Uwe Gierz
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rung in der Mitte. An drei Seiten befinden sich die Brennkammern, die rundherum der Reihe nach mit Rohlingen gefüllt und zugemauert werden. Nach dem Brand der Rohlinge werden die entsprechenden Kammern wieder aufgebrochen und schließlich ausgeräumt. Dieser Ablauf ist auch im Modell so angedeutet. Drei nebeneinander liegende Brennkammern sind offen, die linke ist mit Rohlingen gefüllt und muss jetzt zugemauert werden, die mittlere ist noch leer und aus der rechten werden gerade die fertigen Steine ausgeräumt. Zum Abtransport der Steine dient die
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Eisenbahn. Deswegen werden am Ladegleis von der Bahn offene Wagen zur Verfügung gestellt. Per Bahn angeliefert werden die Kohlen, die zum Betrieb des Ofens notwendig sind. Lok und Wagen sind ja bereits aus meinen letzten Veröffentlichungen bekannt. Die Schienen der durchgehenden Strecke stammen samt Weiche von Röwa, beim Ladegleis ist Pilz der Hersteller, Teile wie Weichenantriebsattrappen und Telegrafenmaste lieferte Weinert. Was jetzt noch fehlt, ist eine Gleissperre im Ladegleis, aber wie sah so etwas zur Länderbahnzeit aus?
Bleibt abschließend noch zu erwähnen, dass das gesamte Modul eine Größe von 100 x 40 cm hat und damit genau zu meinen anderen Anlagenteilen passt. Dr. Uwe Gierz
Literatur:
H. Mehl (Hrsg.), Maurer Maler Zimmermann, Boyens 2001 1000 Möglichkeiten mit Vollmer-Teilen, Heft 1/1964 Ziegelei Diverse Berichte in Eisenbahn Magazin und MIBA
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Über das Anschlussgleis (oben und oben links) werden Kohlen angeliefert und Backsteine abgefahren. Links ein Blick in den Hof der Ziegelei. Die Bildleiste unten zeigt v.l.n.r.: Backsteinfertigung von Hand, besonders schwere Loren können auch von einem Pferd gezogen werden, Beschicken und Ausräumen der einzelnen Brennkammern, Hof mit Ziehbrunnen.
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MODELLBAHN-PRAXIS
Ein Bahnhof für beengte Verhältnisse (11)
Nur noch ein paar Kleinigkeiten Bad Michlbach ist fertig! Von der Planung über die Gleisverlegung und die diversen Gebäudemodelle hat Horst Meier praxisgerecht demonstriert, wie man so ein durchaus anspruchsvolles Projekt durchzieht. In der letzten Folge geht es nun um die notwendigen Details, die einen Bahnhof oder eine Anlage lebendig aussehen lassen. Den Zeitaufwand für diese Kleinigkeiten darf man allerdings nicht unterschätzen!
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E
in paar Kleinigkeiten zum Schluss. Nach aufwändiger Planungsphase, Zeit raubendem Gleisbau, nerviger Strippenziehung und exaktem Gebäudebau schließt unsere Beitragsreihe um den Bahnhof für alle Fälle mit einigen Ausgestaltungsvorschlägen ab. Nicht alle ein Muss, aber in jedem Fall mit einem hohen Spaßfaktor, denn die Feindetaillierung macht sicherlich jedem Modellbahner am meisten Spaß. Ich glaube, auf diese Phase des Anlagen- oder Modulbaus warten alle Modellbahner immer am meisten: auf die Endgestaltung, wo es dann mithilfe von ein paar Kleinigkeiten dem gestalterischen Endzustand entgegengeht. In dieser Phase versetzt sozusagen jede Kleinbastelei und jedes zusätzliche Teil den Erbauer einmal mehr in einen euphorischen Zustand. Dabei können schon ein paar zusätzlich angemalte Fässer oder ein Stück Zaun den Modellbauer begeistern und einen gewissen Präsentationszwang auslösen. Dass der oft nicht mit der
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gleichen Begeisterung von den mitbetrachtenden Familienmitgliedern geteilt wird, liegt in der Natur der Sache. Schließlich ist man oft genug am meisten von seinen eigenen gebastelten Produkten begeistert und neigt dazu, sie durch eine rosa Brille zu betrachten. Aber schon ein Ach ja, sieht ganz nett aus kann durchaus ein zufriedenes Lächeln auf die Gesichtszüge des Weltenerbauers zaubern. Eine gewisse Steigerung kann sich noch einstellen, wenn die Modellbahnfreunde in den nächsten Tagen vorbeischauen und man gespannt darauf lauert, ob sie auch wirklich alle kleinen Arrangements entdecken, die man in der Schlussphase des Bahnhofsbaus noch verwirklicht hat.
Der Endmast Und gerade in einem Bahnhof lassen sich nun wirklich eine Unzahl von Details nachbilden, die entsprechend ihrer Ausführung und gemäß ihrem Um-
fang noch einmal ein ganzes Stück der ohnehin so wertvollen Zeit rauben. Bei vielem kann man auf handelsübliche Bausatzteile zurückgreifen, manches muss aber nach wie vor selbst hergestellt werden. Hierin liegt aber natürlich für den geneigten Leser immer wieder ein besonderer Reiz. Neben Weichenlaternen oder Bahnhofslampen ist z.B. ein so genannter Endmast eigentlich ein unbedingtes Muss für einen kleineren oder mittleren Durchgangsbahnhof. Die an der Strecke entlangführende Telegrafenleitung muss schließlich irgendwie ihre Informationen auch in die Bahnhöfe bringen. Deswegen werden von der Durchgangsleitung die entsprechenden Leitungen abgezweigt und (meistens) unterirdisch ins Gebäude geführt. Hierbei reicht ein normaler Telegrafenmast in der Regel nicht aus. Ein extra versteifter und abgestützter Doppelmast garantiert eine stabile Leitungsführung in einem gesonderten Kabelkanal.
Die Anfertigung im Modell gestaltet sich bei Verwendung geeigneter Teile nicht allzu schwierig. Die einzige Gefahr dabei ist ein windschiefes Aussehen, wenn die Teile nicht rechtwinklig zusammengeklebt werden. Deshalb empfiehlt sich die Anfertigung einer Schablone (z.B. aus einem passend zugeschnittenen Balsaholzstreifen). Die Mastteile entstehen aus gebeizten Schaschlikspießchen oder anderen geeigneten Rundhölzern, den Kabelkanal und die längeren Quertraversen bzw. die Querträger schneidet man sich aus entsprechenden Evergreen-Profilen zurecht. Beim Kabelkanal selbst sollten zuvor noch die Ecken etwas gerundet werden. Selbstverständlich gehört die passende Farbgebung dazu, die sich wahlweise auch schon vorher (z.B. anthrazit) anbringen lässt. Die eigentlichen Traversen fertigte ich aus den Freileitungsträgern von Reitz an und verklebte sie mit den zuvor zugeschnittenen Kunststoffprofilen. Den Endverschlusskasten
Mangels entsprechendem Zubehörangebot muss man sich einen Endmast selbst bauen (oben). Er entsteht aus Evergreen-Profilen, Holzstäbchen und Reitz-Telegrafentraversen. Gut macht sich bei dem fertigen Mast auch eine zusätzliche Abspannung aus Zwirnsfäden (unten). Aus der Vogelperspektive lässt sich für Nachbauinteressenten die mögliche Anordnung der unterschiedlichen Kleinteile erkennen (links).
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Detail bei hölzernen Gleisübergängen: ein Auflaufkeil, der Beschädigungen herabhängender Kupplungen vermindern soll. Oben: An fast jedem Bahnhof finden sich Fahrradständer. Charakteristisch die gebogenen Wellblechdächer, meist mit Rostüberzug. Links: Vor Tunneln, aber auch in Bahnhöfen findet man Endmasten. Hier werden die Drähte der Telegrafenleitungen in einem geschlossenen Kabelkanal nach unten in Richtung Empfangsgebäude geführt. Geordnetes Durcheinander herrscht rund um einen Landhandel. Palettenstapel, geschichtete Kartons und eingeschweißte Säcke stehen hier dicht beisammen (unten).
muss man sich aus einem Spritzling passend zurechtschnitzen, als Kabelführung in den Boden fungiert ein stärkeres Stück Draht.
Gleisübergänge Die typischerweise in kleineren Bahnhöfen mit Inselbahnsteig zu findenden hölzernen Gleisübergänge kann man aus einer entsprechenden Bausatzpackung entnehmen oder auch ganz einfach selbst aus Holz anfertigen. Ein ausreichender Abstand für die Radsätze am Gleisprofil (Spurkranzrille) ist dabei unbedingt zu beachten. Nachbildenswert ist auf jeden Fall der Kupplungs-Aufgleitkeil, eine keilförmige Vorrichtung aus Holz oder Metall, die verhindern soll, dass sich etwa herabhängende Wagenkupplungen an den Bohlen verhaken können. 72
Fahrradständer Ganz typisch sind auch Fahrradständer, die man meist mit einem gebogenen Dach aus Wellblechplatten antrifft. Teilweise sind sie offen, manchmal auch mit seitlichen Platten verkleidet und damit etwas windgeschützter. Besonders auffällig ist der fast als heruntergekommen zu bezeichnende Zustand, der sich in Form von auffälligem Rostfraß bemerkbar macht. Besonders die Unterstände der früheren Epoche noch ohne Verzinkung sind für Verwitterung anfällig. Rostspuren lassen sich mit Pinsel und entsprechenden Rosttönen anbringen und mit Pulverfarben oder der Airbrush noch etwas verfeinern. Natürlich gehören ein paar Fahrräder hinein, wobei man zwar nicht auf unterschiedliche Farbgebung, aber sicherlich auf die
minuziöse Nachbildung von Klingeldosen und Fahrradschlössern verzichten kann.
Rampengestaltung Besonderes Leben haucht einem Bahnhof das Flair eines geschäftigen Ladebereiches ein. Hier fanden sich früher die typischen rollbaren Kleincontainer, Bahnsteigwagen, Gitterboxen, Palettenstapel und natürlich jede Menge Ladegut. Von Kibri und Preiser gibt es hierzu eine Unmenge von Ausstattungszubehör, das teilweise aber noch weiter verfeinert werden sollte. Insbesondere die Rollcontainer von Kibri erscheinen mit ihren leuchtend orangefarbenen Aufklebefolien nicht mehr ganz zeitgemäß. Ich zog eine stumpfere und mattere Farbgebung mit dem Pinsel MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Auf Laderampen und an Güterschuppen fand man jedenfalls, solange noch Stückgutverkehr stattfand die hölzernen Kleincontainer. Hier wurden Verpackungskartons und Torfsäcke zwischengelagert.
Auch entsprechende Gitterboxen und Paletten sind typisch für die Umgebung eines Güterschuppens. Die Modellpendants entstanden aus Bausatzpackungen von Kibri, Preiser und PMT.
Ein weiteres Detail im Bahnhofsumfeld sind in den Boden eingelassene Schutzprofile, die sich z.B. aus übrig gebliebenen Schienenprofilen anfertigen ließen.
vor, die ich nachträglich noch mit den verschiedensten Beschriftungen, entsprechend diversen Vorbildaufnahmen, ergänzte. Auch die Kisten und Paletten sollte man nicht so verwenden, wie sie aus der Packung kommen. Nach jahrelangem Gebrauch ist eher eine gräulich braune Farbgebung angebracht oder schlicht und ergreifend ein Überzug mit hoch verdünnter Schmutzbrühe, der man zur Sicherheit ein paar Tropfen Mattierungsmittel zugeben kann. Auch hier zögern diverse, mittels Schiebebildern noch anzubringende Aufschriften den Einsatz im Bahnhofsbereich zunächst noch hinaus eine Geduldsprobe für den eiligen Anlagengestalter. Auch andere Kleinteile, z.B. aus Weißmetall von MO-Miniatur oder PMT erhöhen die Abwechslung rund um den Güterschuppen. MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Raiffeisen-Landhandel So richtig bunt wird es rund um die Raiffeisenhandlung. Viele landwirtschaftliche Produkte sind in dieser Umgebung zu entdecken. Vor allem in Säcken angelieferte Produkte dominieren hier geradezu die Peripherie und die Laderampe. Alle Arten von Düngeund Futtermitteln, Säcke mit Blumenerde oder Torf stehen in den unterschiedlichsten Stapeln herum. Ein Betätigungsfeld (fast) ohne Grenzen! Vieles lässt sich mit den einschlägigen Bausatzpackungen von Preiser bereits nachstellen. Aber gerade die für den Landhandel so typischen bunt bedruckten Säcke bzw. Sackstapel vermisse ich noch. Diese und diverse unterschiedlich große Pappkartons habe ich mir daher selbst angefertigt. Im Zeitalter des Computers und der Farb-
drucker ist selbst die Anfertigung von Torfsackbeschriftungen keineswegs unmöglich, nur eben Zeit raubend. Zunächst habe ich die gelben Platten von Sackstapeln aus der Bausatzpackung # 17111 mit einem grünen und einem braunen, wasserfesten Edding bzw. CD-R Pen fantasievoll bemalt. Mit Frischhaltefolie wurden die Stapel dann umhüllt, mit der Nagelschere etwas zurechtgestutzt und mit UHU-Alleskleber auf der Unterseite verklebt. Diese Folieneinschweißung ist jedoch zeitlich nicht unbegrenzt anwendbar. Es entzieht sich allerdings meiner Kenntnis, wann man damit angefangen hat ganze Packungseinheiten mit solchen Folien zu umhüllen. Zumindest ab den Siebzigerjahren dürfte es dies aber schon gegeben haben. Vielleicht weiß hier einer der Leser etwas Genaueres. Andere Sackstapel wurden einfach 73
umgefärbt und in unterschiedlichen Anordnungen aufeinander geklebt. Aus derselben Packung kann man die kleinen Tankbehälter und die Metallpaletten durchaus mit verwenden. Aus Heki s Modellbauplatten # 7030 entstanden schließlich die Torfsäcke und Pappkisten. Ich schnitt mir passende Quader mit dem Stahllineal und einem scharfen Bastelmesser zurecht, wobei die Pakete durchaus unterschiedliche Abmessungen haben dürfen (bzw. sogar sollten!). Die Torfsäcke erhielten ein Maß von 10 x 6 x 6 mm. Dieses resultierte zwangsweise aus der dicksten Hartschaumplatte in der Packung. Man kann diese Abmessungen je nach Liter-Inhalt des Gebindes durchaus auf 14 x 8 x 8 mm bringen, müsste dann aber auf andere Ausgangsmaterialien zurückgreifen. Während die Kartons einen blassbraunen Anstrich erhielten, färbte ich die Torfballen weiß ein. Am PC entstanden mithilfe eines einfachen Malprogrammes die Embleme und Beschriftungen für die Ballen. Mein Torf der Marke Humosol (ich hoffe, ich habe gegen keine Namensrechte verstoßen!) hat die Farben Weiß, Grün und Orange im Signet. Nach verschiedenen Druckversuchen in unterschiedlichen Größen konnten die selbst erstellten 74
Aufkleber ausgeschnitten und aufgeklebt werden (nur auf die Sichtseiten). Das ganze Paket wurde schließlich mit Klarlack (darf ruhig glänzend sein) überzogen fertig!
Die Szenen auf der Laderampe sind den Vorbildgegebenheiten nachempfunden und tragen damit ungemein zum stimmigen Eindruck der Bahnhofsszenerie bei. Fotos: Horst Meier
Noch ein paar Vorschläge Während die Ausgestaltung der Ladebereiche oder die Anfertigung eines Endmastes unbedingt zum Bahnhofsumfeld dazugehören, gibt es naturgemäß ein paar Ausgestaltungsvorschläge, die im Ermessen des Gestalters liegen, aber nichtsdestoweniger jede Menge Atmosphäre schaffen. So kann man mit wenig Aufwand ein paar Schutzprofile um Lampen- oder Oberleitungsmasten anbringen. Übrig gebliebene Schienenstücke werden mit einem rot-weißen Schutzanstrich versehen und rund um das zu schützende Objekt im Boden versenkt. Ich habe einen meiner Festprellböcke damit ausgestattet. Ein bisschen aufwändiger wird das Aufstellen weiterer Behelfsbauten. Solche Lager- oder Werkstattgebäude fanden sich immer wieder auf dem Bahngelände. Teilweise waren sie in Massivbauweise erstellt, oft genug aber reine Provisorien. Die schon einmal angesprochenen Kleinbausätze von Artitec
(Teil 9, Heft 1/2003) eignen sich hervorragend für diesen Zweck, sind aber nicht ganz einfach zu bauen, weil oftmals verzogen. Und ein vorheriges Geradebiegen in warmem Wasser oder ein Passendfeilen sind nicht unbedingt jedermanns Sache. Mit dem Abschlussbild einer Landhandel-Laderampe will ich mich aus Bad Michlbach verabschieden, zumindest bis die Bahngesellschaft wieder Kapazitäten für den Bau eines adäquaten Empfangsgebäudes hat. Derzeit fungiert noch ein entsprechender Platzhalter als Provisorium. Oft genug sind die so genannten Provisorien ja die dauerhaftesten Lösungen! Ich hoffe, ich konnte mit meinem Bahnhof für beengte Verhältnisse dem einen oder anderen den Anstoß zur Umsetzung eines eigenen Projektes geben und vielen anderen eine Menge Tipps, was zur Gestaltung eines Bahnhofes alles dazugehört (bzw. -gehören kann). Horst Meier MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Sowohl die Kleincontainer als auch die diversen Kisten erhielten epochetypische Aufschriften. Den Zeitaufwand solcher Verfeinerungen darf man nicht unterschätzen! Für die Nachbildung im Modell mussten zunächst verschiedene Bausatzpackung von Preiser herhalten. Einige der Sackstapel wurden umgefärbt, andere (die gelben) mit wasserfesten Faserstiften zu Gebinden mit Gartenerde umbeschriftet und mit Frischhaltefolie eingeschweißt. In den freien Gleiszwischenraum zwischen Bahnhofsausfahrt und dem Raiffeisen-Lagerhaus wurde eines der typischen Behelfsgebäude von Artitec eingefügt.
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DIGITALTECHNIK
Einige Z-Bahner fahren schon seit Jahren digital, andere würden auch gern umsteigen. Der Einbau von Decodern wurde von wenigen Spezialisten ausgeführt, die vorzugsweise Selectrix-Decoder einbauten. Mit den neuen Micro-Decodern von Doehler & Haass wird die Digitalisierung in Z immer attraktiver und der Einbau weniger aufwändig.
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iele Z-Bahner, die den Schritt zum Digitalbetrieb vollzogen haben, würden dies immer wieder tun. Dabei steht einerseits der problemlose Mehrzugbetrieb im Vordergrund, aber auch die deutlich verbesserte Fahrcharakteristik. Besonders die Langsamfahreigenschaften haben an Qualität zugelegt bzw. bei einigen Loks erst Qualitäten entwickelt.
Kurz + knapp Keramik-Decoder (Selectrix) Art.-Nr. 66830 Preis: ca. 70, Trix Erhältlich im Fachhandel DHL100 bzw. SLX830 (Selectrix) Hersteller: Doehler & Haass Preis: ca. 35,50 Micro-DHL050 bzw. SLX831 (Selectrix) Hersteller: Doehler & Haass Preis: ca. 41,50 Vertrieb: MDVR, Walter Radtke Unterbruch 91 D-47877 Willich-Schiefbahn MÜT GmbH Neufeldstr. 5 D-85232 Bergkirchen Erhältlich direkt und im Fachhandel MX62 (DCC) Preis: ca. 39, Zimo Schönbrunner Straße 188 A-1120 Wien Erhältlich im Fachhandel
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Winzige Decoder in winzige Loks
Und sie fahren doch! Trotz der positiven Erfahrungen ist der Digitalbetrieb in der Baugröße Z eine sensible Angelegenheit. Die recht leichten Loks haben größere Kontaktprobleme als z.B. N-Loks. Je leichter die Lok, desto kritischer wird es. Die Schienen müssen penibel sauber sein. Der Decodereinbau ist durch das geringe Platzangebot in manchen Lokomotiven problematisch aber nicht unlösbar. Zudem bereitet häufig die Stromzuführung zu den Motoren erhebliches Kopfzerbrechen, weil Motor und Kohlen keine technische Einheit bilden. So muss in manchen Loks mächtig getrickst werden. Drehgestellloks sind diesbezüglich pflegeleicht.
Pro Selectrix Bevor es ans Eingemachte geht, soll vorab Grundlegendes geklärt werden. Für die Digitalisierung haben sich einseitig bestückte Miniaturdecoder als ideal erwiesen. Diese werden aber fast ausschließlich für das Selectrix-Datenformat angeboten. Das ist insofern positiv, da die hohe Datenwiederholrate kurze Fahrstromunterbrechungen der leichten Fahrzeuge besser kompensiert. Ein weiterer Grund für SelectrixDecoder ist deren ausgezeichnetes Motormanagement, das aber nichts mit dem Datenformat zu tun hat.
Alternativ lässt sich auch der MX62 von Zimo für das DCC-Format einsetzen. Auch er ist aufgrund seiner einseitigen Bestückung sehr flach und besitzt ein ausgezeichnetes Motormanagement sprich Lastregelung. Für den Einbau stehen drei Decodertypen zur Verfügung. Nicht mehr ganz aktuell und nur noch bedingt lieferbar ist der Keramik-Decoder 66830 von Selectrix. Aktueller und mit Softdrive ausgestattet zeigt sich der Decoder DHL100 von Doehler und Haass mit gleichen Abmessungen, aber größerer Leistungsfähigkeit, und sein kleiner Bruder: der bereits erwähnte Miniaturdecoder Micro-DHL050. Der Micro-DHL050 ist für den Einbau in Z-Loks konzipiert und mit 6,5 mm Breite der schmalste Decoder. Der mechanische Einbauaufwand wird bei einigen Loks erheblich minimiert. Notwendige Fräsarbeiten entfallen oder reduzieren sich deutlich. Der Kleine liefert noch satte 500 mA Motorstrom, was selbst für einige H0-Loks noch ausreichend wäre auch wenn man noch 50-100 mA Strom für den Lichtausgang abziehen würde. Die neueren Z-Loks von Märklin sind mit einer LED-Stirnbeleuchtung ausgestattet. Sie erfordern einen anderen Lichtausgang als der zum Schalten von Glühbirnchen. Quasi frisch auf dem MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Rechts: Jungfräulich und mit abgenommenem Gehäuse präsentiert sich die BR 55.
Der Decoder DHL100 wird mit einem Klebepad auf dem Tendergewicht fixiert. Unter der Tenderbühne (im gelben Oval) muss Material für die Kabeldurchführung weggefräst werden.
Markt ist die spezielle Ausführung Micro-DHL055 mit Lichtausgängen für LED-Beleuchtungen. Z-Loks haben eine typische Stromaufnahme von etwa 150 mA. Daher könnte der Micro-DHL050 generell in Z-Loks eingebaut werden. Da er jedoch etwa 5, teuerer ist als der DHL100, wird dieser sicherlich eine kostengünstigere Alternative sein. Bei der Wahl des Decoders muss zwischen Einbauaufwand und dem Preis des Decoders abgewogen werden. So wurde bei den folgenden Einbauvorschlägen auch der Preisfaktor berücksichtigt.
Werkzeuge Für den Einbau von Decodern in ZLoks sind einige feine Werkzeuge unabdingbar, ohne die ein fachmännisches Öffnen der Gehäuse oder Löten an kleinen Kontakten häufig nicht möglich ist. So ist es ratsam, neben Schraubendrehern für Schlitz- und Kreuzschlitzschrauben auch verschiedene Pinzetten parat zu haben. Zudem ist eine Minibohrmaschine mit Diamanttrennscheibe, Kugelkopf-, Zylinder- und Scheibenfräser wichtig um kleine Fräsund Trennarbeiten durchzuführen. Für die Lötarbeiten ist ein Mikrolötkolben mit 8 Watt und dünnem Lötzinn ideal. Die Spitze ist sehr fein und erMIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Oben: Die Drahtenden des entfernten Kondensators müssen fixiert werden, da sie die Kohlekontaktfedern halten. Die Pfeilspitze zeigt auf die erforderliche Trennung hin, um die Stirnbeleuchtung schalten zu können.
leichtert das An- und Ablöten von Kabeln an Decodern und Kontakten in der Lok. Zur Ausstattung gehört natürlich auch ein Messgerät, mit dem die elektrischen Verbindungen der Loks geprüft werden können.
Schlepptenderloks Der Einbau in Schlepptenderloks gestaltet sich relativ einfach, wenn man den Decoder im Tender platziert. In den Tendern ist Platz für den DHL100, den wir beispielhaft in die BR 55 einbauen. Um das Tendergehäuse abnehmen zu können, müssen zwei mit dem Rahmen verschweißte Plastikstifte des Gehäuses entfernt werden. Der Decoder findet auf dem kleinen Gewicht im Tender seinen Platz. Um die Kabel herauszuführen, muss rechts und links vom Befesti-
gungszapfen unterhalb der Tenderbühne mit einem Fräser Platz geschaffen werden. Die Kabel werden dicht an der Deichsel vorbei- und unterhalb des Führerhauses in die Lok geführt. Vor dem Anschluss des Decoders müssen erst einige Leitungen gekappt werden. Links und rechts des Chassis sind die Leiterbahnen der Stromabnehmer fixiert, die die Stirnlampe und den Motor über Kontaktfahnen mit Strom versorgen. Die Verbindung zwischen Kontaktfahnen und Motoranschlüssen stellen die Beinchen eines Entstörkondensators her. Knipst man ihn mit einem Seitenschneider heraus, liegen die Kohlen nicht mehr korrekt am Kollektor an. Daher sind vorher die Beinchen (wie in der Abbildung zu sehen) mit einem Zweikomponentenkleber zu sichern. 77
Unten: Der Decoder ist mit einem Klebepad auf der Platine fixiert. Diese Art der Befestigung lassen die meisten Drehgestellloks zu. Die Kabel werden möglichst kurz zu den Leiterbahnen geführt. Die Kabel sollten möglichst flach liegen um das Gehäuse problemlos aufsetzen zu können. Der Kondensator muss noch entfernt werden.
Oben: In den Kreisen sind die notwendigen Trennungen der Leiterbahnen zu erkennen.
Um die Stirnbeleuchtung schaltbar auszuführen, muss mit einem Radfräser die Leiterbahn auf der Heizerseite aufgetrennt werden. Der weiße Kabelanschluss des Decoders wird möglichst flach an den vorderen Bereich angelötet. Vor dem Aufsetzen des Gehäuses sollte ein Funktionscheck durchgeführt werden. Das Gehäuse muss sich leicht aufsetzen lassen. Ist das nicht der Fall, wird wahrscheinlich ein Kabel eingeklemmt und unter Umständen aufgeschert. Das führt zu einem Kurzschluss.
Drehgestellloks Am einfachsten lassen sich Drehgestelllokomotiven digitalisieren. Aber auch bei ihnen sollte konzentriert zu
Durch minimale Fräsarbeiten am Kunststoffeinsatz lässt sich der MicroDHL050 auch in den Schienenbus der BR 798 einbauen. Der Decoder sollte auf der Leiterbahnseite isoliert werden.
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Werke gegangen werden. Meistens lassen sich die Decoder oben auf der Stromverteilerplatine unterbringen. Die Leiterbahnen müssen für den Anschluss des Decoders aufgetrennt werden. Dazu ist es erforderlich, die Verbindungsstellen zum Motor, zu den Stromabnehmern und den Stirnlampen herauszusuchen. Als äußerst praktisch stellt sich immer wieder die Anfertigung einer Skizze heraus, in der die Anschlüsse und die erforderlichen Trennstellen eingetragen werden. Ist die Trennung ausgeführt, sollten vor der Verkabelung des Decoders die Kontaktflächen mit einem Multimeter zueinander auf elektrische Isolierung geprüft werden. Am besten stellt man die Lok dazu auf ein kurzes Gleis. So
lassen sich vor allem die Verbindungen von den Schienen zu den Motoranschlüssen prüfen. Es darf keine elektrische Verbindung existieren. Häufig stellen Befestigungsschrauben wie bei der V 200 elektrische Verbindungen zum Chassis und somit zu den linken oder rechten Rädern her. Beim Durchmessen ist also auch auf die korrekte Befestigung zu achten. Nach dem Anlöten der Decoderkabel an die Verteilerplatine der Lok erfolgt erst das Einlesen der Decoderdaten. Können sie eingelesen werden, erfolgt die erste Testfahrt.
Klein- und Tenderloks Am schwierigsten aber nicht unmöglich ist der Decodereinbau in Tenderloks und in die V 60 bzw. BR 361. Chassis, Motor sowie Kontaktfedern nehmen Platz weg und erschweren die Unterbringung. Die abenteuerliche Konstruktion der Kontaktfedern verbindet Stromabnehmer, Entstörkondensator und Kollektor des Motors. Der Anschluss des Decoders erfordert eine besondere Vorgehensweise. Zudem ist ohne Fräsarbeiten kein Einbau möglich. Bei der BR 361 findet der Decoder hochkant stehend Platz unter dem langen Vorbau. Der Entstörkondensator, die zugehörigen Kontaktfahnen und die langen Kontaktfedern müssen ausgebaut werden. Mit einem kleinen Fingerfräser wird der Innenraum des Vorbaus ausgefräst. Die Aussparung für MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Für den Einbau des Micro-DHL050 müssen Entstörkondensator und Kontaktfedern ausgebaut werden.
Unten: Das Gehäuse wurde mit einem Fingerfräser und einer Minibohrmaschine ausgefräst. Wichtig ist die Verwendung eines scharfen Fräsers; mit einem stumpfen kommt man kaum ans Ziel. Das Fräsen ist mit Vorsicht auszuführen, da die Gehäusewandungen zum Schluss immer dünner werden.
Oben: Zwei aufeinanderliegende Kontaktfedern mit Papier isoliert, erlauben den Anschluss des Decoders. Im Kreis die nach oben geführten Stromabnehmer.
den Entstörkondensator kann als Anhaltspunkt dienen, wie tief gefräst werden kann. Für die Fräsarbeiten ist nicht unbedingt ein Kreuztisch mit Bohrständer erforderlich. Für den Einbau probierte ich es freihändig mit einer Proxxon-Minibohrmaschine und einem Fingerfräser von Dremel aus. Voraussetzung für ein Gelingen sind eine ruhige Hand und ein scharfer Fräser. Zudem sollte das Gehäuse nicht freihändig gehalten, sondern auf einen festen Untergrund aufgedrückt werden. Das Gehäuse muss sich mit dem platzierten Decoder leicht aufsetzen lassen. Zum Testen der Platzverhältnisse kann man sich übrigens auch einen Decoderdummy aus Kunststoff bauen. Für den Anschluss des Decoders muss die Verbindung von den StromMIBA-Miniaturbahnen 4/2003
abnehmern zur Kontaktfeder des Motors unterbrochen werden. Im Fall der BR 361 wählte ich ein zweites Paar Kontaktfedern (Ersatzteil) und kürzte sie ein, so wie es auf den Bildern zu sehen ist. Die kürzeren Federn liegen außen und haben Kontakt mit den Stromabnahmefedern. Ein schmaler Papierstreifen trennt die beiden Kontaktfedern elektrisch voneinander. Gegebenenfalls sollten vor dem Einbauen die Originalkontaktfedern so vorgebogen werden, dass der Anpressdruck der Kohlen an den Kollektor minimal geringer wird. Durch den Einbau der zweiten Kontaktfedern könnte sonst der Anpressdruck zu groß werden. Die Kabel der Lichtausgänge lötete ich ab. Zudem verlegte ich zwei der Decoderanschlüsse wegen Platzmangels auf die Rückseite des Decoders.
Zum Schluss noch ein paar gut gemeinte Tipps. Der Einbau erfordert handwerkliches Geschick und elektrotechnische Grundkenntnisse um mit einem Messgerät gezielt arbeiten zu können. Wer keine sauberen Lötstellen zustande bekommt, sollte die Decoder einbauen lassen. Es sollten nur in Loks mit einwandfrei laufendem Motor Decoder eingebaut werden. Vergleichen Sie auch die Stromaufnahme der Loks untereinander. Loks, die mehr als 150-200 mA Strom aufnehmen, sollten einen neuen fünfpoligen Motor erhalten. Prüfen Sie nach dem Auftrennen der elektrischen Verbindungen, ob Motoranschlüsse und Stromabnehmer keine Verbindung mehr haben. Nach dem Einbau des Decoders erst die Daten mit der verwendeten Zentrale einlesen. Klappt das Einlesen, kann die erste Testfahrt unternommen werden. Erst danach die Lok fertig zusammenbauen. Die umgebauten Loks fuhren auf der Testanlage sehr zufriedenstellend. Rangieren im Schleichgang ist nun auch kein Problem mehr. Allerdings müssen Schienen und Räder sauber sein. gp 79
MODELLBAHN-PRAXIS
Nassschiebebilder selbst erstellt
Beschriftungen nach eigenem Gusto Oft steht der Realisierung eines ganz bestimmten Wunschmodells nur entgegen, dass es keine passenden Beschriftungssätze gibt selbst gedruckte Nassschiebebilder können hier Abhilfe schaffen. Sebastian Koch zeigt an Hand eines Triebwagens nach dem Vorbild der Prignitzer Eisenbahn GmbH, wie dies mit einfachen Mitteln möglich ist.
N
achdem der in Miba 5/99 bereits vorgestellte Triebwagen der PEG seinen Dienst auf der Modellbahn versieht, sollte dieser noch durch ein weiteres Fahrzeug ergänzt werden. Dazu sollte einer der Wagen nachgebildet werden, die die PEG von der Dürener Kreisbahn kaufte. Das Umlackieren eines VT 98 von Roco stellt an sich kein Problem dar; schwieriger wird es dann mit der Beschriftung. Mit der Möglichkeit, Nassschiebebilder selbst zu drucken, wäre eine einfache und preiswerte Alternative gefunden
Solche selbst bedruckbaren Nassschiebebilder hat die amerikanische Firma Supercal (nähere Informationen auch unter http://www.supercalde-
cals.com) im Sortiment. Neben den einzelnen Produkten gibt es hier zudem Sets, die neben einer Anleitung auch Fixierspray beinhalten. Zum Drucken genügt ein herkömmlicher Tintenstrahldrucker. Die bedruckbaren Bögen in DIN A5 gibt es mit transparentem und weißem Trägermaterial. Ich ließ mir die Produkte seinerzeit von einem Freund aus den Staaten mitbringen. Man kann die Produkte von Supercal aber auch direkt aus den USA beziehen oder im Internet einen Händler suchen, der sie importiert (einfach einmal bei Google supercaldecals eingeben). Die Lieferzeiten können hierbei aber sehr unterschiedlich sein. Die auf diese Weise hergestellten Nassschiebebilder setzen dem Modellbauer aber auch Grenzen. So kann beispielsweise nicht weiß gedruckt werden. Weiße Beschriftungen sind nur dann möglich, wenn man das weiße
Am 21.6.2000 stehen beide Farbvarianten der PEG-Triebwagen in Pritzwalk. Deutlich sind die Sonne und der Schriftzug für den Pflanzenölbetrieb zu erkennen.
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MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Der von der Dürener Kreisbahn 1998 zur Prignitzer Eisenbahngesellschaft gekommene T11 diente als Vorbild für das Modell; er steht hier im Bahnhof Eberswalde.
Trägermaterial verwendet, das Umfeld farbig druckt und die eigentliche Beschriftung frei lässt. Auch mischt sich die Farbe des Fahrzeuguntergrundes leicht mit der Farbe der Beschriftungen, da diese etwas transparent sind; Ausnahme bilden schwarze Schriftzüge und Symbole, diese können überall aufgebracht werden. Auf weißen oder anderen hellen Oberflächen lassen sich aber farbige Schriften und Symbole problemlos auftragen, ohne dass der Untergrund durchscheint. Wer das weiße Trägermaterial verwendet, kann beliebig farbig drucken, es verhindert dann weitgehend ein Durchschimmern des Untergrundes. Das aufgedruckte Umfeld des Schriftzuges muss in diesem Fall aber die Untergrundfarbe aufweisen!
Der PEG-Triebwagen im Modell Die Prignitzer Eisenbahngesellschaft kaufte 1998 die zwei Triebwagen von der Dürener Kreisbahn und bezeichnete sie als T10 und T11; die Fahrzeuge behielten dabei ihre blau-beige Farbgebung. Die PEG brachte ihre roten Schriftzüge auf und ergänzte diese durch eine lachende Sonne, die mit einem Slogan für den Betrieb mit Pflanzenöl wirbt. In dieser Ausführung sollte das Fahrzeug auch im Modell entstehen. Weitere ehemalige VT 98 der Dürener Kreisbahn fahren zwischen Dessau und Wörlitz sowie bei verschiedenen Museumsbahnen, sodass man mit der blau-beigen Farbgebung auch andere Vorbilder nachbilden kann. Als Grundlage dient das bekannte RocoModell des VT 98. Durch einfaches Abkleben lässt sich die Lackierung in den drei Farbtönen recht problemlos realisieren. Der von mir zum Vorbild genommenen T11 der PEG trägt die BeschriftunMIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Oben: Das Abkleben mit Klebeband und Maskol für die neue Lackierung des Roco-Modells sollte keine Schwierigkeiten bereiten.
Um ein sicheres Haften der Abziehbilder zu gewährleisten, müssen eventuell vorhandene Kleberückstände der zum Abdecken benutzten Klebebänder entfernt werden. Rechts: Das Set von Supercal enthält die wasserlöslichen Bögen, Fixierspray und eine Anleitung.
Am heimischen Tintenstrahldrucker können die Bögen selbst bedruckt werden. Hier sind dann im Prinzip alle Farben möglich nur eben leider kein Weiß. Alle Fotos: Sebastian Koch
Nach dem Ausdrucken muss der Beschriftungsbogen mit dem Fixierspray geschützt werden, da er sich sonst im Wasserbad auflösen würden.
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gen auf einem beigen Untergrund. Da dieser nicht störend durchscheinen kann, konnte ich die transparenten Bögen verwenden. Das Gehäuse sollte zum Abschluss mit der Airbrush einen dünnen Überzug mit hochglänzendem Klarlack erhalten dies erleichtert nachher das Aufbringen der Nassschieber.
Schriften und Symbole selbst gedruckt
Mit einer Schere oder einem scharfen Skalpell werden die einzelnen Beschriftungselemente möglichst knapp ausgeschnitten. Rechts: Nachdem die Elemente in Wasser geweicht wurden, können sie auf dem Triebwagengehäuse platziert werden.
Dauerhaften Halt bekommen die aufgebrachten Beschriftungen mit dem Auftrag von Klarlack. Auch kann das Modell damit einen einheitlichen seidenmatten Überzug erhalten. Unten das fertige Modell des T11.
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Zum Bedrucken der Bögen muss man die erforderlichen Schriftzüge erst einmal am Computerbildschirm setzen und auf die richtige Größe skalieren. Wer einen Scanner hat und über ein Grafikprogramm verfügt, kann sie von Bildern oder aus Zeitschriften einlesen. Heute findet man viele Symbole bereits im Internet; so auch in diesem Fall. Unter http://www.prignitzer-eisenbahn.de findet man viele Informationen zu dem brandenburgischen Eisenbahnunternehmen. Auch die zum Bedrucken des Modells erforderlichen Grafiken findet man hier. An Hand dieser Vorlagen entstanden die Schriftzüge am Computer in einer dem Vorbild weitgehend entsprechenden Schriftart. Farblich etwas nachbearbeitet und auf die entsprechende Größe gebracht, lieferte ein erster Probedruck auf Photopapier einen zufrieden stellenden Eindruck. Nachdem noch einmal alles kontrolliert worden war, konnte der Beschriftungsbogen ausgedruckt werden. Wenn die Ausdrucke trocken sind, müssen sie fixiert werden das Aufweichen des Papiers im Wasser würde sonst die Schrift auflösen. Das mitgelieferte Fixierspray ist eine Art Klarlack, es braucht nur kurz aufgesprüht zu werden. Nach einer Trocknungszeit von zwei Stunden lassen sich die Bögen weiterverarbeiten. Die weitere Anwendung erfolgt wie bei anderen Nassschiebebildern auch. Da der gesamte Bogen mit der Trägerschicht versehen ist, müssen die aufzubringenden Beschriftungselemente mit einer Schere oder einem Skalpell möglichst knapp ausgeschnitten werden. Nachdem sie etwa 30 Sekunden in Wasser geweicht wurden, können sie vorsichtig mit einer Pinzette oder anderen Hilfsmitteln aufgebracht werden. Laut Anleitung des Herstellers soll das Trägermaterial dann einige Stunden trocknen. Mit einem abschließenden Auftrag von seidenmattem Klarlack ist eine dauerhafte Fixierung gegeben. Sebastian Koch MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
BR 12 in H0
Reichsbahn-Fahrer und -Sammler werden sich über die Bereicherung des Fahrzeugparks durch die BR 12 mit ihrer ungewöhnlichen Achsfolge 1D2 freuen. Die in einer sehr matten Lackierung gehaltene Schnellzuglok von Liliput wirkt durch die Lok-Tender-Kurzkupplung und die Domverkleidung recht kompakt. Die elektrischen Verbindungen zwischen Lok und Tender laufen durch die breite Deichsel. Angetrieben werden alle Tenderachsen, vier Räder sind mit Haftreifen ausgerüstet. Beim Einsatz der Lok ist auf einen Mindestradius von 420 mm zu achten. Liliput Art.-Nr. 101213,
225,
erhältlich im Fachhandel
Gleisplanungsssoftware für Mac-User
Das Angebot an Gleisplanungssoftware für Apple-MacintoshComputer ist rar. Daher ist die Software RailModeller umso interessanter, zumal sie einige Features aufweist. Zurzeit umfasst die Bibliothek Gleissysteme und Zubehör von etwa 50 Herstellern. Die Software besitzt einen Editor zur Erstellung eigener Bibliotheken. Die Erstellung von Teilelisten der Gleispläne verschafft Überblick über das verplante Gleismaterial. Das Besondere am RailModeller 1.1 ist der 3D-Modus zur perspektivischen Betrachtung des Gleisplans. Die Darstellungen können in verschiedene Dateiformate exportiert werden. RailModeller ist eine Shareware, für die eine geringe Lizenzgebühr entrichtet werden muss. Sie benötigt mindestens MacOS 8.6, Quicktime 4 und optional OpenGL.
Besetztmelder mit Adressrückmeldung
Für das Selectrix-System gibt es den ersten Besetztmelder mit Adressrückmeldung von Digirail aus dem Hause MÜT. Das Modul kann acht Gleisabschnitte überwachen und deren Zustände als frei oder besetzt melden. Zudem identifiziert der Besetztmelder 8i in jedem Gleisabschnitt bis zu vier Lokadressen. Diese stehen am SX-Bus zur Verfügung. Die Zentrale mC 2004 kann, mit der entsprechenden Software aktualisiert, die Informationen auswerten und anzeigen. Die hautpsächliche Anwendung wird jedoch zusammen mit einer Computersteuerung erwartet. So stehen die Infos dann über ein Interface der Software zur Verfügung. Bei größeren Anlagen und Einsatz der Adressrückmeldung empfiehlt es sich, die Besetztmelder über einen eigenen SX-Bus zu verwalten, da die Rückmeldung zwanzig Adressen belegt. Erkannt werden die Adressen aller neuen D&H-Decoder vom DHL050 bis hin zum DHL 252 für das Selectrix-Datenformat. Auch die in die Z-Loks ab Seite 76 eingebauten Decoder können eingelesen werden, was in gewissem Sinn ein kleines Sensatiönchen ist. Den Besetztmelder 8i gibt es in drei Versionen für unterschiedliche Fahrströme pro Gleisabschnitt. Beispielhaft stellen wir den für 1,3 Ampere vor. MÜT, Neufeldstr. 5, D-85232 Bergkirchen Art.-Nr. 14756, ca. erhältlich im Fachhandel oder direkt
85,
MacRailSoft, Jan Barnholt, Blackmannshof 20, D-45889 Gelsenkirchen Art.-Bez. RailModeller, 25, erhältlich direkt
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NEUHEITEN BR 04 in H0
Das Angebot an feinen Pacific-Loks erweitert Micro-Metakit mit der Vierzylinder-Schnellzuglok der BR 04. Das Modell gibt es wie in der Abbildung gezeigt als 04 002 im Bauzustand von 1934, sowie als 04 001 im Bauzustand von 1932 und 1933 in grauem Fotoanstrich und in Schwarz/Rot. Neben dem komplett gestalteten Vierzylindertriebwerk sind auch der vollständig nachgebildete Rahmen und die nachgebildete Bremsanlage eine Augenweide. Micro-Metakit Art.-Nr. 02602H,
1820,
Radsätze für 2m
Der Hersteller von Waggonbausätzen aus Holz hat seit geraumer Zeit drei Radsätze mit den Durchmessern 26, 30 und 36 mm für Eigen- oder Umbauten im Programm. Die aus Stahl gedrehten Radscheiben sind schwarz oxidiert und haben eine Spurkranzhöhe von 1,85 mm. Beide Radscheiben sind gegenüber der Achse isoliert. Esha Holzmodelle, Derichsweilerstr. 25, D-52355 Düren Art.-Nr. R26, 5, Art.-Nr. R30, 5,50 Art.-Nr. R36, 6, erhältlich direkt
erhältlich im Fachhandel
Rungenwagen Rmms33 in H0
Aus dem Neuheitenpaket vom letzten Jahr stammt der Rungenwagen der Gattung Rmms33. Der Waggon entspricht dem hohen Fertigungsstandard neuer Piko-Konstruktionen. Die steckbaren Stahlrungen sind sehr fein profiliert und zeigen sehr feine Befestigungslöcher. Im Wagenboden sind sogar die Befestigungsösen nachgebildet. Beim Besprechungsmuster ließen sich alle Rungen mit geringem Kraftaufwand einstecken, sodass sie beim Betrieb und beim Handling nicht verloren gehen. Andererseits könne sie wieder herausgezogen werden um Ladeszenen zu arrangieren. Wie herum die Rungen eingesteckt werden, ist eigentlich egal. Beim Vorbild hat da niemand drauf geachtet. Am Unterboden können noch Rungentaschen eingeklebt werden. Piko Art.-Nr. 54460, ca.
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21, erhältlich im Fachhandel
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Zweiklassiger Eilzugwagen in N
Bereits im Handel ist der Eilzugwagen der Gattung AB4üswe. Die Reisewagen wurden ab 1930 von der DRG beschafft. Die Görlitzdrehgestelle sind sauber ausgeführt und zeigen unter der Lupe viele Details. Gefällig wirken die seidenmatte Lackierung und die akkurate Beschriftung. Die Faltenbälge sind unter angeschrägt, damit die Standard-N-Kupplung beim Entkuppeln nach oben Platz findet. Minitrix Art.-Nr. 15723, ca.
30,
erhältlich im Fachhandel
Fahrregler SFR 2000 für Gleichstrombahnen Audi und Porsche in H0
Mit edler Metallic-Lackierung und Niederquerschnittreifen präsentiert sich der Audi A8 von Herpa. Die Innnenausstattung zeigt neben dem Cockpit auch die Dachkonsole mit Rückspiegel. Die Außenspiegel sind Zurüstteile, müssen angesteckt werden. Das Modell des Porsche Cayenne ist nicht schlechter ausgestattet. Neben der stimmigen Form verfügt auch er über eine detaillierte Innenausstattung. So gibt es auch für den dritten Passagier im Fond eine Kopfstütze. Herpa Art.-Nr. 033138 (Audi), 6,50 erhältlich im Fachhandel
7, Art.-Nr. 023146 (Porsche),
Sounddecoder für N bis 2
CT-Elektronik bietet einen Sounddecoder für das DCC-Gleisformat an, der zusätzlich zum Lokdecoder installiert wird. Er stellt Geräusche von Diesel- und Elloks sowie von zwei- bis vierzylindrigen Dampfloks zur Verfügung, die über CVs eingestellt werden können. Die Auspuffschläge lassen sich über Kennlinie oder Kontakt bzw. Hallgeber synchronisieren. Weitere Features: 8 Zusatzfunktionen, drei Soundkanäle, Nebengeräusche per Zufallsgenerator oder über Funktionen abrufbar. Betrieb und Programmierung mit der Lokmaus 2 werden unterstützt. CT-Elektronik, Grillparzergasse 5, A-2700 Wiener Neustadt Art.-Nr. GE70, ca. 49, erhältlich direkt oder im Fachhandel
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Einen anspruchsvollen Fahrregler für alle Motor- und Antriebsvarianten von Gleichstrombahnen bietet Bernd Heißwolf mit dem SFR 2000 an. Es setzt sich in der Grundausstattung aus einem Leistungs- und einem Bedienteil zusammen. Das handliche Bedienteil mit LCD-Display kann mit einem 1,8 m langen Kabel an den Leistungsteil angeschlossen werden. Das Leistungsteil stellt 12 Volt bei einem Fahrstrom von 1,5 Ampere zur Verfügung. Der Ausgang ist kurzschlussfest und gegen Rückspannungen gesichert. Es ist echter Walk-Around-Betrieb mit an- und absteckbarem Bedienteil während des Betriebs möglich. Über das Bedienteil lässt sich die Spannungsart per Menüführung einstellen. So können z.B. Fahrzeuge mit Glockenankermotoren feinfühlig mit Gleichstrom gesteuert werden, während Loks mit älteren, nicht so hochwertigen Gleichstrommotoren mit impulsbreitenmoduliertem Fahrstrom eine ansprechende Fahrkultur erhalten. Es können bis zu 255 Fahrzeuge mit spezifischem Fahrstrombedarf gespeichert und abgerufen werden. Es lassen sich die Art und Höhe der Ausgangsspannung, die Impulsfrequenz sowie das Brems- und Beschleunigungsverhalten einstellen. Zur leichteren Orientierung können Fahrzeugnamen im Klartext eingegeben werden um fahrzeugtypische Steuerwerte aktivieren zu können. Ein Optionssteckplatz erlaubt mögliche Erweiterungen. Trafos und Anschlüsse sind getrennt erhältlich.
Heißwolfs Modellbahnzubehör, Nürnberger Str. 192, D-72760 Reutlingen Art.-Nr. 2000, ca. 145, erhältlich direkt oder im Fachhandel
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NEUHEITEN BR 01.10 der DRG in H0
Bereits im Handel ist die auf der Nürnberger Spielwarenmesse 2003 vorgestellte BR 01.10. Gegenüber der bereits im letzten Jahr lieferbaren Variante trägt diese eine Vollverkleidung mit verkleidetem Triebwerk. Für die Vitrine oder den Fahrbetrieb auf großen Radien kann die seitliche Verkleidung im Bereich der Vor- und Nachläufer gegen eine Vollschürze getauscht werden. Zu dieser Formänderung erhielt die DRBStromlinienlok auch eine andere Betriebsnummer. Liliput Art.-Nr. L111113, ca.
220,
erhältlich im Fachhandel
Holzbrücken in den Baugrößen H0 bis 2
Bei Paulo Miniaturen frisch im Programm ist die Nachbildung der Leimholzträger-Fußgängerbrücke Hopfenbach. Die Abbildung zeigt die vorbildgerecht hochdruckimprägnierte Brücke in den Baugrößen H0 bis 1. Die in Handarbeit gefertigten Modelle sind in ihrer Konstruktion dem Vorbild der Leimholzträgerbrücken nachempfunden und sind in den Farben Braun, Weiß oder Hellmoosgrün erhältlich. Die Brücken werden mit Brückenköpfen und Widerlagern geliefert.
Maßstäbliche Scheibenräder in H0
Modellbahnen Ingo Faustmann lassen die Pop-Wagen wieder aufleben, die exklusiv von Heris gefertigt werden. Als Vorbild dient der Bcm 243 mit den korrekten Farben. Im Set werden sie in den Farbgebungen Rotviolett/Grau und Blaulila/Grau angeboten. Den rotvioletten gab es beim Vorbild zweimal, den in Blaulila dreimal. Das Set ist als Ergänzung zu den bereits am Markt befindlichen Pop-Wagen zu verstehen.
Die Scheibenradsätze sind von Luck- Feinmechanik nach Originalzeichnungen gefertigt und entsprechen bis auf die Spurkranzhöhe dem Vorbild. Selbst die Lauffläche weist die entsprechende Neigungen des Radprofils 10/20 des Vorbilds auf. Die absolut rund laufenden Radsätze sind mit verschiedenen Achslängen auch als Zapfenachsen erhältlich. Sie fahren nicht über handelsübliche Weichen, sondern nur über Finescale-Weichen mit korrekter Rillentiefe, wie z.B. die TeichmannWeiche oder solche nach Proto87, H0T, H0pur oder entsprechende Selbstbauweichen. Die Radsätze haben folgende Maße: Raddurchmesser 10,9 mm, Spurkranzhöhe 0,5 mm, Radbreite 1,55 mm, Radinnenabstand 15,56 mm
Heris, Vertrieb Modellbahnen Ingo Faustmann, Höhenstr. 25, D-54655 Malberg Art.-Nr. Set 11029, ca. 99,50 erhältlich direkt
Luck-Feinmechanik, Körlerstr. 7, D-98593 Floh Art.-Nr. H0T, erhältlich direkt
Paulo Miniaturen, Kurt-Fischer-Str. 27a, D-22926 Ahrensburg Art.-Nr. 8380 (H0), 27, Art.-Nr. 4380 (0), 37, Art.-Nr. 3380 (1), 42, Art.-Nr. 2380 (2), 50, erhältlich im Fachhandel
Pop-Wagen in H0
MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
2,50
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Lichtsignalmodul
Das Signalmodul von Roco steuert mehrbegriffige Lichtsignale über Tastendruck bei einfacher Verdrahtung. Damit die Züge vor dem Signal halten, ist eine Zugbeeinflussung integriert. So verfügt das Modul über einen Ausgang zum Anschluss eines Bremsgenerators. Beim Wechseln des Signalbildes erfolgt eine weiche Überblendung. Es können Signale mit Glühlämpchen und mit LEDs angeschlossen werden. Mit LEDs bestückte Signale müssen einen gemeinsamen Pluspol besitzen und für den Anschluss an 16-Volt-Wechselspannung ausgelegt sein. Geschaltet wird das Modul ausschließlich über Weichenadressen. Roco Art.-Nr. 10777, ca.
75,
erhältlich im Fachhandel
Blechträgerbrücke in 1
Zur Überwindung von Bächen, kleinen Flussläufen usw. bietet K&R eine Blechträgerbrücke an. Sie wird standardmäßig mit einer Länge von 35 cm geliefert. Sonderlängen können aber auf Wunsch angefertigt werden. Der Brückenträger ist 60 mm breit und 22 mm hoch. K&R Modellbahn GbR, Zollbühlweg 2, D-96317 Kronach erhältlich direkt
35,
Oberleitung in N
Die ersten für N ausgelieferten Oberleitungsmasten und Fahrdrähte hinterlassen einen guten Eindruck. Die Fahrdrähte sind mit einem Durchmesser von 0,5 mm reichlich bemessen, im Hinblick auf Betriebssicherheit, Funktionalität und problemlose Montage durchaus akzeptabel. Besonders gefällt die Verarbeitung, da die Schweißstellen der Hänger keine Grate aufweisen. Somit kann das Schleifstück sauber am Fahrdraht geführt werden. Die Gittermasten zeigen dem Vorbild entsprechend Doppelstege, die Sockel Stützdreiecke. Das Ende des Auslegers hat für den Fahrdraht und für das Tragseil einen Kunststoffüberzieher mit Rillen. In ihnen wird der Fahrdraht eingehangen und seitlich geführt. Das Kunststoffteil ist lang genug um die Fahrdrähte für eine vorbildgerechte Zickzack-Verspannung einzuhängen. Das vorgestellte Startset beinhaltet neben 22 Streckenmasten 16 Fahrdrähte mit 89 mm Länge und sechs mit 222 mm Länge. Zudem liegen eine Montageschablone für die Fahrdrahtmontage und Schrauben für die Befestigung der Masten bei. Für die Befestigung wird der Mastfuß vom Mast abgezogen und mit den beiliegenden Schrauben befestigt. Danach kann der Mast auf den Mastfuß aufgeschoben werden. Viessmann Art.-Nr. 4300
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92,
erhältlich im Fachhandel MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
NEUHEITEN Mikado für die Gartenbahn
Ein Mordstrumm ist die Mikado von Aristo-Craft mit VanderbiltTender für die Spurweite G. Die Regelspurmaschine ist im Maßstab 1:29 gebaut und fährt auf 45-mm-Gleisen. Während die erste Kuppelachse fest im Rahmen gelagert ist, sind die drei folgenden pendelnd im Rahmen gelagert. Der Motor treibt alle Achsen über Getriebe an. Der Tender erhält seine Stromversorgung für das Rücklicht über die Lok. Zudem ist er für die nachträgliche Installation eines Soundsystems bereits mit einem Einbaulautsprecher ausgerüstet. Aristo-Craft Art.-Nr. ART21505, ca.
BR 185 in H0
Frisch aus dem Neuheitensortiment der Nürnberger Spielwarenmesse kommt die attraktive Farbvariante der BR 185 in Blau/Silber mit Hoyer-Schriftzug von Piko. Die Ellok aus dem Hobby-Sortiment ist jetzt auch mit einer Schnittstelle ausgerüstet.
Piko Art.-Nr. 57434, ca.
65,
erhältlich im Fachhandel
639, erhältlich im Fachhandel
Modellbahnthema Anschlussgleis in N
In der Premium-Produktreihe wird für die N-Bahner von Kibri das Arrangement eines Agrar-Landhandels für ein Anschlussgleis oder die Ladestraße angeboten. Es setzt sich aus einem kleinen Tanklager, einem Siloturm mit angrenzender Fahrzeugwaage und Kohlenlager sowie einem Büro- und Verkaufsgebäude zusammen. Kibri Art.-Nr. 7220, ca.
MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
43,50
erhältlich im Fachhandel
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BÜCHER/VIDEO
Das Bahnbetriebswerk Opladen Kurt Kaiß 88 Seiten; 77 Abbildungen; Format A5; 11, ; Verlag A. Kaiß, Leichlingen Während das Opladener Ausbesserungswerk bei Eisenbahnfreunden weithin bekannt war bzw. ist, stand das Bahnbetriebswerk (Bw) Opladen immer in dessen Schatten. Dies verwundert wenig, denn bereits 1960 verlor es seine Selbstständigkeit an das Bw Düsseldorf-Derendorf und wurde als dessen Außenstelle 1968 aufgelöst, verblieb aber noch bis spätestens 1979 als Personal-Einsatzstelle. Der eigene Lokomotivbestand hat wohl die Zahl 40 kaum überschritten, in DB-Tagen waren es maximal 25 Maschinen. Zuletzt handelte es sich um die Baureihen 50, 57.10 und einige Kleinloks der Leistungsgruppe II. Daraus wird schon klar, dass Opladener Lokomotiven für den Personenverkehr keine Rolle spielten. Doch zeigten sich die baulichen Anlagen gar nicht einmal so bescheiden, denn es gab dort in den besten Zeiten immerhin zwei Drehscheiben mit Rundschuppen Rücken an Rücken (16 bzw. sechs Stände). Die entsprechenden, im Buch abgedruckten Gleisplanskizzen geben gute Anregungen für Modellbahnanlagen! Und wer sich für die Epoche 1 interessieren sollte, wird mit mehreren historischen Plänen aus den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts ebenfalls fündig werden. ur
Königsberg Express Siegfried Bufe; Bernhard Schülein 112 Seiten; 220 Abbildungen; Format 20,5 x 28,5 cm; 21, ; Bufe-Fachbuch Verlag, Egglham Königsberg obschon es viele Orte mit diesem Namen gibt, bezieht sich dieses Buch (natürlich) auf Königsberg in Ostpreußen, das seit 1945 russisch ist und Kaliningrad heißt. Damit wird ein 90
spannendes Kapitel mitteleuropäischer Eisenbahngeschichte, unterbrochen von zwei bitteren Kriegen, aufgeschlagen. Vor nunmehr zehn Jahren erhielt der Königsberger Hauptbahnhof wieder Anschluss an das Normalspurnetz, nachdem die Verbindung 1945 unterbrochen worden war. Der im Mai 1993 aufgrund einer Privatinitiative erstmals eingesetzte Königsberg Express erfreute sich von Anbeginn eines guten Zuspruches und deutete auf eine hoffnungsvolle Zukunft hin. Doch wurde diese pikanterweise letztlich von zwei in Staatsbesitz befindlichen Bahnen, der DB und den PKP, subtil abgeblockt: 1994 schufen beide eine billigere Schlafwagenverbindung und trockneten den privaten Touristikzug finanziell aus. Da die verwendeten PKP-Schlafwagen aber nur geringen Komfort boten, blieben die Fahrgäste zunehmend weg im Mai 2000 verkehrte der Kurswagen BerlinKaliningrad zum letzten Mal. Kaliningrad ist seither nur noch durch Regionalzüge von Polen aus zu erreichen. Ungefähr zwei Drittel des empfehlenswerten Buches widmen sich dem historischen Fernverkehr Berlin Ostpreußen bis 1945, der Rest der Situation nach 1990. Wie die meisten Bücher aus dem Bufe-Verlag ist auch dieses sehr reichhaltig illustriert, wobei Fahrzeug- und Kartenskizzen, Gleispläne, Fahrplanauszüge sowie ein tabellarischer Ortsnamenvergleich den Inhalt sinnvoll ergänzen. Geradezu spannend lesen sich ein Bericht über die letzte deutsche Bahnpost von Berlin nach Ostpreußen am 22. Januar 1945 und quasi als Kontrast dazu eine Bahnreise nach dort im Jahr 2001. Vorbildlich sind schließlich die beiden historischen Streckenkarten in den Innendeckeln des Buches eine solch benutzerfreundliche Gestaltung wünscht man bei weitaus mehr Publikationen! ur
Lexikon Deutscher Privatbahnen Karl Arne Richter; Georg Ringler 240 Seiten; zahlreiche Abbildungen; Format 17 x 24 cm; 26,90; GeraMond Verlag, München Die rasanten Entwicklungen im Eisenbahnsektor hinsichtlich der Privatisierung haben auch Auswirkungen auf die
Bildung neuer Bahnunternehmen. Doch im Gegensatz zu früher, wo in der Regel die Gleichung Gesellschaft = Betrieb = Strecke galt, ist die Sachlage heute komplizierter. Das DB-Streckennetz ist nun im Allgemeinen auch für andere Betreiber, soweit sie die entsprechende Zulassung besitzen, zugänglich. So gibt es nun sowohl Privatbahnen, die keinen einzigen Kilometer Strecke ihr Eigen nennen (etwa die LDS in Eutin) als auch Gesellschaften, die nur noch als Infrastruktur-Unternehmen bestehen wie die Tegernsee-Bahn Betriebsgesellschaft. Insgesamt bestanden in Deutschland im Sommer 2002 rund 240 Eisenbahn-Unternehmen! Dazu will das nun vorliegende Buch einen Überblick geben, der naturgemäß knapp gefasst sein muss. Neben einer Charakteristik des jeweiligen Betriebes finden sich Tabellen mit den Triebfahrzeugen. Allerdings werden nur Unternehmen behandelt, die Betrieb auf Regelspurgleisen durchführen daher fehlen etwa die Harzer Schmalspurbahnen, OEG, Brohltalbahn oder die BVO-Strecke nach Oberwiesenthal. Dies ist bedauerlich, obwohl das Argument eines begrenzten Buchumfangs nicht von der Hand zu weisen ist. Dann hätte die Einschränkung aber im Buchtitel kenntlich gemacht werden sollen! Schade auch, dass einige der großen Farbbilder (beispielsweise S.22/23 oder 200) etwas grobkörnig wiedergegeben sind. Insgesamt handelt es sich jedoch um eine wichtige, reich illustrierte Veröffentlichung für alle am aktuellen Großbetrieb interessierten Eisenbahnfreunde. ur
Das große Handbuch Märklin H0 Klaus Eckert (Hrsg.) 320 Seiten; ca. 550 z.T. großformatige Fotos; gebunden; Format 28,0 x 31,5 cm; 25, ; DuMont monte Verlag, Köln Die Bezeichnung Handbuch für dieses Werk ist stark untertrieben, denn handlich daran ist alleine der sensationelle Preis. Für den bietet dieses großformatige und dickleibige Buch wirklich eine ganze Menge: Eine Geschichte der Märklin-H0-Bahn mit den wichtigsten Entwicklungen, einen Überblick über das aktuelle H0-Sortiment, viele HinMIBA-Miniaturbahnen 4/2003
weise und Tipps zu Anlagenbau und anderen Bereichen der Modellbahnpraxis, Bildreportagen über beispielhafte Märklin-Anlagen (u.a. in der Modellbahn-Show Merklingen und im Miniatur-Wunderland Hamburg). Die opulente Ausstattung mit meisterhaften, vielfach großformatigen Fotos verleiht dem Buch den Charakter eines Bild- und Geschenkbandes nicht nur für Märklinisten, sondern für alle Freunde der kleinen Eisenbahn. th
Der elektrische Betrieb auf der Berliner S-Bahn Band 5: Auf Zeit getrennt 1980
1960 bis
Konrad Koschinski 176 Seiten; 386 Abbildungen; Format A4; 29,80; Verlag Bernd Neddermeyer, Berlin Zwei ereignisreiche Jahrzehnte werden in diesem Band über die Berliner SBahn behandelt: die Jahre von 1960 bis 1980. In diese Zeit fielen die durch den Mauerbau verursachte Teilung des Netzes ebenso wie umfangreiche Sonderverkehre zu den Weltfestspielen der Jugend (1973) oder zur Fußball-WM 1974. Alle Situationen, ob gut oder schlecht, wurden von den Eisenbahnerinnen und Eisenbahnern mit Können und Improvisationstalent immer wieder gemeistert. Dabei darf natürlich die Würdigung einer Persönlichkeit nicht vergessen werden: Friedrich Kittlaus, Vizepräsident der Berliner S-Bahn und in Westberlin (!) wohnhaft, schuf durch sein Können und Verhandlungsgeschick zwischen Ost und West Freiräume, die Außenstehende kaum erahnen. Denn vergessen wir nicht: Die S-Bahn war nicht selten Spielball der großen Politik und präsentierte sich höchst unterschiedlich. Während sie im Westen Stichwort: S-Bahn-Boykott ab 1961 mehr ein Schattendasein zu führen hatte, stellte sie im Osten der Stadt ein zwar nicht supermodernes, aber sehr solides und
leistungsfähiges Nahverkehrsmittel dar. Dem Autor Konrad Koschinski gelang es, aus dem riesigen Materialfundus ein hochinteressantes und reich illustriertes Buch zusammenzustellen, in dem Fakten und Stimmung eine gelungene Symbiose eingegangen sind. Manches davon wird auch Berlinern bislang kaum bekannt gewesen sein! Und dem Rezensenten, der während seiner Studentenjahre an der Spree von 1977 bis 1981 die S-Bahn immer wieder gern benutzte, beschert dieses gelungene Werk manches Aha-Erlebnis. ur
Die Moselbahn Trier
Bullay
Ludger Kenning, Manfred Simon 272 Seiten; 53 Farb- und 412 SWFotos; 106 Zeichnungen; Format A4 gebunden; 42,80; Verlag Kenning, Nordhorn Lang, lang ist es her vor mittlerweile 35 Jahren wurde der Betrieb auf dem letzten Teilstück der Moselbahn eingestellt. Dabei nahm das den Windungen der Mosel folgende Saufbähnchen eine sicher einmalige Stellung unter den Kleinbahnen in Deutschland ein; so bot sie neben dem umfangreichen Güterverkehr auch auf den Tourismus ausgerichtete hochwertig ausgestattete Reisezüge. Von der ganzen Herrlichkeit ist heute nach Moselkanalisation und Ausbau der Bundesstraßen nur noch wenig übrig geblieben da ist es umso erfreulicher, dass Ludger Kenning und Manfred Simon mit ihrem aufwändig ausgestatten Buch der Moselbahn ein kleines Denkmal setzen. Die vielen Fotos geben ein anschauliches Bild von Fahrzeugpark und Betriebssituationen. Alle Bahnhöfe werden mit ausführlicher Beschreibung, Fotos und Gleisplänen vorgestellt, die wichtigsten Empfangsgebäude zudem mit farbigen Zeichnungen. Das macht geradezu Appetit, sich hier einmal mit einem Anlagenentwurf zu versuchen mein persönlicher Favorit ist die Moselbahn jedenfalls schon lange. Empfehlenswert! lk
BRANCHE INTERN
Roco baut neues Domizil in Hallein:
Produktion, Verwaltung und Vertrieb zentralisiert
Die Verträge sind unterschrieben und ein Architekturmodell existiert auch schon: Der Modellbahnhersteller Roco zieht von Salzburg nach Hallein um, wo bis Mitte 2004 die neue Firmenzentrale entsteht. Hier werden künftig die rund 400 Mitarbeiter der bisherigen Firmenstandorte Salzburg und Freilassing ihren Arbeitsplatz haben. Wir erwarten uns vom neuen Werk durch modernste Fertigungsmethoden und perfekte Logistik eine deutliche Senkung der Produktionskosten, erklärte Roco-Chef Peter Maegdefrau. Nur so können wir im Wettbewerb mit Billiglohnländern bestehen. Vorgesehen ist auch ein modernes Werksmuseum auf 500 qm Fläche, die Roco-Erlebniswelt. Die Roco-Werke im niederösterreichischen Gloggnitz und in Banska Bystrica (Slowakei) sind durch den Umzug nicht betroffen.
Goldenes Schaukelpferd für LGB-Startset Alle Jahre wieder nimmt die Zeitschrift Familie & Co des Axel-Springer-Verlags eine Beurteilung hochwertiger Spielwaren vor und vergibt die Auszeichnung Goldenes Schaukelpferd. Erstmals seit über 20 Jahren kam mit dem Toytrain-Action-Set von LGB im Bereich Technische Spielwaren wieder ein Modellbahnartikel zum Zuge. Bei der Vergabe des Goldenen Schaukelpferds werden von Eltern, Kindern und Pädagogen neben dem Spielwert auch soziale Aspekte bewertet. Foto: E.P. Lehmann
El Gringo Loco Mindestens so verrückt wie hiesige Modellbahner sind unsere nordamerikanischen Hobbykollegen und Humor haben sie auch! Die titelgebende Kneipe im verschlafenen mexikanischen Nest Coatepec ist ein klarer Tipp für Eisenbahnfans, rumpeln doch ein paar Meter weiter die Züge der Ferrocarril Interoceanico vorbei. Die zauberhafte Szene war den Juroren des Fotowettbewerbs der US-Zeitschrift Model Railroader neben dem Preisgeld auch eine Honorable Mention wert. Wem das alles bekannt vorkommt: MIBA-Redakteur Lutz Kuhl schuf und fotografierte das Motiv für den Titel von MIBA 4/2002 herzlichen Glückwunsch!
MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Einmal mehr in Dortmund zu Gast ist die sensationelle Anlage Löylymäki des MEC Helsinki. Foto: MK
Modellbahn-Glanzlichter bei der Intermodellbau 2003 Vom 9. bis 13. April schlägt das Herz der Modellbahnwelt einmal mehr in den Dortmunder Westfalenhallen. Und das nicht nur, weil während dieser fünf Tage nahezu alle namhaften Modellbahn- und Zubehörhersteller, sondern auch viele Kleinserienproduzenten ihre Sortimente zeigen werden. Vielmehr lockt eine Anlagenshow der Superlative das verspricht jedenfalls der Cheforganisator und Messebeauftragte Karl-Friedrich Ebe: Wir arbeiten an einer internationalen Modellbahnshow, wie sie in Deutschland bislang noch nicht zu sehen war. In Halle 8 zeigen auf 3200 qm Fläche Modellbahnfreunde aus ganz Europa insgesamt über 30 (!) Anlagen, von denen nicht weniger als 17 in Dortmund ihre Deutschlandpremiere feiern. Darunter so spektakuläre Exponate wie Lötschberg-Südrampe in H0 des Modellbauteams Köln, die US-Waldbahnanlage in 0e von Murray Reid aus England oder das 200 m lange Modularrangement des VOEMEC aus Linz. Highlight auch am MIBA-Stand: Rolf Knipper stellt von Donnerstag bis Samstag (jeweils 11-15 Uhr) sein neues Anlagenprojekt Kottenforst vor, das ab der Mai-Ausgabe auch Gegenstand einer MIBA-Artikelreihe sein wird. Die Intermodellbau ist an allen fünf Ausstellungstagen von 9-18 Uhr geöffnet, die Eintrittskarte für Erwachsene kostet 10, . Täglich aktualisierte Informationen für Modellbahner gibts unter www.moba-deutschland.de th 93
E
isenbahn-Romantik wird immer sonntags, 16.45 Uhr, auf SWR ausgestrahlt. 06.04.2003: Dampflokstars im Westerwald. Insgesamt acht Dampflokomotiven ersetzten im Westerwald und Lahntal an vier Tagen im Oktober 2002 mehr als 100 reguläre Zugfahrten. Ein optischer und akustischer Hochgenuss nicht nur für Dampfnostalgiker 13.04.2003: Kleber-Express. Als Regionalexpress ist er im Kursbuch verzeichnet, als Kleber-Express hat die Zugverbindung FreiburgMünchen Bahngeschichte geschrieben. Die Reise führt vom landschaftlich spannenden Höllental ins Donautal und vom württembergischen Allgäu nach München. Eine spannende Zugfahrt zwischen Kochtopf und Kursbuch. 27.04.2003: Lézard Rouge die rote Eidechse. So heißt der Luxuszug, den der Bey von Tunis im Jahre 1910 von der französischen Regierung geschenkt bekam. Seit 1997 rollt dieser Orient-Express Nordafrikas wieder. Die Region, die der Luxuszug befährt, gilt als Geheimtipp unter Tunesien-Liebhabern und ist für den Massentourismus noch nicht erschlossen.
29.03.2003 Besuchstag im Straßenbahnmuseum Stuttgart-Zuffenhausen, Strohgäustr. 1, 13-19 Uhr Standardprogramm, 19-2 Uhr Lange Nacht der Museen. Info: Stuttgarter Historische Straßenbahnen e.V., Tel. 0711/822210, Fax 0711/ 8266490, www.shb-ev.de 30.03.2003 Modelleisenbahn- und Modellautobörse in der Stadthalle Dillingen, 10-16 Uhr. Info: Eisenbahnfreunde Dillingen e.V., H. Hermes, Tel. 06831/78514. 30.03.2003 Abschiedsfahrten mit 52 7596 Aulendorf Altshausen Pfullendorf. Info: EFZ (Anschrift s.u.). 05./06.04.2003 Modellbahnschau, Realschule Wentorf, 94
Achtern Höben 3, drei Großanlagen 1 f und 0, Anlagen H0 bis Z, kleiner Flohmarkt, Sa: 12-18 Uhr, So: 10-17 Uhr. Info: Arge Spur 0 e.V., Hamburg und Modellbau AG, Tel.040/72027- 43. 06.04.2003 Börse für Eisenbahn, Modellautos, Puppen, Teddy, Blech- und Holzspielzeug im großen Rotkreuz-Saal Nürnberg, Nunnenbeckstr. 47, 9-14 Uhr. Info: Tel. 0911/53010, Fax 0911/ 5301298. 06.04.2003 Modell- und Spielzeugmarkt, JosefKohlmaier-Halle, Limburg, 10-16 Uhr. Info: MEC Limburg-Hadamar, Hölderlinstr. 41, 65549 Limburg, Tel. 06431/ 42846. 06.04.2003 Abschiedsfahrten mit 52 7596 Aulendorf Rossberg Bad Wurzach. Info: EFZ (Anschrift s.u.). 06./21.04.2003 Dampfzugfahrten mit dem Museumszug auf der Ruhrtalbahn Hattingen Wengern-Ost. Info: Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen (Anschrift s.u.). 20.04.2003 Dampftag im Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen, Führerstandsmitfahrt, kostenlose Führungen, Betrieb von Feldbahn und Handhebeldraisine, 10-15 Uhr. Info: Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen (Anschrift s.u.). 12.04.2003 Modellbahn- und Spielzeugbörse, Hauptbahnhof Lu.-Wittenberg, 10-15 Uhr. Info: Förderverein Berlin-Anhaltische Eisenbahn e.V., Herr Opitz, Tel. 034905/21419. 12./13.04.2003 Modellbahnausstellung in Wertheim, Main-Tauber-Halle, Anlagen, Dioramen, Bastelecke, Sa: 10-18 Uhr, So: 1017 Uhr. Info: Wertheimer Eisenbahnclub, Postfach 1439, 97864 Wertheim.
13.04.2003 Dampfzugfahrten Balingen Schömberg. Info: EFZ (Anschrift s.u.). 18.-20.04.2003 Modellbahnausstellung in Brandenburg an der Havel, SWB-Industrieund Gewerbepark, 10-17 Uhr. Info: Freundeskreis der Westhavelländischen Kreisbahn, Thüringer Str. 15, 14770 Brandenburg, www.whkb.de 18.-21.04.2003 Osterfahrten auf der Museumsbahn Steinbach Jöhstadt. Info: IG Preßnitztalbahn e.V., Am Bahnhof 78, 09477 Jöhstadt, Tel. 037343/80800, Fax 037343/ 80809, www.pressnitztalbahn. de 18.-21.04.2003 Tage der offenen Tür beim N-BahnClub Rhein-Neckar, Friesenheimer Str. 18, Mannheim, 10-18 Uhr. Info: NBC Rhein-Neckar e.V., Tel. 0621/317979. 19./20.04.2003 Osterfahrten mit dem Dampfzug im Selketal ab Gernrode, 10-18 Uhr. Info: Selketalbahn (Anschrift s.u.). 19.-21.04.2003 Jubiläumsveranstaltung in den Bahnhöfen der Zittauer Schmalspurbahn, Modellbahnen, Gartenbahnen, Tauschbörse u.a. Info: Danilo Palm, Tel. 0172/9330166. 19.-21.04.2003 Modellbahn- und Modellbau-Ausstellung, Landsberg am Lech, Weststadtschule Johann-Ferstl-Str. 16, 10-18 Uhr. Info: Modelleisenbahnverein Landsberg am Lech e.V., Donnersbergerstr. 3, 86916 Kaufering. 19.-21.04.2003 Intern. Modelleisenbahn-Ausstellung in Blankenberge (Belgien), Casino, kleine Dampfeisenbahn auf der Promenade, 10-18 Uhr. Info: Verkehrsamt Blankenberge, Tel. 0032/50/412227.
12./13.04.2003 Tage der offenen Tür beim EisenbahnClub Bergisch Gladbach, Mülheimer Str. 180, 10-17 Uhr. Info: ECGL, Tel. 02202/37937.
19.-21.04.2003 Jubiläumsausstellung bei den Modellbahnfreunden Zenngrund, Zenngrundhalle, Veitsbronn, Sa/So: 10-17 Uhr, Mo: 10-12 Uhr. Info: Robert Mrugalla, Tel. 0911/9754877.
12.-18.04.2003 Fahrt zu Bahnen zwischen Zwickau und Zittau. Info: DGEG e.V., Referat Studienreisen, Postf. 102045, 47410 Moers, Fax 02841/56012, reisen@dgeg. de
19.-21.04.2003 30 Jahre Eienbahnfreunde Zollernbahn e.V., große Dampflokparade in Horb, Zubringerzüge, Lokausstellung, Dampfzugrundfahrten, DampfzugpendelfahrMIBA-Miniaturbahnen 4/2003
ten, Führerstandsmitfahrten u.a. Info: EFZ (Anschrift s.u.). 19.-27.04.2003 Modellbahnausstellung im FEZ, Berlin, An der Wuhlheide 197, über 30 Modellbahnanlagen, Spiel- und Bastelbereich und Rahmenprogramm, So-Fr: 10-18 Uhr, Sa: 13-18 Uhr. Info: Frank Tinius, Tel. 030/ 5354610. 20./21.04.2003 Osterfahrten auf der Museums-Eisenbahn Bruchhausen-Vilsen Asendorf. Info: Deutscher Eisenbahn-Verein e.V., Postfach 1106, 27300 Bruchhausen-Vilsen, Tel. 04252/93000, Fax 04252/930012. 20./21.04.2003 Saisoneröffnung und Osterfahrten mit Diesellok und Pferdebetrieb auf der Historischen Feldbahn in Schlanstedt. Info: Klaus Kunte, Tel. 0172/5349229, www.feldbahn-schlanstedt.de 20./21.04.2003 Saisoneröffnung und Fahrbetrieb im Gruben- und Feldbahnmuseum Zeche
MIBA-Miniaturbahnen 4/2003
Theresia, Witten. Info: Arbeitsgemeinschaft Muttenthalbahn e.V., Nachtigallstr. 27-33, 58452 Witten-Bommern, Tel. 0177/4938504, Fax 02302/30265, www.muttenthalbahn.de 21.04.2003 Fahrt zum Ostereiersuchen an der Lahn Gießen Marburg Biedenkopf. Info: Oberhessische Eisenbahnfreunde e.V., Karlsbader Str. 1, 35457 Lollar, Tel. 06406/6506, Fax 06406/77419. 26./27.04.2003 Eisenbahnfest in Tübingen, Hauptbahnhof, Dampfzug- und Führerstandsmitfahrten. Info: EFZ (Anschrift s.u.). 27.04.2003 H0-Modellautobörse in Heusenstamm, Kultur- und Sportzentrum Martinsee, Levi-Strauss-Allee 30, 10-14 Uhr. Info: MAC Hessen, Tel. 06104/62927. 27.04.2003 Modellbahn-Börse, Gemeindezentrum St. Ruprecht, Kinoplatz 3, Klagenfurt (A), 9-13 Uhr. Info: Josef Inthal, Wielandstr. 35/2, A-9020 Klagenfurt, Tel. 0043/676/3172401.
VERANSTALTUNGEN KURZMELDUNGEN
30.04.-01.05.2003 Walpurgisfahrt im Unter-/Mittelharz ab Gernrode, 17-2 Uhr. Info: Selketalbahn (Anschrift s.u.).
Anschriften: EFZ Eisenbahnfreunde Zollernbahn e.V., Postfach 1127, 72001 Tübingen, Tel. 07071/76744, Fax 07171/76749,
[email protected], www.Eisenbahnfreunde-Zollernbahn.de Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen e.V., Dr.-C.-Otto-Str. 191, 44879 Bochum, Tel. 0234/492516 (Mi + Fr: 10-17 Uhr). Selketalbahn, Heiko Fricke, Ballenstedter Str. 22, 06507 Rieder, Tel./Fax 039485/61661, www.selketalbahn.de
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VORSCHAU · IMPRESSUM
Was bringt die MIBA im Mai 2003?
MIBA-Verlag Senefelderstraße 11 D-90409 Nürnberg Tel. 09 11/5 19 65-0, Fax 09 11/5 19 65-40 www.miba.de, E-Mail
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Eine Modellbahn-Anlage in Gartenbahngröße hat Thomas Barthels gebaut. Das RundumArrangement im Western-Stil, das wir im nächsten Heft vorstellen, ist im Keller untergebracht. Foto: Thomas Barthels
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Dieser Walk-around-Regler mit elegantem Plexiglasgehäuse gehört zu einer neuen Analogsteuerung für Gleichstrombetrieb, die komfortable Funktionen bietet. Foto: gp
Weitere Themen: MIBA-Schwerpunkt: Gartenbahn Modellbahn-Anlage: 1913 als es noch dampfte auf der RhB Modellbahn-Praxis: Anlagenbau von A bis Z mit Rolf Knipper Aus Aktualitätsgründen können sich einzelne Beiträge verschieben.
MIBA 5/2003 erscheint am 28. April 2003 112
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