5/2015 September | Oktober
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Das Magazin für Militärgeschichte
Clausewitz Panzerjäger
Wie die schwere Panzerabwehr entstand
Lees größter Sieg Chancellorsville 1863
Zypern 1974 Ursachen des türkischgriechischen Konflikts
Montgomery Wer war Rommels Bezwinger?
So verlief der Testlauf für die Wehrmacht 1936
„Legion Condor“ SCHLACHTEN DER
WELTGESCHICHTE
Brücke von Remagen Wie der letzte Rheinübergang den Alliierten in die Hände fiel
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as haben wir Deutschen alles schon erreicht: 1949 schafften wir Deutschen den Neuanfang, wir wurden 1954 zum ersten Mal Fußball-Weltmeister, überwanden 1990 die Teilung und gewannen 2014 zum 4. Mal den begehrten WM-Titel. Neben unserer sprichwörtlichen Pünktlichkeit ist es der Wille zur Leistung, der uns auszeichnet. Das sind Gründe, stolz auf unser Land zu sein! Zeigen Sie Ihren Stolz mit einer ebenso eleganten wie kraftvollen Armbanduhr: tragen Sie „Ich mag dich, Deutschland“ an Ihrem Handgelenk!
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Editorial Liebe Leserin, lieber Leser, auch fast acht Jahrzehnte nach Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieges im Jahr 1936 legen Archäologen und Wissenschaftler noch immer die Gebeine von Opfern des mit äußerster Brutalität ausgetragenen Konfliktes frei. Auf jährlich durchgeführten Expeditionen gehen die Forscher Hinweisen nach möglichen Massengräbern aus den 1930er-Jahren nach, und gegebenenfalls exhumieren sie die sterblichen Überreste, um diese würdig bestatten zu können. Auch Deutschland war in den höchstbrisanten Waffengang involviert – als einer der Hauptakteure. So intervenierte die von Hitler 1936 entsandte „Legion Condor“ an der Seite General Francos massiv in den Bürgerkrieg, der alles andere als eine rein innerspanische Auseinandersetzung war. Auf der Iberischen Halbinsel standen Soldaten und „Kämpfer“ aus zahlreichen Nationen. Vor allem in den Reihen der „Internationalen Brigaden“ und ihrer „Anti-FrancoFront“ befanden sich viele Ausländer – darunter ein Großteil Franzosen und Deutsche. Zu den bekanntesten Deutschen, die auf General Francos Seite kämpften, zählen die späteren hochdekorierten Jagdflieger-Asse Adolf Galland und Werner Mölders. Weitaus weniger bekannt als die „Feuertaufe“ dieser Piloten sind die Einsätze deutscher Panzertruppen, die sich in erheblichem Umfang an den Kampfhandlungen beteiligten. Hitlers Waffenhilfe für Francos Putschisten sollte sich am Ende folgenreich auf den Verlauf des Spanischen Bürgerkrieges auswirken. Doch lesen Sie selbst, warum und wie die „Legion Condor“ in die erbittert geführten Kämpfe eingriff – in unserer Titelgeschichte „In tödlicher Mission“ auf den Seiten 10 bis 31. Eine erkenntnisreiche Lektüre wünscht Ihnen
Dr. Tammo Luther Verantwortlicher Redakteur
16. Folge Krieger, Söldner & Soldaten
Mit Muskete und Tomahawk Die im Südosten der USA lebenden Cherokee-Krieger behaupten sich zunächst sowohl gegen andere Stämme als auch gegen die weißen Siedler.
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as Kriegswesen der Cherokee basiert während des 18. und frühen 19. Jahrhunderts auf der traditionellen Kampfweise der nordamerikanischen Waldlandindianer. Die Basis bildet die hervorragende Kenntnis und taktische Nutzung des Waldes, die sich die Krieger bereits bei der Jagd aneignen. Daher sind Hinterhalte kleiner Gruppen ein wichtiger Bestandteil der Kampftaktik. Aufgrund der Konfrontation mit den Weißen gehen die Cherokee auch dazu über, größere Einheiten für
offene Gefechte aufzustellen. Durch die engen Kontakte mit Händlern und Siedlern wird das noch steinzeitlich geprägte Waffenarsenal der Cherokee im Laufe des 18. Jahrhunderts modernisiert. Es gelangen Messer und Streitäxte aus Stahl sowie Feuerwaffen in die Hände der Indianer. Im Gefecht werden die Musketen oft nur einmal abgefeuert, dann greifen die mutigen Krieger mit ihren Nahkampfwaffen an. Vor allem der Tomahawk, den die Cherokee meisterhaft handhaben, spielt eine große Rolle. Neben zahlreichen lokalen Kämpfen gegen Siedler und benachbarte Stämme nehmen die Cherokee auch an den großen Auseinandersetzungen der europäischen Kolonisten Teil. Neben ihren kriegerischen Fähigkeiten verfügen die Cherokee über eine außerordentliche Anpassungsgabe an die Kultur des „weißen Mannes“. Doch trotz des Aufbaus eines Staatswesens nach dem Vorbild der USA werden sie 1838/39 unter großen Verlusten aus ihrer angestammten Heimat vertrieben.
FAKTEN Zeit: 18. bis erste Hälfte des 19. Jahrhunderts Uniform: Jagdhemd, lange Hosen oder Lederleggings, Perlengürtel um die Hüfte, Ledermokassins, turbanähnliches Kopftuch, Umhang (Decke) Hauptwaffen: Muskete, Messer, Tomahawk (Kampfaxt) Kampftaktik: Guerillataktik Wichtige Kriege: Krieg gegen die Creeks 1753–55 Siebenjähriger Krieg 1756–1763 Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg 1775–1783 Chickamauga-Kriege 1776–1794
KÜHNER KRIEGER: Dieser stolze Cherokee vom Anfang des 19. Jahrhunderts ist mit einer Muskete und einem Jagdmesser bewaffnet (das er auch zum Skalpieren besiegter Gegner verwendet). Eine Ledertasche für die Bleikugeln sowie ein Pulverhorn vervollständigen die Ausrüstung dieses hervorragenden Guerillakämpfers. Abb.: Johnny Shumate
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Inhalt
Verheerend: Die „Legion Condor“ bombte den National-Spaniern während des Bürgerkriegs systematisch den Weg frei. Hier eine frühe Heinkel He 111. Foto: Sammlung Herbert Ringlstetter
Titelthema
Titelgeschichte
Die „Legion Condor” (1936–1939)
In tödlicher Mission ...............................................................................................................10 Die „Legion Condor“ im Spanischen Bürgerkrieg (1936–1939).
In tödlicher Mission Juli 1936: Als Hitler die „Legion Condor“ nach Spanien entsendet, geht es ihm nicht nur darum, Franco zu unterstützen. Was er möchte, ist nichts weniger als ein blutiger Testlauf für die noch junge Wehrmacht. Von Jörg-M. Hormann
Triumph und Trauma ..........................................................................................................24 Rückkehr der „Legion Condor“ 1939.
Folgenreiche „Feuertaufe“.....................................................................................28 Einsatz und Erprobung neuer Technik und Taktik.
VORBEREITUNG ZUM KAMPFEINSATZ: Ein Sturzkampfbomber Ju 87 der „Legion Condor“ wird technisch überprüft; im Vordergrund eine 500-Kilogramm-Bombe, die im Ziel verheerende Wirkung zeigt. Die deutschen Maschinen greifen ab November 1936 massiv ins KriegsgescheFoto: ullstein bild/Süddeutsche Zeitung Photo/Scherl hen ein.
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Magazin Neues zur Militärgeschichte, Ausstellungen und Bücher.
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Militär und Technik ......................
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Schlachten der Weltgeschichte
Kampf gegen Kolosse
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Entwicklung und Einsatz der Panzerjäger der Wehrmacht (1942–1945).
Die Schlacht bei Chancellorsville 1863 .................................32 Robert E. Lees taktisches Meisterwerk.
Krisen, Kriege und Konflikte
Machtkampf im Mittelmeer ............................................................................48 Militärtechnik im Detail
Der Zypernkonflikt 1974.
Geballte Feuerkraft................................................................................................................38 Die schwedische 40-Millimeter-Flak von Bofors.
Leseprobe
Die Schnellboote von 1939 bis 1945 Titelbild: Eine Ju 87 B der „Legion Condor“ während des Bürgerkriegs im Jahre 1939. „Legionäre“ werden in Berlin feierlich empfangen.
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Clausewitz präsentiert einen Auszug aus der Titelgeschichte von Schiff Classic: Die S-Boote der Kriegsmarine.
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Schlachten der Weltgeschichte | Chancellorsville 1863
Militär und Technik | Panzerabwehr DIE „GRAUEN“ GEGEN DIE „BLAUEN“: Bei dem Dorf Chancellorsville wird vom 30. April bis 6. Mai 1863 hart gekämpft – teilweise in sehr unzugänglichem Gelände. Die Abbildung zeigt die tragische Verwundung von Stonewall Jackson durch Kugeln der eigenen Soldaten.
Panzerjäger der Wehrmacht (1942/43–1945)
Kampf gegen Kolosse
Abb.: picture-alliance/Leemage
IN STELLUNG: Eine 8,8-cm-Pak 43/41. Das sehr große Geschütz zeigt hervorragende Leistungen, benötigt aber eine leistungsfähige Zugmaschine. Foto: Sammlung Anderson
Russland 1942/43: Die Soldaten der Wehrmacht erleben immer häufiger böse Überraschungen an der Front. Um die Massen an leistungsstarken Panzern der Roten Armee wirksam bekämpfen zu können, werden dringend neue Waffensysteme benötigt.
Von Thomas Anderson
WIRKSAM: Sturmgeschütze erwiesen sich als höchst effektive Panzerjäger. Vorne im Bild ist ein Fahrzeug auf Basis des Pz.Kpfw. IV zu sehen. Die Sternantenne verrät, dass es sich um einen Befehlswagen handelt. Foto: Sammlung Anderson
Nordvirginia-Armee
Die Schlacht bei Chancellorsville
Robert E. Lees taktisches Meisterwerk 1863: Bei dem kleinen Ort Chancellorsville in Virginia können die Konföderierten der Unionsarmee eine schwere Niederlage zufügen – doch der Sieg, der als General Lees „perfekte Schlacht“ gilt, kostet einen hohen Preis… Von Alexander Querengässer
Infanterie: 56.200 Mann Kavallerie: 4.200 Mann Artillerie: 220 Stück Verluste: 17.304 Mann (1.694 Tote, 9.672 Verwundete, 5.938 Vermisste)
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m 29. April 1863 gehen im Hauptquartier der konföderierten NordvirginiaArmee vermehrt Nachrichten darüber ein, dass die Potomac-Armee den Rappahannock westlich von Fredericksburg überschritten hat. Hier tobte im Dezember 1862 eine blutige Schlacht, in der die Nordstaaten schwer geschlagen wurden. Anschließend bildete der Fluss eine Demarkationslinie zwischen den Armeen, die ihre Winterquartiere bezogen. Auf Seiten der Nordstaaten nimmt mit Joseph Hooker am 25. Januar 1863 ein neuer Mann das Ruder in die Hand. Der General reorganisiert seine Armee vollkommen neu.
Potomac-Armee Infanterie: 120.000 Mann Kavallerie: 10.500 Mann Artillerie: 413 Stück Verluste: 13.460 ( 1.724 Tote, 9.233 Verwundete, 2.503 Vermisste)
„Fighting Joe“ plant, sobald die Tauwetterperiode vorüber und die Straßen wieder fest sind, den Rappahannock westlich der Konföderierten zu überschreiten und dann gegen den Rücken der Nordvirginia-Armee zu operieren. Somit würde er Lees Soldaten entweder von ihrer Verbindungslinie zur konföderierten Hauptstadt Richmond abschneiden oder zum Rückzug bewegen. Lee ist von dem Manöver überrascht. Die Nordvirginia-Armee wird auf dem falschen Fuß erwischt. Zwei Divisionen des I. Korps unter General Longstreet sind nach North Carolina abkommandiert worden, um die Küsten von Unionsgarnisonen zu „säubern“
und Vorräte einzutreiben. Obwohl Lee Longstreet augenblicklich befiehlt, nach Fredericksburg zurückzukehren, werden diese Divisionen nicht mehr rechtzeitig eintreffen.
Keine Gnade für Lee Hooker ist mit seinem Erfolg sehr zufrieden. Selbstbewusst verkündete er seinen Offizieren: „Meine Pläne sind perfekt und wenn ich anfange sie auszuführen, möge Gott Gnade mit General Lee haben, denn ich werde keine haben.“ Aber Lee ist kein General, der allein auf die Gnade Gottes vertraut. Nachdem er feststellen musste, dass die Unionstruppen gegenüber von Fredericksburg nur ei-
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DEN GEGNER IM BLICK: Ein türkischer Beobachtungsposten auf einer Anhöhe bei Kyrenia im Norden Zyperns (Aufnahme vom August 1974). Die drittgrößte Mittelmeerinsel ist seit 1974 politisch de facto geteilt – sie gehört zudem geographisch zu Asien, kulturell aber zu Europa. Und auch die Briten haben tiefe Spuren hinterlassen: Es herrscht Linksverkehr und ihre beiden Militärbasen sind offizielle britische Abb.: picture-alliance/dpa Überseegebiete.
Der Zypernkonflikt 1974
Machtkampf im Mittelmeer Truppenstärke/Verluste 1974
Verluste
Türkei
Griechenland
650 auf der Insel stationierte Soldaten 8.000 Soldaten der Invasionsarmee 10.000 Mann lokale Volkswehr
650 „Ausbilder“ der griech.-zypr. Nationalgarde 950 Soldaten Expeditionskorps Nationalgarde und mehrere hundert EOKA-Mitglieder
Das Schwert Davids
1947: Seit seiner Gründung kämpft Israel in mehreren Kriegen und Konflikten ums nackte Überleben. Aufgrund der besonderen Anforderungen und Bedürfnisse setzt die israelische Armee (IDF) verstärkt auf Umbauten und Eigenkonstruktionen. Von Frederick Feulner
KARTE
Geteiltes Zypern
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er kleine Staat an der südöstlichen Mittelmeerküste muss Gewaltiges vollbringen. Die Entwicklung des israelischen Militärs von einer kleinen Guerillaarmee Ende der 1940er-Jahre zu einer der effektivsten Armeen im Nahen Osten ist eine Herkulesaufgabe. Das Land will ausreichend starke Streitkräfte aufbauen, um sich gegen die zahlreichen Gegner in der Region zu verteidigen. Der Schutz der eigenen Soldaten ist ein wichtiger Faktor, schlagkräftige Waffensysteme und überlegenes Training sind zwei weitere. Hinzu kommt hohe Mobilität, um Truppen schnell im Land verlegen zu können. Zudem kann aus wirtschaftlichen Gründen kein großes stehendes Heer aufrechterhalten werden. Daher greift man auf eine Armee aus Wehrpflichtigen zurück. Der Kern der ursprünglichen Truppe in den 1950erJahren besteht aus zirka 12.000 Berufssoldaten, die in der ersten Mobilisierungswelle auf 50.000 und in weiteren Wellen auf 250.000 (davon 150.000 Heer) aufgestockt
300–600 tote Zivilisten und Soldaten und etwa 1.000 Verhaftete als direkte Folge des Putsches Mitte Juli, insgesamt etwa 6.000 Tote und 1.600 vermisste Zivilisten und Soldaten im Sommer 1974; 200.000 zwangsumgesiedelte Personen
*Zusätzlich sind auf der Insel zu diesem Zeitpunkt 2.700 UN-Soldaten stationiert.
Karte: picture-alliance/dpa-Grafik
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riege und Konflikte haben meist eine lange Vorgeschichte. Auch der Streit um die Insel Zypern ist alt: Er beginnt im 19. Jahrhundert, als Griechenland noch Teil des Osmanischen Reiches ist – und dauert bis heute fort. Einen Höhepunkt der Auseinandersetzungen auf und um Zypern bilden die Ereignisse zwischen 1950 und 1974. Er ist der älteste Konflikt in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg und nach Israel/Palästina und Pakistan/Indien der drittlängste Einsatz einer „UN-Peacekeeping-Force“, die inzwischen seit 51 Jahren auf der Insel präsent ist. Herr der Mittelmeer-Insel ist seit dem späten 19. Jahrhundert Großbritannien, als Zypern erst Protektorat und später Kronko-
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lonie wird. Anders als im Fall der 1864 an Griechenland abgetretenen Ionischen Inseln, sind die Briten hier nicht zur Aufgabe bereit. Die strategische Lage der Insel macht sie für die Sicherung der britischen Verbindungen nach Indien wertvoll, so dass Griechenland zunächst auf den Anschluss (Enosis) verzichten muss. Daran ändert sich auch nach dem Zweiten Weltkrieg nichts, als Zypern der britischen Royal Air Force als Stützpunkt dient – Atomwaffen inklusive.
Der „eiserne Erzbischof“ In einem nicht offiziellen Referendum über den Anschluss Zyperns an Griechenland unter der Leitung von Zyperns Erzbischof Ma-
karios III. im Januar 1950 spricht sich eine deutliche Mehrheit für den Anschluss aus. Da die griechische Regierung untätig bleibt, droht der Erzbischof mit einer Anrufung der UNO. Daraufhin bringen die Briten die Türken ins Spiel, die auch prompt verkünden, dass sie zwar 1923 in Lausanne zugunsten der Briten auf Zypern verzichtet haben, aber bei der Änderung des derzeitigen Status quo müsse Zypern an die Türkei zurückgegeben werden. Die Basis für die nächste griechischtürkische Auseinandersetzung ist damit nicht nur auf längere Sicht gelegt, sondern hat unmittelbare Folgen. In dem 1955 beginnenden Kampf der griechisch-zypriotischen Untergrundorganisation („Nationale Orga-
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TÄGLICHES TRAINING: Ein israelischer Infanterist springt von einem Merkava. Das Bild wurde in der Nähe des Gazastreifens aufgenommen. Die IDF-Panzer befinden sich praktisch in einem permaAbb.: picture-alliance/dpa nenten Einsatz.
Israels innovative Panzerwaffe
20. Juli 1974: Die „Operation Atilla“ des türkischen Militärs rollt an – die Invasion Zyperns. Im östlichen Mittelmeer stehen sich mit Griechenland und der Türkei erstmals zwei NATO-Staaten feindselig gegenüber. Von Robert Riemer
Truppenstärke*
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Militär und Technik | Panzer der Israel Defense Forces (IDF)
Kriege, Krisen und Konflikte | Zypern
FAKTEN
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werden können. Später ist es bei einer Basistruppe von 40.000 Berufssoldaten und 130.000 Wehrpflichtigen möglich, innerhalb von 72 Stunden insgesamt 500.000 Soldaten zu mobilisieren.
Schrottplatzfund Die IDF rüstet sich anfangs aus mit dem, was sie bekommen kann und verbessert kontinuierlich das vorhandene Material. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs findet das weltweit üppig vorhandene Militärgerät den Weg in interessierte Staaten. Mit zu den ersten israelischen Panzern gehören deshalb zwei ehemals syrische Renault R-35 und R-39; einen M4 Sherman beschafft man sich 1948 von einem britischen Schrottplatz und repariert ihn. Zwei Cromwell-Panzer werden ebenfalls von der Britischen Armee in Palästina „requiriert“. Die erste „echte“ Lieferung besteht aus zehn leichten Hotchkiss
dem Anschluss an Griechenland durchsetzt. Dabei wandelt sich ihre ursprüngliche Intention nach dem Erhalt des Status quo: Sie fordern nun, die Insel zu teilen.
nisation zypriotischer Kämpfer“, EOKA) steht diese ihrem türkisch-zypriotischen Pendant TMT („Organisation des türkischen Widerstands“, zuvor VOLKAN) gegenüber, da sich beide Bevölkerungsgruppen gegenseitig misstrauen. Die türkischen Zyprioten rechnen mit Diskriminierungen, wenn sich die andere Seite mit ihrer Forderung nach
Überlebensnotwendig Aufgrund der geringen Bevölkerung, Lieferbeschränkungen und den aus einer militärischen Niederlage resultierenden Konsequenzen setzt Israel auf eine „Blitzkriegtaktik“: mobile Kriegführung und ein hartes Zuschlagen unter gleichzeitigem optimalen Schutz für die eigenen Soldaten – denn einen verlorenen Krieg kann sich das Land nicht leisten. Deshalb setzt die israelische Armee besonders auf Panzer (im Bild Merkava an der Grenze zum Gazastreifen), die durch Umbauten oder als Eigenkonstruktion perfekt an ihre Bedürfnisse angepasst sind.
NATO zieht die Notbremse Im Jahr 1958 eskaliert die Situation in teilweise blutigen bürgerkriegsähnlichen Zusammenstößen zwischen EOKA und TMT. Diese haben auch auf dem Festland unmittelbare Auswirkungen; so werden in Istanbul die dort lebenden Griechen unterdrückt, also für die Vorgänge auf Zypern haftbar gemacht. Bereits vorher wandelt sich die britische Einstellung zu Zypern, dessen strategischer Wert aus Londoner Sicht sich durch die
EIGENWILLIGER ERZBISCHOF: Makarios III. (eigentlich Michail Christedoulus Mouskos) verfolgt in Zypern eigene Wege und agiert dabei oft ungeschickt. Wegen seiner Unterstützung der EOKA verbannen ihn die Briten 1956/57 auf die Seychellen.
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Schlachten der Weltgeschichte | Remagen 1945
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Abb.: picture-alliance/dpa/dpaweb
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Menschen & Geschichten
Bernard L. Montgomery Kampf um den Rheinübergang 1945
Rommels gefährlichster Gegner
Das „Wunder von Remagen“
Sommer 1942: Erwin Rommels Truppen triumphieren in Nordafrika über die Briten. Doch bei El Alamein wendet sich das Blatt: Hier trifft der „Wüstenfuchs“ auf einen Widersacher, der sich als besonders hartnäckig erweist. Von Lukas Grawe
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n seiner markigen Antrittsrede vor den Männern der britischen 8. Armee im August 1942 macht Bernard L. Montgomery keinen Hehl daraus, was er von Rommels Triumphzug durch Nordafrika hält: „Er ist wirklich eine Plage. Aus diesem Grund werden wir ihm einheizen und ihn fertig machen.“ Es wird unmissverständlich klar: Montgomerys „Mission“ als Oberbefehlshaber der von Rommel im August 1942 nach Ägypten zurückgedrängten 8th Army steht von Beginn an unter der Zielvorgabe, den listigen „Wüstenfuchs“ zu stoppen und das gefürchtete „Afrikakorps“ zu schlagen.
Anfang März 1945: Seit Wochen ringen Deutsche und Alliierte im Westen um die Rheinübergänge. Als US-Einheiten Remagen erreichen, ist dort die „Ludendorff-Brücke“ noch intakt. Die vollkommen überraschten Amerikaner wittern eine einmalige Chance. Von Tammo Luther
Frühe Soldatenkarriere Wer war der Mann, der quasi auf Rommel „angesetzt“ wurde und aufgrund seiner militärischen Erfolge in den Jahren 1942 bis
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eit dem Scheitern von Hitlers Großoffensive in den Ardennen steht die Wehrmacht im Frühjahr 1945 auch im Westen mit dem Rücken zur Wand. Dem massiven Druck des an Mensch und Material zigfach überlegenen Gegners können die stark dezimierten Einheiten von Wehrmacht und Waffen-SS kaum noch standhalten. Auch das Tempo des alliierten Vormarsches ist hoch: Seit dem 1. März 1945 stoßen US-Verbände im Rahmen des Unternehmens „Lumberjack“ (dt.: Holzfäller) auf breiter Front ostwärts vor und erreichen wenige Tage später das linke Rheinufer bei Köln und im Raum Bonn. Vor ihnen liegt der symbolträchtige „Vater Rhein“. Doch der mächtige Strom stellt ein großes Hindernis für die motorisierten Verbände der U.S. Army dar und bereitet ihren Offizieren erhebliches Kopfzerbrechen. Denn vie-
NOCH INTAKT: Ein Soldat der 9. US-Panzerdivision begutachtet von der rechtsrheinischen Seite aus die eroberte Eisenbahnbrücke bei Remagen. Die Konstruktion stürzt am 17. März 1945 in die Fluten.
HÄNDE HOCH: Eine deutsche Panzerbesatzung ergibt sich heranstürmenden britischen Soldaten. Foto: picture-alliance/United Archives/TopFoto
Überraschte Amerikaner Umso verwunderter reiben sich die GIs der 9. US-Panzerdivision die Augen, als sie am frühen Nachmittag des 7. März 1945 bei Remagen südlich von Bonn die intakte „Ludendorff-Brücke“ erblicken: Offenbar bietet sich den Männern der Task Force Engeman, be-
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Militär und Technik
Das Schwert Davids
Foto: picture-alliance/United Archives/TopFoto
lerorts haben deutsche Pioniere bislang unzerstörte Brücken in die Luft gesprengt, um die hochgerüsteten Militärkolonnen des Gegners westlich des Rheins aufzuhalten. Die Freude der Amerikaner über die bisher erzielten Geländegewinne währt daher nur kurz.
Foto: picture-alliance/Usis-Dite/Leemage
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1945 als populärster britischer Heerführer des Zweiten Weltkriegs gilt? Bereits in jungen Jahren schlägt der im Jahr 1887 in London geborene Montgomery eine Karriere als Berufssoldat ein. Er steht damit beruflich ganz im Gegensatz zu seinem Vater, der 1889 zum Bischof von Tasmanien ernannt wird. Denn nach der Rückkehr aus der englischen Kolonie im Jahr 1901 und dem Besuch der St. Paul’s School wird der junge Montgomery an der angesehenen Militärakademie in Sandhurst aufgenommen. Hier steht der rebellische und unangepasste Kadett kurz vor dem Verweis, da er wiederholt das strenge Reglement der Akademie verletzt. Letztlich besteht Montgomery jedoch die Prüfungen. Im Anschluss führt ihn seine frühe Soldatenkarriere Ende 1908 für rund vier Jahre
HOHER BESUCH: Montgomery erläutert König Georg VI. anhand einer Karte die Lage an der Front im Westen, 1944.
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Rommels gefährlichster Gegner .............................................................74 56
Israels innovative Panzerwaffe.
Montgomerys Aufstieg zum populärsten britischen Heerführer des Zweiten Weltkriegs.
Schlachten der Weltgeschichte
Spurensuche
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Das „Wunder von Remagen“
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Der Kampf um die Ludendorff-Brücke und den Rheinbrückenkopf 1945.
Mahnmal gegen den Krieg...................................................................................80 Pablo Picassos berühmtes Gemälde „Guernica“. Vorschau/Impressum............................................................................................................................82
Menschen & Geschichten
Die grüne Hölle von Vietnan .............................................................................70 Oliver Stones herausragender Kinofilm „Platoon“.
Titelfotos: Sammlung Herbert Ringlstetter; picture-alliance/akg-images; Historyfacts; ullstein bild–TopFoto; Press and Information Office/Republic of Cyprus; ullstein bild–LEONE; picture-alliance/(c)Illustrated London News Ltd
5 Clausewitz 5/2015
Magazin MUSEUMSTIPP
Festung Königstein I Neue Dauerausstellung – 800 Jahre Leben auf der Festung
Die in Sachsen, nahe der tschechischen Grenze gelegene Festung Königstein versprüht barocken Charme – auch dank der erhaltenen „Artillerie“. Fotos: Festung Königstein
Luftbild der ausgedehnten Anlage der Festung Königstein.
n Lapide Regis – Auf dem Stein des Königs“, unter diesem Namen präsentiert die Festung Königstein seit Mai 2015 ihre neue Dauerausstellung. In mehr als 30 Räumen wird den Besuchern die anschaulich und unterhaltsam aufbereitete Geschichte des Königsteins von seiner urkundlichen Ersterwähnung 1241 bis zur Eröffnung des Museums im Jahr 1955 präsentiert. Der Besucher erfährt, wie die einstige Grenzburg böhmischer Könige durch eine Fehde in die Hände der Wettiner gelangte und später zur Landesfestung ausgebaut wurde, und „wandelt“ auf den Pfaden der einfachen Soldaten und ihrer Familien. Man kann auch Einblicke in Festlichkeiten der hohen Herrschaften gewinnen und viel Wissenswertes über die noch wenig „beleuchteten“ Epochen der Festung als Offiziersgefangenlager und Jugendwerkhof erfahren. Abgestimmt auf ein nationales und internationales Publikum, sind alle Informationen durchgängig in Deutsch, Englisch und Tschechisch verfügbar. Neben mehr als 330 Ausstellungsstücken illustrieren Modelle, Dioramen und Figureninstallationen historische Meilensteine der Geschichte des mächtigen Königsteins. Nähere Informationen unter: www.festung-koenigstein.de
DVD-TIPP
Kriegsgräberfund
„Wölfe in der Tiefe“
Skelette von Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt
Packendes U-Boot-Drama aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs
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rgendwann während des Zweiten Weltkriegs: Ein U-Boot wird von gegnerischen Flugzeugen versenkt. Es gibt neun Überlebende an Bord – aber nur für einen besteht die Möglichkeit, mittels Tauchretter dem Wrack zu entsteigen. Wer wird der „Auserwählte“ sein, der seine zum Tode verurteilten Kameraden zurücklassen muss? Die italienische-französische Koproduktion von 1959 (Originaltitel „Lupi nell‘ abisso“) ist kein (!) Kriegsfilm im klassischen Sinn, sondern ein extrem intensives Psychodrama. Die minimalistische Ausstattung – die gesamte Filmhandlung spielt praktisch in einem winzigen Raum – und der weitgehende Verzicht auf Musik lassen die Charaktere, die Handlung und die Dialoge ohne Ablenkung in den Vorder-
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grund treten. „Wölfe in der Tiefe“ ist ein existentialistisch angehauchtes Kammerspiel, hervorragend besetzt (unter anderem mit einem sehr jungen Horst Frank) und in düsteren expressionistischen Schwarz-Weiß-Bildern fotografiert. Ein sehr ungewöhnliches, philosophisches und intensives Filmerlebnis – und sicherlich einer der besten UBoot-Filme aller Zeiten! Wölfe in der Tiefe, FSK 12, zirka 96 Minuten, auf DVD bei Polarfilm erschienen. Mehr Infos und Bestellmöglichkeit unter: www.polarfilm.de Das recht unbekannte Filmjuwel „Wölfe in der Tiefe“ zeigt, wie sich Menschen in Extremsituationen verhalten können.
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m bosnischen Snagovo wurden bei der Suche nach einem Massengrab von muslimischen Opfern des Bosnienkriegs der 1990erJahre vor wenigen Wochen die sterblichen Überreste von etwa 20 Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. Es handelt sich aller Wahrscheinlichkeit nach um die Gebeine von deutschen und italienischen Soldaten. Darauf lassen die aufgefundenen persönlichen Gegenstände der Gefallenen – darunter Geld und Uhren – schließen. Die Knochenfunde wurden exhumiert und zu einer näheren Untersuchung und einer möglichen Identifizierung in ein Labor gebracht. Bis heute gelten fast 8.000 Menschen des Bosnienkriegs noch immer als vermisst. Daher wird die Suche nach möglichen Massengräbern aus dieser Zeit fortgesetzt, um den Angehörigen Gewissheit geben zu können.
BUCHTIPP
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Standgerichte im Zweiten Weltkrieg Detaillierte Studie über das „Fliegende Standgericht West“ Märztage 1945. Der Leser erfährt auch, ob die Standgerichtsurteile (alle, teilweise, überwiegend usw.) Unrechtsurteile gewesen sind. Die reichhaltig mit Fotos und Karten illustrierte Dokumentation befasst sich darüber hinaus mit weiteren Standgerichtsverfahren. Heinz-Werner Sondermann: Standgerichte im Zweiten Weltkrieg. Illustrierte Bibliographie der Geschehnisse vor und nach dem Fall der Brücke von Remagen am 7. März 1945. Berichte – Daten – Bilder – Protokolle, 250 Seiten, fest gebunden, 137 sw-Abbildungen, Preis: 24,90 Euro
Die Fotocollage des russischen Fotografen Sergey Larenkov stellt eindrucksvoll visualisiert einen Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart her. www.sergey-larenkov.livejournal.com
Damals: Das mitten in der Stadt gelegene Dresdner Schloss war ursprünglich die Residenz der sächsischen Kurfürsten und Könige und ist eines der ältesten erhaltenen Bauwerke der Elbmetropole. Während der verheerenden alliierten Luftangriffe Anfang 1945 wurde der Renaissancebau fast vollständig zerstört. Heute: Das architektonisch und historisch bedeutsame Gebäude wurde erst in den 1980er-Jahren wieder systematisch restauriert. Heute beherbergt das Dresdner Schloss insgesamt fünf Museen, darunter die herausragende Rüstkammer und die Staatliche Kunstsammlung. Der Prachtbau ist mittlerweile eine große Touristenattraktion.
Clausewitz 5/2015
Jahre liegt der Staatsbesuch von Bundeskanzler Konrad Adenauer in der Sowjetunion zurück. Der CDU-Politiker reiste am 8. September 1955 nach Moskau, um mit der sowjetischen Regierung über die Aufnahme offizieller diplomatischer Beziehungen zu sprechen. Adenauer ging es vor allem auch um die Freilassung der deutschen Kriegsgefangenen, die sich noch in sowjetischen Lagern befanden. Die ersten 600 Heimkehrer trafen am 7. Oktober 1955 in Friedland ein, etwa 10.000 ehemalige deutsche Soldaten kehrten bis Anfang 1956 nach Hause zurück.
Foto: picture-alliance/Kurt Rohwedder
ZEITSCHICHTEN www.sergey-larenkov.livejournal.com
Foto: Helios Verlag
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m 7. März 2015 jährte sich die Eroberung der „Ludendorff-Brücke“ bei Remagen durch US-Truppen zum 70. Mal (siehe S. 64). Im Frühjahr 1945 vermutet Hitler Sabotage bei der fehlgeschlagenen Sprengung und befiehlt, die verantwortlichen Offiziere zu finden, um sie vor ein Standgericht zu stellen. Hitler stattet einen partei- und linientreuen Generalmajor mit entsprechenden rechtlichen Vollmachten aus. Das nahe Remagen ab dem 11. März 1945 tagende ,,Fliegende Standgericht West“ verurteilt schließlich fünf Offiziere zum Tode. Vier Urteile werden unmittelbar vollstreckt. Der Autor gibt in seinem 250 Seiten starken Buch eine nahezu minutiöse Schilderung der dramatischen Ereignisse jener
ENGLISCHSPRACHIGES
Wie die Franzosen bei Waterloo siegten Eine augenzwinkernde Analyse
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as Jahr 2015 hat aufgrund des zweihundertjährigen Jahrestages eine wahre Flut an Waterloo-Literatur hervorgebracht. Der in Paris lebende Engländer Stephen Clarke bietet in seinem neuen Buch allerdings einen frischen Blick auf die historischen Geschehnisse beziehungsweise auf ihr eigenwilliges Nachleben in Frankreich. Dort befindet man sich nämlich – laut Clarke – immer noch in einer hartnäckigen Verweigerungshaltung gegenüber den Tatsachen. Die französische Psyche erträgt es einfach nicht, dass ihr Nationalheld Nummer Eins besiegt worden ist. Und noch dazu von – Gott behüte – den Engländern! Clarke untersucht die manchmal sehr kuriosen Geschichts-Versionen der Franzosen in seinem interessanten und mit einem Augenzwinkern geschriebenen Buch. Stephen Clarke: How the French won Waterloo – or think they did. London 2015.
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Magazin
„Der schlimmste Weg, den man wählen kann, ist der, keinen zu wählen.“ Friedrich II., der Große (1712–1786), preußischer König und Feldherr
Glückliche Generäle Soldaten mit einem Schutzengel
Abb.: picture-alliance/HIP
anche Menschen haben einfach unwahrscheinliches Glück. Zu ihnen gehört Marschall Charles-Nicolas Oudinot – vielleicht nicht gerade einer von Napoleons fähigsten Untergebenen, aber ein „Frontgeneral“ durch und durch, und sicher ein Mann mit mehr als nur einer Handvoll Fortune: Während seiner Dienstzeit wird er 34 Mal verwundet (was im Schnitt 1,4 Verwundungen pro Dienstjahr macht). Oudinot stirbt 1847, im hohen Alter von 80 Jahren, friedlich in seinem Bett. Ein anderer „Glückspilz“ ist General Nathan Bedford Forrest, ein Kavallerieoffizier der Konfö-
Spitfire Zigarren Genießen wie Sir Winston Churchill
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KURIOSES
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GAUMENSCHMAUS
derierten Staaten. Während des Amerikanischen Bürgerkriegs wird er vier Mal schwer verwundet – und insgesamt 29 Pferde werden ihm buchstäbSchlägt dem Tod oft ein Schnippchen: Forrest (1821–1877) ist ein Draufgänger, der den Krieg trotz seiner tollkühnen „Husarenstücke“ überlebt. Der waghalsige Kavallerieoffizier ist auch als „Wizard of the Saddle“ bekannt.
lich unter dem Hintern weggeschossen. Trotz seines mehrjährigen „Höllenritts“ am Abgrund des Todes überlebt er den Krieg. Der wegen seiner Rolle im Ku-Klux-Klan äußerst umstrittene Forrest stirbt 1877 an den Folgen von Diabetes.
er Mann mit dem kantigen Gesicht ist der englische Nationalheld schlechthin und wurde in einer BBC-Umfrage zum „bedeutendsten Briten aller Zeiten“ gewählt. Er würde wohl auch den Titel „bekanntester Zigarrenraucher“ (knapp gefolgt von Inspektor Columbo und General Ulysses S. Grant) erhalten, stünde dieser zur Vergabe: Der „Stumpen“ ist auf zahlreichen zeitgenössischen Fotos ein hervorstechendes „Accessoire“ Churchills. Das Haus Davidoff hat dem bekannten Briten deshalb eine eigene Zigarren-Kollektion gewidmet – benannt nach Orten, die eine wichtige Rolle in Churchills Leben spielten, zum Beispiel „Blenheim“ (sein Geburtsort) oder „Marrakesh“ (einer seiner favorisierten Urlauborte). Zudem gibt es noch – sozusagen als besonderes Extra und Kombination zweier britischer „Ikonen“ – die Winston Churchill „Spitfire“-Zigarren. Diese sind im Gegensatz zur regulären Kollektion preislich auch für den kleinen Geldbeutel erschwinglich und damit für den
Hart aber herzlich: Der Hartkeks der Bundeswehr
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anche Dinge sind so gut, dass man an (falls die Kekse über einen längeren ihnen nicht viel verbessern kann. Der rö- Zeitraum halten sollen, dann das Salz mische Legionär hatte vor 2.000 Jahren sein weglassen, da es Feuchtigkeit anzieht). „Panis militaris“ als Verpflegung dabei (siehe Nach und nach das Wasser untermischen – Clausewitz 5/2014), der Bundeswehrsoldat so lange, bis sich ein Teigball formen lässt. vertraut dementsprechend auf den Hartkeks, Anschließend ein wenig Mehl auf der Arder als moderne Version des römischen Mi- beitsfläche ausstreuen und darauf den Teig litärbrotes gelten kann: Preiswert, transpor- so lange durchkneten, bis er ganz weich getabel, nahrhaft und aufgrund des geringen worden ist. Aus dem Teig werden nun die Wassergehaltes lange haltbar. Die ideale Feld- Kekse geschnitten: Sie sollten etwa 0,5 bis verpflegung also. Da solch eine „Köstlich- 0,6 cm dick sein, und können entweder eine keit“ natürlich auch für zivile Aktivitäten wie quadratische beziehungsweise rechteckige (Militär) oder runde Wandern interessant ist, verrät Clausewitz das („Zivilversion“) Form einfache Rezept zum te s i haben. Die Oberfläche selberbacken: l n e t a t u Z der Kekse mit einer Das Mehl zusaml h e ze nm - 45 0 g We i s er as W Gabel einstechen um men mit dem Salz in eier t Li n - Ei nen hal be S al z ne große Schüssel geben eine spätere Blasenbile s i Pr - Ei ne
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Im Tabakfachgeschäft erhältlich (Fünferbox etwa 16 Euro).
Gelegenheitsraucher geeignet. Die handgerollten Short Filler Zigarren kommen in einer optisch sehr ansprechenden roten Metallbox (Inhalt: Fünf Zigarren). Die „Spitfire“ ist würzig, lässt sich relativ einfach rauchen und ist dank ihrer guten Qualität sowohl Einsteigern als auch Zigarren-Aficionados wärmstens zu empfehlen. Als passende Lektüre empfiehlt sich Churchills „Der Zweite Weltkrieg“ oder Peter Marchs „The Spitfire Story“.
Ziviler Verwandter: Der bekannte LeibnizKeks der Firma Bahlsen ist dem Hartkeks des Militärs geschmacklich recht ähnlich – er ist lediglich dünner, weniger hart und Abb.: picture-alliance/dpa süßer.
dung zu vermeiden, dann auf einem eingefetteten Blech 60 Minuten lang bei 160 Grad im Ofen backen (bis die Kekse goldbraun sind). Danach abkühlen lassen und – falls sie lange halten sollen – luftdicht aufbewahren. Die so entstandenen Hartkekse (in der britischen und amerikanischen Armee sind sie als „Biscuits“ bekannt) stellen einfachste Kost dar – idealerweise „genießt“ man sie in Schwarztee getunkt, denn dass weicht den Keks auf und macht ihn goutierbarer. Die Armee ist nun mal kein Feinschmecker-Restaurant! Und wer den ganzen Tag lang marschiert ist, dem wird ein einfacher Hartkeks dennoch wie ein Fünf-Gänge-Menü vorkommen…
Abb.: Archiv CLAUSEWITZ
Clausewitz
Aus Liebe zum Detail
RELIKTE DES KRIEGES
Sensationeller Wrackfund Rumpf des 1940 versenkten Frachters RIO DE JANEIRO entdeckt
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or der Südküste Norwegens entdeckten Hobbytaucher in einer Tiefe von rund 135 Metern auf dem Meeresboden unlängst den Rumpf des Frachtschiffs RIO DE JANEIRO – nach jahrelanger vergeblicher Suche ein großer Erfolg. Der im Jahr 1914 in Dienst gestellte deutsche Frachter wurde am 8. April 1940 von einem polnischen Unterseeboot unter britischen Kommando vor Lillesand versenkt, fast 200 Soldaten und Besatzungsmitglieder fanden dabei den Tod.
Das Dampfschiff war zuvor von der Kriegsmarine requiriert worden, um im Rahmen des Unternehmens „Weserübung“ – der deutschen Besetzung Dänemarks und Norwegens seit Anfang April 1940 – eingesetzt werden zu können. 183 der an Bord befindlichen Männer überlebten die Katastrophe. Das Wrack soll nicht geborgen werden, sondern vielmehr als „Seemannsgrab“ erhalten bleiben, so ein Sprecher der zuständigen Denkmalschutzbehörde im norwegischen Rundfunk. 4/2015 Juli | August
€ 5,50
A: € 6,30 CH: sFr 11,00 BeNeLux: € 6,50 FIN: € 8,10
Clausewitz Das Magazin für Militärgeschichte
Briefe an die Redaktion
Im letzten Heft (Nr. 4/2015) auf Seite 24 liegt ein Fehler im Kommentar des Bildes am Fuß der Seite. Es handelt sich nämlich nicht um französische Soldaten, sondern um belgische Offiziere. Der 2. von links ist ein „Capitaine-Commandant“ (Dienstgrad zwischen Hauptmann und Major), wie es am Kragen zu sehen ist; das Rad über dem Dienstgrad zeigt, dass es sich um ein Regiment der „Carabiniers Cyclistes" oder „Cyclistes-Frontières" handelt (Radfahrer-Regimenter); die Farben müssen also Grün mit gelben Paspeln sein. Jean Bodar, per E-Mail Anm. d. Red. Die Leser haben Recht, es handelt sich um belgische Soldaten – CLAUSEWITZ dankt allen, die uns auf diesen Fehler hingewiesen haben. Zu „Apokalypse Japan“ in CLAUSEWITZ 4/2015: In Ihrer Ausgabe 04/15 befindet sich leider ein fachlicher Fehler im Artikel über die Atombombe. Im Text wird schweres Wasser mit der Summen-
Clausewitz 5/2015
ADMIRAL SCHEER formel H2O2 (beide Etwas Licht in diese „Grauzone“ Zahlen tief gestellt) hätten einige Darleangegeben. Dies ist gungen aus der sowallerdings die Forjetischen Militärwismel von WasserWestfeldzug senschaft, 20. stoffperoxid, welBlitzk rieg 1940 Wie die Wehrmacht Frankreich überrannte Jahrhundert, geches früher oft als bracht, die die „opeBleichmittel verrative Kunst“ definierwendet wurde. Unte, entwickelte und im 2. Weltkrieg ter anderem benutzte es Marilyn erfolgreich zur Anwendung brachte Monroe, um ihre Haare zu färben. Schweres Wasser Ist allerdings Was- (Dazu auch in: Militärstrategie, Autorenkollektiv, Redaktion Marschall der ser, welches anstelle von „normalem“ Wasserstoff Deuterium enthält, Sowjetunion W.D. Sokolowski, Deutscher Militärverlag, Berlin 1965). welcher ein Neutron zusätzlich beGegeben ist auch eine Definition sitzt. Die Formel von schwerem im „Militärlexikon, Autorenkollektiv, Wasser müsste also 2H2O lauten, wobei die erste Zahl hochgestellt ist, Deutscher Militärverlag, Berlin 1971, um das Deuterium zu verdeutlichen. unter „Kriegskunst“: „Die operative Christian Quast, per E-Mail Kunst ist die Theorie und Praxis zur Vorbereitung und Durchführung Zu „Vorsicht, Verwechslungsgeoperativer Kampfhandlungen von Teilfahr! Strategie und Taktik“ streitkräften und Verbänden, die auf in CLAUSEWITZ 3/2015: einem Kriegsschauplatz entweder selbständig oder im ZusammenwirZu der dort getroffenen Aussage ken handeln. Sie dient der Verwirkli„Grauzone“ – „Operative Ebene“: Der Autor legt lehrmethodisch exakt chung der strategischen Ziele und befasst sich mit der Konzipierung und die historische Entstehung, Ausgestaltung und Entwicklung der Inhalte Koordinierung von Gefechten im Inteder Begriffe Strategie und Taktik dar. resse der Operation.“ Im Weiteren bin ich der Meinung, Er führt dabei die „operative Ebene“ dass unter dem Namen Clausewitz, als Grauzone/Übergangsbereich an. mit Blick auf sein Werk „Vom KrieDabei bezieht er sich grundsätzlich in seiner abschließenden Darlegung ge“, militärwissenschaftlich breiter agiert werden könnte. auf Quellen, die aus dem 19. JahrGünter Thrömer, Königs Wusterhausen hundert datieren. Die Einsätze des Panzerschiffs
Solferino 1859
Entscheidungsschlacht für Italiens Einheit
Hiroshima 1945
So verlief der erste Atombomben-Abwurf
Rekonstruiert
Das waren Armeniens „Eiserne Krieger“
MILITÄR UND TECHNIK
Abschreckung pur
Die frühe Raketenartillerie von NVA und Bundeswehr
GeraMond Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München
Zu „Sieger und Besiegte“ in CLAUSEWITZ 4/2015: Mir ist ein kleiner Fehler aufgefallen in Ihrem Heft 4/2015 „Blitzkrieg 1940“. Und zwar auf der Seite 24 werden die Soldaten mit dem Adrian-Helm als französische Gefangene genannt. Aber vom Helm her (Löwe und die Uniform) handelt es sich um belgische Soldaten. Ich finde Ihr Heft wirklich klasse. Marek Möllinger, per E-Mail
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Schreiben Sie an:
[email protected] oder CLAUSEWITZ, Postfach 40 02 09, 80702 München Leserbriefe spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe aus Gründen der Darstellung eines möglichst umfassenden Meinungsspektrums sinnwahrend zu kürzen.
Titelgeschichte
Die „Legion Condor” (1936–1939)
In tödlicher Mission Juli 1936: Als Hitler die „Legion Condor“ nach Spanien entsendet, geht es ihm nicht nur darum, Franco zu unterstützen. Was er möchte, ist nichts weniger als ein blutiger Testlauf für die noch junge Wehrmacht. Von Jörg-M. Hormann
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VORBEREITUNG ZUM KAMPFEINSATZ: Ein Sturzkampfbomber Ju 87 der „Legion Condor“ wird technisch überprüft; im Vordergrund eine 500-Kilogramm-Bombe, die im Ziel verheerende Wirkung zeigt. Die deutschen Maschinen greifen ab November 1936 massiv ins KriegsgescheFoto: ullstein bild/Süddeutsche Zeitung Photo/Scherl hen ein.
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Titelgeschichte | „Legion Condor“
AUF DEM WEG ZUR FRONT: Tanks der Panzergruppe „Drohne“ der „Legion Condor“ auf dem Weg zur „Madrid-Front“, links ein erbeuteter T-26 aus sowjetischer Produktion. Der Einsatz der deutschen Bodentruppen ist weitaus weniger bekannt als die Einsätze der deutschen Flieger in Spanien. Foto: ullstein bild–ullstein bild
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Vormarsch auf Ketten
FAKTEN
Nationalisten/„Legion Condor“
I. Nationalisten Oberbefehlshaber:
Generalissimus Francisco Franco, „El Caudillo“ (dt.: „Der Führer“); seit 1. Oktober 1936 Chef der nationalspanischen Regierung Truppen*:
Armee (Putschisten): Regulares, Spanisch-Marokkaner und Tercio, Spanische Fremdenlegion: Guardia Civil: Miliz Innenministerium: Carabineros (Zoll- und Küstenwache): Karlisten (Monarchisten): Falangisten: (*Angaben geschätzt)
32.000 Mann 30.000 Mann 14.000 Mann 10.000 Mann 6.000 Mann 6.000 Mann 15.000 Mann
II. „Legion Condor“ Befehlshaber:
Generalmajor Hugo Sperrle, 6. November 1936 bis 31. Oktober 1937 Generalmajor Hellmuth Volkmann, 1. November 1937 bis 31. Oktober 1938 Generalmajor Wolfram Freiherr von Richthofen, 1. November 1938 bis März 1939 Truppen*:
Etwa 5.000 Mann im Einsatz (Rotation) Insgesamt zirka 20.000 Mann Verluste:
315 Gefallene und zirka 180 Verwundete (*Angaben geschätzt) III. Italien und andere Truppen*:
Corpo Truppe Volontarie (CTV), Italiener: 55.000 Mann Viriatos, Portugiesen: 12.000 Mann Irish Brigade: 700 Mann (*Angaben geschätzt)
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Titelgeschichte | „Legion Condor“ FAKTEN
Republikaner/Internationale Brigaden
I. Republikaner Oberster Befehlshaber: Manuel Azaña, Staatspräsident der Zweiten Spanischen Republik Francisco Largo Caballero, Regierungspräsident und Kriegsminister Truppen*:
Armee: Guardia Civil: Miliz des Innenministeriums: Milizsoldaten: Partisanen:
36.000 Mann 20.000 Mann 25.000 Mann 400.000 Mann 14.000 Mann
Hinzu kommt umfangreiches Kriegsmaterial aus zahlreichen Ländern, darunter vor allem die Sowjetunion und Frankreich II. Internationale Brigaden („Interbrigaden“) Befehlshaber: André Marty (Franzose) Militärische Ausbildung: General „Gomez“ Wilhelm Zaisser (Deutscher) Truppen*:
Insgesamt aus mehr als 50 Nationen: davon Deutsche: (*Angaben geschätzt)
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58.000 Mann 5.000 Mann
Zum Kampf entschlossen
AUFMARSCH GEGEN FRANCO: Die republikanische Seite wird während Bürgerkriegs von kommunistischen Internationalen Brigaden unterstützt, in denen viele Deutsche gegen die Nationalisten unter General Francisco Franco kämpfen. Foto: picture-alliance/akg-images
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Titelgeschichte | „Legion Condor“
UMLACKIERT: Sturzkampfbomber vom Typ Ju 87 der „Legion Condor“ über der „Brunete-Front“ in Spanien. Sie haben großen Anteil am Erfolg der Truppen Francos.
KARTE
Die Kämpfe in Spanien 1936/37
Foto: Sammlung Herbert Ringlstetter
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ls Adolf Hitler am 25. Juli 1936 die Bayreuther Festspiele besucht und der Aufführung des Opernzyklus’ „Ring des Nibelungen“ folgt, bittet ihn plötzlich ein Adjutant in der Pause zu einem wichtigen Telefongespräch mit Rudolf Hess. Der „Stellvertreter des Führers“ ruft von seinem thüringischen Landsitz aus an und teilt Hitler mit, er hätte Besuch von einer deutsch-spanischen Delegation. Diese würde im Namen eines Generals Francisco Franco um militärische Hilfe für die Revolution in Spanien bitten. Der Name Franco sagt dem „Führer“ zunächst nicht viel. Aber: Ein Putsch gegen die sozialistische Spanische Republik hat seine politische Sympathie. Hitler befiehlt: „Sofort herkommen!“ Kurz nach 22:00 Uhr steht ihm ein bis dato unbekannter Parteigenosse in der Bayreuther Wagner-Villa „Wahnfried“ gegenüber. Er übergibt Hitler einen persönlichen Brief Francos und übersetzt ihn. Der Überbringer ist Johannes Bernhardt (1897–1980), Leutnant des Ersten Weltkriegs und ehemaliger „Freikorpskämpfer.“ Er machte in den 1920er-Jahren in Hamburg Karriere als Reeder und war in einige dubiose Chemiewaffengeschäfte verwickelt. Er scheiterte geschäftlich während der Weltwirtschaftskrise und setzte sich auf der
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Gestaltung: KGS Kartographie und Grafik Schlaich
VOR DEM ABFLUG: Regulares des Generals Franco warten in Marokko auf den Überflug mit deutschen Transportmaschinen vom Typ Ju 52 nach Spanien, um dort den Putsch voranzutreiben. Foto: ullstein bild – ullstein bild
Flucht vor seinen Gläubigern nach Spanisch-Marokko ab. Bei den Offizieren der spanischen Fremdenlegion und der Regulares, einem aus der spanisch-marokkanischen Bevölkerung rekrutierten Militärverband, ist Bernhardt gut bekannt. Als er sich im Juli 1936 in die Vermittlerrolle drängt, dürfte ihm seine Mitgliedschaft in der Auslandsorganisation (A.O.) der NSDAP nicht geschadet haben.
Auf Hilfe angewiesen Der mit allen Wassern gewaschene Geschäftsmann scheint geeignet für eine heikle Mission, die Francos Aufständischen die Unterstützung des mächtigen Diktators in Berlin bringen soll. Denn deren Situation ist zunächst wenig aussichtsreich: Am 17. Juli 1936 haben sich Spaniens Afrika-Armee und die Truppen in Nordspanien fast vollständig gegen die republikanische Regierung in Madrid erhoben. Das größte Handicap der Soldaten in SpanischMarokko: Sie können in die ausgebrochenen Kämpfe auf der Iberischen Halbinsel nicht eingreifen. Die Matrosen der Kriegsmarine verweigern sich den Putschisten und bleiben der Republik treu. Kriegsschiffe unter dem Kommando von Matrosenräten kontrollieren die Meerenge zwischen Nordafri-
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ka und Spanien. Daher sind Flugzeuge die einzige realistische Transportlösung für die Nationalisten. Schließlich wird Bernhardt mit einer von den Rebellen in Las Palmas auf Gran Canaria beschlagnahmten Lufthansa Ju 52 mit dem Kennzeichen D-APOK nach Berlin geschickt. Im Gepäck: Francos bereits erwähnter Brief mit dem Hilfeersuchen. Er bittet da-
HINTERGRUND
rin um zehn Transportflugzeuge größtmöglicher Kapazität, 20 Flugabwehrgeschütze Kaliber zwei Zentimeter, sechs HeinkelJagdflugzeuge, Maschinengewehre und Gewehre in größtmöglicher Menge mit dazugehörender Munition sowie Fliegerbomben bis zu 500 Kilogramm. Unterschrieben ist der handschriftlich verfasste Brief mit: „Francisco Franco y Bahamonde, Oberbefehlshaber
Vorgeschichte des Bürgerkriegs
Die Spannungen, die letztlich in den Bürgerkrieg münden, beginnen mit dem Rücktritt von Spaniens Diktator General Miguel Primo de Rivera im Januar 1930. Ein niedergeschlagener antimonarchistischer Militärputsch und der Gang von König Alfons XIII. ins Exil führen am 14. April 1931 zur Ausrufung der Spanischen Republik. Jetzt bilden sich die politischen Fronten der Nationalisten unter José Antonio Primo de Rivera (Sohn von Miguel Primo de Rivera), der im Oktober 1933 die faschistische „Falange“ gründet, und der republikanischen Regierung heraus. Im Oktober 1934 kommt es zum Generalstreik, ein kommunistischer Aufstand in Asturien wird blutig niedergeschlagen. Der „Volksfront“-Wahlsieg vom 16. Februar 1936, der dazu führt, dass Manuel Azaña eine Regierung bildet, erhöht die
inneren Spannungen. Der Mord an dem monarchistischen Abgeordneten José Calvo Sotelo am 13. Juli 1936 lässt den „Bruderkrieg“ schließlich offen ausbrechen. Mit Ausnahme der spanischen Kriegsmarine, die sich auf die republikanische Seite schlägt, putschen große Teile der Armee unter der Führung von José Sanjurjo. Dieser verunglückt an dem Tag tödlich, an dem Franco von den Kanarischen Inseln kommend – er wurde dorthin von Azaña als Militägouverneur versetzt – in Tetuan eintrifft. Hier übernimmt er das Kommando über die spanische Afrika-Armee und trifft mit Johannes Bernhardt zusammen, der schließlich den Kontakt zu Hitler herstellt. Dieser unterstützt die antikommunistischen Aufständischen militärisch mit Soldaten sowie Waffen und Ausrüstung.
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Titelgeschichte | „Legion Condor“
ERSTER KOMMANDEUR: Generalmajor Hugo Sperrle führt die „Legion“ an, als sie in den Spanischen Bürgerkrieg eingreift. Auf ihn folgt am 1. November 1937 Hellmuth Volkmann. Foto: picture-alliance/akg-images
TRAGISCHER TOD: Hellmuth Volkmann ist Befehlshaber der Legion vom 1. November 1937 bis Oktober 1938. 1940 stirbt er an den Folgen eines Verkehrsunfalls.
IN SCHUTT UND ASCHE: Am 26. April 1937 werden große Teile der baskischen Kleinstadt Guernica durch Bombenabwürfe der „Legion Condor“ und italienischer Flieger stark zerstört. Foto: picture-alliance/akg-images
Foto: Sammlung JMH
SIEGER: Auch die Befehlshaber wechselten ebenso wie die kämpfenden Soldaten der „Legion“. Wolfram von Richthofen ist von November 1938 bis März 1939 letzter Kommandeur der „Legion“. Foto: ullstein bild–ullstein bild
der Streitkräfte in Spanisch-Marokko“. Hitler erkundigt sich bei Bernhardt, wer denn dieser Franco eigentlich sei und über welche Mittel er verfügen würde. Ohne größere Rücksprachen entscheidet Hitler, Franco sofort zu helfen.
Unternehmen „Feuerzauber“ Zufällig sind auch der Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Hermann Göring, und Reichskriegsminister Werner von Blomberg bei den Bayreuther Festspielen zugegen. Ihnen wird von Hitler die Organisation einer schnellstmöglichen Hilfe aufgetragen. Diese Aktion läuft unter der Tarnbezeichnung „Unternehmen Feuerzauber“. Hitler kommt die antikommunistische Haltung Francos und seiner nationalistischen Mitverschwörer aus politischen, aber auch militärischen Gründen sehr entgegen. Auch in strategischer Hinsicht ist eine deutschfreundliche Regierung in Spanien im Falle kommender Konflikte in Europa sicher nicht von Nachteil. Zudem begeistert sich Hitler für die Idee, dass erstmals in der Kriegsgeschichte eine ganze Armee auf dem Luftweg zum Kriegsschauplatz transportiert werden soll. Franco erhält daher nicht wie gewünscht zehn Transportflugzeuge, sondern Hitler lässt sogar 20 Maschinen im Direktflug nach Tetuan schicken. Am 28. Juli 1936 ist Bernhardt wieder zurück in Spanisch-Marokko. Franco kann sein Glück kaum fassen. Mit beiden Händen ergreift er Bernhardts Rechte. Dann drückt er seine Erleichterung aus: „Danke, das werde ich nie vergessen!“ Gleichzeitig brummt die
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Die erste Luftbrücke der Geschichte
KARTE
Die Kämpfe in Spanien 1936/37 bis 1939
Dienst in der Wehrmacht quittiert, doch sie stehen weiterhin im Sold. Weitere „Lockmittel“: Die Führung stellt ihnen in Aussicht, den Einsatz auf die Wehrdienstzeit anzurechnen. Ferner winken Beförderungen und Geld. „Rekrutiert“ werden die Soldaten, indem Offiziere diese direkt ansprechen – unter allergrößter Geheimhaltung versteht sich. Offiziell wird über den geplanten Einsatz deutscher Soldaten als kämpfende Truppe im Spanischen Bürgerkrieg kein Wort verloren. Auch ist es verboten, über die später so bezeichnete „Legion Condor“ (LC) zu berichten. Die Nachrichtensperre gilt für alle Aspekte des deutschen „Kriegsvertrags“ mit der nationalspanischen Seite. Sonderberichterstatter Karl Georg von Stackelberg, späterer Gründer des Bielefelder Meinungsforschungsinstituts „Emnid“, schreibt in seinem 1939 veröffentlichten Buch „Legion Condor“ über die Entstehung des „Expeditionskorps“: „Ende Juli 1936 beschloss der ,Führer’, Franco und seinen Generalen im Kampf gegen den Bolschewismus Hilfe zu leisten. Wenige Tage später be-
Gestaltung: KGS Kartographie und Grafik Schlaich
Ju 52, die Francos Emissär zurückgebracht hat, über ihre Köpfe Richtung Norden mit Kurs Sevilla. An Bord der für 18 Passagiere eingerichteten Lufthansa-Maschine befinden sich 41 Regulares mit voller Kampfausrüstung. Wenige Tage später treffen die übrigen Transportmaschinen ein.
Höchste Geheimhaltung Die erste Luftbrücke der Geschichte transportiert in wenigen Wochen mehr als 13.000 Soldaten und 270 Tonnen Kriegsmaterial über die Straße von Gibraltar nach Spanien. General Franco selbst fliegt am 6. August nach Sevilla und befiehlt danach seiner Afrika-Armee den Vormarsch nach Norden. Ziel ist die Vereinigung mit den Rebellen unter General Emilio Mola Vidal (1887– 1937) und der gemeinsame Angriff auf das politische Herz des republikanischen Spaniens: Madrid. In Deutschland wird ein „Sonderstab W“ unter Leitung von Helmuth Wilberg (1880– 1941) eingerichtet, um die „Freiwilligen“ auszuwählen. Offiziell haben sie ihren
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SETZT SICH DURCH: General Francisco Franco (1892–1975) gelingt mit seinen aufständischen Nationalisten und mit massiver Unterstützung durch die „Legion Condor“ der Militärputsch gegen die Regierung in Madrid. Er sollte in Spanien bis zu seinem Tod herrschen, ehe Juan Carlos, der langjährige König von Spanien (bis 2014), die Regierungsgeschäfte übernahm. Foto: picture-alliance/ CPA Media Co. Ltd
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Titelgeschichte | „Legion Condor“
GEFANGENNAHME: Republikanische Milizionäre ergeben sich Soldaten der Franco-Truppen. Nicht selten endete eine solche Situation mit einem Massaker, Foto vom 29. August 1936.
HINTERGRUND
Foto: picture-alliance/IMAGNO/ Austrian Archives (S)
reits verließ in aller Stille ein Transport von 86 ausgesuchten Freiwilligen unter Führung von Major Alexander von Scheele die deutsche Heimat. Auf dem Luftwege begann man gleichzeitig mit der Überführung von 20 Junkers Transportmaschinen (Ju 52). Die Aufgabe dieses ersten Freiwilligenkommandos ist, nationale Streitkräfte von SpanischMarokko auf das Festland zu transportieren. Im September folgt eine Verstärkung des Freiwilligenkorps um weitere Jagdflieger, eine Aufklärungsstaffel, eine schwere Flakbatterie und zwei Panzerkompanien. (...) Die deutschen Freiwilligen werden überall auf der 2.000 Kilometer langen Front eingesetzt.“
FRANCO-GEGNER: Hans Beimler war kommunistischer Reichstagsabgeordneter (1932/33) und als Politischer Kommissar des „Thälmann-Bataillons“ der XI. Internationalen Brigade im Spanienkonflikt tätig.
Internationale Brigaden
Frankreich reagierte geschockt auf den Beginn des Spanischen Bürgerkriegs. Dort regierte der Sozialist Leon Blum mit einer linken Volksfront. Mit dem nationalsozialistischen Deutschland und dem faschistischen Italien hatte man bereits zwei feindlich gesonnene Mächte als Nachbarn. Ein faschistisches Spanien würde zusätzliche Gefahr an der Südgrenze Frankreichs bedeuten. Viele antifaschistische Freiwillige aus dem europäischen Ausland und Nordamerika wollen mit den „roten“ Spaniern kämpfen. Auf Betreiben der „Kommunistischen Internationale“ werden diese „Brigadisten“ zunächst verdeckt in Paris angeworben. Bereits im Herbst 1936 stehen fünf aus Ausländern bestehende Brigaden in Frankreich bereit, die über die Pyrenäen und den Seeweg nach Spanien gelangen. Neben diesen fünf nach sprachlichen Kriterien zusammengefassten Brigaden entstehen auch vier „gemischte“ Brigaden aus Ausländern und Spaniern. Rund 40.000 Männer und Frauen aus gut vierzig verschiedenen Nationen ziehen in den Kampf, darunter auch etwa 5.000 Deutsche. So zum Beispiel der ehemalige KPD-Reichstagsabgeordnete Hans Beimler (1895–1936), den man zum Kommissar der beiden deutschen Bataillone „Edgar André“ und „Thälmann“ ernennt. Das System der Politischen Kommissare wird am 14. Oktober 1936 in der gesamten republikanischen Armee Spaniens eingeführt.
Foto: picture-alliance
„Verkleidete“ Soldaten Diese ersten „ausgesuchten Freiwilligen“ fahren im Bus durch das in Sportstimmung schwelgende Berlin Richtung Hamburg. Am 1. August beginnen nämlich die Olympischen Spiele in Deutschlands Hauptstadt. Das erste Kontingent für Spanien fällt somit kaum auf. Die Luftwaffenangehörigen sind in überzähligen Bekleidungstücken der deutschen Olympiamannschaft mit hellen Leinenanzügen samt Schiebermütze unterwegs. Einige Tage vorher erhielten die Luftwaffengeschwader in Dortmund, Merseburg,
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Gotha und Ansbach den Befehl, sofort eine vorgegebene Anzahl ihrer Flugzeugführer sowie Bodenpersonal für einen geheimen Sondereinsatz zum „Jagdgeschwader Richthofen“ in Döberitz bei Berlin zu kommandieren. Dort informiert sie der perfekt Spanisch sprechende Major von Scheele über ihren bevorstehenden Einsatz auf der Iberischen Halbinsel. Die Geheimhaltung geht soweit, dass die Männer nicht einmal ihren Ehefrauen davon erzählen dürfen. Zukünftig sind sie nur noch durch zensierte
Post über die zentrale Adresse „bei Max Winkler, Berlin, Postfach“ erreichbar. Am 31. Juli verlässt der Frachter USARAMO vollgepackt mit Flugzeugen, Flak, Bomben und den „verkleideten“ Luftwaffenangehörigen den Hamburger Hafen. Anfang November 1936 wird die deutsche Hilfsaktion für die Putschisten durch Entsendung eines geschlossenen Luftwaffenkorps verstärkt. Zuvor hat die Sowjetunion damit begonnen, der republikanischen Seite in größerem Umfang Waffen zu
Massive Waffenhilfe liefern. In Spanien treffen aus Deutschland unter anderem ein: Eine Kampfgruppe, eine Jagdgruppe, eine Aufklärungsstaffel, eine weitere Seeaufklärungstruppe, eine verstärkte Flakabteilung und eine Luftnachrichtenabteilung. Das bisherige „Freiwilligenkommando“ wird in die einzelnen Verbände eingegliedert. Für das deutsche Korps bildet sich sodann allmählich der schillernde Name „Legion Condor“ heraus. In den Jahren des Einsatzes der Legion stehen jeweils rund 5.000 Deutsche auf der Seite Francos in Spanien, die nach festgelegtem Turnus abgelöst werden – insgesamt fast 20.000 Männer. Ihr Befehlshaber in Spanien ist vom 6. November 1936 bis zum 31. Oktober 1937 der damalige Generalmajor Hugo Sperrle (1885–1953). Als er für anderen Aufgaben in die Heimat zurückbefohlen wird – die „Chemie“ zwischen ihm und Franco stimmte überhaupt nicht – übernimmt vom 1. November 1937 bis 31. Oktober 1938 der damalige Generalmajor und spätere Generalleutnant (ab 1. April 1938) Hellmuth Volkmann (1889–1940) den Befehl. Sein Nachfolger wird schließlich vom 1. November 1938 bis zum Ende des Bürgerkriegs Generalmajor Wolfram Freiherr von Richthofen (1895–1945).
Einsatz an allen Fronten Der Einsatz der „Legion Condor“ spielt sich in folgenden Etappen ab: Von Dezember 1936 bis März 1937 bildet die Zentralfront bei Madrid den Schwerpunkt für den Einsatz der Legion. Die zahlreichen Flugplätze, die mit neuen, aus der Sowjetunion gelieferten Maschinen belegt sind, bieten „lohnende“ Bombenziele. Außerdem fliegen die „Le-
MODERNES GERÄT: Angehörige der „Legion Condor“ machen eine 8,8-cm-Flak feuerbereit. Diese schwere Waffe sollte vor allem im nächsten Krieg von sich reden machen. Foto: ullstein bild–ullstein bild
gionäre“ planmäßig Fernangriffe, die bis zu 400 Kilometer über republikanisches Gebiet führen. Feindliche Flughäfen, Häfen und Bahnlinien erkunden sie ebenfalls. Größere operative Ziele werden angegriffen, wie zum
Als zwischen dem 31. März 1937 und dem 18. Juni 1937 die Front bei Madrid zum Stellungskrieg erstarrt ist, wird von den Nationalisten auf Vorschlag Generalmajor Sperrles die Vereinigung der Nordfront in Angriff
„Deutschland kann auf diese Weise seine Dankbarkeit für die Neutralität Spaniens im Weltkrieg und dessen stets vornehme Haltung gegenüber Deutschland zum Ausdruck bringen.“ Adolf Hitlers spontane Begründung für die Einmischung Deutschlands in den Spanischen Bürgerkrieg am 25. Juli 1936 abends in Bayreuth
Beispiel die Kriegshäfen Cartagena, Alicante und Málaga, mehrere Waffen- und Chemiefabriken, das Stahlwerk Bilbao sowie das „rote“ Ausbildungs- und Rüstzentrum Albacete südwestlich von Valencia.
genommen. Während in drei Monate langem, von Berg zu Berg führendem Kampf in zermürbenden Gefechten der Angriff vorangetrieben wird, setzt man die deutsche Kampffliegergruppe als fliegende Artillerie
Zeitgenössisch:
SEITE AN SEITE: General Francisco Franco und der Kommandeur der „Legion Condor“, Wolfram Freiherr von Richthofen (seit 1. November 1938), kämpfen in Spanien gemeinsam für einen Sieg der Aufständischen. Foto: picture-alliance/akg-images
Clausewitz 5/2015
Titelblatt der italienischen Zeitschrift „La Tribuna Illustrata“, die die Eroberung Bilbaos durch die nationalistischen Truppen Francos zeigt, Juni 1937. Foto: picture-alliance/Mary Evans Picture-Library
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Titelgeschichte | „Legion Condor“ und die Flakabteilung als Erdartillerie entscheidend ein. Dadurch können die Nationalisten den „eisernen Gürtel“ von Bilbao durchbrechen, was zur Einnahme der baskischen Stadt führt. Wenige Wochen zuvor wurde Bilbaos Nachbarstadt Guernica durch Bombardements von Maschinen der „Legion Condor“ und eines italienischen Kampffliegerverbandes bei dem Versuch, eine strategisch bedeutsame Brücke zu zerstören, stark verwüstet. Mehrere Hundert Zivilisten verloren dabei ihr Leben. Ältere Schätzungen gingen lange Zeit sogar von bis zu 1.600 Toten aus.
„Roter“ Gegenangriff Überraschend folgt dann während der Vorbereitungen zu einem weiteren Angriff auf das westlich Bilbao gelegene Santander ein Entlastungsstoß der „Roten“ westlich von Madrid, der die Gefahr birgt, dass die gesamte nationale „Madrid-Front“ zusammenbricht. In den Tagen zwischen dem 7. Juli SIEGESPARADE: Adolf Hitler nimmt nach dem Ende der Kämpfe in Spanien und Rückkehr der Freiwilligen nach Deutschland die Parade der „Legion Condor“ in Berlin ab, Juni 1939. Foto: picture-alliance/dpa©dpa-Bildarchiv
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Traditionspflege Das „Erinnerungsband Legion Condor“, hier die maschinengestickte Ausführung für Unteroffiziere und Mannschaften, durften nur die Soldaten weniger Luftwaffeneinheiten am rechten Unterärmel tragen. Dies sind allein Angehörige des Kampfgeschwaders 53, des Flakregiments 9 und des Luftnachrichten-RegiFoto: Hermann-Historica/Slg. JMH ments 3.
und dem 27. Juli 1937 gelingt es der eilig zur Hilfe gerufenen „Legion Condor“, durch massiven Bombereinsatz den „roten“ Einbruch zu stoppen. In den folgenden Kämpfen um Brunete bombardiert die „Legion Condor“ die Bereitstellungsräume der republikanischen Truppen so stark, dass der Entlastungsstoß schließlich scheitert. Vom 14. August bis zum 21. Oktober 1937 entwickelt sich dann im Norden der Vormarsch auf Santander. In langwierigen Kämpfen in äußerst schwierigem Felsgelände werden die „Roten“ auf Gijon zurückgedrängt, während in ihrem Rücken die Verbände der „Legion Condor“ die Nach-
schubstraßen, Brücken und Häfen angreifen und die Reste der „roten“ Luftwaffe zertrümmern. Am 21. Oktober 1937 werden Gijon und Aviles besetzt. An der Spitze der einrückenden Truppen marschiert eine LC-Flakbatterie.
Erbitterter Widerstand In der Zeit vom 1. November 1937 bis zum 22. Februar 1938 toben die Kämpfe um Teruel im Osten der iberischen Halbinsel. Während das nationalspanische Hauptquartier versucht, Madrid einzukreisen, schlagen die „Roten“ an der „Teruel-Front“ los. Die Stadt geht verloren und die Abschnürung des gesamten Frontzipfels von Teruel droht. Die „Legion Condor“ wird sofort an dem gefährdeten Frontabschnitt eingesetzt. Deutsche Flakbatterien wehren in vorderster Front die immer neuen Angriffe des Gegners ab. Diese erbitterten Kämpfe werden bei extremer Winterkälte und meterhohem Schnee ausgetragen. Der Gegenangriff der nationalspanischen Truppen beginnt. Der stark zerklüftete Alfambra-Abschnitt fällt unter stärkstem
Triumph von „Francos Feuerwehr“
AUSGESCHALTET: Ein Soldat der Franco-Truppen vor einem erbeuteten Panzer aus russischer Produktion. Die Sowjetunion unterstützte die republikanische Seite durch umfangreiche Materiallieferungen. Foto: picture-alliance/dpa©dpa-Bildarchiv
Einsatz der „Legion Condor“. Teruel wird besetzt. Unter ständigem Einsatz der Legions-Verbände schiebt sich dann in monatelangen Kämpfen zwischen März 1938 und August 1938 die Angriffsfront der Nationalen auf Valencia zu. Ebenso durchstoßen die Aufständischen die gegnerische Front südlich des Ebro im Nordosten Spaniens, wobei sie auf dem Nordufer des Flusses die wichtigen Kraftwerke im Abschnitt des Rio Segre erreichen. Am 15. April wird schließlich das Mittelmeer bei Vinaroz zwischen Tarragona und Valencia erreicht. Hier wird im Mai 1938 die Mehrzahl der Maschinen der Aufklärungsstaffel 88 der „Legion Condor“ stationiert – vor allem Heinkel He 45 und Dornier Do 17. Die Front schwenkt anschließend nach Süden und wird von der Küste bis Teruel verbreitert.
Am Weihnachtstag 1938 startet schließlich der Angriff auf Katalonien. Die nationalspanischen Truppen durchbrechen die Befestigungsringe um Barcelona. Auf den Rückzugsstraßen werden die „Roten“ von Kampfflugzeugen der „Legion Condor“ mit Bombenangriffen und Tiefangriffen gefasst und von ihren Kampfwagen und Flakbatterien angegriffen. Tarragona und Barcelona fallen schließlich.
Franco triumphiert Am 9. Februar 1939 erreichen die Nationalen die Pyrenäen. Das gegnerische Heer und seine Luftwaffe in Katalonien sind hoffnungslos zerschlagen. Vom 10. Februar 1939 an beginnt Franco den Endkampf um Zentralspanien. Am 1. April 1939 ist nach dem „Fall“ Madrids und Valencias der
„Ohne die deutsche und italienische Intervention hätte Franco seinen Krieg gar nicht erst beginnen können.“ Willy Brandt, während des „Spanischen Bruderkrieges“ Bürgerkriegsbeobachter auf republikanischer Seite, in seiner Berichterstattung
Als dann Ende Juli 1938 die „Roten“ mit starken Kräften über den Ebro durchbrechen und die Hauptnachschubstraße der vor Valencia kämpfenden Nationalen bedrohen, ist es wieder die „Legion“, die schlagartig verlegt, das Vordringen der „Roten“ stoppt. Schließlich beginnen die blutigen Kämpfe um den Ebrobogen, in denen systematisch die besten Divisionen der republikanischen Ebrofront durch immer neue Bombenangriffe und Feuerüberfälle der Deutschen restlos zermürbt werden.
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Krieg in Spanien beendet. Die Männer der „Legion Condor“ marschieren mit den Truppen des „neuen Spanien“ bei der großen Schlussparade an Franco vorüber. Der Generalissimus weiß um den großen Anteil, den die an nahezu allen Brennpunkten eingesetzten Deutschen an seinem Triumph haben. Diese kehren anschließend nach Deutschland zurück. Genau einen Monat später, am 28. April 1939, erwähnt Adolf Hitler in seiner Reichstagsrede offiziell die Existenz einer deut-
ABSCHIED: Angehörige der „Legion Condor“ während einer Parade in der nordspanischen Stadt León, in der eine Straße zu Ehren der LC in „Calle de la Legion Condor“ umbenannt wurde, Mai 1939. Foto: ullstein bild – ullstein bild
schen Legion: „...An diesem (...) Siegeszug nehmen in den Reihen der tapferen spanischen Soldaten neben den italienischen Kameraden auch die Freiwilligen unserer deutschen Legion teil. Wir hoffen, sie ganz kurze Zeit später bei uns in der Heimat begrüßen zu können. Das deutsche Volk wird dann erfahren, wie tapfer seine Söhne auch auf diesem Platz für die Freiheit eines edlen Volkes mitgekämpft haben und damit letzten Endes für die Errettung der europäischen Zivilisation.“
Ein Geheimnis wird gelüftet Damit endet ein lange gehütetes „Staatsgeheimnis“. Denn bis dahin hatte die Reichsregierung vehement dementiert, deutsche Truppen auf die iberische Halbinsel entsandt zu haben. Nun aber wird die deutsche Öffentlichkeit mit Berichten über den „heldenhaften“ Einsatz der „Legion Condor“ durch Sonderausgaben von Propagandazeitschriften, darunter „Der Adler“ und „Die Wehrmacht“, regelrecht „bombardiert“. Nur drei Monate später wird Deutschland „offiziell“ Truppen in den Krieg schicken – dieses Mal nach Polen und in Uniformen der Wehrmacht mit Hoheitszeichen. Jörg-M. Hormann, Jg. 1949, verantwortlicher Redakteur von Schiff Classic und Sachbuchautor mit Schwerpunkten bei der deutschen Luftfahrt-, Marine- und Militärgeschichte mit über 40 Buchveröffentlichungen.
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Titelgeschichte | „Legion Condor”
Rückkehr der „Legion Condor“ 1939
Triumph und Trauma 31. Mai 1939: Die „Legion Condor“ wird in Hamburg öffentlich gefeiert. Die „Spanienrückkehrer“ genießen den Triumphzug durch die Massen. Doch die Hinterbliebenen der Gefallenen sind nicht in Jubelstimmung, viele von ihnen sind traumatisiert.
SELTENE AUSZEICHNUNG: Nur 28 Mal wurde die Besitzurkunde für das Goldene Spanienkreuz mit Brillanten ausgefertigt, hier das Exemplar für Hauptmann Werner Mölders. In sieben Fällen kam die Urkunde per Post – an die Angehörigen des gefallenen „Legionärs“.
Von Jörg-M. Hormann
Foto: HermannHistorica/Slg. JMH
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as mit dem „Unternehmen Feuerzauber“ als Vabanquespiel im Juli 1936 in Bayreuth begann, endet im Mai 1939 mit einer von der NS-Propaganda inszenierten Siegesparade in Hamburg, kurz darauf in Berlin. Eine Woche zuvor in der weiten Bucht der westspanischen Hafenstadt Vigo. Drei weiße Schiffe liegen am 24. Mai auf der Reede zu Anker. Zwei haben an der Hafenpier festgemacht. Es sind die KdF-Schiffe ROBERT LEY, WILHELM GUSTLOFF, STUTTGART, SIERRA CORDOBA und DER DEUTSCHE. Schon Tage zuvor ist ein Sonderkommando der Legion eingetroffen, das die nötigen Vorbreitungen trifft, damit die „Spanienfreiwilligen“ für die Rückkehr in die Heimat einschiffen können.
Abschied aus Spanien An Land staut sich die schaulustige Menge entlang der Absperrketten, die vom spanischen Militär gestellt werden. Im Bahnhof von Vigo läuft alle zwei Stunden ein Sonderzug mit „Legionären“ ein.
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Sie haben eine ereignisreiche Woche hinter sich: Die Parade in Madrid vor Generalissimus Franco und anschließend der Vorbeimarsch am 22. Mai in León vor ihrem letzten Kommandeur von Richthofen. Jetzt hallen die Straßen Vigos wider von heller Marschmusik und dem Gleichschritt marschierender Kolonnen. Die ersten „Legionäre“ passieren die reich mit Flaggen geschmückten und abschüssigen Straßen der Stadt. Sie werden von brausendem, immer wieder anschwellenden Jubel der Bevölkerung begleitet: „Arriba España! Viva Alemania!“, ruft die Menge, wie zeitgenössische Berichte zeigen. Am Hafen wird angetreten, die Befehle und Vorschriften über Verhalten an Bord werden bekanntgegeben. Schließlich besteigen die Männer die bereitliegenden Schiffsboote. Die WILHELM GUSTLOFF nimmt die Soldaten an Bord, während zur gleichen Zeit ein spanisches Kanonenboot 21 Schuss
zu Ehren der Deutschen und ihrer „Waffentaten“ in Spanien abfeuert. Am 25. Mai ist die Einschiffung reibungslos durchgeführt. Auch zahlreiche hohe spanische und italienische Offiziere, die als Gäste an den Empfangsfeierlichkeiten in Berlin teilnehmen werden, begeben sich auf das Schiff. Als am 30. Mai 1939 der Verband morgens um 9:00 Uhr beim Borkumriff-Feuerschiff steht, kommen in diesigem Wetter die ersten Einheiten der deutschen Seestreitkräfte in Sicht. Gegen Abend geht der HeimkehrerVerband vor Cuxhaven zu Anker, um kurz nach Mitternacht unter Geleit der ADMIRAL GRAF SPEE und der Boote der 6. Torpedobootsflottille elbaufwärts nach Hamburg – dem Ausschiffungshafen – zu steuern.
Großer Pomp zur Begrüßung Am 31. Mai 1939, dem „Skagerrak-Tag“ der deutschen Kriegsmarine, begrüßt Luftwaffen-Oberbefehlshaber Hermann Göring die Legion bei Neumühlen (seit 1938 zu Hamburg) während eine Flakbatterie den Willkommenssalut feuert.
STILLGESTANDEN: Angehörige der „Legion Condor“ während des Massenappells im Berliner Lustgarten am 6. Juni 1939. Foto: picture-alliance/dpa©dpa-Bildarchiv
Zehntausende Schaulustige umlagern den Karl-Muck-Platz, der von den Bannern der beiden Nationen Deutschland und Spanien umrahmt ist. Hinter dem Podium, wo Göring den Vorbeimarsch abnimmt, hat ein Bataillon der Luftwaffe Aufstellung genommen. Jubel klingt dann auf, als die Spitze der deutschen Legion in Sicht kommt. Die Kolonnen der „Spanienrrückkehrer“ werden mit einem Blumenregen überschüttet. Die Männer der „Legion Condor“ marschieren zur Moorweide, wo im weiteren Verlauf des Nachmittags der offizielle Begrüßungsakt stattfindet und nochmals eine Vielzahl von Orden verliehen wird.
Inszenierter Triumphzug Das Geschehen in Hamburg wiederholt sich in ähnlicher Weise und von den Nationalsozialisten noch aufwendiger in Szene gesetzt wenige Tage später in der Reichshauptstadt. Am 6. Juni 1939 marschieren Tausende von „Spanienkämpfern“ durch das Brandenburger Tor entlang der Ost-West-Achse zum Berliner Lustgarten. Hier hat der „Führer“
Clausewitz 5/2015
einen Massenappell vorbereiten lassen. Beiderseits der Rednertribüne stehen HitlerJungen und halten lorbeerumkränzte Tafeln mit den Namen der Gefallenen der Legion – den ersten von der nationalsozialistischen Propaganda gefeierten „Kriegshelden“ des „Dritten Reiches“.
schriftlichen Meldung wird absolutes Stillschweigen gefordert, wobei die Behörden sogar mit Strafen drohen, sollte jemand doch über Geschehnisse sprechen. Der Hinweis, dass der Tote in spanischer Erde bestattet ist zudem das Gegenteil eines Trostes. Wie einige der deutschen „Legionäre“
„Ihr habt bewiesen, dass wir unbesiegbar sind!“ Hermann Göring am 31. Mai 1939 in Hamburg zu den Männern der „Legion Condor“
Deren Angehörige sind indes in tiefer Trauer. Etwa dreihundert Familien vermissen schmerzlich ihre Väter, Söhne und Ehemänner, die nicht von ihrem Einsatz aus Spanien zurückkehrten. Nur wenige Monate später sollten die Trauerfälle für fünfeinhalb Jahre millionenfach über das „Tausendjährige Reich“ hereinbrechen. Die Handhabung bei den Gefallenenmeldungen ist für die Angehörigen von Verstorbenen nahezu unerträglich. Mit der
ihr Leben verloren, ist ihren Familien ebenfalls nicht zu vermitteln. In den relativ gut dokumentierten Verlustunterlagen der „Legion Condor“ ist mehrfach zu lesen: „…bei der Gefangennahme erschossen.“ So wurden wiederholt abgesprungene Flugzeugführer von herangeeilten Menschentrauben regelrecht massakriert. In der fanatisierten Kriegsstimmung des Spanischen Bürgerkriegs wurden oftmals keine Gefangenen gemacht. Dies gilt für beide Seiten.
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Titelgeschichte | „Legion Condor”
FRAGWÜRDIG: Das Gutscheinheft mit dem Angebot ausgesuchter Veranstaltungen in Berlin sollte den Angehörigen gefallener „Legionäre“ Abwechslung bei den dreitägigen Siegesfeierlichkeiten bieten, hier für das Ehepaar Mittelstrob, das seinen Sohn verlor. Foto: Hermann-Historica/Slg. JMH
INSZENIERT: Ansprache Hitlers im Berliner Lustgarten, neben der Tribüne werden Schilder mit den Namen der Gefallenen der „Legion Condor“ hochgehalten. Foto: ullstein bild–ullstein bild
Die absolute Geheimhaltung des Einsatzes auf der Iberischen Halbinsel lässt keine Wahl. Die Toten der Legion müssen in Spanien bestattet werden. Eine Ausnahme sind die Gefallenen des republikanischen Bombenangriffs auf das Panzerschiff DEUTSCHLAND auf der Reede von Ibiza. Ihre Särge, mit militärischen Ehren bei den Engländern in Gibraltar in die Erde hinabgelassen, werden in einer Nacht- und Nebelaktion wieder ausgegraben und nach Deutschland über-
HINTERGRUND
„Spanienkreuz“
Anlässlich des großen Empfangs der „Legion Condor“ am 31 .Mai 1939 auf der Moorweide bei Hamburg gibt Generalfeldmarschall Hermann Göring bekannt: „...diejenigen aber, die in ungewöhnlicher Art, beispielhaft hinausragend über alle anderen, Leistungen vollbrachten, erhalten das Goldene Kreuz mit Brillanten. So hat der Führer ein Zeichen seines Dankes gegeben, für Eure Leistungen, für Euren Mut und Eure Tapferkeit.“ So wird zum Beispiel Adolf Galland für seine Verdienste beim Entwickeln und Verwirklichen der Schlachtfliegertaktik innerhalb der „Legion Condor“ mit dem „Spanienkreuz in Gold mit Schwertern und Brillanten“ ausgezeichnet. Werner Mölders erhält es nach seinem 14. Luftsieg. Er ist damit der erfolgreichste Jagdflieger. Ihm folgen mit zwölf Abschüssen Wolfgang
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führt. Unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit bei der Trauerfeier finden die 31 Gefallenen ihre letzte Ruhestätte auf dem Ehrenfriedhof in Wilhelmshaven. Dies ist nur möglich, weil die DEUTSCHLAND im Rahmen der internationalen Seekontrolle zur Unterbindung von Waffenlieferungen an die spanischen Kriegsparteien auch öffentlich operierte. Eine Bestattung in der Heimaterde unter öf-
SELTEN: Das „Spanienkreuz in Gold mit Schwertern und Brillanten“, verliehen unter anderem an Werner Mölders. Foto: Hermann-Historica/Slg. JMH
Schellmann, mit elf Harro Harder, sowie Reinhard Seiler und Walter Oesau mit neun beziehungsweise acht Luftsiegen. Alles „klingende Namen“, die bald darauf im Wehrmachtbericht wieder auftauchen. Insgesamt werden rund 26.000 „Spanienkreuze“ der verschiedenen Klassen verliehen. Ein großer Teil ohne Schwerter für die organisatorisch Beteiligten ohne direkten Kampfeinsatz. „FEUERTAUFE“: Werner Mölders (1913–1941) gilt nach Zahl der Abschüsse als der erfolgreichste auf nationalistischer Seite kämpfende deutsche Jagdflieger während des Bürgerkriegs. Foto: Sammlung Jörg-M. Hormann
fentlicher Anteilnahme kann den übrigen deutschen Gefallenen oder Verstorbenen der „Legion Condor“ nicht zugebilligt werden. Sie finden, wenn möglich mit militärischen Ehren ihrer Kameraden, ihre letzte Ruhestätte dort, wo sie zu Tode gekommen sind, nämlich irgendwo in Spanien. Die Gräberkartei mit Lageskizzen, Grabsteinfoto und persönlichen Angaben der Toten ist heute noch vorhanden. Im Gegensatz zu den Akten der „Legion Condor“. Sie sind im Rahmen der Vernichtungsaktion der Luftwaffe im Hof des Reichsluftfahrtministeriums in Berlin am Ende des Zweiten Weltkrieges verbrannt worden.
Schwacher Trost „Zur Erinnerung an die heldenhaften Leistungen bei Niederwerfung des Bolschewismus im spanischen Freiheitskampfe stifte ich ein Ehrenkreuz für Hinterbliebene deutscher Spanienkämpfer“, so Adolf Hitler in seiner zugehörigen Stiftungsverordnung vom April 1939. Ende Dezember werden von der Versorgungsabteilung beim Oberkommando der Wehrmacht die Daten der Berechtigten angefordert, um alle Urkunden mit Datum vom 17. Januar 1940 auszustellen. Im März 1940 erhalten die Angehörigen ein Exemplar des „Ehrenkreuzes für Hinterbliebene Deutscher Spanienkämpfer“ per Einschreiben und die große Urkunde im Format DIN A4 per Post zugeschickt. Dies ist freilich ein äußerst schwacher Trost für den Verlust eines engen Familienangehörigen und das dadurch in vielen Fällen erlittene Trauma.
n e d n e g e L e t f ü L r e d
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Titelgeschichte | „Legion Condor“
Einsatz und Erprobung neuer Technik und Taktik
Folgenreiche „Feuertaufe“ 1936–1939: Während der Kämpfe in Spanien wird eine Vielzahl deutscher Soldaten und Waffen eingesetzt, neue Einsatztaktiken werden erprobt – für Hitlers Militärs eine willkommene Gelegenheit zur „Generalprobe“. Von Jörg-M. Hormann
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ermann Göring sieht im Jahr 1936 den Bürgerkrieg in Spanien als Chance, um „seine junge Luftwaffe (...) im scharfen Schuss“ zu erproben, dies gibt der ehemalige „Reichsmarschall“ 1946 während der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse vor dem Internationalen Militärgerichtshof zu Protokoll. Er entsendet anfangs einen Teil seiner Transportflotte, ehe er dann eine Reihe von Erprobungskommandos hinterherschickt und schließlich die „Legion Condor“ gebildet wird. Ihre fliegenden Verbände bestehen anfangs aus einer Kampfgruppe K/88 mit vier Staffeln Ju 52, einer Jagdgruppe J/88 mit drei Staffeln He 51 (Doppeldecker-Jagdflugzeug) und einer Stabskompanie. Weiterhin gehören eine Aufklärungsgruppe A/88 mit einer Staffel He 70 (Behelfsaufklärer) und eine Staffel He 46 (Aufklärungsflugzeug) sowie eine Luftzeuggruppe mit Park (Technischer Dienst) P/88 und der Führungsstab der Legion S/88 dazu. Im Laufe der Kämpfe werden die eingesetzten Flugzeugtypen durch die modernsten Maschinen aus deutscher Produktion
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ersetzt. Auf den Doppeldecker He 51 folgt der Jäger Bf 109. Die „Bomberversion“ der Ju 52 wird durch die Heinkel 111 und den neuen Sturzkampfbomber Ju 87 „Stuka“ abgelöst. Als Aufklärungsflugzeuge kommen die Do 17 und der „Fieseler Storch“ zum Einsatz. Das sind innovative Entwicklungen, die oft als Erstserienmuster in Spanien erprobt werden und schließlich ihre „Feuertaufe“ erhalten.
Die Kampfkraft der „Legion Condor“ basiert jedoch nicht allein auf dem fliegerischen Element. Während des Bürgerkriegs berichten die Zeitungen in Spanien immer wieder von den Erfolgen der „nationalspanischen Flakartillerie“. Woher stammen diese wirksamen Waffen? Wer bedient sie? Es ist neben einer Reihe spanischer Flakbatterien in erster Linie die gemischte deutsche Flakabteilung F/88, die diesen gefürchteten Ruf begründet.
VERANKERT: Gegen den heftigen Wind ist diese Messerschmitt Bf 109 B der 2. Staffel J/88 der „Legion Condor“ mit den Flächen an Bodenankern befestigt.
Foto: H. Weitze/Sammlung JMH
JÄGER UND SCHLACHTFLIEGER DER „LEGION CONDOR“ Mit leichten Bomben bestückt wird die Heinkel He 51 zum passablen Schlachtflieger. Adolf Galland entwickelt mit der abgebildeten Maschine (oben) die taktischen Grundsätze einer neuen Waffengattung.
Die Grundlage in Spanien für die Flakartillerie nach deutschem Muster und mit deutschem Gerät ist die im Juni 1936 aufgestellte Ausbildungsstelle für leichte Flak. Es folgt die erste deutsche Flakbatterie unter Führung von Oberleutnant Albinger im September 1936. Ihre Erfolge sind beträchtlich. Im November 1936 stellt man schließlich eine komplette Flakabteilung auf. Anfang 1937 wird die Scheinwerferbatterie in eine schwere Batterie „umbewaffnet“ und umgeschult. Es folgt die Eingliederung der „Batterie Aldinger“ als achte Batterie der F/88. Die Munitionskolonne wird weiterhin als 7. Batterie bezeichnet. Eine 9. Batterie kommt 1938 vorübergehend hinzu. Dort werden spanische Soldaten als Flakartilleristen ausgebildet.
Heinkel He 51 C der 3. Staffel der Jagdgruppe 88, 1937. Mit dem Einsatz der russischen Polikarpow I-16 „Rata“ durch die Republikaner verliert sie ihre Jägerqualität.
Grafik: Herbert Ringlstetter/Aviaticus
LUFTANGRIFF: Ein Bomber der „Legion Condor“ entlädt seine todbringende Fracht über einer spanischen Foto: ullstein bild – ullstein bild Stadt.
Gefürchtete „Acht-Acht“
Erfolgreichster Jagdflieger der „Legion Condor“ ist mit seiner Bf 109 Werner Mölders, der 1939 das „Spanienkreuz in Gold mit Schwertern und Brillanten“ erhält.
Der Einsatz der Abteilung dient zunächst nur der Luftabwehr. Seit Anfang 1937 wird – aufgrund des nationalspanischen Mangels an Feldartillerie – die Flakartillerie auch im Erdkampf eingesetzt. Treffergenauigkeit im direkten Schuss, schnelle Feuerfolge und die Reichweite der 8,8-cm-Geschütze sind herausragend. In Spanien sammeln die Deutschen wertvolle Erfahrungen mit der Waffe, die sich im Zweiten Weltkrieg als „Acht-Acht“ einen geradezu legendären Ruf erwerben wird – vor allem beim Kampf gegen Panzer.
Da die „roten“ Piloten schnell großen Respekt vor den Flakstellungen der „Legion Condor“ entwickeln, „fehlen“ während der Kämpfe im Bürgerkrieg häufig die Luftziele. Denn die Flieger bleiben lieber außer Reichweite. In der letzten großen Offensive des spanischen Krieges, der Katalonien-Offensive, werden nur etwa sieben Prozent der gesamten verschossenen Munition gegen Luftziele und dafür 93 Prozent im Erdkampf eingesetzt.
Als im Jahr 1936 die Überführung und der Einsatz deutscher Flugzeuge beginnt, besteht die Notwendigkeit einer entsprechenden Bodenorganisation – zunächst hauptsächlich zur Flugsicherung. So werden sehr schnell die „Flugsicherung Nord“ in Salamanca und die „Flugsicherung Süd“ in Sevilla errichtet. Das ist der Beginn des Einsatzes der Luftnachrichten-Truppe in Spanien. Aus der anfänglichen „Handvoll“ Männer sind im November 1936, also noch vor dem
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Von deutscher Seite wird während des Spanischen Bürgerkriegs eine Vielzahl verschiedener Flugzeugmuster als Unterstützung für Francos Truppen eingesetzt, darunter neben Jägern und Bombern auch Aufklärer und See-Mehrzweckflugzeuge. Junkers Ju 52/3m g3e der Kampfgruppe 88. Nach dem Transport der Putschisten-Truppen von Tetuan nach Sevilla wird sie zum Bomber umgerüstet.
Mit der neuen Heinkel He 111 B probt die Luftwaffe den scharfen Einsatz. Erst in der Versuchsbomberstaffel VB/88 und ab Frühjahr 1937 in der Kampfgruppe K/88 (links).
Clausewitz 5/2015
Die neuesten Serienmaschinen der Ju 87 A kommen am Ende des Bürgerkriegs in der „Jolanthe-Staffel“ Stuka/88 der K/88 zum Einsatz.
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Grafik: Herbert Ringlstetter/Aviaticus
BOMBER DER „LEGION CONDOR
Titelgeschichte | „Legion Condor“
BEUTEPANZER: Der russische Straßenpanzer BA-6 war eine begehrte Beute bei den nationalspanischen Truppen, da er schnell und stark bewaffnet war, hier mit deutscher Foto: Sammlung Jörg-M. Hormann Besatzung.
eigentlichen Eintreffen der „Legion Condor“, schon 75 Funker geworden. Jetzt können einige spanische Fernsprech- und Fernschreibstellen mit deutschen Soldaten besetzt werden. Auch der Funkverkehr wird notdürftig ausgebaut. Gleichzeitig läuft in Deutschland die Aufstellung der späteren
schen Panzereinheit. Als erstes Kontingent werden 122 Angehörige der Panzertruppen mit ihren Panzerkampfwagen I (Pz.Kpfw.) nach Spanien verschifft. Es handelt sich vor allem um Ausbildungskräfte mit ihren Fahrzeugen, die die Panzerabteilung 88 bilden. Diese setzt sich aus dem Stab, drei Lehrkompanien und einer Transportkolonne zusammen und steht unter dem Kommando von
„Die Wiedereinnahme von Teruel kostete viel Blut. Es wurde auf beiden Seiten erbittert gekämpft. Die Luft war ausgesprochen eisenhaltig.“
Der Aufgabenbereich wächst und wächst: So bilden die Männer aus Schweinfurt und Neuruppin spanische Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften nicht nur am Panzer aus, sondern bald auch an der Pak und am Flammenwerfer. Die später um eine weitere Kompanie verstärkte Panzerabteilung erledigt eine Vielzahl von Kampfaufgaben. So erkundet sie vor Angriffen das Geländes, die Feindlage und legt obendrein Angriffsmöglichkeiten fest. Anschließend folgt die Teilnahme mit eigenen Panzer- und Kradpa-
Jagdflieger Adolf Galland in seinem Buch „Die Ersten und die Letzten“
LN/88. Sie besteht aus vier Kompanien, die im November 1936 von Stettin aus Richtung Spanien in See stechen.
Entsendung von Panzern Im September 1936 befiehlt das Oberkommando des Heeres (OKH) zudem, eine Panzerabteilung nach Spanien zu entsenden. Alle vom Heer abzustellenden Truppen bekommen einen „Führer Heer“, der mit dem Tarnnamen „Imker“ agiert. Im verklausulierten Sprachgebrauch wird zukünftig nur noch von den „Imker“-Verbänden gesprochen, wenn die deutschen Heereseinheiten in Spanien gemeint sind. Dazu passt bestens die Tarnbezeichnung „Drohne“ der deut-
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Oberstleutnant Wilhelm Ritter von Thoma, der am 20. September 1936 in Spanien ankommt. Die ersten Freiwilligen melden sich aus den Panzerregimentern 4 aus Schweinfurt und 6 aus Neuruppin und ergänzen sich im Laufe des Krieges aus den ältesten Regimentern der „Kraftfahrkampftruppe“.
Lehrtruppe für Francos Soldaten Die in Burgos stationierte Panzerabteilung 88 soll in erster Linie als Lehrtruppe für Francos „Nationalspanier“ dienen und bereitet den Einsatz des deutschen Pz.Kpfw. I mit spanischen Besatzungen vor. Dafür sind die rund 40 herbeigeschafften Panzer gedacht, die später den Spaniern übergeben werden sollen.
„PANZERTOD“: Ein „Legionär” der F/88 inspiziert den Verschluss einer 8,8-cm-Flak. In Spanien begründete das Geschütz seine Qualität als Universalwaffe im Erdkampf. Sie war beim Gegner besonders gefürchtet. Foto: H. Weitze/Sammlung JMH
Zu Lande, zu Wasser und in der Luft PZ.KPFW. I, AUSF. A MG 13 in Walzenblende
Lukendeckel (Kommandantenplatz) Drehturm
Spanisches Truppenemblem
Schutzklappen mit Sehschlitzen (Fahrerplatz)
Begrenzungslichter Auspufftopf fehlende Kettenabdeckung
fehlende Kettenabdeckung
Ausbildung der Nationalisten Die Erfolge der Panzerausbildung veranlassen die nationalspanische Führung, um Hilfe für andere Waffengattungen zu ersuchen. Ab Frühjahr 1937 werden unter deutscher Mitwirkung Ausbildungslager eingerichtet, in denen der Offiziers- und UnteroffiziersErsatz der späteren spanischen Armee geschult wird. Die Organisation mit „Imker“-Beteiligung umfasst letztendlich Ausbildungslager für Kompaniechefs mit einem Lehrbataillon und Fähnrichschulen sowie Unteroffiziersschulen der Infanterie. Neben den betriebenen Lagern für Panzer, Pak und Flammenwerfer laufen – teils an, teils hinter der Front – Lehrgänge am Minenwerfer, im Pionier- und Gasschutzdienst. Rund 56.000 junge Spanier gehen durch diese verschiedenartigen Kurse. Neben Luftwaffe und Heer bittet auch die damals noch sehr schwache Marine des Generals Franco im August 1936 darum, dass die Deutschen sie unterstützen und beraten. Diesem Wunsch entsprechend wird zunächst eine kleine, aus drei Offizieren und mehreren Spezialisten bestehende
Stützräder
Auto-Hupe
Kette als Gewicht auf die Antriebsräder
Panzerwanne
Scheinwerfer
Gruppe entsandt, darunter Artillerie- und Minentechniker sowie Funker. Sie findet auf der weißen (nationalen) Seite nur wenige Schiffe vor, so das Linienschiff ESPANA, den Kreuzer ALMIRANTE CERVERA, den Zerstörer VELASCO und einige ältere Kanonenboote und Hilfsschiffe. Zunächst gilt es, durch beschleunigte Fertigstellung der im Bau befindlichen Schiffe und Ausrüstung geeigneter Handelsschiffe als Hilfskreuzer eine einigermaßen schlagkräftige Flotte aufzubauen. Für die Angehörigen der Freiwilligengruppe tritt bald eine neue Aufgabe hinzu: Die Transportstaffeln der deutschen Dampfer, die den Nachschub über See aus Deutschland nach Spanien durchführen, müssen in den spanischen Häfen betreut werden. Die Organisation für diese Dampfer wird zur zweiten Aufgabe der Marinegruppe nach ihrer Ankunft auf spanischem Boden. Als sich das Deutsche Reich durch die Anerkennung Nationalspaniens entschließt, größere Waffenhilfe an Franco zu gewähren, kommt gleichzeitig mit den Luftwaffen- und Heeresverbänden auch eine erhebliche Verstärkung der Marinegruppe nach Spanien. Als „Gruppe Nordsee“ wird dieser Verband der „Legion Condor“ angegliedert.
„Gruppe Nordsee“ U-BOOT-WAFFE: Ende August 1937 stechen U 28, U 30 und U 31 von Wilhelmshaven aus in See. Sie werden vor den spanischen Küsten operieren, um Handelsschiffe auf „Bannware“ zu kontrollieren und republikanische Kriegsschiffe zu torpedieren. Foto: Slg. JMH
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Foto: Sammlung Jörg-M. Hormann
trouillen am Kampfgeschehen. Daraus entsteht eine weitreichende Erkundungstätigkeit, aus der sich wichtige taktische Grundsätze für das spätere Agieren der Panzeraufklärungstruppe entwickeln. Doch die Ausbildung von Besatzungen an deutschen und erbeuteten „roten“ Panzern der russischen Typen T-26 und BT-5, ferner an Panzerabwehrgeschützen und Flammenwerfern sowie an Transportfahrzeugen bilden den Einsatzschwerpunkt während des Bürgerkriegs.
Die Gruppe umfasst später in regelmäßiger Ablösung ständig etwa zehn Offiziere und rund 70 Spezialisten der verschiedenen Waffengebiete. Ihr Auftrag war es, unter anderem einen Hilfs-Minensuchverband aufzustellen, auszubilden und frontmäßig anzuleiten. Ferner sollte die Gruppe den Nach-
Antriebsrad
Laufräder
wuchs für die spanischen Schnellboote ausbilden und die Spanier auf den Booten auch einfahren. Und nicht zuletzt übernahmen die Deutschen auch die Aufgabe, die jungen Offiziersanwärter auf der spanischen Marineschule praktisch auszubilden. Kaum jemand weiß damals von ihrer Existenz. Die Marinefreiwilligen müssen im Gegensatz zu den übrigen Formationen der „Legion Condor“, die spanische Uniformen tragen, ihren Dienst befehlsgemäß möglichst unauffällig in ziviler Kleidung versehen. Denn in den Hafenstädten, wo die Angehörigen der „Gruppe Nordsee“ überwiegend tätig sind, laufen ständig fremde Schiffe ein und aus.
Kriegerische „Generalprobe“ Der Nachschub aus Deutschland für die „Legion“ nimmt mit der Zeit immer größeren Umfang an. In Hamburg wird eigens eine Reederei gegründet, die mit einigen für diese Zwecke hergerichteten Dampfern die Ergänzung beziehungsweise den Austausch von Personal und Material durchzuführen hat. Die Gegenstelle dieser „Reederei“ ist eine der deutschen Dienststellen der „Gruppe Nordsee“, die anfangs in Sevilla, später in der nordwestspanischen Stadt Vigo Quartier bezieht. Von Vigo aus kehren die Männer der „Legion Condor“ schließlich im Mai 1939 nach überstandener „Feuertaufe“ im blutigen Bürgerkrieg nach Deutschland zurück. Dort wartet für viele von ihnen schon bald der nächste Einsatz, dem weitere und zum Teil ungleich schwerere Kriegseinsätze in anderen Ländern Europas folgen werden.
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Schlachten der Weltgeschichte | Chancellorsville 1863
Die Schlacht bei Chancellorsville
Robert E. Lees taktisches Meisterwerk 1863: Bei dem kleinen Ort Chancellorsville in Virginia können die Konföderierten der Unionsarmee eine schwere Niederlage zufügen – doch der Sieg, der als General Lees „perfekte Schlacht“ gilt, kostet einen hohen Preis… Von Alexander Querengässer
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DIE „GRAUEN“ GEGEN DIE „BLAUEN“: Bei dem Dorf Chancellorsville wird vom 30. April bis 6. Mai 1863 hart gekämpft – teilweise in sehr unzugänglichem Gelände. Die Abbildung zeigt die tragische Verwundung von Stonewall Jackson durch Kugeln der eigenen Soldaten. Abb.: picture-alliance/Leemage
Nordvirginia-Armee Infanterie: 56.200 Mann Kavallerie: 4.200 Mann Artillerie: 220 Stück Verluste: 17.304 Mann (1.694 Tote, 9.672 Verwundete, 5.938 Vermisste)
A
m 29. April 1863 gehen im Hauptquartier der konföderierten NordvirginiaArmee vermehrt Nachrichten darüber ein, dass die Potomac-Armee den Rappahannock westlich von Fredericksburg überschritten hat. Hier tobte im Dezember 1862 eine blutige Schlacht, in der die Nordstaaten schwer geschlagen wurden. Anschließend bildete der Fluss eine Demarkationslinie zwischen den Armeen, die ihre Winterquartiere bezogen. Auf Seiten der Nordstaaten nimmt mit Joseph Hooker am 25. Januar 1863 ein neuer Mann das Ruder in die Hand. Der General reorganisiert seine Armee vollkommen neu.
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Potomac-Armee Infanterie: 120.000 Mann Kavallerie: 10.500 Mann Artillerie: 413 Stück Verluste: 13.460 ( 1.724 Tote, 9.233 Verwundete, 2.503 Vermisste)
„Fighting Joe“ plant, sobald die Tauwetterperiode vorüber und die Straßen wieder fest sind, den Rappahannock westlich der Konföderierten zu überschreiten und dann gegen den Rücken der Nordvirginia-Armee zu operieren. Somit würde er Lees Soldaten entweder von ihrer Verbindungslinie zur konföderierten Hauptstadt Richmond abschneiden oder zum Rückzug bewegen. Lee ist von dem Manöver überrascht. Die Nordvirginia-Armee wird auf dem falschen Fuß erwischt. Zwei Divisionen des I. Korps unter General Longstreet sind nach North Carolina abkommandiert worden, um die Küsten von Unionsgarnisonen zu „säubern“ und
Vorräte einzutreiben. Obwohl Lee Longstreet augenblicklich befiehlt, nach Fredericksburg zurückzukehren, werden diese Divisionen nicht mehr rechtzeitig eintreffen.
Keine Gnade für Lee Hooker ist mit seinem Erfolg sehr zufrieden. Selbstbewusst verkündete er seinen Offizieren: „Meine Pläne sind perfekt und wenn ich anfange sie auszuführen, möge Gott Gnade mit General Lee haben, denn ich werde keine haben.“ Aber Lee ist kein General, der allein auf die Gnade Gottes vertraut. Nachdem er feststellen musste, dass die Unionstruppen gegenüber von Fredericksburg nur ei-
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Schlachten der Weltgeschichte | Chancellorsville 1863 TROSTLOS UND TRAURIG: Anders als viele der verklärenden Schlachtengemälde zeigt diese Fotografie deutlich den Schrecken des Krieges – tote konföderierte Soldaten liegen in ihrer Stellung bei Chancellorsville. Abb.: picture-alliance/akg-images
KARTE
Die Schlacht von Chancellorsville 1863
nen Teil der feindlichen Streitmacht darstellen, beschließt er, seine ohnehin unterlegenen Streitkräfte zu teilen und Hooker entgegenzurücken. Dicke Nebelschleier entlang des Rappahannock maskieren diese Bewegung zunächst. Die Potomac-Armee marschiert gerade durch einen dichten Wald, der die Wilderness genannt wird. Am 1. Mai vereinigt sich das II. konföderierte Korps unter Stonewall Jackson mit der Division unter General Richard Anderson, der den Übergang der Potomac-Armee entdeckt hat und sich seitdem stetig vor den überlegenen feindlichen Kräften zurückzieht. Obwohl Anderson seine Truppen mittlerweile eingegraben hat, befiehlt Jackson einen energischen Vorstoß nach Westen. Sein Ziel ist eine kleine Straßenkreuzung in der Wilderness. Eine Ansammlung von Häusern an dieser Kreuzung trägt den Namen Chancellorsville. Zwar trifft der konföderierte Angriff die Speerspitzen der UnionsarGestaltung: KGS Kartographie und Grafik Schlaich
Der Sieger Robert Edward Lee (1807–1870) Der Sohn des Revolutionshelden „Light Horse Harry“ Lee durchläuft eine nahezu makellose Karriere in der US-Armee. 1825 tritt er in die Militärakademie von West Point ein, die er vier Jahre später als zweitbester seines Jahrgangs abschließt. Er erhält nicht einen einzigen Tadel. Anschließend dient Lee beim Engineer-Korps. Im Mexikokrieg (1846–1848) leistet er wichtige Aufklärungsarbeit im Stab von General Winfield Scott, dessen Strategie Lees Denken maßgeblich beeinflusst. Abb.: picture alliance/ZUMAPRESS
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Danach dient er in verschiedenen Funktionen, zuletzt als Colonel eines Kavallerieregiments. Bei Kriegsausbruch wird ihm das Kommando über die US-Armee angeboten. Lee lehnt ab und schließt sich seinem Heimatstaat Virginia an. 1862 avanciert er zum Oberbefehlshaber der Nordvirginia-Armee, die er lange Zeit erfolgreich kommandiert. Nach dem Krieg wird er Präsident des Washington College in Lexington und stirbt 1870 an einem Herzleiden. Erst 1975 verleiht ihm Präsident Ford posthum seine Rechte als US-Bürger zurück.
Kampf im Dickicht mee überraschend, aber nachdem die einzelnen Korps zusätzliche Kräfte herangezogen haben, können sie die Rebellen zurückdrängen und verzeichnen Geländegewinne. Doch Hooker befiehlt, den Angriff abzubrechen. Sein Plan sah nie vor, eine offensive Schlacht gegen Lee zu schlagen, vor dessen taktischem Geschick er großen Respekt hat. Stattdessen soll die Potomac-Armee sich in eine Position setzen, die Lee dazu zwingen würde, selbst zum Angriff überzugehen. Diese Position, einen sanften Höhenzug östlich der Wilderness, haben seine Truppen gerade eingenommen. Paradoxerweise befiehlt Hooker nun, dass sich seine Korps wieder nach Westen ins unübersichtliche Dickicht der Wälder zurückziehen sollen.
Ein großes Risiko In den Abendstunden graben sich die Unionskorps rings um Chancellorsville ein. Stonewall Jackson glaubt bereits, dass Hooker seinen Feldzug abbrechen würde, doch Lee hat Zweifel. Während die beiden Pläne für den kommenden Tag schmieden, trifft der Kavalleriekommandeur Jeb Stuart im Hauptquartier ein. Er berichtet, dass die rechte Flanke von Hookers Armee westlich von Chancellorsville offen und verwundbar sei. Beverly Tucker Lacy, der als Feldprediger in Jacksons Stab arbeitet, kennt Farmer in der Gegend, die sich bereit erklären, den Konföderierten einen Weg durch die Wilderness zu zeigen. Lee wagt das nächste große Risiko und teilt seine Armee im Angesicht eines überlegenen Feindes ein weiteres Mal. Stonewall Jackson soll nun mit drei Divisionen
Der Verlier: Joseph „Fighting Joe“ Hooker (1814–1879) Joe Hooker schließt die Militärakademie West Point 1838 mit eher mäßigen Ergebnissen ab, kann aber in der Folgezeit Erfahrungen im Krieg gegen die Seminolen und in Mexiko sammeln. Aufgrund eines persönlichen Konflikts mit Oberbefehlshaber Scott reicht er 1853 seinen Abschied ein und betätigt sich als „Glücksritter“ in Kalifornien. Bei Kriegsausbruch wird er dennoch zum Brigadegeneral ernannt. Seinen Spitznamen „Fighting Joe“ verdankt er dem Setzfehler einer Zeitung (die Überschrift soll eigentlich „Fighting: Joe Hooker“ heißen, aber der Doppelpunkt wurde vergessen). Er nutzt diesen Ruf aus und zeigt sich durchaus als energischer Soldat, erringt aber den Posten des Oberbefehlshabers der Potomac-Armee auch dank seiner Intrigen. Nachdem Lee in Pennsylvania eingefallen ist, wird er durch George Meade abgelöst. Im Herbst 1863 wird Hooker mit zwei Korps in den Westen geschickt, wo er in der Schlacht bei Chattanooga seinen angeschlagenen Ruf teilweise wiederherstellen kann. Als er sich im Folgejahr bei einer Beförderung übergangen fühlt, bittet er um seine Ablösung und wird in ein rückwärtiges Departement versetzt. 1865 erleidet Hooker einen Schlaganfall, von dessen Folgen er sich bis zu seinem Tod 1879 nie vollständig erholt.
Abb.: picture alliance/akg-images
staatler fast den ganzen Tag. Und sie bleiben dabei nicht unentdeckt. Die Vorposten der Union bemerken durchaus die starken Kavallerieverbände, die den Marsch decken sollen, und ein Aufklärungsballon sieht die dünne graue Marschkolonne, die sich langsam durch die Wilderness pirscht. Als Hooker entsprechende Berichte erhält, glaubt er zunächst an eine Absatzbewegung der Nordvir-
„Mein Gott, wenn wir die Spitze eines Hügels nicht halten können, dann werden wir den Fuß erst recht nicht halten!“ General Meade zum Rückzugsbefehl von Hooker nach Westen
seines Korps die rechte Flanke der PotomacArmee zerschmettern, während General Lee selbst mit nur zwei Divisionen die Straße nach Fredericksburg sichern würde. Am Morgen des 2. Mai schickt Hooker einen Boten an General Sedgwick, der mit seinen Truppen vor Fredericksburg Lee von dem geplanten Flankenmanöver ablenken sollte. Nun, da Lee diese Falle durchschaut hat, soll Sedgwick dringend ein weiteres Korps zu Hooker schicken. Da Hooker mit der Neuformierung seiner Armee beschäftigt ist, hat Stonewall Jackson Zeit, mit seinen 28.000 Männern die südliche Flanke der Potomac-Armee zu umgehen. Für die Marschstrecke von 19 Kilometern brauchen die Süd-
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ginia-Armee. Gleichzeitig informiert er jedoch General Howard, dessen XI. Korps die rechte Flanke seiner Stellung bildet, dass dieser Vorsichtsmaßnahmen für den Fall treffen soll, dass die Konföderierten ihn von Westen her angreifen sollten. Gleichzeitig befiehlt er Sedgwick, die Konföderierten in Fredericksburg anzugreifen, was dieser jedoch nicht tut. General Sickles soll mit dem III. Korps einen Vorstoß in den Rücken von Jacksons Kolonnen führen. Tatsächlich können Sickles Truppen das 23. Georgia Regiment aus Jacksons Nachhut abdrängen und nach einem längeren Gefecht zur Kapitulation zwingen. Stonewall Jackson bekommt von alldem nichts mit. Als seine drei Divisionen ihre
Ausgangsstellungen erreichen, bemerkt er, dass er das XI. Korps frontal angreifen würde. Obwohl es bereits 15 Uhr ist, entscheidet er sich, noch weiter nach Osten zu marschieren, um Howards Männer direkt in der Flanke zu packen. Als die Konföderierten schließlich bereit stehen, ist es bereits 17:30 Uhr, und viel Tageslicht bleibt ihnen nicht mehr. Im XI. Korps werden die Soldaten mit einem Mal nervös, da das Wild aus den Wäldern flüchtet. Kurz darauf brechen die grauen Linien mit dem Rebellenschrei aus dem Dickicht hervor.
Die Nacht rettet die Union Die Unionssoldaten sitzen an ihren Kochfeuern und werden zunächst vollständig überrascht. Während die ersten Einheiten fast augenblicklich zusammenbrechen, gelingt es General Schurz, der die mittlere von Howards Divisionen befehligt, einige Regimenter zu sammeln und den Konföderierten zumindest zeitweise Widerstand entgegen zu setzen. Allerdings sind diese zahlenmäßig überlegen und können immer wieder die Flanken der wenigen aufmarschierten Unionstruppen umgehen. Dennoch sind die Stellungen des XI. Korps nach einer halben Stunde überrannt, und die Masse der „Yankees“ flüchtet nach Chancellorsville. Nur die einbrechende Dunkelheit, die Unordnung, in die die Konföderierten selbst geraten sind, und einige hastig organisierte Abwehrlinien des III. und XII. Korps verhindern Schlimmeres.
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Schlachten der Weltgeschichte | Chancellorsville 1863 HINTERGRUND Soldat der Nordstaaten Bis zum Sommer 1863 hat sich bei der Unionsarmee eine einfach zu produzierende und den Anforderungen im Feld genügende Uniform durchgesetzt. Der Infanterist der Potomac-Armee trägt ein dunkelblaues Käppi, eine einfache Feldjacke mit vier Knöpfen und himmelblaue Hosen. Er hat einen wasserfesten Brotbeutel und Tornister, indem sich seine persönliche Habe, eine Woll- und mit etwas Glück auch eine gummierte Decke befinden. Obwohl das Arsenal in Springfield moderne, gezogene Gewehre herstellt, trägt dieser Mann noch die glattläufige Muskete des Modells 1842. Das erst durch Hooker eingeführte Abzeichen, das der Mann auf seiner Mütze trägt, weist ihn als Soldat des III. Korps unter General Sickles aus.
Durch die Angriffe am Vortag sind die Linien der Union nun hufeisenförmig um Chancellorsville zusammengedrückt worden. Lees Absicht besteht darin, Hooker von seinen Rückzugslinien vom Rappahannock abzuschneiden. Aber vorher muss er selbst wieder Verbindung zu Stuarts Truppen herstellen. Dieser möchte den Angriff auf dem Weg, den Jackson am Vortag eingeschlagen hat, fortsetzen. Er postiert Hills Division, die nun von Harry Heth kommandiert wird, vorn, Rodes angeschlagene Regimenter am Schluss der Kolonne und stößt entlang der Orange Plank Road vor. Gleichzeitig greift Lee von Osten aus an. Doch die Unionssoldaten haben sich über Nacht eingegraben, und Stuart trifft auf hartnäckigen Widerstand.
Der blutigste Tag Die Kämpfe des 3. Mai sind die schwersten der Schlacht. Dann macht sich jedoch ein Nachteil in Hookers Heeresreformen bemerkbar. Die Unionsartillerie wurde im Frühjahr einzelnen Brigaden zugeteilt. Die Konföderierten haben ihre Geschütze in großen Bataillonen versammelt und gewinnen die Oberhand über die Batterien der Union. Schließlich gelingt es den Konföderierten aus General Andersons Brigade den Fairview Hill zu stürmen. Die Unionstruppen verlieren damit nicht nur eine wichtige Artillerieposition. Lee hat nun auch die Verbindung zu Stuart hergestellt. Kurz darauf schlägt eine konföderierte Granate im Chancellorhaus ein, nur knapp neben Joe Hooker. Der General wird zu Boden geschleudert. Zwar ist er nicht schwer verletzt, wirkt aber
HINTERGRUND
Soldat der Südstaaten
Entgegen der Legende vom abgerissenen Rebellen, sind die Soldaten Lees die meiste Zeit des Krieges über sehr gut ausgerüstet. Abgesehen von der Feldflasche dieses Mannes stammt seine Ausrüstung fast ausschließlich aus konföderierter Produktion. Hut und Decke hat er von Zuhause mitgebracht. Die dunkelblaue Jacke wurde in einem Depot aus im-
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über Stunden hinweg benommen. Trotzdem will er sein Kommando nicht abgeben. Auch die Straßenkreuzung bei Chancellorsville wird kurz darauf von den Rebellen genommen, allerdings gelingt es Lee nicht, die Potomac-Armee vom Fluss abzuschneiden. Die immer noch starken Korps der Union ziehen sich kämpfend zurück. Gleichzeitig erhält Lee beunruhigende Nachrichten aus Fredericksburg. Sedgwick hat den Fluss überquert und die hinter der Stadt liegenden Höhen gestürmt. Die Generale Barksdale und Early müssen sich vor der Übermacht zurückziehen. Zur Unterstützung schickt Lee Teile der Division McLaws zurück, die Sedgwicks Vormarsch schließlich aufhalten. Dennoch droht der NordvirginiaArmee immer noch die Einkesselung. Doch am Morgen des 4. Mai kann Lee feststellen, dass sich Hooker ruhig verhält. Er schickt Anderson auf der Straße nach Fredericksburg zurück. Sedgwick hat seine ersten Erfolge achtlos liegen gelassen und sich nördlich von Fredericksburg am Fluss verschanzt.
portiertem englischen Stoff hergestellt, ebenso die graue Hose aus dem in den Südstaaten weit verbreiteten Jean, der Tornister aus Segeltuch mit wasserdichtem Deckel, das Lederzeug und die „Richmond“-Muskete. Diese wurde mit erbeuteten Maschinen produziert, die ursprünglich zur Herstellung der Springfield Muskete M 1855 dienten.
Abb.: Historische Recherche: Alexander Querengässer/Zeichnung: Sascha Lunyakov
Auch Jackson muss sein Korps neu gruppieren. Der General möchte sich persönlich einen Überblick über die Positionen des Feindes verschaffen und begibt sich mit seinem Stab vor die eigenen Linien. Da es regnet, hat er sich einen alten, gummierten, schwarzen Mantel übergeworfen, den er aus seinen Tagen in der US-Armee behalten hat. Als er und seine Offiziere auf die eigenen Linien zureiten, werden sie vom 18. North Carolina Regiment für Unionskavallerie gehalten. Schüsse fallen. Jackson wird dreimal getroffen und fällt vom Pferd. Im selben Moment taucht General Hill am Ort des Geschehens auf und zieht sich ebenfalls schwere Wunden zu. Der konföderierte Sieg bei Chancellorsville wird oft auf Jacksons Flankenmanöver und die Vertreibung des XI. Korps reduziert. Doch am Morgen des 3. Mai 1863 ist die Lage der Nordvirginia-Armee nach wie vor angespannt. Zwar hat das XI. Korps fast 2.500 Mann verloren, dennoch kann Hooker immer noch fast doppelt so viele Soldaten in die Schlacht führen wie Lee. Dieser muss außerdem schnell Ersatz für den verwundeten Jackson finden. Da auch General Hill verwundet ausfällt, übernimmt der schneidige Kavallerist Jeb Stuart den Befehl über das II. konföderierte Korps.
Fotos: Autor
Early kann so die am Vortag geräumten Höhen wieder besetzen. McLaws weigert sich jedoch, die Unionsstellungen von Westen her anzugreifen, selbst als Lee am Mittag mit Andersons Division auf dem Schlachtfeld eintrifft. Dennoch gelingt es den Konföderierten, Sedgwicks Truppen zum Fluss zurückzudrängen, sodass dieser sich am 5. Mai auf das Nordufer des Rappahannock zurückzieht. Hooker, der den ganzen Tag mit fünf Korps den drei geschwächten Divisionen Stuarts gegenüber steht, unternimmt nichts. Am 6. Mai ziehen sich Hookers Korps über den Rappahannock zurück. Die Schlacht bei Chancellorsville ist Lees spektakulärster Erfolg. Aber er wird teuer erkauft. Der 3. Mai 1863 zählt zu den blutigsten Tagen der amerikanischen Militärgeschichte. Stonewall Jacksons Verwundungen erweisen sich zunächst nicht als tödlich. Doch dann erkrankt der erste große Held der Südstaaten an einer Lungenentzündung, die sein geschwächter Körper nicht überwindet. Lee ist nach dem Sieg entschlossen, auch die strategische Initiative wieder an sich zu reißen und ein weiteres Mal im Norden einzufallen. Dieser Weg führt ihn direkt nach Gettysburg.
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SAMMELN, MARSCHIEREN, KÄMPFEN UND WARTEN: Diese Aufnahmen von einer ReenactmentVeranstaltung in den USA zeigen konföderierte Soldaten. Sie liefern einen guten Eindruck von deren Ausrüstung im Jahr 1863.
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Alexander Querengässer, Jahrgang 1987, ist Militärhistoriker und Autor aus Dresden. Einer seiner Arbeitsschwerpunkte ist der Amerikanische Bürgerkrieg.
Geschichten vor Ort
Clausewitz 5/2015
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Militärtechnik im Detail
Die schwedische 40-Millimeter-Flak von Bofors
Geballte Feuerkraft D
iese Kanone, entwickelt von einer neutralen Nation, war eine der im Zweiten Weltkrieg populärsten Waffen. Buchstäblich jeder hatte eine Bofors. Die in Karlskoga beheimatete Waffenschmiede tüftelte bereits seit den 1920er-Jahren an einem britischen Entwurf von Vickers herum. Man ergänzte eine moderne Bedienungseinrichtung und eine Selbstladevorrichtung. Diese sorgte für eine Feuerrate von gut 100 Schuss pro Minute. Die knapp zwei Kilogramm schweren Granaten führte man in Viererclips in den Lader. Bei einer Mündungsgeschwindigkeit von gut 800 Metern je Sekunde lag die maximale Schussweite bei einem Schusswinkel von 45 Grad bei etwa 9.800 Metern. Die Niederlande, Belgien, Finnland, China, Polen und weitere Länder kauften das Geschütz noch vor dem Krieg. Für Großbritannien wurde die Bofors gar zum Eckpfeiler der Luftverteidigung. Deutschland erbeutete „seine“ Bofors-Geschütze in Polen; Japan schnappte sich „seine“ in Singapur.
Illustration: Jim Laurier In den Vereinigten Staaten baute Chrysler 60.000 wassergekühlte einfach-, zweifachund vierfach-Flakgeschütz-Modelle hauptsächlich für die Marine. Während die Schweden die Flak größtenteils noch in guter alter Handarbeit fertigten, und so für jedes Geschütz 450 Arbeitsstunden benötigten, sorgte Chryslers Massenfertigung für eine Halbierung der Produktionszeit.
Teamarbeit total Jede Bofors-Bedienung bestand aus vier bis zwölf Mann. Die beiden Richtschützen auf den Sitzen rechts und links neben dem Verschluss betätigten den Feuermechanismus, und mindestens zwei weitere Ladeschützen bestückten die Kanone.
Wirksamer Schutz
Stabil auf allen Wegen Auf unebenem Terrain stabilisierten ausfahrbare, verstellbare Stützen die Flak.
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An Bord der USS HORNET feuert eine in Viererlafette aufgestellte Bofors. Die Geschütze wurden häufig auf Schiffen eingesetzt. Gegen Ende des Krieges waren sie besonders effektiv im Abschuss von Kamikazefliegern. Abb.: National Archives
Vereinfachung um jeden Preis Als Chrysler als Hauptproduzent auf alliierter Seite auftrat, sorgte man dort dafür, dass jede Boforsgranate in jede Bofors passte, was den Nachschub vereinfachte und zuverlässiger machte.
Ein geübter Ladeschütze, wie hier der in England gezeigte Private First Class (Obergefreite) Paul Kaiser, konnte 24 Schuss ohne Pause laden.
Offenes Visier, abgeschlossener Fall Visiere unterstützten die Kanoniere beim Richtvorgang; die links liegende Kurbel war für die Rohrerhöhung, die rechte sorgte für die Seitenrichtung. Später richtete man das Geschütz, indem man die Daten für Erhöhung, Schussentfernung und Azimut in einen primitiven Geschützrechner eingab. Die Bedienmannschaften bevorzugten im Gefecht aber die „analoge“ Richtmethode.
Abb.: picture alliance/akg
Vom Licht geblendet Dieser konische Mündungsfeuerdämpfer diente eher dazu, die Augen der Bedienmannschaften zu schützen als die Flak vor den Feinden zu verbergen.
DIE KONKURRENZ Einrohr-Variante Noch einfacher und leichter als die übliche Marinevariante, verrichtete eine zirka 500 Kilogramm schwere M1-Bofors an Bord der PT-Schnellboote gute Dienste. Die Landvariante der Bofors-Flak wog inklusive Lafette etwa 2.650 Kilogramm. Feuerkraft Der Mann, der links des Verschlusses saß, feuerte die Bofors mit diesem Fußpedal ab. Die anderen Pedale waren fixiert und dienten als Abstützung beim Rückstoß der Waffe.
Sowjetische 61-K 37 mm Bedienmannschaft: 8 Mann Mündungsgeschwindigkeit: 880 m/s Reichweite: zirka 8.500 m Geschossgewicht: 1,3 kg Gewicht: zirka 2.080 kg Produktion: ungefähr 20.000 Stück Sowjetische Flakkanoniere der 61-Ks behaupten den Abschuss von 14.657 Flugzeugen der Achsenmächte im Verlauf des Krieges.
Deutsche 3,7-cm-Flak Bedienmannschaft: 6 bis 7 Mann Mündungsgeschwindigkeit: 829 m/s Reichweite: zirka 4.800 m Geschossgewicht: 0,68 kg Gewicht: zirka 2.000 kg Produktion: 20.243 Stück Die 3,7-cm-Flak durchlief vier Produktionsvarianten. Sie gab es neben der gezogenen Variante auch als Selbstfahrlafette.
In dieser Serie bereits erschienen: Kampfpanzer Sherman M4 (2/2013) Flugzeugträger Independent-Klasse (3/2013) Deutsches Schnellboot Typ S-100 (3/2013) Maschinengewehr (MG) 42 (4/2013) Amerikanische Haubitze M2A1 (5/2013) Fairey Swordfish (6/2013) Russischer Kampfpanzer T-34/76 (1/2014) Japanischer Jäger A6M Zero (1/2014) Heinkel He 111 (2/2014) Amerikanischer Lastwagen GMC 6x6 (3/2014) Kleinst-U-Boot Typ 127 „Seehund“ (4/2014) Deutsches Kettenkraftrad HK 101 (5/2014) Britischer Lancaster-Bomber (6/2014) Deutscher Panzer „Tiger“ (1/2015) Amerikanisches „Higgins-Boot“ (2/2015) Sowjetische MPi PPSh-41 (3/2015) Amerikanische L-5 „Sentinel“ (4/2015)
Abgeschleppt An Land wurde die Bofors üblicherweise von einem leichten Lkw gezogen und in Stellung gebracht, wozu sie auf ihrer zweiachsigen M2-Lafette verlastet war. Clausewitz 5/2015
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Militär und Technik | Panzerabwehr
Panzerjäger der Wehrmacht (1942/43–1945)
Kampf gegen Kolosse Russland 1942/43: Die Soldaten der Wehrmacht erleben immer häufiger böse Überraschungen an der Front. Um die Massen an leistungsstarken Panzern der Roten Armee wirksam bekämpfen zu können, werden dringend neue Waffensysteme benötigt.
Von Thomas Anderson
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IN STELLUNG: Eine 8,8-cm-Pak 43/41. Das sehr große Geschütz zeigt hervorragende Leistungen, benötigt aber eine leistungsfähige Zugmaschine. Foto: Sammlung Anderson
WIRKSAM: Sturmgeschütze erwiesen sich als höchst effektive Panzerjäger. Vorne im Bild ist ein Fahrzeug auf Basis des Pz.Kpfw. IV zu sehen. Die Sternantenne verrät, dass es sich um einen Befehlswagen handelt. Foto: Sammlung Anderson
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Militär und Technik | Panzerjäger
D
ie Panzerabwehrwaffen, mit denen die Wehrmacht 1941 in die Sowjetunion einmarschiert ist, werden bereits 1942 teilweise klar deklassiert. Sie können weder den mittleren russischen Kampfpanzer T-34 noch den schweren KW (Kliment Woroschilow) erfolgreich bekämpfen. Getrieben von diesen negativen Erfahrungen arbeitet man auf deutscher Seite hektisch an der Entwicklung neuer, leistungsfähigerer Waffen wie etwa Langrohrgeschützen. Dieser Prozess ist bald darauf von einer beispiellosen Dynamik gekennzeichnet, in dessen Folge sich sowohl die Ausrüstung der Panzerjägertruppe als auch deren Aufgaben grundlegend ändern werden. Dennoch: Ende 1942 sind noch immer große Stückzahlen technisch überholter Panzerabwehrgeschütze vom Kaliber 3,7 und 5 cm auf deutscher Seite im Einsatz. Zeitgleich produziert die Sowjetunion ein Vielfaches an Panzerabwehrkanonen. Den Verantwortlichen ist daher klar, dass eine weitere Verstärkung der Kampfkraft unerlässlich ist, um die Truppe zum aussichtsreichen Kampf gegen die in immer größeren Massen auftretenden Panzer der Roten Armee zu befähigen.
Die unübertroffene Flak „8,8“ Bereits in den Jahren 1941 und 1942 mussten immer wieder schwere Flakgeschütze der Fliegerabwehr zur Panzerbekämpfung herangezogen werden. Die 8,8-cm-Flak 18 und 36 sollen sich in zahllosen Schlachten bewäh-
VORFÜHRUNG: 1944 wird die 8,8-cm-Pak überarbeitet. Eine Kreuzlafette soll den Richtbereich in Stellung deutlich verbessern, der Gesamtaufzug in Stellung ist deutlich niedriger. Hier wird Teilen des Generalstabs in Anwesenheit von Hitler ein Holzmodell vorgeFoto: NARA stellt.
ren, ihr weitreichendes Feuer wirkt auch über große Entfernungen. Der Einsatz dieser großen Geschütze ist jedoch alles andere als unproblematisch. Denn auch wenn sie bis auf 2.000 Meter wirken können, so sind sie doch ebenfalls in der Reichweite der feindlichen Waffen – sei es Artillerie oder Panzer. Nach wenigen Schüssen ist die Feuerstellung aufgeklärt. Ein Stellungswechsel ist mit den ungepanzerten Zugmaschinen eine riskante Angelegenheit. 1943 wird die 8,8-cm-Pak 43/41 an die Truppe geliefert. Das Geschütz wurde aus dem Rohr der leistungsgesteigerten 8,8-cm-Flak 41 entwickelt. Nun steht der Wehrmacht eine Waffe zur Verfügung, die jeden feindlichen Panzer auf Entfernungen bis 2.500, oft
WAFFENSCHAU: Hitler begutachtet ein Exemplar des neuen Jagdpanzers „Hetzer“ anlässlich seines Geburtstages am 20. April 1944 auf einem gesperrten Autobahnabschnitt im Foto: ullstein bild – Walter Frentz Salzburger Land.
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3.000 Meter zerstören kann. Als grundsätzliches Problem erweist sich im Laufe dieser Leistungssteigerungen jedoch der stete Anstieg des Gefechtsgewichts. Konnte die 3,7cm-Pak (450 Kilogramm) noch von einem schweren Pkw oder leichten Lkw gezogen werden (und in Notfällen auch von der Bedienung), so war für die 7,5-cm-Pak 40 bereits eine Drei-Tonnen-Zugmaschine (Sd.Kfz. 11) nötig.
Schwere Panzerjägereinheiten Allerdings ist die deutsche Industrie nicht in der Lage, geländegängige Zugmaschinen in ausreichender Stückzahl zu liefern. Bei den Panzerabwehrkompanien herrschen daher bald kaum tragbare Zustände. Mischbestü-
Größer, stärker, schwerer
GIGANTISCHE AUSMAßE: Eine 12,8cm-Pak 44; als Feldkanone brauchbar, als Panzerabwehrkanone viel zu unbeFoto: NARA weglich.
ckungen mit Beutegerät, herkömmlichen landwirtschaftlichen Schleppern und Lkw unterschiedlichster Art erschweren den taktischen Einsatz. Die 8,8-cm-Pak 43/41 besitzt ein Gefechtsgewicht von 4,35 Tonnen, hier ist bereits eine
gen von Lastkraftwagen, oft nur handelsübliche Fahrzeuge, sind reine Behelfsmittel. Fürs Gelände sind sie ungeeignet. Da Größe und Gewicht einen erfolgversprechenden Einsatz dieser Waffen bei den Fronteinheiten unmöglich machen, werden
Die 12,8-cm-Pak 44 ist theoretisch das leistungsfähigste Allzweckgeschütz des Zweiten Weltkriegs. Fünf-Tonnen-Zugmaschine (Sd.Kfz. 6) erforderlich. Als Notlösung dient sehr oft das 4,5 Tonnen wiegende „Maultier“, ein schwerer Lkw mit Halbketten-Antrieb. Die Zuweisun-
die 8,8-cm-Pak nicht den Infanteriedivisionen zugeteilt. Stattdessen gehen sie an eigenständige schwere Panzerjägereinheiten, die auf Heeresgruppen-Ebene an Schwerpunkten eingesetzt werden. Ihre große Reichweite erlaubt die Bekämpfung angreifender Feindpanzer, denn bei diesen großen Entfernungen ist ein vom Gegner unbehelligter Stellungswechsel leichter möglich.
Ein noch schwereres Panzerabwehrgeschütz wird im Jahr 1944 eingeführt. Die 12,8-cm-Pak 44 ist theoretisch das leistungsfähigste Allzweckgeschütz des Zweiten Weltkriegs. Mit über zehn Tonnen Gewicht ist der taktische Einsatz als Panzerabwehrkanone jedoch widersinnig. Die mangelnde Beweglichkeit der gezogenen Pak ist seit Beginn des Russlandfeldzugs bekannt. Doch die Truppe weiß sich zu helfen. Die verfügbaren Geschütze werden daher oft auf Halbketten-Zugmaschinen verlastet und mit wechselndem Erfolg eingesetzt. Diese einfachen Selbstfahrlafetten (Sfl.) sind ebenfalls nur Notbehelfe. Ab 1942 werden die 7,5-cm-Pak 40 und große Mengen erbeuteter 7,62-cm-Pak 36 r (r = russisches Beutestück) auf Panzer-Fahrgestelle montiert. Die ersten wirksamen Sfl. entstehen. Mit Einführung der Infanteriedivision neuer Art (InfDiv n A) bei der Wehrmacht im
8,8-CM-PAK 43/1 AUF GESCHÜTZWAGEN III/IV „NASHORN“ Panzerung schützt nur gegen Infanteriewaffen und Artilleriesplitter
265-PS-Motor unter dem Geschütz eingebaut
Laufwerk des Pz.Kpfw IV erpobt und zuverlässig
4 Mann Besatzung im oben offenen Kampfraum
Foto: Sammlung Anderson
Sehr leistungsstarkes 8,8-cm-Geschütz
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Militär und Technik | Panzerjäger
September 1943 wird die Kampfkraft entscheidend gestärkt – zumindest auf dem Papier. Eine Kompanie der Panzerjägerabteilung (PzJgAbt) ist nun mit zwölf schweren Pak (mot Zug) ausgestattet, eine weitere mit 14 schweren PaK auf Sfl. Alternativ kann nach Materiallage eine Sturmgeschütz-Kompanie zugeteilt werden. Die dritte Kompanie erhält zwölf leichte Flak auf Sfl.
Die bittere Realität Parallel dazu wird mit der „Panzerdivision 43“ eine neue Organisationsform konzipiert. Deren PzJgAbt soll mit drei Kompanien mit je 14 schweren PaK auf Sfl. (auf Pz.Kpfw. II oder 38 t) ausgestattet werden. Diese Änderungen können nicht in allen GIGANT: Mit einer 12,8-cm-Kanone und einer enormen Frontpanzerung ausgestattet, stellt der „Jagdtiger“ den Endpunkt der Entwicklung deutscher Jagdpanzer dar. Aufgrund seines enormen Gewichts ist das Fahrzeug nicht mehr mit Aussicht auf Erfolg einsetzbar. Foto: Sammlung Anderson
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RESPEKTEINFLÖSSEND: Ein Jagdpanzer IV der Wehrmacht mit 7,5-cm-Pak 39 L/48 (Sd.Kfz. 162). Charakteristisch ist seine niedrige Silhouette. Foto: picture-alliance/United Archives/TopFoto
Einheiten umgesetzt werden. So meldet die PzJgAbt 132 am 1. September 1944 nur gezogene Panzerabwehrwaffen. Für neun sPak (7,5 und 7,62 cm) stehen zwei Ein-Tonnen-Zugmaschinen, sechs „Raupenschlepper Ost“, und ein Behelfszugmittel „Morris“ zu Verfügung. Für weitere elf mittlere Pak (fünf Zentimeter) sind nur zwei „Morris“ (schwere Pkw) vorhanden, die restlichen sind bespannt – bittere Realität im Jahr 1944. In seinem Werturteil beklagt der Stellvertreter des Kommandeurs, Hauptmann Röcke, die schlechte Waffen- und Zugmittellage. Die Stimmung der Truppe sei aufgrund der allgemeinen Lage gedrückt. 1943 wird die 8,8-cm-Pak 43/41 auf das Fahrgestell des Pz.Kpfw. IV montiert. Diese
ERBEUTET: Ein Wehrmachtssoldat präsentiert die „Bazooka“. Auf Grundlage dieser raketengetriebenen Panzerabwehrhandwaffe wird die deutsche Raketenpanzerbüchse 54 entwickelt. Foto: NARA
Sfl., „Hornisse“ und später „Nashorn“ genannt, erweist sich als ausgesprochen erfolgreiche Lösung.
Gefürchtete Sturmgeschütze Doch die nur leicht gepanzerten Sfl. haben ebenfalls Schwachstellen und sind keine überzeugende Antwort auf die russischen Panzermassen. Unter dem Eindruck der angespannten Fertigungslage müssen neue Lösungen entwickelt werden. Zunächst fällt die Entscheidung, Sturmgeschütze (StuG) heranzuziehen, um Panzer zu bekämpfen. Ursprünglich mit einer kurzen 7,5-cm-Kanone L/24 zur Feuerunterstützung der angreifenden Infanterie entwickelt, wird seit Mitte 1942 die 7,5-cm-StuK (Sturm-
Riskante Panzernahbekämpfung
Die Deutsche Wehrmacht
JAGDPANTHER
Ø 30 mm
DESILLUSIONIERT: Ein deutscher Soldat präsentiert eine Panzerfaust. Auf kurze Distanz wirksam, soll diese Waffe für alle Nachkriegsentwicklungen „Pate stehen“. Foto: Sammlung Anderson
ZUR SICHERUNG: Tankminen sind geeignete Mittel, um einen gefährdeten Geländeabschnitt zu sichern. Als offensives Mittel taugen diese Waffen nicht. Foto: NARA
ÜBUNG FÜR DEN ERNSTFALL: Ein Grenadier platziert eine Hafthohlladung am Turm eines KW-1. Der Panzer wäre bei Zündung mit Sicherheit vernichtet worden.
EUR 19,95
Foto: Sammlung Anderson
zerstärke und nicht zuletzt die Feuerkraft sollen entscheidend verbessert werden. Das Sturmgeschütz (gebaut auf Basis der Pz.Kpfw. III und IV) ist mit der 7,5-cm-StuK L/48 ausgestattet. Diese Bestückung wird 1944 jedoch als nicht mehr ausreichend angesehen – zu stark sind die moderneren russischen Tanks gepanzert. Der Einbau der Hochleistungskanone des mittleren Kampfpanzers vom Typ „Panther“ scheint der Ausweg zu sein. Jedoch erweist sich das Fahrgestell des StuG III als zu klein.
„Elefanten“ an die Front kanone) L/48 (Langrohr) eingebaut. Nun stellen sich die turmlosen Fahrzeuge als sehr erfolgreiche Panzerjäger heraus. Ab 1943 werden Sturmgeschütze vermehrt zur Ausstattung einer Kompanie der Panzerjägerabteilung der Infanteriedivisionen genutzt. Rückwirkend betrachtet scheint die große Wirksamkeit der Sturmgeschütze mehr als überraschend. Denn der Verzicht auf einen Drehturm hat Nachteile: So können zum Beispiel plötzlich von der Seite auftretende Feindpanzer nicht durch einen schnellen Schwenk des Turmes bekämpft werden. Die häufigen Richtungsänderungen der Fahrzeuge gehen zu Lasten der anfälligen Lenkund Antriebsaggregate, häufige Ausfälle sind die Regel. Trotz dieser und weiterer konstruktiver Nachteile werden Sturmgeschütze bis Ende des Krieges produziert. 1944 entscheidet das Heereswaffenamt (HWA) in Berlin, das Konzept der erfolgreichen Sturmgeschütze den geänderten Verhältnissen anzupassen. Formgebung, Pan-
PORTOFREI
Nun wird auf Basis des Pz.Kpfw. IV ein Jagdpanzer entwickelt, der die oben genannten Verbesserungen aufweist. Der Jagdpanzer IV zeigt geneigte Panzerbleche und ist zunächst mit der 7,5-cm-StuK L/48 ausgestattet. Eine spätere Version, Panzer IV/70 genannt, wird dann mit der überlangen 7,5-cm-StuK L/70 des „Panther“ bewaffnet. Diese Fahrzeuge sind somit sehr gut bestückt und gepanzert. Ihr Gewicht steigt jedoch zwangsläufig stark an. Infolgedessen fehlt diesen Jagdpanzern die taktische Beweglichkeit. Auch sind die Antriebsaggregate stark überlastet. Hohe Ausfälle sind die Folge. 1944 taucht ein weiterer Panzerjäger auf den Schlachtfeldern auf. Auf das Fahrgestell des Pz.Kpfw. V „Panther“ wird nach Art der Sturmgeschütze ein Kasematt-Aufbau montiert und das 8,8-cm-Panzerabwehr-Geschütz eingebaut. Etwa 400 „Jagdpanther“ werden bis Kriegsende produziert. Bereits seit 1943 wurde der „Ferdinand“ (später nach Umrüstung „Elefant“) auf Basis
Jagdpanzer V Jagdpanther – Sd. Kfz. 173 S Der Jagdpanther basierte auf dem Kampfpanzer V und war als schwerer Panzerjäger konzipiert, der in der Endphase des 2. Weltkriegs als Schwer210 mm x 297 mm punktwaffe zur Abwehr mit Seriennummer von Panzerangriffen eingesetzt wurde. Die Kombination aus Feuerkraft, ausreichender Beweglichkeit und der flache Aufbau waren zentrale Parameter für eine überlegene Kampfkraft, die aber unter realen Einsatzbedingungen nur noch selten ausgespielt werden konnte.
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Militär und Technik | Panzerabwehr
WUCHTIGE ERSCHEINUNG: Der „Jagdpanther“ verbindet in besonderem Maße Feuerkraft und Panzerschutz. Fahrwerk und Antriebsaggregate des Pz.Kpfw. V „Panther“ sorgen für eine hohe Beweglichkeit. Foto: Historyfacts
des Tiger-(P)-Fahrwerks als schweres Sturmgeschütz eingesetzt, erstmals im Rahmen des Unternehmens „Zitadelle“ bei Kursk. Die wenigen das Kriegsjahr 1943 überdauernden Exemplare wurden dann zumeist als eine Art „mobiler Bunker“ zur Panzerabwehr verwendet. Parallel zum „Jagdpanther“ wird auf Basis des weiterentwickelten Pz.Kpfw.
eine außergewöhnliche Feuerkraft. Die Frontpanzerung von 250 Millimetern ist für alle Feindwaffen praktisch unüberwindlich. Mit einem Gefechtsgewicht von 72 Tonnen ist der Panzer jedoch taktisch kaum einsetzbar. Die Infanterie der ersten Linien ist durch Panzerangriffe besonders gefährdet. Während zu Beginn des Krieges die leichte 3,7-
Die Infanterie der ersten Linien ist durch Panzerangriffe besonders gefährdet. 38 (t) ein leichter Panzerjäger entwickelt und an die Truppe übergeben, um die nicht ausgelasteten Produktionskapazitäten von Skoda und BMM (Böhmisch-Mährische Motorenfabrik) zu nutzen. Gemeinhin als „Hetzer“ bezeichnet, wird die Panzerung bewusst gering gehalten. Die Bewaffnung ist identisch mit der des StuG III. Der hochbewegliche „Hetzer“ bewährt sich im Fronteinsatz.
cm-Pak (450 Kilogramm) im Mannschaftszug von der Bedienungsmannschaft noch in gewissen Grenzen beweglich ist, so ist die Fünf-Zentimeter-Pak mit 900 Kilogramm dafür zu schwer. Alle Gefechtseinheiten müssen in der Lage sein, in Notfällen überraschend auftreten-
de Feindpanzer erfolgreich zu bekämpfen. Dazu stehen der Truppe anfänglich geballte Ladungen, Hafthohlladungen, Tankminen und Panzerbüchsen zur Verfügung. Der Einsatz dieser Waffen verlangt von den Soldaten äußersten Mut. Durchgebrochene Panzer müssen auf kürzeste Entfernung angegriffen werden – eine gefährliche und verlustreiche Angelegenheit.
Panzerfaust und „Ofenrohr“ Um auch die modernen russischen Panzer zerstören zu können, wird im Sommer 1942 auf deutscher Seite die Entwicklung einer „Panzernahschusswaffe“ gefordert. Diese Waffe soll ein Gewicht zwischen 15 und 30 Kilogramm besitzen und über eine Durchschlagsleistung von 90 bis 120 Millimetern auf Gefechtsentfernungen von 150 bis 200 Metern verfügen. Weiterentwicklungen vorhandener Waffen (verkürzte Panzerbüchse 39, Gewehrgranate) sind wegen ihrer gerin-
Schwerpunkt Ostfront Sturmgeschütze und Panzerjäger sind vor allem Waffen für die Ostfront. Hier, in den weiten Ebenen Russlands können sie ihre überlegene Waffenwirkung oft mit großem Erfolg „ausspielen“. In Italien und an der Invasionsfront hingegen stoßen sie häufig an ihre technischen Grenzen. Eine wechselnde Topografie mit zum Teil steilen, kurvigen Straßen und die starke Vegetation beanspruchen ihre Antriebstechnik in erheblichem Maße. Darüber hinaus führt die extreme alliierte Luftüberlegenheit zu hohen Fahrzeugverlusten. Noch 1944 wird auf Basis des „Tiger“ Ausf. B ein weiterer Jagdpanzer eingeführt – der „Jagdtiger“. Sein 12,8-cm-Geschütz sorgt für
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PROTOTYP: Die Firma Steyr entwickelt einen Waffenträger für die 8,8-cm-Pak, der jedoch nicht mehr in Produktion geht. Hinsichtlich Beweglichkeit und Panzerschutz gegen Splitter wäre diese Lösung einer gezogenen Pak weit überlegen gewesen. Foto: Historyfacts
„Bazooka“ und „Ofenrohr“ AUF DEM RÜCKZUG: Der „Hetzer“ ist ein kleiner, sehr beweglicher Panzerjäger. Seine leichte Panzerung fordert einen vorsichtigen Einsatz aus verdeckten Stellungen. Seine 7,5-cm-L/48 entspricht der des SturmgeFoto: Sammlung Anderson schützes III.
gen Treffsicherheit und unbequemen Anschlagsart unbefriedigend. Im Februar 1943 werden die Leistungsanforderungen dann offiziell erhöht, die Durchschlagsleistung auf 200 Millimeter, die Reichweite auf bis zu 400 Meter. Das Gewicht soll nun maximal 50 Kilogramm in zwei Lasten betragen.
Klein, aber oho Während der letzen Schlachten der „Panzerarmee Afrika“ erbeuten deutsche Soldaten eine vielversprechende Waffe: die USamerikanische „Bazooka“ (Rocket Launcher M1). Diese verfeuert eine Rakete mit Hohlladungsgefechtskopf vom Kaliber 57 mm. Bei einem Gewicht von nur 5,8 Kilogramm konnte die Waffe auf kurze Distanz eine 76 Millimeter starke Panzerung durchschlagen. Das Konzept dieser Waffe wird von deutscher Seite übernommen. Und um ihre Wirkung zu verstärken, wird das Kali-
Legende Pak Pz.Kpfw. PzJgAbt le m s Sd.Kfz. Sfl. StuK
Panzerabwehrkanone Panzerkampfwagen Panzerjägerabteilung leicht(e) mittel/mittlere schwer(e) Sonderkraftfahrzeug Selbstfahrlafette Sturmkanone
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ber auf 8,8 cm erhöht. Das Gerät erhält die Bezeichnung „Ofenrohr“ oder „Panzerschreck“. Theoretisch ist es in der Lage, immerhin 150 Millimeter dicken Panzerstahl zu durchdringen. Parallel dazu wird die sogenannte Faustpatrone, auch Panzerfaust genannt, entwickelt. Diese leichte Waffe, ein Wegwerfgerät, verschießt je nach Ausführung eine raketengetriebene Hohlladungsgranate auf Gefechtsentfernungen von 30, 60 oder 100 Metern. Auch diese Waffe durchschlägt ähnlich starke Panzerungen. Im November 1943 wird von der Waffenschule der 1. Panzerarmee ein Test nahe Kirowograd durchgeführt. Aus einer Entfernung von 100 Metern werden mit dem „Ofenrohr“ zwölf Granaten auf einen T-34 abgefeuert. Nur drei Treffer, die Fahrzeug und Besatzung vernichtet hätten, können erzielt werden. Die hohe Zahl von Fehlschüssen wird mit einer technisch bedingten Streuung begründet. Dieses Problem war bekannt und soll bei der Massenfertigung behoben werden. Mit der Faustpatrone werden sehr gute Ergebnisse erzielt. Erste Erfahrungsberichte der Truppe sind hingegen widersprüchlich. Das Panzer-Zerstörer-Bataillon 473 meldet im Januar 1944 die Vernichtung von sechs T-34. Die Faustpatrone wird als sehr leistungsfähig, ihre Handhabung als sicher und leicht erlernbar eingeschätzt. Der Einsatz des eigentlich leis-
tungsfähigeren „Ofenrohrs“ wird hingegen als schwierig bezeichnet. Die Sicht ist durch den Schutzschild eingeschränkt, die Sichtfenster verdrecken oder vereisen schnell. Der Bericht gipfelt in einer langen Liste von Verbesserungsvorschlägen. Mit der Zeit können die meisten Probleme behoben werden. In der Hand eines entschlossenen Schützen soll sich das „Ofenrohr“ später als tödliche Waffe erweisen. Nachteilig bei beiden Waffen ist der weithin sichtbare Feuerstahl beim Abschuss, der die Position des Schützen verraten kann.
Aussichtslose Situation Gegen Kriegsende verliert das Deutsche Reich in immer stärkerem Maße die Fähigkeit zur operativen Kriegführung. Alle verfügbaren Waffen müssen in aussichtlosen Rückzugsgefechten zur Verteidigung des Reichsterritoriums eingesetzt werden. Zahlenmäßig immer deutlicher unterlegene Panzerjäger müssen versuchen, die massenhaft auftretenden Panzer der Roten Armee aufzuhalten – ein vollkommen aussichtloses Unterfangen, das auch trotz spezialisierter und leistungsstärkerer Waffen für die Wehrmacht in einer gewaltigen militärischen Katastrophe endet. Thomas Anderson, Jg. 1958, ist als freier Autor tätig.
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Kriege, Krisen und Konflikte | Zypern
Der Zypernkonflikt 1974
Machtkampf im Mittelmeer 20. Juli 1974: Die „Operation Atilla“ des türkischen Militärs rollt an – die Invasion Zyperns. Im östlichen Mittelmeer stehen sich mit Griechenland und der Türkei erstmals zwei NATO-Staaten feindselig gegenüber. Von Robert Riemer FAKTEN
Truppenstärke/Verluste 1974
Truppenstärke*
Verluste
Türkei
Griechenland
650 auf der Insel stationierte Soldaten 8.000 Soldaten der Invasionsarmee 10.000 Mann lokale Volkswehr
650 „Ausbilder“ der griech.-zypr. Nationalgarde 950 Soldaten Expeditionskorps Nationalgarde und mehrere hundert EOKA-Mitglieder
KARTE
Geteiltes Zypern
300–600 tote Zivilisten und Soldaten und etwa 1.000 Verhaftete als direkte Folge des Putsches Mitte Juli, insgesamt etwa 6.000 Tote und 1.600 vermisste Zivilisten und Soldaten im Sommer 1974; 200.000 zwangsumgesiedelte Personen
*Zusätzlich sind auf der Insel zu diesem Zeitpunkt 2.700 UN-Soldaten stationiert.
Karte: picture-alliance/dpa-Grafik
K
riege und Konflikte haben meist eine lange Vorgeschichte. Auch der Streit um die Insel Zypern ist alt: Er beginnt im 19. Jahrhundert, als Griechenland noch Teil des Osmanischen Reiches ist – und dauert bis heute fort. Einen Höhepunkt der Auseinandersetzungen auf und um Zypern bilden die Ereignisse zwischen 1950 und 1974. Er ist der älteste Konflikt in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg und nach Israel/Palästina und Pakistan/Indien der drittlängste Einsatz einer „UN-Peacekeeping-Force“, die inzwischen seit 51 Jahren auf der Insel präsent ist. Herr der Mittelmeer-Insel ist seit dem späten 19. Jahrhundert Großbritannien, als Zypern erst Protektorat und später Kronko-
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lonie wird. Anders als im Fall der 1864 an Griechenland abgetretenen Ionischen Inseln, sind die Briten hier nicht zur Aufgabe bereit. Die strategische Lage der Insel macht sie für die Sicherung der britischen Verbindungen nach Indien wertvoll, so dass Griechenland zunächst auf den Anschluss (Enosis) verzichten muss. Daran ändert sich auch nach dem Zweiten Weltkrieg nichts, als Zypern der britischen Royal Air Force als Stützpunkt dient – Atomwaffen inklusive.
Der „eiserne Erzbischof“ In einem nicht offiziellen Referendum über den Anschluss Zyperns an Griechenland unter der Leitung von Zyperns Erzbischof Ma-
karios III. im Januar 1950 spricht sich eine deutliche Mehrheit für den Anschluss aus. Da die griechische Regierung untätig bleibt, droht der Erzbischof mit einer Anrufung der UNO. Daraufhin bringen die Briten die Türken ins Spiel, die auch prompt verkünden, dass sie zwar 1923 in Lausanne zugunsten der Briten auf Zypern verzichtet haben, aber bei der Änderung des derzeitigen Status quo müsse Zypern an die Türkei zurückgegeben werden. Die Basis für die nächste griechischtürkische Auseinandersetzung ist damit nicht nur auf längere Sicht gelegt, sondern hat unmittelbare Folgen. In dem 1955 beginnenden Kampf der griechisch-zypriotischen Untergrundorganisation („Nationale Orga-
DEN GEGNER IM BLICK: Ein türkischer Beobachtungsposten auf einer Anhöhe bei Kyrenia im Norden Zyperns (Aufnahme vom August 1974). Die drittgrößte Mittelmeerinsel ist seit 1974 politisch de facto geteilt – sie gehört zudem geographisch zu Asien, kulturell aber zu Europa. Und auch die Briten haben tiefe Spuren hinterlassen: Es herrscht Linksverkehr und ihre beiden Militärbasen sind offizielle britische Abb.: picture-alliance/dpa Überseegebiete.
nisation zypriotischer Kämpfer“, EOKA) steht diese ihrem türkisch-zypriotischen Pendant TMT („Organisation des türkischen Widerstands“, zuvor VOLKAN) gegenüber, da sich beide Bevölkerungsgruppen gegenseitig misstrauen. Die türkischen Zyprioten rechnen mit Diskriminierungen, wenn sich die andere Seite mit ihrer Forderung nach EIGENWILLIGER ERZBISCHOF: Makarios III. (eigentlich Michail Christedoulus Mouskos) verfolgt in Zypern eigene Wege und agiert dabei oft ungeschickt. Wegen seiner Unterstützung der EOKA verbannen ihn die Briten 1956/57 auf die Seychellen. Abb.: picture alliance/Mary Evans Picture Library
Clausewitz 5/2015
dem Anschluss an Griechenland durchsetzt. Dabei wandelt sich ihre ursprüngliche Intention nach dem Erhalt des Status quo: Sie fordern nun, die Insel zu teilen.
NATO zieht die Notbremse Im Jahr 1958 eskaliert die Situation in teilweise blutigen bürgerkriegsähnlichen Zusammenstößen zwischen EOKA und TMT. Diese haben auch auf dem Festland unmittelbare Auswirkungen; so werden in Istanbul die dort lebenden Griechen unterdrückt, also für die Vorgänge auf Zypern haftbar gemacht. Bereits vorher wandelt sich die britische Einstellung zu Zypern, dessen strategischer Wert aus Londoner Sicht sich durch die
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Kriege, Krisen und Konflikte | Zypern gibt es unterschiedliche Interessen; Teile der türkischen Zyprioten favorisieren die Teilung (Taksim), die gemäßigten plädieren dagegen für Kooperation und eine Unabhängigkeit von beiden Mutterländern. 1963 versucht Makarios eine Verfassungsänderung auf Kosten der türkischen Minderheit durchzusetzen, wobei vor allem sein undiplomatisches Vorgehen gerügt wird. Zu Weihnachten eskalieren die wechselseitigen Provokationen der Hardliner in einem Bürgerkrieg, der bis zu seiner Beilegung im Sommer 1964 200 griechische und 350 türkische Zyprioten das Leben kostet.
AUF KETTEN AN DEN STRAND: Die Türkei scheute sich nicht, auch schweres Gerät bei der Invasion einzusetzen. Abb.: Press and Information Office/ Republic of Cyprus
Kommt es zum großen Krieg?
Sueskrise verändert. Ägypten verstaatlicht 1956 den Sueskanal, wogegen ein britischfranzösisch-israelisches Bündnis militärisch erfolgreich vorgeht, aber letztlich politisch scheitert. Da die Auseinandersetzungen zwischen den NATO-Partnern Griechenland und Türkei aus Sicht der USA die Südostflanke des Bündnisses destabilisieren, üben die Amerikaner Druck auf die Briten aus, die wiederum 1959 Griechen und Türken zu Gesprächen in Zürich zusammenbringen. Die hier gefundene Lösung des Konflikts dient vor allem der NATO – die Briten bleiben militärisch in einem neuen unabhängigen Staat Zypern präsent und treten zusammen mit Griechenland und der Türkei als Garantiemacht auf. Was fehlt, ist eine Betei-
ligung der Zyprioten, deren Auseinandersetzungen nicht beigelegt werden, so dass sich die Lage auf der Insel verschärft. In der Folge stehen zwei Alternativen zur Verfügung: Teilung oder Unabhängigkeit;
Zum Selbstschutz erneuert die türkisch-zypriotische Seite die Idee einer Teilung und legt den Angehörigen ihrer Volksgruppe nahe, Orte mit bi-ethnischer Bevölkerung zu verlassen – mit ausdrücklicher Rückendeckung aus der Türkei, die sich wiederum durch das unkluge Agieren der griechischzypriotischen Seite in ihrem langfristig auf Teilung der Insel angelegten Kurs bestätigt sieht. Außerdem greift der Konflikt direkt auf die Mutterländer über, so dass nur die
„Möge Gott ihnen verzeihen, wir jedoch, durch Gottes Gnade unverwundbar für die Pfeile des trügerischen Bösen, die auf uns gerichtet worden sind, stehen aufrecht auf den Bastionen.“ Makarios III., Präsident und Erzbischof von Zypern, im April 1973 nach einem aus Griechenland gesteuerten Putschversuch seiner Bischöfe.
ein Anschluss des gesamten Zypern an Griechenland kommt trotz gegenteiliger Äußerungen Makarios III., der eine Gleichberechtigung beider Bevölkerungsteile ablehnt, nicht infrage. Auch innerhalb der Parteien
Vermittlung der USA einen Krieg zwischen den NATO-Partnern verhindern kann. Makarios lehnt den Vorschlag einer Stationierung von NATO-Truppen auf der Insel wegen des damit drohenden Übergreifens des
Vielseitiger Vollblutpolitiker: Bülent Ecevit (1925–2006)
ZUM EINGREIFEN BEREIT: Der türkische Politiker Bülent Ecevit spielt eine zentrale Rolle im Sommer 1974 – er gibt den Befehl zum Einmarsch. Abb.: picture-alliance/dpa
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Von Haus aus Journalist und Schriftsteller, ist Ecevit zugleich auch ein erfolgreicher Politiker der Republikanischen Volkspartei (CHP; zurzeit die größte Oppositionspartei in der Türkei) und insgesamt viermal türkischer Ministerpräsident. Neben Funktionen als Minister für Arbeit (1961–1965) sowie Generalsekretär und später Vorsitzender der CHP (1966–1980) ist seine erste Amtszeit als Ministerpräsident (1974/75) für den Zypernkonflikt entscheidend, da seine Regierung den Befehl zur Invasion und dauerhaften Besetzung Zyperns gibt. Seine weitere Karriere ist von Brüchen geprägt. So verhängt er in seiner dritten Amtszeit
wegen blutiger Unruhen das Kriegsrecht über Teile der Türkei. In den 1980er-Jahren verbringt er nach mehreren Inhaftierungen als Folge des Militärputsches von 1980 einige Jahre im Ausland und gründet nach seiner Rückkehr 1987 die Demokratische Linkspartei (DSP). In den Jahren 1999–2002 absolviert er seine vierte und letzte Amtszeit als Ministerpräsident. Seine Politik lässt sich mit dem Begriff des demokratischen Sozialismus beschreiben; Ecevit setzt sich für eine Modernisierung der türkischen Gesellschaft ein und tendiert zuletzt – anders als Mitte der 1970er-Jahre im Zuge des Zypernkonflikts – in Richtung Europa.
Politisches Tauziehen ohne Erfolg
HINTERGRUND
Türkisch-Griechischer Krieg 1896/97
Auslöser für den Türkisch-Griechischen Krieg ist der Aufstand der mehrheitlich griechischen Bevölkerung auf Kreta gegen die osmanische Herrschaft im Mai 1896, in den sich das Königreich Griechenland einmischt. Die osmanische Seite erhält indirekte Unterstützung von Russland, Großbritannien, Italien und Frankreich, die massive Unruhen auf dem Balkan befürchten. Im Februar 1897 landen griechische Truppen auf Kreta, so dass nach Ablauf eines türkischen Ultimatums mit der Forderung nach Rückzug der griechischen Soldaten im April die Kampfhandlungen be-
militanten Antikommunismus ab und wendet sich stattdessen an die östliche Großmacht Sowjetunion mit der Bitte um Vermittlung. Das Ergebnis dieses politischen Kurses ist der Beginn der eingangs erwähnten UNFriedensmission.
Türkischer Napalm-Einsatz Damit ist der Konflikt jedoch nicht eingedämmt – im Gegenteil, er eskaliert weiter, als die Türkei nur durch starken Druck der USA von einer Invasion Zyperns abgehalten wird und sich in der Folge der Sowjetunion annähert. Dies beeinflusst wiederum das Machtverhältnis im östlichen Mittelmeer, weil es der sowjetischen Marine möglich wird, das Schwarze Meer zu verlassen. Ein weiterer Lösungsvorschlag seitens der USA sieht in enger Abstimmung mit Großbritannien die Enosis vor; im Gegenzug soll Griechenland die Türkei an anderer Stelle territorial entschädigen. Die Türkei ist einverstanden, aber die griechische Regierung spielt nicht mit.
ginnen, die bis Anfang Dezember andauern. Niederlagen auf Kreta und in Thessalien zwingen die Griechen, im Frieden von Konstantinopel einer weitgehenden Autonomie Kretas unter internationalem Protektorat zuzustimmen. Um die geforderten Reparationen zahlen zu können, werden die Griechen nach dem Staatsbankrott von 1893 einer internationalen Finanzkontrolle unterworfen, wobei die Reparationsgelder nicht bei den Türken, sondern direkt bei den Kreditgebern des ebenfalls stark verschuldeten Osmanischen Reiches landen.
Zwar bleibt eine türkische Invasion aus, aber türkische Militärflugzeuge werfen in den immer wieder aufflackernden Kämpfen Napalm auf griechisch-zypriotische Dörfer. So wird auf griechischer Seite eine weitere Variante eines gewaltsamen Anschlusses geplant. Ein von Griechenland aus gesteuerter Staatsstreich soll Makarios stürzen, die Enosis verkündet werden, und die USA und DAS POLITISCHE AUS: Dimitios Ioannides bei seiner Verurteilung Ende 1975 in Athen. Auch der griechische Ex-Diktator Georgios Papadopoulos muss für lange Zeit ins Gefängnis.
Grandios gescheitert: Dimitrios Ioannidis (1923–2010) Ioannidis ist griechischer Berufsoffizier, der nach verschiedenen anderen Stationen 1963 auf Zypern stationiert ist und so die Auseinandersetzungen auf der Insel persönlich erlebt. Im April 1967 beteiligt er sich am Putsch der Obristen, der eine Militärdiktatur in Griechenland installiert, die bis 1974 Bestand hat – und ausgerechnet aufgrund des sich anbahnenden Krieges zwischen der Türkei und Griechenland um Zypern untergeht. Er selbst wird 1970 Oberst und 1973 Brigadegeneral und ist Chef der gefürchteten Militärpolizei. Politisch hält er sich im Hintergrund, aber auf seine Veranlassung hin eskaliert der Zypernkonflikt im Sommer 1974, als der gewaltsame Sturz Erzbischofs Makarios III. den Anschluss Zyperns an Griechenland ermöglichen soll. Die türkische Invasion Zyperns setzt diesen Bestrebungen schnell ein Ende und führt zum Sturz der Putschisten in Griechenland. Ioannidis wird verhaftet und verbüßt bis zu seinem Tod eine Freiheitsstrafe wegen Hochverrats.
Abb.: picture-alliance/dpa
DER KONFLIKT ESKALIERT: Die türkischen Invasionstruppen kamen mittels Landungsbooten an Land. Abb.: Press and Information Office/Republic of Cyprus
Kriege, Krisen und Konflikte | Zypern Großbritannien würden die Türkei unter Kontrolle halten. Dieser Plan wird 1964 jedoch nicht ausgeführt.
Kuba im Mittelmeer? Der politische Wandel in Griechenland, wo seit 1967 eine Militärdiktatur die Politik bestimmt, hat direkten Einfluss auf die Situation Zyperns. Auch die griechisch-zypriotische Bevölkerung lehnt inzwischen aus Angst vor einem Diktatur-Import einen Anschluss an Griechenland ab. Gleichwohl ist auch die Vorstellung von Makarios unrealistisch, die Blockfreiheit unter Beibehaltung des gespannten Verhältnisses zum türkischzypriotischen Teil der Bevölkerung zu bewahren. Griechische Militärs wollen mit Hilfe griechisch-zypriotischer Radikaler Makarios stürzen – zumal bei den Wahlen 1970 die kommunistische Partei Zyperns stark zulegen kann –, doch ein Attentat auf Zyperns Präsidenten scheitert. In den USA geht die Furcht vor einem zweiten Kuba um, was zur Intensivierung der Bemühungen führt, Ma-
HINTERGRUND
UNGEWISSE ZUKUNFT: Seit 40 Jahren ist die Insel nun in die „Republik Zypern“ und die „Türkische Republik Nordzypern“ geteilt. Abb.: picture alliance/ZP
Griechisch-Türkischer Krieg 1919–1922
Seit 1917 kämpft das Königreich Griechenland auf Seiten der Entente gegen das Osmanische Reich im Ersten Weltkrieg, wobei sich diese Auseinandersetzung nach dem Kriegsende 1918 fortsetzt. Ziel der Griechen ist die Eroberung von Istanbul und griechisch bewohnten Teilen Kleinasiens. Die Türkei gewinnt diesen „Türkischen Befreiungskrieg“, in dem Griechenland als Verlierer der Türkei territoriale Zugeständnisse machen muss und einem „Bevölkerungstausch“ zustimmt; näheres regelt der Frieden von Lausanne vom 24. Juli 1923. Der Frieden von Lausanne fällt in eine Zeit des radikalen Umbruchs: Das Osmanische Reich gehört zu den Verlierern des Ersten Weltkrieges und zerfällt. Übrig bleiben die bis heute wirkenden Wurzeln neuer Konflikte im Nahen Osten und die Türkische Repu-
blik, die wenige Monate nach dem Frieden unter Führung von Mustafa Kemal Atatürk gegründet wird. Da Großbritannien aufgrund strategischer Erwägungen (Sicherung des britischen Einflusses im östlichen Mittelmeer und über den Sueskanal) die Annektierung Zyperns von 1914 aufrechterhalten will, kommt es in Lausanne 1923 zur formalen Anerkennung der britischen Besetzung unter formellem Verzicht der türkischen Regierung auf Ansprüche auf die Insel. Neben den beiden genannten Staaten sind auch Frankreich, Italien, Japan, Griechenland, Rumänien und der Serbisch-Kroatisch-Slowenische Staat vertreten, da auch die Festlandsgrenzen im europäischen Teil des ehemaligen Osmanischen Reiches geregelt und die Vertreibungen von Griechen und Türken nachträglich legalisiert werden.
ANGESPANNTE ATMOSPHÄRE: Kemal Atatürk mit seinen Stab (1921/22) während des Griechisch-Türkischen Krieges. Die Türkei kann nach dem Ersten Weltkrieg die Griechen aus Westanatolien vertreiben. Im Vertrag von Lausanne 1923 erhält Atatürk die volle Kontrolle über Anatolien, und Abb.: picture alliance/akg gewinnt sogar Teile Ost-Thrakiens für sein Land.
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karios zu stürzen. In Griechenland wird der knapp zehn Jahre alte Plan eines Anschlusses Zyperns an Griechenland per Putsch reaktiviert, da die Diktatur angesichts des innenpolitischen Drucks dringend einen Erfolg braucht. Auf Weisung von Dimitrios Ioannidis, der 1973 mit einem Putsch innerhalb der Militärjunta seinen Freund Phaidon Gizikis zum Präsidenten machte, beginnt Mitte Juli 1974 der Staatsstreich auf Zypern mit einem fehlgeschlagenen Attentat auf Makarios und der Einsetzung von Nikolaos Sampson als Präsident. Dieses Vorgehen liefert wiederum der Türkei, die die Invasionspläne nie komplett ad Acta gelegt hat, einen willkommenen Vorwand zu einem militärischen Eingreifen. So landen am 20. Juli 1974, nur fünf Tage nach Beginn des Staatsstreichs, türkische Soldaten bei Girne (Kyrenia) im Südosten des türkisch-zypriotischen Nordens der Insel und können einen Brückenkopf errichten. Nun überschlagen sich die Ereignisse: Am 23. Juli gibt die Militärjunta in Griechenland auf (und auch Sampson tritt auf Zypern zurück), Ex-Premierminister Kostas Karamanlis kehrt in sein ehemaliges Amt zurück, und Griechenland verlässt den militärischen Bereich der NATO, um im Falle des Krieges gegen die Türkei frei über seine Truppen verfügen zu können. Doch schon am 25. Juli beginnen Verhandlungen aller involvierten Parteien in der Schweiz, um den drohenden Krieg noch in letzter Minute abzuwenden. Das ist durchaus auch in türkischem Interesse, da die Logistik zur Unterstützung und Verstärkung der auf Zypern gelandeten Truppen an ihre Grenzen stößt.
Zwangsumsiedelung Mitte August 1974 befiehlt der türkische Ministerpräsident Bülent Ecevit die Fortsetzung der Invasion, so dass türkische Soldaten bis zum 16. August knapp 40 Prozent der Insel besetzen. Griechische Zyprioten, die nicht freiwillig den türkischen Teil der Insel verlassen, werden dazu gezwungen. Die Insel wird an der sogenannten „Grünen Linie“ (nach dem Namen der türkischen Militäroperation auch als „Atilla-Linie“ bezeichnet) geteilt, und im Dezember erhält die Republik Zypern ihre volle Souveränität zurück. Die Türken halten jedoch die Besetzung des Nordens und Ostens der Insel aufrecht und errichten den Türkischen Bundesstaat von Zypern, in dem bis heute umfangreiche türkische Militärverbände stationiert sind. Die Folgen des Konflikts sind insgesamt etwa 6.000 tote und 1.600 vermisste Soldaten und Zivilisten sowie Zwangsumsiedelungen von über 200.000 Inselbewohnern aus beiden ethnischen Gruppen.
Auf ewig geteilt? KAMPF UM ZYPERN: Türkische Soldaten in „Lauerstellung“ am 25. Juli 1974. Der Konflikt um die Mittelmeerinsel hat für Griechen, Türken und Zyprioten einen zentralen Stellenwert und ist bis heute emotional stark aufgeladen. Abb.: picture alliance/AP Photo
CHRONOLOGIE 1878:
Zypern wird britisches Protektorat 1914: Britische Annektierung am Beginn des Ersten Weltkrieges 1923: Frieden von Lausanne, Anerkennung der britischen Annektierung durch die türkische Regierung 1925: Zypern wird britische Kronkolonie 1931: Größere Unruhen im Zuge der Enosis-Forderungen 1950: Inoffizielles Plebiszit der orthodoxen Kirche Zyperns mit einer überwältigenden Mehrheit für den Anschluss an Griechenland 1955–1959: Unabhängigkeitskampf; 1959 endet die britische Kolonialzeit 1964: „Peacekeeping-Force“ der UNO (UNFICYP) 1974: Zypernkonflikt 1999: Scheitern des Annan-Planes mit einer föderalen Lösung nach Schweizer Vorbild 2003/2008: Beginn einer vorsichtigen Annäherung über die durchlässigere „Green Line“ hinweg 2004: Die Republik Zypern wird EU-Mitglied 2014: Vorläufiges Scheitern der Wiedervereinigungsverhandlungen
Clausewitz 5/2015
Die Invasion am 20. Juli 1974 würde heute durchaus als gerechtfertigt angesehen, wenn sich Ecevit darauf beschränkt hätte, den bisherigen Status quo zu erhalten beziehungsweise mit dem türkischen Eingreifen die internationalen Vereinbarungen von 1959 durchzusetzen. Damit wäre die Türkei ihrer Rolle als einer der Garantiemächte von 1959 gerecht geworden. Nach Meinung von Heinz Richter, ehemaliger Inhaber des Lehrstuhls für griechische und zypriotische Zeitgeschichte an der Universität Mannheim, sorgt die Ausweitung der türkischen Invasion im August 1974 nicht nur für die bis heute andauernde Teilung der Insel. Vielmehr
weil, Makarios in teilweiser Selbstüberschätzung der eigenen Macht und Möglichkeiten mit dem Versuch scheitert, Zypern komplett von der Türkei und vor allem Griechenland unabhängig zu machen.
Eine schwierige Zukunft Heute gliedert sich die Insel Zypern in vier Teile: den griechisch-zypriotischen Süden (als größter Teil der Republik Zypern), den türkisch-zypriotischen Norden inklusive türkischer Besatzung und einem De-facto-Regime (nichtanerkannter Staat), die bis heute existierenden britischen Militärstützpunkte (Akrotiri und Dekelia) und die von der UN-Mission
„Die Türkei muss der Republik Zypern 90 Millionen Euro Schmerzensgeld zahlen. Das entschied der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte.“ Zeitungsmeldung vom 12. Mai 2014.
verbaute sich die Türkei zudem die Chance, sich durch ein maßvolleres Auftreten, an Europa anzunähern. Ein Prozess, der bis heute stockt, auch wenn dies nicht allein eine Folge des Zypernkonflikts ist. Schuld an der Eskalation haben sicherlich alle maßgeblichen Beteiligten in Griechenland, der Türkei und auf Zypern selbst; wechselseitige provozierende Aktionen heizen den Konflikt an. Trotz Vermittlungsversuchen der Großmächte, die natürlich wiederum eigene machtpolitische Interessen verfolgen, münden die Auseinandersetzungen zwischen den zypriotischen Volksgruppen unter Beteiligung der jeweiligen „Schutzmacht“ in blutige Auseinandersetzungen. Dies geschieht auch
kontrollierte Pufferzone entlang der „Green Line“. Obwohl die Republik Zypern 2004 der Europäischen Union beigetreten ist, bleibt der grundsätzliche Konflikt trotz verschiedener Lösungsversuche nach 1974 bestehen – zuletzt scheitern im Jahr 2014 Gespräche über eine Wiedervereinigung der Insel an einem Streit um die Ausbeutung von Gasvorkommen vor der Küste Zyperns. Dr. Robert Riemer forscht und lehrt als Privatdozent am Historischen Institut der Ernst-Moritz-ArndtUniversität Greifswald. Außerdem unterrichtet er an der Offizierschule des Heeres in Dresden und an der Offizierschule der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck.
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Neu am Kiosk | Schiff Classic 3/2015
Das Magazin für Schifffahrts- und Marinegeschichte
Die Schnellboote von 1935 bis 1945
Klein und gefährlich: Die Schnellboote waren dank ihrer Vielseitigkeit das heimliche Rückgrat der Kriegsmarine. Schiff Classic zeigt, wie diese Waffe den Feind in Atem hielt.
D
ie dem Deutschen Reich nach 1918 zugestandene Marine 3. Klasse musste notgedrungen neue Ideen entwickeln, um die Nachteile des belassenen uralten Schiffsmaterials einigermaßen zu kompensieren. Verdeckte Weiterentwicklungen und Tarnbezeichnungen ergaben sich daher fast zwangsläufig. Man erinnerte sich der alten LM-Boote und begann mit ihnen an zivilen Segelschulen eine systematische seemännische und taktische Erprobung. Verschiedene Bootswerften erhielten Aufträge für den Bau weiterer Versuchsboote. Ziel war der Gewinn von Erfahrungen, die beim Aufbau einer Kleinbootwaffe sinnvoll genutzt werden sollten. Konstruktiv favorisierte man das Verdrängungsboot. Zwei nach vorne schießende und nachladefähige Torpedorohre wurden gefordert und der Dieselmotor einem Benzinmotor vorge-
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zogen. Im April 1929 übernahm schließlich die Reichsmarine die alten LM-Boote und die Neukonstruktionen als UZ (U-BootZerstörer) und stellte sie als „Ostseesperrverband“ in Dienst.
ANGRIFF: Zwei Boote vom Typ S 38 im letzten Kriegsjahr. Foto: picture-alliance/ZB
Bei Kriegsbeginn 1939 war die mittlerweile komplettierte 1. Schnellbootflottille in der Ostsee stationiert, die 2. Flottille operierte von Helgoland aus. Nun machte es sich nachteilig bemerkbar, dass die operativen
KRAFTPAKETE: Satte 3.930 PS über drei Schrauben aus drei Daimler-MB502-Dieselmotoren brachten die Schnellboote von 1935 auf 36,5 Knoten Höchstfahrt. Foto: ullsteinbild
TYPISCH: Ein Lürssen-Schnellboot vom Typ S 14 Mitte der der 1930er-Jahre mit Holzrumpf und zwei Torpedorohren. Fotos (2): picturealliance/Süddeutsche Zeitung Photo
GEFECHTSBEREIT: Der ärgste Feind deutscher S-Boote sind gegnerische Jagdbomber. Ihnen gilt die Kampfbereitschaft aller Flugabwehrgeschütze, besonders bei Einsätzen am Tag.
Clausewitz 5/2015
von Borkum aus, dann vorrückend von Den Richtungen verkehrten und für die engliHelder, weiter bis zum Hoek van Holland sche Versorgung große Bedeutung hatten. griffen die Boote englische und französische Ein Aufklärungsverbund mit der Luftwaffe Überwasserstreitkräfte an und bekämpften sollte notwendige und aktuelle Erkenntnisse später die britischen Evakuierungseinheiten vom Gegner liefern. Das gelang nicht immer bei Dünkirchen. Die Erfolge hielten sich mit erfolgreich, aber die ständigen Angriffe, zu drei versenkten beziehungsweise beschädig- denen ab Juli 1940 auch Mineneinsätze katen Zerstörern und drei versenkten Handels- men, zwangen auf der Gegnerseite zu verschiffen in Grenzen, demonstrierten aber das stärkten Anstrengungen und sorgten für stetige Unruhe. Potenzial der Boote. Die ganze Geschichte erfahren Sie in der Nach dem Ende des Frankreichfeldzuges verlegten die beiden Flottillen, zeitweise ver- neusten Ausgabe von Schiff Classic! stärkt durch die 3. (Ausbildungs-) Flottille, nach Boulogne und äger Japans Flugzeugtr So gefährlich waren weiter nach Cherbourg. sie für die US-Marine Neu am Kiosk Die verwendbaren BooSchiff Classic 3/2015 te wurden planmäßig 82 Seiten, ca. 150 Abbildungen. gegen die englischen Preis: 8,90 Euro. Handelsschiffskonvois GeraMond Verlag GmbH eingesetzt, die unter der 1935–1945 Bezug: www.verlagshaus24.de englischen Küste regeloder am Kiosk. Entwicklung, Einsatz, Erfolge mäßig in Nord-Süd12:39 Seite 1 sc_2015_03_u1_u1__ 12.06.15
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Schiff & Zeit 85
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Stäbe der Marine für den Einsatz der Boote keinerlei verbindliche Einsatzrichtlinien entwickelt hatten, auch keine realistischen Vorstellungen von deren Möglichkeiten und Fähigkeiten besaßen. So wurden die Schnellboote zumeist artfremd zur U-Boot-Jagd und zu Geleit- und Sicherungsaufgaben verwendet. Auch der Einsatz der beiden Flottillen bei der Besetzung von Dänemark und Norwegen – der Operation „ Weserübung“ – entsprach nicht den eigentlichen operativen Fähigkeiten. Der lange Anmarschweg nach Norden und das schlechte Wetter ergaben Bedingungen, die schon vor dem Kampfeinsatz zu Schäden am Bootskörper führten. Bei den eigentlichen militärischen Operationen in Bergen und Kristiansand wurden die Boote zumeist zur schnellen überraschenden und durchaus erfolgreichen Anlandung von Heerestruppen eingesetzt. Mit dem Angriff auf Frankreich am 10. Mai 1940 ergab sich für die Schnellboote ein völlig neues Kampfgebiet: der Ärmelkanal. Zuerst
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Militär und Technik | Panzer der Israel Defense Forces (IDF)
Israels innovative Panzerwaffe
Das Schwert Davids
1947: Seit seiner Gründung kämpft Israel in mehreren Kriegen und Konflikten ums nackte Überleben. Aufgrund der besonderen Anforderungen und Bedürfnisse setzt die israelische Armee (IDF) verstärkt auf Umbauten und Eigenkonstruktionen. Von Frederick Feulner
D
er kleine Staat an der südöstlichen Mittelmeerküste muss Gewaltiges vollbringen. Die Entwicklung des israelischen Militärs von einer kleinen Guerillaarmee Ende der 1940er-Jahre zu einer der effektivsten Armeen im Nahen Osten ist eine Herkulesaufgabe. Das Land will ausreichend starke Streitkräfte aufbauen, um sich gegen die zahlreichen Gegner in der Region zu verteidigen. Der Schutz der eigenen Soldaten ist ein wichtiger Faktor, schlagkräftige Waffensysteme und überlegenes Training sind zwei weitere. Hinzu kommt hohe Mobilität, um Truppen schnell im Land verlegen zu können. Zudem kann aus wirtschaftlichen Gründen kein großes stehendes Heer aufrechterhalten werden. Daher greift man auf eine Armee aus Wehrpflichtigen zurück. Der Kern der ursprünglichen Truppe in den 1950erJahren besteht aus zirka 12.000 Berufssoldaten, die in der ersten Mobilisierungswelle auf 50.000 und in weiteren Wellen auf 250.000 (davon 150.000 Heer) aufgestockt
werden können. Später ist es bei einer Basistruppe von 40.000 Berufssoldaten und 130.000 Wehrpflichtigen möglich, innerhalb von 72 Stunden insgesamt 500.000 Soldaten zu mobilisieren.
Schrottplatzfund Die IDF rüstet sich anfangs aus mit dem, was sie bekommen kann und verbessert kontinuierlich das vorhandene Material. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs findet das weltweit üppig vorhandene Militärgerät den Weg in interessierte Staaten. Mit zu den ersten israelischen Panzern gehören deshalb zwei ehemals syrische Renault R-35 und R-39; einen M4 Sherman beschafft man sich 1948 von einem britischen Schrottplatz und repariert ihn. Zwei Cromwell-Panzer werden ebenfalls von der Britischen Armee in Palästina „requiriert“. Die erste „echte“ Lieferung besteht aus zehn leichten Hotchkiss
Überlebensnotwendig Aufgrund der geringen Bevölkerung, Lieferbeschränkungen und den aus einer militärischen Niederlage resultierenden Konsequenzen setzt Israel auf eine „Blitzkriegtaktik“: mobile Kriegführung und ein hartes Zuschlagen unter gleichzeitigem optimalen Schutz für die eigenen Soldaten – denn einen verlorenen Krieg kann sich das Land nicht leisten. Deshalb setzt die israelische Armee besonders auf Panzer (im Bild Merkava an der Grenze zum Gazastreifen), die durch Umbauten oder als Eigenkonstruktion perfekt an ihre Bedürfnisse angepasst sind. Abb.: picture-alliance/dpa/dpaweb
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TÄGLICHES TRAINING: Ein israelischer Infanterist springt von einem Merkava. Das Bild wurde in der Nähe des Gazastreifens aufgenommen. Die IDF-Panzer befinden sich praktisch in einem permaAbb.: picture-alliance/dpa nenten Einsatz.
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Militär und Technik | Panzer der Israel Defense Forces (IDF) H-29 aus französischen Beständen, die, als „Landmaschinen“ deklariert, nach Israel geschmuggelt werden.
Israelischer „Super Sherman“ Israel erwirbt zahlreiche Panzer der Typen M4A1 und M4A2 Sherman (erhalten in Israel die Bezeichnung M1) in unterschiedlichen Zuständen. Frühe Modelle werden sogar mit 75-mm-Krupp-Geschützen ausgerüstet. Der M50 Sherman wird mit dem Turm des französischen AMX-13 versehen, der mit einer 75-mm-CN 75-50 bestückt ist. Als Antrieb stehen Benzin- (Continental R-975) und Dieselmotoren (Cummins 460 PS) zur Verfügung, ebenso wie zwei unterschiedliche Federungen, die VVSS (Vertical Volute Spring Suspension) oder die HVSS (Horizontal Volute Spring Suspension) mit breiteren Ketten. Der M51 Sherman (häufig auch als „Super Sherman“ bezeichnet) ist ein 1960 eingeführtes verbessertes Modell mit einem Turm vom Typ T23, der jedoch ein aus späteren AMX13-Modellen stammendes französisches 105mm F1-56 Geschütz mit einer großen Mündungbremse hat, um es mit dem T-54/55 aufnehmen zu können. Zusätzlich erlaubt ein über dem Geschützrohr montierter Infrarotscheinwerfer den Einsatz bei Dunkelheit. Diese verbesserten Shermans schlagen sich – letztendlich auch bedingt durch das gute Training der Crews – erfolgreich gegen syrische und ägyptische T-62. Mit zu den ersten Panzern gehören die 1956 in Frankreich erworbenen AMX-13, die in der Sueskrise 1956 und im Sechstagekrieg von 1967 durch die Wüste rollen. Die Bewaff-
DIE WÜSTE ALS „KAMPFARENA“: Ein israelischer Panzer rollt während des Sechstagekriegs auf eine syrische Stellung zu. Die Panzerwaffe spielte und spielt eine zentrale Rolle in der Verteidigungsarchitektur Israels. Abb.: picture alliance/AP Images
nung, eine 75-mm-Kanone, die auf dem deutschen Design der KwK-75 basiert, erfüllt gegen die ägyptischen T34-85 sowjetischer Herkunft zwar ihren Zweck, erweist sich jedoch später gegen die zahlreich in den arabischen Raum importierten T-54/T-55 als zu schwach. Sie wird deshalb nach dem Sechstagekrieg ersetzt. In Folge der Sueskrise findet auf arabischer und israelischer Seite ein massiver Ausbau der Panzertruppen statt. In
„Israelische Panzer zerstören das einzige Kraftwerk in Gaza.“ Zeitungsmeldung vom Juli 2014
Israel hat man die Wichtigkeit einer modernen Panzerarmee erkannt und richtet diese entsprechend taktisch und personell aus. Daher beschafft man zur Verstärkung der Panzertruppe den britischen Centurion. Die ersten Exemplare werden bereits 1945 an die britischen Streitkräfte ausgeliefert und finden ab 1959 in geringer, ab Mitte der 1960er in großer Stückzahl als Sho’t (hebräisch für „Peitsche“) ihren Weg in die IDF. Anfangs ist der Panzer nicht sehr beliebt, gilt als kompliziert, das Rolls-Royce MeteorTriebwerk verbraucht viel Treibstoff. Auch hier werden zahlreiche Verbesserungen vorgenommen. Am auffälligsten ist das ab Ende der 1960er erhöhte Heck, das einen stärkeren Continental AVDS-1790-2A Dieselmotor (wie beim M48) und ein Automatikgetriebe
aufnehmen kann. Größere Kraftstoff-Tanks verdoppeln die Reichweite. Eine Standardisierung bei Treibstoff, Waffen und Ersatzteilen vereinfacht zudem die benötigte Logistik für den Nachschub. Gegenwärtig sollen noch 490 von ehemals über 1.000 Sho’ts im Bestand der IDF sein.
„Rammstoß“ aus den USA Der amerikanische mittelschwere Panzer M48 Patton steht ab 1960 auch auf der Wunschliste der Israelis. Da aber Exportbeschränkungen eine direkte Lieferung verhindern, werden ab Mitte der 1960er-Jahre über ein Geheimabkommen mit der Bundesrepublik Deutschland 200 Panzer aus Beständen der Bundeswehr geliefert. Die M48 Pattons erhalten die Bezeichnung Magach 1, 2, 3, und 5 („Rammstoß“). Die Entflammbarkeit des Treibstoffs und der Verbrauch sind beim ursprünglichen Benzinmotor ein Problem, so dass man sich auch hier für den AVDS-17902A Dieselmotor entscheidet. Die 90-mm-Kanone des M48 mit ihrem optischen Zielsystem ist zu schwach, um mit moderneren Panzern mitzuhalten. Während des Sechstagekriegs kämpfen jedoch die meisten Magachs mit dieser leichteren Kanone. Ein in Israel gefertigtes 105-mm-Geschütz L7 bringt alle Magachs nach 1967 auf
HINTERGRUND
L7 Gun
Die gezogene 105-mm-Kanone L7 wird von Royal Ordnance Ende der 1950er entwickelt, um moderne sowjetische Panzer zu durchschlagen. Als erster Panzer ist der Centurion Mk.5 damit ausgerüstet. Leopard 1, M60 und M1 erhalten ebenfalls dieses Geschütz, teils aus Lizenzfertigung.
US-Panzer bewährt sich nicht
ITALIENIMPORT: Dieser Sherman M4A3 ist ein israelischer Zukauf aus alliierten Beständen aus Italien. Die IDF setzt die Panzer im Unabhängigkeitskrieg 1947–1949 ein. Fotos (4): Ben Galili, Israel
AMERIKANER MIT ÄNDERUNGEN: Auch dieser M48A3 wird von den Technikern der IDF modifiziert: Dieselmotor, 105-mm-Kanone und ein modernes Kommunikationssystem werden installiert.
VERBESSERTER BRITE: Vor und nach dem Sechstagekrieg 1967 gelangen britische Centurion-Panzer nach Israel. Die IDF baut Dieselmotoren und ein verbessertes Getriebe ein.
SOWJETISCHE „SCHENKUNG“: Während des Sechstage- und des Jom-Kippur-Krieges erbeuten die Israelis hunderte von T-55-Panzern des syrischen und ägyptischen Militärs.
einen zeitgemäßen Stand, während man sich langsam nach einem Ersatz für die alternden Centurions umsieht. Ursprünglich hofft man auf einen Deal mit den Briten, die moderne „Chieftain“-Panzer liefern und eine Produktionsstätte dafür in Israel bauen wollen. Arabische Proteste verhindern jedoch dieses Rüstungsgeschäft, und so werden im Geheimen 1966 nur zwei Fahrzeuge zu Testzwecken geliefert. Daher bestellt man in den USA ab 1970 den verbesserten Nachfolger des M48 Patton, den M60A1, der äußerlich vor allem durch eine andere Turmform auffällt. Dieser erhält die Bezeichnungen Magach 6 und 7. Die Hauptbewaffnung ist nun ebenfalls das 105-mm-Geschütz M68 (US-Lizenzbau der L7), erweitert um einen besseren Zielcomputer und einen Laserentfernungsmesser. Mobilität und Reichweite werden durch den Einbau des Continental AVDS1790-2A Dieselmotors erhöht, der zudem die Wartungs- und Betriebskosten senkt. Die hohe Kommandantenkuppel wird durch eine flachere Konstruktion der Firma Urdan er-
Clausewitz 5/2015
setzt, um dem Panzer eine niedrigere Silhouette zu geben. Die IDF erhält ihre M60A1 ab 1971 und setzt sie 1973 im Jom-Kippur-Krieg auf dem Sinai und auf dem Golan ein. Dort erweist er sich gegen ägyptische T54/55, T-62 und T-72 als effektiver Kampfpanzer, die IDF selbst verliert aber in den Anfangstagen zahlreiche M60 an tragbare AT-3 „Sagger“ Panzerabwehrraketen (siehe Clausewitz 5/2013); allein über 50 M60 gehen in einem ägyptischen Hinterhalt verloren.
Gefahr durch Infanterie Bei nächtlichen Gefechten auf dem Golan treffen die Israelis auf sowjetische T-62-Panzer, die standardmäßig mit Infrarot-Nachtsichtgeräten ausgestattet sind. Diese werden nach dem Krieg an zahlreichen IDF-Panzern nachgerüstet, ebenso werden die Kriegsverluste durch die USA mit neuen M48A5 (Magach 5) und M60 (Magach 6) aufgefüllt. Aus den Erfahrungen des Sechstage- und des Jom-Kippur-Kriegs ziehen die Israelis vor allem die Lehre, dass der Panzerungsschutz
verbessert werden muss. Insbesondere die tragbaren Panzerabwehrflugkörper mit ihren Hohlladungsgefechtsköpfen stellen eine zunehmende Gefahr dar, denn nun können auch Infanteristen Panzer effektiv auf Entfernung bekämpfen. Daher werden vor dem Einmarsch in den Libanon 1982 die Magach 6 an Turm und Wannenfront mit „Blazer“ Reaktivpanzerungselementen ausgestattet und übernehmen zudem leichtere Stahlketten vom Merkava, eine verbesserte Zieleinrichtung und eine thermische Isolationshülle um das Hauptgeschütz herum. Auch die brennbare Hydraulikflüssigkeit im Turm tauscht man aus. Schließlich gipfeln die Weiterentwicklungen im Magach 7, der an den schweren Kettenschützen, der verstärkten Frontpanzerung und einem passiven, mehrschichtigen Zusatzpanzerungspaket zu erkennen ist, das in den 1990ern die Reaktivpanzerung ablöst. Die erfolgreich abgeschlossenen Kriege führen zu zahlreichen Beutefahrzeugen, die von den Israelis von den Schlachtfeldern
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Militär und Technik | Panzer der Israel Defense Forces (IDF) WÜSTENKÄMPFER: In der Wüste ist der Merkava in seinem Element – der Panzer wurde für die besondere Topographie Israels entwickelt. Das Bild zeigt moderne Merkavas bei einem Manöver im Jahr 2010 – gut zu erkennen sind die Stahlketten am Turmheck. Abb.: picture alliance/dpa
HINTERGRUND
Reaktivpanzerung
Reaktivpanzerung wird auf eine bestehende Panzerung aufgeschraubt. Dabei zündet Sprengstoff zwischen zwei Stahlplatten beim Aufprall einer Granate, der dann den Strahl eines Hohlladungsgeschosses (HEAT) ablenkt oder den Effekt abschwächt. Vor Wuchtgeschossen (APDSFS) sichert sie aber nicht ausreichend. Die Blazer- Zusatz-
auf dem Golan und dem Sinai geborgen werden. Jordanische M48 Pattons lassen sich relativ einfach in die israelischen Streitkräfte integrieren. Die zahlreichen Panzer vom Typ T-54/55 werden unter der Bezeichnung Tiran in verschiedenen Versionen ebenfalls in der IDF weiterbenutzt. Das 100-mm-Hauptgeschütz wird bei einigen Versionen beibehalten (Tiran-1/2), andere werden mit lizenzierten Sharir 105-mm-Geschützen (israelischer Lizenzbau der L7) ab 1973 auf das Standardkaliber der IDF angepasst (Tiran-4Sh/5Sh). Zahlreiche kleinere Details wie Sekundärbewaffnung im NATO-Kaliber, Nachtsichtund Kommunikationseinrichtungen und eine verbesserte Feuerlöscheinrichtung rüsten die Israelis ebenfalls nach. 1973 können die Israelis 2.000 moderne oder modernisierte mittlere Panzer einsetzen.
Arabische Übermacht Die arabischen Staaten können zusammen 6.000 Panzer aufbieten. Bis 1981 werden etwa 650 M48 und 810 M60 geliefert, weitere 200 sind im Zulauf. Zurzeit befinden sich über 3.800 Kampfpanzer im Arsenal der IDF, die genauen Zahlen werden geheim gehalten.
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panzerung beim Magach wiegt zwischen 800 und 1.000 Kilogramm. Gegen HEATMunition schützt sie jedoch wie etwa zehn Tonnen zusätzlicher Stahl. Um allerdings gegen beide Munitionsarten besser gewappnet zu sein, entwickelt die IDF eine leichte Kompositpanzerung für zahlreiche Fahrzeuge.
Der Bezug von Rüstungsgütern aus den USA, Großbritannien oder Frankreich wird durch politische Intervention häufig gestört, was wiederum den Aufbau einer eigenen Rüstungsindustrie beschleunigt. Besonders ein eigener, an die taktischen und geographischen Bedürfnisse Israels angepasster Kampfpanzer steht auf dem Wunschzettel. Ein intensiver Panzerkrieg bedeutet schwere Verluste – Verluste, die sich der kleine Staat Israel einfach nicht leisten kann. Ab 1970 wird unter der Führung von Generalmajor Israel Tal und mit technischer und finanzieller Hilfe aus den USA das Projekt „Merkava“ (hebräisch für „Streitwagen“) ins Leben gerufen. Untersuchungen nach dem Sechstagekrieg ergeben, dass Panzerschutz an erster Stelle stehen muss, gefolgt von Feuerkraft. Mobilität kommt zum Schluss. Tal studiert für sein eigenes Konzept hochmoderne Kampfpanzerprototypen: den deutschen Leopard, den französischen AMX-30, den britischen Chieftain und den amerikanischen XM-1. Er erhält auch neueste geheimdienstliche Erkenntnisse über den T-72, jedoch unterscheidet sich das potenzielle europäische Schlachtfeld im Kalten Krieg zwischen NATO und Warschauer
Pakt stark von der Landschaft im Nahen Osten. Der zu entwickelnde Panzer muss an das hügelige Wüstengebiet angepasst sein. Sehr wichtig ist zudem eine hohe Wartungsfreundlichkeit. Im Jom-Kippur-Krieg haben schon kleine Schäden den Einsatz oftmals um bis zu 24 Stunden verzögert, während man zum Beispiel einen Antrieb austauschen musste – die Maschine des Merkava soll innerhalb von 60 Minuten gewechselt werden können.
Durchdachtes Design Bemerkenswert beim Design ist auch die Lage des Motors. Durch Einbau in der Front kann ein zusätzliches Schutzelement geschaffen werden, das von vorne auftreffende Geschosse von der Besatzung fernhält. Der Blick auf die Heckseite zeigt eine hydraulische Einstiegsluke, über deren Bedeutung ausländische Militäranalysten anfangs rätseln. Obwohl als wichtigster Grund die schnelle Bestückung mit palettierter Munition zu nennen ist, kann vor allem die Besatzung den Panzer im Notfall unter Beschuss relativ sicher verlassen. Im Heck besteht die Möglichkeit, eine Trage mit einem Verwundeten zu evakuieren oder bis zu sechs Infanteristen unter Panzerschutz mitzunehmen. Betrachtet man den Turm, fällt auch hier die Formgebung auf, die durch ihre Neigung einen dickeren Widerstand bietet oder günstigenfalls Geschosse ganz abprallen lässt. Zudem bietet der Turm eine flache und schmale Silhouette. Die „Migun“-Panzerung
Panzer müssen wartungsfreundlich sein
INFO
Wichtige Panzer der IDF im Vergleich Merkava
Version Gewicht in Tonnen Hauptgeschütz Munition (Schuss) Geschwindigkeit in km/h Max. Panzerung in mm Einführung IDF (Jahr) Crew Reichweite (km)
I 63 105 mm 62 50
II 63 105 mm 62 50
1979 4 400
1983 4 500
III 62 120 mm 50 55
IV 65 120 mm ? 64
1990 4 500
2004 4 500
geheim
Magach
Sho‘t
AMX-13
M51
7C 55 105 mm ? 48 115 1984 4 ?
53 105 mm ? 50 152 1967 4 ?
15 75 mm 32 13 40 1956 3 400
39 105 mm ? 45 108 1960 5 270
Anmerkung: Nicht alle Daten liegen vor. Außerdem gibt es in der Literatur teilweise voneinander abweichende Daten.
ist um das komplette Fahrzeug herum angebracht, interne Systeme schützen zusätzlich durch ihre Anordnung, entflammbare Materialien werden von der Besatzung möglichst ferngehalten. Sechs Schuss Bereitschaftsmunition ist unter dem Turmring gelagert, weitere zwölf Schuss im unteren Heckbereich, die restlichen 44 Geschosse für längere Gefechte können im oberen Heckbereich untergebracht werden. Als Bewaffnung sticht die bekannte und bewährte 105-mm-Kanone M68 hervor. Drei 7,62-mm-MG und ein 60mm-Mörser sind zur Infanterieabwehr auf dem Turm angebracht. Als Standardmotor wird auch beim Merkava der Continental AVDS-1790-6A Diesel mit 900 PS eingebaut, der über ein Allison-Getriebe den 62-Tonnen-Koloss auf zirka 46 km/h beschleunigt.
Turmfrontbereich und der Rumpf mit Zusatzplatten gepanzert. Zusätzlich wird unterhalb des Staukorbes am Turmheck ein Vorhang aus Ketten und Stahlkugeln befestigt, der an dieser Stelle Granaten und Lenkflugkörper vom verwundbaren Turmdrehkranz abwehren soll. Auch das Getriebe erfährt eine Verbesserung, und der Mörser kann nun aus dem Inneren heraus geladen werden. Gegen leichte Fahrzeuge und Hubschrauber tauscht man das koaxiale 7,62-mm-MG zunehmend durch ein 12,7-mm-MG aus. Ab 1989 wird
stärkeren 1.200-PS-Motor kann die Geschwindigkeit erhöht werden, zudem erhält der Merkava eine durchgehende Verbundpanzerung. Der Turm jedoch wird komplett neu gestaltet, so dass er modulare Panzerung aufnehmen kann, die bei Beschädigung oder bei Modernisierung schnell austauschbar ist. Seit 2003 ist der Merkava Mk. IV verfügbar, der vor allem an seinem verbreiterten Turm, flacheren Frontdesign und neuen Ketten erkennbar ist. Im Inneren steckt ein kräftigerer 1.500-PS-Antrieb und ein neues Getriebe, das die Geschwindigkeit im Gelände
„Einer der tapfersten und einflussreichsten Kommandeure der IDF.“ Verteidigungsminister Ehud Barak über den „Merkava-Macher“ Israel Tal
Unermüdliche Verbesserung Sobald neue Erkenntnisse und Technik vorliegen, führt man sie beim Merkava ein. Da die ersten Versionen noch aus normalem Panzerstahl bestehen, nicht aus moderner Verbundpanzerung, werden ab dem Jahr 1983 mit dem Merkava II vor allem der
der Merkava Mk. III eingeführt. Ein modernes Feuerleitsystem und eine 120-mm-Kanone bringen den Panzer auf einen zeitgemäßen Bewaffnungsstand, der auch gegen gut geschützte T-80 bestehen kann. Durch einen
trotz des Gewichts von 65 Tonnen auf etwa 60 km/h erhöht. Die 120-mm-Kanone wird mit einem Ladehalbautomaten und einem hochmodernen digitalen Feuerleitsystem ausgestattet. Als abstandsaktives Schutzsystem führt man seit 2010 das System „Trophy“ ein, das anfliegende Panzerabwehrraketen orten und bekämpfen kann.
Zukunftsvisionen Auch an den gepanzerten Kolossen geht der Wandel in der Einsatzrolle nicht spurlos vorbei. Seit einigen Jahren arbeitet Israel am „Rakiya“ (Horizont), einem neuen Future Manned Combat Vehicle (FMCV), das ab 2020 den Merkava ergänzen soll. Ähnlich wie beim nicht verwirklichten amerikanischen Future Combat Vehicle (FCV) sollen verschiedene Varianten auf einer gemeinsamen Plattform entstehen. Hier liegt vor allem der Fokus auf einer Nutzung in urbaner Umgebung.
ISRAELISCHES ORIGINAL: Der Merkava Mk. I ist die erste Eigenentwicklung der Israelis. Das Design und die verwendete Technik sind revolutionär und werden stets verbessert. Heute gehört der Merkava zu den berühmtesten Kampfpanzern weltweit. Foto: Ben Galili, Israel
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Dr. Frederick Feulner, Jg. 1975, ist Experte für die Geschichte der IDF. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Vietnamkrieg.
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Bankname Ich ermächtige die GeraNova Bruckmann Verlagshaus GmbH, wiederkehrende Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von GeraNova Bruckmann Verlagshaus GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die Mandatsreferenz wird mir separat mitgeteilt. Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.
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Schlachten der Weltgeschichte | Remagen 1945
NOCH INTAKT: Ein Soldat der 9. US-Panzerdivision begutachtet von der rechtsrheinischen Seite aus die eroberte Eisenbahnbrücke bei Remagen. Die Konstruktion stürzt am 17. März 1945 in die Fluten. Foto: picture-alliance/Usis-Dite/Leemage
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Kampf um den Rheinübergang 1945
Das „Wunder von Remagen“ Anfang März 1945: Seit Wochen ringen Deutsche und Alliierte im Westen um die Rheinübergänge. Als US-Einheiten Remagen erreichen, ist dort die „Ludendorff-Brücke“ noch intakt. Die vollkommen überraschten Amerikaner wittern eine einmalige Chance. Von Tammo Luther
S
eit dem Scheitern von Hitlers Großoffensive in den Ardennen steht die Wehrmacht im Frühjahr 1945 auch im Westen mit dem Rücken zur Wand. Dem massiven Druck des an Mensch und Material zigfach überlegenen Gegners können die stark dezimierten Einheiten von Wehrmacht und Waffen-SS kaum noch standhalten. Auch das Tempo des alliierten Vormarsches ist hoch: Seit dem 1. März 1945 stoßen US-Verbände im Rahmen des Unternehmens „Lumberjack“ (dt.: Holzfäller) auf breiter Front ostwärts vor und erreichen wenige Tage später das linke Rheinufer bei Köln und im Raum Bonn. Vor ihnen liegt der symbolträchtige „Vater Rhein“. Doch der mächtige Strom stellt ein großes Hindernis für die motorisierten Verbände der U.S. Army dar und bereitet ihren Offizieren erhebliches Kopfzerbrechen. Denn vie-
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lerorts haben deutsche Pioniere bislang unzerstörte Brücken in die Luft gesprengt, um die hochgerüsteten Militärkolonnen des Gegners westlich des Rheins aufzuhalten. Die Freude der Amerikaner über die bisher erzielten Geländegewinne währt daher nur kurz.
Überraschte Amerikaner Umso verwunderter reiben sich die GIs der 9. US-Panzerdivision die Augen, als sie am frühen Nachmittag des 7. März 1945 bei Remagen südlich von Bonn die intakte „Ludendorff-Brücke“ erblicken: Offenbar bietet sich den Männern der Task Force Engeman, be-
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Schlachten der Weltgeschichte | Remagen 1945 nannt nach ihrem Kommandeur Lieutenant Colonel Leonhard Engeman, unverhofft die Möglichkeit, eine der bedeutendsten Rheinbrücken in Besitz zu nehmen. Der 325 Meter lange, 1918 fertig gestellte und nach Generalquartiermeister Erich Ludendorff (1865– 1937) benannte Stahlkoloss wurde ursprünglich für den Eisenbahnverkehr errichtet. Die gewaltige Brücke ist zweigleisig und mit Fußgängerstegen versehen. Das Passieren mit Fahrzeugen und schwerem Gerät wäre somit möglich.
Jagd nach den Brücken Die Deutschen sind sich der immensen strategischen Bedeutung der großen Rheinbrücken bewusst: Wenige Tage zuvor sprengten sie die „Skagerrak-Brücke“ in Düsseldorf-Oberkassel. Ihre Pioniereinheiten zerstörten eine Vielzahl weiterer Rheinbrücken, um die gewaltige Streitmacht von Briten und Amerikanern westlich des Rheins zum Stehen zu bringen. Obwohl an jenem 7. März noch einige Brücken passierbar sind, darunter die beschädigte „Hindenburg-Brücke“ bei Rüdesheim/Bingen und die „Kronprinz-Wilhelm-Brücke“ unweit von Neuwied, ist die militärische Auseinandersetzung um die „Ludendorff-Brücke“ von besonderer Wichtigkeit.
Für die Alliierten unter dem Oberbefehl von US-General Dwight David Eisenhower (1890–1969) würde ihre Eroberung den Vormarsch ins Ruhrgebiet erheblich vereinfachen und damit deutlich beschleunigen. Über diese Stahlkonstruktion könnten die US-Truppen mit Masse auf rechtsrheinisches Gebiet vorstoßen, um dort einen tragfähigen
„Am Mittelrhein stand der Tag im Zeichen weiterer erbitterter Kämpfe um den Brückenkopf der Amerikaner östlich Remagen...“ Auszug aus dem Bericht des Oberkommandos der Wehrmacht vom 18. März 1945
Brückenkopf zu errichten. Dieser soll im Anschluss eine zentrale Basis zum weiteren Marsch ins Innere des Deutschen Reiches bilden. Zudem würden die zurückflutenden deutschen Einheiten rechts des Rheins zusätzlich unter Druck geraten. Für die deutsche Seite ist die Lage in und um Remagen im Frühjahr 1945 ohnehin alles andere als günstig: Zwar hat man seit der alliierten Landung in der Normandie vorhandene Feldstellungen des Städtchens ständig ausgebaut. Doch für seine Verteidigung stehen nur sehr schwache Kräfte zur ZIEL ERREICHT: Soldaten der 1. USArmee passieren die Rheinbrücke bei Remagen/Erpel während ihnen in Gefangenschaft geratene Wehrmachtsoldaten entgegenkommen. Foto: ullstein bild – ullstein bild
SPUREN DES KAMPFES: Ein Soldat einer US-Einheit sichert von einem Schützenpanzer aus einen Abschnitt am Rhein, im Bildvordergrund zwei gefallene Deutsche. Foto: picture-alliance/Usis-Dite/Leemage
AN VORDERSTER FRONT: Leutnant Karl H. Timmermann, Sohn deutschstämmiger Eltern, führt am 7. März 1945 die Spitze des Angriffs über die Brücke von Foto: U.S. Signal Corps Remagen.
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Verfügung. Hierbei handelt es sich in der Regel nicht um kampferprobte Frontsoldaten, sondern um Männer und Jugendliche aus zusammengewürfelten Einheiten. Sie sind dazu noch vollkommen unzureichend ausgerüstet. Der Schutz der „Ludendorff-Brücke“ obliegt seit Monaten einer Brückensicherungs-
kompanie unter Hauptmann Willi Bratge, zugleich Kampfkommandant von Remagen. Seine Männer sollen das gewaltige Bauwerk gegen Angriffe beziehungsweise Übernahmeversuche sichern. Allerdings liegt die „Kampfstärke“ der Kompanie Anfang März bei weniger als 40 Mann, viele von ihnen nur bedingt fronttauglich.
Chaotische Zustände Angesichts des unerwartet schnellen alliierten Vormarsches bereiten Pioniere die Brücke am 6. März 1945 für eine Sprengung mit einer „Planladung“ vor. 600 Kilogramm TNT sollen den Stahlgiganten über eine elektrische Zündleitung in die Luft jagen. Für den Fall einer akuten Gefahr, die zu besonders schnellem Handeln zwingt, wird zusätzlich eine „Schnellladung“ vorbereitet. Allerdings stehen dafür nur etwa 300 Kilogramm eines gewerblichen, weniger wirksamen Sprengstoffs zur Verfügung. Entscheidend für eine erfolgreiche Brückensprengung ist neben den zur Verfügung stehenden Sprengmitteln vor allem die Fra-
Chaotische Zustände
KARTE
Der Brückenkopf bei Remagen im März 1945
GESPENSTISCH: US-Soldaten im Eingangsbereich des Eisenbahntunnels in der rechtsrheinischen Erpeler Ley kurz nach der Eroberung der „Ludendorff-Brücke“ am 7. März Foto: picture-alliance/akg-images 1945.
ge, wer die Zerstörung anordnen darf und zu welchem Zeitpunkt. Und genau darüber herrscht auf deutscher Seite am Morgen des 7. März 1945 Uneinigkeit beziehungsweise Verwirrung. Der Grund für diese chaotischen Zustände: In den Wochen und Tagen zuvor änderten sich mehrfach die Unterstellungsverhältnisse für den „Brückenkopf Remagen“. Kampfkommandant Bratge geht dadurch wiederholt wertvolle Zeit für die Durchführung von Verteidigungsmaßnahmen verloren. Schließlich wird der Brückenkopf dem LXVII. Armeekorps (A.K.) der 15. Armee unterstellt. Doch das Korps unter General Otto Maximilian Hitzfeld steht zu diesem Zeitpunkt mehr als 50 Kilometer westlich von Remagen in schweren Kämpfen mit US-Truppen und damit unter massivem Feinddruck.
Deutsche organisieren sich
Gestaltung: KGS Kartographie und Grafik Schlaich
Clausewitz 5/2015
Daher erhält General Hitzfeld am Morgen des 7. März den Befehl, einen Generalstabsoffizier als neuen Kampfkommandanten nach Remagen zu entsenden. Die Wahl fällt auf Major Hans Scheller aus Hitzfelds Stab. Scheller trifft vormittags am 7. März in Remagen ein und übernimmt das Kommando über den Brückenkopf. Dass dieser tags zuvor mit dem „Brückenkopf Bonn“ zu einem
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Schlachten der Weltgeschichte | Remagen 1945
UNPASSIERBAR: Die „Ludendorff-Brücke“ nach ihrem Einsturz am 17. März 1945, über die in den Tagen zuvor noch Tausende von Soldaten der 1. US-Armee strömten, um den Brückenkopf auf dem östlichen Rheinufer zu stabilisieren. Foto: ullstein bild – LEONE
gemeinsamen Verteidigungsbereich unter dem Kommando von Generalmajor Richard von Bothmer vereint wurde, teilte man Scheller und Bratge nicht mit. Weitere Hiobsbotschaften für die Verteidiger kommen hinzu, darunter die kurzfristige Abkommandierung von Soldaten sowie die Verlegung von zur Sicherung vorgesehenen Flugabwehreinheiten. Darüber hinaus sind Scheller und seine Männer über den Ernst der Lage an der Front völlig unzureichend informiert.
Zum Handeln gezwungen Doch dann fällt eine gewichtige Entscheidung: Am 7. März gegen 12:00 Uhr kommt der Befehl zum Fertigmachen der Zündung. Zu diesem Zeitpunkt fluten noch immer zurückweichende Truppenteile der Wehrmacht über die Rheinbrücke. Als diese am frühen Nachmittag unter Beschuss des Gegners gerät, müssen die Deutschen handeln. Doch der Befehl zur Sprengung bleibt zunächst aus. Für die Verteidiger verstreicht wertvolle Zeit. Erst um 15:20 Uhr erteilt Major Scheller den von Hauptmann Bratge längst ersehnten Sprengbefehl. Als die in dem Eisenbahntunnel in der Erpeler Ley (Basaltfels am östlichen Rheinufer) Schutz suchenden Verteidiger eine ohrenbetäubende Explosion erwarten, geschieht jedoch nichts. Die Zündung versagt. Zwar gelingt die anschließende Schnellsprengung gegen 15:40 Uhr. Die Detonation zeigt aber nicht die gewünschte Wirkung. Der Mittel-
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bogen der Brücke wird lediglich etwas angehoben, fällt dann krachend und mit aller Wucht wieder in die Lager zurück. Als Donner und Hall im Rheintal verstummen und sich die Rauchschwaden verziehen, wird für alle Beteiligten deutlich: Die Brücke steht! Kurz darauf stürmt US-Infanterie auf die mit dichtem Qualm belegte „LudendorffBrücke“. Gleichzeitig liegt der Erpeler Tunneleingang unter heftigem Feindbeschuss. Eine Verteidigung der Brücke scheint nunmehr vollkommen aussichtslos. Hauptmann Bratge, der Major Scheller nicht auffinden
HINTERGRUND
kann, erteilt daher kurz nach 17:00 Uhr den Befehl zur Einstellung des Kampfes. Während die deutschen Soldaten in die Gefangenschaft gehen, verharrt die verängstigte Zivilbevölkerung bis zur Beendigung der Kämpfe im Tunnel. US-Truppen erobern bis zum frühen Abend die Erpeler Ley. Der mächtige Fels liegt jedoch weiterhin unter deutschem Flakund Mörserbeschuss. Am frühen Morgen des 8. März rücken schließlich mehrere „Sherman“-Panzer über die „Ludendorff-Brücke“ auf das rechte Rheinufer vor. Dort werden sie von deutschen Pionieren angegriffen. Diese versuchen mit aller Kraft, die Brücke zu erreichen, um die Sprengung doch noch durchzuführen. Doch diese und weitere Attacken werden abgewehrt. In den folgenden Tagen bringen die Amerikaner immer weitere Truppenteile über die Brücke ans Ostufer des Rheins und verstärken ihren dort errichteten Brückenkopf. Die Stabilisierung und Ausweitung des rechtsrheinischen Brückenkopfes ist nun vorrangiges Ziel der Alliierten unter ihrem Oberbefehlshaber „Ike“ Eisenhower. Er soll damals jubelnd ausgerufen haben: „Die Brücke ist ihr Gewicht in Gold wert!“
Wütende Gegenangriffe Während die Einnahme der Brücke von Remagen für die westlichen Verbündeten ein absoluter Glücksfall ist, stellt der gegnerische Coup für die deutsche Seite eine Katastrophe dar. Um das Schlimmste zu verhindern und wirksam gegen den US-Brückenkopf vorgehen zu können, werden nahezu alle verfügbaren Kräfte zusammengezogen. Unter ihnen befinden sich Reste der 9. und der 11. Panzerdivision, der Panzerbrigade
Film „Die Brücke von Remagen“
Der Titel des US-Kinofilms aus dem Jahr 1969 lautet im Original „The Bridge at Remagen“. In zahlreichen Punkten von den tatsächlichen Begebenheiten abweichend, werden in dieser Produktion unter Regie des Briten John Guillermin die dramatischen Ereignisse beim Rheinübergang durch US-Truppen im März 1945 bei Remagen geschildert. Drehort ist unter anderem Davle an der Moldau, was sich zirka 20 Kilometer südlich von Prag befindet. Die Hauptrolle spielt der bekannte Schauspieler Robert Vaughn (*1932), der den am 7. März frisch ernannten Kampfkommandanten von Remagen verkörpert. Dieser heißt im Film nicht Hans Scheller, sondern Paul Krüger. Mehrere deutschsprachige Schauspieler wirken bei der erfolgreichen Produktion mit, darunter Hans Christi-
an Blech (1915–1993) und Peter van Eyck (1913–1969).
VERFILMUNG: Szene aus dem Kinostreifen „The Bridge at Remagen“ (Originaltitel) mit US-Schauspieler Robert Vaughn. Foto: picture-alliance/United Archives/IFTN
Bestrafung durch Standgericht
Sondermann, Heinz-Werner
Standgerichte im Zweiten Weltkrieg
KONTAKT Friedensmuseum Brücke von Remagen E-Mail:
[email protected] www.bruecke-remagen.de Öffnungszeiten: 7. März bis 15. November, täglich 10:00 bis 17:00 Uhr (Mai bis Oktober bis 18:00 Uhr)
Illustrierte Bibliographie der Geschehnisse vor und nach dem Fall der Brücke von Remagen am 7. März 1945 Berichte - Daten Bilder - Protokolle
250 Seiten, fest geb., 137 sw-Abb.; ISBN 978-3-86933-129-4
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7. März 1945 Das Wunder von Remagen Zeitgeschichtlicher Führer zu den Ereignissen, die im März 1945 Kriegsgeschichte machten Foto: picture-alliance/dpa©dpa
HINGERICHTET: Hans Scheller wird für das Scheitern der Brückensprengung verantwortlich gemacht und im März 1945 durch ein „Fliegendes Standgericht“ exekutiert. Foto: SZ Photo/Süddeutsche Zeitung Photo
106 „Feldherrnhalle“ und eine Kampfgruppe der „Panzerlehrdivision“. Doch hat die Kampfkraft dieser Verbände unter den vorangegangenen Kämpfen im Westen schwer gelitten. Geführt werden die Panzerangriffe gegen den feindlichen Brückenkopf von Generalleutnant Fritz Bayerlein, Kommandierender General des LIII. A.K. Auf alliierter Seite werden zeitgleich aufwändige Maßnahmen zur Sicherung der „Ludendorff-Brücke“ ergriffen. Denn dort geht man davon aus, dass die Luftwaffe mit letzter Kraft Attacken gegen die Brückenkonstruktion fliegen wird. Auch gegen den möglichen Einsatz von Treibminen und Angriffe durch Kampfschwimmer trifft man umfangreiche Vorkehrungen. Bis zum 13. März 1945 werden schließlich drei US-Divisionen in den Brückenkopf überführt. Eine Woche später steht die gesamte 1. US-Armee auf dem östlichen Rheinufer. Damit ist klar, dass der Brückenkopf durch deutsche Gegenangriffe nicht mehr beseitigt werden kann und ein wichtiges „Einfallstor“ für den „Endkampf“ der AntiHitler-Koalition gegen das „Dritte Reich“ offen steht. Dies kann auch der Einsturz der mittlerweile schwer beschädigten „Ludendorff-Brücke“, die während der Kämpfe
kurzzeitig sogar das Ziel von V2-Raketen ist, nicht mehr verhindern. Am 17. März 1945 stürzt die monumentale Stahlkonstruktion in den Rhein und reißt 28 GIs in den Tod. Auf deutscher Seite hat das alliierte „Wunder von Remagen“ ein grausames Nachspiel. Hitler lässt – außer sich vor Wut – die für das Scheitern der Sprengung vermeintlich Verantwortlichen mit aller Härte bestrafen. Fünf Offiziere, darunter Major Scheller und Hauptmann Willi Bratge, werden durch eines der von Hitler am 9. März 1945 per „Führererlass“ gebildeten „Fliegenden Standgerichte“ („Fliegendes Standgericht West“) für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Während Bratge sich seit 7. März in amerikanischer Gefangenschaft befindet und der Urteilsvollstreckung entgeht, werden Scheller und drei weitere Offiziere Mitte März exekutiert. Am 18. März verkündet das Oberkommando der Wehrmacht den Vollzug der Hinrichtung.
Erinnerung und Mahnung
Literaturtipp
Seit 1980 erinnert das „Friedensmuseum Brücke von Remagen“ in den rußgeschwärzten linksrheinischen Brückentürmen an die dramatischen Ereignisse im März 1945, die die Kriegsdauer um mehrere Wochen verkürzten und damit vielen Menschen das Leben retteten. Unweit davon befindet sich die Kapelle „Schwarze Madonna“ in Gedenken an die Vielzahl von Opfern der Gefangenenlager Remagen und Sinzig („Rheinwiesenlager“), in denen die Alliierten seit April 1945 schätzungsweise insgesamt 300.000 Kriegsgefangene internierten.
Rolf Palm: Die Brücke von Remagen und die Geschichte der „Schwarzen Madonna“ von der „Goldenen Meile“. Ein dokumentarischer Bericht über die dramatischen Ereignisse am Rhein im Frühjahr 1945, 2010.
Dr. Tammo Luther, Jg. 1972, verantwortlicher Redakteur von CLAUSEWITZ und freier Autor und Lektor in Schwerin mit Schwerpunkt „Deutsche Militärgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts“.
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Menschen & Geschichten | „Platoon“
WILLKOMMEN IN DER HÖLLE: Der naive Chris Taylor (links), das Alter Ego Oliver Stones, lernt schnell, dass die Wirklichkeit des Krieges ein selbstzerstörerischer Strudel ist. Abb.: picture alliance/Mary Evans Picture Library
Die grüne Hölle von Vietnam
1986: Spannend, schockierend und realistisch – nur auf wenige Kriegsfilme treffen alle diese Eigenschaften zu. Einer von ihnen ist „Platoon“. Oliver Stones Leinwandepos katapultiert den Zuschauer mitten in den Dschungel von Vietnam. Von Daniel Carlo Pangerl
K
aum ein militärhistorisches Ereignis in der Zeit nach 1945 hat sich derart stark in das kollektive Gedächtnis der westlichen Welt eingeprägt wie der Vietnamkrieg (1964 bis 1975). Er ist einer der Stellvertreterkriege während des Kalten Krieges. Vietnam, seit dem 19. Jahrhundert Teil der französischen Kolonie Indochina, strebt seit 1919 nach Unabhängigkeit, wird jedoch von 1940 bis 1945 von Japan besetzt. Unmittelbar nach der japanischen Niederlage ruft Ho Chi Minh in Hanoi die unabhängige Republik Vietnam aus. Nun versucht Frankreich, seine ehemalige Kolonie zurückzugewinnen, wird aber besiegt. 1954 entscheidet in Genf eine Internationale Indochina-Konferenz, Vietnam entlang des 17. Breitengrades in zwei Teile aufzuspalten: In Nordvietnam kommt Ho Chi Minh an die Macht und führt dort mit Hilfe von China und der UdSSR eine kommunistische Kulturrevolution durch. Im westlich orientierten Südvietnam regiert der von den USA unter-
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stützte Ngo Dinh Diem, der 1963 wegen seiner autoritären Amtsführung vom Militär gestürzt wird. Diese Instabilität nutzt Nordvietnam, um Teile des Südens zu erobern.
Ein amerikanischer Alptraum Es droht der Zusammenschluss von Nordund Südvietnam unter kommunistischer Herrschaft. Um dies zu verhindern, greifen die USA 1964 in den Konflikt ein und bekämpfen die von Ho Chi Minh befehligte „Nationale Front für die Befreiung Südvietnams“, besser bekannt als „Vietcong“. Es beginnt ein grausamer Krieg. Die Vietcong wenden eine „Guerillatechnik“ an: Sie überfallen blitzartig Städte und verbergen sich dann rasch im Dschungel. Die US-Truppen setzen auf Entlaubungsmittel und Napalm. Vor allem wegen der unwirtlichen und unübersichtlichen Bedingungen im tropischen Dickicht können die USA den Krieg nicht gewinnen. Hinzu kommen vehemente Proteste im eigenen Land und in Europa. 1975 zieht
sich die U.S. Army aus der „grünen Hölle“ zurück. Der Vietnamkrieg wird in den USA zum Trauma einer ganzen Generation. Und so überrascht es nicht, dass kein anderer Krieg – mit Ausnahme des Ersten und Zweiten Weltkrieges – so oft im Film verarbeitet worden ist.
Ein Veteran als Regisseur Bereits ab 1968, also noch während der Kämpfe, entstehen in Hollywood Filme über den Vietnamkrieg. Diese tragen jedoch mehrheitlich den Charakter einseitiger patriotischer Bekenntnisse. Erst 1986 kommt ein Streifen in die US-Kinos, der diesen Krieg auf eine realistische und vergleichsweise neutrale Art schildert: „Platoon“. Und eine Tatsache macht diesen Film besonders außergewöhnlich: Sein Regisseur und Drehbuchautor, der 1946 in New York City geborene Oliver Stone, ist selbst ein VietnamVeteran. Stone meldet sich, als er in Yale studiert, als Freiwilliger zum Dienst an der Waf-
fe in Vietnam und kehrt hoch dekoriert in seine Heimat zurück: Für seine Tapferkeit erhält er die „Bronze Star Medal“ der USStreitkräfte, für seine fast tödliche Schussverletzung am Hals die Verwundetenauszeichnung „Purple Heart“. In das Drehbuch von „Platoon“ lässt Stone klar erkennbar seine eigenen Kriegserlebnisse einfließen. Am deutlichsten wird dies bei Chris Taylor, der Hauptfigur des Films. Taylor ist ebenso wie Stone ein gebildeter junger Mann aus gutem Hause, der freiwillig in den Kampf zieht. Oliver Stone gehört zu den bekanntesten lebenden Filmemachern der USA. Seit 1971 ist er als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent tätig. Mit seinem dritten Film „Platoon“ gelingt ihm 1986 der Durchbruch.
Kampf gegen sich selbst Im Mittelpunkt von „Platoon“ steht der College-Schüler Chris Taylor. Er hat sich freiwillig für ein Jahr Kriegsdienst in Vietnam gemeldet. Aber sein patriotischer Idealismus weicht schon bald der Ernüchterung, und bereits die erste Woche wird für ihn zur Hölle. Zum einen lernt er die Schrecken des Krieges in allen Facetten kennen, zum anderen ist er desillusioniert wegen des Verhaltens seiner eigenen Kameraden. Diese kämpfen nämlich nicht nur gegen das feindliche Militär, sondern vergreifen sich auch an der unschuldigen Zivilbevölkerung. Zum Beispiel machen sie ein ganzes vietnamesisches Bauerndorf dem Erdboden gleich und vergewaltigen zahlreiche Frauen. Hauptgrund für das
REISE IN DIE VERGANGENHEIT: Oliver Stone während der Dreharbeiten von „Platoon“ – für den Vietnam-Veteran ist der Film eine ganz persönliche Verarbeitung seines Kampfeinsatzes im südostasiatischen Dschungel. Abb.: picture alliance/Mary Evans Picture Library
maßlos aggressive Verhalten der Soldaten ist der sadistische Sergeant Barnes, der sich sogar über die Befehle seines eigenen Lieutenants hinwegsetzt. Barnes' Gegenspieler ist der vergleichsweise besonnene Sergeant Elias. Letztend-
„Das erste Opfer eines Krieges ist die Unschuld!“ Zitat aus dem Film „Platoon“
weiter zu, und anstatt gegen den Feind zu kämpfen, attackiert man sich gegenseitig. Am Ende gelingt es Chris, aus der grünen Hölle zu entkommen und in die USA zurückzukehren. Mit den letzten Worten, die er im Film spricht, zieht er ein niederschmetterndes Fazit seiner Erlebnisse in Vietnam: „Wir haben nicht gegen den Feind gekämpft, wir haben gegen uns selbst gekämpft, der Feind war in uns …“
Filmproduktion im Kriegsgebiet
lich spalten sich die Soldaten in zwei Gruppen auf, wobei sich Chris dem Team von Elias anschließt. Die Auseinandersetzung zwischen Barnes und Elias spitzt sich immer
Die Dreharbeiten von „Platoon“ beginnen im Februar 1986 und dauern insgesamt 54 Tage. Gefilmt wird auf der Insel Luzon auf den Philippinen, einem Schauplatz, dessen Vegetation der von Vietnam täuschend ähnlich ist. Das Budget, welches das HollywoodStudio Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) auf-
ZERRISSEN: Die Männer scharen sich jeweils um die beiden erfahrenen Unteroffiziere Barnes (links im Bild) und Elias (rechts). Es entbrennt ein Kampf auf Leben und Tod zwischen den beiden Parteien – und das mitten im Krieg gegen den Vietcong! Abb.: picture alliance
NUR SCHUTT UND ASCHE: Oliver Stone scheute sich nicht, die Kriegsgräuel zu zeigen. Foto: picture-alliance/Mary Evans Picture Library
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Menschen & Geschichten | „Platoon“
GNADENLOS: Nachdem ein Kamerad den Vietcong zum Opfer fällt, üben die Soldaten Rache an einer nahegelegenen Bauernsiedlung. Die „Dorfsequenz“ gehört zu den intensivsten Stellen dieses herausragenden Films. Abb.: picture alliance/Mary Evans Picture Library
bringt, beträgt 6,5 Millionen US-Dollar. Eine Vereinbarung mit der philippinischen Armee ermöglicht es, dass diese für den Film militärische Ausrüstung sowie Statisten zur Verfügung stellt. Eine Besonderheit besteht darin, dass mehrere ehemalige vietnamesische Flüchtlinge als Schauspieler in kleineren Rollen mitwirken. Während des Drehs von „Platoon“ kommt es auf den Philippinen zu politischen Unruhen, die zur Flucht des Diktators Ferdinand Marcos führen. Die Produktion steht zeitweise vor dem Aus,
kann letztlich aber doch abgeschlossen werden. Im Gegensatz zu vielen Kriegsfilmen, die auf den geräumigen und beschaulichen Geländen der einzelnen Hollywood-Studios entstehen, sind die Dreharbeiten zu „Platoon“ ein Abenteuer für sich. Und diese fieberhafte Spannung spürt der Zuschauer auch im fertigen Film. „Platoon“ ist zweifellos einer der besten Filme über den Vietnamkrieg. Er vereint mehrere künstlerisch herausragende Aspekte in sich. Hier ist vor allem die Leistung Oli-
ver Stones zu nennen. Das von ihm verfasste Drehbuch ist intelligent und originell konzipiert. Die Hauptfiguren werden mit Individualität und Sorgfalt charakterisiert. Im Gegensatz zu vielen US-Kriegsfilmen vermeidet „Platoon“ eine klare Schwarz-WeißZeichnung und eine plumpe Trennung von guten Amerikanern und bösen Feinden. Dass die Hollywood-Produktion eines Vietnam-Films beispielsweise mit drastischen Gewaltszenen die Vernichtung eines Dorfes durch die U.S. Army zeigt, ist keineswegs der Normalfall. Freilich, am Ende werden die gefallenen Soldaten auf amerikanischer Seite als Helden gefeiert, was aber als Konzession an die Erwartungshaltung des Publikums gewertet werden kann. Der nachdenkliche Schluss lässt jedoch keinen Zweifel an der Sinnlosigkeit des Vietnamkrieges: Hier erreicht „Platoon“ durchaus die Dimension eines Antikriegsfilms. Noch besser als Stones Fertigkeiten als Drehbuchautor sind seine Qualitäten als Regisseur. Die sehr bedrückende Atmosphäre im Dschungel wird von ihm und seinem Kameramann Robert Richardson meisterhaft eingefangen: Die Furcht der Soldaten, die feuchtwarme und schwüle Temperatur, das Knistern der Vegetation und die surrenden Insekten sind zum Greifen nahe. Dadurch bekommt der Film einen sehr realistischen und quasi dokumentarischen Charakter. Gekonnt setzt Stone auf ein ruhiges, ungewöhnlich langsames Erzähltempo, mit dem er effektvoll Spannung aufbaut. Kampfszenen gibt es in „Platoon“ nur wenige. Diese haben es aber in sich: sie sind knallhart, brutal und nichts für schwache Nerven. Vor al-
HINTERGRUND Kriegstrauma auf Zelluloid Der Vietnamkrieg ist eines der beliebtesten Sujets für Kriegs- und Antikriegsfilme. Unter den unzähligen Werken von stark schwankender Qualität befinden sich auch einige Perlen: Neben „Platoon“ sind dies insbesondere „Die durch die Hölle gehen“ (USA 1978), „Apocalypse Now“ (USA 1979) und „Full Metal Jacket“ (GB 1987). „Die durch die Hölle gehen“ (Originaltitel: „The Deer Hunter“) erzählt die Geschichte einer Gruppe russischstämmiger Amerikaner aus einer Kleinstadt im Bundesstaat Pennsylvania, die gemeinsam in Vietnam kämpfen. Nach ihrer Rückkehr in die USA sind die Veteranen traumatisiert und unfähig, ihr vorheriges, unbeschwertes Leben fortzusetzen. Der Film erhält fünf Oscars. Regisseur ist der hochtalentierte Michael Cimino, dessen Monumentalwestern „Heaven's Gate“ von 1980 zu Unrecht an den Kinokassen flopt und somit eine vielversprechende Karriere vorzeitig beendet. „Apocalypse Now“ von Kultregisseur Francis Ford Coppola („Der
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Pate“) ist der längste und aufwändigste aller Filme über den Vietnamkrieg. Die Rahmenhandlung: Captain Willard erhält den Auftrag, den verrückt gewordenen Colonel Kurtz zu li-
PROPAGANDA: Es gibt unzählige Vietnamfilme, aber „Die grünen Teufel“ (1968) sind eine Antithese zum kritischen „Platoon“ – er ist eine filmische Rechtfertigung des Abb.: picture alliance/United Archives Krieges.
quidieren. Dieser verschanzt sich mit einer Gruppe Untergebener im Dschungel von Kambodscha und führt dort ein Schreckensregime. Willards Mission wird zum Spiegelbild eines sinnlosen Krieges. Eine Episode aus „Apocalypse Now“, der Hubschrauberangriff der U.S. Army auf ein vietnamesisches Dorf zu den Klängen von Richard Wagners „Walkürenritt“, zählt zu den berühmtesten Filmszenen der jüngeren Hollywood-Geschichte. „Full Metal Jacket“ von Regielegende Stanley Kubrick („2001: Odyssee im Weltraum“, „Clockwork Orange“) porträtiert den Krieg in der „grünen Hölle“ von seiner zynischsten und grausamsten Seite. Schauplatz ist zunächst das Ausbildungslager der U.S. Marines, anschließend die umkämpften Straßen von Hue. Im Zentrum stehen die amerikanischen Rekruten, die durch harten Drill zu regelrechten Killermaschinen geformt werden. Kubrick vermittelt dem Zuschauer eine unmissverständliche Antikriegsbotschaft.
REALISTISCH: In „Platoon“ gibt es verhältnismäßig wenig Kampfszenen – der Gegner bleibt meist vage und unsichtbar, der Alltag ist bestimmt von Patrouillen und Lagerarbeiten (das Szenenfoto zeigt das Entladen eines Helikopters). Die enthaltenen Actionszenen haben es aber in sich und wirken unglaublich authentisch. Abb.: picture alliance/Mary Evans Picture Library
lem die Zerstörung des vietnamesischen Dorfes bleibt dem Zuschauer mit Sicherheit noch lange im Gedächtnis haften. „Platoon“ setzt nicht auf etablierte Stars und zugkräftige Namen, sondern auf eher unbekannte Talente, die jedoch durch die Bank überzeugende schauspielerische Leistungen liefern. Einige von ihnen werden anschließend den großen Durchbruch in der
dem späteren Hollywood-Star Johnny Depp. Bemerkenswert ist auch der Soundtrack, der bewusst dröhnende Marschrhythmen und hohles Pathos vermeidet. Stattdessen gibt es traurige nachdenkliche Klänge. Der fertige Film mit einer Länge von 115 Minuten feiert seine Premiere am 19. Dezember 1986: Er wird zeitgleich in New York City und Los Angeles uraufgeführt und ern-
„Ich glaube, dass der Film ein amerikanischer Klassiker wird. Die anderen Vietnamfilme aus Hollywood haben die Geschichte vergewaltigt. Platoon ist hingegen historisch und politisch richtig.“ Zeitungskritik aus der New Times von 1986 anlässlich der Premiere des Films
Filmbranche schaffen. Charlie Sheen, der in seiner späteren Karriere fast ausschließlich in seichten Komödien zu sehen ist, verkörpert gekonnt die Hauptrolle des Chris Taylor und zeigt, dass er durchaus ein fähiger Charakterdarsteller ist. Tom Berenger als skrupelloser Sergeant Barnes verleiht seiner Figur abstoßende und pathologische Züge: ein ekelhafter Misanthrop, dem man als Soldat lieber nicht über den Weg laufen möchte! Barnes‘ Gegenspieler, der vergleichsweise sympathische und sensible Sergeant Elias, wird von Willem Dafoe überzeugend gespielt. In einer kleinen Rolle begegnet man
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tet großen Zuspruch, sowohl bei den Zuschauern als auch bei den meisten Kritikern. Bei der Oscarverleihung 1987 gewinnt „Platoon“ in vier Kategorien: bester Film, beste Regie, bester Schnitt und bester Ton. Bis zum heutigen Tag hat er mehr als 138 Millionen US-Dollar eingespielt und ist somit der dritterfolgreichste Film über den Vietnamkrieg. Nur zwei Vietnam-Filme sind noch größere Publikumsmagneten gewesen: „Geboren am 4. Juli“ (1989), bei dem Oliver Stone ebenfalls Regie geführt hat, und „Rambo II – Der Auftrag“ (1985) mit Action-Ikone Sylvester Stallone in der Hauptrolle. Beide erreichen aber
nicht annähernd die künstlerische Qualität von „Platoon“. Oliver Stones Film von 1986 gehört zu den besten Hollywood-Produktionen der 1980er-Jahre: ein packender und spannungsreicher Realismus, ein originelles Drehbuch, überzeugende Schauspielerleistungen, ein atmosphärischer Soundtrack und nicht zuletzt der Verzicht auf plakatives patriotisches Pathos heben „Platoon“ aus der Masse der Filme klar heraus. Wer sich „Platoon“ für sein Heimkino zulegen möchte, hat zwei Optionen: Das Label MGM hat den Film sowohl auf DVD als auch auf Blue Ray in seinem Sortiment. Beide Trägermedien bieten sehr gute Bildqualität. Zudem sind sowohl der englische Originalton (mit optionalen deutschen Untertiteln) als auch eine deutsche Synchronfassung anwählbar. Wer den passenden Player besitzt, sollte dennoch zur Blue Ray greifen: Sie ist zum 25-jährigen Jubiläum des Films entstanden und enthält umfangreiches Bonusmaterial (zwei Audiokommentare von Regisseur Oliver Stone und Militärberater Dale Dye, mehrere Kurzdokumentationen über die Dreharbeiten sowie elf zusätzliche Szenen, die in der Kinofassung gestrichen wurden). „Platoon“ ist unzweifelhaft ein Pflichtprogramm für jeden am Vietnamkrieg Interessierten. Dr. Daniel Carlo Pangerl, Jg. 1983, ist Historiker und Kulturwissenschaftler aus Starnberg.
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Menschen & Geschichten
Bernard L. Montgomery
Rommels gefährlichster Sommer 1942: Erwin Rommels Truppen triumphieren in Nordafrika über die Briten. Doch bei El Alamein wendet sich das Blatt: Hier trifft der „Wüstenfuchs“ auf einen Widersacher, der sich als besonders hartnäckig erweist. Von Lukas Grawe
I
n seiner markigen Antrittsrede vor den Männern der britischen 8. Armee im August 1942 macht Bernard L. Montgomery keinen Hehl daraus, was er von Rommels Triumphzug durch Nordafrika hält: „Er ist wirklich eine Plage. Aus diesem Grund werden wir ihm einheizen und ihn fertig machen.“ Es wird unmissverständlich klar: Montgomerys „Mission“ als Oberbefehlshaber der von Rommel im August 1942 nach Ägypten zurückgedrängten 8th Army steht von Beginn an unter der Zielvorgabe, den listigen „Wüstenfuchs“ zu stoppen und das gefürchtete „Afrikakorps“ zu schlagen.
Frühe Soldatenkarriere Wer war der Mann, der quasi auf Rommel „angesetzt“ wurde und aufgrund seiner militärischen Erfolge in den Jahren 1942 bis
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1945 als populärster britischer Heerführer des Zweiten Weltkriegs gilt? Bereits in jungen Jahren schlägt der im Jahr 1887 in London geborene Montgomery eine Karriere als Berufssoldat ein. Er steht damit beruflich ganz im Gegensatz zu seinem Vater, der 1889 zum Bischof von Tasmanien ernannt wird. Denn nach der Rückkehr aus der englischen Kolonie im Jahr 1901 und dem Besuch der St. Paul’s School wird der junge Montgomery an der angesehenen Militärakademie in Sandhurst aufgenommen. Hier steht der rebellische und unangepasste Kadett kurz vor dem Verweis, da er wiederholt das strenge Reglement der Akademie verletzt. Letztlich besteht Montgomery jedoch die Prüfungen. Im Anschluss führt ihn seine frühe Soldatenkarriere Ende 1908 für rund vier Jahre
HÄNDE HOCH: Eine deutsche Panzerbesatzung ergibt sich heranstürmenden britischen Soldaten. Foto: picture-alliance/United Archives/TopFoto
Gegner
HOHER BESUCH: Montgomery erläutert König Georg VI. anhand einer Karte die Lage an der Front im Westen, 1944. Foto: picture-alliance/United Archives/TopFoto
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Menschen & Geschichten | Bernard L. Montgomery nach Indien, ehe er 1912 nach Großbritannien zurückkehrt. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wird Montgomerys Regiment als Teil der britischen Expeditionsstreitkräfte nach Frankreich verlegt, wo er im Herbst 1914 eine lebensgefährliche Verwundung erleidet. Nach einer langwierigen Genesung dient Montgomery 1916 als Stabsoffizier an der Westfront. Bis zum Kriegsende arbeitet sich der ehrgeizige Soldat in verschiedenen Stäben hoch und bekleidet im November 1918 den Rang eines Lieutenant Colonel.
Experte für den Nahen Osten Nach Kriegsende kehrt Montgomery in den normalen Friedensdienst der britischen Armee zurück. Es folgen unter anderem Einsätze in Irland, Palästina und erneut in Indien. Auch als Ausbilder macht er sich nun einen Namen. Montgomery mangelt es in der Zwischenkriegszeit jedoch auch nicht an der Erfahrung von kriegerischen Auseinandersetzungen. So ist er an der Niederschlagung des arabischen Aufstandes gegen die britische Herrschaft in Palästina beteiligt und findet sich auch in den Wirren des irischen Unabhängigkeitskrieges wieder. Aufgrund seiner
Zeit in Palästina als „Nahost-Experte“ eingestuft, erhält er 1937 das Kommando über die dort stationierte 8. Division. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs übernimmt Montgomery eine neue Aufgabe. Er wird Kommandeur der legendären 3. Division, die im Ersten Weltkrieg wegen ihrer besonderen Leistungen den Spitznamen „Eiser-
de ohne große Verluste dem Zugriff der Deutschen zu entziehen. Nach der Niederlage Frankreichs im Juni 1940 bereitet sich England schnell auf eine mögliche deutsche Invasion vor. Doch Montgomery zeigt sich in dieser Situation weitgehend unbeeindruckt. Er wird Oberbefehlshaber des Südkommandos in England und
„Ich habe niemals zuvor einem Feldmarschall gegenüber gestanden. Doch zweifellos habe ich die erste Runde gewonnen (…). Ich habe jede Minute der Schlacht genossen.“ Montgomery über die Schlacht bei Alam Halfa im Spätsommer 1942
ne Division“ erhielt. Als Teil der britischen Expeditionsstreitkräfte erlebt der General den „Sitzkrieg“ zwischen Deutschen und Alliierten, der ihn zum Abwarten zwingt. Als die deutsche Wehrmacht am 10. Mai 1940 im Westen angreift, muss sich auch Montgomerys 3. Division schnell in den allgemeinen Rückzug der alliierten Truppen „einreihen“. Immerhin gelingt es ihm dabei, seine Verbän-
ANGESPANNTES VERHÄLTNIS: Immer wieder geraten Montgomery und US-General Eisenhower (re.) im Zuge der Kämpfe gegen „Hitler-Deutschland“ aneinander. Foto: picture-alliance/akg-images
scheut sich dabei nicht, seine Vorgesetzten auf Missstände hinzuweisen. In dieser Zeit erwirbt er sich endgültig den Ruf eines unbequemen und rechthaberischen Offiziers. Er gilt innerhalb des Offizierkorps als asketischer Einzelgänger, der diszipliniert und professionell arbeiten, dabei aber auch eigensinnig und kompromisslos vorgehen kann.
Ankunft in Afrika Als die befürchtete deutsche Invasion an der Südküste Englands ausbleibt, droht in anderen Regionen Gefahr für das Britische Weltreich: Auch auf dem Balkan oder in Nordafrika ist das Empire verwundbar. Schließlich führt der Seeweg zu Englands wichtigster Kolonie Indien durch den Suezkanal. Als deutsche Truppen unter dem Kommando von Generaloberst Erwin Rommel bis an die ägyptische Grenze vorstoßen, sieht sich Englands Premierminister Winston Churchill zum energischen Vorgehen gezwungen. Er entlässt den erfolglosen Befehlshaber der 8. Armee, Claude Auchinleck, und ernennt Bernard Montgomery am 13. August 1942 zu dessen Nachfolger. Churchills erste Wahl ist der bis dahin nur Insidern bekannte General nicht. Der favorisierte William Gott stirbt jedoch nur wenige Tage nach seiner Ankunft in Afrika bei einem Flugzeugabsturz. So übernimmt Montgomery die anspruchsvolle Aufgabe, die völlig demoralisierte 8. Armee zu stabilisieren und den deutschen Vormarsch zu stoppen. Sofort macht sich der ehrgeizige Offizier an die Arbeit. Um die Missstände in „seiner“ Armee ausfindig zu machen, setzt Montgomery auf den Sachverstand seines Stabes – persönliche Gespräche hält er für wesentlich informativer als das Studium seitenlanger Lageberichte. Der neue Kommandeur setzt den Hebel vor allem bei der mangelhaften Zusammenarbeit der Luft- und Bodenstreit-
„Monty“ räumt auf BELIEBT: Montgomery ist nach anfänglicher Skepsis seiner Untergebenen beliebt bei der „Truppe“; hier reicht er einem seiner Soldaten während einer Fahrt zur Front am Sangro-Fluss (Italien) eine Zigarette, Dezember 1943. Foto: picture-alliance/United Archives/TopFoto
Eindeutig „Jedes Wort dieses Buches wurde mit Bleistift mit eigener Hand geschrieben“, lautet der Klappentext der Memoiren von „Montgomery of Alamein, F[ield] M[arshal]“. Typisch für „Monty“, auch hier keinen Zweifel über seinen eigenen maßgeblichen Beitrag des Werkes aufkomFoto: Pfaff men zu lassen.
kräfte an. Auch um die Hebung der Moral ist Montgomery bemüht. Dabei trifft der als schwierig geltende Offizier bei seinen Untergebenen zunächst auf große Skepsis. Erst seine Antrittsrede bricht das Eis – sie weist den Weg, den Montgomery mit seinen Männern gehen will. Seinen Kommandeuren teilt der Oberbefehlshaber mit: „Ich mag die Atmosphäre hier nicht. Es ist eine Atmosphäre des Zweifelns, des Zurückblickens, um den nächsten Platz des Rückzugs zu sondieren, des Verlustes an Vertrauen in unsere Fähigkeit, Rommel zu schlagen. (…) An was wir uns erinnern sollten ist, mit dem Kerl Rommel Schluss zu machen.“
Duell mit Rommel Montgomerys Rede hinterlässt tiefen Eindruck. Dass er sich oft an der Front bei den einfachen Soldaten zeigt, steigert die Popularität des kleingewachsenen Mannes mit Schnurrbart und schwarzem Béret enorm.
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Schnell erhält er den volkstümlichen Spitznamen „Monty“. Abseits dieser „Reformmaßnahmen“ kommt es dem Befehlshaber nun darauf an, den Abwehrriegel der britischen 8th Army nahe des ägyptischen Ortes El Alamein massiv auszubauen. Für die Durchführung einer eigenen Offensive hält „Monty“ seine Streitmacht für noch zu schwach. Er setzt daher zunächst auf die Verteidigung. Auch dem wiederholten Drängen Churchills, endlich eine Großoffensive gegen Rommel zu eröffnen, widersetzt er sich. Er will zuvor weitere Verstärkungen abwarten,
um sicherzugehen, dass seine Übermacht groß genug ist. Als Anfang September 1942 die Truppen der „Achsenmächte“ mit dem Angriff auf die englischen Stellungen beginnen, zeigt sich schnell, dass „Montys“ Plan aufgehen würde. Die deutsch-italienischen Truppen laufen sich an den stark befestigten Verteidigungswerken der Briten fest. Zahlreiche Minengürtel und die Überlegenheit der Engländer bei Flugzeugen und Artillerie machen sich nun bemerkbar. Rommel, der bis dahin die deutschen Truppen über Monate hinweg von Sieg zu Sieg führte, muss den Angriff schließlich abbrechen.
DAS BLATT WENDET SICH: Nach ihrem Sieg bei El Alamein im Herbst 1942 benennen britische Soldaten die „Achsenstraße“ in „Democracy Lane“ um. Foto: picture-alliance/Everett Collection
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Menschen & Geschichten | Bernard L. Montgomery KRIEGSENDE: Im Gegensatz zu seinem Kontrahenten Rommel, der 1944 aus dem Leben schied, überlebte „Monty“ den Krieg und stand auf der Seite der Sieger, hier neben Marschall Schukow während einer Parade in Berlin am 20. Mai 1945. Foto: picture-alliance/akg-images
Montgomerys Sieg bei Alam Halfa unweit von El Alamein im September 1942 markiert einen Wendepunkt auf dem nordafrikanischen Kriegsschauplatz. Fortan halten die Briten das Heft des Handelns in ihrer Hand.
Triumph über den „Wüstenfuchs“ Durch diesen großen Erfolg in seinem Handeln bestärkt, plant Montgomery nunmehr eine eigene Großoffensive. Es vergehen aber noch mehrere Wochen, in denen an der Front ein Stillstand eintritt. „Monty“ verbringt nun viel Zeit mit dem Studium von Karten des Kriegsschauplatzes. Am 23. Oktober 1942 schlagen seine mittlerweile vielfach überlegenen Truppen schließlich los. Die deutschen und italienischen Verbände haben der gewaltigen Streitmacht während der Operation „Lightfoot“ nicht mehr viel entgegenzusetzen: Nach wenigen Tagen müssen sie – trotz Hitlers Einspruch – den Rückzug antreten. Der Sieg „Montys“ in der zweiten Schlacht bei El Alamein macht den britischen Heerführer über Nacht zum gefeierten Helden. Englands Öffentlichkeit will mehr wissen über jenen Mann, der den als AN HISTORISCHER STELLE: Dem Oberbefehlshaber der alliierten Landstreitkräfte während des „D-Day“ widmete die Gemeinde Colleville-Montgomery (am Landestrand „Sword“) 1996 ein eigenes Denkmal. 1946 bereits nahm sie den Namen des damaligen Feldmarschalls als Beinamen an. Foto: Pfaff
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unbezwingbar geltenden Rommel besiegt hat. Und dies, obwohl Montgomerys Zögerlichkeit eine völlige Vernichtung des „Afrikakorps“ verhindert hat. Trotz dieser leise anklingenden Misstöne steigt seine Popularität stetig – vor allem wegen der andauernden Erfolge. Die 8. Armee treibt die dezimierten deutschen Truppen nun bis nach Tunesien vor sich her. Anfang Mai 1943 müssen sie kapitulieren. Rommel befindet sich zu diesem Zeitpunkt bereits in Italien. Im Zuge der alliierten Invasion Siziliens liefert sich der britische Feldherr im Juli 1943 einen regelrechten „Wettlauf“ mit seinem amerikanischen Pendant George Smith Patton. Dieser will die sizilianische Hauptstadt Messina unbedingt als Erster erreichen und nimmt dabei hohe Verluste an Menschen und Material in Kauf. Derartige Methoden sind Montgomery fremd. Für einen Prestigeerfolg das Leben seiner Männer zu gefährden beziehungsweise gar zu opfern, kommt für ihn nicht in Frage. Folgerichtig zieht Patton als erster in Messina ein. Im September 1943 betritt „Montys“ 8. Armee das italienische Festland. Hier muss er sich am Ende des Jahres von „seiner“ Armee verabschieden: Montgomery soll die Planung für das Unternehmen „Overlord“, die alliierte Invasion in Frankreich, vorantreiben. „Das ist eine gute neue Aufgabe. Und das wird ungefähr das Größte sein, das ich je angegangen bin“, schreibt er in sein Tagebuch. Tatsächlich wird es sich um die mit Abstand größte Invasion der Kriegsgeschichte handeln, für deren Durchführung nun auch Montgomery verantwortlich ist. Daher lässt er eigens
seinen Stab aus Italien einfliegen: „Die Gentlemen sind raus, die Profis werden eingewechselt“, lässt der betont lässige General verlauten. Angesichts der Bedeutung der Operation ist Montgomery nun auch zur engen Kooperation mit den Amerikanern bereit. Schließlich soll mit Dwight D. Eisenhower ein Amerikaner den Oberbefehl erhalten. Montgomery erhält dafür das Kommando über die alliierten Bodentruppen. Derweil befehligt ein alter Bekannter die gegnerischen Armeen: Erwin Rommel soll die Abwehrmaßnahmen in Nordwestfrankreich koordinieren und die alliierte Landung in der Normandie verhindern. Montgomery fiebert dem erneuten Aufeinandertreffen förmlich entgegen. Nach mehrmaliger Verschiebung beginnt am 6. Juni 1944 die Invasion in der Normandie. Bereits nach der Kesselschlacht von Falaise im August 1944 ist der Widerstand der zahlenmäßig deutlich unterlegenen deutschen Verbände weitgehend gebrochen. Bei der Verfolgung des stark angeschlagenen Gegners wird Montgomery erneut zögerliches Vorgehen vorgeworfen. Doch Kritik lässt der „Sieger von El Alamein“ an sich abprallen.
Desaster von Arnheim Nach der Befreiung weiter Teile Frankreichs kommt es zwischen den militärischen Spitzen der Alliierten zu Meinungsverschiedenheiten. Diese entzünden sich vor allem an der Frage, wie der Vormarsch nach Deutschland am besten durchzuführen sei. Montgomery plädiert für einen massiven Vorstoß einer schmalen Front, doch wird er von amerikanischer Seite überstimmt: Diese hält den Vormarsch einer breiten Front für besser. Montgomery verfolgt dennoch eigene Pläne und entwirft unter dem Decknamen „Market Garden“ einen kühnen Plan, der den Krieg gegen Hitlers Armeen bis Weihnachten 1944 beenden soll. Ein Vorstoß über die niederländischen Rheinbrücken soll bis in das Ruhrgebiet führen, um dort die deutsche Industrie auszuschalten. Doch der vor allem auf den Einsatz von Fallschirmjägern basierende Plan endet im Desaster. Energischer Widerstand der Deutschen führt zu extremen Verlusten auf alliierter Seite. Montgomerys Kritiker – allen voran Eisenhower – fühlen sich in ihrer ablehnen-
Literaturtipp Susanne Stenner: Bernard L. Montgomery. Verloren im Triumph, in: Wolfgang Schoen und Holger Hillesheim (Hrsg.): Vier Kriegsherren gegen Hitler, Berlin 2001. S. 62–109.
Der „Rommel-Bezwinger”
NACHKRIEGSFOTO: Field Marshal Bernard Montgomery in seinem „fahrbaren Hauptquartier“ – einem Wohnwagen. Im Hintergrund Porträts von Erwin Rommel (li.) und Walter Model (re.). Foto: ullstein bild – ullstein bild
den Meinung gegenüber den Ideen des Briten bestätigt. Ohnehin gerät Montgomery nun immer öfter in offenen Widerspruch zu Eisenhower.
sen und stellt Ansprüche auf den alliierten Oberbefehl. Erst ein Machtwort Eisenhowers veranlasst ihn zum Einlenken. Fortan ist es Montgomerys Minimalziel, den Einzug der
„Ich glaube, Montgomery versuchte so zu denken wie Rommel.“ Charles Squire (8th Army), Gegner Rommels in Afrika
Im Clinch mit Eisenhower
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Endphase eines Soldatenlebens Nach der Gesamtkapitulation Deutschlands wird Montgomery umjubelt in London empfangen und als „General des Volkes“ gefeiert. Von diesem Ruhm zehrt „Monty“ bis ans Ende seiner Laufbahn. Als Militärgouverneur übernimmt er in der Nachkriegszeit für einige Jahre die Kontrolle über die britische Besatzungszone. Anschließend ist er als britischer Generalstabschef und als stellvertretender Oberbefehlshaber der NATO tätig – beides mit eher mäßigem Erfolg. Im Jahr 1967 kehrt der geadelte Feldmarschall noch einmal an die Stätte seines Ruhmes zurück: In El Alamein besucht er die Soldatengräber „seiner“ 8. Armee. Hoch betagt, verstirbt er am 24. März 1976 im Alter von 88 Jahren. Als „Sieger über Rommel“ hat er sich für viele Briten jedoch unsterblich gemacht und seinen festen Platz in der Militärgeschichte „erkämpft“.
Den amerikanischen Oberbefehlshaber hält er für völlig unfähig: „Seine Unwissenheit, wie man einen Krieg führt, ist bedingungslos und allumfassend. Er ist populär, aber nicht mehr“, so „Monty“ geringschätzig über den US-General. Das Kommando über die alliierten Bodentruppen muss er dennoch an den ungeliebten Kollegen abgeben. Auch die Ernennung zum Field Marshal tröstet Montgomery wenig.
Als die amerikanischen Truppen im Dezember 1944 durch die deutsche Ardennenoffensive kurzzeitig in Bedrängnis geraten, sieht Montgomery die Gelegenheit gekommen, zu beweisen, dass seine Methode der Truppenführung die effektivere ist. Er übernimmt in einer äußerst angespannten Situation den Befehl über die 1. und 9. US-Armee und wendet die Lage zum Besseren. In überheblicher Weise lässt er dies auch die Presse wis-
alliierten Truppen in die „Reichshauptstadt“ Berlin anzuführen. Doch das Verhältnis zu Eisenhower ist nicht mehr zu kitten. Der amerikanische General lässt den britischen Offizier statt Berlin „nur“ den Nordwesten Deutschlands besetzen. Dort nimmt Montgomery Anfang Mai 1945 die deutsche Teilkapitulation entgegen.
HOCH BETAGT: Montgomery diente mehr als 50 Jahre in der Armee. Sein Name wird mit dem Sieg über Rommel verbunden bleiben. Foto: picture-alliance/United Archives/TopFoto
Lukas Grawe, M.A., Jahrgang 1985, Historiker aus Münster.
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Spurensuche
Pablo Picassos Gemälde „Guernica“
Mahnmal gegen den Krieg 1937: Unter dem Eindruck des spanischen Bürgerkrieges entsteht Pablo Picassos „Guernica“, eines der berühmtesten Kunstwerke des 20. Jahrhunderts. Von Daniel Carlo Pangerl 80
D
ie Jahre 1936 bis 1939 gehören zu den düstersten in der Geschichte der Iberischen Halbinsel: Im Juli 1936 putschen rechtsgerichtete Militärs unter der Führung des Generals Francisco Franco gegen die Regierung. Es kommt zum blutigen Bürgerkrieg, der Tausende von Opfern fordert und das Land verwüstet. Franco erhält militärische Unterstützung aus Italien und Deutschland. Letzteres entsendet mehrere Tausend Soldaten sowie eine Reihe von Kampfflugzeugen: die berüchtigte „Legion
Condor“. Die bekannteste und zugleich schrecklichste Episode des Bürgerkrieges ereignet sich am 26. April 1937: Die in Nordspanien östlich von Bilbao gelegene Kleinstadt Guernica, welche zu dieser Zeit etwa 6.000 Einwohner hat, wird von deutschen und italienischen Flugzeugen bombardiert und großflächig zerstört. Vor diesem Hintergrund entsteht ein berühmtes Gemälde. Sein Name ist Programm: Es heißt „Guernica“. Sein Schöpfer ist der spanische Maler, Grafiker und Bildhauer Pa-
WELTBERÜHMT: „Guernica“ ist eines der bekanntesten Antikriegsbilder aller Zeiten – geschaffen hat es Pablo Picasso, der vielen als Idealtyp des modernen Künstlers gilt. Abb.: picture alliance / Heritage Images
blo Picasso (1881–1973), einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Picasso wird von der republikanischen Regierung Spaniens beauftragt, einen Beitrag für den spanischen Pavillon bei der Pariser Weltausstellung 1937 zu kreieren. Als sich in der Zwischenzeit die Bombardierung von Guernica ereignet, entschließt sich der in Paris lebende Picasso, dieses Ereignis in seinem Auftragswerk zu verarbeiten. Bezüglich seiner Motivation sagt er: „Das spanische Ringen ist der Kampf der Reaktion gegen das Volk, gegen die Freiheit. Auf dem Wandgemälde, an dem ich arbeite und das ich Guernica nennen werde [...] bringe ich deutlich meinen Abscheu vor der militärischen Kaste zum Ausdruck, die Spanien in einen Ozean von Leid und Tod versenkt hat“. Picasso benötigt lediglich sechs Wochen, um „Guernica“ fertigzustellen.
Clausewitz 5/2015
Das Gemälde, dessen Maße mit 349 x 777 Zentimeter geradezu monumental sind, vermittelt einen höchst originellen Einblick in die Schrecken des Krieges. Obgleich die Katastrophe von Guernica und der spanische Bürgerkrieg als konkreter Anlass für die Entstehung dienen, ist der Aussagegehalt des Bildes ein universeller und allegorischer: Es mahnt zum Gedenken an alle Kriegsopfer und geißelt jeglichen Krieg als Barbarei. Picasso entscheidet sich für die sogenannte „Grisaille-Technik“ („Grau-in-Grau-Malerei“), um eine trostlose, desolate Stimmung zu erzeugen. Zahlreiche Bildelemente sind bewusst kryptisch gehalten, verweigern sich einer eindeutigen Interpretation und regen zum Nachdenken an. Auf der linken Bildseite sieht man einen Stier. Unterhalb des Stierkopfes befindet sich eine Frau, die ihr totes
Kind in den Armen hält und ihre Verzweiflung herausschreit. Hinter dem Stier sitzt ein verwundeter Vogel. Rechts daneben hängt an der Decke eine Glühlampe, die gezackte Lichtstrahlen aussendet. Darunter steht ein schwer verletztes Pferd. Zwischen dessen Hufen liegt ein Krieger mit zerfetztem Körper. Auf der rechten Bildseite oben erblickt man ein rätselhaftes Wesen mit überdimensioniertem Kopf, das mit seinem Arm eine Lampe festhält. Heutzutage gilt „Guernica“ als der Inbegriff des Anti-Kriegs-Gemäldes. Seine pazifistische Botschaft besitzt zeitlose Gültigkeit. Dr. Daniel Carlo Pangerl, Jg. 1983, ist Historiker und Kulturwissenschaftler. Er promovierte 2011 an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
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Nr. 27 | 5/2015 | September-Oktober | 5. Jahrgang
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Unternehmen „Weserübung“ 1940 Spektakuläre Operation in Skandinavien April bis Juni 1940: Truppen der Wehrmacht besetzen Dänemark und Norwegen, um schwedische Erzlieferungen und die Zugänge zur Ostsee zu sichern. Der militärische Erfolg des triphibischen Unternehmens „Weserübung“ wird jedoch mit zum Teil empfindlichen Verlusten – vor allem bei der Kriegsmarine – teuer erkauft.
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Hundertjähriger Krieg
Geschäftsführung Clemens Hahn Herstellungsleitung Olaf Wendenburg Leitung Marketing und Sales Zeitschriften: Andreas Thorey Vertriebsleitung Dr. Regine Hahn Vertrieb/Auslieferung Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriftenhandel: MZV, Unterschleißheim
Der „ewige“ Streit um den französischen Thron
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1337–1453: Über hundert Jahre – mit Unterbrechungen – dauert der Krieg zwischen dem englischen und französischen Königreich. Für die Nachwelt ist dieser mittelalterliche „Riesenkonflikt“ von Schlachtenmythen (Crécy), schillernden Figuren (Jeanne d’Arc) und Shakespeares Dramen (Heinrich V.) umwittert. Doch welches Bild fördert eine nüchterne militärgeschichtliche Analyse zu Tage?
Im selben Verlag erscheinen außerdem:
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Schlacht um Cholm 1942 Dramatische Kesselschlacht im Osten Januar 1942: Der Verkehrsknotenpunkt Cholm im Nordabschnitt der Ostfront wird zum Schauplatz einer 100 Tage andauernden Kesselschlacht, in der die eingeschlossenen deutschen Soldaten auf den Entsatz durch ihre Kameraden hoffen.
Außerdem im nächsten Heft: Schlacht bei Austerlitz 1805. Napoleons Triumph in der „Dreikaiserschlacht“. Marschall Philippe Pétain. Vom Nationalhelden zum Kolloborateur und Hochverräter. Und viele andere Beiträge aus den Wissengebieten Geschichte, Militär und Technik. MG_2015_05_u1_u1
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Marketender
Hermann Hoth
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Die deutsche
Jetlegende
Angriff auf PQ 17 omber 1942: Wie U-Boote und Torpedob ten vernichte den alliierten Geleitzug
AKTIK TAKTIK STRATEGIE & T STRATEGIE
CHLACHTEN SCHLACHTEN KRIEGE & S KRIEGE
Japan 1945
Atombombe statt Invasion – das waren die Gründe
Von Verdun bis Skagerrak
thos So entstand der Schlachtenmy des Ersten Weltkriegs
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Kennen Sie schon die aktuelle Ausgabe von MILITÄR & GESCHICHTE? Jetzt am Kiosk! Unter anderem im Heft: Angriff auf den alliierten Geleitzug PQ17, „Jetlegende“ Me 262, Die „Jüdische Legion“ im Ersten Weltkrieg u.v.a.
Die nächste Ausgabe von erscheint am 5. Oktober 2015.
Preise Einzelheft € 5,50 (D), € 6,30 (A), € 6,50 (LUX), sFr. 11,00 (CH) (bei Einzelversand jeweils zzgl. Versandkosten) Jahresabonnement (6 Hefte) € 29,70 incl. MwSt., im Ausland zzgl. Versandkosten Die Abogebühren werden unter der Gläubiger-Identifikationsnummer DE63ZZZ00000314764 des GeraNova Bruckmann Verlagshauses eingezogen. Der Einzug erfolgt jeweils zum Erscheinungstermin der Ausgabe, der mit der Vorausgabe ankündigt wird. Den aktuellen Abopreis findet der Abonnent immer hier im Impressum. Die Mandatsreferenznummer ist die auf dem Adressetikett eingedruckte Kundennummer. Erscheinen und Bezug CLAUSEWITZ erscheint zweimonatlich. Sie erhalten CLAUSEWITZ in Deutschland, in Österreich, in der Schweiz und in Luxemburg im Bahnhofsbuchhandel, an gut sortierten Zeitschriftenkiosken sowie direkt beim Verlag. ISSN 2193-1445 © 2015 by GeraMond Verlag. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Durch Annahme eines Manuskripts erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht zur Veröffentlichung. Für unverlangt eingesandte Fotos und Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Gerichtsstand ist München. Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt: Dr. Tammo Luther; verantwortlich für die Anzeigen: Thomas Perskowitz beide: Infanteriestraße 11a, 80797 München. Hinweis zu §§ 86 und 86a StGB: Historische Originalfotos aus der Zeit des „Dritten Reiches“ können Hakenkreuze oder andere verfassungsfeindliche Symbole abbilden. Soweit solche Fotos in CLAUSEWITZ veröffentlicht werden, dienen sie zur Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens und dokumentieren die militärhistorische und wissenschaftliche Forschung. Wer solche Abbildungen aus diesem Heft kopiert und sie propagandistisch im Sinne von § 86 und § 86a StGB verwendet, macht sich strafbar! Redaktion und Verlag distanzieren sich ausdrücklich von jeglicher nationalsozialistischer Gesinnung.
… r e e M d n u e f Schif ! a d t s i e b a g s u A e u e n Die
GeraMond Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München
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